Künstler - - Stift Admont
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Peter Meyer<br />
*Bütgenbach 1871 oder 1872–1930, Anstalt Eickelborn<br />
Pseudonym bei Prinzhorn: „Peter Moog“<br />
Dem in Armut geborenen Meyer gelang es, sich<br />
durch beweglichen Geist und Lebenskunst aus<br />
seinen Verhältnissen zu befreien.<br />
Seine Wortgewandtheit machte ihn zum beliebten<br />
„Original“. Der gelernte Kellner eröffnete in<br />
Münster eine Wirtschaft und heiratete, aber die Frau<br />
starb nach sieben Jahren. Von drei Kindern überlebte<br />
nur eines. Die Wirtschaft konnte er nicht halten,<br />
doch fand er als Geschäftsführer eines Kölner Hotels<br />
1907 eine Anstellung.<br />
Nachdem er unvermittelt einen „elektrischen Schlag im Hirn“ gespürt hatte, sah<br />
er sich als <strong>Künstler</strong>. Zugleich bedrohte er in „großer Erregung“ die Familie mit<br />
dem Revolver, sodass er in die Anstalten Düren (1909-1911) und Eickelborn<br />
(1911-1930) kam.<br />
Der „Dichterfürst“ begann 1912 zu zeichnen. Er wandelte sich zum „Heiligenmaler“,<br />
als er 1918 ein Gelübde abgelegt hatte, keusch wie ein Mönch zu leben<br />
und Alkohol sowie Tabak zu entsagen. Seine Bilder gab er willig her, hoffte er<br />
doch, damit seine Sündenschuld bezahlen zu können.<br />
Meyer malte für den Kölner Dom: Madonnen und große biblische Themen, wie<br />
Kreuzabnahme, Jüngstes Gericht, aber auch – abseits von Bildkonventionen –<br />
den Propheten Elias.<br />
Die Oberflächen, Gewänder und Hintergründe oszillieren in meist rotbunten,<br />
kristallin zerlegten Farbfeldern wie kostbare Bildteppiche. Das biblische Personal<br />
mit runden Gesichtern indes leugnet jede Körperlichkeit, so als erfüllte Meyer an<br />
den mageren Gestalten sein leibfeindliches Gelübde.<br />
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