SMZ Liebenau Info 01_2018
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ISSN: 2222-2308<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8
IN DIESER AUSGABE<br />
MITARBEITER*INNEN<br />
DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />
DR. WOLFGANG SELLITSCH<br />
JURIST UND MEDIATOR<br />
GESCHÄFTSFÜHRENDER OBMANN<br />
DR. GUSTAV MITTELBACH<br />
ARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN<br />
UND PSYCHOTHERAPEUT<br />
VORSTANDSMITGLIED<br />
KARIN SITTINGER<br />
VORSTANDSMITGLIED<br />
MARTINA FREI, MPH, BSC.<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
UND GEMEINWESENARBEIT<br />
STADTTEILARBEIT<br />
NATASCHA MAUERHOFER, MA MA<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
UND GEMEINWESENARBEIT<br />
STADTTEILARBEIT<br />
LISA STROZER, BSC.<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
UND GEMEINWESENARBEIT<br />
MAG. ROLAND WESP<br />
MUSIKARBEIT<br />
ANAHITA SHARIFGERAMI, BA<br />
SOZIALARBEITERIN<br />
OTTILIE VONBANK, BA<br />
SOZIALARBEITERIN<br />
KERSTIN TREICHLER<br />
ORDINATIONSASSISTENTIN<br />
SABRINA KRENN, BSC.<br />
ORDINATIONSASSISTENTIN<br />
KRISTA MITTELBACH<br />
PSYCHOTHERAPEUTIN<br />
DSA THERESIA AUGUSTIN<br />
DIPL. SOZIALARBEITERIN, SYSTEMISCHE<br />
FAMILIENTHERAPEUTIN<br />
MAG. LISA WIMMER<br />
DIPLOMPÄDAGOGIN, ERWACHSENEN-<br />
BILDNERIN, PSYCHOTHERAPEUTIN<br />
UND PSYCHOANALYTIKERIN<br />
EDITORIAL 1<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
DIE RAUCHFREIE GASTRONOMIE 2<br />
FAKTENCHECK RAUCHEN 4<br />
GESUNDE STADT – REICH UND GESUND ODER ARM UND KRANK?<br />
FORUM FÜR SOZIALMEDIZINISCHE PRAXIS<br />
MIT STADTRAT MAG. ROBERT KROTZER 6<br />
NEUES UND ALTES ZUR PRIMÄRVERSORGUNG IN ÖSTERREICH 8<br />
DAS <strong>SMZ</strong> LIEBENAU BILDET SICH WEITER 9<br />
EINTRITT NUR NACH AUFRUF: „WARUM ÖSTERREICH DIE ÄRZTE AUSGEHEN:<br />
ELF ÜBEL, ELF FAKTEN“ BUCHVORSTELLUNG VON DR. WOLFGANG SCHÜTZ 10<br />
„SCHWANGER! – GUT BEGLEITET DURCH 40 WOCHEN“<br />
EIN ANGEBOT DES FRAUENGESUNDHEITSZENTRUMS IM STZ JAKOMINI 12<br />
MUSIK UND SOZIALE INTEGRATION„MUSI“ & CHOR AN DER NMS DR. RENNER 14<br />
„STÜRZEN UND FALLEN – ABER RICHTIG!“<br />
STURZ UND FALL AN DER NMS DR. RENNER 16<br />
GEH-RALLEY 17<br />
DAS GESCHÄFT MIT DER INTOLERANZ UND ALLERGIE 18<br />
AUS DER STADTTEILARBEIT<br />
APPETIT AUF VERÄNDERUNG 21<br />
WARUM GEMEINSAM ESSEN SO WICHTIG IST –<br />
MITTAGSTISCH IM STADTTEILZENTRUM JAKOMINI 22<br />
DIE CONRAD-VON-HÖTZENDORF-STRASSE ERARBEITEN 23<br />
GESUNDHEITSPLATTFORM „GESUNDER STADTTEIL SCHÖNAU“ 24<br />
NEUIGKEITEN VON „JACKY_COOL_CHECK“ 26<br />
BEWOHNER*INNENBEFRAGUNG AM GRÜNANGER 28<br />
MIT MUSIK SOZIALEN ZUSAMMENHALT FÖRDERN: BANDCAFÉ 29<br />
VORGARTENSPAZIERGANG MIT GERTRAUD PRÜGGERUND DIE IDEE,<br />
EINE STRASSE WIEDER BUNTER UND GRÜNER WERDEN ZU LASSEN 30<br />
NEUES AUS DEN GEMEINSCHAFTSGÄRTEN 32<br />
WILDKRÄUTERWANDERUNG MIT GÄRTNERMEISTER/KRÄUTERPÄDAGOGE/<br />
HEILKRÄUTERCOACH RENÉ MICHALSKI 33<br />
SOMMERPROGRAMM AM GRÜNANGER<br />
– IDEEN FÜR GEMEINSCHAFTS-AKTIVITÄTEN GESUCHT! 34<br />
PRAXIS UND BERATUNG<br />
AUS DER PRAXIS: FRAGEN AN DIE ORDINATIONS-ASSISTENTINNEN 36<br />
SOZIALCARD: INFORMATION UND ÄNDERUNGEN 38<br />
NEUES BERATUNGSANGEBOT IM <strong>SMZ</strong>: PFLEGEGELDBERATUNG 39<br />
AUFGESCHNAPPT 40<br />
SENIOR*INNENPLATTFORM – GEWALT IN DER PFLEGE 42<br />
WENN QUALIFIKATIONEN REISEN –<br />
SCHRITTE HIN ZU EINER ANERKENNUNGSKULTUR 43<br />
WORKSHOP „WIE (BERUFS)ANERKENNUNG GELINGEN KANN!“ 44<br />
<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />
NEUES BERATUNGSANGEBOT IN DER<br />
FAMILIENBERATUNGSSTELLE: SEXUALBERATUNG 46<br />
WILLKOMMEN / AUF WIEDERSEHEN 47+48<br />
DSA THOMAS KIU-MOSSIER<br />
SOZIALARBEIT UND<br />
PSYCHOSOZIALE BERATUNG<br />
MAG. KARIN HOCHREITER<br />
HEBAMME<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: Verein für praktische Sozialmedizin – <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>,<br />
<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 141, 8041 Graz | Tel: 0316 / 428161<br />
E-Mail: smz@smz.at, Homepage: www.smz.at, Vereinsregister ZVR: 433702025<br />
Redaktion: Martina Frei, MPH, BSc.; Strozer Lisa, BSc.<br />
Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe: das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Fotos: <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, © Sascha Pseiner / Bergschaf, © David Steinwender (S. 21)<br />
Layout und Satz: cubaliebtdich.at / Druck: Universitätsdruckerei Klampfer, St. Ruprecht/ Raab, Auflage: 1.750 Stück
EDITORIAL<br />
MIT EINEM NEUEN TEAM UND<br />
NEUER FÜHRUNG IN DIE ZUKUNFT GEHEN<br />
Nach mittlerweile einem ersten Jahr als Geschäftsführer<br />
und seit Herbst des Vorjahres als in der ordentlichen<br />
Generalversammlung vom 24.10.2<strong>01</strong>7<br />
neugewählter Obmann des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> freue ich<br />
mich, an die bisherige Erfolgsgeschichte des <strong>SMZ</strong><br />
<strong>Liebenau</strong> anknüpfen zu können. In der aktuellen<br />
Ausgabe stellen wir Ihnen nicht nur einen Überblick<br />
über unsere Aktivitäten im vergangenen Halbjahr<br />
vor, sondern präsentieren Ihnen auch unsere aktuellen<br />
Vorhaben für das Jahr 2<strong>01</strong>8. An dieser Stelle<br />
möchte ich ganz besonders das bisherige Wirken<br />
unseres ehemaligen Obmannes Dr. Rainer Possert<br />
würdigen, der mit seinem Engagement gemeinsam<br />
mit dem weiterhin aktiven Dr. Gustav Mittelbach<br />
den Grundstein für die Weiterentwicklung unserer<br />
Einrichtung zu einem sozialmedizinischen Gesundheitszentrum<br />
<strong>Liebenau</strong> geleistet hat.<br />
Mit einem Neubeginn geht natürlich neben den nötig<br />
gewordenen organisatorischen Veränderungen<br />
auch eine neue inhaltliche Schwerpunktsetzung einher.<br />
Eine bestmögliche Gesundheitsversorgung im<br />
Sinne des „Steirischen Gesundheitsplanes 2035“<br />
verlangt von uns nicht nur, auf die geänderten gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen professionell<br />
zu reagieren, sondern auch in der Gesundheitsförderung<br />
neue Wege zu beschreiten. Dementsprechend<br />
wird die Anpassung unseres Angebotes im<br />
Auftrag der öffentlichen Hand die Leitlinie für unsere<br />
Arbeit sein.<br />
Ausgehend von einem Gesundheitsbegriff, der soziales,<br />
körperliches und seelisches Wohlbefinden<br />
der Bevölkerung zum Inhalt hat, werden wir mit<br />
einem engagierten multiprofessionellen Team diese<br />
Herausforderung annehmen. Mit zusätzlichen<br />
neuen Angeboten haben wir bereits auf den dringend<br />
erforderlichen Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen<br />
reagiert. Darunter fallen Maßnahmen, die<br />
vor allem auf die pflegerischen Bedürfnisse unserer<br />
Patient*Innen abgestimmt sind, wie eine Pflegegeldberatung,<br />
aber auch eine Sexualberatung, mit der<br />
wir das Angebot unserer Familienberatungsstelle<br />
erweitern. Auch das neue gemeinsame Angebot<br />
mit dem Frauengesundheitszentrum „Schwanger!<br />
Gut begleitet durch 40 Wochen“ zur bestmöglichen<br />
Vorbereitung für werdende Eltern sei hier erwähnt.<br />
Damit sich die Bewohner im Bezirk Jakomini und<br />
verstärkt auch in <strong>Liebenau</strong> in ihrer Nachbarschaft<br />
wohlfühlen können, bietet uns die Stadtteilarbeit im<br />
Auftrag der Stadt Graz eine gute Gelegenheit, direkt<br />
in den Siedlungen entsprechende Angebote zu machen.<br />
Um auf die Mobilitätsprobleme im städtischen<br />
Bereich zu reagieren, ist die Erhebung von Motivationsanreizen<br />
für mehr gesundheitsförderliche Bewegungsalternativen<br />
ein weiteres Thema für uns.<br />
Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit für die großartige<br />
Unterstützung unserer Fördergeber Bund,<br />
Land Steiermark, Stadt Graz und der AUVA bedanken,<br />
die uns diese Arbeit für Sie, geschätzte Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger, erst ermöglicht haben.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Dr. Wolfgang Sellitsch<br />
im Namen des gesamten <strong>SMZ</strong>-Teams<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
1
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Die rauchfreie Gastronomie<br />
VON LISA STROZER<br />
2<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Oder das österreichische Märchen<br />
vom Nichtraucherschutz<br />
Die Public Health School in Graz hat am 30. Jänner<br />
2<strong>01</strong>8 zu einer Diskussion eingeladen. Thema<br />
war die Aufhebung der bereits beschlossenen<br />
rauchfreien Gastronomie, die ab 1. Mai 2<strong>01</strong>8 in<br />
Kraft getreten wäre. Bernhard Stelzl, der Tabakexperte<br />
der Steiermärkischen GKK, stellte dar,<br />
wie es dazu gekommen ist, dass Österreich<br />
Schlusslicht beim Nichtraucherschutz ist und<br />
offensichtlich auch bleibt.<br />
INITIATIVANTRAG<br />
Ein Initiativantrag ist ein Gesetzesantrag,<br />
der von mindestens fünf Abgeordneten<br />
des Nationalrates eingebracht wird. Vor<br />
der Abstimmung im Plenum des Nationalrates<br />
wird er im zuständigen Ausschuss<br />
vorberaten.<br />
Chronologisch kurzgefasst:<br />
Schon 1992 gab es vom damaligen Gesundheitsminister<br />
einen Vorschlag, Nichtraucherzonen in der<br />
Gastronomie einzuführen. Damals sehr fortschrittlich!<br />
Im Jahr 2004 kündigen die Gesundheitsministerin<br />
und der Obmann der Gastronomiesparte der<br />
Wirtschaftskammer an, dass eine freiwillige Selbstverpflichtung<br />
für eine rauchfreie Gastronomie, in<br />
der Speisen serviert werden, eingeführt wird. April<br />
2007: Ankündigung einer gesetzlichen Regelung<br />
durch das Gesundheitsministerium. Oktober 2007:<br />
die Verschärfung des Tabakgesetzes mit Anfang<br />
2008 scheitert. Eine sechsmonatige „Nachdenkpause“<br />
wird vereinbart. April 2008: Präsentation<br />
des ab 2009 grundsätzlich geltenden Rauchverbots,<br />
das nur unter bestimmten Voraussetzungen<br />
das Rauchen in abgeschlossenen Räumen erlaubt.<br />
Jänner 2009: Mit dem Tabakgesetz tritt ein „grundsätzliches“<br />
Rauchverbot in Lokalen in Kraft. Ausnahmen<br />
gibt es für abgetrennte Raucherzimmer sowie<br />
für kleine Gaststätten und Betriebe, die wegen<br />
der neuen Regelung einen Umbau durchführen. Im<br />
Juni 2<strong>01</strong>0 ist die Übergangsfrist für Umbauarbeiten<br />
und Sondergenehmigungen zu Ende. Das heißt:<br />
Rauchen in der Gastro ist nur dann erlaubt, wenn<br />
es einen abgetrennten Nichtraucherbereich gibt.<br />
Dabei muss es sich um den Hauptraum handeln<br />
oder die Gesamtquadratmeterzahl des Lokals darf<br />
50 Quadratmeter nicht überschreiten. April 2<strong>01</strong>5:<br />
Die Regierung einigt sich auf ein generelles Rauchverbot<br />
in der Gastronomie ab Mai 2<strong>01</strong>8. Im Dezember<br />
2<strong>01</strong>7 beschließt die neue Regierung, dass das bereits<br />
beschlossene und eingeplante Gesetz doch nicht<br />
in Kraft treten wird. Dafür muss bis <strong>01</strong>. Mai 2<strong>01</strong>8 ein<br />
neues Gesetz oder ein Initiativantrag gestellt werden.<br />
Im Falle eines Initiativantrages läuft das momentane<br />
Gesetz einfach auf unbestimmte Zeit weiter.<br />
Dann geh doch ins „Nichtraucher“!<br />
Wieso das momentane Nichtraucherschutzgesetz<br />
nicht ausreicht hat viele Gründe. Einerseits funktionieren<br />
Abtrennungen nicht, sind mangelhaft, nicht<br />
vorhanden oder werden durch permanentes Offenhalten<br />
der Türen ignoriert. Auch gilt der Arbeitnehmer*innenschutz<br />
offensichtlich nicht für Menschen,<br />
die in der Gastronomie arbeiten. Kellner*innen sind<br />
(außer sie oder er ist in einem rauchfreien Lokal angestellt)<br />
am Arbeitsplatz dem Rauch ungeschützt<br />
ausgeliefert.<br />
Im Nichtraucherbereich (der allzu oft dann doch<br />
nicht der Hauptraum ist) ist die Lage nicht besser,<br />
wie eine Studie zur Feinstaubbelastung in Wiener<br />
Lokalen, zeigte. Man fand heraus, dass die Feinstaubbelastung<br />
im Nichtraucherbereich durch die<br />
Zigaretten, die im Raucherraum nebenan geraucht<br />
werden, unzumutbar hoch ist. Die Ergebnisse der<br />
Wissenschafter*innen sprechen eindeutig gegen<br />
sämtliche Lokale in denen geraucht wird, weil<br />
ein Schutz vor dem Ultrafeinstaub der Zigaretten<br />
durch die vorgeschriebenen Raumtrennungen<br />
nicht gegeben ist. Nur rauchfreie Lokale sind die<br />
einzige Möglichkeit, Passivrauch zu vermeiden.<br />
Eine Liste rauchfreier Lokale gibt es übrigens im<br />
Internet unter: https://da.stinkts.net/
DIE RAUCHFREIE GASTRONOMIE<br />
BEREITS NACH EINER WOCHE HATTEN 303.583 MENSCHEN<br />
DIE UNTERSTÜTZUNGSERKLÄRUNG UNTERSCHRIEBEN.<br />
Das Berliner Modell für Österreich<br />
ÖVP und FPÖ wollen ein Gesetz in Anlehnung an das Berliner<br />
Modell. Was bedeutet das? Das Berliner Modell sieht<br />
ein grundsätzliches Rauchverbot in Gaststätten vor, mit<br />
einigen Ausnahmen. Zum Beispiel darf in extra ausgewiesenen,<br />
völlig vom Nichtraucherbereich abgetrennten und<br />
geschlossenen Nebenräumen in Gaststätten und in der<br />
„getränkegeprägten Kleingastronomie“ geraucht werden.<br />
Also eigentlich wie momentan in Österreich.<br />
Zusätzlich dürfen Personen unter 18 Jahren Gaststätten,<br />
in denen geraucht wird, nicht betreten. Es ist fraglich, ob<br />
Lokalbetreiber*innen die Ausweise kontrollieren werden.<br />
Weiters darf es in einem Raucherlokal keine vor Ort zubereiteten<br />
Speisen geben. Und das Lokal muss durch deutliche<br />
Hinweisschilder im Eingangsbereich als Rauchergaststätte<br />
gekennzeichnet sein. Eine solche Beschriftung für Raucherund<br />
Nichtrauchergasthäuser ist in Österreich übrigens<br />
schon länger gesetzlich verpflichtend.<br />
Quelle:<br />
Bundesministerium für Digitalisierung und<br />
Wirtschaftsstandort:<br />
https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/<br />
public/content/99/Seite.991095.html<br />
Die Wähler*innen zeigen, was sie wollen<br />
Mit 10. Februar 2<strong>01</strong>8 endete die Online-Petition der Österreichischen Krebshilfe. Das Ergebnis ist Rekord:<br />
es wurden 468.222 Stimmen abgegeben und zur Behandlung im Nationalrat eingebracht. Bis 4. April konnten<br />
außerdem Unterstützungserklärungen für ein Volksbegehren abgegeben werden (DONT SMOKE).<br />
Die dort abgegebenen Stimmen zählen auch für das hoffentlich bald folgende Volksbegehren. Das Ziel lautete:<br />
„Wir fordern aus Gründen eines optimalen Gesundheitsschutzes für alle Österreicherinnen und Österreicher<br />
eine bundesverfassungsgesetzliche Regelung für die Beibehaltung der 2<strong>01</strong>5 beschlossenen Novelle<br />
zum Nichtraucherschutzgesetz (Tabakgesetz).“<br />
Bereits nach kurzer Zeit waren die notwendigen 8.4<strong>01</strong> Erklärungen für die formale Einleitung eines Volksbegehrens<br />
da- letztendlich sind es sogar 591.146 geworden! Das zeigt, dass das bereits 2<strong>01</strong>5 beschlossene<br />
Gesetz einem großen Teil der Bevölkerung sehr wichtig ist. Im Sinne der Gesundheit hoffen auch wir, dass<br />
das Gesetz noch in Kraft treten wird.<br />
Quelle: Don‘t Smoke 2<strong>01</strong>8: Ärztekammer für Wien und Österreichische Krebshilfe-Krebsgesellschaft:<br />
https://www.dontsmoke.at/ziele-und-argumente/<br />
MAN FAND HERAUS, DASS DIE FEINSTAUBBELASTUNG<br />
IM NICHTRAUCHERBEREICH DURCH DIE ZIGARETTEN,<br />
DIE IM RAUCHERRAUM NEBENAN GERAUCHT<br />
WERDEN, UNZUMUTBAR HOCH IST.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
3
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Faktencheck Rauchen<br />
VON KARIN SITTINGER<br />
4<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
• Weltweit rauchen nahezu 1 Milliarde Menschen.<br />
Davon sind 25 % Männer und nur 5,4 % Frauen.<br />
• In Österreich raucht 38 % der Bevölkerung, davon<br />
28 % täglich und von diesen täglichen Konsumenten<br />
sind 31 % Männer und 26 % Frauen.<br />
• Bei den Jugendlichen unter 19 Jahren rauchen insgesamt<br />
53 %, davon 56 % Burschen und 52 %<br />
Mädchen.<br />
• Jugendliche rauchen immer früher ihre erste Zigarette,<br />
obwohl österreichweit der Tabakkonsum erst ab dem<br />
vollendeten 16. Lebensjahr erlaubt ist.<br />
• Der Anteil an Raucherinnen ist konstant steigend,<br />
während der Anteil der Raucher leicht sinkt bzw.<br />
gleich bleibt, wie Erhebungsdaten vermuten lassen.<br />
• 38 % der Menschen, die täglich zur Zigarette greifen,<br />
haben sich noch nie ernsthaft mit dem Gedanken<br />
beschäftigt, mit dem Rauchen aufzuhören, 28 %<br />
haben darüber nachgedacht, es aber nicht versucht.<br />
32 % der Raucher*innen haben bereits mindestens<br />
einmal erfolglos versucht, aufzuhören.<br />
• Im Tabakrauch sind ca. 4.000 verschiedene Stoffe<br />
enthalten (Schwermetalle, Benzol, Kohlenmonoxid,<br />
Teere etc.), die 16 verschiedene Krebsarten fördern:<br />
Diese betreffen Lunge, Mundhöhle, Kehlkopf,<br />
Speiseröhre, Niere, Blase und Darm.<br />
• Weltweit sterben etwa 6 Millionen Menschen<br />
durch Tabakkonsum.<br />
• Lungenkrebs ist in der EU die häufigste Todesursache,<br />
in Österreich beträgt dieser Anteil 19 %.<br />
Die „5-Jahres-Überlebensrate“ bei Lungenkrebspatient*innen<br />
beträgt 15 %.<br />
• Apropos Ökonomie: Tabakkonsum in Österreich<br />
verursachte 2004 um 511 Millionen höhere Kosten<br />
durch medizinische Behandlungen, Arbeitsausfall,<br />
Pflege-und Krankengeld, Invaliditätspensionen und<br />
Folgekosten für geschädigte Passivraucher*innen als<br />
Einnahmen durch die Tabaksteuer.<br />
• In Österreich sterben jährlich rund 1.000 Menschen<br />
an den Folgen des Passivrauchens.<br />
Die gute Nachricht nach all diesen<br />
statistischen Negativschlagzeilen<br />
lautet: Tabakkonsum ist ein<br />
Risiko für Ihre Gesundheit, das<br />
Sie sofort und effizient stoppen<br />
können!<br />
• Raucher*innen, die vor dem<br />
34. Lebensjahr aufhören, leben<br />
10 Jahre länger als lebenslange<br />
Raucher*innen.<br />
• Wer vor dem 44. Geburtstag<br />
aufhört, gewinnt 9 Lebensjahre.<br />
• Wer den Ausstieg vor dem<br />
54. Geburtstag schafft, gewinnt<br />
6 Jahre.<br />
