KEM Konstruktion 04.2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
die beiden Firmen Friatec und H.C. Starck Ceramics<br />
übernommen und schlussendlich als eine Einheit in<br />
den Konzern integriert. Die zunehmende Konsolidierung<br />
der Keramikbranche zeigt aber auch, dass das<br />
Thema immer wichtiger wird.<br />
Vielseitige Fertigungsmöglichkeiten<br />
Neben den reinen Materialwissenschaften hinsichtlich<br />
neuer keramischer Werkstoffe werden auch die<br />
Fertigungsprozesse immer weiter optimiert. maxon<br />
fertigt vor allem mit auf hohe Losgrößen ausgelegten<br />
Spritzguss- und Extrusionsanlagen, aber auch Einzelteile<br />
und Kleinserien per additivem Verfahren: „Um<br />
die Genauigkeit weiter zu verbessern, fahren wir im<br />
3D-Druck auch Parameterstudien bis hinein in den<br />
Maschinencode des Herstellers“, so Stefan Zilm. „Bevor<br />
das Ganze wirklich vollständig stabil für den<br />
breiten Massenmarkt ist, wird es wohl aber noch<br />
einige Jahre dauern.“ Denn hochpräzise Bauteile<br />
können zwar bereits sehr genau gedruckt werden –<br />
theoretisch einzelne Keramikkörner im Mikrometerbereich<br />
– was aber sehr lange dauert. Das ist eher für<br />
das Prototyping oder spezielle Einzelteile geeignet.<br />
Auch die Kombination von verschiedenen Materialien<br />
ist additiv inzwischen möglich, wie etwa mit den<br />
Maschinen vom AIM3D: Sie drucken eine Verbindung<br />
verschiedener Keramiken, aber auch mit Metall oder<br />
Kunststoffen, um bestimmte Eigenschaften in einem<br />
Bauteil abzubilden. Ebenfalls möglich werden Bauteile,<br />
die als volumiger Grundkörper im Spritzguss<br />
entstehen und mit einer kleineren Komponente bedruckt<br />
werden. Interessant ist auch die Kombination<br />
von Keramik zur elektrischen Isolation und Metall für<br />
die Leitfähigkeit, was MID-Ansätze (Multi Integrated<br />
Devices) ermöglicht.<br />
Die Laserbearbeitung ist eine weitere Möglichkeit,<br />
die maxon inzwischen für hochpräzise Keramikbauteile<br />
für jährliche Losgrößen von etwa 10.000 inhouse<br />
etabliert. Da die Prozesse sehr gut automatisierbar<br />
seien, könnten damit künftig auch größere<br />
Serien gefahren werden. Klassisch spanend wird in<br />
der Branche größtenteils der Grünling vor dem Gang<br />
in den Sinterofen bearbeitet. maxon entwickelt aber<br />
auch immer mehr Verfahren zur Hartbearbeitung,<br />
wobei neben dem Schleifen auch spezielle Werkzeuge<br />
zum Einsatz kommen. Der Vorteil: Präzision bis in<br />
den Mikrometerbereich.<br />
Auch die Moeschter-Group hat die Anforderung an<br />
hohe Präzision im Markt erkannt und in entsprechende<br />
konventionelle Bearbeitung investiert. Die eingesetzten<br />
Bearbeitungszentren sind für die Serienfertigung<br />
im Mikrometer-Bereich geeignet. Bei den additiven<br />
Verfahren will man demnächst final entscheiden,<br />
welches Verfahren in Dortmund einziehen wird.<br />
Bild: Moeschter Group/Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />
Bisher galt Keramik als schwer berechenbar. Mit Evocera bietet Doceram ein Produkt, das<br />
auch per FEM ausgelegt und in sicherheitskritischen Anwendungen eingesetzt werden kann.<br />
Entsprechende Experimente und Arbeitsgruppen bestehen<br />
bereits seit längerem. „Ein immer größerer Teil<br />
unserer Arbeit ist die Systembetrachtung: Denn<br />
meist lässt sich nicht einfach ein Stahlteil durch Keramik<br />
ersetzen, vielmehr müssen alle Komponenten<br />
und Prozesse drum herum ebenfalls in Augenschein<br />
genommen werden. Das kann der Kunde durch mangelnde<br />
Fachkompetenz selbst meist nicht leisten,<br />
weshalb wir das übernehmen“, erklärt Doceram-Vertriebsleiter<br />
Carmelo Montalto. Heute sei man häufig<br />
gefordert, Innovation auch proaktiv einzubringen –<br />
einfach nur Material liefern reiche nicht mehr aus.<br />
Teilweise kommen die gleichen Anforderungen von<br />
unterschiedlichen Kunden, weshalb man dafür dann<br />
bereits einen Standard entwickelt hat. Denn die so<br />
durch diverse Projekte aufgebaute Kompetenz bietet<br />
Doceram dann auch anderen Firmen an. „Viele kennen<br />
die Möglichkeiten nicht, die ihnen offen stehen –<br />
weshalb es sich lohne, nachzufragen. So konnten wir<br />
etwa schon eine Lösung bieten, die eine Standzeit<br />
von acht Wochen auf anderthalb Jahre erweiterte.“<br />
Moeschter-CTO Veltum resümiert abschließend:<br />
„Keramik wird in vielen Bereichen wichtiger, der<br />
Trend ist klar auch abseits der bisher typischen Einsatzgebiete<br />
erkennbar. Es ist aber<br />
nicht bei jedem alles zu bekommen,<br />
wie es der Konstrukteur<br />
häufig von den Metallen gewohnt<br />
ist. Für Keramik muss man<br />
den richtigen Partner finden.“<br />
www.aim3d.de<br />
www.ikts.fraunhofer.de<br />
www.maxongroup.de<br />
www.ml-ceramics.com<br />
www.moeschter-group.com<br />
INFO<br />
Mehr zu Werkstoffen für den Maschinen-<br />
und Anlagenbau finden<br />
Sie auf unserer Werkstoffseite:<br />
kem.industrie.de/<br />
werkstoffe<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> » 04 | 2023 101