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Ausgabe_01_2023

Magazin der Stadtwerke Erfurt für Kunden und Erfurtfans, mit vielen Themen über unsere Stadt, spannende Menschen und großartige Ideen, Informationen und Tipps zu Produkten und Leistungen der Stadtwerke Erfurt in den Bereichen Strom, Gas, Wasser, Fernwärme, Bäder, egapark oder Nahverkehr

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Bis heute haben sich Bühne und Bühnentechnik bemerkenswert<br />

vollständig erhalten. Hier habe es nie gebrannt,<br />

weiß Dittmayer. Über Jahrhunderte hinweg habe sich in<br />

dem damals mit Kerzen erhellten Raum 24 Stunden am Tag<br />

ein Mitglied der Schlossfeuerwehr aufgehalten. Über dem<br />

Theater lagerten Teile der herzoglichen Kunst- und Kuriositätensammlung.<br />

Der Herrscher wollte also auf Nummer<br />

sicher gehen.<br />

▶ ▶ ▶<br />

16<br />

Von Matthias Thüsing (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Das Glöckchen erklingt. Es ist das Kommando zum<br />

Kulissenwechsel für die zwölf Helfer im Unter- und<br />

Hintergrund. Einer zieht den schweren Vorhang<br />

auf der Hinterbühne hoch. Darunter erscheint ein<br />

neues Bild. Andere drehen an großen hölzernen Wellen, die<br />

über Seile mit den Kulissen auf der Bühne verbunden sind.<br />

Zeitgleich ziehen sich die Elemente des Bühnenbilds zurück,<br />

während andere in den Raum hineingezogen werden. Nur<br />

acht Sekunden soll der Wechsel – begleitet vom lauten Knarzen<br />

der hölzernen Kulissenwagen – dauern. Das ist heute<br />

noch eindrucksvoll mit anzuschauen. Und 1681 war die Konstruktion<br />

der nach italienischen Plänen konstruierten Apparatur<br />

eine Sensation am herzoglichen Hof. Heute gilt es als<br />

das älteste, noch immer mit original barocker Bühnentechnik<br />

bespielbare Theater seiner Art weltweit.<br />

„Kulissenschieber für unser Ekhof-Festival suchen wir jede<br />

Saison“, sagt Stefan Dittmayer. Er ist Veranstaltungstechniker<br />

auf dem Friedenstein und für die technischen Abläufe<br />

rund um das jährliche Ekhof-Festival verantwortlich. „Genauso<br />

wie Schauspieler.“ Denn das Ekhof-Theater hat kein festes<br />

Ensemble. Jeden Sommer erwacht das Theater wieder<br />

zu neuem Leben. Das Festival bietet den jeweils 165 Gästen<br />

pro Aufführung zwischen Juli und September original barocke<br />

Theaterstücke und Opern aus dem 15. bis 18. Jahrhundert<br />

sowie verschiedene Konzerte. Schauspieler zu finden,<br />

sei nicht immer ganz einfach, sagt Dittmayer. Gesucht würden<br />

Darsteller, die während der Ferien an ihren Stammhäusern<br />

den Sommer über nach Gotha kommen wollen. Doch<br />

wer will schon im Urlaub oder am Wochenende arbeiten gehen?<br />

„Andererseits gilt das Ekhof-Theater auch unter gestandenen<br />

Schauspielern als etwas Besonderes“, sagt Dittmayer.<br />

Immerhin ist die Bühne im Untergeschoss des westlichen<br />

Eckturms auf dem Friedenstein ein Ort der Theatergeschichte.<br />

1775 gründete Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-<br />

Altenburg hier das erste stehende deutsche Hoftheater –<br />

mit festem Schauspielensemble im Dienst des Herzogs. Die<br />

Direktion hatte der seit 1774 am Gothaer Hof gastierende<br />

Schauspieler Conrad Ekhof (1720–1778) inne. Er galt zu seiner<br />

Zeit als bester Schauspieler im deutschsprachigen Raum.<br />

Fast zeitgleich „erfand“ der Gothaer Hofkomponist Georg<br />

Anton Benda (1722–1795) mit „Ariadne auf Naxos“ den danach<br />

weitverbreiteten Musiktheaterstil des Melodrams. Bis<br />

zu Ekhofs Tod im Jahr 1778 bildete das Hoftheater einen Mittelpunkt<br />

des deutschen Theaterlebens.<br />

Der heutige Theaterraum misst insgesamt 24 Meter in der<br />

Länge, acht Meter in der Breite und ist acht Meter hoch. Die<br />

