Obernkirchener Sandsteinbrüche auf dem Bückeberg ... - DGG

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27.12.2012 Aufrufe

wanderten auf der Futtersuche zwischen den Inseln und dem Festland hin und her. Zeitweilig auftretende, schwere Sturmfluten verfrachteten große Mengen des feiner gewordenen Inselsandes wieder landwärts in die Lagunen. Fossile, zum Teil gut ausgeprägte Rippelmarken beweisen die oszillierende Bewegung des Wassers. Die Sandschüttungen überdeckten vor allem die sturmverfrachteten Treibhölzer, aber verschiedentlich auch Schildkrötenpanzer und Krokodilknochen sowie bislang einmal Reste eines kleinwüchsigen Dinosauriers. Alle diese Funde liegen in der typischen Hohlraumerhaltung vor, d.h. die Originalknochensubstanz wurde zum größten Teil herausgelöst. Die größte Berühmtheit des Obernkirchener Sandsteins stellen seine natürlichen Schichtoberflächen mit den manchmal darauf erhaltenen Dinosaurier-Fährten dar. Diese kommen ausschließlich durch den Gesteinsabbau zutage. Eine besonders spektakuläre, 2007 von U. Stratmann entdeckte, mit Genehmigung und Unterstützung des Steinbruchbetreibers K. Köster freigelegte, große Fährtenfläche enthält zahlreiche Dino-Fußspuren von offensichtlich meist zweibeinig nebeneinander her laufenden, pflanzenfressenden Dinosauriern der Gattung Iguanodon. Dabei liegen sehr große Trittsiegel (Erwachsene) neben mittelgroßen und kleinen (Jungtiere). Dieses gilt als Beweis für ihr Wandern in Herden (Sozialverbänden). Eine schwach ausgeprägte Fährte eines kleinen, fleischfressenden Dinosauriers belegt, daß auch diese Tiere rund um die Lagunen und die sonstigen Lebensräume präsent waren. Die gute Erhaltung der Fährten erklärt sich auch hier durch die Überlagerung mit Sturmsanden. Diese schöne Fährtenfläche soll erhalten bleiben. Die Obernkirchener Sandsteinbrüche planen, sie der Öffentlichkeit zu übergeben. Ihre wissenschaftliche Bearbeitung und Dokumentation erfolgt unter Mithilfe des Institutes für Photogrammetrie und GeoInformation der Leibniz-Universität Hannover (M. Wiggenhagen). Eine zweite, von A. Richter und A. Böhme entdeckte Fährtenfläche mit ungewöhnlich vielen Trittsiegeln von verschiedenen Raubdinosauriern kann ebenfalls besichtigt werden. Beide Fährtenflächen sind europaweit einmalig. Ähnliche Sandsteine gibt es z. B. im Deister, am Osterwald, auf dem Süntel und – ebenfalls mit Dinosaurierfährten – in den Rehburger Bergen (Dinosaurierfreilichtmuseum Münchehagen). Literatur zum Geotop: BALLERSTEDT, M. (1914): Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten im Wealdensandstein und Behandlung einer neuen, aus 5 Fußabdrücken bestehenden Spur. – In: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 48-64; Stuttgart. LEPPER, J. (1997): Naturwerksteine in Niedersachsen. – Zeitschrift für Angewandte Geologie, 43/1, 10 S.; Hannover. PELZER, G. (1998): Sedimentologie und Palynologie der Wealden-Fazies im Hannoverschen Bergland. – Courier Forschungsinst. Senckenberg 207, 211 S. + Anhang; Frankfurt. BROSCHINSKI, A. (2004): Exkursion 3: Der Obernkirchener Sandstein – Naturwerkstein und Fossilfundgrube der Unterkreide. – In: Geobiologie 2, 74. Jahrestagung der Paläont. Ges. in Göttingen, Universitätsdrucke Göttingen, Bd. 2/Exkursionen; 53-71; Göttingen. Abb. 3: Die großen Gesteinsschollen werden nur mit dem Radlader, ohne vorherige Sprengung, aus dem Gesteinsverband gelöst. Herausgeber und Fachbehörde für den Geotopschutz: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Stilleweg 2, 30655 Hannover, Tel.: 0511-643-0, 0511-643-2507 www.lbeg.niedersachsen.de Internet-Adressen: LBEG-Codierung: Geotop 3721-xx, TK25: 3721 Auetal, R 35 03 850, H 58 92 150 Verantwortlich: LBEG: Dr. Heinz-Gerd Röhling Was gibt es sonst zu beachten? Zum „Tag des Geotopes“ finden alljährlich, seit Bestehen dieser Veranstaltungsserie, wissenschaftliche Führungen und Demonstrationen des Abbaubetriebes im Steinbruch auf dem Kamm des Bückeberges statt. Meist werden parallel dazu im Werk Obernkirchen Besichtigungen der Verarbeitungsvorgänge ermöglicht. Bitte Aushänge beachten bzw. die verschiedenen Zeitpunkte bei den Beteiligten erfragen. Anfahrt : Folgen Sie ab Rolfshagen - "Süße Mutter" der Ausschilderung „Obernkirchener Sandstein“, über die Kammstraße des Bückeberges bis vor den Steinbrucheingang (beim großen „Hinkelstein“). Dort besteht Parkmöglichkeit. Das Werk befindet sich in Obernkirchen, Am Steinhauerplatz 6. Nach Beendigung des Geotop-Tages gilt: Das Betreten und Besichtigen des Werkgeländes für Gruppen ist nur nach schriftlicher Anmeldung möglich. Schriftwechsel an: Obernkirchener Sandstein, Am Steinhauerplatz 6, 31683 www.lbeg.de/extras/geologie/downloads/geotope, www.dgg.de, www.geo-top.de, www.geotope.de Abb. 2: links: Regenwassergefüllte Dinosaurierfährten des Pflanzenfressers Iguanodon, dem „Charakterfossil“ der Unterkreide. rechts: Großer und kleiner Fährtenabdruck des pflanzenfressenden Dinosauriers Iguanodon, davor eine große Kluft (Riß im Gestein).

