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SMZ Liebenau Info 01_2017

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ISSN: 2222-2308<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7


IN DIESER AUSGABE<br />

MITARBEITERiNNEN<br />

DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

DR. RAINER POSSERT<br />

ARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN<br />

PSYCHOTHERAPEUT<br />

DR. GUSTAV MITTELBACH<br />

ARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN<br />

PSYCHOTHERAPEUT<br />

DR. WOLFGANG SELLITSCH<br />

JURIST UND<br />

VORSTANDSMITGLIED<br />

KARIN SITTINGER<br />

VORSTANDSMITGLIED<br />

KERSTIN TREICHLER<br />

ASSISTENTIN<br />

VERONIKA IRENE WIEDENHOFER<br />

ASSISTENTIN<br />

MARTINA FREI, MPH, BSc.<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

UND GEMEINWESENARBEIT<br />

MICHAELA TRAXLER<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

UND GEMEINWESENARBEIT<br />

ANAHITA SHARIFGERAMI, BA<br />

SOZIALARBEITERIN<br />

ROLAND WESP<br />

MUSIKER<br />

MAG. A KARIN HOCHREITER<br />

HEBAMME<br />

EDITORIAL 1<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

EINBLICK IN DIE SOZIALMEDIZINISCHE STELLUNGNAHME ZUR UVP<br />

(UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG) IM ZUSAMMENHANG<br />

MIT DEM GEPLANTEN MURKRAFTWERK IN GRAZ, 2<strong>01</strong>1 2<br />

GRAZ – CITY OF DUST 5<br />

„WALKEN AN DER MUR“ – MIT DEM KRAFTWERKSBAU WURDE<br />

UNS NUN „EIN STÜCK GESUNDHEIT“ GERAUBT 6<br />

„GESUNDE NACHBARSCHAFTEN – GESUNDE STADT“<br />

FORUM FÜR SOZIALMEDIZINISCHE PRAXIS 8<br />

NICHT OHNE MEINEN HUND –<br />

ÜBER DIE TIERISCHEN BEGLEITER VON OBDACHLOSEN 10<br />

RÜCKENSCHMERZEN –<br />

„DAS KREUZ MIT DEM KREUZ“ 12<br />

AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

MIT UNSEREM MÜLLWORKSHOP ZUR RICHTIGEN MÜLLTRENNUNG 14<br />

„WEIL UNS NICHT EGAL IST, WAS AUS UNSERER STADT WIRD!“<br />

EINE AUSSTELLUNG DER ANDEREN ART 18<br />

RHYTHM & BLUES IM „BANDCAFE“ –<br />

EIN LOKALAUGENSCHEIN IM STZ JAKOMINI 20<br />

„CAFE JAKOMINI“ 22<br />

6GEGEN6 – HALLENFUSSBALLTURNIER 24<br />

MUSI AN DER NMS DR. RENNER 26<br />

OFFENE HANDARBEITSGRUPPE IM <strong>SMZ</strong> JAKOMINI 28<br />

<strong>SMZ</strong>-WEIHNACHTSFEIER UND JAHRESAUSKLANG<br />

MIT BEWOHNERiNNEN VOM SCHÖNAUGÜRTEL 28<br />

PRAXISARBEIT UND BERATUNGSSTELLE<br />

„GESUNDHEITSSPRECHSTUNDE“ – NEU IM STADTTEILZENTRUM JAKOMINI 30<br />

HILFELEISTUNGEN FÜR PFLEGEBEDÜRFTIGE MENSCHEN UND IHRE ANGEHÖRIGEN 31<br />

ICH BIN KRANK, WAS TUN? PFLICHTEN IM KRANKENSTAND 34<br />

GEDENKARBEIT<br />

DAS MURKRAFTWERK UND EIN EINFACHER HOLZSTIPFEL IM ACKER 36<br />

GEDENKEN 1945 – 2<strong>01</strong>7 (AM 04. APRIL 2<strong>01</strong>7)<br />

RESPEKT UND WÜRDE DEN OPFERN 37<br />

„KONTAMINIERTER BODEN“ VON GRABUNGEN UND FUNDEN AM GRÜNANGER 38<br />

ERKLÄRUNG VON ZEITHISTORIKERINNEN DER UNIVERSITÄT GRAZ<br />

ZUR GEPLANTEN ZERSTÖRUNG DES LAGERS LIEBENAU DURCH<br />

BAUARBEITEN IM UMFELD DES MURKRAFTWERKS GRAZ 39<br />

BUCHREZESION NS-VERBRECHEN IN DER KLAGENFURTER<br />

LANDES-IRREN UND SIECHENANSTALT 40<br />

BERÜHRENDES PRIVATES GEDENKEN AN DIE JÜDINNEN UND JUDEN<br />

IM LAGER LIEBENAU 41<br />

<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />

NEUER GESCHÄFTSFÜHRER: WOLFGANG SELLITSCH 43<br />

FRIEDVOLLES GEMEINSAMES IN EINER STRASSE MIT GEWICHT 44<br />

“IT‘S TIME TO SAY GOOD BYE!” 44<br />

KRISTA MITTELBACH<br />

PSYCHOTHERAPEUTIN<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, <strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 141, 8041 Graz | TEL 0699 180 84 375 F (0316) 462340-19<br />

EMAIL smz@smz.at HOMEPAGE www.smz.at VEREINSREGISTER ZVR: 433702025<br />

REDAKTION Dr. Rainer Possert, Mag. Uschi Possert, MPH Martina Frei<br />

MITARBEITERiNNEN dieser Ausgabe: Das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

FOTOS Rainer Possert das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

LAYOUT + SATZ CUBAliebtdich.at DRUCK Universitätsdruckerei Klampfer, St. Ruprecht/Raab AUFLAGE 1.900 Stk.<br />

DSA THERESA AUGUSTIN<br />

PSYCHOTHERAPEUTIN


EDITORIAL<br />

Im Jänner 2<strong>01</strong>0! war das <strong>SMZ</strong>-INFO dem<br />

Thema „Umwelt“ gewidmet, der erste Artikel<br />

begann mit dem Titel: „Die Mur gehört<br />

uns allen!“ (download auf www.smz.at unter<br />

„Zeitschrift“). Den seit sechs Jahren immer<br />

wieder dargelegten Fakten ist nichts hinzuzufügen,<br />

Teile des damals wie heute nicht<br />

beachteten sozialmedizinischen Gutachtens<br />

sind in der jetzigen Ausgabe nachzulesen.<br />

Dass die Kritik an der „Klassenmedizin“<br />

–vor vierzig Jahren von der kritischen<br />

Medizinbewegung an den Unis vorgebracht<br />

– nunmehr in die „Kleine Zeitung“<br />

(14.02.2<strong>01</strong>7) Eingang findet, ist ein Alarmzeichen!<br />

Denn die Situation ist schlimmer<br />

geworden, als sie je war, die Ökonomisierung<br />

im Gesundheitswesen ist weit fortgeschritten.<br />

Gernot Rainer, Wiener Lungenfacharzt:<br />

„Da im Gesundheitswesen immer mehr Betriebswirte<br />

am Ruder sind, wird der Patient<br />

(immer mehr, Anm. R.P.) zur Nummer und<br />

durch das System geschleust. Es wird an<br />

den falschen Ecken und Enden gespart.“<br />

Rainer auf die Frage, „Driften wir noch tiefer<br />

in ein Zweiklassensystem?“ – „Ja, das Gesundheitssystem,<br />

ursprünglich Eckpfeiler<br />

unseres Sozialstaates, wird zur Basisversorgung<br />

heruntergefahren. Eine Krankheit<br />

kann dann schnell den finanziellen Ruin<br />

bedeuten.“<br />

Wolfgang Schütz, ehemaliger Rektor<br />

der Med-Uni-Wien, im derStandard am<br />

26.02.2<strong>01</strong>7: „Patienten der so genannten<br />

Sonderklasse.....genießen einen Komfortfaktor,<br />

können sich den behandelnden Arzt<br />

aussuchen, und es gibt für sie eigene Privatkliniken.<br />

Sie haben, obwohl das offiziell<br />

nicht der Fall sein sollte, leichteren und rascheren<br />

Zugang zu aufwändigen Diagnoseund<br />

Behandlungsmethoden." Außerhalb<br />

des Spitals, beim Allgemeinarzt und beim<br />

Facharzt, ortet Schütz sogar eine "Dreiklassenmedizin."<br />

Patienten der untersten<br />

Klasse suchen einen Kassenvertragsarzt<br />

auf, die der mittleren Klasse einen Wahlarzt<br />

und die der höchsten Klasse einen Arzt<br />

mit Privatordination. Vor allem die Kassenordinationen<br />

würden dabei immer weniger.<br />

Trost für PatientInnen: Wahl- und PrivatärztInnen<br />

sind nicht unbedingt höher qualifiziert<br />

als KassenärztInnen, und auch in den<br />

Spitälern gibt es viele KollegInnen, die den<br />

hippokratischen Eid noch ernst nehmen:<br />

„Meine Verordnungen werde ich treffen<br />

zu Nutz und Frommen der Kranken, nach<br />

bestem Vermögen und Urteil; ich werde<br />

sie bewahren vor Schaden und willkürlichem<br />

Unrecht.“<br />

Buchempfehlung:<br />

„Eintritt nur nach Aufruf: Warum Österreich<br />

die Ärzte ausgehen: elf Übel, elf Fakten“<br />

von Wolfgang Schütz, MANZ-verlag,<br />

„Kampf der Klassenmedizin: Warum wir ein<br />

gerechtes Gesundheitssystem brauchen“<br />

von Gernot Rainer, Brandstätter Verlag<br />

Rainer Possert<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

1


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Einblick in die Sozialmedizinische<br />

Stellungnahme zur UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung)<br />

im Zusammenhang mit dem<br />

geplanten Murkraftwerk in Graz, 2<strong>01</strong>1<br />

VON DR. GUSTAV MITTELBACH<br />

Liest man heute das sozialmedizinische Gutachten<br />

aus dem Jahre 2<strong>01</strong>1 zur Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

(UVP) des damals<br />

noch geplanten Murkraftwerks – siehe verschiedene<br />

Kästen – erstaunt die Aktualität<br />

und überrascht dennoch die anschließende<br />

klare behördliche Ablehnung....“<br />

Obwohl Insider der steirischen Umweltabteilung<br />

die AktivistInnen gegen das Kraftwerk<br />

inständig ersuchten, das öffentliche Interesse<br />

als Hauptargument gegen das Kraftwerk hervorzuheben,<br />

waren die damals über 30.000<br />

Unterschriften gegen das Murkraftwerk keine<br />

überzeugende Antwort.<br />

Daher ist es wichtig, auch heute, 2<strong>01</strong>7, wieder<br />

daran zu erinnern und aufzuzeigen, was<br />

schon mit dem sozialmedizinischen Gutachten<br />

zur Umweltverträglichkeitsprügung 2<strong>01</strong>1 festgehalten<br />

wurde:<br />

Nämlich, dass das Murkraftwerk sehr wohl im<br />

öffentlichen Interesse steht – und zwar genau<br />

nach den von der Stadt Graz selbst formulierten<br />

Zielen und Grundsätzen, den Murgrünraum<br />

zu erhalten und nicht zu zerstören!<br />

Im 3.0 Stadtentwicklungskonzept (STEK) und<br />

im Entwurf zum 4.0 STEK wird z. B. die Relevanz<br />

des Naturraums für Umwelt und Wohnen<br />

betont und die hohe Bedeutung und Sensibilität<br />

des betroffenen Raumes als Erholungsund<br />

Freiraum festgestellt:<br />

Zitat aus dem<br />

sozialmedizinischen Gutachten<br />

für die UVP, 2<strong>01</strong>1<br />

Dies ist schließlich aus allen meist einstimmigen<br />

Beschlüssen des Grazer Gemeinderates<br />

abzuleiten, wie dem Sachprogramm<br />

Grünraum, dem Sachprogramm Ökostadt<br />

2000 (einstimmig beschlossen mit der Erhaltung<br />

des Grüngürtels für das ökologische<br />

Gleichgewicht und der Planungsgrundlage<br />

Grünes Netz Graz, etc.)<br />

Im Grünen Netz Graz der Stadt wird zum<br />

Grünkorridor Mur festgestellt:<br />

„…. der Lebensraum für Fauna und Flora hat<br />

entscheidenden Einfluss auf das Stadtklima“<br />

„…. die Gewässer der Stadt sind in ihrem<br />

Bestand auf jeden Fall zu sichern und entsprechend<br />

zu pflegen,…“<br />

Schließlich ist die Stadt Graz seit 1992 Mitglied<br />

des Gesunde Städte-Netzwerks der<br />

WHO-Europa (Weltgesundheitsorganisation)<br />

und hat sich wichtige Ziele vorgenommen:<br />

• Aktive Bürgerbeteiligung<br />

• Gesundheitsförderliche Stadtplanung<br />

• Gesundheitsverträglichkeitsprüfung<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

ALLEIN IN GRAZ STERBEN JEDES JAHR VORZEITIG<br />

40 MENSCHEN AUF GRUND HOHER FEINSTAUBBELASTUNG.<br />

2


SOZIALMEDIZINISCHE STELLUNGNAHME<br />

Es ist daher sehr wohl im öffentlichen<br />

Interesse:<br />

Die – zur Reduktion des Feinstaubs – getroffenen<br />

Maßnahmen (Verkehrsberuhigungen,<br />

Tempolimits/IG-L) auszubauen und nicht den<br />

Murwald, der Feinstaub bindet, zu roden.<br />

Besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen<br />

wie Kinder, alte Menschen, chronisch Kranke,<br />

die anfälliger als gesunde Erwachsene sind,<br />

besonders zu schützen, ebenso Benachteiligte<br />

und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen,<br />

die auf Grund ihrer sozialen Lage mit<br />

deutlich höheren Krankheitsraten und einer<br />

verkürzten Lebenserwartung rechnen müssen.<br />

Was ist aber aus der aktiven Bürgerbeteiligung,<br />

der gesundheitsförderlichen Stadtplanung<br />

geworden? Die ehemals grünen Murufer,<br />

ein wichtiger Naherholungsraum für die<br />

Stadt, wurden entsorgt, die aktive Bürgerbeteiligung<br />

– als Volksbefragung – verhindert.<br />

Es ist weiters im öffentlichen Interesse:<br />

Die schon vermehrt dem Feinstaub ausgesetzten<br />

BewohnerInnen von Graz Süd zu<br />

schützen. Und nicht zu behaupten – wie im<br />

Betreiber-Gutachten der ESTAG – das Projektgebiet<br />

sei einerseits zwar Feinstaub-Sanierungsgebiet,<br />

aber die Zusatzbelastungen<br />

durch den Bau seien wegen der hohen Hintergrundsbelastungen<br />

tolerierbar!<br />

Klarzustellen, dass Feinstaub nicht nur eine<br />

Belästigung der Betroffenen darstellt und Husten<br />

hervorruft, sondern eine wesentliche Ursache<br />

von Herz/Kreislauferkrankungen, von Herzinfarkten<br />

und Schlaganfällen und vorzeitigen<br />

Todesfällen darstellt und zu vermehrten Aufenthalten<br />

im Spital von Kindern mit Atemwegserkrankungen<br />

führt.<br />

Zitat aus dem sozialmedizinischen<br />

Gutachten zur UVP 2<strong>01</strong>1:<br />

Dr. Martin Neuberger, Wiener Umwelthygieniker,<br />

bei der Feinstaubenquete der steiermärkischen<br />

Landesregierung: “Allein in Graz<br />

sterben jedes Jahr vorzeitig 40 Menschen auf<br />

Grund hoher Feinstaubbelastung.“<br />

Zitat aus dem<br />

sozialmedizinischen Gutachten<br />

zur UVP 2<strong>01</strong>1:<br />

Die Fällung von 8000 Bäumen entlang des<br />

geplanten Kraftwerks bedeutet:<br />

Graz hat einen Stadtpark weniger. Diese Art<br />

von Uferbäumen lässt sich nicht mehr nachsetzen<br />

und zumindest eine Generation Grazer<br />

wird in den nächsten Jahren den Kahlschlag<br />

als Normalzustand des südlichen Murufers<br />

erleben müssen.<br />

Die Auswirkungen allein dieser zerstörerischen<br />

Maßnahme auf die psychische und<br />

soziale Gesundheit, das alltägliche Wohlbefinden<br />

der Anrainerinnen und Anrainer und<br />

sonstigen Grazerinnen und Grazer, die die<br />

Murufer, den Fluss und seine Umgebung<br />

nützen, lässt sich nur in einem Zusammenspiel<br />

verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen<br />

wie Sozialpsychologie, Ökologie<br />

und Umweltwissenschaften, Medizin und<br />

Sozialmedizin genauer erforschen und wird<br />

von keinem technischen Gutachten erfasst!<br />

Wegen der hohen (Feinstaub) Belastung ist<br />

eine Zusatzbelastung gerade für die erwähnten<br />

Risikogruppen und sozial Benachteiligte<br />

eben nicht tolerierbar!<br />

Geradezu haarsträubend ist die Argumentation,<br />

der Großteil des Feinstaubs (durch Bauarbeiten,<br />

LKW-Fuhren etc) sei mineralischen<br />

Ursprungs, dem PM 10–2,5 Mikrometer-Anteil<br />

zurechenbar „ und in der Lunge daher nahezu<br />

reaktionslos.“ Dieser Feinstaubanteil lagert<br />

sich selbstverständlich in den tieferen Lungenabschnitten<br />

ab, und schädigt dort besonders<br />

junge Menschen, Säuglinge und bereits<br />

Lungenkranke und selbstverständlich lagern<br />

sich bei immer kleineren Staubteilen immer<br />

größere Mengen an organ./aromat. Verbindungen<br />

+ Metallen an, mit weitreichenden<br />

Folgen für das Herz-Kreislaufsystem.<br />

Die größten Zusatzbelastungen durch LKW-<br />

Transporte sind auf der Puntigamerstraße (mit<br />

über 800 LKWs/Tag) vorgesehen, überaus<br />

hohe Zusatzbelastungen aber auch etwa für<br />

die Fröhlichgasse (zusätzlich +70 – 140 LKW/<br />

Tag), die Neuholdaugasse (+70), Murfelderstraße<br />

(+114), Kasernstraße (+34) oder Andersengasse<br />

(+28 LKW/Tag).<br />

Während der Bauzeit sind dadurch zusätzliche<br />

Luftschadstoff-Immissionen für NO2 und<br />

für Feinstaub zu erwarten und zwar in einem<br />

relevanten Ausmaß (gemäß UVP- und<br />

IG-L-Richtlinie)!!<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

3


Interessant ist auch jener Punkt II im Projekt<br />

der steiermärkischen Landesregierung, der<br />

sich „Wiederherstellung und langfristige<br />

Sicherung der Auen und Flusslandschaft<br />

des Lebensraumes Mur“ nennt:<br />

Zitat aus dem<br />

sozialmedizinischen Gutachten<br />

für die UVP, 2<strong>01</strong>1<br />

„Wiederherstellung und langfristige Sicherung<br />

der Auen und Flusslandschaft des Lebensraumes<br />

Mur“<br />

… Es ist sicher nicht das Ziel der Kraftwerkbetreiber<br />

– nein: es ist das Ziel des Landes<br />

Steiermark für den Ober- und Mittellauf der<br />

Mur bis Leoben! Es sollen wieder flusstypische<br />

Strukturen wie Nebenarme, Schotterbänke,<br />

Autümpel- und wälder geschaffen<br />

werden, sogar mit einem EU-Förderungsprogramm<br />

Life+ – aber nicht in Graz! Hier<br />

sollen solche Strukturen weder erhalten<br />

noch ausgebaut, sondern zerstört werden!<br />

Eine Widersprüchlichkeit (oder Zynismus) auf<br />

Kosten der Grazer BürgerInnen! Mit Graz hat<br />

das jedenfalls nichts mehr zu tun. Dieses Projekt<br />

bezieht sich allein auf den Ober- und Mittellauf<br />

der Mur bis Leoben – hier soll erhalten<br />

und ausgebaut werden, was in Graz gerade<br />

zerstört worden ist.<br />

Zitat aus dem<br />

sozialmedizinischen Gutachten<br />

für die UVP, 2<strong>01</strong>1<br />

Nicht zuletzt sei eindringlich darauf hingewiesen,<br />

dass sich auf dem geplanten<br />

Baugelände des Murkraftwerkes die Reste<br />

von Gräbern ermordeter jüdischer Gefangener<br />

(ungarische jüdische Gefangene,<br />

die auf den berüchtigten Todesmärschen<br />

1945 auch in Graz Halt machten) befinden,<br />

die am linken Murufer – an den Rändern<br />

des Lagers <strong>Liebenau</strong> (südlich der Kirchner-<br />

Kaserne zwischen Kasernstrasse und<br />

linkem Murufer) verscharrt wurden (Dr. Barbara<br />

Stelzl-Marx).<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Alle Zitate stammen aus:<br />

