27.12.2012 Aufrufe

Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB

Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB

Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10<br />

trags belastet 3 . Ob ALDI, Lidl und Co, aber auch Shell und Mc Donald so erfolgreich gewesen<br />

wären, wenn jede Filiale ihr eigenes Produkt definiert hätte, den eigenen Auftritt und das<br />

eigene Geschäftsmodell?<br />

<strong>Kunden</strong>fernes Denken in Zuständigkeitskategorien in Verbindung mit einem bipolaren Leitbild<br />

(vgl. Berndt/Blümel 2003: 25) vom öffentlichen Verkehr als dem kollektiven Transport in<br />

Großgefäßen einerseits und dem privaten, individuellen Verkehr andererseits best<strong>im</strong>mt<br />

offensichtlich auch noch <strong>im</strong> 21. Jahrhundert das Denken der Akteure.<br />

Fahrgastorientierung in der Welt des künftigen ÖPNV<br />

Die hier nur in einigen Beispielen skizzierte Branche und deren geringe Orientierung an den<br />

tatsächlich vorhandenden und den potentiellen <strong>Kunden</strong> sowie deren Wünsche, wie umgekehrt<br />

auch das Bild der <strong>Kunden</strong> von der Branche, sind die Folge der unternehmerischen<br />

Ausrichtung der ÖPNV-Branche, ihrem Auftritt am Markt, ihrem gesamten Verhalten den<br />

<strong>Kunden</strong> gegenüber.<br />

Dieser Auftritt wird weitgehend von der rechtlichen und finanziellen Einbettung der Branche<br />

best<strong>im</strong>mt. Diese wird sich ändern. Wie weit, wohin und wann ist allerdings, trotz einer nunmehr<br />

über 15-jährigen Diskussion noch <strong>im</strong>mer nicht erkennbar. Das hierfür zuständige Verkehrsministerium,<br />

die kommunalen Spitzenverbände, die Branchenvertretungen und<br />

Gewerkschaften zeigen – außer einem Weiter-so und abseits rhetorischer Übungen – keinen<br />

Gestaltungswillen, einen ÖPNV zu formen, der den Mobilitätswünschen der <strong>Kunden</strong> des 21.<br />

Jahrhunderts entspricht. Den insgesamt 250.000 Beschäftigten in rund 6.000 gewerblichen<br />

und kommunalen Unternehmen der Branche fehlt damit eine motivierende und verlässliche<br />

Perspektive.<br />

Die zentrale These dieses Diskussionspapiers lautet, dass die Fahrgastorientierung <strong>im</strong><br />

öffentlichen Verkehr künftig eine weitaus größere Bedeutung einnehmen muss als heute,<br />

wenn der ÖPNV künftig noch eine Rolle auf dem Verkehrsmarkt spielen will. Dies setzt Freiheiten<br />

zur unternehmerischen Gestaltung marktkonformer, d.h. kunden- und nachfrageorientierter<br />

Dienstleistungen voraus. Voraussetzung hierfür sind sehr weitgehend veränderte<br />

rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen.<br />

Diese bedeuten nicht weniger als eine Abkehr vom ÖPNV als behördlich bis ins kleinste<br />

Detail definierte und kontrollierte Versorgung. An die Stelle detaillierter Vorgaben von Linien,<br />

Takten, Bedienzeiten und Gefäßgrößen müssen Eckpunkte für die Erreichbarkeit treten, in<br />

deren Rahmen die Verkehrsunternehmen das Angebot frei gestalten können. Allenfalls<br />

einige technische Anforderungen, z. B. hinsichtlich der Umwelteigenschaften der Fahrzeuge<br />

sowie Vorgaben zur Akzeptanz von Verbund-Fahrkarten und elektronischen Fahrscheinen<br />

bilden Ausnahmen von diesem Grundsatz.<br />

Die Verkehrsunternehmen werden zudem die künftige Haushaltsfinanzierung des ÖPNV, bei<br />

der Bus und Bahn in der für sie völlig ungewohnten Konkurrenz zu Kindergärten, Schw<strong>im</strong>mbädern<br />

und der Feuerwehr stehen werden, nur mit einer hohen Akzeptanz der Transferleistungen<br />

durch den Steuerzahler erfolgreich überstehen (vgl. Werner 2003: 20). Hohe<br />

Akzeptanz erfordert eine weitaus stärkere <strong>Kunden</strong>orientierung als heute. Das in der Vergan-<br />

3 Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH,<br />

Dortmunder Stadtwerke AG und Vestische Straßenbahnen GmbH haben sich <strong>im</strong> April 1999 zur<br />

„Kooperation östliches Ruhrgebiet“ zusammengeschlossen. Seit dem Jahr 2000 werden Busse von<br />

allen vier Unternehmen „schraubengleich“ und mit erheblichem Preisvorteil geordert (68 Busse <strong>im</strong><br />

ersten Jahr). Insider-Schätzungen gehen von Preisvorteilen in der Größenordnung von 10-15%<br />

aus.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!