SMZ Liebenau Info 01_2017
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ISSN: 2222-2308<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7
IN DIESER AUSGABE<br />
MITARBEITERiNNEN<br />
DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />
DR. RAINER POSSERT<br />
ARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN<br />
PSYCHOTHERAPEUT<br />
DR. GUSTAV MITTELBACH<br />
ARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN<br />
PSYCHOTHERAPEUT<br />
DR. WOLFGANG SELLITSCH<br />
JURIST UND<br />
VORSTANDSMITGLIED<br />
KARIN SITTINGER<br />
VORSTANDSMITGLIED<br />
KERSTIN TREICHLER<br />
ASSISTENTIN<br />
VERONIKA IRENE WIEDENHOFER<br />
ASSISTENTIN<br />
MARTINA FREI, MPH, BSc.<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
UND GEMEINWESENARBEIT<br />
MICHAELA TRAXLER<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
UND GEMEINWESENARBEIT<br />
ANAHITA SHARIFGERAMI, BA<br />
SOZIALARBEITERIN<br />
ROLAND WESP<br />
MUSIKER<br />
MAG. A KARIN HOCHREITER<br />
HEBAMME<br />
EDITORIAL 1<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
EINBLICK IN DIE SOZIALMEDIZINISCHE STELLUNGNAHME ZUR UVP<br />
(UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG) IM ZUSAMMENHANG<br />
MIT DEM GEPLANTEN MURKRAFTWERK IN GRAZ, 2<strong>01</strong>1 2<br />
GRAZ – CITY OF DUST 5<br />
„WALKEN AN DER MUR“ – MIT DEM KRAFTWERKSBAU WURDE<br />
UNS NUN „EIN STÜCK GESUNDHEIT“ GERAUBT 6<br />
„GESUNDE NACHBARSCHAFTEN – GESUNDE STADT“<br />
FORUM FÜR SOZIALMEDIZINISCHE PRAXIS 8<br />
NICHT OHNE MEINEN HUND –<br />
ÜBER DIE TIERISCHEN BEGLEITER VON OBDACHLOSEN 10<br />
RÜCKENSCHMERZEN –<br />
„DAS KREUZ MIT DEM KREUZ“ 12<br />
AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
MIT UNSEREM MÜLLWORKSHOP ZUR RICHTIGEN MÜLLTRENNUNG 14<br />
„WEIL UNS NICHT EGAL IST, WAS AUS UNSERER STADT WIRD!“<br />
EINE AUSSTELLUNG DER ANDEREN ART 18<br />
RHYTHM & BLUES IM „BANDCAFE“ –<br />
EIN LOKALAUGENSCHEIN IM STZ JAKOMINI 20<br />
„CAFE JAKOMINI“ 22<br />
6GEGEN6 – HALLENFUSSBALLTURNIER 24<br />
MUSI AN DER NMS DR. RENNER 26<br />
OFFENE HANDARBEITSGRUPPE IM <strong>SMZ</strong> JAKOMINI 28<br />
<strong>SMZ</strong>-WEIHNACHTSFEIER UND JAHRESAUSKLANG<br />
MIT BEWOHNERiNNEN VOM SCHÖNAUGÜRTEL 28<br />
PRAXISARBEIT UND BERATUNGSSTELLE<br />
„GESUNDHEITSSPRECHSTUNDE“ – NEU IM STADTTEILZENTRUM JAKOMINI 30<br />
HILFELEISTUNGEN FÜR PFLEGEBEDÜRFTIGE MENSCHEN UND IHRE ANGEHÖRIGEN 31<br />
ICH BIN KRANK, WAS TUN? PFLICHTEN IM KRANKENSTAND 34<br />
GEDENKARBEIT<br />
DAS MURKRAFTWERK UND EIN EINFACHER HOLZSTIPFEL IM ACKER 36<br />
GEDENKEN 1945 – 2<strong>01</strong>7 (AM 04. APRIL 2<strong>01</strong>7)<br />
RESPEKT UND WÜRDE DEN OPFERN 37<br />
„KONTAMINIERTER BODEN“ VON GRABUNGEN UND FUNDEN AM GRÜNANGER 38<br />
ERKLÄRUNG VON ZEITHISTORIKERINNEN DER UNIVERSITÄT GRAZ<br />
ZUR GEPLANTEN ZERSTÖRUNG DES LAGERS LIEBENAU DURCH<br />
BAUARBEITEN IM UMFELD DES MURKRAFTWERKS GRAZ 39<br />
BUCHREZESION NS-VERBRECHEN IN DER KLAGENFURTER<br />
LANDES-IRREN UND SIECHENANSTALT 40<br />
BERÜHRENDES PRIVATES GEDENKEN AN DIE JÜDINNEN UND JUDEN<br />
IM LAGER LIEBENAU 41<br />
<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />
NEUER GESCHÄFTSFÜHRER: WOLFGANG SELLITSCH 43<br />
FRIEDVOLLES GEMEINSAMES IN EINER STRASSE MIT GEWICHT 44<br />
“IT‘S TIME TO SAY GOOD BYE!” 44<br />
KRISTA MITTELBACH<br />
PSYCHOTHERAPEUTIN<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, <strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 141, 8041 Graz | TEL 0699 180 84 375 F (0316) 462340-19<br />
EMAIL smz@smz.at HOMEPAGE www.smz.at VEREINSREGISTER ZVR: 433702025<br />
REDAKTION Dr. Rainer Possert, Mag. Uschi Possert, MPH Martina Frei<br />
MITARBEITERiNNEN dieser Ausgabe: Das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
FOTOS Rainer Possert das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
LAYOUT + SATZ CUBAliebtdich.at DRUCK Universitätsdruckerei Klampfer, St. Ruprecht/Raab AUFLAGE 1.900 Stk.<br />
DSA THERESA AUGUSTIN<br />
PSYCHOTHERAPEUTIN
EDITORIAL<br />
Im Jänner 2<strong>01</strong>0! war das <strong>SMZ</strong>-INFO dem<br />
Thema „Umwelt“ gewidmet, der erste Artikel<br />
begann mit dem Titel: „Die Mur gehört<br />
uns allen!“ (download auf www.smz.at unter<br />
„Zeitschrift“). Den seit sechs Jahren immer<br />
wieder dargelegten Fakten ist nichts hinzuzufügen,<br />
Teile des damals wie heute nicht<br />
beachteten sozialmedizinischen Gutachtens<br />
sind in der jetzigen Ausgabe nachzulesen.<br />
Dass die Kritik an der „Klassenmedizin“<br />
–vor vierzig Jahren von der kritischen<br />
Medizinbewegung an den Unis vorgebracht<br />
– nunmehr in die „Kleine Zeitung“<br />
(14.02.2<strong>01</strong>7) Eingang findet, ist ein Alarmzeichen!<br />
Denn die Situation ist schlimmer<br />
geworden, als sie je war, die Ökonomisierung<br />
im Gesundheitswesen ist weit fortgeschritten.<br />
Gernot Rainer, Wiener Lungenfacharzt:<br />
„Da im Gesundheitswesen immer mehr Betriebswirte<br />
am Ruder sind, wird der Patient<br />
(immer mehr, Anm. R.P.) zur Nummer und<br />
durch das System geschleust. Es wird an<br />
den falschen Ecken und Enden gespart.“<br />
Rainer auf die Frage, „Driften wir noch tiefer<br />
in ein Zweiklassensystem?“ – „Ja, das Gesundheitssystem,<br />
ursprünglich Eckpfeiler<br />
unseres Sozialstaates, wird zur Basisversorgung<br />
heruntergefahren. Eine Krankheit<br />
kann dann schnell den finanziellen Ruin<br />
bedeuten.“<br />
Wolfgang Schütz, ehemaliger Rektor<br />
der Med-Uni-Wien, im derStandard am<br />
26.02.2<strong>01</strong>7: „Patienten der so genannten<br />
Sonderklasse.....genießen einen Komfortfaktor,<br />
können sich den behandelnden Arzt<br />
aussuchen, und es gibt für sie eigene Privatkliniken.<br />
Sie haben, obwohl das offiziell<br />
nicht der Fall sein sollte, leichteren und rascheren<br />
Zugang zu aufwändigen Diagnoseund<br />
Behandlungsmethoden." Außerhalb<br />
des Spitals, beim Allgemeinarzt und beim<br />
Facharzt, ortet Schütz sogar eine "Dreiklassenmedizin."<br />
Patienten der untersten<br />
Klasse suchen einen Kassenvertragsarzt<br />
auf, die der mittleren Klasse einen Wahlarzt<br />
und die der höchsten Klasse einen Arzt<br />
mit Privatordination. Vor allem die Kassenordinationen<br />
würden dabei immer weniger.<br />
Trost für PatientInnen: Wahl- und PrivatärztInnen<br />
sind nicht unbedingt höher qualifiziert<br />
als KassenärztInnen, und auch in den<br />
Spitälern gibt es viele KollegInnen, die den<br />
hippokratischen Eid noch ernst nehmen:<br />
„Meine Verordnungen werde ich treffen<br />
zu Nutz und Frommen der Kranken, nach<br />
bestem Vermögen und Urteil; ich werde<br />
sie bewahren vor Schaden und willkürlichem<br />
Unrecht.“<br />
Buchempfehlung:<br />
„Eintritt nur nach Aufruf: Warum Österreich<br />
die Ärzte ausgehen: elf Übel, elf Fakten“<br />
von Wolfgang Schütz, MANZ-verlag,<br />
„Kampf der Klassenmedizin: Warum wir ein<br />
gerechtes Gesundheitssystem brauchen“<br />
von Gernot Rainer, Brandstätter Verlag<br />
Rainer Possert<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
1
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Einblick in die Sozialmedizinische<br />
Stellungnahme zur UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung)<br />
im Zusammenhang mit dem<br />
geplanten Murkraftwerk in Graz, 2<strong>01</strong>1<br />
VON DR. GUSTAV MITTELBACH<br />
Liest man heute das sozialmedizinische Gutachten<br />
aus dem Jahre 2<strong>01</strong>1 zur Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
(UVP) des damals<br />
noch geplanten Murkraftwerks – siehe verschiedene<br />
Kästen – erstaunt die Aktualität<br />
und überrascht dennoch die anschließende<br />
klare behördliche Ablehnung....“<br />
Obwohl Insider der steirischen Umweltabteilung<br />
die AktivistInnen gegen das Kraftwerk<br />
inständig ersuchten, das öffentliche Interesse<br />
als Hauptargument gegen das Kraftwerk hervorzuheben,<br />
waren die damals über 30.000<br />
Unterschriften gegen das Murkraftwerk keine<br />
überzeugende Antwort.<br />
Daher ist es wichtig, auch heute, 2<strong>01</strong>7, wieder<br />
daran zu erinnern und aufzuzeigen, was<br />
schon mit dem sozialmedizinischen Gutachten<br />
zur Umweltverträglichkeitsprügung 2<strong>01</strong>1 festgehalten<br />
wurde:<br />
Nämlich, dass das Murkraftwerk sehr wohl im<br />
öffentlichen Interesse steht – und zwar genau<br />
nach den von der Stadt Graz selbst formulierten<br />
Zielen und Grundsätzen, den Murgrünraum<br />
zu erhalten und nicht zu zerstören!<br />
Im 3.0 Stadtentwicklungskonzept (STEK) und<br />
im Entwurf zum 4.0 STEK wird z. B. die Relevanz<br />
des Naturraums für Umwelt und Wohnen<br />
betont und die hohe Bedeutung und Sensibilität<br />
des betroffenen Raumes als Erholungsund<br />
Freiraum festgestellt:<br />
Zitat aus dem<br />
sozialmedizinischen Gutachten<br />
für die UVP, 2<strong>01</strong>1<br />
Dies ist schließlich aus allen meist einstimmigen<br />
Beschlüssen des Grazer Gemeinderates<br />
abzuleiten, wie dem Sachprogramm<br />
Grünraum, dem Sachprogramm Ökostadt<br />
2000 (einstimmig beschlossen mit der Erhaltung<br />
des Grüngürtels für das ökologische<br />
Gleichgewicht und der Planungsgrundlage<br />
Grünes Netz Graz, etc.)<br />
Im Grünen Netz Graz der Stadt wird zum<br />
Grünkorridor Mur festgestellt:<br />
„…. der Lebensraum für Fauna und Flora hat<br />
entscheidenden Einfluss auf das Stadtklima“<br />
„…. die Gewässer der Stadt sind in ihrem<br />
Bestand auf jeden Fall zu sichern und entsprechend<br />
zu pflegen,…“<br />
Schließlich ist die Stadt Graz seit 1992 Mitglied<br />
des Gesunde Städte-Netzwerks der<br />
WHO-Europa (Weltgesundheitsorganisation)<br />
und hat sich wichtige Ziele vorgenommen:<br />
• Aktive Bürgerbeteiligung<br />
• Gesundheitsförderliche Stadtplanung<br />
• Gesundheitsverträglichkeitsprüfung<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
ALLEIN IN GRAZ STERBEN JEDES JAHR VORZEITIG<br />
40 MENSCHEN AUF GRUND HOHER FEINSTAUBBELASTUNG.<br />
2
SOZIALMEDIZINISCHE STELLUNGNAHME<br />
Es ist daher sehr wohl im öffentlichen<br />
Interesse:<br />
Die – zur Reduktion des Feinstaubs – getroffenen<br />
Maßnahmen (Verkehrsberuhigungen,<br />
Tempolimits/IG-L) auszubauen und nicht den<br />
Murwald, der Feinstaub bindet, zu roden.<br />
Besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen<br />
wie Kinder, alte Menschen, chronisch Kranke,<br />
die anfälliger als gesunde Erwachsene sind,<br />
besonders zu schützen, ebenso Benachteiligte<br />
und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen,<br />
die auf Grund ihrer sozialen Lage mit<br />
deutlich höheren Krankheitsraten und einer<br />
verkürzten Lebenserwartung rechnen müssen.<br />
Was ist aber aus der aktiven Bürgerbeteiligung,<br />
der gesundheitsförderlichen Stadtplanung<br />
geworden? Die ehemals grünen Murufer,<br />
ein wichtiger Naherholungsraum für die<br />
Stadt, wurden entsorgt, die aktive Bürgerbeteiligung<br />
– als Volksbefragung – verhindert.<br />
Es ist weiters im öffentlichen Interesse:<br />
Die schon vermehrt dem Feinstaub ausgesetzten<br />
BewohnerInnen von Graz Süd zu<br />
schützen. Und nicht zu behaupten – wie im<br />
Betreiber-Gutachten der ESTAG – das Projektgebiet<br />
sei einerseits zwar Feinstaub-Sanierungsgebiet,<br />
aber die Zusatzbelastungen<br />
durch den Bau seien wegen der hohen Hintergrundsbelastungen<br />
tolerierbar!<br />
Klarzustellen, dass Feinstaub nicht nur eine<br />
Belästigung der Betroffenen darstellt und Husten<br />
hervorruft, sondern eine wesentliche Ursache<br />
von Herz/Kreislauferkrankungen, von Herzinfarkten<br />
und Schlaganfällen und vorzeitigen<br />
Todesfällen darstellt und zu vermehrten Aufenthalten<br />
im Spital von Kindern mit Atemwegserkrankungen<br />
führt.<br />
Zitat aus dem sozialmedizinischen<br />
Gutachten zur UVP 2<strong>01</strong>1:<br />
Dr. Martin Neuberger, Wiener Umwelthygieniker,<br />
bei der Feinstaubenquete der steiermärkischen<br />
Landesregierung: “Allein in Graz<br />
sterben jedes Jahr vorzeitig 40 Menschen auf<br />
Grund hoher Feinstaubbelastung.“<br />
Zitat aus dem<br />
sozialmedizinischen Gutachten<br />
zur UVP 2<strong>01</strong>1:<br />
Die Fällung von 8000 Bäumen entlang des<br />
geplanten Kraftwerks bedeutet:<br />
Graz hat einen Stadtpark weniger. Diese Art<br />
von Uferbäumen lässt sich nicht mehr nachsetzen<br />
und zumindest eine Generation Grazer<br />
wird in den nächsten Jahren den Kahlschlag<br />
als Normalzustand des südlichen Murufers<br />
erleben müssen.<br />
Die Auswirkungen allein dieser zerstörerischen<br />
Maßnahme auf die psychische und<br />
soziale Gesundheit, das alltägliche Wohlbefinden<br />
der Anrainerinnen und Anrainer und<br />
sonstigen Grazerinnen und Grazer, die die<br />
Murufer, den Fluss und seine Umgebung<br />
nützen, lässt sich nur in einem Zusammenspiel<br />
verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen<br />
wie Sozialpsychologie, Ökologie<br />
und Umweltwissenschaften, Medizin und<br />
Sozialmedizin genauer erforschen und wird<br />
von keinem technischen Gutachten erfasst!<br />
Wegen der hohen (Feinstaub) Belastung ist<br />
eine Zusatzbelastung gerade für die erwähnten<br />
Risikogruppen und sozial Benachteiligte<br />
eben nicht tolerierbar!<br />
Geradezu haarsträubend ist die Argumentation,<br />
der Großteil des Feinstaubs (durch Bauarbeiten,<br />
LKW-Fuhren etc) sei mineralischen<br />
Ursprungs, dem PM 10–2,5 Mikrometer-Anteil<br />
zurechenbar „ und in der Lunge daher nahezu<br />
reaktionslos.“ Dieser Feinstaubanteil lagert<br />
sich selbstverständlich in den tieferen Lungenabschnitten<br />
ab, und schädigt dort besonders<br />
junge Menschen, Säuglinge und bereits<br />
Lungenkranke und selbstverständlich lagern<br />
sich bei immer kleineren Staubteilen immer<br />
größere Mengen an organ./aromat. Verbindungen<br />
+ Metallen an, mit weitreichenden<br />
Folgen für das Herz-Kreislaufsystem.<br />
Die größten Zusatzbelastungen durch LKW-<br />
Transporte sind auf der Puntigamerstraße (mit<br />
über 800 LKWs/Tag) vorgesehen, überaus<br />
hohe Zusatzbelastungen aber auch etwa für<br />
die Fröhlichgasse (zusätzlich +70 – 140 LKW/<br />
Tag), die Neuholdaugasse (+70), Murfelderstraße<br />
(+114), Kasernstraße (+34) oder Andersengasse<br />
(+28 LKW/Tag).<br />
Während der Bauzeit sind dadurch zusätzliche<br />
Luftschadstoff-Immissionen für NO2 und<br />
für Feinstaub zu erwarten und zwar in einem<br />
relevanten Ausmaß (gemäß UVP- und<br />
IG-L-Richtlinie)!!<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
3
Interessant ist auch jener Punkt II im Projekt<br />
der steiermärkischen Landesregierung, der<br />
sich „Wiederherstellung und langfristige<br />
Sicherung der Auen und Flusslandschaft<br />
des Lebensraumes Mur“ nennt:<br />
Zitat aus dem<br />
sozialmedizinischen Gutachten<br />
für die UVP, 2<strong>01</strong>1<br />
„Wiederherstellung und langfristige Sicherung<br />
der Auen und Flusslandschaft des Lebensraumes<br />
Mur“<br />
… Es ist sicher nicht das Ziel der Kraftwerkbetreiber<br />
– nein: es ist das Ziel des Landes<br />
Steiermark für den Ober- und Mittellauf der<br />
Mur bis Leoben! Es sollen wieder flusstypische<br />
Strukturen wie Nebenarme, Schotterbänke,<br />
Autümpel- und wälder geschaffen<br />
werden, sogar mit einem EU-Förderungsprogramm<br />
Life+ – aber nicht in Graz! Hier<br />
sollen solche Strukturen weder erhalten<br />
noch ausgebaut, sondern zerstört werden!<br />
Eine Widersprüchlichkeit (oder Zynismus) auf<br />
Kosten der Grazer BürgerInnen! Mit Graz hat<br />
das jedenfalls nichts mehr zu tun. Dieses Projekt<br />
bezieht sich allein auf den Ober- und Mittellauf<br />
der Mur bis Leoben – hier soll erhalten<br />
und ausgebaut werden, was in Graz gerade<br />
zerstört worden ist.<br />
Zitat aus dem<br />
sozialmedizinischen Gutachten<br />
für die UVP, 2<strong>01</strong>1<br />
Nicht zuletzt sei eindringlich darauf hingewiesen,<br />
dass sich auf dem geplanten<br />
Baugelände des Murkraftwerkes die Reste<br />
von Gräbern ermordeter jüdischer Gefangener<br />
(ungarische jüdische Gefangene,<br />
die auf den berüchtigten Todesmärschen<br />
1945 auch in Graz Halt machten) befinden,<br />
die am linken Murufer – an den Rändern<br />
des Lagers <strong>Liebenau</strong> (südlich der Kirchner-<br />
Kaserne zwischen Kasernstrasse und<br />
linkem Murufer) verscharrt wurden (Dr. Barbara<br />
