Stiftung Zürcher Gemeinschaftszentren Jahresbericht 2021
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fokus
12
«Die Jugendarbeit hat darauf
vor allem auch mit Angeboten im
Aussenraum reagiert.»
Die Auswirkungen der Pandemie
Dass die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen vielfach
negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die
Kompetenzentwicklung Jugendlicher hatte, ist hinlänglich bekannt.
Was bedeutete die Pandemie-Situation aber für die
Arbeit in den Jugendtreffs konkret? Die Treffs waren essenziell,
so das Fazit der drei Fachpersonen. Sie hatten mit Ausnahme
des ersten Lockdowns im Frühling 2020 während der
ganzen Pandemie auch unter erschwerten Bedingungen ihre
Türen stets offen, während sonstige Freizeiteinrichtungen oder
Sportzentren zeitweise nicht zugänglich waren und auch keine
sonstigen Ausgeh- und Treffmöglichkeiten in Innenräumen bestanden.
Bis im Frühjahr 2021 waren in den GZ Veranstaltungen
und ein Grossteil des Kursangebots für Erwachsene nicht
erlaubt. Die dadurch freistehenden Räumlichkeiten wurden in
einigen GZ den Jugendlichen zur Nutzung zur Verfügung gestellt.
Dies ermöglichte es ihnen, sich ausserhalb der eigenen
vier Wände, aber doch innerhalb des erlaubten Rahmens mit
Kolleg*innen zu treffen.
Das GZ Grünau hat während der Pandemie denn auch
deutlich mehr Jugendliche im Treff gezählt als in früheren Jahren.
Das GZ Seebach betreibt als einzige Institution im Quartier
Jugendarbeit und spürte die Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen
der Jugendlichen und den tatsächlich zugänglichen
Angeboten ganz direkt. Da das GZ einen zusätzlichen Auftrag
der Stadt Zürich für aufsuchende Jugendarbeit im Quartier
hat, konnte viel in die Beziehungsarbeit investiert werden, und
zwar unabhängig von den bestehenden Massnahmen und Regelungen
für Treffbesuche. Ein wesentlicher Anteil der Arbeit
während der Pandemie war es, für die Jugendlichen da zu sein
und Gesprächsbereitschaft zu zeigen, aufkommende Ängste
mit ihnen zu besprechen, ihnen die sich immer wieder ändernden
Schutzmassnahmen zu vermitteln, oder etwa dem ansteigenden
Substanzkonsum präventiv entgegenzuwirken.
Mit Einführung der Zertifikatspflicht ab 16 Jahren im
September 2021 brachen dann allerdings die Treffbesuche der
älteren Jugendlichen fast komplett ein. Die Jugendarbeit hat
darauf vor allem auch mit Angeboten im Aussenraum reagiert.
Avni Jashanica vom GZ Seebach berichtet: «Für die Jugendlichen
haben wir draussen vor dem GZ ein Feuer gemacht oder
eine Sofaecke organisiert und wir haben den Ping-Pong Tisch
draussen aufgestellt.» So konnten sich die älteren Jugendlichen
trotzdem treffen und auch weiterhin mit den Jugendarbeiter*innen
vor Ort im Kontakt sein.
Psychische Belastungen, Lernschwierigkeiten, finanzielle
Unsicherheiten in den Familien und erschwerte Bedingungen
bei der Lehrstellensuche haben während der Pandemie
zugenommen. Gleichzeitig sind spezialisierte Unterstützungsangebote
stark ausgelastet. Diese Entwicklung wurde auch in
der Jugendarbeit spürbar und die Jugendarbeiter*innen waren
im Vergleich zu früher viel stärker mit diesen Problemstellungen
konfrontiert. Patrizia Rudoni erachtet es als wichtig, sich
mehr Wissen anzueignen: «Was können wir beispielsweise bei
psychischen Erkrankungen machen? Wie können wir, neben
den vielen Gesprächen, die zu unserer Arbeit gehören, weiter
Unterstützung bieten?»
Jugendarbeit in den
Zürcher Gemeinschaftszentren
Jugendarbeit ist seit Anbeginn Teil des Angebots der
Zürcher Gemeinschaftszentren. Jugendliche gehören in
allen GZ zur Zielgruppe und in allen GZ finden Angebote
für Jugendliche statt, unabhängig davon, ob ein eigener
Jugendtreff vorhanden ist. Aktuell betreiben 10 GZ
je einen Jugendtreff, der mehrmals wöchentlich für Treffen
und Aktivitäten offensteht. Die Hauptzielgruppe sind
Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren aus dem Quartier,
jedoch existiert auch eine Vielzahl an Angeboten für die
Mittelstufe (10 – 12-Jährige). Die Jugendarbeit hat Integration,
Prävention und die Befä higung der Jugendlichen
zum Ziel.
Die Jugendlichen werden in ihrer Identitätssuche
unterstützt und dazu ermutigt, Verantwortung für sich
selbst sowie für ihre Umwelt zu übernehmen. Zentrale
Ansätze in der Jugendarbeit sind die Methoden der Gemeinwesenarbeit,
Vermittlung und Mediation, aufsuchende
und mobile Jugendarbeit, Ressourcenstärkung durch
Kreativität und Kultur sowie Empowerment.
Die Integration der Jugendarbeit in die Gemeinschaftszentren
ermöglicht generationenübergreifendes
Arbeiten und die Nutzung der vielfältigen Räumlichkeiten
durch die Jugendlichen. Nebst der Treffarbeit, Veranstaltungen,
Projekte sowie Beratungsangebote gehört mobile
und in zwei GZ auch aufsuchende Jugendarbeit
ebenfalls zum Aufgabengebiet. In der Jugendarbeit der
Zürcher Gemeinschaftszentren tätig sind 27 Mitarbeiter*innen.
Sie verfügen über eine Ausbildung in Sozialer
Arbeit FH und arbeiten in allen Jugendtreffs mindestens
zu zweit.
Bildstrecke: Die Bilder geben Einblick in die Lebenswelt
der Jugendtreffs in den GZ Grünau und Seebach.
Entstanden sind die Bilder im Februar / März 2022.