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4 Funktionen und Gleichungen - CeVis

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4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 66<br />

4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong><br />

<strong>Funktionen</strong> sind ganz gr<strong>und</strong>legende Objekte der Mathematik <strong>und</strong><br />

nehmen daher auch im Schulunterricht einen breiten Raum ein.<br />

Normalerweise wird bei <strong>Funktionen</strong> der Zuordnungsaspekt herausgestellt,<br />

dass also gewissen mathematischen Objekten (meistens<br />

Zahlen) andere mathematische Objekte zugeordnet werden. In den<br />

vorhergehenden Kapiteln haben wir mit den geometrischen<br />

Abbildungen ebenfalls <strong>Funktionen</strong> kennen gelernt. Hier waren die<br />

mathematischen Objekte Punkte (Kapitel 2) bzw. Vektoren (Kapitel 3).<br />

4.1 Gr<strong>und</strong>begriffe<br />

Ordnet man den Elementen einer ersten Menge M1 ganz allgemein<br />

Elemente einer zweiten Menge M2 zu, so spricht man von einer<br />

Relation zwischen den Mengen M1 <strong>und</strong> M2. Eine Funktion stellt eine<br />

Zuordnung zwischen zwei Mengen dar. <strong>Funktionen</strong> sind nun spezielle<br />

Relationen.<br />

Definition 4.1 (Funktion)<br />

Eine Funktion f ist eine Beziehung zwischen zwei Mengen, die jedem<br />

Element der einen Menge (Eingangsgröße, unabhängige Variable, x-<br />

Wert) genau ein Element der anderen Menge (Ausgangsgröße,<br />

abhängige Größe, y-Wert) zuordnet.<br />

Definition 4.2 (Definitionsmenge)<br />

Die Menge aller Elemente, denen durch die Funktion f ein Element<br />

zugeordnet wird, heißt Definitionsmenge D der Funktion f.<br />

Ist die Funktion durch einen Rechenterm in x gegeben, so verstehen<br />

wir unter der Definitionsmenge alle Zahlen, die für x eingesetzt<br />

werden dürfen.<br />

Definition 4.3 (Wertemenge)<br />

Die Wertemenge W einer Funktion f bezeichnet die Menge der<br />

Elemente, die bei f als zugeordneter Wert auftauchen.<br />

Ist die Funktion durch einen Rechenterm in x gegeben, so sind die<br />

Elemente der Wertemenge diejenigen Zahlen, die wir beim Einsetzen<br />

von x erhalten.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 67<br />

Beispiel:<br />

Ist der Rechenterm<br />

D = ! \ 0<br />

1<br />

gegeben, so ist die Definitionsmenge<br />

2<br />

x<br />

{ } , da der Term für 0 nicht definiert ist. Die Wertemenge der<br />

so gegebenen Funktion ist W = ! + , denn nur positive Zahlen tauchen<br />

als Ergebnis der Rechnung auf.<br />

Wird die Definitionsmenge mit D bezeichnet <strong>und</strong> die zweite Menge, in<br />

der die zugeordneten Elemente liegen, mit M, so ist eine ausführliche<br />

Schreibweise:<br />

" D ! M<br />

f : #<br />

$ x ! y<br />

Dafür, dass y das Element ist, dass x durch f zugeordnet wird, schreibt<br />

man auch y = f (x) .<br />

Sprechweise: „x wird abgebildet auf y “ oder<br />

„x wird abgebildet auf f(x)“<br />

Definition 4.4 (Umkehrfunktion)<br />

Die Umkehrung einer Funktion ist die Zuordnung, die jedem Element<br />

der Wertemenge sein(e) Urbildelement(e) (Element(e) der Definitionsmenge)<br />

zuordnet.<br />

Ist diese Umkehrung wieder eine Funktion, d.h. auch in der<br />

Umkehrung ist die Zuordnung eindeutig, so spricht man von der<br />

Umkehrfunktion.<br />

Beispiel<br />

# ! ! !<br />

Die Funktion f sei gegeben durch f : $<br />

% x " 3x " 2<br />

Sie hat die Umkehrfunktion f !1 ! " !<br />

:<br />

y " 1<br />

#<br />

%<br />

$ 2<br />

% y !<br />

& 3 3<br />

Um die Umkehrfunktion zu bestimmen, lösen wir die Gleichung<br />

y = f (x) nach x auf.<br />

Nicht jede Funktion ist umkehrbar, denn die Umkehrung ist nur dann<br />

eine Funktion, wenn jedem x-Wert genau ein y-Wert zugeordnet wird.<br />

Daher kann eine Funktion nur dann umgekehrt werden, wenn keiner<br />

der Funktionswerte mehrmals auftaucht. Nur dann existiert zu jedem y<br />

auch nur ein x-Wert.<br />

Die Definitionsmenge ist für die Eigenschaften einer Funktion von<br />

Bedeutung. Schränken wir bei der quadratischen Funktion x ! x2 den


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 68<br />

Definitionsbereich D so ein, dass nur positive Zahlen für x eingesetzt<br />

werden, so ist die Funktion umkehrbar, da jedem Element des<br />

Wertebereichs W auch nur ein Element des Definitionsbereichs D<br />

zugeordnet wird.<br />

Graphische Darstellung von <strong>Funktionen</strong><br />

Neben der rein algebraischen Definition von <strong>Funktionen</strong> durch einen<br />

Term kann man eine Zuordnungsvorschrift auch durch andere<br />

Möglichkeiten angeben. Sehr anschaulich <strong>und</strong> das Verständnis<br />

fördernd ist eine grafische Darstellung. Dazu sind mehrere Arten<br />

üblich.<br />

4.1.1 Mengendiagramm<br />

Ein Beispiel eines Mengendiagramms einer Funktion sieht so aus:<br />

Abb. 4.1: Beispiel eines Mengendiagramms einer Funktion<br />

Verschiedenen Personen (A, B, C <strong>und</strong> D) haben jeweils ein Haustier.<br />

Jeder Person kann also ein Haustier zugeordnet werden. Hätte eine<br />

Person mehrere Haustiere, wäre die Zuordnung keine Funktion.<br />

Allerdings dürfen Elemente der Wertemenge mehreren Elementen der<br />

Definitionsmenge zugeordnet sein; Funktionswerte können mehrfach<br />

angenommen werden.<br />

Eine Darstellung mit dem im Beispiel verwendeten Venn-Diagramm<br />

bietet sich nur an, wenn die Definitionsmenge wenige Werte enthält.<br />

Häufig ist die Definitionsmenge jedoch die Menge ! der reellen<br />

Zahlen, ein Intervall etc. Dann bietet sich folgende Darstellung an.<br />

4.1.2 Graph einer Funktion im Koordinatensystem<br />

Abbildung 4.2 zeigt den Graphen einer Funktion f. Die Elemente der<br />

Definitionsmenge werden dabei auf der waagerechten x-Achse<br />

(Abszisse) aufgetragen, die zugeordneten Funktionswerte der Wertemenge<br />

auf der senkrechten y-Achse (Ordinate).