Trennlinie zwischen Bühne und Publikumsraum verläuft genau<br />

in der Mitte des Raumes. Ursprünglich wurde dieser ungewöhnlich<br />

hohe Raum als Turnhalle für die Kinder Herzogs<br />

Ernst des Frommen genutzt. Der legte damals großen Wert<br />

auf die körperliche Ertüchtigung seiner Kinder. Doch schon<br />

sein hier im Federballspiel ausgebildeter Sohn Friedrich I.,<br />

Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1646–1691) hatte<br />

andere Pläne mit diesem Raum. Nach der Mode des französischen<br />

Hofes musste ein Hoftheater im Friedenstein untergebracht<br />

werden. Bereits im April 1683 kam zum Geburtstag<br />

von Herzogin Christiane (1645–1705) die erste frühbarocke<br />

Oper „Die geraubte Proserpina“ hier zur Aufführung.<br />

Ausstellung „HINTER DEN KULISSEN –<br />

EKHOF-THEATER NEU ERLEBEN“: eine<br />

virtuelle Zeitreise in den Probealltag des<br />

18. Jahrhunderts, als das Gothaer Hoftheater<br />

die Schauspiellandschaft revolutionierte<br />

Die Kerzen sind längst durch elektrisches Licht ersetzt<br />

worden. Trotzdem darf das Theater in unseren Tagen nur<br />

noch unter Auflagen und mit Sondergenehmigungen bespielt<br />

werden. Weniger der Brand- als der Unfallschutz ist<br />

dafür verantwortlich. Der 300 Jahre alte Holzboden ist voller<br />

Unebenheiten und damit Stolperfallen. Überall kann<br />

man sich anstoßen. Fluchtwege entsprechen nicht mehr<br />

den heute geltenden Unfallverhütungsvorschriften. Und<br />

auch die historischen Aufzüge, mit denen die Schauspieler<br />

aus der Unterwelt der Kulissenschieber auf die Bühne gefahren<br />

wurden, dürfen nicht mehr eingesetzt werden. Die<br />

Spaltmaße in der Konstruktion sind zu groß. Beim Hochfahren<br />

könnte sich der Darsteller die Hand einklemmen –<br />

nun klettern sie auf Leitern aus dem Untergrund hervor.<br />

Kurzum: „Heute würden sie dieses Theater von keinem<br />

Bauamt mehr genehmigt bekommen“, weiß Dittmayer.<br />

Ekhof-Festival 7. Juli bis 23. September <strong>2023</strong><br />

Puppentheater<br />

DER DIENER ZWEIER HERREN Bühnenstück von Carlo Goldon<br />

Schauspiel<br />

MARIA STUART Schauspiel von Friedrich Schiller<br />

Oper<br />

ORPHEUS UND EURYDIKE Musik von Christoph Willibald Gluck<br />

Konzerte<br />

Anno 1795 – Johann Christoph Friedrich Bach trifft<br />

Georg Anton Benda<br />

Bach, Boxberg, Telemann – 3 Leipziger Musiker<br />

„… der sicherste Weg zu gantz unvermutheten Erfindungen“<br />

Der Vorverkauf beginnt am 15. März <strong>2023</strong> ab 10 Uhr.<br />

Karten und Informationen zu Aufführungsterminen<br />

erhalten Sie unter: Tel. 03621 8234 0, Fax 03621 8234 290<br />

E-Mail: service@stiftung-friedenstein.de<br />

Karten gibt es außerdem an allen bekannten<br />

Vorverkaufsstellen Thüringens<br />

So kommen Sie hin: Mit der Bahn in nur 20 Minuten vom Erfurter<br />

Hauptbahnhof nach Gotha. Vom Bahnhof sind es ca. 10 Gehminuten<br />

durch den Schlosspark bis zu Schloss Friedenstein. Vom Herzoglichen<br />

Museum führen zwei Wege seitlich des Rosengartens direkt<br />

zum Schloss, in dem sich im Westturm das Ekhof-Theater befindet.<br />

Unser Tipp: Zu den VMT-Entdeckertagen am 19. bis 20. Mai <strong>2023</strong><br />

gibt es mit der FAIRTIQ-App 50 Prozent Rabatt auf alle Fahrten innerhalb<br />

des VMT-Gebietes. So kommen Sie noch günstiger nach<br />

Gotha. Und mit der neuen Mitnahmefunktion von FAIRTIQ lässt sich<br />

ein Kind, Partner oder Freund jetzt ganz unkompliziert mitnehmen.<br />

Hier geht’s zu FAIRTIQ: www.fairtiq.com<br />

Das Ekhof-Theater auf Schloss Friedenstein gilt als das älteste<br />

Barocktheater der Welt mit noch existierender und funktionierender<br />

Bühnenmaschinerie<br />

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