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9 783968 553306
360°
360° NORDAMERIKA – Reisen, Natur und Gesellschaft
Special 1/2023
360grad-travel.club
KANADA
Atlantik-Provinzen
Verträumte Fischerdörfer, spektakuläre
Küsten und unberührte Natur
NOVA SCOTIA
Cape Breton Island
NEW BRUNSWICK
Fundy Trail Parkway
PRINCE EDWARD ISLAND
The Island Walk
NEWFOUNDLAND & LABRADOR
Fogo & Change Islands
D,A, Europa: 4,50 €
Schweiz: 6,50 CHF
ISBN 978-3-96855-330-6
NEWFOUNDLAND
& LABRADOR
St. Anthony
Twillingate
Inhalt |
Atlantik-Kanada
QUÉBEC
NEWFOUNDLAND
& LABRADOR
St. John's
4 Wahre Geheimtipps:
Die inspirierenden Küstenstädtchen an Kanadas Atlantikküste
Nova Scotia
Atlantik-Kanada | Starten
2
QUÉBEC
PRINCE
Bathurst
EDWARD
ISLAND
NEW Cavendish
BRUNSWICK
Charlottetown
Moncton
Fredericton
Saint John
Annapolis Royal
NOVA SCOTIA
Halifax
Lunenburg
Sydney
CAPE BRETON ISLAND
8 Halifax: Kanadas coolste kleine Hafenstadt
12 Spektakulär hoch zwei:
Cape Breton Island begeistert mit Natur und Kultur
18 Klein, aber oho:
Nova Scotia und seine Auszeichnungen durch die UNESCO
22 Kulturelle Vielfalt?: Gehört zu Nova Scotias DNA!
New Brunswick
26 Fundy Trail Parkway:
Abstieg zu beeindruckenden Stränden: Melvin Beach und Pangburn Beach
30 Inspirierend und berührend: Zu Gast bei den Mi’kmaq
Prince Edward Island
Atlantik-Kanada | Starten
3
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
36 The Island Walk:
Atemberaubender neuer Fernwanderweg auf Prince Edward Island
41 Confederation Trail: Wenig Autos, viel Sonnenuntergang
42 Panmure Island: Historischer Leuchtturm und Powwow
Newfoundland & Labrador
46 Inselhüpfen für Fortgeschrittene:
Unterwegs und glücklich sein – auf Fogo und Change
52 Historisch und hip: Neufundlands bunte Hauptstadt St. John’s
Der maritime Osten Kanadas, oder Atlantic
Canada, wie man im Lande sagt,
besteht aus den Provinzen Nova Scotia,
New Brunswick, Prince Edward Island
sowie Newfoundland & Labrador. Leuchttürme,
Fischerdörfer, Strände, aber auch
zahlreiche Seen, ausgedehnte Wälder
sowie gewaltige Gezeitenströme prägen
die Landschaften der Atlantik-Provinzen.
Die Kultur der Region ist von den First
Nations sowie von französischen, britischen,
aber auch von deutschsprachigen
Einwanderern geprägt.
Einen vielschichtigen Einblick in die
touristischen Highlights, die kulturellen
Besonderheiten und kulinarische Genüsse
der Atlantik-Provinzen Kanadas haben wir
für Sie zusammengestellt. Lassen Sie sich
überraschen!
Jede Menge Lesespaß und Vorfreude auf
eine Reise nach Atlantik-Kanada wünscht
Ihre Redaktion von 360° NordAmerika
Impressum
360° NordAmerika – Special 1/2023 Kanadas Atlantik-Provinzen
Verlag: 360° medien | Nachtigallenweg 1 | 40822 Mettmann, Tel.: +49 2104 50 63 -100 | E-Mail: info@360grad-medien.de |
redaktion@360grad-medien.de | www.360grad-travel.club
ISBN: 978-3-96855-330-6
Preis: 4,50 €
Bildnachweise: Bildnachweise: Paul Baglole S. 5; Kirsten Bungart S. 31u, 32, 34; Destination Canada S. 22u, 48, 49o, 52, 53, 54u, 55o; Destination
Canada | Brett Hitchins S. 8o; Destination Cape Breton Association S. 22o; Chris MacFarlane S. 17; Megan McLellan S. 49u; Scot Munn S.
11; Newfoundland & Labrador Tourism S. 4, 46/47, 54o, 55u; Newfoundland & Labrador Tourism | Barrett and MacKay S. 50-51; Wolfgang Opel
S. 27, 29; Picasa S. 6; Patrick Rojo S. 9u; Tourism New Brunswick S. 26, 31, 32o, 33, 35; Tourism Nova Scotia S. 7, 8u, 9o, 10, 12-16, 18, 19o,
20-21, 23, 24o, 25; Tourism Nova Scotia | Tom Joseph S. 1; Tourism Nova Scotia | Kilted Chef S. 24u; Tourism Nova Scotia | Jamie Robertson
S. 19u; Tourism Prince Edward Island S. 36-40, 42-44; Tourism Prince Edward Island | Particia Bourque S. 45; Tourism Prince Edward Island |
Stephen Harris S. 41u; Tourism Prince Edward Island | John Sylvester S. 41o
Wahre Geheimtipps:
Die inspirierenden Küstenstädtchen
an Kanadas Atlantikküste
Battle Harbour
(Newfoundland
& Labrador)
Autor: Wolfgang Greiner
Während eine stete
Meeresbrise in
der Luft liegt, klatschen
sanfte Wellen auf die rauen Felsen
der Küste. Es gibt fangfrischen Fisch,
eine lebendige Geschichte, traditionelles
Handwerk und eine Aussicht, die einem
den Atem verschlägt. Willkommen an
Kanadas Atlantikküste, wo Besucher
wundervolle Örtchen und atemberaubende
Natur entdecken und die Seele
baumeln lassen können.
Battle Harbour, Newfoundland
& Labrador
Der Weg dorthin führt, angenommen es
ist die richtige Jahreszeit, vorbei an massiven
Eisbergen, die majestätisch im Wasser
gleiten und im Sonnenlicht glitzern. Das
Boot wird in Mary’s Harbour bestiegen
und nach ein paar Seemeilen erscheint
ein Inselchen mit verstreuten Häusern am
Horizont. Battle Harbour, Fischereistützpunkt
aus einer anderen Ära. Heute ist
es ein National Historic District und ein
wirklich spannendes Fleckchen Erde.
Der Zauber von Battle Harbour liegt in
der Vielseitigkeit: Der Ort liegt am ungestümen
Atlantik vor steinigem Ufer, an
dem hin und wieder Wale auftauchen,
Eisberge vorbeiziehen und von wo aus auf
der gegenüberliegenden Insel Rentiere zu
beobachten sind. Hinzu kommt eine lange
und spannende Geschichte der Familien,
die dort über Generationen gelebt und
gearbeitet haben.
1750 wurde die Insel zum Fischereistützpunkt
und zwar so erfolgreich, dass sie
lange Jahre als inoffizielle Hauptstadt Labradors
galt. Wer Geschäfte machen oder
Tauschhandel betreiben wollte, der kam
nach Battle Harbour. Heute zeugen davon
noch ein paar alte Kaufmannshäuser aus
der wirtschaftlichen Blütezeit. Die ehemaligen
Wohnhäuser wurden renoviert
und in eine Art Resort umgewandelt. Mit
viel Liebe zum Detail, schönem Interieur,
einem Spa und einer wohlig-warmen
Atmosphäre.
Mit etwas Glück sind in Battle Harbour
auch Nordlichter zu sehen: ein unvergessliches
Urlaubserlebnis!
Cavendish, Prince Edward
Island
Städtchen klingt für Cavendish noch eine
Spur zu groß. Es ist eher ein Örtchen.
Aber ohne Zweifel wirklich malerisch an
der Nordküste von Prince Edward Island
gelegen. Insbesondere bei Japanern ist
der winzige Ort beliebt, denn in der Nähe
wurde eine berühmte kanadische Kinderromanfigur
angesiedelt: Anne of Green
Gables. Lucy Maud Montgomery schrieb
ihre Romane mit der wunderbaren Aussicht
auf die Felder von Cavendish. Und
so blieb der Ort nicht nur ihre Inspiration,
sondern wurde auch zur Kulisse der weltweit
berühmten Romanfigur. Das Green
Gables House liegt ein paar Kilometer
westlich von Cavendish und ist nun eine
Art Wallfahrtsort der Anne-Shirley-Fans
dieser Welt.
Wem das zu viel Kommerz ist, der kann
Cavendish auch als idealen Ausgangspunkt
für einen Besuch des Prince Edward
Island National Park betrachten. Der Park
ist das perfekte Ziel für Wasserratten und
Strandspaziergänger, denn im Nationalpark
liegen wirklich wunderschöne, feinsandige
Strände. Richtig schön abgeschieden
ist der Dalvay Beach im Osten des
Parks. Besonders reizvoll sind die Salzwassermarschen
für diejenigen, die einige
der über 200 Vogelarten betrachten wollen,
darunter auch den kleinen Blaureiher,
der oft am Ufer zu sehen ist, während er
nach kleinen Fischen und Krebstieren
Ausschau hält.
Genießer sollten das Eis bei Cows Ice
Cream probieren. Es ist legendär lecker
und sorgt für das Inselfeeling auf der Zunge.
Anschließend den Boardwalk entlang
schlendern und den Charme des kleinen
Strandidylle am Covehead
Lighthouse (Prince Edward
Island)
Atlantik-Kanada | Küstenstädte
5
Atlantik-Kanada | Küstenstädte
Blick auf St. Andrews
6 alteingesessenen Fischer-Familien und south-shore/lunenburg
7
by-the-Sea
Ortes mit seinen schnuckeligen Holzhäuschen
genießen, oder sich ein schönes
Plätzchen suchen und einfach dem Meer
lauschen. Mehr braucht es kaum für die
perfekte Urlaubsidylle.
St. Andrews by-the-Sea, New
Brunswick
Spieglein, Spieglein an der Wand, welche
ist die schönste Stadt im ganzen Land?
Laut der Zeitung USA Today ist es St.
Andrews by-the-Sea in New Brunswick.
Grund genug, sich einmal näher umzusehen,
im beschaulichen, pittoresken und
fast märchenhaften St. Andrews, das zwar
im Sommer schon ein paar Touristen
zählt, aber es darf auch weiterhin behauptet
werden, dass der Ort ein absoluter
Geheimtipp ist.
nialarchitektur zu bestaunen. Immer wieder
locken Kunstgalerien oder niedliche
Restaurants zur Einkehr.
Eine Oase der Entspannung und wunderbar
grün ist der Kingsbrae Garden. Wer
mehr Natur möchte, insbesondere in
seiner spektakulärsten Ausführung, kann
in der Passamaquoddy Bay den spektakulären
Gezeitenwechsel der Bay of Fundy
beobachten. Bei Flut ist die Bay of Fundy
zudem Tummelplatz vieler Wale, es lohnt
sich also, einen Bootsausflug zu unternehmen,
um die sanften Meeresriesen zu
beobachten. Auf der vorgelagerten Deer
Island gibt es eine Hummerzucht. Wem
der Sinn nach Lobster steht, der ist dort
garantiert goldrichtig.
Lunenburg, Nova Scotia
Lüneburg, über die Jahrzehnte hat sich
der Name in Lunenburg verwandelt. Im
Gegensatz zur Aussprache des Ortes, hat
sich der Stadtkern kaum verändert. Noch
heute streifen, natürlich aus touristischen
Gründen, Pferdekutschen durch die engen
Gassen. Fast-Food-Ketten dürfen sich hier
nicht einmieten, für den kleinen Hunger
zwischendurch werden im Salt Shaker
Deli die berühmten Lobster Rolls serviert.
Wer Lust hat, kann den Hafen und die
Küste mit dem Kajak erkunden. Mit etwas
Glück liegt vielleicht sogar die Bluenose
II vor Anker. Sie ist der originaltreue
Nachbau des berühmten Rennschoners
Bluenose und sicherlich das bekannteste
Schiff in Kanada. Ein Ausflug unter diesen
majestätischen Segeln bleibt garantiert
unvergessen.
