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Schwalben Als Kulturfolger gefährdet?

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Unterrichtsblatt zu dem didaktischen Film<br />

<strong>Schwalben</strong><br />

<strong>Als</strong> <strong>Kulturfolger</strong> <strong>gefährdet</strong>?<br />

WBF-Unterrichtsfilm, Video (VHS), ca. 15 Minuten, Farbe<br />

Adressatengruppen<br />

Alle Schulen ab 4. Schuljahr,<br />

Jugend- und Erwachsenenbildung<br />

Unterrichtsfächer<br />

Biologie, Sachunterricht,<br />

Umwelterziehung<br />

Kurzbeschreibung des Films<br />

Der Film stellt Mehlschwalbe und Rauchschwalbe vor, zwei Zugvögel, die früher in<br />

Deutschland weit verbreitet waren; heute sind sie seltener geworden.<br />

Aussehen und körperliche Merkmale beider <strong>Schwalben</strong>arten werden kurz beschrieben.<br />

Anschließend geht der Film ausführlich auf die Rauchschwalbe ein. Eindrucksvolle<br />

Aufnahmen zeigen sie beim Nestbau, bei der Futtersuche und der Brutpflege.<br />

<strong>Schwalben</strong> sind Vögel der Luft; ihr Leben spielt sich fast ausschließlich im Flug ab.<br />

An verschiedenen Beispielen zeigt der Film, was der Mensch tun kann, damit<br />

<strong>Schwalben</strong> bei uns nicht noch seltener werden.<br />

Didaktische Absicht<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen die in Deutschland heimischen Zugvögel Mehlschwalbe<br />

und Rauchschwalbe kennen lernen und sie beschreiben können. Am Beispiel<br />

der Rauchschwalbe, deren Bestand in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen<br />

ist, werden sie mit der Lebensweise dieser Singvögel vertraut gemacht.<br />

Sie erfahren, wieso <strong>Schwalben</strong> bei uns durch die Zunahme von Monokulturen und<br />

industriell betriebener Landwirtschaft <strong>gefährdet</strong> sind, und erhalten Hinweise, mit<br />

welch geringen Mitteln der Mensch die Lebensbedingungen dieser beliebten Vögel<br />

verbessern kann.<br />

______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________<br />

Verleih in Deutschland: WBF-Unterrichtsfilme können bei der Mehrzahl der Landes-, Stadt- und Kreisbildstellen<br />

sowie den Medienzentralen entliehen werden.<br />

Österreich: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Wien, durch die Landesbildstellen bzw. Bezirksbildstellen<br />

sowie Medienzentralen.<br />

Schweiz: Schweizerische Schulfilm-Verleihstellen in Rorschach, Basel, Zürich und Medienzentralen.


I. Einsatzmöglichkeiten zu folgenden Themenbereichen<br />

- Wir beobachten <strong>Schwalben</strong> beim Nestbau, Brüten und Insektenfang<br />

- Wir unterstützen unsere <strong>Schwalben</strong> beim Finden von Brutraum und Baumaterial<br />

- <strong>Schwalben</strong> - Anpassungen an das Leben in der Luft. Vögel - Eroberer der Luft<br />

- <strong>Schwalben</strong> - <strong>Kulturfolger</strong> in Dorf und Stadt. Tiere im Gefolge des Menschen<br />

- Rauchschwalben - Gefiederte Freunde des Menschen?<br />

- Ursachen für den Rückgang der <strong>Schwalben</strong>bestände.<br />

II. Vorbemerkungen zu <strong>Schwalben</strong> als <strong>Kulturfolger</strong><br />

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“ Diese Redensart ist allgemein bekannt,<br />

aber kaum jemand hat eine Vorstellung, wo sie ihren Ursprung hat. Sie geht<br />

zurück auf eine Fabel des griechischen Dichters Äsop (6. Jahrhundert v. Chr.): Ein<br />

junger Mann, der sein ganzes Erbe verschleudert hatte, sah im Frühjahr eine<br />