• Nebenbei spart man sich auch<br />
noch einiges an Geld: Wer 1<br />
Schachtel pro Tag raucht, spart<br />
in der Woche ca.<br />
€ 30,-. Das sind im Jahr ca.<br />
€ 1.500,-.<br />
• In Österreich gibt es zahlreiche<br />
Hilfsangebote, die beim Rauchstopp<br />
unterstützen, sei es durch<br />
Akupunktur, Hypnose, Rauchfrei-Telefon<br />
und verhaltenstherapeutische<br />
Therapien.<br />
• Für eines solcher Hilfsangebote<br />
habe ich früher selbst Nichtraucher*innen-Seminare<br />
betreut und möchte diese<br />
hier vorstellen.<br />
Quellen: Factsheet „Rauchverhalten in Österreich“<br />
– LBI-Sucht, 2008; Bericht des Nationalen<br />
US Instituts (NCI) und der WHO „Die<br />
Ökonomie von Tabak und Tabakkontrolle“;<br />
„Volkswirtschaftliche Effekte des Rauchens“<br />
– IHS, 2008
FAKTENCHECK RAUCHEN<br />
LUNGENKREBS IST IN DER EU DIE HÄUFIGSTE<br />
TODESURSACHE, IN ÖSTERREICH BETRÄGT DIESER ANTEIL 19 %.<br />
Rauchfrei in 6 Wochen<br />
„Rauchfrei in 6 Wochen“ ist ein 6-wöchiges Entwöhnungsprogramm<br />
der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse,<br />
das innerhalb einer Gruppe stattfindet.<br />
Diese Gruppe und der/ die Trainer*in sind für<br />
alle zukünftigen Nichtraucher*innen ein wichtiger<br />
Halt. Hier steht ihnen ein „Expertenrat“ in Form der<br />
anderen Gruppenteilnehmer*innen auf ihrem Weg<br />
zum/-r Nichtraucher*in für insgesamt 6 Wochen zur<br />
Verfügung. Hier holt man sich Tipps, wird für jeden<br />
Erfolg gelobt und bei einem drohenden oder auch<br />
wirklichen Rückfall neu motiviert. Hier werden Erfahrungen<br />
ausgetauscht, alle Teilnehmer*innen erleben<br />
ähnliche Hochs und Tiefs auf ihrem Weg in eine<br />
rauchfreie Zukunft.<br />
Rauchfrei in 6 Wochen<br />
beinhaltet folgende wichtige Themen:<br />
Warum rauche ich?<br />
Wann rauche ich?<br />
Was kann ich statt dem<br />
Rauchen tun?<br />
Werde ich an Gewicht zunehmen,<br />
wenn ich mit dem Rauchen<br />
aufhöre?<br />
Helfen mir Nikotin-Pflaster<br />
und ähnliche Hilfsmittel?<br />
Was mache ich, wenn ich wieder<br />
Lust auf eine Zigarette bekomme?<br />
Die Tabakabhängigkeit besteht aus einer körperlichen<br />
Abhängigkeit (vom Nikotin) und einer psychischen<br />
Komponente, bei der das Rauchen als<br />
Belohnung empfunden wird. Bei einer starken<br />
Abhängigkeit von Nikotin, kann mit einer vorübergehenden<br />
Gabe von Nikotinpflastern, -kaugummi,<br />
-tabletten oder Nasenspray die körperliche Entzugssymptomatik<br />
langsam abgebaut werden. Um<br />
die psychische Abhängigkeit zu überwinden wird<br />
zuerst ein persönliches Raucherprofil erstellt. Dabei<br />
analysieren Sie Ihre individuellen Schlüsselreize,<br />
lernen Alternativverhaltensweisen, geben das Rauchen<br />
auf und schließen eine dementsprechende<br />
Vereinbarung. Zusätzlich entwickeln Sie Bewältigungsstrategien<br />
für kritische Situationen und stabilisieren<br />
Ihre Abstinenz. Besonders hilft ein Blick<br />
auf die Gruppenmitglieder: „Wie machen denn die<br />
das?“<br />
Eines ist ganz klar: Nur wer wirklich mit dem<br />
Rauchen aufhören will, schafft es auch.<br />
Finden Sie Ihren Weg und geben Sie auch dann<br />
nicht auf, wenn Sie mehrere Versuche brauchen,<br />
um zum/zur „Nichtraucher*in“ zu werden.<br />
Weitere <strong>Info</strong>rmationen zu<br />
Rauchfrei in 6 Wochen erhalten<br />
Sie bei der STGKK unter<br />
0316 80 35 19 19 oder<br />
rauchstopp@stgkk.at<br />
IN ÖSTERREICH STERBEN JÄHRLICH RUND 1.000 MENSCHEN<br />
AN DEN FOLGEN DES PASSIVRAUCHENS.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
5
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Gesunde Stadt – Reich und gesund<br />
oder arm und krank?<br />
Forum für Sozialmedizinische Praxis<br />
mit Stadtrat Mag. Robert Krotzer<br />
VON MARTINA FREI & GUSTAV MITTELBACH<br />
6<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Seit April 2<strong>01</strong>7 ist Stadtrat Mag. Robert Krotzer<br />
für die Bereiche Gesundheit und Pflege in der<br />
Stadt Graz zuständig. Ein ganzheitlicher Ansatz<br />
von Gesundheit ist ihm dabei besonders<br />
wichtig: „Eine sozial gerechte Gesundheitspolitik<br />
umfasst alle Lebensbereiche der Menschen.<br />
Der gleichberechtigte Zugang aller Menschen<br />
zu medizinischer Betreuung ist dabei selbstverständlich.“<br />
Im November 2<strong>01</strong>7 hatten wir den neuen Gesundheitsstadtrat<br />
eingeladen, seine Ziele im Rahmen<br />
unserer Veranstaltungsreihe „Forum für Sozialmedizinische<br />
Praxis“ vorzustellen und mit interessierten<br />
Besucher*innen zu diskutieren.<br />
Einleitend in das Thema gab Gustav Mittelbach<br />
einen Exkurs in die Gesundheitskonferenz „Lieber<br />
reich und gesund statt arm und krank“, die das<br />
<strong>SMZ</strong> im Jahr 1998 anlässlich seines 15-jährigen<br />
Bestehens organisiert und moderiert hatte, bzw.<br />
auch in die Gesundheitskonferenz Jakomini 2<strong>01</strong>3.<br />
Menschen, die sozial benachteiligt sind, haben ein<br />
höheres Krankheitsrisiko. In den armutsgefährdeten<br />
Haushalten hat jede/r Zweite/r eine chronische Erkrankung,<br />
in den reichsten Haushalten nur jeder 5.<br />
(Armutsbericht Graz). 9 Frauen von 100 Österreicherinnen<br />
sind im Durchschnitt übergewichtig, aber<br />
13 von 100 mit Pflichtschulabschluss. Diabetes<br />
und Erkrankungen des Bewegungsapparates sind<br />
ebenso ungleich häufiger bei Menschen mit Pflichtschulbildung.<br />
Männer der Gruppe mit der niedrigsten<br />
Ausbildung leben um 10 Jahre kürzer, Frauen<br />
dieser Gruppe um 5 Jahre weniger als der Durchschnitt!<br />
Um diese besonders gefährdete Personengruppe<br />
zu erreichen, sind nicht nur sehr spezifische<br />
Gesundheitsförderungsprojekte nötig, sondern vor<br />
allem auch eine unterstützende Sozialpolitik.<br />
Basierend auf diesen Fakten ist es für Robert Krotzer<br />
von großer Bedeutung, sich für ein starkes öffentliches<br />
und kostenloses Gesundheitswesen für<br />
alle Menschen einzusetzen.<br />
Einen Fokus legt Robert Krotzer in Zukunft auf die<br />
Stärkung der Gesundheitskompetenz („Health Literacy“)<br />
der Grazer*innen.<br />
„Gesundheitskompetenz ist die<br />
Fähigkeit, Gesundheitsinformationen<br />
zu finden, zu verstehen,<br />
zu beurteilen und anzuwenden,<br />
um im Alltag angemessene<br />
Entscheidungen zur Gesundheit<br />
treffen zu können.“<br />
European Health Literacy Consortium<br />
Die Stärkung der Gesundheitskompetenz in der<br />
Bevölkerung trägt wesentlich zur Gesundheit und<br />
einem besseren Umgang mit Krankheit und somit<br />
auch zu gesundheitlicher Chancengleichheit bei.<br />
In der Studie „European Health Literacy Survey“<br />
(HLS-EU Consortium, 2<strong>01</strong>2) aus dem Jahr 2<strong>01</strong>1<br />
hat Österreich im Vergleich mit sieben anderen<br />
europäischen Ländern unterdurchschnittlich abgeschnitten.<br />
Das Ergebnis der Studie: „Menschen, die<br />
sozial benachteiligt sind, ein geringeres Bildungsniveau<br />
aufweisen sowie ältere und chronisch Kranke<br />
können in besonders hohem Ausmaß von unterstützenden<br />
Rahmenbedingungen profitieren“ (vgl.<br />
www.bmgf.gv.at, 2<strong>01</strong>6). Damit das gelingen kann,<br />
ist aber auch eine Verbesserung dieser Rahmenbedingungen<br />
notwendig, z. B. in Form einer gesundheitskompetenten<br />
Gestaltung des sozialen Umfelds<br />
und entsprechender Organisationen. Solche gesundheitskompetenten<br />
Organisationen erleichtern<br />
es der Bevölkerung, gesundheitsrelevante <strong>Info</strong>rmationen<br />
und Dienste zu finden, zu verstehen und zu<br />
benutzen, um gute Entscheidungen für die eigene<br />
Gesundheit zu treffen (vgl. Brach et al., 2<strong>01</strong>2).<br />
Gesundheitsamt vor Ort:<br />
Zeckenimpfung im<br />
Stadtteilzentrum Jakomini,<br />
18. April 15.00 bis 16.00 Uhr
GESUNDE STADT<br />
VON GROSSER BEDEUTUNG IST FÜR ROBERT KROTZER,<br />
SICH FÜR EIN STARKES ÖFFENTLICHES UND KOSTENLOSES<br />
GESUNDHEITSWESEN FÜR ALLE MENSCHEN EINZUSETZEN.<br />
Um genau solche Rahmenbedingungen selbst zu<br />
schaffen und einen niederschwelligen Zugang zu<br />
den Grazer*innen zu erhalten, hat der Gesundheitsstadtrat<br />
die bestehenden und neuen Angebote des<br />
Gesundheitsamts dahin entwickelt, dass diese auch<br />
außerhalb des Standortes in der Schmiedgasse,<br />
z. B. in Schulen, Betrieben und Nachbarschaften,<br />
durchgeführt werden können. Dazu zählen z. B.<br />
Maßnahmen wie:<br />
• Impfstelle und Ernährungsberatung vor Ort<br />
• Impfstelle modernisieren und unabhängig von<br />
anderen Einrichtungen machen<br />
• Pilotprojekt zum Thema Medienkompetenz<br />
• Kooperationen mit Gesundheitsversorgungseinrichtungen<br />
• Schulgesundheitspreis<br />
• und Sensibilisierung verschiedener Zielgruppen<br />
zum Thema Sucht sowie die Versorgung<br />
von Substitutionspatient*innen sichern<br />
Um eine Debatte im Suchtbereich anzuregen, hat<br />
Stadtrat Krotzer im September 2<strong>01</strong>7 gemeinsam<br />
mit dem Regisseur Adrian Goiginger zum Film „Die<br />
beste aller Welten“ eingeladen. Der österreichische<br />
Film erzählt von der wahren Geschichte eines Kindes<br />
in der abenteuerlichen Welt seiner heroinabhängigen<br />
Mutter und ihrer Liebe zueinander. Die<br />
Betreuung und medizinische Versorgung dieser<br />
sehr vulnerablen und gefährdeten Gruppe sind<br />
in Graz zunehmend in Frage gestellt: Nur noch 9<br />
Ärzt*innen arbeiten im Substitutionsprogramm. In<br />
den kommenden Jahren gehen einige von ihnen in<br />
Pension, ein Nachwuchs ist nicht in Sicht. Gerade<br />
für diese schwierige Patientengruppe sind, neben<br />
der rein medizinischen Basisverschreibung spezieller<br />
Medikamente, psychosoziale Teams erforderlich,<br />
deren Finanzierung jährlich sichergestellt werden<br />
muss. Für einen Teil dieser Patient*innen kann das<br />
<strong>SMZ</strong>-Team hochwertige Betreuung sicherstellen.<br />
Eine langfristige Planung ist leider nicht in Sicht. Initiativen,<br />
wie die von Stadtrat Krotzer, diese Misere<br />
aufzuzeigen und zu verbessern, sind dringend nötig.<br />
Eine weitere Herzensangelegenheit für Robert Krotzer<br />
ist es, sich mehrerer Themen im Pflegebereich<br />
anzunehmen. Dazu zählen z. B.:<br />
• Entlastung aller Gesundheitsberufe durch<br />
mehr Personal und gerechte Entlohnung<br />
• eine klare Regelung für die 24h-Betreuung<br />
• keine Schlechterstellung von Beschäftigten<br />
durch die neue Regelung der Ausbildung für<br />
Pflegeberufe<br />
• 4te Dienst<br />
• nachgehende und nachbarschaftliche Betreuung<br />
für 50+<br />
• Gestaltung einer demenzfreundlichen Stadt<br />
• Pflege Angehöriger darf nicht arm machen<br />
(Sicherung und Ausbau der Pflegedrehscheibe<br />
als nachgehende Beratungseinrichtung)<br />
Eine Möglichkeit, zumindest im Süden von Graz,<br />
diese Situation zu verbessern, besteht im von uns<br />
geplanten Primär-Gesundheitszentrum <strong>Liebenau</strong>:<br />
Angestellte Pflegefachkräfte werden nicht nur klassische<br />
Pflegeleistungen anbieten, sondern vor allem<br />
präventive Beratungen und Hausbesuche durchführen<br />
können. Gemeinsam mit anderen Gesundheitsberufen<br />
leisten sie dann aufsuchende Gesundheitsförderungsarbeit,<br />
gleichberechtigt neben der<br />
Behandlung Kranker!<br />
Abschließend wurden psychische Erkrankungen<br />
thematisiert, ein Thema, das zu einer längeren Diskussion<br />
unter den Teilnehmenden führt. Dr. Gustav<br />
Mittelbach verweist auf durchschnittliche Grazer<br />
Wartezeiten bei Psychotherapien bis zu 6 Monaten<br />
– ein unhaltbarer Zustand. Im <strong>SMZ</strong> hingegen ist für<br />
akute Krisenberatung jederzeit ein Soforttermin erhältlich,<br />
Beratung und Psychotherapie werden innerhalb<br />
von 2-3 Wochen möglich gemacht (siehe auch<br />
die 2 neuen Mitarbeiter*innen in unserer Familienberatungsstelle!)<br />
Eine Ärztin aus der Marienambulanz<br />
berichtet von Problemen, kostenlos und rasch<br />
Dolmetscher*innen zu organisieren – auch dieses<br />
Thema ist noch ungelöst. Psychische Erkrankungen<br />
und Traumata – gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund<br />
und mangelnden Deutschkenntnissen,<br />
erfordern professionelle Hilfe, um Spätfolgen,<br />
wie Suchterkrankungen, Verhaltensstörungen und<br />
Suizide zu verhindern.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
7
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Neues und Altes zur Primärversorgung<br />
in Österreich<br />
VON LISA STROZER<br />
Was heißt Primärversorgung?<br />
Primär heißt so viel wie: „an erster Stelle stehend“ oder „zuerst“. Mit Versorgung ist die medizinische und<br />
soziale Behandlung von Menschen gemeint. Primärversorgung ist die deutsche Bezeichnung für „Primary<br />
Health Care“. Es handelt sich um die erste Anlaufstelle für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen,<br />
also um die erste Versorgungsebene. Damit sind alle Hausärzt*innen, sowie Gruppenpraxen und seit Neustem<br />
auch Primärversorgungszentren/Primärversorgungseinheiten gemeint. In der Primärversorgung geht es<br />
immer um einen kontinuierlichen Versorgungsprozess, der gesundheitsfördernde, präventive (vorbeugende),<br />
kurative (heilende), pflegerische, rehabilitative (wiedereingliedernde), und palliative (Beschwerden lindernde)<br />
Maßnahmen einsetzt. Primary Health Care (bzw. Primärversorgung) bringt eine multiprofessionelle und<br />
integrative Versorgung so nahe wie möglich an den Wohnort und Arbeitsplatz der Menschen.<br />
8<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Unser Gesundheitssystem in Österreich zählt mit<br />
überdurchschnittlich hohen Ausgaben zu den teuersten<br />
und liegt mit ca. 11 % des Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) über dem EU-Durchschnitt. Die Anzahl der<br />
gesunden Lebensjahre der Österreicher*innen liegt<br />
jedoch deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Das bedeutet,<br />
dass Maßnahmen zur Verbesserung der Effektivität<br />
(„die richtigen Dinge tun“) und Effizienz („die<br />
Dinge richtig tun“) ergriffen werden müssen.<br />
Die Ansprüche und Erwartungen an eine qualitätsvolle<br />
und sichere Versorgung haben sich ebenfalls<br />
verändert. Es ist wichtig, eine gute Versorgung<br />
für alle Menschen zu sichern. Auch die Zunahme<br />
chronisch Kranker und älterer Personen ist mit einzuplanen.<br />
Ein großer Kostenpunkt sind Krankenhausaufenthalte,<br />
die beispielsweise nicht notwendig<br />
oder vermeidbar wären. Ziel ist es also,<br />
zukünftig Krankenhäuser und ihre Ambulanzen zu<br />
entlasten und eine gute medizinische Versorgung<br />
außerhalb des Spitals zu gewährleisten. Besonders<br />
im ländlichen Gebiet gestaltet sich die Nachbesetzung<br />
von Stellen im niedergelassenen Bereich<br />
aber schwierig. Das liegt zum einen daran,<br />
dass eine große Anzahl an Ärzt*innen demnächst<br />
in Pension gehen wird. Zum anderen liegt es auch<br />
an der Unattraktivität des Arztberufes am Land.<br />
Die Ausbildung der Allgemeinmediziner*innen<br />
fördert wahrscheinlich ebenfalls nicht unbedingt<br />
die Idee, sich niederzulassen und nicht in einem<br />
Krankenhaus zu arbeiten. Zudem achten junge<br />
Ärzt*innen mehr auf ihre Work-Life-Balance und<br />
wollen zeitlich flexibel und eher im Team arbeiten,<br />
als ihre älteren Kolleg*innen. Primärversorgungseinheiten<br />
bieten davon viel.<br />
Zu diesem Zweck sollen bis Ende 2020, neben anderen<br />
Maßnahmen, 75 Primärversorgungszentren<br />
in Österreich entstehen. Die Umgestaltung der Primärversorgung<br />
soll der Schlüssel zur Verbesserung<br />
sein, wofür Länder und Sozialversicherungen insgesamt<br />
200 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen.<br />
Wie genau kann eine Primärversorgungseinheit<br />
aussehen?<br />
Eine Primärversorgungseinheit kann an einem<br />
Standort oder als Netzwerk an mehreren Standorten<br />
eingerichtet sein. Es kommt immer darauf an, wie<br />
die Situation vor Ort ist, welche Bedingungen dort<br />
herrschen, was die Menschen brauchen. Deshalb<br />
sieht eine Primärversorgungseinheit in Vorarlberg<br />
anders aus, als eine in Wien. Entweder können bereits<br />
bestehende Strukturen genutzt werden, indem<br />
sie beispielsweise vernetzt und weiter ausgebaut<br />
werden. Regionale Primärversorgungseinheiten<br />
können aber auch von Grund auf neu errichtet und<br />
gestaltet werden. Wie Primärversorgungseinheiten<br />
in der Praxis aussehen und wie sie geführt werden,<br />
haben wir bei der Tagung: „Primärversorgung NEU:<br />
Pilotprojekte umsetzen“ erfahren dürfen. Mehr <strong>Info</strong>rmationen<br />
dazu im folgenden Artikel.<br />
Es gibt unterschiedliche Organisationsformen für<br />
Primärversorgungseinheiten an einem Standort,<br />
nämlich: Gruppenpraxen oder selbstständige Ambulatorien.<br />
Ein Beispiel für eine Primärversorgungseinheit<br />
in Form einer Gruppenpraxis ist das Primärversorgungszentrum<br />
Enns. Dieses Zentrum durfte das<br />
<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> im Rahmen der Fachtagung im Jänner<br />
2<strong>01</strong>8 besuchen (siehe Artikel: Das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
bildet sich weiter). Ein Beispiel für ein selbstständiges<br />
Ambulatorium ist das „Gesundheitszentrum Joglland“<br />
in Vorau-Riegersburg. Da es lange und immer<br />
wieder Schwierigkeiten gab, Hausärzt*innen für<br />
diese Region zu finden, deckt dort seit September<br />
2<strong>01</strong>7 eine Primärversorgungseinheit die Versorgung<br />
ab. Wird eine Primärversorgungseinheit als Netzwerk<br />
geführt, so kann diese aus freiberuflichen Ärzt*innen,<br />
anderen nichtärztlichen Angehörigen von Gesundheits-<br />
und Sozialberufen oder deren Trägerorganisationen<br />
gebildet werden. Ein Beispiel dafür ist das<br />
Gesundheitsnetzwerk Tennengau, das gemeinnützig<br />
geführt wird. Dort haben sich unterschiedliche Anbieter*innen<br />
von Gesundheitsdiensten zusammengeschlossen,<br />
um die Patient*innenversorgung in der<br />
Region zu verbessern und abzustimmen.