wanderten <strong>auf</strong> der Futtersuche zwischen den Inseln und<br />

<strong>dem</strong> Festland hin und her.<br />

Zeitweilig <strong>auf</strong>tretende, schwere Sturmfluten verfrachteten<br />

große Mengen des feiner gewordenen Inselsandes wieder<br />

landwärts in die Lagunen. Fossile, zum Teil gut ausgeprägte<br />

Rippelmarken beweisen die oszillierende Bewegung des<br />

Wassers.<br />

Die Sandschüttungen überdeckten vor allem die<br />

sturmverfrachteten Treibhölzer, aber verschiedentlich auch<br />

Schildkrötenpanzer und Krokodilknochen sowie bislang<br />

einmal Reste eines kleinwüchsigen Dinosauriers. Alle diese<br />

Funde liegen in der typischen Hohlraumerhaltung vor, d.h.<br />

die Originalknochensubstanz wurde zum größten Teil<br />

herausgelöst.<br />

Die größte Berühmtheit des <strong>Obernkirchener</strong> Sandsteins<br />

stellen seine natürlichen Schichtoberflächen mit den<br />

manchmal dar<strong>auf</strong> erhaltenen Dinosaurier-Fährten dar. Diese<br />

kommen ausschließlich durch den Gesteinsabbau zutage.<br />

Eine besonders spektakuläre, 2007 von U. Stratmann<br />

entdeckte, mit Genehmigung und Unterstützung des<br />

Steinbruchbetreibers K. Köster freigelegte, große<br />

Fährtenfläche enthält zahlreiche Dino-Fußspuren von<br />

offensichtlich meist zweibeinig nebeneinander her l<strong>auf</strong>enden,<br />

pflanzenfressenden Dinosauriern der Gattung Iguanodon.<br />

Dabei liegen sehr große Trittsiegel (Erwachsene) neben<br />

mittelgroßen und kleinen (Jungtiere). Dieses gilt als Beweis<br />

für ihr Wandern in Herden (Sozialverbänden). Eine schwach<br />

ausgeprägte Fährte eines kleinen, fleischfressenden<br />

Dinosauriers belegt, daß auch diese Tiere rund um die<br />

Lagunen und die sonstigen Lebensräume präsent waren.<br />

Die gute Erhaltung der Fährten erklärt sich auch hier durch<br />

die Überlagerung mit Sturmsanden. Diese schöne<br />

Fährtenfläche soll erhalten bleiben. Die <strong>Obernkirchener</strong><br />

<strong>Sandsteinbrüche</strong> planen, sie der Öffentlichkeit zu übergeben.<br />