Sozialmedizinische Stellungnahme zum UVP Verfahren, Juli 2<strong>01</strong>1, von Dr. Gustav Mittelbach, Arzt und Umweltmediziner<br />

Projektwerberin: Energie Steiermark AG, Leonhardstraße 59, 8<strong>01</strong>0 Graz | GZ: FA13A-11.10-156/2<strong>01</strong>0<br />

4


GRAZ – CITY OF DUST<br />

Graz – City of Dust<br />

USCHI POSSERT<br />

NEBEN VERKEHR, INDUSTRIE UND HEIZEN WIRD<br />

AUCH DER BAU DES MURKRAFTWERKES IN DEN NÄCHSTEN<br />

JAHREN BESONDERS DEN BEZIRK LIEBENAU BELASTEN<br />

Graz, die Feinstaub-Hauptstadt in Österreich.<br />

Die Grenzwerte mit 50 Mikrogramm pro<br />

Kubikmeter im Tagesmittel wurden für 2<strong>01</strong>7<br />

am häufigsten in Graz gezählt, je nach Messstelle<br />

an die 28 Tage – damit wurden bereits<br />

bis Mitte Feber die von der EU „erlaubten“ 25<br />

Feinstaubtage pro Jahr überschritten,….<br />

Ich sehe nicht nur den schmutzig-grauen<br />

Nebel, ich rieche die stinkige Luft, und ich<br />

spüre das Kratzen im Hals und in den Bronchien<br />

– obwohl ich nicht verkühlt bin. Die<br />

Almluft auf 1000m Seehöhe hingegen ist zum<br />

Durchatmen befreiend.<br />

„Auf Grund der niedrigen Windgeschwindigkeiten<br />

und Inversionswetterlagen (Nebel in<br />

Tallagen, Sonne in höheren Lagen) reichert<br />

sich der Feinstaub besonders in den bodennahen<br />

Schichten an,“ wird das Bundesumweltamt<br />

in der Zeitung zitiert. Feinste Schmutzpartikel<br />

(=Feinstaub) gelangen dabei direkt in<br />

unsere Lungen und in den Blutkreislauf. Weil<br />

die Schmutzpartikel so fein sind, reicht die<br />

Filterwirkung von Nase und Rachen nicht mehr<br />

zum Aushusten aus. Asthma, Bronchitis,<br />

Herz-Kreislauferkrankungen verschlimmern<br />

sich, besonders bei chronisch Kranken.<br />

Auch langjährigen Statistiken beweisen inzwischen,<br />

dass die Krankheitshäufigkeit,<br />

gemessen an der Anzahl der Krankenhauseinweisungen,<br />

infolge von Atemwegserkranken<br />

an Feinstaubtagen steigt, das Sterberisiko<br />

erhöht sich. In Graz spricht man von 24<br />

„Feinstaub-Toten“ pro Jahr (Zitat: Johannes<br />

Gepp, Naturschutzbund).<br />

Neben Verkehr, Industrie und Heizen wird<br />

aber auch der Bau des Murkraftwerkes in den<br />

nächsten Jahren besonders den Bezirk <strong>Liebenau</strong><br />

belasten, also auch mich. Nicht nur,<br />

dass der Grünraum entlang der Mur – größer<br />

als der Stadtpark – abgeholzt und somit ein<br />

wichtiger Teil „der grünen Lunge“ in Graz innerhalb<br />

weniger Tage entsorgt wurde, werden<br />

mit einer Bauzeit von fast drei Jahren bis zu<br />

800! Schwerfahrzeuge täglich die Puntigamerstrasse<br />

befahren. Dies erfährt man leider<br />

nur, wenn man in die tiefsten Ordner der UVP<br />

(Umweltverträglichkeitsprüfung) kramt.<br />

Vor allem in der Kasernstrasse und am Grünanger<br />

ist es laut und schmutzig geworden. Die<br />

Spazier- und Spielmöglichkeiten, Joggingund<br />

Walkingstrecken in den Murauen sind<br />

verschwunden, und auch die vielen Radfahrer<br />

werden nicht nur mit mehr Abgasen konfrontiert<br />

sein (der Radweg entlang der Mur<br />

wurde abgesperrt), sondern auch durch den<br />

Schwerverkehr einem höheren Unfallrisiko<br />

ausgesetzt.<br />

Graz – City of Dust!<br />

Beschwerden bitte an das<br />

Bürgermeisteramt,…<br />

(Quellen: Standard, VCÖ, systemchange-not-climatechange.at/das-murkraftwerk-als-symbol-einer-undemokratischen-green-economy)<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

5


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

„Walken an der Mur“ –<br />

mit dem Kraftwerksbau wurde uns nun<br />

„ein Stück Gesundheit“ geraubt<br />

VON MARTINA FREI<br />

Seit 2009 führte das <strong>SMZ</strong> mit „Walken an<br />

der Mur“ ein Bewegungsangebot, das seither<br />

hauptsächlich von BewohnerInnen des Grünanger<br />

und des Schönauviertels besucht wird.<br />

Unsere Walkingstrecke startete vor der<br />

<strong>SMZ</strong>-Außenstelle am Grünanger, führte durch<br />

den Park entlang der Mur Richtung Puntigamerbrücke<br />

und zurück. Manchmal gingen wir auch<br />

über die Brücke und auf der anderen Murseite<br />

hoch, über den Puchsteg wieder zurück<br />

zur Außenstelle. Im <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong> von September<br />

2<strong>01</strong>6 schrieb ich über unser Walkingangebot<br />

„…und auch der wunderschöne Spazierweg<br />

entlang den Murauen garantiert ein Luft- und<br />

Naturvergnügen und bringt einen Erholungsfaktor<br />

mit sich.“<br />

Seit Anfang Februar existiert dieses Luft- und<br />

Naturvergnügen an der Mur nicht mehr. Mit<br />

den Baumrodungen für das geplante Grazer<br />

Murkraftwerk fielen entlang unserer Strecke<br />

sämtliche Bäume. Hier erwarten uns keine<br />

blühenden Frühlingsbäume, Früchte zum<br />

Pflücken, schillernde Naturfarben- und Düfte,<br />

Vogelzwitschern und Entengequacke mehr,<br />

sondern Muruferwüsten. Die Strecke ist durch<br />

Baustellengitter gesperrt und kurzzeitig gab<br />

es nicht einmal mehr die Möglichkeit, hinauf<br />

Richtung Langedelwehr zu walken, denn auch<br />

hier wurden etliche Bäume gefällt und die<br />

Wege gesperrt.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Für uns (und wahrscheinlich viele andere<br />

auch) heißt das: „Walken an der Mur“ wird es<br />

so wie es war, nie wieder geben, es wurde uns<br />

damit auch ein „Stück Gesundheit“ geraubt.<br />

Auch wenn wir „nur“ eine Walkinggruppe sind,<br />

wird einmal mehr deutlich: Ein wichtiger Teil<br />

des örtlichen natürlichen Erholungsgebiets ist<br />

verloren gegangen.<br />

Eine Ausweichstrecke werden wir uns dennoch<br />

suchen – und „Walken an der Mur“ wird<br />

zu „Walken am Grünanger“ werden (müssen).<br />

EIN WICHTIGER TEIL DES<br />

ÖRTLICHEN, NATÜRLICHEN<br />

ERHOLUNGSGEBIETS IST<br />

VERLOREN GEGANGEN.<br />

6


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

„Gesunde Nachbarschaften – Gesunde Stadt“<br />

Forum für Sozialmedizinische Praxis<br />

VON MARTINA FREI<br />

Anfang Dezember luden wir Michaela Strapatsas,<br />

MA und Leiterin des Grazer Projekts „Starke<br />

Nachbarschaften – Gesunde Stadt,“ ins STZ<br />

Jakomini ein, um über gesundheitsfördernde<br />

Aspekte einer guten Nachbarschaft zu informieren.<br />

„Halten wir fest: Unsere Gesundheit ist wesentlich<br />

von sozialen Faktoren beeinflusst.<br />

Studien belegen, dass Menschen, die in guten<br />

sozialen Beziehungen leben, länger und gesünder<br />

leben. Menschen mit unterstützenden<br />

Beziehungen sind weniger belastet und weniger<br />

krankheitsanfällig. Sie bewältigen Krankheiten<br />

und deren Folgen besser bzw. gehen<br />

auch besser mit Alltagsanforderungen und<br />

Lebenskrisen um. "Isolation dagegen belastet<br />

unsere Psyche und kann zu psychischen und<br />

letztlich auch zu physischen Erkrankungen<br />

führen,“ leitet Michaela Strapatsas ihren Vortrag<br />

ein.<br />

Soziale Faktoren entscheiden über<br />

unsere Gesundheit<br />

Bereits in der Ottawa-Charta 1986 wurde<br />

„Gesundheitsförderung“ im sozialen Zusammenhang<br />

betrachtet. Zu sozialen Faktoren<br />

zählen jene Bedingungen, unter denen Menschen<br />

geboren werden, aufwachsen, leben<br />

und älter werden: Frieden, angemessene<br />

Wohnbedingungen, Bildung, Einkommen, Ernährung,<br />

ein stabiles Öko-System, die sorgfältige<br />

Verwendung vorhandener Naturressourcen,<br />

soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit.<br />

Jede Verbesserung des Gesundheitszustandes<br />

ist von den genannten Grundvoraussetzungen<br />

abhängig!<br />

Gesundheit und Gesundheitsförderung sind<br />

nicht nur Zustand oder Sache einzelner Menschen,<br />

sondern Ressourcen, die sich im Kontakt<br />

mit anderen Menschen immer wieder neu<br />

entfalten können. Gesundheit entsteht auch<br />

dadurch, dass wir uns nicht nur um uns selbst,<br />

sondern auch um andere kümmern, unsere<br />

eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln und wir<br />

unsere Lebensumfeld mitgestalten können.<br />

Lebenswelt Nachbarschaft<br />

Wir alle bewegen uns in ganz unterschiedlichen<br />

Lebenswelten, die unsere Gesundheit beeinflussen.<br />

Dazu gehören zum Beispiel unser<br />

Arbeits- und Ausbildungsplatz, Kindergärten,<br />

Schulen und andere Bildungseinrichtungen,<br />

Orte, an denen wir einkaufen oder unsere<br />

Freizeit verbringen, aber auch das örtliche<br />

Setting wie Wohnumfeld, Siedlung, Gemeinde,<br />

Stadt, etc.<br />

Lange Zeit wurde „Nachbarschaft“ als Einflussfaktor<br />

auf unsere Gesundheit wenig beachtet,<br />

obwohl vieles, das uns krank machen<br />

kann, mit Nachbarschaft zu tun hat: Isolation,<br />

schlechte Wohnbedingungen, Migration und<br />

damit verbunden – Diskriminierung, sich nicht<br />

zuhause fühlen können oder sich nicht auskennen.<br />

„Gerade NachbarInnen sind Menschen, die uns<br />

räumlich sehr nahestehen,“ sagt Strapatsas,<br />

„was nicht immer unbedingt positiv sein kann.<br />

Die räumliche Enge der städtischen Nachbarschaft<br />

kann zu vielfältigen Belastungen und<br />

Konfliktsituationen führen. Dabei kommen<br />

Nachbarschaftsstreitigkeiten oft der Belastung<br />

eines Familienstreits gleich. Wie wir damit umgehen<br />

und soziale Interaktionen untereinander<br />

gestalten, beeinflusst unser Wohlbefinden<br />

und unsere Lebensqualität wesentlich.“<br />

Gemeinsam hatten wir dann die Gelegenheit,<br />

uns miteinander über unterschiedliche Formen<br />

von Nachbarschaften auszutauschen.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Gesundheitsdeterminanten<br />

Quelle: GÖG/FGÖ, nach Dahlgren und Whitehead 1991<br />

8


GESUNDE NACHBARSCHAFT – GESUNDE STADT<br />

ETWAS SELBST AUF DIE BEINE ZU STELLEN,<br />

KANN OFT JAHRE DAUERN, DAHER SIND LOB UND DANK<br />

UNTEREINANDER WICHTIG<br />

Wir diskutierten z. B. darüber, dass eine gute<br />

Nachbarschaft in „kleinem Rahmen“ einfacher<br />

zu pflegen sei. Dabei zeigte sich, dass<br />

nicht nur städtische Nachbarschaften mit<br />

Problemen kämpfen. Auch in ländlichen oder<br />

gut bürgerlichen Siedlungen mit Einfamilienhäusern<br />

können Streitigkeiten entstehen – sei<br />

es der wuchernde Bambus des Nachbarn am<br />

eigenen Grund, der ständig bellende Hund,<br />

der lärmende Rasenmäher oder nerviges<br />

Holzschneiden zu unerlaubten Zeiten. Und<br />

nicht immer lässt sich ein Streit mit einem<br />

freundlichen Gespräch beseitigen.<br />

Welche Belastungen solche Nachbarschaftsstreitigkeiten<br />

nach sich ziehen, davon konnten<br />

einige TeilnehmerInnen nur zu gut berichten.<br />

So wurde z. B. folgendes Problem zweier<br />

TeilnehmerInnen etwas länger in der Runde<br />

diskutiert: „Eine Familie in der Siedlung kann<br />

schlecht mit ihrem Geld haushalten und bittet<br />

bereits Mitte des Monats andere um finanzielle<br />

Hilfe. Wie damit umgehen? Geld geben<br />

oder nicht? Wann ist man denn ein „guter“<br />

Nachbar?“<br />

„Oft wird Hilfe erst angenommen, wenn es<br />

wirklich brennt,“ stellten wir gemeinsam fest.<br />

Aber es sei durchaus auch in Ordnung, einmal<br />

finanzielle Hilfe abzulehnen. Als guter Nachbar<br />

sei es jedoch wichtig, eine Vertrauensbasis<br />

zu schaffen und zu versichern, da zu<br />

sein, wenn Hilfe gebraucht wird.<br />

In einer großen Siedlung mit über 100 Wohnparteien<br />

versuchen sich einige Bewohner-<br />

Innen als „HaussprecherInnen“ und engagieren<br />

sich für ein besseres Zusammenleben. Sie<br />

stehen als AnsprechpartnerInnen für die<br />

Anliegen der Anderen zur Verfügung, stellen<br />

eine Schnittstelle zur Hausverwaltung dar und<br />

organisieren jedes Jahr ein großes Siedlungsfest.<br />

Gute Nachbarschaften – gute Gesundheit<br />

Wie sich unterstützende Nachbarschaften auf<br />

unsere Gesundheit auswirken, ist noch wenig<br />

untersucht, aber es zeigt sich, dass soziale<br />

Netzwerke positive Auswirkungen auf unsere<br />

Gesundheit haben.<br />

Eine gute Nachbarschaft<br />

ist soziales und gesundheitliches<br />

Kapital wie eine unterstützende Familie<br />

oder Partnerschaft.<br />

fördert Zugehörigkeit, Anerkennung und<br />

die Entwicklung eines positiven Selbstbildes,<br />

stärkt Selbstvertrauen und Optimismus<br />

und trägt generell zur individuellen<br />

Sinnfindung bei.<br />

„All diese Aspekte zeigen damit mehrdimensionale<br />

gesundheitliche Auswirkungen“, fasst<br />

Michaela Strapatsas die aktuellen wissenschaftlichen<br />

Ergebnisse zusammen.<br />

Nachbarschaftshilfe lässt sich organisieren<br />

Im Rahmen des Vortrags gab Michaela<br />

Strapatsas auch positive Anregungen für eine<br />

gesundheitsfördernde Nachbarschaft. „Unterstützungsnetzwerke<br />

in der Siedlung mit praktischen<br />

Hilfestellungen im Alltag, beispielsweise<br />

einem Reparaturnetzwerk, Gemeinschaftsgärten,<br />

Lernangebote für Schulkinder<br />

oder auch „nur“ gemeinsames Feiern – all das<br />

kann sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit<br />

entgegenwirken.“<br />

Auch von Seiten der TeilnehmerInnen wurden<br />

positive Beispiele genannt:<br />

Da wird in einer kleineren Siedlung mit Mehrfamilienhäusern<br />

regelmäßig füreinander gekocht.<br />

Dass auch eine wesentlich ältere Bewohnerin<br />

immer miteinbezogen wird, ist dabei<br />

selbstverständlich.<br />

Eines scheint fest zu stehen: Gute Nachbarschaft<br />

erfordert Initiative und Toleranz füreinander.<br />

Darauf weisen auch Richter/Wächter<br />

(2009) in ihren Untersuchungen hin: Nachbarschaftsnetzwerke<br />

wachsen vor allem anhand<br />

gemeinsamer Aufgaben und Zielsetzungen.<br />

Gemeinsame Ziele schaffen Verbindlichkeit,<br />

verstärken die Kommunikation und Interaktion<br />

zwischen BewohnerInnen und erzeugen das<br />

Gefühl von Zusammenhalt.<br />

„Etwas selbst auf die Beine zu stellen, kann<br />

oft Jahre dauern, daher sind Lob und Dank<br />

untereinander wichtig,“ meint die Vortragende.<br />

Und Michaela Strapatsas stellt zum Abschluss<br />

schmunzelnd fest:<br />

„Am besten alles weniger kompliziert machen<br />

und mehr feiern!“<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

9


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Nicht ohne meinen Hund –<br />

über die tierischen Begleiter von Obdachlosen<br />

VON MARTINA FREI<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Kürzlich hat mir eine Bewohnerin aus ihrer<br />