Das Herz und Seele der Stadt lassen sich
am besten im Fisheries Museum of the
Atlantic finden. Die Guides stammen aus
plaudern gerne aus dem Nähkästchen, aus
der Zeit, als Lunenburg ein prosperieren-
Für einen Besuch des Städtchens kann
ruhig etwas mehr Zeit eingeplant werden,
denn langweilig wird es dort sicher nicht.
Empfehlenswert ist, zwischen den rund
300 historischen Häuschen entlang zu
spazieren und die beeindruckende Koloder
Ort war, weil die ansässigen Fischer
zu den besten der Welt zählten.
Wer noch nach deutschen Wurzeln Ausschau
halten mag, sollte entweder im
Oktober kommen und das Oktoberfest
besuchen oder beim Metzger vorbeischauen:
Dort sind bis heute der Schwarzwälder
Schinken sowie die Bratwurst Verkaufsschlager.
newfoundlandlabrador.com/
top-destinations/battle-harbour
welcomepei.com/destinations/cavendish/
standrewsbythesea.ca
novascotia.com/places-to-go/regions/
Blick auf Lunenburg
Atlantik-Kanada | Küstenstädte
In dem UNESCO-Weltkulturerbe Lunenburg
zeigt sich die Provinz Nova Scotia
von ihrer besten Seite: Die Häuschen
sind malerisch hübsch, die Luft ist satt
an Meersalz, Musik und Historie sind im
Ort lebendig. Ursprünglich hieß der Ort
Nova Scotia | Halifax
8 Noon! Ein Knaller ist auch der Blick auf Riesen-Splash ins Wasser klatscht. Und
9
Halifax macht auch vom
Wasser aus eine gute Figur.
Mit dem Bus geht’s durch
das Hafenbecken
Halifax
Kanadas coolste kleine Hafenstadt
Autor: Christian Haas
Die Hauptstadt von Nova
Scotia nach der Landung
gleich wieder verlassen?
Ein Riesenfehler! In der geschichtsträchtigen
wie zeitgemäßen Hafenstadt geht
es, Stichwort höchste Kneipendichte des
Landes, quicklebendig zu – insbesondere
im neuen und aufregenden Kulturviertel
Queen’s Marque.
„Wer kommt aus den USA? Großbritannien?
Deutschland?“ Auf jede von Marks
Fragen schnellen im „Halifax Harbour
Hopper Bus“ Hände hoch. Klarer Fall: Die
Passagiere kommen überall her, und das
ist typisch für Atlantik-Kanadas größte
Stadt. Dafür gibt es gute Gründe, denn
Halifax punktet in vielen Bereichen.
Gutes Image, gute Lage, gute Erreichbarkeit.
Auch für Europäer: Keine andere
nordamerikanische Großstadt lässt sich
nonstop schneller erreichen. Reisten
Neuankömmlinge in der Vergangenheit
oft rasch weiter, zieht es sie neuerdings
verstärkt in die City. Zu Recht, denn Halifax
hat einen wesentlichen Anteil daran,
dass Nova Scotia vom „Lonely Planet“ zu
den Top-30-Reisezielen für 2023 gewählt
wurde. In dasselbe Horn stößt der „Condé
Nast Traveler“, der Halifax zu den
sieben meistunterschätzten Städten des
Landes zählt.
Die Halifax Harbour Hopper Bus Tour
zeigt in einer zweistündigen Tour die
Highlights von Halifax. Ein Crashkurs für
Halifax-Novizen, und ein Riesenspaß. Das
liegt zum einen am Fahrzeug. „Ein Bus,
der schwimmen kann? Eher ein Boot, das
fährt!“, lacht Mark. Auf jeden Fall ist das
Amphibiengefährt mit dem extrabreiten
Passagierdeck eine Schau. Ein Erlebnis
der besonderen Art ist es, wie das XXL-
Fahrzeug hügelauf, hügelab herumtuckert
und wie Passanten reagieren: lachend,
winkend, knipsend. Derweil hören die
Passagiere Anekdoten: Von vielen Studierenden
und neuen Mikrobrauereien.
Und von der landesweit höchsten Anzahl
an Pubs pro Einwohner. Oben auf dem
Citadel Hill folgt die Geschichte über die
Briten, die 1749 die erste und 1856 die viel
größere, jetzige Zitadelle fertigstellten.
Während der Bus um die Anlage fährt,
staunt das Publikum über die sich bis
heute gehaltene Tradition des fast täglichen
Kanonenschusses. The Boom at
den zweitgrößten Naturhafen der Welt.
Mark weiß: „Dort unten am Pier 21, heute
Standort des Canadian Museum of Immigration,
landeten allein zwischen 1920
und 1970 eine Million Einwanderer an.“
Mit Vollgas ins Hafenbecken
Einige blieben und trugen dazu bei, dass
Halifax zum wichtigen Handels- und
Finanzzentrum aufstieg. Einige Türme
aus Glas und Stahl dokumentieren den
Boom. Aber Wolkenkratzer? Fehlanzeige.
Überhaupt sieht man der Stadt seine
415.000 Einwohner nicht an. Das kompakte
Zentrum wirkt auch dank manch
eleganter Architektur aus dem 18. und 19.
Jahrhundert charmant. Kleine Geschäfte
neben großflächigen Murals, alte Gebäude
wie die St. Paul’s Church von 1750 neben
modernen, wie etwa die aus Glasquadern
übereinandergestapelte Zentralbibliothek
von 2014.
Alle Top-Spots lassen sich gut zu Fuß
erkunden, oder eben wahlweise per
Amphibienbus. Am Hafen mutiert der
zum Schiff, Busfahrer Mark zum Kapitän.
Oder eher zum Pilot? Statt im Kriechtempo
die Rampe hinabzufahren, gibt
er Vollgas, bis das Gefährt mit einem
Richtung Georges Island schippert, die
kleine National Historic Site in der Mitte
der Bucht. Mehr zu sehen gibt es an der
Von der Zitadelle hört
man fast täglich einen
Kanonenschuss.
Blick auf die St. Paul’s
Church
Nova Scotia | Halifax
Nova Scotia | Halifax
Blick auf Georges Island
Offenbar gut fürs Karmakonto. Fünf Jahre
später konnte man selbst Hilfe gut
gebrauchen – als sich 1917 die weltgrößte
Explosion außerhalb eines Krieges
ereignete und ein in Brand geratener
Munitionsfrachter weite Teile der Stadt
zerstörte. Dass nicht noch mehr als 1946
Todesopfer zu beklagen waren, verdankt
Halifax dem Beistand aus Boston. Zum
Dank spendet Nova Scotia jährlich einen
XXL-Weihnachtsbaum. Mit der US-Metropole
bestehen auch anderweitig beste
(Kreuzfahrt-)Verbindungen. Im Gegen-
10 Waterfront: Imbissbuden und Ess-Terras-
– die Austern: ein Gedicht! Ebenso wie
satz zu anderen Städten legen die Pötte
11
sen, dazwischen Angler, Kajakfahrer, nach
Dartmouth querende Fähren. Taucher
und Schwimmer steigen über eine breite
Treppe ins Wasser. Sauber ist es, aber
auch frisch. Maximal 14 Grad, im Winter
etwas über null. Im Gegensatz zu anderen
Häfen an der Küste friert es hier nie zu.
Viel Kunst, viel mmh!
Ermutigend: Wer sich in die Fluten traut,
kann sich danach aufwärmen, etwa
rund um das 18-Meter-Kunstwerk „Tidal
Beacon“, das per raffinierter Illumination
den Gezeitenstand anzeigt. Oder in den
vielen Cafés, Boutiquen und Restaurants
im Queen’s Marque, dem neuen Shootingstar.
In dem architektonisch sehr ansprechenden
Viertel hat 2021 mit dem „Muir“
das erste Fünf-Sterne-Boutiquehotel der
Stadt eröffnet. „Interlude Spa“, „True
Colours Art Gallery“ und die wie ein
Speakeasy versteckte Bar „BKS“ mögen
Hotelgästen vorbehalten sein, das stylishe
Restaurant „Drift“ steht Besuchern offen.
Während diese auf die Gaumenfreuden
des Küchenchefs Anthony Walsh warten
der Rappie Pie – werden Signature Cocktails
serviert. Tipp: „The Boom at Noon“!
Beim Lupfen der Glocke steigen Rauchschwaden
empor …
Auch ohne Alkoholgenuss geht es
beschwingt am Wasser weiter. Wohin
genau? Nordwärts zum Spielcasino? Schöner
zu laufen ist es in die andere Richtung.
Wer bei den Outdoor-Installationen
„Sail”, ein sechs Meter hohes Segelschiff-
Drahtkonstrukt, und „The Sirens‘ Calling”,
vier große archaische Marmorfiguren,
auf den Geschmack kommt, sollte den
kurzen Weg zur Art Gallery of Nova Scotia
einschlagen. Über 18.000 historische
und zeitgenössische Werke inklusive des
Maud Lewis House versprechen Kunst
satt.
Geschichte mit Sprengkraft
Am Ende des Waterfront Boardwalk
locken, außer montags, der Halifax Seaport
Farmers‘ Market, Nordamerikas
ältester Bauernmarkt, sowie das Maritime
Museum of the Atlantic. Zu den Highlights
in Kanadas größtem Schifffahrtsmuseum
zählen das Forschungsschiff
„CSS Acadia“ sowie eine „Titanic“-Dauerausstellung.
Warum die weltbeste Sammlung
von Holzartefakten des Luxusliners,
darunter top erhaltene Eichenschnitzereien,
hier untergebracht ist? Nach der Eisbergkollision
waren es Retter aus Halifax,
die dem sinkenden unsinkbaren Schiff zu
Hilfe eilten.
in Halifax übrigens mitten in der City an,
mit Anschluss zur Promenade. Und mit
Gleisanschluss. Doch statt den ehrwürdigen
„Ocean“-Zug nach Montréal besteigen
Kreuzfahrer in der Regel Busse.
Lobster Roll mit
Leuchtturmblick
Mit denen geht es dann zu den schönsten
Spots im 90-Minuten-Radius. Etwa nach
Lunenburg, das ehemals deutsche Städtchen
mit UNESCO-Welterbestatus, bunten
Häusern und dem Nachbau des auf
10-Cent-Münzen prangenden Segelschoners
„Bluenose“. Oder zu Peggy’s Cove
samt Leuchtturm, der eine der bekanntesten
Postkarten- respektive Instagram-
Motive der gesamten Küste darstellt.
Nachvollziehbar, angesichts der Granitfelsen,
auf denen man herumklettern kann.
Oder herumspazieren. Das geht auch im
netten Hafen mit seinen Schuppen, Kähnen
und Bergen voller Reusen. Apropos
frischer Fang: Noch ein Hummerbrötchen
vor „Tom’s Lobster Shack“ in der Sonne –
und dann geht’s zurück nach Halifax.
novascotia.com/de/
unsere-top-10-nova-scotia/halifax
Im Maritime Museum of
the Atlantic lockt die
Titanic-Dauerausstellung
Nova Scotia | Halifax
Nova Scotia | Cape Breton Island
Nova Scotia | Cape Breton Island
12 13
Spektakulär hoch zwei
Cape Breton Island begeistert mit Natur und Kultur
Autor: Christian Haas
Spektakulär:
Der Cabot Trail
Die gut erreichbare Insel
Cape Breton Island im
Nordosten Nova Scotias
bietet für jeden etwas: Outdoorfans streifen
durch die Seenlandschaft und Highlands
– zu Fuß, auf dem Bike oder im
Kajak. Komfortabler aber nicht weniger
spektakulär ist ein Roadtrip auf einer der
schönsten Panoramastraßen der Welt,
dem Cabot Trail, oder eine Gondelfahrt
am Cape Smokey zu atemberaubenden
Ausblicken. Kulturfreunde streifen durch
das Alexander Graham Bell Museum und
die Festung Louisbourg.
„Ich bin um die ganze Welt gereist. Ich
habe die Rocky Mountains, Anden, Alpen
und die schottischen Highlands gesehen,
aber an schlichter Schönheit übertrifft
Cape Breton sie alle!“ Sagte kein Geringerer
als Alexander Graham Bell, einer
der größten Erfinder des 19. und 20. Jahrhunderts.
