Künstler - - Stift Admont
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Oskar Herzberg<br />
nachgewiesen 1912–1914, Dr. Schilder, Wien<br />
Herzberg bezeichnete sich selbst als Setzer und<br />
Kolporteur aus Frankfurt/Main, war aber Dienstmann<br />
von Beruf und vermutlich Patient der<br />
Psychiatrischen Klinik Leipzig.<br />
Der alte Dienstmann, wie Prinzhorn ihn nennt,<br />
fabulierte sich in das Leben seiner Zeitgenossen<br />
hinein, malte Alltägliches und Freudiges, Wohlstand<br />
und Not, Exotisches und Sensationen.<br />
Schlittschuhläufer und Mitpatienten treten auf,<br />
Tanzende, Kometen, Wackelfelsen, Riesenstollen<br />
und Kamelherden.<br />
Oftmals kommentierte er in seiner unsicheren Orthographie einer „disertation“<br />
die Thematik eines Bildes und rankte Geschichten daran wie ein orientalischer<br />
Märchenerzähler.<br />
Anders als bei ‚naiven’ Malern deckte sein Blick auch mentale und soziale<br />
Schichten auf, wie das von der schützenden Fassade freigelegte Interieur von<br />
„Frau Gern“. Herzberg selbst nähert sich der Bettlägerigen als Magnetiseur,<br />
während Herr und Hund abseits sitzen. Im Nebenraum links – zu lesen als<br />
zeitlich davor – liebkosen sich Hund und Herr.<br />
Die strukturgebende Zeichnung ist meist lapidar und großzügig, ebenso die<br />
lockere, pastose Tüpfeltechnik.<br />
Ohne Berührungsangst näherte sich Herzberg trotz fehlender akademischer<br />
Schulung den komplexesten Motiven, fand anschauliche Ausdrucksformen für<br />
Mimik und Gestik, für Exotisches und Transzendentes.<br />
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