Schwalbe vorüberfliegen. In der Meinung, der Sommer sei gekommen, verkaufte er<br />

sogleich noch seinen letzten Mantel. <strong>Als</strong> dann doch noch kalte Tage kamen, musste<br />

er jämmerlich frieren.<br />

Seit Jahrtausenden leben <strong>Schwalben</strong> in engster Nachbarschaft mit den Menschen,<br />

die ihnen Nist- und Nahrungsmöglichkeiten bieten. Viele Gebiete hat die Schwalbe<br />

erst im Gefolge des Menschen besiedelt. Diese Nähe spiegelt sich in manchen<br />

Mythen und Überlieferungen wider.<br />

In der Antike galt die Schwalbe als heiliger Vogel der Venus, später in christlicher<br />

Zeit hieß sie in Deutschland „Vogel der Madonna“. <strong>Schwalben</strong> im Traum bedeuten<br />

Unglück, ebenso <strong>Schwalben</strong> im Winter. Im Frühjahr hingegen sind sie als Vorboten<br />

des lang ersehnten Sommers willkommen. Schon im Altertum begrüßten die Kinder<br />

die rückkehrenden <strong>Schwalben</strong> mit Liedern.<br />

In Deutschland gelten <strong>Schwalben</strong> seit jeher nicht nur als Frühlingsboten, sondern<br />

ganz allgemein als Glücksbringer. Segen liegt auf dem Hof, unter dessen Dach sie<br />

ihre Nester bauen. Sie wehren Blitz, Hagel, Sturm und anderes Unheil ab. Ein Hof<br />

dagegen, auf dem sie sich nicht niederlassen, kann im Volksglauben nicht gedeihen.<br />

Die Schwalbe war und ist willkommener Gast und Bote der warmen Jahreszeit.<br />

Heutzutage ist diese selbstverständliche Nähe von Mensch und Schwalbe nicht mehr<br />

gegeben. In Deutschland zum Beispiel leben 85 Prozent der Bevölkerung in Städten.<br />

Die eng bebauten Bezirke der meisten Städte bieten <strong>Schwalben</strong> keine Lebensmöglichkeiten.<br />

Viele Großstadtkinder haben noch nie eine Schwalbe gesehen, es sei<br />

denn im Urlaub oder bei einem Ausflug aufs Land. Aber sogar in den Dörfern, die<br />

immer mehr mit neuzeitlicher Technik ausgestattet werden, nimmt ihre Zahl ab.<br />

Neueste Untersuchungen belegen, dass zum Beispiel seit 1970 der Bestand an<br />

Rauchschwalben um über 50 Prozent zurückgegangen ist.<br />

Der WBF-Unterrichtsfilm „<strong>Schwalben</strong> - <strong>Als</strong> <strong>Kulturfolger</strong> <strong>gefährdet</strong>?“ macht in<br />

interessanten Bildfolgen die Schülerinnen und Schüler mit einem Zugvogel vertraut,<br />

den sie in ihrem meist städtischen Umfeld kaum noch antreffen. Sie erhalten wertvolle<br />

Hinweise, wie sie im Urlaub, auf Ausflügen oder auch in ihrer eigenen Umgebung<br />

selbst Beobachtungen anstellen können. Darüber hinaus gibt der Film<br />

Anregungen, wie der Mensch in unserer Zeit die Lebensbedingungen der <strong>Schwalben</strong><br />

verbessern kann.<br />

- 2 -


III. Inhalt des Films<br />

Im Frühling, wenn die Wiesen wieder grün werden, kehren die <strong>Schwalben</strong> aus ihrem<br />

Winterquartier in Afrika zurück. In unseren Breiten sind sie angewiesen auf die Häuser<br />

und Höfe der Menschen.<br />

Der Film stellt als erstes die Mehlschwalbe vor. Sie ist zu erkennen an der weißen<br />

Brust und den weiß gefiederten Beinen. Außen an der Hausmauer, dicht unter dem<br />

