Holsteiner KlöönSNACK - Ausgabe Rendsburg / Mittelholstein - April 2023

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GESUND & PFLEGE Bundesseniorenministerium und Bundesmusikverband Chor & Orchester starten Förderung „Länger fit durch Musik“ Menschen mit Demenz durch Musik unterstützen Herzlich Willkommen im AWO Seniorenheim Haus an der Stör! Seit der Corona Pandemie ist die Pflege sehr unruhig geworden, wie es in Zeitungen und allg. Nachrichten auch immer wieder zu lesen ist, sind gerade in der Pflege die Ausfälle durch Krankheit hoch. Wir sind der Überzeugung, dass gesunde Mitarbeiter das Fundament für jedes Unternehmen sind. Daher haben wir in unserem Haus ein umfassendes Gesundheitsprogramm geplant. Besonders in der Pflege ist ein gesunder Lebensstil wichtig. Deshalb bieten wir künftig jeden Monat einen Gesundheitstag an, der die Gesundheit der Mitarbeiter: innen verbessern oder erhalten soll. Beginnen tun wir mit dem Thema Bewegungsabläufe, gesunder Ernährung und ätherischen Ölen. Von den jeweiligen Terminen werden wir in regelmäßigen Abständen berichten Zu einigen Themen können auch Gäste hinzukommen. Gerne können sie sich bei uns anmelden, bzw. Termine vorab erfragen. Erster Termin ist der 17 April 2023 von 11-13 Uhr Thema- ätherische Öle. Telefonnummer zur Anmeldung: 9-15 Uhr 04321-9830 Mit der neu aufgelegten Förderung „Länger fit durch Musik“ verbessern das Bundesseniorenministerium und der Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO) die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und fördern ihre gesellschaftliche Teilhabe. Es richtet sich an Musikensembles, die bereits mit von Demenz betroffenen Personen arbeiten oder in diesen Bereich einsteigen möchten. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren, wird wissenschaftlich begleitet und soll 2026 mit einem Fachkongress abschließen. Bundesseniorenministerin Lisa Paus: „Musik bietet Menschen mit Demenz die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen aktiv zu sein und vermittelt Selbstwertgefühl, Mut, Motivation und Lebensfreude. Mit dem Projekt “Länger fit durch Musik” werden wir Strukturen aufbauen, die das Leben von Menschen mit Demenz verbessern. Wenn Chöre und Orchester gemeinsam mit Menschen mit Demenz singen und musizieren, unterstützen sie die Betroffenen und ihre Angehörigen und sensibilisieren für das gesellschaftlich so wichtige Thema Demenz.“ Benjamin Strasser MdB, Präsident des BMCO: „Musik ist der vielbeschriebene Königsweg zu Menschen mit Demenz. Sie baut Klangbrücken zu Erinnerung, Angehörigen und Betreuerinnen und Betreuern. Musik schafft Möglichkeiten, sich aktiv zu beteiligen, Lebensfreude zu erfahren und ein bereicherndes soziales Umfeld zu erleben. Mit der Förderung der Projekte vor Ort und den begleitenden Qualifizierungsmaßnahmen er- Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. mög- licht der Bundesmusikverband musikalisches Engagement gemeinsam mit Menschen mit Demenz und vertritt damit die gesamte Altersstruktur der Amateurmusiklandschaft in Deutschland.“ Das Projekt „Länger fit durch Musik“ ist Teil der Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung. Von Sommer 2023 an können sich Ensembles um eine Förderung von musikalischen Projekten bewerben und erhalten Weiterbildungsangebote zu demenzsensiblem Musizieren. Darüber hinaus soll das Projekt Aufklärungsarbeit leisten und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung sowie die praktischen Erfahrungen der Ensembles für ein breites Publikum bereitstellen. Hintergrund In Deutschland waren 2022 mehr als 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Die Zahl wird sich Schätzungen zufolge bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen. Die Nationale Demenzstrategie wurde 2020 durch die Bundesregierung beschlossen und wird federführend durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Bundesministerium für Gesundheit umgesetzt. Ziel der Strategie ist es, mit mehr als 160 Einzelmaßnahmen bis 2026 die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren An- und Zugehörigen in Deutschland in allen Lebensbereichen zu verbessern. Der Bundesmusikverband Chor & Orchester, der Dachverband der Amateurmusik in Deutschland, ist seit 2022 Akteur der Nationalen Demenzstrategie. (KS) 20 Weitere Informationen zum Projekt unter: www.bundes - musikverband.de/demusik/
