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VSAO JOURNAL Nr. 6 - Dezember 2017

Peripherie - Neue VSAO-Präsidentin Rheumatologie/Immunologie Der VSAO stellt sich vor

Peripherie -
Neue VSAO-Präsidentin
Rheumatologie/Immunologie
Der VSAO stellt sich vor

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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />

Peripherie<br />

• Neue <strong>VSAO</strong>-Präsidentin<br />

• Rheumatologie/Immunologie<br />

• Der <strong>VSAO</strong> stellt sich vor


INHALT<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Der Rand im Zentrum<br />

POLITIK<br />

7 Geduld bringt keine Rosen mehr<br />

9 Auf den Punkt gebracht:<br />

Plädoyer für unsere Weiterbildner<br />

10 Erstmals Frau an Spitze des <strong>VSAO</strong><br />

12 Grösse, Weitsicht, Blick aufs Ganze<br />

WEITERBILDUNG /<br />

ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

13 Die eigene Passion kennen<br />

16 Weiterbildung als Sparopfer<br />

PERSPEKTIVEN<br />

42 Fachserie: Aktuelles aus der<br />

Rheuma tologie – Systemischer Lupus<br />

Erythematodes (SLE):<br />

Der Wolf ist ein Chamäleon<br />

44 Aus der «Therapeutischen Umschau»–<br />

Übersichtsarbeit: Varizellen und Herpes<br />

Zoster<br />

50 Das erlesene Objekt: Die Woche im Glas<br />

51 Leserbrief<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

52 Briefkasten<br />

53 Damit beim Umzug alles klappt –<br />

die fünf besten Tipps<br />

<strong>VSAO</strong><br />

19 Sektion Basel<br />

19 Sektion Bern<br />

20 Sektion Jura<br />

21 Sektion Wallis<br />

21 Sektion Zürich / Schaffhausen<br />

23 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

24 Im Zentrum der Peripherie<br />

28 Forschen im Weltall<br />

31 Eine alte Unbekannte<br />

34 Am Rande des Flüchtlingsstroms<br />

36 Sehen ausserhalb des Fokus<br />

38 Verkaufen in der Peripherie<br />

40 Am Rand zu Hause<br />

DER <strong>VSAO</strong> STELLT SICH VOR<br />

58 Grusswort der Präsidentin<br />

59 Sektionen<br />

67 Verbandsjuristen<br />

69 Geschäftsausschuss<br />

74 Organisationen<br />

82 Impressum<br />

CH-3860 Meiringen<br />

Telefon +41 33 972 81 11<br />

www.privatklinik-meiringen.ch<br />

Vertrauen<br />

Ein Unternehmen der Michel Gruppe<br />

Ärztliche Leitung:<br />

Prof. Dr. med. Thomas J. Müller<br />

Wo Patienten auch Gäste sind.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


STS 0292<br />

INNO<br />

VATION<br />

Viollier Preis 2018<br />

Engagement fordern, um Wissenschaft<br />

zu fördern<br />

Unter dem Patronat der Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Allgemeine Innere Medizin SGAIM schreibt Viollier einen<br />

Preis aus.<br />

Der Preis ist mit CHF 10’000.– dotiert und wird am<br />

Frühjahrskongress der SGAIM 2018 überreicht.<br />

Die Originalpublikation soll über experimentelle oder<br />

klinische Forschungsarbeiten mit labormedizinischer<br />

Relevanz (Assisted Reproductive Technologies (ART),<br />

Kardio logie, Pathologie, Klinische Labordiagnostik oder<br />

Medizinprodukte) berichten.<br />

Bitte beachten Sie den Einsendeschluss am 09.03.2018.<br />

Preisträger<br />

2003 Prof. Dr. med. Kaspar Berneis | 2004 Prof. Dr. med.<br />

Christian Müller | 2005 Prof. Dr. med. Mirjam Christ-Crain<br />

2006 PD Dr. med. Spasenija Savic | 2007 Dr. Patrice François<br />

2008 PD Dr. med. Lukas A. Altwegg | 2009 PD Dr. med.<br />

Tobias Reichlin | 2010 Prof. Dr. med. Gilbert Greub | 2011<br />

Dr. Thomas von Känel | 2012 PD Dr. Alexandre Harari<br />

2013 Prof. Dr. med. Pierre Fontana | 2014 PD Dr. med. Jens<br />

Kuhle | 2015 Prof. Dr. med. Daiana Stolz | 2016 Dr. med. Dr.<br />

phil. Michael Nagler | <strong>2017</strong> Dr. med. Bettina Felicitas Winzeler<br />

Weitere Angaben siehe Preis-Reglement<br />

→ viollier.ch/viollier-preis


EDITORIAL<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Der Rand im Zentrum<br />

Der 25. November <strong>2017</strong> wird sicherlich in die Annalen des<br />

<strong>VSAO</strong> eingehen: Erstmals in der mehr als siebzigjährigen Verbandsgeschichte<br />

ist mit Anja Zyska eine Frau an die Spitze des<br />

Berufsverbands gewählt worden. Mehr zur Wahl und zur Sitzung<br />

des <strong>VSAO</strong>-Zentralvorstands findet sich im Politikteil.<br />

Ebenso ein Rückblick auf die gesundheitspolitisch bewegten<br />

letzten zwölf Monate.<br />

Im Fokus rücken wir die Peripherie ins Zentrum. Wobei sich<br />

diese bei näherer Betrachtung oft als gar nicht «randständig»<br />

erweist. Das Zwergspital Müstair beispielsweise ist für die Bewohner<br />

des Münstertals lebenswichtig. Von den Erkenntnissen<br />

der Weltraummedizin können über kurz oder lang nicht nur<br />

Astronauten profitieren. Das Hospice Le Pré-aux-Boeufs ist von<br />

seinen Gründern bewusst fernab der Zentren erstellt worden,<br />

sollte es doch als Heim für «bösartige Leute» dienen. Heute bietet<br />

es Menschen ein Zuhause, die in andern Institutionen nicht<br />

unterkommen. Wenn in Europa von Flüchtlingen die Rede ist,<br />

denkt man zunächst an jene Menschen, die aus Afrika oder<br />

dem Nahen Osten hierher zu gelangen versuchen. Vergessen<br />

gehen Vertriebene, die im eigenen Land eine Zuflucht benötigen,<br />

am Beispiel der Ukraine stellen wir sie ins Zentrum.<br />

Schliesslich befasst sich der Fokus mit dem sogenannten Morbus<br />

Sudeck und der Frage, wie man Marketing in der Peripherie<br />

betreibt.<br />

Auf die zentrale Frage, wohin der Weg nach dem Medizinstudium<br />

gehen soll und wie man ihn ohne grosse Umwege absolvieren<br />

kann, bietet der Laufbahnkongress MEDIfuture Antworten<br />

und Anregungen. Näheres zur jüngsten Ausgabe dieses<br />

Anlasses, zur Weiterbildung generell und zu den Arbeitsbedingungen<br />

ist im gleichnamigen Teil nachzulesen.<br />

Wie üblich ist die letzte Ausgabe des Jahres auch dem Verband<br />

gewidmet, und so stellen sich im zweiten Teil des Heftes die<br />

Sektionen, der Geschäftsausschuss und die Organisationen des<br />

<strong>VSAO</strong> vor.<br />

Nun bleibt nur noch eins: Die Redaktion des <strong>VSAO</strong>-Journals<br />

dankt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle für<br />

Ihr Interesse und wünscht Ihnen und Ihren Familien herzlich<br />

frohe Festtage und ein glückliches neues Jahr!<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


POLITIK<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Geduld bringt keine Rosen mehr<br />

<strong>2017</strong> taten sich in der Schweizer Gesundheitspolitik tiefe Gräben auf. Die meisten waren nicht<br />

frisch, sondern in der Vergangenheit nur notdürftig zugeschüttet worden – um bei der erstbesten<br />

Gelegenheit wieder aufzubrechen. Dazu bot sich reichlich Gelegenheit, mit Fronten meist<br />

entlang der bekannten Linien. Eine Gemeinsamkeit gab es aber hüben wie drüben: Die Geduld<br />

ist aufgebraucht. Auch beim <strong>VSAO</strong>.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

«Keine Rückkehr ins Postkutschenzeitalter!»<br />

betitelte <strong>VSAO</strong>-Vizepräsident und<br />

Nationalrat Angelo Barrile im Juni seine<br />

Motion. Mit dem von rund 40 Parlamentsmitgliedern<br />

unterzeichneten Vorstoss<br />

forderte der Zürcher SP-Vertreter den Bundesrat<br />

auf, die Umsetzung und Verletzung<br />

des Arbeitsgesetzes im Gesundheitswesen<br />

zu untersuchen. «Gestützt auf den Bericht<br />

braucht es dann Massnahmen für eine<br />

effektive Kontrolle und Einhaltung der<br />

arbeitsrechtlichen Bestimmungen», so<br />

Barrile. Und: «Bis die Untersuchungsergebnisse<br />

und Massnahmen vorliegen,<br />

sollte das Arbeitsgesetz nicht weiter geändert<br />

werden. Denn derzeit laufen im Bundeshaus<br />

Bestrebungen, das Rad der Zeit<br />

ins 19. Jahrhundert zurückzudrehen.»<br />

Arbeiten am<br />

Arbeitsgesetz<br />

Gemeint sind damit die parlamentarischen<br />

Initiativen der Ständeräte Konrad<br />

Graber (CVP/LU) und Karin Keller-Sutter<br />

(FDP/SG). Sie verlangen in bestimmten<br />

Bereichen Aufweichungen bei den Ruheund<br />

Höchstarbeitszeiten sowie bei der<br />

Arbeitszeiterfassung. Der <strong>VSAO</strong> hat sich<br />

von Beginn an gegen die geplante Demontage<br />

des Gesetzes gewehrt, zusammen mit<br />

einer breiten Koalition von Partnern. Seit<br />

Ende August laufen nun aber auf Kommissionsebene<br />

die Arbeiten für konkrete<br />

Entwürfe. Angelo Barriles Motion harrt<br />

derweil ihrer Behandlung im Nationalrat.<br />

Wohlgemerkt: Es geht dem <strong>VSAO</strong> nicht darum,<br />

sich der Überprüfung rechtlicher<br />

Bestimmungen an der Lebensrealität zu<br />

verschliessen. Ganz im Gegenteil: «Ein<br />

geschärfter Blick führt nämlich vor Augen,<br />

dass das Arbeitsgesetz bereits heute viele<br />

flexible Arbeitsformen zulässt – und das<br />

Problem vielmehr bei der Einhaltung der<br />

aktuellen Schutzbestimmungen liegt»,<br />

erklärt Anja Zyska, die neue <strong>VSAO</strong>-Präsidentin.<br />

Eindrücklich gezeigt habe dies im<br />

Frühling die repräsentative Verbandsstudie<br />

zu den Arbeitsbedingungen der Mitglieder.<br />

Über die Hälfte der Assistenzärztinnen und<br />

-ärzte und Oberärztinnen und -ärzte in<br />

Ob hinter verschlossenen Türen oder vor laufenden Kameras:<br />

Das Gesundheitswesen wird 2018 vor dem Hintergrund des ungebremsten<br />

Kostenwachstums mehr denn je ein Zankapfel sein.<br />

Bild: Parlamentsdienste 3003 Bern<br />

den Spitälern arbeitet nach wie vor mehr<br />

als gesetzlich erlaubt – oft sogar viel mehr.<br />

Häufig werden die zusätzlich geleisteten<br />

Stunden nicht erfasst. Mit Folgen, sagt Zyska:<br />

«38 Prozent haben berichtet, an die<br />

Grenze der persönlichen Belastbarkeit zu<br />

stossen. Inzwischen erlebt sogar schon jede<br />

bzw. jeder Zweite Gefahrensituationen für<br />

Patientinnen und Patienten durch Übermüdung.»<br />

Mehr Patient, weniger PC<br />

Zu den wichtigsten Ursachen des Problems<br />

gehört die Überlastung durch administrative<br />

Aufgaben. Deshalb hat der <strong>VSAO</strong><br />

im August die Kampagne «Medizin statt<br />

Bürokratie!» lanciert. Adressatinnen sind<br />

in einem ersten Schritt die Leitungen und<br />

Personalabteilungen der Spitäler. Eine<br />

Broschüre schildert Lösungsansätze, welche<br />

den Anteil der Bürotätigkeiten am<br />

ärztlichen Dienst reduzieren. In einem<br />

Leiterspiel werden zudem mit leichtem<br />

Augenzwinkern die bürokratischen Hürden<br />

für junge Ärztinnen und Ärzte auf<br />

dem Weg ans Krankenbett illustriert.<br />

2018 ist die Auswertung der ersten Kampagnenwelle<br />

geplant, verbunden mit dem<br />

Tüfteln an der Fortsetzung. Gerade im<br />

aufgeheizten Klima unter der Bundeshauskuppel<br />

hält sich die Spiellaune jedoch<br />

in immer engeren Grenzen. Ernst<br />

und Verbissenheit prägen die Debatten<br />

und die Flut an Vorstössen und Vorschlägen<br />

im Gesundheitsbereich. So wie die<br />

Geduld des <strong>VSAO</strong> bei den Arbeitsbedingungen<br />

zur Neige geht, reisst der Faden im<br />

Parlament bei anderen Aspekten – in<br />

seltener Einigkeit. Etwa bei dem vom <strong>VSAO</strong><br />

bekämpften Tarifeingriff des Bundesrats<br />

mit Sparhammer – der Konsequenz aus<br />

dem Scheitern von Ärzteschaft, Spitälern<br />

und Krankenkassen, sich auf eine neue<br />

Tarifstruktur zu einigen.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


POLITIK<br />

Drohendes Kostenkorsett<br />

Für zusätzlichen Druck sorgt der ungebremste<br />

Anstieg der Gesundheitskosten.<br />

Ende Oktober publizierte eine Expertengruppe<br />

unter der Leitung der früheren<br />

Zürcher Stände- und Regierungsrätin<br />

Sichere Medikation an Schnittstellen<br />

Die Stiftung Patientensicherheit Schweiz hat kürzlich die Erklärung «Sichere Medikation an Schnittstellen»<br />

lanciert. Ziel ist es, die Medikationssicherheit bei Spitalpatientinnen und -patienten zu erhöhen<br />

– einerseits zu deren Schutz, anderseits um Kosten durch Fehler zu vermeiden. Geschehen soll dies<br />

über einen systematischen Abgleich der Medikation.<br />

Patientensicherheit Schweiz stellt in ihrer Erklärung konkrete Forderungen, um ihrem Anliegen Nachdruck<br />

zu verleihen. Nebst den Spitälern wurden gesundheitspolitische Organisationen um Unterstützung<br />

angefragt. Auch der <strong>VSAO</strong> hat das Dokument unterschrieben. «Für uns ist die sichere Medikation<br />

an Schnittstellen ein weiterer wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zu noch mehr Qualität in der Gesundheitsversorgung»,<br />

erklärt Simone Burkhard Schneider, Stabsjuristin und stellvertretende Geschäftsführerin.<br />

Der Verband hatte in einer Stellungnahme zum Entwurf der Erklärung darauf hingewiesen, dass die<br />

Rolle der Grundversorger noch stärker betont werden müsse. Ein zweites wichtiges Anliegen war ihm<br />

die Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten. Überdies lag ihm der Hinweis auf das elektronische<br />

Patientendossier am Herzen, welches die Problematik des systematischen Medikationsabgleichs<br />

flächendeckend lösen soll. Alle drei Punkte fanden in der definitiven Textfassung Berücksichtigung.<br />

Mehr zum Thema unter www.patientensicherheit.ch.<br />

Verena Diener (GLP) einen Bericht mit 38<br />

Gegenmassnahmen. Am brisantesten:<br />

verbindliche Zielvorgaben für das Kostenwachstum.<br />

Ist der Plafond erreicht, greifen<br />

Sanktionen. Denkbar wären dann etwa<br />

degressive Entschädigungen: Überschreitet<br />

ein Arzt die Vorgabe, fliesst für zusätzliche<br />

Behandlungen immer weniger Geld.<br />

Dieners 14-köpfiges Team empfiehlt auch<br />

einen «Experimentierartikel», um innovative<br />

Projekte zur Kostendämpfung zu<br />

fördern. Andere Ideen sind, die Verlagerung<br />

hin zu ambulanten Behandlungen<br />

zu beschleunigen, die Rechnungskontrolle<br />

bezüglich unnötiger Behandlungen zu<br />

verstärken und Zweitmeinungen zu fördern.<br />

Der Bericht war noch druckfrisch, als sich<br />

– ebenfalls in ungewohnter Minne vereint<br />

– die Dachverbände von Ärzteschaft, Spitälern,<br />

Krankenkassen, Pharmaindustrie<br />

und Patienten dagegen in Position brachten.<br />

Im Visier stand dabei das drohende<br />

Globalbudget, Stichworte Rationierung,<br />

Zweiklassenmedizin sowie Qualitätsverlust.<br />

Gemäss Diener liessen sich indes 20<br />

Prozent der Gesamtkosten schmerzlos<br />

streichen, beispielsweise bei zu teuren Medikamenten<br />

oder nicht begründbaren<br />

Behandlungen.<br />

Referendum in der Luft<br />

Für Zündstoff ist 2018 aber nicht nur gesorgt,<br />

wenn der Bundesrat auf der Basis<br />

der Vorschläge Entscheide trifft. Die Angriffe<br />

der bürgerlichen Parlamentsmehrheit<br />

auf die freie Arztwahl, ihre Versuche,<br />

noch mehr Kosten auf die Bevölkerung<br />

abzuschieben, der angekündigte neue<br />

Tarifvorschlag (TARCO) der FMH sowie<br />

die Kantonslisten mit zwingend ambulant<br />

durchzuführenden Eingriffen sind weitere<br />

Schauplätze politischer Grabenkämpfe.<br />

«Wir als <strong>VSAO</strong> richten unser Augenmerk<br />

überdies auf das weitere Schicksal der in<br />

der Vernehmlassung zerzausten Vorlage<br />

zur künftigen Regelung der Zulassungssteuerung»,<br />

erläutert Anja Zyska Cherix<br />

(zur Haltung des Verbands siehe «Journal»<br />

5/<strong>2017</strong>). Je nach Ausgang der Beratungen<br />

in National- und Ständerat sei ein<br />

Referendum denkbar – «mit <strong>VSAO</strong>-Beteiligung».<br />

■<br />

8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


POLITIK<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Plädoyer für unsere Weiterbildner<br />

Jedes Jahr im Herbst sind unsere Medien<br />

mit dem gleichen Gesundheitsthema beschäftigt,<br />

aber dieses Jahr mit noch schärferen<br />

Tönen: «Die Prämien steigen weiter,<br />

und die Gesundheitskosten sind viel zu<br />

hoch. Das kann so nicht weitergehen.» Die<br />

Krankenkassen behaupten, sie seien in<br />

nur geringem Masse für diese Situation<br />

verantwortlich. Im Gegenteil, sie hülfen<br />

die Gesundheitskosten im Griff zu behalten:<br />

Sie unterzögen die Arztrechnungen<br />

einer genauen Kontrolle und würden die<br />

Kostenübernahme von Behandlungen<br />

ablehnen, die sie als nicht gerechtfertigt<br />

erachten, oder wenn das Spital nicht auf<br />

der Liste stehe (die vom Versicherer gemäss<br />

selbst definierten Kriterien erstellt<br />

wird).<br />

Die wahren Schuldigen scheinen schnell<br />

gefunden: Die Spitäler, die vor jeder Operation<br />

unnötige Untersuchungen vornehmen<br />

oder einfach aus Automatismus redundante<br />

Behandlungen durchführen,<br />

ohne über deren Notwendigkeit nachzudenken.<br />

Es sind die Kliniken, die ihre<br />

Radiologiegeräte besser auslasten wollen.<br />

Es sind die niedergelassenen Ärzte, die<br />

nicht zwingend notwendige Untersuchungen<br />

vornehmen, weil es einfacher ist und<br />

schneller geht, eine Blutprobe zu machen<br />

oder eine MRI-Verordnung auszufüllen,<br />

als dem Patient zu erklären, weshalb diese<br />

nicht unbedingt nötig ist. Und es sind<br />

die Patienten, die die Notfallstationen für<br />

Notfälle aufsuchen, die gar keine sind,<br />

oder die lieber zum teureren Spezialisten<br />

anstatt zum Hausarzt gehen.<br />

Die Politiker glauben, das Problem erkannt<br />

zu haben: Es sei die Abrechnung<br />

nach Handlungsleistungen, die falsche<br />

Anreize setze. Einfacher zu limitierende<br />

Zeitleistungen (siehe 20-Minuten-Limit<br />

des neuen Tarifeingriffs von Berset) werden<br />

bevorzugt. Damit nicht genug, bringen<br />

sie auch noch die Idee der Pauschalentschädigung<br />

im ambulanten Bereich<br />

auf den Tisch, obschon diese im Spitalbereich<br />

nach der Einführung der Fallpauschalen<br />

(DRG) keine Kostensenkung gebracht<br />

hat. Eine Kostenreduktion konnte<br />

übrigens auch nicht in Ländern konstatiert<br />

werden, die im ambulanten Bereich<br />

mit Pauschalen arbeiten. Und da die Ärzte<br />

nicht in der Lage waren, sich mit ihren<br />

Tarifpartnern auf einen neuen Tarif zu<br />

einigen, sah sich die Politik nun gezwungen,<br />

selbst eine Korrektur mittels Tarifsenkung<br />

vorzunehmen. Schliesslich kommt<br />

die Politik auch noch mit der Idee (oder<br />

Drohung?) eines Globalbudgets pro Arzt,<br />

um keinen Zweifel daran zu lassen, dass<br />

es notwendig sei, die Ausgaben im Gesundheitswesen<br />

zu deckeln.<br />

In all diesen Diskussionen habe ich den<br />

Eindruck, dass man vergisst, dass der Arbeitsalltag<br />

der Ärzte während dieser Zeit<br />

weitergeht. Trotz der Unsicherheiten bezüglich<br />

der Auswirkungen des zweiten<br />

Tarifeingriffs auf deren Arbeit ab Januar<br />

2018 setzen sich die Ärzte weiterhin für<br />

ihren Beruf ein und betreuen die Patienten<br />

gewissenhaft Tag für Tag.<br />

Dass die junge Generation weiterhin diesen<br />

Beruf wählt und während sechs Studienjahren<br />

und ungefähr nochmals so<br />

vielen Jahren Weiterbildung am Ball<br />

bleibt, trotz politisch trüber und wenig<br />

erfreulicher Aussichten, liegt sicher nicht<br />

an den politischen Anreizen. Es ist vielmehr<br />

den motivierten Ärzten zu verdanken,<br />

die mit gutem Beispiel vorangehen<br />

und den jungen Ärzten in Weiterbildung<br />

den Reichtum und die Vielfalt des Berufs<br />

zeigen. Ich möchte also unseren Mentoren<br />

danken, sie ermutigen und sie daran erinnern,<br />

dass es natürlich wichtig ist, sich<br />

für gute politische Rahmenbedingungen<br />

und Tarife einzusetzen, aber dass es noch<br />

wichtiger ist, dass sie uns ihr Wissen vermitteln,<br />

damit wir auch in Zukunft gute<br />

Ärzte haben. Der Stellenwert der Weiterbildung<br />

darf nicht vergessen werden! ■<br />

Anja Zyska, Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

9


POLITIK<br />

Erstmals Frau an Spitze des <strong>VSAO</strong><br />

Der <strong>VSAO</strong>-Zentralvorstand hat Anja Zyska zur Präsidentin des <strong>VSAO</strong> gewählt. Sie tritt die<br />

Nachfolge von Daniel Schröpfer an, der nach fünfeinhalb Jahren aus beruflichen Gründen<br />

zurücktritt. Die diesjährige Herbstsitzung stand darüber hinaus vor allem im Zeichen der<br />

Planung künftiger Aktivitäten. So wurde unter anderem die neue Strategie verabschiedet.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Martin Guggisberg.<br />

Mit Adjektiven wie «historisch» sollte man<br />

bekanntlich äusserst sparsam umgehen.<br />

Aber die Sitzung des Zentralvorstands (ZV)<br />

vom 25. November <strong>2017</strong> darf man guten<br />

Gewissens als Markstein in der Verbandsgeschichte<br />

bezeichnen. Mit Anja Zyska<br />

präsidiert erstmals eine Frau die mehr als<br />

siebzigjährige Vereinigung. Anja Zyska<br />

war seit eineinhalb Jahren Vizepräsidentin<br />

und hat eine lange <strong>VSAO</strong>-Laufbahn hinter<br />

sich. Diese begann im Vorstand der Sektion<br />

Waadt, der sie auch einige Zeit als Präsidentin<br />

vorstand. Danach wurde sie in<br />

den Geschäftsausschuss gewählt und<br />

wurde somit auf nationaler Ebene aktiv.<br />

Die gebürtige Süddeutsche ist perfekt<br />

zweisprachig, hat zwei Facharzttitel (Allgemeine<br />

Innere Medizin und Arbeitsmedizin)<br />

und ist vierfache Mutter. Sie wurde<br />

mit grosser Akklamation gewählt und<br />

versprach, sich «mit Herzblut» für den<br />

Verband einzusetzen. Mit nicht weniger<br />

grossem Applaus verabschiedete der ZV<br />

Daniel Schröpfer, dessen «Rieseneinsatz<br />

über Jahre hinweg» von seiner Nachfolgerin<br />

gewürdigt wurde (s. S. 12).<br />

Ebenso einstimmig wurden zwei neue<br />

Mitglieder in den Geschäftsausschuss gewählt.<br />

Mit Patrizia Kündig, Präsidentin<br />

der Sektion Graubünden, und Sergio Sesia,<br />

Co-Präsident der Sektion Basel, konnten<br />

zwei mit der lokalen Verbandsarbeit<br />

bestens vertraute Mitglieder für das nationale<br />

Exekutivgremium gewonnen werden<br />

(s. Kasten).<br />

Schliesslich bestimmte der ZV noch neue<br />

ordentliche und Ersatzdelegierte für die<br />

Ärztekammer.<br />

Die Rose blüht weiter<br />

Neben den statutarischen Geschäften<br />

hiess der ZV die Strategie <strong>2017</strong>–2020 gut,<br />

welche die Grundlinien der Arbeit des<br />

<strong>VSAO</strong> in den kommenden Jahren vorzeichnet.<br />

Sie wurde in einem umfangreichen<br />

Prozess von einer Arbeitsgruppe<br />

zusammen mit den Sektionen, dem Geschäftsausschuss<br />

und dem Zentralsekretariat<br />

erarbeitet und schliesst in vielen<br />

Zielen an die vorhergehende an. Neu hinzu<br />

kommt der Punkt «Digitale Entwicklung»,<br />

bei der der <strong>VSAO</strong> eine gestaltende<br />

Rolle spielen will. Wie bisher werden die<br />

den jeweiligen Zielen zugeordneten Massnahmen<br />

terminiert und deren Erfüllung<br />

kontrolliert. Die Strategie kann auf der<br />

Website des Verbandes eingesehen werden<br />

(www2.vsao.ch/content/default.asp?txtPa<br />

rentID=48&txtCatID=607).<br />

Die «<strong>VSAO</strong>-Spitalrose» ist eine Auszeichnung,<br />

die einmal pro Jahr an ein Spital<br />

verliehen wird, das sich in besonderem<br />

Mass um die Arbeitsbedingungen und/<br />

oder die Weiterbildung verdient gemacht<br />

hat. Ursprünglich hatte der ZV 2013 vier<br />

Rosen beschlossen, wohl auch als Testphase.<br />

Die Erfahrung macht deutlich,<br />

dass diese Auszeichnung ein sehr gutes<br />

Echo auslöst und sich positiv auf die Beziehung<br />

zwischen Sektion und Spital auswirkt.<br />

Unbestritten stimmte deshalb der<br />

ZV einer Verlängerung bis 2020 zu.<br />

Symbolische Stabsübergabe: <strong>VSAO</strong>-Präsident Daniel Schröpfer überreicht seiner<br />

Nachfolgerin Anja Zyska ein Antrittsgeschenk.<br />

GAV und Dienstplan<br />

Die Sektionsberichte zeigten wiederum,<br />

dass bei allen Unterschieden gewisse Fragen<br />

beinahe überall zentral sind. In vielen<br />

Kantonen laufen Verhandlungen zu Gesamtarbeitsverträgen<br />

oder andern Vertragswerken.<br />

Spitalfusionen, Sparmassnahmen<br />

oder Personalwechsel auf der<br />

Führungseben drohen Erreichtes zu negieren<br />

oder Bestehendes zu verschlechtern.<br />

Wenn Spitäler mit Assistenzärztinnen<br />

und -ärzten nur noch Halbjahresverträge<br />

abschliessen, um Stellen einfacher<br />

streichen zu können, lässt das für die<br />

Zukunft nichts Gutes erahnen.<br />

Eine der beliebtesten Dienstleistungen des<br />

<strong>VSAO</strong> boomt weiter: die Dienstplanberatung.<br />

Philipp Rahm, Präsident der Sektion<br />

Aargau und «Vater» der Dienstplanbe-<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


POLITIK<br />

ratung, ist in vielen Kantonen aktiv, und<br />

alle die von ihm bereits beratenen Kliniken,<br />

Spitäler und Sektionen äussern sich<br />

sehr positiv zu seiner Arbeit. An die Sektionen<br />

erging einmal mehr ein Aufruf,<br />

Interessierte zu motivieren, sich dem –<br />

angesichts der Nachfrage – eher schwach<br />

dotierten Beraterteam anzuschliessen.<br />

Druck auf Weiterbildung<br />

Gespart wird nicht nur bei den Spitälern,<br />

auch die Kantone versuchen, allerorten<br />

die Kosten zu senken. Betroffen ist unter<br />

anderem die ärztliche Weiterbildung.<br />

Zwar verabschiedete 2014 die Gesundheitsdirektorenkonferenz<br />

die Weiterbildungsfinanzierungsvereinbarung.<br />

Seither<br />

liegt das Papier indes auf Eis, da bislang<br />

erst 13 statt der zum Inkrafttreten der<br />

Vereinbarung benötigten 18 Kantone unterschrieben<br />

haben. Im Visier des <strong>VSAO</strong><br />

sind nun jene Kantone, die nicht kategorisch<br />

Nein zur Vereinbarung gesagt haben.<br />

Gefordert sind die betroffenen Sektionsvertreter,<br />

die ihre Kontakte zu den<br />

Entscheidungsträgern nutzen sollten, um<br />

so weit möglich den Entscheidungsprozess<br />

im Sinne einer gesicherten Weiterbildungsfinanzierung<br />

zu beeinflussen.<br />

Kommunizieren,<br />

aber wie?<br />

Marcel Marti, stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

und Leiter Politik und Kommunikation,<br />

ist dabei, ein Kommunikationskonzept für<br />

den Verband auszuarbeiten. Bestandteil<br />

hierfür bildet die von ihm bei den Sektionen<br />

durchgeführte Befragung, deren Resultate<br />

er anlässlich des ZV präsentierte.<br />

Die meisten Kommunikationsmittel werden<br />

als eher gut beurteilt, überdurchschnittlich<br />

positiv bewertet werden die<br />

Broschüren, negativ hingegen die Website.<br />

Die Überarbeitung der Inhalte der Website<br />

läuft bereits und sollte bis Ende Jahr<br />

abgeschlossen sein. Das Erscheinungsbild<br />

bedarf einer grösseren Renovation und ist<br />

ebenso wie die Frage nach dem Einsatz<br />

sozialer Medien Teil des neuen Konzepts.<br />

Teilzeit fördern<br />

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

gehört zu den zentralen Anliegen des<br />

<strong>VSAO</strong>. Das Projekt zur Förderung von Teilzeit<br />

zielt in diese Richtung. In einem ersten<br />

Schritt werden ausgewählte Spitäler<br />

und Kliniken in allen Landesteilen in einem<br />

kurzen Fragebogen zu den Möglichkeiten<br />

von Teilzeitarbeit und der Einstellung<br />

hierzu befragt.<br />

Neu im<br />

Geschäftsausschuss<br />

Patrizia Kündig<br />

Präsidentin der Sektion Graubünden<br />

Assistenzärztin Anästhesie am Kantonsspital<br />

Graubünden<br />

Neu im<br />

Geschäftsausschuss<br />

Sergio Sesia<br />

Co-Präsident der Sektion Basel<br />

Stv. Oberarzt Universitätsklinik für<br />

Thoraxchirurgie, Inselspital Bern<br />

Gefragte Dienstleistungen<br />

Zwar verursachten die Aktivitäten der Finanzaufsichtsbehörde<br />

Finma im Bereich<br />

Versicherungen noch immer Probleme für<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC, sagte Marc<br />

Schällebaum, Geschäftsführer der <strong>VSAO</strong>-<br />

Dienstleistungsorganisation an der Delegiertenversammlung.<br />

Aber man versuche,<br />

das Beste für die Mitglieder zu erreichen.<br />

Und das offenbar mit Erfolg. Die Nachfrage<br />

nach den Dienstleistungen von MEDISER-<br />

VICE wächst stetig, so dass die Organisation<br />

auf Beginn 2018 eine zusätzliche 40-Prozent-Stelle<br />

schaffen wird. Im Februar 2018<br />

wird zudem die jüngste Dienstleistung von<br />

MEDISERVICE verfügbar sein: das Praxis-<br />

Paket. Es soll all jenen Hilfestellung bieten,<br />

die sich mit dem Gedanken tragen, in die<br />

Praxis zu gehen. <br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


POLITIK<br />

Grösse, Weitsicht, Blick aufs Ganze<br />

«Ich möchte die Jungen an uns binden»: Mit diesen Worten trat Daniel Schröpfer 2012 sein Amt als<br />

<strong>VSAO</strong>-Präsident an. Den Fokus legte er inhaltlich auf die Einhaltung des Arbeitsgesetzes und die<br />

Qualität der Weiterbildung. In seiner über fünfjährigen Amtszeit führte er den Verband tatkräftig<br />

und versiert, ohne dabei den Humor zu verlieren.<br />

Anja Zyska, Präsidentin <strong>VSAO</strong>; Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Daniel Schröpfer<br />

Seit 2012 war Daniel Schröpfer Präsident<br />

des <strong>VSAO</strong> und prägte nicht zuletzt durch<br />

seine Persönlichkeit die Wahrnehmung<br />

des Verbands gegen aussen und innen.<br />

Sein Wirken auf allen Ebenen wird auch<br />

künftig spürbar sein, stellte er doch mit<br />

seinem unermüdlichen Engagement entscheidende<br />

Weichen in wichtigen Dossiers,<br />

intensivierte die Verbandsarbeit und stärkte<br />

das Verbandsnetzwerk.<br />

Für mich hat Daniel eine grosse Bedeutung,<br />

denn er hat meine Nachfolge als<br />

Präsident des <strong>VSAO</strong> CH angetreten. Die<br />

Art und Weise, wie er dies getan hat,<br />

und wie er auch mich als ehemaligen<br />

Präsidenten einerseits wie auch als<br />

neues Zentralvorstandsmitglied der<br />

FMH andererseits weiter in die Arbeit<br />

im <strong>VSAO</strong>-Geschäftsausschuss eingebunden<br />

hat, zeugt von Grösse, Weitsicht<br />

und dem steten Interesse am Ganzen.<br />

Indem Daniel auch über die Interessen<br />

des <strong>VSAO</strong> hinausgesehen und gedacht<br />

hat, hat er die Interessen unserer Mitglieder<br />

sehr gut vertreten und dem<br />

<strong>VSAO</strong> zu seiner ihm gebührenden zentralen<br />

Rolle in der FMH verholfen. Von<br />

allen Seiten wurde und wird Daniel<br />

auch aufgrund seiner ehrlichen und<br />

direkten Art, welche jedoch nie verletzend<br />

wirkt, sehr geschätzt. Für sein<br />

standespolitisches Wirken gebührt ihm<br />

nicht nur der Dank des <strong>VSAO</strong>, sondern<br />

der ganzen Ärzteschaft!<br />

Christoph Bosshard, GA-Mitglied und<br />

FMH-Vizepräsident<br />

Zum <strong>VSAO</strong> kam Daniel, als 2005 im Spital<br />

Grenchen Strukturveränderungen zulasten<br />

der Assistenzärztinnen und -ärzte<br />

durchgeführt werden sollten. Des Weiteren<br />

war die Einführung der 50-Stunden-Woche<br />

zu realisieren. Als Dienstplaner scheiterte<br />

er damals verschiedentlich bei seinen<br />

Vorgesetzten mit dem Wunsch, einen<br />

arbeitsgesetzkonformen Dienstplan zu<br />

erstellen. Der <strong>VSAO</strong> unterstützte ihn dabei,<br />

was ihn zur Sektion Solothurn führte,<br />

deren Vorstand er heute noch angehört.<br />

2009 wählte ihn der Zentralvorstand in<br />

den <strong>VSAO</strong>-Geschäftsausschuss und 2012<br />

zum Präsidenten. Daniel ist zudem Mitglied<br />

der Delegiertenversammlung der<br />

FMH, Delegierter der Ärztekammer und<br />

im Vorstand von MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-<br />

ASMAC.<br />

Als Protokollführerin z.B. der GA-Sitzungen<br />

durfte ich Daniel hautnah erleben.<br />

Wenn sich die Diskussion zu einem<br />

strittigen Thema hinzog, hat er –<br />

ganz magistral – seinen Respekt Andersdenkenden<br />

gegenüber, seine<br />

norddeutsche Höflichkeit und seinen<br />

Humor nie verloren. Ich wünschte, ich<br />

könnte mir eine kleine Scheibe von diesen<br />

Eigenschaften abschneiden.<br />

Elena Federspiel, Gremiensekretärin<br />

Unter dem Slogan «spital. illegal. normal!»<br />

führte der <strong>VSAO</strong> von 2013 bis 2016<br />

eine nationale Kampagne durch, um auf<br />

die gesetzeswidrigen Arbeitsbedingungen<br />

der Ärztinnen und Ärzte im Spital hinzuweisen.<br />

Die Aktion mündete in einer Unterschriftensammlung<br />

und der Übergabe<br />

der Unterschriften ans Staatsekretariat für<br />

Wirtschaft (SECO). Bei der Umsetzung der<br />

Kampagne half Daniel tatkräftig mit:<br />

«Wir müssen auch zum Erhalt der<br />

Patien tensicherheit für die Einhaltung<br />

der 50-Stunden-Woche kämpfen», so<br />

seine Worte anlässlich der zweiten Medienkonferenz<br />

im März 2014, welche ein<br />

enormes Echo auslöste. Ebenfalls über<br />

Jahre hinweg ein politisch «intensiver<br />

Brocken» war die Zulassungssteuerung,<br />

welche Daniel sogar zu einem Treffen mit<br />

Bundesrat Alain Berset führte. Intensives<br />

Lobbying, viele Gespräche mit Partnern<br />

des <strong>VSAO</strong> und Treffen mit Politikerinnen<br />

und Politikern bildeten einen zentralen<br />

Bestandteil seiner Arbeit als Präsident.<br />

In seine Amtszeit fielen zudem die Erarbeitung<br />

der ersten <strong>VSAO</strong>-Strategie 2013–<br />

2016 sowie deren Weiterentwicklung für<br />

die Jahre <strong>2017</strong> bis 2020. Dass der <strong>VSAO</strong><br />

2015 sein 70-jähriges Bestehen feiern<br />

konnte und Daniel im Jubiläumsjahr einem<br />

Verband mit über 20 000 Mitgliedern<br />

im Alter zwischen 20 und 95 (!) Jahren<br />

vorstehen durfte, rundet sein Wirken ab.<br />

Es zeigt sinnbildlich, dass er die Jungen<br />

an den <strong>VSAO</strong> binden konnte, aber eben<br />

nicht nur. Daniel, wir danken Dir herzlich<br />

für Deinen grossen Einsatz und die tolle<br />

Zusammenarbeit in diesen fünf Jahren!<br />

Wir sind topmotiviert, Deine Arbeit würdig<br />

weiterzuführen.<br />

■<br />

12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Die eigene Passion kennen<br />