Dach baut sich die Mehlschwalbe ein Nest aus Lehm, Schlamm und Halmen. Bis auf<br />

eine kleine Eingangsöffnung ist es rundherum geschlossen.<br />

Sein Hauptaugenmerk richtet der Film auf die Rauchschwalbe, deren Bestand bei<br />

uns in den letzten Jahren besonders stark zurückgegangen ist. Man erkennt sie vor<br />

allem an der rostroten Kehle; sie hat einen zierlichen Körper, einen kurzen Hals,<br />

einen flachen Kopf und kurze Beine. Männchen und Weibchen lassen sich durch ihre<br />

unterschiedlich langen Schwanzspieße auseinander halten. Zum Nisten bevorzugen<br />

sie Kuhställe. Wie alle <strong>Schwalben</strong>arten leben Rauchschwalben gesellig. Wenn sich<br />

die Paare auch im Herbst trennen, finden sie sich zumeist nach der Rückkehr im<br />

Frühjahr wieder zusammen; viele beziehen sogar ihr Nest vom Vorjahr, nachdem sie<br />

es gesäubert und neu ausgepolstert haben. Baumaterial für neue Nester können<br />

Rauchschwalben nur dort finden, wo sich auf nicht versiegelten Bodenflächen Pfützen<br />

bilden. Da heute solche Schlammpfützen häufig fehlen, sollte der Mensch für Ersatz<br />

sorgen; schon ein Brett mit feuchtem Lehm kann genügen.<br />

Nur beim Sammeln von Baumaterial sieht man die <strong>Schwalben</strong> am Boden. Alle anderen<br />

Tätigkeiten erledigen sie im Fliegen. Männchen und Weibchen bauen im geschützten<br />

Stall gemeinsam ein stabiles Nest. Das Brüten aber ist allein Aufgabe des Weibchens.<br />

Auch während dieser Zeit muss es sich selbst versorgen; daher muss die<br />

Futtersuche rasch gehen, sonst kühlen die Eier aus. Auf den eintönigen Wirtschaftswiesen<br />

gibt es heutzutage nicht mehr genügend Insekten; die Suche nach Beute ist<br />

mühsam geworden.<br />

Nach rund zwei Wochen sind die Jungen geschlüpft und brauchen jetzt viel Nahrung.<br />

Bis zu fünfhundertmal am Tag müssen sie gefüttert werden. Nur dort, wo mit wenig<br />

Dünger und Chemie gewirtschaftet wird, gibt es noch bunte Sommerwiesen mit einem<br />

reichen Angebot an Insekten. Eine Zeitlupenkamera zeigt den Flug der <strong>Schwalben</strong><br />

bei der Nahrungssuche um das Sechsfache verlangsamt. So kann das menschliche<br />

Auge den gewandten Bewegungen des Vogels in der Luft gut folgen. <strong>Schwalben</strong><br />

können bis zu 95 km pro Stunde schnell sein.<br />

Nach 21 Tagen sind die jungen Rauchschwalben fast flügge und wagen die ersten<br />

Flugversuche. Dieser Lebensabschnitt ist für die noch unbeholfenen Jungvögel besonders<br />

gefährlich. Sie sind auf den Schutz der Eltern angewiesen, sonst könnten<br />

sie am Boden leicht Beute einer Katze werden.<br />

Auf dem im Film gezeigten Bauernhof werden noch nach althergebrachter Weise verschiedene<br />

Tiere gemeinsam gehalten. Hier finden <strong>Schwalben</strong> alles, was sie brauchen.<br />

Solche Höfe sind heutzutage leider selten geworden. Aber selbst in landwirtschaftlichen<br />

Großbetrieben kann es Platz für <strong>Schwalben</strong> geben. Ein stets geöffnetes Fenster<br />

und eine vom Bauern bereitgestellte sichere Nestunterlage sind wertvolle Hilfen.<br />

Schon Mitte August finden sich die <strong>Schwalben</strong> in größeren Gruppen zusammen; sie<br />

sitzen auf Drähten, putzen sich und suchen die Gesellschaft von Artgenossen. Mitte<br />