Dass der gebürtige Schotte und
spätere Neu-Schotte nicht nur das Telefon
zur Marktreife brachte, sondern mit
neuen Fluggeräten, der Entsalzung von
Meerwasser und Gehörlosenkommunikation
herumexperimentierte, vermittelt das
ihm gewidmete, ungemein umfassende
Museum in Baddeck. Der nimmermüde
Unternehmer liebte die Natur, und mit
dem idyllischen Binnensee Bras d’Or Lake
hat er eine Top-Wohnumgebung inmitten
unberührter Landschaft gewählt. Die
Gegend ist typisch für die 800 Meter vom
Festland entfernte und heutzutage leicht
via Straßendamm erreichbare Insel. Es
Imposante Fluggeräte
im Alexander Graham
Bell Museum
Nova Scotia | Cape Breton Island
Herbstimpressionen im
Seekajak
River Kayak Tours“ eine halbe Autostunde
nordöstlich von Baddeck startet. Mit ihm
haben schon viele, darunter auch Promis
wie Sängerin Stefanie Heinzmann oder
die BMW-Quandts, Spaß gehabt. Dafür
sorgen auch mehrere Ws. Erstens: Wenig
gibt auf Cape Breton Island generell wenig
Besiedlung und kaum Industrie, dafür
Natur satt. Konkret: viel Atlantikküste und
obendrauf, oder besser mittendrin: Seen,
Flüsse und Moore, dazu dichte Wälder und
die Highlands im Norden. Plus jede Men-
14 ge Steine. Wie lautet ein Sprichwort? „Am Wind und in der Folge meist niedrige
in puncto Übernachtung geben Angelos neue Trails dazugekommen,“ erzählt die
15
Auch mit dem Fahrrad
lässt sich Cape Breton
vortrefflich entdecken.
ersten Tag schuf Gott Cape Breton Island.
Am zweiten Tag warf er Felsen drauf.“
Am besten ist es, sich selbst ein Bild zu
machen. Etwa mithilfe eines Seekajaks
von Angelo Spinazzola, der seine „North
Wellen. Zweitens: Wundervolle Wälder,
die nicht nur im laubgefärbten Herbst
eine Topkulisse abgeben. Und drittens:
würdevolle Weißkopfseeadler, die sich
zuverlässig blicken lassen. Da vergehen
drei Paddelstunden wie im Flug.
Lust auf mehr? Tagestouren führen zum
Munroe Point Lighthouse. Lichtblicke
neue „River Nest“-Holzhütten, Prädikat
urig. Das gilt auch für das Setting am
Waldrand mit Flussblick und Lagerfeuer.
Mit Glück greift der Musiker zur Gitarre.
Oder erzählt vom Vater, der als Stahlarbeiter
in Sydney, der als „Steel City“ bekannten
größten Stadt der Insel, geschuftet
hat. „Kohle, Stahl, Holz – das waren einst
die Standbeine.“ Heute sind es Energie,
Umwelt, Tourismus.
Hochgefühle in den Highlands
Wer länger bleibt, den zieht es in den 949
Quadratkilometer großen Cape Breton
Highlands National Park, der rund ein
Zehntel der Insel bedeckt. Erste (An-)
Laufstelle stellt der erst durch Wald und
dann auf Holzbohlen auf eine Landzunge
hinausführende Skyline Trail dar. Bei
gutem Wetter ist die Sicht auf die zerklüftete
Küste und den bei Walen beliebten
Sankt-Lorenz-Golf zum Niederknien!
Generell dürfte der bis zu 533 Meter hohe
Gebirgszug mit ein Grund sein, warum
Nova Scotia vom „Lonely Planet“ zu
den 30 angesagtesten Reisezielen 2023
gewählt wurde. „Es sind jüngst nochmal
als Guide aktive Geologin Miranda Dodd.
„Die nun 26 Strecken reichen vom Spaziergang
bis zur Mehrtagetour, bei der man
allerdings vorab den Rangern Bescheid
geben sollte!“
Atemberaubender
Ausblick auf dem
Skyline Trail
Imposanter Ausblick auf
den Cabot Trail
Nova Scotia | Cape Breton Island
Nova Scotia | Cape Breton Island
„Rooms with a view“ – in
der Keltic Lodge
ten auf über 300 Meter Seh-Höhe – und
ermöglicht nebenbei ganzjährigen Outdoorspaß,
inklusive Skifahren und Mountainbiken.
Wer sich ich in den riesigen
Holzsesseln auf dem Gipfel niederlässt,
bekommt einen gigantischen Ausblick
serviert, etwa auf den Cabot Trail.
Dieser Roadtrip wird nicht umsonst als
eine der schönsten Panoramastraßen der
Welt bezeichnet. Miranda Dodd betont:
„Die 300 kurven- und aussichtsreichen
Küstenkilometer an einem Tag runterzureißen,
wäre ein Jammer.“ Besser sind da
Muße und womöglich eine Übernachtung
(etwa in den Luxus-Domes des neuen
Fünf-Sterne-Resorts „True North Destinations“)
und Extraspeicherkarten für die
Kamera. Zumal, wenn noch ein paar Kulturhighlights
am oder jenseits des Wegesrands
eingebaut werden. Als da wären das
„Les Trois Pignons“, ein Museum über
die Kultur der Akadier, das „Glenora Inn”,
Nordamerikas erste Single Malt Whisky-
16 noch eindrucksvoller aus. Praktisch: Die Destillerie, oder der Ort Inverness samt
17
Gigantischer Ausblick
vom Cape Smokey
Nicht nötig ist das, wenn man an der „Keltic
Lodge“ die Wanderschuhe schnürt. Der
Middle Head Trail punktet mit eindrucksvollen
Meeraussichten zu beiden Seiten.
Aus erhabener Warte sieht die Szenerie
vor wenigen Jahren neu eröffnete Cape
Smokey-Gondel, die einzige in Atlantik-
Kanada, chauffiert Lauffaule in zehn Minu-
dem Ceilidh Trail, ein lebendiger Ort für
schottische Traditionen und gälische Folklore.
Wie das genau war mit den ersten europäischen
Siedlern im 16. Jahrhundert, den
vielen anlandenden Schotten und den bis
zur endgültiger Eroberung Kanadas durch
die Briten 1759 dominierenden Franzosen,
lässt sich in der 1713 gegründeten Festung
von Louisbourg studieren. Das größte
Rekonstruktionsprojekt Nordamerikas
zeigt, wie dort im 18. Jahrhundert Tausende
lebten – und eine Flottenankunft
bewerkstelligten. Erfahrene Guides erzählen
davon beim Rundgang durch das teils
wiederaufgebaute Museumsareal. Den
Höhepunkt markiert ein Kollege in historischer
Uniform, der mit seiner Machete
rauchende Salven abgibt. Für einen
höheren Obolus, meint er, feuert er gar
Kanonenschüsse ab. Wer das Geld lieber
anderweitig anlegt, verbringt die Nacht in
einem der Häuser. Ohne Komfort, nur mit
dem Wachpersonal und dem Wind, der
seit jeher um die Landzunge pfeift.
Behaglicher schläft es sich auf der anderen
Seite der Bucht. Die durch TV-Shows
bekannten Designer Colin McAllister und
Justin Ryan bauten die dortigen „Point of
View Suites“ um und eröffneten sie 2022
als „North Star*“ wieder. Ein neuer Stern
am Hotelhimmel der Insel! Das Haus
am Meer besticht mit geschmackvollen
Wohneinheiten, aber auch mit einem heimelig-modernen
Restaurant. So lässt sich
das einfache „Charlene‘s Bayside Restaurant“
in Whycocomagh nicht unbedingt
beschreiben. Aber ihr preisgekrönter Sea
Chowder, salopp gesagt: Suppe mit allerlei
Meeresgetier, gehört definitiv zu den besten
weit und breit.
novascotia.com/de/
unsere-top-10-nova-scotia/cabot-trail
Die eindrucksvolle
Festung von Louisburg
Nova Scotia | Cape Breton Island
Klein, aber oho
Nova Scotia und seine Auszeichnungen durch die UNESCO
in Nordamerika. Der Hafen von Lunenburg
versetzt einen problemlos zurück in
die alten Zeiten, in denen die Hammerschläge
des Schmieds über die Promenade
hallten, während die Seeleute zu unbekannten
Abenteuern ausliefen.
die verstreut entlang der Bay of Fundy-
Küstenlinie gefunden werden können. Es
gibt auch ein ausführlich informierendes
Interpretationszentrum vor Ort, um noch
tiefer in die fossile Geschichte Nova Scotias
einzutauchen.
In den Joggins Fossil Cliffs
erfährt man viel über die
fossile Geschichte Nova
Scotias
Nova Scotia | UNESCO-Auszeichnungen
Joggins Fossil Cliffs,
Bay of Fundy
Traumhafte Ausblicke
über Lunenburg
Jeder hat sicher schon einmal von
der UNESCO, der „United Nations
Educational, Scientific and Cultural
Organization“, gehört, die unter anderem
Gebäude, Kulturstätten, Innenstädte,
Wirtschaftsregionen oder Landschaften
als besonders wertvoll für die gesamte
Menschheit auszeichnet und sich für den
Erhalt und Schutz dieser Weltschätze
einsetzt. Die kanadische Provinz Nova
Scotia verfügt über gleich sechs solcher
UNESCO-Auszeichnungen: drei Welterbestätten,
zwei Biosphärenreservate
und einen Geopark. Das ist umso erstaunlicher,
wenn man bedenkt, dass es
sich bei Nova Scotia um die zweitkleinste
Provinz Kanadas handelt, die mit ihrer
Fläche von 55.284 km² gerade einmal
einem Dreiviertel des Bundeslandes
Bayern entspricht. Es gibt dort also jede
Menge kostbare Kultur und Geschichte,
die es wert ist, geschützt und mit der
Welt geteilt zu werden.
Joggins Fossil Cliffs nimmt Besucher mit
in die Vergangenheit – 300 Millionen Jahre,
um genau zu sein. So alt sind nämlich
die hunderten fossilen Pflanzen und Tiere,
Die Landschaft von Grand-Pré ist ein
außergewöhnliches Beispiel für die
Anpassung der ersten europäischen Siedler
an die Bedingungen der nordamerika-
Blick über die „Dykelands“
von Grand Pré
19
Die Altstadt von Lunenburg wurde 1995
zum ersten Weltkulturerbe Nova Scotias
ernannt – ihre bunten Häuser und die
alten, imposanten Villen, die früher den
Kapitänen der kleinen Hafenstadt gehörten,
machten die Entscheidung einfach.
Oldtown Lunenburg ist eine von nur zwei
städtischen Gebieten in ganz Nordamerika,
die als „Weltkulturerbe“ ausgezeichnet
wurden und gilt außerdem als am besten
erhaltene geplante britische Kolonialstadt
Nova Scotia | UNESCO-Auszeichnungen
Mit dem Kajak lässt
20 21
sich der Bras d’Or Lake
perfekt entdecken.
Auf dem Pferd unterwegs
in der Bay of Fundy
nischen Atlantikküste. Die Landschaft ist
geprägt von den sogenannten „Dykelands“
– Felder und Siedlungen auf Hügeln – die
bereits 1680 von den dort heimischen
Akadiern angelegt wurden, um das fruchtbare
Marschgebiet der Region, das sich als
hervorragend zum Anbau erwies, durch
Deichbautechniken vor dem salzhaltigen
Meerwasser zu schützen. Obwohl es
auch eine Geschichte der Vertreibung von
Akadiern in dieser Region gab, an welche
die Grand-Pré National Historic Site
erinnert, gilt der Ort mittlerweile als ein
Symbol der Zusammenarbeit zwischen
der akadischen Diaspora und den heutigen
Gemeindemitgliedern. Eben diese
Zusammenarbeit ermöglichte der Landschaft
von Grand-Pré eine Aufnahme ins
UNESCO-Weltkulturerbe.