Stelzl-Marx).<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Alle Zitate stammen aus:<br />
Sozialmedizinische Stellungnahme zum UVP Verfahren, Juli 2<strong>01</strong>1, von Dr. Gustav Mittelbach, Arzt und Umweltmediziner<br />
Projektwerberin: Energie Steiermark AG, Leonhardstraße 59, 8<strong>01</strong>0 Graz | GZ: FA13A-11.10-156/2<strong>01</strong>0<br />
4
GRAZ – CITY OF DUST<br />
Graz – City of Dust<br />
USCHI POSSERT<br />
NEBEN VERKEHR, INDUSTRIE UND HEIZEN WIRD<br />
AUCH DER BAU DES MURKRAFTWERKES IN DEN NÄCHSTEN<br />
JAHREN BESONDERS DEN BEZIRK LIEBENAU BELASTEN<br />
Graz, die Feinstaub-Hauptstadt in Österreich.<br />
Die Grenzwerte mit 50 Mikrogramm pro<br />
Kubikmeter im Tagesmittel wurden für 2<strong>01</strong>7<br />
am häufigsten in Graz gezählt, je nach Messstelle<br />
an die 28 Tage – damit wurden bereits<br />
bis Mitte Feber die von der EU „erlaubten“ 25<br />
Feinstaubtage pro Jahr überschritten,….<br />
Ich sehe nicht nur den schmutzig-grauen<br />
Nebel, ich rieche die stinkige Luft, und ich<br />
spüre das Kratzen im Hals und in den Bronchien<br />
– obwohl ich nicht verkühlt bin. Die<br />
Almluft auf 1000m Seehöhe hingegen ist zum<br />
Durchatmen befreiend.<br />
„Auf Grund der niedrigen Windgeschwindigkeiten<br />
und Inversionswetterlagen (Nebel in<br />
Tallagen, Sonne in höheren Lagen) reichert<br />
sich der Feinstaub besonders in den bodennahen<br />
Schichten an,“ wird das Bundesumweltamt<br />
in der Zeitung zitiert. Feinste Schmutzpartikel<br />
(=Feinstaub) gelangen dabei direkt in<br />
unsere Lungen und in den Blutkreislauf. Weil<br />
die Schmutzpartikel so fein sind, reicht die<br />
Filterwirkung von Nase und Rachen nicht mehr<br />
zum Aushusten aus. Asthma, Bronchitis,<br />
Herz-Kreislauferkrankungen verschlimmern<br />
sich, besonders bei chronisch Kranken.<br />
Auch langjährigen Statistiken beweisen inzwischen,<br />
dass die Krankheitshäufigkeit,<br />
gemessen an der Anzahl der Krankenhauseinweisungen,<br />
infolge von Atemwegserkranken<br />
an Feinstaubtagen steigt, das Sterberisiko<br />
erhöht sich. In Graz spricht man von 24<br />
„Feinstaub-Toten“ pro Jahr (Zitat: Johannes<br />
Gepp, Naturschutzbund).<br />
Neben Verkehr, Industrie und Heizen wird<br />
aber auch der Bau des Murkraftwerkes in den<br />
nächsten Jahren besonders den Bezirk <strong>Liebenau</strong><br />
belasten, also auch mich. Nicht nur,<br />
dass der Grünraum entlang der Mur – größer<br />
als der Stadtpark – abgeholzt und somit ein<br />
wichtiger Teil „der grünen Lunge“ in Graz innerhalb<br />
weniger Tage entsorgt wurde, werden<br />
mit einer Bauzeit von fast drei Jahren bis zu<br />
800! Schwerfahrzeuge täglich die Puntigamerstrasse<br />
befahren. Dies erfährt man leider<br />
nur, wenn man in die tiefsten Ordner der UVP<br />
(Umweltverträglichkeitsprüfung) kramt.<br />
Vor allem in der Kasernstrasse und am Grünanger<br />
ist es laut und schmutzig geworden. Die<br />
Spazier- und Spielmöglichkeiten, Joggingund<br />
Walkingstrecken in den Murauen sind<br />
verschwunden, und auch die vielen Radfahrer<br />
werden nicht nur mit mehr Abgasen konfrontiert<br />
sein (der Radweg entlang der Mur<br />
wurde abgesperrt), sondern auch durch den<br />
Schwerverkehr einem höheren Unfallrisiko<br />
ausgesetzt.<br />
Graz – City of Dust!<br />
Beschwerden bitte an das<br />
Bürgermeisteramt,…<br />
(Quellen: Standard, VCÖ, systemchange-not-climatechange.at/das-murkraftwerk-als-symbol-einer-undemokratischen-green-economy)<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
5
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
„Walken an der Mur“ –<br />
mit dem Kraftwerksbau wurde uns nun<br />
„ein Stück Gesundheit“ geraubt<br />
VON MARTINA FREI<br />
Seit 2009 führte das <strong>SMZ</strong> mit „Walken an<br />
der Mur“ ein Bewegungsangebot, das seither<br />
hauptsächlich von BewohnerInnen des Grünanger<br />
und des Schönauviertels besucht wird.<br />
Unsere Walkingstrecke startete vor der<br />
<strong>SMZ</strong>-Außenstelle am Grünanger, führte durch<br />
den Park entlang der Mur Richtung Puntigamerbrücke<br />
und zurück. Manchmal gingen wir auch<br />
über die Brücke und auf der anderen Murseite<br />
hoch, über den Puchsteg wieder zurück<br />
zur Außenstelle. Im <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong> von September<br />
2<strong>01</strong>6 schrieb ich über unser Walkingangebot<br />
„…und auch der wunderschöne Spazierweg<br />
entlang den Murauen garantiert ein Luft- und<br />
Naturvergnügen und bringt einen Erholungsfaktor<br />
mit sich.“<br />
Seit Anfang Februar existiert dieses Luft- und<br />
Naturvergnügen an der Mur nicht mehr. Mit<br />
den Baumrodungen für das geplante Grazer<br />
Murkraftwerk fielen entlang unserer Strecke<br />
sämtliche Bäume. Hier erwarten uns keine<br />
blühenden Frühlingsbäume, Früchte zum<br />
Pflücken, schillernde Naturfarben- und Düfte,<br />
Vogelzwitschern und Entengequacke mehr,<br />
sondern Muruferwüsten. Die Strecke ist durch<br />
Baustellengitter gesperrt und kurzzeitig gab<br />
es nicht einmal mehr die Möglichkeit, hinauf<br />
Richtung Langedelwehr zu walken, denn auch<br />
hier wurden etliche Bäume gefällt und die<br />
Wege gesperrt.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Für uns (und wahrscheinlich viele andere<br />
auch) heißt das: „Walken an der Mur“ wird es<br />
so wie es war, nie wieder geben, es wurde uns<br />
damit auch ein „Stück Gesundheit“ geraubt.<br />
Auch wenn wir „nur“ eine Walkinggruppe sind,<br />
wird einmal mehr deutlich: Ein wichtiger Teil<br />
des örtlichen natürlichen Erholungsgebiets ist<br />
verloren gegangen.<br />
Eine Ausweichstrecke werden wir uns dennoch<br />
suchen – und „Walken an der Mur“ wird<br />
zu „Walken am Grünanger“ werden (müssen).<br />
EIN WICHTIGER TEIL DES<br />
ÖRTLICHEN, NATÜRLICHEN<br />
ERHOLUNGSGEBIETS IST<br />
VERLOREN GEGANGEN.<br />
6
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
„Gesunde Nachbarschaften – Gesunde Stadt“<br />
Forum für Sozialmedizinische Praxis<br />
VON MARTINA FREI<br />
Anfang Dezember luden wir Michaela Strapatsas,<br />
MA und Leiterin des Grazer Projekts „Starke<br />
Nachbarschaften – Gesunde Stadt,“ ins STZ<br />
Jakomini ein, um über gesundheitsfördernde<br />
Aspekte einer guten Nachbarschaft zu informieren.<br />
„Halten wir fest: Unsere Gesundheit ist wesentlich<br />
von sozialen Faktoren beeinflusst.<br />
Studien belegen, dass Menschen, die in guten<br />
sozialen Beziehungen leben, länger und gesünder<br />
leben. Menschen mit unterstützenden<br />
Beziehungen sind weniger belastet und weniger<br />
krankheitsanfällig. Sie bewältigen Krankheiten<br />
und deren Folgen besser bzw. gehen<br />
auch besser mit Alltagsanforderungen und<br />
Lebenskrisen um. "Isolation dagegen belastet<br />
unsere Psyche und kann zu psychischen und<br />
letztlich auch zu physischen Erkrankungen<br />
führen,“ leitet Michaela Strapatsas ihren Vortrag<br />
ein.<br />
Soziale Faktoren entscheiden über<br />
unsere Gesundheit<br />
Bereits in der Ottawa-Charta 1986 wurde<br />
„Gesundheitsförderung“ im sozialen Zusammenhang<br />
betrachtet. Zu sozialen Faktoren<br />
zählen jene Bedingungen, unter denen Menschen<br />
geboren werden, aufwachsen, leben<br />
und älter werden: Frieden, angemessene<br />
Wohnbedingungen, Bildung, Einkommen, Ernährung,<br />
ein stabiles Öko-System, die sorgfältige<br />
Verwendung vorhandener Naturressourcen,<br />
soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit.<br />
Jede Verbesserung des Gesundheitszustandes<br />
ist von den genannten Grundvoraussetzungen<br />
abhängig!<br />
Gesundheit und Gesundheitsförderung sind<br />
nicht nur Zustand oder Sache einzelner Menschen,<br />
sondern Ressourcen, die sich im Kontakt<br />
mit anderen Menschen immer wieder neu<br />
entfalten können. Gesundheit entsteht auch<br />
dadurch, dass wir uns nicht nur um uns selbst,<br />
sondern auch um andere kümmern, unsere<br />
eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln und wir<br />
unsere Lebensumfeld mitgestalten können.<br />
Lebenswelt Nachbarschaft<br />
Wir alle bewegen uns in ganz unterschiedlichen<br />
Lebenswelten, die unsere Gesundheit beeinflussen.<br />
Dazu gehören zum Beispiel unser<br />
Arbeits- und Ausbildungsplatz, Kindergärten,<br />
Schulen und andere Bildungseinrichtungen,<br />
Orte, an denen wir einkaufen oder unsere<br />
Freizeit verbringen, aber auch das örtliche<br />
Setting wie Wohnumfeld, Siedlung, Gemeinde,<br />
Stadt, etc.<br />
Lange Zeit wurde „Nachbarschaft“ als Einflussfaktor<br />
auf unsere Gesundheit wenig beachtet,<br />
obwohl vieles, das uns krank machen<br />
kann, mit Nachbarschaft zu tun hat: Isolation,<br />
schlechte Wohnbedingungen, Migration und<br />
damit verbunden – Diskriminierung, sich nicht<br />
zuhause fühlen können oder sich nicht auskennen.<br />
„Gerade NachbarInnen sind Menschen, die uns<br />
räumlich sehr nahestehen,“ sagt Strapatsas,<br />
„was nicht immer unbedingt positiv sein kann.<br />
Die räumliche Enge der städtischen Nachbarschaft<br />
kann zu vielfältigen Belastungen und<br />
Konfliktsituationen führen. Dabei kommen<br />
Nachbarschaftsstreitigkeiten oft der Belastung<br />
eines Familienstreits gleich. Wie wir damit umgehen<br />
und soziale Interaktionen untereinander<br />
gestalten, beeinflusst unser Wohlbefinden<br />
und unsere Lebensqualität wesentlich.“<br />
Gemeinsam hatten wir dann die Gelegenheit,<br />
uns miteinander über unterschiedliche Formen<br />
von Nachbarschaften auszutauschen.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Gesundheitsdeterminanten<br />
Quelle: GÖG/FGÖ, nach Dahlgren und Whitehead 1991<br />
8
GESUNDE NACHBARSCHAFT – GESUNDE STADT<br />
ETWAS SELBST AUF DIE BEINE ZU STELLEN,<br />
KANN OFT JAHRE DAUERN, DAHER SIND LOB UND DANK<br />
UNTEREINANDER WICHTIG<br />
Wir diskutierten z. B. darüber, dass eine gute<br />
Nachbarschaft in „kleinem Rahmen“ einfacher<br />
zu pflegen sei. Dabei zeigte sich, dass<br />
nicht nur städtische Nachbarschaften mit<br />
Problemen kämpfen. Auch in ländlichen oder<br />
gut bürgerlichen Siedlungen mit Einfamilienhäusern<br />
können Streitigkeiten entstehen – sei<br />
es der wuchernde Bambus des Nachbarn am<br />
eigenen Grund, der ständig bellende Hund,<br />
der lärmende Rasenmäher oder nerviges<br />
Holzschneiden zu unerlaubten Zeiten. Und<br />
nicht immer lässt sich ein Streit mit einem<br />
freundlichen Gespräch beseitigen.<br />
Welche Belastungen solche Nachbarschaftsstreitigkeiten<br />
nach sich ziehen, davon konnten<br />
einige TeilnehmerInnen nur zu gut berichten.<br />
So wurde z. B. folgendes Problem zweier<br />
TeilnehmerInnen etwas länger in der Runde<br />
diskutiert: „Eine Familie in der Siedlung kann<br />
schlecht mit ihrem Geld haushalten und bittet<br />
bereits Mitte des Monats andere um finanzielle<br />
Hilfe. Wie damit umgehen? Geld geben<br />
oder nicht? Wann ist man denn ein „guter“<br />
Nachbar?“<br />
„Oft wird Hilfe erst angenommen, wenn es<br />
wirklich brennt,“ stellten wir gemeinsam fest.<br />
Aber es sei durchaus auch in Ordnung, einmal<br />
finanzielle Hilfe abzulehnen. Als guter Nachbar<br />
sei es jedoch wichtig, eine Vertrauensbasis<br />
zu schaffen und zu versichern, da zu<br />
sein, wenn Hilfe gebraucht wird.<br />
In einer großen Siedlung mit über 100 Wohnparteien<br />
versuchen sich einige Bewohner-<br />
Innen als „HaussprecherInnen“ und engagieren<br />
sich für ein besseres Zusammenleben. Sie<br />
stehen als AnsprechpartnerInnen für die<br />
Anliegen der Anderen zur Verfügung, stellen<br />
eine Schnittstelle zur Hausverwaltung dar und<br />
organisieren jedes Jahr ein großes Siedlungsfest.<br />
Gute Nachbarschaften – gute Gesundheit<br />
Wie sich unterstützende Nachbarschaften auf<br />
unsere Gesundheit auswirken, ist noch wenig<br />
untersucht, aber es zeigt sich, dass soziale<br />
Netzwerke positive Auswirkungen auf unsere<br />
Gesundheit haben.<br />
Eine gute Nachbarschaft<br />
ist soziales und gesundheitliches<br />
Kapital wie eine unterstützende Familie<br />
oder Partnerschaft.<br />
fördert Zugehörigkeit, Anerkennung und<br />
die Entwicklung eines positiven Selbstbildes,<br />
stärkt Selbstvertrauen und Optimismus<br />
und trägt generell zur individuellen<br />
Sinnfindung bei.<br />
„All diese Aspekte zeigen damit mehrdimensionale<br />
gesundheitliche Auswirkungen“, fasst<br />
Michaela Strapatsas die aktuellen wissenschaftlichen<br />
Ergebnisse zusammen.<br />
Nachbarschaftshilfe lässt sich organisieren<br />
Im Rahmen des Vortrags gab Michaela<br />
Strapatsas auch positive Anregungen für eine<br />
gesundheitsfördernde Nachbarschaft. „Unterstützungsnetzwerke<br />
in der Siedlung mit praktischen<br />
Hilfestellungen im Alltag, beispielsweise<br />
einem Reparaturnetzwerk, Gemeinschaftsgärten,<br />
Lernangebote für Schulkinder<br />
oder auch „nur“ gemeinsames Feiern – all das<br />
kann sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit<br />
entgegenwirken.“<br />
Auch von Seiten der TeilnehmerInnen wurden<br />
positive Beispiele genannt:<br />
Da wird in einer kleineren Siedlung mit Mehrfamilienhäusern<br />
regelmäßig füreinander gekocht.<br />
Dass auch eine wesentlich ältere Bewohnerin<br />
immer miteinbezogen wird, ist dabei<br />
selbstverständlich.<br />
Eines scheint fest zu stehen: Gute Nachbarschaft<br />
erfordert Initiative und Toleranz füreinander.<br />
Darauf weisen auch Richter/Wächter<br />
(2009) in ihren Untersuchungen hin: Nachbarschaftsnetzwerke<br />
wachsen vor allem anhand<br />
gemeinsamer Aufgaben und Zielsetzungen.<br />
Gemeinsame Ziele schaffen Verbindlichkeit,<br />
verstärken die Kommunikation und Interaktion<br />
zwischen BewohnerInnen und erzeugen das<br />
Gefühl von Zusammenhalt.<br />
„Etwas selbst auf die Beine zu stellen, kann<br />
oft Jahre dauern, daher sind Lob und Dank<br />
untereinander wichtig,“ meint die Vortragende.<br />
Und Michaela Strapatsas stellt zum Abschluss<br />
schmunzelnd fest:<br />
„Am besten alles weniger kompliziert machen<br />
und mehr feiern!“<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
9
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Nicht ohne meinen Hund –<br />
über die tierischen Begleiter von Obdachlosen<br />
VON MARTINA FREI<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Kürzlich hat mir eine Bewohnerin aus ihrer<br />
Zeit auf der Straße erzählt, obdachlos – stets<br />
ohne Notunterkunft – die sie aus einem ganz<br />
bestimmten Grund nicht haben konnte: Denn<br />
niemals hätte sie ihren Hund weggeben, ihren<br />
geliebten Hund, den sie nirgendwo mitnehmen<br />
durfte.<br />
Für Menschen, die kein Naheverhältnis zu<br />
Tieren haben, kann es durchaus befremdlich<br />
sein, wieviel einem die Beziehung zu seinem<br />
Tier wert ist, und in diesem Fall vielleicht noch<br />
mehr, nämlich – auf ein Dach über dem Kopf<br />
zu verzichten. Für Menschen in Wohnungsnot<br />
ist ihr Tier oft der letzte Freund.<br />
Wer ein Haustier hat, lebt gesünder und<br />
glücklicher<br />
Eine der wichtigsten Forschungen von Prof.<br />
James Serpell (1991) zeigte z. B., dass Menschen,<br />
die sich einen Hund oder eine Katze<br />
anschafften, in den nächsten zehn Monaten<br />
von Verbesserungen in ihrem Gesundheitszustand,<br />
ihrem psychischen Wohlbefinden,<br />
ihrem Selbstbewusstsein und ihrem wöchentlichen<br />
Bewegungsausmaß berichteten.<br />
In anderen Studien konnte festgestellt werden,<br />
dass Heimtiere auch Einsamkeit und Depression<br />
lindern können. Tiere vermitteln Geborgenheit,<br />
Nähe und Gemeinschaft und haben<br />
sogar eine antisuizidale Wirkung auf belastete<br />
Menschen. Da Tiere durch ihre Anwesenheit<br />
und den Kontakt menschliche Stresshormone<br />
senken und somit eine beruhigende und entspannende<br />
Wirkung haben, werden psychischer<br />
Stress und Belastungssituationen umgewertet<br />
und reduziert.<br />
Obdachlose HaustierbesitzerInnen in Graz<br />
In Graz leben, Schätzungen zufolge, 800 bis<br />
900 Menschen in Übergangswohnungen,<br />
Wohnheimen und Notschlafstellen. Die Zahl<br />
der Straßenobdachlosen wird mit etwa 70 Personen<br />
angenommen (Erster Grazer Armutsbericht,<br />
2<strong>01</strong>0). Darüber, wie viele Menschen<br />
in Graz ohne Dach über dem Kopf mit einem<br />
Tier leben, wissen wir kaum etwas.<br />
Das Haus Rosalie<br />
In Graz gibt es nur eine einzige Notschlafstelle,<br />
