Künstler - - Stift Admont
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Heinrich Anton Müller<br />
*Versailles 1869–1930, Anstalt Münsingen, Schweiz<br />
Müller lebte seit 1898 mit seiner stetig wachsenden Familie in Corsier und<br />
verdiente sein Geld als Rebknecht – ein bescheidener Beruf, der ihm jedoch<br />
genug Raum für Kreativität ließ.<br />
Im selbstgebauten Haus hatte er sich eine Werkstatt eingerichtet, in der er die<br />
Wasserkraft eines vorbei fließenden Baches nutzte. Er konstruierte einen Kreisel<br />
und eine mechanische Feile; patentieren ließ er sich 1903 eine Maschine zum<br />
Beschneiden von Weinreben. Trotzdem beuteten andere die Erfindung aus.<br />
Seither irrte Müller planlos durch die Weinberge. 1906 nahm ihn die Anstalt<br />
Münsingen auf, wo er bis zu seinem Tod blieb – ohne Diagnose.<br />
In der Anstalt verfolgte Müller eigene, zum Teil verzweifelte Projekte. 1912<br />
verkroch er sich in einer selbst gegrabenen Höhle, 1913 auf einem selbst<br />
gebauten Hochsitz. Eine Art Helm, in dem er Speisereste aufbewahrte, wurde<br />
ihm weggenommen. Seit 1914 montierte er aus Lumpen, Draht und Zweigen mit<br />
Hilfe seiner Exkrete und Sekrete Räder, und daraus Maschinen, die er im Zorn<br />
über seine Internierung wieder zerstörte.<br />
1919 begann er, zu schreiben und zu zeichnen, wunderliche Wesen mit<br />
mechanischem Innenleben, Fratzen, aber auch zarte Kinderbildnisse, Märchenhaftes<br />
– und immer wieder die Rebpflanze.<br />
1925 gab er auf, lag meist im Garten hinter einem Strauch oder am Fenster und<br />
sah durch ein Fernrohr …<br />
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