Neben Welterbestätten verfügt Nova
Scotia des Weiteren über zwei Biosphärenreservate
– Gebiete also, die nach
Beurteilung der UNESCO nachhaltige
Entwicklung und Wirtschaftsformen,
sowie Naturschutz, Forschung und Bildung
fördern.
Das Biosphärenreservat Southwest Nova
befindet sich im südwestlichen Teil der
Provinz. Der größte Teil der terrestrischen
Landfläche des Gebietes wurde als Biosphärenreservat
„Zone der Zusammenarbeit“
gekennzeichnet, die fünf Landkreise
und eine Bevölkerung von etwa 100.000
Menschen umfasst. Das Reservat umfasst
wichtige Landschaften der Provinz, die in
einem nahezu unberührten Zustand mit
intakten Ökosystemstrukturen, -prozessen
und -funktionen existieren.
Das Bras d'Or Lake UNESCO Biosphere
Reserve auf Cape Breton Island besteht
aus einem Salzwasser-Mündungsgebiet –
oder „Binnenmeer“ – mit drei Übergängen
zum Atlantik. Die terrestrischen, marinen
und küstennahen Lebensräume bieten ein
Zuhause für menschliche Populationen,
darunter auch Nachfahren der ersten
europäischen Siedler und Mitglieder der
indigenen First Nations Communities der
Provinz wie den We'koqma'q, Eskasoni
oder Mi’kmaq. Die Region besticht sowohl
im Hinblick auf die Natur, in der unter
anderem Weißkopfseeadler und Kegelrobben
heimisch sind, als auch in Bezug auf
die mannigfaltige Kultur, die vom Erleben
eines Highland Village schottischer Siedler,
bis hin zum Nachempfinden der First
Communities-Geschichte reicht.
Nova Scotia erhielt seine sechste und
damit neueste UNESCO-Ernennung im
Jahr 2020 mit dem Cliffs of Fundy Geopark.
Ein Geopark ist, nach Definition der
UNESCO, ein Gebiet, das es ermöglicht,
etwas über die Vergangenheit des Planeten
Erde und die Bedingungen des Lebens
zu lernen. Und im Falle der Cliffs of Fundy
gibt es eine ganze Menge, das dies ermöglicht,
nämlich 40 beeindruckende und
bedeutende Geostätten auf einer Fahrstrecke
von gerade einmal 165 Kilometern.
Geprägt wird das Gebiet vor allem
durch die höchsten Gezeiten der Welt
(mit einem Tidenhub zwischen 13 und
21,6 Metern), welche die Landschaft konsistent
umformen. Die darüber liegenden
Klippen, manche davon bis zu 91 Metern
über dem Meeresspiegel, laden ebenso
zum Wandern und Verweilen ein, wie der
Meeresboden bei Ebbe. Im Five Islands
Provincial Park sowie im Cape Chignecto
Provincial Park finden Besucher Wanderwege,
Inselansichten, Kalksteinsäulen und
einzigartige Felsformationen, die allesamt
großartige Kulissen für Picknicks und
Fotos bieten.
Mit so vielen Auszeichnungen bestätigen
die UNESCO-Ernennungen, was Besucher
und Einheimische schon immer
wussten: Die Provinz Nova Scotia mag
flächenmäßig klein sein, aber in Bezug auf
Natur, Kultur und Geschichte ist sie eine
der reichsten Provinzen in Kanada!
Weitere Informationen zu Nova
Scotia finden Sie unter:
novascotia.com/de
Die eindrucksvollen
Three Sisters im Cape
Chignecto Provincial Park
Nova Scotia | UNESCO-Auszeichnungen
Nova Scotia | Kulturelle Vielfalt
Kulturelle Vielfalt?
Gehört zu Nova Scotias DNA!
Einblicke in die Kultur der
22 an einigen Stellen sehr kross gewordene jeder wolkenlosen Nacht Zehntausende
23
Mi’kmaq bei Eskasoni
Cultural Journeys
Die Kultur der Mi’kmaq
lässt sich interaktiv
erleben.
Autor: Christian Haas
Wegweiser auf Englisch
und Französisch,
Musik auf
Gälisch, Hausinschriften auf Deutsch: In
Nova Scotia sind die reichhaltigen kulturellen
Wurzeln allgegenwärtig. Kein
Wunder, sind doch zwischen Halifax, der
Bay of Fundy und Cape Breton mehr als
100 ethnische Gruppen zuhause. Dazu
zählen auch die indigenen Mi’kmaq, die
etwa bei Eskasoni auf Cape Breton Island
spannende Einblicke in ihre Kultur
geben.
Auf Goat Island gibt es schon lange keine
Ziegen mehr. Und zum Glück gehört auch
anderes der Vergangenheit an. Die war
für viele First Nations, die in Nova Scotia
Mi’kmaq heißen, oft grausam. Matthew,
selbst Mi’kmaq und Mitglied des Cultural
Journey-Teams auf Goat Island, berichtet
von umerzogenen Kindern, entrissenen
Kühen, erst aufgezwungenen und dann
verendeten Ziegen. Der 30-Jährige, der
Weste mit Mi’kmaq-Symbolen, schmuckes
Haarband, modische Turnschuhe und
eine stylishe Brille trägt, erzählt das nicht
in vorwurfsvollen Ton, sondern sachlich.
Sein Motto: „Man muss die Geschichte
kennen, um einander zu verstehen.“ Auf
Goat Island, am Bras d’Or Lake auf Cape
Breton Island gelegen, geht es um eben
dieses Verständnis. Ein 2022 eröffneter,
2,4 Kilometer langer Pfad führt nicht nur
um die Insel, sondern an interaktiven
Stationen auch in die jahrtausendealte
Geschichte und Kultur der First Nations.
An der ersten präsentiert Matthew
Werkzeug aus Knochen und Holz, Fallen,
Schlingen und Speere, mit denen
seine Ahnen Kabeljau, Otter, Elche und
Co. gejagt haben. Er spricht über die
im Freien ausgestellten Tipis, kunstvoll
genähte und mit Stachelschweinborsten
versehene Kübel und fransenverziertes
Hirschleder. An der zweiten von über 20
Stationen wartet Matthews Kollege mit
einer Smudging-Zeremonie. Die ist dank
Süßgrasvariante wohlriechend, emotional
bewegend – und eine echte Ehre. Nebenan
wird Stockbrotteig zubereitet, Äste und
ein Lagerfeuer warten schon. Der Teig
wird um das Holz gewickelt und über die
Glut gehalten („Nicht in die Flammen!“)
und nach ein paar Minuten lässt sich der
Snack genießen. Lecker! Gestärkt lauschen
Besucher an weiteren Stationen
Chants und Trommelabfolgen, lernen
Tanzschritte und etwas über die Heilkraft
von Kräutern.
Fünf-Sterne-Erlebnis unter
Tausenden von Sternen
Alles nur alltagsferne Folklore für Touristen?
Mitnichten. Matthew und seine Kollegen
vermitteln den Eindruck einer lebendigen
und selbstbewussten Community. Der
gehören in Eskasoni rund 4000 Mitglieder
an, was sie zur größten von 13 in Nova Scotia,
gar ganz Nordamerika macht. Im seenund
waldreichen Kejimkujik National Park
lebt ein weiteres Mi’kmaq-Volk, seit rund
5000 Jahren! Hunderte Petroglyphen und
in Stein geschnitzte Bilder geben darüber
Auskunft – ein einzigartiges Zeugnis ihrer
Kultur, weshalb der Nationalpark, als einziger
in Kanada, auch das Siegel einer
National Historic Site trägt. Und noch eine
Besonderheit gibt es hier: In Nova Scotias
einzigem Dark Sky Preserve erhellen in
funkelnder Sterne den Himmel. Lichtverschmutzung?
Fehlanzeige!
Nova Scotia | Kulturelle Vielfalt
Nova Scotia | Kulturelle Vielfalt
24 tional Festival, das jeden Herbst auf ganz Überhaupt steht die „Steel City“ sinnbild-
25
Natur pur im Kejimkujik
National Park
Hummerkochsession mit
Alain Bossé
Was auch an der geringen Besiedlung
liegt. Schließlich leben in ganz Nova Scotia
nicht mal eine Million Einwohner. Umso
erstaunlicher, dass die Atlantikprovinz
mehr als 100 ethnische Gruppen beheimatet.
Ein Grund dafür: Insbesondere die
Hauptstadt Halifax, jüngst vom „Condé
Nast Traveler“ zu einer der meistunterschätzten
Citys Kanadas gewählt, fungier-
te im 20. Jahrhundert als Tor für Millionen
Einwanderer aus aller Welt. Auch wenn
etliche weiterzogen, blieben viele dort
und brachten ihre Kultur mit ein. Das galt
auch für die schon viel früher anlandenden
Siedler aus Europa. Etwa die Akadier,
ab dem 16. Jahrhundert aktive französische
Einwanderer, die von den Briten peu
à peu bis 1759 aus der Region verdrängt
wurden. Wer sich für die Geschichte interessiert:
Die Grand-Pré National Historic
Site im Herzen des Annapolis Valley, Teil
des UNESCO-Weltkulturerbes The Landscape
of Grand Pré, nimmt Besucher mit
auf eine Zeitreise.
Alles Geschichte, alles passé? Mais, non!
Heutzutage ist die Flagge der Akadier, die
französische Trikolore mit gelbem Stern
im oberen blauen Feld, immer noch vielerorts
zu sehen. Ebenso wie viele Wegweiser,
Infoschriften und Karten, die neben
den englischen auch die französischen
Namen ausweisen. Für die etwa vier Prozent
Frankophonen, etwa doppelt so viele
wie Mi’kmaq, senden mehrere französischsprachige
Radiostationen.
Was man in Bars sehr oft hört: „Slàinte!“Heißt
„Prost“ auf Gälisch, der Ursprache
der vielen schottischen Siedler, die
nach den Akadiern kamen. Die ersten
Immigranten gingen im 18. Jahrhundert
beim Ort Pictou an Land. Und genau dort
macht seit Jahren Alain Bossé als „The
Kilted Chef“ Furore, im Fernsehen, bei
Hummerkochsessions in seinem Haus
oder Onlineseminaren. Sein Schottenrock
– mit eigens kreiertem Muster – ist zu
seinem Markenzeichen geworden, Kilts
und andere Highlands-Insignien erblickt
man jedoch auch andernorts. Etwa bei
dudelsackspielenden Straßenmusikern, in
Nordamerikas erster Single-Malt-Whisky-Destillerie
„Glenora“, oder rund um
das preisgekrönte Celtic Colours Interna-
Cape Breton Island, dem Geburtsort der
keltischen Kultur in Nordamerika, stattfindet.
Dabei zeigen begnadete Musiker
ihr Können an den Instrumenten und am
Mikrofon. Gelebte gälische Kultur!
18 Meter misst die größte Geige der Welt in Sydney
UNESCO-Städtchen mit
deutschen Wurzeln
Dass Musik auch im Rest des Jahres eine
Riesenrolle spielt, symbolisiert die mit
18 Metern weltgrößte Geige in Sydney.
lich für Multikulti. Auf wenigen Quadratkilometern
finden sich da der Membertou
Heritage Park (der einem Mi’kmaq
gewidmet ist), das Celtic Box Office, das
Acadian Community Centre, die Whitney
Pier‘s Afro Nova Scotian Community, die
Polnische Gesellschaft und eine Moschee.
In Nova Scotia sind auch deutsche Einflüsse
aufzuspüren, etwa in den Orten
East und West Berlin. Ferner waren es
deutsche Auswanderer, die im 18. Jahrhundert
einen der bekanntesten Orte Nova
Scotias, Lunenburg, mitbegründeten. In
dem zum UNESCO-Welterbe geadelten
Hafenstädtchen zeugen davon noch heute
deutschsprachige Inschriften auf einigen
Häusern sowie schwarz-rot-goldene Flaggen
im Ortsbild.
Der Hafen von Pictou
Nova Scotia | Kulturelle Vielfalt
Französische Folklore,
gälische Musik
novascotia.com/de/node/178
Am Fundy Trail Parkway
im Süden von New Brunswick
liegen viele von
Touristen noch zu entdeckende Schätze
der Provinz. Zu den beeindruckenden
Stränden im Park gehören Melvin Beach
und Pangburn Beach.