Wer Medizin studiert, muss etwas nicht befürchten: Arbeitslosigkeit. Am Laufbahnkongress<br />

MEDIfuture von <strong>VSAO</strong> und MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC wurde deutlich, wie begehrt junge<br />

Ärztinnen und Ärzte sind. Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Für alle, die vor lauter<br />

Wahl die Qual haben, bot der <strong>VSAO</strong> dieses Jahr erstmals eine persönliche Beratung an.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Micha Riechsteiner.<br />

Das Stade de Suisse in Bern gehört wohl zu<br />

den kompetitivsten Orten der Schweiz. Wer<br />

diesen Rasen betritt, dem geht es nicht<br />

einfach ums Mitmachen, sondern ums<br />

Gewinnen. Etwas von dieser Stimmung<br />

war auch am jüngsten MEDIfuture vom<br />

4. November spürbar. Wenn auch nicht auf<br />

dem Rasen, sondern in der Champions<br />

Lounge: Ob Vertreter von medizinischen<br />

Disziplinen, Spitälern oder Organisationen,<br />

ob Referenten oder Aussteller, sie alle<br />

versuchten die Teilnehmenden für sich<br />

und ihre Tätigkeit zu begeistern.<br />

Rahmen abstecken<br />

Bevor die Besucher, vor allem Medizinstudierende<br />

höheren Semesters und jüngere<br />

Assistenzärzte, in die Tiefen der einzelnen<br />

Fachgebiete und Arbeitsmöglichkeiten eintauchten,<br />

wurden sie mit den Rahmenbedingungen<br />

einer jeden Laufbahn vertraut<br />

gemacht. Der stv. Geschäftsführer / Leiter<br />

Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong> Marcel<br />

Marti ging in seinem Referat schwergewichtig<br />

auf die Arbeitsbedingungen ein.<br />

Sich für gute und gesetzeskonforme Arbeitsbedingungen<br />

einzusetzen, gehört laut<br />

Marti nebst der Weiterbildung und der<br />

Gesundheitspolitik zu den Hauptaufgaben<br />

des <strong>VSAO</strong>. Seit 2005 die Assistenz- und<br />

Oberärzte dem Arbeitsgesetz unterstellt<br />

worden sind, hat sich zwar vieles verbessert,<br />

aber noch immer wird zu oft zu lange<br />

gearbeitet. Der Verband hat deshalb in<br />

seiner neusten Kampagne «Medizin statt<br />

Bürokratie!» die überbordende administrative<br />

Tätigkeit der jungen Ärzteschaft ins<br />

Visier genommen. Was die Weiterbildung<br />

angeht, ist der Papierkrieg dank des e-<br />

Logbuchs zwar kleiner geworden. Aber<br />

eine vorausschauende Planung basierend<br />

auf umfassenden Informationen bleibt das<br />

A und O des Weiterbildungsgangs. Christoph<br />

Hänggeli, Geschäftsführer SIWF/<br />

FMH, erläuterte den Zuhörern «Topics,<br />

Tricks und Tools», um möglichst ohne<br />

ärgerliche Umwege zum Facharzttitel zu<br />

gelangen. Wer im Dschungel von 46 Facharzttiteln,<br />

38 Schwerpunkten, 33 Fähigkeitsausweisen<br />

und 1500 Weiterbildungsstätten<br />

die Orientierung zu verlieren droht,<br />

sollte unverzüglich mit dem SIWF Kontakt<br />

aufnehmen. Viele Informationen sind bereits<br />

auf der Website abrufbar, bei weitergehenden<br />

Unklarheiten empfiehlt sich<br />

eine individuelle Standortbestimmung<br />

seitens des SIWF. Auf diese Weise kann<br />

genau abgeklärt werden, welche Anforderungen<br />

bereits erfüllt und welche noch<br />

offen sind. Zwar müssen alle ihr Curriculum<br />

selbst planen und organisieren, aber<br />

das SIWF bietet tatkräftige Unterstützung<br />

auf dem Weg zum Facharzttitel.<br />

Breite oder Tiefe?<br />

Auf dem anschliessenden Podium trafen<br />

drei Spezialisten und ein Hausarzt aufeinander.<br />

Die Publikumsfrage, ob sie einem<br />

Konkurrenzverhältnis stünden, verneinten<br />

die vier Podiumsteilnehmer einhellig.<br />

Sie seien alle aufeinander angewiesen,<br />

meinten sie. Wichtigstes Ziel sei es, gute<br />

Medizin zu machen. Dass sie aber alle von<br />

ihrem Fach und ihrem Berufsweg überzeugt<br />

sind und den anwesenden Nachwuchs<br />

dafür zu begeistern suchten, ist<br />

ebenso klar. Der Neurologe Urs Fischer<br />

bekam vor zwanzig Jahren noch zu hören,<br />

dass man neurologische Krankheiten sowieso<br />

nicht behandeln könne. Seither hat<br />

sich die Situation massiv verbessert und<br />

wird sich künftig noch viel grundlegender<br />

ändern. «Neuroscience is the future», ist<br />

Fischer überzeugt. Wer sich für eine Mischung<br />

aus Detektivarbeit und Notfallmedizin<br />

interessiert, ist bei der Neurologie<br />

am richtigen Ort. Auch Walter Mingrone<br />

hat auf seinem Fachgebiet riesige Umwälzungen<br />

erlebt: «Vor zwanzig Jahren war<br />

nicht vorstellbar, was heute gut behandelbar<br />

ist», fasste der Onkologe die Entwicklung<br />

zusammen. Doch nicht nur das Innovative<br />

spricht für ihn für sein Fachgebiet,<br />

genauso wichtig ist ihm der enge,<br />

langjährige Patientenkontakt. «Wir sind<br />

häufig eine Art Hausarzt für die onkologischen<br />

Patienten», sagte Mingrone. Einfühlungsvermögen<br />

für Patienten und<br />

Angehörige und eine gewisse Technikaffinität<br />

sind in der Intensivmedizin gefragt.<br />

Wer wie Thierry Fumeaux täglich<br />

mit Schwerstkranken arbeitet, muss eine<br />

An dieser Stelle danken wir allen Sponsoren und Ausstellern,<br />

namentlich dem UniversitätsSpital Zürich (USZ) und<br />

Mundipharma, ganz herzlich für ihre Unterstützung.<br />

Ebenso danken wir den Referentinnen und Referenten.<br />

Ohne sie wäre MEDIfuture <strong>2017</strong> nicht zustande gekommen.<br />

Der nächste MEDIfuture-Kongress findet am 3. November<br />

2018 wiederum im Stade de Suisse in Bern statt.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

relativ hohe Mortalitätsrate und hohe Arbeitszeiten<br />

akzeptieren können. Für den<br />

Intensivmediziner bleibt es dennoch der<br />

schönste Beruf der Welt. Marius Bachofner<br />

von den Jungen Hausärztinnen und -ärzten<br />

Schweiz stellte kurz seine Organisation<br />

und die Vorteile der Hausarztmedizin vor.<br />

Das breite medizinische Spektrum und die<br />

praktisch lebenslängliche Begleitung der<br />

Patienten sind nur zwei wichtige Faktoren.<br />

Bachofner prägte auch das Motto des Tages:<br />

«Ob Spezialist oder Hausarzt, man<br />

muss seine Passion kennen und leben.»<br />

Gerade und krumme<br />

Wege<br />

Ihre Passion hat sie von früh auf gekannt;<br />

Lea Stoll wollte immer im Operationssaal<br />

arbeiten. Entsprechend gradlinig verlief<br />

ihr Weg zum Facharzttitel Chirurgie mit<br />

anschliessendem Schwerpunkt Viszeralchirurgie.<br />

Trotz ihrer Begeisterung für<br />

den Beruf wollte sie nicht auf eine Familie<br />

verzichten. Chirurgin und Mutter? Teilzeitarbeit<br />

in einem invasiven Fach? Vor<br />

zehn Jahren hielt man das vielerorts für<br />

unmöglich. Lea Stoll gelang es durch Ausdauer,<br />

Einsatz und ein gutes Umfeld das<br />

scheinbar Unmögliche möglich zu machen.<br />

Sie fand eine gleichwertige Jobsharingpartnerin<br />

und es gelang, den skeptischen<br />

Chefarzt zu überzeugen. Seit einem<br />

Jahrzehnt teilen sich die beiden Frauen<br />

erfolgreich eine Oberarztstelle in der Viszeralchirurgie.<br />

Ausschlaggebend für den<br />

Erfolg ist nebst «harter Arbeit und guten<br />

Leistungen» eine enorm genaue Planung<br />

mit Varianten für unvorhergesehene Notfälle.<br />

Fachlich sollten beide Jobsharingpartner<br />

dasselbe Niveau haben, damit<br />

qualitativ keine Unterschiede entstehen.<br />

Und das familiäre Umfeld muss den Weg<br />

unterstützend mitgehen. «Nicht nur Augen<br />

auf bei der Berufswahl, sondern auch<br />

bei der Partnerwahl», riet Stoll ihren angehenden<br />

Kolleginnen. Zudem empfahl<br />

sie, zuerst die Weiterbildung abzuschliessen<br />

und danach Kinder zu haben. Teilzeit<br />

zu arbeiten, speziell in einem invasiven<br />

Fach, sei auf Stufe Oberärztin um einiges<br />

einfacher als als Assistenzärztin.<br />

Der Mensch plant und Gott lacht, so könnte<br />

man Oliver Kummers Berufslaufbahn<br />

beschreiben. Seine Planung wurde immer<br />

wieder durchkreuzt. Nach der Matur entschied<br />

er sich auf Anraten des Berufsberaters<br />

und inspiriert durch einen Onkel<br />

für das Medizinstudium. Bereits im dritten<br />

Studienjahr spielte ihm das Schicksal<br />

einen Streich: Die mit grossem Aufwand<br />

gesammelten Proben, die die Grundlage<br />

der Dissertation bilden sollten, gingen<br />

wegen eines defekten Tiefkühlschranks<br />

kaputt. Statt in Viszeralchirurgie machte<br />

Kummer seine Dissertation in Ophthalmologie.<br />

Anschlussstellen wurden kurzfristig<br />

abgesagt, eine Nationalfondsstudie<br />

musste wegen eines Todesfalls abgebrochen<br />

werden. Nach 18 Jahren und drei<br />

Facharzttiteln ist Kummer heute Praxisinhaber<br />

einer gastroenterologischen Praxis.<br />

Auch er unterstrich die Wichtigkeit,<br />

die eigenen Stärken und Schwächen zu<br />

kennen. Man müsse wissen, wo die eigenen<br />

Interessen liegen. Eine gute Planung<br />

sei wichtig, aber einen Plan B und C zu<br />

haben ebenso. Und manchmal könne eine<br />

unerwartete Wendung auch viel Spannendes<br />

bringen.<br />

Willkommen an Bord<br />

Spezialist oder Hausärztin? Spital oder<br />

Praxis? Oder etwas ganz anderes? Zum<br />

Beispiel Head of Medical Services Swiss<br />

International Air Lines? Angela Ensslin ist<br />

Arbeitsmedizinerin mit einer Weiterbildung<br />

in Flugmedizin und Kopf der medizinischen<br />

Dienste der Swiss. Sie ist verantwortlich<br />

für das Wohlbefinden von mehr<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an bertschi@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />

Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

mit Toten zu tun. Zwar hätten Rechtsmediziner<br />

keine therapeutischen Aufgaben,<br />

aber sie begutachteten sehr wohl lebende<br />

Patienten, seien es Opfer von Unfällen,<br />

Gewalt oder Missbrauch. Dazu kommen<br />

Altersabklärungen, verkehrsmedizinische<br />

Gutachten und anderes mehr. Die Disziplin<br />

steht an der Schnittstelle zwischen<br />

Medizin und Justiz, und folglich ergeben<br />

sich Kontakte zu verschiedensten Amtsstellen<br />

sowie zu Angehörigen der Opfer. Zu<br />

der breiten Aufgabenpalette kommen<br />

noch Lehre und Forschung hinzu.<br />

als 9000 Angestellten. Zu ihrem täglichen<br />

Brot gehören Flugtauglichkeitsprüfungen<br />

von Piloten, Kabinenpersonal und Fluglotsen.<br />

Und sie entscheidet bei Einstellungen,<br />

ob angehende Flugbegleiterinnen<br />

den physischen und psychischen Anforderungen<br />

gewachsen sind. Wer einen bis zu<br />

50 Kilogramm schweren Trolley durch<br />

einen engen Gang manövrieren muss, mit<br />

Schichtarbeit, verschiedenen Klima- und<br />

Zeitzonen, bisweilen schwierigen Passagieren,<br />

Zeitdruck und ständig wechselnden<br />

Teams klarkommen muss, braucht<br />

Stehvermögen. Angela Ensslins Aufgabengebiet<br />

umfasst im Weiteren die Reisemedizin,<br />

den medizinischen Support für<br />

Passagiere sowie die Ausbildung der Crew<br />

in Erster Hilfe.<br />

Dominic Bertschi wollte bereits während<br />

des Studiums etwas über den Tellerrand<br />

hinausblicken. 2011 verbrachte er während<br />

des Wahlstudienjahrs ein dreimonatiges<br />

Praktikum in Lambarene, im Albert-<br />

Schweitzer-Hospital. Obgleich sich seit<br />

Schweitzers Zeiten vieles verändert und<br />

verbessert hat, ist die Arbeit in Lambarene<br />

noch immer von Unwägbarkeiten begleitet.<br />

Ein totaler Stromausfall während einer<br />

Operation infolge eines seit langem<br />

defekten Kabels ist nur ein Beispiel. Ungleich<br />

gewichtiger als die Widrigkeiten<br />

sind jedoch die Begegnungen mit andern<br />

Menschen und Kulturen und mit einem<br />

andern Gesundheitswesen, die medizinischen<br />

Erfahrungen und die wunderschöne<br />

Landschaft. Wichtig sind auch hier die<br />

persönliche Passion und eine frühzeitige<br />

Planung.<br />

Ein Hauch von CSI<br />

Ganz so wie im Film ist es zwar nicht, aber<br />

eine «gewisse kriminalistische Neugier»<br />

begleitet Eva Scheurer gleichwohl in ihrem<br />

Berufsalltag. Die Medizinerin und<br />

Physikerin ist Direktorin des Instituts für<br />

Rechtsmedizin der Universität Basel. Und<br />

sie widersprach gleich zu Beginn dem<br />

Vorurteil, man habe in ihrem Fach nur<br />

Beratung gefragt<br />

Den rund 420 Teilnehmenden (Besucher<br />

und Aussteller) stand ein äusserst reichhaltiges<br />

Angebot zur Verfügung, um sich<br />

laufbahnmässig inspirieren zu lassen.<br />

Nebst den Referaten schätzten die Studierenden<br />

und jungen Ärzte vor allem den<br />

direkten Zugang zu Fachgesellschaften<br />

und potentiellen Arbeitgebern. Zum heimlichen<br />

Renner aber entwickelte sich das<br />

persönliche Coaching, welches der <strong>VSAO</strong><br />

erstmals anbot. Erfahrene Ärztinnen und<br />

Ärzte berieten ihre künftigen Kollegen in<br />

Fragen der Weiterbildung und Laufbahnplanung.<br />

Das Spektrum der Ratsuchenden<br />

reichte vom vierten Studienjahr bis<br />

zum vierten Assistenzjahr. In manchen<br />

Fällen mussten die Coaches auch ein wenig<br />

beruhigen: Obgleich eine frühzeitige<br />

Planung wichtig ist, können Weichen zu<br />

einem späteren Zeitpunkt nochmals umgestellt<br />

werden. Und all jenen, die ihre<br />

Passion noch nicht gefunden haben, bietet<br />

sich am 3. November 2018 eine neue Gelegenheit.<br />

Dann nämlich findet der<br />

nächste MEDIfuture-Kongress statt. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Weiterbildung als Sparopfer<br />

Bundesrat Alain Bersets zweiter Tarifeingriff zielt auf die Spitäler. Sie werden über weniger Geld<br />

verfügen. Die Folgen sind absehbar: Einsparungen treffen vorab das Personal und die ärztliche<br />

Weiterbildung. Ärztinnen und Ärzte werden doppelt tangiert, die Arbeitszeit droht weiter zu wachsen,<br />

die Weiterbildung zu schrumpfen. Und darunter leiden letztlich die Qualität und die Patienten.<br />

Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Wenn man heute die «Player» im Gesundheitswesen<br />

nach der Behandlungsqualität<br />

fragt, werden alle unisono antworten,<br />

dass diese wichtig sei und bewahrt<br />

oder gar gesteigert werden müsse. So weit,<br />

so gut. Wenn es dann aber darum geht,<br />

die dafür notwendigen Rahmenbedingungen<br />

zur Verfügung zu stellen, ist es<br />

plötzlich vorbei mit der schönen Einigkeit.<br />

Ein zentrales Element für die hohe Behandlungsqualität<br />

in der Schweiz ist die<br />

Qualität unserer ärztlichen Weiterbildung.<br />

Nur mit einer guten Weiterbildung<br />

können wir den notwendigen Nachwuchs<br />

bei den Ärztinnen und Ärzten sicherstellen<br />

und so die Behandlungsqualität sichern.<br />

Diese Weiterbildung gibt es aber<br />

nicht umsonst. Und hier läuft aktuell<br />

einiges schief.<br />

Der finanzielle Druck auf die Spitäler<br />

nimmt stetig zu. Neuster Coup ist der zweite<br />

Tarifeingriff von Bundesrat Alain Berset.<br />

Durch diese Massnahme wird ab Beginn<br />

2018 auch den Spitälern deutlich<br />

weniger Geld zur Verfügung stehen. Man<br />

muss wahrlich kein Hellseher sein, um zu<br />

wissen, dass sich eine solche Sparmassnahme<br />

direkt und als Erstes auf das Personal<br />

auswirken wird. Für die Weiterbildung<br />

gibt es keine Tarifposition. Weiterbildungstätigkeit<br />

kann für sich allein<br />

nicht verrechnet werden und sie bringt<br />

damit direkt kein Geld für eine Klinik oder<br />

ein Spital ein. Das Risiko, dass die Weiterbildner<br />

weniger Zeit für die Weiterbildung<br />

aufbringen (können), steigt erheblich. Wir<br />

haben bereits erste Berichte aus unseren<br />

Sektionen erhalten, wonach Spitäler einen<br />

Abbau u.a. von Assistenzarztstellen gestartet<br />

haben, um mit Verweis auf den tieferen<br />

Tarif Kosten zu sparen. Es liegt auf der<br />

Hand, was weniger Personal bei gleichbleibendem<br />

Arbeitsanfall für die Arbeitsbedingungen<br />

der verbleibenden Mitarbeitenden<br />

bedeutet. Und es ist ebenso klar,<br />

dass mit einer solchen Entwicklung weniger<br />

Zeit und Ressourcen für die Weiterbildung<br />

übrig bleiben werden.<br />

In die gleiche Kerbe treffen die Bestrebungen<br />

im Parlament, vermehrt Behandlungen<br />

im Ausland von der Krankenversicherung<br />

bezahlen zu lassen, falls diese dort<br />

billiger sind als in der Schweiz. Was auf<br />

den ersten Blick als schlaue Sparmassnahme<br />

daherkommt, entpuppt sich bei<br />

genauerem Hinsehen als Bumerang, der<br />

nicht zuletzt auch auf die ärztliche Weiterbildung<br />

zurückfallen wird. Klar ist, der<br />

finanzielle Druck auf die Schweizer Spitäler<br />

steigt mit dem bereits erwähnten<br />

Effekt für Weiterbildung und Arbeitsbedingungen.<br />

Während lukrative Wahleingriffe<br />

ins Ausland verlegt werden, bleiben (finanziell)<br />

unattraktivere Nachbehandlungen<br />

und Notfälle in der Schweiz. Werden<br />

aber gewisse Behandlungen vermehrt im<br />

Ausland erbracht, fallen diese in der<br />

Schweiz ganz direkt für die Weiterbildung<br />

weg. Während die Assistenzärzte im Ausland<br />

von diesem Zuwachs an Behandlungen<br />

profitieren, fehlen diese «Weiterbildungsgelegenheiten»<br />

den Assistenzärzten<br />

in der Schweiz. Sie müssen dann entweder<br />

ihre Weiterbildung verlängern, um auf die<br />

gleiche Zahl an Behandlungen und Eingriffen<br />

zu kommen oder sie werden am<br />

Ende ihrer Weiterbildung weniger Erfahrung<br />

aufweisen. Die ärztliche Weiterbildung<br />

in der Schweiz wird dadurch geschwächt.<br />

Fragwürdige Steuerung<br />

Zusätzlich drücken Bund und Kantone auf<br />

eine einschränkende Steuerung der ärztlichen<br />

Weiterbildung. Es sollen nur noch<br />

jene Fachärztinnen und -ärzte weitergebildet<br />

werden, die es in Zukunft brauchen<br />

wird. Aktuell wird im Rahmen der Plattform<br />

«Zukunft ärztliche Bildung» ein<br />

Modell entwickelt, mit welchem der zukünftige<br />

Bedarf an Ärzten pro Fachrichtung<br />

vorausberechnet werden soll. Das<br />

Modell basiert auf einer höchst ungenauen<br />

Datenausgangslage und arbeitet (gezwungenermassen)<br />

mit zahlreichen unbekannten<br />

Parametern und Annahmen (wer<br />

kann schon die technische Entwicklung<br />

in der Medizin oder die Zuwanderung der<br />

nächsten zehn Jahre beziffern?). Als Ausgangspunkt<br />

dient zudem der ak tuell e<br />

Bestand an Ärzten, welcher paradoxerweise<br />

gleichzeitig aber als mangelhaft angesehen<br />

wird, weil es ja sonst gar keine Steuerung<br />

bräuchte. Es besteht die Gefahr, dass<br />

hier mit einem teuren Modell etwas berechnet<br />

wird, das gar nicht berechnet<br />

werden kann, und dass am Ende die daraus<br />

resultierenden unscharfen Prognosen<br />

trotz allem so benutzt werden, als würde<br />

es sich um präzise Ergebnisse handeln.<br />

Derartige Einschränkungen der ärztlichen<br />

Weiterbildung würden die Attraktivität des<br />

Arztberufs definitiv nicht erhöhen.<br />

Gerade dort, wo die Kantone in die Sicherung<br />

des ärztlichen Nachwuchses investieren<br />

könnten, tun sich einige von ihnen<br />

damit schwer. Die «Interkantonale Vereinbarung<br />

über die Finanzierung der ärztlichen<br />

Weiterbildung» ist immer noch nicht<br />

von ausreichend vielen Kantonen ratifiziert<br />

worden und deshalb auch drei Jahre<br />

nach der Verabschiedung durch die Gesundheitsdirektorenkonferenz<br />

GDK noch<br />

nicht in Kraft. Mit dieser Vereinbarung<br />

würde die Finanzierung der ärztlichen<br />

Weiterbildung direkt an Qualitätskriterien<br />

geknüpft. Einmal mehr verhindern jedoch<br />

Sparüberlegungen in einigen Kantonen<br />

eine Umsetzung. Alle wollen Qualität,<br />

sie darf einfach bei einigen nichts<br />

kosten.<br />

Patient statt PC<br />

Immer wieder wird die Weiterbildung zudem<br />

von gewissen Chefärzten als Druckmittel<br />

gegen die Umsetzung der 50-Stunden-Woche<br />

missbraucht. Es heisst dann<br />

jeweils, dass die Weiterbildung bei Einhaltung<br />

des Arbeitsgesetzes und insbesondere<br />

eben der 50-Stunden-Woche nicht mehr<br />

gewährleistet werden könne. Eine Studie<br />

am Universitätsspital Lausanne hat kürz-<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


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WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

lich dokumentiert, dass die Ärzte nur ca.<br />

einen Drittel ihrer Arbeitszeit am Patienten<br />

verbringen. Es sei hier die Bemerkung<br />

erlaubt, dass die restlichen zwei Drittel der<br />

Arbeitszeit bekanntermassen nicht in erster<br />

Linie als Weiterbildungszeit zur Verfügung<br />

stehen, sondern durch andere Arbeiten,<br />

oft administrative Tätigkeiten, belegt<br />

sind. Wenn wir – wie von gewissen Chefärzten<br />

und Klinikdirektoren gefordert –<br />

von einer 65-Stunden-Woche ausgehen,<br />

dann würden die Ärzte davon also rund<br />

22 Stunden am Patienten verbringen. Das<br />

entspräche dann offenbar der für eine<br />

gute Weiterbildung erforderlichen Zeit.<br />

Diese 22 Stunden haben aber genauso in<br />

einer 50-Stunden-Woche Platz, und es<br />

bleiben daneben immer noch 28 Stunden<br />

für weitere Tätigkeiten. Ich habe wenig<br />

Verständnis für die Forderung nach einer<br />

65-Stunden-Woche, und die Resultate unserer<br />

letzten Mitgliederumfrage haben<br />

unmissverständlich dargelegt, dass die<br />

jungen Ärztinnen und Ärzte definitiv keine<br />

solchen Arbeitszeiten wollen. Die obgenannte<br />

Studie über die Arbeitsinhalte bei<br />

den Assistenzärzten und die persönlichen<br />

Rückmeldungen von Assistenzärzten zeigen<br />

denn auch, dass nicht die 50-Stunden-Woche<br />

für fehlende Weiterbildung<br />

verantwortlich gemacht werden kann.<br />

Lange Arbeitstage und -wochen sind keine<br />

Garantie für gute Weiterbildung (nicht<br />

einmal für viel Weiterbildung). Selbst in<br />

einer 46-Stunden-Woche fallen heute für<br />

Assistenzärzte noch eine ganze Reihe von<br />

nichtmedizinischen, administrativen Arbeiten<br />

an, die sie gerne (und sinnvollerweise)<br />

gegen Weiterbildung eintauschen<br />

würden.<br />

Dabei könnten sich Spitäler und Kliniken<br />

heute mit einer guten Weiterbildung als<br />

attraktive Arbeitgeber empfehlen. Der<br />

<strong>VSAO</strong> bietet dazu mit dem MEDIfuture-<br />

Kongress oder der Spitalplattform «reviewed.ch»<br />

passende Foren an. Ich höre von<br />

jungen Ärzten immer wieder die Aussage<br />

«ich musste dort zwar viel arbeiten aber<br />

ich habe auch viel gelernt». Viele Assistenzärzte<br />

sind bereit, hart zu arbeiten,<br />

innerhalb des Rahmens des geltenden<br />

Arbeitsrechts. Sie wollen dabei jedoch<br />

auch möglichst viel lernen. Die blosse<br />

Forderung nach längeren Arbeitszeiten<br />

zieht heute nicht mehr. Es braucht innovative<br />

Ansätze, die die Bedürfnisse der<br />

Assistenzärzte ernst nehmen, und es<br />

braucht organisatorische Massnahmen,<br />

um Raum für Weiterbildung zu schaffen<br />

(z.B. weniger Bürokratie und mehr Zeit<br />

am Patienten).<br />

Die Politik darf sich nicht vor den Konsequenzen<br />

ihrer Sparmassnahmen verschliessen.<br />

Finanzieller Druck auf Spitäler<br />

wirkt sich immer auf das Personal aus,<br />

und die Weiterbildung ist etwas vom Ersten,<br />

das darunter leidet. Das wiederum<br />

zeigt direkt und rasch Folgen bei der Behandlungssicherheit<br />

und -qualität « und<br />

dafür will dann niemand die Verantwortung<br />

übernehmen. Es lohnt sich, in die<br />

ärztliche Weiterbildung zu investieren.<br />

Nur so kann die hochwertige Qualität in<br />

der Medizin auch in Zukunft erhalten<br />

bleiben.<br />

■<br />

ALLGEMEINE<br />

INNERE MEDIZIN<br />

06. – 09.06.2018 Zürich<br />

07. – 10.11.2018 Zürich<br />

13. – 16.06.2018 Lausanne<br />

28.11. – 01.12.2018 Lausanne<br />

31.01. – 03.02.2018 Basel<br />

31.01. – 03.02.2018 Genf<br />

je 32 h<br />

INNERE MEDIZIN<br />

19. – 23.06.2018 Zürich<br />

04. – 08.12.2018 Zürich<br />

29.05. – 02.06.2018 Lausanne<br />

13. – 17.11.2018 Lausanne<br />

je 40 h<br />

GYNÄKOLOGIE<br />

15. – 17.05.2018, Zürich 24 h<br />

13. – 14.11.2018, Lausanne 16 h<br />

PÄDIATRIE<br />

29. – 31.10.2018, Zürich 24 h<br />

07. – 09.11.2018, Lausanne 24 h<br />

KARDIOLOGIE<br />

09. – 10.11.2018, Zürich 14 h<br />

PNEUMOLOGIE<br />

13. – 14.11.2018, Zürich 14 h<br />

ANÄsThEsIOLOGIE<br />

UND INTENsIVMEDIZIN<br />

12. – 13.06.2018, Zürich 16 h<br />

ChIRURGIE<br />

17. – 18.01.2019, Zürich 14 h<br />

PFLEGE<br />

13. – 15.12.2018, Zürich 21 h<br />

DIABETEs<br />

15. – 17.11.2018, Zürich 23 h<br />

31.05. – 01.06.18, Lausanne 15 h<br />

PsYChIATRIE UND<br />

PsYChOThERAPIE<br />

14. – 16.06.2018, Zürich 21 h<br />

15. – 17.11.2018, Lausanne 21 h<br />

ONKOLOGIE /<br />

hÄMATOLOGIE<br />

16. – 17.11.2018, Zürich 14 h<br />

30.11. – 01.12.18, Lausanne 14 h<br />

PsYChOLOGIE<br />

05. – 08.12.2018, Zürich 32 h<br />

EKG<br />

14. – 15.06.2018, Zürich 14 h<br />

Aufbaukurs<br />

29. – 30.10.2018, Zürich 14 h<br />

Basiskurs<br />

Update Refresher<br />

Veranstaltungsorte<br />

Technopark Zürich | Novotel Zürich City West | Congress Center Basel<br />

(Kurssprache: Deutsch) || Centre de Congrès Beaulieu, Lausanne |<br />

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Information / Anmeldung<br />

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<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION BASEL<br />