in der das Mitbringen eines Tiers explizit<br />
erlaubt ist: Das Haus Rosalie, eine Einrichtung<br />
der Vinzenzgemeinschaft, jedoch<br />
ausschließlich für Frauen (und deren Kinder).<br />
Im Gespräch mit der Leiterin, Mag. Barbara<br />
Goricki-Gubo, betont sie, dass genau aus den<br />
genannten gesundheitsfördernden Aspeken<br />
Haustiere in ihrer Einrichtung immer schon<br />
erlaubt waren.<br />
Einzelzimmer würden die Situation von Haus<br />
aus einfacher machen. Beim Einzug mit einem<br />
Tier muss aber gewährleistet sein, dass es mit<br />
den anderen Bewohnerinnen (insbesondere<br />
mit Kindern) zu keinem Konflikt kommt und<br />
die Pflege und Versorgung des Tieres durch<br />
die BewohnerIn gegeben ist.<br />
Momentan leben in zehn Zimmern bereits vier<br />
Hunde und zwei Katzen.<br />
Andere Grazer Wohnheime und Notschlafstellen<br />
können, selten aber doch, obdachlose<br />
Menschen wegen ihrer Tiere nicht aufnehmen.<br />
DSA Stefan Bottler-Hofer, Leiter der Arche<br />
38, schätzt, dass es etwa dreimal im Jahr<br />
vorkommt, dass jemand mit seinem Tier eine<br />
Schlafstelle braucht.<br />
Wenn sich mehrere Menschen ein Zimmer<br />
miteinander teilen, sei es fast unmöglich, das<br />
Tier konfliktlos mit unterzubringen. Häufig hätten<br />
Menschen Angst vor Tieren, Allergien oder<br />
die Tiere verstünden sich untereinander nicht,<br />
was das Zusammenleben massiv erschwere.<br />
Fraglich ist zudem, wie artgerecht das beengte<br />
Leben in Notunterkünften mit Hunden wirklich<br />
ist. Es könnte durchaus passieren, dass<br />
BewohnerInnen aufgrund psychischer und<br />
oder körperlicher Probleme ins Krankenhaus<br />
oder eine Haftstrafe antreten müssen. „Wer<br />
ist dann für das Haustier verantwortlich?“ hört<br />
man aus dem Vinzidorf. Dort sind beispielsweise<br />
sind alle Versuche, Hunde unterzubringen,<br />
gescheitert. In einigen wenigen Fällen<br />
können aber Katzen mitgebracht werden.<br />
Eine genaue Schätzung, wie viele Obdachlose<br />
betroffen sind, kann auch Arche 38 Leiter<br />
Bottler-Hofer nicht machen.<br />
„Entweder schauen die Leute, dass sie nicht<br />
wohnungslos sind oder sie wissen, dass es<br />
mit Haustier nicht geht und kommen gar nicht<br />
erst.“<br />
Was tun, wenn man ein Tier,<br />
aber keine Wohnung hat?<br />
Am häufigsten werden Obdachlose von Hunden<br />
begleitet, aber auch Ratten, Mäuse, Katzen<br />
oder Vögel wurden schon in die Wohnungslosigkeit<br />
mitgenommen.<br />
Ein häufiger Tipp von Notunterkünften an obdachlose<br />
TierbesitzerInnen ist, das Tier bei<br />
10
SOZIALMEDIZINISCHE STELLUNGNAHME<br />
Freunden oder Verwandten unterzubringen<br />
oder es im Tierheim abzugeben. Manchmal<br />
ringen sie sich dazu durch, von den meisten<br />
kommt aber die Antwort: „Da schlaf ich lieber<br />
auf der Straße,“ sagt Bottler-Hofer.<br />
In Deutschland gibt es, an Tierheime angeschlossen,<br />
bereits „Notschlafstellen“ für die<br />
Hunde von Obdachlosen. Dort können sie<br />
abends abgegeben und am nächsten Tag wieder<br />
abgeholt werden. Die HundebesitzerInnen<br />
können auf diese Weise aber auch in einer<br />
Notunterkunft übernachten, die keine Tiere<br />
erlaubt.<br />
In Graz haben wir diese Möglichkeit nicht.<br />
Zwar gibt es in der Arche Noah durchaus Anfragen<br />
von Obdachlosen. Eine Mitarbeiterin<br />
bestätigt, dass die Tiere dann zwar dauerhaft<br />
aufgenommen werden könnten, aber sie noch<br />
niemals erlebt hätte, dass ein/e Obdachlose/r<br />
sein/ihr Tier daraufhin abgegeben hätte.<br />
„Lieber bleiben sie auf der Straße und hungern,<br />
als ohne ihren Hund zu sein“, erklärt<br />
sie. Auf meine Nachfrage, ob sie beobachten<br />
konnte, dass die Tiere vernachlässigt aussähen,<br />
entgegnet sie mir ganz bestimmt: „Nein,<br />
die schauen toll auf ihre Tiere!“<br />
Problem der medizinischen Versorgung<br />
Oft ist es ein großes Problem für Obdachlose,<br />
ihre Tiere regelmäßig medizinisch versorgen zu<br />
lassen. In einigen Städten bieten mittlerweile<br />
mobile Tierärzte an, sich kostenfrei um die<br />
medizinische Versorgung dieser Tiere zu kümmern.<br />
In Wien gibt es z. B. im Verein „neunerhaus“<br />
eine tierärztliche Versorgungsstelle für<br />
die Tiere von obdachlosen Menschen.<br />
Sie wurde bereits 2<strong>01</strong>0 in Zusammenarbeit<br />
mit der Österreichischen Tierärztekammer<br />
gegründet. Alle obdach- oder wohnungslosen<br />
TierbesitzerInnen können das Angebot kostenlos<br />
nutzen. Neben Parasitenprophylaxe,<br />
Impfungen und Behandlung allfälliger Krankheiten<br />
finden hier auch Operationen statt. Man<br />
weiß in dieser Einrichtung um die stabilisierende<br />
Wirkung von Tieren in Krisenzeiten. Für<br />
sein Haustier zu sorgen, kann in schwierigen<br />
Situationen wichtigen Halt geben. Möglich<br />
machen dieses Angebot ehrenamtlich tätige<br />
TierärztInnen und Assistentinnen, die drei Mal<br />
pro Woche für den Ordinationsbetrieb öffnen.<br />
Der Andrang ist oftmals so groß, dass die<br />
Sprechstunden ausgedehnt werden müssen.<br />
Die „neunerhaus“ Statistik zeigt seit der Öffnung<br />
der tierärztlichen Versorgungsstelle einen<br />
kontinuierlichen Anstieg des Bedarfs an:<br />
2<strong>01</strong>0 wurden 97 TierbesitzerInnen verzeichnet,<br />
letztes Jahr nahmen bereits 536 Klient-<br />
Innen die Dienste in Anspruch. Im Durchschnitt<br />
haben die KlientInnen zwei Tiere. „Die<br />
Beziehung zwischen unseren Klienten und<br />
deren Tieren ist sehr eng. Sie machen sich<br />
mehr über ihr(e) Tier(e) Sorgen als um sich<br />
selbst!“, berichtet mir Ordinationshilfe Sandra<br />
Dressel.<br />
„Neunerhaus“: Ein Tier zu versorgen, gibt<br />
Obdachlosen Struktur<br />
Wenn man Obdachlose mit ihren Hunden beobachtet,<br />
wird schnell ersichtlich, wie stark die<br />
Bindung zueinander ist. Der Grund dafür ist<br />
sicher, dass man rund um die Uhr zusammen<br />
ist und alles gemeinsam tut. Für einen Hund<br />
zu sorgen, kann dem Tag noch ein letztes<br />
Stück Struktur geben und der Grund für die<br />
obdachlose Person sein, weiterzumachen.<br />
Die TierärztInnen im „neunerhaus“ in Wien<br />
sind und werden zugleich auch Ansprechpartner<br />
für die Obdachlosen. Über das Tier kann<br />
oft ein echtes Vertrauensverhältnis entstehen,<br />
das hilft, selbst Hilfe anzunehmen. Viele wohnungslose<br />
TierbesitzerInnen nehmen daher<br />
auch andere Angebote des „neunerhauses“ in<br />
Anspruch: Pro Jahr besuchen ca. 100 Personen<br />
mit Hunden die humanmedizinische „neunerhaus<br />
Arztpraxis“ und die zahnärztliche Praxis,<br />
wo Tiere auch mitgebracht werden dürfen.<br />
In allen Einrichtungen des „neunerhaus“ sind<br />
Tiere willkommen. Laut einer Zählung aus<br />
dem Jahr 2<strong>01</strong>0 leben in den drei Häusern<br />
und zwölf Startwohnungen 180 obdachlose<br />
Menschen mit 15 Hunden, 28 Katzen, zwei<br />
Papageien, zahlreichen Fischen, Mäusen<br />
und Meerschweinchen unter einem Dach. In<br />
Wien bietet mittlerweile die Hälfte der sozialen<br />
Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe<br />
die Möglichkeit an, das Haustier<br />
mitzunehmen.<br />
Einmal mehr zeigt sich: Tiere geben ihren BesitzerInnen<br />
wichtigen Halt in krisenreichen Lebenssituationen<br />
und haben zusätzlich das Potential,<br />
nicht nur eine Vermittlerrolle zu Hilfeleistungen<br />
für ihre BesitzerInnen einzunehmen,<br />
sondern auch sinngebend zu sein, das<br />
Leben wieder „in den Griff zu bekommen.“<br />
Obwohl es sich bei der Anzahl obdachloser<br />
TierbesitzerInnen in Graz um eine ganz<br />
kleine Gruppe Betroffener handelt, wäre es<br />
wünschenswert, auch für diese eine unproblematischere<br />
Quartiersfindung zu ermöglichen.<br />
Übrigens: Für Männer besteht überhaupt keine<br />
Möglichkeit in Graz, ein Tier in eine Notschlafstelle<br />
mitzubringen.<br />
Die Idee, eine „Notschlafstelle“ für Mensch und<br />
Tier einzurichten, müsste wie nach deutschem<br />
oder Wiener Vorbild, direkt an Notunterkünfte<br />
und Wohnheime gekoppelt sein, damit die Tiere<br />
in unmittelbarer Nähe bleiben können.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
11
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Rückenschmerzen –<br />
„Das Kreuz mit dem Kreuz“<br />
VON MICHAELA TRAXLER<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
„Ich hab‘s im Kreuz,“ dieser Satz ist in der allgemeinmedizinischen<br />
Ordinationen oft zu hören.<br />
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten<br />
Gründen, weshalb praktische Ärzte in Österreich<br />
aufgesucht werden.<br />
Laut der Gesundheitsbefragung der Statistik<br />
Austria 2<strong>01</strong>4 leidet jede fünfte Person in<br />
Österreich unter chronischen Rückenschmerzen,<br />
wobei die Häufigkeit mit steigendem Alter<br />
zunimmt.<br />
Fast jeder von uns kennt Kreuzschmerzen,<br />
Nackenschmerzen und Co. Für Viele gehören<br />
sie zum Alltag und werden toleriert, meist bis<br />
es nicht mehr geht. Bis zu einem gewissen<br />
Grad gewöhnt man sich auch an sie, doch<br />
werden sie stärker, hilft oft auch kein Schmerzmittel<br />
mehr. Also ab zum Arzt!<br />
Vorläufig gestellte Diagnosen lauten dann:<br />
„Dorsalgie, Lumbalgie, Lumboischialgie,<br />
Cervikalsyndrom, HWS-, BWS-, oder<br />
LWS-Syndrom.“ Schmerzen machen Angst,<br />
bei Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühl<br />
in den Extremitäten wird Sie der Arzt<br />
zum Röntgen oder zur Magnetresonanztomographie<br />
(MRT) überweisen.<br />
Meist erhalten Betroffene dann einen Befund<br />
des Röntgeninstitutes, auf dem eine riesige<br />
Menge an unverständlichen Fachausdrücken<br />
steht, die oft zusammengefasst bedeuten,<br />
dass die Wirbelsäule von harmloseren,<br />
üblicherweise alterstypischen, aber schmerzhaften<br />
Abnutzungserscheinungen gezeichnet<br />
ist. Gelegentlich finden sich aber auch folgenreichere<br />
Diagnosen, wie Bandscheibenvorfälle<br />
oder auch Wirbelkörpereinbrüche.<br />
Ohne Bewegungstherapie geht‘s nicht<br />
Dennoch ist die Behandlung in der Regel dieselbe,<br />
denn das Einzige was langfristig gegen<br />
die Schmerzen hilft, ist eine Bewegungstherapie<br />
gepaart mit einer Schmerztherapie. Es ist<br />
dabei wichtig, zu professionellen Therapeut-<br />
Innen zu gehen, denn sie sind darauf geschult,<br />
auf falsche Bewegungsabläufe zu achten und<br />
Ihnen die richtigen Übungen beizubringen.<br />
Denn selbst wenn die knöchernen oder knorpeligen<br />
Strukturen der Wirbelsäule angegriffen<br />
sind, ist es oft notwendig, den muskulären<br />
Stützapparat zu kräftigen, da nur dadurch die<br />
Schmerzen reduziert werden können.<br />
Es sind gerade die Schonhaltungen und<br />
Schonbewegungen bei Schmerzen, die zu<br />
noch schmerzhafteren Verkrampfungen der<br />
Muskulatur führen. Bei der Schmerztherapie<br />
ist es besonders wichtig, auf den Rat der Ärzte<br />
zu hören und nicht selbstverordnet Schmerztabletten<br />
zu schlucken!<br />
Generell sind vor allem Bewegungsmangel,<br />
aber auch falsche Bewegungsformen, etwa<br />
durch nicht ausreichend betreute Fitnessübungen<br />
oder falsches Heben an der Entstehung<br />
beziehungsweise am Bestehenbleiben der<br />
meisten Wirbelsäulenprobleme mitbeteiligt.<br />
Bandscheiben bekommen beispielsweise nur<br />
dann genügend Nährstoffe, wenn man sich<br />
ausreichend bewegt und genügend trinkt.<br />
Bereits schleichend auftretende Schmerzen<br />
sollten nicht ignoriert oder eigenständig mit<br />
Schmerztabletten unterdrückt werden, denn<br />
sie sind Hinweise darauf, dass man etwas am<br />
Verhalten ändern sollte.<br />
Nicht selten treten die Schmerzen dann auf,<br />
wenn wir unseren Körper vernachlässigen – in<br />
stressigen Zeiten oder wenn es uns nicht gut<br />
geht. Wir „schultern“ uns zu viel auf, oder „tragen<br />
die ganze Last auf unseren Schultern“.<br />
Nicht von ungefähr kommen diese „Volksweisheiten“,<br />
die ausdrücken, wie sehr der Rücken<br />
uns in turbulenten Zeiten aufrecht hält.<br />
Das bedeutet aber auch, dass wir darauf achten<br />
sollten, dass wir unserem Rücken nicht zu<br />
viel zumuten: Lassen wir uns doch manchmal<br />
von anderen unterstützen und uns „die schwere<br />
Last von den Schultern nehmen.“ Auch psychischer<br />
Beistand kann hilfreich sein, „das<br />
Päckchen auf den Schultern“ zu verringern.<br />
Gewöhnen wir uns nicht an unsere<br />
Rückenschmerzen<br />
Rückschmerzen auszuhalten, ist nicht gut.<br />
Der Körper beginnt sich an die Schmerzen zu<br />
erinnern und selbst, wenn die schmerzauslösenden<br />
Probleme behoben werden, etwa<br />
indem ein Bandscheibenvorfall chirurgisch<br />
versorgt wurde, ist es nicht selten so, dass die<br />
akuten Schmerzen weiter bestehen und zu<br />
chronischen Schmerzen werden.<br />
Ein „Zirkulis virtuosis“ – die so wesentliche<br />
Bewegung wird wieder vermieden, weil sie zu<br />
Schmerzen führt.<br />
Es ist also wirklich wichtig, rechtzeitig einen<br />
Arzt aufsuchen, um dann mit Hilfe von Physiotherapeutie<br />
professionell begleitete Bewegungstherapie<br />
zu machen, damit der Rücken<br />
wieder stabilisiert werden kann, um so einer<br />
langwierigen Leidensgeschichte vorzubeugen.<br />
12
SOZIALMEDIZINISCHE STELLUNGNAHME<br />
Was kann ich tun,<br />
um Rückenschmerzen<br />
überhaupt zu vermeiden?<br />
Bewegen Sie sich täglich 30 Minuten<br />
leicht oder dreimal in der Woche<br />
intensiver. Tägliches Spazierengehen<br />
reicht, um die Durchblutung und<br />
damit die Nährstoffversorgung in<br />
der Wirbelsäule zu verbessern und<br />
gleichzeitig auch ausgleichend auf<br />
die seelische Verfassung zu wirken.<br />
Machen Sie spezielle Rückenübungen<br />
zur Stärkung der Wirbelsäule.<br />
Vermeiden Sie einseitiges Trainieren.<br />
Wer Bauchmuskeln mit Krafttraining<br />
trainiert, muss auch den Rücken<br />
trainieren und umgekehrt<br />
Auf Sitzhaltung und Liegepositionen<br />
achten. Auch beim Tragen und<br />
Heben auf die richtige Haltung und<br />
Kraftverlagerung aufpassen.<br />
In vorwiegend sitzenden Berufen<br />
ist es wichtig, regelmäßig aufstehen<br />
und 2-3 Minuten lang kurze Bewegungs-<br />
und Dehnungsübungen<br />
durchführen.<br />
Stressabbau durch Bewegung:<br />
Sport wirkt ausgleichend und führt zu<br />
Ausschüttung von Glückshormonen.<br />
Nährstoff-, vitamin und kalziumreiche<br />
Ernährung (Vorsicht bei Erkrankungen,<br />
z.B. können bei Laktoseintoleranz<br />
nur laktosefreie Produkte<br />
genug Kalzium liefern)<br />
Unterstützung in psychisch belastenden<br />
Situationen annehmen,<br />
sodass man sich öfters entspannen<br />
kann: Denn innere Anspannung<br />
führt zu Verspannungen.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
13
AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
Mit unserem Müllworkshop<br />
zur richtigen Mülltrennung<br />
VON MARTINA FREI<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Im Rahmen unserer „Treffen der engagierten<br />
BewohnerInnen aus Graz,“ die das <strong>SMZ</strong> organisiert<br />
und betreut, sind Mülldiskussionen ein<br />
häufiges Thema. Einige TeilnehmerInnen hatten<br />
diesbezüglich große Probleme mit der Vermüllung<br />
in ihren Siedlungen und engagierten sich<br />
bewusst für eine Verbesserung der Situation.<br />
Während unserer Treffen konnten wir wertvolle<br />
Kontakte zu AbsolventInnen des Abfallberater-Light<br />
Kurses (eine kostenlose Schulung<br />
der ARGE) knüpfen, und so ergab sich Mitte<br />
November 2<strong>01</strong>6 aus der Vernetzung engagierter<br />
BewohnerInnen auch die Organisation<br />
eines Müllworkshops in einer Siedlung am<br />
Schönaugürtel.<br />
Als Abfallberater-Light stellten sich Gabriele<br />
Sahin-Koller, die selbst ein „Müllprojekt“ in<br />
ihrer Siedlung betreut, und Rainer Maichin,<br />
der mit seinem “Restmülltagebuch” 2<strong>01</strong>2 den<br />
2. Platz beim Umweltpreis der Stadt Graz<br />
gewonnen hat, zur Verfügung.<br />
Durch diesen Erfahrungsaustausch mit den<br />
BewohnerInnen erhofften wir uns einen niederschwelligen<br />
und nachhaltigen Effekt.<br />
Richtig Mülltrennen<br />
Die Grundidee des Workshops: Die beiden Abfallberater-Light<br />
zeigen richtiges Mülltrennen,<br />
rechnen vor, was sich die BewohnerInnen damit<br />
sparen können und erklären, wie man die<br />
anderen zum Mitmachen animiert.<br />
