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ELMA_Magazin_AprMai_2023

Elternmagazin für April Mai 2023

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54 BILDUNG & ERZIEHUNG<br />

WAS KINDER<br />

STARK MACHT!<br />

DIE KAUAI-STUDIE ÜBER DIE ENTWICKLUNG<br />

VON RESILIENZ Text Elisabeth Rose<br />

© Halfpoint<br />

DAS EXPERIMENT<br />

ÜBER MEHRERE JAHRZEHNTE UNTERSUCHTE EIN<br />

FORSCHUNGSTEAM KINDER DER HAWAIIANISCHEN<br />

INSEL KAUAI, DIE ZAHLREICHEN RISIKOFAKTOREN<br />

AUSGESETZT WAREN. DOCH DIESE STUDIE LEHRT<br />

UNS WENIGER, WELCHE NEGATIVEN AUSWIRKUNGEN<br />

ARMUT, VERNACHLÄSSIGUNG ODER GAR TOD<br />

EINES ELTERNTEILS HABEN KÖNNEN. SIE WIDMETE<br />

SICH DER SUCHE NACH ANTWORTEN AUF EINE<br />

ANDERE FRAGE: WIE SCHAFFEN ES KINDER, ZU<br />

WIDERSTANDSFÄHIGEN ERWACHSENEN ZU WERDEN<br />

UND EIN ZUFRIEDENES LEBEN ZU FÜHREN?<br />

Komplexe Fragen erfordern ein komplexes<br />

Vorgehen. Dessen waren sich Emmy Werner<br />

und Ruth Smith bewusst. Unter ihrer Leitung<br />

startete eine bisher einmalige Studie. Ein riesiges<br />

Forschungsteam begleitete alle Kinder,<br />

die 1955 auf Kauai geboren wurden, sage<br />

und schreibe vierzig Jahre lang. In umfangreichen<br />

Untersuchungen absolvierten die Kinder<br />

Tests und Fragebögen, die Aufschluss über<br />

ihre Intelligenz und Persönlichkeit gaben. Ihre<br />

Lehrkräfte wurden zu deren Schulleistungen<br />

und Sozialverhalten befragt, medizinisches<br />

Personal erfasste psychische und körperliche<br />

Erkrankungen der Kinder, und das Gericht<br />

gab Auskunft über konfliktreiche Trennungen,<br />

Missbrauch und Jugendkriminalität.<br />

Diese Unmenge an Informationen zeigte ein vorerst<br />

erschreckendes Ergebnis: Viele der Kauai-Kinder<br />

wuchsen in bitterer Armut auf, verloren ein<br />

Elternteil oder wurden vernachlässigt, hatten eine<br />

miserable Schulbildung und kaum Zugang zur<br />

Gesundheitsversorgung. Doch zur großen Überraschung<br />

trotzte ein Großteil der Kinder den widrigen<br />

Umständen. Werner resümierte: „They loved well,<br />

worked well, and played well.“ Will heißen: Vielen<br />

Kauai-Kindern gelang es im späteren Leben, stabile<br />

Partnerschaften einzugehen, Freundschaften zu<br />

pflegen und sich liebevoll um die eigenen Kinder<br />

zu kümmern. Sie machten ihren Schulabschluss und<br />

gingen einer Arbeit nach. Sie suchten sich erfüllende<br />

Hobbys und Freizeitaktivitäten. Kurz: Sie hatten die<br />

Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen<br />

– was als Resilienz oder mentale Widerstandskraft<br />

bezeichnet wird.<br />

Mit ihren wegweisenden Ergebnissen änderte die<br />

Kauai-Studie den Blickwinkel der psychologischen<br />

Forschung. Während sich die Mehrzahl vorheriger<br />

Studien damit befasste, was alles „schieflaufen“<br />

kann und welche Bedingungen Depressionen oder<br />

Straffälligkeiten begünstigen, rückte nun eine andere<br />

Frage in den Fokus der Wissenschaft: Wie schaffen<br />

es Menschen, die kleineren Niederlagen und<br />

größeren Schicksalsschläge des Lebens zu meistern?<br />

Werner und ihr Team fanden in erster Linie zwei<br />

Rüstzeuge, die den Kauai-Kindern auf ihrem steinigen<br />

Weg halfen: Die resilienten Kinder hatten

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