Spitalfusion<br />

derzeit<br />

das Thema<br />

Ende September <strong>2017</strong> ist in den beiden<br />

Basler Halbkantonen die Vernehmlassungsfrist<br />

zu den zwei miteinander verknüpften<br />

Projekten «Gemeinsame Gesundheitsversorgung»<br />

und «Gemeinsame<br />

Spitalgruppe», wie das Vorhaben einer<br />

Spitalfusion offiziell genannt wird, abgelaufen.<br />

Wie viel politischen Support die<br />

beiden Regierungen und die Spitaldirektionen<br />

von den Parteien und anderen<br />

Organisationen den eingereichten Vernehmlassungen<br />

entnehmen konnten oder<br />

mit wie viel Ablehnung in den Parteien<br />

umgekehrt die Fusionsinitianten umgehen<br />

müssen, ist derzeit noch nicht verlässlich<br />

messbar.<br />

Zwar haben sich vereinzelte Parteien mit<br />

Medienmitteilungen «geoutet». Die FDP<br />

Baselland zum Beispiel lehnt die Fusion<br />

zumindest im heutigen Stand der Dinge<br />

ab. Die SP Basel-Stadt äusserte sich nicht<br />

grundsätzlich ablehnend, ist aber klar<br />

dagegen, dass die Zusammenlegung der<br />

einzelnen Spitäler in eine Aktiengesellschaft<br />

mündet.<br />

Eine gesammelte Übersicht zu den Inhalten<br />

der vereinzelten Vernehmlassungen<br />

war von der Gesundheitsdirektion Basel-<br />

Stadt nicht erhältlich. Eine Tendenz aber<br />

lässt sich derzeit, Stand November <strong>2017</strong>,<br />

dennoch ablesen: Ein Ja der Parteien und<br />

letztlich der Stimmbürgerinnen und<br />

Stimmbürger zur Fusion ist bei weitem<br />

noch nicht gesichert, die Zustimmung<br />

scheint derzeit eher kleiner zu werden als<br />

zu wachsen.<br />

Die Führung des <strong>VSAO</strong> Basel hat sich bewusst<br />

nicht an der Vernehmlassung beteiligt,<br />

weil die Haltung der Sektion zum<br />

ganzen Projekt und eine allfällige Stimmempfehlung<br />

an die Mitglieder entscheidend<br />

davon abhängen wird, wie viel Gehör<br />

der <strong>VSAO</strong> bei den beiden Regierungen und<br />

bei den Spitaldirektoren findet.<br />

An einer Retraite hat sich der Basler <strong>VSAO</strong>-<br />

Vorstand am 4. November <strong>2017</strong> dann folgerichtig<br />

einen Tag lang fast ausschliesslich<br />

mit dem Thema Spitalfusion und den<br />

möglichen Konsequenzen für die Assistenz-<br />

und Oberärztinnen und -ärzte beschäftigt.<br />

Herausgekommen ist ein Destillat<br />

aus diesen Forderungen:<br />

• Noch vor der Volksabstimmung will der<br />

<strong>VSAO</strong> einen neuen oder ratifizierten<br />

GAV in trockenen Tüchern haben, der<br />

mindestens das Niveau des heutigen<br />

basel-städtischen GAV haben muss und<br />

zudem endlich die Ungleichbehandlung<br />

der Ärzte gegenüber dem Pflegepersonal<br />

betreffend Zeitzulagen beseitigt.<br />

Um das umzusetzen, bleibt noch<br />

ein knappes Jahr Zeit.<br />

• In Lohnfragen verlangt der <strong>VSAO</strong> mindestens<br />

Besitzstandwahrung und freie<br />

Wahl der Pensionskasse.<br />

Das sind grob formuliert die im Prinzip<br />

nicht verhandelbaren Bedingungen, die<br />

erfüllt sein müssen, damit der Vorstand<br />

des <strong>VSAO</strong> Basel seine grundsätzliche Absicht,<br />

die Spitalfusion mit kritischer Solidarität<br />

zu begleiten und zu befürworten,<br />

aufrechterhalten kann. Erste Gespräche<br />

namentlich mit den zwei Gesundheitsministern<br />

der beiden Kantone fanden in<br />

konstruktiver Atmosphäre statt und vermittelten<br />

sehr wohl den Eindruck, dass<br />

man sich in den Regierungen der Wichtigkeit<br />

bewusst ist, am Tag X die grundsätzliche<br />

Zustimmung der Ärzteschaft<br />

und ihrer Berufsorganisation <strong>VSAO</strong> zu<br />

bekommen.<br />

Umfrage<br />

Ein weiterer Schwerpunkt in der Vorstandsarbeit<br />

in der zweiten Hälfte des<br />

Geschäftsjahres <strong>2017</strong> war eine Online-<br />

Befragung zur Arbeitsplatzsituation der<br />

<strong>VSAO</strong>-Mitglieder. Eine Auswertung fand<br />

erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />

statt.<br />

■<br />

Josef Zindel<br />

Öffentlichkeitsbeauftragter<br />

der Sektion Basel<br />

SEKTION BERN<br />

Reorganisation<br />

Insel Gruppe<br />

An seiner Sitzung vom 20. Oktober <strong>2017</strong><br />

hat der Verwaltungsrat der Insel Gruppe<br />

entschieden, dass der Bereich Pflege/MTT<br />

nach der Übergangsphase direkt und eigenständig<br />

in der Konzernleitung vertreten<br />

sein wird. Hingegen wird die Direktion<br />

Personal nicht eigenständig auf Stufe<br />

Konzernleitung vertreten sein, und die<br />

Unterstützungsfunktionen wurden bereits<br />

gebildet. Wir setzen uns weiterhin für diese<br />

Anliegen ein und suchen erneut das<br />

Gespräch mit der Insel Gruppe.<br />

Reorganisation<br />

<strong>VSAO</strong> Bern<br />

Wir tun es der Insel Gruppe gleich und<br />

reorganisieren die Geschäftsstelle und den<br />

Vorstand. Janine Junker übernimmt per<br />

1.1.2018 die alleinige Geschäftsführung<br />

und wird während ihrer Abwesenheiten<br />

von Gerhard Hauser, dem bisherigen Co-<br />

Geschäftsführer, vertreten. Der Vorstand<br />

wird aufgeteilt in das Präsidium, den<br />

Kernvorstand und den erweiterten Vorstand.<br />

Während sich das Präsidium und<br />

der Kernvorstand zu monatlichen gemeinsamen<br />

Sitzungen treffen, wird der<br />

erweiterte Vorstand im Dreimonatsrhythmus<br />

tagen und sich nicht um das Tagesgeschäft<br />

kümmern müssen. Wir erhoffen<br />

uns dadurch effizientere Sitzungen und<br />

dass die klarere Aufgabenzuteilung die<br />

engagierten Personen besser einbezieht<br />

und vermehrt Ressourcen für Projektarbeit<br />

freisetzt.<br />

Gleichzeitig erhält auch unsere Website<br />

ein neues Gesicht – reinschauen ab<br />

1.1.2018 lohnt sich!<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

19


<strong>VSAO</strong><br />

GAV Berner<br />

Spitäler und<br />

Kliniken<br />

Am 1.1.2018 tritt der GAV Berner Spitäler<br />

und Kliniken in Kraft. Damit haben alle<br />

Mitarbeitenden in den öffentlichen Spitälern<br />

und Klinken des Kantons Bern dieselben<br />

Arbeitsbedingungen.<br />

Dies ist für uns ein grosser Meilenstein,<br />

der mit der Einführung des neuen Lohnsystems<br />

für uns auf der Geschäftsstelle<br />

eine Herausforderung mit sich bringt.<br />

Für Fragen oder Unklarheiten zum GAV<br />

oder zu anderen arbeitsrechtlichen Bereichen<br />

stehen wir sehr gerne zur Verfügung.<br />

Dankbar sind wir auch über positive<br />

und negative Rückmeldungen zum<br />

neuen Lohnsystem. Für gute Beratungen<br />

sind wir auf Erfahrungsaustausch angewiesen.<br />

■<br />

Janine Junker,<br />

Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

SEKTION JURA<br />

Erster Gesamtarbeitsvertrag<br />

Die <strong>VSAO</strong>-Sektion Jura freut sich mitzuteilen,<br />

dass der erste Gesamtarbeitsvertrag<br />

(GAV) seit 1. November <strong>2017</strong> in Kraft ist.<br />

Dieser GAV, der nach zwei Jahren konstruktiver<br />

Verhandlungen mit der Direktion des<br />

Hôpital du Jura unterschrieben werden<br />

konnte, ersetzt den Mustervertrag von 2008.<br />

Er bringt zahlreiche Verbesserungen, wie<br />

beispielsweise die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs<br />

von 10 Tagen (bisher nur<br />

ein Tag!), eine sechste Ferienwoche ab 50<br />

Jahren oder ab 40 Jahren und 10 Dienstjahren,<br />

eine Anpassung der speziellen<br />

Urlaubstage (Hochzeit, Todesfall, Zügeln,<br />

Pflege von Angehörigen etc.) sowie die<br />

Anerkennung der Nachtarbeit mit der Einführung<br />

einer finanziellen Entschädigung<br />

für die betroffenen Assistenzärzte.<br />

Diese finanzielle Entschädigung wird mit<br />

einer Reduktion von 1,4 Prozent der<br />

Grundlohnsumme der Assistenzärzte finanziert,<br />

um die Kostenneutralität zu<br />

wahren. Zudem werden die Arbeitsverträge<br />

zukünftig unbefristet sein. Damit kann<br />

der Arbeitnehmerschutz bei Krankheit<br />

und Schwangerschaft verbessert werden.<br />

Die wöchentliche Arbeitszeit bleibt bei 50<br />

Stunden, sofern im Jahresschnitt mehr als<br />

42 Stunden pro Woche geleistet wurden.<br />

Allfällige Minusstunden werden spätestens<br />

am Ende des Arbeitsverhältnisses<br />

gestrichen.<br />

Ein grosses Dankeschön an das Verhandlungsteam<br />

und unserem Anwalt, Fürsprecher<br />

Patrick Mangold, für seine professionelle<br />

Unterstützung.<br />

■<br />

Monica Pinto,<br />

Co-Präsidentin Sektion Jura<br />

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Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />

meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />

bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION WALLIS<br />

Verbesserungen<br />

in Sicht<br />

Nach mehrmonatiger Funkstille möchte<br />

die ASMAVal Sie wieder einmal über aktuel<br />

le Neuigkeiten informieren.<br />

Wie bereits in einem früheren Bericht erwähnt,<br />

hat die ASMAVal im Jahr 2015 mit<br />

dem Spital Wallis Ziele für die Zusammenarbeit<br />

vereinbart. Parallel dazu wurde ein<br />

Monitoring der Dienstplanung der Assistenz-<br />

und Oberärztinnen und -ärzte eingeführt.<br />

Ziel ist die Einhaltung der<br />

50-Stunden-Woche. Dabei geht es darum,<br />

die Kliniken zu identifizieren, die sich<br />

nicht an diese Vorgabe halten, die Kaderärzte<br />

darauf aufmerksam zu machen und<br />

sie bei der korrekten Planung zu begleiten.<br />

Das Spital Wallis erstattet quartalsweise<br />

den ASMAVal-Bericht über die Situation.<br />

Nachdem in verschiedenen Kliniken Probleme<br />

aufgetaucht waren, beispielsweise<br />

bei der wöchentlichen Planung oder der<br />

zu hohen Arbeitsbelastung aufgrund des<br />

Personalmangels, haben wir feststellen<br />

können, dass neue Stellen für Assistenzund<br />

Oberärzte geschaffen und gewisse<br />

Dienstpläne überdacht wurden. Dies<br />

manchmal ganz spontan und unerwartet,<br />

ohne dass dies aufgrund von Forderungen<br />

unsererseits geschehen wäre.<br />

So wie es im GAV der Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte vorgesehen ist, trifft<br />

sich die paritätische Kommission zweimal<br />

im Jahr, um offene Fragen in Zusammenhang<br />

mit der Umsetzung des GAV zu besprechen.<br />

Wir möchten betonen, dass wir<br />

über das Klima, in welchem diese Sitzungen<br />

stattfinden, sehr erfreut sind. Es findet<br />

ein konstruktiver Dialog statt, der zu konkreten<br />

Lösungen führt. Anlässlich der<br />

letzten Sitzung der paritätischen Kommission<br />

im Juni <strong>2017</strong> hat uns der ärztliche<br />

Direktor bestätigt, dass in verschiedenen<br />

Kliniken neue Stellen geschaffen würden,<br />

insbesondere in der Neurologie, der Allgemeinen<br />

Inneren Medizin und der Pädiatrie.<br />

Wir haben auch unsere Sorgen bezüglich<br />

der in gewissen anderen Kliniken<br />

herrschenden Arbeitsbedingungen zum<br />

Ausdruck bringen können. Der ärztliche<br />

Direktor hat uns zugesichert, dass er diese<br />

Schwierigkeiten mit den betreffenden Kaderärzten<br />

besprechen wird, was dann<br />

Verbesserungen mit sich bringen sollte.<br />

Auch wenn die Arbeitsbedingungen im<br />

Spital Wallis noch nicht perfekt sind, begrüssen<br />

wir die Anstrengungen unseres<br />

Arbeitgebers und danken unseren Gesprächspartnern<br />

für die Aufmerksamkeit,<br />

die sie unsere Anliegen widmen.<br />

Was unseren Verband angeht, kämpfen wir<br />

nach wie vor mit Nachwuchsproblemen<br />

und arbeiten an der Verbesserung unserer<br />

Sichtbarkeit bei den Mitgliedern. Wir können<br />

aber weiterhin auf einen motivierten<br />

Vorstand zählen. Bei unserer letzten Mitgliederversammlung<br />

im April wurde mit<br />

Marie Laurent eine neue Präsidentin gewählt.<br />

Sie ersetzt Marie Veuthey und kann<br />

auf die Unterstützung des Vizepräsidenten<br />

Enrique Làzaro i Fontanet, der Sekretärin<br />

Emmanuelle Jordan, des Kassiers Philippe<br />

Zufferey sowie der weiteren Vorstandsmitglieder,<br />

Manuel Pernet, Jessika Métrailler-<br />

Mermoud und Megan Pannatier, zählen.<br />

Sie finden die Liste der Vorstandsmitglieder<br />

auf unserer Website www.asmaval.ch. Dort<br />

finden Sie auch weitere interessante Informationen<br />

zu unserem Verband und den<br />

anstehenden Themen.<br />

Wir werden in Zukunft einen regelmässigen<br />

Newsletter publizieren, um unsere<br />

Mitglieder auf dem Laufenden zu halten.<br />

Damit möchten wir auch weitere Kolleginnen<br />

und Kollegen motivieren, sich für<br />

gute Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />

zu engagieren. ■<br />

Marie Laurent<br />

Präsidentin der Sektion Wallis<br />

SEKTION ZÜRICH /<br />

SCHAFFHAUSEN<br />

Mitgliederversammlung<br />

vom 3. Oktober<br />

<strong>2017</strong><br />

Wie letztes Jahr fand die Mitgliederversammlung<br />

im Restaurant UniTurm, hoch<br />

oben im ehemaligen Fechtsaal der Universität<br />

Zürich, statt. Wer sich aus guten<br />

Gesprächen losreissen konnte, fand vor<br />

dem geschäftlichen Teil auf dem Balkon<br />

eine rosagoldene Abendstimmung und<br />

einen herrlichen Blick über die Stadt. Die<br />

Mitgliederversammlung der Zürcher Spitalärztinnen<br />

und Spitalärzte stand ganz<br />

im Zeichen des Wandels. Erstmals führte<br />

die neue Präsidentin Jana Siroka, sekundiert<br />

von der Geschäftsführerin Susanne<br />

Hasse und Kassier Martin Johansson, souverän<br />

durch die Traktanden. Nebst Wahlen,<br />

Rechnung und Budget standen diverse<br />

Statutenänderungen zur Diskussion.<br />

Diese dienten unter anderem der Angleichung<br />

der Gründe für die Reduktion der<br />

Sektionsbeiträge an jene des Dachverban-<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

21


<strong>VSAO</strong><br />

des <strong>VSAO</strong>, der Einführung der Ehrenmitgliedschaft<br />

für Nichtmitglieder, der Bereinigung<br />

der statutarischen Verbandsorgane<br />

und Weiterem mehr. Annick Denzler<br />

wurde nach Jahren besonderen Engagements<br />

in der Geschäftsleitung mit grossem<br />

Applaus verabschiedet. Die Versammlung<br />

genehmigte alle Vorschläge der Geschäftsleitung<br />

und wählte die übrigen<br />

Geschäftsleitungsmitglieder, die sich allesamt<br />

für ein weiteres Jahr zur Verfügung<br />

gestellt hatten, einstimmig wieder.<br />

Nach dem geschäftlichen Teil wandte sich<br />

die Aufmerksamkeit rasch Gesprächen im<br />

kleineren Kreis und den kulinarischen<br />

Finessen zu. Die Küche des Restaurant<br />

UniTurm überzeugte mit dem vielfältigen<br />

und sehr feinen Flying Dinner vollkommen.<br />

Kurz: Der Anlass war in jeder Hinsicht<br />

ein Erfolg!<br />

■<br />

Ruedi Reck,<br />

Rechtsberater der Sektion Zürich<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

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Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Dr. iur. Rudolf M. Reck,<br />

Jurist der Sektion Zürich<br />

Fehlerhafte Lohn- und<br />

Zeitabrechnungen<br />

Fehlerhafte Lohn- oder Zeitabrechnungen<br />

sind recht häufig. Meist geht es um fehlerhafte<br />

Dienst- bzw. Inkonvenienzentschädigungen,<br />

falsch berechnete Pensen, Honorarzahlungen<br />

oder Zeitabrechnungen.<br />

Vereinzelt führt auch eine fehlerhafte<br />

Dienstplanung zu Minusstunden oder<br />

Überzeit. Die Liste der möglichen Fehler<br />

ist lang. In seltenen Fällen werden Zeitmeldungen<br />

bewusst nach unten oder<br />

nach oben korrigiert. Mit absichtlichen<br />

Manipulationen können durchaus strafrechtlich<br />

relevante Tatbestände wie Urkundenfälschung<br />

oder Betrug erfüllt<br />

werden.<br />

Fehlerhafte Abrechnungen werden oft zufällig<br />

entdeckt. Nicht selten lösen Rückfragen<br />

der Betroffenen Nachprüfungen<br />

aus. Unerwartete Lohnerhöhungen oder<br />

plötzlich ausbezahlte Lohnanteile, die<br />

bisher weder üblich noch vereinbart waren,<br />

machen ebenso misstrauisch wie<br />

Abweichungen bei der persönlich notierten<br />

Arbeitszeit im Vergleich zur gemeldeten<br />

Arbeitszeit.<br />

Haben die betroffenen Ärztinnen und Ärzte<br />

ihren Teil der Erfassung korrekt erledigt,<br />

fallen solche Fehler in die Verantwortung<br />

des Arbeitgebers. Das bedeutet aber<br />

nur, dass er für die Korrektur der Fehler<br />

zuständig ist. Es bedeutet fast nie, dass er<br />

seine Fehler stehen lassen muss. Er ist<br />

vielmehr zum Ausgleich durch Lohnabzüge<br />

oder erhöhte Dienstzeiten (im Rahmen<br />

des Arbeitsgesetzes) berechtigt. Dies<br />

gilt im laufenden Arbeitsverhältnis selbst<br />

dann, wenn der zu viel bezahlte Lohn<br />

bereits ausgegeben wurde. Nur wenn der<br />

Mitarbeitende darauf vertrauen darf, dass<br />

eine Zahlung, zum Beispiel eine nicht<br />

übertrieben hohe scheinbare Lohnerhöhung,<br />

dem Willen des Arbeitgebers entspricht,<br />

entfällt der Rückforderungsanspruch.<br />

Das kann zutreffen, wenn der<br />

Arbeitgeber die Möglichkeit einer solchen<br />

Lohnerhöhung vorher ausdrücklich erwähnt<br />

hat. Eine Rückforderung nach der<br />

allerletzten Lohnzahlung entfällt, wenn<br />

nachweislich keine Bereicherung mehr<br />

vorliegt, also alles Geld ausgegeben ist.<br />

Eine Rückforderung ist auch nicht zulässig,<br />

wenn fehlerhaft nicht beanspruchte<br />

Arbeitszeit am Ende des Arbeitsverhältnisses<br />

nicht mehr nachgeholt werden kann.<br />

Eine Umwandlung der fehlenden Arbeitszeit<br />

in eine Geldforderung ist dann in der<br />

Regel nicht zulässig.<br />

In den arbeitsrechtlichen Bestimmungen<br />

des Obligationenrechts (Art. 319 bis 362<br />

OR) sind solche Rückforderungen nicht<br />

geregelt, weshalb die allgemeinen Bestimmungen<br />

des OR anzuwenden sind. Das<br />

gilt auch für die allermeisten öffentlichrechtlichen<br />

Anstellungen. Zum Zug kommen<br />

die Regeln über die sogenannte ungerechtfertigte<br />

Bereicherung gemäss Art.<br />

62 OR. Der etwas missverständliche Terminus<br />

meint die Verschiebung von Vermögenswerten<br />

ohne entsprechende juristische<br />

Grundlage (wie Schenkung, Kauf-,<br />

Arbeitsvertrag etc.). Das Gesetz bestimmt,<br />

dass die ungerechtfertigt erlangte Bereicherung<br />

grundsätzlich zurückzuerstatten<br />

ist, und zwar vollumfänglich.<br />

Fehler zuungunsten der Mitarbeitenden<br />

sind natürlich ebenfalls zu korrigieren. In<br />

diesem Fall geht es juristisch um die Erfüllung<br />

der vertraglichen, privat- oder öffentlich-rechtlichen<br />

Verpflichtungen des Arbeitgebers<br />

aus dem Arbeitsverhältnis. ■<br />

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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


Im Zentrum der Peripherie<br />

Rein geographisch ist das Münstertal sicher abgelegen, zumindest von den Zentren aus gesehen.<br />

Dennoch ist das Center da sandà alles andere als ein Auslaufmodell bei den Zwergen hinter den<br />

Bergen. Im Gegenteil: Das kleinste Spital der Schweiz versorgt die Einwohner höchst kostengünstig<br />

und garantiert auch ihnen angemessene medizinische Leistungen.<br />

Theodor von Fellenberg, Chefarzt Center da sandà Val Müstair<br />

Santa Maria im Münstertal oder auf romanisch<br />

im Val Müstair liegt im äussersten<br />

östlichen Zipfel der Schweiz, vier Kilometer<br />

von der italienischen Grenze, etwa<br />

zweieinhalb Autostunden von Innsbruck,<br />

vier Stunden von München und drei Stunden<br />

von Verona entfernt. Auch vom Rest<br />

der Schweiz ist das Münstertal ziemlich<br />

abgeschnitten: Über zwei Pässe fährt man<br />

in zweieinhalb Stunden nach Chur, Zürich<br />

erreicht man nach dreieinhalb, Bern<br />

nach viereinhalb Stunden. Liegen wir<br />

peripher in Europa? Eher nicht; sicher<br />

aber weit entfernt von den schweizerischen<br />

Zentren.<br />

Gleiche Rechte für alle<br />

Im Münstertal leben etwas über 1500 Leute.<br />

Es gibt einen Sommer- und einen kleinen<br />

Wintertourismus und ein kleines<br />

Spital – wohl das kleinste in der Schweiz,<br />

vielleicht das kleinste in Europa. Man<br />

wundert sich, dass ein Zwergspital für so<br />

wenige Leute nicht schon längst geschlossen<br />

wurde. Der Kanton Graubünden steht<br />

als einer der letzten Kantone weiterhin zu<br />

seinen kleinen dezentralen Gesundheitszentren.<br />

Können die Bündner Politiker nicht rechnen<br />

und sind sie als Bergler einfach nur<br />

stur und rückwärtsgewandt? Oder aber<br />

gibt es vielleicht sogar rationale Gründe<br />

für eine solch kleine Struktur? Ich denke<br />

schon: Was soll mit den Einwohnern des<br />

Münstertals im Notfall geschehen, wenn<br />

bei Wolken und Schneetreiben ein Helikopterflug<br />

oder wegen des geschlossenen<br />

Ofenpasses eine Fahrt in ein zentrales<br />

Spital verunmöglicht wird?<br />

Bei gutem Wetter fährt man von Santa<br />

Maria auf Bergstrassen nach Chur fast<br />

gleich lang wie von Zürich nach Lugano<br />

oder Lausanne. Ist es den Zürchern zumutbar,<br />

für jede Hospitalisation nach<br />

Lugano oder Lausanne zu fahren und bei<br />

schlechtem Wetter zu Hause auszuharren?<br />

Wohl kaum! Genauso haben auch Bergler<br />

das Anrecht auf eine angemessene medizinische<br />

Versorgung.<br />

Ganzheitliche Versorgung<br />

Wo, wenn nicht in einer Kleinstruktur<br />

kann eine ganzheitliche Medizin im<br />

wahrsten Sinne des Wortes angeboten<br />

werden? Die Patientinnen und Patienten<br />

kennen uns Ärztinnen und Ärzte von der<br />

Hausarztpraxis und den Hausbesuchen.<br />

Von den gleichen Ärzten werden sie im<br />

Notfall mit der Ambulanz abgeholt, im<br />

Spital behandelt und gegen Schluss des<br />

24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Lebens im angeschlossenen Pflegeheim<br />

weiterbetreut.<br />

Als Generalisten fühlen wir uns für alle<br />

medizinischen Probleme der Bevölkerung<br />

zuständig und sind eine Anlaufstelle von<br />

der Dermatologie bis zur Psychiatrie und<br />

vom Kleinkind bis zum sterbenden Greis.<br />

Man kennt sich seit Jahren – die Krankengeschichten<br />

sind seit 1963 lückenlos archiviert.<br />

Dieses ganzheitliche System schafft Vertrauen<br />

und hilft Kosten zu sparen. Nach<br />

der Studie Berchtold 1 verursachen die<br />

Einwohner des Val Müstair die tiefsten<br />

medizinischen Kosten der Schweiz, ohne<br />

dass unsere Bewohner unter einer erhöhten<br />

Mortalität oder Morbidität leiden.<br />

Vielleicht ist unsere Kleinstruktur statt<br />

eines Auslauf- ein Zukunftsmodell?<br />

Ich bin jedenfalls entgegen anderslautender<br />

Expertenmeinungen überzeugt, dass<br />

mit solchen Kleinstrukturen in abgelegenen<br />

Gebieten eine gute medizinische Versorgung<br />

für die Bevölkerung geschaffen<br />

werden könnte und erst noch Geld im<br />

Gesundheitswesen gespart würde.<br />

Generalisten gesucht<br />

Voraussetzung für den Betrieb kleiner,<br />

ganzheitlicher Strukturen sind breit ausgebildete<br />

Generalisten. Hier liegt nebst<br />

dem politischen Willen das grösste Hindernis<br />

für das Überleben unseres kleinen<br />

Gesundheitszentrums: Seit 16 Jahren arbeite<br />

ich in Sta. Maria und kann davon<br />

profitieren, dass mich praktisch alle Vorgesetzten<br />

während des Studiums und acht<br />

Jahren Weiterbildungszeit in der Schweiz<br />

zum Facharzt Allgemeinmedizin gefördert<br />

und ausgebildet haben. Nach diesen<br />

Lehrjahren habe ich vier Jahre in verschiedenen<br />

Spitäler der Dritten Welt gearbeitet,<br />

was mir zusätzlich viel Erfahrung<br />

mit schwerstkranken Patienten und weitere<br />

praktische Fertigkeiten einbrachte –<br />

und zusätzlich den Facharzttitel für Tropen-<br />

und Reisemedizin.<br />

Leider sehe ich, dass die jungen Ärzte eine<br />

solch breite Ausbildung nicht mehr erhalten<br />

– auch die zukünftigen Hausärzte<br />

lernen in erster Linie Patienten frühzeitig<br />

zum richtigen Spezialisten zuzuweisen.<br />

Dies mag in den Zentren gerechtfertigt<br />

sein; wie soll das aber in der Peripherie<br />

funktionieren? In der Peripherie kann<br />

nicht jeder Patient für jedes Problem in<br />

das ferne Zentrum überwiesen werden.<br />

Der Arzt sollte wissen, wie er zu einer Diagnose<br />

kommt und erfolgreich behandelt.<br />

Es braucht dringend eine Ausbildung für<br />

Medizin in der Peripherie, möglicherweise<br />

in Form eines neuen Facharztcurriculums,<br />

damit weiterhin die allermeisten<br />

kranken Menschen vor Ort behandelt<br />

werden können. Lediglich wortreiche Bekenntnisse<br />

zur Hausarztmedizin bringen<br />

der Peripherie herzlich wenig ...<br />

Abwechslung garantiert<br />

Wie lebt es sich als Arzt in der Peripherie?<br />

Gar nicht so einsam, wie erwartet: Wir<br />

sind normalerweise ein Team von zwei bis<br />

drei Kaderärzten mit zwei Assistenzärzten<br />

und zwei Unterassistenten. Wir lieben die<br />

Abwechslung in unserer Arbeit und<br />

genies sen das familiäre Arbeits- und Lebensumfeld.<br />

Freude macht uns auch die<br />

Ausbildung junger Kollegen, die vielleicht<br />

selber einmal als Generalisten walten<br />

1 PD Dr. Peter Berchtold et al. Medizinische<br />

Grundversorgung Obersimmental-Saanenland.<br />

2014<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

25


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

werden. Ein Highlight ist der jährliche<br />

Ultraschallkurs, den wir bei uns durchführen<br />

können. Ich freue mich, dass medizinisches<br />

Wissen auch mal aus der Peripherie<br />

in die Zentren fliessen kann.<br />

Am Patienten führen wir nebst der klinischen<br />

Medizin auch Funktionsdiagnostik<br />

an Herz und Lungen aus, machen<br />

Gastro-, Kolo- und Zystoskopien, untersuchen<br />

und behandeln Augen an der<br />

Spaltlampe, machen Repositionen unter<br />

Durchleuchtung, Kleinchirurgie, gynäkologische<br />

Kontrollen, Psychiatrie und<br />

vieles mehr.<br />

Unser wichtigstes Abklärungstool ist ein<br />

guter kontrastmittelfähiger Ultraschall,<br />

«die CT des armen Mannes», den wir unter<br />

anderem im Abdomen, in der Traumatologie,<br />

der Angiologie, der Pneumologie<br />

und natürlich der Kardiologie und Gynäkologie<br />

einsetzen. Einzig das Gehirn kann<br />

im Notfall nur klinisch beurteilt werden.<br />

Eine CT ist für uns finanziell nicht tragbar.<br />

Eigentlich ist das gar nicht so schlecht:<br />

Ohne CT im Haus überlegt man sich viel<br />

kritischer, ob sich die hohe Röntgenbestrahlung<br />

für den Patienten wirklich lohnt.<br />

Wichtig ist auch ein tragfähiges Netzwerk<br />

aus persönlich bekannten Spezialisten,<br />

die bei schwierigen Fragen weiterhelfen;<br />

Telefon, E-Mail, Röntgenbilder und Fotos<br />

können viele Patientenfahrten vermeiden.<br />

Das Center da sandà Val Müstair bietet<br />

wohl eine der abwechslungsreichten Stellen<br />

in der Schweiz. Am Morgen wissen wir<br />

jeweils nie, was wir am Abend gemacht<br />

haben werden. Es gibt natürlich auch<br />

Schattenseiten in der Peripherie: Wer sonst<br />

macht noch so viele Notfalldienste? Wer<br />

sonst in der Schweiz muss so weit zu Fortbildungen<br />

fahren? Für die externe Fortbildung<br />

kommen eigentlich nur mehrtägige<br />

Kurse/Kongresse in Frage.<br />

Fazit<br />

Die Arbeit in einem peripheren Gesundheitszentrum<br />

beinhaltet eine umfassende<br />

Betreuung der anvertrauten Menschen.<br />

Wir dürfen sie und ihr Umfeld während<br />

einer Zeit ihres Lebens in ihrer Ganzheit<br />

begleiten und ihnen in Not beistehen.<br />

Diese Arbeit ist abwechslungsreich, spannend<br />

und befriedigend für Ärzte, die sich<br />

für mehr als nur ein Organ interessieren.<br />

Der Preis dafür ist ein Leben weit ab von<br />

den Zentren und mehr Notfalldienste.<br />

Wird es dieses Modell in Zukunft noch<br />

geben?<br />

• Nur wenn die Politiker solche Zentren<br />

weiter unterstützen wollen!<br />

• Nur wenn die Ärzteschaft noch Generalisten<br />

ausbilden will!<br />

• Nur wenn junge Ärzte noch als Generalisten<br />

in der Peripherie arbeiten wollen!<br />

■<br />

(Falls ich Ihr Interesse an unserem Zwergspital<br />

geweckt haben sollte: Wir suchen<br />

derzeit eine Oberärztin bzw. einen Oberarzt.)<br />

Partnervermittlung mit Charme<br />

persönlich • seriös • kompetent<br />

Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />

044 534 19 50<br />

Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />

Kathrin Grüneis<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


Kurs in angewandter Schicksalsanalyse<br />

Der Kurs richtet sich an medizinisch und psychologisch tätige Personen, die eine<br />

abgeschlossene Ausbildung haben und öfters in die Lage kommen, in Ergänzung<br />

zu anamnestischen Verfahren noch weitere Abklärungen vornehmen zu müssen.<br />

Die schicksalsanalytische Methode ist erstens ausdrücklich eine Ergänzung der Anamnese<br />

(beispielsweise nach AMDP) und zweitens eine Ergänzung des therapeutischen<br />

Instrumen tariums. Sie öffnet einen besonderen Blickwinkel auf die Biografie und<br />

die psychische Struktur des Klienten, der Klientin.<br />

Themen des Kurses:<br />

• Die schicksalsanalytische Trieblehre<br />

• Träume als therapeutisches Instrument<br />

• Das Unbewusste<br />

• Szondi-Test und Krankheitslehre<br />

• Drei ausgewählte psychische Schwerpunkte<br />

(Das Böse, die Akzeptations problematik,<br />

der Narzissmus)<br />

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Voraussetzung:<br />

Aufwand:<br />

Abgeschlossenes Medizinstudium<br />

oder in klinischer Psychologie<br />

Strukturiertes Selbststudium und<br />

10 Unterrichtshalbtage am Institut<br />

(alle 14 Tage ein Nachmittag, 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr)<br />

Zertifikat in angewandter Schicksalsanalyse<br />

Abschluss:<br />

Kosten: Fr. 2000.–<br />

Beginn: Mitte Februar 2018<br />

«Die biografischen Zeichen am<br />

Pinboard der Psyche lesen lernen»<br />

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Orientierungsveranstaltung am Szondi-Institut:<br />

Donnerstag, 18. Januar 2018, 18.00 Uhr (bitte im Institut voranmelden)<br />

Kontakt:<br />

Szondi-Institut Zürich, Studienleiter: Alois Altenweger, lic.rer.pol.,<br />

Tel. 079 669 26 03 oder E-Mail: studienleitung@szondi.ch<br />

Szondi-Institut • Krähbühlstrasse 30 • 8044 Zürich<br />

Tel. 044 252 46 55 • www.szondi.ch


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Internationale Raumstation ISS (Quelle DLR)<br />

Forschen im Weltall<br />

Das Labor von Prof. Oliver Ullrich ist etwas weiter entfernt als normalerweise üblich. Es liegt<br />

auf der Internationalen Raumstation ISS. Entsprechend aufwändig sind die Vorbereitungen,<br />

die meistens Jahre in Anspruch nehmen. Dem steht jedoch ein im wahrsten Sinn des Wortes<br />

exorbitanter Erkenntnisgewinn gegenüber. Und die Faszination, in einer fremden Welt forschen<br />

zu können.<br />

Das Interview mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Oliver Ullrich führte Anna Wang, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal.<br />

Warum erforschen Sie Zellen<br />

des Immunsystems im Weltraum<br />

bzw. in Schwerelosigkeit?<br />

Oliver Ullrich: Langzeitmissionen stellen<br />

die Weltraummedizin vor enorme Herausforderungen.<br />

Die Dekonditionierung<br />

des Immunsystems in Schwerelosigkeit<br />

und bei Raumflugbedingungen gelten als<br />

ein wesentlicher Risikofaktor. Klinisch<br />

imponierten gehäufte Infektionen und<br />

Zeichen einer allergischen Hypersensitivität<br />

an der Haut. Starke Evidenzen sprechen<br />

für einen wesentlichen Einfluss der Schwerelosigkeit<br />

als Ursache dieser Immunproblematik.<br />

Die Forschung der letzten Jahrzehnte<br />

brachte nun enorme Effekte der<br />

Schwerelosigkeit auf zellulärer Ebene zu<br />

Tage: Änderungen des Zytoskeletts, der<br />

Zellproliferation und Differenzierung, der<br />

Zell-Zell-Kommunikation, der Signalwege<br />

und der Genexpression, woraus ein erhöhtes<br />

Risiko von Infektionen und Tumorerkrankungen<br />

als wesentliches Risiko für<br />

Langzeitraumflüge abgeleitet wird.<br />

Trotz dieser schweren und teilweise offensichtlich<br />

desaströsen Auswirkungen auf<br />

Zellebene lässt sich in den Astronauten<br />

aber kein annähernd so dramatisches<br />

«Desaster» feststellen. Astronauten kehrten<br />

von ihren halbjährlichen Langzeitaufenthalten<br />

auf der Internationalen Raumstation<br />

(ISS) ohne schwere gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen zurück. Das lässt<br />

darauf schliessen, dass entweder das in<br />

In-vitro-Studien massenweise identifizierte<br />

zelluläre Problem durch den Gesamtorganismus<br />

dank regenerativer und/<br />

oder modulierender Prozesse kompensiert<br />

wird oder dass bisher nicht identifizierte<br />

hocheffiziente Anpassungsprozesse stattfinden,<br />

die den initialen negativen Auswirkungen<br />

der Schwerelosigkeit bereits<br />

auf Zellebene entgegenwirken.<br />

Nicht zuletzt ist es auch schwierig, aus einem<br />

In-vitro-Befund klinische Schlüsse<br />

zu ziehen. Aus der Laboratoriumsmedizin<br />

wissen wir nur allzu gut, in welchen gewaltigen<br />

Bereichen sich «Normalwerte»<br />

ohne jede klinische Relevanz bewegen<br />

können, während der Grundlagenforscher<br />

geneigt ist, jeden Messwertunterschied mit<br />

einem hübschen Signifikanzsternchen<br />

und weitreichenden Interpretationen zu<br />

versehen. Auf Ebene des Organismus könnte<br />

das aber alles völlig unbedeutend sein.<br />

Was unterscheidet ein<br />

Forschungsprojekt in der Weltraummedizin<br />

von anderen<br />

Forschungsprojekten?<br />

Der Aufwand ist enorm. Damit ist nicht<br />

allein die Technik, Logistik und Sicherheit<br />

gemeint, sondern vor allem die wissenschaftliche<br />

Vorbereitung und Durchführung.<br />

Der Weg vom Labor zur weltraumtauglichen<br />

Einsatzfähigkeit ist weit. Die<br />

Anpassung und Optimierung selbst einfachster<br />

Experimentabläufe kann ein<br />

Albtraum werden. Jeder Schritt der Prozesskette<br />

muss optimiert, getestet und<br />

validiert, alle Randbedingungen (Mar-<br />

28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

gins) müssen bestimmt werden. Alternativszenarien<br />

und Redundanzstrategien<br />

müssen entwickelt werden. Unzählige<br />

Kontrollen werden implementiert. Am<br />

Ende steht ein robustes und validiertes<br />

Missionsszenario. Meistens nach Jahren<br />

Arbeit, alles nur für ein Experiment. Bei<br />

Weltraumexperimenten ist kein Raum für<br />

Nachlässigkeit. Experimente im Weltraum<br />

müssen perfekt sein.<br />

Welches sind Ihre aktuellsten<br />

Erkenntnisse?<br />

In Echtzeitmessungen auf der ISS konnten<br />

wir zeigen, dass Zellen prinzipiell in<br />

der Lage sind, sich ultraschnell an veränderte<br />

Schwerkraftverhältnisse zu adaptieren.<br />

Durch Messungen der makrophagealen<br />

Oxidative-Burst-Reaktion in Realtime-<br />

und On-Orbit-Messungen auf der<br />

ISS konnte erstmals eine schwerkraftabhängige<br />

Reaktion in Säugerzellen direkt<br />

bewiesen und verfolgt werden. Auch gelang<br />

der Nachweis einer schnellen und<br />

nach 42 Sekunden erfolgten vollständigen<br />

Anpassung einer zellulären Reaktion an<br />

die Schwerelosigkeit. In gesamtgenomischen<br />

Analysen fanden wir, dass initial<br />

nach 20 Sekunden gemessene Transkriptomänderungen<br />

bereits nach fünf Minuten<br />

fast vollständig adaptiert waren. Und<br />

auch bei längeren Zeiten sieht es gut aus:<br />

In einem weiteren Experiment auf der ISS<br />

konnte in primären humanen Makrophagen<br />

nach elf Tagen Schwerelosigkeit eine<br />

ausserordentliche Stabilität des Zytoskeletts<br />

und des Metabolismus detektiert werden.<br />

Wir denken daher, dass es auf Zellebene<br />

ein beeindruckendes Adaptationspotential<br />

an die neue Umgebung Schwerelosigkeit<br />

gibt. Das wären gute Nachrichten<br />

für die bemannte Raumfahrt.<br />

ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti am BIOLAB des COLUMBUS-Moduls<br />

bei der V orbereitung des TRIPLE LUX Experimentes (Quelle NASA)<br />

manchmal plötzlich klein. Raumfahrt<br />

und Forschung im Weltraum haben einen<br />

schweren Stand. Jedes Mal, wenn irgendwo<br />

über eine neue Weltraummission berichtet<br />

wird, ruft mit Sicherheit jemand:<br />

Zu teuer, zu geringer Nutzen, man solle<br />

doch erstmal alle Dinge auf der Erde «in<br />

Ordnung» bringen. Nur würde ein Verzicht<br />

auf die bemannte Raumfahrt kein<br />

einziges fundamentales Problem auf unserer<br />

Erde lösen. Im Gegenteil. Es würde<br />

die Menschheit einer ihrer grössten Chan-<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