Ihre wissenschaftliche Bearbeitung und Dokumentation<br />

erfolgt unter Mithilfe des Institutes für Photogrammetrie<br />

und GeoInformation der Leibniz-Universität Hannover (M.<br />

Wiggenhagen).<br />

Eine zweite, von A. Richter und A. Böhme entdeckte<br />

Fährtenfläche mit ungewöhnlich vielen Trittsiegeln von<br />

verschiedenen Raubdinosauriern kann ebenfalls besichtigt<br />

werden. Beide Fährtenflächen sind europaweit einmalig.<br />

Ähnliche Sandsteine gibt es z. B. im Deister, am Osterwald,<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Süntel und – ebenfalls mit Dinosaurierfährten – in<br />

den Rehburger Bergen (Dinosaurierfreilichtmuseum Münchehagen).<br />

Literatur zum Geotop:<br />

BALLERSTEDT, M. (1914): Bemerkungen zu den älteren Berichten<br />

über Saurierfährten im Wealdensandstein und Behandlung<br />

einer neuen, aus 5 Fußabdrücken bestehenden<br />

Spur. – In: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie,<br />

48-64; Stuttgart.<br />

LEPPER, J. (1997): Naturwerksteine in Niedersachsen. – Zeitschrift<br />

für Angewandte Geologie, 43/1, 10 S.; Hannover.<br />

PELZER, G. (1998): Sedimentologie und Palynologie der<br />

Wealden-Fazies im Hannoverschen Bergland. – Courier Forschungsinst.<br />

Senckenberg 207, 211 S. + Anhang; Frankfurt.<br />

BROSCHINSKI, A. (2004): Exkursion 3: Der <strong>Obernkirchener</strong><br />

Sandstein – Naturwerkstein und Fossilfundgrube der Unterkreide.<br />

– In: Geobiologie 2, 74. Jahrestagung der Paläont.<br />

Ges. in Göttingen, Universitätsdrucke Göttingen, Bd. 2/Exkursionen;<br />

53-71; Göttingen.<br />

Abb. 3: Die großen Gesteinsschollen werden nur mit <strong>dem</strong><br />

Radlader, ohne vorherige Sprengung, aus <strong>dem</strong> Gesteinsverband<br />

gelöst.<br />

Herausgeber und Fachbehörde für den<br />

Geotopschutz:<br />

Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Stilleweg<br />

2, 30655 Hannover, Tel.: 0511-643-0, 0511-643-2507<br />

www.lbeg.niedersachsen.de<br />

Internet-Adressen:<br />

LBEG-Codierung: Geotop 3721-xx, TK25: 3721 Auetal, R 35 03 850, H 58 92 150<br />

Verantwortlich: LBEG: Dr. Heinz-Gerd Röhling<br />

Was gibt es sonst zu beachten?<br />

Zum „Tag des Geotopes“ finden alljährlich, seit Bestehen<br />

dieser Veranstaltungsserie, wissenschaftliche Führungen<br />

und Demonstrationen des Abbaubetriebes im Steinbruch<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Kamm des <strong>Bückeberg</strong>es statt. Meist werden parallel<br />

dazu im Werk Obernkirchen Besichtigungen der<br />

Verarbeitungsvorgänge ermöglicht. Bitte Aushänge beachten<br />

bzw. die verschiedenen Zeitpunkte bei den Beteiligten<br />

erfragen.<br />

Anfahrt : Folgen Sie ab Rolfshagen - "Süße Mutter" der<br />

Ausschilderung „<strong>Obernkirchener</strong> Sandstein“, über die<br />

Kammstraße des <strong>Bückeberg</strong>es bis vor den Steinbrucheingang<br />

(beim großen „Hinkelstein“). Dort besteht Parkmöglichkeit.<br />

Das Werk befindet sich in Obernkirchen, Am Steinhauerplatz<br />

6.<br />

Nach Beendigung des Geotop-Tages gilt: Das Betreten und<br />

Besichtigen des Werkgeländes für Gruppen ist nur nach<br />

schriftlicher Anmeldung möglich. Schriftwechsel an:<br />

<strong>Obernkirchener</strong> Sandstein, Am Steinhauerplatz 6, 31683<br />

www.lbeg.de/extras/geologie/downloads/geotope,<br />

www.dgg.de, www.geo-top.de, www.geotope.de<br />

Abb. 2: links: Regenwassergefüllte Dinosaurierfährten des<br />

Pflanzenfressers Iguanodon, <strong>dem</strong> „Charakterfossil“ der<br />

Unterkreide. rechts: Großer und kleiner Fährtenabdruck des<br />

pflanzenfressenden Dinosauriers Iguanodon, davor eine<br />

große Kluft (Riß im Gestein).

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