Zeit auf der Straße erzählt, obdachlos – stets<br />

ohne Notunterkunft – die sie aus einem ganz<br />

bestimmten Grund nicht haben konnte: Denn<br />

niemals hätte sie ihren Hund weggeben, ihren<br />

geliebten Hund, den sie nirgendwo mitnehmen<br />

durfte.<br />

Für Menschen, die kein Naheverhältnis zu<br />

Tieren haben, kann es durchaus befremdlich<br />

sein, wieviel einem die Beziehung zu seinem<br />

Tier wert ist, und in diesem Fall vielleicht noch<br />

mehr, nämlich – auf ein Dach über dem Kopf<br />

zu verzichten. Für Menschen in Wohnungsnot<br />

ist ihr Tier oft der letzte Freund.<br />

Wer ein Haustier hat, lebt gesünder und<br />

glücklicher<br />

Eine der wichtigsten Forschungen von Prof.<br />

James Serpell (1991) zeigte z. B., dass Menschen,<br />

die sich einen Hund oder eine Katze<br />

anschafften, in den nächsten zehn Monaten<br />

von Verbesserungen in ihrem Gesundheitszustand,<br />

ihrem psychischen Wohlbefinden,<br />

ihrem Selbstbewusstsein und ihrem wöchentlichen<br />

Bewegungsausmaß berichteten.<br />

In anderen Studien konnte festgestellt werden,<br />

dass Heimtiere auch Einsamkeit und Depression<br />

lindern können. Tiere vermitteln Geborgenheit,<br />

Nähe und Gemeinschaft und haben<br />

sogar eine antisuizidale Wirkung auf belastete<br />

Menschen. Da Tiere durch ihre Anwesenheit<br />

und den Kontakt menschliche Stresshormone<br />

senken und somit eine beruhigende und entspannende<br />

Wirkung haben, werden psychischer<br />

Stress und Belastungssituationen umgewertet<br />

und reduziert.<br />

Obdachlose HaustierbesitzerInnen in Graz<br />

In Graz leben, Schätzungen zufolge, 800 bis<br />

900 Menschen in Übergangswohnungen,<br />

Wohnheimen und Notschlafstellen. Die Zahl<br />

der Straßenobdachlosen wird mit etwa 70 Personen<br />

angenommen (Erster Grazer Armutsbericht,<br />

2<strong>01</strong>0). Darüber, wie viele Menschen<br />

in Graz ohne Dach über dem Kopf mit einem<br />

Tier leben, wissen wir kaum etwas.<br />

Das Haus Rosalie<br />

In Graz gibt es nur eine einzige Notschlafstelle,<br />

in der das Mitbringen eines Tiers explizit<br />

erlaubt ist: Das Haus Rosalie, eine Einrichtung<br />

der Vinzenzgemeinschaft, jedoch<br />

ausschließlich für Frauen (und deren Kinder).<br />

Im Gespräch mit der Leiterin, Mag. Barbara<br />

Goricki-Gubo, betont sie, dass genau aus den<br />

genannten gesundheitsfördernden Aspeken<br />

Haustiere in ihrer Einrichtung immer schon<br />

erlaubt waren.<br />

Einzelzimmer würden die Situation von Haus<br />

aus einfacher machen. Beim Einzug mit einem<br />

Tier muss aber gewährleistet sein, dass es mit<br />

den anderen Bewohnerinnen (insbesondere<br />

mit Kindern) zu keinem Konflikt kommt und<br />

die Pflege und Versorgung des Tieres durch<br />

die BewohnerIn gegeben ist.<br />

Momentan leben in zehn Zimmern bereits vier<br />

Hunde und zwei Katzen.<br />

Andere Grazer Wohnheime und Notschlafstellen<br />

können, selten aber doch, obdachlose<br />

Menschen wegen ihrer Tiere nicht aufnehmen.<br />

DSA Stefan Bottler-Hofer, Leiter der Arche<br />

38, schätzt, dass es etwa dreimal im Jahr<br />

vorkommt, dass jemand mit seinem Tier eine<br />

Schlafstelle braucht.<br />

Wenn sich mehrere Menschen ein Zimmer<br />

miteinander teilen, sei es fast unmöglich, das<br />

Tier konfliktlos mit unterzubringen. Häufig hätten<br />

Menschen Angst vor Tieren, Allergien oder<br />

die Tiere verstünden sich untereinander nicht,<br />

was das Zusammenleben massiv erschwere.<br />

Fraglich ist zudem, wie artgerecht das beengte<br />

Leben in Notunterkünften mit Hunden wirklich<br />

ist. Es könnte durchaus passieren, dass<br />

BewohnerInnen aufgrund psychischer und<br />

oder körperlicher Probleme ins Krankenhaus<br />

oder eine Haftstrafe antreten müssen. „Wer<br />

ist dann für das Haustier verantwortlich?“ hört<br />

man aus dem Vinzidorf. Dort sind beispielsweise<br />

sind alle Versuche, Hunde unterzubringen,<br />

gescheitert. In einigen wenigen Fällen<br />

können aber Katzen mitgebracht werden.<br />

Eine genaue Schätzung, wie viele Obdachlose<br />

betroffen sind, kann auch Arche 38 Leiter<br />

Bottler-Hofer nicht machen.<br />

„Entweder schauen die Leute, dass sie nicht<br />

wohnungslos sind oder sie wissen, dass es<br />

mit Haustier nicht geht und kommen gar nicht<br />

erst.“<br />

Was tun, wenn man ein Tier,<br />

aber keine Wohnung hat?<br />

Am häufigsten werden Obdachlose von Hunden<br />

begleitet, aber auch Ratten, Mäuse, Katzen<br />

oder Vögel wurden schon in die Wohnungslosigkeit<br />

mitgenommen.<br />

Ein häufiger Tipp von Notunterkünften an obdachlose<br />

TierbesitzerInnen ist, das Tier bei<br />

10


SOZIALMEDIZINISCHE STELLUNGNAHME<br />

Freunden oder Verwandten unterzubringen<br />

oder es im Tierheim abzugeben. Manchmal<br />

ringen sie sich dazu durch, von den meisten<br />

kommt aber die Antwort: „Da schlaf ich lieber<br />

auf der Straße,“ sagt Bottler-Hofer.<br />

In Deutschland gibt es, an Tierheime angeschlossen,<br />

bereits „Notschlafstellen“ für die<br />

Hunde von Obdachlosen. Dort können sie<br />

abends abgegeben und am nächsten Tag wieder<br />

abgeholt werden. Die HundebesitzerInnen<br />

können auf diese Weise aber auch in einer<br />

Notunterkunft übernachten, die keine Tiere<br />

erlaubt.<br />

In Graz haben wir diese Möglichkeit nicht.<br />

Zwar gibt es in der Arche Noah durchaus Anfragen<br />

von Obdachlosen. Eine Mitarbeiterin<br />

bestätigt, dass die Tiere dann zwar dauerhaft<br />

aufgenommen werden könnten, aber sie noch<br />

niemals erlebt hätte, dass ein/e Obdachlose/r<br />

sein/ihr Tier daraufhin abgegeben hätte.<br />

„Lieber bleiben sie auf der Straße und hungern,<br />

als ohne ihren Hund zu sein“, erklärt<br />

sie. Auf meine Nachfrage, ob sie beobachten<br />

konnte, dass die Tiere vernachlässigt aussähen,<br />

entgegnet sie mir ganz bestimmt: „Nein,<br />

die schauen toll auf ihre Tiere!“<br />

Problem der medizinischen Versorgung<br />

Oft ist es ein großes Problem für Obdachlose,<br />

ihre Tiere regelmäßig medizinisch versorgen zu<br />

lassen. In einigen Städten bieten mittlerweile<br />

mobile Tierärzte an, sich kostenfrei um die<br />

medizinische Versorgung dieser Tiere zu kümmern.<br />

In Wien gibt es z. B. im Verein „neunerhaus“<br />

eine tierärztliche Versorgungsstelle für<br />

die Tiere von obdachlosen Menschen.<br />

Sie wurde bereits 2<strong>01</strong>0 in Zusammenarbeit<br />

mit der Österreichischen Tierärztekammer<br />

gegründet. Alle obdach- oder wohnungslosen<br />

TierbesitzerInnen können das Angebot kostenlos<br />

nutzen. Neben Parasitenprophylaxe,<br />

Impfungen und Behandlung allfälliger Krankheiten<br />

finden hier auch Operationen statt. Man<br />

weiß in dieser Einrichtung um die stabilisierende<br />

Wirkung von Tieren in Krisenzeiten. Für<br />

sein Haustier zu sorgen, kann in schwierigen<br />

Situationen wichtigen Halt geben. Möglich<br />

machen dieses Angebot ehrenamtlich tätige<br />

TierärztInnen und Assistentinnen, die drei Mal<br />

pro Woche für den Ordinationsbetrieb öffnen.<br />

Der Andrang ist oftmals so groß, dass die<br />

Sprechstunden ausgedehnt werden müssen.<br />

Die „neunerhaus“ Statistik zeigt seit der Öffnung<br />

der tierärztlichen Versorgungsstelle einen<br />

kontinuierlichen Anstieg des Bedarfs an:<br />

2<strong>01</strong>0 wurden 97 TierbesitzerInnen verzeichnet,<br />

letztes Jahr nahmen bereits 536 Klient-<br />

Innen die Dienste in Anspruch. Im Durchschnitt<br />

haben die KlientInnen zwei Tiere. „Die<br />

Beziehung zwischen unseren Klienten und<br />

deren Tieren ist sehr eng. Sie machen sich<br />

mehr über ihr(e) Tier(e) Sorgen als um sich<br />

selbst!“, berichtet mir Ordinationshilfe Sandra<br />

Dressel.<br />

„Neunerhaus“: Ein Tier zu versorgen, gibt<br />

Obdachlosen Struktur<br />

Wenn man Obdachlose mit ihren Hunden beobachtet,<br />

wird schnell ersichtlich, wie stark die<br />

Bindung zueinander ist. Der Grund dafür ist<br />

sicher, dass man rund um die Uhr zusammen<br />

ist und alles gemeinsam tut. Für einen Hund<br />

zu sorgen, kann dem Tag noch ein letztes<br />

Stück Struktur geben und der Grund für die<br />

obdachlose Person sein, weiterzumachen.<br />

Die TierärztInnen im „neunerhaus“ in Wien<br />

sind und werden zugleich auch Ansprechpartner<br />

für die Obdachlosen. Über das Tier kann<br />

oft ein echtes Vertrauensverhältnis entstehen,<br />

das hilft, selbst Hilfe anzunehmen. Viele wohnungslose<br />

TierbesitzerInnen nehmen daher<br />

auch andere Angebote des „neunerhauses“ in<br />

Anspruch: Pro Jahr besuchen ca. 100 Personen<br />

mit Hunden die humanmedizinische „neunerhaus<br />

Arztpraxis“ und die zahnärztliche Praxis,<br />

wo Tiere auch mitgebracht werden dürfen.<br />

In allen Einrichtungen des „neunerhaus“ sind<br />

Tiere willkommen. Laut einer Zählung aus<br />

dem Jahr 2<strong>01</strong>0 leben in den drei Häusern<br />

und zwölf Startwohnungen 180 obdachlose<br />

Menschen mit 15 Hunden, 28 Katzen, zwei<br />

Papageien, zahlreichen Fischen, Mäusen<br />

und Meerschweinchen unter einem Dach. In<br />

Wien bietet mittlerweile die Hälfte der sozialen<br />

Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe<br />

die Möglichkeit an, das Haustier<br />

mitzunehmen.<br />

Einmal mehr zeigt sich: Tiere geben ihren BesitzerInnen<br />

wichtigen Halt in krisenreichen Lebenssituationen<br />

und haben zusätzlich das Potential,<br />

nicht nur eine Vermittlerrolle zu Hilfeleistungen<br />

für ihre BesitzerInnen einzunehmen,<br />

sondern auch sinngebend zu sein, das<br />

Leben wieder „in den Griff zu bekommen.“<br />

Obwohl es sich bei der Anzahl obdachloser<br />

TierbesitzerInnen in Graz um eine ganz<br />

kleine Gruppe Betroffener handelt, wäre es<br />

wünschenswert, auch für diese eine unproblematischere<br />

Quartiersfindung zu ermöglichen.<br />

Übrigens: Für Männer besteht überhaupt keine<br />

Möglichkeit in Graz, ein Tier in eine Notschlafstelle<br />

mitzubringen.<br />

Die Idee, eine „Notschlafstelle“ für Mensch und<br />

Tier einzurichten, müsste wie nach deutschem<br />

oder Wiener Vorbild, direkt an Notunterkünfte<br />

und Wohnheime gekoppelt sein, damit die Tiere<br />

in unmittelbarer Nähe bleiben können.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

11


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Rückenschmerzen –<br />

„Das Kreuz mit dem Kreuz“<br />

VON MICHAELA TRAXLER<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

„Ich hab‘s im Kreuz,“ dieser Satz ist in der allgemeinmedizinischen<br />

Ordinationen oft zu hören.<br />

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten<br />

Gründen, weshalb praktische Ärzte in Österreich<br />

aufgesucht werden.<br />

Laut der Gesundheitsbefragung der Statistik<br />

Austria 2<strong>01</strong>4 leidet jede fünfte Person in<br />

Österreich unter chronischen Rückenschmerzen,<br />

wobei die Häufigkeit mit steigendem Alter<br />

zunimmt.<br />

Fast jeder von uns kennt Kreuzschmerzen,<br />

Nackenschmerzen und Co. Für Viele gehören<br />

sie zum Alltag und werden toleriert, meist bis<br />

es nicht mehr geht. Bis zu einem gewissen<br />

Grad gewöhnt man sich auch an sie, doch<br />

werden sie stärker, hilft oft auch kein Schmerzmittel<br />

mehr. Also ab zum Arzt!<br />

Vorläufig gestellte Diagnosen lauten dann:<br />

„Dorsalgie, Lumbalgie, Lumboischialgie,<br />

Cervikalsyndrom, HWS-, BWS-, oder<br />

LWS-Syndrom.“ Schmerzen machen Angst,<br />

bei Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühl<br />

in den Extremitäten wird Sie der Arzt<br />

zum Röntgen oder zur Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) überweisen.<br />

Meist erhalten Betroffene dann einen Befund<br />

des Röntgeninstitutes, auf dem eine riesige<br />

Menge an unverständlichen Fachausdrücken<br />

steht, die oft zusammengefasst bedeuten,<br />

dass die Wirbelsäule von harmloseren,<br />

üblicherweise alterstypischen, aber schmerzhaften<br />

Abnutzungserscheinungen gezeichnet<br />

ist. Gelegentlich finden sich aber auch folgenreichere<br />

Diagnosen, wie Bandscheibenvorfälle<br />

oder auch Wirbelkörpereinbrüche.<br />

Ohne Bewegungstherapie geht‘s nicht<br />

Dennoch ist die Behandlung in der Regel dieselbe,<br />

denn das Einzige was langfristig gegen<br />

die Schmerzen hilft, ist eine Bewegungstherapie<br />

gepaart mit einer Schmerztherapie. Es ist<br />

dabei wichtig, zu professionellen Therapeut-<br />

Innen zu gehen, denn sie sind darauf geschult,<br />

auf falsche Bewegungsabläufe zu achten und<br />

Ihnen die richtigen Übungen beizubringen.<br />

Denn selbst wenn die knöchernen oder knorpeligen<br />

Strukturen der Wirbelsäule angegriffen<br />

sind, ist es oft notwendig, den muskulären<br />

Stützapparat zu kräftigen, da nur dadurch die<br />

Schmerzen reduziert werden können.<br />

Es sind gerade die Schonhaltungen und<br />

Schonbewegungen bei Schmerzen, die zu<br />

noch schmerzhafteren Verkrampfungen der<br />

Muskulatur führen. Bei der Schmerztherapie<br />

ist es besonders wichtig, auf den Rat der Ärzte<br />

zu hören und nicht selbstverordnet Schmerztabletten<br />

zu schlucken!<br />

Generell sind vor allem Bewegungsmangel,<br />

aber auch falsche Bewegungsformen, etwa<br />

durch nicht ausreichend betreute Fitnessübungen<br />

oder falsches Heben an der Entstehung<br />

beziehungsweise am Bestehenbleiben der<br />

meisten Wirbelsäulenprobleme mitbeteiligt.<br />

Bandscheiben bekommen beispielsweise nur<br />

dann genügend Nährstoffe, wenn man sich<br />

ausreichend bewegt und genügend trinkt.<br />

Bereits schleichend auftretende Schmerzen<br />

sollten nicht ignoriert oder eigenständig mit<br />

Schmerztabletten unterdrückt werden, denn<br />

sie sind Hinweise darauf, dass man etwas am<br />

Verhalten ändern sollte.<br />

Nicht selten treten die Schmerzen dann auf,<br />

wenn wir unseren Körper vernachlässigen – in<br />

stressigen Zeiten oder wenn es uns nicht gut<br />

geht. Wir „schultern“ uns zu viel auf, oder „tragen<br />

die ganze Last auf unseren Schultern“.<br />

Nicht von ungefähr kommen diese „Volksweisheiten“,<br />

die ausdrücken, wie sehr der Rücken<br />

uns in turbulenten Zeiten aufrecht hält.<br />

Das bedeutet aber auch, dass wir darauf achten<br />

sollten, dass wir unserem Rücken nicht zu<br />

viel zumuten: Lassen wir uns doch manchmal<br />

von anderen unterstützen und uns „die schwere<br />

Last von den Schultern nehmen.“ Auch psychischer<br />

Beistand kann hilfreich sein, „das<br />

Päckchen auf den Schultern“ zu verringern.<br />

Gewöhnen wir uns nicht an unsere<br />

Rückenschmerzen<br />

Rückschmerzen auszuhalten, ist nicht gut.<br />

Der Körper beginnt sich an die Schmerzen zu<br />

erinnern und selbst, wenn die schmerzauslösenden<br />

Probleme behoben werden, etwa<br />

indem ein Bandscheibenvorfall chirurgisch<br />

versorgt wurde, ist es nicht selten so, dass die<br />

akuten Schmerzen weiter bestehen und zu<br />

chronischen Schmerzen werden.<br />

Ein „Zirkulis virtuosis“ – die so wesentliche<br />

Bewegung wird wieder vermieden, weil sie zu<br />

Schmerzen führt.<br />

Es ist also wirklich wichtig, rechtzeitig einen<br />

Arzt aufsuchen, um dann mit Hilfe von Physiotherapeutie<br />

professionell begleitete Bewegungstherapie<br />

zu machen, damit der Rücken<br />

wieder stabilisiert werden kann, um so einer<br />

langwierigen Leidensgeschichte vorzubeugen.<br />

12


SOZIALMEDIZINISCHE STELLUNGNAHME<br />

Was kann ich tun,<br />

um Rückenschmerzen<br />

überhaupt zu vermeiden?<br />

Bewegen Sie sich täglich 30 Minuten<br />

leicht oder dreimal in der Woche<br />

intensiver. Tägliches Spazierengehen<br />

reicht, um die Durchblutung und<br />

damit die Nährstoffversorgung in<br />

der Wirbelsäule zu verbessern und<br />

gleichzeitig auch ausgleichend auf<br />

die seelische Verfassung zu wirken.<br />

Machen Sie spezielle Rückenübungen<br />

zur Stärkung der Wirbelsäule.<br />

Vermeiden Sie einseitiges Trainieren.<br />

Wer Bauchmuskeln mit Krafttraining<br />

trainiert, muss auch den Rücken<br />

trainieren und umgekehrt<br />

Auf Sitzhaltung und Liegepositionen<br />

achten. Auch beim Tragen und<br />

Heben auf die richtige Haltung und<br />

Kraftverlagerung aufpassen.<br />

In vorwiegend sitzenden Berufen<br />

ist es wichtig, regelmäßig aufstehen<br />

und 2-3 Minuten lang kurze Bewegungs-<br />

und Dehnungsübungen<br />

durchführen.<br />

Stressabbau durch Bewegung:<br />

Sport wirkt ausgleichend und führt zu<br />

Ausschüttung von Glückshormonen.<br />

Nährstoff-, vitamin und kalziumreiche<br />

Ernährung (Vorsicht bei Erkrankungen,<br />

z.B. können bei Laktoseintoleranz<br />

nur laktosefreie Produkte<br />

genug Kalzium liefern)<br />

Unterstützung in psychisch belastenden<br />

Situationen annehmen,<br />

sodass man sich öfters entspannen<br />

kann: Denn innere Anspannung<br />

führt zu Verspannungen.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

13


AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

Mit unserem Müllworkshop<br />

zur richtigen Mülltrennung<br />

VON MARTINA FREI<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Im Rahmen unserer „Treffen der engagierten<br />