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 69<br />

Abb. 4.2: Graph einer Funktion f<br />

Am Graphen einer Zuordnung kann man sehr gut ablesen, ob die<br />

Funktionseigenschaft erfüllt ist, ob also jedem x-Wert genau ein y-<br />

Wert zugeordnet wird. Jede Parallele zur Ordinate muss den Graphen<br />

dabei genau einmal schneiden.<br />

Abbildung 4.3 zeigt einen Kreis als Beispiel für den Graphen einer<br />

Relation, die keine Funktion ist. Hier gibt es x-Werte, denen zwei y-<br />

Werte zugeordnet werden.<br />

Abb. 4.3: Kein Graph einer Funktion<br />

4.1.3 Darstellung mit zwei parallelen Skalen<br />

Eine dritte Möglichkeit ist gegeben, wenn wir zwei Skalen (eine<br />

Definitionsmengen-Skala <strong>und</strong> eine Wertemenge-Skala) parallel<br />

zueinander aufzeichnen. Mit Pfeilen werden den Elementen (oder<br />

ausgewählten Beispielelementen) der Definitionsmenge die Elemente<br />

der Wertemenge zugeordnet.<br />

Ein Beispiel zeigt Abbildung 4.4.<br />

Abb. 4.4: Darstellung einer Zuordnung mit Hilfe zweier Skalen


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 70<br />

Eine besondere Stärke zeigt diese Darstellung in Verbindung mit<br />

dynamischer Geometriesoftware. Wir können einen Pfeil dabei<br />

bewegen, um somit besondere Eigenschaften von Zuordnungsvorschriften<br />

zu beobachten. Dazu bewegen wir einen Punkt auf der<br />

Definitionsmengen-Skala so, dass sich der zugehörige Punkt mit dem<br />

Pfeil auf der Wertemengen-Skala bewegt.<br />

Abb. 4.5: Darstellung der Funktion f (x) = 0,5x2 ! x + 1,2 mit Hilfe<br />

von zwei Skalen<br />

4.2 Gr<strong>und</strong>aufgaben<br />

Für das Arbeiten mit den in der Schule üblichen <strong>Funktionen</strong> sind vier<br />

Gr<strong>und</strong>aufgaben herauszuheben, die den Umgang mit <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong><br />

ihren Graphen im Koordinatensystem festigen.<br />

4.2.1 Berechnen eines Funktionswertes<br />

Gegeben ist eine Funktion über ihren Term <strong>und</strong> eine Stelle x im<br />

Definitionsbereich. Gesucht ist die zugeordnete Zahl y.<br />

Um einen Funktionswert zu berechnen, setzen wir die gegebene<br />

Variable x in die Funktionsgleichung ein <strong>und</strong> erhalten den Wert y.<br />

Wichtig ist an dieser Stelle, zu verstehen, was die Schreibweise f(x)<br />

bedeutet. Der Funktionswert f(x) ergibt sich, indem ich in die<br />

Funktionsgleichung den gewünschten x-Wert einsetze. Ich erhalte<br />

somit einen Punkt, der auf dem Graphen dieser Funktion liegt.<br />

Allgemein wird der Punkt auf einem Graphen geschrieben als P(x/f(x))<br />

oder P(x,y), wobei sich der y-Wert durch den Funktionswert ergibt.<br />

Beispiel<br />

1) Berechne den Funktionswert an der Stelle x = 4 der Funktion<br />

f (x) = 0,5x2 ! 3.<br />

Lösung: Wir berechnen f(4), indem 4 für x in den Term eingesetzt<br />

wird:<br />

f (4) = 0,5! 42 " 3 = 5.<br />

Der Funktionswert der Funktion f an der Stelle x = 4 ist f (4) = 5.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 71<br />

Übertragen wir die Funktionsvorschrift in ein Koordinatensystem,<br />

wissen wir, dass der Punkt P(4;5) auf<br />

dem Graphen liegt.<br />

Die grafische Lösung besteht darin,<br />

dass man von x = 4 senkrecht nach oben<br />

bis zum Funktionsgraph geht. Zu<br />

diesem Punkt auf dem Funktionsgraph<br />

liest man waagerecht auf der y-Achse<br />

den Funktionswert ab.<br />

2) Wir haben folgende <strong>Funktionen</strong>:<br />

g(x) = 2x + 4<br />

h(x) = x 2 ! 5<br />

Berechne g(h(x)) an der Stelle x = !2 .<br />

Lösung: Wir berechnen<br />

g(h(!2)) = g((!2)2 ! 5) = g(!1) = 2 " (!1) + 4 = 2<br />

4.2.2 Berechnen eines x-Wertes<br />

Andersherum gibt es Aufgaben, bei denen zu einer gegebenen<br />

Funktion der Funktionswert gegeben ist. Der zugehörige x-Wert ist<br />

gesucht bzw. die zugehörigen x-Werte, denn es kann ja sein, dass bei<br />

dieser umgekehrten Fragestellung mehrere Ausgangswerte auf einen<br />

Wert abgebildet werden.<br />

Beispiel<br />

Berechnen Sie zur Funktion f mit<br />

f (x) = 2x ! 6 die Stelle x, für die<br />

f (x) = 2 gilt.<br />

Lösung: Wir stellen eine Gleichung<br />

auf, in der der gegebene Funktionsterm<br />

mit dem gegebenen Funktionswert<br />

gleich gesetzt wird.<br />

f (x) = 2x ! 6 = 2 +6<br />

" 2x = 8 : 2<br />

" x = 4<br />

Die Lösungen der Gleichung sind die<br />

gesuchten Stellen.<br />

Die grafische Lösung besteht darin,<br />

dass man auf der senkrechten Achse beim gegebenen Wert startet <strong>und</strong><br />

waagerecht Schnittpunkte mit dem Funktionsgraph sucht. Zu diesen<br />

liest man die x-Koordinate ab, d.h. man läuft von den Punkten<br />

senkrecht nach unten/oben zur x-Achse.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 72<br />