Brauchen wir überhaupt eine<br />

bemannte Raumfahrt?<br />

Seit fast einem halben Jahrhundert hat<br />

kein Mensch mehr einen anderen Himmelskörper<br />

betreten. Dafür haben wir uns<br />

in der Zwischenzeit daran gewöhnt, dass<br />

technische Errungenschaften der Raumfahrt<br />

unseren Alltag bequemer machen.<br />

Trotzdem reicht der Horizont der Menschheit<br />

heute so weit wie nie jemals zuvor.<br />

Dank des «Hubble»-Weltraumteleskops<br />

blicken wir bis in die entferntesten Ecken<br />

des Universums.<br />

Aber geht es um neue Forschung und bemannte<br />

Raumfahrt, wird der Horizont<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

29


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

cen berauben. Die Chance, gemeinsam<br />

das zu tun, wofür unsere Spezies gemacht<br />

ist: zu forschen und zu entdecken.<br />

Menschen sind auch ungeduldig geworden.<br />

Bereits als die ISS noch gar nicht<br />

vollständig in Betrieb war und die meisten<br />

wissenschaftlichen Experimente noch in<br />

der Vorbereitung steckten, haben Politiker<br />

und Medien bereits über kümmerliche<br />

wissenschaftliche Ergebnisse gemeckert.<br />

Man schien diese Ergebnisse überhaupt<br />

nicht einmal erst abwarten zu wollen. Bis<br />

heute werden auf der ISS unzählige wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse gewonnen,<br />

von denen bei einigen bereits nach kurzer<br />

Zeit verstanden wurde, dass sie bahnbrechend<br />

sind. Andere Ergebnisse werden<br />

deutlich länger brauchen, bis ihre Bedeutung<br />

erkannt wird. Aber der Zeithorizont<br />

der Wissenschaft ist zum Glück deutlich<br />

länger als die des durchschnittlichen<br />

menschlichen Horizontes beim Versuch,<br />

die Zukunft vorherzusagen.<br />

Brauchen wir Raumfahrt ? Der Mensch ist<br />

eine neugierige, hochmobile Spezies. In<br />

der Höhle zu bleiben, war noch nie eine<br />

taugliche Überlebensstrategie. Schon immer<br />

haben uns die Visionäre, Neugierigen<br />

und Mutigen vorangebracht, nicht diejenigen,<br />

die eingrenzen und ignorieren.<br />

Was fasziniert Sie an der Weltraummedizin<br />

am meisten?<br />

Wir arbeiten in einer Umgebung, die auf<br />

der Erde nicht existiert. Alles ist neu und<br />

unbekannt. Es ist pures Forschen und<br />

Entdecken.<br />

■<br />

Weiterführende Literatur:<br />

https://www.nature.com/articles/s41598-017-<br />

00119-6<br />

http://journals.plos.org/plosone/<br />

article?id=10.1371/journal.pone.0175599<br />

https://www.nature.com/articles/s41598-017-<br />

05580-x<br />

https://www.nature.com/articles/s41526-017-<br />

0028-6<br />

Oliver Ullrich in Schwerelosigkeit.<br />

Bildautorin Dr. Cora Thiel<br />

Zur Person<br />

Oliver Ullrich (geb. 1970) studierte<br />

Medizin und Biochemie in Berlin, promovierte<br />

zum Dr. med. und zum Dr.<br />

rer. nat und habilitierte sich 2001 für<br />

das Lehrgebiet Anatomie und Zellbiologie.<br />

2003–2007 war er Universitätsprofessor<br />

für Molekulare Immunologie<br />

in Magdeburg und ist seit 2007<br />

Ordentlicher Professor für Anatomie<br />

an der Universität Zürich. Nebenamtlich<br />

ist er Professor für Weltraumbiotechnologie<br />

in Magdeburg und Professor<br />

am Beijing Institute of Technology<br />

(BIT) in China sowie Akademiemitglied<br />

der International Academy of<br />

Astronautics.<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Eine alte Unbekannte<br />

Beschrieben wurde das Krankheitsbild wohl bereits im 16. Jahrhundert. Dennoch haftet ihm bis<br />

heute etwas Rätselhaftes an. Das komplexe regionale Schmerzsyndrom Typ 1 (CRPS 1), früher auch<br />

als Morbus Sudeck bezeichnet, ist ein Gefüge verschiedenster Symptome, deren Ursachen bis<br />

heute nicht abschliessend geklärt sind. Entsprechend anspruchsvoll sind Diagnose und Therapie.<br />

Christiane Rörig, Oberärztin, Teamleiterin Rehabilitation;<br />

Florian Brunner, Chefarzt Abteilung für Physikalische Medizin und Rheumatologie, Universitätsklinik Balgrist<br />

Beim komplexen regionalen Schmerzsyndrom<br />

(CRPS 1) handelt es sich um eine<br />

schmerzhafte Erkrankung, welche sich in<br />

einem Symptomkomplex bestehend aus<br />

sensiblen, autonomen, motorischen und<br />

trophischen Störungen manifestiert.<br />

Kaum eine Erkrankung hat unter Ärzten<br />

verschiedener Fachrichtungen derart für<br />

Unklarheit gesorgt und wird bis heute so<br />

kontrovers diskutiert.<br />

Eigentümliche Krankheit<br />

Wahrscheinlich war es der französische<br />

Chirurg Ambroise Paré (1510–1590), welcher<br />

die Erkrankung im 16. Jahrhundert<br />

erstmals schriftlich festgehalten hat. Der<br />

amerikanische Kriegschirurg Silas Weir<br />

Mitchell (1829–1914) beschrieb im Jahre<br />

1864 während des amerikanischen Bürgerkrieges<br />

ein Krankheitsbild, das er aufgrund<br />

des dominierenden Schmerzcharakters<br />

als «Kausalgie» bezeichnete (griechisch:<br />

brennender Schmerz). Mitchell<br />

beobachtete dieses Krankheitsbild gehäuft<br />

bei Soldaten, die durch Schussverletzungen<br />

hervorgerufene partielle Nervenläsionen<br />

an den Extremitäten aufwiesen. Die<br />

Betroffenen litten an einer Kombination<br />

aus brennenden Schmerzen mit autonomen<br />

Störungen und Versteifung. Um die<br />

Jahrhundertwende postulierte der deutsche<br />

Chirurg Paul Sudeck (1866–1938),<br />

dass es sich bei diesem Krankheitsbild<br />

vornehmlich um eine überschiessende<br />

Entzündungsreaktion handle («entgleiste<br />

Heilentzündung»). Ihm zu Ehren wurde<br />

die Erkrankung unter anderem auch als<br />

«Morbus Sudeck» bezeichnet. René Leriche<br />

(1879–1955) führte diese eigentümliche<br />

Krankheit primär auf eine sympathische<br />

Dysfunktion zurück. Etwas später<br />

vermutete der Amerikaner James Ambrose<br />

Evans (1895–1975) zusätzlich eine reflexartige<br />

Ursache und prägte 1947 den<br />

vor allem im englischen Sprachraum<br />

während langer Zeit verbreiteten Begriff<br />

der «Reflex Sympathetic Dystrophie». Der<br />

Begriff des «komplexen regionalen<br />

Schmerzsyndroms» (CRPS) wurde zusammen<br />

mit den korrespondierenden<br />

Kriterien 1994 im Rahmen einer Konsensuskonferenz<br />

der International Association<br />

for the Study of Pain (IASP) in Orlando,<br />

Florida, eingeführt [1]. Es handelt sich<br />

dabei um eine rein deskriptive Nomenklatur,<br />

welche bis heute ihre Gültigkeit hat<br />

(siehe Tabelle 1).<br />

Bunter Symptomkomplex<br />

Trotz zunehmender Forschung auf dem<br />

Gebiet des CRPS 1 sind die zugrunde liegenden<br />

Prozesse nach wie vor wenig geklärt.<br />

Aktuelle Ergebnisse sprechen dafür,<br />

dass sowohl periphere als auch zentrale<br />

Mechanismen bedeutsam sind. Vieles deutet<br />

darauf hin, dass eine neurogene Entzündungsreaktion,<br />

eine pathologische<br />

sympathisch-afferente Koppelung und<br />

neuroplastische Veränderungen im ZNS<br />

eine wesentliche Rolle spielen [2].<br />

Die Inzidenz des CRPS 1 liegt zwischen<br />

5.46 und 26.2 pro 100 000 Personenjahre.<br />

Überwiegend sind Frauen zwischen dem<br />

46. und 70. Lebensjahr und die obere Extremität<br />

betroffen [3,4].<br />

Klinisch manifestiert sich das CRPS 1 als<br />

bunter Symptomkomplex bestehend aus<br />

sensiblen, autonomen, motorischen und<br />

trophischen Störungen [5]. Die Art und<br />

Intensität dieser klinischen Veränderungen<br />

ist individuell verschieden und ändert<br />

sich im Verlauf der Erkrankung. Tabelle<br />

2 umreisst das mannigfaltige Manifestationsspektrum<br />

des CRPS 1. Diese Übersicht<br />

stammt aus der viel zitierten epidemiologischen<br />

Studie von Veldman et al.<br />

[6].<br />

Typischerweise treten die Beschwerden<br />

innerhalb kurzer Zeit nach einem auslösenden<br />

Ereignis auf [6]. Mehrheitlich<br />

handelt es sich dabei um ein Trauma<br />

(insbesondere Frakturen) oder eine Operation.<br />

Selten manifestiert sich das CRPS 1<br />

spontan ohne erkennbaren Auslöser. Charakteristischerweise<br />

ist die Frühphase von<br />

sensiblen und autonomen Störungen geprägt.<br />

Insbesondere ist eine disproportional<br />

zu einem auslösenden Ereignis auftretende<br />

schmerzhafte Schwellung generell<br />

verdächtig auf ein beginnendes CRPS<br />

1 [7]. Während die Schwellungsneigung<br />

innerhalb des ersten Jahres nach dem<br />

auslösenden Ereignis abnimmt, persistieren<br />

die weiteren klinischen Manifestationen<br />

häufig noch über längere Zeit [6]. Da<br />

sich in zwei qualitativ guten Studien keine<br />

Anhaltspunkte für das Durchlaufen der<br />

drei häufig zitierten Erkrankungsphasen<br />

fanden [3,8], wird deren Anwendung nicht<br />

mehr empfohlen. Bisweilen endet das<br />

CRPS 1 in Kontrakturen und Fibrosierun-<br />

• Unterschiedliche schmerzhafte Zustände, welche vorwiegend distal einer<br />

Extremitätenverletzung auftreten<br />

• Charakteristischerweise übersteigt die Dauer und Intensität der Beschwerden den<br />

zu erwartenden Verlauf<br />

• Möglicherweise wesentliche Funktionseinschränkung im Alltag und folglich<br />

eingeschränkte Lebensqualität<br />

• CRPS 1: keine Nervenläsion *<br />

CRPS 2: wesentliche Verletzung eines Nervs oder eines Nervenhauptstammes **<br />

Tabelle 1: Definition des komplexen regionalen Schmerzsyndromes gemäss<br />

IASP [1] (* ehemals «Algodystrophie» oder «Morbus Sudeck», ** ehemals «Kausalgie»)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

31


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Schmerzen<br />

Farbdifferenz<br />

Ödem<br />

Temperaturdifferenz<br />

Eingeschränkter Bewegungsumfang<br />

Beschwerdezunahme bei Bewegung<br />

Hyperalgesie<br />

Hyperpathie<br />

Koordinationsprobleme<br />

Tremor<br />

Unwillkürliche Bewegungen<br />

Muskelspasmen<br />

Parese<br />

Pseudoparese<br />

Hautatrophie<br />

Nagelatrophie<br />

Muskelatrophie<br />

Knochenatrophie<br />

Hyperhidrose<br />

Verändertes Haarwachstum<br />

Verändertes Nagelwachstum<br />

Tabelle 2: Klinische Manifestationen<br />

des komplexen regionalen<br />

Schmerzsyndromes 1 (aus [6])<br />

gen des Bindegewebes, welche mit starken<br />

funktionellen Einbussen verbunden sein<br />

können und erfahrungsgemäss therapeutisch<br />

nur noch schwer zu beeinflussen<br />

sind.<br />

Einheitliche Kriterien<br />

Beim CRPS 1 handelt es sich grundsätzlich<br />

um eine klinische Diagnose [5]. Zur<br />

Vereinfachung und Standardisierung<br />

wurde in der Vergangenheit eine Vielzahl<br />

von diagnostischen Kriterien eingeführt,<br />

welche sich im klinischen Alltag bis anhin<br />

nur ungenügend bewährt haben. Hauptgründe<br />

dafür sind die schlechte Interobserver-Reliabilität<br />

und die ungenügende<br />

Spezifität. Beide stellen Faktoren dar, die<br />

mit einer potentiell zu häufigen Diagnosestellung<br />

verbunden sein können. Bis vor<br />

Kurzem wurden vor allem die Kriterien<br />

der International Association for the Study<br />

of Pain (IASP) [1], die Veldman-Kriterien<br />

[6] und die Kriterien von Bruehl [9] angewendet.<br />

Mittlerweile haben sich nun die<br />

sogenannten Budapest-Kriterien [10] etabliert.<br />

Diese resultierten aus einer Konsensuskonferenz,<br />

welche 2006 in der ungarischen<br />

Hauptstadt stattfand. Neu wird bei<br />

den Budapest-Kriterien zwischen Symptomen<br />

und objektivierbaren Befunden unterschieden<br />

(siehe Tabelle 3). Im Gegensatz<br />

zu den IASP-Kriterien weisen die<br />

1. Dauerschmerz, disproportional zum auslösenden Ereignis<br />

2. Bericht über mindestens einem Symptom in drei von vier Kategorien:<br />

– Sensibel: Hyperästhesie und/oder Allodynie<br />

– Vasomotorisch: Temperaturdifferenz und/oder Hautverfärbungen und/oder asymmetrische<br />

Hautfarbe<br />

– Sudomotorisch/Ödem: Ödem und/oder veränderte Sudomotorik und/oder asymmetrische<br />

Sudomotorik<br />

– Motorisch/trophisch: Bewegungseinschränkung und/oder motorische Dysfunktion (Schwäche,<br />

Tremor, Dystonie) und/oder trophische Veränderungen (Nägel, Haare, Haut)<br />

3. Anlässlich der Untersuchung Vorhandensein mindestens eines Befundes in zwei oder mehr<br />

Kategorien:<br />

– Sensibel: Hyperalgesie und/oder Allodynie<br />

– Vasomotorisch: Temperaturdifferenz und/oder Hautverfärbungen und/oder asymmetrische<br />

Hautfarbe<br />

– Sudomotorisch/Ödem: Ödem und/oder veränderte Sudomotorik und/oder asymmetrische<br />

Sudomotorik<br />

– Motorisch/trophisch: Bewegungseinschränkung und/oder motorische Dysfunktion<br />

(Schwäche, Tremor, Dystonie) und/oder trophische Veränderungen (Nägel, Haare, Haut)<br />

4. Es gibt keine andere Diagnose, welche die Symptome und Befunde besser erklärt.<br />

Tabelle 3: Budapest-Kriterien (Klinik) [10]<br />

Budapest-Kriterien eine verbesserte Spezifität<br />

auf Tabelle 3.<br />

Für rein klinische Zwecke sind weiterführende<br />

Abklärungen (z.B. Labor, Bildgebung,<br />

neurophysiologische Untersuchungen)<br />

nicht nötig; sie weisen keinen zusätzlichen<br />

diagnostischen Nutzen auf [11,12].<br />

Dies gilt insbesondere auch für die fortwährend<br />

eingesetzte 3-Phasen-Szintigraphie<br />

(z.B. [13]). Zusatzuntersuchungen<br />

dienen jedoch allenfalls dazu, mögliche<br />

andere zugrunde liegende Erkrankungen<br />

auszuschliessen. Entsprechend dem breiten<br />

Manifestationsspektrum ist die Liste<br />

der Differentialdiagnosen lang. In Frage<br />

kommen verschiedene neuropathische<br />

Schmerzzustände, entzündliche Systemerkrankungen,<br />

Infekte, Gefässerkrankungen,<br />

myofasziale Schmerzsyndrome sowie<br />

psychiatrische Störungen (insbesondere<br />

artifizielle Störungen). Letztendlich handelt<br />

es sich beim CRPS 1 um eine Ausschlussdiagnose.<br />

Multiple Therapieansätze<br />

Die Therapie sollte möglichst früh begonnen<br />

und in einem multidisziplinären<br />

Rahmen durchgeführt werden [14]. Das<br />

Ziel besteht in erster Linie im Erreichen<br />

einer bestmöglichen funktionellen Wiederherstellung<br />

der betroffenen Extremität<br />

[5]. Die Therapie selbst basiert auf den<br />

eingangs erwähnten pathophysiologischen<br />

Konzepten und richtet sich vorrangig<br />

nach der sich präsentierenden Klinik.<br />

In der Vergangenheit sind mehrere Behandlungsrichtlinien<br />

entstanden, welche<br />

jedoch grösstenteils auf einem Expertenkonsensus<br />

und nicht evidenzbasierten<br />

Daten beruhen. Eine Ausnahme dazu<br />

bilden die erst kürzlich veröffentlichten<br />

niederländischen Therapierichtlinien<br />

[15]. Diesen Empfehlungen entsprechend<br />

sollen zur Schmerzbehandlung Analgetika<br />

gemäss WHO-Stufenplan eingesetzt<br />

werden, wobei für den Einsatz von starken<br />

Opioiden nur eine ungenügende Evidenz<br />

besteht. Neuropathische Schmerzen können<br />

durch Anwendung von Antikonvulsiva<br />

und trizyklischen Antidepressiva positiv<br />

beeinflusst werden. Zur Behandlung von<br />

Entzündungssymptomen empfehlen die<br />

Autoren Radikalfänger (Dimethylsulfoxid<br />

oder Acetylcystein) und zur Verbesserung<br />

der peripheren Durchblutung vasodilatierende<br />

Medikamente. Bei ungenügendem<br />

Ansprechen können perkutane Sympathikusblockaden<br />

evaluiert werden. Die Rolle<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Abbildung 1: Typische Frühmanifestation eines CRPS 1 des rechten Fusses mit schmerzhafter<br />

Schwellung, Verfärbungen, Überwärmung und Hyperhidrose. (Bild: Uniklinik Balgrist)<br />

von Calcitonin und Bisphosphonaten in<br />

der Behandlung des CRPS 1 wird in der<br />

Literatur kontrovers diskutiert. Zur funktionellen<br />

Wiederherstellung raten die Autoren<br />

zur Durchführung von intensiven<br />

physio- und ergotherapeutischen Massnahmen.<br />

Präventiv wird nach Radiusfrakturen die<br />

Einnahme von Vitamin C empfohlen.<br />

Eine Sekundärprophylaxe könnte durch<br />

eine adäquate perioperative Analgesie,<br />

den Einsatz von Regionalanästhesie und<br />

eine möglichst kurze Operationszeit erreicht<br />

werden.<br />

Über die Prognose des CRPS 1 ist in der<br />

Literatur nur wenig bekannt. Bisher wurden<br />

nur wenige Faktoren identifiziert,<br />

welche die Prognose des CRPS 1 in positiver<br />

oder negativer Weise beeinflussen<br />

können. Ein ungünstiger Verlauf wird<br />

eher beim CRPS 1 der oberen Extremität<br />

und bei anfangs kühleren Hauttemperaturen<br />

beobachtet, während auslösende<br />

Ereignisse, besonders Frakturen, eher mit<br />

einer günstigen Prognose assoziiert sind.<br />

Es sind Spontanheilungen und erfolgreiche<br />

Therapieresultate bekannt; ein Teil<br />

der Patienten leidet jedoch an monate- bis<br />

jahrelangen, teilweise sehr unbefriedigenden<br />

Verläufen.<br />

■<br />

Referenzen<br />

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chronic pain: description of chronic pain<br />

syndrome and definitions of pain terms.<br />

Seattle: IASP Press.<br />

2. Bruehl S (2010) An update on the pathophysiology<br />

of complex regional pain syndrome.<br />

Anesthesiology 113: 713–725.<br />

3. de Mos M, de Bruijn AG, Huygen FJ, Dieleman<br />

JP, Stricker BH, et al. (2007) The incidence<br />

of complex regional pain syndrome: a population-based<br />

study. Pain 129: 12–20.<br />

4. Sandroni P, Benrud-Larson LM, McClelland<br />

RL, Low PA (2003) Complex regional pain<br />

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in Olmsted county, a population-based study.<br />

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5. Harden R, Bruehl S (2005) CRPS: Current<br />

Diagnosis and Therapy. In: Wilson P, Stanton-Hicks<br />

M, Harden R, editors. Diagnostic<br />

criteria: The statistical derivation of the four<br />

criterion factors Seattle, WA: IASP Press. pp.<br />

45–58.<br />

6. Veldman PH, Reynen HM, Arntz IE, Goris RJ<br />

(1993) Signs and symptoms of reflex sympathetic<br />

dystrophy: prospective study of 829<br />

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7. Schurmann M, Gradl G, Andress HJ, Furst H,<br />

Schildberg FW (1999) Assessment of peripheral<br />

sympathetic nervous function for diagnosing<br />

early post-traumatic complex regional<br />

pain syndrome type I. Pain 80: 149–159.<br />

8. Bruehl S, Harden RN, Galer BS, Saltz S,<br />

Backonja M, et al. (2002) Complex regional<br />

pain syndrome: are there distinct subtypes<br />

and sequential stages of the syndrome? Pain<br />

95: 119–124.<br />

9. Bruehl S, Harden RN, Galer BS, Saltz S, Bertram<br />

M, et al. (1999) External validation of<br />

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10. Harden RN, Bruehl S, Stanton-Hicks M, Wilson<br />

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11. Brunner F, Lienhardt SB, Kissling RO, Bachmann<br />

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regional pain syndrome type I – a Delphi<br />

survey. Eur J Pain 12: 48-52.<br />

12. Perez RS, Zollinger PE, Dijkstra PU, Thomassen-Hilgersom<br />

IL, Zuurmond WW, et al.<br />

(2007) Clinical practice guideline «Complex<br />

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Geneeskd 151: 1674–1679.<br />

13. Lee GW, Weeks PM (1995) The role of bone<br />

scintigraphy in diagnosing reflex sympathetic<br />

dystrophy. J Hand Surg Am 20: 458–463.<br />

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(CT): Reflex Sympathetic Dystrophy<br />

Syndrome Association (RSDSA).<br />

15. Perez RS, Zollinger PE, Dijkstra PU, Thomassen-Hilgersom<br />

IL, Zuurmond WW, et al.<br />

(2010) Evidence based guidelines for complex<br />

regional pain syndrome type 1. BMC<br />

Neurol 10: 20.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Am Rande des Flüchtlingsstroms<br />

Seit dem Sommer 2015 sind Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen, ein Dauerthema.<br />

Dabei wird vergessen, dass die meisten Menschen in einem Nachbarland Zuflucht suchen vor<br />

Krieg, Verfolgung oder Naturkatastrophen. Ganz aus dem öffentlichen Fokus verschwinden jene<br />

Flüchtlinge, die innerhalb des eigenen Landes bleiben, die «Internally Displaced Persons».<br />

Sara Bachmann, Community-based Protection Officer, UNHCR Ukraine<br />

Wieder ist hier ein Fischerboot mit Migranten<br />

gekentert, dort konnten mehrere<br />

hundert Flüchtlinge von der Küstenwache<br />

gerettet werden, im Mittelmeer sind wohl<br />

700 Migranten ertrunken: Die Flüchtlingsthematik<br />

ist allgegenwärtig. Täglich<br />

ist in den Medien von Menschen auf der<br />

Flucht die Rede. Alleine im Jahr 2016 gab<br />

es laut UNHCR weltweit mehr als 17 Millionen<br />

Flüchtlinge, während die Zahl im<br />

Jahr <strong>2017</strong> steigend ist. Der grösste Teil von<br />

allen Flüchtlingen ist innerhalb von Afrika<br />

zu verzeichnen und flieht nicht – wie<br />

oft angenommen – nach Europa, sondern<br />

in die unmittelbaren Nachbarländer. Diese<br />

Menschen überqueren Grenzen, um vor<br />

Krieg, Verfolgung und Naturkatastrophen<br />

zu fliehen, auf der Suche nach einem<br />

menschenwürdigeren Leben.<br />

Flucht im eigenen Land<br />

Doch an der Peripherie der Migrationsthematik<br />

gibt es eine weitere Gruppe von<br />

Flüchtlingen, die weniger bekannt ist und<br />

oft etwas in den Hintergrund zu geraten<br />

scheint: Es handelt sich um Binnenflüchtlinge,<br />

auch unter dem englischen Begriff<br />

Internally Displaced Persons (IDPs) anzutreffen.<br />

IDP bezieht sich auf Menschen,<br />

die innerhalb ihres Herkunfts- und Heimatlandes<br />

auf der Flucht sind und sich<br />

dort auch niederlassen. Im Gegensatz zu<br />

internationalen Flüchtlingen, die in einem<br />

fremden Land einen Asylantrag stellen,<br />

ist die Regierung des eigenen Landes<br />

für die IDPs verantwortlich und muss<br />

deren Schutz gewährleisten. Obwohl weniger<br />

im Fokus der Öffentlichkeit, übersteigt<br />

die Anzahl an IDPs die Zahl von<br />

grenzüberschreitenden Flüchtlingen um<br />

mehr als das Zweifache: Gemäss UNHCR<br />

waren im Jahr 2016 mehr als 36,5 Millionen<br />

Menschen als IDPs registriert. Millionen<br />

unter ihnen leben weiterhin in der<br />

permanenten Angst, erneut vertrieben zu<br />

werden.<br />

Die Gründe für die Flucht von IDPs sind<br />

– wie bei internationalen Flüchtlingen –<br />

Krieg, Verfolgung, Gewalt und Naturkatastrophen.<br />

So sind auch IDPs mit vielen<br />

Herausforderungen konfrontiert. Sie haben<br />

in vielen Ländern Schwierigkeiten,<br />

ein Dach über dem Kopf zu finden oder<br />

Zugang zur Gesundheitsversorgung und<br />

zum Arbeitsmarkt zu bekommen.<br />

Ein Beispiel dafür ist die Ukraine. Zwischen<br />

2014 und Juni <strong>2017</strong> wurden gemäss<br />

der ukrainischen Regierung mehr als 1,5<br />

Millionen IDPs registriert. Aufgrund des<br />

Konflikts zwischen den Separatisten und<br />

der ukrainischen Regierung in Teilen der<br />

ostukrainischen Regionen Donetsk und<br />

Lugansk mussten viele Ukrainer ihre Heimat<br />

verlassen und sich in anderen Landesteilen<br />

ein neues Zuhause suchen.<br />

Dreimal vertrieben<br />

Besonders schwierig haben es dabei Menschen<br />

mit Behinderungen, die ihr Haus<br />

nicht selber verlassen können, oder ältere<br />

Leute, die alleine gelassen wurden, wie<br />

das Beispiel der 86-jährigen Vira zeigt. Als<br />

ihr Haus im Jahr 2015 von schwerem Beschuss<br />

getroffen wurde, musste die pensionierte<br />

Lehrerin ihr Zuhause, das sich<br />

nun auf der Frontlinie befindet, verlassen.<br />

Bereits zum dritten Mal in ihrem langen<br />

Leben musste Vira ihre Heimat hinter sich<br />

lassen. Das erste Mal war im Jahr 1931, als<br />

34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

ihr Vater während der Hungersnot vom<br />

sowjetischen Regime nach Sibirien deportiert<br />

wurde. Später wurde der Familie erlaubt,<br />

ein kleines Haus in Moskau zu<br />

mieten. Bald wurde das vermeintlich ruhige<br />

Leben jedoch vom Zweiten Weltkrieg<br />

wieder aufgerüttelt. Das Haus wurde beschossen<br />

und Vira musste zusammen mit<br />

ihrer Mutter zurück nach Donetsk fliehen.<br />

Als Primarlehrerin und Mutter eines Sohnes<br />

hatte Vira sich auf eine ruhige Pension<br />

gefreut. Es kam jedoch anders, und als<br />

die Kämpfe in der Ostukraine begannen<br />

und ihr Haus beschossen wurde, wurde sie<br />

nochmals zur Flucht gezwungen. Es fielen<br />

vermehrt Schüsse in ihrem Dorf Stanyzja<br />

Luhanska, und Vira suchte zuerst Schutz<br />

in einem Luftschutzbunker. Als das Artilleriefeuer<br />

jedoch intensiver wurde, wusste<br />

sie, dass sie laufen musste. Nur mit wenigen<br />

Dokumenten und Fotos auf sich gelang<br />

ihr und ein paar Freunden die Flucht.<br />

Nun lebt Vira mit ihrem Sohn in der Region<br />

Kiew. In 18 Monaten mussten sie<br />

dreimal umziehen, da wegen der hohen<br />

Anzahl an IDPs grosser Wohnungsmangel<br />

herrscht. Aber nicht nur die Wohnsituation<br />

macht ihr zu schaffen: «Mit meiner<br />

kleinen Rente kann ich mir kaum Essen<br />

leisten. Und als ich einen Herzinfarkt hatte<br />

und ich zu einem Arzt gebracht wurde,<br />

gab er mir ein Rezept für ein teures Medikament,<br />

das ich mir nicht leisten kann.<br />

Stattdessen kaufe ich mir nun billigere<br />

Tabletten, sie helfen jedoch nicht gegen<br />

meinen hohen Blutdruck.»<br />

Unsichtbares Leiden<br />

Wie Vira kämpfen auch viele andere ältere<br />

IDPs in der Ukraine mit schwierigen<br />

sozialen Lebensbedingungen. Gemäss der<br />

Regierung sind mehr als 60 Prozent der<br />

registrierten IDPs in der Ukraine ältere<br />

Menschen. Der wirtschaftliche Rückgang<br />

im konfliktbetroffenen Land hatte deshalb<br />

eine verheerende Wirkung auf die<br />

am meisten gefährdeten Menschen, die<br />

ums Überleben kämpfen müssen, zu denen<br />

auch Pensionäre wie Vira gehören.<br />

Mit ein Grund für die schwierigen Bedingungen<br />

von IDPs sind Lücken in der Gesetzgebung<br />

und die herrschende Unklarheit<br />

bezüglich sozialer Leistungen für<br />

IDPs.<br />

Gerade weil nationale Regierungen die<br />

Verantwortung für IDPs haben, sind Binnenflüchtlinge<br />

auf der internationalen<br />

Ebene oft unsichtbar. Dennoch sollten sie<br />

im Fokus bleiben, weil ihre Probleme oft<br />

dieselben sind wie die von internationalen<br />

Flüchtlingen. Bei langanhaltenden<br />

Konflikten, wie es in der Ukraine der Fall<br />

ist, wird die Anzahl IDPs in der nahen<br />

Zukunft zudem nicht zurückgehen, was<br />

Regierungen vor enorme Herausforderungen<br />

stellt. Davor darf die internationale<br />

Gesellschaft nicht die Augen<br />

verschliessen. ■<br />

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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

35


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Sehen ausserhalb des Fokus<br />

Im Vergleich zu Fliegen haben wir zwar keinen Rundumblick, das menschliche Gesichtsfeld umfasst<br />

jedoch immerhin ca. 210 Grad. Was aber geschieht am Rand unseres Gesichtsfeldes? Objekte, die in<br />

der Peripherie liegen, werden schlechter erkannt und als kürzer wahrgenommen. Dennoch ist die<br />

periphere Wahrnehmung nicht einfach eine schlechtere Version der zentralen, sondern übernimmt<br />

eigene Funktionen.<br />

M. Sc. Lisa Eberhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Allgemeine Psychologie der Universität Ulm,<br />

Prof. Dr. phil. habil. Anke Huckauf, Lehrstuhlinhaberin Allgemeine Psychologie, Universität Ulm<br />

Der Grossteil der Informationen, die unserer<br />

visuellen Wahrnehmung entstammen<br />

und die wir berichten können, wird<br />

am Fixationsort aufgenommen. Von diesem<br />

fixierten Ort werden Lichtwellen auf<br />

einen zentralen Punkt der Netzhaut projiziert,<br />

auf die Fovea. Hauptkennzeichen<br />

der Wahrnehmung im seitlichen Gesichtsfeld<br />

ist mit zunehmender Entfernung zum<br />

Fixationsort eine rapide Abnahme des<br />

räumlichen Auflösungsvermögens (Schober,<br />

1950). Wie aktuelle Befunde zeigen,<br />

ist sogar bereits innerhalb der Foveola ein<br />

Abfall der Erkennungsleistung mit zunehmendem<br />

Abstand vom Zentrum nachweisbar<br />

(Poletti, Rucci & Carassco, <strong>2017</strong>).<br />

Der Leistungsabfall mit zunehmender<br />

Exzentrizität scheint auch das Lokalisationsvermögen<br />

zu betreffen (Levi, Klein &<br />

Yap, 1987). So zeigt sich, dass eine simultane<br />

Präsentation von mehreren jeweils<br />

einzeln sehr gut erkennbaren Reizen im<br />

seitlichen Gesichtsfeld dazu führt, dass<br />

diese Reize nicht mehr berichtet werden<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung der Sehschärfeverteilung<br />

bei Fixation des Displays eines lokalen<br />

Fahrkartenautomaten<br />

können (sog. Crowding-Effekt; Bouma,<br />

1970). Auch dieses Phänomen wird mit<br />

zunehmender Exzentrizität stärker. Dabei<br />

ist die Einbusse in der Identifikationsleistung<br />

des Zielobjekts durch den Crowding-<br />

Effekt grösser als durch die Abnahme der<br />

Sehschärfe (Huckauf & Heller, 2002).<br />

Unterschiede zwischen zentralem und<br />

peripherem Sehen betreffen auch die zeitliche<br />

Auflösung. Kurzzeitig im seitlichen<br />

Gesichtsfeld präsentierte Objekte werden<br />

als kürzer erlebt als das gleiche Objekt in<br />

zentraler Darbietung; und auch diese Unterschätzung<br />

steigt mit zunehmender<br />

Exzentrizität (Kliegl & Huckauf, 2014).<br />

Inwieweit solche Befunde auf längere<br />

Dauern und auf weitere Aufgaben übertragbar<br />

sind, muss noch geklärt werden.<br />

Konsequenzen für den täglichen Umgang<br />

mit unserer Umgebung sind in Abb. 1 illustriert.<br />

Die Symmetrie in Abb. 1 ist jedoch<br />

unzutreffend: Das funktionale visuelle<br />

Feld ist seitlich grösser als nach oben<br />

und unten (Schober, 1950). Zudem konstatieren<br />

zahlreiche Untersuchungen, vor<br />

allem mit alphanumerischen Zeichen,<br />

eine Rechtsfeldüberlegenheit (z.B. Chanceaux,<br />

Mathôt, & Grainger, 2013). Eine<br />

bessere Wahrnehmungsleistung für das<br />

untere Gesichtsfeld im Vergleich zum oberen<br />

wird üblicherweise mit den Bedingungen<br />

zur Lokomotion in Zusammenhang<br />

gebracht (Feng, Jiang, & He, 2007).<br />

Funktion peripheren<br />

Sehens<br />

Ist also die periphere Wahrnehmung lediglich<br />

eine schlechte Version dessen, was<br />

zentral möglich ist, oder welche Funktion<br />

kommt ihr zu? Objekte in der Peripherie,<br />

die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen,<br />

werden meist zu unwillkürlich gesehen,<br />

um sie detailliert verarbeiten zu<br />

können. Eine wichtige Funktion ist also<br />

die Steuerung der (Blick-)Motorik, um<br />

bspw. schärfebedingte Unschärfen auszugleichen.<br />

Augenbewegungen sind in der<br />

Regel sprunghaft, d.h. Phasen relativer<br />

Ruhe, sog. Fixationen, wechseln mit<br />

schnellen Bewegungen, sog. Sakkaden.<br />

Aufgrund extrafovealer Information muss<br />

entschieden werden, was in der Folge fixiert<br />

werden soll (sog. periphere Vorverarbeitung).<br />

Da während einer Sakkade<br />

keine Information aufgenommen wird,<br />

stellt sich die Frage, wie die fixierte Information<br />

mit der vorherigen, peripher aufgenommenen<br />

Information zu einem<br />

ganzheitlichen Eindruck der Umgebung<br />

vereint wird. Hier zeigen aktuelle Befunde,<br />

dass attentive Mechanismen, die mit einer<br />

Sakkade assoziiert sind, dazu führen, dass<br />

die entsprechenden Objekte bereits kurz<br />

vor Ausführung der Sakkade besonders<br />

verarbeitet werden (Li, Barbot, & Carrasco,<br />

2016). Eventuell stehen auch bessere<br />

Leistungen in der Peripherie, wie sie bspw.<br />

in Aufgaben zur Textursegmentierung<br />

nachgewiesen werden (Meinecke & Kehrer,<br />

1994), mit der Blicksteuerung in Zusammenhang.<br />

Die dritte Dimension<br />

Die bislang beschriebenen Fakten gelten<br />

für Aufgaben in einem bestimmten Betrachtungsabstand.<br />

Um jedoch Handlungen<br />

steuern zu können, muss auch eine<br />

Entfernung bestimmt werden, auf die<br />

dann die Handlungen abgestimmt werden.<br />

Dieses Einsschätzen der Entfernung<br />

muss insbesondere auch anhand peripherer<br />

Information geleistet werden. Dabei<br />

stellt sich also die Frage, wie unser Sehen<br />

ausserhalb des Fokus in der dritten Dimension,<br />

der Tiefe, charakterisiert werden<br />

kann. Der denknotwendige Abgleich der<br />

Information am aktuellen Fokus mit der<br />

zuvor ausserhalb des Fokus gewonnenen<br />

Information wirft Fragen nach Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschieden zwischen<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