Rainer Maichin hat in einer eigenen Müllstudie<br />
die Abfallmengen zahlreicher Wohnhäuser<br />
erhoben, darunter auch den Abfall der Siedlung<br />
am Schönaugürtel. Allein hier fallen pro<br />
Woche und Wohnung durchschnittlich 162<br />
Liter nur Restmüll an – damit liegen die BewohnerInnen<br />
im Grazer Spitzenfeld.<br />
Im Workshop demonstrieren die beiden Müllberater<br />
anhand des Inhalts von Mülltonnen<br />
aus der Siedlung, was so alles falsch getrennt<br />
wurde und wie es richtig sein sollte.<br />
Sahin-Koller zeigt die „Klassiker“ vor: Verpackungsmaterial<br />
im Papier oder Plastiksackerl<br />
in der Biotonne, auch Plastiksäcke in der<br />
Restmülltonne müssen nicht sein.<br />
„Am besten leert man den getrennten Inhalt<br />
einfach in die richtige Tonne, das spart Platz,“<br />
sagt sie.<br />
Und wieviel Platz zerkleinerte Verpackungen<br />
und Kartons sparen, zeigt auch Rainer Maichin<br />
mit einem Sprung in die rote Tonne.<br />
Deren Inhalt halbiert sich unter seinem Gewicht.<br />
„Aber bitte nicht nachmachen, das ist<br />
zu gefährlich!“, warnt er und empfiehlt die<br />
Zerkleinerung vorab am Boden zu erledigen.<br />
Auch einige Lebensmittel finden sich falsch<br />
getrennt: Lebensmittel müssen immer aus der<br />
Verpackung entfernt und dann in der jeweils<br />
richtigen Tonne entsorgt werden. So freuen<br />
sich die Abfallberater-Light, die auch „Lebensmittelretter“<br />
sind, über ein paar Gläser Honig.<br />
„Der ist noch gut – den kann jemand haben!“<br />
Ein Abnehmer ist schnell gefunden.<br />
Rasch erkennen die TeilnehmerInnen, dass<br />
es doch noch einiges gibt, was sie nicht gewusst<br />
haben, insbesondere Männer und Kinder<br />
trennen schließlich begeistert mit,…<br />
Sperrmüll gemeinsam entsorgen<br />
Beim Thema Sperrmüll empfehlen die beiden<br />
Berater, Nachbarschaftsdienste in Anspruch<br />
zu nehmen. Wer kein eigenes Auto oder keine<br />
Transportmöglichkeit hat, fragt am besten<br />
NachbarInnen. Die helfen meist für ein kleines<br />
Trinkgeld gern mit. Auch eigens organisierte<br />
Entrümpelungen, bei denen alle BewohnerInnen<br />
zusammen helfen, halten Hof und Keller<br />
sauber und sparen Betriebskosten.<br />
Gabi Sahin-Koller empfiehlt z. B. die Verwendung<br />
von so genannten „ReUse Boxen“, in<br />
denen Elektrogeräte und Kleidung gesammelt<br />
und dann weiter gegeben/ verschenkt werden<br />
können.<br />
Müll trägt eine persönliche Handschrift und<br />
manchmal lassen sich Falschtrenner leicht<br />
identifizieren. Namen auf Briefen, Zigarettenstummel<br />
oder Hundefutterdosen lassen<br />
schnell auf konkrete BewohnerInnen schließen.<br />
„Es ist durchaus sinnvoll, diese Leute<br />
direkt darauf anzusprechen“, raten die Abfallberater-Light.<br />
Ändert sich im Laufe der Zeit schließlich das<br />
Mülltrennverhalten in der Siedlung, sei es<br />
wichtig, auf die Zusammensetzung der verfügbaren<br />
Mülltonnen zu achten.<br />
Häufig sind dann weniger bzw. weniger große<br />
Restmülltonnen notwendig, dafür werden vielleicht<br />
größere Plastik- und Papiertonnen sowie<br />
mehrere Biotonnen gebraucht. „Sind nicht<br />
genügend passende Tonnen da, besteht leider<br />
Gefahr, dass wieder vermehrt im Restmüll<br />
entsorgt wird,“ merkt Sahin-Koller an.<br />
14
RICHTIGE MÜLLTRENNUNG<br />
Was hat der rote Skoda Kombi mit der<br />
Mülltrennung zu tun?<br />
Von jenen BewohnerInnen, die am Workshop<br />
teilnehmen, trennen die meisten ihren Müll<br />
ohnehin nach bestem Wissen.<br />
„Wir kennen dieses „Phänomen,“ lacht Maichin,<br />
„zu solchen Veranstaltungen kommen oft nur<br />
solche Personen, die sich ohnehin dafür engagieren<br />
und vieles bereits richtig machen.<br />
Allein das bedeutet aber schon eine 30 prozentige<br />
Einsparung!“<br />
Bei korrekter Mülltrennung könnten sich die<br />
BewohnerInnen jedes Jahr zusammen ein<br />
neues Mittelklasse Auto kaufen. Maichin zeigt<br />
das Bild eines roten Skoda Kombi, das die ersparte<br />
Summe zusätzlich verdeutlicht.<br />
Für BewohnerInnen, die keinen Müllworkshop<br />
besuchen wollen oder können, empfiehlt sich<br />
ein Besuch an der Haustür mit der „Mobilen<br />
Mülltrennbox,“ um zu informieren und aufzuklären.<br />
Rainer Maichin hat mittlerweile einen<br />
eigenen Brief für Hausverwaltungen verfasst,<br />
der an BewohnerInnen verschickt werden<br />
kann. Zusätzlich könnten mehrsprachige Mülltrennblätter,<br />
die man im Internet kostenlos<br />
herunterladen kann, im Haus verteilt oder am<br />
Müllplatz aufgehängt werden.<br />
„Plakativ kann Mülltrennungsinformation aber<br />
auch mit konkreten Beispielen gestaltet werden,“<br />
ist eine weitere Idee der Abfallberater-Light.<br />
„Hängen Sie reale Verpackungen<br />
über die gelbe Tonne, Kartons oder Zeitungen<br />
über die Papiertonne oder konkrete Müllbeispiele<br />
über die Restmülltonne!“<br />
Mülltrennen als gesetzliche Verpflichtung<br />
„Mülltrennung reduziert die Betriebskosten, ist<br />
die einfachste Nachhaltigkeitsmaßnahme, die<br />
es gibt und soll im Interesse aller auch eingehalten<br />
werden. Der Restmüll ist übrigens die<br />
einzige Müllfraktion, für deren Abholung bezahlt<br />
werden muss! Alle anderen Fraktionen wie Papier,<br />
Kunststoff, Weiß- und Buntglas sowie Metall<br />
sind kostenlos. Biomüll ist kostenmäßig Teil<br />
des Restmülls“, informiert uns Rainer Maichin.<br />
Plastik im Biomüll – no go!<br />
Für Plastik in Biotonnen gibt es übrigens<br />
eine neue Regelung: Findet die Müllabfuhr<br />
Plastik in der Biotonne, wird diese nicht<br />
mehr mitgenommen, sondern als Restmüll<br />
entsorgt. Und Restmüll ist der einzige Müll,<br />
dessen Entsorgung kostenpflichtig ist, dies<br />
schlägt sich massiv auf die Betriebskosten<br />
nieder!<br />
Was also tun, damit alle in die Verantwortung<br />
genommen werden können?<br />
Rainer Maichins Tipps:<br />
Bei sich selbst anfangen, indem man selbst<br />
sauber Müll trennt, die Restmüllmenge beobachtet<br />
oder sie in einem Tagebuch vermerkt.<br />
NachbarInnen, die man bei falscher Mülltrennung<br />
beobachtet, aktiv ansprechen und<br />
zeigen, wie es richtig geht.<br />
Gemeinsam mit Kindern trennen, damit<br />
auch sie richtiges Mülltrennen lernen.<br />
Kinder nicht alleine zum Müll schicken – sie<br />
erreichen die Tonne nicht. Sieht man Kinder<br />
alleine, sollte man sie wieder – samt Müllsack<br />
– in die Wohnung schicken.<br />
Selbst Hand anlegen und sich nicht scheuen,<br />
auch einmal Müll nachzutrennen<br />
Verpackungswahn<br />
Laut Bundesabfallwirtschaftsplan beträgt<br />
das für 2<strong>01</strong>5 ermittelte Abfallaufkommen an<br />
Primärabfällen (reiner Müll) in Österreich rund<br />
54 Millionen Tonnen.<br />
Das Aufkommen von Abfällen aus Haushalten<br />
und ähnlichen Einrichtungen ist im Vergleich<br />
zum Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2<strong>01</strong>1<br />
um rund 7,0% gestiegen.<br />
Pro Jahr fallen in der Europäischen Union<br />
1,3 Milliarden Tonnen Abfall an.<br />
Jede/r EuropäerIn erzeugt im Schnitt einen<br />
Kilogramm Müll pro Tag. Verpackungsmaterial<br />
hat einen erheblichen Anteil daran.<br />
Schätzungen machen deutlich, dass<br />
EU-BürgerInnen im Durchschnitt 198 Wegwerf-Einkaufstaschen<br />
pro Jahr verwenden.<br />
Obwohl sich in Österreich eine Verbesserung<br />
in Sachen Mülltrennung zeigt, werden dennoch<br />
jährlich große Mengen an sinnlosen<br />
Plastikprodukten produziert und weggeworfen.<br />
Die Kritik am „Gratis-Plastiksackerl“ wird<br />
lauter und so sind bereits viele Geschäfte auf<br />
kostenpflichtige Sackerl umgestiegen oder<br />
haben diese gegen Mehrweg- oder Pfandtaschen<br />
getauscht.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
15
AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
SIND NICHT GENÜGEND PASSENDE TONNEN DA,<br />
BESTEHT LEIDER GEFAHR, DASS WIEDER VERMEHRT<br />
IM RESTMÜLL ENTSORGT WIRD<br />
Ein Blick zu unseren deutschen Nachbarn<br />
In Deutschland wird seit 1991 Müll getrennt.<br />
Damals wurde von der Firma „Duales System<br />
Deutschland“ der „Grüne Punkt“ gegründet:<br />
Hersteller und Händler zahlen dabei eine<br />
Lizenzgebühr für ihre Verpackungen aus Metall<br />
oder Plastik und geben die Kosten für die<br />
Gebühr über den Preis an die Verbraucher<br />
weiter. Diese Gebühren erhält wiederum jene<br />
Firma, die sich um Abholung, Sortierung und<br />
Recycling kümmert. Mittlerweile wurde der<br />
Markt für dieses System geöffnet, etwa zehn<br />
Firmen arbeiten derzeit nach diesem Prinzip.<br />
Eine deutsche Umfrage (VZBV) ergab, dass<br />
fast alle VerbraucherInnen Müll trennen, aber<br />
nur ein gutes Drittel der Befragten gab an, dabei<br />
auch sorgfältig zu sein. Unkenntnis sei einer<br />
der häufigsten Gründe, warum Müll in der<br />
falschen Tonne landet. Dabei komme es auch<br />
häufig zu logischen Fehlwürfen, siehe Beispiel<br />
„gelbe Quietsch-Enten.“ Diese werden häufig<br />
in der gelben Tonne entsorgt, doch in diese<br />
darf nur Verpackungsmaterial. Also muss die<br />
Quietsch-Ente in den Restmüll und wird letztendlich<br />
verbrannt, statt als Plastikgranulat<br />
wiederverwertet zu werden.<br />
Vermeiden statt Wegwerfen<br />
Als VerbraucherInnen können wir bereits im<br />
Vorfeld viel Abfall vermeiden, indem wir versuchen,<br />
einige Tipps umzusetzen:<br />
Nutzen wir Mehrwegtaschen oder Körbe für<br />
den Transport.<br />
Verzicht von Gemüsesackerln, in denen<br />
häufig Obst und Gemüse verpackt und gewogen<br />
wird.<br />
Greifen wir an der Kasse zu Papiersäcken.<br />
Diese können auch weiterverwendet werden.<br />
Scheuen wir uns nicht, eigene Behälter<br />
mitzubringen. Graz hat mit „ Das Gramm“ bereits<br />
ein erstes Lebensmittelgeschäft, in dem<br />
Lebensmittel ausschließlich in mitgebrachte<br />
Behälter gefüllt werden.<br />
Bevorzugen wir Glasverpackungen.<br />
Auch Werbeverzichtsaufkleber am Postkasten<br />
verhindern eine Menge Papiermüll.<br />
Eine Sonderform der Mülltrennung gibt es<br />
mittlerweile in einigen deutschen Städten wie<br />
Berlin, Köln oder Hamburg. Statt des gelben<br />
Sacks/ der gelben Tonne wird dort eine Wertstofftonne<br />
aufgestellt. In dieser Tonne dürfen<br />
nicht nur Verpackungen, sondern auch alle<br />
Abfälle aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterialien,<br />
also vom Tetrapak über den<br />
Joghurtbecher bis zum Kochtopf entsorgt werden.<br />
Auch die gelbe Quietsche-Ente dürfte<br />
hier Platz finden.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Mit dieser Einheitstonne konnten in Berlin<br />
jährlich rund vier Kilogramm zusätzliche Wertstoffe<br />
pro Einwohner gesammelt werden. Eine<br />
flächendeckende Einführung der Werkstofftonne<br />
wird diskutiert.<br />
Sie interessieren sich für einen Müllworkshop in Ihrer Siedlung? Wir vom <strong>SMZ</strong><br />
unterstützen Sie gerne bei der Organisation. Weitere <strong>Info</strong>rmationen bei Martina Frei,<br />
0699 18 08 43 75 oder frei@smz.at.<br />
16
AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
„WEIL UNS NICHT EGAL IST, WAS AUS UNSERER<br />
STADT WIRD!“ Eine Ausstellung der anderen Art<br />
VON DORIS POLLET-KAMMERLANDER UND MARTINA FREI<br />
Die Ausstellung beschäftigt sich mit aktuellen<br />
Themen der Stadtplanung und -entwicklung,<br />
die die „Initiative für ein unverwechselbares<br />
Graz“ in den vergangenen drei Jahren aufgegriffen<br />
und in Dokumentationen dargestellt<br />
hat. Die „Wanderausstellung zieht zur<br />
Zeit durch Graz und war vom 27.1. bis 9.2.<br />
auch im Sozialmedizinischen+Stadtteilzentrum<br />
Jakomini zu sehen.<br />
Zur Ausstellungseröffnung im STZ Jakomini<br />
trafen sich an die 20 interessierte Besucher-<br />
Innen sowie VertreterInnen der Bezirks- und<br />
Stadtpolitik.<br />
Erika Thümmel, Doris Pollet-Kammerlander<br />
und Heinz Rosmann erzählten über ihre Initiative<br />
und erklärten den Hintergrund der einzelnen<br />
Bildtafeln. Einige BesucherInnen brachten<br />
Beispiele aus ihrem Wohnumfeld ein.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Die Themen spannen einen Bogen über<br />
Wohnen in Graz, wo Wohnraum dringend<br />
gebraucht wird, die verfügbaren Wohnungen<br />
aber viel zu teuer und für Familien nicht leistbar<br />
sind,<br />
den nie dagewesenen Bauboom in der<br />
Stadt, der aber auch viel Leerstand produziert,<br />
weil die Wohnungen – als Geldanlage errichtet<br />
– viel zu teuer sind,<br />
die Zerstörung alter Häuser und den rasanten<br />
Verlust alter Bausubstanz und der Geschichte<br />
der Stadt,<br />
Fragen, wer plant die Stadt, nachdem sich<br />
Neubauten sehr oft in der Dimension, dem Volumen<br />
und der Gestaltung nicht in das Stadtbild<br />
einfügen und Investoren ihre Interessen<br />
ohne Rücksicht durchsetzen können,<br />
den Wert von Bäumen für den Stadtraum<br />
und ihre aktuelle Gefährdung durch Rodungen<br />
von Bauplätzen<br />
den immensen Bodenverbrauch in Österreich<br />
– in keinem anderen Land in Europa wird<br />
so viel Boden versiegelt, verbaut und damit<br />
zerstört,<br />
bis hin zu den Visitenkarten der Grazer Einfahrtsstraßen,<br />
Beispiel Mariatrosterstraße.<br />
Beim Punkt „Weg mit den Bäumen“ kam es<br />
natürlich auch zu einer Diskussion über die<br />
Auwaldrodungen wegen des geplanten Murkraftwerk.<br />
Diese rund 16 000 Bäume und<br />
Büsche hatten besonders hitzereduzierende<br />
Effekte und sich positiv auf die Feinstaubbelastung<br />
ausgewirkt. Die Höchstgrenze der<br />
Feinstaubbelastung in Graz wurde allein bis<br />
Mitte Feber 2<strong>01</strong>7 an 26 Tagen überschritten!<br />
Mit der Rodung des Mur-Auwaldes wurde somit<br />
ein Stück „grüne Lunge“ – in der Größe<br />
des Stadtparks in der Stadt vernichtet. Grünraum<br />
sollte sich jedoch in möglichst vielen<br />
städtischen Bereichen finden, um protektive<br />
Effekte zu gewährleisten!<br />
Viele der in der Ausstellung aufgegriffenen<br />
Themen beschäftigen auch uns in unserer<br />
Stadtteilarbeit. So sind auch wir immer wieder<br />
mit Problemen durch mangelnde Grünflächen<br />
und mit beklemmenden Wohnverhältnisse<br />
konfrontiert – soziale Faktoren, die sich unmittelbar<br />
auf unsere Gesundheit auswirken.<br />
Doris Pollet-Kammerlander: „Wir brauchen<br />
leistbares Wohnen, wo wir uns wohl fühlen<br />
und zuhause fühlen.“<br />
Die Initiative für ein unverwechselbares Graz,<br />
die von keiner Partei oder Organisation unterstützt<br />
wird, besteht seit mehr als drei Jahren.<br />
Sie will eine Stadtentwicklung, die sich<br />
an den Bedürfnissen der Menschen, die in<br />
18
EINE AUSSTELLUNG DER ANDEREN ART<br />
DIE INITIATIVE FÜR EIN<br />
UNVERWECHSELBARES<br />
GRAZ, DIE VON<br />
KEINER PARTEI ODER<br />
ORGANISATION<br />
UNTERSTÜTZT WIRD,<br />
BESTEHT SEIT MEHR<br />
ALS DREI JAHREN.<br />
der Stadt wohnen, orientiert. „Veränderungen<br />
sind notwendig und sollen auch zugelassen<br />
werden, aber mit Respekt vor Gewachsenem<br />
und unter der Prämisse der Verhältnismäßigkeit.<br />
Nachverdichtungen durch das Verbauen<br />
von Innenhöfen oder überdimensionierten<br />
Dachausbauten soll Einhalt geboten werden.<br />
In Anbetracht des großen Drucks von Investoren<br />
und Immobilienentwicklern braucht es<br />
klare Vorgaben. Vielerorts sollte die Bebauungsdichte<br />
herabgesetzt werden, um den<br />
Charakter eines Straßenzuges, eines Stadtteils<br />
oder einer Siedlung zu bewahren.“<br />
Bei Interesse zum Thema können Sie<br />
nachlesen unter:<br />
www.unverwechselbaresgraz.at<br />
www.facebook.com/groups/<br />
unverwechselbares.graz/<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
19
AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
Rhythm & Blues im „Bandcafe“ –<br />
ein Lokalaugenschein im STZ Jakomini<br />
VON USCHI POSSERT<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Vier Gitarren, manchmal auch mehr, ein E-Bass,<br />
ein Schlagzeug, eine Trompete, ein Keyboard,<br />
hin und wieder auch eine Stimme. Willkomen<br />
sind alle, die gerne musizieren, miteinander spielen,<br />
jammen, singen.<br />
Bandleiter Roli Wesp vom <strong>SMZ</strong> schwingt den<br />
Arm zum Einsatz, und los geht´s, bis der Klang<br />
den großen Raum des Stadtteilzentrums in<br />
die letzten Winkel füllt. Der Rhythmus geht ins<br />
Blut, unweigerlich schwingt man mit den Klängen<br />
eines Blues mit.<br />