PRIMÄRVERSORGUNG<br />
Das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> bildet sich weiter<br />
VON LISA STROZER<br />
Am 26. + 27. Jänner 2<strong>01</strong>8 haben Teammitglieder<br />
des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> an einer Fachtagung in Enns<br />
mit dem Titel: „Primärversorgung NEU: Pilotprojekte<br />
umsetzen“ teilgenommen<br />
Dabei konnten wir Einblicke gewinnen, wie bereits<br />
bestehende Primärversorgungszentren geführt werden,<br />
wie sie entstanden sind und vor allem, wie die<br />
verschiedenen Berufe zusammenarbeiten. Der Fokus<br />
lag dabei auf der praktischen und nicht auf der<br />
bereits breitgetretenen theoretischen Seite.<br />
Ganz ohne theoretischen Input ging es dann aber<br />
doch nicht: Am ersten Tag gab es zuerst unterschiedliche<br />
Vorträge zu den Hintergründen und<br />
Rahmenbedingungen. Dabei wurden unter anderem<br />
folgende Themen in Bezug auf Primärversorgung<br />
behandelt: Organisationsformen, Finanzierung,<br />
Ausbildungen und Rechtliches.<br />
So interdisziplinär wie Primärversorgungseinheiten<br />
sein sollen, waren auch die Vortragenden und die<br />
Teilnehmer*innen bei der anschließenden Podiumsdiskussion.<br />
In der Diskussion hat sich sehr deutlich<br />
gezeigt, dass eine gute Zusammenarbeit von Politik,<br />
Gebietskrankenkassen und den Anbieter*innen, die<br />
eine Primärversorgungseinheit auf die Beine stellen<br />
möchten, besonders wichtig ist. Eine Verhandlung<br />
auf Augenhöhe, Transparenz und ein gemeinsames<br />
Ziel führen offensichtlich dazu, dass auch im Nachhinein<br />
alle drei „Parteien“ zufrieden sind. Auch die<br />
Anstellung von Ärzt*innen bei Ärzt*innen wurde besprochen.<br />
Die Anwesenden waren sich alle einig,<br />
dass diese Möglichkeit unbedingt noch eingeführt<br />
werden muss.<br />
Am zweiten Tag wurden folgende Pilotprojekte kurz<br />
vorgestellt: das Gesundheitszentrum (GHZ) Enns<br />
von Dr. Hockl, die Primärversorgungseinheit (PVE)<br />
Haslach von Bürgermeister Reisinger und Dr. Rebhandl,<br />
die Primärversorgung (PHC) Donaustadt von<br />
Dr. Ewald, das Gesundheitszentrum (GHZ) Mariazell<br />
von Dr. Killmaier und das Netzwerk Tennengau von<br />
Dr. Dachs. Weil die Vorträge der unterschiedlichen<br />
Projekte unmittelbar aufeinanderfolgten, war klar<br />
ersichtlich, dass jedes Projekt ganz speziell ist und<br />
an die jeweilige Region oder Stadt angepasst sein<br />
muss, in der es liegt. Außerdem wurde die Notwendigkeit<br />
eines professionellen Managements<br />
deutlich.<br />
Am Ende der Tagung wurden wir eingeladen, das<br />
GHZ Enns zu besichtigen. Der zweistöckige imposante<br />
Neubau beinhaltet im Erdgeschoß ein<br />
Primärversorgungszentrum. Dieses besteht aus<br />
Allgemeinmediziner*innen, sowie einem Team aus<br />
Pflege, Psychotherapie, Sozialarbeit, Physiotherapie,<br />
Diätologie, Ergotherapie und Logopädie. Die<br />
Statistik zeigt, dass täglich 300 Patient*innen versorgt<br />
werden – an Spitzentagen sogar fast 600!<br />
Die sechs Hausärzt*innen und das Team sind dabei<br />
ausschließlich für Ennser Patient*innen zuständig.<br />
Auch die Einrichtung einer Apotheke ist geplant.<br />
Im ersten Stock befinden sich Fachärzt*innen, die<br />
Physiotherapie Enns und das Institut für Körperwelt.<br />
Das GHZ Enns zeigt, wie ein Projekt in einer Gemeinde<br />
gleichzeitig gemeinnützige (Primärversorgungszentrum),<br />
politische und wirtschaftliche (erster<br />
Stock) Interessen vereinen kann, um den Menschen<br />
vor Ort eine umfassende Gesundheitsversorgung<br />
zu bieten.<br />
JEDES PROJEKT IST GANZ<br />
SPEZIELL UND MUSS DAHER<br />
AN DIE JEWEILIGE REGION<br />
ODER STADT ANGEPASST<br />
SEIN, IN DER ES LIEGT.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
9
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Eintritt nur nach Aufruf: „Warum Österreich<br />
die Ärzte ausgehen: elf Übel, elf Fakten“<br />
Buchvorstellung von Dr. Wolfgang Schütz<br />
VON MARTINA FREI & GUSTAV MITTELBACH<br />
10<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Die ärztliche Versorgung in Österreich krankt an einigen<br />
Übeln: Landesweit wird über Ärzt*innenmangel<br />
geklagt, in Krankenhäusern, aber auch in der<br />
wohnortnahen Versorgung durch niedergelassene<br />
Ärzt*innen. Dr. Wolfgang Schütz äußert in seinem<br />
Buch „Eintritt nur nach Aufruf“ starke Kritik am heimischen<br />
Gesundheitssystem. Im Oktober 2<strong>01</strong>7 war<br />
Dr. Wolfgang Schütz im <strong>SMZ</strong> eingeladen, um sein<br />
Buch im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forum<br />
für Sozialmedizinische Praxis“ vorzustellen.<br />
Der ehemalige Rektor der Medizinischen Universität<br />
Wien beschreibt darin elf Übel im Gesundheitswesen<br />
und warnt vor einem Zusammenbruch der ärztlichen<br />
Versorgung bis 2030.<br />
Den Grund für die ernste Lage in der ärztlichen Versorgung<br />
sieht Schütz in der höheren Lebenserwartung<br />
und Überalterung der Gesellschaft. Außerdem<br />
in den steigenden Gesundheitskosten, die zu einem<br />
höheren Bedarf an Ärzt*innen führen, aber auch in<br />
der Verkürzung der Arbeitszeit für Spitalsärzt*innen<br />
auf 48 Stunden pro Woche.<br />
Die wohl gravierendsten Übel unseres Gesundheitssystems<br />
fasst Schütz folgendermaßen zusammen:<br />
Ein Arbeitsgesetz für Ärzt*innen, das<br />
Patient*innen mehr gefährdet, als es ihnen nützt.<br />
Mit Juli 2<strong>01</strong>5 trat aus Kostengründen ein neues Arbeitszeitengesetz<br />
für Ärzt*innen im Wiener Krankenanstaltenverbund<br />
(KAV) in Kraft. Mit diesem soll eine<br />
EU-Richtlinie, wonach die wöchentliche Höchstarbeitszeit<br />
48 Stunden in Zukunft nicht überschritten<br />
werden darf, umgesetzt werden. Die Normalarbeitszeit<br />
liegt bei einer Vollzeitanstellung auch künftig bei<br />
40 Stunden pro Woche. Zudem gilt für alle Ärzt*innen<br />
die 5-Tagewoche, ein Arbeitstag gilt als 8 Stunden<br />
Arbeitszeit. Bis 2021 haben Ärzt*innen noch die<br />
Möglichkeit, mittels schriftlicher Zustimmung (Optout)<br />
länger als durchschnittlich 48 Stunden pro Woche<br />
zu arbeiten. Überzogene Gehaltsforderungen<br />
von Ärzt*innen sind laut Schütz mitschuldig an diesem<br />
„Übel“. Die Finanzierung höherer Gehälter ist<br />
nur kurzfristig sichergestellt, danach ist unklar, wie<br />
dafür aufgekommen werden kann. Weiters ist unklar,<br />
wie ein Mehrbedarf an Ärzt*innen, die das neue<br />
Arbeitszeitengesetz verursacht, auch finanziell, organisiert<br />
werden soll, insbesondere da Ärzt*innen<br />
ohnehin schon immer weniger zu werden scheinen.<br />
Das neue Arbeitszeitengesetz birgt für Schütz<br />
mehrere Gefahren:<br />
• Die Wartezeiten in den Spitalsambulanzen<br />
erhöhen sich dramatisch.<br />
• Verschlechterung der Qualität der Ausbildung<br />
• Verdoppelung der statistischen Häufung von<br />
Fehlerquellen bei der Übergabe von Patientendaten<br />
an die/ den nächsten Arzt/ Ärztin im<br />
Spital.<br />
• Zusätzliche Spitalsärzt*innen sind notwendig,<br />
die Finanzierung des Gesundheitssystems<br />
bricht zusammen.<br />
• Ärzt*innen haben mehr Zeit für Nebenbeschäftigungen<br />
(z. B. in Ordinationen oder Privatkliniken)<br />
und überschreiten damit laufend das<br />
KA-AZG.<br />
Viele Mediziner*innen, die nach Abschluss ihres<br />
Studiums das Land verlassen.<br />
11 % der inländischen Absolvent*innen und nahezu<br />
alle ausländischen (25 %) verlassen nach dem<br />
Studienabschluss das Land. Freie Turnusstellen<br />
sind nur mehr schwer nachbesetzbar, in ländlichen<br />
Regionen ist die Lage noch schlimmer. Diskutierte<br />
Gründe für dieses „Übel“ sind:<br />
• zu lange Arbeitszeiten<br />
• zu geringe Gehälter im Rahmen der Ausbildung<br />
von Fach- oder Allgemeinärzt*innen<br />
• keine Berechtigung zur selbstständigen Berufsausübung<br />
nach dem Studium<br />
• qualitativ schlechte Ausbildung, Übernahme<br />
der Tätigkeiten von Pflege- und Schreibkräften<br />
• Ausbildungsärzt*innen werden von ausbildenden<br />
Ärzt*innen nicht als Kolleg*innen, sondern<br />
als unterstehendes Personal betrachtet<br />
• Allgemeinärzt*innen sehen sich, vor allem<br />
während der Ausbildung, als Ärzt*innen<br />
zweiter Klasse<br />
Zu viele Spitäler, immer weniger Hausärzt*innen<br />
Wolfgang Schütz kritisiert weiters die Spitalslastigkeit<br />
in Österreich. Er sieht eine dringende Notwendigkeit<br />
in der Entlastung der Spitalsambulanzen, in<br />
denen derzeit Primärversorgung stattfindet. Vorgelagerte<br />
Allgemeinmediziner*innen fangen rund 1/3<br />
der Patient*innen von Notfallambulanzen ab. Die<br />
Errichtung von Primärversorgungseinheiten (PVE)
BUCHVORSTELLUNG: DR. WOLFGANG SCHÜTZ<br />
müsse also unbedingt schneller vorangetrieben<br />
werden, auch wenn die Ärztekammer blockiert. In<br />
Österreich sind bis 2020 75 Primärversorgungszentren<br />
geplant. Für Schütz müssen PVEs folgende<br />
Kriterien erfüllen:<br />
• wohnortnahe Netzwerke mit dem Ziel der<br />
Gesunderhaltung der Bevölkerung und nach<br />
Möglichkeit abschließender Behandlung<br />
• Angebot von Prävention über Kuration und<br />
Rehabilitation bis zur Pflege<br />
• Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen;<br />
neben Medizin auch Pflege, Therapie,<br />
Geburtshilfe, Sozialarbeit, …<br />
• Der Vertrauensarzt, der die Patient*innen<br />
kennt und so deren Versorgung organisieren<br />
kann, ist dort lokalisiert.<br />
• keine Einzelleistungshonorare (Förderung der<br />
Drei-Minuten-Medizin)<br />
• ausreichende Öffnungszeiten (zumindest<br />
50 Stunden/Woche und Notversorgung rund<br />
um die Uhr)<br />
• Zumindest 30 % der in die Primärversorgung<br />
eingebundenen niedergelassenen Ärzt*innen<br />
müssen Allgemeinärzt*innen sein, um ein flächendeckendes<br />
PVE-Netz zu gewährleisten (in<br />
Österreich sind es nur 20 %!)<br />
• Orientierung an den lokalen Gegebenheiten<br />
(ländlich, städtisch, Berufsgruppen, ...)<br />
Eine zwischenzeitliche Dreiklassenmedizin im<br />
niedergelassenen Bereich<br />
Die „Zweiklassenmedizin“ bei stationären Spitalsaufenthalten<br />
gibt es für Schütz schon lange: Privatversicherte<br />
haben zahlreiche Vorteile (Komfortzimmer, freie<br />
Ärzt*innenwahl, Privatkliniken, einfacherer Zugang<br />
zu Diagnose- und Behandlungsmethoden). Außerhalb<br />
des Spitals sieht Schütz sogar die Gefahr einer<br />
„Dreiklassenmedizin“ aufkommen: Patient*innen der<br />
untersten Klasse suchen Kassenvertragsärzt*innen<br />
auf, die der mittleren Klasse Wahlärzt*innen und die<br />
der höchsten Klasse Ärzt*innen mit Privatordinationen.<br />
Vor allem die Kassenordinationen werden dabei<br />
immer weniger. Und wohin wenden sich Patient*innen<br />
dann, wenn es keine Kassenärzt*innen mehr in<br />
ihrer Nähe gibt oder deren Ordinationen laufen überfüllt<br />
sind? An die Spitalsambulanzen!<br />
Eintritt nur nach<br />
Aufruf: Warum<br />
Österreich die<br />
Ärzte ausgehen:<br />
elf Übel, elf Fakten<br />
von Wolfgang Schütz;<br />
MANZ Verlag Wien,<br />
2<strong>01</strong>7<br />
234 Seiten<br />
Öffentliche Gesundheitsfinanzierung<br />
aus einer Hand<br />
Die Ärztekammer/ÄK habe über Jahre unzureichende<br />
Qualitätskontrollen der Ärzt*innenausbildung<br />
durchgeführt, propagiere eine Ausbildung, die den<br />
Weg zum Allgemeinarzt oder zur Allgemeinärztin<br />
weniger attraktiv macht: Ärzt*innen, die in Allgemeinmedizin<br />
ausgebildet werden wollen, dürfen<br />
nicht das Gefühl haben, gegenüber Fachärzt*innen<br />
Ärzt*innen zweiter Klasse zu sein.<br />
Die ÄK stehe bei Neuerungen, sei es die Einführung<br />
der e-card, der Elektronischen Gesundheitsakte<br />
(ELGA) oder der sogenannten Primary Health Care<br />
Center, so gut wie immer auf der Bremse. An Maßnahmen<br />
fordert Schütz eine Überarbeitung der Arbeitszeitrichtlinien<br />
für Ärzt*innen. Die De-facto-Gehaltserhöhung<br />
im Zuge der 48-Stunden-Arbeitszeit<br />
sollte zugleich genutzt werden, um das „Unwesen“<br />
zu beenden, dass Ärzt*innen ihr Einkommen durch<br />
zusätzliche Einnahmen aus Sonderklassegebühren<br />
und Nebenbeschäftigungen verbessern. Sonderklassegelder<br />
und andere Einnahmen von Spitalsärzt*innen<br />
sollten an die Arbeit gebende Institution<br />
gehen (siehe auch Standard, 26.2.17).<br />
Die Patientenströme müssten von den Spitalsambulanzen<br />
verstärkt in den niedergelassenen Bereich<br />
umgeleitet werden. Die Errichtung von Erstversorgungszentren<br />
müsse deshalb beschleunigt vorangetrieben<br />
werden, „notfalls auch gegen den Willen<br />
der Ärztekammer“, so der Ex-MedUni-Rektor. Dazu<br />
sei auch ein bundesweiter Gesundheitsstrukturplan<br />
erforderlich, für den laut Schütz nur gelten kann:<br />
„Alle Macht dem Bund.“<br />
Autor Dr. Wolfgang Schütz<br />
1948 in Wien geboren, seit 10/2<strong>01</strong>6 als Universitätsprofessor<br />
für Pharmakologie emeritiert.<br />
Ausbildung:<br />
1973 Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde,<br />
1984 Facharzt für Pharmakologie.<br />
Beruflicher Werdegang:<br />
ab 1973 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für<br />
Pharmakologie der Universität Wien; Forschungsaufenthalte<br />
an der LMU München und der Universität Düsseldorf;<br />
1983 Habilitation in Pharmakologie und Toxikologie;<br />
1993 Berufung als Ordentlicher Universitätsprofessor<br />
Ämter und Funktionen:<br />
1995–2000 Vorstand des Instituts für Pharmakologie der<br />
Universität Wien; 1994–1996 Vorsitzender der Ethikkommission<br />
der Medizinischen Fakultät der Universität Wien<br />
und des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien;<br />
1995–2<strong>01</strong>4 Vorsitzender der Heilmittel-Evaluierungskommission<br />
(HEK) im Hauptverband der Österreichischen<br />
Sozialversicherungsträger; 1996–2003 Dekan der<br />
Medizinischen Fakultät der Universität Wien;<br />
2003–2<strong>01</strong>5 Rektor der Medizinischen Universität Wien<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
11
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
„Schwanger! –<br />
Gut begleitet durch 40 Wochen“<br />
Ein Angebot des Frauengesundheitszentrums im STZ Jakomini<br />
VON KERSTIN PIRKER & MARTINA FREI<br />
Für Frauen ist besonders die erste Schwangerschaft<br />
eine Zeit, in der viele Fragen auftauchen – eine<br />
Zeit der Entscheidungen: Welche vorgeburtlichen<br />
Untersuchungen sind notwendig? Es gibt viele<br />
Ernährungsempfehlungen – was tut mir und<br />
meinem Baby gut? Wie funktioniert das mit dem<br />
Kinderbetreuungsgeld? Wie lange kann ich noch<br />
Sport machen? Wird sich meine Partnerschaft<br />
verändern?<br />
Bei den Treffen im Rahmen von „Schwanger! –<br />
Gut begleitet durch 40 Wochen“ erhalten Frauen<br />
und ihre Partner oder Partnerinnen verständliche<br />
und verlässliche <strong>Info</strong>rmationen, damit sie für sie<br />
passende Entscheidungen treffen können.<br />
Derzeit bietet das Frauengesundheitszentrum<br />
mit zwei Gruppenangeboten <strong>Info</strong>rmation und<br />
Austausch für schwangere Frauen und Paare an.<br />
Die Treffen finden einmal im Monat statt – eine<br />
Gruppe hat im Juni im Frauengesundheitszentrum<br />
gestartet, die zweite trifft sich seit November<br />
im Stadtteilzentrum Jakomini. Die Treffen sind<br />
kostenfrei, ein Einstieg ist jederzeit möglich.<br />
Kerstin Pirker ist die Expertin für die Gesundheit<br />
von schwangeren Frauen und Müttern von Babys<br />
im Frauengesundheitszentrum. Sie begleitet die<br />
Treffen. Fünf Mal steht auch <strong>SMZ</strong>-Hebamme Karin<br />
Hochreiter den Teilnehmenden mit <strong>Info</strong>rmationen<br />
und für konkrete Fragen zur Verfügung.<br />
Schwanger!<br />
– Gut begleitet durch 40 Wochen<br />
Wann: Dienstag 17.4., 8.5., 19.6., 10.7.,<br />
21.8., unterschiedliche Beginnzeiten!<br />
Wo: Stadtteilzentrum Jakomini,<br />
Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55,<br />
8<strong>01</strong>0 Graz<br />
Einstieg jederzeit möglich, alle Termine<br />
sind kostenfrei. Bitte melden Sie sich an!<br />
Die nächste Gruppe startet im April<br />
2<strong>01</strong>8 in der Steiermärkischen<br />
Gebietskrankenkasse.<br />
Kontakt und <strong>Info</strong>rmation:<br />
Frauengesundheitszentrum,<br />
0316/83 79 98,<br />
frauen.gesundheit@fgz.co.at<br />
www.frauengesundheitszentrum.eu<br />
12<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Bei den 10 Terminen geht es immer um ein spezielles<br />
Thema, zu dem etwa die Hebamme, eine<br />
Ernährungsberaterin oder eine Mitarbeiterin der<br />
Arbeiterkammer eingeladen werden. Neben den<br />
<strong>Info</strong>rmationen gibt es natürlich auch die Möglichkeit,<br />
Fragen zu stellen und Erfahrungen, Sorgen<br />
und Wünsche zu besprechen. Da sich während<br />
einer Schwanger- und Mutterschaft der Partnerin<br />
auch für die Männer einiges ändert, können sich die<br />
Partner an 4 Terminen mit einem erfahrenen Vater<br />
austauschen.<br />
onlyyouqj / Freepik
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Musik und soziale Integration<br />
„MUSI“ & Chor an der NMS Dr. Renner<br />
VON ROLI WESP<br />
14<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Liebe Leser*innen,<br />
erlauben Sie mir, meinen Beitrag zum aktuellen <strong>SMZ</strong><br />
<strong>Info</strong> diesmal mit einer kleinen Geschichte zu beginnen,<br />
die sich in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
in Amerika zugetragen hat: Ein gewisser<br />
Richard Williams beschließt, aus einem Eigenheim in<br />
Long Beach nach Compton zu übersiedeln, eine zu<br />
jener Zeit verarmte und hochkriminelle Stadt südlich<br />
von Los Angeles. Ironischerweise war der Grund für<br />
diesen drastischen Schritt die Geburt seiner beiden<br />
Töchter Serena und Venus Williams. Diese Töchter<br />
werden knapp 2 Jahrzehnte später zu den erfolgreichsten<br />
Tennisspielerinnen herangereift sein, die<br />
der Tennissport jemals gesehen hat.<br />
Als ich vor mittlerweile 2 Jahren beim <strong>SMZ</strong> als Musiker<br />
zu arbeiten begann, bekam ich den Auftrag,<br />
in sogenannten Brennpunktschulen mit hohem Migrant*innenanteil<br />
Musikgruppen zu leiten, was ich bis<br />
heute mit großem Einsatz und viel Freude mache.<br />
Zurzeit arbeite ich an der NMS Dr. Renner am Grünanger<br />
und leite dort jeden Donnerstag eine allgemeine<br />
Musikgruppe und einen Chor am Freitag.<br />
Die Donnerstagsgruppe sieht ungefähr so aus: Ich<br />
packe alle Instrumente, die bei mir Zu Hause herumliegen<br />
(Bass, Gitarre, Keyboard, Schlagzeug<br />
und diverse Rhythmusgeräte) plus eine kleine Musikanlage<br />
mit Mikrofon in mein Auto und schlage in<br />
einem der Klassenzimmer auf. Dann trudeln 10-15<br />
Kinder verschiedenen Alters und aus „aller Herren<br />
Länder“ ein. Anfangs beginnen sie sich in der Regel<br />
um das Mikrofon zu streiten. Da ist zum Beispiel<br />
M. aus Afghanistan, die mit ihrer Familie vor<br />
dem Krieg geflüchtet ist und einfach gerne singt<br />
und Musik macht. Oder M. aus dem Kosovo, der<br />
selbst Songtexte schreibt, viel Musik hört und ein<br />
hervorragender Tänzer ist. Oder auch F., ein Kind<br />
mit einer doch sehr ausgeprägten Aufmerksamkeitsstörung,<br />
der einfach nur gern Teil der Gruppe<br />
ist und meistens mit mir am Klavier sitzt und sich<br />
an den Tasten „vergreift“. Die Herausforderung ist<br />
nun, in diese chaotische Runde in irgendeiner Form<br />
Ordnung zu bringen und zwar ohne autoritär aufzutreten.<br />
Weil Autorität meiner Meinung nach in der<br />
Musik wenig bis nichts zu suchen hat. Ein Spagat,<br />
der einiges an Dehnübungen braucht und schwer<br />
zu bewerkstelligen ist. Meine Strategie war von Anfang<br />
an der Wechsel der Perspektive. Ich habe versucht,<br />
mich in die Kinder hineinzudenken und den<br />
zugegebenermaßen gefährlichen Schritt getan, sie<br />
mit Autorität auszustatten und sie gefragt, wie sie<br />
diese eineinhalb Stunden gestalten wollen, welche<br />
Songs sie erarbeiten wollen.<br />
Die Vorteile dieser Methode liegen auf der Hand: Die<br />
Kinder sind mit viel mehr Enthusiasmus bei der Sache,<br />
da wir an Songs arbeiten, die aus ihrer Lebenswelt<br />
stammen und nicht aus der Realität eines alternden<br />
Musiklehrers, der versucht, Werte aus einer<br />
längst vergangenen Zeit ins Heute hinüberzuretten.<br />
Die gerade in der Musik so wichtigen Erfolgserlebnisse<br />
stellen sich damit viel früher ein, da die Melodien<br />
ja schon in ihren Köpfen sind. Auch für mich<br />
ist es spannender, da ich eben nicht nach „Schema<br />
F“ vorgehen kann. Abgesehen davon lerne ich<br />
jede Menge neuer Songs kennen, die ich sonst<br />
wahrscheinlich nie gespielt hätte. Eine klassische<br />
Win-win-Situation also!<br />
Die Chorgruppe am Freitag funktioniert im Prinzip<br />
genau gleich, nur dass hier ohne Instrumente gearbeitet<br />
wird. Letztendlich läuft alles darauf hinaus,<br />
dass wir beim Sommerfest im Juni unseren ersten<br />
Auftritt absolvieren werden. Hier plane ich, beide<br />
Gruppen zu verbinden, indem der Chor die jeweiligen<br />
Refrains der Songs von der Musikgruppe am<br />
Donnerstag mitsingt. Das wird ein Riesen-Happening,<br />
auf das ich mich schon sehr freue. Für die Kinder<br />
ist es, glaube ich, auch sehr wichtig, dass es<br />
eine Möglichkeit gibt, die eingeübten Songs einmal<br />
vor Publikum zu spielen.
MUSIK UND SOZIALE INTEGRATION<br />
HIER TREFFEN ZWEI VÖLLIG KONTRÄRE REALITÄTEN<br />
AUFEINANDER, DIE GANZ WENIG MITEINANDER ZU TUN<br />
HABEN. HIER TRIFFT SCHLARAFFENLAND AUF KRIEGSGEBIET,<br />
WOHLSTAND AUF ARMUT, HIER MUSS ETWAS GETAN WERDEN,<br />
HIER BRAUCHT ES KONZEPTE ZUR INTEGRATION.<br />
Erlauben sie mir, geschätzte Leser*innen, einen<br />
abschließenden Gedanken.<br />
Da ich auch privat Klavierunterricht gebe und in<br />
diesem Rahmen viel mit Kindern aus gut situiertem<br />
Elternhaus zu tun habe, kenne ich beide Seiten<br />
der Medaille. Auf der einen Seite Kinder, die von zu<br />
Hause alles mitbekommen, was man fürs Heranwachsen<br />
so brauchen kann, auf der anderen Seite<br />
Kinder, die teilweise aus Kriegsgebieten geflüchtet<br />
sind, Sachen gesehen haben, die wir uns nicht<br />
einmal vorstellen können, deren Eltern oftmals mit<br />
ihrer Lebenssituation überfordert sind, denen einfach<br />
zeitliche und finanzielle Ressourcen fehlen, um<br />
die Talente ihrer Kinder zu fördern und ihnen zum<br />
Beispiel einen privaten Klavierunterricht zu ermöglichen.<br />
Ich will hier auf keinen Fall wertend diese zwei<br />
Lebenswelten miteinander vergleichen. Ich kann nur<br />
sagen, was es mit mir macht, wie es sich anfühlt,<br />
wenn das eine Kind über Hexen, sprechende Fahrräder<br />
oder Bibi und Tina erzählt, das andere Kind<br />
jedoch über die schrecklichen Zustände in seiner<br />
Heimat berichtet, wo sich erwachsene Menschen<br />
gegenseitig die Köpfe einschlagen, nur weil sie unterschiedlich<br />
beten. Hier treffen zwei völlig konträre<br />
Realitäten aufeinander, die ganz wenig miteinander<br />
zu tun haben. Hier trifft Schlaraffenland auf Kriegsgebiet,<br />
Wohlstand auf Armut, hier muss etwas getan<br />
werden, hier braucht es Konzepte zur Integration,<br />
die es ja schon gibt, die aber viel zu kurz greifen.<br />
Wohnviertel getötet. Mir persönlich gefällt diese Idee<br />
des Perspektivenwechsels und man würde sich<br />
wünschen, wenn auch nicht unbedingt in einer derart<br />
radikalen Form wie in meinem Beispiel, dass diese<br />
soziale Durchmischung in möglichst vielen Bereichen<br />
Schule machen würde. Zumindest im Fall der<br />
Williams-Schwestern hat das sehr gut funktioniert.<br />
Ich möchte noch einmal zu der Geschichte der<br />
Williams-Schwestern zurückkommen, wo ein Vater<br />
seine Kinder gezielt aus einem sicheren Milieu herausnimmt<br />
und sie in einer Umgebung aufwachsen<br />
lässt, die von Armut und Gewalt geprägt ist. Natürlich<br />
kann man nicht wissen, ob die Schwestern nicht<br />
auch in wohlbehüteten Verhältnissen so erfolgreich<br />
geworden wären. Auch wird der Vater sich sicher<br />
viel Kritik gefallen haben lassen müssen, immerhin<br />
wurde eines seiner Kinder bei einer Schießerei im<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
15
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
„Stürzen und Fallen – aber richtig!“<br />
Sturz und Fall an der NMS Dr. Renner<br />
VON MARTINA FREI<br />
Seit mittlerweile 16 Jahren findet das <strong>SMZ</strong>-Gesundheitsförderungsprojekt<br />
„Sturz und Fall“ an<br />
Schulen im Bezirk <strong>Liebenau</strong> und Jakomini statt.<br />
„Sturz und Fall“ beinhaltet eine Fallschule sowie<br />
Selbstverteidigungs- und Selbstbewusstseinstraining<br />
für Mädchen und Burschen vom Volksschulalter<br />
bis zu 15 Jahren.<br />
Von Anfang an beim Projekt mit dabei ist die NMS<br />
(Neue Mittelschule) Dr. Renner, damals noch Hauptschule.<br />
Im Wintersemester 2<strong>01</strong>7/ 2<strong>01</strong>8 konnten hier<br />
insgesamt 48 Kinder am Projekt teilnehmen und lernen<br />
wie sie:<br />
• Unfälle vermeiden<br />
• bei einem Fall richtig abrollen, sich richtig<br />
abstützen und sogar aus Höhe richtig fallen<br />
• Spaß an der Bewegung haben<br />
• im Team zusammenarbeiten<br />
• selbstbewusster auftreten<br />
• Gefahrensituationen richtig einschätzen<br />
und sich darin selbst verteidigen<br />
16<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Wing Chun-Trainer Michael Schauperl, der Sturz<br />
und Fall seit mittlerweile 5 Jahren begleitet, baut<br />
gezielt Selbstverteidigungsübungen in die Trainingseinheiten<br />
mit ein. In zahlreichen Kampfkünsten ist<br />
das richtige Abrollen ein essenzieller Teil des Trainings.<br />
Bei Judo, eine Zweikampf-Sportart, in der<br />
die Partner*innen versuchen sich zu Fall zu bringen,<br />
sind Fallübungen beispielsweise wesentlich: Damit<br />
es beim Üben nicht zu Verletzungen kommt, muss<br />
jede/r Judoka lernen, richtig zu fallen. Die Fallschule<br />
macht hier einen großen Teil des Trainings aus, nicht<br />
nur für die Anfänger.<br />
„Über den Weg der Selbstverteidigung wird den<br />
Kindern der Zugang zu Roll- und Fallübungen spielerisch<br />
ermöglicht. Sie denken in dem Moment nicht<br />
so viel nach und nehmen das Geübte unbewusst<br />
mit“, erklärt Trainer Michael.<br />
Auch Mentaltraining fließt in die Einheiten mit ein:<br />
Als ein Mädchen sagt: „Ich kann das nicht“, spricht<br />
Michael sie an und meint, dass er das nie wieder<br />
hören wolle. „Man muss immer an sich glauben und<br />
sein Bestes geben!“ Aus der Einstellung „Ich kann<br />
das nicht!“ wurde ein „Ich kann das noch nicht!“<br />
Am Ende der 10 Einheiten haben die Kinder der<br />
zwei dritten Klassen an der NMS Dr. Renner gelernt,<br />
wie sie einen Sturz kontrolliert abfangen, die<br />
Aufschlagwucht auf den gesamten Körper verteilen<br />
und den Kopfbereich beim Fallen schützen. Durch<br />
die Elemente der Selbstverteidigung wird auch das<br />
Selbstbewusstsein gestärkt und gelehrt, wie mit<br />
Aggressionen umgegangen werden kann. Oberstes<br />
Gebot für Trainer Michael ist dabei „Streit aus dem<br />
Weg zu gehen und Kampf zu vermeiden“.<br />
Traditionsgemäß zeigen die Kinder das Gelernte<br />
allen Interessierten in einer Abschlusspräsentation<br />
vor. Heuer baute Trainer Michael einen umfangreichen<br />
Parcours auf, in dem die Kinder verschiedene<br />
Roll- und Fallübungen vorzeigten, über unterschiedliche<br />
Untergründe balancierten und sich geschickt<br />
aus Gefahrensituationen befreiten.<br />
Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten an<br />
der NMS Dr. Renner, wo das Projekt seit so vielen<br />
Jahren geschätzt und unterstützt wird, bei unserem<br />
langjährigen Trainer Michael Schauperl für sein<br />
grenzenloses Engagement in den Einheiten und<br />
unseren Subventionsgebern, der AUVA, dem Sportamt<br />
und dem Land Steiermark, dafür, dass sie das<br />
Projekt finanziell unterstützen und so überhaupt erst<br />
ermöglichen.<br />
Wir freuen uns alle auf den baldigen Start an unserer<br />
zweiten Kooperationsschule, der VS Schönau!