Eine besondere Aufgabe dieser Art ist das Suchen von Nullstellen.<br />

Dabei werden genau die Stellen auf der x-Achse gesucht, an denen der<br />

Graph der Funktion f(x) die x-Achse berührt oder sie schneidet.<br />

Definition 4.5 (Nullstelle)<br />

Ein Element x der Definitionsmenge D einer Funktion f heißt<br />

Nullstelle von f, wenn f (x) = 0 gilt.<br />

Bei der Suche nach Nullstellen berechnen wir also die x-Werte der<br />

Funktion, für die f (x) = 0 gilt. Nullstellen sind genau die x-<br />

Koordinaten der Schnittpunkte des Graphen mit der x-Achse.<br />

Beispiel<br />

Bestimme die Nullstellen der Funktion f (x) = x2 ! 4 .<br />

Lösung: Wir berechnen die Stellen, für die f (x) = 0 gilt:<br />

f (x) = x 2 ! 4 = 0<br />

" x 2 = 4<br />

" x = 2 # x = !2<br />

Die Funktion f (x) = x2 ! 4 hat also die Nullstellen<br />

x = 2 <strong>und</strong> x = !2 . Der Funktionsgraph schneidet die x-Achse an den<br />

Stellen 2 <strong>und</strong> –2. Demnach liegen die Punkte P1(2/0) <strong>und</strong> P2(-2/0) auf<br />

dem Graphen der Funktion.<br />

4.2.3 Prüfen eines Zuordnungsbeispiels<br />

Die dritte Gr<strong>und</strong>aufgabe begegnet einem oft in der grafischen<br />

Formulierung: liegt ein Punkt auf dem Graph einer Funktion oder<br />

verläuft ein Graph durch einen Punkt? Analytisch bedeutet die Frage,<br />

ob ein Zuordnungsbeispiel für eine gegebene Funktion erfüllt ist.<br />

Beispiel<br />

Liegt der Punkt Q(3/2) auf dem<br />

Graphen der Funktion f (x) = !2x + 8 ?<br />

Um dies zu prüfen, setzen wir den x-<br />

Wert in die Funktionsgleichung ein <strong>und</strong><br />

überprüfen, ob der gegebene<br />

Zuordnungswert mit dem berechneten<br />

Zuordnungswert übereinstimmt:<br />

f (3) = !2 " 3+ 8 = 2<br />

Wir können also sehen, dass f (3) = 2 gilt <strong>und</strong> haben damit gezeigt,<br />

dass der Punkt Q(3/2) auf dem Funktionsgraphen liegt.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 73<br />

Liegt ein zu überprüfender Punkt nicht auf dem Funktionsgraphen,<br />

können wir schnell entscheiden, ob dieser Punkt über oder unter dem<br />

Graphen liegt.<br />

Beispiel<br />

Liegt der Punkt R(2/1) auf dem Graphen der Funktion<br />

f (x) = 0,5x2 ! 4 ?<br />

Zunächst setzen wir wieder den x-Wert in die Funktionsgleichung ein<br />

<strong>und</strong> erhalten:<br />

f (2) = 0,5! 22 " 4 = 2 " 4 = "2 .<br />

Der Punkt R(2/1) liegt<br />

also nicht auf dem<br />

Graphen der Funktion. Da<br />

der erhaltene Funktionswert<br />

kleiner ist als die y-<br />

Koordinate des Punktes<br />

R, liegt der Punkt R über<br />

dem Graphen der<br />

Funktion.<br />

4.2.4 Berechnen der Schnittpunkte für zwei<br />

Funktionsgraphen<br />

Die vierte Gr<strong>und</strong>aufgabe beschäftigt sich mit der Frage, in welchen<br />

Punkten sich die Graphen zweier <strong>Funktionen</strong> schneiden, d.h. welche<br />

Punkte die beiden Funktionsgraphen gemeinsam haben. Diese<br />

geometrisch formulierte Aufgabe bedeutet analytisch, die<br />

Zuordnungsbeispiele x ! y zu finden, die gleichzeitig von beiden<br />

<strong>Funktionen</strong> erfüllt werden.<br />

Dazu lösen wir die beiden <strong>Gleichungen</strong> wie ein normales<br />

Gleichungssystem mit zwei <strong>Gleichungen</strong> <strong>und</strong> zwei Variablen x <strong>und</strong> y<br />

auf. Es bietet sich das Gleichsetzungsverfahren an.<br />

Beispiel<br />

In welchem Punkt schneiden sich die Funktionsgraphen der<br />

<strong>Funktionen</strong> f(x) <strong>und</strong> g(x) mit f (x) = 2x ! 4 <strong>und</strong> g(x) = !0,5x + 6 ?<br />

Da beide Funktionswerte f(x) <strong>und</strong> g(x) gleich sein sollen, führt das<br />

direkt zur Gleichung 2x ! 4 = !0,5x + 6 . Diese lösen wir nach x auf<br />

<strong>und</strong> erhalten die x-Koordinate des gemeinsamen Punktes. Die y-<br />