„Ein guter Ansatz für die Musiker ist es, mit einem<br />
Blues zu beginnen,“ meint Wesp.<br />
"Der Blues wird auf der ganzen Welt mehr<br />
oder weniger gleich gespielt, die Form und<br />
die Akkordfolgen sind in ihrer Grundstruktur<br />
vorgegeben, da kann man sogleich munter<br />
darauflos improvisieren!“<br />
Als Profimusiker weiß er seine Schützlinge zu<br />
begeistern und auch die weniger Geübten einzubinden.<br />
Da ist z. B. der 18 jährige Michael, der noch nie<br />
vorher in einer Band gespielt hat. „Das taugt<br />
mir total,“ lacht er, „so gemeinam zu spielen<br />
ist lässig und ungezwungen.“ Und auch Klaus,<br />
der Trompeter, meint anerkennend: „Das<br />
braucht schon Mut, wenn man auf einmal das<br />
Zeichen für ein kleines Solo bekommt,..“<br />
Momentan wird hier im mehr oder weniger<br />
nicht-öffentlichen Bereich geübt, „aber wir<br />
hatten bei der Weihnachtsfeier unseren ersten<br />
Auftritt vor Publikum. Der ist gelungen. Im<br />
Sommer spielen wir wieder bei den Sommerfesten<br />
des <strong>SMZ</strong>.“<br />
Natürlich schauen immer wieder Leute, die auf<br />
der Conrad von Hötzendorfstrasse vorbeigehen,<br />
neugierig beim Fenster herein, denn die<br />
Klänge dringen ja auch nach draußen.<br />
„Den Bernd von oben im Haus haben wir<br />
schon zum Mitspielen gebracht. Er ist mit mir<br />
der Älteste und ich bin 57," erzählt Otto. Otto<br />
spielt Schlagzeug und genießt diese gemeinsamen<br />
Musikabende jeden Dienstag von 17<br />
bis 20 Uhr. Er hat damals mit 16 Schlagzeug<br />
gelernt, „aber durch meinen Beruf hab ich die<br />
letzten 15 Jahre keine Zeit mehr zum Üben<br />
gehabt. Weil ich kein Schlagzeug mehr besitze,<br />
komme ich nun hierher und kann mitspielen.“<br />
Eine bunt zusammengewürfelte Musikgruppe<br />
Wie funktioniert‘s, wenn sich eine so unterschiedliche<br />
Gruppe von Hobbymusikern trifft,<br />
nicht im Sinn einer konstanten Band, sondern<br />
immer in unterschiedlicher Zusammensetzung,<br />
um gemeinsam zu musizieren?<br />
„Natürlich spielen wir jetzt nicht stundenlang<br />
Blues, wir versuchen bekannte Stücke zu<br />
covern,“ sagt Bandleader Roli Wesp.<br />
„So haben wir über die letzten Monate schon<br />
ein anständiges Repertoire erarbeitet, unsere<br />
„Hits“ sind z. B. „Superstition“ von Stevie Wonder,<br />
„I feel good“ von James Brown oder „Unchain<br />
My Heart,“ das durch Joe Cocker weltberühmt<br />
geworden ist.<br />
Unsere Vorgangsweise ist zumeist die, dass<br />
wir die vorgeschlagenen Stücke im Internet<br />
einige Male anhören, um sie dann nachzuspielen.<br />
Oder ein Musiker bringt Noten, nach<br />
denen wir arbeiten können.“<br />
„Es freut mich, dass ich hier jüngere Leute<br />
treffe,“ nickt Daniel, wie eben Michael oder<br />
Jeremias mit ihren 18 und 21 Jahren. „Es<br />
20
BANDCAFE IM STZ JAKOMINI<br />
MIT DER MUSIK ERSCHLIESSEN<br />
SICH SO VIELE POSITIVEN RESSOURCEN!<br />
gibt ja so wenig Möglichkeiten, wo man<br />
gemeinsam üben und spielen kann,“ so<br />
Jeremias, „da trifft man sich auf einer ganz<br />
anderen Ebene, als wenn man alleine spielen<br />
muss.“<br />
„Mit der Musik erschließen sich so viele positiven<br />
Ressourcen,“ ist Klaus überzeugt, und<br />
diese positiven „Lebensquellen“ sollten gerade<br />
in einem Wohngebiet genützt werden, in<br />
dem die Leute eher benachteiligt sind. „Aber<br />
das braucht Zeit, bis die Schwellenangst<br />
überwunden werden kann." Klaus weiß, wovon<br />
er redet, schließlich arbeitet er beruflich<br />
mit verhaltensauffälligen Kindern und schöpft<br />
Kraft aus dem Bandcafe im STZ.<br />
Jammen im „Bandcafe“ bringt Leute zusammen!<br />
Falls auch Sie an diesem Projekt Interesse<br />
finden, schauen Sie ganz ungezwungen vorbei!<br />
Wir freuen uns über jede Art von musikalischem<br />
Input.<br />
Die wichtigsten Instrumente<br />
sind alle vorort und warten nur<br />
darauf, gespielt zu werden!<br />
„Bandcafe“ – jeden Mittwoch<br />
von 17:00 bis 20:00 Uhr im<br />
Stadtteilzentrum Jakomini,<br />
Conrad-von-Hötzendorfstrasse<br />
55, 8020 Graz.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
21
AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
„Cafe Jakomini“<br />
VON MARTINA FREI<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Das Projekt „Café Jakomini“ ist ein generationenverbindendes<br />
Projekt im und mit dem Bezirk<br />
Jakomini, das von Klaus Strobl und Eva Fürstner<br />
initiiert wurde. Im Verlauf des Projekts<br />
begegnen einander Orte, Menschen und Geschichten<br />
zu unterschiedlichen Themen unter<br />
verschiedenen Gesichtspunkten – unabhängig<br />
von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Religion.<br />
Nach dem Motto „gestern – heute – morgen“<br />
sollen die individuelle Wahrnehmung der Veränderung<br />
von Orten, der Alltagskultur, von gesellschaftlichen<br />
Rollenbildern, aber auch der<br />
Umgang mit zeitaktuellen Themen beleuchtet<br />
werden.<br />
Das Projekt besteht aus zwei großen Schwerpunkten:<br />
Einem Themendiskurs und einem<br />
Zeitzeugendialog. Zusätzlich gibt es im Projekt<br />
ein umfangreiches Begleitprogramm, das z.B.<br />
einen Foto-, Zeichen- und Geschichtewettbewerb,<br />
Viertelspaziergänge und die Entstehung<br />
einer Skulptur beinhaltet.<br />
Beim Zeitzeugendialog werden die Sozialräume<br />
in Jakomini mit BewohnerInnen unterschiedlicher<br />
Generationen und Milieus (Zeitzeuge<br />
– Zeitgeist) in Verbindung gebracht<br />
(Oral History – Spirit of the time) und zu bebilderten<br />
Geschichten transformiert (Visual<br />
Storytelling).<br />
Im Zuge der Themendiskurse werden Akteur-<br />
Innen aus unterschiedlichen Bereichen eingeladen,<br />
sich über das jeweilige Thema auszutauschen<br />
und dazu gemeinsam ein eigenständiges<br />
Interaktions- und Veranstaltungsformat<br />
planen.<br />
Das <strong>SMZ</strong> lädt zum Stadtspaziergang ein<br />
Auch das <strong>SMZ</strong> gestaltet dabei einen Beitrag<br />
zum Thema „Zivilgesellschaft.“ In mehreren<br />
Planungstreffen kamen wir mit anderen Akteur-<br />
Innen und BewohnerInnen aus Jakomini (z.B.<br />
Café Phönix, Messequartier, VertreterInnen<br />
des Sozialraum 2, der VS Schönau, Radio<br />
Helsinki, Untere Bahnstraße,…) im <strong>SMZ</strong>/STZ<br />
Jakomini zusammen, um über die „Zivilgesellschaft“<br />
zu sprechen.<br />
Bereits beim ersten Treffen zeigte sich: Viele<br />
BewohnerInnen wissen wenig über „ihren“ Bezirk<br />
und fühlen sich auch nicht im Bezirk eingebunden.<br />
Jakomini ist ein sozial heterogener<br />
Bezirk mit der höchsten EinwohnerInnenanzahl<br />
der Grazer Bezirke, was die Sache<br />
sehr spannend macht.<br />
Wir kamen schnell zur Übereinkunft, dass eine<br />
Veranstaltung in Form eines <strong>Info</strong>rmationsabends<br />
zu diesem Thema wenige BewohnerInnen<br />
ansprechen würde und überlegten in<br />
Richtung einer „Outdoor“ Veranstaltung.<br />
Wie können Menschen den Bezirk Jakomini<br />
kennen lernen? Die Idee eines Stadtteilspaziergangs<br />
wurde geboren, bei dem ein Rundgang<br />
vom Café Phönix in der Münzgrabenstraße,<br />
über die Pfarre Münzgraben, das<br />
Messequartier, das <strong>SMZ</strong>/ STZ Jakomini durch<br />
das Schönauviertel bis zum MUWA unternommen<br />
wird.<br />
Dieser Spaziergang, als Beitrag zum Thema<br />
„Zivilgesellschaft“ findet am Samstag, den 20.<br />
Mai 2<strong>01</strong>7, statt und soll sich in eine Vormittags-<br />
und Nachmittagstour mit dazu passendem<br />
Programm teilen. Interessierte können<br />
dabei jederzeit einsteigen!<br />
Da wir uns noch in der Planungsphase befinden,<br />
bitten wir Sie, sich bei Interesse an einer<br />
Teilnahme unbedingt vorab bei uns (anzu-)<br />
melden!<br />
Für weitere <strong>Info</strong>rmationen kontaktieren<br />
Sie die Projektkuratoren:<br />
Mag. a Eva Fürstner,<br />
Leiterin des MUWA Museum der<br />
Wahrnehmung, Graz<br />
Telefon: 0316 811599<br />
Email: eva-fuerstner@muwa.at<br />
Klaus Strobl, MAS/MSc,<br />
Kommunikations- und<br />
Medienstratege, Graz<br />
Telefon: 0660 3616506<br />
Email: klaus.strobl@outlook.com<br />
22
AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
6gegen6<br />
Hallenfußballturnier<br />
VON MARTINA FREI<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Die Idee zu diesem Turnier entstand 2<strong>01</strong>5 auf<br />
Initiative der Hobbyfußballmannschaft „Schönaugürtel<br />
Allstars“, deren junge Spieler fast alle<br />
am Schönaugürtel in Graz wohnen. Kapitän Edi<br />
erkannte den Mangel an Hallenturnieren, insbesondere<br />
für Nicht-Vereinsmannschaften und<br />
suchte sich damals, unter anderem im <strong>SMZ</strong>,<br />
Unterstützung, etwas Eigenes auf die Beine<br />
zu stellen. So wurde das „6gegen6“ Hallenfußballturnier<br />
für 9-13jährige Kinder ins Leben<br />
gerufen und feierte am 11. Februar 2<strong>01</strong>7 eine<br />
gelungene Wiederholung.<br />
Bei der Planung und Organisation unterstützten<br />
uns in diesem Jahr wieder Lubomir Surnev<br />
(Bezirksrat Jakomini) sowie neu dabei Birol<br />
Yilmaz (SIQ) und Ingo Majhen (Input), die beide<br />
selbst Fußballprojekte in Graz leiten.<br />
„Say no to racism“<br />
Eine Woche vor dem Turnier trafen sich ein<br />
paar Spieler, um gemeinsam Fahnen zu basteln<br />
und Transparente zu bemalen. Eines war<br />
Kapitän Edi besonders wichtig: Ein „Say no to<br />
racism“-Plakat muss dabei sein. Für ihn hat<br />
Diskriminierung beim Fußball keinen Platz!<br />
Fußball hat neben zahlreichen gesundheitlichen<br />
Effekten auch einen positiven Einfluss<br />
auf das Sozialverhalten und die soziale Kompetenz<br />
von Kindern. Fußball ist ein Mannschaftssport<br />
– das Spielen im Team entwickelt<br />
die Fähigkeit eines Kindes, verschiedene<br />
Charaktere, Nationalitäten oder Kinder aus<br />
anderen sozialen Verhältnissen zu respektieren<br />
und mit ihnen im Team zu kooperieren und<br />
zusammen zu halten. Die bunten Hände am<br />
Transparent verdeutlichen das wunderbar.<br />
Aus den selben Gründen gab es in diesem<br />
Jahr auch erstmals eine Fair Play Wertung,<br />
für die nicht nur Fouls gezählt wurden, sondern<br />
auch besonders auf respektvollen und<br />
rücksichtsvollen Umgang miteinander geachtet<br />
wurde.<br />
In diesem Jahr versuchten wir auch, vermehrt<br />
weitere Hobbymannschaften anzusprechen,<br />
um auch Kindern, die in keinem Verein sind,<br />
die Möglichkeit zu geben, mitzuspielen.<br />
So waren neben den Allstars der FC Echo<br />
sowie zwei Gruppen von SIQ mit dabei. Für<br />
Birol Yilmaz hat das auch einen positiven<br />
Nebeneffekt: „Vereine können so auf Kinder<br />
aufmerksam werden, die sie sonst nicht erreichen<br />
würden,“ weiß er aus eigener Erfahrung.<br />
Und tatsächlich wurden ein paar Kinder angesprochen,<br />
ob sie nicht Lust auf ein Probetraining<br />
hätten.<br />
Aufgebaut war das Turnier in Gruppenspielen<br />
mit kleinem und großem Halbfinale. So kamen<br />
die acht teilnehmenden Mannschaften<br />
zu möglichst vielen Spielen. Rund 60 Kinder<br />
spielten in den Mannschaften mit. Trainer-<br />
Innen und etwa 30 BesucherInnen feuerten<br />
ihre Teams an. Ingo Majhen, Alex Schraffl<br />
und Bernd Muggele wechselten sich in der<br />
Schiedsrichterrolle ab und sorgten für einen<br />
fairen Spielablauf. Trotz Außenseiterstatus<br />
schlugen sich die Hobbymannschaften hervorragend<br />
gegen die Vereine.<br />
Einmal mehr zeigte sich – Fußball verbindet.<br />
Trotz teils nicht unerheblicher Größen- und<br />
Altersunterschiede (9-13) wurde Rücksicht<br />
aufeinander genommen und äußerst fair gespielt.<br />
Am Ende des Spieltages holte sich die Mannschaft<br />
des FC Echo rund um Trainer Ömer Calik<br />
verdient den ersten Platz. Sie dürfen sich<br />
neben ihrem Pokal über Kinotickets des KIZ<br />
24
6gegen6 HALLENFUSSBALLTURNIER<br />
FUSSBALL HAT NEBEN ZAHLREICHEN<br />
GESUNDHEITLICHEN EFFEKTEN AUCH EINEN<br />
POSITIVEN EINFLUSS AUF DAS SOZIALVERHALTEN<br />
UND DIE SOZIALE KOMPETENZ VON KINDERN.<br />
Royal Cinema freuen. Die GAK Juniors landeten<br />
auf Platz 2 und gewannen mit 0 Fouls<br />
auch den Fair Play-Preis. Drittplatzierte Mannschaft<br />
war der SV Sandzak, die mit Benjamin<br />
Winter auch den besten Tormann stellte. Platz<br />
zwei und drei müssen sich für ihren Preis noch<br />
etwas auf warmes Wetter gedulden – sie haben<br />
Eisgutscheine von SAX Eis gewonnen.<br />
Der Torschützenkönig kam mit Anes Sehic<br />
(7 Treffer) auch in diesem Jahr wieder vom<br />
Eggenberger Sport Klub (ESK).<br />
Die Allstars mussten sich durch die starke<br />
Konkurrenz mit Platz 8 zufriedengeben, teilten<br />
aber die Freude mit den SpielerInnen der anderen<br />
Mannschaften und genossen die Organisatorenrolle.<br />
Wir bedanken uns herzlich bei allen Mitorganisatoren,<br />
Beteiligten und Preissponsoren sowie<br />
beim Bezirksrat Jakomini, der die Kosten<br />
für die Halle übernommen und das Turnier somit<br />
ermöglicht hat.<br />
Das Turnier ist seit letztem Jahr um einige Ideen<br />
gewachsen, wie auch die Kinder – daher gibt es<br />
im nächsten Jahr (hoffentlich) eine Fortsetzung<br />
als U14 Turnier.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
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AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
MUSI an der NMS Dr. Renner<br />
VON ROLI WESP<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
MUSI ist ein Projekt, das mir ganz besonders<br />
am Herzen liegt. Die Idee zum Projekt<br />
entstand anhand einer BürgerInnenbefragung<br />
im Stadtteil Schönau anlässlich unseres<br />
ersten Stadtteilfestes (Projektbeginn des<br />
<strong>SMZ</strong>-Gesundheitsförderungsprojektes sta.ges).<br />
In dieser Befragung wurden mehr Musikangebote<br />
für Kinder und Jugendliche vor Ort<br />
gewünscht, die Integration auch von Kindern<br />
mit Migrationshintergrund zu fördern und<br />
mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen.<br />
Zudem wurde damals bemängelt, dass es für<br />
Kinder, die auch häufig aus sozial benachteiligten<br />
Schichten stammen, kein ein leistbares<br />
musikalisches Angebot im Stadtteil gibt.<br />
Da Musik auch ein wesentlicher Bestandteil im<br />
Zugang zu Kunst und Kultur darstellt und eine<br />
gemeinschaftsfördernde Verbindung schafft,<br />
hat das <strong>SMZ</strong> das Projekt MUSI (Musik und soziale<br />
Integration) ins Leben gerufen.<br />
Im Rahmen der Nachmittagsbetreuung bieten<br />
wir deshalb Schulen einen Musikkurs an, um<br />
Kindern (zusätzlich) die Möglichkeit zu geben,<br />
sich in einer lockeren, ungezwungenen Atmosphäre<br />
mit Musik zu beschäftigen.<br />
Hier wird nicht benotet, keiner wird zur Mitarbeit<br />
gezwungen und – der wesentlichste Unterschied<br />
– nicht ich als Lehrer bestimme, was<br />
gemacht wird, sondern die Kids. Diese Umkehrung<br />
des klassischen Lehrer-Schüler-Verhältnisses<br />
ist eine Methodik, die ich schon seit<br />
geraumer Zeit auch mit meinen Klavierschüler-<br />
Innen praktiziere.<br />
Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Interesse<br />
der SchülerIn/des Schülers ist quasi garantiert,<br />
da ja ihre/ seine Idee erarbeitet wird, der<br />
Lernerfolg wird um ein Vielfaches beschleunigt,<br />
weil man nichts komplett Unbekanntes<br />
erarbeiten muss, und nicht zuletzt profitiere<br />
auch ich als Lehrer davon, da ich nicht nach<br />
Schema F vorgehen kann, also flexibel bleiben<br />
muss und tatsächlich auch von den Kindern<br />
lerne.<br />
Schulwechsel – eine Win-win-Situation<br />
Bis zum Sommersemester 2<strong>01</strong>6 fand das Projekt<br />
an der VS Schönau statt, die mittlerweile<br />
ein eigenes Musikprojekt etablieren konnte.<br />
So begaben wir uns auf die Suche nach einer<br />
neuen Schule. Wir haben nun seit gut einem<br />
Monat in der NMS Dr. Renner eine, wie ich<br />
finde, ideale Schule gefunden. Nicht nur, dass<br />
die Schule eine ähnliche soziale Ausgangslage<br />
hat, hier wurde MUSI sofort von der Lehrerschaft<br />
begeistert angenommen, und es hat<br />
sich rasch eine ca. 15-köpfige Gruppe an begeisterten<br />
Kindern gefunden.<br />
Hinzu kommt, dass mir eine Schulsozialarbeiterin<br />
zur Seite steht, die mich in allen Belangen<br />
unterstützt und mir so das Arbeiten wesentlich<br />
erleichtert. Auch die Nachmittagsbetreuer helfen<br />
mit und tragen dafür Sorge, dass ich mich<br />