GEH-RALLEY<br />
Geh-Ralley<br />
VON NATASCHA MAUERHOFER UND ASMIR OSMANOVIC<br />
Gehst du gerne zu Fuß? Fährst du gerne mit<br />
dem Rad oder doch lieber mit dem Auto? Oder<br />
nutzt du den Bus, die Bahn oder die Bim?<br />
Im Frühjahr 2<strong>01</strong>8 beauftragte die Abteilung für Verkehrsplanung<br />
Graz das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> mit einem<br />
Projekt, das sich mit den gesundheitsförderlichen<br />
Effekten des Zu-Fuß-Gehens beschäftigt. Daraus<br />
entstand die Idee einer Geh-Ralley mit Bewohner*innen<br />
in den Stadtteilen „Schönauviertel“ (Bezirk<br />
Jakomini) und „Am Grünanger“ (Bezirk <strong>Liebenau</strong>).<br />
Was genau ist diese Geh-Ralley?<br />
Eine Geh-Ralley ist ein gemeinsamer Spaziergang<br />
bei welchem die Teilnehmer*innen ihre Wohnumgebung<br />
beschreiben und auf ihre Wünsche und<br />
Bedürfnisse als Fußgänger*innen aufmerksam machen.<br />
Die unterschiedlichen (positiven und negativen)<br />
Wahrnehmungen von z. B. Fußgänger*innenwegen,<br />
vorhandenen Querungsmöglichkeiten, Sitzgelegenheiten<br />
und Grünflächen werden gesammelt<br />
und im Rahmen der XII. Österreichischen Fachkonferenz<br />
für Fußgänger*innen 2<strong>01</strong>8 präsentiert. Diese<br />
Konferenz mit dem Titel „Zu Fuß aktiv mobil. Transformationen<br />
öffentlicher Räume und sichere lebenswerte<br />
Straßen“ findet am 04. und 05. Oktober in<br />
Graz statt.<br />
Zusätzlich bekommen die Mitgehenden im Laufe<br />
der Rallye immer wieder kleine <strong>Info</strong>s zu den gesundheitsfördernden<br />
Effekten des Zu-Fuß-Gehens.<br />
Möchtest du deinen Lebensstil aktiver gestalten?<br />
Möchtest du herausfinden, wie du deinen Lebensstil<br />
aktiv gestalten kannst und dabei aktiv auf Hindernisse<br />
im Straßenbereich deiner täglichen Strecken<br />
im Bezirk Jakomini hinweisen?<br />
Oft sind es nur Kleinigkeiten, die dich vom Zu-Fuß-<br />
Gehen abhalten:<br />
Welche Straßenkreuzungen sind für dich<br />
nicht passierbar? Wirst du bei deinem<br />
täglichen Einkauf müde und es gibt keine<br />
Sitzbank in der Nähe?<br />
Dann melde dich bei uns und nimm an unserer<br />
Geh-Ralley teil! Wir informieren dich bei einem Spaziergang<br />
im Bezirk Jakomini über die Gesundheit im<br />
Zusammenhang mit dem Gehen. Dabei hast du die<br />
Möglichkeit die Hindernisse, welche du im Alltag antriffst,<br />
aufzuzeigen. So hilfst du uns deine täglichen<br />
Wege einfacher zu gestalten.<br />
Wir freuen uns über deine<br />
Kontaktaufnahme unter<br />
Natascha Mauerhofer, MA<br />
0664 34 38 381<br />
mauerhofer@smz.at<br />
Hier nur ein kleiner<br />
Vorgeschmack:<br />
Steigerung der<br />
Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben<br />
positive Auswirkungen<br />
auf die physische &<br />
psychische Gesundheit<br />
Erhöhung der durchschnittlichen<br />
Lebenserwartung<br />
Verbesserung der<br />
Lebensqualität<br />
nachhaltig und<br />
klimaschonend<br />
EINE GEH-RALLEY<br />
IST EIN GEMEINSAMER<br />
SPAZIERGANG, BEI DEM<br />
DIE TEILNEHMER*INNEN<br />
POSITIVE UND NEGATIVE<br />
WAHRNEHMUNGEN ALS<br />
FUSSGÄNGER*INNEN<br />
AUFZEICHNEN.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
17
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Das Geschäft mit der Intoleranz und Allergie<br />
VON GUSTAV MITTELBACH<br />
18<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Was passiert, wenn Sie einen vegetarischen<br />
Döner oder einen Käferbohnensalat essen oder<br />
einen viertel Liter frisch gepressten Orangensaft<br />
oder Milch trinken?<br />
Wahrscheinlich gar nichts ... oder Sie bekommen<br />
Blähungen, leichte Bauchkrämpfe oder einmal dünnen<br />
Stuhl.<br />
Sind Sie deswegen schon krank oder müssen Sie<br />
zum Arzt?<br />
Meist reicht ein Gespräch mit den Küchenexpertinnen<br />
der alten Schule, Großmüttern z. B., die<br />
darüber noch selbstverständlich erzählen würden.<br />
Zwiebel, Bohnen und Co können eben bestimmte<br />
Folgen haben. Dieses Wissen scheint verlorengegangen<br />
zu sein. Eine ganze Industrie von „Beratungsexpert*innen”<br />
und selbst ernannten Diagnostiker*innen<br />
verunsichert viele Menschen im Internet.<br />
Und sie machen gute Geschäfte mit nutzlosen<br />
Untersuchungen und Ratschlägen. Ihre Hauptzielgruppe<br />
sind Gesunde, deren normale Reaktionen<br />
auf bestimmte Nahrungsmittel zunächst Sorgen<br />
machen und dann als Krankheiten umgedeutet<br />
werden!<br />
In der Folge geben immer mehr Menschen Geld<br />
für Spezial-Nahrungs(ergänzungs)mittel aus, weil<br />
sie glauben, dass Essen sie krank macht. Normale<br />
Verdauungsreaktionen, Blähungen, wechselnde<br />
Stuhlqualitäten, Müdigkeit werden nicht als Reaktionen<br />
auf ganz normale, aber schwer verdauliche<br />
Nahrungsmittel zurückgeführt, sondern zu „Krankheiten”<br />
umgedeutet. Dagegen werden als „Behandlung”<br />
teure Lebensmittel angeboten, die dann<br />
bestimmte Inhaltsstoffe nicht mehr enthalten (z. B.<br />
laktose- oder fruktose-frei). Nach einer Umfrage der<br />
Berliner Charité gaben 35 % der Befragten an, unter<br />
„allergischen” Symptomen aufgrund von Nahrungsmitteln<br />
zu leiden. Aber nur 3 % hatten tatsächlich<br />
eine Allergie. Eine Analyse von 50 europäischen<br />
Studien ergab ein ähnliches Bild: Während 17 % der<br />
Befragten berichteten, an nahrungsmittelbedingten<br />
Beschwerden zu leiden, konnte eine Allergie nur in<br />
1-3 % nachgewiesen werden.<br />
Die Unverträglichkeiten:<br />
Die häufigsten Probleme werden als Intoleranzen<br />
(Laktose) oder Malabsorptionen (Fruktose) bezeichnet.<br />
Diese Namen sind eigentlich schon irreführend,<br />
weil sie für die meisten Betroffenen einen<br />
Normalzustand beschreiben:<br />
Laktose/Milchzucker:<br />
Unser Körper ist vor allem in der Säuglingszeit mit<br />
dem Enzym Laktase gut in der Lage, Milchzucker<br />
zu verdauen. In Zeiten des enormen Wachstums am<br />
Beginn des Lebens ist das sinnvoll, im Erwachsenenalter<br />
entwicklungsmäßig aber nicht mehr nötig.<br />
Bei den meisten Erwachsenen ist daher eine Laktoseintoleranz<br />
bei Konsum zu großer Mengen Milch<br />
oder Milchprodukten normal!<br />
Zur <strong>Info</strong>: Käse, Joghurt, Buttermilch und Butter enthalten<br />
weniger Laktose als reine Milch! Laktose ist<br />
auch in Molke, Eis, Schokolade, Wurstprodukten,<br />
Brot, Süßigkeiten und Fertiggerichten enthalten.<br />
Fruktose/Fruchtzucker:<br />
Sie ist nicht nur in Obst und Gemüse, sondern auch<br />
in Säften, Bier, Honig und Süßigkeiten vorhanden.<br />
(Haushaltszucker besteht aus Traubenzucker und<br />
Fruktose und wird im Allgemeinen bei Fruktoseunverträglichkeit<br />
gut vertragen!) Fruktose wird auch<br />
zunehmend als billiger Süßstoff vielen Lebensmitteln<br />
und Fertiggerichten zugesetzt (siehe Artikel „Aufgeschnappt”).<br />
Smoothies sind gesund, aber überreich<br />
an Fruchtzucker. Ein Liter Orangensaft besteht aus<br />
dem Saft von mindestens 12-15 Orangen, die wir<br />
maximal in einer Woche essen könnten, trinken<br />
lässt sich diese Menge aber locker an einem Tag.<br />
Unser Körper ist in der Lage, 20g Fruktose pro<br />
Tag zu verdauen. Im Schnitt führen wir aber täglich<br />
80g Fruktose zu uns. Die nicht verdaute Fruktose<br />
führt durch Verarbeitung in Darmbakterien zu enormer<br />
Gasbildung und Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen,<br />
Durchfällen oder Verstopfung.<br />
Die angeborene Fruktose-Intoleranz ist eine sehr<br />
seltene Erkrankung, braucht lebenslange Vermeidung<br />
von Fruktose und ist hier nicht angesprochen.
GESCHÄFT MIT DER INTOLERANZ UND ALLERGIE<br />
Diagnostik:<br />
Natürlich ist eine ärztliche Beratung und Untersuchung<br />
bei starken und unklaren Beschwerden empfehlenswert.<br />
Hier kann ein spezieller diagnostischer<br />
Atemtest hilfreich sein, der eine vermehrte Wasserstoffkonzentration<br />
in der Ausatemluft misst.<br />
Aber Sie können auch einen Selbsttest versuchen<br />
und morgens auf nüchternen Magen ein Glas<br />
Fruchtsaft (bei vermuteter Milchzuckerunverträglichkeit<br />
1 Glas Milch) trinken und in der folgenden<br />
Stunde beobachten, ob bestimmte Bauchbeschwerden<br />
auftauchen und haben somit eine erste<br />
Selbstdiagnose!<br />
Fazit: Zu viel von gesundem Essen führt bei vielen<br />
Menschen zu vorübergehenden Beschwerden, die<br />
Konsequenz heißt nicht in erster Linie Diagnostik<br />
und Therapie, sondern Reduktion der Menge der<br />
entsprechenden Nahrungsmittel!<br />
Auch die sogenannte Histaminintoleranz ist einem<br />
Überfluss an hochwertigen Nahrungsmitteln zu<br />
verdanken: Wer zu viel an Käse, Würsten, (Rot-)<br />
Weinen, Prosecco, Schokolade, eingelegten Nahrungsmitteln<br />
etc. zu sich nimmt, kann mit entsprechenden<br />
Darm-Symptomen bis hin zu Herzrasen<br />
und Depressionen rechnen. Es gibt natürlich sinnvolle<br />
Tabellen, mit deren Hilfe man den Histamingehalt<br />
nachlesen kann. Außerdem gibt es auch eine<br />
medizinische Diagnostik und das fehlende Enzym<br />
DAO/Diaminoxidase als Nahrungsmittel-Ergänzung<br />
kann man (teuer) kaufen.<br />
Allerdings heißt die „Therapie” auch hier: Weniger<br />
davon essen!<br />
Glutenunverträglichkeit/Zöliakie ist eine spezielle<br />
Autoimmunerkrankung und kommt nur bei 0,5-1 %<br />
der Bevölkerung vor. Sie benötigt eine klare medizinische<br />
Diagnostik und lebenslange Therapie. Der<br />
derzeitige Hype um glutenfreie Ernährung ist eine<br />
Modeerscheinung und hat mit der Erkrankung weniger<br />
zu tun. Vielleicht ist er aber als gesunde Abwehrund<br />
Gegenreaktion gegen den bisherigen Kult um<br />
das Vollkorn (Dr. Bruker) zu verstehen, das natürlicherweise<br />
schwerer verdaulich ist.<br />
Echte Nahrungsmittel-Allergien (sie sind die<br />
seltenste Form aller Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten!)<br />
sind hingegen seltene überschießende<br />
starke Reaktionen gegen ganz kleine Mengen bestimmter<br />
Eiweißkörper (z. B. Nüsse oder Meeresfrüchte).<br />
Es werden Immunglobulin E (IgE) Antikörper<br />
gebildet, die zu starken Reaktionen wie Niesen,<br />
Juckreiz, Schwellungen, Atemnot, etc. führen können.<br />
Zur Erkennung gibt es klare Tests im Labor<br />
oder auf der Haut. Vor langdauernden aufwändiger<br />
Diäten sollten unbedingt kontrollierte Provokationstests<br />
durchgeführt werden.<br />
Teure Pseudo-Tests:<br />
Zur angeblichen Abklärung von Nahrungsmittel-Allergien<br />
werden teure Privat-Laboruntersuchungen<br />
vorgeschlagen:<br />
Die Immunglobulin G (IgG) Antikörper:<br />
das Geschäft mit der Angst<br />
Diese Immunglobuline machen 80 % aller Immunglobuline<br />
aus, schützen unseren Körper vor Viren<br />
und Bakterien und stellen auch ein normales Abbild<br />
aller Nahrungsmittel dar, die wir oft und gerne<br />
essen. Ein hoher IgG-Spiegel gegen ein Nahrungsmittel<br />
ist keine Unverträglichkeit, sondern nur normaler<br />
und gesunder Ausdruck unseres täglichen<br />
Speiseplans!<br />
Auch Ärzt*innen nützen die Verunsicherung der<br />
Menschen aus und machen mit ihren angeblichen<br />
Spezial-Labors und IgG Antikörperbestimmungen<br />
ein gutes Geschäft. Mit langen Listen angeblich<br />
unverträglicher Lebensmittel stellen sie völlig<br />
falsche Diagnosen. Dass viele Menschen in der<br />
Folge in langwierige und sinnlose Diäten gehetzt<br />
werden, ist ein großer, viel zu wenig thematisierter<br />
Skandal.<br />
Die einzig seriöse Allergiediagnostik besteht in dem<br />
Nachweis der hochspezifischen Immunglobulin<br />
E(IgE-)Antikörper. Dafür und für eine sinnvolle Beratung<br />
und Aufklärung sind seriöse und kritische<br />
Ärzt*innen nötig – eine Abklärung dieser echten Allergien<br />
erfolgt natürlich auf Krankenkassenkosten.<br />
Seriöse <strong>Info</strong>rmationen finden Sie<br />
auch unter:<br />
www.allergenvermeidung.org<br />
der Arbeitsgruppe Allergologie<br />
österreichischer Dermatolog*innen<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
19
STADTTEILARBEIT<br />
Appetit auf Veränderung<br />
VON DAVID STEINWENDER<br />
(FORUM URBANES GÄRTNERN, ARBEITSKREIS ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT GRAZ)<br />
Ich esse gerne, ich koche gerne und mir ist<br />
wichtig, dass ich weiß, woher meine Lebensmittel<br />
kommen. Beim Essen lasse ich mir Zeit<br />
und sitze dabei gerne gemeinsam mit Freunden<br />
zusammen, wann immer es möglich ist. Ich bevorzuge<br />
Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft<br />
und esse kaum tierische Produkte.<br />
Vermutlich sind meine Essensgewohnheiten<br />
nicht üblich.<br />
Jedoch habe ich es satt, Lebensmittel zu essen, die<br />
unter dem Einsatz von Giften gegen Insekten und<br />
Unkräutern, wie zum Beispiel Glyphosat, produziert<br />
werden. Ich bin auch kein Fan davon, Produkte von<br />
Tieren zu essen, die mit Antibiotika und anderen<br />
Medikamenten behandelt wurden. Das ist weder für<br />
Menschen noch für die Umwelt auf Dauer gut. Und<br />
mir schmecken die mehrfach verpackten Fertiggerichte<br />
nicht, weil mir die Würze zu künstlich ist.<br />
Die Entscheidung, was letztlich auf unseren Tellern<br />
landet, liegt bei uns als Konsument*innen. Auch<br />
entscheiden wir, was letztlich im Müll landet. Das ist<br />
so, als würde man Geld oder andere wertvolle Dinge<br />
wegschmeißen.<br />
Die Verantwortung für diese Fehlentwicklungen liegt<br />
aber nicht nur bei jenen, die Lebensmittel kaufen.<br />
Sie liegt sowohl bei den landwirtschaftlichen Betrieben,<br />
sowie vor allem auch bei den Supermarktketten<br />
und den großen Lebensmittelkonzernen, deren<br />
Markenprodukte wir regelmäßig kaufen. Nicht zu<br />
vergessen ist die öffentliche Hand, die entsprechende<br />
Gesetze erlässt und eine Art der Landwirtschaft<br />
fördert, die weder für Menschen noch für die Umwelt<br />
auf Dauer gut ist.<br />
Einkaufsmöglichkeiten es im Bezirk gibt und wo<br />
Menschen selbst Gemüse und Obst in der Stadt<br />
anbauen. Gemeinsam mit Euch beschäftigen wir<br />
uns im Rahmen von Workshops mit der Herkunft<br />
der Lebensmittel:<br />
• Was ist der Unterschied zwischen<br />
bio, fairtrade und regional?<br />
• Wie kann man verhindern, dass noch genießbare<br />
Lebensmittel im Müll landen?<br />
• Wie kann man mit einfachen Tipps Geld sparen<br />
und trotzdem nicht das billigste Lebensmittel<br />
kaufen?<br />
• Wie kann man die Qualität von Lebensmitteln<br />
erkennen?<br />
• Und welche Möglichkeiten gibt es zum Beispiel<br />
für mobilitätseingeschränkte Menschen,<br />
an gute und gesunde Lebensmittel aus der<br />
Umgebung von Graz zu kommen?<br />
Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit einer Ernährungsberaterin<br />
vom Grazer Gesundheitsamt ins Gespräch<br />
zu kommen oder im Rahmen einer Einzelberatung<br />
Tipps zur gesunden Ernährung zu erfahren.<br />
All das hat meinen Appetit auf Veränderung angeregt.<br />
Ich möchte als Konsument mitreden und mitbestimmen,<br />
woher meine Lebensmittel kommen<br />
und wie sie produziert werden. Und das tue ich nicht<br />
nur an der Supermarktkassa, sondern auch indem<br />
ich zum Beispiel Lebensmittel von einer Lebensmittelkooperative<br />
beziehe – bio und direkt von kleinen<br />
Landwirtschaftsbetrieben aus Graz Umgebung.<br />
Zusammen mit dem Stadtteilzentrum Jakomini veranstalten<br />
wir, der Arbeitskreis für Ernährungssouveränität<br />
Graz, eine Veranstaltungsreihe im März und<br />
April. Dabei möchten wir mit den Gästen dieser<br />
Veranstaltungen gemeinsam herausfinden, welche<br />
Hast auch Du Appetit auf Veränderung?<br />
Dann schau demnächst vorbei<br />
ins STZ Jakomini. Die Termine findest<br />
Du auf der Homepage unter:<br />
https://smz.at/termine.phtml<br />
Foto © David Steinwender<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
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STADTTEILARBEIT<br />
Gemeinsames Essen<br />
fördert die Gemeinschaft<br />
und besitzt einen hohen<br />
Stellenwert für sozialen<br />
Zusammenhalt und<br />
Kommunikation. Wir haben<br />
die Besucher*innen des<br />
gemeinsamen<br />
„Mittagstisch“ im<br />
Stadtteilzentrum befragt:<br />
„Warum ist EUCH der<br />
Mittagtisch so wichtig?“<br />
Warum gemeinsam essen so wichtig ist –<br />
Mittagstisch im Stadtteilzentrum Jakomini<br />
VON MARTINA FREI & NATASCHA MAUERHOFER<br />
Im Herbst 2<strong>01</strong>7 hat der „Mittagstisch“ den Sprung<br />
in die höchste Stufe einer möglichen Beteiligung von<br />
Menschen geschafft: die Selbstorganisation! Seither<br />
werden alle Tätigkeiten rund um die gemeinsame<br />
Mahlzeit unter den Besucher*innen aufgeteilt, die<br />
STZ-Mitarbeiter*innen unterstützen lediglich mehr in<br />
kleinen organisatorischen Fragen.<br />
Rund um den Mittagstisch haben sich für dieses<br />
Jahr einige zusätzliche Aktivitäten ergeben:<br />
• Kochworkshops in Kooperation mit dem Arbeitskreis<br />
Ernährungssouveränität im Rahmen<br />
des Projekts „Appetit auf Veränderung“ von<br />
März bis Mai 2<strong>01</strong>8. Themen der Workshops<br />
sind: Nahversorgung in Jakomini, Essen von<br />
nah und fern (inkl. einer Exkursion durch den<br />
Bezirk zum Bauernmarkt), Gesunde Mahlzeit<br />
(inkl. Ernährungsberatung), „Wo wächst die<br />
Schokolade?“ + Hochbeete Bau im Stadtteilzentrum<br />
Jakomini. In einem fünften Workshop<br />
(Juni 2<strong>01</strong>8) stellt Frau Brigitte Rühl-Preitler ihr<br />
Buch „Essen um zu leben – preiswert, einfach<br />
und nachhaltig kochen“ vor.<br />
• Koch- und <strong>Info</strong>-Workshop zum Thema „Vegan“<br />
(Juni 2<strong>01</strong>8)<br />
• Sammlung der Kochrezepte in einem Rezeptbuch,<br />
welches für Teilnehmer*innen und Besucher*innen<br />
des Zentrums einsehbar ist. Bei<br />
Interesse können Rezepte kopiert und zum Nachkochen<br />
mit nach Hause genommen werden.<br />
• Errichtung von zwei Hochbeeten im Vorgarten<br />
des Stadtteilzentrums Jakomini, um selbst Gemüse<br />
und Kräuter anzubauen und für den Mittagstisch<br />
verwenden zu können. Im Rahmen<br />
des vierten Kochworkshops am 11. April von<br />
13.30 bis 19.00 Uhr werden vor dem gemeinsamen<br />
Aufbau der Hochbeete eigene Schokopralinen<br />
hergestellt. Nach dem Hochbeetebau<br />
werden diese verkostet und genossen.<br />
• „Kochen wir etwas aus meinem Land“: eine interkulturelle<br />
Reise durch 15 Länder mit SOMM;<br />
jeden ersten Mittwoch im Monat<br />
• Wildkräuterwanderung mit Michael Flechl und<br />
anschließendes Kochen mit Bezirksvorsteher<br />
Klaus Strobl (Termin auf Anfrage)<br />
„Mittagstisch“<br />
– gemeinsam kochen und essen: jeden<br />
Mittwoch von 11.30 bis 14.00 Uhr im<br />
Stadtteilzentrum Jakomini,<br />
Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55,<br />
8<strong>01</strong>0 Graz, <strong>Info</strong>rmationen unter:<br />
0664 34 38 381<br />
22<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8
COMRADE CONRADE!<br />
Die Conrad-von-Hötzendorf-<br />
Straße erarbeiten<br />
VON NICOLE PRUCKERMAYR<br />
„Comrade Conrade. Demokratie und Frieden auf<br />
der Straße!“ Das interdisziplinäre Kunst-, Forschungs-<br />
und Friedensprojekt mit dem Fokus<br />
auf der Conrad-von-Hötzendorf-Straße kann<br />
bereits auf einige Veranstaltungen zurückblicken.<br />
Im gesamten Gedenkjahr 2<strong>01</strong>8 (100 Jahre Ende<br />
des Ersten Weltkriegs und Ausrufung der Ersten<br />
Republik, 100. Jahrestag allgemeines Wahlrecht für<br />
Männer und Frauen, 80. Jahrestag Anschluss Österreich<br />
an das Dritte Reich, 70 Jahre Menschenrechte)<br />
gibt es in regelmäßigen Abständen informative<br />
Rundgänge, <strong>Info</strong>rmations- und Diskussionsveranstaltungen<br />
sowie Kunstprojekte. An diesen kann<br />
man sich aktiv beteiligen oder einfach nur zuhören.<br />
Innerhalb der ersten öffentlichen Veranstaltung im<br />
Dezember gab es die Möglichkeit, sich in der Akademie<br />
Graz (http://www.akademie-graz.at) mittels<br />
eines großen Tisches, der den Plan der Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />
zeigte, über öffentliche<br />
Grünräume, Freiflächen, aber auch ökologisch kontaminierte<br />
Orte auszutauschen und Ideen zu sammeln,<br />
was wünschenswert für die Straße ist.<br />
Dies bleibt nicht die einzige solcher Diskussionsveranstaltungen.<br />
So wird es ab Mitte April noch weitere<br />
öffentliche Austauschrunden geben, um ins Gespräch<br />
zu kommen und gemeinsam Lösungen zu<br />
finden.<br />
Vorbereitend für den ersten Austausch haben sich<br />
zahlreiche Personen des zivilgesellschaftlichen<br />
Lebens, Institute, Künstler*innen und Vereine getroffen,<br />
um Strategien für Friedensarbeit und konstruktive<br />
Konfliktbewältigung für ein friedliches Miteinander<br />
zu entwickeln.<br />
Auch der erste von mehreren Demokratie-Rundgängen<br />
konnte im Dezember starten. Die Soziologin Elli<br />
Scambor vom Institut für Männer- und Geschlechterforschung<br />
entwickelte einen Rundgang zu Konzepten<br />
von Männlichkeit innerhalb der Straße. Veranstaltet<br />
hat diesen Rundgang das Frauenservice<br />
Graz. Ende Jänner konnte ein weiterer Rundgang<br />
zu den „Stolpersteinen“ im Bezirk Jakomini anlässlich<br />
des „Internationalen Tag des Gedenkens an die<br />
Opfer des Holocaust“ vom Verein für Gedenkkultur<br />
in Graz stattfinden. Am 11. März fand außerdem<br />
der Rundgang vom Verein Clio zum Thema: „Graz<br />
1938: Propaganda und Inszenierung” statt.<br />
Eine Lehrveranstaltung vom Institut für Kulturanthropologie,<br />
geleitet von Nicole Pruckermayr, zeigte bis<br />
Anfang März im <strong>SMZ</strong>/STZ Jakomini auch Stadtkarten,<br />
welche von den Studierenden erstellt wurden,<br />
die sich mit sichtbaren und unsichtbaren Zeichen<br />
von Geschlechtern in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />
beschäftigt haben.<br />
Eines der Kunstprojekte im Öffentlichen Raum, die<br />
im Rahmen des Gesamtprojektes umgesetzt werden,<br />
ist Resonanzraum von Reni Hofmüller – ein<br />
Projekt zur Gestaltung eines Straßengartens mit<br />
Pflanzen zur Verbesserung des Klimas, der Bodenentgiftung<br />
und Klangerzeugung. Projektvorstellung<br />
am 21. April von 14.00 bis 16.00 Uhr im Stadtteilzentrum<br />
Jakomini.<br />