September machen sie sich dann auf zur großen Reise ins warme Afrika.<br />

Im nächsten Jahr werden sie wiederkommen. Aber die Zahl der Brutpaare nimmt von<br />

Jahr zu Jahr ab. Sind <strong>Schwalben</strong> als <strong>Kulturfolger</strong> <strong>gefährdet</strong>?<br />

- 3-


IV. Anregungen für die Unterrichtsplanung (6. bis 8. Schuljahr)<br />

Thema der Unterrichtseinheit: Sind <strong>Schwalben</strong> als <strong>Kulturfolger</strong> <strong>gefährdet</strong>?<br />

Ziel: Die Schülerinnen und Schüler sollen die Situation von Rauchschwalben als<br />

<strong>Kulturfolger</strong> kennen lernen und überlegen, welche Möglichkeiten wir haben, diesen<br />

Singvögeln zu helfen.<br />

Einstieg: Um die Vorführung des Films vorzubereiten, sammelt die Klasse ihr Vorwissen<br />

über <strong>Schwalben</strong>. Je nach Wohnort wird dies zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen<br />

führen. In jedem Fall sollten die Äußerungen und Vermutungen der Schülerinnen<br />

und Schüler in einem Tafelbild festgehalten werden, damit sie nach der<br />

Filmvorführung im Rahmen der unterrichtlichen Erarbeitung kontrolliert und ergänzt<br />

werden können.<br />

Vor der Filmvorführung werden die Schülerinnen und Schüler in Gruppen aufgeteilt<br />

und erhalten den folgenden Beobachtungsauftrag:<br />

Was brauchen Rauchschwalben, um bei uns leben zu können?<br />

Dabei sollte sich jede Gruppe auf einen speziellen Aspekt konzentrieren.<br />

1. Gruppe: Welche Ansprüche stellt die Rauchschwalbe an ihren Nist- und Brutraum?<br />

2. Gruppe: Welche Ansprüche stellt die Rauchschwalbe an ihren Nahrungsraum?<br />

3. Gruppe: Welche natürlichen Feinde hat die Rauchschwalbe?<br />

Nach der Filmvorführung äußern die Schülerinnen und Schüler zunächst spontan<br />

ihre Eindrücke und machen sich gegenseitig auf Bemerkenswertes aufmerksam. Danach<br />

werden die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen gesammelt und in einem<br />

Tafelbild festgehalten.<br />

Nist- und Brutraum Rauchschwalben nisten in Ställen und Fluren, also im<br />

Inneren der Gebäude. Dabei brauchen sie ständig geöffnete<br />

Ein- und Ausflugsmöglichkeiten - von April bis Oktober.<br />

Es müssen natürliche Schlammpfützen vorhanden<br />

sein. Dort finden sie das Baumaterial für ihre Nester.<br />

Nahrungsraum Rauchschwalben finden ein reichhaltiges Nahrungsangebot<br />

in offenen Landschaften mit lichtem Baumbestand<br />

sowie über naturbelassenen Wiesen mit Wildkräutern.<br />

Feuchtgebiete und Gewässer bieten ihnen Insekten, die<br />

sich im Wasser entwickelt haben. In Monokulturen und<br />

überall dort, wo Insektizide eingesetzt werden, ist es für<br />

die Rauchschwalben sehr schwierig, sich und ihre Jungen<br />

ausreichend mit Nahrung zu versorgen.<br />

Natürliche Feinde Ihre Geschicklichkeit im Flug schützt die Rauchschwalben<br />

vor den meisten Feinden. Die Brutplätze sollten so angelegt<br />

sein, dass sie vor Katzen sicher sind, denn die Jungvögel<br />

sind anfangs noch sehr unbeholfen.<br />

- 4 -


Bei der Erarbeitung des Tafelbildes wird den Schülerinnen und Schülern deutlich<br />

werden, dass die Rauchschwalben hierzulande keine idealen Lebensbedingungen<br />

mehr finden.<br />

Verstärkend sollte die Lehrerin/der Lehrer an dieser Stelle die Information geben,<br />

dass einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge der Bestand an Rauchschwalben<br />

in den letzten Jahrzehnten tatsächlich um über 50 % zurückgegangen ist.<br />

Ausgehend von dieser Zahl und dem Inhalt des Films sollen die Schülerinnen und<br />