um die musikalische Zusammenarbeit mit den<br />
Kindern kümmern kann.<br />
Wie sieht das Angebot nun konkret aus?<br />
Die Idee ist, möglichst viele Instrumente im<br />
Klassenzimmer aufzubauen und die Kinder<br />
alles ausprobieren zu lassen. In diesem Fall<br />
sind das Bass, Schlagzeug, Gitarre, Keyboard,<br />
diverse Rhythmusgeräte und natürlich<br />
ein Mikrofon. Letztendlich läuft es darauf hinaus,<br />
ein Band-Setup herzustellen, wo im Idealfall<br />
all die genannten Instrumente von Kindern<br />
gespielt werden. Natürlich ist das immer<br />
stark davon abhängig, ob es in der Gruppe<br />
Kinder mit einer gewissen Vorkenntnis an den<br />
genannten Instrumenten gibt. Wenn nicht,<br />
versuche ich, einzelne Kinder an den Instrumenten<br />
anzulernen oder sie schnappen sich<br />
das Mikrofon und singen.<br />
Ein wichtiger Part ist, die Musikgruppe bei der<br />
Gestaltung von Aktivitäten im Stadtteil (Feste,<br />
Veranstaltungen) miteinzubeziehen. Die ersten<br />
gemeinsamen Auftritte sind bereits geplant!<br />
26
MUSI AN DER NMS DR. RENNER<br />
MUSIK VERBESSERT NACHWEISLICH DIE AUDITIVE<br />
WAHRNEHMUNGSVERARBEITUNG, FÖRDERT<br />
GLEICHZEITIG DIE AKUSTISCHE UND VIBRATORISCHE<br />
WAHRNEHMUNG, HILFT, KONZENTRATION UND<br />
AUFMERKSAMKEIT ZU STEIGERN UND KANN<br />
SCHMERZ- UND ANGSTREDUZIEREND WIRKEN.<br />
Musik macht glücklich und<br />
ist gesundheitsfördernd<br />
In der Gesundheitsforschung geht man mittlerweile<br />
davon aus, dass die Teilhabe an kulturellen<br />
Aktivitäten gesundheitsfördernd ist,<br />
genauso, wie sich umgekehrt der Mangel an<br />
sozialer und kultureller Teilhabe negativ auf<br />
die Gesundheit auswirkt (vgl. Becker 2003,<br />
Klocke 2004, Mielck 2005, Hurrelmann 2<strong>01</strong>2<br />
u.a.). Musik verbessert außerdem nachweislich<br />
die auditive Wahrnehmungsverarbeitung,<br />
fördert gleichzeitig die akustische und vibratorische<br />
Wahrnehmung, hilft, Konzentration<br />
und Aufmerksamkeit zu steigern und kann<br />
schmerz- und angstreduzierend wirken.<br />
Natürlich ist es nicht immer leicht, eine Horde<br />
tollender Kinder unter Kontrolle zu halten, vor<br />
allem, wenn man zumindest versucht, autoritäre<br />
Strukturen zu vermeiden. Doch ich bin<br />
der Meinung, dass jegliche Form von Kreativität<br />
ihren Ursprung eher in ungeregelten, und<br />
eben „chaotischen“ Systemen hat.<br />
In diesem Sinne. LET’S ROCK!!!<br />
Projekt „MUSI“:<br />
Jeden Dienstag von<br />
15:30 bis 17:00 Uhr in der<br />
NMS Dr. Renner<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
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AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
Offene Handarbeitsgruppe<br />
im <strong>SMZ</strong> Jakomini<br />
Hannelore Freitag, Bewohnerin in der Jauerburggasse,<br />
ist leidenschaftliche Handarbeiterin.<br />
Sie hat auf der Internetnachbarschaftsplattform<br />
"Fragnebenan" die Gruppe „Handarbeiten,<br />
nähen“ gegründet, um sich mit Gleichgesinnten<br />
auszutauschen. Rasch wurde unter<br />
den Mitgliedern der Wunsch groß, sich auch<br />
persönlich kennen zu lernen und gemeinsam<br />
zu stricken, nähen, häckeln, basteln oder<br />
handarbeiten, wozu auch immer man gerade<br />
Lust hat.<br />
Schon lange hat Frau Freitag Räumlichkeiten<br />
gesucht, in denen das Handarbeiten in gemütlicher<br />
Atmosphäre möglich ist. Das Sozialmedizinische+Stadtteilzentrum<br />
Jakomini bietet<br />
Platz, um genau solche gemeinsamen<br />
Aktivitäten von BewohnerInnen zu unterstützen:<br />
Eine offene Handarbeitsgruppe wurde<br />
gegründet.<br />
Handarbeiten ist nicht nur eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung,<br />
sondern bietet übrigens<br />
eine hervorragende Möglichkeit für einen generationsübergreifenden<br />
Austausch. Für ältere<br />
Menschen besteht hier die optimale Möglichkeit,<br />
ihr vorhandenes Wissen an die jüngere<br />
Generationen weiterzugeben. Zusätzlich<br />
können neue soziale Kontakte entstehen und<br />
soziale Isolation vermieden werden.<br />
Frau Freitag beherrscht Handarbeiten nach<br />
allen Regeln der Kunst und kann viele wertvolle<br />
Tipps und Tricks weitergeben – außerdem<br />
hat sie immer Bastelideen in petto: Blumen<br />
aus Klopapierrollen als Osterdeko oder<br />
Zeitungspapier für Sterne? Wir sind gespannt!<br />
Handarbeitgruppe im <strong>SMZ</strong><br />
Jakomini: Immer Dienstag ab<br />
16.00 Uhr;<br />
Für weitere <strong>Info</strong>s kontaktieren Sie Martina<br />
Frei unter 0699 18 08 43 75<br />
<strong>SMZ</strong>-Weihnachtsfeier und Jahresausklang<br />
mit BewohnerInnen vom Schönaugürtel<br />
Zum Jahresende fanden im Sozialmedizinischen+Stadtteilzentrum<br />
Jakomini noch<br />
zwei Feiern statt. Bei der <strong>SMZ</strong> Weihnachtsfeier<br />
Mitte Dezember sorgten die Musiker des<br />
„Bandcafé“ für festliche Stimmung. Unsere<br />
Gäste, darunter hauptsächlich BewohnerInnen<br />
und ProjektteilnehmerInnen, brachten<br />
viele selbstgemachte und selbst gekaufte<br />
Kekse mit, und gemeinsam kochten wir<br />
Früchtepunch. Die meiste Zeit des Abends<br />
verbrachten wir mit dem Spielen von „Uno,“<br />
wobei die Kinder großen Spaß hatten, die Erwachsenen<br />
zu schlagen.<br />
wichtig. Christine Schönberg, die das ganze<br />
Jahr über auf freiwilliger Basis viele Aktivitäten<br />
mit den Siedlungskindern organisiert, übergibt<br />
ihnen auch heuer wieder Jahr ein kleines<br />
Geschenk. „Bei uns schenkt man sich etwas“,<br />
leitete sie eine kleine Rede ein. „Jedes Kind<br />
bekommt ein buntes Päckchen – ausgepackt<br />
werden soll es aber erst zu Hause.“ Die Kinderaugen<br />
leuchteten beim Anblick, und so war es<br />
kein Wunder, dass alle plötzlich rasch nach<br />
Hause wollten.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Am 23. Dezember waren dann die Bewohner-<br />
Innen einer Siedlung am Schönaugürtel bei<br />
uns zu Gast, die ihre Jahresausklangsfeier<br />
bei uns verbrachten. Sie wird jedes Jahr von<br />
Bewohnerin Christine Schönberg organisiert,<br />
die dabei keine Mühen scheut. Vorab wurden<br />
der Christbaum geschmückt, die Räumlichkeiten<br />
dekoriert, wir haben gemeinsam gekocht<br />
und gebacken. Für die Kinder gab es<br />
heiße Schokolade nach ihrem Spezialrezept.<br />
Gerade für die Kinder ist dieses festliche Beisammensein<br />
zur Weihnachtszeit besonders<br />
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PRAXISARBEIT UND BERATUNGSSTELLE<br />
„Gesundheitssprechstunde“ –<br />
neu im Stadtteilzentrum Jakomini<br />
VON MICHAELA TRAXLER<br />
Seit Jänner 2<strong>01</strong>7 findet jeden Dienstag von 17:00<br />
bis 18:30 Uhr die “Gesundheitssprechstunde“ im<br />
STZ Jakomini, Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />
55, statt.<br />
Unser Angebot versteht sich als anonyme und<br />
unkomplizierte Ersteinschätzung gesundheitlicher<br />
Probleme und Fragestellungen wie z. B.:<br />
wo bekomme ich die passende<br />
medizinische oder fachliche Hilfe<br />
was bedeuten bestimmte Diagnosen<br />
oder medizinische Fachausdrücke<br />
wo bekomme ich Unterstützung hinsichtlich<br />
Pflege und Betreuung (auch für Familienanghörige)<br />
was ist für eine gesunde Lebensweise<br />
besonders wichtig<br />
Ziel unserer Gesundheitssprechstunde ist, die<br />
Gesundheit der BewohnerInnen in Jakomini,<br />
aber auch die Gesundheit jener Menschen in<br />
den angrenzenden Bezirken, zu stärken. Wir<br />
versuchen, verständliche Antworten auf Ihre<br />
Fragen zu geben und können Ihnen bestmögliche<br />
Unterstützung anbieten. Die Inanspruchnahme<br />
von weiterführender Hilfe geschieht<br />
dabei auf freiwilliger Basis.<br />
Alle Interessierten sind herzlich willkommen,<br />
sich von uns beraten zu lassen, unabhängig<br />
davon, ob die gesundheitlichen Fragen Sie<br />
selbst oder Ihre Angehörigen betreffen.<br />
Unsere Räumlichkeiten in der C.v. Hötzendorfstrasse<br />
55 sind barrierefrei zugänglich.<br />
Die Gesundheitssprechstunde jeden Dienstag<br />
von 17:00 bis 18:30 Uhr ist anonym und kostenlos.<br />
wie und wo bekomme ich Unterstützung,<br />
um mit dem Rauchen aufzuhören<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
wie gehe ich mit den Sorgen rund um<br />
meine Erkrankung besser um<br />
wo kann ich psychotherapeutische Hilfe<br />
bekommen<br />
welche Hilfe gibt es bei Alkoholund<br />
Drogenabhängigkeit, etc.<br />
Karin Sittinger, ehemals Assistentin im <strong>SMZ</strong><br />
und ich als Sozialarbeiterin und in der Gesundheitsförderung<br />
tätig, haben langjährige Erfahrungen<br />
im Gesundheitsbereich und bemühen<br />
uns, Ihnen mit Rat und Tat beiseite zustehen<br />
und Sie auch an die richtigen Stellen weiter<br />
zu vermitteln. Da wir jedoch keine Ärztinnen<br />
sind, können wir keine Diagnosen stellen oder<br />
Behandlungen durchführen.<br />
ZIEL UNSERER GESUNDHEITS-<br />
SPRECHSTUNDE IST,<br />
DIE GESUNDHEIT DER<br />
BEWOHNERINNEN IN<br />
JAKOMINI, ABER AUCH DIE<br />
GESUNDHEIT JENER<br />
MENSCHEN IN DEN<br />
ANGRENZENDEN BEZIRKEN,<br />
ZU STÄRKEN<br />
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PFLEGEGELD<br />
Hilfeleistungen für pflegebedürftige<br />
Menschen und Ihre Angehörigen<br />
VON WOLFGANG SELLITSCH<br />
Einschneidende gesundheitliche Einschränkungen,<br />
die oft kurzfristig Angehörige und Betroffene<br />
vor scheinbar unbewältigbare Situationen<br />
stellen, zählen in unserer Beratungspraxis immer<br />
wieder zu Dauerbrennern. Etwa 80 Prozent<br />
der pflegebedürftigen Menschen in Österreich<br />
werden zu Hause von Angehörigen und überwiegend<br />
von Frauen gepflegt. Daher möchten<br />
wir Sie mit unserem Beitrag umgehend und<br />
professionell über die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
rund um das Pflegegeld informieren.<br />
Wofür dient das Pflegegeld?<br />
Das Pflegegeld ist die pauschalierte Abdeckung<br />
des pflegebedingten Mehraufwandes,<br />
kann aber die tatsächlichen Pflegeaufwendungen<br />
nur teilweise abdecken.<br />
Wer hat Anspruch auf Pflegegeld?<br />
Wer seinen gewöhnlichen Aufenthalt in<br />
Österreich hat, sowie einen ständigen Betreuungs-<br />
und Hilfsbedarf von zumindest<br />
mehr als 65 Stunden im Monat wegen einer<br />
körperlichen, geistigen oder psychischen<br />
Behinderung aufweist bzw. einer Sinnesbehinderung,<br />
die voraussichtlich mindestens<br />
sechs Monate andauern wird.<br />
Pflegebedarf im Sinne des Bundespflegegeldgesetzes<br />
liegt dann vor, wenn sowohl bei<br />
Betreuungsmaßnahmen als auch bei Hilfsverrichtungen<br />
Unterstützung nötig ist. Zum<br />
Betreuungsbedarf zählen Maßnahmen, die<br />
den persönlichen Bereich betreffen: Z. B.<br />
Kochen, Essen, Medikamenteneinnahme, Anund<br />
Auskleiden, Körperpflege, Verrichtung<br />
der Notdurft oder Fortbewegung innerhalb<br />
der Wohnung. Hilfsverrichtungen betreffen<br />
den sachlichen Lebensbereich, wie das Herbeischaffen<br />
von Nahrungsmitteln, Medikamenten<br />
und Bedarfsgütern des täglichen Lebens,<br />
der Reinigung der Wohnung und der persönlichen<br />
Gebrauchsgegenstände, die Pflege der<br />
Leib- und Bettwäsche, die Beheizung des<br />
Wohnraumes einschließlich der Herbeischaffung<br />
des Heizmaterials, sowie „Mobilitätshilfe<br />
im weiteren Sinn“ (z.B. Begleitung bei Amtswegen<br />
oder Arztbesuchen).<br />
Wie hoch ist das Pflegegeld und<br />
wie wird es bemessen?<br />
Die Höhe des Pflegegeldes wird – je nach<br />
Ausmaß des erforderlichen Pflegebedarfs und<br />
unabhängig von der Ursache der Pflegebedürftigkeit<br />
– in sieben Stufen festgelegt.<br />
PFLEGEBEDARF IN STUNDEN / MONAT<br />
PFLEGESTUFE<br />
BETRAG IN EURO<br />
MONATLICH (NETTO)<br />
Mehr als 65 Stunden 1 157,30 Euro<br />
Mehr als 95 Stunden 2 290,00 Euro<br />
Mehr als 120 Stunden 3 451,80 Euro<br />
Mehr als 160 Stunden 4 677,60 Euro<br />
Mehr als 180 Stunden,<br />
wenn ein außergewöhnlicher Pflegeaufwand erforderlich ist<br />
5 920,30 Euro<br />
Mehr als 180 Stunden, wenn zeitlich unkoordinierbare Betreuungsmaßnahmen<br />
erforderlich sind und diese regelmäßig während des Tages<br />
und der Nacht zu erbringen sind oder die dauernde Anwesenheit einer<br />
Pflegeperson während des Tages und der Nacht erforderlich ist, weil<br />
die Wahrscheinlichkeit einer Eigen- oder Fremdgefährdung gegeben ist<br />
Mehr als 180 Stunden, wenn keine zielgerichteten Bewegungen der vier<br />
Extremitäten mit funktioneller Umsetzung möglich sind oder ein gleich<br />
zu achtender Zustand vorliegt<br />
6 1.285,20 Euro<br />
7 1.688,90 Euro<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
31
PRAXISARBEIT UND BERATUNGSSTELLE<br />
DIE BEURTEILUNG DES BETREUUNGS- UND HILFEBEDARFES<br />
ERFOLGT AUFGRUND EINES SACHVERSTÄNDIGEN-<br />
GUTACHTENS DURCH EINEN ARZT BZW. EINE PFLEGEFACH-<br />
KRAFT, ZUMEIST IM RAHMEN EINES HAUSBESUCHES.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Das Pflegegeld wird zwölf Mal pro Jahr monatlich<br />
im Nachhinein ausbezahlt. Vom Pflegegeld<br />
werden keine Lohnsteuer und kein Krankenversicherungsbeitrag<br />
abgezogen, wohl aber<br />
€ 60,- bei Bezug der erhöhten Familienbeihilfe.<br />
Bei vollstationärer Unterbringung im Krankenhaus<br />
oder Pflegeheim gebührt lediglich ein<br />
Pflegetaschengeld von € 45,18 monatlich.<br />
Die Beurteilung des Betreuungs- und Hilfebedarfes<br />
erfolgt aufgrund eines Sachverständigengutachtens<br />
durch einen Arzt bzw. eine<br />
Pflegefachkraft, zumeist im Rahmen eines<br />
Hausbesuches, wobei der Pflegebedürftige<br />
Anspruch auf einen Beistand durch eine Vertrauens-<br />
oder Pflegeperson hat.<br />
Dabei ist in der Praxis die genaue Dokumentation<br />
der erforderlichen Pflegeleistungen entscheidend,<br />
damit der Sachverständige sämtliche<br />
zur Beurteilung relevanten Fakten erfährt.<br />
Die Führung eines „Pflegetagebuches“ hat<br />
sich dabei als äußerst hilfreich erwiesen, da in<br />
der Begutachtungssituation wichtige <strong>Info</strong>rmationen<br />
durch die Pflegepersonen oftmals nicht<br />
erwähnt werden, weil diese oft als Selbstverständlichkeit<br />
empfunden werden.<br />
Bei Vorliegen pflegeerschwerender Faktoren<br />
(wenn sich Orientierungsschwierigkeiten,<br />
Defizite des Antriebs, des Denkens, der planerischen<br />
und praktischen Umsetzung von Handlungen,<br />
der sozialen Funktion und der emotionalen<br />
Kontrolle in Summe als schwere Verhaltensstörung<br />
äußern) also bei Menschen mit einer<br />
schweren geistigen oder psychischen Behinderung<br />
– insbesondere einer demenziellen<br />
Erkrankung – ist ab dem 15. Geburtstag ein<br />
pauschaler Erschwerniszuschlag in der Höhe<br />
von 25 Stunden pro Monat zusätzlich zu berücksichtigen.<br />
Die besonders intensive Pflege von schwerstbehinderten<br />
Kindern und Jugendlichen wird durch<br />
einen pauschalen Erschwerniszuschlag berücksichtigt,<br />
wenn behinderungsbedingt zumindest<br />
zwei voneinander unabhängige,<br />
schwere Funktionsstörungen vorliegen. Der<br />
Erschwerniszuschlag beträgt bis zum siebenten<br />
Geburtstag monatlich 50 Stunden und<br />
danach bis zum 15. Geburtstag 75 Stunden<br />
pro Monat.<br />
Bestimmten Gruppen von behinderten Menschen,<br />
die einen weitgehend gleichartigen<br />
Pflegebedarf haben, wird das Pflegegeld durch<br />
fixe Zuordnung zu einer der sieben Stufen gewährt.<br />
In diese Personengruppe fallen: Hochgradig<br />
Sehbehinderte; Blinde; Taubblinde;<br />
Personen, die mindestens 14 Jahre alt sind<br />
und zur eigenständigen Lebensführung überwiegend<br />
auf den selbstständigen Gebrauch<br />
eines (auch technisch adaptierten) Rollstuhles<br />
angewiesen sind, und zwar wegen einer Querschnittlähmung,<br />
beidseitigen Beinamputation,<br />
Genetischen Muskeldystrophie, Encephalitis<br />
disseminata (Multiplen Sklerose) und Infantilen<br />
Cerebralparese.<br />
Aufgrund des Gutachtens entscheidet der<br />
Pensionsversicherungsträger in Form eines<br />
„Bescheides,“ mit dem das Pflegegeld rückwirkend<br />
ab Antragstellung zuerkannt oder<br />
auch abgelehnt wird. Im Falle einer Pflegebedarfserhöhung<br />
ist jederzeit ein Erhöhungsantrag<br />
möglich, anderenfalls erst nach einem<br />
Jahr. Wenn Sie mit der Entscheidung nicht einverstanden<br />
sind, besteht die Möglichkeit, beim<br />
Sozialgericht eine Klage einzubringen, bei der<br />
wir Sie gerne kostenlos beratend unterstützen.<br />