Weitere Rundgänge und<br />
Veranstaltungen des Projekts<br />
„Comrade Conrade” sind auf<br />
folgender Homepage zu finden:<br />
http://comradeconrade.mur.at/<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
23
STADTTEILARBEIT<br />
Gesundheitsplattform<br />
„Gesunder Stadtteil Schönau“<br />
VON NATASCHA MAUERHOFER & MARTINA FREI<br />
2<strong>01</strong>3 organisierte das <strong>SMZ</strong> eine Gesundheitskonferenz<br />
in Jakomini, in der gemeinsam mit<br />
zahlreichen Bewohner*innen, sowie stadtteilrelevanten<br />
Organisationen und Akteur*innen,<br />
Ressourcen und Probleme im Stadtteil Schönau<br />
erhoben wurden. Daraus entstanden einige<br />
Initiativen, z. B. startete die Bürger*inneninitiative<br />
für mehr Grünraum in Jakomini einen<br />
Internet-Auftritt, die Kronen Apothke diente als<br />
<strong>Info</strong>-Drehscheibe für die Gesundheitsförderungsangebote<br />
im Bezirk Jakomini und eine Hausverwalter*innenplattform<br />
Jakomini zur Weitergabe<br />
von Know-how wurde einberufen.<br />
TISCH 2<br />
Zielgruppen für<br />
Gesundheitsförderung<br />
und gesundheits<br />
fördernde<br />
Angebote<br />
Die neue<br />
Ballsporthalle in der<br />
Hüttenbrennergasse<br />
bietet das Potenzial<br />
viele Möglichkeiten<br />
innerhalb der Sportund<br />
Freizeitgestaltung<br />
zu schaffen.<br />
Bestehende<br />
Angebote<br />
umfassen Beratung,<br />
Freizeit- und weitere<br />
Aktivitäten für<br />
Kinder, Jugendliche<br />
und Erwachsene.<br />
Vier Jahre später wollten wir wissen: „Was hat sich<br />
seither verändert? Was ist gleichgeblieben?“. Unter<br />
dem Titel „Gesunder Stadtteil Schönau“, fand im Oktober<br />
2<strong>01</strong>7 ein erneuter Zusammenschluss von „alten“<br />
und „neuen“ Beteiligten in der VS Schönau statt.<br />
Um das Schönauviertel aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />
zu betrachten, verteilten sich die rund 25<br />
Teilnehmer*innen auf vier Thementische. Nach 30<br />
Minuten wechselten die Personen auf einen anderen<br />
Tisch, um auch dort ihre Ideen, Wünsche und<br />
Anmerkungen zu besprechen. Am Ende wurden die<br />
Ergebnisse der Tische präsentiert<br />
und in der Großgruppe diskutiert.<br />
TISCH 1<br />
Veränderungen und<br />
soziale Brennpunkte<br />
im Schönauviertel<br />
Die Aufenthaltsqualität<br />
kann durch<br />
Bänke, Tische,<br />
kleine Grünflächen<br />
oder ein Tagescafé<br />
gesteigert<br />
werden.<br />
Das<br />
Schönauviertel<br />
besitzt<br />
Lebensqualität<br />
und<br />
Grünraum.<br />
24<br />
Wünschenswert<br />
sind mehr<br />
Fachärzt*innen,<br />
Tagescafés, konsumfreie<br />
Räumlichkeiten,<br />
Outdoorsportflächen<br />
und ein<br />
Bauernmarkt.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Diskussion des<br />
besonderen Nutzens<br />
von gesundheitsfördernden<br />
Angeboten für Menschen<br />
mit Flucht- oder Migrationshintergrund,<br />
(inmobile)<br />
Senior*innen, Substitutionspatient*innen,<br />
Obdachlose<br />
und Erwachse und<br />
Jugendliche mit<br />
geringem<br />
Einkommen
GESUNDHEITSPLATTFORM<br />
Probleme:<br />
Fehlende soziale<br />
Betreuung und Begleitung<br />
von älteren Menschen,<br />
fehlende Sportmöglichkeiten<br />
im Winter, mehrere nachbarschaftliche<br />
Konflikte,<br />
z. B. durch engen<br />
Wohnraum, Müll<br />
und Lärm.<br />
TISCH 3<br />
Möglichkeiten und<br />
Probleme der<br />
Schönauviertelbewohner*innen<br />
Murkraftwerk<br />
Nachbepflanzung<br />
Baumbestand,<br />
öffentlicher<br />
Charakter<br />
Verkehr,<br />
Lärm, Feinstaub<br />
Diskurs führen,<br />
öffentliche<br />
Verkehrsmittel,<br />
überregionale<br />
Verkehrsplanung<br />
Nutzung der<br />
Ballsporthalle<br />
günstiger/<br />
kostenlos für<br />
Anrainer*innen<br />
Nachbesetzung<br />
Ärzt*innenkassenstellen<br />
Möglichkeiten:<br />
Viele unterschiedliche<br />
Angebote, Aktivitäten<br />
und Institutionen für die<br />
Bewohner*innen wie z.B.<br />
Jugendzentrum, Frauenhaus,<br />
Schlupfhaus, Jugendamt,<br />
Sozialraumträger*innen,<br />
Polizei, Stadtteilzentrum<br />
Jakomini, ...<br />
Grünflächen,<br />
Büsche, Bäume,<br />
Schattenspender<br />
Öffentlich<br />
zugängliche<br />
Angebote<br />
Gärten, Kunst- und<br />
Kultur, Plattformen<br />
zur Verbesserung der<br />
Lebensräume<br />
TISCH 4<br />
Offene Themen:<br />
Diskutiert wird über<br />
das, was die<br />
Teilnehmer*innen<br />
für das Viertel<br />
wichtig finden.<br />
Das Thema „Sport- und Freizeitgestaltung“ der Bewohner*innen<br />
des Schönauviertels kam im Zuge der<br />
Präsentationen und Diskussionen stark hervor: „Welche<br />
Aufenthaltsorte gibt es im Schönauviertel? Wo<br />
können unterschiedliche Bewohner*innengruppen<br />
ihre Freizeit verbringen? Welche Ressourcen sind<br />
vorhanden und welche sollten ausgebaut werden?“<br />
Um diese Aspekte weiter zu erfassen und konkrete<br />
Maßnahmen zu planen, traf sich die Gesundheitsplattform<br />
einen Monat später erneut.<br />
Gemeinsam wurden Orte erfasst, die Möglichkeiten<br />
für Sport- und Freizeitangebote bieten.<br />
Mit dem Tupay Park, dem Sportplatz hinter<br />
der VS Schönau, dem zukünftigen Bezirkssportplatz<br />
Hüttenbrennergasse und den<br />
Sportflächen, die bei der Kirchner Kaserne<br />
geöffnet werden könnten, bieten sich zahlreiche<br />
Möglichkeiten an. Die Frage, welche<br />
Sport- und Freizeitangebote denn auch für<br />
Bewohner*innengruppen interessant wären, die sonst<br />
schwierig erreicht werden (z. B. Mädchen, Senior*innen,<br />
…), konnte niemand so einfach beantworten.<br />
Ein weiterer wichtiger Besprechungspunkt waren nicht<br />
nur die Outdoor-Sport- und Freizeitflächen, sondern<br />
auch eine potenzielle Nutzung der Ballsporthalle für<br />
Angebote für Bewohner*innen, welche die ein oder<br />
andere stadtteilrelevante Organisation betreuen könnte<br />
(z. B. Fußballgruppe für Kinder im Winter).<br />
Eine konkrete Maßnahme, die sich aus der Gesundheitsplattform<br />
ergeben hat, wäre daher die Durchführung<br />
einer Bedarfserhebung, welche Sport- und<br />
Freizeitangebote den Wünschen der Bewohner*innen<br />
entsprechen würden. Interessant wäre eine solche<br />
Erhebung nicht nur für Outdoor-Sportanlagen,<br />
sondern auch für die Ballsporthalle Hüttenbrennergasse,<br />
die im Herbst 2<strong>01</strong>8 eröffnet werden soll. Bedarfsorientierte<br />
Angebote könnten einen Türöffner<br />
zu Bewohner*innen darstellen.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
25
STADTTEILARBEIT<br />
Neuigkeiten von „Jacky_cool_check“<br />
VON INGRID KALTENEGGER<br />
26<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Im Rahmen der <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong>rmationsveranstaltung<br />
„Der Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit<br />
– unter dem besonderen Fokus auf Hitze(inseln)“<br />
wurde im Oktober 2<strong>01</strong>6 u. a. das Projekt<br />
Jacky_cool_check vorgestellt (siehe <strong>SMZ</strong> <strong>Info</strong>–<br />
Artikel Winter 2<strong>01</strong>6).<br />
Der Name des Projekts leitet sich ab aus:<br />
Jacky= Jakomini, cool= kühlen, check= Test<br />
Dabei handelt es sich um ein Projekt, das untersucht,<br />
wie sich Hitzeinseln durch bauliche und grünräumliche<br />
Maßnahmen reduzieren lassen. Im Rahmen<br />
des Projekts werden einerseits robuste Daten<br />
zur „Hitzeinsel“ über Jakomini gesammelt, sowie<br />
realistische Anwendungsmöglichkeiten von Maßnahmen<br />
erhoben.<br />
Was bedeutet „Hitzeinsel“?<br />
Hitze hat besonders in urbanen Räumen ein besonderes<br />
Gefährdungspotenzial. Gerade im städtischen<br />
Gebiet bilden sich vermehrt sogenannte<br />
„Hitzeinseln“, in denen die Durchschnittstemperatur<br />
höher als in der Umgebung ist. Ursache solcher<br />
„Hitzeinseln“ sind der hohe Anteil an versiegelten<br />
Oberflächen, der die Verdunstung reduziert und<br />
gleichzeitig viel Wärme speichert, fehlende Grünflächen,<br />
die eine effektive Kühlung der Umgebung verhindern<br />
sowie die geringere Zufuhr von kühler Luft<br />
aus dem Umland.<br />
Anfang 2<strong>01</strong>8 ging das Projekt Jacky_cool_check in<br />
die Endrunde. Wir haben die Leiterin des Projekts,<br />
Mag. Dr. Ingrid Kaltenegger vom Zentrum für Klima,<br />
Energie und Gesellschaft am JOANNEUM RE-<br />
SEARCH, gebeten, über Neuigkeiten zu berichten.<br />
Es gab viel zu tun …<br />
Mehr als ein Jahr lang wurden Berechnungen angestellt<br />
und viele intensive Gespräche mit Bewohner*innen,<br />
Initiativen und Vereinen sowie Gewerbetreibenden,<br />
größeren Betrieben und Institutionen in<br />
Jakomini darüber geführt, wie man die sogenannten<br />
Hitzeinseln im Bezirk wirksam reduzieren kann.<br />
Gleichzeitig mit der Sammlung von Ideen für mögliche<br />
Maßnahmen und deren Umsetzung wurden<br />
von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik<br />
(ZAMG) verschiedene Szenarien modelliert.<br />
Diese zeigen, wie sich die Umsetzung von<br />
unterschiedlichen Maßnahmen in der Reduktion der<br />
Sommertage (mit einer Tageshöchsttemperatur von<br />
25,0 °C oder mehr) und Hitzetage (mit einer Tageshöchsttemperatur<br />
von 30,0 °C oder mehr) niederschlagen<br />
würde.<br />
Dabei wurden unter anderem Szenarien für sehr<br />
drastische städtebauliche Eingriffe modelliert, um<br />
zu sehen, auf welche Maßnahmen das Stadtklima<br />
von Jakomini am stärksten reagiert. Deckt man zum<br />
Beispiel alle Dächer mit einem Material, das 70 %<br />
der Sonnenstrahlung reflektiert, sinkt in Jakomini<br />
die durchschnittliche Zahl der Sommertage um fünf<br />
bis zehn Tage. Einen ähnlichen Effekt würde auch<br />
die Begrünung der gesamten vorhandenen Dachflächen<br />
bewirken. Für den Fall, dass jede/r Bewohner*in<br />
von Jakomini einen Baum pflanzen würde,<br />
würde dies ebenfalls zu einer Abnahme der Sommer-<br />
und Hitzetage führen, besonders dann, wenn<br />
die Bäume entlang der Straßen gepflanzt würden.<br />
Wenn man diese mehr als 30.000 Bäume konzentriert<br />
als Parks oder größere Grün- und Erholungsflächen<br />
pflanzt, verdünnt sich der Abkühleffekt jedoch<br />
wieder.<br />
Derart weitreichende Maßnahmen wie die Begrünung<br />
aller Dachflächen oder die Pflanzung von mehr<br />
als 30.000 Bäumen sind in der Realität zumeist<br />
nicht umsetzbar. So sind beispielsweise in Jakomini<br />
baulich bedingt überhaupt nur 11 % der Dachflächen<br />
begrünbar.<br />
In der Praxis geht es<br />
daher um eine optimale<br />
Kombination einzelner<br />
Maßnahmen, wie zum<br />
Beispiel der Begrünung<br />
einer Fassade zusammen<br />
mit einer Änderung<br />
der Dachfarbe und der<br />
Erhaltung vorhandener<br />
Grünflächen!
JACKY-COOL-CHECK<br />
GANZ WESENTLICH FÜR DIE UMSETZUNG IST ES, DIE MENSCHEN<br />
MIT EINZUBEZIEHEN, DIE IM BEZIRK LEBEN UND ARBEITEN.<br />
Die Berechnungen der ZAMG zeigen dabei, welche<br />
der Maßnahmen und deren Kombinationen im<br />
kleinräumigen Klima einer Stadt oder eines Bezirkes<br />
am besten wirken.<br />
Ganz wesentlich für die Umsetzung ist es, die Menschen<br />
mit einzubeziehen, die im Bezirk leben und<br />
arbeiten. Wenn diese über Möglichkeiten Bescheid<br />
wissen, wie sie selbst einen Beitrag zur Reduktion<br />
von Hitzeinseln in ihrer Umgebung leisten können,<br />
sind sie meist sehr gerne bereit, dies auch zu tun.<br />
Viele Ideen für mögliche Maßnahmen wurden in<br />
den Gesprächen und Workshops, die über die<br />
gesamte Projektlaufzeit immer wieder mit den Bewohner*innen<br />
und den Betrieben im Bezirk geführt<br />
wurden, genannt und in einem abschließenden<br />
Workshop am 14.3. gemeinsam mit dem Bezirksrat,<br />
interessierten Bewohner*innen, Unternehmen<br />
und Institutionen weiter ausgearbeitet. Eingeladen<br />
waren auch Vertreter*innen der Stadtplanung und<br />
anderer Ämter der Stadt Graz, um Wege zu finden,<br />
die vielversprechendsten Maßnahmen dann in weiterer<br />
Folge auch umzusetzen.<br />
Hervorzuheben sind in jedem Fall das große<br />
Interesse und die Unterstützung verschiedener<br />
Abteilungen der Stadt Graz, allen voran das<br />
Stadtplanungsamt, aber auch das Umweltamt<br />
und die Abteilung für Grünraum und Wasser,<br />
sowie natürlich die Bezirksvertretung Jakomini,<br />
die ebenfalls voll und ganz hinter dem Projekt<br />
steht.<br />
Bei Pflanzung von 30.000 Bäumen im Bezirk.<br />
(Quelle: ZAMG) entlang von Straßen<br />
entlang von Straßen<br />
als Parks, Erholungsflächen, andere Grünflächen<br />
als Parks, Erholungsflächen, andere Grünflächen<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
27
STADTTEILARBEIT<br />
Bewohner*innenbefragung am Grünanger<br />
VON NATASCHA MAUERHOFER & MARTINA FREI<br />
Im Sommer 2<strong>01</strong>7 starteten wir eine fortlaufende Bewohner*innenbefragung<br />
am Grünanger. Ziel dieser<br />
Befragung war es, neben unserer offenen Quartiersarbeit<br />
kontinuierlich mehr über Wünsche und Bedürfnisse<br />
bisher unbekannter Bewohner*innen zu<br />
erfahren, um unsere Arbeit im Gebiet bedarfsorientiert<br />
auszurichten. Mit dem Fragebogen, den wir bei<br />
Haustürgesprächen, Veranstaltungen und einem <strong>Info</strong>stand<br />
bei der Apotheke am Grünanger gemeinsam<br />
mit Bewohner*innen ausfüllten, erhoben wir z. B.:<br />
Lebensumstände, Meinungen zum Wohnumfeld,<br />
soziale Beziehungen, aber auch Wissen über die<br />
Angebote des <strong>SMZ</strong> am Grünanger. So hatten wir<br />
eine ideale Gelegenheit, unsere Arbeit bei zahlreichen<br />
Personen vorzustellen.<br />
Bisher konnten wir 56 unterschiedliche Menschen<br />
detailliert befragen und die gesammelten<br />
Ergebnisse für einen Zwischenbericht auswerten.<br />
Die Ergebnisse:<br />
Durchschnittlich wohnen die befragten Personen 16<br />
Jahre am Grünanger. Die längste Wohndauer beträgt<br />
60 Jahre. Fast alle Bewohner*innen leben sehr<br />
gerne am Grünanger und möchten auch in Zukunft<br />
nicht wegziehen. Gut zwei Drittel haben sehr gute<br />
bzw. gute Kontakte zu ihren Nachbar*innen. Die<br />
Bewohner*innen am Grünanger mögen die Natur,<br />
Grünflächen und Parks und die ruhige Atmosphäre.<br />
Zusätzlich schätzen die befragten Personen ihre<br />
Mitmenschen am Grünanger, die kinderfreundliche<br />
Gegend, die Sportmöglichkeiten und die Spazierund<br />
Radwege. Weniger gut finden die Bewohner*innen<br />
Lärm, Müll, fehlende Spiel- und Sportflächen<br />
und die aktuellen Baustellen am Grünanger.<br />
Die Gespräche stellten sich als sehr niederschwelliger<br />
Zugang zu den Menschen heraus: Bei Fragen<br />
wie „Wo bekomme ich Unterstützung, wenn ich meine<br />
Miete nicht mehr bezahlen kann?“, „Ich benötige<br />
einen orthopädischen Heilbehelf und weiß nicht wo<br />
ich diesen herbekommen soll?“ oder „Mein Vater ist<br />
pflegebedürftig, mir wächst alles über den Kopf, was<br />
soll ich nur tun?“ konnten wir im Zuge der Befragungen<br />
auch zahlreiche Beratungen durchführen und bei<br />
Bedarf konkrete Hilfestellungen einleiten.<br />
DIE BEFRAGTEN<br />
PERSONEN SCHÄTZEN IHRE<br />
MITMENSCHEN AM GRÜN-<br />
ANGER, DIE KINDERFREUND-<br />
LICHE GEGEND, DIE SPORT-<br />
MÖGLICHKEITEN UND DIE<br />
SPAZIER- & RADWEGE.<br />
28<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Mehr als die Hälfte der befragten Personen hat<br />
bereits von den Angeboten des <strong>SMZ</strong> gehört. Besonders<br />
beliebt sind: das Sommerprogramm, der<br />
Brunch, die Musikabende, aber auch die offene<br />
Ansprechstunde im Nachbarschaftszentrum am<br />
Grünanger. Zu Ideen und Wünschen, die Bewohner*innen<br />
für den Grünanger haben, zählen Gemeinschaftsaktivitäten<br />
wie z. B. Grillen, Ausflüge<br />
und unterschiedliche Sportmöglichkeiten. Die befragten<br />
Senior*innen wünschen sich zusätzlich<br />
eine Nachbarschaftshilfe, welche bei Einkäufen<br />
und Postwegen behilflich ist.
JACKY-COOL-CHECK BANDCAFÉ<br />
Mit Musik sozialen Zusammenhalt fördern:<br />
BandCafé<br />
Romi:<br />
„Musik hat mir sehr geholfen,<br />
physisch als auch psychisch,<br />
mit mir ins Reine zu kommen,<br />
meine Verluste und Ängste<br />
zu verarbeiten.“<br />
VON LISA STROZER, MARTINA FREI & ROLI WESP<br />
BANDCAFÉ:<br />
Jeden Mittwoch, 17.00 bis 20.00 Uhr<br />
im Stadtteilzentrum Jakomini<br />
BandCafe-STUDIO:<br />
jeden Samstag, 13.00 bis 18.00 Uhr<br />
Viele Instrumente zum Ausprobieren<br />
vorhanden!<br />
<strong>Info</strong>s unter 0699 18 08 43 75<br />
Jeden Mittwoch treffen sich im Stadtteilzentrum<br />
Musikinteressierte, um Bass, Gitarre, Keyboard<br />
oder Schlagzeug zu spielen und auszuprobieren<br />
oder auch um zu singen. Wer möchte, kann auch<br />
einfach zuhören. Für viele Besucher*innen ist der<br />
Mittwoch zu einem wichtigen Fixpunkt geworden.<br />
Um der Gruppe einen Anstoß zum Üben zu geben<br />
und neue interessierte Menschen für das Projekt zu<br />
begeistern, finden mehrere Themenabende statt:<br />
16. Mai: Von ABBA bis Zappa; 13. Juni: Eigenkompositionen;<br />
9. September: Deutschsprachige<br />
Songs; 24. Oktober: Freestyle.<br />
Wir haben unsere Besucher*innen<br />
gefragt, was das BandCafé für sie<br />
bedeutet:<br />
Thorsten:<br />
„Das BandCafé hat mich zur Musik<br />
gebracht. Die strukturierte Arbeit im<br />
BandCafé-Studio fördert meine musikalischen<br />
Fähigkeiten. Ich kann sagen,<br />
dass sich meine Allgemeinbefindlichkeit<br />
schon jetzt erheblich<br />
verbessert hat.“<br />
Michi:<br />
„Das BandCafé hat sich seit ich dabei<br />
bin enorm weiterentwickelt. Aus 2-3<br />
Gästen sind schon über 10 geworden.<br />
Für mich hat sich hier ein neuer<br />
Freundeskreis erschlossen, der<br />
mir auch in dunklen Stunden<br />
Halt gibt.“<br />
Gabi:<br />
„Jeder ist willkommen<br />
und kann sich einbringen.<br />
Freude, Spaß und Harmonie<br />
für alle. Mir tut‘s<br />
einfach gut.<br />
Mit dem „BandCafé-Studio“ haben die Teilnehmer*innen<br />
des BandCafé mittlerweile auch ein eigenes<br />
Folgeprojekt gestartet, das Musiker Harald Lewitsch<br />
betreut. Ziel ist es, eine eigene CD mit Eigenkompositionen<br />
aufzunehmen.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
29
STADTTEILARBEIT<br />
Vorgartenspaziergang mit Gertraud Prügger<br />
und die Idee, eine Straße wieder bunter und grüner werden zu lassen<br />
VON MARTINA FREI<br />
30<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Im Zuge unserer Stadtteilarbeit im Bezirk Jakomini<br />
haben wir im Sommer 2<strong>01</strong>7 unter der<br />
Leitung von Gertraud Prügger, der ehemaligen<br />
Geschäftsführerin des Naturschutzbundes<br />
Steiermark, einen wunderschönen Vorgartenspaziergang<br />
mit zahlreichen Bewohner*innen<br />
unternommen.<br />
Die Vorgarten-Kultur entwickelte sich mit der Stadterweiterung<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts und bildet<br />
seither ein wichtiges Merkmal im Stadtbild der<br />
Grazer Gründerzeitviertel St. Leonhard, Geidorf<br />
und Jakomini. Mit Blumen und Stauden bepflanzte<br />
Grünflächen, die häufig mit kunstvollen schmiedeeisernen<br />
Zäunen umrahmt waren, bildeten den<br />
Übergang zwischen Straße und Haus. Die kleinen<br />
Vorgärten stell(t)en eine Visitenkarte der Hausbesitzer*innen<br />
dar.<br />
Eine beeindruckende Dokumentation<br />
Der Naturschutzbund hat in den Jahren 1998-2003<br />
im Auftrag der Grazer Stadtplanung die Vorgärten<br />
der Grazer Gründerzeitviertel erhoben. Über 800<br />
Vorgärten finden sich in dieser einzigartigen Dokumentation,<br />
die in der Grazer Stadtplanung aufliegt.<br />
Darunter auch der Zustand „unseres“ Vorgartens in<br />
der Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55, als noch ein<br />
Restaurant in den Räumlichkeiten beheimatet war.<br />
Ziel unseres Spaziergangs waren die Vorgärten rund<br />
um das Stadtteilzentrum Jakomini, entlang des Jakomini-<br />
und Schönaugürtels. Auf den ersten Blick<br />
scheint dieser Straßenzug eher wenige prächtige<br />
Vorgärten zu bieten, Frau Prügger hatte jedoch einige<br />
„Zuckerl“ für uns vorbereitet: Darunter fanden<br />
sich zum Beispiel die blühenden Rosen vor der Pfarre<br />
St. Josef oder ein liebevoll gestalteter Innenhof in<br />
einem Mehrfamilienhaus.<br />
Neben historischen Fakten wurde auch auf die<br />
Wichtigkeit der kleinen grünen Naturflächen für das<br />
Mikroklima, die Artenvielfalt und den Beitrag auf das<br />
psychische Wohlbefinden der Menschen aufmerksam<br />
gemacht.<br />
Vorgärten mit „Nachholbedarf“<br />
Durch die zahlreichen schönen Vorgärten wurde unser<br />
Blick aber auch für weniger Schönes geschult:<br />
So entdeckten wir auf unserem Spaziergang rund<br />
um das Stadtteilzentrum Jakomini leider auch einige<br />
Vorgärten, die zwar einen gepflegten Rasen haben,<br />
aber nicht bepflanzt sind, ungepflegt sind oder sogar<br />
versiegelt wurden.<br />
Eine Bewohnerin sagte: „Ich wünschte, unser Vorgarten<br />
wäre auch so hübsch bepflanzt“. Und so<br />
schnell wurde in der Gruppe eine Idee geboren, in<br />
der man sich fragte „Warum organisiert man das<br />
dann nicht?“<br />
Die Idee, Vorgärten umzugestalten, ist geboren.<br />
In der Bepflanzung oder gar Entsiegelung von Vorgärten<br />
sehen wir zahlreiche Chancen für deren Umfeld,<br />
z. B.:<br />
• Begrünung ungenutzter Flächen<br />
• Verbesserung des Kleinklimas / Verbesserung<br />
des städtischen Mikroklimas<br />
• Beitrag zu Artenvielfalt<br />
• Steigerung von Erholung und Lebensqualität<br />
• Förderung des seelischen Wohlbefindens der<br />
Bewohner*innen<br />
• nachhaltige Stadtentwicklung<br />
• Möglichkeit, Umgebung zu verschönern<br />
• Bereicherung für die Nachbarschaft und die<br />
persönliche Kreativität<br />
Nach dem gemeinsamen Spaziergang organisierten<br />
wir mehrere Treffen mit „Vorgarten-Engagierten“ im<br />
STZ Jakomini, bestehend aus Vertreter*innen des<br />
Bezirksrat Jakomini, STZ-Mitarbeiter*innen, Gertraud<br />
Prügger und Bewohner*innen. STZ-Praktikant<br />
Dominik Fruhwirt startete eine detaillierte Erhebung<br />
aller Vorgärten am Jakomini- und Schönaugürtel,<br />
aus der sofort ersichtlich wurde, welche Vorgärten<br />
Umgestaltungsbedarf haben.<br />
Die ersten Kontaktaufnahmen zu Hauseigentümer*innen<br />
und Hausbewohner*innen zeigten<br />
schnell: Das Interesse ist da!
