ZUKUNFT Fichtelgebirge #1
"ZUKUNFT Fichtelgebirge" liefert gebündelte Informationen zu Innovation und Fortschritt im Fichtelgebirge. Das Magazin möchte den Um- und Aufbruch in der Region begleiten und den Blick insbesondere auf chancenträchtige Entwicklungen richten. Im diesjährigen Schwerpunkt rückt das Magazin u. a. die Grenzregion und die Beziehungen zu den tschechischen Nachbarn in den Mittelpunkt. Die Rubriken ‚Freiraum für Macher‘, ‚Leben & Freizeit‘ sowie ‚Bildung & Karriere‘ bilden zusammen mit den ‚Meilensteinen für die Zukunftsentwicklung‘ und ‚Genießen‘ viele interessante Bereiche des Lebens- und Wirtschaftsraums und der Tourismusregion Fichtelgebirge ab. Erscheinungsweise: Einmal jährlich im Juni. Herausgeber: Förderverein Fichtelgebirge e. V. Chefredakteur: Dr. Oliver van Essenberg. Gestaltung: buero arndt schatz, Selb. Das Magazin ist auch als kostenlose Printversion erhältlich. Interessenten können diese – auch in größerer Menge - unter info@foerderverein-fichtelgebirge.de anfordern
"ZUKUNFT Fichtelgebirge" liefert gebündelte Informationen zu Innovation und Fortschritt im Fichtelgebirge. Das Magazin möchte den Um- und Aufbruch in der Region begleiten und den Blick insbesondere auf chancenträchtige Entwicklungen richten. Im diesjährigen Schwerpunkt rückt das Magazin u. a. die Grenzregion und die Beziehungen zu den tschechischen Nachbarn in den Mittelpunkt. Die Rubriken ‚Freiraum für Macher‘, ‚Leben & Freizeit‘ sowie ‚Bildung & Karriere‘ bilden zusammen mit den ‚Meilensteinen für die Zukunftsentwicklung‘ und ‚Genießen‘ viele interessante Bereiche des Lebens- und Wirtschaftsraums und der Tourismusregion Fichtelgebirge ab. Erscheinungsweise: Einmal jährlich im Juni.
Herausgeber: Förderverein Fichtelgebirge e. V. Chefredakteur: Dr. Oliver van Essenberg. Gestaltung: buero arndt schatz, Selb. Das Magazin ist auch als kostenlose Printversion erhältlich. Interessenten können diese – auch in größerer Menge - unter info@foerderverein-fichtelgebirge.de anfordern
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Zuwanderung gestalten
Integration Ohne Ehrenamtliche lässt sich die Flüchtlingskrise nicht bewältigen.
Zwei Beispiele aus Wunsiedel.
Wie muss man die Zuwanderung gestalten, damit
nicht nur Flüchtlinge eine neue Heimat finden,
sondern auch, dass die Integration gelingt
und Deutschland neue Mitbürger bekommt?
Der Landkreis Wunsiedel ist auf einem guten
Weg. Zwar sind von den ersten 30 jungen Asylbewerbern
ohne Familie, die im Oktober 2014
aus Syrien nach Wunsiedel kamen, bis jetzt nur
zwei bereit hier zu bleiben, aber die Voraussetzungen
sind gut! Der eine hat bereits eine
Arbeit, der andere eine Wohnung und die Zusicherung,
dass seine Frau einreisen darf. Aber
es sind auch Familien da, die alles tun, um die
Voraussetzungen für gute Integration zu erfüllen:
zur Schule gehen, Deutsch lernen, in Vereinen
mitmachen, wenn möglich eine Lehrstelle
suchen und finden.
Damit das alles gelingt, finden sich überall
Ehrenamtliche, die mit viel Engagement und
Begeisterung, mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Die Probleme sind überall die Gleichen, aber
wo sich Helfer finden, da werden in Zusammenarbeit
mit den offiziellen Stellen auch Wege
gefunden.