Noch ist der Fundy Trail Parkway ein
wenig beachteter, aber wunderschöner
Straßenabschnitt entlang der Bay of Fundy.
Mit der 2021 erfolgten Fertigstellung
des letzten Teilabschnitts, der die Anbindung
an den Fundy National Park, Alma,
Cape Enrage und Hopewell Rocks bedeutet,
ist eines der wichtigsten touristischen
Highlights Ost-Kanadas entstanden.
Die Zufahrt zum Park erfolgt über St.
Martins. Bereits wenige Kilometer nach
dem Parkeingang – an dem man eine
detaillierte Karte erhält – erreicht man
den Parkplatz, an dem der kurze Wanderweg
hinunter zu den Stränden beginnt.
Es geht auf einem anfangs noch bequem
zu laufenden Weg durch den Küstenwald
bald recht steil bergab. Man kreuzt andere
Pfade und die Ausschilderung ist nicht
immer perfekt. Hält man sich jedoch an
die Karte, lässt sich der Zugang zum Melvin
Beach nicht verfehlen.
Über eine Holztreppe gelangt man an
den von Felsklippen eingefassten Kieselstrand,
wo man zunächst noch einen von
den Gezeiten aufgetürmten Steinwall
übersteigen muss, ehe man das Wasser
erreicht. Von der Kante des Steinwalls
Atemberaubender Blick
auf Melvin und Pangburn
Beach
New Brunswick | Fundy Trail Parkway
27
Fundy Trail Parkway
Abstieg zu beeindruckenden Stränden:
Melvin Beach und Pangburn Beach
Autor: Wolfgang Opel
Eine beeindruckende
Höhle am Melvin Beach
New Brunswick | Fundy Trail Parkway
28 29
BUCHTIPP
Kanada - Atlantik-Provinzen
60 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade
aus hat man einen weiten Blick über die
Küstenlinie und die Bay of Fundy. Je nach
Stand der Gezeiten kann man entlang
des Wassers spazieren, auf „Schatzsuche“
nach Muscheln oder schön gefärbten
Steinen gehen und natürlich auch baden.
Unter einer markanten Felskuppe liegt
eine große, von den Wellen in den roten
Fels gefräste Höhle.
Besonders bei stürmischem und regnerischem
Wetter sollte man aber darauf
verzichten, in ihr herumzuklettern, denn
durch Wind- und Wassererosion gelockertes
Gestein könnte herabstürzen. Die
Wirkung von Wind und Wellen kann man
gut an den Felsen oberhalb der Höhle
erkennen, wo Löcher, Rinnen und vielgestaltige
Fantasiegebilde aus dem weichen
Sandstein gearbeitet wurden, wie man es
eigentlich aus Sandwüsten kennt. In den
schräg aufgestellten Schichten von Sand-
Die vier Atlantik-Provinzen Kanadas – Nova Scotia,
New Brunswick, Prince Edward Island und Newfoundland
& Labrador – erkundet man am besten von
Halifax aus, das im Sommer von Europa aus günstig
erreichbar ist. Manche der hübschen Städte und malerischen
Fischerdörfer rufen Erinnerungen an vergangene
Zeiten in Europa wach. Dramatische Steilküsten,
abwechslungsreiche Halbinseln, schöne Sandstrände,
Berge, Wälder und Seen bieten eine Vielzahl Wandermöglichkeiten
und Freizeitaktivitäten.
Dieses Buch wurde für Reisende geschrieben, die mehr
als die bekannten Attraktionen erkunden wollen und
über genug Reisezeit verfügen, um die Schönheiten
der Atlantik-Provinzen richtig zu genießen. Auf der
Grundlage von 25 Jahren Reiseerfahrung in der Region
wurden für dieses Buch 60 wunderschöne und einzigartige
Ziele ausgesucht, die oft familienfreundlich und
meist einfach erreichbar sind. Sie liegen abseits der
stein und Konglomerat lassen sich mit
Glück auch Fossilien finden.
Hinter der Felskuppe mit der Höhle
beginnt der durch eine flache Felsbank
abgetrennte Pangburn Beach, der ebenfalls
von abgerundeten bunten Kieselsteinen
dominiert wird und sich noch einige
Hundert Meter weiter zieht, bis er an einer
steilen Felswand endet. Pangburn Beach
hat keinen eigenen Zugang und ist nur bei
Ebbe über Melvin Beach erreichbar. Daher
sollte man bei zurückkehrender Flut diesen
Strand rechtzeitig verlassen!
Der Anstieg zum Parkplatz nach dem
Besuch der Strände ist steil und, obwohl
kurz, recht herausfordernd. Für diese
Anstrengung wird man etwas später am
Aussichtspunkt Black Point mit einem
schönen Blick aus großer Höhe auf beide
Strände belohnt.
„ausgetretenen Pfade“, aber manchmal auch in unmittelbarer
Nähe der bekannten Ziele. Die Besonderheiten
dieser 60 Orte werden auf die eine oder andere Weise in
Erinnerung bleiben und damit die Sehnsucht auf einen
erneuten Besuch von Atlantik-Kanada wach halten.
Über den Autor: Wolfgang Opel, freiberuflicher Autor
und Fotograf, lebt in Berlin und Nova Scotia. Gemeinsam
mit seiner Frau hat er viele Länder bereist. Sein
besonderes Interesse gehört neben Kanada den „unwirtlichen“
Wüsten- und Polarregionen und den dort
lebenden indigenen Völkern. Er ist Autor des Buches
„Nova Scotia – 50 Highlights abseits der ausgetretenen
Pfade“, Ko-Autor von „Kanada – Länderporträt“ und
„Eisbären – Wanderer auf dünnem Eis“, schreibt Artikel
für Magazine und bloggt auf trimaris.de.
Wolfgang Opel
360° medien, November 2021,
272 Seiten, 263 Fotos, 8 Karten
Preis: 14,95 EUR
ISBN: 978-3-96855-004-6
Bestellen unter:
360grad-medienshop.de/
Kanada-Atlantik-Provinzen
oder im Buchhandel
fundytrailparkway.com
LAGE
Die beiden Strände Melvin und Pangburn liegen an der Südküste New Brunswicks am
Fundy Trail Parkway.
ANFAHRT
Von St. Martins ostwärts auf der Big Salmon River Road nach Bay View, dann rechts
über die Little Beach Road auf den Fundy Trail Parkway; Parkplatz P2
PARKEINTRITT
Preise: fundytrailparkway.com
Unterkunft: Weslan Inn B&B, St. Martins, weslanbandb.com
Camping: Fundy Woods Campground & Cottages, St. Martins, fundywoods.com
ALLGEMEINE INFORMATIONEN
New Brunswick bietet zahlreiche atemberaubende Roadtrips – ein Juwel unter den
Panoramastrecken ist der Fundy Trail Parkway, der seit 2021 durchgängig zwischen
Sussex und Alma befahrbar ist.
Auf dem spektakulären Küstenabschnitt warten nicht nur grandiose Aussichten, sondern
auch zahlreiche spektakuläre Erlebnisse in der mit schroffen Felsen gespickte
Küstenlandschaft, die zum Stonehammer UNESCO Global Geopark gehört. So bietet
der Parkway Zugang zum Fundy Biosphere Reserve, einer UNESCO World Heritage
Site. Die bis zu 250 Jahre alten Bäume dort beherbergen zahlreiche Vogelarten wie die
für die Provinz charakteristische Schwarzkopfmeise.
Auf dem Fundy Coastal Drive begeistern neben den vielen faszinierenden Lookouts,
Wanderwegen verschiedener Schwierigkeitsstufen sowie Wasserfällen und Stränden
vor allem die Aussichten auf die Flowerpots genannten schroffen Gesteinsformationen
der Bay of Fundy. Der extreme Tidenhub der Bucht lässt das Wasser bei Ebbe bis zu 16
Meter zurückweichen, so dass der Meeresgrund begehbar wird.
Unzählige Kieselsteine
finden sich am Pangburn
Beach
New Brunswick | Fundy Trail Parkway
einen atemberaubenden Blick über den
Fluss frei. In großen Bögen windet sich
der Little Southwest Miramichi River
durch das dichte Grün von Metepenagiag.
Das Reservat ist die älteste Mi’kmaq
Gemeinde in New Brunswick. Seit mehr
als 3000 Jahren ist das Volk der First
Nations hier beheimatet.
Das ist spätestens bekannt, seit Patricias
Großvater, Joseph Augustine, in den
1970er Jahren gleich zwei sensationelle
Entdeckungen in der Region machte.
Unweit des Ufers stieß er zunächst auf
einen uralten Indianer-Friedhof, der
später Augustine Mound getauft wurde.
Wenige Jahre später fand er rund 700
Meter weiter westlich die Relikte eines
vergessenen Fischerdorfes, die Oxbow
Site. Die gefundenen Speerspitzen, Kno-
chen, Krüge und Artefakte belegen, dass
die Mi’kmaq bereits seit Jahrtausenden
auf dem Land ansässig sind. Lange bevor
die weißen Siedler kamen, fischten sie
hier im Fluss, jagten in den Wäldern und
zogen ihre Kinder groß. Beide Fundstät-
Blätter mit Minz-Aroma
für wohlschmeckenden
Tee
New Brunswick | Metepenagiag Heritage Park
31
Inspirierend und berührend
Zu Gast bei den Mi’kmaq
Autorin: Bianca Clement
Im Metepenagiag Heritage Park
in New Brunswick können sich
Besucher auf kulturelle Spurensuche
begeben und in das Leben der
Ureinwohner eintauchen. Im Tipi übernachten,
traditionelles Brot backen und
den uralten Geschichten der Mi’kmaq
lauschen – ein außergewöhnliches sowie
berührendes Erlebnis.
Behutsam schiebt Patricia Dunnett glühend
heißen Sand über den frischen
Brotteig, den sie gerade direkt in die Glut
gelegt hat. Die Luft über der Kuhle flirrt.
Vorsichtig bedeckt sie das Luskinikn, das
traditionelle Brot der Mi’kmaq, dann mit
Erde. „Das wird köstlich“, sagt sie strahlend.
Hinter ihr fällt ein mit Zedern und
Birken bewachsener Hang hinab und gibt
Frisches Brot aus glühend
heißem Sand
New Brunswick | Metepenagiag Heritage Park
aus der direkten Umgebung ein, die hier
untersucht werden. Manche entpuppen
sich als kurios geformte Steine, doch
hin und wieder sind echte Pfeilspitzen
darunter. Aber es gibt nicht nur Historisches
zu bestaunen. Jeder Mitarbeiter des
Parks gehört der Mi’kmaq-Gemeinde an.
Zusammen pflegen sie nicht nur das Erbe
ihres Stammes, sondern helfen sich auch
gegenseitig, die Kultur lebendig zu halten.
Gerade die Elder, die ältere Generation,
spielen dabei eine wichtige Rolle. Denn
nur noch einige wenige Mi’kmaq beherrschen
die Sprache ihres Volkes fließend.
Über Jahrzehnte war es verpönt, die Sprache
zu sprechen. Die Menschen schämten
sich einem indigenen Volk anzugehören.
Das Resultat war, dass heute nur noch
85 der rund 600 Mi’kmaq in Metepenagiag
die Sprache ihrer Ahnen sprechen
können. „Als wir klein waren, wuchsen
wir in einem Mi’kmaq Haushalt auf. Wir
sprachen nur Mi‘kmaq und kein Englisch.
wir richtig Englisch.“, erinnert sich Elisabeth
Powell, Patricias Mutter. Zusammen
mit den anderen Eldern hilft sie heute, der
jüngeren Generation die fast vergessene
Sprache des Stammes beizubringen. „Es
besteht die Gefahr, dass wir unsere Sprache
verlieren. Die Generation derjenigen,
die sie noch sprechen, wird alt. Aber es
wird viel getan, um die Sprache zu retten.
