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80 HELDENREICH<br />
© Manuela Prill<br />
Voll der Fan<br />
von Reden<br />
20 Nürnberger Schulen aus dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus –<br />
Schule mit Courage“ schlossen sich beim Projekt „Misch dich ein“ zusammen<br />
und gingen im März gemeinsam gegen Diskriminierung und<br />
für mehr Toleranz auf die Straße. Auf der Demo mit dabei waren auch<br />
Mila (17) und Berhat (14). Uns haben sie erzählt, warum sie sich gegen<br />
Rassismus engagieren, wie Worte verletzen und weshalb Reden ein<br />
Teil der Lösung sein könnte. Text Manuela Prill<br />
Es gibt da eine Geschichte, die Mila<br />
bis heute nicht loslässt. Es war im<br />
Kindergarten. „Schleiereule!“ Immer<br />
wieder wurde ein Mädchen mit<br />
diesem Wort von den anderen gehänselt<br />
– weil sie ein Kopftuch trug.<br />
„Ich kann mich gut daran erinnern,<br />
dass ich nicht mutig genug war, irgendetwas<br />
dagegen zu sagen.“ Mila<br />
tut das immer noch leid, obwohl sie<br />
damals gerade mal vier oder fünf<br />
Jahre alt war. Denn gespürt, dass<br />
dem Mädchen Unrecht getan wird,<br />
hatte sie ziemlich deutlich. „Scheiß<br />
Türke!“ Das durfte Berhat sich vor<br />
Kurzem anhören. Von einer farbigen<br />
Frau, weshalb er im ersten Moment<br />
fast lachen musste über die<br />
skurrile Situation. Hat es dich nicht<br />
verletzt? Berhat wird ernst. „Nicht<br />
so wirklich. Ich finde das falsch<br />
von mir, aber irgendwie hab’ ich<br />
das normalisiert und gedacht: Ist<br />
halt passiert, was soll ich machen?“<br />
Richtig zu reagieren, ist gar nicht<br />
so einfach. Einmischen kann auch<br />
gefährlich werden. Berhat beschäftigt<br />
das Thema sehr, er würde sich<br />
wünschen, dass solche Situationen<br />
gar nicht erst entstehen. Dass mehr<br />
Menschen auf dem Schirm haben,<br />
dass Rassismus jeden treffen kann.<br />
Rassismus habe viele Gesichter und<br />
vor allem keine Hautfarbe und Nationalität,<br />
findet der 14-Jährige. „Es<br />
kann auch Deutschen passieren.“<br />
Eigentlich müsste doch jeder wissen,<br />
wie schrecklich es sich anfühlt,<br />
diskriminiert zu werden. Weil jeder<br />
schon mal wegen seines Aussehens,<br />
seiner Klamotten, seiner Meinung<br />
oder weswegen auch immer ausgelacht<br />
wurde, einen üblen Spruch<br />
kassiert, Ausgrenzung erfahren hat<br />
oder Schlimmeres. Warum ist Rassismus<br />
trotzdem so weit verbreitet?<br />
Weshalb machen Menschen andere<br />
Menschen klein?
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