dadurch zur Prävention von 3-D-induzierten<br />

Beschwerden oder auch von Stürzen<br />

führen. Als weiteres Beispiel sei die<br />

Sehkorrektur genannt: Die Optimierung<br />

zentraler Sehfunktionen mittels einer<br />

Sehhilfe führt auch zu Verzerrungen der<br />

peripher aufgenommenen Informationen.<br />

Wissen darüber, worauf unser sensomotorisches<br />

System sich dabei wie gut und mit<br />

welcher Latenz einstellen kann, kann evtl.<br />

die Akzeptanz von Sehhilfen vergrössern.<br />

Dabei ist davon auszugehen, dass solche<br />

Anpassungsleistungen altersabhängig<br />

sind. <br />

■<br />

Abb. 2: Vorstellung des funktionalen Gesichtsfeldes in drei Dimensionen<br />

der Tiefenunschärfe und der Unschärfe<br />

mit zunehmender Exzentrizität auf.<br />

Um unterschiedliche Entfernungen zu<br />

signalisieren und auf diese angepasst zu<br />

sein, sind Adjustierungen der Tiefeneinstellungen<br />

des visuellen Apparates nötig.<br />

Diese funktionieren über die Ausrichtung<br />

der Blickachsen beider Augen zueinander<br />

(Vergenz), die Anpassung der Brechkraft<br />

der Augenlinse an die Entfernung (Akkommodation)<br />

und die Einstellung auf<br />

die Lichtverhältnisse (Pupillendilatation).<br />

Diese drei verkörperlichten Faktoren der<br />

Entfernungsschätzung werden auch als<br />

Nahtrias bezeichnet, da sie bei Sehaufgaben<br />

im Greifraum aufeinander abgestimmt<br />

sind.<br />

Alle Fragen, die Wahrnehmungsleistungen<br />

in der Peripherie betreffen, sind also<br />

ebenso relevant für das Sehen vor oder<br />

hinter dem Fokus. Hierzu gibt es deutlich<br />

weniger wahrnehmungspsychologisch<br />

motivierte Arbeiten; nicht zuletzt aufgrund<br />

der Schwierigkeiten bei der Implementierung<br />

einer geeigneten Versuchsanordnung,<br />

mit der ein Fixationspunkt gegeben<br />

werden kann, vor und hinter dem<br />

weitere Reize präsentiert werden können.<br />

Die Forschungsfragen allerdings liegen<br />

auf der Hand: Welchen Einfluss haben<br />

Abweichungen eines Reizes von der fokussierten<br />

Ebene auf Erkennungsleistungen,<br />

auf die Lokalisation der Reize, auf deren<br />

Berichtbarkeit? Inwieweit sind Effekte von<br />

Tiefenschärfe und Sehschärfe funktional<br />

vergleichbar? Sind Effekte der retinalen<br />

Exzentrizität und der Tiefen(un)schärfe<br />

additiv, oder interagieren sie miteinander?<br />

Teilweise können Informationen aus Datensätzen<br />

für stereoskopisch präsentierte<br />

Reize abgeleitet werden, bei denen der<br />

Tiefeneindruck simuliert wird. Allerdings<br />

ist unklar, inwieweit Effekte virtueller Tiefe<br />

auf reale Tiefe übertragen werden können.<br />

Ein Hinderungsgrund dafür besteht<br />

allein schon in der Dissoziation von Akkommodation<br />

und Vergenz, die in virtuellen<br />

stereoskopischen Umgebungen notwendig<br />

(Hoffman, Girshick, Akeley, &<br />

Banks, 2008), in realen aber kaum anzutreffen<br />

ist.<br />

Erste Ergebnisse aus unserer Arbeitsgruppe<br />

weisen darauf hin, dass die Erkennungsleistungen<br />

von Objekten innerhalb<br />

eines Bereichs von ca. ±0,2 Dioptrin<br />

(1,4 m bis 3 m bei einer Blickdistanz von<br />

2 m) auch in der Tiefe mit zunehmender<br />

Exzentrizität abnehmen. Darüber hinaus<br />

scheint es, dass Reize vor der Fokusebene<br />

besser erkannt werden können als Reize<br />

hinter und sogar auf der Fokusebene.<br />

Auch benachbarte Reize in anderen Tiefenebenen<br />

bewirken Crowding-Effekte:<br />

Für Flankierreize, die in der Peripherie vor<br />

oder hinter der Fokusebene liegen, zeigen<br />

sich ähnliche Crowding-Effekte wie auf<br />

der Fokusebene (Eberhardt & Huckauf,<br />

akzeptiert).<br />

Anwendungen<br />

Praktische Folgen dieser Forschungen<br />

betreffen die Gestaltung visueller Medien<br />

(z.B. kopfgestützte und projektionsbasierte<br />

Head-up- oder AR/VR-Geräte). Ein<br />

funktional abgestimmtes Design kann die<br />

motorische Koordination erleichtern und<br />

Literatur<br />

Bouma, H. (1970). Interaction effects in parafoveal<br />

letter recognition. Nature, 226, 177–178.<br />

doi:10.1038/226177a0.<br />

Chanceaux, M., Mathôt, S., & Grainger, J. (2013).<br />

Flank to the left, flank to the right: Testing<br />

the modified receptive field hypothesis of<br />

letter-specific crowding. Journal of Cognitive<br />

Psychology, 25(6), 774–780. http://dx.doi.or<br />

g/10.1080/20445911.2013.823436.<br />

Eberhardt & Huckauf (akzeptiert). Examining<br />

crowding using a real three-dimensional<br />

experimental setup. Proceedings of the Latvian<br />

Academy of Sciences, Section B.<br />

Feng, C., Jiang, Y., & He, S. (2007). Horizontal<br />

and vertical asymmetry in visual spatial<br />

crowding effects. Journal of Vision, 7(2),<br />

13–13.<br />

Hoffman, D. M., Girshick, A. R., Akeley, K., &<br />

Banks, M. S. (2008). Vergence-accommodation<br />

conflicts hinder visual performance and<br />

cause visual fatigue. Journal of Vision, 8(3),<br />

1–33. doi:10.1167/8.3.33.<br />

Huckauf A. & Heller D. (2002). Spatial selection<br />

in peripheral letter recognition: In search of<br />

boundary conditions. Acta Psychologica,<br />

111(1), 101–123. https://doi.org/10.1016/<br />

S0001-6918(02)00045-8.<br />

Kliegl, K. M. & Huckauf, A. (2014). Perceived<br />

duration decreases with increasing eccentricity.<br />

Acta Psychologica, 150,136–145.<br />

Levi, D. M., Klein, S. A., & Yap, Y. L. (1987). Positional<br />

uncertainty in peripheral and amblyopic<br />

vision. Vision research, 27(4), 581–<br />

597. https://doi.org/10.1016/0042-<br />

6989(87)90044-7.<br />

Li, H. H., Barbot, A., & Carrasco, M. (2016). Saccade<br />

preparation reshapes sensory tuning.<br />

Current Biology, 26(12), 1564–1570. https://<br />

doi.org/10.1016/j.cub.2016.04.028.<br />

Meinecke, C., & Kehrer, L. (1994). Peripheral and<br />

foveal segmentation of angle textures. Perception,<br />

& Psychophysics, 56(3), 326–334.<br />

https://doi.org/10.3758/BF03209766.<br />

Poletti, M., Rucci, M., & Carrasco, M. (<strong>2017</strong>).<br />

Selective attention within the foveola. Nature<br />

Neuroscience, advance online publication.<br />

doi:10.1038/nn.4622.<br />

Schober, H. (1950). Das Sehen: I. Band. Mühlhausen:<br />

Markewitz-Verlag GmbH.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Verkaufen in der Peripherie<br />

Coca-Cola oder Apple sind rund um den Globus zu finden. Wie aber schafft man es, ein Produkt<br />

global zu vermarkten? Worauf muss man achten, wenn man neue Märkte erobern möchte? Was<br />

im einen Land klappt, kann schon im Nachbarland floppen. Je weiter entfernt ein Absatzmarkt ist,<br />

desto wichtiger ist es, die lokalen Gepflogenheiten zu kennen.<br />

Dr. Dominic Schmiedl, Online-Redakteur W4; Jörg Wenzel, Inhaber W4<br />

Das Internet und das globale Dorf: Eine<br />

Website ist für alle unabhängig von ihrer<br />

Region erreichbar. Eine enorme Bereicherung<br />

und Erleichterung für die weltweite<br />

Vermarktung von Produkten und Diensten,<br />

könnte man denken. Doch wer global<br />

handeln will, muss weiterhin lokal denken<br />

können. Denn die eine Website, die<br />

alle anspricht, gibt es nicht.<br />

Das globale Dorf ist längst nicht so homogen,<br />

wie manch einer es sich vorstellt. Man<br />

könnte sagen: andere Häuser, andere Sitten.<br />

Die Wege sind zwar viel kürzer geworden,<br />

eine Verbindung ist schnell hergestellt.<br />

Doch ob man sich versteht, ist eine<br />

ganz andere Frage. Die Welt hat sich eben<br />

doch noch nicht darauf geeinigt, über<br />

Facebook in Kontakt zu bleiben und die<br />

brennenden Fragen des Lebens mithilfe<br />

der Google-Suche zu beantworten.<br />

Während es den meisten einleuchtet, dass<br />

zwischen dem Schweizer und dem chinesischen<br />

Markt grosse Unterschiede bestehen,<br />

können sich die meisten kaum vorstellen,<br />

dass es auch innerhalb von Westeuropa<br />

Unterschiede gibt. Doch das ist<br />

bereits ein Irrglaube und führt zur goldenen<br />

ersten Regel des internationalen Marketings:<br />

Man sollte sich seines Nichtwissens<br />

bewusst sein und so einen grossen<br />

Bogen um kostspielige Fettnäpfchen machen.<br />

Teure Fauxpas<br />

Wer den Schaden hat, braucht für den<br />

Spott nicht zu sorgen. Der grösste Exportschlager<br />

aus dem deutschsprachigen<br />

Raum ist wahrscheinlich das Wort Schadenfreude.<br />

Kulturellem Nichtwissen geschuldete<br />

Marketingfehlgriffe, ein regionaler<br />

Fauxpas ziehen schnell das Gespött<br />

der ganzen Welt auf sich. Das musste<br />

beispielsweise der japanische Autohersteller<br />

Mitsubishi erfahren, als dieser sein<br />

Modell Pajero in Spanien einführen wollte.<br />

Dort bedeutet das Wort Pajero umgangssprachlich<br />

«Wichser». Da kann das<br />

Gefährt noch so gut sein – Käufer findet<br />

man damit nicht. Doch derlei Peinlichkeiten<br />

passieren auch zwischen Nachbarn.<br />

Audi traf ebenfalls eine unglückliche Namenwahl<br />

für seine Produktmarke e-tron.<br />

Denn dieser erinnert an das französische<br />

Wort «étron», zu Deutsch Kothaufen.<br />

Dass man den zu erobernden Markt auf<br />

sprachlicher Ebene versteht, gehört also<br />

zu den Grundvoraussetzungen internationalen<br />

Marketings. Dennoch: Einen verbindlichen<br />

Leitfaden, wie ein hierzulande<br />

erfolgreiches Produkt auch im Ausland<br />

zum Verkaufsschlager wird, gibt es nicht.<br />

Denn genau darin liegt ja die Schwierigkeit<br />

des internationalen Marktes: Jeder<br />

Markt hat seine Eigenarten. Diese können<br />

sprachlicher, kultureller oder rechtlicher<br />

Natur sein.<br />

Vier Vorüberlegungen<br />

Die folgenden Punkte erheben keinen Anspruch<br />

auf Vollständigkeit. Sie sollen vielmehr<br />

eine Orientierung bei der Planung<br />

einer Kampagne fernab des Heimatlandes<br />

bieten.<br />

• Hat Ihr Produkt Potential?<br />

Wollen Sie wirklich mit einer Chilisauce<br />

nach Mexiko expandieren? Nur weil ein<br />

Produkt in der Schweiz gut läuft, bedeutet<br />

das nicht, dass es am anderen Ende der<br />

Welt auch so sein muss – vielleicht gibt es<br />

zudem das Produkt dort schon. Nicht umsonst<br />

kennen wir den Begriff «lokale Spezialitäten».<br />

Der Schritt in einen fremden<br />

Markt ist ein umfangreiches Unterfangen.<br />

Kaufgewohnheiten, gesetzliche Bestimmungen<br />

oder Konkurrenzprodukte: Ohne<br />

eingehende Analyse des Zielmarktes ist<br />

dieser nicht zu erobern.<br />

Bevor man eine eigene Infrastruktur vor<br />

Ort aufbaut, kann es durchaus ratsam<br />

sein, kleine Brötchen zu backen. Gesetze<br />

und Steuerregeln sind zwar in jedem Fall<br />

zu kennen. Doch der Markteintritt über<br />

eine Plattform wie Amazon vereinfacht<br />

vieles, da es dafür noch keine Gesellschaft<br />

vor Ort braucht. Gleichzeitig kann ohne<br />

grosses Investment das Potential des Produktes<br />

auf dem Zielmarkt getestet werden.<br />

• Wer ist Ihre Zielgruppe?<br />

Sie agieren in Ihrem Heimatmarkt erfolgreich,<br />

weil Sie Ihre Zielgruppe kennen und<br />

diese perfekt bedienen. Doch heisst das<br />

nicht, dass Ihre Zielgruppe in anderen<br />

Ländern die gleichen Merkmale aufweist.<br />

Abgesehen vom Wissen um die Nachfrage<br />

nach Ihren Produkten braucht es daher<br />

eine Analyse der Gewohnheiten, Verhaltensweisen<br />

und Bedürfnisse der potentiellen<br />

Kundschaft vor Ort.<br />

• Gibt es kulturelle Stolpersteine?<br />

Sie wollen den spanischen Markt erobern<br />

und beauftragen ein Übersetzungsbüro<br />

mit der Übertragung Ihrer Marketingmaterialien<br />

in die Zielsprache. Doch welches<br />

genau ist die Zielsprache? Regionale Unterschiede<br />

sind in Spanien auf sprachlicher<br />

Ebene viel stärker ausgeprägt als in<br />

Deutschland oder Frankreich.<br />

Auch andere kulturelle Unterschiede wie<br />

die Verwendung von Symbolen oder Farben<br />

sind zu beachten. Weiss wird im westlichen<br />

Kulturkreis mit Unschuld assoziiert,<br />

in China denkt man dabei schnell an<br />

den Tod. Erfolgreiche Marketingkommunikation<br />

wirkt auf vielen Ebenen – Sprache<br />

ist nur eine davon. Darum braucht es<br />

unbedingt Berater, die sich mit den kulturellen<br />

Gegebenheiten des Zielmarktes<br />

auskennen.<br />

• Welche Kanäle werden genutzt?<br />

Facebook, Twitter und Instagram sind die<br />

beliebtesten sozialen Netzwerke und<br />

Google die erste Adresse für Suchanfragen.<br />

Was hierzulande stimmt, kann andernorts<br />

ganz anders sein. Russland und<br />

China haben beispielsweise eigene soziale<br />

Netzwerke und Suchmaschinen, ohne die<br />

Ihre Kommunikation auf dem Zielmarkt<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

ins Leere läuft. Eine Google-Adwords-<br />

Anzeige auf Russisch wird daher nur wenige<br />

Russen in Russland erreichen. Sie<br />

müssen die bevorzugten (zum Teil auch<br />

erlaubten) Kommunikationswege Ihrer<br />

Zielgruppe im Zielland kennen.<br />

Marketing in China<br />

Das Reich der Mitte ist dank seines starken<br />

Wachstums ein begehrter Zielmarkt für<br />

Unternehmen auf Expansionskurs. Doch<br />

mit einer lokalisierten Website allein wird<br />

der Markteintritt nicht von Erfolg gekrönt<br />

sein. Wer in China Fuss fassen will, muss<br />

mit den beiden Schwergewichten des chinesischen<br />

Online-Geschäfts vertraut sein:<br />

mit Baidu und WeChat.<br />

Baidu: das chinesische Google<br />

Google verliess den chinesischen Markt<br />

2010 und ist als Suchmaschine dort nahezu<br />

bedeutungslos. Unter den chinesischen<br />

Anbietern dominiert Baidu das Feld<br />

mit 80 Prozent Marktanteil. Wer in China<br />

gefunden werden will, muss nach Baidus<br />

Regeln spielen. Neben der Sprache gibt es<br />

zwei weitere wichtige Kriterien: Die Website<br />

sollte vor Ort gehostet werden und die<br />

Domain-Endung .cn oder .com haben.<br />

Ansonsten ähneln die Regeln der Suchmaschinenoptimierung<br />

für Baidu denen<br />

von Google: Gute Inhalte sind wichtig,<br />

ebenso externe Verlinkungen.<br />

WeChat: das soziale Netzwerk<br />

WeChat als chinesisches Facebook zu<br />

bezeichnen, wäre sehr verkürzend. Denn<br />

WeChat hat mehr Funktionen als Facebook<br />

und ist viel stärker im Alltag der<br />

Chinesen integriert. WeChat ist nicht nur<br />

Informationsportal und Freundesnetzwerk,<br />

es ist auch eine Art PayPal für den<br />

bargeldlosen Zahlungsverkehr. Über We-<br />

Chat kann man sich ein Taxi rufen und<br />

die Fahrt anschliessend bezahlen. Auch<br />

Bankgeschäfte können innerhalb der<br />

App abgewickelt werden. Viele sind inzwischen<br />

der Meinung, dass ein WeChat-<br />

Account für Unternehmen wichtiger ist<br />

als eine eigene Website. Generell gibt es<br />

hier für Unternehmen zwei Optionen:<br />

einen Subscription-Account, der ähnlich<br />

einer Facebook-Seite funktioniert und<br />

dem Teilen von Inhalten dient, oder einen<br />

Service-Account, der Transaktionen<br />

beispielsweise über einen Shop ermöglicht.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Am Rand zu Hause<br />

Das Hospice Le Pré-aux-Bœufs nimmt Männer und Frauen auf, die am Rand der Gesellschaft stehen.<br />

Die im Berner Jura gelegene Einrichtung dient wegen ihrer geografischen Abgelegenheit seit Ende<br />

des 19. Jahrhunderts der Unterbringung von schwer integrierbaren Personen. Peripher war auch der<br />

Ansatz des kontrollierten Trinkens und des weitgehenden Therapieverzichts.<br />

Kilian Ruckstuhl, Heimleiter, Hospice Le Pré-aux-Boeufs<br />

Als der Eremit Himerius um das Jahr 600<br />

auf der Suche nach einem abgelegenen<br />

Ort für seine Zelle war, fand er am oberen<br />

Schüsstal (franz. La Suze) Gefallen. Aus<br />

Zelle und nachmaligem Kloster entwickelte<br />

sich die Ortschaft St-Imier, die ihren<br />

Namen von Himerius herleitet. Und in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft entstand,<br />

nicht weniger abgelegen, das Dorf Sonvilier,<br />

auf dessen Gemeindebann das Hospice<br />

Le Pré-aux-Boeufs liegt.<br />

Das Merkmal des Peripheren hat das Hospice<br />

Le Pré-aux-Boeufs seit seinen Anfängen<br />

in verschiedener Hinsicht begleitet.<br />

Zugleich ist es aber immer wieder darüber<br />

hinausgegangen.<br />

Von der Knabenerziehungsanstalt<br />

zum<br />

Versorgungsheim für<br />

«bösartige Leute»<br />

Der Bauernhof «Le Pré-aux-Boeufs» der<br />

Burgergemeinde Sonvilier, im obersten<br />

Teil des Vallon de St-Imier zwischen den<br />

Dörfern Renan und Sonvilier gelegen,<br />

erschien dem Kanton Bern bereits 1895<br />

peripher genug, um ihn zu kaufen und<br />

darauf eine Knabenerziehungsanstalt zu<br />

gründen: In dieser wurden ca. 50 Knaben<br />

unterrichtet und in der Feld- und Stallarbeit<br />

eingesetzt. Das sozial und das geographisch<br />

Randständige fand sich schon<br />

damals zusammen. Dass die Institution<br />

auch «Rettungsanstalt» genannt wurde,<br />

lässt erahnen, wie es in ihr damals zuund<br />

herging.<br />

Als die Knabenerziehungsanstalt 1931<br />

geschlossen wurde, nutzte die kantonale<br />

Armendirektion die Gelegenheit, um darin<br />

das «Versorgungsheim Sonvilier» einzurichten<br />

und dieses an das Verpflegungsheim<br />

Worben zu verpachten, welches das<br />

Versorgungsheim als Zweiganstalt führte.<br />

Hier wurden ab 1931 Erwachsene administrativ<br />

versorgt, welche infolge «Trunksucht»,<br />

«Liederlichkeit» oder «Arbeitsscheue»<br />

– wie es damals hiess – selbst in<br />

den bernischen Armen-, Verpflegungsund<br />

Arbeitsanstalten durch ihr unangepasstes<br />

Verhalten nicht tragbar waren. Es<br />

waren die aus damaliger Sicht Schlimmsten<br />

der Schlimmen («bösartige Leute»),<br />

die im Versorgungsheim landeten. Entsprechend<br />

heisst es im Verwalterbericht<br />

von 1934: «Die Anstalt ist mit einer Umzäunung<br />

versehen worden.» «Administrativ<br />

versorgt» bedeutete: Eingesperrt<br />

ohne gerichtlichen Beschluss und ohne<br />

Vorliegen einer Straftat.<br />

1958 beklagte sich der Verwalter über die<br />

Disziplinlosigkeit vieler Insassen und fügte<br />

an, es handle sich ausnahmslos um<br />

chronische Alkoholikerinnen und Alkoholiker.<br />

Es waren Menschen, die jener<br />

«Trunksucht» verfallen waren, die schon<br />

1931, bei der Eröffnung der Versorgungsanstalt,<br />

im Zentrum stand.<br />

Auch heute weist ein Grossteil unserer ca.<br />

100 Klientinnen und Klienten eine Alko-<br />

Die Weiden wachsen am Flüsschen Suze und werden von den Bewohnern zu mannigfaltigen Körben verarbeitet.<br />

40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />

Bewohner beim Lindenblüten pflücken<br />

Bewohner beim Lindenblütenpflücken. Die Blüten werden u.a. auch an Ricola verkauft.<br />

holabhängigkeit unterschiedlichen Grades<br />

auf. Aber die Krankheitsbilder sind<br />

komplexer geworden – oder sie blieben<br />

dieselben, und werden dank des medizinischen<br />

Fortschrittes bloss differenzierter<br />

diagnostiziert, wer weiss.<br />

Schadensbegrenzung<br />

statt Abstinenz<br />

Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner<br />

– das Hospice nahm anders als andere<br />

Institutionen seit je Männer und Frauen<br />

auf – weisen heute neben dem Alkoholproblem<br />

und seinen Folgeschädigungen<br />

(Korsakov-Syndrom etc.) auch<br />

Abhängigkeiten von anderen Substanzen<br />

(Heroin) und/oder psychische bzw. psychosoziale<br />

Probleme auf (verschiedene<br />

Formen der Schizophrenie; andere Typen<br />

der Psychose; chronische Depression;<br />

Borderline-Persönlichkeitsstörungen; Verhaltensstörungen<br />

etc.). Sie haben vielfach<br />

grosse Schwierigkeiten in der selbständigen<br />

Lebensbewältigung, tendieren zu<br />

Selbstgefährdung durch Verwahrlosung<br />

und zeigen sich auf unterschiedlichste<br />

Weise «verhaltensoriginell». Ein Teil der<br />

Bewohner ist aufgrund behördlicher<br />

Massnahmen (z.B. fürsorgerische Unterbringung)<br />

hier.<br />

Das Hospice versteht sich als niederschwellige,<br />

nicht therapieorientierte Institution.<br />

Die Menschen sollen möglichst<br />

weitgehend so sein und bleiben dürfen,<br />

wie sie sind. Darum wird von Alkoholabhängigen<br />

auch keine Abstinenz verlangt,<br />

wie das in anderen Institutionen der Fall<br />

ist. Viele haben schon mehrere Versuche<br />

gemacht, vom Alkohol loszukommen. Es<br />

ist ihnen nicht gelungen, und nun wollen<br />

sie auch nicht mehr.<br />

Um den Konsum aber dennoch zu kontrollieren<br />

und in gewissen Bahnen zu halten,<br />

hat das Pré-aux-Boeufs seit 1976 eine<br />

eigene kleine Beiz, in welcher den Bewohnern<br />

Bier und Wein (kein Branntwein) in<br />

individuell vereinbarten Mengen und zu<br />

festen Tageszeiten gegen Bezahlung ausgeschenkt<br />

wird. Das Maximum liegt bei<br />

1,5 Litern Bier oder 6 dl Wein pro Tag,<br />

verteilt auf drei Termine am Nachmittag.<br />

Für manchen Bewohner ist das ein Pappenstiel<br />

im Vergleich zum Konsum vor<br />

dem Eintritt ins Hospice. Mit dem kontrollierten<br />

Ausschank lag das Hospice zwar<br />

auch konzeptionell (einmal mehr) am<br />

Rand – der Mainstream der Wissenschaft<br />

vertrat in den 70er Jahren das Abstinenzparadigma<br />

–, zugleich war es seiner Zeit<br />

aber auch voraus: Das Konzept des Trinkens<br />

unter Kontrolle ist inzwischen von<br />

mehreren anderen Institutionen übernommen<br />

worden.<br />

Der Grundgedanke hinter der Beiz war<br />

und ist, dass es ehrlicher und insgesamt<br />

wirkungsvoller ist, den Alkoholkonsum<br />

kontrolliert in der Institution zuzulassen,<br />

statt ihn zu verbieten – und genau zu<br />

wissen, dass er dann einfach unkontrolliert<br />

auswärts stattfindet. An die Stelle der<br />

Abstinenz tritt als Ziel die Schadensbegrenzung<br />

und ein menschenwürdiges<br />

Leben mit bzw. trotz der Sucht. Die Beiz<br />

ist auch ein beliebter Treffpunkt und erfüllt<br />

eine wichtige soziale Funktion.<br />

Arbeit und Beschäftigung<br />

als wichtige Integrationsfaktoren<br />

Das Konzept des Trinkens unter Kontrolle<br />

ist kein Wundermittel. Es lebt von einer<br />

minimalen Bereitschaft und Fähigkeit der<br />

Bewohner, sich auf die Spielregeln einzulassen<br />

(ausserhalb der Beiz – z.B. während<br />

Ausgängen oder im Zimmer – sollte<br />

kein weiterer Alkohol getrunken werden;<br />

Bewohner, die von Ausgängen oder Urlauben<br />

zurückkommen, müssen Atemlufttests<br />

machen etc.). Diese Spielregeln können<br />

umgangen werden, da das Hospice<br />

eine offene Institution ist und keine «Umzäunung»<br />

mehr aufweist. Letztlich geht<br />

es um ein labiles Gleichgewicht, dessen<br />

Bewahrung von den Bewohnern und den<br />

Mitarbeitenden täglich neu errungen werden<br />

muss. Die abgelegene Lage wirkt sich<br />

hier positiv aus, da die Versuchungen weniger<br />

sind als in einer Institution an zentraler<br />

Lage. Manchmal geht das Gleichgewicht<br />

trotzdem verloren, und ein Entzug<br />

in einer Klinik wird notwendig.<br />

Im Unterschied zu zahlreichen ehemaligen<br />

«Arbeitsanstalten», in denen traditionell<br />

und auch heute noch Arbeitspflicht<br />

herrscht, ist die Beschäftigung im Préaux-Boeufs<br />

freiwillig. Das ändert allerdings<br />

nichts daran, dass eine Arbeit oder<br />

Beschäftigung ein wichtiger Beitrag zur<br />

Strukturierung des Tages ist. Sie gibt den<br />

Bewohnern das Gefühl, gebraucht zu werden,<br />

und das Erfolgserlebnis, etwas zustande<br />

zu bringen. In den verschiedenen<br />

Ateliers sind die Bewohner handwerklichkünstlerisch<br />

tätig. Sie arbeiten aber auch<br />

in der Küche, in der Hauswirtschaft, in der<br />

Landwirtschaft, im Gemüsegarten und<br />

im technischen Unterhalt, wo sie oftmals<br />

ihre beruflichen Erfahrungen einbringen<br />

können. Eine bescheidene Entschädigung<br />

bessert zudem das im Rahmen der Sozialhilfe<br />

oder der Ergänzungsleistungen<br />

knapp bemessene Taschengeld auf.<br />

Am Rand zu Hause<br />

An der geographischen Lage hat sich seit<br />

der Gründung von Himerius’ Zelle natürlich<br />

nichts geändert: Das Hospice ist noch<br />

immer nicht gerade der Nabel der Welt.<br />

Aber es beherbergt mittlerweile in gewisser<br />

Weise dennoch mehr als die Hälfte der<br />

Schweiz, stammen die Klienten doch aus<br />

ungefähr 15 Kantonen. Und die periphere<br />

Lage wird unversehens zum verbindenden<br />

Scharnier – zwischen der Romandie und<br />

der Deutschschweiz: Traditionell zweisprachig,<br />

nimmt das Hospice – auch dies<br />

ein Unterschied zu anderen Institutionen<br />

– nämlich Menschen aus beiden Landesteilen<br />

auf.<br />

Das Hospice Le Pré-aux-Boeufs war und<br />

ist ein besonderer Ort für Menschen mit<br />

besonderen Bedürfnissen. Und für etliche<br />

Bewohner ist es ein Zuhause, Peripherie<br />

hin oder her.<br />

■<br />

Kontakt:<br />

kruckstuhl@pre-aux-boeufs.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


PERSPEKTIVEN<br />

FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER RHEUMATOLOGIE – SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES (SLE)<br />

Der Wolf ist ein Chamäleon<br />

Der Systemische Lupus Erythematodes (SLE) ist eine klassische Autoimmunerkrankung. Das heterogene<br />

Krankheitsbild und die nicht abschliessend geklärten Ursachen machen die Diagnostik und<br />

Behandlung trotz verbesserter Möglichkeiten immer noch zu einer Herausforderung. Der SLE hat<br />

jedoch auch einen Modellcharakter für andere entzündliche Erkrankungen und seine Erforschung<br />

bietet daher die Chance für einen breiter einsetzbaren Erkenntnisgewinn.<br />

Prof. Dr. med Marten Trendelenburg, Stv. Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Universitätsspital Basel<br />

