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Ausgabe_01_2023

Magazin der Stadtwerke Erfurt für Kunden und Erfurtfans, mit vielen Themen über unsere Stadt, spannende Menschen und großartige Ideen, Informationen und Tipps zu Produkten und Leistungen der Stadtwerke Erfurt in den Bereichen Strom, Gas, Wasser, Fernwärme, Bäder, egapark oder Nahverkehr

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(Mittel-)Scharfes<br />

aus Erfurt<br />

Born<br />

Senf & Feinkost –<br />

Senftradition<br />

seit über<br />

200 Jahren<br />

Von Michael Keller (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Manchmal kommen einem beim Essen glatt die Tränen.<br />

Grund müssen nicht die Kochkünste sein. Kann<br />

an einem echten Erfurter Scharfmacher liegen –<br />

Bornsenf. 1820 gründeten die Brüder Wilhelm und<br />

Louis Born das Unternehmen „Born Senf & Feinkost“. Tatort: Ilversgehofen.<br />

Bis nach China und Südamerika schickte man – so<br />

weisen es alte Firmenunterlagen aus – diese Würzpaste, ohne die<br />

bei einem echten Erfurter keine Bratwurst durchgeht.<br />

Wenn man Born-Geschäftsführer Thomas Heinz – lustiger Anachronismus:<br />

so heißt doch auch einer der großen Marktrivalen – fragt,<br />

was sein Premiumprodukt zuvorderst ausmacht, kommt die Antwort<br />

schnell: Heimat, Tradition, Herkunft, Emotion. Senf, dieser aus<br />

Gelb- und Braunsenfsaat hergestellte „Mostrich“, wie er zuweilen<br />

auch genannt wird, ist, so Heinz, mit hoher Loyalität behaftet. Soll<br />

heißen: einmal Bornsenf, immer Bornsenf. Oder: Beim Senf hört der<br />

Spaß auf. Keine Bratwurst, keine Bockwurst,<br />

keine Wiener gehen bei einem echten Erfurter<br />

ohne genau diesen würzigen Aufstrich<br />

durch.<br />

Born Senf & Feinkost hatte es 2<strong>01</strong>9 ans<br />

strategisch ideal gelegene Erfurter Kreuz<br />

verschlagen. Der alte Produktionsstandort<br />

Bad Langensalza war längst zu klein<br />

geworden. Wer mit dem Auto von der A4<br />

aus Richtung Neudietendorf nach Arnstadt<br />

fährt, kann Born nicht übersehen. Ein überdimensionaler<br />

Senfbecher, so, wie er sonst in den Handelsregalen<br />

steht, fällt schon von Weitem ins Auge. Im Bauch 800.000<br />

Liter Löschwasser.<br />

90 Prozent Gelbsenf (zu 100 Prozent aus Thüringen),<br />

10 Prozent scharfer Braunsenf (Kanada, Ukraine) gemahlen,<br />

Wasser, Essig, Salz und Zucker plus Gewürze – fertig ist<br />

das, was so schön auf der<br />

Zunge prickelt. Und dass<br />

das, was in die Becher und<br />

Gläser gefüllt wird, besonders<br />

schmackhaft ist, hat<br />

man nach 30 Jahren nun<br />

auch im Westen zur Kenntnis<br />

genommen. Ökotest<br />

fand heraus, dass Bornsenf<br />

zum Schärfsten und Besten<br />

gehört, was man sich in<br />

Deutschland auf die Wurst<br />

drapieren kann.<br />

Senf ist ein Naturprodukt.<br />

Auf Vorrat kaufen macht<br />

wenig Sinn. Kein Sauerstoff,<br />

kalt und dunkel – dann hält<br />

er ewig. Wo aber gibt’s solche<br />

Lagermöglichkeiten schon? „Im Weltraum“, sagt Thomas<br />

Heinz. Der 48-jährige Erfurter steht seit 2<strong>01</strong>8 an der Spitze<br />