BewohnerInnen aus Graz,“ die das <strong>SMZ</strong> organisiert<br />

und betreut, sind Mülldiskussionen ein<br />

häufiges Thema. Einige TeilnehmerInnen hatten<br />

diesbezüglich große Probleme mit der Vermüllung<br />

in ihren Siedlungen und engagierten sich<br />

bewusst für eine Verbesserung der Situation.<br />

Während unserer Treffen konnten wir wertvolle<br />

Kontakte zu AbsolventInnen des Abfallberater-Light<br />

Kurses (eine kostenlose Schulung<br />

der ARGE) knüpfen, und so ergab sich Mitte<br />

November 2<strong>01</strong>6 aus der Vernetzung engagierter<br />

BewohnerInnen auch die Organisation<br />

eines Müllworkshops in einer Siedlung am<br />

Schönaugürtel.<br />

Als Abfallberater-Light stellten sich Gabriele<br />

Sahin-Koller, die selbst ein „Müllprojekt“ in<br />

ihrer Siedlung betreut, und Rainer Maichin,<br />

der mit seinem “Restmülltagebuch” 2<strong>01</strong>2 den<br />

2. Platz beim Umweltpreis der Stadt Graz<br />

gewonnen hat, zur Verfügung.<br />

Durch diesen Erfahrungsaustausch mit den<br />

BewohnerInnen erhofften wir uns einen niederschwelligen<br />

und nachhaltigen Effekt.<br />

Richtig Mülltrennen<br />

Die Grundidee des Workshops: Die beiden Abfallberater-Light<br />

zeigen richtiges Mülltrennen,<br />

rechnen vor, was sich die BewohnerInnen damit<br />

sparen können und erklären, wie man die<br />

anderen zum Mitmachen animiert.<br />

Rainer Maichin hat in einer eigenen Müllstudie<br />

die Abfallmengen zahlreicher Wohnhäuser<br />

erhoben, darunter auch den Abfall der Siedlung<br />

am Schönaugürtel. Allein hier fallen pro<br />

Woche und Wohnung durchschnittlich 162<br />

Liter nur Restmüll an – damit liegen die BewohnerInnen<br />

im Grazer Spitzenfeld.<br />

Im Workshop demonstrieren die beiden Müllberater<br />

anhand des Inhalts von Mülltonnen<br />

aus der Siedlung, was so alles falsch getrennt<br />

wurde und wie es richtig sein sollte.<br />

Sahin-Koller zeigt die „Klassiker“ vor: Verpackungsmaterial<br />

im Papier oder Plastiksackerl<br />

in der Biotonne, auch Plastiksäcke in der<br />

Restmülltonne müssen nicht sein.<br />

„Am besten leert man den getrennten Inhalt<br />

einfach in die richtige Tonne, das spart Platz,“<br />

sagt sie.<br />

Und wieviel Platz zerkleinerte Verpackungen<br />

und Kartons sparen, zeigt auch Rainer Maichin<br />

mit einem Sprung in die rote Tonne.<br />

Deren Inhalt halbiert sich unter seinem Gewicht.<br />

„Aber bitte nicht nachmachen, das ist<br />

zu gefährlich!“, warnt er und empfiehlt die<br />

Zerkleinerung vorab am Boden zu erledigen.<br />

Auch einige Lebensmittel finden sich falsch<br />

getrennt: Lebensmittel müssen immer aus der<br />

Verpackung entfernt und dann in der jeweils<br />

richtigen Tonne entsorgt werden. So freuen<br />

sich die Abfallberater-Light, die auch „Lebensmittelretter“<br />

sind, über ein paar Gläser Honig.<br />

„Der ist noch gut – den kann jemand haben!“<br />

Ein Abnehmer ist schnell gefunden.<br />

Rasch erkennen die TeilnehmerInnen, dass<br />

es doch noch einiges gibt, was sie nicht gewusst<br />

haben, insbesondere Männer und Kinder<br />

trennen schließlich begeistert mit,…<br />

Sperrmüll gemeinsam entsorgen<br />

Beim Thema Sperrmüll empfehlen die beiden<br />

Berater, Nachbarschaftsdienste in Anspruch<br />

zu nehmen. Wer kein eigenes Auto oder keine<br />

Transportmöglichkeit hat, fragt am besten<br />

NachbarInnen. Die helfen meist für ein kleines<br />

Trinkgeld gern mit. Auch eigens organisierte<br />

Entrümpelungen, bei denen alle BewohnerInnen<br />

zusammen helfen, halten Hof und Keller<br />

sauber und sparen Betriebskosten.<br />

Gabi Sahin-Koller empfiehlt z. B. die Verwendung<br />

von so genannten „ReUse Boxen“, in<br />

denen Elektrogeräte und Kleidung gesammelt<br />

und dann weiter gegeben/ verschenkt werden<br />

können.<br />

Müll trägt eine persönliche Handschrift und<br />

manchmal lassen sich Falschtrenner leicht<br />

identifizieren. Namen auf Briefen, Zigarettenstummel<br />

oder Hundefutterdosen lassen<br />

schnell auf konkrete BewohnerInnen schließen.<br />

„Es ist durchaus sinnvoll, diese Leute<br />

direkt darauf anzusprechen“, raten die Abfallberater-Light.<br />

Ändert sich im Laufe der Zeit schließlich das<br />

Mülltrennverhalten in der Siedlung, sei es<br />

wichtig, auf die Zusammensetzung der verfügbaren<br />

Mülltonnen zu achten.<br />

Häufig sind dann weniger bzw. weniger große<br />

Restmülltonnen notwendig, dafür werden vielleicht<br />

größere Plastik- und Papiertonnen sowie<br />

mehrere Biotonnen gebraucht. „Sind nicht<br />

genügend passende Tonnen da, besteht leider<br />

Gefahr, dass wieder vermehrt im Restmüll<br />

entsorgt wird,“ merkt Sahin-Koller an.<br />

14


RICHTIGE MÜLLTRENNUNG<br />

Was hat der rote Skoda Kombi mit der<br />

Mülltrennung zu tun?<br />

Von jenen BewohnerInnen, die am Workshop<br />

teilnehmen, trennen die meisten ihren Müll<br />

ohnehin nach bestem Wissen.<br />

„Wir kennen dieses „Phänomen,“ lacht Maichin,<br />

„zu solchen Veranstaltungen kommen oft nur<br />

solche Personen, die sich ohnehin dafür engagieren<br />

und vieles bereits richtig machen.<br />

Allein das bedeutet aber schon eine 30 prozentige<br />

Einsparung!“<br />

Bei korrekter Mülltrennung könnten sich die<br />

BewohnerInnen jedes Jahr zusammen ein<br />

neues Mittelklasse Auto kaufen. Maichin zeigt<br />

das Bild eines roten Skoda Kombi, das die ersparte<br />

Summe zusätzlich verdeutlicht.<br />

Für BewohnerInnen, die keinen Müllworkshop<br />

besuchen wollen oder können, empfiehlt sich<br />

ein Besuch an der Haustür mit der „Mobilen<br />

Mülltrennbox,“ um zu informieren und aufzuklären.<br />

Rainer Maichin hat mittlerweile einen<br />

eigenen Brief für Hausverwaltungen verfasst,<br />

der an BewohnerInnen verschickt werden<br />

kann. Zusätzlich könnten mehrsprachige Mülltrennblätter,<br />

die man im Internet kostenlos<br />

herunterladen kann, im Haus verteilt oder am<br />

Müllplatz aufgehängt werden.<br />

„Plakativ kann Mülltrennungsinformation aber<br />

auch mit konkreten Beispielen gestaltet werden,“<br />

ist eine weitere Idee der Abfallberater-Light.<br />

„Hängen Sie reale Verpackungen<br />

über die gelbe Tonne, Kartons oder Zeitungen<br />

über die Papiertonne oder konkrete Müllbeispiele<br />

über die Restmülltonne!“<br />

Mülltrennen als gesetzliche Verpflichtung<br />

„Mülltrennung reduziert die Betriebskosten, ist<br />

die einfachste Nachhaltigkeitsmaßnahme, die<br />

es gibt und soll im Interesse aller auch eingehalten<br />

werden. Der Restmüll ist übrigens die<br />

einzige Müllfraktion, für deren Abholung bezahlt<br />

werden muss! Alle anderen Fraktionen wie Papier,<br />

Kunststoff, Weiß- und Buntglas sowie Metall<br />

sind kostenlos. Biomüll ist kostenmäßig Teil<br />

des Restmülls“, informiert uns Rainer Maichin.<br />

Plastik im Biomüll – no go!<br />

Für Plastik in Biotonnen gibt es übrigens<br />

eine neue Regelung: Findet die Müllabfuhr<br />

Plastik in der Biotonne, wird diese nicht<br />

mehr mitgenommen, sondern als Restmüll<br />

entsorgt. Und Restmüll ist der einzige Müll,<br />

dessen Entsorgung kostenpflichtig ist, dies<br />

schlägt sich massiv auf die Betriebskosten<br />

nieder!<br />

Was also tun, damit alle in die Verantwortung<br />

genommen werden können?<br />

Rainer Maichins Tipps:<br />

Bei sich selbst anfangen, indem man selbst<br />

sauber Müll trennt, die Restmüllmenge beobachtet<br />

oder sie in einem Tagebuch vermerkt.<br />

NachbarInnen, die man bei falscher Mülltrennung<br />

beobachtet, aktiv ansprechen und<br />

zeigen, wie es richtig geht.<br />

Gemeinsam mit Kindern trennen, damit<br />

auch sie richtiges Mülltrennen lernen.<br />

Kinder nicht alleine zum Müll schicken – sie<br />

erreichen die Tonne nicht. Sieht man Kinder<br />

alleine, sollte man sie wieder – samt Müllsack<br />

– in die Wohnung schicken.<br />

Selbst Hand anlegen und sich nicht scheuen,<br />

auch einmal Müll nachzutrennen<br />

Verpackungswahn<br />

Laut Bundesabfallwirtschaftsplan beträgt<br />

das für 2<strong>01</strong>5 ermittelte Abfallaufkommen an<br />

Primärabfällen (reiner Müll) in Österreich rund<br />

54 Millionen Tonnen.<br />

Das Aufkommen von Abfällen aus Haushalten<br />

und ähnlichen Einrichtungen ist im Vergleich<br />

zum Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2<strong>01</strong>1<br />

um rund 7,0% gestiegen.<br />

Pro Jahr fallen in der Europäischen Union<br />

1,3 Milliarden Tonnen Abfall an.<br />

Jede/r EuropäerIn erzeugt im Schnitt einen<br />

Kilogramm Müll pro Tag. Verpackungsmaterial<br />

hat einen erheblichen Anteil daran.<br />

Schätzungen machen deutlich, dass<br />

EU-BürgerInnen im Durchschnitt 198 Wegwerf-Einkaufstaschen<br />

pro Jahr verwenden.<br />

Obwohl sich in Österreich eine Verbesserung<br />

in Sachen Mülltrennung zeigt, werden dennoch<br />

jährlich große Mengen an sinnlosen<br />

Plastikprodukten produziert und weggeworfen.<br />

Die Kritik am „Gratis-Plastiksackerl“ wird<br />

lauter und so sind bereits viele Geschäfte auf<br />

kostenpflichtige Sackerl umgestiegen oder<br />

haben diese gegen Mehrweg- oder Pfandtaschen<br />

getauscht.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

15


AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

SIND NICHT GENÜGEND PASSENDE TONNEN DA,<br />

BESTEHT LEIDER GEFAHR, DASS WIEDER VERMEHRT<br />

IM RESTMÜLL ENTSORGT WIRD<br />

Ein Blick zu unseren deutschen Nachbarn<br />

In Deutschland wird seit 1991 Müll getrennt.<br />

Damals wurde von der Firma „Duales System<br />

Deutschland“ der „Grüne Punkt“ gegründet:<br />

Hersteller und Händler zahlen dabei eine<br />

Lizenzgebühr für ihre Verpackungen aus Metall<br />

oder Plastik und geben die Kosten für die<br />

Gebühr über den Preis an die Verbraucher<br />

weiter. Diese Gebühren erhält wiederum jene<br />

Firma, die sich um Abholung, Sortierung und<br />

Recycling kümmert. Mittlerweile wurde der<br />

Markt für dieses System geöffnet, etwa zehn<br />

Firmen arbeiten derzeit nach diesem Prinzip.<br />

Eine deutsche Umfrage (VZBV) ergab, dass<br />

fast alle VerbraucherInnen Müll trennen, aber<br />

nur ein gutes Drittel der Befragten gab an, dabei<br />

auch sorgfältig zu sein. Unkenntnis sei einer<br />

der häufigsten Gründe, warum Müll in der<br />

falschen Tonne landet. Dabei komme es auch<br />

häufig zu logischen Fehlwürfen, siehe Beispiel<br />

„gelbe Quietsch-Enten.“ Diese werden häufig<br />

in der gelben Tonne entsorgt, doch in diese<br />

darf nur Verpackungsmaterial. Also muss die<br />

Quietsch-Ente in den Restmüll und wird letztendlich<br />

verbrannt, statt als Plastikgranulat<br />

wiederverwertet zu werden.<br />

Vermeiden statt Wegwerfen<br />

Als VerbraucherInnen können wir bereits im<br />

Vorfeld viel Abfall vermeiden, indem wir versuchen,<br />

einige Tipps umzusetzen:<br />

Nutzen wir Mehrwegtaschen oder Körbe für<br />

den Transport.<br />

Verzicht von Gemüsesackerln, in denen<br />

häufig Obst und Gemüse verpackt und gewogen<br />

wird.<br />

Greifen wir an der Kasse zu Papiersäcken.<br />

Diese können auch weiterverwendet werden.<br />

Scheuen wir uns nicht, eigene Behälter<br />

mitzubringen. Graz hat mit „ Das Gramm“ bereits<br />

ein erstes Lebensmittelgeschäft, in dem<br />

Lebensmittel ausschließlich in mitgebrachte<br />

Behälter gefüllt werden.<br />

Bevorzugen wir Glasverpackungen.<br />

Auch Werbeverzichtsaufkleber am Postkasten<br />

verhindern eine Menge Papiermüll.<br />

Eine Sonderform der Mülltrennung gibt es<br />

mittlerweile in einigen deutschen Städten wie<br />

Berlin, Köln oder Hamburg. Statt des gelben<br />

Sacks/ der gelben Tonne wird dort eine Wertstofftonne<br />

aufgestellt. In dieser Tonne dürfen<br />

nicht nur Verpackungen, sondern auch alle<br />

Abfälle aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterialien,<br />

also vom Tetrapak über den<br />

Joghurtbecher bis zum Kochtopf entsorgt werden.<br />

Auch die gelbe Quietsche-Ente dürfte<br />

hier Platz finden.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Mit dieser Einheitstonne konnten in Berlin<br />

jährlich rund vier Kilogramm zusätzliche Wertstoffe<br />

pro Einwohner gesammelt werden. Eine<br />

flächendeckende Einführung der Werkstofftonne<br />

wird diskutiert.<br />

Sie interessieren sich für einen Müllworkshop in Ihrer Siedlung? Wir vom <strong>SMZ</strong><br />

unterstützen Sie gerne bei der Organisation. Weitere <strong>Info</strong>rmationen bei Martina Frei,<br />

0699 18 08 43 75 oder frei@smz.at.<br />

16


AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

„WEIL UNS NICHT EGAL IST, WAS AUS UNSERER<br />

STADT WIRD!“ Eine Ausstellung der anderen Art<br />

VON DORIS POLLET-KAMMERLANDER UND MARTINA FREI<br />

Die Ausstellung beschäftigt sich mit aktuellen<br />

Themen der Stadtplanung und -entwicklung,<br />

die die „Initiative für ein unverwechselbares<br />

Graz“ in den vergangenen drei Jahren aufgegriffen<br />

und in Dokumentationen dargestellt<br />

hat. Die „Wanderausstellung zieht zur<br />

Zeit durch Graz und war vom 27.1. bis 9.2.<br />

auch im Sozialmedizinischen+Stadtteilzentrum<br />

Jakomini zu sehen.<br />

Zur Ausstellungseröffnung im STZ Jakomini<br />

trafen sich an die 20 interessierte Besucher-<br />

Innen sowie VertreterInnen der Bezirks- und<br />

Stadtpolitik.<br />

Erika Thümmel, Doris Pollet-Kammerlander<br />

und Heinz Rosmann erzählten über ihre Initiative<br />

und erklärten den Hintergrund der einzelnen<br />

Bildtafeln. Einige BesucherInnen brachten<br />

Beispiele aus ihrem Wohnumfeld ein.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Die Themen spannen einen Bogen über<br />

Wohnen in Graz, wo Wohnraum dringend<br />

gebraucht wird, die verfügbaren Wohnungen<br />

aber viel zu teuer und für Familien nicht leistbar<br />

sind,<br />

den nie dagewesenen Bauboom in der<br />

Stadt, der aber auch viel Leerstand produziert,<br />

weil die Wohnungen – als Geldanlage errichtet<br />

– viel zu teuer sind,<br />

die Zerstörung alter Häuser und den rasanten<br />

Verlust alter Bausubstanz und der Geschichte<br />

der Stadt,<br />

Fragen, wer plant die Stadt, nachdem sich<br />

Neubauten sehr oft in der Dimension, dem Volumen<br />

und der Gestaltung nicht in das Stadtbild<br />

einfügen und Investoren ihre Interessen<br />

ohne Rücksicht durchsetzen können,<br />

den Wert von Bäumen für den Stadtraum<br />

und ihre aktuelle Gefährdung durch Rodungen<br />

von Bauplätzen<br />

den immensen Bodenverbrauch in Österreich<br />

– in keinem anderen Land in Europa wird<br />

so viel Boden versiegelt, verbaut und damit<br />

zerstört,<br />

bis hin zu den Visitenkarten der Grazer Einfahrtsstraßen,<br />

Beispiel Mariatrosterstraße.<br />

Beim Punkt „Weg mit den Bäumen“ kam es<br />

natürlich auch zu einer Diskussion über die<br />

Auwaldrodungen wegen des geplanten Murkraftwerk.<br />

Diese rund 16 000 Bäume und<br />

Büsche hatten besonders hitzereduzierende<br />

Effekte und sich positiv auf die Feinstaubbelastung<br />

ausgewirkt. Die Höchstgrenze der<br />

Feinstaubbelastung in Graz wurde allein bis<br />

Mitte Feber 2<strong>01</strong>7 an 26 Tagen überschritten!<br />

Mit der Rodung des Mur-Auwaldes wurde somit<br />

ein Stück „grüne Lunge“ – in der Größe<br />

des Stadtparks in der Stadt vernichtet. Grünraum<br />

sollte sich jedoch in möglichst vielen<br />

städtischen Bereichen finden, um protektive<br />

Effekte zu gewährleisten!<br />

Viele der in der Ausstellung aufgegriffenen<br />

Themen beschäftigen auch uns in unserer<br />

Stadtteilarbeit. So sind auch wir immer wieder<br />

mit Problemen durch mangelnde Grünflächen<br />

und mit beklemmenden Wohnverhältnisse<br />

konfrontiert – soziale Faktoren, die sich unmittelbar<br />

auf unsere Gesundheit auswirken.<br />

Doris Pollet-Kammerlander: „Wir brauchen<br />

leistbares Wohnen, wo wir uns wohl fühlen<br />

und zuhause fühlen.“<br />

Die Initiative für ein unverwechselbares Graz,<br />

die von keiner Partei oder Organisation unterstützt<br />

wird, besteht seit mehr als drei Jahren.<br />

Sie will eine Stadtentwicklung, die sich<br />

an den Bedürfnissen der Menschen, die in<br />

18


EINE AUSSTELLUNG DER ANDEREN ART<br />

DIE INITIATIVE FÜR EIN<br />

UNVERWECHSELBARES<br />

GRAZ, DIE VON<br />

KEINER PARTEI ODER<br />

ORGANISATION<br />

UNTERSTÜTZT WIRD,<br />

BESTEHT SEIT MEHR<br />

ALS DREI JAHREN.<br />

der Stadt wohnen, orientiert. „Veränderungen<br />

sind notwendig und sollen auch zugelassen<br />

werden, aber mit Respekt vor Gewachsenem<br />

und unter der Prämisse der Verhältnismäßigkeit.<br />

Nachverdichtungen durch das Verbauen<br />

von Innenhöfen oder überdimensionierten<br />

Dachausbauten soll Einhalt geboten werden.<br />

In Anbetracht des großen Drucks von Investoren<br />

und Immobilienentwicklern braucht es<br />

klare Vorgaben. Vielerorts sollte die Bebauungsdichte<br />

herabgesetzt werden, um den<br />

Charakter eines Straßenzuges, eines Stadtteils<br />

oder einer Siedlung zu bewahren.“<br />

Bei Interesse zum Thema können Sie<br />

nachlesen unter:<br />

www.unverwechselbaresgraz.at<br />

www.facebook.com/groups/<br />

unverwechselbares.graz/<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

19


AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

Rhythm & Blues im „Bandcafe“ –<br />

ein Lokalaugenschein im STZ Jakomini<br />

VON USCHI POSSERT<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Vier Gitarren, manchmal auch mehr, ein E-Bass,<br />