Wo kann Pflegegeld beantragt werden?<br />
Pensions- oder rentenbeziehende Personen<br />
bringen den Antrag auf Pflegegeld beim zuständigen<br />
Versicherungsträger ein. Das ist<br />
jene Stelle, die auch die Pension bzw. Rente<br />
auszahlt. Berufstätige Personen, mitversicherte<br />
Angehörige (z.B. als Hausfrau oder Kind)<br />
und Mindestsicherungs- oder eines Rehabi-<br />
32
PFLEGEGELD<br />
litationsgeldbezieher können das Pflegegeld<br />
bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA)<br />
beantragen.<br />
Was ist der Pflegezuschuss?<br />
Nahe Angehörige eines pflegebedürftigen<br />
Menschen können vom Sozialministeriumservice<br />
(ehemals „Bundessozialamt“) eine<br />
Zuwendung aus dem Unterstützungsfonds für<br />
Menschen mit Behinderung erhalten, wenn<br />
sie die zu pflegende Person seit mindestens<br />
einem Jahr überwiegend pflegen und wegen<br />
Krankheit, Urlaub oder aus sonstigen wichtigen<br />
Gründen an der Erbringung der Pflege<br />
verhindert sind. Der Zuschuss soll als Beitrag<br />
zur Abdeckung der Kosten dienen, die im Falle<br />
der Verhinderung der Hauptpflegeperson<br />
für die Inanspruchnahme von professioneller<br />
oder privater Ersatzpflege erwachsen. Voraussetzung<br />
dafür ist der Bezug eines Pflegegeldes<br />
zumindest der Pflegegeldstufe 3<br />
oder Stufe 1 bei einer nachgewiesenen demenziellen<br />
Erkrankung bzw. auch bei einer<br />
pflegebedürftigen minderjährigen Person. Im<br />
Unterschied zum Pfleggeld besteht jedoch<br />
kein Rechtsanspruch auf diese Förderung.<br />
Für nähere <strong>Info</strong>rmationen stehe ich Ihnen in<br />
unseren Familienberatungsstellen nach telefonischer<br />
Terminvereinbarung gerne zur Verfügung.<br />
Dr. Wolfgang Sellitsch<br />
Sozialmedizinisches Zentrum<br />
(<strong>SMZ</strong>) <strong>Liebenau</strong><br />
Tel.: +43 664/9755385<br />
erreichbar jeweils Montag,<br />
Mittwoch und Freitag 9-12 Uhr<br />
Email: sellitsch@smz.at<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
33
PRAXISARBEIT UND BERATUNGSSTELLE<br />
Ich bin krank, was tun?<br />
Pflichten im Krankenstand<br />
VON NINA GOLLMANN<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
In unserer Ordination erleben wir als Ordinationsassistentinnen<br />
öfters, dass sich Patienten<br />
zu spät krank melden oder bei einer<br />
längeren Krankheit zu wenig Kontrolltermine<br />
beim Arzt wahrnehmen. Um zeitaufwendigen<br />
Abklärungen im „Nachhinein“ mit der Krankenkasse<br />
vorzubeugen, möchten wir Ihnen eine<br />
kurze Anleitung zu den Pflichten von KrankenstandsnehmerInnen<br />
geben.<br />
Krankenstand oder Arbeitsunfähigkeitsmeldung<br />
(AUM)<br />
ArbeitnehmerInnen sind verpflichtet, die ArbeitgeberIn<br />
unverzüglich von der Arbeitsunfähigkeit<br />
bei Krankheit in Kenntnis zu setzen.<br />
Der/die ArbeitgeberIn kann die Vorlage einer<br />
ärztlichen Bestätigung über die Arbeitsunfähigkeit<br />
verlangen. Achtung: diese kann bereits<br />
ab dem ersten Tag! der Arbeitsunfähigkeit verpflichtend<br />
sein, meistens ist sie jedoch ab dem<br />
vierten Tag der Krankheit erforderlich. Das<br />
heißt, dass Kranke meistens ein paar Tage<br />
Zeit haben, den Arzt aufzusuchen.<br />
Planen Sie für Ihren Arztbesuch vorausschauend<br />
Wartezeiten ein, denn auch der ärztliche<br />
Terminkalender kann voll sein.<br />
Im Krankenstand muss der Arzt/ die Ärztin aufgesucht<br />
werden!<br />
Wenn Sie nicht zum Arzt gehen, verzichten Sie<br />
auf Ihre bezahlten Krankenstandstage, die ja<br />
von der Krankenkasse übernommen werden.<br />
Grundsätzlich ist Ihr/e HausärztIn auch für die<br />
Gesundmeldung zuständig. Die Portale der<br />
Gebietskrankenkasse bieten aber auch eine<br />
Online-Selbstabmeldung vom Krankenstand<br />
an.<br />
Sind Sie lange krank und überschreiten die<br />
Durchschnittsdauer einer Krankheit oder nehmen<br />
die Kontrolltermine beim Hausarzt nicht<br />
wahr, meldet sich die Gebietskrankenkasse<br />
bei Ihnen und verlangt bestimmte Nachweise,<br />
damit der Krankenstand als „bezahlt“ bewilligt<br />
wird.<br />
Arbeitsunfähigkeitsmeldungen können nicht<br />
vordatiert werden!<br />
Da PatientInnen schwer einschätzen können,<br />
wie lange sie krank sein werden, ist es<br />
von Vorteil, gleich am ersten Tag des Krankenstandes<br />
den Hausarzt aufsuchen.<br />
Ich bin im Krankenhaus!<br />
Im Krankenhaus zu liegen, bedeutet nicht automatisch,<br />
dass Sie auch krank gemeldet sind!<br />
Bitte geben Sie dem Hausarzt ehestmöglich<br />
Bescheid, dass Sie nicht arbeitsfähig sind und<br />
im Krankenhaus liegen. Dieser wird Ihnen den<br />
Krankenstand ausstellen. Am Ende Ihres Krankenhausaufenthalts<br />
suchen Sie Ihren Hausarzt<br />
(rechtzeitig vorher Termin ausmachen!) mit Ihren<br />
Befunden auf. Dann können Ihre Befunde,<br />
eventuell weitere Therapien oder ein längerer<br />
Krankenstand besprochen werden.<br />
Ich bin auf Kur/Reha!<br />
Viele Kliniken stellen eine Arbeitsunfähigkeitsmeldung<br />
aus. Fragen Sie bitte trotzdem unbedingt<br />
beim Klinikpersonal nach oder rufen Sie<br />
zur Sicherheit bei Ihrem Hausarzt an. Da eine<br />
Reha bzw. eine Kur etliche Wochen dauert, ist<br />
das Ausstellen einer Arbeitsunfähigkeitsmeldung<br />
im Nachhinein eine heikle Angelegenheit.<br />
Auch nach der Kur oder Reha werden<br />
die Befunde dem Hausarzt übermittelt und im<br />
persönlichen Gespräch besprochen.<br />
ARBEITNEHMERiNNEN<br />
SIND VERPFLICHTET, DIE<br />
ARBEITGEBERiN UNVERZÜG-<br />
LICH VON DER ARBEITSUN-<br />
FÄHIGKEIT BEI KRANKHEIT<br />
IN KENNTNIS ZU SETZEN.<br />
34
GEDENKARBEIT<br />
Das Murkraftwerk und ein<br />
einfacher Holzstipfel im Acker<br />
VON RAINER POSSERT<br />
Am Vormittag des 5. Jänner 2<strong>01</strong>7 war jener<br />
Acker, der an die Ziehrerstrasse Blickrichtung<br />
Mur grenzt, durch einen zwei Meter hohen<br />
Bauzaun abgesperrt.<br />
Dass die Bauarbeiten zur Errichtung des Murkraftwerkes<br />
begonnen hatten, wurde mir wenige<br />
Minuten nachdem ich mein Auto angehalten<br />
hatte, klar, als auch schon die ersten DemonstrantInnen<br />
mit Transparenten erschienen.<br />
Ab sofort hieß es: „Betreten der gesamten<br />
OLYMPIAWIESE verboten!“<br />
Meine Sorge, dass der, einige dutzend Meter<br />
von der Strasse entfernte, jedoch unsichtbare<br />
„verfüllte“ Bombentrichter aus dem Jahr 1945<br />
aufgegraben und der mögliche Inhalt schnell<br />
beseitigt werden sollte, erwies sich als unbegründet.<br />
Damals, 1945, hatte eine Explosion den Ackerboden<br />
aufgerissen und ein 30m 2 grosses Loch<br />
hinterlassen. Wenige Tage nach den Mordaktionen<br />
der SS an den ungarischen Jüdinnen<br />
und Juden im Lager <strong>Liebenau</strong> wurde dieses<br />
Loch zugegraben – dies beweist ein Gutachten<br />
einer auf die Analyse von Luftbildern spezialisierten<br />
Firma. Seitdem gilt dieser genau<br />
vermessene Punkt als „Verdachtszone,“ was<br />
soviel bedeutet, dass dort Opfer vergraben<br />
sein könnten.<br />
Der Grundbesitzer – ich hatte mit ihm vor einigen<br />
Jahren darüber gesprochen – weigert<br />
sich bis heute, eine Bodenuntersuchung zuzulassen.<br />
Sein Motiv?<br />
Am 6. Jänner wurde die Stelle dankenswerterweise<br />
durch die Bauleitung vermessen und<br />
markiert, um eine Zerstörung zu vermeiden.<br />
Man hat damit ein winziges, unscheinbares<br />
„Denkmal“ errichtet.<br />
Wenige Wochen später wurde die Markierung<br />
vom Grundbesitzer entfernt – jetzt kann<br />
wieder Gras oder Getreide über die „Sache“<br />
wachsen.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
36
GEDENKFEIER<br />
GEDENKEN 1945 – 2<strong>01</strong>7<br />
Respekt und Würde den Opfern<br />
Die ersten Transporte von Jüdinnen und Juden erreichten das Lager <strong>Liebenau</strong> zu Ostern 1945.<br />
Am 4. April wurden ca. 6000 Personen durch Graz Richtung Mauthausen getrieben, Tausende<br />
auf dem Weg dorthin ermordet. Am 7. April marschierten nochmals ca.1200 Personen Richtung<br />
Stubalpe. In der Kaserne Wetzelsdorf erschoss die SS ca. 200 Jüdinnen und Juden, die aus dem<br />
Lager <strong>Liebenau</strong> kamen. 1947 wurden 53 Mordopfer am heutigen Grünanger exhumiert und umgebettet,<br />
doch zahlreiche Opfer sind bis heute nicht geborgen.<br />
Di, 04. April 2<strong>01</strong>7<br />
Vorträge<br />
17.00 – 20.00 Uhr NMS Dr. Renner,<br />
Eduard Keilgasse 41, <strong>Liebenau</strong><br />
Ansprachen<br />
16.00 Uhr<br />
Andersengasse 32-34, <strong>Liebenau</strong><br />
MR Dr. Rainer Possert,<br />
<strong>SMZ</strong>-<strong>Liebenau</strong><br />
Dr. in Bettina Vollath,<br />
Präsidentin Landtag Steiermark<br />
Grußbotschaft von<br />
Talya Lador-Fresher,<br />
israelische Botschafterin in Österreich<br />
MMag. Elie Rosen,<br />
Präsident Jüdische Gemeinde Graz<br />
Gebet<br />
Die von der Energie Steiermark durchgeführten<br />
Bauarbeiten in der unmittelbaren<br />
Nähe des ehemaligen Lager <strong>Liebenau</strong><br />
und die geplanten Bauarbeiten im Zuge<br />
der Errichtung neuer Sozialwohnungen<br />
im Lagerbereich selbst werfen die Frage<br />
nach dem Umgang mit der schrecklichen<br />
Vergangenheit dieses Ortes neuerdings<br />
auf. Die seit fünf Jahren erhobene Forderung<br />
unzähliger engagierter Menschen<br />
nach der lückenlosen archäologischen<br />
Erforschung des Geländes und seiner unmittelbaren<br />
Umgebung sowie der Errichtung<br />
einer Gedenkstätte erhält dadurch<br />
höchste Aktualität.<br />
Musikalisches Rahmenenprogramm:<br />
Schülerinnen der NMS Dr. Renner<br />
KONTAMINIERTE LANDSCHAFT<br />
GRÜNANGER<br />
Dr. Rainer Possert, <strong>SMZ</strong>-<strong>Liebenau</strong><br />
RECHTSLAGE, BISHERIGE ARCHÄOLOGISCHE<br />
BEFUNDE UND ERGEBNISSE<br />
Dr. Eva Steigberger, Archäologin,<br />
Bundesdenkmalamt<br />
BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG<br />
IN DER ANDERSENGASSE 32-34<br />
Paul Mitchell, BA, Historiker,<br />
Bauforscher und Archäologe<br />
PAUSE<br />
ERGEBNISSE DER HISTORISCHEN LUFBILDFOTO-<br />
GRAMMETRIE AM GRÜNANGER<br />
Dipl. Ing. Gerald Fuxjäger, Ingenieurkonsulent<br />
f. Vermessung und Geoinfomation, Lehrbeauftragter<br />
der TU Graz, Gerichtl. beeideter<br />
und zertifizierter Sachverständiger, Präsident<br />
der Kammer für ZiviltechnikerInnen Steiermark<br />
und Kärnten<br />
GEDENKSTÄTTEN FÜR DIE OPFER<br />
DES NS-REGIMES IN GRAZ<br />
Prof. Mag. Dr. Karl Albrecht Kubinzky,<br />
Stadthistoriker, Publizist<br />
DER WEG ZUR GEDENKSTÄTTE<br />
IN RECHNITZ<br />
Walter Reiss, REFUGIUS Gedenkverein<br />
Rechnitz<br />
AUSKLANG UND BUFFET<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
37
GEDENKARBEIT<br />
„Kontaminierter Boden“<br />
Von Grabungen und Funden am Grünanger<br />
VON RAINER POSSERT<br />
Seit dem Beginn der Bauarbeiten der Energie<br />
Steiermark am 5. Jänner 2<strong>01</strong>7 wird „kontaminierter“<br />
Boden umgegraben. Mit „kontaminiert“<br />
bezeichnet der Schriftsteller und Sachbuchautor<br />
Martin Pollack jene Gebiete, die, unter<br />
anderem, „vergiftet“ sind durch Massaker von<br />
NS-Verbrechern und an denen noch Mordopfer<br />
verscharrt sein könnten.<br />
Um zu vermeiden, dass bei der Errichtung von<br />
Bauwerken sorglos mit Bodenfunden (Mauerreste,<br />
Kriegsrelikte, Haushaltsgegenstände<br />
von ZwangsarbeiterInnnen usw.) umgegangen<br />
wird – hat das Bundesdenkmalamt (BDA)<br />
bereits 2<strong>01</strong>5 das gesamte Gebiet zwischen<br />
künftiger Staumauer und Seifenfabrik , (den<br />
Grünanger miteingeschlossen) zur „archäologischen<br />
Bodenfundstätte“ erklärt.<br />
Nachdem bis 14. Februar, also sechs Wochen<br />
nach Baubeginn, kein einziger Bodenfund an<br />
das BDA gemeldet worden war, wurde von unserer<br />
Seite die Öffentlichkeit über diesen erstaunlichen<br />
Sachverhalt in Kenntnis gesetzt.<br />
In der Folge wurden Funde von AnrainerInnen<br />
und MurkraftgegenerInnen am westlichen Murufer<br />
gemeldet, ich selbst habe am Ufer unter<br />
dem ehemaligen Gasthaus „Murtröpferl“ beim<br />
Puchsteg auch Eisenteile und Zaunreste entdeckt<br />
und dem BDA gemeldet.<br />
Erste Mauerreste tauchen auf<br />
Am Nachmittag des 24. Feber stießen Bauarbeiter<br />
bei Erdarbeiten zur Verlegung einer<br />
Gasleitung in der Pichlergasse auf Mauerreste<br />
des Bunkersystems. Seitdem war ein<br />
Team von sechs ArchäologInnen vor Ort und<br />
hat großflächig Mauerreste freigelegt und<br />
zahlreiche Funde sichergestellt.<br />
Das Medienecho war groß:<br />
2 Beiträge in ORF- Steiermark-Heute, 4 Artikel<br />
in der Kleinen Zeitung, österreichweit: 1 Beitrag<br />
in ATV, 2 Artikel im Kurier, 3 Artikel in Der<br />
Standard, 1 Reportage in News. So wurde,<br />
Dank des Interesses vieler JournalistInnen,<br />
den Opfern der NS-Massaker Aufmerksamkeit<br />
verschafft und wieder die Forderung nach lückenloser<br />
archäologischer Aufarbeitung, weiterer<br />
historischer Forschungen und vor allem<br />
nach der Errichtung einer angemessenen, gut<br />
sichtbaren Gedenkstätte erhoben.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Auch im Sondergemeinderat am 2. März<br />
war das Gedenken Thema, am 3. März ließ<br />
der Pressesprecher der Energie Steiermark<br />
verlauten, dass die Errichtung einer Gedenkstätte<br />
vorgesehen sei. Wir hoffen, dass nicht<br />
wieder fünf Jahre vergehen – denn bereits bei<br />
der ersten Gedenkveranstaltung im April 2<strong>01</strong>3<br />
haben dieses Versprechen einige Grazer<br />
PolitikerInnen gegeben.<br />
38
DAS UMFELD DES GRAZER MURKRAFTWERKS<br />
ERKLÄRUNG VON ZEITHISTORIKERiNNEN DER<br />
UNIVERSITÄT GRAZ ZUR GEPLANTEN ZERSTÖRUNG<br />
DES LAGERS LIEBENAU DURCH BAUARBEITEN<br />
IM UMFELD DES MURKRAFTWERKS GRAZ<br />
09.03.2<strong>01</strong>7<br />
AUFWECKER,<br />
Kleine Zeitung, Sa, 25.2.2<strong>01</strong>7<br />
Klare Gewässer<br />
Von Norbert Swoboda<br />
norbert.swoboda@kleinezeitung.at<br />
Während gestern überraschend (oder<br />
eben auch nicht) die umstrittene Baustelle<br />
des Murkraftwerks in Graz ruhte<br />
und vermummte Aktivisten eine verlassene<br />
Baustelle „besetzten“, rumorte<br />
es anderswo. Denn das Gelände ist<br />
– leider im<br />
negativen Sinn – geschichtsträchtig.<br />
In der Nazizeit stand hier ein Lager –<br />
mit allen Begleiterscheinungen wie<br />
etwa Exekutionen. Manches davon ist<br />
dokumentiert, vieles verschollen.<br />
Gut 70 Jahre wusste jeder, der es wissen<br />
wollte, dass es dort ein Zwangsarbeiterlager<br />
gab.<br />
Aber wollte man das in Graz so<br />
genau wissen? Nein.<br />
Jetzt, wo in etwa an dem Ort, wo das<br />
Lager einst stand, das Murkraftwerk errichtet<br />
wird, rächt sich das. Der Projektbetreiber<br />
kann zwar nichts dafür, dass<br />
die Aufarbeitung ihm zugemutet wird,<br />
obwohl dies jahrzehntelang andere<br />
hätten tun können und müssen. Aber<br />
der Stadt, dem Land und allen Projektbetreibern<br />
musste klar sein, dass<br />
dieser üble Geruch aus den Murufern<br />
hochsteigen wird.<br />
Daher muss ihnen ernsthaft daran<br />
gelegen sein, diese Nazigeschichte<br />
ordentlich zu dokumentieren. Eine<br />
verborgene Gedenktafel oder eine<br />
Studie in einem Unischrank wird nicht<br />
genügen. Damit wenigstens in dieser<br />
Hinsicht das Murkraftwerk für klares<br />
Gewässer sorgt.<br />
Die Stadt Graz hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />
in vorbildlicher Weise den dunklen<br />
Kapiteln ihrer Geschichte gestellt. Sie wird<br />
daher weltweit heute auch als Menschenrechtsstadt<br />
wahrgenommen.<br />
Mit Baumaschinen über die Überreste der<br />
Stätten von schweren nationalsozialistischen<br />
Verbrechen hinwegzupflügen, bevor eine sorgsame<br />
Beweisaufnahme durch Fachleute stattgefunden<br />
hat, widerspricht den internationalen<br />
Gepflogenheiten und auch der moralischen<br />
Verpflichtung der Stadt. Um die Würde der dort<br />
eventuell zu findenden Opfer der nationalsozialistischen<br />
Terrorherrschaft zu wahren, ist es<br />
unbedingt notwendig, die Bauarbeiten bis zur<br />
Klärung des Sachverhalts zu unterbrechen.<br />
ZeithistorikerInnen der Universität Graz<br />
Dr. Stefan Benedik<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
Ao. Univ.-Prof. Dr. Dieter Binder<br />
(Institut für Geschichte, Österreichische Geschichte)<br />
Dr. in Margit Franz<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