VORGARTENSPAZIERGANG<br />
JACKY-COOL-CHECK<br />
DER NATURSCHUTZBUND<br />
HAT IN DEN JAHREN<br />
1998-2003 IM AUFTRAG<br />
DER GRAZER STADTPLANUNG<br />
DIE VORGÄRTEN DER GRAZER<br />
GRÜNDERZEITVIERTEL<br />
ERHOBEN. ÜBER 800<br />
VORGÄRTEN FINDEN SICH IN<br />
DIESER EINZIGARTIGEN<br />
DOKUMENTATION, DIE IN DER<br />
GRAZER STADTPLANUNG<br />
AUFLIEGT.<br />
Förderung bei der Stadt Graz<br />
Nachdem in den letzten Jahrzehnten leider immer<br />
wieder Vorgärten versiegelt und (unberechtigt) als<br />
Parkplätze genutzt wurden, versucht die Stadt Graz<br />
durch eine Förderung zu Teil- und Entsiegelungen<br />
zu motivieren. Einzige Voraussetzung: Der Vorgarten<br />
muss in der Altstadtschutzzone liegen. Pro<br />
Quadratmeter werden 100 Euro gefördert. Für <strong>Info</strong>rmationen<br />
zu dieser Förderung und Ratschlägen<br />
zur Rückführung stehen die Stadtbaudirektion, die<br />
Abteilung für Grünraum und Gewässer, das Stadtplanungsamt<br />
sowie der Naturschutzbund Steiermark<br />
zur Verfügung.<br />
Quelle: Stadt Graz – Abteilung für Grünraum und<br />
Gewässer unter Mitarbeit des Naturschutzbundes<br />
Steiermark, 2<strong>01</strong>5<br />
Gemeinsam mit Bewohner*innen<br />
und Gertraud Prügger wollen wir am<br />
Mittwoch, den 16. Mai 2<strong>01</strong>8,<br />
Vorgärten und Innenhöfe im<br />
Schönauviertel erkunden.<br />
Treffpunkt 16.00 Uhr<br />
Stadtteilzentrum Jakomini,<br />
Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55,<br />
8<strong>01</strong>0 Graz;<br />
<strong>Info</strong>rmationen unter<br />
0699 18 08 43 75<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
31
STADTTEILARBEIT<br />
Neues aus den Gemeinschaftsgärten<br />
VON MARTINA FREI & NATASCHA MAUERHOFER<br />
2<strong>01</strong>0 hat das <strong>SMZ</strong> mit dem „Garten für Alle“ am<br />
Grünanger sein erstes Gemeinschaftsgartenprojekt<br />
umgesetzt. Ursprünglich eher als reiner Treffpunkt<br />
für Projekte gehalten, ist dieser Garten seit einer<br />
Umgestaltung 2<strong>01</strong>5 (siehe <strong>SMZ</strong> <strong>Info</strong> September<br />
2<strong>01</strong>6) nicht nur an einer anderen Fläche zu finden,<br />
sondern auch völlig offen gestaltet. So ist unser Gemeinschaftsgarten,<br />
auch außerhalb unserer Projekte,<br />
ein beliebter Aufenthaltsort für Bewohner*innen<br />
des Grünangers geworden. 2<strong>01</strong>4 bekamen<br />
wir außerdem die Möglichkeit geboten, eine große<br />
leere Fläche hinter dem Schlupfhaus der Caritas,<br />
einer Notschlafstelle für Jugendliche, für ein Gemeinschaftsgartenprojekt<br />
zu nutzen. Dort befinden<br />
sich aktuell 18 Hochbeete, an denen insgesamt 55<br />
Personen beteiligt sind. Über das gemeinsame Garteln<br />
in diesen beiden Projekten und den Garten als<br />
sozialem Treffpunkt selbst, konnten in Vergangenheit<br />
etliche Menschen generations- und kulturübergreifend<br />
näher zusammengebracht werden. Umso<br />
mehr freut es uns, dass wir 2<strong>01</strong>8 zwei weitere Gartenprojekte<br />
umsetzen können, welche die Bandbreite<br />
des gemeinschaftlichen Gartelns erweitern!<br />
„AuGartln“<br />
Das Projekt AuGartln wurde 2<strong>01</strong>7 vom Verein „in.<br />
progress“ im Rahmen der „Smart City Graz“ und<br />
„Essbare Stadt“ gegründet. Ende 2<strong>01</strong>7 kam die Anfrage<br />
an uns, ob wir dieses gemeinschaftliche Angebot<br />
weiterführen möchten. Natürlich möchten wir!<br />
In diesem Jahr wollen wir die mobilen Hochbeete<br />
vor Ort neugestalten und zu unterschiedlichen Themen<br />
bepflanzen; Wildblumen, (Wild)Kräuter, Salate<br />
und Co sollen dort Platz finden. Das Anlegen und<br />
Pflegen der Gemüse-, Kräuter- und Blumenbeete<br />
soll interessierten Gestalter*innen die Möglichkeit<br />
geben, sich in Gartenarbeit zu versuchen und<br />
eigene Ideen umzusetzen. Zudem hoffen wir, auch<br />
Kindergärten und Schulen für gemeinsame Projekte<br />
beim „AuGartln“ begeistern zu können!<br />
Die Hochbeete sind öffentlich zugänglich. Jede/r<br />
kann gerne mitmachen, gestalten, pflanzen,<br />
pflegen, vorbeikommen, sein/ihr Wissen an Interessierte<br />
weitergeben, Ideen einbringen, seiner/<br />
ihrer Kreativität freien Lauf lassen, … oder einfach<br />
den Pflanzen beim Wachsen zusehen!<br />
„Naschgarten“<br />
Zusätzlich zum „Garten für Alle“ am Grünanger soll<br />
dieses Jahr ein „offener Naschgarten“ auf unserer<br />
zweiten Gartenfläche vor Ort entstehen. Dort befindet<br />
sich aktuell eine parkähnliche Fläche, die<br />
auf eine weitere Gestaltung wartet. In Zusammenarbeit<br />
mit Bewohner*innen, Interessierten und dem<br />
„Forum Urbanes Gärtnern“ werden in einem offenen<br />
Workshop Ideen zur Planung und Gestaltung<br />
des Naschgartens gesammelt und am Montag,<br />
23.04.2<strong>01</strong>8, von 9.00 bis 13.00 und von 15.00 bis<br />
18.00 Uhr umgesetzt.<br />
32<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
<strong>Info</strong>s zu beiden Gartenprojekten erhalten Sie von:<br />
Natascha Mauerhofer, MA<br />
Tel.: 0664 34 38 381 oder unter mauerhofer@smz.at
WILDKRÄUTERWANDERUNG<br />
JACKY-COOL-CHECK<br />
WILDKRÄUTERWANDERUNG<br />
Mit Gärtnermeister/Kräuterpädagoge/Heilkräutercoach René Michalski<br />
VON NATASCHA MAUERHOFER<br />
Im Rahmen des jährlichen Sommerprogramms am<br />
Grünanger organisierte das <strong>SMZ</strong> Anfang September<br />
zum ersten Mal eine Wildkräuterwanderung.<br />
Bewohner*innen und weitere Interessierte trafen<br />
sich beim Nachbarschaftszentrum in der Andersengasse<br />
32-34, um gemeinsam mit René Michalski<br />
die Wildkräuterwelt am Grünanger zu entdecken.<br />
Alle Mitwanderenden waren überrascht, wie viele<br />
essbare Wildkräuter trotz der Baustellen und<br />
Wetterverhältnisse im Herbst zu finden waren. So<br />
wuchs z. B. wilder Amaranth, Kulturhopfen und<br />
Spitzwegerich. Nach einem eineinhalbstündigen<br />
Marsch bis zum Gemeinschaftsgarten Schönau<br />
und wieder zurück hatten die Teilnehmer*innen die<br />
Möglichkeit, Blütenzucker herzustellen.<br />
Rezept vom Experten<br />
BLÜTENZUCKER<br />
Zutaten: weißer Zucker<br />
getrocknete Blüten<br />
z. B. Rosen, Ringelblumen<br />
Was man sonst noch braucht:<br />
Mörser<br />
Zubereitung: 1-2 EL Zucker und eine<br />
Handvoll Blüten in den Mörser geben.<br />
Die Zutaten so lange vermahlen, bis der<br />
Zucker eine blütenähnliche Farbe bekommt<br />
und an Staubzucker erinnert.<br />
TIPP vom Experten<br />
SPITZWEGERICH<br />
Den Spitzwegerich findet man in<br />
kleinen Wiesen, Äckern, an Feldrändern,<br />
waldigen Wegen, etc. Am besten<br />
erntet man den Spitzwegerich<br />
zwischen Anfang April und<br />
Ende August.<br />
Wird man von Insekten gestochen<br />
wirken die zerriebenen Spitzwegerich-<br />
Blätter kühlend und schmerzlindernd.<br />
Die reifen Blüten des Spitzwegerichs<br />
können in der Küche verwendet<br />
werden. In ihrem Geschmack<br />
erinnern die reifen Blüten an<br />
Steinpilze.<br />
DIE MITWANDERENDEN<br />
WAREN ÜBERRASCHT, WIE VIELE<br />
ESSBARE WILDKRÄUTER TROTZ<br />
DER WETTERVERHÄLTNISSE IM<br />
HERBST ZU FINDEN WAREN.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
33
STADTTEILARBEIT<br />
Sommerprogramm am Grünanger<br />
– Ideen für Gemeinschafts-Aktivitäten gesucht!<br />
Die Tage werden merklich länger, die ersten Blumen<br />
sprießen und bald steht der Sommer vor<br />
der Türe-Zeit, sich Gedanken zu unserem Sommerprogramm<br />
am Grünanger zu machen!<br />
Zu den Highlights im vergangenen Jahr zählten das<br />
Stadtteilfest mit <strong>SMZ</strong>-Gesundheitscheck, alkoholfreier<br />
Cocktailbar von WIKI und Kinderschminken<br />
mit input, die zahlreichen Grillnachmittage mit Live-<br />
Musik vom „BandCafé“ aus dem STZ Jakomini und<br />
ein Fahrradausflug zur „Auwiesn“.<br />
Auch in diesem Jahr sammeln wir wieder Ideen und<br />
Anregungen, um ein lustiges, kostenloses Freizeitangebot<br />
für Bewohner*innen zusammenzustellen.<br />
Ziel der Aktivitäten ist es, neue Leute oder einander<br />
besser kennen zu lernen und außerdem Zeit im<br />
Freien zu verbringen.<br />
Ob Ausflüge, Malkurs,<br />
Feste oder Picknick –<br />
alle Ideen sind willkommen<br />
und werden nach<br />
Möglichkeit umgesetzt!<br />
Wir freuen uns auf Ihre/Eure<br />
Vorschläge unter 0316 428161<br />
oder smz@smz.at.<br />
34<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8
VORGARTENSPAZIERGANG<br />
JACKY-COOL-CHECK<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
35
PRAXIS UND BERATUNG<br />
Aus der Praxis:<br />
Fragen an die Ordinations-Assistentinnen<br />
GESAMMELT VON LISA STROZER UND KARIN SITTINGER<br />
36<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Die Medikamente bekomme ich immer von meinem<br />
Hausarzt/ meiner Hausärztin! Die müssen<br />
doch auf meiner e-card stehen? Oder im System<br />
gespeichert sein?<br />
Diese Fragen höre ich vor allem, wenn neue Patient*innen<br />
oder Vertretungspatient*innen ohne Unterlagen<br />
in die Ordination kommen. Die Antwort<br />
lautet leider: Nein. Niedergelassene Ärzt*innen<br />
sind ihre eigenen Chefs und ihre Computerprogramme<br />
sind nicht miteinander verbunden. Auf<br />
der e-Card sind nur folgende Daten gespeichert:<br />
• Vor- und Nachname, inklusive Titel<br />
(z. B.: Ing., Dr., MA, …)<br />
• Ihre Versicherungsnummer<br />
Nicht ersichtlich sind alle anderen Daten wie: Adresse,<br />
behandelnde/r Hausarzt/Hausärztin, Medikamente,<br />
Diagnosen, Impfungen, Allergien, Befunde<br />
aus dem Krankenhaus, Laborergebnisse, Telefonnummer<br />
und so weiter. Momentan werden Ihre Daten<br />
also nur lokal, das heißt am Computer in der<br />
Ordination, gespeichert.<br />
Was bedeutet das in der Praxis? Ein Beispiel: Frau<br />
Meier ist seit Jahren bei Ärztin „A“ und bekommt<br />
von ihr seit mehreren Monaten Blutdrucksenker verschrieben.<br />
Eines Tages bemerkt Frau Meier, dass<br />
ihre Tabletten bald leer sind und ihre Hausärztin aber<br />
Urlaub hat. Deshalb macht sie sich auf den Weg zu<br />
der Vertretung, die ihre Ärztin „A“ angegeben hat.<br />
Bei Arzt „B“ angekommen, bei dem Frau Meier<br />
noch nie zuvor gewesen ist, möchte sie, so wie sie<br />
es gewohnt ist, das benötigte Rezept abholen. Aber<br />
alles ist anders als bei Ärztin „A“. Zuerst muss sie<br />
lange in der Schlange stehen und dann, als sie an<br />
der Reihe ist, der Sprechstundenhilfe einen Ausweis<br />
vorzeigen und viele Fragen beantworten. Wie heißt<br />
Ihre Hausärztin? Wo wohnen Sie? Wer ist Ihr Arbeitgeber?<br />
Frau Meier versteht nicht ganz, warum. Sie<br />
will doch nur ihre Tabletten. „Welche Tabletten brauchen<br />
Sie denn, Frau Meier?“, fragt die Sprechstundenhilfe.<br />
„Die, die ich immer habe. So kleine weiße<br />
sind‘s!“. Es ist ihr einfach entfallen, wie die Tabletten<br />
heißen. Die Dame an der Anmeldung wird ein wenig<br />
ungeduldig. „Haben Sie einen Befund oder ein Verordnungsblatt<br />
mit?“ Nein, so etwas hat Frau Meier<br />
auch nicht dabei. „Ich glaube Sie fangen mit einem<br />
‚C‘ an, auf jeden Fall sind 30 Stück in der Packung<br />
und ich habe nur noch zwei zu Hause“, versucht<br />
es Frau Meier weiter. Die Sprechstundenhilfe sagt:<br />
„Frau Meier, ich kann Ihnen so nicht helfen. Ich<br />
muss wissen wie die Tabletten heißen und welche<br />
Stärke sie brauchen.“ Die Situation ist ausweglos<br />
und Frau Meier bleibt nichts anderes übrig, als nach<br />
Hause zu gehen, die Tablettenschachtel zu suchen<br />
und erneut die Ordination von Arzt „B“ aufzusuchen.<br />
Wieso muss ich einen Ausweis vorzeigen, bevor<br />
ich behandelt werde? Reicht es nicht, wenn ich die<br />
e-card mithabe?<br />
Nein, Ihre e-card könnte theoretisch auch illegalerweise<br />
von einer anderen Person benutzt werden,<br />
da sie (noch) kein Foto enthält. Damit eine „missbräuchliche<br />
Verwendung“ verhindert wird, müssen<br />
zusätzlich zur e-card amtliche Lichtbildausweise in<br />
Ordinationen (zumindest beim ersten Besuch) und<br />
Krankenhäusern vorgezeigt werden. So schreibt es<br />
der Gesetzgeber vor. Sollten Sie also in nächster<br />
Zeit das Krankenhaus oder eine fremde Ordination<br />
aufsuchen, nehmen Sie unbedingt Ihre e-card UND<br />
einen Reisepass, Führerschein oder anderen Ausweis<br />
mit Foto mit.<br />
Übrigens: Im Nationalrat und Bundesrat wurde<br />
die gesetzliche Grundlage geschaffen, dass ab<br />
2<strong>01</strong>9 auf neuen e-cards ein Foto der Karteninhaberin<br />
bzw. des Karteninhabers aufgebracht wird.<br />
Wie lange sind Zuweisungen bzw. Überweisungen<br />
zu Fachärzt*innen gültig?<br />
Die Überweisung gilt ab Ausstellung 4 Wochen.<br />
Manchmal kommt es vor, dass Patient*innen auf<br />
einen Termin bei der Fachärztin oder dem Facharzt<br />
(z. B.: Innere Medizin; Haut- und Geschlechtskrankheiten;<br />
HNO) mehrere Wochen oder sogar Monate<br />
warten müssen. Das ist meist abhängig von der<br />
Dringlichkeit einer Untersuchung.<br />
Wenn Sie einen Termin bekommen haben, Ihre<br />
Überweisung an dem Datum aber nicht mehr gültig<br />
ist, können Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin<br />
einfach um eine Neuausstellung bitten.
