Ausgabe_01_2023

Mit freiem Blick
auf die See
Wer im „Klabautermann“
Platz nimmt, blickt auf
Muscheln, Fische,
Dünengras und große
Segelschiffe. Strandkörbe
stehen vor der Tür.
Das Restaurant im
Erfurter Süden liegt
dabei unmittelbar am
Wasser – an den
Becken der
Roland Matthes
Schwimmhalle
Von Matthias Thüsing (Text)
und Steve Bauerschmidt (Fotos)
Das Reich von Lars Nicolai misst gerade einmal
15 Quadratmeter. Routiniert bewegt er sich durch
die kleine Küche, die Töpfe und Pfannen immer
im Blick. Garzeiten und Bestellreihenfolge müssen
eingehalten werden, die Garnitur muss stimmen und –
vor allem schmecken soll es. Nicolai ist der Küchenchef in
der Kombüse des „Klabautermanns“. Und für mehr als einen
Chef bietet die kleine Küche auch kaum Platz. „Da wird
es schon einmal stressig, wenn „der Laden“ gut besucht ist.
Wer bei Hallenbad-Gastronomie an „Fritten rot-weiß“ oder
Currywurst denkt, sieht nur den kleinsten Teil im Konzept
des Klabautermanns.
Die „Bistroklassiker“ gibt es natürlich auch, sagt Nicolai:
„Das möchten die Kinder im Bad und deshalb wollen wir ihnen
das auch anbieten.“ Doch darüber hinaus sei der „Klabautermann“
noch vieles mehr: Fischrestaurant, Wohngebietsgaststätte,
Café und Anlaufpunkt für all diejenigen, die
sich nach der See sehnen.
Zu den Meeres-Freunden zählen sich zuallererst auch Lars
Nicolai und seine Frau Janine. Etwa 5-mal im Jahr fahren die
beiden hoch an die Ostsee, um einzukaufen, mit Lieferanten
zu sprechen und sich nach Ideen und Impulsen umzuschauen.
Die Kochlehre absolvierte Nicolai im damaligen Hotel
„Kosmos“ bei Meisterkoch Lothar Henke. Nach dem Wehrdienst
trat er 1997 bis Anfang 2000 eine Stelle als Koch im
Haus „Zum güldenen Rade“ unter der Regie von Küchenmeister
Bernd Alsgut an.
Gesundheitliche Probleme zwangen ihn zu einem beruflichen
Wechsel, sodass er fortan als „Gebietsverkaufsleiter“
im Außendienst für einen regionalen Tiefkühlgroßhandel
20 Jahre in Thüringen unterwegs war. Rückblickend war das
für den Schritt in die Selbstständigkeit mit seiner Frau Janine
eine gute Vorbereitung. Viele Betriebe, Küchen und Konzepte
hat man kennengelernt, an denen man sehen konnte, was
am Markt funktioniert und wovon man besser die Finger lassen
sollte. Im September 2018 dann war es Janine Nicolai,
welche ihren Mann dazu ermunterte, das ehemalige Bistro
der Roland Matthes Schwimmhalle zu übernehmen.
Aufgeben war nie eine Option
Die gelernte Restaurantfachfrau verfügt über viel Berufserfahrung,
kennt die Branche und stand bei einigen Projekten
Gastronomen beratend zur Seite. Mit viel Mut, Herzblut
und Tatendrang wurde in den darauffolgenden Jahren investiert.
Einige „Zwangspausen“ machten jedoch den Start für
die Gastronomen holprig. Erforderliche Umbaumaßnahmen
des Foyers und Restaurantbereiches forderten eine längere
Betriebsschließung. Zwei Corona-Lockdowns hinterließen so
manche Sorgenfalte.
Aufgeben war aber nie eine Option. So wurde etwa der
Lockdown zwischen Weihnachten 2020 und Ostern 2021 mit
einer Glühweinhütte vor der Schwimmhalle überbrückt. Hier
ergaben sich viele nette Gespräche mit Anwohnern, Gästen
und Freunden, welche nicht nur dem Umsatz dienten, sondern
auch wichtige Impulse gaben für die weitere Umsetzung
des Restaurant-Konzeptes. „Da haben wir die ersten
Kontakte zu denen geknüpft, die heute unsere Stammgäste
sind“, sagt Janine Nicolai. Sie führt das Restaurant gemeinsam
mit ihrem Mann und ist im Klabautermann für Gastraum
und Service zuständig.
Nach dem Ende des Lockdowns im vergangenen Jahr seien
viele von den Glühwein-Gästen in das Café-Restaurant gekommen
und hätten ihre Bekannten mitgebracht. Im Viertel
rund um die Schwimmhalle würden viele ältere Menschen
wohnen. Doch eine Wohngebietsgaststätte hat es hier lange
nicht gegeben – noch dazu eine mit freiem Blick auf Leuchttürme,
Dünen und Segelschiffe.
Ein leckeres Fischrezept mit Video zum Nachkochen gibt es unter www.swefuererfurt.de
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