ein Schlagzeug, eine Trompete, ein Keyboard,<br />

hin und wieder auch eine Stimme. Willkomen<br />

sind alle, die gerne musizieren, miteinander spielen,<br />

jammen, singen.<br />

Bandleiter Roli Wesp vom <strong>SMZ</strong> schwingt den<br />

Arm zum Einsatz, und los geht´s, bis der Klang<br />

den großen Raum des Stadtteilzentrums in<br />

die letzten Winkel füllt. Der Rhythmus geht ins<br />

Blut, unweigerlich schwingt man mit den Klängen<br />

eines Blues mit.<br />

„Ein guter Ansatz für die Musiker ist es, mit einem<br />

Blues zu beginnen,“ meint Wesp.<br />

"Der Blues wird auf der ganzen Welt mehr<br />

oder weniger gleich gespielt, die Form und<br />

die Akkordfolgen sind in ihrer Grundstruktur<br />

vorgegeben, da kann man sogleich munter<br />

darauflos improvisieren!“<br />

Als Profimusiker weiß er seine Schützlinge zu<br />

begeistern und auch die weniger Geübten einzubinden.<br />

Da ist z. B. der 18 jährige Michael, der noch nie<br />

vorher in einer Band gespielt hat. „Das taugt<br />

mir total,“ lacht er, „so gemeinam zu spielen<br />

ist lässig und ungezwungen.“ Und auch Klaus,<br />

der Trompeter, meint anerkennend: „Das<br />

braucht schon Mut, wenn man auf einmal das<br />

Zeichen für ein kleines Solo bekommt,..“<br />

Momentan wird hier im mehr oder weniger<br />

nicht-öffentlichen Bereich geübt, „aber wir<br />

hatten bei der Weihnachtsfeier unseren ersten<br />

Auftritt vor Publikum. Der ist gelungen. Im<br />

Sommer spielen wir wieder bei den Sommerfesten<br />

des <strong>SMZ</strong>.“<br />

Natürlich schauen immer wieder Leute, die auf<br />

der Conrad von Hötzendorfstrasse vorbeigehen,<br />

neugierig beim Fenster herein, denn die<br />

Klänge dringen ja auch nach draußen.<br />

„Den Bernd von oben im Haus haben wir<br />

schon zum Mitspielen gebracht. Er ist mit mir<br />

der Älteste und ich bin 57," erzählt Otto. Otto<br />

spielt Schlagzeug und genießt diese gemeinsamen<br />

Musikabende jeden Dienstag von 17<br />

bis 20 Uhr. Er hat damals mit 16 Schlagzeug<br />

gelernt, „aber durch meinen Beruf hab ich die<br />

letzten 15 Jahre keine Zeit mehr zum Üben<br />

gehabt. Weil ich kein Schlagzeug mehr besitze,<br />

komme ich nun hierher und kann mitspielen.“<br />

Eine bunt zusammengewürfelte Musikgruppe<br />

Wie funktioniert‘s, wenn sich eine so unterschiedliche<br />

Gruppe von Hobbymusikern trifft,<br />

nicht im Sinn einer konstanten Band, sondern<br />

immer in unterschiedlicher Zusammensetzung,<br />

um gemeinsam zu musizieren?<br />

„Natürlich spielen wir jetzt nicht stundenlang<br />

Blues, wir versuchen bekannte Stücke zu<br />

covern,“ sagt Bandleader Roli Wesp.<br />

„So haben wir über die letzten Monate schon<br />

ein anständiges Repertoire erarbeitet, unsere<br />

„Hits“ sind z. B. „Superstition“ von Stevie Wonder,<br />

„I feel good“ von James Brown oder „Unchain<br />

My Heart,“ das durch Joe Cocker weltberühmt<br />

geworden ist.<br />

Unsere Vorgangsweise ist zumeist die, dass<br />

wir die vorgeschlagenen Stücke im Internet<br />

einige Male anhören, um sie dann nachzuspielen.<br />

Oder ein Musiker bringt Noten, nach<br />

denen wir arbeiten können.“<br />

„Es freut mich, dass ich hier jüngere Leute<br />

treffe,“ nickt Daniel, wie eben Michael oder<br />

Jeremias mit ihren 18 und 21 Jahren. „Es<br />

20


BANDCAFE IM STZ JAKOMINI<br />

MIT DER MUSIK ERSCHLIESSEN<br />

SICH SO VIELE POSITIVEN RESSOURCEN!<br />

gibt ja so wenig Möglichkeiten, wo man<br />

gemeinsam üben und spielen kann,“ so<br />

Jeremias, „da trifft man sich auf einer ganz<br />

anderen Ebene, als wenn man alleine spielen<br />

muss.“<br />

„Mit der Musik erschließen sich so viele positiven<br />

Ressourcen,“ ist Klaus überzeugt, und<br />

diese positiven „Lebensquellen“ sollten gerade<br />

in einem Wohngebiet genützt werden, in<br />

dem die Leute eher benachteiligt sind. „Aber<br />

das braucht Zeit, bis die Schwellenangst<br />

überwunden werden kann." Klaus weiß, wovon<br />

er redet, schließlich arbeitet er beruflich<br />

mit verhaltensauffälligen Kindern und schöpft<br />

Kraft aus dem Bandcafe im STZ.<br />

Jammen im „Bandcafe“ bringt Leute zusammen!<br />

Falls auch Sie an diesem Projekt Interesse<br />

finden, schauen Sie ganz ungezwungen vorbei!<br />

Wir freuen uns über jede Art von musikalischem<br />

Input.<br />

Die wichtigsten Instrumente<br />

sind alle vorort und warten nur<br />

darauf, gespielt zu werden!<br />

„Bandcafe“ – jeden Mittwoch<br />

von 17:00 bis 20:00 Uhr im<br />

Stadtteilzentrum Jakomini,<br />

Conrad-von-Hötzendorfstrasse<br />

55, 8020 Graz.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

21


AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

„Cafe Jakomini“<br />

VON MARTINA FREI<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Das Projekt „Café Jakomini“ ist ein generationenverbindendes<br />

Projekt im und mit dem Bezirk<br />

Jakomini, das von Klaus Strobl und Eva Fürstner<br />

initiiert wurde. Im Verlauf des Projekts<br />

begegnen einander Orte, Menschen und Geschichten<br />

zu unterschiedlichen Themen unter<br />

verschiedenen Gesichtspunkten – unabhängig<br />

von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Religion.<br />

Nach dem Motto „gestern – heute – morgen“<br />

sollen die individuelle Wahrnehmung der Veränderung<br />

von Orten, der Alltagskultur, von gesellschaftlichen<br />

Rollenbildern, aber auch der<br />

Umgang mit zeitaktuellen Themen beleuchtet<br />

werden.<br />

Das Projekt besteht aus zwei großen Schwerpunkten:<br />

Einem Themendiskurs und einem<br />

Zeitzeugendialog. Zusätzlich gibt es im Projekt<br />

ein umfangreiches Begleitprogramm, das z.B.<br />

einen Foto-, Zeichen- und Geschichtewettbewerb,<br />

Viertelspaziergänge und die Entstehung<br />

einer Skulptur beinhaltet.<br />

Beim Zeitzeugendialog werden die Sozialräume<br />

in Jakomini mit BewohnerInnen unterschiedlicher<br />

Generationen und Milieus (Zeitzeuge<br />

– Zeitgeist) in Verbindung gebracht<br />

(Oral History – Spirit of the time) und zu bebilderten<br />

Geschichten transformiert (Visual<br />

Storytelling).<br />

Im Zuge der Themendiskurse werden Akteur-<br />

Innen aus unterschiedlichen Bereichen eingeladen,<br />

sich über das jeweilige Thema auszutauschen<br />

und dazu gemeinsam ein eigenständiges<br />

Interaktions- und Veranstaltungsformat<br />

planen.<br />

Das <strong>SMZ</strong> lädt zum Stadtspaziergang ein<br />

Auch das <strong>SMZ</strong> gestaltet dabei einen Beitrag<br />

zum Thema „Zivilgesellschaft.“ In mehreren<br />

Planungstreffen kamen wir mit anderen Akteur-<br />

Innen und BewohnerInnen aus Jakomini (z.B.<br />

Café Phönix, Messequartier, VertreterInnen<br />

des Sozialraum 2, der VS Schönau, Radio<br />

Helsinki, Untere Bahnstraße,…) im <strong>SMZ</strong>/STZ<br />

Jakomini zusammen, um über die „Zivilgesellschaft“<br />

zu sprechen.<br />

Bereits beim ersten Treffen zeigte sich: Viele<br />

BewohnerInnen wissen wenig über „ihren“ Bezirk<br />

und fühlen sich auch nicht im Bezirk eingebunden.<br />

Jakomini ist ein sozial heterogener<br />

Bezirk mit der höchsten EinwohnerInnenanzahl<br />

der Grazer Bezirke, was die Sache<br />

sehr spannend macht.<br />

Wir kamen schnell zur Übereinkunft, dass eine<br />

Veranstaltung in Form eines <strong>Info</strong>rmationsabends<br />

zu diesem Thema wenige BewohnerInnen<br />

ansprechen würde und überlegten in<br />

Richtung einer „Outdoor“ Veranstaltung.<br />

Wie können Menschen den Bezirk Jakomini<br />

kennen lernen? Die Idee eines Stadtteilspaziergangs<br />

wurde geboren, bei dem ein Rundgang<br />

vom Café Phönix in der Münzgrabenstraße,<br />

über die Pfarre Münzgraben, das<br />

Messequartier, das <strong>SMZ</strong>/ STZ Jakomini durch<br />

das Schönauviertel bis zum MUWA unternommen<br />

wird.<br />

Dieser Spaziergang, als Beitrag zum Thema<br />

„Zivilgesellschaft“ findet am Samstag, den 20.<br />

Mai 2<strong>01</strong>7, statt und soll sich in eine Vormittags-<br />

und Nachmittagstour mit dazu passendem<br />

Programm teilen. Interessierte können<br />

dabei jederzeit einsteigen!<br />

Da wir uns noch in der Planungsphase befinden,<br />

bitten wir Sie, sich bei Interesse an einer<br />

Teilnahme unbedingt vorab bei uns (anzu-)<br />

melden!<br />

Für weitere <strong>Info</strong>rmationen kontaktieren<br />

Sie die Projektkuratoren:<br />

Mag. a Eva Fürstner,<br />

Leiterin des MUWA Museum der<br />

Wahrnehmung, Graz<br />

Telefon: 0316 811599<br />

Email: eva-fuerstner@muwa.at<br />

Klaus Strobl, MAS/MSc,<br />

Kommunikations- und<br />

Medienstratege, Graz<br />

Telefon: 0660 3616506<br />

Email: klaus.strobl@outlook.com<br />

22


AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

6gegen6<br />

Hallenfußballturnier<br />

VON MARTINA FREI<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Die Idee zu diesem Turnier entstand 2<strong>01</strong>5 auf<br />