Inzwischen wird Mi’kmaq wieder in
Schulen unterrichtet und wir bringen den
Jüngeren hier im Zentrum die Worte bei.“
Die Sprache ist der Schlüssel zu der Kultur
First Nations sind Geschichten und Bräuche
vor allem mündlich überliefert. Doch
Jahrtausende alte Werkzeuge
der Mi'kmaq
32 Erst als wir in die Schule kamen, lernten der Mi’kmaq, denn wie auch bei anderen Interaktive Dauerausstel-
33
lung über die Traditionen
der Metepenagiag-
Mi’kmaq
New Brunswick | Metepenagiag Heritage Park
Atemberaubender Ausblick
auf den Southwest
Miramichi River
ten gelten heute als National Historic
Sites von Kanada und die Mi’kmaq sind
ihre offiziellen Wächter.
Der Augustine Mound bildet das Herzstück
des Metepenagiag Heritage Parks.
Mit viel Herzblut leitet Patricia das kulturelle
Zentrum, welches im Sommer 2007
errichtet wurde. Für die vierfache Mutter
sind die archäologischen Ausgrabungen
bedeutsame Meilensteine, die ein kulturelles
Beben unter ihrem Volk auslösten.
„Als mein Großvater die Funde machte,
war den meisten gar nicht bewusst, wie
sehr unsere Kultur gelitten hatte. Zu dem
Zeitpunkt hatten die Menschen aufgehört
unsere Sprache zu sprechen, alte Bräuche
wurden nicht mehr praktiziert. Denn
lange Zeit wurde uns gesagt, dass unsere
Traditionen falsch waren. Aber plötzlich
änderte sich das. Als die Funde gemacht
wurden, kam neues Leben in unsere
Gemeinschaft. Die Menschen erkannten,
dass unsere Vorfahren schon mehr als
3000 Jahre hier gelebt hatten. Sie sahen,
dass es vieles gab, worauf sie stolz sein
konnten und stolz sein sollten.“
Der Heritage Park ist nicht nur ein
geschichtsträchtiger Ort. Es ist eine kulturelle
Begegnungsstätte und Treffpunkt
für die Metepenagiag-Mi’kmaqs. Besucher
können in einer interaktiven Dauerausstellung
die Fundstücke begutachten und
viel über die Traditionen der First Nation
erfahren. Wer will, kann den Archäologen
bei der Arbeit zuschauen. Denn noch
immer treffen regelmäßig kleine Schätze
New Brunswick | Metepenagiag Heritage Park
Mit Stolz lassen die
Mi'kmaq die Besucher
an ihrem traditionellen
Leben teilhaben.
weil die Ureinwohner angehalten waren,
sich der weißen Mainstream-Gesellschaft
anzupassen, ging in den letzten 100 Jahren
ein großer Teil des Kulturgutes für immer
verloren. Gerade noch rechtzeitig fanden
die First Nations zu neuem Selbstbewusstsein
und zu ihrer natürlichen Lebensweise
zurück. Die Augustine-Entdeckungen
wirkte sich wie ein Lebenselixir auf die
Kultur der Mi’kmaq aus. „Das war ohne
Zweifel ein Wendepunkt für unser Volk“,
betont Patricia, als sie sich daran macht,
das würzig duftende Brot aus der Glut zu
heben und es vorsichtig von Sandkörnern
befreit.
In Metepenagiag ist der Spagat zwischen
Moderne und traditionellem Leben gelungen.
Die Menschen zelebrieren mit Stolz
volkstümliche Fertigkeiten und lassen die
Welt daran teilhaben. „Das Luskinikn ist
für uns tatsächlich etwas Alltägliches“,
sagt Patricia und bricht das dampfende
Brot. Die Rinde ist schön kross, das weiße
Innere wunderbar weich. „Zuhause
backen wir es meistens zwar nicht im
draußen im Sand, sondern in der Pfanne
oder im Ofen. Aber wir bereiten es noch
immer so zu, wie vor Jahrhunderten. Das
ist keine Show für Besucher, sondern Teil
unseres Lebens.“
Der Heritage Park will nicht nur an die
jahrtausendealte Geschichte der First
Nation erinnern, er will Menschen zusammenbringen
und einen authentischen
Einblick in die Welt der Ureinwohner
geben. Besonders beliebt bei Gästen ist
das Ookdotaan-Paket. Ookdotaan ist ein
Mi’kmaq-Wort und bedeutet so viel wie
Essen kosten. Und genau darum geht es.
Die Gäste können das einfache Brot, Elch-
Hackbällchen mit wildem Reis und Salbei,
34 saftige junge Farnspitzen und natürlich
35
den traditionellen Tee aus Wintergrün
und Zeder probieren und bei der Zubereitung
helfen. Da die Mi’kmaq schon immer
in Einklang mit der Natur lebten, ist es
ganz selbstverständlich, dass alle Zutaten
aus der unmittelbaren Umgebung stammen.
Patricia beugt sich herunter und
zeigt auf eine der kleinen Wintergrün-
Pflanzen. Sie pflückt ein rundes Blatt und
zerreibt es zwischen den Fingern – sofort
verbreitet sich ein würziges Minz-Aroma.
„Unser Tee ist sehr gesund und schmeckt
nach Minze“, sagt sie und nimmt einen
Schluck aus ihrer dampfenden Tasse. „Die
Tour kommt bei unseren Gästen sehr gut
an und ist normalerweise auf drei Stunden
angelegt. Aber manchmal werden daraus
vier oder fünf Stunden. Wir kommen ins
Gespräch und wir freuen uns immer, auch
etwas über die Menschen zu erfahren, die
uns besuchen.“
Wer möchte, kann auch für mehrere Tage
auf dem Land der Mi’kmaq verweilen. In
der Red Bank Lodge stehen für die Besucher
komfortable Zimmer zur Verfügung.
Die Verpflegung kommt aus der Region,
frischer Lachs aus dem naheliegenden
Fluss und Wild aus dem Wald. Wanderwege
führen durch die ursprüngliche Landschaft
und zu den archäologischen Fundstätten.
Ein besonderes Erlebnis ist die
Übernachtung in einem echten Tipi hoch
über dem Fluss. „Die Leute lieben die
Tipis. Sie können abends beim Lagerfeuer
sitzen und den Geschichten unserer Elder
zuhören“, sagt Patricia und lächelt. „Unser
Volk lebt seit mehr als 30 Jahrhunderten
hier, es gibt also einiges zu erzählen.“
Komfortable Zimmer zur
Übernachtung gibt es in
der Red Bank Lodge
Die Übernachtung ineinem
echten Tipi ist ein
besonderes Erlebnis
New Brunswick | Metepenagiag Heritage Park
Prince Edward Island | The Island Walk
The Island Walk
Atemberaubender neuer Fernwanderweg
auf Prince Edward Island
Prince Edward Island | The Island Walk
36 37
Prince Edward Island | The Island Walk
Der Island Walk führt durch die beiden
großen Städte von PEI, Charlottetown
und Summerside, und durch viele kleine
Gemeinden der Insel. Wanderer können
in die kulinarische und künstlerische Szene
eintauchen und die Bewohner der Insel
38 kennenlernen. Entlang der Strecke bieten
39
viele Partnergasthöfe und -hotels einen
Transferservice für das Gepäck an.
Kultur und Kulinarik entlang
der Route
Blick auf die Marina von
Summerside
Prince Edward Island | The Island Walk
Aussichtsreicher Boardwalk
an der Küste bei
Tignish am Nordwest-
Zipfel von Prince Edward
Island
Mit endlosen Stränden,
charmanten
Kleinstädten und
üppigem Ackerland verfügt Prince Edward
Island (PEI) über eine atemberaubend
vielfältige Landschaft. Jetzt können
Reisende die kleinste Provinz Kanadas, die
auch als „Food Island“ bezeichnet wird, zu
Fuß umrunden: The Island Walk ist eine
rund 700 Kilometer lange Wanderroute,
die PEI einmal komplett umrundet.
Der Island Walk ist sowohl für erfahrene
Wanderer als auch für Gelegenheitswanderer
ideal. Er verläuft entlang der äußeren
Grenzen von PEI und durch idyllische
Landschaft. Mit einer Mischung aus Binnen-
und Küstenabschnitten umfasst die
Route Abschnitte entlang des Ozeans,
einen großen Teil des Confederation Trail,
rote Schotterstraßen, Strände, ruhige Straßen
und beide Spitzen der Insel am North
Cape und East Point.
Wer den gesamten Island Walk bezwingen
möchte, muss rund 32 Tage einplanen,
wenn pro Tag etwa 20 bis 25 Kilometer
absolviert werden. Es ist allerdings auch
möglich, nur einzelne Etappen der 32
Abschnitte des Trails zu laufen und sich
mehr Zeit dafür zu nehmen, bestimmte
Bereiche der Insel zu erkunden. Für den
Weg ist nur eine minimale Ausrüstung
erforderlich, Turnschuhe etwa reichen
zum Wandern völlig aus.
„Genau wie der Jakobsweg bietet der
Island Walk die Möglichkeit, zu entschleunigen
und sich der wunderschönen Natur
von PEI hinzugeben”, betont Bryson Guptill,
der Erfinder des Island Walk.
Einen kurzen Abstecher vom Weg entfernt
liegt die Gemeinde Tyne Valley, die
für ihr jährliches Austernfestival, das Rock
the Boat Music Festival und ihre Burger
bekannt ist. Dort gibt’s auch eine Austernbar,
eine Teestube und einen kleinen
Lebensmittelladen, in dem sich Besucher
Traumhafte Strände
warten im Souris Beach
Provincial Park auf den
Besucher
Prince Edward Island | The Island Walk
Blick auf die Küste bei
40 auf 435 Kilometern durch Kanadas kleinste
41
Springbook, unweit des
Island Walk
Kartoffelfelder bei
Kingsboro
mit dem Nötigsten eindecken können.
Trail Location: Wegpunkte 12-13, Verbindung
nach Notham, 20 Kilometer.
In Montague finden Bierliebhaber zwei
lokale Craftbier-Brauereien mit spektakulärem
Blick - Bogside Brewing und
Copper Bottom Brewing. Trail location:
Wegpunkte 26-27, Cardigan – Montague,
12 Kilometer.
Victoria-by-the-Sea liegt an der Südküste
von PEI und bietet maritimen Charme,
Geschichte und lokale Köstlichkeiten. Ein
Mittagessen am Meer erwartet hungrige
Reisende in The Lobster Barn (die Hummerrolle
ist berühmt) und zum Nachtisch
gibt es bei Island Chocolates handgemachte
Köstlichkeiten. Besucher können
sich auch eine Aufführung im historischen
Victoria Playhouse ansehen, dem am
längsten bestehenden „kleinen Theater“
von PEI. Trail location: Wegpunkte 1-2,
Dunedin – Victoria, 24 Kilometer.
Im Herzen eines der produktivsten Kartoffelanbaugebiete
der Insel liegt O'Leary,
die Heimat des Kanadischen Kartoffelmuseums.
Im Museum können sich Besucher
bei einer selbstgeführten Tour über
die Geschichte und Kultur der Kartoffel
informieren und die umfangreiche Sammlung
antiker Maschinen begutachten. Trail
location: Wegpunkte 7-8, O'Leary – Miminegash,
19 Kilometer.
Wenig Autos,
viel Sonnenuntergang
Endlose Strände, rotbraune Äcker, kaum
Verkehr – Prince Edward Island bietet
die perfekte Kulisse für Radfahrer! Auf
der Insel befindet sich zudem einer der
schönsten Radwege Kanadas, der autofreie
Confederation Trail. Dieser schlängelt sich
Provinz einmal von Nord bis Süd und von
Ost bis West. Die ehemalige Eisenbahnstrecke
führt durch Agrarland, entlang
verschlafener Dörfer am Meer, idyllischer
Buchten und spannender Hafenstädte.
Unterwegs bieten sich Gelegenheiten
Vögel zu beobachten, kulinarische Spezialitäten
zu genießen und einen Nachmittag
in Kanadas Geburtsort Charlotteville zu
verbringen. Zudem zweigen vom Trail so
viele Rundwege ab, dass Biker am besten
dem Rat der Locals folgen: Die genießen
ihren Meeresblick mit Sonnenuntergang
besonders gern auf dem von St. Peters
ausgehenden St. Peters Loop (58 Kilometer),
einer auf Asphalt angelegten Rundfahrt
durch ein zeitlos schönes Ineinander
grüner Felder, roter Felsen und blauem
Meer. Besser geht Farbtherapie nicht!
