LINZA stadtmagazin #39 April-Mai 2023
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44<br />
aber, weil er sich seiner zu hundert<br />
Prozent sicher war.<br />
Hoch gepokert<br />
Eine gleichzeitig ausgesprochene<br />
Rücktrittsdrohung für den Fall<br />
eines mehrheitlichen „Neins“ sollte<br />
seine Zuversicht unterstreichen.<br />
Kreisky trat trotz des unerwarteten<br />
Ausgangs bekanntlich nicht<br />
zurück – im Gegenteil: Durch den<br />
Beschluss des Atomsperrgesetzes<br />
1978 ging er sogar gestärkt aus der<br />
Abstimmung hervor und holte bei<br />
Unbrauchbar: Die Technik in Zwentendorf<br />
hat 45 Jahre später nur noch Schrottwert.<br />
der Nationalratswahl 1979 mit 51<br />
Prozent die Absolute für die SPÖ.<br />
Brennstäbe aus Linz-Hörsching<br />
Aber zurück zu 1978: Sogar die<br />
Brennstäbe waren bereits angeliefert,<br />
aufgrund der Proteste wurden<br />
diese aber via Hubschrauber vom<br />
Flughafen Linz-Hörsching aus eingeflogen<br />
(erst sieben Jahre nach der<br />
Abstimmung, 1985, wurden die<br />
Brennstäbe an baugleiche deutsche<br />
Kraftwerke weiterverkauft).<br />
Naturschützer ursprünglich Pro<br />
Zwentendorf<br />
Pikant: „Kaum jemand weiß, dass<br />
viele Umweltschützer anfangs sogar<br />
für den Bau von Zwentendorf<br />
waren, weil damit das Versprechen<br />
einher ging, dass dadurch weniger<br />
Wasserkraftwerke gebaut und die<br />
dortigen Naturräume geschützt<br />
bleiben sollten“, so Stefan Zach.<br />
Naturschutz als Verlierer<br />
Apropos Naturschutz: Der Erfolg<br />
der Kernkraftgegner war zumindest<br />
für die Natur und das Klima<br />
ein klassischer Pyrrhussieg. Statt<br />
der AKWs wurden als unmittelbare<br />
Folge neue fossile Kraftwerke<br />
gebaut und in Betrieb genommen,<br />
die 40 Jahre lang enorme Mengen<br />
an CO2 und Schadstoffen in die<br />
Atmosphäre bliesen. In Summe<br />
wurden seit 1978 sogar zehn fossilthermische<br />
Kraftwerk errichtet.<br />
Auch Flora & Fauna wurden arg<br />
in Mitleidenschaft gezogen: Der<br />
Bau der großen Donau-Laufkraftwerke<br />
Melk (1982), Greifenstein<br />
(1985) und Freudenau (1998) etwa<br />
zerstörte Millionen Quadratmeter<br />
wertvollsten Auengebiets, die danach<br />
renaturierten Staubereiche<br />
gleichen selbst heute noch künstlich<br />
errichteten, eher sterilen Stauseen.<br />
Die großteils als AKW-Ersatz gebauten<br />
Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke<br />
wie Dürnrohr verfeuerten<br />
Unmengen an fossilen Brennstoffen.<br />
1999 etwa lag der Brennstoffverbrauch<br />
aller heimischer Großfeueranlagen<br />
bei 470.000 Terajoule.<br />
Das in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
zu Zwentendorf gebaute<br />
Kohlekraftwerk Dürnrohr verheizte<br />
etwa 65 Prozent der gesamten<br />
in Kraftwerken eingesetzte Steinkohle,<br />
wobei der Brennstoff Gas<br />
die Stein- und Braunkohle immer<br />
weiter verdrängte – zwischen 1990<br />
und 1999 sank der Kohlenanteil<br />
um 40 Prozent.<br />
Dreckschleudern statt CO2-<br />
freier Stromproduktion<br />
Der vermeintliche Sieg der Kernkraftgegner<br />
wird beim Blick auf<br />
den CO2-Emissionsvergleich noch<br />
pyrrhusartiger: Braunkohlekraftwerke<br />
stoßen je Kilowattstunde<br />
1.153 Gramm CO2 aus, bei Steinkohle<br />
sind es 949 Gramm. Kein<br />
Vergleich zu Windkraft (24g CO2/<br />
KWh), Kernkraft (32g CO2/KWh)<br />
und Wasserkraft (40 g CO2/KWh).<br />
Das war auch der Hauptgrund, dass<br />
in den vergangenen 18 Jahren alle<br />
Kohlekraftwerke wie etwa Dürnrohr,<br />
Voitsberg, Zeltweg und St.<br />
Andrä stillgelegt wurden.<br />
Streitfall Müllverbrennung<br />
Auch das Thema Müllverbrennung<br />
(in Wien, Linz und St. Pölten<br />
wird dadurch ein hoher Anteil der<br />
Fernwärme generiert) wird derzeit<br />
gerne als „klimaneutral“ abgefeiert:<br />
Es wird sehr häufig davon gesprochen,<br />
dass die Verbrennung von<br />
Müll eine saubere Technologie sei<br />
und am Ende kein Abfall entsteht –<br />
schon gar kein gefährlicher wie bei<br />
der Atomkraft. Das ist leider falsch.<br />
Durch die Verbrennung werden<br />
krebserregende Stoffe wie Dioxine<br />
und Furane freigesetzt, auch belastete<br />
Stäube und Aschen fallen an,