Der Systemische Lupus Erythematodes<br />

(SLE) ist der Inbegriff einer Autoimmunerkrankung.<br />

Sie verläuft chronisch und<br />

oft im Wechsel zwischen Schüben und<br />

Phasen der Stabilität. Der SLE präsentiert<br />

sich dabei normalerweise als Trias aus<br />

Allgemeinbeschwerden (wie Fieber, Gewichtsverlust,<br />

Abgeschlagenheit, Müdigkeit),<br />

entzündlichen Organschäden und<br />

immunologischen Phänomenen wie dem<br />

Auftreten von Autoantikörpern und der<br />

Aktivierung des Komplementsystems. Die<br />

Krankheit betrifft vor allem, aber keineswegs<br />

ausschliesslich Frauen in ihrem<br />

dritten bis vierten Lebensjahrzehnt (das<br />

Durchschnittsalter betroffener Patientinnen<br />

und Patienten bei Diagnosestellung<br />

liegt in der Schweiz bei ca. 37 Jahren,<br />

davon sind ca. 80–85 Prozent Frauen)<br />

[1]. Die Erkrankungshäufigkeit (Prävalenz)<br />

liegt in Frankreich bei ca. 50 Fällen<br />

pro 100000 Menschen, was bei direkter<br />

Übertragung heissen würde, dass in der<br />

Schweiz etwa 4000 Patienten mit SLE<br />

leben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass<br />

sich die Erkrankungshäufigkeit zwischen<br />

verschiedenen Ethnien deutlich unterscheidet<br />

und sich die Anzahl der Neuerkrankungen<br />

(Inzidenz) in den letzten<br />

40 Jahren beinahe verdreifacht hat.<br />

Als systemische Autoimmunerkrankung<br />

kann der SLE prinzipiell jedes Organ befallen,<br />

alleine, wechselnd oder in Kombination<br />

mit anderen, wobei vor allem die<br />

Gelenke, die Haut, das Blut und die Niere<br />

im Vordergrund stehen. Dies führt zu<br />

einer sehr heterogenen und komplexen<br />

Präsentation des Krankheitsbildes und<br />

wird dadurch erschwert, dass es zu Organbeteiligungen<br />

kommen kann, ohne<br />

dass diese klinisch offensichtlich wären<br />

und entsprechend bisher nur unvollständig<br />

erfasst werden (z.B. ZNS, Herz). In der<br />

Summe resultiert daraus eine reduzierte<br />

Lebenserwartung von ca. 92 Prozent<br />

nach zehn Jahren Krankheitsdauer [2, 3].<br />

Die reduzierte Lebenserwartung wird<br />

durch die primäre Krankheitsaktivität<br />

mit sekundären Organschäden (Niere<br />

und andere), aber auch durch Infektionskrankheiten<br />

und vor allem durch eine<br />

erhöhte Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse<br />

verursacht [4].<br />

Pathophysiologie<br />

Die Ursachen und krankheitsbildenden<br />

Vorgänge des SLE sind nur teilweise<br />

verstanden, komplex und Gegenstand<br />

umfangreicher (inter)nationaler Forschungsbemühungen.<br />

Eine wesentliche<br />

Hypothese zur Ursache der Erkrankung<br />

ist die sogenannte Abfall-Entsorgungs-<br />

Hypothese [5]. Nach dieser Hypothese ist<br />

bei Patienten mit SLE die Beseitigung von<br />

natürlicherweise sterbenden Zellen (Apoptose)<br />

gestört, so dass es zu einer Fehleitung<br />

des Immunsystems mit der konsekutiven<br />

Bildung von Autoantiköpern, die<br />

gegen Bestandteile der apoptotischen<br />

Zellen gerichtet sind, und der Aktivierung<br />

der Komplementkaskade kommt. Auch<br />

wenn diese Hypothese durch zahlreiche<br />

Studien gestützt wird, genügt sie jedoch<br />

nicht, um das Spektrum der klinischen<br />

und experimentellen Beobachtungen<br />

umfassend zu erklären. Neben genetisch<br />

determinierten Mechanismen scheinen<br />

auch zahlreiche extrinsische Faktoren<br />

Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf<br />

der Erkrankung zu nehmen. Interessanterweise<br />

scheint zum Beispiel eine<br />

vorangegangene Infektion mit dem Ebstein-Barr-Virus<br />

ein notweniger Schritt<br />

bei der Entstehung des SLE zu sein, denn<br />

bei fast allen (99%) erwachsenen Patienten<br />

mit SLE (und damit häufiger als bei<br />

an das Alter angepassten Kontrollen) lässt<br />

sich eine solche zurückliegende EBV-Infektion<br />

serologisch nachweisen [6].<br />

Therapiemöglichkeiten<br />

Die Therapie des SLE ist in erster Linie<br />

immunsuppressiv, in leichteren Fällen<br />

und in Ergänzung zur Immunsuppression<br />

auch immunmodulatorisch und/oder<br />

topisch. Bei der Immunsuppression spielt<br />

die Gabe von Glukokortikoiden vor allem<br />

in der Akutphase immer noch eine wichtige<br />

Rolle. Neben anderen etablierten<br />

Immunsuppressiva sind aber neuere potente<br />

Medikamente wie zum Beispiel<br />

Mycophenolat, Rituximab (direkte B-<br />

Zell-Depletion) und seit ca. fünf Jahren<br />

Belimumab (indirekte B-Zell-Depletion<br />

durch die Blockade des B-Zell-stimulierenden<br />

BlyS bzw. BAFF) in den Vordergrund<br />

gerückt [7].<br />

Alleinig oder in Ergänzung zur Immunsuppression<br />

hat sich die Gabe von Hydroxychloroquin,<br />

das noch nicht endgültig<br />

definierte immunmodulatorische Eigenschaften<br />

hat und den Krankheitsverlauf<br />

langfristig günstig beeinflusst, etab-<br />

42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

liert [8]. Bei Patienten mit Hautbeteiligung<br />

stellt darüber hinaus die topische<br />

Therapie eine wichtige Säule der Therapiestrategie<br />

dar.<br />

Das breiter gewordene Repertoire an Therapeutika<br />

ermöglicht in den meisten<br />

Fällen nicht nur eine befriedigende Kontrolle<br />

der Krankheitsaktivität, sondern<br />

auch Strategien, auf hoch dosierte und<br />

v.a. langwierige Glukokortikoidgaben zu<br />

verzichten mit dem Ziel, die sekundären,<br />

therapieassoziierten Komorbiditäten zu<br />

reduzieren. Je mehr es gelingt, akute<br />

Krankheitsschübe zu kontrollieren, umso<br />

mehr rücken diese therapie-, aber auch<br />

krankheitsassoziierten, im langfristigen<br />

Verlauf zu beobachtenden Komorbiditäten<br />

in den Vordergrund.<br />

Herausforderungen<br />

1. Die Behandlung und weitere Erforschung<br />

des SLE ist erschwert durch die<br />

relative Seltenheit der Erkrankung<br />

und seine heterogene Präsentation.<br />

Beide verlangen eine gute Zusammenarbeit<br />

zwischen Hausärzten und<br />

Spezialisten, idealerweise eine langfristige<br />

gemeinsame Patientenbetreuung<br />

im Sinne eines Behandlungsteams.<br />

2. Ein bisher nicht befriedigend gelöstes<br />

Problem ist die Beurteilung der<br />

Krankheitsaktivität durch klinische<br />

Scores und/oder Biomarker. Darunter<br />

fällt auch die Schwierigkeit, die Beteiligung<br />

des zentralen Nervensystems<br />

korrekt zu erfassen. Diese Beurteilung<br />

ist nicht nur von Relevanz für das<br />

Krankheitsmonitoring in der klinischen<br />

Praxis, sondern auch bei der<br />

Einschätzung der Wirksamkeit neuer<br />

Medikamente.<br />

3. Trotz der grossen Fortschritte in der<br />

Therapie besteht unverändert der Bedarf<br />

an gezielteren Therapeutika mit<br />

geringerem Risiko durch Infektionen<br />

aufgrund der Immunsuppression. Wegen<br />

des heterogenen Krankheitsbildes<br />

wird man dabei auch immer individualisiertere<br />

Therapieansätze anstreben.<br />

Darüber hinaus ist die Behandlung der<br />

kardiovaskulären Morbidität bei SLE-<br />

Patienten letztlich wenig untersucht<br />

und nicht notwendigerweise identisch<br />

mit den Therapieansätzen bei Patienten<br />

ohne SLE. Insgesamt ist der SLE<br />

damit nicht nur der Inbegriff einer<br />

Autoimmunerkrankung, sondern<br />

auch ein typisches Beispiel für eine<br />

Erkrankung, die einen «personalised<br />

medicine»-Ansatz erfordert [9]. Dabei<br />

bietet die Erforschung der Krankheit,<br />

die als Modellerkrankung fungieren<br />

kann, zusätzlich die Möglichkeit, zu<br />

Erkenntnissen zur Rolle von Entzündungen<br />

bei nicht Lupus-spezifischen<br />

Komorbiditäten für andere Leiden zu<br />

gelangen (z.B. Erforschung von Mechanismen,<br />

die zur Entstehung der<br />

Atherosklerose führen).<br />

4. Mit dem Ziel, die Möglichkeiten zur<br />

Erforschung des SLE in der Schweiz zu<br />

verbessern und auch einem «personalised<br />

medicine»-Ansatz gerecht zu<br />

werden, wurde vor mehr als zehn Jahren<br />

die Schweizerische SLE-Kohortenstudie<br />

(SSCS) gegründet. In ihr wurden<br />

bis Ende 2016 bereits ca. 600 Patientinnen<br />

und Patienten an neun<br />

Zentren eingeschlossen. Dank ihrer<br />

Daten- und Biobank stellt die SSCS<br />

inzwischen eine funktionierende Plattform<br />

für die klinische und translationale<br />

Forschung dar und ist prinzipiell<br />

offen für Forschungsgesuche aus allen<br />

akademischen Bereichen. ■<br />

Literatur<br />

1. Koenig K, Ribi C, Radosavac, M, Zulewsky H,<br />

Trendelenburg M. Prevalence of vascular<br />

disease in SLE compared to type-1 diabetes<br />

mellitus: a cross-sectional study of two cohorts.<br />

Lupus 2015; 24: 58–65.<br />

2. Cervera R, Khamashta MA, Font J, Sebastiani<br />

GD, Gil A, Lavilla P, Mejía JC, Aydintug AO,<br />

Chwalinska-Sadowska H, de Ramón E,<br />

Fernández-Nebro A, Galeazzi M, Valen M,<br />

Mathieu A, Houssiau F, Caro N, Alba P,<br />

Ramos-Casals M, Ingelmo M, Hughes GR;<br />

European Working Party on Systemic Lupus<br />

Erythematosus. Morbidity and mortality in<br />

systemic lupus erythematosus during a 10-<br />

year period: a comparison of early and late<br />

manifestations in a cohort of 1,000 patients.<br />

Medicine (Baltimore). 2003; 82: 299-308.<br />

3. Sheane BJ, Gladman DD, Su J, Urowitz MB.<br />

Disease Outcomes in Glucocorticosteroid-Naive<br />

Patients With Systemic Lupus Erythematosus<br />

Arthritis Care Res <strong>2017</strong>; 69:<br />

252–256.<br />

4. Bernatsky S, Boivin JF, Joseph L, Manzi S,<br />

Ginzler E, Gladman DD, Urowitz M, Fortin<br />

PR, Petri M, Barr S, Gordon C, Bae SC, Isenberg<br />

D, Zoma A, Aranow C, Dooley MA, Nived<br />

O, Sturfelt G, Steinsson K, Alarcón G, Senécal<br />

JL, Zummer M, Hanly J, Ensworth S, Pope J,<br />

Edworthy S, Rahman A, Sibley J, El-Gabalawy<br />

H, McCarthy T, St Pierre Y, Clarke A,<br />

Ramsey-Goldman R. Mortality in systemic<br />

lupus erythematosus. Arthritis Rheum.<br />

2006; 54: 2550–7.<br />

5. Botto M, Walport MJ. C1q, autoimmunity and<br />

apoptosis. Immunobiol 2002, 205: 395–406.<br />

6. Hanlon, P., Avenell, A., Aucott, L. & Vickers,<br />

M. A. Systematic review and meta-analysis<br />

of the sero-epidemiological association between<br />

Epstein-Barr virus and systemic lupus<br />

erythematosus. Arthritis Research & Therapy<br />

2014; 16: R3, doi:10.1186/ar4429.<br />

7. Bruce IN, Urowitz M, van Vollenhoven R,<br />

Aranow C, Fettiplace J, Oldham M6, Wilson<br />

B, Molta C, Roth D, Gordon D. Long-term<br />

organ damage accrual and safety in patients<br />

with SLE treated with belimumab plus<br />

standard of care. Lupus 2016; 25: 699–709.<br />

8. Alarcón GS, McGwin G, Bertoli AM, Fessler<br />

BJ, Calvo-Alén J, Bastian HM, Vilá LM, Reveille<br />

JD; LUMINA Study Group. Effect of hydroxychloroquine<br />

on the survival of patients<br />

with systemic lupus erythematosus: data<br />

from LUMINA, a multiethnic US cohort (LU-<br />

MINA L). Ann Rheum Dis 2007, 66: 1168–<br />

1172.<br />

9. Doria A, Gershwin ME, Selmi C. From old<br />

concerns to new advances and personalized<br />

medicine in lupus: The end of the tunnel is<br />

approaching. J Autoimmun 2016; 74: 1–5.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

43


PERSPEKTIVEN<br />

AUS DER «THERAPEUTISCHEN UMSCHAU»: ÜBERSICHTSARBEIT*<br />

Varizellen und Herpes Zoster<br />

Ein Virus, zwei Krankheiten und aktuelle Impfempfehlungen in der Schweiz<br />

Nadine Eckert, Virginie Masserey Spicher<br />

Abteilung Übertragbare Krankheiten MT, Bundesamt für Gesundheit BAG, Bern<br />

Impfung gegen Varizellen:<br />

Wer soll sich impfen lassen?<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Therapeutischen<br />

Umschau» (2016; 73 (5): S. 247-252). MEDI-<br />

SERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Therapeutische<br />

Umschau» zu äusserst günstigen Konditionen abonnieren.<br />

Details s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />

Eine Infektion mit dem Varizella-Zoster<br />

Virus (VZV) verläuft bei gesunden Kindern<br />

meist harmlos. Die seit 2005 bestehenden<br />

Impfempfehlungen (siehe Kasten) richten<br />

sich zum einen spezifisch als Basisimpfung<br />

an nicht-immune Jugendliche im<br />

Alter von 11–15 Jahren (inklusive Nachholimpfung<br />

bis 39 Jahre), zum anderen<br />

an bestimmte Risikogruppen ab 12 Monaten.<br />

Letztere schliesst explizit auch<br />

Kontaktpersonen ein. Ziel beider Empfehlungen<br />

ist die Vermeidung von Varizellenkomplikationen<br />

bei Menschen mit erhöhtem<br />

Komplikationsrisiko.<br />

Die Varizellenimpfung ist eine attenuierte<br />

Lebendimpfung und erfordert in jedem<br />

Alter zwei Dosen im Abstand von mindestens<br />

vier Wochen. Sie kann gleichzeitig<br />

mit anderen empfohlenen Impfungen<br />

verabreicht werden.<br />

Es wird empfohlen, alle Frauen ohne<br />

Nachweis einer Varizellenanamnese oder<br />

einer früheren zweimaligen Varizellenimpfung<br />

vor einer geplanten Schwangerschaft<br />

systematisch zu impfen. Eine Suche<br />

nach spezifischen IgG-Antikörpern gegen<br />

Varizellen sollte nur bei nicht-geimpften<br />

Schwangeren erfolgen. Die Resultate dieser<br />

Serologie dienen als Referenz für den<br />

Fall eines späteren Krankheitsverdachts<br />

während der Schwangerschaft. Eine Serologie<br />

kann falsch negativ sein, und sollte<br />

mit Hilfe eines hochsensitiven Tests verifiziert<br />

werden (Labor des HUG – Hôpitaux<br />

Universitaires de Genève). Für nicht-immune<br />

Frauen erlauben die Resultate ausserdem,<br />

ihnen zu empfehlen, Kontakte<br />

zu infizierten Personen oder suszeptiblen<br />

Exponierten zu meiden, und dass sich<br />

ihre Partner sowie die Kinder (bei negativer<br />

Anamnese und falls unvollständig<br />

geimpft) mit einer Impfung schützen sollen.<br />

Zudem sollten sie möglichst bald<br />

nach der Geburt zwei Varizellen-Nachholimpfdosen<br />

erhalten [1].<br />

Eine serologische Kontrolle der Immunität<br />

nach der Impfung wird bei gesunden<br />

Personen nicht empfohlen (Ausnahme:<br />

Beschäftigte im Gesundheitswesen 4–8<br />

Wochen nach Impfung) [2]. Auch bei<br />

Frauen mit Kinderwunsch, die nachweislich<br />

zwei Impfdosen erhalten hatten, ist<br />

keine Serologie notwendig, da zwei Impfdosen<br />

einen hohen Schutz bieten.<br />

Zu den Kontraindikationen gehören<br />

eine bestehende Schwangerschaft (eine<br />

solche muss während einem Monat nach<br />

der Impfung verhindert werden), eine humorale<br />

oder zelluläre (angeborene oder<br />

erworbene) Immundefizienz oder immunsuppressive<br />

Therapie (Kortikosteroide:<br />

Prednison ≥ 2 mg/kg KG/Tag oder<br />

≥ 20 mg/Tag wahrend > 14 Tagen), eine<br />

bekannte Überempfindlichkeit gegenüber<br />

einem VZV-Impfstoff, Gelatine oder Neomycin,<br />

eine aktive, unbehandelte Tuberkulose<br />

sowie akute febrile Erkrankungen.<br />

Stillen ist keine Kontraindikation für die<br />

VZV-Impfung. Nach einer Behandlung<br />

mit Immunglobulinen oder Blutprodukten<br />

ist eine Karenz von mindestens 5 Monaten<br />

einzuhalten.<br />

Zusammenfassung: Für Erwachsene, Schwangere, Frühgeborene und Personen<br />

mit Immundefizienz ist das Komplikationsrisiko bei einer Varizellenerkrankung<br />

deutlich erhöht. Deshalb bestehen in der Schweiz seit 2005 Impfempfehlungen für<br />

11 – 15-jährige Jugendliche, welche die Krankheit noch nicht durchgemacht haben<br />

sowie für Risikogruppen. Ziel beider Empfehlungen ist die Vermeidung von Varizellenkomplikationen<br />

bei Menschen mit erhöhtem Komplikationsrisiko. Die Impfung<br />

ist in der Schweiz nicht generell für alle Kleinkinder empfohlen, obschon dies in<br />

einigen anderen Ländern wie etwa den USA der Fall ist. Die Vor- und Nachteile der<br />

verschiedenen Strategien und die möglichen Auswirkungen auf Herpes Zoster-Erkrankungen<br />

werden dabei in Betracht gezogen. In den Vereinigten Staaten ging die<br />

Inzidenz von Varizellen und der varizellenbedingten Hospitalisationen zurück, die<br />

Inzidenz von Herpes Zoster ist zur gleichen Zeit gestiegen. Schliesslich werden aus<br />

einer Public Health Perspektive Aspekte zu Herpes Zoster, der postherpetischen Neuralgie<br />

und mögliche Impfstrategien erläutert.<br />

Chickenpox and shingles: one virus, two diseases and current<br />

vaccination recommendations in Switzerland<br />

Abstract: Adults, pregnant women, premature babies and immunocompromised<br />

persons are at increased risk for varicella complications. Therefore the current Swiss<br />

vaccination recommendations against varicella include a general recommendation<br />

for 11 to 15 year old adolescents with a negative varicella history, as well as a specific<br />

recommendation for risk groups. The goal of both recommendations is to reduce<br />

varicella complications in persons most at risk. The vaccine is not universally recommended<br />

for all toddlers in Switzerland, while this is the case in some countries<br />

such as the United States. Pros and cons of different vaccination strategies, as well<br />

as possible short- and long-term effects on herpes zoster incidence are taken into<br />

account. In the United States, there was a marked decline in incidence and hospitalisations,<br />

but an increased herpes zoster incidence in the short term. Finally, public<br />

health aspects of herpes zoster, post-herpetic neuralgia and possible vaccination<br />

strategies are outlined.<br />

44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Eine post-expositionelle Impfdosis innert<br />

drei bis maximal fünf Tagen nach Exposition<br />

kann das Risiko einer moderaten<br />

oder schweren Erkrankung bei immunkompetenten<br />

nicht-schwangeren Erwachsenen<br />

um über 80% vermindern [3–5].<br />

Die Impfung von Jugendlichen und Erwachsenen<br />

zwischen 11 und 39 Jahren<br />

sowie die Impfung von Risikogruppen<br />

wird im Rahmen der Grundversicherung<br />

übernommen (abzüglich Franchise und<br />

Selbstbehalt).<br />

Begründung der aktuellen<br />

Impfempfehlungen in der<br />

Schweiz<br />

Die Varizellenimpfung wird in der Schweiz<br />

nicht generell für gesunde Kleinkinder<br />

empfohlen. Zu den Gründen hierfür gehört,<br />

dass Windpocken bei immunkompetenten<br />

Kindern in aller Regel gutartig<br />

verlaufen und eine lebenslange Immunität<br />

hinterlassen. Erneute Erkrankungen sind<br />

äusserst selten [6]. Im Gegensatz dazu<br />

ist das Risiko eines schweren Verlaufs und<br />

Impfempfehlungen gegen Varizellen [1]<br />

von Komplikationen bei Erwachsenen,<br />

Schwangeren, Frühgeborenen, Kindern<br />

mit Neurodermitis und Patienten mit einem<br />

durch eine Erkrankung oder Therapie<br />

geschwächten Immunsystem deutlich<br />

erhöht [7]. Nebst bakteriellen Superinfektionen<br />

der Haut kommen bei gesunden<br />

Kindern sehr seltene, jedoch bei den oben<br />

erwähnten Risikogruppen gelegentlich<br />

schwere Komplikationen wie Pneumonie<br />

(Abb. 1), Enzephalitis oder Meningitis vor.<br />

Infizierte sind ab zwei Tagen vor Auftreten<br />

des Hautausschlags bis zum Verkrusten der<br />

letzten Bläschen ansteckend. Gemäss<br />

Seroprävalenz-Studien weisen in der<br />

Schweiz und Mitteleuropa rund 96% der<br />

Adoleszenten Antikörper gegen Varizellen<br />

auf. Somit kann man theoretisch davon<br />

ausgehen, dass ungefähr 4% aller Varizellen-Infektionen<br />

nach dem Alter von 15<br />

Jahren auftreten können, in dem Komplikationen<br />

häufiger sind [8–11]. Menschen<br />

aus äquatornahen Gegenden erkranken oft<br />

später im Leben an Windpocken als in Mitteleuropa:<br />

in den Tropen sind zwischen 40<br />

und 90% der 15-Jährigen noch seronegativ<br />

Basisimpfung:<br />

Die Impfung ist für alle 11- bis 15-jährigen Jugendlichen empfohlen, welche die Varizellen anamnestisch<br />

nicht durchgemacht haben.<br />

Impfung für Risikogruppen:<br />

Die Impfung ist empfohlen für nicht immune (IgG-negative) Personen mit einem erhöhten Komplikations-<br />

und/oder Übertragungsrisiko ab dem Alter von 12 Monaten:<br />

• Personen mit Leukämie oder malignem Tumor (Impfung während klinischer Remission);<br />

• vor einer immunsuppressiven Behandlung oder Organtransplantation;<br />

• Kinder mit einer HIV-Infektion (keine AIDS definierende Krankheit und falls genügende Anzahl<br />

Lymphozyten [CD4 ≥ 15% im Alter 1–5 Jahre, ≥ 200/μl ab Alter 6 Jahre]);<br />

• Kinder mit schwerer Neurodermitis;<br />

• Personen mit nephrotischem Syndrom;<br />

• Personen mit engem Kontakt zu oben genannten Patienten (z. B. Geschwister, Eltern), und zu<br />

Personen mit erhöhtem Komplikationsrisiko, die sich aufgrund von Kontraindikationen nicht impfen<br />

lassen können;<br />

• Medizinal- und Pflegepersonal (insbesondere der Bereiche Gynäkologie/Geburtshilfe, Pädiatrie,<br />

Onkologie, Intensivmedizin, Betreuung von immunsupprimierten Patienten);<br />

• Personen mit engem Kontakt zu Frühgeborenen (< 33. Gestationswoche oder Geburtsgewicht<br />

< 1500 g): z.B. Geschwister, Eltern, Medizinal- und Pflegepersonal<br />

Empfehlungen für die Nachholimpfung:<br />

• Eine Nachholimpfung ist für alle 16- bis 39-jährigen Jugendlichen und Erwachsenen (bis zum<br />

40. Geburtstag) empfohlen, welche die Varizellen anamnestisch nicht durchgemacht haben, insbesondere<br />

für Frauen (und deren Partner) mit Kinderwunsch, junge Eltern und Beschäftigte im Gesundheitswesen.<br />

• Für alle Personen, die nur mit einer Dosis gegen Varizellen geimpft wurden, ist eine zweite Dosis<br />

empfohlen.<br />

[12–15]. Dies ist wichtig für Ärztinnen und<br />

Ärzte, die etwa Patienten aus diesen Gegenden<br />

betreuen oder mit einem Windpockenfall<br />

in einem Asylzentrum zu tun haben.<br />

Die Häufigkeit von Hospitalisationen ist bei<br />

erkrankten Erwachsenen um den Faktor<br />

16 erhöht im Vergleich zu Kindern. Todesfälle<br />

sind sehr selten, aber diese sind im<br />

Erwachsenenalter rund 40 mal häufiger<br />

als bei Kindern [1].<br />

Für schwangere Frauen ist bei einer erstmaligen<br />

VZV-Infektion das Risiko einer Pneumonie<br />

mit 10–20% sehr hoch und eine<br />

solche erfordert praktisch in jedem Fall eine<br />

Hospitalisation [16,17]. In 20–30% der Fälle<br />

wird das Virus auf den Fötus übertragen.<br />

Erfolgt die Infektion während der ersten<br />

Schwangerschaftshälfte, so kommt es bei<br />

knapp 1% zu einem kongenitalen Varizellen-Syndrom<br />

[18]. Dabei treten in 70%<br />

Hautläsionen auf, in zwei Dritteln der Fälle<br />

Skelettmissbildungen, in 50–60% Schädigungen<br />

des ZNS inklusive Mikrozephalie,<br />

und in je der Hälfte der Fälle Mikrophthalmie,<br />

Chorioretinitis oder ein Katarakt [19].<br />

Eine Erkrankung der Mutter fünf Tage vor<br />

bis zwei Tage nach der Geburt kann beim<br />

Kind zu perinatalen Varizellen führen. Da<br />

keine schützenden maternalen Antikörper<br />

übertragen werden, ist der Verlauf einer<br />

VZV-Infektion beim Neugeborenen oft<br />

schwer. Die Letalität betrug früher um die<br />

30%, sie liegt heute trotz Virostatika und<br />

intensivmedizinischer Massnahmen noch<br />

immer bei rund 7% [20]. Insbesondere<br />

Frühgeborene sind von einem sehr schweren<br />

Verlauf betroffen.<br />

Impfstoffe gegen<br />

Varizellen<br />

Zwei Impfstoffe gegen Varizellen sind in<br />

der Schweiz ab dem Alter von 12 Monaten<br />

zugelassen: Varilrix ® und Varivax ® . Sie<br />

enthalten lebende, abgeschwächte Windpockenviren<br />

vom Stamm Oka in einer<br />

Anzahl von 1350 bzw. 2000 PFU (Plaque<br />

forming units). Die Impfstoffe können<br />

Restspuren enthalten von Antibiotika<br />

(Neomycin) und Zellkulturbestandteilen,<br />

die für die Produktion erforderlich sind,<br />

sowie verschiedene Stabilisierungsstoffe.<br />

Sie enthalten kein Quecksilber. Neben<br />

diesen monovalenten Impfstoffen ist auch<br />

ein Kombinationsimpfstoff gegen Masern,<br />

Mumps, Röteln und Varizellen verfügbar<br />

(Priorix Tetra ® ), dessen Kosten jedoch<br />

aktuell nicht von der Grundversicherung<br />

übernommen werden.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

45


PERSPEKTIVEN<br />

Wirksamkeit<br />

Die Impfung mit zwei Dosen schützt gesunde<br />

Erwachsene zu über 80% vor Windpockenerkrankungen<br />

und zu über 90%<br />

vor schweren Verläufen und Komplikationen.<br />

Die restlichen geimpften Personen<br />

können zwar an leichten Windpocken<br />

erkranken, jedoch mit rascher Genesung<br />

und selten febril [4, 21].<br />

Unerwünschte Impferscheinungen<br />

Die Windpockenimpfung wird im Allgemeinen<br />

gut vertragen. Lokale Reaktionen<br />

an der Einstichstelle während ein bis zwei<br />

Tagen treten bei etwa 25% der Geimpften<br />

auf. Leichtes Fieber (5–10%) oder ein leichter<br />

windpockenartiger Ausschlag (4–5%)<br />

können zwischen 7 und 21 Tagen nach der<br />

Impfung auftreten. Eine Übertragung des<br />

Impfvirus bei Auftreten eines Ausschlags<br />

ist, vor allem bei Immunsupprimierten,<br />

sehr selten möglich. Schwerere Nebenwirkungen<br />

(z. B. Pneumonien, die in erster<br />

Linie bei immunsupprimierten Personen<br />

vorkommen) sind äusserst selten, ebenso<br />

schwere allergische Reaktionen (letztere<br />

bei ca. 1 pro einer Million Geimpften).<br />

Auswirkungen der<br />

Varizellenimpfung auf<br />

die Epidemiologie<br />

Abbildung 2: Varizellen-Pneumonie.<br />

Beidseitige Infiltrate bei einem<br />

Kind mit Leukämie. CDC/Joel D.<br />

Meyers, M.D.; Public Health Image<br />

Library (PHIL) ID: 15140 http://phil.<br />

cdc.gov/phil/<br />

Die Impfempfehlung in der Schweiz richtet<br />

sich nur an einen kleinen Teil der Bevölkerung.<br />

So waren in der Periode 2011–<br />

2013 bei den 16-jährigen Jugendlichen<br />

lediglich 1.7% mit einer Dosis und knapp<br />

1.1% mit zwei Dosen gegen Varizellen geimpft<br />

[22]. Auf die Zirkulation der Viren<br />

hat dies praktisch keinen Einfluss. Weitere<br />

Faktoren, wie etwa die Grösse von Familien,<br />

Kindergarten- und Schulklassen,<br />

die Nutzung von Kindertagesstätten oder<br />

die Bevölkerungsmigration dürften für die<br />

Inzidenz in verschiedenen Altersgruppen<br />

eine mindestens ebenso grosse Rolle spielen.<br />

Wenn vor Einführung der Impfempfehlung<br />

noch rund 4% der 16-Jährigen<br />

seronegativ waren, dann bedeutet dies,<br />

dass sich weniger als die Hälfte dieser<br />

noch immer suszeptiblen Jugendlichen<br />

gegen VZV impfen liessen. Die Zahlen zeigen<br />

aber auch, dass die zweite Dosis oftmals<br />

fehlt, d. h. die Impfung in einem<br />

Drittel der Fälle nicht vollständig durchgeführt<br />

wird.<br />

In der Schweiz werden milde Varizellenerkrankungen<br />

nicht systematisch überwacht.<br />

Für die schweren Verläufe und<br />

Komplikationen liegen Hospitalisationsdaten<br />

vor. Die Inzidenz der varizellenbedingten<br />

Hospitalisationen hat sich seit<br />

1998 jedoch weder bei Kindern/Jugendlichen<br />

(rund 5–6 pro 100 000 Einwohner)<br />

noch bei Erwachsenen (rund 1.0 pro<br />

100 000) grundlegend verändert [23]. Daraus<br />

lässt sich jedoch nicht schliessen,<br />

dass die seit 2005 bestehenden Impfempfehlungen<br />

nicht sinnvoll wären, denn<br />

solange nur ein Bruchteil der Bevölkerung<br />

gegen VZV geimpft ist, haben die Impfempfehlungen<br />

kaum Einfluss auf die<br />

Epidemiologie der Erkrankungen oder die<br />

Hospitalisationsraten.<br />

In einigen anderen Ländern wird die Impfung<br />

gegen Varizellen seit ein paar Jahren<br />

als Basisimpfung im Kindesalter empfohlen.<br />

1995 wurde in den USA die Varizellenimpfung<br />

mit einer Dosis als Routineimpfung<br />

für Kleinkinder ins Impfprogramm<br />

aufgenommen. Bereits fünf Jahre später<br />

hatten rund 50% der Kinder unter 10 Jahren<br />

eine Dosis erhalten, und die Varizelleninzidenz<br />

ging insgesamt um über 70%<br />

zurück [24]. Innerhalb von 10 Jahren bis<br />

2005 sank die Varizelleninzidenz auf ein<br />

Zehntel, und deutliche Rückgänge waren<br />

auch bei der Anzahl, Grösse und Dauer<br />

der gemeldeten Varizellenausbrüche, bei<br />

den Hospitalisationen und Todesfällen<br />

festzustellen. Dies nicht nur bei der Zielgruppe<br />

für die Impfempfehlung, das heisst<br />

bei den Kleinkindern, sondern auch bei<br />

Säuglingen und in allen älteren Altersgruppen,<br />

was auf eine ausgeprägte Herdenimmunität<br />

schliessen lässt [25, 26].<br />

Doch ganz so unproblematisch war und<br />

ist diese Strategie nicht. Aufgrund nachlassender<br />

Immunität nach nur einer Dosis<br />

sank die Wirksamkeit der Impfung nach<br />

bereits 5 Jahren auf unter 80%. Deshalb<br />

wird seit 2006 in den USA in jedem Alter<br />

eine zweite Impfdosis empfohlen [27]. Damit<br />

wird bei einer hohen Durchimpfung<br />

jedoch die Zirkulation des Wildtyp-Virus<br />

vermindert. Langfristig kann dies den Altersdurchschnitt<br />

der Varizellenfälle erhöhen,<br />

was jedoch durch die absolut reduzierten<br />

Erkrankungszahlen wettgemacht<br />

werden kann [28]. Modellierungs-Studien<br />

der Weltgesundheitsorganisation WHO<br />

ergaben für Länder mit hohem Einkommen,<br />

dass bei Varizellen-Durchimpfungsraten<br />

unter 30% oder über 80% keine erhöhte<br />

Morbidität oder Mortalität durch die<br />

Altersverschiebung zu erwarten ist, aber<br />

bei einer Durchimpfung zwischen 30 und<br />

80% langfristig dieses Risiko besteht [4].<br />

Mögliche Auswirkungen auf<br />

Herpes Zoster<br />

Zwar tritt Herpes Zoster bei gegen Varizellen<br />

Geimpften seltener auf als bei Personen,<br />

die als Kind mit dem Wildtyp-Virus<br />

infiziert wurden. [29] Aufgrund der langen<br />

Latenz zwischen Windpocken und<br />

Gürtelrose wird sich dieser Schutzeffekt<br />

jedoch erst nach Jahrzehnten in seinem<br />

vollen Ausmass zeigen. Zudem kann eine<br />

stark verminderte VZV-Zirkulation, und<br />

somit ein Ausbleiben der natürlichen<br />

Boosterung das Auftreten von Herpes Zoster<br />

bei nicht-geimpften Personen kurzund<br />

mittelfristig sogar begünstigen. So<br />

hatte sich in den USA 10 Jahre nach Einführung<br />

der universellen Varizellenimpfung<br />

in Bundesstaaten mit hoher Durchimpfung<br />

die Inzidenz von Herpes Zoster<br />

bei 20- bis 59-jährigen Personen nahezu<br />

verdoppelt. Dabei wird das Ausbleiben der<br />

Boosterung der zellulären Immunabwehr<br />

als einer der Hauptgründe angesehen [30,<br />

31]. In den letzten Jahrzehnten stieg die<br />

Herpes Zoster Inzidenz jedoch auch in<br />

Ländern, die keine generelle Impfempfehlung<br />

gegen Varizellen haben aus noch<br />

nicht genau bekannten Gründen an [4].<br />

Herpes Zoster und<br />

mögliche Impfstrategien<br />

Als Spätkomplikation einer Varizellenerkrankung<br />

stellt Herpes Zoster (Gürtelrose)<br />

ein relativ weit verbreitetes Gesundheitsproblem<br />

dar, welches alleine mit der VZV-<br />

Impfung zumindest mittelfristig nicht<br />

46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Abbildung 2: Herpes Zoster Inzidenz (Rate pro 1'000 Personen-Jahre) nach 5-Jahres-Altersgruppe und Geschlecht 2009 in<br />

Deutschland [32].<br />

kontrolliert werden kann. Die bedeutendste<br />

Komplikation ist die postherpetische Neuralgie<br />

(PHN), die in 15–25% der Fälle mehr<br />

als 3 Monate nach dem Abheilen des Ausschlags<br />

im betreffenden Dermatom auftritt.<br />

Herpes Zoster tritt sporadisch auf, und die<br />

Lebenszeit-Prävalenz beträgt zwischen 25<br />

und 50% [4]. Im Schweizerischen Sentinella-System<br />

wurden von 1998 bis 2001<br />

jährlich rund 17 000 hausärztliche Konsultationen<br />

aufgrund einer Gürtelrose<br />

verzeichnet, wenn man epidemiologische<br />

Daten aus Europäischen Ländern auf die<br />

Schweiz überträgt, ergibt sich eine Gesamtzahl<br />

von jährlich 30 000 Patienten<br />

ab dem Alter von 50 Jahren. Im Alter<br />

nimmt die Immunkompetenz stetig ab,<br />

doch gerade für den Schutz vor einer endogenen<br />

VZV-Reaktivierung spielt die<br />

zelluläre Immunität eine entscheidende<br />

Rolle. Herpes Zoster tritt daher mit zunehmendem<br />

Alter gehäuft auf, insbesondere<br />

bei Menschen ab 50 Jahren sowie bei Patienten<br />

mit einem durch eine Erkrankung<br />

oder Therapie geschwächten Immunsystem.<br />

So erkranken jährlich von 1000 Personen<br />

im Alter zwischen 10 und 49 Jahren<br />

rund 4 an Herpes Zoster, danach steigt die<br />

Erkrankungshäufigkeit mit jedem Lebensjahr<br />

kontinuierlich auf rund 14 Erkrankungen<br />

pro 1000 Personen-Jahre im<br />

Alter von 75 Jahren an, wonach die Inzidenz<br />

stabil bleibt (Abbildung 2) [32].<br />

Einen Monat nach Abheilen der Hauterscheinungen<br />

weisen noch 9–15% der unbehandelten<br />

Patienten Schmerzen auf,<br />

nach einem Jahr sind es noch 2–5% [33].<br />

Zu den weiteren, sehr seltenen Komplikationen<br />

zählen Enzephalitis, Meningitis<br />

oder eine Dissemination. Bei rund 5% der<br />

Erkrankungen führt der Befall des N. ophthalmicus<br />

(V1) zu einer Augenbeteiligung.<br />

Zwischen 2008 und 2013 wurden in<br />

der Schweiz jährlich 452 ältere Patientinnen<br />

und Patienten ab 65 Jahre aufgrund<br />

von Herpes Zoster hospitalisiert. Die Letalität<br />

ist ausser bei Immundefizienz gering.<br />

Seit einigen Jahren gibt es spezifische<br />

Impfstoffe, die durch künstliche Boosterung<br />

der zellulären Immunabwehr die<br />

Reaktivierung der latenten VZV-Viren<br />

reduzieren. Seit Februar 2007 ist in der<br />

Schweiz der Impfstoff Zostavax ® zur Prävention<br />

von Herpes Zoster bei Personen<br />

ab 50 Jahren zugelassen und er ist seit<br />

Herbst 2015 erneut erhältlich. Er enthält<br />

ebenso wie die Impfstoffe gegen Varizellen<br />

lebende, abgeschwächte Viren des<br />

Stamms Oka, jedoch in einer 10- bis 14-<br />

mal höheren Menge (19 400 PFU). Zurzeit<br />

wird von Seiten des Herstellers eine<br />

Dosis empfohlen. Die Impfung ist gut<br />

verträglich und die unerwünschten Impferscheinungen<br />

und Kontraindikationen<br />

sind vergleichbar mit den Varizellenimpfstoffen.<br />

Die Ergebnisse randomisierter<br />

Vergleichsstudien (RCT’s) zeigen bei<br />

Personen im Alter von 60 Jahren und<br />

älter eine Wirksamkeit von 51% (95% C.I.<br />

44–58%) in Bezug auf die Inzidenz von<br />

Herpes Zoster, und von 66% (48–79%)<br />

gegenüber einer PHN über eine mittlere<br />

Beobachtungsdauer von 3.1 Jahren<br />

(n = 38 546) [34]. Nach 7 bis 10 Jahren<br />

lässt die Schutzwirkung nach und liegt<br />

dann gegenüber Herpes Zoster noch bei<br />

rund 21% (95% C.I. 11–30%) sowie 35%<br />

(9–58%) gegenüber PHN (n = 6867)<br />

[35].<br />

2015 wurden die Ergebnisse zu einem<br />

neuartigen, adjuvantierten Subunit-Impfstoff<br />

bei Personen im Alter von 50 Jahren<br />

und älter publiziert: nach einem «followup»<br />

von 3 Jahren zeigte sich je nach Altersgruppe<br />

eine Wirksamkeit von 96 bis<br />

98% [36]. Bis zur Zulassung dürfte es allerdings<br />

noch einige Zeit dauern.<br />

Die im Alter (und bei immunsuppressiven<br />

Therapien und Erkrankungen) abnehmende<br />

Immunkompetenz wirkt sich nicht<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

47


PERSPEKTIVEN<br />

nur im Sinne eines höheren Risikos für<br />

eine VZV-Reaktivierung und somit einer<br />

Gürtelrose und deren Komplikationen<br />

aus, sondern bestimmt auch entscheidend<br />

die Wirksamkeit der Impfung und die<br />

Dauer des Impfschutzes.<br />

Bislang wird die Impfung gegen Herpes<br />

Zoster nur in einigen Ländern und zum Teil<br />

für unterschiedliche Altersgruppen empfohlen:<br />

in Österreich, Schweden, einigen<br />

Bundesländern Deutschlands und Regionen<br />

Italiens ab dem 50. Altersjahr. In den<br />

USA (seit 2007) und Kanada wird sie allen<br />

Erwachsenen ab 60 Jahren empfohlen, im<br />

Vereinigten Königreich im Alter zwischen<br />

60 und 79, in Australien zwischen 61 und<br />

79 Jahren, und in Frankreich zwischen 65<br />

und 74 Jahren. In den USA waren im Jahr<br />

2014 rund 28% der älteren Personen ab 60<br />

Jahren gegen Herpes Zoster geimpft [37].<br />

In der Schweiz kamen im Jahr 2010 die<br />

Eidgenössische Kommission für Impffragen<br />

(EKIF) und das Bundesamt für Gesundheit<br />

(BAG) aufgrund der damals<br />

vorhandenen Evidenz zum Schluss, dass<br />

der Nutzen von Zostavax ® für die öffentliche<br />

Gesundheit beschränkt sei, der Wirksamkeitsgrad<br />

keinen optimalen individuellen<br />

Schutz sicherstelle, und die Kosteneffektivität<br />

des vergleichsweise teuren<br />

Impfstoffs nicht eindeutig erwiesen werden<br />

konnte. Daher wurde die Impfung gegen<br />

Herpes Zoster bislang nicht in den Schweizerischen<br />

Impfplan aufgenommen.<br />

Aufgrund neuerer Daten zur langfristigen<br />

Wirksamkeit und günstigeren Kosten wird<br />

aktuell erneut eine Impfempfehlung für<br />

Zostavax ® für ältere Personen und/oder<br />

Risikogruppen sowie eine Kostenübernahme<br />

durch die Grundversicherung überprüft.<br />

Als Basis für die Evaluation der<br />

Auswirkungen einer allfälligen zukünftigen<br />

Impfempfehlung werden seit Anfang<br />

2016 von den Hausärztinnen und Hausärzten<br />

des Schweizerischen Sentinella-<br />

Systems Erkrankungsfälle von Herpes<br />

Zoster, Zoster ophthalmicus und postherpetischer<br />

Neuralgie erhoben. ■<br />

Nadine Eckert, Dr. med. MPH<br />

Bundesamt für Gesundheit BAG<br />

Abteilung Übertragbare Krankheiten<br />

MT<br />

3003 Bern<br />

Tel. +41 (0)58 463 87 06<br />

Nadine.Eckert@bag.admin.ch<br />

Literatur<br />

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Kommission für Impffragen (EKIF).<br />