KLEINES PEI – KULINARISCH GANZ GROSS
Prince Edward Island
bietet die perfekte
Kulisse für Radfahrer
Die kleine Provinz Prince Edward Island ist eine große
kulinarische Destination. Über den North Cape Coastal
Drive geht es zum Nachmittagstee mit Köstlichkeiten zur
Tyne Valley Tea and Company. Feinschmecker können
sich im FireWorks, der Räucherei des Starkochs Michael
Smith, auf kulinarischen Farm- oder Austern-Touren
verwöhnen lassen oder Köstlichkeiten am offenen Feuer
genießen. Und unbedingt ein Craftbier in der Copper
Bottom Brewing Company probieren.
Auch im Winter bietet PEI besondere Erlebnisse für
alle Foodies, etwa beim Eisfischen nach Austern,
das Tranquility Cove Adventures anbietet. Bei dem
zweistündigen Winter-Abenteuer am Ufer des Brudenell
River werden die köstlichen Krustentiere mit Hilfe von
Kettensägen und Austernzangen aus dem Wasser unter
dem dicken Eis geholt.
Prince Edward Island | Confederation Trail
Mehr Informationen zum Island Walk:
https://theislandwalk.ca/
Kulinarik wird auf Prince
Edward Island groß geschrieben.
Prince Edward Island | Panmure Island
Panmure Island
Historischer Leuchtturm und Powwow
Autor: Wolfgang Opel
42 43
Prince Edward Island | Panmure Island
Der hölzerne Leuchtturm
auf Panmure Island
Prince Edward Island | Panmure Island
Der Damm zur Insel ge-
44 hinter Plexiglas – auf Panmure Island und Spielplatz, Umkleideräume und Toiletten
45
hört zum Panmure Island
Provincial Park.
Der Leuchtturm bietet
einen traumhaften
Ausblick auf die Insel
D
er älteste Holzleuchtturm
von Prince Edward Island
steht auf einer Insel, die
früher nur bei Ebbe durch eine schmale
Sandbank mit Prince Edward Island verbunden
war. Heute führt eine Straße
über einen künstlich angelegten Damm,
parallel zu einem schönen Strand.
Der Damm – aber nicht die Insel! – gehört
zum Panmure Island Provincial Park. Die
Insel ist besonders wegen des ersten hölzernen
Leuchtturms von Prince Edward
Island besuchenswert – und der Park
wegen des langen Strandes. Der aus Holz
erbaute oktogonale Turm steht seit 1853
auf einem gemauerten Fundament und
macht hier vorbeifahrende Schiffe auf die
Untiefen und Sandbänke im Umkreis der
Insel aufmerksam. Seitdem die Sanierung
des Turms in den letzten Jahren weitgehend
abgeschlossen ist, kann er auch
wieder bestiegen werden. Gekrönt wird
er von einer zwölfseitigen gusseisernen
Laterne, die im Kontrast zu den strahlend
weißen Holzschindeln leuchtend rot
angestrichen ist. 1908 wurde der Turm mit
einem Nebelhorn ausgestattet, und seit
1985 arbeitet er automatisiert.
Das Umfeld des Leuchtturms ist eine liebevoll
gestaltete Grünanlage mit Bänken
und Pavillon. Da die Ufer hier steil abfallen,
wurden sie mit einem Zaun gesichert. Ein
kleiner Shop im Erdgeschoss des Turms
bietet Souvenirs an. Über eine steile Treppe
gelangt man zu einer maritimen Ausstellung
mit Bibliothek in der zweiten Etage.
Von der Spitze des Leuchtturms hat man
einen schönen Ausblick – leider allerdings
den langen Strand entlang des Damms.
Panmure Island ist erst seit gut 200 Jahren
von Europäern bewohnt. Die ersten Siedler
aus Übersee war ein Schotte namens
John MacDonald mit seiner Familie. Die
Mi'kmaq hingegen haben hier schon seit
vielen Hundert Jahren gelebt und vor
allem Venus- und Miesmuscheln gesammelt.
Auch um an ihre lange Anwesenheit
in der Region zu erinnern, findet
jährlich Mitte August das Panmure Island
Powwow statt, an dem nicht nur Tänzer
aus PEI teilnehmen. Besucher sind bei
solchen Kulturveranstaltungen immer
willkommen. Wenn man die Möglichkeit
hat, sollte man seinen Besuch der Insel so
wählen, dass man sich dieses besondere
Ereignis nicht entgehen lässt.
Der feine Sandstrand der Nehrung, die die
Halbinsel mit dem Festland verbindet, ist
hell, fast weiß, im Gegensatz zum roten
Sand in der Nähe des Leuchtturms. Im
Sommer ist das Wasser hier relativ warm.
Am Rand ist das Wasser flach und gut für
kleine Kinder geeignet, weiter draußen
kann man auch schwimmen. Im zentralen
Bereich des Provincial Park wird der
Strand von Rettungsschwimmern überwacht.
Hinter der Düne befinden sich ein
sowie ein kleines Restaurant. Bei rauem
Wetter kann man an einem zweiten, windgeschützten
Strand mit noch wärmerem
Wasser an der Innenseite der St. Mary's
Bay ausweichen.
LAGE
Panmure Island liegt 20 Kilometer östlich von Montague im
Südteil der Ostküste von Prince Edward Island.
ANFAHRT
Auf Route 17 bis Gaspereaux, dann weiter auf Route 347 bis zum
Park.
UNTERKUNFT
Maplehurst Properties B&B, Panmure Island,
maplehurstproperties.com
Das Panmure Island
Powwow findet Mitte
August statt.
CAMPING
Panmure Island Provincial Park,
tourismpei.com/pei-provincial-parks/provincial-campground-parks
Prince Edward Island | Panmure Island
Newfoundland & Labrador | Fogo & Change Islands
Inselhüpfen für
Fortgeschrittene
Unterwegs und glücklich sein – auf Fogo und Change
Autor: Ole Helmhausen
Newfoundland & Labrador | Fogo & Change Islands
46 47
Atemberaubende Natur
auf Fogo Island – der Weg
ist das Ziel!
Kennt jemand Fogo und
Change? Die beiden Inseln
liegen vor der Nordostküste
Neufundlands. Selbst für kanadische
Verhältnisse ist das weit ab vom Schuss.
Umso spannender sind sie für abenteuerlustige
Inselhüpfer.
Eigentlich verwöhnt Kanada seine Besucher
mit Direktflügen. Einsteigen, fliegen,
aussteigen und ab in die Wildnis.
Alles in weniger 24 Stunden. Wer jedoch
von Deutschland nach Fogo Island oder
Change Islands will, muss sich auf eine
echte Expedition gefasst machen. Auf
zwei Flüge, eine Übernachtung, eine
mehrstündige Autofahrt, Überfahrten mit
der Autofähre (nach Change 25 Minuten,
nach Fogo 45 Minuten) und zum Schluss,
vorausgesetzt, die Fähre ist pünktlich, geht
es gegen Ende des zweiten Anreise-Tages,
noch einmal rund eine Stunde durch eine
raue Wald- und Felsenkulisse. Dass diese
Gegend von allen Zielen Kanadas Europa
am nächsten liegt, ist da durchaus als
typisch kanadische Ironie zu verstehen.
Das Land ist riesig. Oft ist der Weg das
Ziel. Und oft gibt es nur einen einzigen.
Wie schön!
Fogo Island besteht aus 2300 Insulanern
in vier Fischernestern mit Namen wie
Little Seldom und Joe Batt´s Arm. Die
Insel sorgt aber nicht nur mit Einsamkeit
und atemberaubender wilder Natur für
Aufsehen, sondern auch mit kunstorientierten,
nachhaltigen Tourismusprojekten.
In Sichtweite liegt Change Islands. Drei
winzige Inselchen mit gerade 300 Menschen.
Dort erleben Besucher nicht nur
Neufundland pur, sondern auch das letzte
Refugium des vom Aussterben bedrohten
Neufundland Ponys. Fogo ist die berühmte
große, Change die gelassen in ihrem
Kielwasser segelnde kleine Schwester.
Gemeinsam haben beide, dass der Nordatlantik
immer im Bild ist. Und beide haben
dieses gewisse Ende-der-Welt-Gefühl,
das neugierige Abenteurer schon immer
angezogen hat.
Auf Fogo Island befindet sich eine der
vier Ecken der Welt. „Bleibt auf dem Trail
und folgt den Hinweisen auf dem Schild“,
pflegt Eileen Freakes ihre Gäste zu warnen.
„Eine Windböe reicht, um euch über
den Rand der Welt zu fegen. Dann seid
ihr Geschichte!“ Der Besitzerin von Peg´s
Place in der „Stadt“ Fogo ist es ernst.
Todernst. Oder hat sie gerade geblinzelt?
Dass die Erde nicht rund ist, sondern vier
Ecken hat, ist jedenfalls sicher. Zumindest,
wenn es nach der International Flat
Earth Society geht. Die nach diversen
Vorgängerorganisationen 1956 gegründete
Gesellschaft behauptet, dass die Erde
flach und Brimstone Head, ein gewaltiger
Felsklotz am Ortsrand von Fogo, eine ihrer
vier Ecken ist. Es gibt sogar ein Museum
of the Flat Earth, in Seldom. Eileen Freakes
setzt noch einen drauf. „Vielleicht ganz
gut, wenn ihr euch vorher noch im Gästebuch
eintragt. Für alle Fälle!“
Tatsächlich ist der Brimstone Head Trail
der schönste Wanderweg auf Fogo Island.
Gleich das erste Flat-Earth-Schild am Trail
gibt Entwarnung: Number of People lost
to date: 0. Gut zu wissen. Denn der zwei
Kilometer lange Pfad (hin und zurück)
ist steil und steinig, hier und da helfen
Treppen. Die Mühe aber lohnt: Mit jeder
bewältigten Stufe wird die Aussicht auf
Ein perfekter Ort zum
Glücklichsein
Das Fogo Island Inn –
präsent in allen Reisemagazinen
Newfoundland & Labrador | Fogo & Change Islands
49
Newfoundland & Labrador | Fogo & Change Islands
weiter ist gemütliches Miteinander
angesagt. Die mit zerschlissenen Sofas
und 70er-Jahre-Lichtorgel eingerichtete
„Scheune“ ist ein Mittelding aus Kneipe
und Partykeller und der soziale Mittelpunkt
des 250-Seelen-Outports Tilting.
Phil Fowley hievt einen dicken Eisklumpen
aus der Kühltruhe und bearbeitet ihn
mit einem Pickel. Sein Cousin Fergus gießt
Screech ein, den berüchtigten neufundländischen
Rum, und gibt einen Schluck
Cola dazu. Zuletzt folgt ein „Oice“-Würfel
von dem Eisberg, der im Juni vorbeigedriftet
ist. Drei Rum Colas und diverse Newfie-Witze
später (Wie erkennt man einen
Newfie im Himmel? Das ist der Typ, der
ständig über Heimweh jammert!) wissen
Besucher, dass Phil noch vier Brüder hat,
die auch alle in Tilting leben, und dass
Fergus als Community Host, eine Art
Fogo-Island-Erklärer, für den Fogo Island
Inn arbeitet. Als solcher chauffiert er die
Gäste des Inn über die Insel, zeigt ihnen
die vom Inn aufgestellten Künstlerateliers,
50 wiederzubeleben, ist aufgegangen. Auch in denen Kreative aus aller Welt malen,
Fischkutter zählen. Sie kennen die drei
51
Beeindruckendes
Küstenpanorama bei
Tilting im Nordosten von
Fogo Island
das offene Meer, die spärlich grüne Felsenlandschaft
und das darin eingebettete
Fogo schöner. Oben befindet sich eine
Plattform aus Holz, die eine überwältigende
Aussicht bietet. Wie gemalt sieht Fogo
aus, jedes Haus scheint frisch gestrichen,
Trucks kurven durch die engen Straßen,
Kinder spielen, die Fischer bereiten ihre
Kutter für den nächsten Tag vor. Ein perfekter
Ort zum Glücklich sein.