Zwei Beispiele aus Wunsiedel verdeutlichen
den Zusammenhang:
Karl Rost wurde von der Caritas darauf aufmerksam
gemacht, dass junge Männer aus
Kurdistan in Wunsiedel Asyl suchen und dass
dringend Deutschlehrer gesucht werden. Er
stellte selbst einen deutsch-kurdischen Sprachkurs
zusammen, aber schnell wurde klar, dass
amtliche Sprachkurse konsequenter angenommen
werden, weil man dort auch die benötigten
Scheine erhält. „Es blieb also nicht bei den
Sprachkursen, aber wir lernten uns kennen und
es gab viele persönliche Probleme zu regeln und
so entwickelte ich mich zum gefragten Mann
für alle Lebenslagen.“ So kam der engagierte
Lehrer zu seiner zweiten Lebensaufgabe: Im
Augenblick laufen alle Fäden der ehrenamtlichen
Flüchtlingsbetreuung bei ihm zusammen.
„Die Krisengebiete haben sich in diesen sechs
Jahren verändert und entsprechend haben sich
die Nationalitäten der Flüchtlinge gewandelt.
Aber eines ist immer gleich geblieben: Die
Menschen haben extreme Grausamkeit und
Verluste erlebt, sie kommen aus fremden Kulturen
und sie sind uns fremd. Es ist nicht leicht
für sie, bei uns Fuß zu fassen. Aber es ist auch
für Politik und Gesellschaft nicht leicht zu trennen,
ob Flüchtlinge aus Angst um ihr Leben
hier sind oder aus rein wirtschaftlicher Not, die
auch schlimm genug ist. Häufig erscheinen die
Entscheidungen grausam, aber ich glaube, dass
Deutschland auf einem guten Weg ist, eine Lösung
zu finden. In unserer Region haben wir jedenfalls
einen Weg gefunden, möglichst vielen
Menschen gerecht zu werden und das mit einem
Höchstmaß an persönlichem Einsatz von
ehrenamtlichen Helfern.“
Auf Hilfe angewiesen
So gibt es sehr aktive Helferkreise im gesamten
Landkreis, die den Asylbewerbern und Flüchtlingen
mit Rat und Tat zur Seite stehen, z. B. mit
ihnen zum Arzt fahren, bei Behördengängen
begleiten, sich um Spenden kümmern, bei der
Suche von Einrichtungsgegenständen behilflich
sind und einfach bei allen Fragen, die die neuen
Bürger in unsrem Land nicht alleine klären
können, zur Seite stehen.
Das Mehrgenerationenhaus am Gabelmannsplatz
zum Beispiel wurde 2014 von der Stadt
Wunsiedel zur Verfügung gestellt und entwickelt
sich unter Leitung von Heike Syma zu
einem internationalen Treffpunkt für Kinder,
Muttis und Senioren. Kurz nachdem die große
Flüchtlingswelle ankam, konnten im MGH
Deutschkurse von ehrenamtlichen Lehrkräften
durchgeführt werden. Mittlerweile finden z.B.
Sprachkurse für Frauen und zweimal wöchentlich
ein Nähkurs statt. Im wirklich geschmackvoll
ausgebauten Dachgeschoss hat Heya Kauper
ein Nähstübchen eingerichtet. Dank einer
Zeitungsanzeige wurden 10 moderne Nähmaschinen,
Stoffe und anderes Material gespendet
und seither fliegen die Nadeln, rattern die Nähmaschinen,
es wird gebügelt und es rauchen die
Köpfe: In Syrisch-Arabisch-Englisch-Deutsch
unterstützt von Händen und Füßen gehen die
Gespräche nicht aus. Im Raum nebenan sind
die Kleinkinder mittlerweile in der Krabbelgruppe
gut aufgehoben. Es ist eine Freude zuzuschauen.
Nachdem alles gut organisiert war, hat Frau
Kauper die Verantwortung an Karin Zier abgegeben
und freut sich, dass diese wunderbare
Einrichtung nahtlos weiterläuft.
Im gemütlichen Gastraum mit Spielecke für die
Kleinen können sich Jung und Alt wohlfühlen
und der Einsamkeit entfliehen. Für Kinder
und Jugendliche gibt es Ferien – und durch die
DLRG zweimal monatlich Nachmittagsbetreuung.
Verschiedene Vereine nutzen die schönen
Räume für ihre Treffen und freuen sich auf
Neubürger. „Unsere Aufgabe ist es, die Menschen
zusammen zu bringen, mit ihnen Gespräche
zu führen, wo es möglich ist, zu helfen.
Wir sind auf einem guten Weg, es ist ein tolles
Geben und Nehmen“, meint Heike Syma.
Lilo Keltsch
International geht es im Nähstübchen zu.
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