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48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

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MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 2015 Feb 6;<br />

64 (4): 95–102.<br />

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<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC 49


PERSPEKTIVEN<br />

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Nervenarzt Hans Prinzhorn<br />

(1870–1933). Sie umfasst rund 6000 historische<br />

sowie einige zeitgenössische Werke<br />

von Künstlerinnen und Künstlern mit<br />

Psychiatrieerfahrung. Wer die Sammlung<br />

Prinzhorn besucht, stösst im Eingangsbereich<br />

auf nicht weniger als 117 Einmachgläser.<br />

Sie stehen fein säuberlich in drei<br />

Reihen übereinander. Ihr Inhalt ist komplex:<br />

Packpapier, Skizzen, ausgeschnittene<br />

Überschriften, kleine Erinnerungsobjekte<br />

und Schnipsel von Fotografien neben<br />

Zigarettenstummeln, Ohrenstäbchen<br />

und anderen Alltagsgegenständen. Und<br />

auf jedem Glas klebt fein säuberlich eine<br />

Etikette, beschriftet mit Datum und Ort.<br />

Die Inszenierung stammt von der Künstlerin<br />

Nicole Guiraud (*1946). Als Kind<br />

erlebt Guiraud den Bürgerkrieg in Algerien.<br />

Eine Bombe reisst der Zehnjährigen in<br />

einer Eisdiele einen Arm ab, als Jugendliche<br />

wird sie aus ihrer Heimat vertrieben.<br />

Versehrt an Körper und Seele geht sie ins<br />

Exil nach Frankreich, wo sie die Kunstakademie<br />

in Montpellier besucht. Über die<br />

traumatisierenden Ereignisse kann sie<br />

nicht sprechen, das Erlebte nicht verarbeiten.<br />

Sie findet eine Arbeit als Zeichnerin<br />

in Frankfurt. Doch die Vergangenheit holt<br />

sie ein.<br />

1980 verbringt sie neun lange Monate abgeschottet<br />

von der Welt in ihrer Frankfurter<br />

Wohnung. Ihre «geistige Schwangerschaft»<br />

nennt sie diesen Lebensabschnitt.<br />

Dort ordnet sie ihre Erinnerungen, will<br />

ihrem Leben einen Sinn geben. Indem sie<br />

Gegenstände sammelt, nach den drei Orten<br />

Bad, Küche und Atelier sortiert und<br />

liebevoll ablegt, findet sie Halt. Woche für<br />

Woche füllt sie drei Einmachgläser. Es<br />

entsteht eine Art Tagebuch in Objektform,<br />

eindrucksvoll und berührend.<br />

Jedes einzelne Einmachglas enthält eine<br />

Woche voller Erlebnisse und Geschichten.<br />

Es berichtet von der weiblichen Selbstfindung,<br />

vom Umgang mit Schmerzen, von<br />

Gewalt, vom Verlust der eigenen Identität,<br />

von der Suche nach einer Heimat und<br />

immer wieder von Liebe. Das Glas ist zwar<br />

transparent, aber es offenbart nicht alle<br />

seine Geheimnisse. Es ist an uns, verstehen<br />

zu wollen, mitzuschwingen und die<br />

Sprache der Künstlerin zu entziffern. ■<br />

Gläser von Nicole Guiraud, 1980, Sammlung Prinzhorn<br />

Kontakt<br />

Sammlung Prinzhorn<br />

Universitätsklinik Heidelberg<br />

Vossstrasse 2, 69115 Heidelberg<br />

prinzhorn.ukl-hd.de<br />

Tel.: (+49) 06221/56 4492<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di–So von 11–18 Uhr<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

LESERBRIEF<br />

Unser Gesundheitswesen wird zukünftig<br />

neue und jährlich wiederkehrende Einnahmequellen<br />

zur Finanzierung benötigen.<br />

Da kommt man an den Gewinnen,<br />

die jährlich aus der Geldschöpfung sprudeln,<br />

nicht vorbei (s. <strong>VSAO</strong>-Journal 5/17,<br />

Artikel zur Geldwäscherei). Heute schöpft<br />

die Schweizerische Nationalbank (SNB)<br />

nur noch Bargeld, d.h. nur 10 Prozent<br />

unserer gesamten Geldmenge. Bargeld ist<br />

in der Schweiz übrigens das einzige gesetzliche<br />

Zahlungsmittel.<br />

90 Prozent unseres Geldes wurden und<br />

werden von UBS, CS und anderen Privatbanken<br />

mit jeder Kreditvergabe aus dem<br />

Nichts als elektronisches Buchgeld und als<br />

eine Schuld geschöpft. Dadurch verdienten<br />

sie in den letzten 100 Jahren sehr viel<br />

Geld. Jährlich um fünf Milliarden Franken.<br />

Dies obwohl seit 1891 das Recht zur<br />

Geldschöpfung nach einer Volksabstimmung<br />

bei der SNB liegt. Trotzdem musste<br />

die UBS 2008 durch die SNB und mit<br />

unseren Steuergeldern mit insgesamt 68<br />

Milliarden Franken gerettet werden. Das<br />

bedeutet, dass ein beträchtlicher Teil der<br />

Gewinne unserer Volkswirtschaft privat<br />

bei den Banken anfällt. An den Lasten<br />

beteiligen sich die Banken aber kaum. Sie<br />

fallen eher durch Steueroptimierung negativ<br />

auf. Dieses Ungleichgewicht kann<br />

die Vollgeld-Initiative korrigieren. Die SNB<br />

würde wieder 100 Prozent unserer Geldmenge<br />

schöpfen und könnte dadurch die<br />

Preisstabilität viel besser verteidigen. Die<br />

Gewinne würden frei für Gesundheitswesen,<br />

Altersvorsorge, Bildung etc.<br />

Ganz nebenbei würde unser Geld auf allen<br />

Zahlungsverkehrskonten ausserhalb<br />

der Bankbilanzen geführt und wäre damit<br />

so sicher wie Bargeld im Portemonnaie.<br />

Damit würde auch das Too-big-to-fail-<br />

Problem weitgehend gelöst, sehr zum<br />

Vorteil der Schweiz.<br />

Lassen Sie sich nicht einreden, dass ein<br />

Vollgeld-System nicht praxistauglich oder<br />

gar ein gefährliches Experiment sei. Wahr<br />

ist nur, dass die Banken, und leider auch<br />

die SNB, ihr unfaires und taumelndes<br />

Finanzsystem mit der höchsten Schuldenlast<br />

der Menschheitsgeschichte und ihre<br />

gut versteckten Privilegien mit gezielten<br />

Kampagnen verteidigen.<br />

Ich vertraue auf die Intelligenz und die<br />

Solidarität der Jugend und empfehle, die<br />

Vollgeld-Initiative wohlwollend zu prüfen<br />

und aktiv zu unterstützen.<br />

Weitere Informationen unter<br />

https://www.vollgeld-initiative.ch.<br />

Dr. Paul Steinmann, Worb<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

51


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

BRIEFKASTEN<br />

Von Montag bis Mittwoch arbeite ich in einem Spital, von Donnerstag<br />

bis Freitag in einer ärztlichen Gemeinschaftspraxis. Bei beiden Arbeitgebern<br />

bin ich im angestellten Vertragsverhältnis.<br />

Bei beiden Arbeitgebern bin ich gegen Unfälle am Arbeitsplatz (UVG<br />

BU) und auch gegen Unfälle in der Freizeit (UVG NBU) versichert. Welche<br />

Unfallversicherung muss zahlen, wenn ich z.B. am Wochenende<br />

verunfalle?<br />

Im Bundesgesetz über die Unfallversicherung, Art. 77, Abs. 2, sind die Zuständigkeiten<br />

geregelt: «Bei Nichtberufsunfällen erbringt derjenige Versicherer die Leistungen, bei<br />

dem der Verunfallte zuletzt auch gegen Berufsunfälle versichert war.»<br />

Als Beispiel: Verunfallen Sie am Mittwochabend während der Freizeit, muss der Versicherer<br />

des Spitals die Leistungen erbringen. Konkret: Diese Versicherung muss allfällige<br />

Arzt- und Spital- und Transportkosten übernehmen. Falls Sie dadurch einen<br />

längeren Arbeitsausfall erleiden, muss der Versicherer des Spitals ebenfalls Ihren<br />

Lohnausfall übernehmen, und zwar für die ganze Arbeitszeit.<br />

Dies bedeutet, dass der Versicherer des Spitals Ihnen auch das Taggeld zahlen muss,<br />

das Sie eigentlich von der Unfallversicherung der Gemeinschaftspraxis zugut hätten,<br />

wo Sie ja wegen Ihres Unfalls ebenfalls nicht mehr arbeiten können.<br />

Iris Pignone, Versicherungsexpertin<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Wenn Sie an einem Wochenende verunfallen würden, würde die Unfallversicherung<br />

der Gemeinschaftspraxis in die Pflicht genommen werden, weil Sie vor dem Unfall<br />

zuletzt dort tätig und gegen Nichtberufsunfälle versichert gewesen wären.<br />

Laut Gesetz müssen die anderen Versicherer, bei denen Nichtberufsunfälle ebenfalls<br />

gedeckt sind, dem leistungspflichtigen Versicherer einen Anteil an einer allfälligen<br />

Rente, Integritätsentschädigung oder Hilflosen-Entschädigung auf dessen Begehren<br />

hin zurückerstatten. Der Anteil richtet sich nach dem Verhältnis des bei ihnen versicherten<br />

Verdienstes zum gesamten versicherten Verdienst (Art. 99 Abs. 2 UVV). ■<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Damit beim Umzug alles klappt –<br />

die fünf besten Tipps<br />

Wer umzieht, schlägt ein neues Kapitel im Buch seines Lebens auf. Das ist aufregend, aber auch<br />

anstrengend. Fünf Tipps, damit die Vorfreude überwiegt und nicht der Stress:<br />

Philippe Kamm, Zurich Key Account Manager<br />

Planen, planen, planen<br />

Wollen Sie selber schleppen oder die Hilfe<br />

von Profis in Anspruch nehmen? Sobald<br />

diese Frage geklärt ist, müssen Sie Offerten<br />

einholen oder Ihre Freunde mobilisieren.<br />

Eine Checkliste hilft, alle wichtigen<br />

Aufgaben bis zum Tag X abzuhaken. Nicht<br />

vergessen: Oftmals muss ein Parkplatz für<br />

das Zügelauto reserviert werden, je nach<br />

Situation braucht es dafür eine spezielle<br />

Erlaubnis. Umzüge sind übrigens perfekte<br />

Gelegenheiten, um sich von allem Unnötigen<br />

zu trennen. Klären Sie mit Ihrer<br />

Gemeinde, ob Sie Abfälle selbst entsorgen<br />

müssen oder ob Sie Sperrmüll abholen<br />

lassen können.<br />

Packen – aber richtig<br />

Packen Sie mit Köpfchen: Welche Gegenstände<br />

benötigen Sie sofort wieder, welche<br />

können Sie später auspacken? Beschriften<br />

Sie Umzugskisten auf der Seite<br />

statt obendrauf – dann ist die Information<br />

auch lesbar, wenn die Kisten gestapelt<br />

sind. Packen Sie gerahmte Bilder<br />

sorgfältig in Luftpolsterfolie. Zusätzlich<br />

sollten Sie die Verglasung kreuzweise mit<br />

Papierklebband verkleben: So bleibt das<br />

Bild auch bei Glasbruch heil.<br />

«Nach dem Umzug<br />

war unser Sofa<br />

aufgeplatzt»<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

53


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Falls doch etwas schiefgeht<br />

War das Klavier doch zu schwer, ist Ihrem<br />

Helfer die Porzellankiste aus den Händen<br />

gerutscht oder hat das Parkett eine Monsterschramme?<br />

Schäden an Ihrer Mietwohnung<br />

übernimmt die Privathaftpflicht<br />

versicherung. Wenn Ihre wertvolle<br />

Vase zerbricht oder das Sofa aufplatzt, ist<br />

die Situation komplizierter: Ihr privater<br />

Umzugshelfer, der aus Gefälligkeit hilft,<br />

muss gemäss Gesetz gar nicht oder nur<br />

teilweise für den entstandenen Schaden<br />

aufkommen. Dies gilt auch für die Umzugsfirma<br />

– sie darf ihre Haftung einschränken.<br />

Aushelfen kann hier möglicherweise<br />

Ihre Hausratversicherung:<br />

Diese kommt je nach Vertragsbedingungen<br />

bis 2000 Schweizer Franken für den<br />

Schaden auf, und zwar über die Deckung<br />

«Beschädigung beim Umzug». Bei wertvollem<br />

Hausrat empfiehlt es sich, eine<br />

spezielle Transportversicherung für den<br />

Zügeltag abzuschliessen. Das können Sie<br />

oft direkt über das Umzugsunternehmen<br />

tun. Falls Langfinger eine Zügelkiste oder<br />

einzelne Gegenstände vom Stapel vor<br />

dem Lieferwagen entwenden, ist dies über<br />

das Zusatzmodul «einfacher Diebstahl<br />

auswärts» in Ihrer Hausratversicherung<br />

abgesichert.<br />

Nehmen Sie sich Zeit<br />

Zügelsituationen sind Stressphasen. Nicht<br />

nur, weil es jede Menge zu tun gibt. Sondern<br />

auch, weil sich oft etwas Tiefgreifendes<br />

in Ihrem Leben<br />

verändert, sei es die Arbeitsstelle<br />

oder die Familiensituation.<br />

Nehmen<br />

Sie sich trotz allem Druck<br />

Zeit, um in dieser neuen<br />

Situation anzukommen.<br />

Und planen Sie zeitliche Puffer ein. So<br />

bleiben Sie gelassen, auch wenn etwas<br />

Unvorhergesehenes passiert.<br />

«Vor lauter Stress<br />

habe ich fast<br />

den Hochzeitstag<br />

verpasst»<br />

Die Nachbarn nicht<br />

vergessen<br />

Mit Ihren neuen Nachbarn werden Sie die<br />

nächsten Jahre hoffentlich friedlich zusammenleben.<br />

Stossen<br />

Sie sie deshalb nicht<br />

gleich am ersten Tag vor<br />

den Kopf, sondern informieren<br />

Sie alle Anwohner,<br />

dass eine Umzugsaktion<br />

bevorsteht. Bei dieser<br />

Gelegenheit können Sie sich gleich selbst<br />

vorstellen – und die neuen Nachbarn zum<br />

Begrüssungs apéro einladen. ■<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder profitieren<br />

bei Zurich von Vorzugskonditionen.<br />

Expertentipp: Beim Umzug auf der sicheren Seite<br />

Gut zu wissen: Bei Zurich ist Ihr Hausrat auch während des Umzugs geschützt, und<br />

zwar bis 2000 Schweizer Franken: Wenn etwas kaputtgeht, zahlt Zurich im Rahmen<br />

der Deckung «Beschädigung beim Umzug». Für gestohlene Gegenstände kommt<br />

das Zusatzmodul «einfacher Diebstahl auswärts» auf.<br />

So schnell und einfach kommen Sie zu ausgezeichnetem Service und attraktiven Preisen<br />

zurich.ch/de/partner<br />

Ihr Zugangscode: TqYy4Ucx<br />

0800 33 88 33 | Mo–Fr von 8.00 bis 18.00 Uhr<br />

Bitte erwähnen Sie Ihre MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitgliedschaft.<br />

54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />

abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />

Allianz Suisse<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

Helvetia<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

ZURICH<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Reiseversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Visana<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

AXA-ARAG<br />

• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />

Innova<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />

• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />

Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Sympany · Visana<br />

• Krankenzusatzversicherungen<br />

Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />

• Lebensversicherung<br />

Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />

den Vorteilen und Rabatten.<br />

Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />

dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

55


• Neue <strong>VSAO</strong>-Präsidentin<br />

• Der <strong>VSAO</strong> stellt sich vor<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Peripherie<br />

• Rheumatologie/Immunologie<br />

Publikation<strong>2017</strong>


DER <strong>VSAO</strong> STELLT SICH VOR<br />

DER <strong>VSAO</strong> STELLT SICH VOR<br />

58 Grusswort der Präsidentin<br />

SEKTIONEN<br />

59 Aargau<br />

59 Basel<br />

60 Bern<br />

60 Freiburg<br />

61 Genf<br />

61 Graubünden<br />

61 Jura<br />

62 Neuenburg<br />

62 St. Gallen/Appenzell<br />

63 Solothurn<br />

64 Tessin<br />

64 Thurgau<br />

64 Waadt<br />

65 Wallis<br />

65 Zentralschweiz<br />

66 Zürich/Schaffhausen<br />

66 swimsa<br />

VERBANDSJURISTEN<br />

67 Verbandsjuristen<br />

GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />

69 Anja Zyska<br />

69 Angelo Barrile<br />

69 Nora Bienz<br />

70 Christoph Bosshard<br />

70 Michel Clément<br />

70 Marc Oliver Eich<br />

71 Karin Etter<br />

71 Lars Frauchiger<br />

71 Marius Grädel-Suter<br />

72 Dina-Maria Jakob<br />

72 Patrizia Kündig<br />

72 Gert Printzen<br />

73 Miodrag Savic<br />

73 Sergio Sesia<br />

73 Hervé Spechbach<br />

ORGANISATIONEN<br />

74 Organigramm<br />

75 Verband <strong>VSAO</strong><br />

78 MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

79 Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

81 <strong>VSAO</strong> Stiftung für<br />

Selbständig erwerbende<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

57


GRUSSWORT DER PRÄSIDENTIN<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />

Zum ersten Mal darf ich mich mit einem Grusswort zum Jahreswechsel<br />

an Euch alle wenden. Lange habe ich mir überlegt, was ich<br />

schreiben soll: vielleicht ein Resümee der Aktivitäten des <strong>VSAO</strong> im<br />

vergangenen Jahr? Oder einen Ausblick auf die Aufgaben, die den<br />

<strong>VSAO</strong> 2018 erwarten? Eine Danksagung an Daniel Schröpfer, von<br />

dem ich frisch die Präsidentschaft übernommen habe? Doch all dies<br />

wird an anderer Stelle schon getan.<br />

Beim Lesen älterer Grussworte fiel mir dann auf, dass sich die<br />

gesundheitspolitischen Themen in den letzten fünf Jahren kaum<br />

verändert haben: Noch immer steht eine endgültige Regelung zur<br />

Zulassungssteuerung kurz bevor. Noch immer kämpft die Ärzteschaft<br />

um eine akzeptable Tarifrevision. Noch immer wird das Arbeitsgesetz<br />

angegriffen. Der Ton verschärft sich weiter, der politische Gegenwind<br />

sowie der Spardruck nehmen zu. Und noch immer ist das Angebot<br />

an Teilzeitstellen für angestellte Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung<br />

höchst ungenügend und die Anzahl Frauen in höheren Positionen<br />

niedrig bis vernachlässigbar. Hierin unterscheidet sich die<br />

Ärzteschaft leider nicht von der Allgemeinheit, und dies trotz überdurchschnittlich<br />

hohem Frauenanteil bei Studienbeginn.<br />

Es gibt also für den <strong>VSAO</strong> auch weiterhin genügend zu tun, um in<br />

diesen Debatten die Position der Assistenz- und Oberärztinnen und<br />

-ärzte in Erinnerung zu rufen, unsere Bedürfnisse zu verteidigen<br />

und für die Erhaltung einer qualitativ hochwertigen Weiterbildung<br />

zu kämpfen – trotz drohender Sparmassnahmen und Zeitdruck in<br />

den Spitälern. Auf lange Sicht ist es genau dieses Qualitätsmerkmal,<br />

an dem wir gemessen werden. Die Qualität der Weiterbildung<br />

bestimmt die Qualität der zukünftigen Schweizer Ärzteschaft und ist<br />

unser wichtigstes Argument zur Verteidigung des Berufsstandes und<br />

zur Sicherung von dessen Attraktivität.<br />

Mit vielen unserer Forderungen stehen wir nicht alleine da. Ich denke,<br />

es wird für uns sowie auch für die gesamte Ärzteschaft immer<br />

wichtiger, gemeinsame Interessen herauszuarbeiten und sich zusammen<br />

dafür einzusetzen, anstatt sich gegenseitig über strittige<br />

Punkte in den Haaren zu liegen. In diesem Sinne möchte ich mich<br />

für den <strong>VSAO</strong> und damit für Euch, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

einsetzen.<br />

Ich freue mich darauf, mich 2018 diesen Aufgaben zu stellen,<br />

gemeinsam mit dem Vizepräsidenten Angelo Barrile und mit der<br />

wertvollen Unterstützung des Zentralsekretariats mit Simon Stettler,<br />

Marcel Marti und Simone Burkhard, ohne die dies nicht möglich<br />

wäre!<br />

Ganz herzlich grüsst Euch<br />

Anja Zyska, Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />

58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


SEKTIONEN<br />

AARGAU<br />

Mitglieder: 1288<br />

Präsidium: Philipp Rahm (Präsident), Christine Fischer (Co-Präsidentin),<br />

Sandro Baumgartner (Co-Präsident)<br />

Vorstand: Xenia Darphin, Andrea Ernst, Susanne Fasler, Markus Guzek,<br />

Nicole Gygax, Barbara Jakopp, André Paul, Beatrice Paul, Jacob Porstmann,<br />

Eric Vultier (Jurist)<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />

vultier@schai-vultier.ch<br />

BASEL<br />

<strong>VSAO</strong> Basel – Verband Schweizerischer Assistenz- und<br />

Oberärztinnen und -ärzte beider Basel<br />

Mitglieder: 2416<br />

Co-Präsidium: Miodrag Savic, Sergio Sesia<br />

Vorstand, offiziell gewählte Mitglieder: Sibyl Iso, Sebastian<br />

Lamm, Alexandra Nagy, Martin Sailer, Susi Stöhr, Florian Thieringer,<br />

Sonja Trüstedt, Claudia von Wartburg (Geschäftsführerin, Juristin),<br />

Josef Zindel (Öffentlichkeitsbeauftragter)<br />

Im Vorstand tätige, noch nicht offiziell gewählte Mitglieder:<br />

Oliver Maric<br />

Geschäftsstelle: Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />

sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

V.l.n.r.: Sergio Sesia, Susi Stöhr, Martin Sailer, Sibyl Iso, Sonja Trüstedt,<br />

Claudia von Wartburg, Oliver Maric, Miodrag Savic, Josef Zindel, Florian<br />

Thieringer, Sebastian Lamm (es fehlt: Alexandra Nagy)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

59


SEKTIONEN<br />

BERN<br />

Mitglieder: 3460<br />

Präsidium: Nora Bienz<br />

Vize-Präsidium: Benjamin Hess, Miriam Grädel, Marius Grädel-Suter<br />

Kernvorstand: Helene Mellerowicz, Valentine Mercier, David Schreier<br />

Nora Bienz<br />

Präsidentin<br />

Miriam Grädel<br />

Vize-Präsidium<br />

Marius Grädel-Suter<br />

Vize-Präsidium<br />

Benjamin Hess<br />

Vize-Präsidium<br />

Erweiterter Vorstand: Christiane Arnold, Nicolas Clément,<br />

Lars Frauchiger, Luzia Gisler, Dario Häberli, Anne Lafranchi, Anna Meister,<br />

Katharina Stegmayer, Kristina Tänzler<br />

Gerhard Hauser<br />

Stellvertretung<br />

Janine Junker<br />

Geschäftsführung<br />

David Schreier<br />

Kernvorstand<br />

Valentine Mercier<br />

Kernvorstand<br />

Helene Mellerowicz<br />

Kernvorstand<br />

Katharina Stegmayer<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Christiane Arnold Ferrari<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Geschäftsführung und Rechtsberatung:<br />

Janine Junker, Rechtsanwältin, junker@vsao.ch<br />

Dario Häberli<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Anna Meister<br />

Erweiterter Vorstand<br />

www.vsao-bern.ch ab 1.1.2018 neu!<br />

Nicolas Clément<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Anne Lafranchi<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Luzia Gisler<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Lars Frauchiger<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Kristina Tänzler<br />

Erweiterter Vorstand<br />

collage_<strong>2017</strong>_de-fr.indd 1 24.10.17 22:02<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern,<br />

Tel. 031 381 39 39, bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FREIBURG<br />

(ASMAF)<br />

Mitglieder: 431<br />

Präsidium: Patrick Tu Quoc<br />

Vizepräsidium: Lukas Burri<br />

Vorstand: Philippe Baumann, Emilie Erard, Flore Huber,<br />

Marco Mancinetti, Léa Pasquier, Arnaud Peytreman, Theo Solinger,<br />

Florian Stierlin<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,<br />

Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,<br />

info@gkaufmann.ch<br />

60 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


SEKTIONEN<br />

GENF<br />

(AMIG)<br />

Mitglieder: 1146<br />

Präsidium: Christophe Fehlmann<br />

Vorstand: Yan Beauverd (Vizepräsident), Christopher Chung<br />

(Verantwortlicher Kommunikation), Marie-José Daly (Verantwortliche<br />

Arbeitsbedingungen), Aurore Fehlmann (Verantwortliche Politik),<br />

Léonnard Mossaz (Verantwortlicher Weiterbildung) Sylvain De Lucia,<br />

Alexandre Dubra, Anne-Laure Germond-Goncerut, Michel Hofmann,<br />

Sophie Hugli, Natacha Premand<br />

Geschäftsstelle: Association des Médecins d’Institutions de Genève,<br />

Postfach 23, Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch,<br />

www.amig.ch<br />

GRAUBÜNDEN<br />

Mitglieder: 611<br />

Präsidium: Patrizia Kündig<br />

Vorstand: Denis Beyer, Sebastian Kreis, Livia Küchler, Alexandra Tabord,<br />

Manuel Vestner<br />

Geschäftsführer und Sektionsjurist: Samuel Nadig<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Graubünden, 7000 Chur, Tel. 078 880 81 64,<br />

info@vsao-gr.ch, www.vsao-gr.ch<br />

Hinten: Samuel Nadig (Geschäftsführer, Jurist), Denis Beyer, Patrizia<br />

Kündig (Präsidentin), Manuel Vestner<br />

Vorne: Livia Küchler, Alexandra Tabord, (es fehlt: Sebastian Kreis)<br />

JURA<br />

Mitglieder: 191<br />

Präsidium: Margherita Plebani, Monica Pinto<br />

Vorstand: Valentin Simonin (Kassier), Marie Maulini (Sekretärin)<br />

Jurist: Patrick Mangold, avocat@asmav.ch<br />

Sekretariat: marie.maulini@h-ju.ch<br />

V.l.n.r.: Valentin Simonin (Kassier), Margherita Plebani (Co-Präsidentin),<br />

Marie Maulini (Sekretärin), (es fehlt: Monica Pinto [Co-Präsidentin])<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

61


SEKTIONEN<br />

NEUENBURG<br />

(AMINE)<br />

Mitglieder: 171<br />

Präsidium: Olivier Clerc<br />

Vorstand: Michael Feusier (GAV-Kommission), Chloé Frund (Kassierin),<br />

François Jardot, Amaniel Kefleyesus, Fiona Ollier (Generalsekretärin),<br />

Aleksandra Porowska (Vizepräsidentin), Matteo Vecchio<br />

Anwalt und Sekretariat: Joël Vuilleumier, Rue du Musée 6,<br />

Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11,<br />

vuilleumier@valegal.ch<br />

Kontakt: amine@asmac.ch<br />

ST. GALLEN/<br />

APPENZELL<br />

Mitglieder: 1253<br />

Präsidium: Ralph Litschel<br />

Vizepräsident: Sergej Staubli<br />

Vorstand: Marie-Claire Desax, Jacqueline Fust, Sarah Gilomen,<br />

Deborah Hehli, Nader Hejrati, Manuel Schoch<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber,<br />

Oberer Graben 44, 9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

Surber@anwaelte44.ch<br />

Internet: www.vsao-sg.ch; www.vsao-ar.ch; www.vsao-ai.ch<br />

Laufend werden weitere engagierte Kolleginnen und Kollegen für den<br />

Vorstand der Sektion gesucht; die unverbindliche Teilnahme an einer<br />

Vorstandssitzung ist jederzeit möglich und sehr willkommen!<br />

62 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


Ralph Litschel<br />

Präsident<br />

SEKTIONEN<br />

Delegierter kantonale Ärztegesellschaft<br />

Delegierter Ärztekammer<br />

Delegierter Zentralvorstand <strong>VSAO</strong><br />

Manuel Schoch<br />

Aktuar<br />

Delegierter Ärztekammer<br />

Marie-Claire Desax<br />

Del. Zentralvorstand <strong>VSAO</strong><br />

Vorstand SIWF<br />

Delegierte Ärztekammer<br />

Jacqueline Fust<br />

Kassiererin<br />

Delegierte Ärztekammer<br />

Stv. Delegierte «David»<br />

Sarah Gilomen<br />

Delegierte kantonale Personalverbändekonferenz<br />

Delegierte Ärztekammer<br />

Deborah Hehli<br />

Interne Revisorin<br />

Ressort Hausarztmedizin<br />

Delegierte Ärztekammer<br />

Sergej Staubli<br />

Vizepräsident<br />

«David»-Vertreter<br />

Delegierter Ärztekammer<br />

Nader Hejrati<br />

Del.Zentralvorstand <strong>VSAO</strong><br />

Stellvertretender Delegierter<br />

Kantonale Ärztegesellschaft<br />

Ralph Litschel<br />

Präsident<br />

Del. kantonale Ärztegesellschaft<br />

Del. Ärztekammer<br />

Del.Zentralvorstand <strong>VSAO</strong><br />

Manuel Schoch<br />

Aktuar<br />

Delegierter Ärztekammer<br />

Sergej Staubli<br />

Vizepräsident<br />

«David»-Vertreter<br />

Delegierter Ärztekammer<br />

Karin Zürn<br />

Sektionssekretärin<br />

Karin Zürn<br />

Sektionssekretärin<br />

SOLOTHURN<br />

Mitglieder: 475<br />

CO-Präsidium: Felix Kurth und Volker Böckmann<br />

Vorstand: Michel Clément, Lynn Grossenbacher, Karen Gutscher,<br />

Noémie Neuhaus, Daniel Schröpfer, Sebastian Stiebitz, Eric Vultier (Jurist),<br />

Anna Wang<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />

vultier@schai-vultier.ch<br />

V.l.n.r.: Anna Wang, Daniel Schröpfer, Lynn Grossenbacher, Volker<br />

Böckmann, Karen Gutscher, Sebastian Stiebitz, Felix Kurth, Noémie<br />

Neuhaus, Eric Vultier (es fehlt: Michel Clément)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

63


SEKTIONEN<br />

TESSIN<br />

(ASMACT)<br />

Mitglieder: 553<br />

Präsidium: Davide Giunzioni<br />

Vorstand: Nicola Bianda (Vizepräsident), Vito Fariello, Andrea Farruggia,<br />

Nicola Ferrari (Kassier), Simone Ghisla, Fabio Lanzi (Webmaster), Bruno<br />

Minotti (Webmaster), Giovanna Padlina (Sekretariat), Rainero Spinelli<br />

(Revisor)<br />

Juristin: Lorenza Pedrazzini Ghisla, Rechtsanwältin, legale@asmact.ch<br />

Geschäftsstelle: : ASMAC Ticino, Via Cantonale 8 – Stabile Qi,<br />

6805 Mezzovico-Vira, segretariato@asmact.ch<br />

THURGAU<br />

Mitglieder: 444<br />

Co-Präsidium: Vinzenz Mühlstein, Marc Nairz<br />

Vorstand: Annebärbel Grosskopf, Michaela Lentz, Eric Vultier<br />

(Jurist/Geschäftsführer)<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />

vultier@schai-vultier.ch<br />

V.l.n.r.: Annebärbel Grosskopf, Marc Nairz, Vinzenz Mühlstein,<br />

Michaela Lentz<br />

WAADT<br />

(ASMAV)<br />

Mitglieder: 1809<br />

Präsidium: Laure Jaton<br />

Vorstand: Roxana Valcov (Co-Vizepräsidentin), Elisabeth Stamm<br />

(Co-Vizepräsidentin), Barbara Ney (Kassierin), Alexandre Dumusc<br />

(Webmaster), Antoine Andrey, Aileen Chen, Maryline Foerster Pidoux,<br />

Christel Gerber, Christophe Kosinski, Alexandra Lenoir, Sandra Monnier,<br />

Claire Perrinjaquet, Estelle Yersin, Santiago Zurita<br />

Jurist: Patrick Mangold, avocat@asmav.ch<br />

Generalsekretärin: vakant<br />

Sekretariat: Patricia Nobs, ASMAV, Postfach 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

V.l.n.r.: Yann Corminboeuf (Gast), Laure Jaton (Präsidentin), Sandra<br />

Monnier, Tamara Addoux (Gast), Claire Perrinjaquet, Alexandra Lenoir,<br />

Alexandre Dumusc, Estelle Yersin, Patrick Mangold (Jurist)<br />

64 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


SEKTIONEN<br />

WALLIS<br />

(ASMAVal)<br />

Mitglieder: 497<br />

Präsidium: Marie Laurent<br />

Vorstand: Emmanuelle Jordan (Generalsekretärin), Megan Pannatier,<br />

Jessika Métrailler-Mermoud, Manuel Pernet, Marie Veuthey, Philippe<br />

Zufferey (Kassier), Enrique Lazaro i Fontanet (Vizepräsident)<br />

Juristin: Valentine Gétaz Kunz, getazkunz@etude-vgk.ch<br />

Kontakt: ASMAVal p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz, Ruelle du Temple 4,<br />

CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

V.l.n.r.: Philippe Zufferey, Marie Laurent (Präsidentin), Emmanuelle<br />

Jordan, Jessika Métrailler-Mermoud, Megan Pannatier, Manuel Pernet<br />

(es fehlen: Marie Veuthey, Enrique Lazaro i Fontanet)<br />

ZENTRALSCHWEIZ<br />

Mitglieder: 1452<br />

Präsidium: Regula Wiesmann<br />

Vorstand: Michael Benoit, Ivo Fähnle, Gert Printzen, Patrizia Rölli,<br />

Sebastian Thormann, Eric Vultier (Jurist)<br />

Geschäftsstelle: Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz,<br />

lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20, vultier@schai-vultier.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

65


SEKTIONEN<br />

ZÜRICH/<br />

SCHAFFHAUSEN<br />

(VERBAND ZÜRCHER<br />

SPITALÄRZTE UND<br />

-ÄRZTINNEN <strong>VSAO</strong>)<br />

Mitglieder: 4803<br />

Präsidium: Jana Siroka<br />

Geschäftsleitung: Angelo Barrile, Annick Denzler, Selei Hamed,<br />

Martin Johansson (Kassier), Linda Kammer, Helen Manser, Leander<br />

Muheim, Marco Randazzo, Adrian Schibli, Reto Thomasin (Vizepräsident)<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> ZÜRICH, Rechtsanwältin Susanne Hasse, Rämistrasse<br />

31, Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch<br />

Jurist: Dr. Rudolf M. Reck, Anfragen via Geschäftsstelle oder<br />

rudolf.reck@vsao-zh.ch<br />

Jana Siroka, Präsidentin<br />

Reto Thomasin,<br />

Vizepräsident<br />

Angelo Barrile<br />

Annick Denzler<br />

Selei Hamed<br />

Susanne Hasse<br />

Rechtsanwältin<br />

Geschäftsführerin<br />

Martin Johansson, Kassier<br />

Linda Kammer<br />

Helen Manser<br />

Leander Muheim<br />

Marco Randazzo<br />

Rudolf M. Reck<br />

Jurist<br />

Adrian Schibli<br />

SWISS MEDICAL<br />

STUDENTS’ ASSOCIATION<br />

Mitglieder: 9000, davon 281 <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />

Präsidium: Federico Mazzola<br />

Vorstand: Lisa Alfare (Co-Vizepräsidentin für Ausbildung), Angela Berni<br />

(Co-Vizepräsidentin für Ausbildung), Irene Cattacin (Vizepräsidentin<br />

für Exchanges), Noemi Fischer (Vizepräsidentin für Inneres), Cédric Fricker<br />

(Vizepräsident für Externes), Lukas Otto (Generalsekretär ad interim),<br />

Sebastian Roggero (Kassier ad interim)<br />

Sekretariat: swimsa, 3000 Bern, Schweiz, gs@swimsa.ch, www.swimsa.ch<br />

V.l.n.r.: Irene Cattacin, Angela Berni, Lisa Alfare, Noemi Fischer,<br />

Federico Mazzola (Präsident), Cédric Fricker<br />

(es fehlen: Sebastian Roggero und Lukas Otto)<br />

66 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


VERBANDSJURISTEN<br />

Die Juristinnen und Juristen des <strong>VSAO</strong><br />

Rechtliche Probleme am Arbeitsplatz? Der <strong>VSAO</strong> berät seine<br />

Mitglieder in arbeitsrechtlichen Belangen kostenlos. Sofern unsere<br />

Rechtsschutzversicherung Kostengutsprache leistet, ist in<br />

arbeitsrechtlichen Fällen auch die anwaltliche Vertretung kostenlos.<br />

Die Beratung erfolgt durch die Juristinnen und Juristen der<br />

<strong>VSAO</strong>-Sektionen.<br />

Eric Vultier<br />

Schai & Vultier Rechtsanwälte,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

AG, SO, SG, AI/AR, TG,<br />

Zentralschweiz<br />

Sandra Leemann<br />

Schai & Vultier Rechtsanwälte,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