Koordinate bestimmen wir, indem wir die berechnete x-Koordinate in


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 74<br />

wenigstens einen Funktionsterm einsetzten. Zur Probe bietet es sich<br />

an, x auch noch in den anderen Term einzusetzen.<br />

2x ! 4 = !0,5x + 6 +0,5x<br />

" 2,5x ! 4 = 6 +4<br />

" 2,5x = 10 : 2,5<br />

" x = 4<br />

Einsetzen in f(x) ergibt<br />

f (4) = 2 ! 4 " 4 = 4 .<br />

Überprüfung: g(4) = !0,5" 4 + 6 = 4 .<br />

Der Punkt P(4/4) ist also der Schnittpunkt<br />

der beiden Funktionsgraphen.<br />

In diesem Lösungsverfahren gehen<br />

natürlich die grafische Darstellung <strong>und</strong> die analytische Rechnung Hand<br />

in Hand. So führen quadratische <strong>Funktionen</strong> auf quadratische<br />

<strong>Gleichungen</strong>, bei denen zwei, eine oder keine Lösung auftreten<br />

können. Das korrespondiert mit der Zeichnung, in der dann zwei, ein<br />

oder kein Schnittpunkt vorhanden sind.<br />

In den nachfolgenden Abschnitten wollen wir uns mit speziellen<br />

<strong>Funktionen</strong> beschäftigen, die insbesondere für die Schule wichtig sind.<br />

4.3 Lineare <strong>Funktionen</strong><br />

Bei linearen <strong>Funktionen</strong> kommt in der Funktionsgleichung die<br />

Variable x in der ersten Potenz vor. Die Graphen von linearen<br />

<strong>Funktionen</strong> sind Geraden.<br />

Definition 4.6 (Lineare Funktion)<br />

Unter einer linearen Funktion versteht man eine Funktion f mit dem<br />

Definitionsbereich D = ! , deren Funktionsgleichung sich auf die<br />

Form<br />

f (x) = mx + b<br />

bringen lässt; dabei heißt der Parameter m die Steigung der Geraden<br />

<strong>und</strong> der Parameter b der y-Achsenabschnitt. Man spricht hier auch<br />

von der y-Achsenabschnittsform.<br />

Bemerkung<br />

Unter einem Parameter versteht man eine Variable, die bei einer<br />

konkreten Anwendung als fest gewählt angesehen wird. Für den<br />

Zuordnungscharakter einer Funktion variiert man x, um so


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 75<br />

verschiedene Zuordnungsbeispiele zu bekommen. m <strong>und</strong> b sind in<br />

diesem Fall konstant. Weiterhin kann man dann aber fragen, wie sich<br />

eine Veränderung von m oder b auf den Funktionsgraphen auswirkt.<br />

Hat man diese Abhängigkeiten ebenfalls im Blick, spricht man bei<br />

f (x) = mx + b von einer <strong>Funktionen</strong>schar mit den beiden<br />

Scharparametern m <strong>und</strong> b.<br />

4.3.1 Verschiedene Formen der Geradengleichung<br />

Die y-Achsenabschnittsform der Geraden ist in Abb. 4.7 a) skizziert.<br />

Die Steigung m erhält man mittels eines Steigungsdreiecks als<br />

m = !y<br />

!x ,<br />

wobei !x der Abstand zweier x-Werte <strong>und</strong> !y der Abstand der<br />

zugehörigen Funktionswerte ist.<br />

Weitere Formen<br />

Neben der häufig anzutreffenden y-Achsenabschnittsform kann man<br />

die Gleichung einer linearen Funktion auch anders parametrisieren<br />

(Abb. 4.7 b)-d)). Wir unterscheiden die folgenden Formen:<br />

a) b)<br />

y-Achsenabschnittsform x-Achsenabschnittsform<br />

c) d)<br />

Achsenabschnittsform Zwei-Punkte-Form


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 76<br />

e)<br />

Punkt-Steigungsform<br />

Abb. 4.7: Fünf Formen der Geradengleichung <strong>und</strong> die dabei<br />

auftretenden Parameter.<br />

• x-Achsenabschnittsform (Abb. 4.7 b)): Gegeben sind die<br />

Steigung m der Geraden <strong>und</strong> der Schnittpunkt a mit der x-Achse.<br />

Dann ist die Gleichung der zugehörigen linearen Funktion<br />

y = m(x ! a) .<br />

• Achsenabschnittsform (Abb. 4.7 c)): Gegeben sind die beiden<br />

Achsenabschnitte a <strong>und</strong> b. Dann ist die Gleichung der<br />

zugehörigen linearen Funktion<br />

x y<br />

+ = 1.<br />

a b<br />

Die Achsenabschnittsform kann nur zur Beschreibung<br />

herangezogen werden, falls die Gerade nicht durch den Ursprung<br />

verläuft.<br />

• Zwei-Punkteform (Abb. 4.7 d)): Sind P(p1,p2) <strong>und</strong> Q(q1,q2) zwei<br />

nicht identische Punkte der Geraden, so lässt sich die lineare<br />

Funktion durch<br />

y ! p 2 = q 2 ! p 2<br />

q 1 ! p 1<br />

(x ! p 1 )<br />

q ! p 2 2<br />

beschreiben. Der Bruch ist die Berechnung der Steigung<br />

q ! p 1 1<br />

über den Differenzenquotienten.<br />

• Punkt-Steigungsform (Abb. 4.7 e)): Liegt der Punkt P(p1,p2) auf<br />

einer Geraden mit der Steigung m, so lässt sich die Funktionsgleichung<br />

wie folgt bestimmen:<br />

y ! p 2 = m(x ! p 1 )


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 77<br />

4.3.2 Lineare <strong>Gleichungen</strong><br />

<strong>Gleichungen</strong>, die der Form einer linearen Funktionsgleichung<br />

entsprechen, können wie im Beispiel (2. Gr<strong>und</strong>aufgabe) gelöst werden.<br />

Beispiel<br />

4x ! 2 + x ! 7 = 3! 3x + 12<br />

" 5x ! 9 = 15 ! 3x +3x<br />

" 8x = 24 +9<br />

" x = 3 :8<br />

Lineare <strong>Gleichungen</strong> kann man als Suche nach der Ausgangsgröße x<br />

bei gegebenen Funktionswert y auffassen. Ist die Steigung ungleich<br />

Null, so besitzt die Gleichung immer eine Lösung. Dies können wir<br />

uns überlegen, wenn wir den Funktionsgraphen linearer <strong>Funktionen</strong><br />

betrachten. Bei einer Geraden tritt jedes Element des Wertebereiches<br />

genau einmal auf <strong>und</strong> hat somit auch genau einen zugehörigen x-Wert.<br />

