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LINZA stadtmagazin #39 April-Mai 2023

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10 MEINUNG<br />

Bescheidenes Sponsoring-Engagement in Linz:<br />

VOESTALPINE: HÖCHSTE ZEIT,<br />

LINZ ETWAS ZURÜCKZUGEBEN<br />

Sechs km 2 wertvollstes Auengebiet<br />

mussten 1938 für den Bau der<br />

Göring-Werke geopfert werden,<br />

dazu giftige Emissionen, Verkehrsschneisen<br />

wurden geschlagen, Linz<br />

wurde jahrzehntelang zur Arbeiterund<br />

Industriestadt abgestempelt<br />

mit wenig Sinn für Kultur, Lebensstil<br />

und das Schöne. Linz war dank<br />

“der VOEST” bis in in die 1990er-<br />

Jahre ein richtiges Drecksloch,<br />

Rest-Österreich schaute seine nicht<br />

vorhandene Lebensqualität eher<br />

mitleidig herab. Unzählige junge<br />

Menschen heuerten im Werk an,<br />

machten statt einer möglichen umfassenden<br />

schulischen Ausbildung<br />

oder einem Uni-Abschluss eine<br />

Karriere als Schichtarbeiter oder<br />

Dreher – alles ehrenwerte Jobs,<br />

die aber auch auf die Gesundheit<br />

schlugen. Nicht viele “Koksstierler”<br />

genossen eine lange Zeit im Ruhestand.<br />

Da gäbe es jede Menge gutzumachen<br />

vom Werk, dieser Zugang<br />

fehlt aber komplett.<br />

Die damalige VOEST entschloss<br />

sich bereits in den späten 1980er-<br />

Jahren, mit dem Fußball-Sponsoring<br />

beim damaigen SK VOEST<br />

Schluss zu machen. Von den Stahlkochern<br />

war jahrelang zu hören,<br />

“nicht in tausend Jahren” würde<br />

Die voestalpine als Sponsoring Partner des LASK: Das neu aufflammende<br />

Engagement des stadtprägenden Unternehmens im<br />

Linzer Fußball lässt hoffen: Endlich begibt sich das Werk auch<br />

in die vermeintlich “niederen” Sphären des Sponsorings. Dabei<br />

hätte der milliardenschwere Konzern mehr als genug zurückzugeben<br />

an eine Stadt und deren Bewohner, die für das Wachstum<br />

des Weltkonzerns vieles geben mussten.<br />

man sich jemals wieder irgendwo<br />

auf der Welt im Fußball engagieren.<br />

Nun, aus den “tausend Jahren” wurden<br />

schlussendlich 26.<br />

Böse sein kann man keinem: Die<br />

heutigen Konzerverantwortlichen<br />

wissen weder über die damalige<br />

Zeit Bescheid noch haben sie irgendeine<br />

emotionale Beziehung<br />

zum blau-weißen Fußball. Das sind<br />

Manager der neuen Zeit, die soziale<br />

Verantwortung und das entsprechende<br />

Fingerspitzengefühl sitzen<br />

bestenfalls auf der Ersatzbank.<br />

In den folgenden Jahrzehnten engagierte<br />

sich das mittlerweile zum<br />

Überbegriff “voestalpine” mutierte<br />

Unternehmen mit Gewinnen in<br />

Milliardenhöhe nur mit wenig finanziellem<br />

Engagement in Linz:<br />

Das gesamte Sponsoringbudget lag<br />

in dieser Zeit im niedrigen zweistelligen<br />

Millionenbereich mit einem<br />

Einser an erster Stelle. Klassik am<br />

Dom, Ars Electronica-Klangwolke,<br />

Brucknerfest, OÖ Kulturquartier,<br />

ein bisschen Linz Marathon<br />

und Damentennis, das war’s dann<br />

schon wieder: In Summe ein eher<br />

überschaubarer Einsatz mit wenig<br />

soziologischem Hintergrund, ohne<br />

Herz für Vereine, Institutionen,<br />

“arbeiteraffine” Kooperationen und<br />

diesbezüglichen Engagements. Dabei<br />

gäbe es mehr als genug zurückzugeben<br />

von einem Unternehmen<br />

(Umsatz 2022: 10,94 Milliarden<br />

Euro), das Linz im übelsten Sinn<br />

des Wortes “benutzte” und jahrzehntelang<br />

Raubbau an Bewohnern<br />

und Mitarbeitern betrieb.<br />

Schön wäre, wenn das Engagement<br />

beim LASK den Startschuss<br />

eines Umdenkens war und sich<br />

die voestalpine-Verantwortlichen<br />

endlich ihrer sozialen Verantwortung<br />

bewusst werden und auch<br />

ganz bewusst öffentliche Projekte,<br />

Linzer Vereine und Institutionen<br />

glaubhaft unterstützen – von den<br />

Black Wings über die Handballer,<br />

den Blau-Weißen bis hin zu den<br />

famosen Steel Volleys. Die investierten<br />

Summen wären Peanuts<br />

für einen 11-Milliarden-Konzern.<br />

Auch mit Initiativen in Sachen<br />

Umweltschutz (warum sponsert<br />

die voestalpine eigentlich nicht die<br />

Umsetzung des Jahrmarktgelände-<br />

Renaturierungsprojekts Donauinsel?)<br />

könnte man punkten. Es wäre<br />

höchst an der Zeit und auch längst<br />

fälliges Zeichen von Demut und<br />

Dankbarkeit der Stadt und seinen<br />

Menschen gegenüber.

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