JACKY-COOL-CHECK<br />
AUS DER PRAXIS<br />
Wann macht man einen Allergietest?<br />
Worauf muss ich achten?<br />
Da auch andere Krankheiten ähnliche Symptome<br />
wie Allergien auslösen können, sollten „allergieverdächtige“<br />
Symptome wie z. B. Juckreiz, Ausschlag,<br />
Heuschnupfen, Bindehautentzündung etc. sorgfältig<br />
vom Arzt/Ärztin abgeklärt werden. Treten solche<br />
Symptome immer wieder auf, sollte ein Allergietest<br />
gemacht werden.<br />
Im Groben gibt es zwei Arten von Allergietests: Zum<br />
einen das „In-Vitro-Testverfahren“, bei dem Blutproben<br />
im Labor getestet werden. Einen solchen Test<br />
macht man z. B. bei Verdacht auf Medikamentenunverträglichkeit,<br />
Insektengiftallergie oder Histamin<br />
Intoleranz.<br />
Zum anderen gibt es Provokationstests, bei denen<br />
die Reaktion von Patient*innen auf bestimmte Allergene<br />
getestet wird. Zu diesen gehört vor allem<br />
der Pricktest, bei dem Allergenextrakte auf die Haut<br />
getropft und anschließend diese Stellen mit einer<br />
Lancette angestochen werden. Dadurch können die<br />
Allergene in die Oberhaut eindringen und lösen bei<br />
Allergiker*innen nach etwa 20 Minuten Rötungen<br />
und Quaddelbildung aus. Pricktests werden zum<br />
Austesten von Pollen- und Nahrungsmittelallergien<br />
eingesetzt. Beim Epicutantest werden Allergenextrakte<br />
auf die Haut aufgeklebt, das Testergebnis<br />
kann nach 2 Tagen abgelesen werden. Dieser Test<br />
wird zur Abklärung von Kontaktallergien wie z. B.:<br />
Nickel, Inhaltsstoffe von Wasch- und Putzmitteln sowie<br />
Kosmetikartikeln angewendet. Darüber hinaus<br />
gibt es Inhalationstests zur Abklärung von Allergien<br />
im Bereich der Atemwege.<br />
Allen Allergien gemeinsam ist, dass der Körper<br />
zur Abwehr gegen körperfremde Stoffe und zur<br />
Unterstützung des Immunsystems den Naturstoff<br />
HISTAMIN bildet. Histamin kommt in erhöhter<br />
Konzentration in den Mastzellen der Haut, sowie<br />
in Schleimhäuten der Bronchien und des Magen-<br />
Darm-Trakts vor. Deshalb zeigen sich allergische<br />
Reaktionen besonders als Hautausschläge, Heuschnupfen<br />
bis hin zum allergischen Asthma. Um diese<br />
Abwehrreaktionen des Körpers einzudämmen,<br />
werden ANTIHISTAMINIKA in Form von Tabletten,<br />
Nasenspray, Augentropfen und Hautcremes eingesetzt.<br />
Diese Medikamente heben die Histaminwirkung<br />
auf und lindern so Symptome wie Juckreiz,<br />
Rötung, rinnende Nase, Husten und tränende<br />
Augen. Bei einem Allergietest ist eine Reaktion der<br />
Patienten*innen auf Allergenextrakte jedoch „erwünscht“,<br />
damit man feststellen kann, worauf man<br />
nun genau allergisch reagiert. Wenn also zuvor<br />
Antihistaminika eingenommen wurden, kann der<br />
Allergietest kein Ergebnis zeigen, deshalb dürfen<br />
mindestens 3 Tage vor einem solchen Test keine<br />
Antihistaminika eingenommen werden!<br />
Sie haben auch Fragen rund um<br />
Ihre Gesundheit?<br />
Gesundheitssprechstunde mit<br />
Karin Sittinger: anonyme und<br />
kostenlose Beratung bei Fragen<br />
rund um die Gesundheit durch<br />
medizinisch geschultes Personal,<br />
verständliche <strong>Info</strong>rmationen und<br />
Erklärungen zu gesundheitlichen<br />
Problemen, Diagnosen und<br />
medizinischen Fachausdrücken,<br />
<strong>Info</strong>rmationen über Möglichkeiten<br />
zur Pflege und andere<br />
medizinische Dienste,<br />
Unterstützung dabei, die<br />
passende medizinische Hilfe<br />
oder Spezialist*innen zu finden<br />
sowie Beratung zu einem<br />
gesunden Lebensstil.<br />
Voranmeldung notwendig!<br />
Tel: 0664 3438381<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
37
PRAXIS UND BERATUNG<br />
SozialCard: <strong>Info</strong>rmation und Änderungen<br />
VON OTTILIE VONBANK<br />
38<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Seit Oktober 2<strong>01</strong>2 haben Grazer*innen mit geringem<br />
Einkommen Anspruch auf die sogenannte<br />
„SozialCard“. Das betrifft Menschen, die<br />
monatlich nicht mehr als 996,62 Euro verdienen.<br />
Seit 2<strong>01</strong>8 gibt es einige Änderungen im Zusammenhang<br />
mit der SozialCard, die hier mitunter<br />
beschrieben sind.<br />
Was ist die SozialCard eigentlich?<br />
Die SozialCard ist ein Ausweis im Scheckkartenformat.<br />
Ihr Besitz bietet einige Zuschüsse und Vergünstigungen,<br />
wie z. B.:<br />
• Jahreskarte für Grazer Öffis für 50 €<br />
• Geldleistungen: Energiekostenzuschuss,<br />
Weihnachtsbeihilfe, finanzielle Unterstützung<br />
für Schulsachen<br />
• günstig einkaufen in VinziMärkten und weiteren<br />
Geschäften (Liste im Sozialamt), Lebensmittel<br />
der Tafel<br />
• Kulturpass und andere Vergünstigungen für<br />
kulturelle Angebote<br />
• kostenlose Nachhilfe<br />
• Befreiung bei der Hundeabgabe<br />
• NEU: verbilligter Zugang zu Grazer Sportvereinen<br />
für Kinder<br />
Anspruch auf die Ausstellung einer SozialCard<br />
haben:<br />
• Menschen mit Hauptwohnsitz in Graz<br />
(NEU: seit mindestens 12 Monaten)<br />
• Menschen mit GIS-Gebührenbefreiung (oder<br />
Sozialhilfe, Mindestsicherung bzw. Leitungen<br />
nach Behindertengesetz seit mind. 3 Monaten)<br />
• volljährige Menschen (ab 18 Jahren)<br />
Für Migrant*innen wurden die Bedingungen für<br />
die Ausstellung einer SozialCard 2<strong>01</strong>8 erschwert:<br />
• Alle Menschen, die keine österreichische<br />
Staatsbürgerschaft haben und nach dem<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6 nach Graz gekommen sind,<br />
müssen eine „Integrationserklärung“ unterschreiben<br />
(siehe graz.at).<br />
• Drittstaatsangehörige müssen zusätzlich seit<br />
mindestens fünf Jahren rechtmäßig in Österreich<br />
gelebt ODER Deutsch Niveau A2 und<br />
den Wertekurs erfolgreich absolviert haben.<br />
Was ist noch NEU seit <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>8?<br />
Der Energiekostenzuschuss und die Weihnachtsbeihilfe<br />
müssen jedes Jahr neu beantragt werden.<br />
Die Anträge können online oder in den Servicestellen<br />
der Stadt Graz gestellt werden. Eine Ausnahme<br />
gibt es: Menschen mit Mindestpension müssen keinen<br />
Antrag stellen und bekommen das Geld auch<br />
weiterhin automatisch überwiesen.<br />
Sie möchten wissen, ob Sie auch<br />
Anspruch auf eine SozialCard<br />
haben und/ oder benötigen Hilfe<br />
beim Beantragen?<br />
Wir beantworten Ihre Fragen und<br />
unterstützen Sie gerne beim Antrag!<br />
<strong>Info</strong>rmationen unter:<br />
Anahita Sharifgerami<br />
0650/ 67 35 146<br />
oder<br />
Ottilie Vonbank<br />
0664/ 16 51 471<br />
Quellen: SOZIALCARD-Flyer, grazervp.at, graz.at
PFLEGEGELDBERATUNG<br />
JACKY-COOL-CHECK<br />
Neues Beratungsangebot im <strong>SMZ</strong>:<br />
Pflegegeldberatung<br />
VON ANAHITA SHARIFGERAMI & WOLFGANG SELLITSCH<br />
Meist stellt ein Sturz, ein Unfall oder auch eine<br />
altersbedingte Erkrankung die Betroffenen vor<br />
die Situation, dass unverzüglich Hilfe zur Bewältigung<br />
des Alltages nötig ist. Häufig fehlen<br />
dazu aber die finanziellen Mittel und bei alleinstehenden<br />
Personen auch eine entsprechende<br />
Betreuung. Fehlende <strong>Info</strong>rmationen zum Pflegegeld<br />
stellen für Betroffene die größte Barriere bei<br />
der Inanspruchnahme dar. Hinzu kommt häufig die<br />
Scheu, soziale Leistungen in Anspruch zu nehmen.<br />
Der Bezug von Pflegegeld ist auch Voraussetzung<br />
für anderweitige Sozialleistungen, wie z. B. Gebührenbefreiung,<br />
Pflegezuschüsse für Ersatzpflege,<br />
steuerliche Begünstigungen, 24-Stunden-Betreuung<br />
und letztlich für die Aufnahme in ein Pflegeheim.<br />
In der Stadt Graz beziehen rund 18.000 Menschen<br />
Pflegegeld<br />
Der Großteil der pflegebedürftigen Personen ist den<br />
Pflegestufen 1-3 zugeordnet. In den letzten Jahren<br />
gab es in den Pflegestufen 1 und 2 eine stufenweise<br />
Anhebung der Zugangsvoraussetzungen. Das hat zur<br />
Folge, dass pflegebedürftige Menschen erst bei einem<br />
erheblichen Pflegebedarf von mehr als 65 Stunden/<br />
Monat anspruchsberechtigt sind. In unserer Beratung<br />
klären wir mit Ihnen den konkreten Pflege- und Hilfebedarf,<br />
damit vom Gutachter die richtige Pflegestufe<br />
zuerkannt wird. Insbesondere bei häuslicher Pflege,<br />
sind Sachverständige von der <strong>Info</strong>rmation durch Betroffene<br />
und Angehörige abhängig, damit die entsprechende<br />
Pflegestufe zuerkannt werden kann.<br />
Seit Oktober 2<strong>01</strong>7 bieten wir im Auftrag des Sozialamtes<br />
der Stadt Graz auch Unterstützung und<br />
nachgehende Betreuung als Pflegeprävention in<br />
der Nachbarschaft an.<br />
Das heißt: Unsere Sozialarbeiterin und unser Jurist<br />
stehen Ihnen kostenlos und anonym im <strong>SMZ</strong><br />
<strong>Liebenau</strong> sowie in den Außenstellen am Grünanger<br />
und in Jakomini zur Verfügung. Im Bedarfsfall<br />
werden auch Hausbesuche durchgeführt. In diesen<br />
Gesprächen helfen wir Ihnen, die für Sie passgenaue<br />
Unterstützung zu organisieren.<br />
In enger Kooperation mit der Pflegedrehscheibe der<br />
Stadt Graz und mobilen Diensten beraten wir Sie<br />
über die gesetzlichen Voraussetzungen von Pflegefinanzierungsmöglichkeiten.<br />
Zusätzlich bieten wir<br />
Hilfestellung bei der Antragstellung bzw. im Verfahren<br />
an. Dazu zählt letztlich auch die Überprüfung<br />
von Pflegegeldbescheiden, wenn es zu einer Verschlechterung<br />
kommt oder die Einstufung angezweifelt<br />
wird.<br />
Ein Beispiel dafür, wie die Beratung aussehen<br />
kann: Ein älterer Mann, dessen Frau vor Kurzem<br />
verstorben ist, nimmt Kontakt mit dem <strong>SMZ</strong> auf.<br />
Aufgrund seines verschlechterten gesundheitlichen<br />
Zustandes hat er bereits einen Antrag auf Pflegegelderhöhung<br />
gestellt. In Vorbereitung auf die ärztliche<br />
Untersuchung im Zuge des Antrages, wird mit<br />
ihm genauestens besprochen, in welchen Bereichen<br />
er eingeschränkt ist und wobei er Unterstützung benötigt.<br />
Ebenso wird er darüber informiert, wie er eine<br />
Hilfe im Haushalt bekommt und jemanden, der für<br />
ihn die Einkäufe erledigt und ihn zu seinem Arzt begleitet.<br />
Da ihm manchmal schwindelig ist und er sich<br />
oft unsicher auf den Beinen fühlt, unterstützt ihn bei<br />
der Organisation auch eine Rufhilfe.<br />
Oft tritt der Zeitpunkt, ab dem es alleine zu Hause<br />
nicht mehr geht, unerwartet und in einer schwierigen<br />
Lebenslage ein. Die Situation kann dann für die<br />
Betroffenen und Angehörigen überwältigend und<br />
überfordernd sein. Ein Gespräch kann helfen:<br />
• bei dem die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten<br />
aufgezeigt werden<br />
• gemeinsam Anträge gestellt werden<br />
• die häusliche Situation mit Außenstehenden<br />
von einer anderen Perspektive betrachtet werden<br />
kann<br />
Unterstützung und <strong>Info</strong>rmation in<br />
Pflegegeldangelegenheiten:<br />
Welche Formen der Unterstützung passen<br />
zu mir? Was ist der Unterschied zwischen<br />
Hauskrankenpflege, 24-Stunden-Pflege<br />
und mobilen Diensten?<br />
Wie kann ich meine Pflege finanzieren?<br />
<strong>Info</strong>rmationen und Terminvereinbarung<br />
unter: Anahita Sharifgerami, BA<br />
0650 67 35 146 / sharifgerami@smz.at<br />
Hausbesuche auf Anfrage!<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
39
PRAXIS UND BERATUNG<br />
AUFGESCHNAPPT<br />
VON GUSTAV MITTELBACH<br />
UMWELTALTLASTEN IN GRAZ<br />
(aus: Kleine Zeitung, 13.1.18, S. 22-23)<br />
Die älteren <strong>Liebenau</strong>er*innen erinnern sich: Anfang<br />
der 80er Jahre brachte der Perchloräthylenvergiftung-Skandal<br />
des Grundwassers im<br />
Süden von Graz mit der Belastung <strong>Liebenau</strong>er<br />
Hausbrunnen große öffentliche Sorgen und Aufmerksamkeit.<br />
Eine Reihe <strong>Liebenau</strong>er Haushalte<br />
musste mit Trinkwasser aus Tankwagen versorgt<br />
werden. Zunächst wurde die ehemalige Putzerei<br />
Plachy neben der Leechkirche als Verursacherin<br />
verantwortlich gemacht, dann letztlich die Lackiererei<br />
des Puchwerks. Laut Bundesumweltamt<br />
sind das Grundstück dieser Putzerei und<br />
das darunter anschließende Grundwasser auch<br />
heute noch massiv gefährdet. Im Jänner 2<strong>01</strong>8<br />
wurde bekannt, dass dieses Grundstück jetzt um<br />
€ 2,5 Millionen saniert werden muss. 300 LKWs<br />
werden das kontaminierte Erdreich durch die Rittergasse<br />
abtransportieren!<br />
Nebenbei listet das Umweltbundesamt – und<br />
das ist für uns interessant – 8 weitere Altlasten<br />
im Großraum Graz auf, einige davon sind auch<br />
für uns im Süden bedeutend:<br />
Die Deponie Schotthof Brucknerstraße Graz-<br />
Jakomini 1968-70:<br />
Eine ehemalige wiederverfüllte Schottergrube<br />
unter dem Sportplatz der Bruckner-Sportschule<br />
mit Bauschutt, Aushub und Hausmüll der Stadt<br />
Graz ohne Basisabdichtung-Belastungen: Deponiegase,<br />
Mineralölkohlenwasserstoffe u. polyzyklische<br />
aromatische Kohlenwasserstoffe).<br />
Das Gaswerk Jakomini:<br />
Das Gaswerk arbeitete mit Stein- und Braunkohle-Belastungen:<br />
Teer, Ammoniak, Cyanide,<br />
Schwefel, aromatische KWSt. etc.<br />
Die Metallwarenerzeugung Ventrex südlich der<br />
Evangelimanngasse:<br />
Zur Entfettung der Metalle wurden Chemikalien<br />
verwendet. Belastungen: Tetrachlorethen, Naphthalin<br />
und Kupfer – erheblicher Schadstoffeintrag<br />
in das Grundwasser.<br />
Die Deponie Schwarzl, südlich des Freizeitzentrums:<br />
Haus/Sperrmüll Aushub der Stadt Graz- ohne<br />
Maßnahmen zum Grundwasserschutz. Belastungen:<br />
erhöhte Schwermetalle – Blei, Kupfer<br />
Zink, Kohlenwasserstoff<br />
Soweit das Bundesumweltamt: Über aktuelle Entwicklungen an den Standorten berichten wir demnächst<br />
und sind für <strong>Info</strong>s unsere Leser*innen dazu dankbar!<br />
40<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
FLASCHE LEER?!<br />
(Ärztewoche, 6.7.17)<br />
Seit einigen Jahren ist es modern geworden, 2 Liter<br />
und mehr zu trinken (zusätzlich zum Essen, das<br />
auch ca. zur Hälfte aus Wasser besteht). Gesundheit,<br />
Energie und Jugend zu fördern, löste eine regelrechte<br />
„Wasserflaschenepidemie” aus.<br />
Sportler*innen wird geraten, auch während sportlicher<br />
Tätigkeit reichlich zu trinken. Von 2-3 Litern und<br />
mehr ist dabei die Rede, die auch der Entschlackung<br />
dienen sollen, um einer „chronischen gesundheitsgefährdenden<br />
Dehydratation/Entwässerung” vorzubeugen.<br />
Nichts davon entspricht wissenschaftli-<br />
cher Erkenntnis. Die deutsche, österreichische und<br />
schweizerische Ernährungsgesellschaft empfehlen<br />
für Gesunde bei leichter körperlicher Betätigung 1,5<br />
Liter pro Tag.<br />
Durch eine Überwässerung bei anstrengenden<br />
Sportarten können sogar durchaus gefährliche Hyponatriämien<br />
(Untersalzungszustände) entstehen.<br />
Alle wissenschaftlichen Ergebnisse weisen darauf<br />
hin, dass das Durstgefühl der wichtigste Regulator<br />
ist, vor der Gefahr des zu viel oder zu wenig Trinkens<br />
zu schützen.<br />
(Prof. Ernst-Heinrich Scheuermann, Nierenzentrum<br />
Frankfurt/Main)
JACKY-COOL-CHECK<br />
AUFGESCHNAPPT<br />
SÜSSE RACHE<br />
(aus Chemiereport.at / Austrian Life Sciences<br />
2<strong>01</strong>6/8, S.44-45)<br />
1975 erreichte der in Japan billig herzustellende<br />
High Fructose Corn Syrup (HFCS) – eine Mischung<br />
aus Glukose und Fruktose die USA. Dieser verdrängte<br />
die Saccharose (Rohrzucker) aus den Lebensmitteln<br />
und bildet bis heute einen billigen Füllstoff<br />
für jede Art von Fertigprodukt (Fast Food und<br />
Softdrinks).<br />
30 % der Weltbevölkerung sind übergewichtig<br />
– trotz Lightprodukten und cholesterinfreien Lebensmitteln?<br />
Wahrscheinlich ist es genau umgekehrt:<br />
Einfrieren und langes Lagern funktionieren besonders<br />
gut bei Lebensmitteln ohne Ballaststoffe und<br />
ohne Fett. Diesen weitgehend geschmacklosen<br />
Lebensmitteln hilft der billige Glukose/Fruktose-Sirup<br />
aus!<br />
Ohne Ballaststoffe wird der Zucker im Darm vollständig<br />
resorbiert, von 120 Kalorien Zucker landet<br />
die Hälfte, die 60 Kalorien der Fruktose, direkt in<br />
der Leber, wo sie wie Alkohol entgiftet/abgebaut<br />
wird.<br />
Die negativen und unbekannten Folgen:<br />
1) Bei der Verarbeitung der Fruktose wird die<br />
Bildung von Harnsäure (Risikofaktor für Gicht)<br />
gefördert, Harnsäure hemmt auch körpereigene<br />
Blutdrucksenker, trägt damit zum Bluthochdruck<br />
bei.<br />
2) Ein Teil der Abbauprodukte der Fruktose wird<br />
direkt in Blutfette umgewandelt. Salopp gesagt:<br />
Wir essen mit Fruktose also keine Kohlehydrate,<br />
sondern Fett, oder andersrum: Trotz<br />
fettfreier Produkte werden wir immer dicker!<br />
3) Fruktose reduziert die Wirksamkeit von Insulin<br />
und erhöht dessen Blutspiegel. Das wiederum<br />
hemmt das Sättigungssignal im Gehirn (über<br />
das Fetthormon Leptin). Das bedeutet, wir<br />
essen immer weiter, weil wir glauben, noch<br />
hungrig zu sein. Ein Teufelskreis von Fertigprodukten<br />
und Softdrinks!<br />
4) Der einzige Rat, mit dem Zuckerüberschuss<br />
gut umzugehen – außer auf politische Entscheidungen<br />
zur Zuckerreduktion zu warten<br />
– bleibt für den Autor Robert Lustig: „Esst<br />
echtes Essen!“<br />
METHADON UND TUMORTHERAPIE<br />
(aus Pharmainformation Unabhängige <strong>Info</strong>rmation<br />
für ÄrztInnen 2<strong>01</strong>7/4)<br />
In den letzten Monaten wird Methadon (das synthetische<br />
Opiat, das in Drogensubstitutionstherapien<br />
eingesetzt wird) immer wieder als Krebsmedikament<br />
genannt, obwohl es dafür kaum Belege gibt. In einer<br />
einzigen retrospektiven Studie an 27 Patient*innen<br />
mit Gliomen (Hirntumoren) wird eine Verbesserung<br />
der Überlebenszeit beschrieben, die österreichischen<br />
Onkolog*innen weisen nach, dass dieser<br />
Beleg statistisch nicht nachzuweisen ist. 2 weitere<br />
http://www.oegho.at<br />
Stichwort Methadon<br />
Veröffentlichungen beziehen sich auf Zellstudien (mit<br />
Leukämie und Gliomkrebszellen), bei denen Methadon<br />
das Tumorwachstum bremsen soll. Welche Bedeutung<br />
diese Zellstudien für Menschen haben, ist<br />
überhaupt noch nicht erforscht.<br />
Da keine kontrollierten Studien dazu existieren,<br />
außerdem Methadon erhebliche Nebenwirkungen<br />
haben kann, ist eine unkritische Anwendung abzulehnen<br />
und wegen der Nebenwirkungen gefährlich!<br />
(Irina Tsibulak, Univ.Klinik für Gynäkologie, Innsbruck)<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
41
PRAXIS UND BERATUNG<br />
Senior*innenplattform – Gewalt in der Pflege<br />
VON BARBARA AMREICH & NATASCHA MAUERHOFER<br />
Die Arbeit für und mit Senior*innen stellt ein Schwerpunktthema<br />
im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> dar. Um einen Austausch<br />
zu ausgewählten Themen zu ermöglichen,<br />
organisieren wir bedarfsorientiert (zwei-, dreimal<br />
im Jahr) die „Senior*innenplattform“. Zu den Teilnehmer*innen<br />
zählen z. B. Senior*innen, Seniorenverbände<br />
und alle, die mit Senior*innen zusammenarbeiten.<br />
Wie von den Teilnehmer*innen der<br />
Senior*innenplattform im Frühjahr 2<strong>01</strong>7 gewünscht,<br />
wurde in der zweiten Plattform, Anfang Oktober<br />
2<strong>01</strong>7, über das Thema „Gewalt an älteren Menschen<br />
und in der Pflege“ gesprochen. Dazu stellten<br />
die Teilnehmenden die Fragen: „Welche Formen<br />
von Gewalt gibt es?“ und „Was kann man dagegen<br />
unternehmen?“ Als Expertin haben wir Barbara Amreich<br />
von der Gesellschaft für Aktives Altern und Solidarität<br />
der Generationen Steiermark (GEFAS) eingeladen,<br />
um die Gäste durch das Thema zu begleiten.<br />
„Gewalt” ist ein Begriff, der uns berührt<br />
und ein Gefühl der Hilflosigkeit hervorruft,<br />
aber wie kann man umgehen mit dieser<br />
Ohnmacht und scheinbaren Hilflosigkeit?<br />
Wichtig ist es, sich diesem Thema Stück für Stück<br />
zu nähern und zu sehen, welche Formen von Gewalt<br />
überhaupt existieren. Wenn wir von Gewalt<br />
sprechen, dann haben wir vor allem Bilder der körperlichen<br />
Gewalt im Kopf, aber dies ist zu kurz gegriffen.<br />
Gewalt hat viele Formen und Ausprägungen<br />
und wird in drei Gruppen eingeteilt:<br />
Die andere Seite – Gewalt gegen Pflegekräfte<br />
• körperliche Gewalt – Kratzen, Beißen,<br />
Festhalten<br />
• sexuelle Gewalt – Betatschen, Berühren oder<br />
anzügliche Aussagen<br />
• psychische Gewalt – Beleidigungen, Dauerklingeln<br />
und abwertende Bemerkungen<br />
Was kann man gegen Gewalt an älteren Menschen<br />
und in der Pflege tun?<br />
• offen über die Situation, das Vorkommnis<br />
sprechen, sich austauschen, eventuell eine<br />
Gesprächsrunde für einen Austausch initiieren<br />
• bei Unklarheiten nachfragen, um ein breiteres<br />
Bild der Situation zu bekommen<br />
• gemeinsam nach Lösungen suchen<br />
• Hilfe in Anspruch nehmen, wenn man das Gefühl<br />
hat, dass man nicht mehr kann<br />
• Die MENSCHENWÜRDE in den Mittelpunkt<br />
stellen<br />
Gemeinsam und persönlich kann viel für die Vermeidung<br />
von Gewalt in der Pflege getan und erreicht<br />
werden.<br />
1. Gewalt gegen die eigene Person (Selbstverletzung,<br />
suizidales Verhalten)<br />
2. zwischenmenschliche Gewalt – physische und<br />
psychische sowie deren Folgen<br />
3. kollektive Gewalt, z. B. durch eine Gruppe<br />
42<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Nun stellt sich die Frage, wo die Verbindung zur<br />
Gewalt an älteren Menschen und in der Pflege<br />
ist. Gewalt in der Pflege ist ein komplexes Thema,<br />
bei dem es notwendig ist, alle Bereiche zu beleuchten.<br />
Damit ist gemeint, dass wir die betroffenen<br />
Menschen, die Angehörigen, die Menschen, die die<br />
Pflege übernehmen und Organisationen in die Diskussion<br />
einbeziehen müssen.<br />
Die eine Seite – Gewalt gegen ältere Menschen<br />
und in der Pflege<br />
• Einschränkung des freien Willens – ältere<br />
Menschen dürfen nicht über ihren Tagesablauf<br />
bestimmen<br />
• seelische Gewalt – Menschen werden bedroht,<br />
beschimpft<br />
• körperliche Gewalt – Menschen werden hart<br />
angefasst<br />
• Vernachlässigung – Pflege und Zuwendung<br />
werden vorenthalten<br />
Sie interessieren sich für die<br />
Senior*innenplattform?<br />
Ein nächstes Treffen ist im<br />
Frühjahr 2<strong>01</strong>8 geplant. Wenn Sie<br />
gerne teilnehmen oder Themen<br />
vorschlagen möchten, melden Sie<br />
sich einfach bei uns!<br />
<strong>Info</strong>s unter: Ottilie Vonbank, BA<br />
0664 16 51 471 / vonbank@smz.at
ANERKENNUNGSKULTUR<br />
JACKY-COOL-CHECK<br />
Wenn Qualifikationen reisen –<br />
Schritte hin zu einer Anerkennungskultur<br />
VON EDITH ZITZ (INSPIRE – VEREIN FÜR BILDUNG UND MANAGEMENT, GRAZ)<br />
Sowohl bei (un)selbstständig Beschäftigten als auch<br />
bei Unternehmen stellen sich Fragen der Anerkennung<br />
von im Ausland erworbenen Qualifikationen:<br />
Nach wie vor sind etwa 25 % der Migrant*innen unter<br />
ihrem Ausbildungsniveau beruflich tätig. Zugleich<br />
steigt derzeit durch die verbesserte wirtschaftliche<br />
Konjunktur der Fachkräftebedarf. Vor diesem Hintergrund<br />
möchte das Projekt „Anerkannt!“ zu einer<br />
gelingenden Anerkennungskultur in Zeiten stetiger<br />
Migrations- und Fluchtbewegungen beitragen.<br />
Berufliche Situation von Migrant*innen<br />
Wie Daten der Statistik Austria aus 2<strong>01</strong>6 verdeutlichen,<br />
fühlte sich im Jahr 2<strong>01</strong>4 ein Viertel der<br />
migrantischen Beschäftigten in Österreich überqualifiziert;<br />
demgegenüber waren es nur 9 % der<br />
Personen ohne Migrationshintergrund. Frauen<br />
mit Migrationshintergrund betrifft dies sogar noch<br />
in stärkerem Maß. Die im Vergleich zur „einheimischen“<br />
Bevölkerung schlechtere Erwerbsarbeitsintegration<br />
von Migrant*innen, gekoppelt mit der<br />
hier erlebten Dequalifizierung, stellt eine Hürde für<br />
qualifizierte Beschäftigung dar. In der Folge wird die<br />
Abhängigkeit vom sozialen Sicherungssystem verstärkt,<br />
die persönliche Unabhängigkeit beeinträchtigt<br />
und es entsteht volkswirtschaftlicher Schaden,<br />
weil Potenziale nicht eingebracht werden können.<br />
Psychosozial stresst diese Lage zudem, da die Personen<br />
dies als Entwertung, Diskriminierung und Beschämung<br />
erleben. Auf Arbeitgeberseite sind teils<br />
Vorbehalte gegenüber ausländischen Abschlüssen<br />
feststellbar, da sie den Wert der Qualifikationen im<br />
Vergleich zu österreichischen Abschlüssen nicht<br />
richtig einschätzen können. Auch dies kann zur Benachteiligung<br />
von Migrant*innen führen.<br />
Verbesserung durch neue Rechtslage?<br />
Im Jahr 2<strong>01</strong>6 trat das österreichische Anerkennungs-<br />
und Bewertungsgesetz in Kraft. Dadurch<br />
wurden die Verfahren transparenter und teils schneller.<br />