4.4 Quadratische <strong>Funktionen</strong><br />

Funktionsgleichungen quadratischer <strong>Funktionen</strong> enthalten die Variable<br />

x höchstens in der zweiten Potenz. Die Graphen von quadratischen<br />

<strong>Funktionen</strong> sind Parabeln, die verschoben, gespiegelt <strong>und</strong> gestreckt<br />

sein können.<br />

Definition 4.7 (Quadratische Funktion)<br />

Unter einer quadratischen Funktion versteht man eine Funktion f mit<br />

dem Definitionsbereich D = ! , deren Funktionsgleichung sich auf die<br />

Normalform<br />

f (x) = ax2 + bx + c<br />

bringen lässt; dabei sind a, b <strong>und</strong> c reelle Parameter, a ! 0 , damit der<br />

quadratische Anteil nicht verschwindet.<br />

Definition 4.8 (Normalparabel)<br />

Der Graph der Funktion f mit f (x) = x2 heißt Normalparabel.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 78<br />

Abb. 4.8: Die Normalparabel<br />

Scheitelpunktform<br />

Neben der Normalform gibt es die sog. Scheitelpunktform der<br />

Parabel, an der man die Eigenschaften des zugehörigen<br />

Funktionsgraphen besser ablesen kann.<br />

Definition 4.9 (Scheitelpunktform)<br />

Die Scheitelpunktform der Parabel ist die Gleichung einer<br />

quadratischen Funktion f, die durch<br />

f (x) = a(x ! x s )2 + y s<br />

gegeben ist; dabei ist a ein reeller Parameter <strong>und</strong> xs <strong>und</strong> ys die x- bzw.<br />

y-Koordinate des Scheitelpunktes S.<br />

Abb. 4.9: Funktionsgraphen quadratischer <strong>Funktionen</strong> mit dem<br />

Scheitelpunkt S(xs/ys) <strong>und</strong> einer Veränderung des Parameters a.<br />

Für a < 1 wir die Normalparabel gestaucht, für a > 1 wird sie<br />

gestreckt.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 79<br />

Ist der Parameter a negativ, so ist die Parabel nach unten geöffnet.<br />

Nullstellenform<br />

Außerdem gibt es die Nullstellenform einer quadratischen Funktion.<br />

Dabei können wir die Funktionsgleichung mit Hilfe der Nullstellen<br />

ermitteln.<br />

Definition 4.10 (Nullstellenform)<br />

Die Nullstellenform der Parabel ist die Gleichung einer quadratischen<br />

Funktion f, die durch<br />

f (x) = a(x ! x 1 )(x ! x 2 )<br />

gegeben ist; dabei ist a ein reeller Parameter <strong>und</strong> x1 <strong>und</strong> x2 sind die<br />

Stellen, an denen der Funktionsgraph die x-Achse schneidet<br />

(Nullstellen).<br />

Beispiel<br />

Eine quadratische Funktion mit den Nullstellen x1 = !1 <strong>und</strong> x = 3,5 2<br />

hat die Funktionsgleichung<br />

f (x) = a(x + 1)(x ! 3,5) = a(x2 ! 2,5x ! 3,5) .<br />

Quadratische <strong>Funktionen</strong> können keine, eine oder zwei Nullstellen<br />

besitzen (siehe Abb. 4.10).<br />

Abb. 4.10: Graphen quadratischer <strong>Funktionen</strong> mit<br />

keiner (grün), einer (rot) <strong>und</strong> zwei (blau) Nullstellen


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 80<br />

4.4.1 Lösen quadratischer <strong>Gleichungen</strong><br />

Für das Lösen von <strong>Gleichungen</strong>, in der die gesuchte Variable<br />

quadratisch vorkommt, sind zwei Verfahren üblich.<br />

Quadratische Ergänzung<br />

Die Quadratische Ergänzungist eine Termumformung, so dass ein<br />

vollständiges, quadratisches Binom entsteht. Allgemein basiert das<br />

Verfahren auf folgender Überlegung:<br />

x 2 + 2ax = x 2 + 2ax + a 2<br />

! ## " ## $ ! a2<br />

( x+ a) 2<br />

Beispiel<br />

x 2 ! 6x = 16 (quadratische Ergänzung)<br />

" x 2 ! 6x + 9 = 16 + 9<br />

" (x ! 3) 2 = 25<br />

" x ! 3 = 5 # x ! 3 = !5<br />

{ }<br />

" x = 8 # x = !2 L = !2;8<br />

Quadratische <strong>Gleichungen</strong> können<br />

keine, eine oder zwei Lösungen<br />

haben. Betrachten wir als Beispiel<br />

die Normalparabel als Graph einer<br />

quadratischen Funktion, so sehen<br />

wir, dass es Parallelen zur x-Achse<br />

gibt, die den Graphen zweimal aber<br />

auch keinmal schneiden. Am<br />

Scheitelpunkt wird der Graph<br />

genau einmal geschnitten.<br />

Mit Hilfe der Quadratischen<br />

Ergänzung können wir auch von<br />

der Normalform<br />

y = ax2 + bx + c<br />

der quadratischen Funktion zur<br />

Scheitelpunktsform<br />

y = a(x ! x s )2 + y s kommen, so dass wir die Koordinaten des<br />

Scheitelpunktes ablesen können.<br />

Hierzu klammern wir zunächst den Koeffizienten a aus<br />

y = a(x 2 + b<br />

x) + c<br />

a<br />

führen in der Klammer eine quadratische Ergänzung durch<br />

y = a(x 2 + b b b<br />

x + ! ) + c ,<br />

a<br />

2a<br />

2a<br />

um nach Bildung des Quadrats <strong>und</strong> Ausmultiplizieren auf die<br />

gewünschte Gleichung zu kommen.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 81<br />

