Oberlandler Frühjahr 2023: Traditionen, Innovationen und Geschichten aus dem Oberland

Die Frühjahrsausgabe 2023 des Magazins "Oberlandler" bietet eine faszinierende Mischung aus Geschichten, Traditionen und innovativen Projekten aus dem Oberland. Leser erhalten Einblicke in die lebendige Tradition des Maibaumaufstellens, die Geschichte eines passionierten Dartspielers und das vielseitige Verpackungsunternehmen GPI in Miesbach. Zudem gibt es spezielle Beiträge über Therapiehunde, Hochzeitsvorbereitungen und Frühlingsrezepte. Das Magazin stellt auch außergewöhnliche Sammler und regionale Künstler vor und gibt Tipps für den Frühling in der Region. Die Frühjahrsausgabe 2023 des Magazins "Oberlandler" bietet eine faszinierende Mischung aus Geschichten, Traditionen und innovativen Projekten aus dem Oberland. Leser erhalten Einblicke in die lebendige Tradition des Maibaumaufstellens, die Geschichte eines passionierten Dartspielers und das vielseitige Verpackungsunternehmen GPI in Miesbach. Zudem gibt es spezielle Beiträge über Therapiehunde, Hochzeitsvorbereitungen und Frühlingsrezepte. Das Magazin stellt auch außergewöhnliche Sammler und regionale Künstler vor und gibt Tipps für den Frühling in der Region.

31.03.2023 Aufrufe

Die bekannten Quellen Heidnischer Ursprung hin oder her: Das Wort Maibaum wurde tatsächlich erstmals im hohen Mittelalter genannt: der Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach tadelte 1224 die Bewohner Aachens, die um einen Maibaum tanzen würden – und klassifizierte dies als heidnischen Brauch. Aber was „das Volk“ tat und eine sittenstrenge Kirche wollte, waren schon oft zweierlei, wie wir auch aus anderen Bereichen wissen… Der Baum muss besonders stattlich und gerade gewachsen sein. Dieses Exemplar ist für Kreuth. Näher kommen wir unserer Heimat mit dem 1531 erwähnten Maibaum, der damals in der Hofmark Kling bei Wasserburg am Inn stand. Ihm wird in Fachkreisen sogar das Zertifikat „einwandfrei echt“ zugedacht. 1585 datiert dann die älteste Ansicht eines Maibaums. Zu finden ist sie im Antiquarium der Münchner Residenz: bei der Ansicht von Starnberg lugt hier zwischen den Häusern ein Maibaum hervor, offensichtlich mit Querstangen geziert und mit einem Wipfelboschen an der Spitze. Verbote, Verbote und doch geht es weiter Wie so oft, verdanken wir aber Verboten die interessantesten Quellen. So zieht sich die Ablehnung der Maibäume wie ein roter Faden durch die frühere Geschichte. Besonders der lange währende Vorwurf der heidnischen Tradition fällt auf. So auch bei dem Verbot von 1637 in der oberpfälzischen Polizeiordnung. Noch 1760 wird so ein Verbot allgemein für Bayern ausgesprochen. Der Maibaum wird fast „königlich“ Helfer in Bad Wiessee schälen den Baum. Erst das 19. Jahrhundert führte zu einem grundlegenden Umdenken. Als man 1815 den ersten Dorfmaibaum mit Figurenschmuck aufstellte, war auch unser Land ein anderes geworden. Die napoleonischen Kriege hatten Bayern 1806 zu einem Königreich gemacht. Das durch Franken, Bayrisch-Schwaben und die Rheinpfalz stark vergrößerte Land brauchte eine neue Identität. Die ersten beiden Könige Max I. Joseph und Ludwig I. stießen hier viel an. Oberlandler 52