Horst Beckmann Das Konfirmationsgeschenk Wenn junge Menschen heute fragen: „Was ist Inflation?“, will ich mit der folgenden Anekdote antworten: In der Kirchengemeinde feierte man Ende der siebziger Jahre eine diamantene Konfirmation. Nach dem Gottesdienst war im Gemeindesaal gemütliches Beisammensein, bei dem jeder einen Beitrag geben sollte. Der Schuhmachermeister des Dorfes, einer der alten Konfirmanden – er hatte den originellen Namen Agathon, zu Deutsch der Gute – erhob sich. Er war übrigens auch ein besonderes Original in der Dorfgemeinschaft und leitete auch den kirchlichen Posaunenchor. „Tja“, begann Meister Agathon, „ich hatte als Kind einen großzügigen Patenonkel. Nach meiner Einsegnung stellte er sich vor mir auf, gab mir Ratschläge fürs Leben und überreichte mir dann ein Kuvert. Ich traute meinen Augen nicht: Es enthielt einen Hundertmarkschein! „Dafür, lieber Helmut, kaufst du dir ein Fahrrad!“, sagte er. Ein richtiges Fahrrad? Was werden die Freunde sagen? Gangschaltung gab es damals natürlich noch nicht, auch keinen Freilauf, und Ältere unter uns wie ich erinnern sich, daß die ersten Räder noch Vollgummireifen hatten. Aber für hundert Mark bekam man schon ein sehr gutes Rad. Am Abend, als wir wieder allein waren, sprach mich Vater auf das wertvolle Geschenk an: „Weißt du, Helmut, das Geld geben wir zur Bank. Laß es noch Zinsen bringen, denn morgen brauchst du das Rad ja noch nicht.“ So legten wir für mich 1919 ein Sparbuch an. Ers te Einlage: Hundert Mark! Aber dann kam es zur Inflation; das Geld verlor zunehmend an Wert, und die Ersparnisse schrumpften täglich mehr zusammen. Für ein Fahrrad reichte meine Anlage schon nicht mehr. So wollte Mutter das Geld abheben, um mir noch ein Oberhemd zu kaufen, aber Vater meinte: „Kommt Zeit, kommt Rat.“ Die Zeit kam und guter Rat wurde teuer. Aber als ich dann sah, wie Vater täglich Berge von Geldscheinen nach Hause brachte, um sie am selben Tag noch in wenige Lebensmittel umzusetzen, damit wir am nächsten Tag zu essen hatten, bestand auch ich auf meinem Geld. Ich ging mit dem Sparbuch zur Bank. Man zahlte mir Ihre Medienberaterin vor Ort: Christine Struckmeyer Tel.: 0 43 31 - 44 05 - 189 ch.struckmeyer@ihrens-verlag.com Ihre Ansprechpartnerin rund um den HOLSTEINER Klöön meine Spareinlagen nebst Zinsen aus. Nun hatte ich mein großzügiges Konfirmationsgeschenk wieder als Bargeld in der Hand. Etwa 108 Mark waren mit Zinsen daraus geworden. Dem Bankbeamten war es sichtlich peinlich, mir nur noch eine so winzige Summe auszahlen zu können. Doch was würde ich dafür überhaupt erwerben können? Nebenan wohnte der Kaufmann. Über dem Schaufenster stand mit großen Buchstaben: KOLONIALWAREN. Als ich den Laden betrat, fragte die Nachbarin, die mich kannte: „Na, Helmut, was hast du auf dem Herzen?“ Ich schaute mich um und legte meine Ersparnisse auf den Tresen. 1923 ließ die sogenannte Hyperinflation das Geld vollkommen wertlos werden. Die hundert Reichsmark vom Sparbuch von 1919 reichten selbst für einen Bismarckhering schon längst nicht mehr aus. „Ich hab’ mein Sparkonto geleert“, sagte ich leise. Die Kaufmannsfrau überblickte natürlich schnell, welches Elend mich jetzt überfallen würde. Jeden Tag bekamen die Banken damals neu gedruckte Geldscheine mit immer höheren, abenteuerlichen Werten. Täglich eilten die Leute in die Läden, um rasch das Nötigste zum Leben zu kaufen. Am nächsten Tag würde es bereits noch teurer sein. Da meinte die Kaufmannsfrau: „Du isst doch gerne Hering?“ Sie wollte mich offenbar nicht enttäuschen. Ich nickte. Schon griff sie nach der Holzzange, die über dem Faßrand hing und packte mir einen Bismarckhering ein. Diesen sauer eingelegten Hering habe ich dann mit Genuß zu BUCHTIPP Aus Großmutters Zeiten Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend in Pommern 1926-1945 128 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, gebunden. Zeitgut Verlag, Berlin 12,90 Euro, ISBN 978-3-86614-182-7 Hause gegessen, denn schließlich hatte ich ihn von meinem ersten gesparten Geld einschließlich Zinsen gekauft. Das großzügige Konfirmationsgeschenk meines Patenonkels, gedacht für den Kauf eines Fahrrads, war zum Wert eines Bismarckherings zusammengeschrumpft! Eigentlich hätte ich damals traurig sein müssen, vielleicht war ich es auch, aber heute weiß ich, daß das Leben weiter- dennoch ging.“ Ähnliches erlebten unzählige Familien unseres Volkes, dass durch den verlorenen Ersten Weltkrieg und die damit verbundenen Kriegsschulden am Boden lag. Die Banken konnten den Bürgern nicht helfen. Das oft mühsam ersparte Geld war vollkommen verloren und man lebte nur von dem wenigen Einkommen, das am Tag von den Arbeitnehmern verdient und als bares Geld nach Hause gebracht wurde. So erging es auch meinen Großeltern, die nicht nur zwei Söhne im Ersten Weltkrieg verloren hatten, sondern jetzt auch ihre Ersparnisse, mit denen sie ihren noch fünf lebenden Kindern zu einer neuen Zukunft verhelfen wollten. Dennoch waren sie alle zunächst glücklich, denn der lange vermißte Sohn Erich – mein späterer Vater – war wieder zu Hause. (Horst Beckmann) 21
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