Initiative der Hobbyfußballmannschaft „Schönaugürtel<br />

Allstars“, deren junge Spieler fast alle<br />

am Schönaugürtel in Graz wohnen. Kapitän Edi<br />

erkannte den Mangel an Hallenturnieren, insbesondere<br />

für Nicht-Vereinsmannschaften und<br />

suchte sich damals, unter anderem im <strong>SMZ</strong>,<br />

Unterstützung, etwas Eigenes auf die Beine<br />

zu stellen. So wurde das „6gegen6“ Hallenfußballturnier<br />

für 9-13jährige Kinder ins Leben<br />

gerufen und feierte am 11. Februar 2<strong>01</strong>7 eine<br />

gelungene Wiederholung.<br />

Bei der Planung und Organisation unterstützten<br />

uns in diesem Jahr wieder Lubomir Surnev<br />

(Bezirksrat Jakomini) sowie neu dabei Birol<br />

Yilmaz (SIQ) und Ingo Majhen (Input), die beide<br />

selbst Fußballprojekte in Graz leiten.<br />

„Say no to racism“<br />

Eine Woche vor dem Turnier trafen sich ein<br />

paar Spieler, um gemeinsam Fahnen zu basteln<br />

und Transparente zu bemalen. Eines war<br />

Kapitän Edi besonders wichtig: Ein „Say no to<br />

racism“-Plakat muss dabei sein. Für ihn hat<br />

Diskriminierung beim Fußball keinen Platz!<br />

Fußball hat neben zahlreichen gesundheitlichen<br />

Effekten auch einen positiven Einfluss<br />

auf das Sozialverhalten und die soziale Kompetenz<br />

von Kindern. Fußball ist ein Mannschaftssport<br />

– das Spielen im Team entwickelt<br />

die Fähigkeit eines Kindes, verschiedene<br />

Charaktere, Nationalitäten oder Kinder aus<br />

anderen sozialen Verhältnissen zu respektieren<br />

und mit ihnen im Team zu kooperieren und<br />

zusammen zu halten. Die bunten Hände am<br />

Transparent verdeutlichen das wunderbar.<br />

Aus den selben Gründen gab es in diesem<br />

Jahr auch erstmals eine Fair Play Wertung,<br />

für die nicht nur Fouls gezählt wurden, sondern<br />

auch besonders auf respektvollen und<br />

rücksichtsvollen Umgang miteinander geachtet<br />

wurde.<br />

In diesem Jahr versuchten wir auch, vermehrt<br />

weitere Hobbymannschaften anzusprechen,<br />

um auch Kindern, die in keinem Verein sind,<br />

die Möglichkeit zu geben, mitzuspielen.<br />

So waren neben den Allstars der FC Echo<br />

sowie zwei Gruppen von SIQ mit dabei. Für<br />

Birol Yilmaz hat das auch einen positiven<br />

Nebeneffekt: „Vereine können so auf Kinder<br />

aufmerksam werden, die sie sonst nicht erreichen<br />

würden,“ weiß er aus eigener Erfahrung.<br />

Und tatsächlich wurden ein paar Kinder angesprochen,<br />

ob sie nicht Lust auf ein Probetraining<br />

hätten.<br />

Aufgebaut war das Turnier in Gruppenspielen<br />

mit kleinem und großem Halbfinale. So kamen<br />

die acht teilnehmenden Mannschaften<br />

zu möglichst vielen Spielen. Rund 60 Kinder<br />

spielten in den Mannschaften mit. Trainer-<br />

Innen und etwa 30 BesucherInnen feuerten<br />

ihre Teams an. Ingo Majhen, Alex Schraffl<br />

und Bernd Muggele wechselten sich in der<br />

Schiedsrichterrolle ab und sorgten für einen<br />

fairen Spielablauf. Trotz Außenseiterstatus<br />

schlugen sich die Hobbymannschaften hervorragend<br />

gegen die Vereine.<br />

Einmal mehr zeigte sich – Fußball verbindet.<br />

Trotz teils nicht unerheblicher Größen- und<br />

Altersunterschiede (9-13) wurde Rücksicht<br />

aufeinander genommen und äußerst fair gespielt.<br />

Am Ende des Spieltages holte sich die Mannschaft<br />

des FC Echo rund um Trainer Ömer Calik<br />

verdient den ersten Platz. Sie dürfen sich<br />

neben ihrem Pokal über Kinotickets des KIZ<br />

24


6gegen6 HALLENFUSSBALLTURNIER<br />

FUSSBALL HAT NEBEN ZAHLREICHEN<br />

GESUNDHEITLICHEN EFFEKTEN AUCH EINEN<br />

POSITIVEN EINFLUSS AUF DAS SOZIALVERHALTEN<br />

UND DIE SOZIALE KOMPETENZ VON KINDERN.<br />

Royal Cinema freuen. Die GAK Juniors landeten<br />

auf Platz 2 und gewannen mit 0 Fouls<br />

auch den Fair Play-Preis. Drittplatzierte Mannschaft<br />

war der SV Sandzak, die mit Benjamin<br />

Winter auch den besten Tormann stellte. Platz<br />

zwei und drei müssen sich für ihren Preis noch<br />

etwas auf warmes Wetter gedulden – sie haben<br />

Eisgutscheine von SAX Eis gewonnen.<br />

Der Torschützenkönig kam mit Anes Sehic<br />

(7 Treffer) auch in diesem Jahr wieder vom<br />

Eggenberger Sport Klub (ESK).<br />

Die Allstars mussten sich durch die starke<br />

Konkurrenz mit Platz 8 zufriedengeben, teilten<br />

aber die Freude mit den SpielerInnen der anderen<br />

Mannschaften und genossen die Organisatorenrolle.<br />

Wir bedanken uns herzlich bei allen Mitorganisatoren,<br />

Beteiligten und Preissponsoren sowie<br />

beim Bezirksrat Jakomini, der die Kosten<br />

für die Halle übernommen und das Turnier somit<br />

ermöglicht hat.<br />

Das Turnier ist seit letztem Jahr um einige Ideen<br />

gewachsen, wie auch die Kinder – daher gibt es<br />

im nächsten Jahr (hoffentlich) eine Fortsetzung<br />

als U14 Turnier.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

25


AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

MUSI an der NMS Dr. Renner<br />

VON ROLI WESP<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

MUSI ist ein Projekt, das mir ganz besonders<br />

am Herzen liegt. Die Idee zum Projekt<br />

entstand anhand einer BürgerInnenbefragung<br />

im Stadtteil Schönau anlässlich unseres<br />

ersten Stadtteilfestes (Projektbeginn des<br />

<strong>SMZ</strong>-Gesundheitsförderungsprojektes sta.ges).<br />

In dieser Befragung wurden mehr Musikangebote<br />

für Kinder und Jugendliche vor Ort<br />

gewünscht, die Integration auch von Kindern<br />

mit Migrationshintergrund zu fördern und<br />

mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen.<br />

Zudem wurde damals bemängelt, dass es für<br />

Kinder, die auch häufig aus sozial benachteiligten<br />

Schichten stammen, kein ein leistbares<br />

musikalisches Angebot im Stadtteil gibt.<br />

Da Musik auch ein wesentlicher Bestandteil im<br />

Zugang zu Kunst und Kultur darstellt und eine<br />

gemeinschaftsfördernde Verbindung schafft,<br />

hat das <strong>SMZ</strong> das Projekt MUSI (Musik und soziale<br />

Integration) ins Leben gerufen.<br />

Im Rahmen der Nachmittagsbetreuung bieten<br />

wir deshalb Schulen einen Musikkurs an, um<br />

Kindern (zusätzlich) die Möglichkeit zu geben,<br />

sich in einer lockeren, ungezwungenen Atmosphäre<br />

mit Musik zu beschäftigen.<br />

Hier wird nicht benotet, keiner wird zur Mitarbeit<br />

gezwungen und – der wesentlichste Unterschied<br />

– nicht ich als Lehrer bestimme, was<br />

gemacht wird, sondern die Kids. Diese Umkehrung<br />

des klassischen Lehrer-Schüler-Verhältnisses<br />

ist eine Methodik, die ich schon seit<br />

geraumer Zeit auch mit meinen Klavierschüler-<br />

Innen praktiziere.<br />

Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Interesse<br />

der SchülerIn/des Schülers ist quasi garantiert,<br />

da ja ihre/ seine Idee erarbeitet wird, der<br />

Lernerfolg wird um ein Vielfaches beschleunigt,<br />

weil man nichts komplett Unbekanntes<br />

erarbeiten muss, und nicht zuletzt profitiere<br />

auch ich als Lehrer davon, da ich nicht nach<br />

Schema F vorgehen kann, also flexibel bleiben<br />

muss und tatsächlich auch von den Kindern<br />

lerne.<br />

Schulwechsel – eine Win-win-Situation<br />

Bis zum Sommersemester 2<strong>01</strong>6 fand das Projekt<br />

an der VS Schönau statt, die mittlerweile<br />

ein eigenes Musikprojekt etablieren konnte.<br />

So begaben wir uns auf die Suche nach einer<br />

neuen Schule. Wir haben nun seit gut einem<br />

Monat in der NMS Dr. Renner eine, wie ich<br />

finde, ideale Schule gefunden. Nicht nur, dass<br />

die Schule eine ähnliche soziale Ausgangslage<br />

hat, hier wurde MUSI sofort von der Lehrerschaft<br />

begeistert angenommen, und es hat<br />

sich rasch eine ca. 15-köpfige Gruppe an begeisterten<br />

Kindern gefunden.<br />

Hinzu kommt, dass mir eine Schulsozialarbeiterin<br />

zur Seite steht, die mich in allen Belangen<br />

unterstützt und mir so das Arbeiten wesentlich<br />

erleichtert. Auch die Nachmittagsbetreuer helfen<br />

mit und tragen dafür Sorge, dass ich mich<br />

um die musikalische Zusammenarbeit mit den<br />

Kindern kümmern kann.<br />

Wie sieht das Angebot nun konkret aus?<br />

Die Idee ist, möglichst viele Instrumente im<br />

Klassenzimmer aufzubauen und die Kinder<br />

alles ausprobieren zu lassen. In diesem Fall<br />

sind das Bass, Schlagzeug, Gitarre, Keyboard,<br />

diverse Rhythmusgeräte und natürlich<br />

ein Mikrofon. Letztendlich läuft es darauf hinaus,<br />

ein Band-Setup herzustellen, wo im Idealfall<br />

all die genannten Instrumente von Kindern<br />

gespielt werden. Natürlich ist das immer<br />

stark davon abhängig, ob es in der Gruppe<br />

Kinder mit einer gewissen Vorkenntnis an den<br />

genannten Instrumenten gibt. Wenn nicht,<br />

versuche ich, einzelne Kinder an den Instrumenten<br />

anzulernen oder sie schnappen sich<br />

das Mikrofon und singen.<br />

Ein wichtiger Part ist, die Musikgruppe bei der<br />

Gestaltung von Aktivitäten im Stadtteil (Feste,<br />

Veranstaltungen) miteinzubeziehen. Die ersten<br />

gemeinsamen Auftritte sind bereits geplant!<br />

26


MUSI AN DER NMS DR. RENNER<br />

MUSIK VERBESSERT NACHWEISLICH DIE AUDITIVE<br />

WAHRNEHMUNGSVERARBEITUNG, FÖRDERT<br />

GLEICHZEITIG DIE AKUSTISCHE UND VIBRATORISCHE<br />

WAHRNEHMUNG, HILFT, KONZENTRATION UND<br />

AUFMERKSAMKEIT ZU STEIGERN UND KANN<br />

SCHMERZ- UND ANGSTREDUZIEREND WIRKEN.<br />

Musik macht glücklich und<br />

ist gesundheitsfördernd<br />

In der Gesundheitsforschung geht man mittlerweile<br />

davon aus, dass die Teilhabe an kulturellen<br />

Aktivitäten gesundheitsfördernd ist,<br />

genauso, wie sich umgekehrt der Mangel an<br />

sozialer und kultureller Teilhabe negativ auf<br />

die Gesundheit auswirkt (vgl. Becker 2003,<br />

Klocke 2004, Mielck 2005, Hurrelmann 2<strong>01</strong>2<br />

u.a.). Musik verbessert außerdem nachweislich<br />

die auditive Wahrnehmungsverarbeitung,<br />

fördert gleichzeitig die akustische und vibratorische<br />

Wahrnehmung, hilft, Konzentration<br />

und Aufmerksamkeit zu steigern und kann<br />

schmerz- und angstreduzierend wirken.<br />

Natürlich ist es nicht immer leicht, eine Horde<br />

tollender Kinder unter Kontrolle zu halten, vor<br />

allem, wenn man zumindest versucht, autoritäre<br />

Strukturen zu vermeiden. Doch ich bin<br />

der Meinung, dass jegliche Form von Kreativität<br />

ihren Ursprung eher in ungeregelten, und<br />

eben „chaotischen“ Systemen hat.<br />

In diesem Sinne. LET’S ROCK!!!<br />

Projekt „MUSI“:<br />

Jeden Dienstag von<br />

15:30 bis 17:00 Uhr in der<br />

NMS Dr. Renner<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

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AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

Offene Handarbeitsgruppe<br />

im <strong>SMZ</strong> Jakomini<br />

Hannelore Freitag, Bewohnerin in der Jauerburggasse,<br />

ist leidenschaftliche Handarbeiterin.<br />

Sie hat auf der Internetnachbarschaftsplattform<br />

"Fragnebenan" die Gruppe „Handarbeiten,<br />

nähen“ gegründet, um sich mit Gleichgesinnten<br />

auszutauschen. Rasch wurde unter<br />

den Mitgliedern der Wunsch groß, sich auch<br />

persönlich kennen zu lernen und gemeinsam<br />

zu stricken, nähen, häckeln, basteln oder<br />

handarbeiten, wozu auch immer man gerade<br />

Lust hat.<br />

Schon lange hat Frau Freitag Räumlichkeiten<br />

gesucht, in denen das Handarbeiten in gemütlicher<br />

Atmosphäre möglich ist. Das Sozialmedizinische+Stadtteilzentrum<br />

Jakomini bietet<br />

Platz, um genau solche gemeinsamen<br />

Aktivitäten von BewohnerInnen zu unterstützen:<br />

Eine offene Handarbeitsgruppe wurde<br />

gegründet.<br />

Handarbeiten ist nicht nur eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung,<br />

sondern bietet übrigens<br />

eine hervorragende Möglichkeit für einen generationsübergreifenden<br />

Austausch. Für ältere<br />

Menschen besteht hier die optimale Möglichkeit,<br />

ihr vorhandenes Wissen an die jüngere<br />

Generationen weiterzugeben. Zusätzlich<br />

können neue soziale Kontakte entstehen und<br />

soziale Isolation vermieden werden.<br />

Frau Freitag beherrscht Handarbeiten nach<br />

allen Regeln der Kunst und kann viele wertvolle<br />

Tipps und Tricks weitergeben – außerdem<br />

hat sie immer Bastelideen in petto: Blumen<br />

aus Klopapierrollen als Osterdeko oder<br />

Zeitungspapier für Sterne? Wir sind gespannt!<br />

Handarbeitgruppe im <strong>SMZ</strong><br />

Jakomini: Immer Dienstag ab<br />

16.00 Uhr;<br />

Für weitere <strong>Info</strong>s kontaktieren Sie Martina<br />

Frei unter 0699 18 08 43 75<br />

<strong>SMZ</strong>-Weihnachtsfeier und Jahresausklang<br />

mit BewohnerInnen vom Schönaugürtel<br />

Zum Jahresende fanden im Sozialmedizinischen+Stadtteilzentrum<br />

Jakomini noch<br />

zwei Feiern statt. Bei der <strong>SMZ</strong> Weihnachtsfeier<br />

Mitte Dezember sorgten die Musiker des<br />

„Bandcafé“ für festliche Stimmung. Unsere<br />

Gäste, darunter hauptsächlich BewohnerInnen<br />

und ProjektteilnehmerInnen, brachten<br />

viele selbstgemachte und selbst gekaufte<br />

Kekse mit, und gemeinsam kochten wir<br />

Früchtepunch. Die meiste Zeit des Abends<br />

verbrachten wir mit dem Spielen von „Uno,“<br />

wobei die Kinder großen Spaß hatten, die Erwachsenen<br />

zu schlagen.<br />

wichtig. Christine Schönberg, die das ganze<br />

Jahr über auf freiwilliger Basis viele Aktivitäten<br />

mit den Siedlungskindern organisiert, übergibt<br />

ihnen auch heuer wieder Jahr ein kleines<br />

Geschenk. „Bei uns schenkt man sich etwas“,<br />

leitete sie eine kleine Rede ein. „Jedes Kind<br />

bekommt ein buntes Päckchen – ausgepackt<br />

werden soll es aber erst zu Hause.“ Die Kinderaugen<br />

leuchteten beim Anblick, und so war es<br />

kein Wunder, dass alle plötzlich rasch nach<br />

Hause wollten.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Am 23. Dezember waren dann die Bewohner-<br />

Innen einer Siedlung am Schönaugürtel bei<br />

uns zu Gast, die ihre Jahresausklangsfeier<br />

bei uns verbrachten. Sie wird jedes Jahr von<br />

Bewohnerin Christine Schönberg organisiert,<br />

die dabei keine Mühen scheut. Vorab wurden<br />

der Christbaum geschmückt, die Räumlichkeiten<br />

dekoriert, wir haben gemeinsam gekocht<br />

und gebacken. Für die Kinder gab es<br />

heiße Schokolade nach ihrem Spezialrezept.<br />

Gerade für die Kinder ist dieses festliche Beisammensein<br />

zur Weihnachtszeit besonders<br />

28


PRAXISARBEIT UND BERATUNGSSTELLE<br />

„Gesundheitssprechstunde“ –<br />

neu im Stadtteilzentrum Jakomini<br />

VON MICHAELA TRAXLER<br />

Seit Jänner 2<strong>01</strong>7 findet jeden Dienstag von 17:00<br />

bis 18:30 Uhr die “Gesundheitssprechstunde“ im<br />

STZ Jakomini, Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />

55, statt.<br />

Unser Angebot versteht sich als anonyme und<br />

unkomplizierte Ersteinschätzung gesundheitlicher<br />

Probleme und Fragestellungen wie z. B.:<br />

wo bekomme ich die passende<br />

medizinische oder fachliche Hilfe<br />

was bedeuten bestimmte Diagnosen<br />

oder medizinische Fachausdrücke<br />

wo bekomme ich Unterstützung hinsichtlich<br />

Pflege und Betreuung (auch für Familienanghörige)<br />

was ist für eine gesunde Lebensweise<br />

besonders wichtig<br />

Ziel unserer Gesundheitssprechstunde ist, die<br />

Gesundheit der BewohnerInnen in Jakomini,<br />

aber auch die Gesundheit jener Menschen in<br />

den angrenzenden Bezirken, zu stärken. Wir<br />

versuchen, verständliche Antworten auf Ihre<br />

Fragen zu geben und können Ihnen bestmögliche<br />

Unterstützung anbieten. Die Inanspruchnahme<br />

von weiterführender Hilfe geschieht<br />

dabei auf freiwilliger Basis.<br />

Alle Interessierten sind herzlich willkommen,<br />

sich von uns beraten zu lassen, unabhängig<br />

davon, ob die gesundheitlichen Fragen Sie<br />

selbst oder Ihre Angehörigen betreffen.<br />

Unsere Räumlichkeiten in der C.v. Hötzendorfstrasse<br />

55 sind barrierefrei zugänglich.<br />

Die Gesundheitssprechstunde jeden Dienstag<br />

von 17:00 bis 18:30 Uhr ist anonym und kostenlos.<br />

wie und wo bekomme ich Unterstützung,<br />

um mit dem Rauchen aufzuhören<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

wie gehe ich mit den Sorgen rund um<br />

meine Erkrankung besser um<br />

wo kann ich psychotherapeutische Hilfe<br />

bekommen<br />

welche Hilfe gibt es bei Alkoholund<br />

Drogenabhängigkeit, etc.<br />

Karin Sittinger, ehemals Assistentin im <strong>SMZ</strong><br />

und ich als Sozialarbeiterin und in der Gesundheitsförderung<br />

tätig, haben langjährige Erfahrungen<br />

im Gesundheitsbereich und bemühen<br />

uns, Ihnen mit Rat und Tat beiseite zustehen<br />

und Sie auch an die richtigen Stellen weiter<br />

zu vermitteln. Da wir jedoch keine Ärztinnen<br />

sind, können wir keine Diagnosen stellen oder<br />

Behandlungen durchführen.<br />

ZIEL UNSERER GESUNDHEITS-<br />

SPRECHSTUNDE IST,<br />

DIE GESUNDHEIT DER<br />

BEWOHNERINNEN IN<br />

JAKOMINI, ABER AUCH DIE<br />

GESUNDHEIT JENER<br />

MENSCHEN IN DEN<br />

ANGRENZENDEN BEZIRKEN,<br />

ZU STÄRKEN<br />

30


PFLEGEGELD<br />

Hilfeleistungen für pflegebedürftige<br />

Menschen und Ihre Angehörigen<br />

VON WOLFGANG SELLITSCH<br />

Einschneidende gesundheitliche Einschränkungen,<br />

die oft kurzfristig Angehörige und Betroffene<br />

vor scheinbar unbewältigbare Situationen<br />

stellen, zählen in unserer Beratungspraxis immer<br />

wieder zu Dauerbrennern. Etwa 80 Prozent<br />

der pflegebedürftigen Menschen in Österreich<br />

werden zu Hause von Angehörigen und überwiegend<br />

von Frauen gepflegt. Daher möchten<br />

wir Sie mit unserem Beitrag umgehend und<br />

professionell über die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

rund um das Pflegegeld informieren.<br />

Wofür dient das Pflegegeld?<br />

Das Pflegegeld ist die pauschalierte Abdeckung<br />

des pflegebedingten Mehraufwandes,<br />

kann aber die tatsächlichen Pflegeaufwendungen<br />

nur teilweise abdecken.<br />

Wer hat Anspruch auf Pflegegeld?<br />

Wer seinen gewöhnlichen Aufenthalt in<br />

Österreich hat, sowie einen ständigen Betreuungs-<br />

und Hilfsbedarf von zumindest<br />

mehr als 65 Stunden im Monat wegen einer<br />

körperlichen, geistigen oder psychischen<br />

Behinderung aufweist bzw. einer Sinnesbehinderung,<br />

die voraussichtlich mindestens<br />

sechs Monate andauern wird.<br />

Pflegebedarf im Sinne des Bundespflegegeldgesetzes<br />

liegt dann vor, wenn sowohl bei<br />

Betreuungsmaßnahmen als auch bei Hilfsverrichtungen<br />

Unterstützung nötig ist. Zum<br />

Betreuungsbedarf zählen Maßnahmen, die<br />

den persönlichen Bereich betreffen: Z. B.<br />

Kochen, Essen, Medikamenteneinnahme, Anund<br />

Auskleiden, Körperpflege, Verrichtung<br />

der Notdurft oder Fortbewegung innerhalb<br />

der Wohnung. Hilfsverrichtungen betreffen<br />

den sachlichen Lebensbereich, wie das Herbeischaffen<br />

von Nahrungsmitteln, Medikamenten<br />

und Bedarfsgütern des täglichen Lebens,<br />

der Reinigung der Wohnung und der persönlichen<br />

Gebrauchsgegenstände, die Pflege der<br />

Leib- und Bettwäsche, die Beheizung des<br />

Wohnraumes einschließlich der Herbeischaffung<br />

des Heizmaterials, sowie „Mobilitätshilfe<br />

im weiteren Sinn“ (z.B. Begleitung bei Amtswegen<br />

oder Arztbesuchen).<br />

Wie hoch ist das Pflegegeld und<br />

wie wird es bemessen?<br />

Die Höhe des Pflegegeldes wird – je nach<br />

Ausmaß des erforderlichen Pflegebedarfs und<br />

unabhängig von der Ursache der Pflegebedürftigkeit<br />

– in sieben Stufen festgelegt.<br />

PFLEGEBEDARF IN STUNDEN / MONAT<br />

PFLEGESTUFE<br />

BETRAG IN EURO<br />

MONATLICH (NETTO)<br />

Mehr als 65 Stunden 1 157,30 Euro<br />

Mehr als 95 Stunden 2 290,00 Euro<br />

Mehr als 120 Stunden 3 451,80 Euro<br />

Mehr als 160 Stunden 4 677,60 Euro<br />

Mehr als 180 Stunden,<br />

wenn ein außergewöhnlicher Pflegeaufwand erforderlich ist<br />

5 920,30 Euro<br />

Mehr als 180 Stunden, wenn zeitlich unkoordinierbare Betreuungsmaßnahmen<br />

erforderlich sind und diese regelmäßig während des Tages<br />

und der Nacht zu erbringen sind oder die dauernde Anwesenheit einer<br />

Pflegeperson während des Tages und der Nacht erforderlich ist, weil<br />

die Wahrscheinlichkeit einer Eigen- oder Fremdgefährdung gegeben ist<br />

Mehr als 180 Stunden, wenn keine zielgerichteten Bewegungen der vier<br />

Extremitäten mit funktioneller Umsetzung möglich sind oder ein gleich<br />

zu achtender Zustand vorliegt<br />

6 1.285,20 Euro<br />

7 1.688,90 Euro<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

31


PRAXISARBEIT UND BERATUNGSSTELLE<br />

DIE BEURTEILUNG DES BETREUUNGS- UND HILFEBEDARFES<br />

ERFOLGT AUFGRUND EINES SACHVERSTÄNDIGEN-<br />

GUTACHTENS DURCH EINEN ARZT BZW. EINE PFLEGEFACH-<br />

KRAFT, ZUMEIST IM RAHMEN EINES HAUSBESUCHES.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Das Pflegegeld wird zwölf Mal pro Jahr monatlich<br />