AG, SO, SG, AI/AR, TG,<br />

Zentralschweiz<br />

Claudia von Wartburg<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen,<br />

Tel. 061 421 05 95<br />

Fax 061 421 25 60<br />

BS/BL<br />

Janine Junker<br />

Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern,<br />

Tel. 031 381 39 39<br />

Fax 031 381 82 41<br />

BE<br />

Gerhard Hauser<br />

Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern,<br />

Tel. 031 381 39 39<br />

Fax 031 381 82 41<br />

BE<br />

Pierre Mauron<br />

Rue de la Léchère 10, CP 519,<br />

1630 Bulle<br />

Tel. 026 919 07 07<br />

Fax 026 919 07 08<br />

FR<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

67


VERBANDSJURISTEN<br />

Christian Bruchez<br />

Waeber Membrez Bruchez Maugué<br />

Avocats, 12, rue Verdaine, CP 3647,<br />

1211 Genf 3, Tel. 022 312 35 55,<br />

Fax 022 312 35 58<br />

GE<br />

Samuel B. Nadig<br />

Hauptstrasse 40, PF 86, 8215 Hallau<br />

und Lax 9, 7075 Churwalden<br />

Tel. 052 682 00 10<br />

Fax 052 682 00 11<br />

GR<br />

Joël Vuilleumier<br />

Avocats et Notaire, Rue du Musée 6,<br />

Case postale 2247, 2001 Neuchâtel 1<br />

Tel. 032 725 10 11<br />

NE<br />

Lorenza Pedrazzini<br />

Servizio giuridico e legale – Associazione<br />

medici assistenti e capi clinica canton<br />

Ticino, Via Cantonale – Stabile Qi,<br />

6805 Mezzovico-Vira, Tel. 091 930 69 46,<br />

Fax 091 930 63 01<br />

TI<br />

Patrick Mangold<br />

Etude d’avocats Subilia Mingard,<br />

Mangold, Germond & Iselin, Pl. Saint-<br />

François 5, CP 7108, 1002 Lausanne,<br />

Tel. 021 310 48 80, Fax 021 310 48 81<br />

VD, JU<br />

Valentine Gétaz Kunz<br />

Ruelle du Temple 4, Case postale 20,<br />

1096 Cully<br />

Tel. 021 799 92 80<br />

Fax 021 799 92 82<br />

VS<br />

Rudolf M. Reck<br />

Brandstrasse 6c<br />

8610 Uster<br />

Tel. 044 941 46 99<br />

ZH, SH<br />

68 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />

ANJA ZYSKA<br />

Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />

Eidgenössischer Facharzttitel für Arbeitsmedizin<br />

Eidgenössischer Facharzttitel für Allgemeine Innere Medizin<br />

Delegierte DV FMH<br />

Ressort: Weiterbildung (Leitung)<br />

ANGELO BARRILE<br />

Vizepräsident <strong>VSAO</strong>, Nationalrat<br />

Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH,<br />

Sanacare Gruppenpraxis Zürich<br />

Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />

NORA BIENZ<br />

FMH für Allgemeine Innere Medizin<br />

Oberärztin Medizin Bürgerspital Solothurn<br />

Präsidentin <strong>VSAO</strong> Sektion Bern<br />

Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

69


GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />

CHRISTOPH BOSSHARD<br />

Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie<br />

des Bewegungsapparates (CH)<br />

Leitender Arzt SUVA-Versicherungsmedizin<br />

Vizepräsident der FMH, Leiter Departement Daten/Demographie/Qualität<br />

Ressort: Qualität<br />

MICHEL CLÉMENT<br />

Oberarzt Medizin, Kantonsspital Olten<br />

Ressort: eHealth<br />

MARC OLIVER EICH<br />

Medizinstudent im 6. Studienjahr an der Universität Bern<br />

Delegierter der Swiss Medical Students’ Association (swimsa)<br />

Ressort: swimsa, Weiterbildung<br />

70 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />

KARIN ETTER<br />

Im 6. Jahr der Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin<br />

Ressort: Weiterbildung<br />

LARS FRAUCHIGER<br />

Leitender Arzt Orthopädie und Traumatologie, Spital Thun<br />

Stiftungsrat Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong>, Ersatzdelegierter DV FMH<br />

Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />

MARIUS GRÄDEL-SUTER<br />

Assistenzarzt Anästhesie Regionalspital Emmental<br />

Vizepräsident <strong>VSAO</strong> Sektion Bern<br />

Ressort: Weiterbildung<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

71


GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />

DINA-MARIA JAKOB<br />

Oberärztin Kinderkardiologie Kinderspital Bern (ab 1.1.2018)<br />

Vorstandsmitglied SIWF<br />

Ressort: Weiterbildung<br />

PATRIZIA KÜNDIG<br />

Assistenzärztin Anästhesie am Kantonsspital Graubünden<br />

Präsidentin der Sektion Graubünden<br />

GERT PRINTZEN<br />

Dr. med. und dipl. Biochem., FAMH Labormedizin<br />

ANALYTICA MEDIZINISCHE LABORATORIEN AG<br />

Stiftungsrat Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

Ressort: eHealth<br />

72 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />

MIODRAG SAVIC<br />

Dr. med. et med. dent.<br />

Assistenzarzt, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsspital Basel<br />

Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />

SERGIO SESIA<br />

Stv. Oberarzt Universitätsklinik für Thoraxchirurgie, Inselspital Bern<br />

Co-Präsident der Sektion Basel<br />

HERVÉ SPECHBACH<br />

Leitender Arzt, ambulante Notfallstation, Abteilung für Hausarztmedizin,<br />

Hôpitaux Universitaires de Genève HUG<br />

<strong>VSAO</strong>-Vertreter in der Delegiertenversammlung der FMH<br />

Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

73


ORGANISATIONEN<br />

fFvsAO<br />

SMAC<br />

CGs M s A A<br />

OC<br />

Vorsorestiftung <strong>VSAO</strong><br />

- .<br />

MEDl§.[.yzce<br />

ry S A O Verband Schweizerischer Anistenz• und Oberärztinnen und •Irrte<br />

\,AS) M Ac Association wisse des ml!decins-assistant(e)s et chef(fe)s de


ORGANISATIONEN<br />

Verband <strong>VSAO</strong><br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

Schlichtungsstelle/<br />

Standeskommission<br />

Bei Verdacht auf einen Verstoss gegen die<br />

ärztlichen Standesregeln kann man gegen<br />

das betreffende <strong>VSAO</strong>-Mitglied Beschwerde<br />

einreichen. Als erste Anlaufstelle empfiehlt<br />

sich meist die Schlichtungsstelle. Sie garantiert<br />

eine unabhängige Beratung und Vermittlung<br />

und untersteht der Geheimhaltung.<br />

Können sich die Parteien nicht einigen,<br />

ist eine schriftliche Anzeige an die<br />

Standeskommission möglich. Beide <strong>VSAO</strong>-<br />

Gremien sind durch Ärztinnen und Ärzte<br />

besetzt, unterstützt durch eine juristische<br />

Fachperson aus dem Zentralsekretariat.<br />

Der <strong>VSAO</strong> ist ein eigenständiger Berufsverband.<br />

Er vertritt die beruflichen, standespolitischen<br />

und wirtschaftlichen Interessen<br />

der angestellten Ärztinnen und Ärzte<br />

in der Schweiz, speziell der Assistenz- und<br />

Oberärzte. Zudem unterstützt er die Anliegen<br />

der Medizinstudierenden (die von<br />

einer kostenlosen Mitgliedschaft profitieren)<br />

und arbeitet eng mit deren Organisation<br />

swimsa zusammen. Die Gliederung<br />

in den Zentralverband und 16 selbstständige,<br />

regionale Sektionen sorgt für Nähe<br />

zu den Mitgliedern. Dadurch werden deren<br />

Interessen auch auf kantonaler Ebene<br />

gewahrt.<br />

Mit über 20 000 Mitgliedern ist der <strong>VSAO</strong><br />

breit vernetzt und im Gesundheitswesen ein<br />

anerkannter Gestalter und Partner. Gute<br />

Arbeitsbedingungen für die Spitalärzte und<br />

die ärztliche Weiterbildung stehen im Mittelpunkt<br />

seines Engagements. Er setzt sich<br />

für ein qualitativ hochstehendes, finanzierbares<br />

Gesundheitssystem ein. Als grösste<br />

Basisorganisation der Verbindung Schweizer<br />

Ärztinnen und Ärzte FMH verschafft der<br />

Verband seinen Anliegen in allen wichtigen<br />

Gremien Gehör.<br />

Stellungnahmen zu gesundheitspolitischen<br />

Themen (etwa bei Vernehmlas sungen) sowie<br />

zu arbeitsrechtlichen und Weiterbil -<br />

dungsfragen zählen zu den Haupt aktivitäten<br />

des <strong>VSAO</strong>. Hinzu kommen Mitgliederinformationen<br />

und -befragungen, Medienmitteilungen<br />

und die Herausgabe von Broschüren.<br />

Aktuell zeigt die Kampagne «Medizin statt<br />

Bürokratie!» Lösungsansätze auf, wie die<br />

Spitäler Assistenz- und Oberärzte von administrativen<br />

Arbeiten entlasten können. Diese<br />

sollen wieder mehr Zeit direkt für die Patientinnen<br />

und Patienten haben.<br />

Der Verband bietet seinen Mitgliedern auch<br />

eine breite Palette von Dienstleistungen.<br />

Nachfolgend werden die wichtigsten näher<br />

beschrieben. Vertiefte Informationen zu<br />

den Tätigkeiten finden sich auf der Website<br />

www2.vsao.ch und im «<strong>VSAO</strong>-Journal».<br />

Spitalbewertungen<br />

Der <strong>VSAO</strong> unterstützt eine Online-Plattform<br />

mit nützlichen Informationen zu allen<br />

Spitälern der Schweiz mit mindestens einer<br />

anerkannten Weiterbildungsstätte. Mitglieder<br />

in Weiterbildung können ihre Klinik<br />

bewerten und so wertvolle Hinweise zu<br />

potenziellen Arbeitgebern geben. Mit der<br />

Spitalrose ehrt der <strong>VSAO</strong> jährlich ein Spital,<br />

eine Klinik oder eine Weiterbildungsstätte<br />

für Massnahmen, welche die Arbeitsbedingungen<br />

der Ärztinnen und Ärzte oder die<br />

ärztliche Weiterbildung verbessern.<br />

Dienstplanberatung<br />

Zentral für gute Arbeitsbedingungen ist die<br />

optimale Planung der Dienste. Der <strong>VSAO</strong><br />

hat deshalb eine Dienstplanberatung lanciert<br />

– mit Erfolg: 2016 konnte das Beraterteam<br />

bereits in 50 Kliniken und Spitälern<br />

Beratungen durchführen. Für den Erfahrungs-<br />

und Ideenaustausch steht Interessierten<br />

auf der Verbandswebsite ein Dienstplanungsforum<br />

zur Verfügung.<br />

Rechtsberatung/Rechtsschutz<br />

Die Sektionsjuristinnen und -juristen beraten<br />

die Mitglieder kostenlos bei rechtlichen<br />

Fragen, hauptsächlich zum Arbeitsrecht.<br />

Braucht es eine weitergehende anwaltliche<br />

Vertretung, profitieren die <strong>VSAO</strong>-Aktivmitglieder<br />

von einer Rechtsschutzversicherung<br />

für arbeitsrechtliche Belange.<br />

Arztberuf und Familie/Privatleben<br />

Auf der Verbandswebsite sind Beispiele von<br />

familienfreundlichen Arbeitsbedingungen<br />

in Kliniken und Spitälern aufgeführt. Die<br />

Unterstützung bei der Suche nach Plätzen<br />

in Kindertagesstätten ist kostenlos. Gleiches<br />

gilt für die telefonische Beratung durch eine<br />

Fachperson der Fachstelle UND, wenn es<br />

darum geht, Arztberuf und Familie/Privatleben<br />

besser unter einen Hut zu bringen.<br />

Visitationen<br />

Visitationen dienen der Qualitätssicherung<br />

bei der ärztlichen Weiterbildung. Ein Expertenteam<br />

mit einer Vertretung des <strong>VSAO</strong><br />

prüft vor Ort die Umsetzung des Weiterbildungskonzepts<br />

und die Weiterbildungsleistungen.<br />

Sein Bericht geht an die Weiterbildungsstättenkommission,<br />

welche über die<br />

Anerkennung der Weiterbildungsstätten<br />

entscheidet. Jährlich finden über hundert<br />

Visitationen statt.<br />

MEDIfuture<br />

<strong>VSAO</strong> und MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

organisieren jeden November den MEDIfuture-Kongress.<br />

Die Teilnahme ist kostenlos.<br />

Zielpublikum sind primär Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte sowie Medizinstudierende<br />

höherer Semester. MEDIfuture zeigt den<br />

Teilnehmenden auf, welche attraktiven<br />

Aspekte der Arztberuf beinhaltet und welche<br />

unterschiedlichen Wege zum Karriereziel<br />

führen können. Mehr hierzu unter<br />

www.medifuture.ch.<br />

Zentralsekretariat<br />

Das Zentralsekretariat setzt die Verbandsstrategie<br />

um. Es betreut die <strong>VSAO</strong>-Gremien<br />

(Präsidium, Geschäftsausschuss, Zentralvorstand)<br />

und -Mitglieder und erledigt alle<br />

anderen operativen Aufgaben. Zurzeit arbeiten<br />

14 Personen im Team, die meisten<br />

als Teilzeitangestellte (s. Bilder auf S.76).<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

75


ORGANISATIONEN<br />

Simon Stettler,<br />

Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Marcel Marti<br />

stv. Geschäftsführer<br />

Leiter Politik und<br />

Kommunikation<br />

Simone Burkhard<br />

Schneider<br />

stv. Geschäftsführerin<br />

Stabsjuristin<br />

jur. Sekretärin<br />

Standeskommission<br />

Beatrice Sahli<br />

Leiterin Service und<br />

Projekte<br />

Buchhaltung<br />

Susanne Gasser<br />

Buchhaltung<br />

Lisa Loretan Krummen<br />

Projektassistentin Politik<br />

und Kommunikation<br />

Manuela Wasem<br />

Sachbearbeiterin Service<br />

und Projekte<br />

Katharina Ott<br />

Empfang<br />

Sachbearbeiterin Service<br />

und Projekte<br />

Bleona Istogu<br />

Lernende<br />

Karin Kipfer<br />

Empfang<br />

Sachbearbeiterin Service<br />

und Projekte<br />

Béatrice Bertschi<br />

Sachbearbeiterin<br />

Weiterbildung<br />

Visitationen<br />

Raphael Kramer<br />

IT-Verantwortlicher<br />

Sachbearbeiter Service<br />

und Projekte<br />

Sabrina Ribeaud<br />

stv. Gremien- und<br />

Geschäftsführungssekretariat<br />

Elena Federspiel<br />

Gremien- und<br />

Geschäftsführungssekretariat<br />

Nicole Gasser<br />

stv. Leiterin Service und<br />

Projekte<br />

76 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


ORGANISATIONEN<br />

Innovation und Wandel –<br />

MEDISERVICE 2018<br />

Als Dienstleistungsanbieter stehen für uns<br />

die Bedürfnisse unserer Mitglieder im<br />

Mittelpunkt. Für Sie heisst das, dass wir<br />

die bestehenden Dienstleistungen qualitativ<br />

hochwertig umsetzen, die Vollständigkeit<br />

unserer Palette regelmässig revidieren<br />

und bei Bedarf und Machbarkeit Innovationen<br />

einführen. Natürlich überprüfen<br />

wir unsere Prozesse und Partner genauso<br />

regelmässig und nehmen Verbesserungen<br />

vor, wo diese notwendig sind.<br />

Das Paket für den Start<br />

Entsprechend diesen Vorgaben bieten wir<br />

2018 mit dem Praxis-Paket eine neue<br />

Dienstleistung an, die vor allem für jene<br />

Untenstehend finden Sie die Koordinaten der neuen Beratungspartner:<br />

Allcons AG<br />

Christoph Merian-Ring 11<br />

4153 Reinach<br />

www.allcons.ch<br />

BTAG<br />

Versicherungs- und Anlageberatung AG<br />

Funkstrasse 118<br />

Postfach 370<br />

3084 Wabern<br />

www.btag-bern.ch<br />

UFS Insurance Broker AG<br />

Tödistr. 48<br />

8810 Horgen<br />

www.ufsag.ch<br />

VM-F<br />

Versicherungen, Vorsorge, Vermögen<br />

Frank insurance brokers GmbH<br />

Romanshornerstrasse 77<br />

9801 Wittenbach<br />

www.vmf.ch<br />

Vorsorge Wirz<br />

Clarastr. 2<br />

4058 Basel<br />

www.vorsorge-wirz.ch<br />

Im Tessin und der Westschweiz sind weiterhin folgende Beratungspartner für Sie zuständig:<br />

assidu sa<br />

Via Breganzona 16<br />

Casella postale 560<br />

6903 Lugano<br />

www.assidu.ch<br />

Marc Schällebaum, Geschäftsführer<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

assidu sa<br />

La Dolaise 18<br />

Case postale 16<br />

2362 Montfaucon<br />

www.assidu.ch<br />

Mitglieder spannend ist, die sich mit dem<br />

Gedanken befassen, sich selbständig zu<br />

machen beziehungsweise in eine Gemeinschaftspraxis<br />

einzutreten.<br />

Wie bei allen weitreichenden Entscheidungen<br />

müssen auch hier möglichst alle<br />

Aspekte bedacht und das Dafür und Dawider<br />

abgewogen werden. Hauptgründe<br />

für den Entscheid, in die Praxis zu wechseln,<br />

sind moderne Arbeitsmodelle mit<br />

höherer zeitlicher Flexibilität, der grössere<br />

medizinische und unternehmerische<br />

Spielraum und längerfristige Patientenbeziehungen.<br />

Gegen eine Verselbständigung<br />

sprechen in erster Linie der Respekt vor<br />

der unternehmerischen Verantwortung,<br />

die Verfügbarkeit der finanziellen Mittel,<br />

behördliche Auflagen sowie die Angst vor<br />

zunehmend anfallenden Managementund<br />

Administrationsaufgaben.<br />

Als langjährige, unabhängige und bedürfnisorientierte<br />

Dienstleistungsorganisation<br />

verfügen wir über eine hohe Legitimation,<br />

selbständig werdenden Ärztinnen und<br />

Ärzten bei dieser Entscheidungsfindung<br />

kompetent zu helfen.<br />

In unserem Leitfaden, der in kurzen Kapiteln<br />

zu allen relevanten Themen Einblick<br />

in die Materie gibt, beleuchten wir<br />

auch die verschiedenen Praxismodelle,<br />

die sich heute anbieten. Ob Mitarbeiter in<br />

einer Gruppenpraxis oder Besitzer einer<br />

Einzelpraxis - wir zeigen die unterschiedlichen<br />

Anforderungen auf, die es hierfür<br />

braucht. Unsere neue Dienstleistung beschränkt<br />

sich nicht auf den Leitfaden,<br />

sondern umfasst ein ganzes Paket mit<br />

weiteren Infos. Wir bieten u. a. auch multimediale<br />

Elemente, die vor allem für jene<br />

gedacht sind, die sich schnell einen Überblick<br />

verschaffen möchten.<br />

In der nächsten Ausgabe des <strong>VSAO</strong>-Journals<br />

(1/18) bzw. im MEDISERVICE-Newsletter<br />

vom Februar 2018 erfahren Sie mehr<br />

über diese Dienstleistung. Dort finden Sie<br />

auch die Angaben, um das Paket zu bestellen.<br />

Neue Beratungspartner<br />

Zusammen mit externen Partnern haben<br />

wir unser Vertriebskonzept und den Markt<br />

analysiert und basierend auf den Ergebnissen<br />

Veränderungen innerhalb der Vertriebsstruktur<br />

vorgenommen. Die neue<br />

Strategie hat zu einem Wechsel bei den<br />

offiziellen Beratungspartnern in der<br />

Deutschschweiz geführt. Per 1.1.2018 werden<br />

wir mit fünf neuen Beratungspartnern<br />

auftreten.<br />

Wie bisher stehen unsere Beratungspartner<br />

für folgende Ziele ein:<br />

• Bereitstellung von Finanz- und Versicherungsberatung<br />

und weiteren, damit<br />

verbundenen Beratungen für alle beruflichen<br />

und privaten Lebensphasen<br />

(s. Lebensphasenmodell)<br />

• Wahrung einer hohen Beratungs- und<br />

Dienstleistungsqualität<br />

• Ein kostenloses Erstgespräch von einer<br />

Stunde vor Ort oder telefonisch<br />

• Know-how zu den bestehenden Kollektivverträgen<br />

mit den dementsprechenden<br />

Vorteilen nur für unsere Mitglieder<br />

Der Verein MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-<br />

ASMAC ist die Dienstleistungsorganisation<br />

des <strong>VSAO</strong>. MEDISERVICE bietet<br />

den Mitgliedern exklusive Dienstleistungen<br />

und attraktive Produkte wie<br />

z. B. Versicherungsberatungen, Kollektivkrankenversicherungen<br />

oder Taggeldversicherungen<br />

an. Zudem ist er<br />

Herausgeber des <strong>VSAO</strong>-Journals.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

77


Wir beraten Ärztinnen und Ärzte, weil wir sie gut verstehen.<br />

Lassen Sie sich von uns einen gratis Versicherungs-Check-Up<br />

verschreiben. Und danach sprechen wir über Ihre Personenversicherung,<br />

Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.<br />

www.mediservice-vsao.ch


ORGANISATIONEN<br />

Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

Allgemeines zur Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

Struktur<br />

Gründung/Sitz<br />

Rechtsform<br />

Risikodeckung bis CHF 300 000<br />

Risikodeckung ab CHF 300 001 bis CHF 500 000<br />

Altersvorsorge<br />

Risikovorsorge<br />

Trotz des schwierigen Anlageumfelds ist<br />

es uns gelungen, mit unserer unverändert<br />

vorsichtigen Anlagestrategie eine positive<br />

Gesamtperformance von 3,83 Prozent per<br />

31. <strong>Dezember</strong> 2016 zu erwirtschaften.<br />

Nach erfolgter Verzinsung der Alterssparkapitalien<br />

mit 1,75 Prozent sowie der Äufnung<br />

der notwendigen technischen Rückstellungen<br />

und der Wertschwankungsreserve<br />

erhöhte sich der Deckungsgrad per<br />

31. <strong>Dezember</strong> 2016 auf 111,3 Prozent. Die<br />

Verwaltungskosten wurden wie bis anhin<br />

durch die erwirtschafteten Erträge gedeckt<br />

und den Versicherten und den angeschlossenen<br />

Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern<br />

nicht weiterverrechnet. Per<br />

30. September <strong>2017</strong> konnten wir eine<br />

Performance von 7,3 Prozent erzielen; der<br />

Deckungsgrad beträgt zirka 116,48 Prozent.<br />

Die technischen Grundlagen unserer Vorsorgeeinrichtung<br />

wurden per 31. <strong>Dezember</strong><br />

2015 bereits angepasst. Gestützt darauf<br />

hat der Stiftungsrat entschieden, ab dem<br />

1. Januar 2018 die Umwandlungssätze<br />

1983/Bern<br />

Stiftung<br />

autonom<br />

Rückversicherung<br />

Beitragsprimat<br />

Leistungsprimat<br />

Die wichtigsten Zahlen in Tausend Schweizer Franken 2016 2015<br />

Bilanzsumme 2 263 377 2 101 928<br />

Vorsorgekapital aktive Versicherte (Sparguthaben) 1 677 855 1 620 027<br />

Vorsorgekapital Rentner/-innen (Deckungskapital) 312 996 250 250<br />

Wertschwankungsreserve 228 537 188 597<br />

Technische Rückstellungen für<br />

Risikoschwankungen 19 179 18 440<br />

Pensionierungsverluste 11 834 6 148<br />

Latente Invaliditätsfälle 8 686 10 742<br />

Versicherungstechnische Daten 2016 2015<br />

Technische Grundlage BVG 2010 BVG 2010<br />

Generationentafeln<br />

Technischer Zinssatz p.a. 2,00% 2,00%<br />

Projektionszinssatz zur Berechnung des ordentlichen<br />

Alterssparkapitals per Rücktrittsalter 3,00% 3,00%<br />

Umwandlungssatz bei ordentlichem Rücktrittsalter 65 1 6,25% 6,25%<br />

Verzinsung Alterssparkapital (obligatorischer Teil – BVG Minimum) 1,75% 2,00%<br />

Verzinsung Alterssparkapital (überobligatorischer Teil) 1,75% 2,00%<br />

Risikoprämie auf Löhnen bis CHF 300 000 1,20% 1,20%<br />

Risikoprämie auf Löhnen von CHF 300 001 bis CHF 500 000 4,00% 4,00%<br />

Deckungsgrad 111,30% 109,9%<br />

Performance 3,83% 1,50%<br />

Aktive Versicherte 19 764 19 218<br />

Rentner/-innen 642 607<br />

Freizügigkeitskonti 3 993 4 149<br />

Durchschnittlicher Verwaltungsaufwand je Versichertendossier 116 119<br />

1 Die Rückstellung für Freizügigkeitsleistungen nach Artikel 17 und 18 FZG wird aufgrund des per 18. November<br />

2015 in Kraft getretenen Rückstellungsreglements neu unter dem Vorsorgekapital der aktiven<br />

Versicherten geführt.<br />

über drei Jahre um je 0,1 Prozentpunkte<br />

zu senken. Diese moderate Senkung betrifft<br />

alle Altersstufen. Damit die erforderliche<br />

Senkung der Umwandlungssätze<br />

möglichst gerecht und verträglich ist, wird<br />

Personen, welche am 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

mindestens 45 Jahre alt und aktiv bei der<br />

Stiftung versichert sind, eine einmalige<br />

Zusatzverzinsung auf dem Alterssparkapital<br />

von 0,75 Prozent gewährt. Für Personen,<br />

welche am 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> mindestens<br />

55 Jahre alt sind, beträgt die einmalige<br />

Zinsgutschrift 1,50 Prozent auf<br />

dem Alterssparkapital. Diese Zusatzverzinsung<br />

wird vollumfänglich aus der<br />

vorhandenen Rückstellung für Pensionierungsverluste<br />

finanziert.<br />

Das im Jahr 2015 revidierte und vom Stiftungsrat<br />

genehmigte Stiftungsreglement<br />

ist auf den 1. Januar <strong>2017</strong> in Kraft getreten.<br />

Die wichtigsten Änderungen sind auf<br />

unserer Website www.vorsorgestiftungvsao.ch<br />

veröffentlicht.<br />

Hypothekardarlehen<br />

Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> gewährt nicht<br />

nur ihren Versicherten, sondern auch externen<br />

Personen auf Antrag hin, im Rahmen<br />

der vorhandenen finanziellen Möglichkeiten,<br />

grundpfandgesicherte Darlehen<br />

(Einfamilienhaus, Stockwerkeigentum)<br />

zu attraktiven Konditionen. Die<br />

Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> gewährt keine<br />

Baukredite.<br />

Wohneigentumsförderung mit<br />

Mitteln der beruflichen Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong><br />

Mit dem angesparten Vorsorgekapital<br />

kann eine zusätzliche Finanzierungsquelle<br />

für selbst bewohntes Wohneigentum<br />

genutzt werden. Bei einem Vorbezug<br />

oder einer Verpfändung werden die Invaliditäts-<br />

oder Todesfallleistungen nicht<br />

gekürzt.<br />

Das verfügbare Alterssparkapital kann<br />

eingesetzt werden<br />

• für den Erwerb, die Erstellung, den Ausund<br />

Umbau sowie die Renovation von<br />

Wohneigentum, das selbst und dauernd<br />

von der versicherten Person bewohnt<br />

wird. Darunter fallen Einfamilienhäuser<br />

und Eigentumswohnungen, nicht<br />

aber Ferienhäuser oder Ferienwohnungen;<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

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ORGANISATIONEN<br />

Hypothekarzinssätze für Neugeschäfte, gültig ab 1. Oktober 2016<br />

3-Monats-Libor-Hypothek in CHF max. 70% des Belehnungswertes 0,800%<br />

Festhypothek Laufzeit 5 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 0,800%<br />

Festhypothek Laufzeit 10 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1,000%<br />

Variable Hypothek 1. Rang max. 70% des Belehnungswertes 1,750%<br />

Variable Hypothek 2. Rang<br />

max. 10% des Belehnungswertes<br />

(amortisationspflichtig)<br />

2,000%<br />

• für die Amortisation oder Rückzahlung<br />

von Hypotheken, nicht aber für die Bezahlung<br />

von Hypothekarzinsen auf<br />

selbst genutztem Wohneigentum;<br />

• für den Erwerb von Anteilscheinen einer<br />

Wohnbaugenossenschaft oder ähnlichen<br />

Beteiligungen.<br />

Reglementarischer Einkauf<br />

Ein reglementarischer Einkauf erhöht die<br />

zukünftige Altersleistung. Die Berechnung<br />

der maximal möglichen Einkaufssumme<br />

muss bei der Stiftung angefordert<br />

werden. Der Einkauf kann in der laufenden<br />

Steuerperiode vollumfänglich ausgewiesen<br />

werden. Nach getätigtem Einkauf<br />

darf die daraus resultierende Leistung in<br />

den nächsten drei Jahren nicht in Kapitalform<br />

bezogen werden.<br />

Unterstützungsvertrag<br />

Leben Sie in einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft,<br />

auch unter Personen gleichen<br />

Geschlechts, wird diese Gemeinschaft<br />

der Ehe gleichgestellt.<br />

Gemäss Artikel 5.3.1 des Reglements der<br />

Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> müssen beide Partner<br />

unverheiratet sein, und es darf zwischen<br />

ihnen keine nahe Verwandtschaft<br />

im Sinne von Artikel 95 ZGB bestehen. Die<br />

Lebensgemeinschaft mit gemeinsamer<br />

Haushaltung hat im Zeitpunkt des Todes<br />

seit Unterzeichnung der Unterstützungsvereinbarung<br />

nachweislich ununterbrochen<br />

mindestens fünf Jahre gedauert,<br />

oder es ist ein gemeinsames Kind vorhanden,<br />

für dessen Unterhalt der überlebende<br />

Partner aufkommen muss.<br />

Das unterschriebene Formular muss der<br />

Stiftung zu Lebzeiten eingereicht werden.<br />

Risikoversicherung bei Stellenunterbruch<br />

Bei einem Stellenunterbruch oder einer<br />

Reduktion des Beschäftigungsgrades<br />

(für Personen unter 50 Jahren mit<br />

Wohnsitz in der Schweiz) kann die Risikoversicherung<br />

für maximal zwei Jahre<br />

auf eigene Rechnung weitergeführt werden.<br />

Das Alterssparkapital wird dabei<br />

nicht geäufnet. Die Unterbruchsversicherung<br />

beginnt einen Monat nach Arbeitsvertragsende.<br />

Bei einer Reduktion des<br />

Beschäftigungsgrads muss die Unterbruchsversicherung<br />

als Ergänzung zur<br />

Teilzeitanstellung unmittelbar beantragt<br />

werden. Hier besteht keine Nachdeckung<br />

von einem Monat. Versichert sind die<br />

Peter Scotton, Geschäftsführer<br />

Leistungen gemäss dem Vorsorgeplan<br />

«Unterbruchsversicherung».<br />

Risikoversicherung bei<br />

unbezahltem Urlaub<br />

Die versicherte Person ist sich oft nicht<br />

bewusst, dass für die Dauer eines unbezahlten<br />

Urlaubes die Invalidenrente infolge<br />

Krankheit oder Unfall, die Prämienbefreiung<br />

und Äufnung des Alterssparkapitals<br />

sowie die Hinterlassenenrente im<br />

Todesfall nicht mehr versichert sind, sofern<br />

nicht mindestens die Risikoprämie<br />

weiter bezahlt wird. Bei einem unbezahlten<br />

Urlaub und Wiederaufnahme der bisherigen<br />

Tätigkeit beim gleichen Arbeitgeber<br />

besteht die Möglichkeit, die Risikoversicherung<br />

auf eigene Rechnung für<br />

längstens zwei Jahre weiterzuführen. Das<br />

Alterssparkapital wird dabei nicht geäufnet.<br />

80 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>


ORGANISATIONEN<br />

<strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende<br />

Ihr Vorsorgepartner. Von der Praxiseröffnung bis zur Pensionierung.<br />

Die <strong>VSAO</strong>-Stiftung für Selbständigerwerbende<br />

versichert Ärztinnen und Ärzte wie auch<br />

Medizinalpersonen im Rahmen der beruflichen<br />

Vorsorge. Institute (z.B. Labor, Röntgen)<br />

können ebenfalls von den massgeschneiderten<br />

Vorsorgelösungen profitieren.<br />

Die Abstimmung zur Altersreform 2020 wurde<br />

vom Volk verworfen. Kann sich die <strong>VSAO</strong>-<br />

Stiftung für Selbständigerwerbende nun<br />

wieder dem Tagesgeschäft zuwenden, ohne<br />

auf die zum Teil berechtigten Anliegen der<br />

Altersreform 2020 Rücksicht zu nehmen?<br />

Der Druck auf den zu hohen Umwandlungssatz<br />

beim Eintritt ins Rentenalter<br />

bleibt gross. Bei gleich hohem angespartem<br />

Alterskapital ist in Zukunft mit einem kleineren<br />

Rentenanspruch zu rechnen. Mit<br />

einer namhaften Zusatzverzinsung zum<br />

gesetzlichen Mindestzinssatz helfen wir<br />

mit, ein höheres Alterskapital zu erreichen.<br />

Unsere Versicherten profitierten in den<br />

letzten Jahren von folgender Zusatzverzinsung<br />

gegenüber der gesetzlichen Mindestverzinsung:<br />

2014 (+0,25%), 2015<br />

(+0,75%), 2016 (+0,75%). Für das Jahr<br />

<strong>2017</strong> ist eine Zusatzverzinsung von einem<br />

Prozent vorgesehen.<br />

Attraktiv ist die <strong>VSAO</strong>-Stiftung für Selbständigerwerbende<br />

auch für junge, in den Praxisalltag<br />

einsteigende Ärztinnen und Ärzte.<br />

Unsere modularen Vorsorgepläne ermöglichen,<br />

eine optimale Vorsorgelösung zu<br />

finden. Davon profitieren auch Gruppenpraxen<br />

(AG, GmbH, Kollektiv- und Einzelfirmen).<br />

Es können bis zu drei Versichertenkategorien<br />

pro Firma gebildet werden.<br />

Vermehrt nutzen unsere Versicherten<br />

auch die persönliche Freiheit und lassen<br />

sich im Alter zwischen 58 und 70 Jahren<br />

pensionieren. Dies auch in mehreren Teilschritten.<br />

Als Ihr Partner für die berufliche Vorsorge<br />

nehmen wir Ihre Wünsche und Bedürfnisse<br />

auf und planen für Sie die optimale Vorsorgelösung.<br />

Verlangen Sie eine Offerte und<br />

profitieren Sie von einer sicheren Vorsorge.<br />

Gerne beraten wir Sie auch in einem persönlichen<br />

Gespräch.<br />

Telefon 031 560 77 77<br />

www.vsao-stiftung.ch<br />

Kennzahlen 2016 2015<br />

Angeschlossene Firmen 3 839 3 781<br />

Anzahl aktive Versicherte 7 686 7 686<br />

Anzahl Altersrentner 631 549<br />

Total Vermögen/Bilanzsumme 2 726 Mio. 2 510 Mio.<br />

Total Vorsorgekapital 2 282 Mio. 2 073 Mio.<br />

Technischer Zins 2.00 % 2.00 %<br />

Rendite<br />

Ø Rendite über 3 Jahre<br />

4.11 %<br />

5.21 %<br />

3.60 %<br />

Zins auf allen Altersguthaben<br />

Ø Verzinsung Vorsorgekapital über 3 Jahre<br />

Ø BVG- Mindestverzinsung über 3 Jahre<br />

2.00 %<br />

2.17 %<br />

1.58 %<br />

2.50 %<br />

Deckungsgrad nach Art. 44 BVV 2 114.10 % 113.10 %<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

81


IMPRESSUM<br />

KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />

<strong>Nr</strong>. 6 • 36. Jahrgang • <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bahnhofplatz 10A, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Franziska Holzner-Arnold, Kerstin Jost, Lukas Staub,<br />

Denis Uffer, Anna Wang, Sophie Yammine<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Anja Zyska (Präsidentin), Angelo Barrile<br />

(Vizepräsident), Nora Bienz, Christoph Bosshard,<br />

Michel Clément, Marc Oliver Eich (swimsa),<br />

Karin Etter, Lars Frauchiger, Marius Grädel-Suter,<br />

Dina-Maria Jakob, Patrizia Kündig, Gert Printzen,<br />

Miodrag Savic, Sergio Sesia, Hervé Spechbach<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout<br />

Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien, Markus Haas<br />

Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 23 730 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung 2016: 21 702 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1/2018 erscheint im Februar 2018.<br />

Thema: Nachwuchs<br />

© <strong>2017</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

AG <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />

8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

BL/BS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler, Wattenwylweg 21,<br />

3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12, info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />

www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont, marie.maulini@h-ju.ch<br />

NE ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist, Rue du Musée 6,<br />

Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

Surber@anwaelte44.ch<br />

SO<br />

TI<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

segretariato@asmact.ch<br />

TG <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />

8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

VD<br />

VS<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH/SH<br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, Rechtsanwältin Susanne Hasse,<br />

Rämistrasse 31, Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch<br />

82 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>

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