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Ausgabe_01_2023

Magazin der Stadtwerke Erfurt für Kunden und Erfurtfans, mit vielen Themen über unsere Stadt, spannende Menschen und großartige Ideen, Informationen und Tipps zu Produkten und Leistungen der Stadtwerke Erfurt in den Bereichen Strom, Gas, Wasser, Fernwärme, Bäder, egapark oder Nahverkehr

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Zwei Bayern für Rot-Weiß<br />

Franz Gerber und sein Sohn Fabian haben den<br />

FC Rot-Weiß wieder zu einer guten Adresse gemacht<br />

Von Michael Keller (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

Der Name Gerber hat dem Erfurter Fußball, für<br />

den viele schon das Totenglöcklein läuten hörten,<br />

neues Leben eingehaucht. Erst kam der Vater,<br />

Franz Gerber, trotz großer Ungewissheit, um<br />

dem FC Rot-Weiß finanziell wieder auf die Beine<br />

zu helfen. 2020 entschied er sich, als Investor und Geschäftsführer<br />

komplett einzusteigen: „Sonst wäre der ganze Verein<br />

kaputtgegangen“. Vor zwei Jahren kam auch Gerbers Sohn Fabian,<br />

anfangs noch misstrauisch beäugt, als Trainer dazu. Und<br />

hat mit der jungen Mannschaft eine unglaubliche Siegesserie<br />

hingelegt. Die Fans erkennen ihren Verein nicht wieder und<br />

sind aus dem Häuschen. Und beim Image beginnt der Verein<br />

Schritt für Schritt an den Schrammen der Vergangenheit zu polieren.<br />

Zeit für ein entspannte Plauderei mit Vater und Sohn in<br />

einem gemütlichen Erfurter Kaffeehaus.<br />

Beide Gerbers und auch der ältere Bruder sind Sternbild Schütze<br />

und Geburtstagsfeiern waren oft ein Aufwasch. Franz hat am<br />

27. November Geburtstag, sein Filius einen Tag später. Ehrlich,<br />

aufrichtig, dynamisch, fröhlich und weltoffen – das sind allesamt<br />

Attribute, die Schützen zugesprochen werden. „Zuverlässig, positiv<br />

eingestellt, ehrlich, geradlinig und hilfsbereit“, sagt Fabian,<br />

das seien seine Stärken, die er von zu Hause mitbekommen habe.<br />

„Kann ich nicht, geht nicht, will ich nicht“, das gebe es für ihn<br />

nicht, sagt der 43-Jährige. Immer positiv und dankbar bleiben,<br />

sich auch an kleinen Dingen des Lebens erfreuen können. Schwächen?<br />

Antwort: „Manchmal zu akribisch“.<br />

Gerber junior lebt getrennt, hat zwei Söhne (16 und 13 Jahre<br />

alt), die bei ihrer Mutter in Düsseldorf leben. Das muss reichen<br />

fürs Private. Fabian Gerber ist inzwischen in Erfurt zu Hause.<br />

Fußballtrainer gleich Fulltimejob. Gibt es nur Fußball für ihn?<br />

Eigentlich ja. 9 Uhr morgens bis kurz vor Mitternacht. Training,<br />

Scouten, Mails schreiben, telefonieren, Kontakte pflegen und die<br />

Spiele der nächsten Gegner vor Ort anschauen. „Tatsächlich, ich<br />

habe nur Fußball im Kopf“, sagt der RWE-Cheftrainer. Und fügt<br />

an: „Stört mich aber nicht, ich will das so.“ Er wisse ja, wofür. Dem<br />

großen Ziel ordne er alles unter. Ob das große Ziel mit seiner<br />

Mannschaft eine Spielklasse weiter oben angesiedelt ist? Dazu<br />

hält er sich bedeckt. Noch.<br />

Erfurt kannten Vater und Sohn, bevor RWE in ihr Leben trat,<br />

nicht. Schöne Stadt soll es sein, habe es immer geheißen. Gerber<br />

junior: „Hat sich definitiv bestätigt, ich fühle mich hier extrem<br />

wohl.“ Sein Urteil: „Sehr lebenswert, freundliche Menschen, viele<br />

tolle Cafés und Restaurants, herrliche Altstadt.“ Wenn er Zeit<br />

hätte, würde er aber gern einfach nur einen Kaffee trinken und<br />

Kuchen essen. Kurz darauf kommt Gerber senior dazu. Wie aufs<br />

Stichwort zieht es die beiden erstmal zum Kuchenbuffet.<br />

Wie war Fabian denn als Kind? „Kann mich nicht mehr erinnern“,<br />