Schüler in ihrem Umfeld eigene Beobachtungen und Untersuchungen anstellen. Im<br />

Vordergrund sollte dabei der Aspekt stehen, wie die Lebensbedingungen der Rauchschwalben<br />

verbessert werden können.<br />

Anregungen und Vorschläge für die Durchführung des Projektes:<br />

Nisten in unserer Stadt/in unserem Dorf Rauchschwalben?<br />

Prüft, ob in eurer häuslichen Umgebung oder an der Schule Nist- und Brutraum für<br />

Rauchschwalben zur Verfügung gestellt werden kann.<br />

Befragt Bauern und Landwirte im Umland nach dem Rauchschwalbenbestand in<br />

ihren Betrieben und ermuntert sie, Nisthilfen bereitzustellen.<br />

Gibt es in unserer Region Natur- und Landschaftsschutzgebiete?<br />

Listet vorhandene Seen, Teiche, Bäche, Flüsse und Feuchtgebiete auf.<br />

Wird die Landwirtschaft in unserer Gegend intensiv oder extensiv betrieben?<br />

Gibt es nur Monokulturen und Massentierhaltung oder auch Ökobauernhöfe und<br />

naturbelassene Wiesen und Weiden?<br />

Sind euch Sammelplätze von Zugvögeln bekannt?<br />

Überlegt, wo in unserer Gegend größere Mengen von Zugvögeln Nahrung und<br />

Schlafmöglichkeit finden können.<br />

Auf der Basis der gesammelten Informationen erstellen die Schülerinnen und Schüler<br />

ein ökologisches Gutachten für den heimatlichen Stadt- und Landkreis.<br />

Ein solches umfassendes Vorhaben wird pädagogisch von größerer Wirkung sein als<br />

viele Unterrichtsstunden, in denen über Umweltzerstörung nur geredet wird.<br />

Für Grundschulklassen bietet sich eine Unterrichtseinheit über die besondere Anpassung<br />

der <strong>Schwalben</strong> an ihr Leben als Luftjäger an:<br />

� Lange schmale Flügel, langer gegabelter Schwanz = schnelle, wendige Flieger.<br />

� Winzige Füße = nur geeignet zum Festkrallen am Nestrand, an Mauern, Felsen u. ä.<br />

� Schnabel kurz, aber breit, Spalt reicht bis unter den Vorderrand der Augen = Kescher<br />

für das Schnappen von Fluginsekten.<br />

� <strong>Schwalben</strong> fressen, trinken und baden im Fluge. Nur beim Sammeln von Baumaterial<br />

für das Nest findet man sie am Boden.<br />

� Durch jahrhundertelanges enges Zusammenleben mit dem Menschen haben sie<br />

ihre Scheu weitgehend verloren. Sie brüten in aller Ruhe und lassen sich durch den<br />

