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LINZA stadtmagazin #39 April-Mai 2023

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42<br />

Frankreich und andere Länder forcieren die Atomkraft:<br />

ZWENTENDORF-NEIN VOR<br />

45 JAHREN WAR START-<br />

SCHUSS FÜR RAUBBAU<br />

AN NATUR & KLIMA<br />

1978 wurde das neu erbaute AKW Zwentendorf zu Grabe getragen. Was heute keiner<br />

mehr weiß: Auch nahe Linz waren zwei AKW-Standorte im Gespräch. Das Nein zum AKW<br />

Zwentendorf und zwei weiteren möglichen Austro-Atomkraftwerken vor 45 Jahren rettete<br />

weder unser Klima noch war es ein brauchbarer Beitrag zum Umweltschutz. Vier<br />

Jahrzehnte lang bliesen als Zwentendorf-Ersatz neu errichtete Kohle- und Gaskraftwerke<br />

Millionen Tonnen von CO2 in die Luft, wertvolle Auenlandschaften an Flüssen wurden<br />

Wasserkraftwerken geopfert.<br />

Nur knapp 30.000 Stimmen (oder<br />

50,47 zu 49,53 Prozent) zogen dem<br />

fixfertigen AKW Zwentendorf bei<br />

der Volksabstimmung im Herbst<br />

1978 den Stecker. Das nach heutiger<br />

Kaufkraft 1,6 Milliarden Euro<br />

teure Kraftwerk hätte bei einer<br />

Nettoleistung von 692 Megawatt<br />

den Strom von zwei bis drei Donaukraftwerken<br />

produziert. „Umgerechnet“<br />

auf Windkraft müsste<br />

man als Ersatz etwa 200 Windräder<br />

bauen. Der Vorteil eines Kernkraftwerks<br />

wie Zwentendorf: Es produziert<br />

eineinhalb Jahre lang unter<br />

Volllast Strom – egal, wieviel Gas<br />

oder Kohle es gibt oder wie stark<br />

der Wind weht. Und danach benötigt<br />

es lediglich eine zweiwöchige<br />

Revisionsphase, ehe wieder weiter<br />

nahezu emissionsfrei produziert<br />

werden kann. Geplant waren österreichweit<br />

sogar drei Kernkraftwerke<br />

mit in Summe sechs Reaktoren.<br />

Damit hätte man Anfang<br />

der 1980er-Jahre etwa 50 Prozent<br />

des gesamten heimischen Strombedarfs<br />

decken können.<br />

Drei rot-weiß-rote<br />

AKWs mit sechs Reaktoren<br />

Da viel Wasser zur Kühlung benötigt<br />

würde, lagen Standorte an der<br />

Donau nahe. Einer davon befand<br />

sich in St. Pantaleon-Erla an der<br />

Grenze von Oberösterreich. Hier<br />

wurden damals bereits ganz konkret<br />

die nötigen Flächen angekauft.<br />

Auch im Eferdinger Becken hätte<br />

Atomstrom produziert werden<br />

sollen, ein genauer Standort wurde<br />

aber nicht festgelegt. Als weiterer<br />

Standort war St. Andrä an der Drau<br />

(Kärnten) im Gespräch.<br />

Kreisky nicht<br />

der AKW-Ziehvater<br />

„Heute noch gilt der damalige<br />

SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky als<br />

Vater des AKW Zwentendorf, aber<br />

das ist falsch“, sagt Pressesprecher<br />

Stefan Zach von der EVN, die das<br />

AKW-Denkmal heute besitzt. Erste<br />

Überlegungen, ins Atomzeitalter<br />

einzusteigen, gab es nämlich bereits<br />

in den 1950er-Jahren. Und der<br />

Bau von Zwentendorf wurde 1969<br />

von der damaligen ÖVP-Bundesregierung<br />

unter Josef Klaus beschlossen,<br />

Bruno Kreisky kam erst im<br />

<strong>April</strong> 1970 an die Macht. Kreisky<br />

hat dann nach Fertigstellung des<br />

AKWs in einer einsamen Stunde<br />

entschieden, die Inbetriebnahme<br />

von einer Volksabstimmung abhängig<br />

zu machen, obwohl er das<br />

gar nicht hätte müssen. Er tat es<br />

Fotos: Holzleitner

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