sagt Franz Gerber mit breitem Lachen. Sorgen habe es<br />

mit ihm nie gegeben. „Aber ich habe auch nicht immer alles mitgekriegt“.<br />

Beide müssen grinsen. Und wie war er so als Vater?<br />

Schöne Kindheit, tolle Eltern, großes Vertrauen, nie große Verbote<br />

oder Strenge, viele Umzüge“, bringt es Fabian Gerber auf<br />

den Punkt.<br />

Er habe von Erfurt bis zu seinem RWE-Engagement in seiner<br />

Zeit bei den Regensburgern immer nur das Stadion gesehen, gibt<br />

Vater Gerber zu. Der 69-Jährige kann auf eine dicke Personalakte<br />

verweisen. Bayern München, 1860 München, Wuppertal, St.<br />

Pauli, Calgary (Kanada), Tampa Bay und Tulsa (USA) – als Stürmer<br />

hat Franz Gerber viel Staub aufgewirbelt. 1976/77 wurde er mit<br />

27 Toren für St. Pauli Torschützenkönig der 2. Bundesliga Nord.<br />

Was ihm mit St. Pauli, Hannover und Regensburg gelang, soll nun<br />

auch in Erfurt klappen – raus aus dem Keller, vorwärts besseren<br />

Zeiten entgegen. Im Sommer 2020 hieß es am Steigerwald: „Gerber<br />

übernehmen Sie!“ Kein leichtes Unterfangen...<br />

Die Begeisterung und gewaltige Unterstützung der RWE-<br />

Zuschauer, die lange Tradition des Vereins – seien alles Gründe<br />

gewesen, die für das Engagement sprachen. Es wäre doch schade<br />

gewesen, wenn ein solcher Traditionsverein, so eine tolle Fußballstadt<br />

von der Bildfläche verschwunden wäre, sagt Franz Gerber.<br />

Bereut habe er es nicht, aber der Anfang sei sehr schwer<br />

gewesen, weil das Image des Klubs total kaputt gewesen sei. Es<br />

gab kaum Bereitschaft, dem Verein zu helfen. Die Jahre zuvor sei<br />

„sehr viel Porzellan zerdeppert“ worden.<br />

Bei den Heimspielen<br />

sieht man Franz Gerber in<br />

gewohnter Pose: ans Häuschen<br />

der Auswechselbank<br />

gelehnt. Redet der Vater<br />

dem Sohn ins Trainergeschäft?<br />

„Definitiv nein“, sagt<br />

Gerber senior. Man spricht<br />

aber schon über die Spiele.<br />

Ratschläge nicht ausgeschlossen.<br />

Man sei da auf<br />

einer Wellenlänge, wenn<br />

Kann ich nicht,<br />

gibt‘s nicht<br />

Fabian Gerber<br />

auch manchmal unterschiedlicher Meinung. Gute Verlierer sind<br />

übrigens beide nicht. Man spricht sie nach Niederlagen am besten<br />

erstmal nicht an.<br />

Franz Gerber hätte sich doch auch einen anderen Verein mit<br />

„Friede-Freude-Eierkuchen“-Hintergrund aussuchen können.<br />

„Nee“, sagt er. „Es muss schon ein bisschen schwierig sein.“ Er sei<br />

aber immer überzeugt gewesen, dass es, wenn man an gewissen<br />

Stellschrauben drehe, beim RWE sportlich wieder aufwärtsgehen<br />

würde. Dann wäre auch das Interesse in der Stadt wieder da. Und<br />

tatsächlich, es hat sich inzwischen einiges geändert bei Rot-Weiß.<br />

Man schaut wieder wohlwollender hin. „Wir sind aber noch nicht<br />

am Ende“, sagt der Münchner. Der Weg sei richtig. Er hofft, dass<br />

man in der Stadt erkennt, welchen Stellenwert der Verein in der<br />

gesamten Region als Werbeträger hat. Da wünsche er sich mehr<br />

lokale Unterstützung, wie man sie woanders beobachten könne.<br />

„Ich habe nicht vor, bald wieder zu gehen, wir wollen den Verein<br />

wieder zu einer Topadresse im deutschen Fußball machen“, bekräftigt<br />

Fabian. Was aber in zwei, drei Jahren passiere, wer weiß.<br />

„Vielleicht sind bis dahin die Gegebenheiten im Stadion besser<br />

geworden“, sagt sein Vater. Unschwer zu erkennen: Damit meint<br />

er sicher auch die gesperrte Westtribüne.<br />

Letzte Frage: Werden die Bayern dieses Jahr wieder Meister?<br />

„Da habe ich diesmal so meine Zweifel“, sagt Franz Gerber und<br />

Sohn Fabian widerspricht ihm nicht.<br />

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