der Firma mit ihren 150 Mitarbeitern. Und vermarktet die Produktpalette<br />

immer erfolgreicher: 78 Produkte (auch Essig, Mayonnaise,<br />

Meerrettich, Grillsoßen, Dressings und Spirituosen),<br />

von denen 41 im klassischen Handel vertrieben werden.<br />

Wer es genau wissen will, sollte seine Schritte zum eigentlichen<br />

Firmensitz am Wenigemarkt lenken. Dort, im<br />

Bornsenf-Laden, ist die Produktpalette fast komplett im Verkauf.<br />

Nebst frisch gezapftem scharfem Senf vom Fass. Der<br />

hat besonders viel Bums, den vor allem Köche als Beigabe<br />

zu schätzen wissen, wenn der Braten und die Soße einen<br />

ganz besonderen Geschmackskick bekommen sollen. Wer<br />

den Becher oder das Glas einmal geöffnet hat, sollte aber<br />

zusehen, dass er den Inhalt nicht allzu lange stehen lässt.<br />

Denn dann verliert er an Geschmack. „Wer nach vier Wochen<br />

den Becher noch nicht geleert hat, braucht eigentlich<br />

keinen Senf“, sagt Heinz und lacht wieder.<br />

Bornsenf ist<br />

Heimat, Tradition<br />

und Emotion<br />

Thomas Heinz<br />

Thüringen ist bei einigen Dingen ein<br />

gallisches Dorf. Vita Cola zum Beispiel.<br />

Oder eben Bornsenf. Früher hatte man<br />

beim Markt ausschließlich Thüringen und<br />

Umgebung im Auge, heute ist man auf Siegeszug<br />

durch ganz Deutschland. Auf Griffhöhe,<br />

nicht mehr im unteren Fach, wie am<br />

Anfang, als man sich mühsam im bundesdeutschen<br />

Handel etablierte. Die Markenbindung<br />

geht das Unternehmen dabei<br />

geschickt an. Erst Ketchup von Born, ab dem zehnten Lebensjahr<br />

dann sanfter Übergang zum Senf. „Ketchup schicken<br />

wir als Türöffner vor, dann wird Senf nachgeschoben“,<br />

sagt der Geschäftsführer. So geht das. Und am Ende sorgen<br />

vor allem die Thüringer dafür, dass man den bundesweiten<br />

Pro-Kopf-Verbrauch bei Senf mit 1,3 bis 1,5 Kilo pro Jahr<br />

mit weitem Abstand zu Restdeutschland (maximal 1 Kilo)<br />

anführt.<br />

Das hat dafür gesorgt,<br />

dass die Absatzzahlen<br />

stimmen.<br />

Auch wenn Thomas<br />

Heinz nichts gegen<br />

weitere Zuwächse hätte.<br />

Platz zum Expandieren<br />

wäre genug da.<br />

Schließlich muss sich<br />

die Investition für die<br />

neue Produktionsstätte,<br />

über deren Umfang<br />

bei Born eisern<br />

geschwiegen wird, irgendwann<br />

amortisieren.<br />

Noch seien die<br />

Zahlen rot. „Wenn wir<br />

2024 schwarze Zahlen schreiben könnten, wäre das ideal“,<br />

sagt Thomas Heinz.<br />

Thüringens Senf-Romantiker stehen in fest geschlossenen<br />

Reihen hinter ihrem kalorienarmen, gesundheitsfördernden<br />

Scharfmacher, mit dem man bei Erkältungen sogar Senfwickel<br />

und Senffußbäder machen kann.<br />

Sieben Senfsorten im Becher in allerlei Geschmacksrichtungen<br />

gibt es aktuell. Der Mittelscharfe und der Delikate<br />

sind die Quotenbringer. Seit Mitte letzten Jahres gibt<br />

es auch wieder den Mittelscharfen im Glas. „Das war ein<br />

Wunsch unserer Kundschaft“, sagt der Chef. Gekrönt wird<br />

die Palette vom neuesten Gag – einem Strampler für Neugeborene<br />

mit der Aufschrift „Born in Erfurt“ – natürlich<br />

im Senfglas. Bekommt im Katholischen Krankenhaus jeder<br />

Neuankömmling. Ist aber auch käuflich zu erwerben.<br />

Schöne Idee. Man muss sich immer etwas einfallen lassen.<br />

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