wirtschaftenden Menschen nicht vom Nest vertreiben.<br />

- 5 -


V. Ergänzende Informationen<br />

Populationsschätzung für Singvögel in Mitteleuropa<br />

Art Brutpaare Trend Art Brutpaare Trend<br />

Buchfink 18,0 - 30,0 Mio �� Grünfink 3,1 - 5,7 Mio ��<br />

Haussperling 11,7 - 18,9 Mio � Baumpieper 3,0 - 5,0 Mio �<br />

Kohlmeise 10,1 - 20,3 Mio �� Fitis 2,9 - 5,5 Mio ��<br />

Amsel 10,0 - 14,5 Mio � Kleiber 2,8 - 4,8 Mio ��<br />

Feldlerche 9,0 - 15,0 Mio � Wintergoldhähnchen 2,6 - 4,7 Mio ��<br />

Star 8,2 - 13,1 Mio � Heckenbraunelle 2,4 - 3,8 Mio �<br />

Goldammer 6,6 - 13,2 Mio � Zaunkönig 2,3 - 3,9 Mio ��<br />

Zilpzalp 5,0 - 10,0 Mio �� Gartengrasmücke 2,0 - 3,2 Mio ��<br />

Mönchsgrasmücke 5,0 - 8,4 Mio � Dorngrasmücke 1,6 - 3,0 Mio �<br />

Rotkehlchen 4,7 - 8,4 Mio �� Hausrotschwanz 1,6 - 2,7 Mio �<br />

Blaumeise 4,5 - 8,8 Mio �� Sommergoldhähnchen 1,5 - 2,5 Mio ��<br />

Rauchschwalbe 3,8 - 6,7 Mio � Stieglitz 1,2 - 2,2 Mio �<br />

Tannenmeise 3,3 - 6,4 Mio � Bachstelze 1,2 - 1,8 Mio ��<br />

Mehlschwalbe 3,2 - 5,3 Mio � Elster 1,1 - 1,7 Mio �<br />

Singdrossel 3,0 - 7,0 Mio �� Waldbaumläufer 1,0 - 1,7 Mio ��<br />

In dieser Tabelle sind alle Arten aufgeführt, bei denen die niedrigsten Schätzwerte bei über einer<br />

Million Brutpaare liegen. Die Angaben zur Bestandsentwicklung markieren den Trend seit 1970.<br />

� = starke Zunahme (über 50 %) � = leichte Zunahme (20-50 %) � = starke Abnahme (über 50 %)<br />

� = leichte Abnahme (20-50 %) �� = unverändert (stabil oder Veränderungen unter 20 %)<br />

.<br />

(nach Bauer/Berthold 1996, in „Vögel in ihrer Umwelt“)<br />

Die drei <strong>Schwalben</strong>arten Deutschlands<br />

Die <strong>Schwalben</strong>, die in Deutschland vorkommen, gehören einer Familie (Hirundinidae),<br />

aber drei verschiedenen Gattungen an:<br />

Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) mit dem tiefgegabelten Schwanz hat ihren<br />

Namen vermutlich erhalten, als die Häuser der Menschen noch keinen Kamin hatten<br />

und der Rauch am Dach entlang ins Freie zog. Damals nistete diese Schwalbe auf<br />

Balken und Vorsprüngen im Inneren der Gebäude (im Rauch); sie wird auch Stalloder<br />

Bauernschwalbe genannt.<br />

Die kleinere Mehlschwalbe (Delichon urbica), auch Hausschwalbe genannt, hat einen<br />

wenig gegabelten Schwanz, kurze, bis unten weiß gefiederte Beine und ist auf der<br />

Unterseite weiß gefärbt. Sie baut ihr Nest außerhalb der Gebäude, vorwiegend dicht<br />

unter dem Dach an die Hauswand. Bei den Rauchschwalben liegen die Nester immer<br />

einige Meter voneinander entfernt, die Mehlschwalben dagegen bauen dicht an dicht.<br />

Bis auf ein kleines Eingangsloch sind die Nester der Mehlschwalben geschlossen.<br />

Die Uferschwalbe (Riparia riparia) meidet menschliche Siedlungen. Sie nistet in<br />

Nestkammern, die sie waagerecht in Steilwände gräbt. Man findet sie keineswegs<br />

nur an Ufern, sondern auch fern von Gewässern, z. B. in Sand- oder Kiesgruben.<br />

Uferschwalben sind heute selten geworden.<br />

Alle drei <strong>Schwalben</strong>arten sind Zugvögel und Luftjäger, die die Beute mit ihren kurzen,<br />

aber breiten Schnäbeln fliegend fangen. Ihre mit Krallen versehenen Füße sind zum<br />

Laufen kaum geeignet, dafür aber zum Festhalten an Felsen, rauem Putz und am<br />