Die Auswahl des Baums im Wald Letzte Vorbereitungen vor dem Aufstellen des Rottacher Maibaums. Der 1. Mai und der Maibaum Dass der 1. Mai fixer Tag zum Aufstellen eines Maibaums wurde, das findet sich tatsächlich erst im letzten Jahrhundert. Zuvor konnte das Datum abweichen. Das Aufstellen eines Maibaums wurde aber im Rahmen der Heimatschutzbewegung nach dem Ersten Weltkrieg immer beliebter. Auch das Dritte Reich förderte die Tradition. Die geplante politische Vereinnahmung durch die Nazis überstand der Maibaum allerdings Gott sei Dank. Nicht jeder Baum eignet sich für einen Maibaum. So werden in Bayern meistens Nadelbäume ausgewählt. Im Rheinland dagegen sind Birken als Maibäume beliebt. Wichtig ist aber immer, dass es sich um möglichst hohe Stämme handelt. Sie müssen gerade und natürlich gewachsen sein. Zu vermeiden ist immer „buxiges Druckholz“ oder zu große Oberflächenschäden, etwa durch Spechte. Hier ist große Erfahrung gefragt! Bei der Größe liegen die Bayern eindeutig vorne: Hier werden keine Bäume ausgewählt, die kleiner als 25-30 Meter sind. Eine Länge bis weit über 50 Meter ist sogar möglich! Für Miesbach beispielsweise dürfen nicht mehr als 28 Meter Länge ausgewählt werden, da der Baum sonst nicht durch die engen Altstadtgassen zum Marktplatz transportiert werden kann. Auch der Durchmesser ist von großer Bedeutung, denn einerseits sollte der Baum stabil und sicher stehen, andererseits aber auch nicht zu plump wirken. Zum Fällen des Baums gibt es einen engen Zeitrahmen. Erst nach dem Thomastag, dem 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, darf man nach altem Brauch und Wissen einen Baum fällen. Tatsächlich ist es die ideale Zeit, weil das Holz dann am trockensten ist. Mit dem Thomastag beginnen auch die Rauhnächte, eine Zeit voller Mystik, die noch aus vorchristlicher Zeit stammt. Miesbach | Rosenheim | Tegernsee www.karljaeger-trachten.de 53 Oberlandler

Die Auswahl des Baums<br />

im Wald<br />

Letzte Vorbereitungen vor <strong>dem</strong><br />

Aufstellen des Rottacher Maibaums.<br />

Der 1. Mai <strong>und</strong><br />

der Maibaum<br />

Dass der 1. Mai fixer Tag zum Aufstellen eines Maibaums<br />

wurde, das findet sich tatsächlich erst im letzten<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert. Zuvor konnte das Datum abweichen. Das<br />

Aufstellen eines Maibaums wurde aber im Rahmen der<br />

Heimatschutzbewegung nach <strong>dem</strong> Ersten Weltkrieg immer<br />

beliebter. Auch das Dritte Reich förderte die Tradition.<br />

Die geplante politische Vereinnahmung durch die<br />

Nazis überstand der Maibaum allerdings Gott sei Dank.<br />

Nicht jeder Baum eignet sich für einen Maibaum. So werden<br />

in Bayern meistens Nadelbäume <strong>aus</strong>gewählt. Im Rheinland<br />

dagegen sind Birken als Maibäume beliebt. Wichtig ist aber<br />

immer, dass es sich um möglichst hohe Stämme handelt. Sie<br />

müssen gerade <strong>und</strong> natürlich gewachsen sein. Zu vermeiden<br />

ist immer „buxiges Druckholz“ oder zu große Oberflächenschäden,<br />

etwa durch Spechte. Hier ist große Erfahrung<br />

gefragt! Bei der Größe liegen die Bayern eindeutig vorne: Hier<br />

werden keine Bäume <strong>aus</strong>gewählt, die kleiner als 25-30 Meter<br />

sind. Eine Länge bis weit über 50 Meter ist sogar möglich! Für<br />

Miesbach beispielsweise dürfen nicht mehr als 28 Meter Länge<br />

<strong>aus</strong>gewählt werden, da der Baum sonst nicht durch die engen<br />

Altstadtgassen zum Marktplatz transportiert werden kann.<br />

Auch der Durchmesser ist von großer Bedeutung, denn einerseits<br />

sollte der Baum stabil <strong>und</strong> sicher stehen, andererseits<br />

aber auch nicht zu plump wirken. Zum Fällen des Baums gibt<br />

es einen engen Zeitrahmen. Erst nach <strong>dem</strong> Thomastag, <strong>dem</strong> 21.<br />

Dezember, <strong>dem</strong> Tag der Wintersonnenwende, darf man nach<br />

altem Brauch <strong>und</strong> Wissen einen Baum fällen. Tatsächlich ist es<br />

die ideale Zeit, weil das Holz dann am trockensten ist. Mit <strong>dem</strong><br />

Thomastag beginnen auch die Rauhnächte, eine Zeit voller<br />

Mystik, die noch <strong>aus</strong> vorchristlicher Zeit stammt.<br />

Miesbach | Rosenheim | Tegernsee<br />

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