im Nachhinein ausbezahlt. Vom Pflegegeld<br />

werden keine Lohnsteuer und kein Krankenversicherungsbeitrag<br />

abgezogen, wohl aber<br />

€ 60,- bei Bezug der erhöhten Familienbeihilfe.<br />

Bei vollstationärer Unterbringung im Krankenhaus<br />

oder Pflegeheim gebührt lediglich ein<br />

Pflegetaschengeld von € 45,18 monatlich.<br />

Die Beurteilung des Betreuungs- und Hilfebedarfes<br />

erfolgt aufgrund eines Sachverständigengutachtens<br />

durch einen Arzt bzw. eine<br />

Pflegefachkraft, zumeist im Rahmen eines<br />

Hausbesuches, wobei der Pflegebedürftige<br />

Anspruch auf einen Beistand durch eine Vertrauens-<br />

oder Pflegeperson hat.<br />

Dabei ist in der Praxis die genaue Dokumentation<br />

der erforderlichen Pflegeleistungen entscheidend,<br />

damit der Sachverständige sämtliche<br />

zur Beurteilung relevanten Fakten erfährt.<br />

Die Führung eines „Pflegetagebuches“ hat<br />

sich dabei als äußerst hilfreich erwiesen, da in<br />

der Begutachtungssituation wichtige <strong>Info</strong>rmationen<br />

durch die Pflegepersonen oftmals nicht<br />

erwähnt werden, weil diese oft als Selbstverständlichkeit<br />

empfunden werden.<br />

Bei Vorliegen pflegeerschwerender Faktoren<br />

(wenn sich Orientierungsschwierigkeiten,<br />

Defizite des Antriebs, des Denkens, der planerischen<br />

und praktischen Umsetzung von Handlungen,<br />

der sozialen Funktion und der emotionalen<br />

Kontrolle in Summe als schwere Verhaltensstörung<br />

äußern) also bei Menschen mit einer<br />

schweren geistigen oder psychischen Behinderung<br />

– insbesondere einer demenziellen<br />

Erkrankung – ist ab dem 15. Geburtstag ein<br />

pauschaler Erschwerniszuschlag in der Höhe<br />

von 25 Stunden pro Monat zusätzlich zu berücksichtigen.<br />

Die besonders intensive Pflege von schwerstbehinderten<br />

Kindern und Jugendlichen wird durch<br />

einen pauschalen Erschwerniszuschlag berücksichtigt,<br />

wenn behinderungsbedingt zumindest<br />

zwei voneinander unabhängige,<br />

schwere Funktionsstörungen vorliegen. Der<br />

Erschwerniszuschlag beträgt bis zum siebenten<br />

Geburtstag monatlich 50 Stunden und<br />

danach bis zum 15. Geburtstag 75 Stunden<br />

pro Monat.<br />

Bestimmten Gruppen von behinderten Menschen,<br />

die einen weitgehend gleichartigen<br />

Pflegebedarf haben, wird das Pflegegeld durch<br />

fixe Zuordnung zu einer der sieben Stufen gewährt.<br />

In diese Personengruppe fallen: Hochgradig<br />

Sehbehinderte; Blinde; Taubblinde;<br />

Personen, die mindestens 14 Jahre alt sind<br />

und zur eigenständigen Lebensführung überwiegend<br />

auf den selbstständigen Gebrauch<br />

eines (auch technisch adaptierten) Rollstuhles<br />

angewiesen sind, und zwar wegen einer Querschnittlähmung,<br />

beidseitigen Beinamputation,<br />

Genetischen Muskeldystrophie, Encephalitis<br />

disseminata (Multiplen Sklerose) und Infantilen<br />

Cerebralparese.<br />

Aufgrund des Gutachtens entscheidet der<br />

Pensionsversicherungsträger in Form eines<br />

„Bescheides,“ mit dem das Pflegegeld rückwirkend<br />

ab Antragstellung zuerkannt oder<br />

auch abgelehnt wird. Im Falle einer Pflegebedarfserhöhung<br />

ist jederzeit ein Erhöhungsantrag<br />

möglich, anderenfalls erst nach einem<br />

Jahr. Wenn Sie mit der Entscheidung nicht einverstanden<br />

sind, besteht die Möglichkeit, beim<br />

Sozialgericht eine Klage einzubringen, bei der<br />

wir Sie gerne kostenlos beratend unterstützen.<br />

Wo kann Pflegegeld beantragt werden?<br />

Pensions- oder rentenbeziehende Personen<br />

bringen den Antrag auf Pflegegeld beim zuständigen<br />

Versicherungsträger ein. Das ist<br />

jene Stelle, die auch die Pension bzw. Rente<br />

auszahlt. Berufstätige Personen, mitversicherte<br />

Angehörige (z.B. als Hausfrau oder Kind)<br />

und Mindestsicherungs- oder eines Rehabi-<br />

32


PFLEGEGELD<br />

litationsgeldbezieher können das Pflegegeld<br />

bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA)<br />

beantragen.<br />

Was ist der Pflegezuschuss?<br />

Nahe Angehörige eines pflegebedürftigen<br />

Menschen können vom Sozialministeriumservice<br />

(ehemals „Bundessozialamt“) eine<br />

Zuwendung aus dem Unterstützungsfonds für<br />

Menschen mit Behinderung erhalten, wenn<br />

sie die zu pflegende Person seit mindestens<br />

einem Jahr überwiegend pflegen und wegen<br />

Krankheit, Urlaub oder aus sonstigen wichtigen<br />

Gründen an der Erbringung der Pflege<br />

verhindert sind. Der Zuschuss soll als Beitrag<br />

zur Abdeckung der Kosten dienen, die im Falle<br />

der Verhinderung der Hauptpflegeperson<br />

für die Inanspruchnahme von professioneller<br />

oder privater Ersatzpflege erwachsen. Voraussetzung<br />

dafür ist der Bezug eines Pflegegeldes<br />

zumindest der Pflegegeldstufe 3<br />

oder Stufe 1 bei einer nachgewiesenen demenziellen<br />

Erkrankung bzw. auch bei einer<br />

pflegebedürftigen minderjährigen Person. Im<br />

Unterschied zum Pfleggeld besteht jedoch<br />

kein Rechtsanspruch auf diese Förderung.<br />

Für nähere <strong>Info</strong>rmationen stehe ich Ihnen in<br />

unseren Familienberatungsstellen nach telefonischer<br />

Terminvereinbarung gerne zur Verfügung.<br />

Dr. Wolfgang Sellitsch<br />

Sozialmedizinisches Zentrum<br />

(<strong>SMZ</strong>) <strong>Liebenau</strong><br />

Tel.: +43 664/9755385<br />

erreichbar jeweils Montag,<br />

Mittwoch und Freitag 9-12 Uhr<br />

Email: sellitsch@smz.at<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

33


PRAXISARBEIT UND BERATUNGSSTELLE<br />

Ich bin krank, was tun?<br />

Pflichten im Krankenstand<br />

VON NINA GOLLMANN<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

In unserer Ordination erleben wir als Ordinationsassistentinnen<br />

öfters, dass sich Patienten<br />

zu spät krank melden oder bei einer<br />

längeren Krankheit zu wenig Kontrolltermine<br />

beim Arzt wahrnehmen. Um zeitaufwendigen<br />

Abklärungen im „Nachhinein“ mit der Krankenkasse<br />

vorzubeugen, möchten wir Ihnen eine<br />

kurze Anleitung zu den Pflichten von KrankenstandsnehmerInnen<br />

geben.<br />

Krankenstand oder Arbeitsunfähigkeitsmeldung<br />

(AUM)<br />

ArbeitnehmerInnen sind verpflichtet, die ArbeitgeberIn<br />

unverzüglich von der Arbeitsunfähigkeit<br />

bei Krankheit in Kenntnis zu setzen.<br />

Der/die ArbeitgeberIn kann die Vorlage einer<br />

ärztlichen Bestätigung über die Arbeitsunfähigkeit<br />

verlangen. Achtung: diese kann bereits<br />

ab dem ersten Tag! der Arbeitsunfähigkeit verpflichtend<br />

sein, meistens ist sie jedoch ab dem<br />

vierten Tag der Krankheit erforderlich. Das<br />

heißt, dass Kranke meistens ein paar Tage<br />

Zeit haben, den Arzt aufzusuchen.<br />

Planen Sie für Ihren Arztbesuch vorausschauend<br />

Wartezeiten ein, denn auch der ärztliche<br />

Terminkalender kann voll sein.<br />

Im Krankenstand muss der Arzt/ die Ärztin aufgesucht<br />

werden!<br />

Wenn Sie nicht zum Arzt gehen, verzichten Sie<br />

auf Ihre bezahlten Krankenstandstage, die ja<br />

von der Krankenkasse übernommen werden.<br />

Grundsätzlich ist Ihr/e HausärztIn auch für die<br />

Gesundmeldung zuständig. Die Portale der<br />

Gebietskrankenkasse bieten aber auch eine<br />

Online-Selbstabmeldung vom Krankenstand<br />

an.<br />

Sind Sie lange krank und überschreiten die<br />

Durchschnittsdauer einer Krankheit oder nehmen<br />

die Kontrolltermine beim Hausarzt nicht<br />

wahr, meldet sich die Gebietskrankenkasse<br />

bei Ihnen und verlangt bestimmte Nachweise,<br />

damit der Krankenstand als „bezahlt“ bewilligt<br />

wird.<br />

Arbeitsunfähigkeitsmeldungen können nicht<br />

vordatiert werden!<br />

Da PatientInnen schwer einschätzen können,<br />

wie lange sie krank sein werden, ist es<br />

von Vorteil, gleich am ersten Tag des Krankenstandes<br />

den Hausarzt aufsuchen.<br />

Ich bin im Krankenhaus!<br />

Im Krankenhaus zu liegen, bedeutet nicht automatisch,<br />

dass Sie auch krank gemeldet sind!<br />

Bitte geben Sie dem Hausarzt ehestmöglich<br />

Bescheid, dass Sie nicht arbeitsfähig sind und<br />

im Krankenhaus liegen. Dieser wird Ihnen den<br />

Krankenstand ausstellen. Am Ende Ihres Krankenhausaufenthalts<br />

suchen Sie Ihren Hausarzt<br />

(rechtzeitig vorher Termin ausmachen!) mit Ihren<br />

Befunden auf. Dann können Ihre Befunde,<br />

eventuell weitere Therapien oder ein längerer<br />

Krankenstand besprochen werden.<br />

Ich bin auf Kur/Reha!<br />

Viele Kliniken stellen eine Arbeitsunfähigkeitsmeldung<br />

aus. Fragen Sie bitte trotzdem unbedingt<br />

beim Klinikpersonal nach oder rufen Sie<br />

zur Sicherheit bei Ihrem Hausarzt an. Da eine<br />

Reha bzw. eine Kur etliche Wochen dauert, ist<br />

das Ausstellen einer Arbeitsunfähigkeitsmeldung<br />

im Nachhinein eine heikle Angelegenheit.<br />

Auch nach der Kur oder Reha werden<br />

die Befunde dem Hausarzt übermittelt und im<br />

persönlichen Gespräch besprochen.<br />

ARBEITNEHMERiNNEN<br />

SIND VERPFLICHTET, DIE<br />

ARBEITGEBERiN UNVERZÜG-<br />

LICH VON DER ARBEITSUN-<br />

FÄHIGKEIT BEI KRANKHEIT<br />

IN KENNTNIS ZU SETZEN.<br />

34


GEDENKARBEIT<br />

Das Murkraftwerk und ein<br />

einfacher Holzstipfel im Acker<br />

VON RAINER POSSERT<br />

Am Vormittag des 5. Jänner 2<strong>01</strong>7 war jener<br />

Acker, der an die Ziehrerstrasse Blickrichtung<br />

Mur grenzt, durch einen zwei Meter hohen<br />

Bauzaun abgesperrt.<br />

Dass die Bauarbeiten zur Errichtung des Murkraftwerkes<br />

begonnen hatten, wurde mir wenige<br />

Minuten nachdem ich mein Auto angehalten<br />

hatte, klar, als auch schon die ersten DemonstrantInnen<br />

mit Transparenten erschienen.<br />

Ab sofort hieß es: „Betreten der gesamten<br />

OLYMPIAWIESE verboten!“<br />

Meine Sorge, dass der, einige dutzend Meter<br />

von der Strasse entfernte, jedoch unsichtbare<br />

„verfüllte“ Bombentrichter aus dem Jahr 1945<br />

aufgegraben und der mögliche Inhalt schnell<br />

beseitigt werden sollte, erwies sich als unbegründet.<br />

Damals, 1945, hatte eine Explosion den Ackerboden<br />

aufgerissen und ein 30m 2 grosses Loch<br />

hinterlassen. Wenige Tage nach den Mordaktionen<br />

der SS an den ungarischen Jüdinnen<br />

und Juden im Lager <strong>Liebenau</strong> wurde dieses<br />

Loch zugegraben – dies beweist ein Gutachten<br />

einer auf die Analyse von Luftbildern spezialisierten<br />

Firma. Seitdem gilt dieser genau<br />

vermessene Punkt als „Verdachtszone,“ was<br />

soviel bedeutet, dass dort Opfer vergraben<br />

sein könnten.<br />

Der Grundbesitzer – ich hatte mit ihm vor einigen<br />

Jahren darüber gesprochen – weigert<br />

sich bis heute, eine Bodenuntersuchung zuzulassen.<br />

Sein Motiv?<br />

Am 6. Jänner wurde die Stelle dankenswerterweise<br />

durch die Bauleitung vermessen und<br />

markiert, um eine Zerstörung zu vermeiden.<br />

Man hat damit ein winziges, unscheinbares<br />

„Denkmal“ errichtet.<br />

Wenige Wochen später wurde die Markierung<br />

vom Grundbesitzer entfernt – jetzt kann<br />

wieder Gras oder Getreide über die „Sache“<br />

wachsen.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

36


GEDENKFEIER<br />

GEDENKEN 1945 – 2<strong>01</strong>7<br />

Respekt und Würde den Opfern<br />

Die ersten Transporte von Jüdinnen und Juden erreichten das Lager <strong>Liebenau</strong> zu Ostern 1945.<br />

Am 4. April wurden ca. 6000 Personen durch Graz Richtung Mauthausen getrieben, Tausende<br />

auf dem Weg dorthin ermordet. Am 7. April marschierten nochmals ca.1200 Personen Richtung<br />

Stubalpe. In der Kaserne Wetzelsdorf erschoss die SS ca. 200 Jüdinnen und Juden, die aus dem<br />

Lager <strong>Liebenau</strong> kamen. 1947 wurden 53 Mordopfer am heutigen Grünanger exhumiert und umgebettet,<br />

doch zahlreiche Opfer sind bis heute nicht geborgen.<br />

Di, 04. April 2<strong>01</strong>7<br />

Vorträge<br />

17.00 – 20.00 Uhr NMS Dr. Renner,<br />

Eduard Keilgasse 41, <strong>Liebenau</strong><br />

Ansprachen<br />

16.00 Uhr<br />

Andersengasse 32-34, <strong>Liebenau</strong><br />

MR Dr. Rainer Possert,<br />

<strong>SMZ</strong>-<strong>Liebenau</strong><br />

Dr. in Bettina Vollath,<br />

Präsidentin Landtag Steiermark<br />

Grußbotschaft von<br />

Talya Lador-Fresher,<br />

israelische Botschafterin in Österreich<br />

MMag. Elie Rosen,<br />

Präsident Jüdische Gemeinde Graz<br />

Gebet<br />

Die von der Energie Steiermark durchgeführten<br />

Bauarbeiten in der unmittelbaren<br />

Nähe des ehemaligen Lager <strong>Liebenau</strong><br />

und die geplanten Bauarbeiten im Zuge<br />

der Errichtung neuer Sozialwohnungen<br />

im Lagerbereich selbst werfen die Frage<br />

nach dem Umgang mit der schrecklichen<br />

Vergangenheit dieses Ortes neuerdings<br />

auf. Die seit fünf Jahren erhobene Forderung<br />

unzähliger engagierter Menschen<br />

nach der lückenlosen archäologischen<br />

Erforschung des Geländes und seiner unmittelbaren<br />

Umgebung sowie der Errichtung<br />

einer Gedenkstätte erhält dadurch<br />

höchste Aktualität.<br />

Musikalisches Rahmenenprogramm:<br />

Schülerinnen der NMS Dr. Renner<br />

KONTAMINIERTE LANDSCHAFT<br />

GRÜNANGER<br />

Dr. Rainer Possert, <strong>SMZ</strong>-<strong>Liebenau</strong><br />

RECHTSLAGE, BISHERIGE ARCHÄOLOGISCHE<br />

BEFUNDE UND ERGEBNISSE<br />

Dr. Eva Steigberger, Archäologin,<br />

Bundesdenkmalamt<br />

BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG<br />

IN DER ANDERSENGASSE 32-34<br />

Paul Mitchell, BA, Historiker,<br />

Bauforscher und Archäologe<br />

PAUSE<br />

ERGEBNISSE DER HISTORISCHEN LUFBILDFOTO-<br />

GRAMMETRIE AM GRÜNANGER<br />

Dipl. Ing. Gerald Fuxjäger, Ingenieurkonsulent<br />

f. Vermessung und Geoinfomation, Lehrbeauftragter<br />

der TU Graz, Gerichtl. beeideter<br />

und zertifizierter Sachverständiger, Präsident<br />

der Kammer für ZiviltechnikerInnen Steiermark<br />

und Kärnten<br />

GEDENKSTÄTTEN FÜR DIE OPFER<br />

DES NS-REGIMES IN GRAZ<br />

Prof. Mag. Dr. Karl Albrecht Kubinzky,<br />

Stadthistoriker, Publizist<br />

DER WEG ZUR GEDENKSTÄTTE<br />

IN RECHNITZ<br />

Walter Reiss, REFUGIUS Gedenkverein<br />

Rechnitz<br />

AUSKLANG UND BUFFET<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

37


GEDENKARBEIT<br />

„Kontaminierter Boden“<br />

Von Grabungen und Funden am Grünanger<br />

VON RAINER POSSERT<br />

Seit dem Beginn der Bauarbeiten der Energie<br />

Steiermark am 5. Jänner 2<strong>01</strong>7 wird „kontaminierter“<br />

Boden umgegraben. Mit „kontaminiert“<br />

bezeichnet der Schriftsteller und Sachbuchautor<br />

Martin Pollack jene Gebiete, die, unter<br />

anderem, „vergiftet“ sind durch Massaker von<br />

NS-Verbrechern und an denen noch Mordopfer<br />

verscharrt sein könnten.<br />

Um zu vermeiden, dass bei der Errichtung von<br />

Bauwerken sorglos mit Bodenfunden (Mauerreste,<br />

Kriegsrelikte, Haushaltsgegenstände<br />

von ZwangsarbeiterInnnen usw.) umgegangen<br />

wird – hat das Bundesdenkmalamt (BDA)<br />

bereits 2<strong>01</strong>5 das gesamte Gebiet zwischen<br />

künftiger Staumauer und Seifenfabrik , (den<br />

Grünanger miteingeschlossen) zur „archäologischen<br />

Bodenfundstätte“ erklärt.<br />

Nachdem bis 14. Februar, also sechs Wochen<br />

nach Baubeginn, kein einziger Bodenfund an<br />

das BDA gemeldet worden war, wurde von unserer<br />

Seite die Öffentlichkeit über diesen erstaunlichen<br />

Sachverhalt in Kenntnis gesetzt.<br />

In der Folge wurden Funde von AnrainerInnen<br />

und MurkraftgegenerInnen am westlichen Murufer<br />

gemeldet, ich selbst habe am Ufer unter<br />

dem ehemaligen Gasthaus „Murtröpferl“ beim<br />

Puchsteg auch Eisenteile und Zaunreste entdeckt<br />

und dem BDA gemeldet.<br />

Erste Mauerreste tauchen auf<br />

Am Nachmittag des 24. Feber stießen Bauarbeiter<br />

bei Erdarbeiten zur Verlegung einer<br />

Gasleitung in der Pichlergasse auf Mauerreste<br />

des Bunkersystems. Seitdem war ein<br />

Team von sechs ArchäologInnen vor Ort und<br />

hat großflächig Mauerreste freigelegt und<br />

zahlreiche Funde sichergestellt.<br />

Das Medienecho war groß:<br />

2 Beiträge in ORF- Steiermark-Heute, 4 Artikel<br />

in der Kleinen Zeitung, österreichweit: 1 Beitrag<br />

in ATV, 2 Artikel im Kurier, 3 Artikel in Der<br />

Standard, 1 Reportage in News. So wurde,<br />

Dank des Interesses vieler JournalistInnen,<br />

den Opfern der NS-Massaker Aufmerksamkeit<br />

verschafft und wieder die Forderung nach lückenloser<br />

archäologischer Aufarbeitung, weiterer<br />

historischer Forschungen und vor allem<br />

nach der Errichtung einer angemessenen, gut<br />

sichtbaren Gedenkstätte erhoben.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Auch im Sondergemeinderat am 2. März<br />

war das Gedenken Thema, am 3. März ließ<br />

der Pressesprecher der Energie Steiermark<br />

verlauten, dass die Errichtung einer Gedenkstätte<br />

vorgesehen sei. Wir hoffen, dass nicht<br />

wieder fünf Jahre vergehen – denn bereits bei<br />

der ersten Gedenkveranstaltung im April 2<strong>01</strong>3<br />

haben dieses Versprechen einige Grazer<br />

PolitikerInnen gegeben.<br />

38


DAS UMFELD DES GRAZER MURKRAFTWERKS<br />

ERKLÄRUNG VON ZEITHISTORIKERiNNEN DER<br />

UNIVERSITÄT GRAZ ZUR GEPLANTEN ZERSTÖRUNG<br />

DES LAGERS LIEBENAU DURCH BAUARBEITEN<br />

IM UMFELD DES MURKRAFTWERKS GRAZ<br />

09.03.2<strong>01</strong>7<br />

AUFWECKER,<br />

Kleine Zeitung, Sa, 25.2.2<strong>01</strong>7<br />

Klare Gewässer<br />

Von Norbert Swoboda<br />

norbert.swoboda@kleinezeitung.at<br />

Während gestern überraschend (oder<br />

eben auch nicht) die umstrittene Baustelle<br />

des Murkraftwerks in Graz ruhte<br />

und vermummte Aktivisten eine verlassene<br />

Baustelle „besetzten“, rumorte<br />

es anderswo. Denn das Gelände ist<br />

– leider im<br />

negativen Sinn – geschichtsträchtig.<br />

In der Nazizeit stand hier ein Lager –<br />

mit allen Begleiterscheinungen wie<br />

etwa Exekutionen. Manches davon ist<br />

dokumentiert, vieles verschollen.<br />

Gut 70 Jahre wusste jeder, der es wissen<br />

wollte, dass es dort ein Zwangsarbeiterlager<br />

gab.<br />

Aber wollte man das in Graz so<br />

genau wissen? Nein.<br />

Jetzt, wo in etwa an dem Ort, wo das<br />

Lager einst stand, das Murkraftwerk errichtet<br />

wird, rächt sich das. Der Projektbetreiber<br />

kann zwar nichts dafür, dass<br />

die Aufarbeitung ihm zugemutet wird,<br />

obwohl dies jahrzehntelang andere<br />

hätten tun können und müssen. Aber<br />

der Stadt, dem Land und allen Projektbetreibern<br />

musste klar sein, dass<br />

dieser üble Geruch aus den Murufern<br />

hochsteigen wird.<br />

Daher muss ihnen ernsthaft daran<br />

gelegen sein, diese Nazigeschichte<br />

ordentlich zu dokumentieren. Eine<br />

verborgene Gedenktafel oder eine<br />

Studie in einem Unischrank wird nicht<br />

genügen. Damit wenigstens in dieser<br />

Hinsicht das Murkraftwerk für klares<br />

Gewässer sorgt.<br />

Die Stadt Graz hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />

in vorbildlicher Weise den dunklen<br />

Kapiteln ihrer Geschichte gestellt. Sie wird<br />

daher weltweit heute auch als Menschenrechtsstadt<br />

wahrgenommen.<br />

Mit Baumaschinen über die Überreste der<br />

Stätten von schweren nationalsozialistischen<br />

Verbrechen hinwegzupflügen, bevor eine sorgsame<br />

Beweisaufnahme durch Fachleute stattgefunden<br />

hat, widerspricht den internationalen<br />

Gepflogenheiten und auch der moralischen<br />

Verpflichtung der Stadt. Um die Würde der dort<br />

eventuell zu findenden Opfer der nationalsozialistischen<br />

Terrorherrschaft zu wahren, ist es<br />

unbedingt notwendig, die Bauarbeiten bis zur<br />

Klärung des Sachverhalts zu unterbrechen.<br />

ZeithistorikerInnen der Universität Graz<br />

Dr. Stefan Benedik<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Dieter Binder<br />