Trotz dieser Verbesserungen erleben viele Beteiligte<br />
Anerkennungsverfahren nach wie vor als<br />
„Dschungel“. Durch die vielen rechtlichen Bestimmungen<br />
und daraus abzuleitenden Unterschiede je<br />
nach Beruf und Herkunftsland bleibt die Anerkennungslandschaft<br />
komplex.<br />
Zudem ist die Durchführung (Nostrifikationen,<br />
Gleichhaltungen, Nostrifizierungen, …) zum Teil<br />
mit erheblichen Kosten verbunden. Der hohe<br />
betriebliche Bedarf an Anerkennungs-Know-how<br />
leitet sich auch aus einer 2<strong>01</strong>6 im Bundesland<br />
Steiermark durchgeführten Online-Befragung bei<br />
Klein-und Mittelbetrieben (KMUs) ab, die der Soziologe<br />
Barış Koç durchführte. Auf die Frage „Warum<br />
glauben Sie, dass so viele Migrant*innen unter<br />
ihrem Ausbildungsniveau arbeiten?“ gaben fast die<br />
Hälfte der Befragten die fehlende Anerkennung<br />
von ausländischen Bildungsabschlüssen an. Bürokratische<br />
Hürden folgten mit 44 % (vgl. Abb.).<br />
Warum glauben Sie, dass so viele Migrantinnen und Migranten unter ihrem Ausbildungsniveau arbeiten?<br />
Schlechte Deutschkenntnisse der Migrant*innen<br />
Fehlende Anerkennung von ihren Bildungsabschlüssen<br />
Bürokratische Hürden<br />
Eingeschränkte Arbeitsbewilligung<br />
Schlechte Ausbildung der Migrant*innen<br />
Mangelnder Ehrgeiz der Migrant*innen<br />
Herkunft der Migrant*innen<br />
Keine geeignete Stelle<br />
Religion der Migrant*innen<br />
<strong>Info</strong>rmationsmangel unter den Migrant*innen<br />
Aus finanziellen Gründen<br />
Sonstiges<br />
Ähnliche Einschätzungen dokumentiert auch der Integrationsbericht 2<strong>01</strong>6<br />
des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres.<br />
N=159<br />
Weitere <strong>Info</strong>rmationen unter: www.inspire-thinking.at, www.anerkannt.at, www.berufsanerkennung.at,<br />
www.anlaufstelle-anerkennung.at/anlaufstellen<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
43
PRAXIS UND BERATUNG<br />
Handlungsfelder<br />
Das Projekt „Anerkannt!“ richtet sich einerseits an<br />
alle Akteur*innen, die mit Fragen der Berufsanerkennung<br />
befasst sind. Andererseits werden potenzielle<br />
Arbeitgeber*innen angesprochen. Ziel ist es,<br />
sie zu sensibilisieren bzw. praxisnah zu informieren.<br />
Besonders zu nennen sind bei den Partnern ENIC<br />
NARIC Austria, der Österreichische Integrationsfonds<br />
(ÖIF) mit der Plattform www.berufsanerkennung.at,<br />
für die Verfahren zuständige Behörden<br />
sowie Forschungseinrichtungen, das Projekt Div-<br />
In-Co der Caritas und die Anlaufstellen für Personen<br />
mit im Ausland erworbenen Qualifikationen,<br />
seit 2<strong>01</strong>7 auch die Stadtteilzentren in Graz und die<br />
Regionalentwicklungsstellen. KMUs werden durch<br />
Betriebsbesuche einerseits vor Ort sensibilisiert, andererseits<br />
werden ihre Erfahrungen für weiterführende<br />
Handlungsempfehlungen dokumentiert. Auch die<br />
Netzwerkentwicklung zwischen dem Integrationsbereich<br />
und der Regional(Stadt-)entwicklung ist ein<br />
wichtiger Aspekt der Projektarbeit. Wir machen gemeinsam<br />
mit vielen Partner*innen die Möglichkeiten<br />
der (Berufs-)Anerkennung – und zwar Bewertung,<br />
Anerkennung, Validierung, Anrechnung von Qualifi-<br />
kationen – breit bekannt. Das ermutigt Migrant*innen<br />
zur Anerkennung ihrer Qualifikationen, bearbeitet<br />
strukturelle Barrieren im Anerkennungssystem und<br />
motiviert Arbeitgeber*innen zu von der Herkunft her<br />
gemischten Teams.<br />
„Anerkannt!“ arbeitet dabei mit einem motivierenden<br />
Best-Practice-Zugang. Es dient als Drehscheibe für<br />
die Verbreitung einschlägiger Maßnahmen und Materialien<br />
aller Partner*innen, was den kooperativen<br />
„Anerkennungs-Spirit“ stärken soll. Gesichert wird<br />
dies durch zielgruppenspezifische Text- und Materialerstellungen<br />
(incl. der Methode des partizipativen<br />
Designs) und deren Verbreitung. Dabei steht<br />
das Team für Workshops, Vorträge, Fachanfragen<br />
und Forschungskooperationen zur Verfügung. Österreich,<br />
die Steiermark und Graz verdienen einen<br />
sensibel geführten Anerkennungsdiskurs, der rassistische,<br />
sexistische oder ausgrenzende Zuschreibungen<br />
thematisiert, diese wo immer möglich unterbindet<br />
und zu inklusivem Tun motiviert. Das dient<br />
dem friedlichen Zusammenleben ebenso wie einem<br />
gesicherten Wirtschaftsstandort und fairen Arbeitsbedingungen<br />
für alle.<br />
Workshop „Wie (Berufs-)Anerkennung<br />
gelingen kann!“<br />
VON MARTINA FREI<br />
44<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
In unserer Arbeit sind wir beinahe täglich mit Menschen<br />
in Kontakt, die ihre Ausbildungen und Qualifikationen<br />
bislang noch schwer in einer Berufstätigkeit<br />
verwerten können. Davon sind sowohl gebürtige<br />
Österreicher*innen als auch Personen mit Migrationsgeschichte<br />
oder aus Krisengebieten Geflüchtete betroffen.<br />
Um mehr über die Möglichkeiten der Berufsanerkennung<br />
in Österreich lernen zu können, haben<br />
wir Edith Zitz für einen offenen Workshop ins Stadtteilzentrum<br />
Jakomini eingeladen.<br />
Der „Anerkennungs-Dschungel“<br />
Im AMS-Berufslexikon gibt es 1.800 Berufe, von<br />
denen 229 reglementiert sind. Das bedeutet, dass<br />
es für diese Berufe ein Berufsgesetz gibt. Hier beginnt<br />
auch schon der „Anerkennungs-Dschungel“:<br />
Mehrere hundert Stellen sind in Österreich für Berufsanerkennung<br />
zuständig. Dazu kommen unterschiedliche<br />
Berufsrechte und Zuständigkeiten für EU- oder<br />
Nicht-EU-Länder.<br />
Auch die Begriffe sind unterschiedlich:<br />
• Nostrifizierung: Anerkennung aller<br />
Ausbildungen über der Matura<br />
• Nostrifikation: Allerkennung aller<br />
Ausbildungen unter der Matura<br />
• Gleichhaltung: Anerkennung von<br />
Lehrabschlüssen<br />
Die Kosten für eine Berufsanerkennung reichen von<br />
0 bis zu etlichen 1.000 Euros. Abhängig sind diese<br />
von der Menge an Dokumenten, deren Beglaubigung,<br />
deren Übersetzung und Gebühren der unterschiedlichen<br />
Behörden.<br />
Für Berufsanerkennungen gibt es unterschiedliche<br />
Möglichkeiten:
ANERKENNUNGSKULTUR<br />
JACKY-COOL-CHECK<br />
• Anerkennung: Bescheid durch eine der vielen<br />
hundert Behörden für reglementierte Berufe<br />
• akademische Bewertung: Gutachten, das<br />
vom Wissenschaftsministerium erstellt wird –<br />
gibt es vor allem im Hochschulbereich und ist<br />
eine „Chance“ bei Berufen, die keine Anerkennung<br />
„erzwingen“, sprich die nicht zu den 229<br />
reglementierten Berufen gehören<br />
• Validierung: Möglichkeit, etwas durch eine<br />
Prüfung oder Validierung anzuerkennen, wofür<br />
es aber kein bestehendes Zeugnis gibt – ist<br />
„Zukunftsmusik“<br />
„Erste Hilfe“ für Berufsanerkennung<br />
Ist man beratend mit Berufsanerkennung gefragt,<br />
empfiehlt Edith Zitz folgende Herangehensweise:<br />
Wichtig ist, erst zu erfragen, warum eine Anerkennung<br />
angestrebt wird. Will der/ diejenige in die Erwerbstätigkeit<br />
oder aus Gründen der psychosozialen<br />
Anerkennung?<br />
Unter www.berufsanerkennung.at können schnell<br />
die wichtigsten Daten eingegeben werden. Das<br />
System zeigt dann die zuständige Behörde an,<br />
deren Kontaktdaten weitergegeben werden können<br />
bzw. zu der Kontakt hergestellt werden kann.<br />
Für detaillierte Einzelberatungen bzw. komplizierte<br />
Fälle ist es ratsam, Hilfesuchende an folgende Stellen<br />
zu vermitteln:<br />
• AST (Anlaufstelle für Personen mit im Ausland<br />
erworbenen Qualifikationen):<br />
Mehrsprachige und kostenlose Anerkennungsberatung,<br />
Granatengasse 4, 8020 Graz;<br />
0316/ 83 56 30; https://www.zebra.or.at/; ast.<br />
steiermark@zebra.or.at<br />
• Integrationszentrum Steiermark:<br />
Beratung in den Bereichen Sprache, Bildung<br />
und Beruf, Reitschulgasse 19, 8<strong>01</strong>0 Graz;<br />
0316/ 84 17 20;<br />
http://www.integrationsfonds.at/steiermark/;<br />
steiermark@integrationsfonds.at<br />
Für Berufsanerkennungen und Bewertungen gibt es<br />
(teilweise) auch Kostenrückerstattungen, die beim<br />
Integrationszentrum angesucht werden können.<br />
In einer abschließenden Diskussion der Teilnehmer<br />
*innen zeigt sich, dass die (teilweise) hohen Kosten,<br />
der undurchsichtige Behördendschungel, der<br />
Verlust von Dokumenten z.B. durch Flucht und<br />
schlechte Deutschkenntnisse große Stolpersteine in<br />
der Berufsanerkennung darstellen.<br />
„Erwachsenenschutzgesetz NEU“<br />
EINLADUNG ZUM „FORUM FÜR SOZIALMEDIZINISCHE PRAXIS“<br />
Montag, 16. April 2<strong>01</strong>8 ab 19.00 Uhr,<br />
Ort: <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 141,<br />
8041 Graz<br />
Mit 1. Juli 2<strong>01</strong>8 tritt das neue Erwachsenenschutzgesetz<br />
in Kraft: Personen, die man bisher als<br />
„Sachwalter“ kannte, werden dann zu „Erwachsenenvertretern“.<br />
Nachdem sich die Anzahl an<br />
Sachwalterschaften zwischen 2003 und 2<strong>01</strong>5 von<br />
30.000 auf 60.000 verdoppelt hat und die seit 2006<br />
bestehende Rechtslage an die UN-Konvention über<br />
die Rechte von Menschen mit Behinderung angepasst<br />
werden musste, war ein grundlegender und<br />
dringender Änderungsbedarf gegeben.<br />
Mit dem neuen Gesetz hängen umfassende Veränderungen<br />
zusammen, die uns der Vortragende<br />
Mag. Robert Müller vom VertretungsNetz – Sachwalterschaft,<br />
vorstellen wird.<br />
Themen:<br />
• Welche neuen Vertretungsformen<br />
(das Vier-Säulen-Modell) gibt es?<br />
• Was bedeutet das in der Praxis?<br />
• Welche Verbesserungen bringt das neue<br />
Gesetz mit sich?<br />
• ... und IHRE Fragen!<br />
Das »Forum für Sozialmedizinische Praxis« ist eine<br />
Veranstaltungsreihe des <strong>SMZ</strong> zu aktuellen medizinischen,<br />
gesundheitswissenschaftlichen und gesundheitspolitischen<br />
Themen. Wir freuen uns auf Ihre<br />
Teilnahme und eine spannende Diskussion!<br />
VORANMELDUNG ERBETEN!<br />
Weitere <strong>Info</strong>rmationen: Martina Frei, MPH; Telefon:<br />
0699 18 08 43 75 Email: frei@smz.at<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
45
<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />
Neues Beratungsangebot in der<br />
Familienberatungsstelle: Sexualberatung<br />
46<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
Sexualität ist eine lebendige Begegnung mit einem<br />
anderen Menschen oder mit sich selbst. Sie belebt<br />
uns und bringt Intimität, Lust, Erregung und Befriedigung<br />
in unser Leben. Leider kann diese Begegnung<br />
auch Angst machen und Unsicherheiten auslösen<br />
oder einfach nicht so funktionieren wie gewünscht.<br />
Über wenig wird so viel geschwiegen, wie über die<br />
eigene Sexualität. Ich lade Sie ein, in ein Sprechen<br />
zu kommen: Was suche ich? Was fehlt mir? Was<br />
macht mir Angst?<br />
Mit einem anderen Menschen über Gedanken und<br />
Gefühle zu sprechen befreit. Dieser andere kann ich<br />
sein, wenn Sie möchten. Gemeinsam können wir so<br />
Lösungen finden. Nehmen Sie Kontakt zum <strong>SMZ</strong><br />
<strong>Liebenau</strong> auf und vereinbaren Sie einen Termin.<br />
Lisa Wimmer:<br />
Mein Name ist Lisa Wimmer. Nach meinem Abschluss<br />
als Diplompädagogin und Erwachsenenbildnerin<br />
habe ich mich für eine Ausbildung zur<br />
Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin entschieden.<br />
Aktuell arbeite ich als Sexualberaterin im<br />
<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, in einer psychosozialen Beratungsstelle<br />
und in meiner privaten Praxis als Psychotherapeutin.<br />
Meine Aufgabe ist es, Menschen in allen denkbaren<br />
Lebenslagen zu begleiten, sei es in Form von<br />
Beratung, Therapie oder Krisenintervention. Entscheidend<br />
für mich ist, mein Gegenüber als einzigartigen<br />
Menschen mit einer einzigartigen Geschichte<br />
zu erkennen. Da keine Person oder Beziehung<br />
einer anderen gleicht, gibt es kein „Prozedere A“<br />
oder „Prozedere B“, sondern es gibt Sie und Ihre<br />
ganz spezielle Geschichte. Genau diese Lebensgeschichte<br />
hat Sie an diesen Platz geführt, wo Sie das<br />
Gespräch suchen, um sich neu zu orientieren.<br />
Als Sexualberaterin im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> möchte ich<br />
Ihnen helfen zu verstehen, was eigentlich los ist, wo<br />
„es hakt“ und was es braucht, um da wieder herauszukommen.<br />
Manchmal braucht es nur ein Gegenüber,<br />
das interessiert zuhört und die Dinge beginnen<br />
sich von selbst zu ordnen. Oft aber braucht<br />
es wirklich Beratung, um sich in der Beziehung zu<br />
einem anderen Menschen oder sich selbst wieder<br />
zurechtzufinden.<br />
<strong>Info</strong>rmationen und<br />
Terminvereinbarung:<br />
Sozialmedizinisches<br />
Zentrum <strong>Liebenau</strong><br />
<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 141,<br />
1. Stock A-8041 Graz<br />
Tel.: 0316/ 46 23 40<br />
Thomas Mossier:<br />
Ich bin 1977 geboren, Sozialarbeiter und verheiratet.<br />
Ich beschäftige mich seit 19 Jahren in Form von<br />
psychosozialer Beratung, Begleitung und Bildung<br />
mit den Bereichen:<br />
• Sexualität<br />
• Eltern-Kind-Beziehungen<br />
• Paarbeziehungen<br />
• Gesundheit und Arbeit<br />
• Schmerzen<br />
• Behinderungen<br />
Außerdem bin ich seit meinem zwanzigsten Lebensjahr<br />
querschnittsgelähmt. Meine Kenntnisse<br />
zu den genannten Themen sind durch persönliches<br />
Interesse und auch durch eigene Erfahrungen und<br />
Erlebnisse entstanden. Dies versuche ich mir, so gut<br />
wie möglich, bewusst zu machen.<br />
Sie können in die Sexualberatung der Beratungsstelle<br />
des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> kommen, um mit mir in<br />
einem ganz vertraulichen Rahmen zu sprechen.<br />
Dabei kann ich Sie mit Beratungsgesprächen auch<br />
über längere Zeit begleiten. Im Gespräch erzählen<br />
Sie auf Ihre Art und Weise, wo und wie Sie in Ihrem<br />
Leben gerade nicht weiterkommen. Ich erzähle Ihnen<br />
wiederum, was ich da von Ihnen höre, sehe und<br />
spüre, welche Gedanken und welche Fragen mir<br />
dadurch kommen. So können wir uns von Mensch<br />
zu Mensch austauschen und das kann helfen, neue<br />
Wege zu finden. Wenn es darum geht, Unbewusstes<br />
oder Körperliches zu behandeln, kann ich Sie<br />
unterstützen, passende psychotherapeutische und<br />
medizinische Hilfe zu finden.
JACKY-COOL-CHECK<br />
<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />
WILLKOMMEN IM TEAM<br />
Hallo, mein Name ist Natascha Mauerhofer. Schon während meines Soziologie-<br />
und Gesundheitsmanagementstudiums sprach mich die multiprofessionelle<br />
und kritische Arbeitsweise des <strong>SMZ</strong> an. Die einzigartige, interdisziplinäre<br />
Ausrichtung und Positionierung als Gesundheitseinrichtung in Graz<br />
waren der Grund für regelmäßige Besuche auf der Homepage und der Hoffnung,<br />
dass eines Tages eine Arbeitsstelle im <strong>SMZ</strong> ausgeschrieben ist, auf die<br />
ich passe. Vergangenen Juni war es dann soweit und ich folgte meiner Vorgängerin<br />
Michaela Traxler als Karenzvertretung. Seitdem arbeite ich in den<br />
Bereichen Gesundheitsförderung, Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit. Die<br />
Arbeit mit dem Team und den unterschiedlichsten Menschen, die ich bis jetzt<br />
kennenlernen durfte, ist abwechslungsreich, bereichernd und inspirierend<br />
und hat alle meine Erwartungen übertroffen. Es freut mich ausgesprochen,<br />
dass meine Karenzvertretungsstelle im Dezember in eine fixe Anstellung umgewandelt<br />
wurde und ich so weiterhin mit einem kompetenten Team, wundervollen Bewohner*innen und<br />
interessanten Menschen zusammenarbeiten kann.<br />
Hallo, mein Name ist Lisa Strozer und ich bin seit September 2<strong>01</strong>7 eine der neuen<br />
Mitarbeiter*innen im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>. Mit dem Bezirk Jakomini verbindet mich<br />
meine Geschichte. Hier bin ich geboren und aufgewachsen, hier lebe und arbeite<br />
ich auch. Nach meinem Bachelorstudium Gesundheits- und Pflegewissenschaft<br />
auf der Medizinischen Universität Graz habe ich beschlossen, berufsbegleitend<br />
„Integriertes Versorgungsmanagement“ zu studieren. Zusätzlich arbeite ich als<br />
Sprechstundenhilfe in einer Ordination in Jakomini. Im Juli 2<strong>01</strong>7 habe ich ein<br />
sechswöchiges Praktikum im <strong>SMZ</strong> gemacht, das mir in vielerlei Hinsicht neue<br />
Perspektiven eröffnet hat. Ich durfte in den Bereich der Gesundheitsförderung<br />
sowie in die Stadtteilarbeit eintauchen. Besonders beeindruckt hat mich, dass<br />
die Zusammenarbeit der ganz unterschiedlichen Berufsgruppen auf Augenhöhe<br />
passiert. So etwas habe ich bis jetzt in keiner Arbeitsstelle und keinem Praktikum<br />
erlebt. Umso mehr freue ich mich über die Anstellung und die zukünftige Arbeit<br />
gemeinsam mit meinen Kolleg*innen und natürlich den Menschen in den Bezirken Jakomini und <strong>Liebenau</strong>. Einige<br />
kenne ich ja schon und hoffentlich treffe ich noch viele weitere Bewohner*innen, natürlich aus beiden Bezirken.<br />
Hallo, ich heiße Ottilie Vonbank, ich bin Sozialarbeiterin und Mediatorin in Ausbildung<br />
und arbeite seit dem 05.02.2<strong>01</strong>8 mit 19h/Woche im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>. Mein<br />
Lebensweg führte mich aus dem oberen Murtal nach Wien, wo ich unter anderem<br />
in einer freien Tanzkompanie und einem Theaterkollektiv mitwirken konnte. Im Alter<br />
von 21 Jahren verschlug es mich nach Berlin, wo ich erst Philosophie und dann<br />
Soziale Arbeit studierte. In den letzten zwei Jahren leitete ich ein Stadtteilzentrum in<br />
Berlin-Hellersdorf. Mit einiger Begeisterung habe ich das <strong>SMZ</strong> schon von dort aus<br />
unter die Lupe genommen. Der ganzheitliche Ansatz hat mich sofort angesprochen<br />
und begeistert. Soziale Projekte, in denen so umfangreich „hinter Symptome geschaut“<br />
wird, sind mir bisher noch nicht oft untergekommen. Gerne wollte ich mehr<br />
darüber erfahren, wie hier gearbeitet wird. So wurde ich zur Praktikantin beim <strong>SMZ</strong><br />
und zu meiner großen Überraschung wurde mir sogleich auch eine Fixanstellung<br />
angeboten. Sowohl fachlich als auch sozial bin ich begeistert von dieser Institution.<br />
Die Herzlichkeit, mit der ich hier aufgenommen wurde, berührt mich sehr. In einer Gesellschaft, die zunehmend von<br />
Vereinzelung und Misstrauen geprägt ist, scheint mir das <strong>SMZ</strong> wie eine Oase, in der Menschen sich mit lebensnotwendigen<br />
Ressourcen wie sozialer Wärme, Anerkennung und Zuversicht versorgen können. Ich freue mich sehr<br />
darauf, gemeinsam mit dem Team und den Besucher*innen des <strong>SMZ</strong> zu gestalten, zu lernen und zu wirken.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
47
<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />
Auf Wiedersehen Michi!<br />
Im Juni 2<strong>01</strong>7 mussten wir uns von unserer lieben Mitarbeiterin Michaela Traxler<br />
verabschieden. Allerdings aus einem freudigen Grund: Im August kam ihr Sohn<br />
Nikolaus auf die Welt. Wir gratulieren herzlich zum Familienzuwachs!<br />
Liebe Michi,<br />
wir danken Dir für Deine Mitarbeit im <strong>SMZ</strong>! Mit Deinen umfangreichen Ausbildungen<br />
hast Du unser Team perfekt ergänzt und durch Deine fröhliche Art auch<br />
alle Mitmenschen immer wieder persönlich erfreut. Glücklicherweise bleiben<br />
Deine Kompetenzen im Stadtteil Jakomini in Zukunft (auch für uns) erhalten: als<br />
neue Sprengelsozialarbeiterin für Jakomini! Wir wünschen alles Gute und freuen<br />
uns auf eine neue Zusammenarbeit mit Dir!<br />
Baba und bis bald,<br />
das <strong>SMZ</strong>-Team<br />
„Alles unter einem Dach“ – Praktikum im <strong>SMZ</strong><br />
VON DOMINIK FRUHWIRTH<br />
Als Bildungs- und Erziehungswissenschaftler an der Karl-Franzens-Universität<br />
habe ich bisher keinerlei praktische Erfahrungen in sozialen Einrichtungen<br />
machen dürfen. Mein eigentliches Ziel, die Mitarbeit in sozialen Projekten und<br />
Organisationen, war somit bis zu meinem Praktikum beim Sozialmedizinischen<br />
Zentrum <strong>Liebenau</strong> in weiter Ferne. Da ich in jungen Jahren sehr oft am <strong>SMZ</strong> vorbeikam<br />
(vor allem am alten Standort), war meine Neugierde schon früh geweckt.<br />
Als die Pädagogik, die Soziologie und die Psychologie in den Mittelpunkt meiner<br />
Interessen gerückt sind, wurde das <strong>SMZ</strong> umso interessanter für mich. Dort sind<br />
diese drei Disziplinen unter einem Dach sinnvoll miteinander vereint, abgesehen<br />
von vielen weiteren Bereichen, welche durch das <strong>SMZ</strong> abgedeckt werden. Nach<br />
meinem Bewerbungsgespräch war ich überglücklich, eine fixe Zusage für ein<br />
zweimonatiges Praktikum bekommen zu haben und war ab diesem Zeitpunkt<br />
voller Vorfreude. Zugegebenermaßen war ich aber auch ein bisschen nervös, da<br />
dies mein erstes einschlägiges Praktikum in meinem zukünftigen Arbeitsfeld war und somit ein Wegweiser<br />
für die Zukunft werden würde. Dank der herzlichen Aufnahme ins Team des <strong>SMZ</strong> war die Nervosität schon<br />
am ersten Tag verflogen und einem erfolgreichen Praktikum stand nichts mehr im Wege. Mit jedem Tag,<br />
den ich mit Martina, Natascha und Anahita verbracht habe, lernte ich neue interessante und herzensgute<br />
Menschen kennen, welche mich durch mein ganzes Praktikum begleiteten. Sei es beim Brunchen am Grünanger,<br />
beim Mittagstisch im STZ Jakomini oder aber auch beim Stadtteilfest.<br />
Jetzt, nach Beendigung meines Praktikums, kann ich mit vollster Überzeugung sagen, dass mich mein<br />
beruflicher Werdegang in die soziale Arbeit verschlagen wird. Ich bin ungemein dankbar für die Chance, die<br />
mir das <strong>SMZ</strong> gegeben hat. Danke!<br />
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<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8
ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE<br />
PRAXISGEMEINSCHAFT<br />
Dr. Gustav Mittelbach (alle Kassen),<br />
Dr. Rainer Possert (Wahlarzt)<br />
Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche<br />
Psychotherapie und Beratung, Behandlung<br />
von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits-<br />
und Umweltmedizin<br />
Terminvereinbarungen unter 0316 46 23 40<br />
FAMILIENBERATUNG<br />
& RECHTSBERATUNG<br />
Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte,<br />
Psychotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen<br />
und Jurist*innen. Donnerstag von 17.00 bis<br />
19.00 Uhr im <strong>SMZ</strong>.<br />
Telefonische Anmeldung unter<br />
0316 46 23 40<br />
PSYCHOTHERAPIE<br />
Gestalt- und Familientherapie, NLP, systemische<br />
Therapie, Einzel- und Gruppentherapie sowie<br />
Kinderpsychotherapie.<br />
Teilkostenersatz durch die Krankenkasse.<br />
Telefonische Anmeldung unter<br />
0316 46 23 40<br />
SOZIALE ARBEIT<br />
Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfe bei<br />
Kontakt zu Behörden, Hilfestellungen bei Wohnungsproblemen,<br />
Arbeitslosigkeit, …<br />
Telefonische Anmeldung unter<br />
0650 67 35 146<br />
oder 0664 16 51 471<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche<br />
Veranstaltungen, Durchführung von Projekten<br />
im Bereich Gesundheitsförderung, Kooperationen<br />
im Bezirk und mit anderen Organisationen<br />
<strong>Info</strong>rmationen und Kontakt unter<br />
0699 18 08 43 75<br />
MUSIKARBEIT<br />
Musikarbeit als Mittel, um sozialen Zusammenhalt<br />
zu fördern. Angebote für Kinder und<br />
Erwachsene zum Beispiel bei MUSI, Chor und<br />
BandCafé.<br />
<strong>Info</strong>rmationen unter 0699 18 08 43 75<br />
SEXUALBERATUNG<br />
<strong>Info</strong>rmationen, Beratung, Psychotherapie für<br />
Männer, Frauen, Familien und Paare zu folgenden<br />
Bereichen: Beziehungskonflikte, Sexualprobleme,<br />
Schwierigkeiten im Zusammenhang mit<br />
Homosexualität, psychosoziale Krisen, Aufarbeitung<br />
von Lebensgeschichten, Arbeit und Gesundheit,<br />
chronische Erkrankungen, Schmerzen,<br />
Behinderungen und Trauma.<br />
<strong>Info</strong>rmationen und telefonische Anmeldung<br />
(auch anonym) unter 0316 46 23 40<br />
STADTTEILZENTREN<br />
GRÜNANGER & JAKOMINI<br />
Unsere Stadtteilzentren bieten Raum für Projekte<br />
und einen sozialen Treffpunkt für Bewohner*innen.<br />
Zudem bieten wir eine unbürokratische<br />
Anlaufstelle in vielfältigen Fragen und<br />
Angelegenheiten.<br />
<strong>Info</strong>rmationen und Kontakt unter<br />
0699 18 08 43 75<br />
<strong>SMZ</strong>@<strong>SMZ</strong>.AT WWW.<strong>SMZ</strong>.AT<br />
<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />
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P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M / Verlagspostamt 8041 Graz