Nestrand. <strong>Schwalben</strong> sind in 74 Arten über die ganze Erde verbreitet; die in<br />

nördlichen Ländern lebenden Arten ziehen zum Herbst in wärmere Gegenden.<br />

<strong>Schwalben</strong> aus Deutschland überwintern im tropischen Afrika in einem je 1000 km<br />

breiten Streifen nördlich und südlich des Äquators.<br />

- 6 -


Rückkehr aus Afrika<br />

Bei uns treffen die <strong>Schwalben</strong> etwa ab Ende März/Anfang April wieder ein. Sie haben<br />

einen langen anstrengenden Flug hinter sich - aus den Winterquartieren in Zentralafrika<br />

über das Mittelmeer und die verschneiten Alpen nach Mitteleuropa. Hier ist es<br />

um diese Zeit oft noch recht kalt. Ein kurzer, kräftiger Schneeschauer macht den<br />

<strong>Schwalben</strong> nichts aus, lang anhaltendes Winterwetter aber kann ihnen gefährlich<br />

werden. Dann sind nämlich kaum fliegende Insekten in der Luft, auf die die <strong>Schwalben</strong><br />

als Flugjäger unbedingt angewiesen sind. Nur dort, wo sich über Gewässern die<br />

Luftschicht erwärmt hat, finden die hungrigen <strong>Schwalben</strong> bei solcher Kälte zumindest<br />

geringe Beute.<br />

Nistplatzsuche<br />

Im Mai sind die <strong>Schwalben</strong> auf Nistplatzsuche. Die Nester vom letzten Jahr sind sehr<br />

begehrt. <strong>Schwalben</strong>paare bleiben den ganzen Sommer über zusammen. Im Winter<br />

auf der langen Reise nach Afrika verlieren sie sich vermutlich aus den Augen. Im<br />

nächsten Frühjahr aber treffen sich viele Paare im Stall wieder und brüten dann oft<br />

sogar in ihrem Nest vom Vorjahr. Das erspart ihnen viel Arbeit. <strong>Schwalben</strong>pärchen<br />

ohne altes Nest suchen gemeinsam nach einem geeigneten Platz. Die richtige Wahl<br />

des Nistplatzes ist gerade bei <strong>Schwalben</strong> sehr wichtig für den Bruterfolg. Das Nest<br />

muss genügend Halt finden und katzensicher sein. Die ersten Mörtellagen entscheiden,<br />

ob das Nest an der senkrechten Wand halten wird. Im Durchschnitt baut ein<br />

<strong>Schwalben</strong>paar an seinem Nest acht Tage, vorausgesetzt, es hat geregnet und die<br />

Vögel finden feuchte Erde. In diesen acht Tagen werden 1000 bis 1400 Klümpchen<br />

Baumaterial zum Nest gebracht und verarbeitet. Das sind 150 Flüge pro Tag.<br />

Reviergesang<br />

Das Männchen macht beim Nestbau zwischendurch Pausen, um laut zwitschernd<br />

seinen Revieranspruch zu verkünden. Die geselligen <strong>Schwalben</strong> beanspruchen nur<br />

ein kleines Revier. Lediglich der Bereich unmittelbar um das Nest wird gegen Artgenossen<br />

verteidigt.<br />

Flugjäger<br />

Schon in alten Kulturen beschrieben Naturbeobachter verwundert den pfeilschnellen<br />

Flug der <strong>Schwalben</strong> und ihre rasanten Flugmanöver, denen das menschliche Auge<br />

kaum folgen kann. Heutzutage kann eine Zeitlupenkamera den pfeilschnellen Flug<br />

um das Sechsfache verlangsamen. So hat das Auge Zeit zu beobachten, wie Flügel<br />

und Schwanz, wie alle Körperteile beim Hakenschlagen und anderen gewagten<br />

Flugmanövern zusammenwirken. <strong>Schwalben</strong> können eine Fluggeschwindigkeit von<br />

bis zu 95 km/h erreichen.<br />

Sammeln<br />

Bereits im August, wenn einige Paare noch ihre letzte Brut füttern, beginnen sich die<br />