Dr. in Nicole Goll<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
Dr. Georg Hoffmann<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
em. Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Helmut Konrad<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte sowie Leiter<br />
des LBI für Gesellschafts- und Kulturgeschichte)<br />
Assoz.-Prof. Dr. Gerald Lamprecht<br />
(Centrum für Jüdische Studien)<br />
Mag. a Lisbeth Matzer<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
ao. Univ.-Prof. in Dr. in Karin M. Schmidlechner<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
Ass-Prof. Dr. Eduard G. Staudinger<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
Dr. in Monika Stromberger<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
PD in Dr. in Andrea Strutz<br />
(LBI für Gesellschafts- und Kulturgeschichte)<br />
Ass.-Prof. Dr. Werner Suppanz<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
Mag. Markus Wurzer<br />
(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />
Ass.-Prof. in Dr. in Heidrun Zettelbauer<br />
(Institut für Geschichte, Österreichische Geschichte)<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
39
GEDENKARBEIT<br />
NS-Verbrechen in der Klagenfurter<br />
Landes-Irren und Siechenanstalt<br />
BUCHREZENSION VON USCHI POSSERT<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Titel: NS-Psychiatrie in Klagenfurt<br />
herausgegeben von Wolfgang Freidl<br />
facultas Verlag Wien, 2<strong>01</strong>6<br />
Das Projekt „NS-Euthanasieverbrechen an<br />
der Landes-Irren und Landes-Siechenanstalt<br />
Klagenfurt“ knüpft an die Forschungen zur regionalgeschichtlichen<br />
und deutschsprachigen<br />
NS-Euthanasieforschung an. Aufgearbeitet<br />
wurde die Durchführung der NS-Krankenmorde<br />
am Gaukrankenhaus Klagenfurt zwischen<br />
1939 und 1945 unter drei Aspekten: Erstens<br />
wurde die Einflussnahme der Kärntner NS-Gesundheitsämter<br />
sowie der damals tätigen Amtsärzteschaft<br />
im Kontext der Einweisungen der<br />
NS-Euthanasieopfer beleuchtet.<br />
Zweitens wurden die institutionellen und organisatorischen<br />
Zusammenhänge im Gaukrankenhaus<br />
Klagenfurt aufgearbeitet. Im<br />
Mittelpunkt steht das Pflegepersonal, das die<br />
Krankenmorde durchgeführt hatte.<br />
Drittens ergänzt die Nachzeichnung ausgewählter<br />
Opferbiographien die Forschungsarbeit.<br />
Rassehygienische Maßnahmen der Gesundheitsbehörden<br />
und Ärzte<br />
300 PatientInnenakten wurden im Rahmen des<br />
Projektes in den Archivbeständen des Kärntner<br />
Landesarchivs sowie im Bundesarchiv<br />
recherchiert. Die Aktenbestände der Reichsstatthalterei<br />
Klagenfurt zeigen die totalitäre<br />
menschenverachtende Gesundheitspolitik im<br />
Nationalsozialismus, die auf der untersten<br />
Verwaltungsebene von den Gesundheitsämtern<br />
mitgetragen wurde.<br />
Im Fokus stehen die rassehygienischen Maßnahmen<br />
der Medizinalbehörden, Ärzte und<br />
Beamten im Zeitraum von 1938 bis 1945 –<br />
sie waren federführend an der medizinischen<br />
Verfolgung der Kärntner Bevölkerung während<br />
der NS-Zeit beteiligt. Ihre Macht reichte<br />
von Begutachtungen, die Zwangssterilisierungen<br />
nach sich zogen, Entscheidungen,<br />
die zur Asylierung in der Kärntner Heil- und<br />
Pfleganstalt führten bis hin zum Wissen um<br />
die Vernichtung der Opfer der eugenischen<br />
Verfolgung im Rahmen der NS-Euthanasieverbrechen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt des Buches ist die<br />
erbbiologische Bestandsaufnahme, mit der<br />
in Kärnten ab dem Frühjahr 1940 begonnen<br />
wurde. Dieses engmaschige Netz der Datenerfassung<br />
und <strong>Info</strong>rmationssammlung ermöglichte<br />
die nahezu lückenlose Überwachung<br />
der Bevölkerung. Das Buch schildert die amtsärztliche<br />
Gutachtertätigkeit im Rahmen der<br />
NS-Erbgesundheitspolitik und veranschaulicht<br />
die Mitwirkung der Amtsärzte in der Erfassung<br />
von psychisch Leidenden, als „minderwertig“<br />
diffamierte und sozial ausgegrenzte „Sonderlinge.“<br />
Misshandlungen und Patientenmorde wurden<br />
von der Anstaltsleitung toleriert<br />
In der Umsetzung der dezentralen Anstaltsmorde<br />
ab 1942 standen die Täterinnen und<br />
Täter des Pflegepersonals im Vordergrund.<br />
Die Forschungsergebnisse weisen darauf hin,<br />
dass die Tötungen in einem organisiertem<br />
Klima des Schweigens und Verschweigens,<br />
vor dem Hintergrund „unterdrückter“ negativer<br />
Emotionen wie Wut, Ekel usw.. besonders<br />
rasch und ohne merklichen Widerstand durchgesetzt<br />
werden konnten.<br />
Gravierende Vernachlässigungen von Patient-<br />
Innen, Misshandlungen und inhumanes<br />
Verhalten gegenüber Kranken und Leidenden<br />
wurden vom leitenden Primararzt Franz<br />
Niedermoser nicht nur toleriert, sondern selbst<br />
vorgelebt. Ausgewählte, teilanonymisierte<br />
Opferbiografien schließen die Forschungsresultate<br />
ab und sind im Bemühen erfolgt, den<br />
Kärntner Opfern der NS-Euthanasie ein Gesicht<br />
zu geben.<br />
NS-Psychiatrie<br />
in Klagenfurt<br />
herausgegeben von<br />
Wolfgang Freidl<br />
facultas Verlag Wien, 2<strong>01</strong>6<br />
40
PRIVATES GEDENKEN<br />
Berührendes privates Gedenken an die<br />
Jüdinnen und Juden im Lager <strong>Liebenau</strong><br />
anlässlich der Baggerarbeiten<br />
für das Murkraftwerk<br />
Diese Zeilen haben uns Ende Feber erreicht,<br />
anlässlich der Baggerarbeiten für das Murkraftwerk<br />
– als die ersten Bodenfunde während<br />
der Bauarbeiten am Grünanger aufgetaucht<br />
sind.<br />
Winfried König hat mit seiner Tochter über die<br />
grausamen Geschehnisse im Lager <strong>Liebenau</strong><br />
am Ende des 2. Weltkriegs gesprochen. Daraufhin<br />
hat die Tochter folgendes gemacht,<br />
schreibt Winfried König:<br />
Ich erzähl es meiner Tochter, 10 Jahre,<br />
und sie sagt "Kerzerl anzünden." Spät<br />
abends am Puchsteg, da sind noch zwei<br />
muslimische Mädchen 17 und 12. Sie<br />
wollen auch mit Kerzerl anzünden und<br />
wissen über die Geschichte Bescheid. Sie<br />
sind am Grünanger groß geworden. Sie<br />
sagen, sie machen keinen Unterschied<br />
zwischen den Religionen, alles Menschen.<br />
Also haben zwei Muslime, zwei<br />
Christen für ungarische Juden Kerzerl<br />
angezündet.<br />
Und gestern kamen drei neue Leute aus<br />
Niederösterreich, „Erdheiler," sagen sie<br />
und sind auch auf das Thema gekommen.<br />
Sie haben den ganzen Tag gearbeitet,<br />
und mir kommt vor, es hat sich was<br />
verändert. "Wir sollen jetzt positiv denken,"<br />
sagen sie, daß ist für uns jetzt grad<br />
das Wichtigste.<br />
Hab gestern noch ein paar Zettel aufgehängt<br />
für die Spaziergänger jetzt am Wochenende<br />
mit einem Kerzerl darunter!<br />
Alles Liebe,<br />
Winfried König<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
41
AKTUELLES AUS DEM <strong>SMZ</strong>-LIEBENAU<br />
<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> ab März 2<strong>01</strong>7<br />
unter neuer Geschäftsführung<br />
Ich möchte mich Ihnen als neuer Geschäftsführer<br />
des Sozialmedizinischen Zentrum Graz-<br />
<strong>Liebenau</strong> vorstellen.<br />
Mein Name ist Dr. Wolfgang Sellitsch,<br />
geb.1959, ich bin seit dem Abschluss meines<br />
Doktoratsstudiums der Rechtswissenschaften<br />
seit mittlerweile über 30 Jahren im <strong>SMZ</strong>–<strong>Liebenau</strong><br />
als Rechtsberater in der Familienberatungsstelle<br />
tätig.<br />
Im Laufe meines Berufslebens konnte ich die<br />
Praxis des Gesundheitswesens als Jurist in<br />
der Leistungsabteilung und anschließend im<br />
Regressbereich der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse<br />
kennenlernen, um anschließend<br />
als erster steirischer Kinder- und<br />
Jugendanwalt die Entwicklung der Kinderrechte<br />
im Land Steiermark maßgeblich mitzugestalten.<br />
Nach dem freiberuflichen Aufbau einer Mediationspraxis<br />
in Graz, bot sich mir die großartige<br />
Herausforderung, die Lebenshilfe Rechtsberatung<br />
in der Steiermark als juristische Interessenvertretung<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
aufzubauen und zu leiten, wo ich bis<br />
zuletzt fast 14 Jahre als Behindertenrechtsexperte<br />
sehr geschätzt wurde.<br />
Über meine gesamte Berufslaufbahn bin ich<br />
dem <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, wo ich als Obmann in den<br />
Jahren 1990-96 mit einem engagierten multiprofessionellen<br />
Team die Mobilen Dienste<br />
mitaufbauen durfte, in Treue und Begeisterung<br />
verbunden. Im Sommer 2<strong>01</strong>6 ereilte<br />
mich neuerlich der Ruf in den Vorstand des<br />
<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, wo ich nun als Geschäftsführer<br />
für die Weiterentwicklung dieses österreichweit<br />
wegweisenden Gesundheitsmodellprojektes<br />
in ein „Primärversorgungszentrum“<br />
im Rahmen der steirischen Gesundheitsreform<br />
Verantwortung übernommen habe. Diese<br />
großartige Herausforderung und die fruchtbare<br />
Zusammenarbeit mit allen Akteuren im<br />
Gesundheits- und Sozialbereich erfüllt mich als<br />
„Pionier“ natürlich mit besonderer Freude.<br />
Als stolzer Vater von drei erwachsenen Kindern<br />
und mittlerweile auch Großvater, widme<br />
ich mich in meiner Freizeit zahlreichen sportlichen<br />
Aktivitäten. Dabei steht neben Joggen,<br />
Windsurfen und Skifahren seit vielen Jahren<br />
eine gemeinsame Leidenschaft für den Turniertanz<br />
mit meiner Gattin Ingrid im Vordergrund.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
43
AKTUELLES AUS DEM <strong>SMZ</strong>-LIEBENAU<br />
Friedvolles Gemeinsames in einer<br />
Straße mit Gewicht<br />
VON NICOLE PRUCKERMAYR<br />
„Comrade Conrade“ ist der Arbeitstitel eines<br />
mehrjährigen Kunst-, Forschungs- und Friedensprojektes,<br />
initiiert von der Künstlerin Nicole<br />
Pruckermayr. Es ist interdisziplinär angelegt,<br />
beschäftigt sich mit dem öffentlichen Raum<br />
der Stadt Graz, soll im Herbst 2<strong>01</strong>7 offiziell<br />
beginnen und das ganze Jahr 2<strong>01</strong>8 sehr präsent<br />
sein.<br />
Mit Blick auf das Gedenkjahr 2<strong>01</strong>8 (100 Jahre<br />
Ende des Ersten Weltkriegs und Ausrufung<br />
der Ersten Republik, 100. Jahrestag allgemeines<br />
Wahlrecht für Männer und Frauen, 80.<br />
Jahrestag Anschluss Österreich an das Dritte<br />
Reich, 70 Jahre Menschenrechte) untersucht<br />
das Projekt am Beispiel eines repräsentativen<br />
Grazer Straßenzuges, der Conrad-von-Hötzendorf-Straße,<br />
den Zustand und die Zukunft<br />
von Demokratie und Frieden in gelebter<br />
Form. Wohl kaum eine andere Straße in<br />
Graz versammelt so viele für die Demokratie<br />
gewichtige Institutionen. Auf etwas mehr als<br />
zwei Kilometer Länge vereint die Conrad-von-<br />
Hötzendorf-Straße eine große Zahl an Gesichter<br />
und Lebensumgebungen.<br />
Für den Projektzeitraum (2<strong>01</strong>6-2<strong>01</strong>9) sind<br />
fünf eigenständige Diskurs-Plattformen geplant,<br />
die sich in unterschiedlichen Aktivitäten<br />
(Stadtteilspaziergänge, Gespräche, Kunstpro-<br />
jekte, Vorträge,...) zeigen und die es ermöglichen<br />
sollen, auf unterschiedlichste Weise<br />
selbst am Projekt teilzunehmen.<br />
In der ersten Phase sind zahlreiche Institute,<br />
Künstler*innen, Vereine, Personen und auch<br />
Einrichtungen vorort involviert, die sich mit<br />
den Themenfeldern „Demokratie und Frieden“<br />
intensiver beschäftigen, um sich auszutauschen<br />
und sich mit den Gegebenheiten<br />
der Straße vertraut zu machen. In weiterer<br />
Folge ist geplant, ansässige Organisationen,<br />
Firmen aber auch Menschen, die in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />
wohnen oder arbeiten,<br />
einzubinden, um diesen Teil der Stadt<br />
aus den verschiedensten Perspektiven zu beleuchten<br />
und dafür auch visionäre Ideen des<br />
Zusammenlebens entwickeln zu können.<br />
Zwei erste Planungstreffen fanden bereits<br />
im <strong>SMZ</strong>/STZ Jakomini statt, das sicher als<br />
Kontakt-Drehscheibe für Interessierte vorort<br />
eine wichtige Rolle spielen wird. Das <strong>SMZ</strong>/<br />
STZ wird 2<strong>01</strong>8 auch kooperierend mit dem<br />
Projekt einen thematisch vertiefenden Stadteilspaziergang<br />
anbieten. Es ist angedacht,<br />
viele Orte innerhalb der Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />
zu besuchen, näher kennen zu<br />
lernen und gemeinsam ein Stück weit diesen<br />
Teil der Stadt mit zu begleiten.<br />
“It‘s time to say good bye!”<br />
VON DR. TANJA MACHEINER<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
Meine Zeit im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> als Turnusärztin<br />
verging wie im Flug und ermöglichte mir eine<br />
breite Palette an Erfahrungen. An dieser Stelle<br />
möchte ich mich nicht nur beim gesamten<br />
<strong>SMZ</strong> Team, sondern auch bei allen PatientInnen<br />
für die freundliche Aufnahme und das mir<br />
entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Nun<br />
kehre ich wieder als Projektmanagerin an die<br />
Medizinische Universität Graz zurück, möchte<br />
aber in Zukunft auch mehr Zeit als Psychotherapeutin<br />
in meiner Praxis arbeiten. Wo ich<br />
meine Turnusausbildung weiter anknüpfen<br />
werde, wird sich noch weisen.<br />
Die Zeit als Turnusärztin unter der Supervision<br />
von Dr. Mittelbach, für dessen Vertrauen in<br />
mich ich mich bedanken möchte, war eine<br />
sehr Bereichernde.<br />
Ich wünsche Ihnen und dem <strong>SMZ</strong> Team für die<br />
kommende Zeit viel Erfolg und Gesundheit!<br />
Tanja Macheiner<br />
44
ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE PRAXISGEMEINSCHAFT<br />
Dr. Gustav Mittelbach (alle Kassen), Dr. Rainer Possert (Wahlarzt)<br />
Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche Psychotherapie und Beratung, Behandlung<br />
von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits- und Umweltmedizin. Terminvereinbarung<br />
unter 46 23 40.<br />
FAMILIENBERATUNG & RECHTSBERATUNG<br />
Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und<br />
JuristInnen. Donnerstag von 17.00 bis 19.00 Uhr im <strong>SMZ</strong>, Tel. Anmeldung unter 46 23 40.<br />
PSYCHOTHERAPIE<br />
Gestalt- und Familientherapie, NLP, Systemische Therapie, Einzel- und Gruppentherapie sowie<br />
Kinderpsychotherapie. Teilkostenersatz durch die Krankenkassen. Tel. Anmeldung unter 46 23 40.<br />
SOZIALE ARBEIT<br />
Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfe bei Kontakten zu Behörden, Hilfestellung bei<br />
Wohnungsproblemen, Arbeitslosigkeit, ... Telefonische Kontaktaufnahme unter 42 81 61,<br />
E-Mail: sharifgerami@smz.at.<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche Veranstaltungen; Durchführung von Projekten<br />
im Bereich Gesundheitsförderung. Kooperationen im Bezirk und mit anderen Organisationen.<br />
Kontakt unter 0699 180 84 375 / e-mail: smz@smz.at.<br />
MUSIKARBEIT<br />
Musikarbeit zwischen Musikern und Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist ein kreatives<br />
und ausdrucksorientiertes Zusammenspiel das die seelische, körperliche und geistige Gesundheit<br />
fördert.<br />
SEXUALBERATUNG<br />
<strong>Info</strong>rmation, Beratung, Psychotherapie zu folgenden Bereichen: Beziehungskonflikte, Sexualprobleme,<br />
Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Homosexualität, Verhütungsfragen, Sexualaufklärung,<br />
Schwangerschaftskonflikten usw. Tel. Anmeldung (auch anonym) unter 46 23 40.<br />
WALKEN SIE MIT UNS<br />
WALKEN an der Mur – jeden Montag von 15.30 bis 16.30 Uhr, Treffpunkt: Andersengasse 34;<br />
WALKEN IM PARK – jeden Dienstag von 14.00 bis 15.00 Uhr, Treffpunkt Park HIB <strong>Liebenau</strong>;<br />
Stöcke zum Probieren können ausgeborgt werden! Gesundheitswissenschafterin und diplomierte<br />
Gruppenfitnesstrainerin Martina Frei begleitet Sie. <strong>Info</strong>rmationen unter 0699 180 84 375.<br />
STADTTEILZENTREN GRÜNANGER + JAKOMINI<br />
<strong>Info</strong>rmationen: Martina Frei, MPH, Email: frei@smz.at Tel: 0699 18 08 43 75<br />
<strong>SMZ</strong>@<strong>SMZ</strong>.AT WWW.<strong>SMZ</strong>.AT<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />
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P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M / Verlagspostamt 8041 Graz