Beispiel<br />

y = 2x 2 ! 12x + 13<br />

" y = 2(x 2 ! 6x) + 13<br />

" y = 2(x 2 ! 6x + 9 ! 9) + 13<br />

" y = 2((x ! 3) 2 ! 9) + 13<br />

" y = 2(x ! 3) 2 ! 18 + 13<br />

" y = 2(x ! 3) 2 ! 5 # S(3 / !5)<br />

p-q-Formel<br />

Dazu wird eine quadratische Gleichung in die Form x2 + px + q = 0<br />

umgeformt. Dann können wir sie mit Hilfe der vorgefertigten<br />

Lösungsformel „p-q-Formel“ lösen. Es gilt<br />

x = ! p<br />

2 ±<br />

" p%<br />

#<br />

$ 2 &<br />

'<br />

2<br />

! q .<br />

Ist der Radikand > 0, so ergeben sich für x zwei reelle Lösungen.<br />

p<br />

Ist der Radikand = 0, so gibt es nur eine Lösung für x ( x = !<br />

2 ).<br />

Ist der Radikand < 0, ergibt sich keine reelle Lösung für x.<br />

Beispiel<br />

1) 2x 2 ! 12x = 32<br />

" x 2 ! 6x ! 16 = 0 ( p = !6, q = !16)<br />

" x = 6<br />

2 ±<br />

# 6&<br />

$<br />

% 2'<br />

(<br />

= 3 ± 25<br />

= 3 ± 5<br />

2<br />

+ 16<br />

{ }<br />

) x = 8 * x = !2 L = !2;8<br />

2) x 2 + 4x + 4 = 0 ( p = 4, q = 4)<br />

x 1,2 = ! 4<br />

2 ±<br />

= !2 ± 0<br />

" 4%<br />

#<br />

$ 2&<br />

'<br />

2<br />

! 4<br />

{ }<br />

( x = !2 L = !2


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 82<br />

4.5 Potenzfunktionen <strong>und</strong> Wurzeln<br />

Eine Funktion der Form f (x) = axn mit n !!* , a !" ist eine<br />

Potenzfunktion (n-ten Grades), d.h. eine Funktion, deren<br />

Termdarstellung eine Potenz der unabhängigen Variablen ist. Der<br />

Exponent n bestimmt den Grad der Potenzfunktion <strong>und</strong> der Faktor a<br />

die Form des Graphen.<br />

Beispiele<br />

Abb. 4.11: Beispiele für Potenzfunktionen: f (x) = x3 ,<br />

g(x) = x!2 = 1<br />

<strong>und</strong> h(x) = 0,2x3<br />

2<br />

x<br />

4.5.1 Lösen kubischer <strong>Gleichungen</strong><br />

Die allgemeine Funktion dritten Grades hat die Form:<br />

f (x) = Ax3 + Bx 2 + Cx + D mit A, B,C, D !!, A " 0 .<br />

Um eine Gleichung dritten Grades zu lösen (um zum Beispiel<br />

Nullstellen zu bestimmen), können wir uns der Cardanoschen<br />

Formel bedienen.<br />

Genau genommen dient die Cardanosche Formel zur Lösung<br />

reduzierter <strong>Gleichungen</strong> dritten Grades. Darunter versteht man<br />

<strong>Gleichungen</strong> der Form x3 + px + q = 0 . Eine allgemeine kubische<br />

Gleichung der Form Ax 3 + Bx 2 + Cx + D = 0 kann durch einige<br />

Umformungsschritte in die reduzierte Form gebracht werden.<br />

Division durch A liefert die Normalform: x 3 + ax 2 + bx + c = 0


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 83<br />

Durch die Substitution x = z ! a<br />

erhält man eine kubische<br />

3<br />

Gleichung mit der Unbekannten z, bei der aber (im Unterschied<br />

zur Originalgleichung) das quadratische Glied fehlt:<br />

z ! a " %<br />

#<br />

$ 3&<br />

'<br />

3<br />

+ a z ! a " %<br />

#<br />

$ 3&<br />

'<br />

( z 3 + pz ! q = 0<br />

mit p = b ! a2<br />

3<br />

2<br />

<strong>und</strong> q = ab<br />

3<br />

+ b z ! a " %<br />

#<br />

$ 3&<br />

' + c = 0<br />

! 2<br />

27 a3 ! c.<br />

Graphisch bedeutet das, dass der Wendepunkt des Funktionsgraphen<br />

auf die Ordinate verschoben wird (siehe Abb. 4.12).<br />

Abb. 4.12: Verschiebung des Wendepunktes<br />

durch Eliminierung des quadratischen Glieds.<br />

Diese reduzierte Form der kubischen Gleichung kann nun mit der<br />

cardanoschen Lösungsformel gelöst werden:<br />

z = q<br />

2 +<br />

! q$<br />

"<br />

# 2%<br />

& + p3<br />

3 +<br />

27<br />

q<br />

2 ' 3<br />

2<br />

! q$<br />

"<br />

# 2%<br />

&<br />

2<br />

+ p3<br />

27<br />

Durch Rücksubstitution erhalten wir x mit x = z ! a<br />

3 .<br />

Die so ermittelte Lösung für z ist nur richtig, wenn unter der inneren<br />

Quadratwurzel eine positive Zahl steht, also<br />

! p$<br />

"<br />

# 2 %<br />

&<br />

2<br />

+ p3<br />

27<br />

! p$<br />

=<br />

"<br />

# 2 %<br />

&<br />

2<br />

+ p ! $<br />

"<br />

# 3 %<br />

&<br />

3<br />

> 0


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 84<br />

Dann hat die Gleichung jedoch nur eine Lösung, nämlich die hier<br />

angegebene.<br />

Ist<br />

! p$<br />

"<br />

# 2 %<br />

&<br />

2<br />

+ p3<br />

27<br />

! p$<br />

=<br />

"<br />

# 2 %<br />

&<br />

2<br />

+ p ! $<br />

"<br />

# 3 %<br />

&<br />

3<br />

= 0 , so ist die Lösung für z offenbar<br />

z = 2 q 3 . Dann existiert eine weitere, doppelte Nullstelle mit<br />

2<br />

z = ! q 3 . Den Fall, dass eine kubische Gleichung drei verschiedene,<br />

2<br />

reelle Nullstellen hat, war für Cardano <strong>und</strong> die Mathematiker des 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts nicht lösbar („casus irreducibilis“), da man in den<br />