(Institut für Geschichte, Österreichische Geschichte)<br />

Dr. in Margit Franz<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

Dr. in Nicole Goll<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

Dr. Georg Hoffmann<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

em. Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Helmut Konrad<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte sowie Leiter<br />

des LBI für Gesellschafts- und Kulturgeschichte)<br />

Assoz.-Prof. Dr. Gerald Lamprecht<br />

(Centrum für Jüdische Studien)<br />

Mag. a Lisbeth Matzer<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

ao. Univ.-Prof. in Dr. in Karin M. Schmidlechner<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

Ass-Prof. Dr. Eduard G. Staudinger<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

Dr. in Monika Stromberger<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

PD in Dr. in Andrea Strutz<br />

(LBI für Gesellschafts- und Kulturgeschichte)<br />

Ass.-Prof. Dr. Werner Suppanz<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

Mag. Markus Wurzer<br />

(Institut für Geschichte, Zeitgeschichte)<br />

Ass.-Prof. in Dr. in Heidrun Zettelbauer<br />

(Institut für Geschichte, Österreichische Geschichte)<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

39


GEDENKARBEIT<br />

NS-Verbrechen in der Klagenfurter<br />

Landes-Irren und Siechenanstalt<br />

BUCHREZENSION VON USCHI POSSERT<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Titel: NS-Psychiatrie in Klagenfurt<br />

herausgegeben von Wolfgang Freidl<br />

facultas Verlag Wien, 2<strong>01</strong>6<br />

Das Projekt „NS-Euthanasieverbrechen an<br />

der Landes-Irren und Landes-Siechenanstalt<br />

Klagenfurt“ knüpft an die Forschungen zur regionalgeschichtlichen<br />

und deutschsprachigen<br />

NS-Euthanasieforschung an. Aufgearbeitet<br />

wurde die Durchführung der NS-Krankenmorde<br />

am Gaukrankenhaus Klagenfurt zwischen<br />

1939 und 1945 unter drei Aspekten: Erstens<br />

wurde die Einflussnahme der Kärntner NS-Gesundheitsämter<br />

sowie der damals tätigen Amtsärzteschaft<br />

im Kontext der Einweisungen der<br />

NS-Euthanasieopfer beleuchtet.<br />

Zweitens wurden die institutionellen und organisatorischen<br />

Zusammenhänge im Gaukrankenhaus<br />

Klagenfurt aufgearbeitet. Im<br />

Mittelpunkt steht das Pflegepersonal, das die<br />

Krankenmorde durchgeführt hatte.<br />

Drittens ergänzt die Nachzeichnung ausgewählter<br />

Opferbiographien die Forschungsarbeit.<br />

Rassehygienische Maßnahmen der Gesundheitsbehörden<br />

und Ärzte<br />

300 PatientInnenakten wurden im Rahmen des<br />

Projektes in den Archivbeständen des Kärntner<br />

Landesarchivs sowie im Bundesarchiv<br />

recherchiert. Die Aktenbestände der Reichsstatthalterei<br />

Klagenfurt zeigen die totalitäre<br />

menschenverachtende Gesundheitspolitik im<br />

Nationalsozialismus, die auf der untersten<br />

Verwaltungsebene von den Gesundheitsämtern<br />

mitgetragen wurde.<br />

Im Fokus stehen die rassehygienischen Maßnahmen<br />

der Medizinalbehörden, Ärzte und<br />

Beamten im Zeitraum von 1938 bis 1945 –<br />

sie waren federführend an der medizinischen<br />

Verfolgung der Kärntner Bevölkerung während<br />

der NS-Zeit beteiligt. Ihre Macht reichte<br />

von Begutachtungen, die Zwangssterilisierungen<br />

nach sich zogen, Entscheidungen,<br />

die zur Asylierung in der Kärntner Heil- und<br />

Pfleganstalt führten bis hin zum Wissen um<br />

die Vernichtung der Opfer der eugenischen<br />

Verfolgung im Rahmen der NS-Euthanasieverbrechen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt des Buches ist die<br />

erbbiologische Bestandsaufnahme, mit der<br />

in Kärnten ab dem Frühjahr 1940 begonnen<br />

wurde. Dieses engmaschige Netz der Datenerfassung<br />

und <strong>Info</strong>rmationssammlung ermöglichte<br />

die nahezu lückenlose Überwachung<br />

der Bevölkerung. Das Buch schildert die amtsärztliche<br />

Gutachtertätigkeit im Rahmen der<br />

NS-Erbgesundheitspolitik und veranschaulicht<br />

die Mitwirkung der Amtsärzte in der Erfassung<br />

von psychisch Leidenden, als „minderwertig“<br />

diffamierte und sozial ausgegrenzte „Sonderlinge.“<br />

Misshandlungen und Patientenmorde wurden<br />

von der Anstaltsleitung toleriert<br />

In der Umsetzung der dezentralen Anstaltsmorde<br />

ab 1942 standen die Täterinnen und<br />

Täter des Pflegepersonals im Vordergrund.<br />

Die Forschungsergebnisse weisen darauf hin,<br />

dass die Tötungen in einem organisiertem<br />

Klima des Schweigens und Verschweigens,<br />

vor dem Hintergrund „unterdrückter“ negativer<br />

Emotionen wie Wut, Ekel usw.. besonders<br />

rasch und ohne merklichen Widerstand durchgesetzt<br />

werden konnten.<br />

Gravierende Vernachlässigungen von Patient-<br />

Innen, Misshandlungen und inhumanes<br />

Verhalten gegenüber Kranken und Leidenden<br />

wurden vom leitenden Primararzt Franz<br />

Niedermoser nicht nur toleriert, sondern selbst<br />

vorgelebt. Ausgewählte, teilanonymisierte<br />

Opferbiografien schließen die Forschungsresultate<br />

ab und sind im Bemühen erfolgt, den<br />

Kärntner Opfern der NS-Euthanasie ein Gesicht<br />

zu geben.<br />

NS-Psychiatrie<br />

in Klagenfurt<br />

herausgegeben von<br />

Wolfgang Freidl<br />

facultas Verlag Wien, 2<strong>01</strong>6<br />

40


PRIVATES GEDENKEN<br />

Berührendes privates Gedenken an die<br />

Jüdinnen und Juden im Lager <strong>Liebenau</strong><br />

anlässlich der Baggerarbeiten<br />

für das Murkraftwerk<br />

Diese Zeilen haben uns Ende Feber erreicht,<br />

anlässlich der Baggerarbeiten für das Murkraftwerk<br />

– als die ersten Bodenfunde während<br />

der Bauarbeiten am Grünanger aufgetaucht<br />

sind.<br />

Winfried König hat mit seiner Tochter über die<br />

grausamen Geschehnisse im Lager <strong>Liebenau</strong><br />

am Ende des 2. Weltkriegs gesprochen. Daraufhin<br />

hat die Tochter folgendes gemacht,<br />

schreibt Winfried König:<br />

Ich erzähl es meiner Tochter, 10 Jahre,<br />

und sie sagt "Kerzerl anzünden." Spät<br />

abends am Puchsteg, da sind noch zwei<br />

muslimische Mädchen 17 und 12. Sie<br />

wollen auch mit Kerzerl anzünden und<br />

wissen über die Geschichte Bescheid. Sie<br />

sind am Grünanger groß geworden. Sie<br />

sagen, sie machen keinen Unterschied<br />

zwischen den Religionen, alles Menschen.<br />

Also haben zwei Muslime, zwei<br />

Christen für ungarische Juden Kerzerl<br />

angezündet.<br />

Und gestern kamen drei neue Leute aus<br />

Niederösterreich, „Erdheiler," sagen sie<br />

und sind auch auf das Thema gekommen.<br />

Sie haben den ganzen Tag gearbeitet,<br />

und mir kommt vor, es hat sich was<br />

verändert. "Wir sollen jetzt positiv denken,"<br />

sagen sie, daß ist für uns jetzt grad<br />

das Wichtigste.<br />

Hab gestern noch ein paar Zettel aufgehängt<br />

für die Spaziergänger jetzt am Wochenende<br />

mit einem Kerzerl darunter!<br />

Alles Liebe,<br />

Winfried König<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

41


AKTUELLES AUS DEM <strong>SMZ</strong>-LIEBENAU<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> ab März 2<strong>01</strong>7<br />

unter neuer Geschäftsführung<br />

Ich möchte mich Ihnen als neuer Geschäftsführer<br />

des Sozialmedizinischen Zentrum Graz-<br />

<strong>Liebenau</strong> vorstellen.<br />

Mein Name ist Dr. Wolfgang Sellitsch,<br />

geb.1959, ich bin seit dem Abschluss meines<br />

Doktoratsstudiums der Rechtswissenschaften<br />

seit mittlerweile über 30 Jahren im <strong>SMZ</strong>–<strong>Liebenau</strong><br />

als Rechtsberater in der Familienberatungsstelle<br />

tätig.<br />

Im Laufe meines Berufslebens konnte ich die<br />

Praxis des Gesundheitswesens als Jurist in<br />

der Leistungsabteilung und anschließend im<br />

Regressbereich der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse<br />

kennenlernen, um anschließend<br />

als erster steirischer Kinder- und<br />

Jugendanwalt die Entwicklung der Kinderrechte<br />

im Land Steiermark maßgeblich mitzugestalten.<br />

Nach dem freiberuflichen Aufbau einer Mediationspraxis<br />

in Graz, bot sich mir die großartige<br />

Herausforderung, die Lebenshilfe Rechtsberatung<br />

in der Steiermark als juristische Interessenvertretung<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

aufzubauen und zu leiten, wo ich bis<br />

zuletzt fast 14 Jahre als Behindertenrechtsexperte<br />

sehr geschätzt wurde.<br />

Über meine gesamte Berufslaufbahn bin ich<br />

dem <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, wo ich als Obmann in den<br />

Jahren 1990-96 mit einem engagierten multiprofessionellen<br />

Team die Mobilen Dienste<br />

mitaufbauen durfte, in Treue und Begeisterung<br />

verbunden. Im Sommer 2<strong>01</strong>6 ereilte<br />

mich neuerlich der Ruf in den Vorstand des<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, wo ich nun als Geschäftsführer<br />

für die Weiterentwicklung dieses österreichweit<br />

wegweisenden Gesundheitsmodellprojektes<br />

in ein „Primärversorgungszentrum“<br />

im Rahmen der steirischen Gesundheitsreform<br />

Verantwortung übernommen habe. Diese<br />

großartige Herausforderung und die fruchtbare<br />

Zusammenarbeit mit allen Akteuren im<br />

Gesundheits- und Sozialbereich erfüllt mich als<br />

„Pionier“ natürlich mit besonderer Freude.<br />

Als stolzer Vater von drei erwachsenen Kindern<br />

und mittlerweile auch Großvater, widme<br />

ich mich in meiner Freizeit zahlreichen sportlichen<br />

Aktivitäten. Dabei steht neben Joggen,<br />

Windsurfen und Skifahren seit vielen Jahren<br />

eine gemeinsame Leidenschaft für den Turniertanz<br />

mit meiner Gattin Ingrid im Vordergrund.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

43


AKTUELLES AUS DEM <strong>SMZ</strong>-LIEBENAU<br />

Friedvolles Gemeinsames in einer<br />

Straße mit Gewicht<br />

VON NICOLE PRUCKERMAYR<br />

„Comrade Conrade“ ist der Arbeitstitel eines<br />

mehrjährigen Kunst-, Forschungs- und Friedensprojektes,<br />

initiiert von der Künstlerin Nicole<br />

Pruckermayr. Es ist interdisziplinär angelegt,<br />

beschäftigt sich mit dem öffentlichen Raum<br />

der Stadt Graz, soll im Herbst 2<strong>01</strong>7 offiziell<br />

beginnen und das ganze Jahr 2<strong>01</strong>8 sehr präsent<br />

sein.<br />

Mit Blick auf das Gedenkjahr 2<strong>01</strong>8 (100 Jahre<br />

Ende des Ersten Weltkriegs und Ausrufung<br />

der Ersten Republik, 100. Jahrestag allgemeines<br />

Wahlrecht für Männer und Frauen, 80.<br />

Jahrestag Anschluss Österreich an das Dritte<br />

Reich, 70 Jahre Menschenrechte) untersucht<br />

das Projekt am Beispiel eines repräsentativen<br />

Grazer Straßenzuges, der Conrad-von-Hötzendorf-Straße,<br />

den Zustand und die Zukunft<br />

von Demokratie und Frieden in gelebter<br />

Form. Wohl kaum eine andere Straße in<br />

Graz versammelt so viele für die Demokratie<br />

gewichtige Institutionen. Auf etwas mehr als<br />

zwei Kilometer Länge vereint die Conrad-von-<br />

Hötzendorf-Straße eine große Zahl an Gesichter<br />

und Lebensumgebungen.<br />

Für den Projektzeitraum (2<strong>01</strong>6-2<strong>01</strong>9) sind<br />

fünf eigenständige Diskurs-Plattformen geplant,<br />

die sich in unterschiedlichen Aktivitäten<br />

(Stadtteilspaziergänge, Gespräche, Kunstpro-<br />

jekte, Vorträge,...) zeigen und die es ermöglichen<br />

sollen, auf unterschiedlichste Weise<br />

selbst am Projekt teilzunehmen.<br />

In der ersten Phase sind zahlreiche Institute,<br />

Künstler*innen, Vereine, Personen und auch<br />

Einrichtungen vorort involviert, die sich mit<br />

den Themenfeldern „Demokratie und Frieden“<br />

intensiver beschäftigen, um sich auszutauschen<br />

und sich mit den Gegebenheiten<br />

der Straße vertraut zu machen. In weiterer<br />

Folge ist geplant, ansässige Organisationen,<br />

Firmen aber auch Menschen, die in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />

wohnen oder arbeiten,<br />

einzubinden, um diesen Teil der Stadt<br />

aus den verschiedensten Perspektiven zu beleuchten<br />

und dafür auch visionäre Ideen des<br />

Zusammenlebens entwickeln zu können.<br />

Zwei erste Planungstreffen fanden bereits<br />

im <strong>SMZ</strong>/STZ Jakomini statt, das sicher als<br />

Kontakt-Drehscheibe für Interessierte vorort<br />

eine wichtige Rolle spielen wird. Das <strong>SMZ</strong>/<br />

STZ wird 2<strong>01</strong>8 auch kooperierend mit dem<br />

Projekt einen thematisch vertiefenden Stadteilspaziergang<br />

anbieten. Es ist angedacht,<br />

viele Orte innerhalb der Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />

zu besuchen, näher kennen zu<br />

lernen und gemeinsam ein Stück weit diesen<br />

Teil der Stadt mit zu begleiten.<br />

“It‘s time to say good bye!”<br />

VON DR. TANJA MACHEINER<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

Meine Zeit im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> als Turnusärztin<br />

verging wie im Flug und ermöglichte mir eine<br />

breite Palette an Erfahrungen. An dieser Stelle<br />

möchte ich mich nicht nur beim gesamten<br />

<strong>SMZ</strong> Team, sondern auch bei allen PatientInnen<br />

für die freundliche Aufnahme und das mir<br />

entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Nun<br />

kehre ich wieder als Projektmanagerin an die<br />

Medizinische Universität Graz zurück, möchte<br />

aber in Zukunft auch mehr Zeit als Psychotherapeutin<br />

in meiner Praxis arbeiten. Wo ich<br />

meine Turnusausbildung weiter anknüpfen<br />

werde, wird sich noch weisen.<br />

Die Zeit als Turnusärztin unter der Supervision<br />

von Dr. Mittelbach, für dessen Vertrauen in<br />

mich ich mich bedanken möchte, war eine<br />

sehr Bereichernde.<br />

Ich wünsche Ihnen und dem <strong>SMZ</strong> Team für die<br />

kommende Zeit viel Erfolg und Gesundheit!<br />

Tanja Macheiner<br />

44


ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE PRAXISGEMEINSCHAFT<br />

Dr. Gustav Mittelbach (alle Kassen), Dr. Rainer Possert (Wahlarzt)<br />

Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche Psychotherapie und Beratung, Behandlung<br />

von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits- und Umweltmedizin. Terminvereinbarung<br />

unter 46 23 40.<br />

FAMILIENBERATUNG & RECHTSBERATUNG<br />

Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und<br />

JuristInnen. Donnerstag von 17.00 bis 19.00 Uhr im <strong>SMZ</strong>, Tel. Anmeldung unter 46 23 40.<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

Gestalt- und Familientherapie, NLP, Systemische Therapie, Einzel- und Gruppentherapie sowie<br />

Kinderpsychotherapie. Teilkostenersatz durch die Krankenkassen. Tel. Anmeldung unter 46 23 40.<br />

SOZIALE ARBEIT<br />

Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfe bei Kontakten zu Behörden, Hilfestellung bei<br />

Wohnungsproblemen, Arbeitslosigkeit, ... Telefonische Kontaktaufnahme unter 42 81 61,<br />

E-Mail: sharifgerami@smz.at.<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche Veranstaltungen; Durchführung von Projekten<br />

im Bereich Gesundheitsförderung. Kooperationen im Bezirk und mit anderen Organisationen.<br />

Kontakt unter 0699 180 84 375 / e-mail: smz@smz.at.<br />

MUSIKARBEIT<br />

Musikarbeit zwischen Musikern und Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist ein kreatives<br />

und ausdrucksorientiertes Zusammenspiel das die seelische, körperliche und geistige Gesundheit<br />

fördert.<br />

SEXUALBERATUNG<br />

<strong>Info</strong>rmation, Beratung, Psychotherapie zu folgenden Bereichen: Beziehungskonflikte, Sexualprobleme,<br />

Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Homosexualität, Verhütungsfragen, Sexualaufklärung,<br />

Schwangerschaftskonflikten usw. Tel. Anmeldung (auch anonym) unter 46 23 40.<br />

WALKEN SIE MIT UNS<br />

WALKEN an der Mur – jeden Montag von 15.30 bis 16.30 Uhr, Treffpunkt: Andersengasse 34;<br />

WALKEN IM PARK – jeden Dienstag von 14.00 bis 15.00 Uhr, Treffpunkt Park HIB <strong>Liebenau</strong>;<br />

Stöcke zum Probieren können ausgeborgt werden! Gesundheitswissenschafterin und diplomierte<br />

Gruppenfitnesstrainerin Martina Frei begleitet Sie. <strong>Info</strong>rmationen unter 0699 180 84 375.<br />

STADTTEILZENTREN GRÜNANGER + JAKOMINI<br />

<strong>Info</strong>rmationen: Martina Frei, MPH, Email: frei@smz.at Tel: 0699 18 08 43 75<br />

<strong>SMZ</strong>@<strong>SMZ</strong>.AT WWW.<strong>SMZ</strong>.AT<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>7<br />

45


P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M / Verlagspostamt 8041 Graz

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