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KEM Konstruktion 04.2023

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die beiden Firmen Friatec und H.C. Starck Ceramics<br />

übernommen und schlussendlich als eine Einheit in<br />

den Konzern integriert. Die zunehmende Konsolidierung<br />

der Keramikbranche zeigt aber auch, dass das<br />

Thema immer wichtiger wird.<br />

Vielseitige Fertigungsmöglichkeiten<br />

Neben den reinen Materialwissenschaften hinsichtlich<br />

neuer keramischer Werkstoffe werden auch die<br />

Fertigungsprozesse immer weiter optimiert. maxon<br />

fertigt vor allem mit auf hohe Losgrößen ausgelegten<br />

Spritzguss- und Extrusionsanlagen, aber auch Einzelteile<br />

und Kleinserien per additivem Verfahren: „Um<br />

die Genauigkeit weiter zu verbessern, fahren wir im<br />

3D-Druck auch Parameterstudien bis hinein in den<br />

Maschinencode des Herstellers“, so Stefan Zilm. „Bevor<br />

das Ganze wirklich vollständig stabil für den<br />

breiten Massenmarkt ist, wird es wohl aber noch<br />

einige Jahre dauern.“ Denn hochpräzise Bauteile<br />

können zwar bereits sehr genau gedruckt werden –<br />

theoretisch einzelne Keramikkörner im Mikrometerbereich<br />

– was aber sehr lange dauert. Das ist eher für<br />

das Prototyping oder spezielle Einzelteile geeignet.<br />

Auch die Kombination von verschiedenen Materialien<br />

ist additiv inzwischen möglich, wie etwa mit den<br />

Maschinen vom AIM3D: Sie drucken eine Verbindung<br />

verschiedener Keramiken, aber auch mit Metall oder<br />

Kunststoffen, um bestimmte Eigenschaften in einem<br />

Bauteil abzubilden. Ebenfalls möglich werden Bauteile,<br />

die als volumiger Grundkörper im Spritzguss<br />

entstehen und mit einer kleineren Komponente bedruckt<br />

werden. Interessant ist auch die Kombination<br />

von Keramik zur elektrischen Isolation und Metall für<br />

die Leitfähigkeit, was MID-Ansätze (Multi Integrated<br />

Devices) ermöglicht.<br />

Die Laserbearbeitung ist eine weitere Möglichkeit,<br />

die maxon inzwischen für hochpräzise Keramikbauteile<br />

für jährliche Losgrößen von etwa 10.000 inhouse<br />

etabliert. Da die Prozesse sehr gut automatisierbar<br />

seien, könnten damit künftig auch größere<br />

Serien gefahren werden. Klassisch spanend wird in<br />

der Branche größtenteils der Grünling vor dem Gang<br />

in den Sinterofen bearbeitet. maxon entwickelt aber<br />

auch immer mehr Verfahren zur Hartbearbeitung,<br />

wobei neben dem Schleifen auch spezielle Werkzeuge<br />

zum Einsatz kommen. Der Vorteil: Präzision bis in<br />

den Mikrometerbereich.<br />

Auch die Moeschter-Group hat die Anforderung an<br />

hohe Präzision im Markt erkannt und in entsprechende<br />

konventionelle Bearbeitung investiert. Die eingesetzten<br />

Bearbeitungszentren sind für die Serienfertigung<br />

im Mikrometer-Bereich geeignet. Bei den additiven<br />

Verfahren will man demnächst final entscheiden,<br />

welches Verfahren in Dortmund einziehen wird.<br />

Bild: Moeschter Group/Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />

Bisher galt Keramik als schwer berechenbar. Mit Evocera bietet Doceram ein Produkt, das<br />

auch per FEM ausgelegt und in sicherheitskritischen Anwendungen eingesetzt werden kann.<br />

Entsprechende Experimente und Arbeitsgruppen bestehen<br />

bereits seit längerem. „Ein immer größerer Teil<br />

unserer Arbeit ist die Systembetrachtung: Denn<br />

meist lässt sich nicht einfach ein Stahlteil durch Keramik<br />

ersetzen, vielmehr müssen alle Komponenten<br />

und Prozesse drum herum ebenfalls in Augenschein<br />

genommen werden. Das kann der Kunde durch mangelnde<br />

Fachkompetenz selbst meist nicht leisten,<br />

weshalb wir das übernehmen“, erklärt Doceram-Vertriebsleiter<br />

Carmelo Montalto. Heute sei man häufig<br />

gefordert, Innovation auch proaktiv einzubringen –<br />

einfach nur Material liefern reiche nicht mehr aus.<br />

Teilweise kommen die gleichen Anforderungen von<br />

unterschiedlichen Kunden, weshalb man dafür dann<br />

bereits einen Standard entwickelt hat. Denn die so<br />

durch diverse Projekte aufgebaute Kompetenz bietet<br />

Doceram dann auch anderen Firmen an. „Viele kennen<br />

die Möglichkeiten nicht, die ihnen offen stehen –<br />

weshalb es sich lohne, nachzufragen. So konnten wir<br />

etwa schon eine Lösung bieten, die eine Standzeit<br />

von acht Wochen auf anderthalb Jahre erweiterte.“<br />

Moeschter-CTO Veltum resümiert abschließend:<br />

„Keramik wird in vielen Bereichen wichtiger, der<br />

Trend ist klar auch abseits der bisher typischen Einsatzgebiete<br />

erkennbar. Es ist aber<br />

nicht bei jedem alles zu bekommen,<br />

wie es der Konstrukteur<br />

häufig von den Metallen gewohnt<br />

ist. Für Keramik muss man<br />

den richtigen Partner finden.“<br />

www.aim3d.de<br />

www.ikts.fraunhofer.de<br />

www.maxongroup.de<br />

www.ml-ceramics.com<br />

www.moeschter-group.com<br />

INFO<br />

Mehr zu Werkstoffen für den Maschinen-<br />

und Anlagenbau finden<br />

Sie auf unserer Werkstoffseite:<br />

kem.industrie.de/<br />

werkstoffe<br />

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