Zwischenrechnungen mit komplexen Zahlen rechnen muss.<br />

Beispiel<br />

Wir wollen die Gleichung x 3 + 9x 2 + 31x + 19 = 0 lösen.<br />

9<br />

Nun Substituieren wir ( x = z ! = z ! 3) <strong>und</strong> erhalten die Gleichung<br />

3 z3 + pz + q = 0 mit<br />

92<br />

p = 31!<br />

3<br />

= 31! 27 = 4<br />

31!9 2<br />

<strong>und</strong> q = "<br />

3 27 !93 " 19 = 93" 54 " 19 = 20 .<br />

Einsetzen in die Gleichung ergibt:<br />

z = 20 202 43<br />

3 + + +<br />

2 4 27<br />

20 3<br />

2<br />

3 3<br />

" 10 + 10,12 + 10 ! 10,12<br />

3 3<br />

= 20,12 + !0,12<br />

" 2,23<br />

Rücksubstitution:<br />

! 202<br />

4<br />

x = z ! a<br />

9<br />

" x = 2,23 ! = !0,77<br />

3 3<br />

+ 43<br />

27<br />

Graphen <strong>Funktionen</strong> dritten Grades haben mindestens eine <strong>und</strong><br />

höchstens drei Nullstellen (siehe die nachfolgenden Beispiele in<br />

Abbildung 4.13).


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 85<br />

Abb. 4.13: Graphen <strong>Funktionen</strong> 3. Grades mit einer (blau), zwei<br />

(rot) <strong>und</strong> drei (grün) Nullstellen<br />

Die Nullstelle eines Graphen einer Funktion dritten Grades, die<br />

insgesamt zwei Nullstellen besitzt, die am Extrempunkt liegt, nennt<br />

man doppelte Nullstelle.<br />

4.5.2 Lösen von <strong>Gleichungen</strong> vierten Grades<br />

Für eine Funktion vierten Grades ergibt sich folgende allgemeine<br />

Funktionsgleichung:<br />

f (x) = Ax4 + Bx 3 + Cx 2 + Dx + E .<br />

Im obigen Stil gibt es auch für <strong>Gleichungen</strong> vierten Grades ein<br />

Verfahren, das aus den gegebenen Koeffizienten der Gleichung nach<br />

vielen Schritten die exakte Lösung bestimmt. Diese sogenannte<br />

Formel von Ferrari liefert die genauen Lösungen, ist aber sehr<br />

langwierig <strong>und</strong> soll deshalb hier nicht weiter behandelt werden.<br />

Wir sollten uns nur bewusst sein, dass <strong>Gleichungen</strong> vierten Grades<br />

noch exakt lösbar sind, während es eine allgemeine Lösungsformel,<br />

die nur mit den Gr<strong>und</strong>rechenarten <strong>und</strong> dem Wurzelziehen auskommt,<br />

für <strong>Gleichungen</strong> höheren Grades ( n > 4 ) nicht gibt.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 86<br />

4.5.3 Wurzelfunktionen<br />

Kehren wir Potenzfunktionen um, so erhalten wir die allgemeinen<br />

Wurzelfunktionen.<br />

Beispiel<br />

1) Eine Funktion<br />

! ! !<br />

f :<br />

x " x 3<br />

"<br />

#<br />

$%<br />

hat die Umkehrfunktion<br />

denn<br />

3 3<br />

y = x<br />

3 y = x<br />

! ! !<br />

2) Eine Funktion f :<br />

x " 2x 3 #<br />

$<br />

%& " 2<br />

hat die Umkehrfunktion<br />

f !1 ! " !<br />

:<br />

y " 1<br />

#<br />

%<br />

$<br />

3<br />

% y + 1<br />

& 2<br />

f !1 # % ! " !<br />

: $ 3<br />

&% y " x<br />

y = 2x 3 ! 2 +2<br />

y + 2 = 2x 3 : 2<br />

1<br />

3<br />

y + 1 = x3<br />

2<br />

1 3 y + 1 = x<br />

2<br />

3<br />

Abbildung 4.14 zeigt den Graphen der Funktion f (x) = x<br />

ungradzahligen Wurzeln ergeben einen ähnlichen Verlauf.<br />

1<br />

3 = x . Alle


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 87<br />

Abb. 4.14: Graph der Funktion<br />

3<br />

f (x) = x<br />

Bei der Darstellung von geradzahligen Wurzeln müssen wir spezielle<br />

Eigenarten beachten. Zum einen sind geradzahlige Wurzelfunktionen<br />

für negative x-Werte nicht definiert <strong>und</strong> zum anderen muss man sich<br />

für die Darstellung der negativen oder der positiven Wurzel<br />

entscheiden, denn sonst würde es sich um keine Funktion mehr<br />

handeln, da jedem x-Wert zwei Funktionswerte zugeordnet werden<br />

würden.<br />

Die Eindeutigkeit erreicht man dadurch, dass der Definitionsbereich<br />

eingeschränkt wird.<br />

Beispiel<br />

f : ! " $ 0<br />

#<br />

%$ x " x<br />

+ +<br />

! ! 0<br />

Abb. 4.15: Graph der Funktion<br />

f (x) = x<br />

.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 88<br />

4.6 Exponentialfunktionen <strong>und</strong> Logarithmen<br />

Exponentialfunktionen sind <strong>Funktionen</strong> bei denen die Variable x im<br />

Exponenten steht. Ein einfaches Beispiel ist die Funktion f (x) = 2x<br />

(siehe Abb. 4.16).<br />

Abb. 4.16: Graph der Funktion<br />

f (x) = 2x<br />

Definition 4.11 (Exponentialfunktionen)<br />

<strong>Funktionen</strong> f mit f (x) = c ! ax , c !!,<br />

nentialfunktionen zur Basis a.<br />

a > 0, x !! nennt man Expo-<br />

Ein Vorgang, der durch eine Exponentialfunktion beschrieben werden<br />

kann, wird exponentielles Wachstum (für a > 1) bzw. exponentieller<br />

Zerfall (für a < 1) genannt. Exponentialfunktionen nennt man deshalb<br />

bei Anwendungen auch Wachstumsfunktionen (für a > 1) bzw.<br />

Zerfallsfunktionen (für a < 1).<br />

Eigenschaften von Exponentialfunktionen<br />

- Es ist f(x) > 0 für alle x !! ; die Graphen verlaufen stets<br />

oberhalb der Abszisse.<br />

- Die Graphen haben keine Minima, keine Maxima <strong>und</strong> keine<br />

Nullstellen. Sie weisen auch keine Symmetrieeigenschaften<br />

auf.<br />

- Für a < 1 nähert sich der Funktionsgraph der Abszisse an,<br />

wenn x ! " strebt; für x ! "# wachsen die Funktionswerte<br />

ins Unendliche ( f (x) ! " ). Für a > 1 ist es umgekehrt.<br />

Da jeder Funktionswert bei der Exponentialfunktion genau einmal<br />

vorkommt, können wir auch diese Funktion umkehren. Wir<br />

vertauschen die Variablen <strong>und</strong> wollen wieder nach y auflösen:


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 89<br />

x = c ! a y<br />

Um den Ausdruck nach y aufzulösen, müssen wir eine neue Funktion<br />

definieren, die Logarithmusfunktion.<br />

Wir schreiben im einfachsten Fall für c = 1<br />

x = a y ! log a (x) = y<br />

<strong>und</strong> sprechen „Logarithmus von x zur Basis a“.<br />

Dann ergibt sich für unsere ursprüngliche Gleichung<br />

x = c ! a y |: c<br />

x<br />

c = a y | log<br />

x<br />

log = y a<br />

c<br />

Die nach unten gesetzte Zahl<br />

(Basis) gibt an, zu welcher<br />

Exponentialfunktion der jeweilige<br />

Logarithmus die Umkehrfunktion<br />

ist.<br />

Abbildung 4.17 zeigt zur Funktion<br />

f (x) = ex den Graphen der Um-<br />

kehrfunktion: f !1 (x) = ln x .<br />

Abb. 4.17: Graph der Funktion<br />

f (x) = ln x<br />

Einen Logarithmus y = log (x) erklärt man sich am besten durch die<br />

a<br />

Frage: a hoch wie viel ist gleich x, also a y = x . Will man nun den<br />

Logarithmus numerisch berechnen, so muss man auf die mit dem<br />

Taschenrechner vorgegebenen Logarithmen zurückgreifen. Das sind<br />

der Logarithmus zur Basis 10, abgekürzt durch „lg“ oder „log“ ohne<br />

Index, <strong>und</strong> zur Basis e, abgekürzt durch „ln“.<br />

4.6.1 Lösen von Exponentialfunktions-<strong>Gleichungen</strong><br />

Einige <strong>Gleichungen</strong>, in der der Exponent die gesuchte Unbekannte ist,<br />

kann man bei glatten Ergebnissen (<strong>und</strong> Kenntnis von diversen<br />

Potenzen) im Kopf lösen.<br />

Beispiel<br />

3 x = 243 Wenn man weiß, dass 243 = 3 5 ist, so ist die Lösung x = 5<br />

kein Problem.<br />

Im Allgemeinen können wir mit Hilfe einiger Logarithmus-Regeln<br />

<strong>Gleichungen</strong> lösen, die die Variable im Exponenten haben.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 90<br />

Beispiel<br />

3 = 0,5x ! x = log 0,5 3<br />

Da der Taschenrechner nur den Logarithmus einer Zahl zur Basis 10<br />

(oder zur Basis e) rechnen kann, können wir die Ausgangsgleichung<br />

mit dem 10er-Logarithmus logarithmieren <strong>und</strong> anschließend weiter<br />

umformen:<br />

3 = 0,5 x logarithmieren<br />

! log3 = log0,5 x | Logarithmusgesetz log a b = b·log a<br />

! log3 = x " log0,5 : log0,5<br />

! x = log3<br />

# $1,58<br />

log0,5<br />

4.7 Übungen<br />

Gegeben sind die <strong>Funktionen</strong> q(x) = 0,5x2 ! 4x + 7 <strong>und</strong><br />

g(x) = x ! 1<br />

Berechnen Sie q(3) <strong>und</strong> g(5,2).<br />

Berechnen Sie q(g(7)).<br />

Berechnen Sie die Stellen x, für die gilt: g(x) = 4,8.<br />

Berechnen Sie die Stellen x, für die gilt: q(x) = 2.<br />

Ermitteln Sie durch quadratische Ergänzung den Scheitelpunkt von q.<br />

Zeichnen Sie auf der Basis der vorangegangenen Berechnungen die<br />

Graphen von q <strong>und</strong> g.<br />

Liegt der Punkt A(7 ; 3,5) auf dem Graphen von q ?<br />

Berechnen Sie die Schnittpunkte der Graphen von q <strong>und</strong> g.<br />

Eine Gerade verläuft durch den Punkt P(3;1) <strong>und</strong> hat die<br />

1<br />

Steigung m = ! . Zeichnen Sie die Gerade in ein Achsenkreuz auf der<br />

3<br />

Basis der unmittelbar gegebenen Informationen. Berechnen Sie den<br />

Funktionsterm der Geraden in y-Achsenabschnittsform <strong>und</strong> überprüfen<br />

Sie das mit Ihrer Zeichnung.<br />

Eine Gerade verläuft durch die Punkte A(1;-2) <strong>und</strong> B(7;1). Zeichnen<br />

Sie die Gerade in ein Achsenkreuz auf der Basis der unmittelbar<br />

gegebenen Informationen. Berechnen Sie den Funktionsterm der<br />

Geraden in y-Achsenabschnittsform <strong>und</strong> überprüfen Sie das mit Ihrer<br />

Zeichnung.<br />

Eine Gerade den x-Achsenabschnitt a = 6 <strong>und</strong> den y-Achsenabschnitt<br />

b = 2. Zeichnen Sie die Gerade in ein Achsenkreuz auf der Basis der<br />

unmittelbar gegebenen Informationen. Berechnen Sie den<br />

Funktionsterm der Geraden in y-Achsenabschnittsform <strong>und</strong> überprüfen<br />

Sie das mit Ihrer Zeichnung.


4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 91<br />

Finden Sie zur Funktion k(x) = x3 ! x 2 + 2x ! 8 die Nullstelle mit der<br />

Cardanoschen Formel.

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