ersten <strong>Schwalben</strong> zu sammeln. Mit Vorliebe sitzen sie auf Stromleitungen, putzen<br />

sich, zwitschern und suchen die Nähe der Artgenossen. Später, etwa Mitte September,<br />

finden sie sich in immer größerer Zahl an bestimmten Sammelplätzen ein;<br />

fast alle diese Plätze liegen in ausgedehnten Feuchtgebieten, wo die <strong>Schwalben</strong> ein<br />

reiches Angebot an Fluginsekten finden. Hunderttausend oder noch mehr Vögel verbringen<br />

hier gemeinsam die letzten Tage, bevor sie in großen Schwärmen zu dem<br />

weiten Flug ins entfernte Afrika aufbrechen.<br />

- 7 -


Zur Biologie der Rauchschwalben<br />

Größe,<br />

Aussehen<br />

VerbreitungsgebietÜberwinterungsgebiet<br />

19 cm; Schwanz mit weißen Flecken und sehr langen Spießen;<br />

Oberseite metallisch dunkelblau; Bauch rahmfarben; Stirn, Kehle<br />

rostrot; Kropf mit dunkelblauem Band<br />

.<br />

ganz Europa; außer Island, dem Norden Skandinaviens, Finnlands<br />

und Russlands<br />

.<br />

tropisches Afrika, in einem je 1000 Kilometer breiten Streifen<br />

nördlich und südlich des Äquators<br />

.<br />

Lebensraum offene Landschaften mit lichtem Baumbestand in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft menschlicher Siedlungen; vorzugsweise ländliche<br />

Lebensräume mit Viehställen und Dunghaufen. Aus dicht<br />

bebauten Bezirken der Großstädte ist sie verschwunden; auch<br />

in Dörfern mit vorwiegend großen landwirtschaftlichen Betrieben<br />

nimmt ihr Bestand ab.<br />

.<br />

Nahrung kleine Insekten<br />

.<br />

Fortpflanzung Das Nest ist ein offener, an die Innenwand von Häusern und<br />

Stallungen geklebter Napf aus Lehm, Stängelteilen, Gräsern,<br />

ausgepolstert mit Haaren, feinen Pflanzenfasern, Federn; bis zu<br />

3 Bruten im Zeitraum Mai bis August; 4 - 5 Eier, weiß, dunkelgrau,<br />

rotbraun gefleckt; 14 - 16 Tage Brutdauer; Weibchen brütet<br />

(Männchen selten); Männchen und Weibchen betreuen gemeinsam<br />

die geschlüpften Jungen, die mit 20 - 22 Tagen das<br />

Nest verlassen; sie werden danach noch eine Zeit lang im<br />

Sitzen und im Fliegen gefüttert (Nesthocker).<br />

.<br />

Ruf „zwit“, „wittewittewitt“; Alarmruf „biwist“<br />

.<br />

Gesang angenehmes leises Zwitschern<br />

.<br />

Literatur<br />

Vögel in ihrer Umwelt, Unterricht Biologie 234, Seelze, Mai 1998<br />

Grzimeks Tierleben, Band 9, Vögel 3, München 1993<br />

Schnitt: Virginia von Zahn, Hamburg<br />

Wissenschaftliche und didaktische Beratung und Gestaltung<br />

Karl A. Belgardt, Universität Lüneburg<br />

Gerhild Plaetschke, Institut für Weltkunde in Bildung und Forschung (WBF), Hamburg<br />

Dieser Film entstand ausschließlich unter Verwendung von Material aus der Sendereihe<br />

„Tiere vor der Kamera“ von Ernst Arendt und Hans Schweiger.<br />

Auf Anforderung erhalten Sie kostenlos die Gesamtübersicht<br />

WBF-Medien für den Unterricht als Katalog und CD-ROM<br />

Alle Rechte vorbehalten: W B F Institut für Weltkunde in Bildung und Forschung Gemeinn. GmbH<br />

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