„Seitdem wir Zita Cobb und ihren Fogo
Island Inn haben, geht es uns besser“,
sagt Eileen Freaks. Der Inn, ein auf Stelzen
stehendes, den traditionellen Bootshäusern
nachempfundenes Luxushotel,
steht in Joe Batt´s Arm auf der anderen
Seite der Insel. Seine Eröffnung 2013 war
ein mediales Großereignis. Seitdem ist er
in allen Reisemagazinen präsent. Cobb´s
Plan, die Inselwirtschaft mit einem gut
durchdachten Programm aus Kunst und
Tourismus wieder anzukurbeln und
zugleich neufundländische Traditionen
dank ihrer Zusammenarbeit mit den hier
tief verwurzelten Einheimischen.
„Tu´ ein bisschen Oice in Deinen Drink.“
„Ein bisschen was!?“ „Ein bisschen Oice.
Vom Oiceberg.“ In Phil´s Shed ein Dorf
und erzählt ansonsten frei von der Leber
weg vom Inselalltag. Irgendwann kommen
noch mehr Fowleys herein, gummistiefeltragende,
joviale Zeitgenossen allesamt,
und nun wird die Unterhaltung im
irisch gefärbten Neufundländisch geführt.
„Morgen nach Change?“ hat einer mitbekommen.
„Grüß Beulah von uns!“ Wo
Einwohnerzahlen höchstens dreistellig zu
sein pflegen, kennt man sich halt.
Nach Fogo Island fühlt sich Change Islands
mikroskopisch klein an. Die drei Eilande,
die aus welchem Grund auch immer nur
im Singular genannt werden, sind so klein,
dass die Labrador-See auf der einen und
die Notre Dame Bay auf der anderen Seite
so gut wie immer zu sehen sind. Zwei der
drei sind bewohnt und durch eine Brücke
miteinander verbunden. Die meisten
Menschen leben beiderseits dieser Brücke.
Bunte Holzhäuser auf steinigen Klippen,
ein stets weißbemützter Nordatlantik
und eine Durchgangsstraße von Süden
nach Norden, das war es auch schon. Die
paar Autos und Trucks, die die Fähre ausspuckt,
verkrümeln sich schnell und zielstrebig.
Während der ersten Kilometer
durch waldgesprenkelte Felsenlandschaft
stellt sich die Frage: Wohin? Und was tun?
Zunächst führt die Straße am Besucherzentrum
vorbei. Hier gibt’s Antwort:
die Felsenküsten entlang wandern, das
Sammelsurium im Olde Shoppe ansehen
(falls jemand da ist und aufmacht) oder
oder vier Bed and Breakfast und auch
den Weg zu Beulah Oakes, der Besitzerin
des Seven Oakes Island Inn. Auf dem
Weg dorthin sei der Abstecher zu Netta
LeDrew Pflicht, die sich zur Lebensaufgabe
gemacht hat, das vom Aussterben
bedrohte Neufundland Pony zu retten.
Früher haben die Ponys Brennholz aus
den Wäldern geschleppt, den als Dünger
benutzten Seetang in die Gärten geschafft
und das Erz aus den Bergwerken gezogen.
Heute gibt es weltweit nur noch
400 Exemplare dieser in 400 Jahren harter
Fron in den Outports entstandenen
Pferderasse. Ein paar Teenager aus dem
Dorf sitzen auf dem Gatter und machen
Selfies mit dunklen Mähnen und pelzigen
kleinen Ohren im Hintergrund. Zwölf
der stämmigen Pferdchen leben im Netta
Newfound Pony Sanctuary. Unregelmäßig
hereinkommende Spenden halten Nettas
Lebenswerk knapp über Wasser.
Im Seven Oaks Island Inn serviert Beulah
die besten Fish`n Chips von Neufundland
und bittet danach zum Sonnenuntergang
auf die Veranda. Die Aussicht vom Inn
hoch über der Siedlung auf der Nordinsel
ist atemberaubend, der Blick reicht bis
nach Fogo Island. Die Inseln sind ohne
Zweifel ein Stück Neufundland wie aus
dem Bilderbuch: Grandiose Natur, freundliche
Bewohner, ein wunderschöner Flecken
Erde fernab der Welt.
Newfoundland aus dem
Bilderbuch – die Change
Islands
FOGO ISLAND & CHANGE ISLANDS
newfoundlandlabrador.com/top-destinations/fogo-and-change-islands
AUTOFÄHRE
tw.gov.nl.ca/ferryservices/schedules/c_fogo.html
NEWFOUNDLAND PONY SANCTUARY
nlponysanctuary.com/.
ÜBERNACHTEN
Fogo Island Inn: Von Mitte Juli bis Anfang September haben
Gäste des Inns die Möglichkeit, mit einem privaten Charter Service
von Halifax aus direkt nach Fogo Island zu fliegen. Der Flug
mit einer neunsitzigen Beech 1900D dauert nur zwei Stunden.
fogoislandinn.ca/
Peg´s Place: Das preiswerte B&B liegt mitten in Fogo (Stadt)
und in Fußgängernähe zu Wanderwegen, Restaurants und der
einzigen Bäckerei im Ort. Acht angenehme Zimmer.
pegsplace.ca/
Seven Oakes Island Inn and Cottages: Sieben urgemütliche
Zimmer und drei Cottages. Frühstück und Abendessen.
sevenoakesislandinn.com/
Newfoundland & Labrador | Fogo & Change Islands
Historisch und hip
Neufundlands bunte Hauptstadt St. John’s
Autorin: Bernadette Olderdissen
Vidi Brauerei im urigen, Fischerdorf-ähnlichen
Stadtteil von St. John’s zu verkaufen.
Die Brauerei eröffnete 1996 in einer ehemaligen
Fischfabrik und ist stolz auf ihren
Verkaufsschlager, das original Iceberg
Beer in nachthimmelblauen Flaschen. „Ed
fährt im Frühjahr und Sommer jeden Tag
16 Stunden lang zu den Eisbergen raus und
erntet so viele Eisstücke wie möglich“,
berichtet der Brauerei-Angestellte Les.
„Die Eisbrocken werden dann in Bonavista
geschmolzen und an uns verkauft.“
Eisberg vor der
Fox Point Light Station
bei St. Anthony
Die Quidi Vidi-Brauerei
braut das original Iceberg
Beer
Newfoundland & Labrador | St. John’s
53
The Battery,
ein Stadtteil von St. Johns
mit Dorfidylle
Sie ist die älteste Stadt Nordamerikas,
aber St. John’s ist
alles andere als verschlafen: In
der legendären George Street der Hauptstadt
Neufundlands und Labradors gibt
es mehr Pubs und Bars pro Quadratmeter
als in jeder anderen Straße Nordamerikas,
St. John’s ist mit knapp 110.000
Einwohnern die bevölkerungsreichste
Stadt Neufundlands und beheimatet dessen
größte Universität mit rund 17.000
Studenten. Ganz abgesehen davon, dass
in der Hauptstadt Neufundlands und Labradors
auch Eisberge ins Bier fließen,
die ebenso regelmäßig an der Küste vorbeitreiben
wie Buckelwale, Finnwale und
Zwergwale.
Wer im Frühjahr oder Frühsommer nach
Neufundland fliegt und einen Fensterplatz
im Flieger erwischt hat, sieht mit
etwas Glück schon von oben die ersten
riesigen Eisberge vor der Küste treiben:
bis zu 12.000 Jahre alte Eisskulpturen, die
mit einer extremen Geschwindigkeitsbeschränkung
von etwa sieben Kilometern
im Monat aus Grönland antreiben und sich
in ihrer vollen, teils meterhohen Pracht –
zu der noch 90 weitere Prozent an Eismasse
unter Wasser kommen – am besten bei
einer Bootstour bestaunen lassen.
So nahe wie Ed Kean, Neufundlands Eisberg-Cowboy,
kommen Besucher den Eisriesen
dabei allerdings nicht. Eds Job ist
es, Eisberge zu jagen und Stücke von den
weißen Riesen abzuernten und der Quidi
Newfoundland & Labrador | St. John’s
Der Signal Hill, das Wahrzeichen
von St. John’s
das Eisbergwasser. Denn in erster Linie ist
es das Wasser, das ein Bier ausmacht, und
Eisbergwasser ist das sauberste Wasser
der Welt! Besonderes Wasser, besonderes
Bier, das es in der Quidi Vidi Brauerei
direkt an der Quelle gibt. Wem es so
lecker schmeckt, dass er sich künftig auch
daheim oder beim Onlineversand danach
umsehen möchte, wird aber enttäuscht:
„Es bleibt nichts für den Export ins Ausland
übrig, weil die Neufundländer selbst
so viel Bier trinken, 240 Liter Bier pro
Erinnerung zumindest eine der edel aussehenden
Flaschen mitgehen. „Die gehen
uns manchmal aus, weil die Leute sie einfach
nicht zurückgeben wollen“, lacht Les.
Über den Dächern der Stadt
Wer in St. John’s aktiv sein will, tut es den
Locals gleich und geht am Signal Hill joggen.
Der weithin sichtbare Hügel mit dem
Cabot Tower, einem Turm, der 1897 zum
400. Jahrestag der Entdeckung Neufundlands
durch John Cabot errichtet wurde,
ist St. John’s Wahrzeichen. Aus gutem
Grund, denn dort empfing Guglielmo
Marconi 1901 das erste transatlantische
Radiosignal. Aber nicht nur das macht
Neufundlands Hauptstadt so besonders.
Wer oben auf dem Aussichtspunkt steht,
hoch über dem Atlantik, die Kulisse bunter
Holzhäuser im Rücken, der kann sich
lebhaft vorstellen, wie dort im Jahr 1919
ein Flieger mit John Alcock und Arthur
Whitten Brown an Bord abhob, um den
ersten erfolgreichen Nonstop-Flug über
den Atlantik zu absolvieren. Darüber
erfahren die Besucher des Turms zwar
nichts, dafür gibt es aber eine interessante
Ausstellung zur Geschichte des Cabot
Towers sowie über Marconi und dessen
Funkstation.
Vom Turm aus führt der N Head Trail
hinab nach The Battery, einem weiteren
Ortsteil von St. John’s am Hafeneingang,
der wie aus einer Postkarte mit Dorfidyl-
54 Die Brauerei ist nicht ohne Grund heiß auf Kopf jährlich.“ Dafür lässt manch einer als
len-Motiv geschnitten scheint. Ein stra-
55
tegisch wichtiger Ort, denn von dort, wo
sich heute Katzen und Hunde in der Sonne
räkeln und Fischernetze zum Trocknen
ausliegen, wurde die Stadt während beider
Weltkriege verteidigt. Wer mag, wandert
von der gegenüberliegenden Hafenseite
aus auf dem East Coast Trail weiter bis
nach Cape Spear, zum östlichsten Punkt
Nordamerikas mit seinen beiden Leuchttürmen,
darunter auch der zweitälteste
in Neufundland von 1836. Der Blick reicht
weit über den Atlantik, wo immer mal
wieder ein Wal seinen Rücken und eine
Schwanzflosse blicken lässt oder ein Eisberg
in der Sonne schmilzt.
newfoundlandlabrador.com/
top-destinations/st-johns
Farbenfrohe Häuserfassaden
in St. John's
Newfoundland & Labrador | St. John’s
Die Geschichte ist
auf Signal Hill
allgegenwärtig.
Musikalische Impressionen
beim Gros Morne
Summer Music Event in
St. John's
Den
Herzschlag
spüren
Kluskap Ridge & Campground Ltd.
Cape Breton Island, Nova Scotia
Im Tipi neben einem knisternden Feuer übernachten oder den gigantischen
Sternenhimmel aus einem Glamping-Zelt bestaunen. Den Herzschlag der
Trommeln hören oder traditionelle Handwerkstechniken erlernen. Ein Besuch
des Kluskap Ridge & Campground ermöglicht hautnahe Begegnungen mit der
Mi’kmaq Nation Community in Membertou, die Einblicke in ihre Kultur und ihre
Traditionen ermöglicht.
destinationindigenous.ca