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LINZA stadtmagazin #39 April-Mai 2023

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MEINUNG<br />

FRAUENTAXIS:<br />

FALSCH ABGEBOGEN<br />

In der Stadtpolitik kamen Forderungen auf, dass auch in Linz künftig Taxis fahren, bei<br />

denen nur Frauen am Steuer sitzen und die nur von Frauen genutzt werden dürfen.<br />

Argumente sind mehr Sicherheit, der Schutz vor aufdringlichen Fahrern und ebensolchen<br />

Blicken. Dazu noch Fitness-Studios für Frauen und Frauen-Badetage in Bädern:<br />

Mit Feminismus und Gleichstellung hat es wenig zu tun, wenn man eigene (Freizeit-)<br />

Welten für Frauen erschafft. Das Ganze geht vielmehr in eine völlig falsche Richtung.<br />

„Sich abzusondern, eigene Lebenswelten<br />

und exklusive Bewegungszonen für Frauen<br />

zu erschaffen, heißt auch, ein Stück<br />

weit aufzugeben“<br />

Frauen würden sich in herkömmlichen<br />

Fitness-Studios, in denen<br />

auch Männer trainieren, “unwohl”<br />

fühlen, in Bädern wären Frauen<br />

den Blicken von Männern ausgesetzt.<br />

“Frauen schwimmen im Simmeringer<br />

Bad gerne unter sich am<br />

Montag beim Frauenschwimmen.<br />

Für Männer ist das Bad dann gesperrt”,<br />

heißt es etwa in Wien.<br />

Im Hallenbad der Pädagogischen<br />

Hochschule der Diözese<br />

in Linz gibt es an bestimmten<br />

Tagen ebenfalls ein “Frauenschwimmen”.<br />

Die Idee wird –<br />

pikanterweise oft auch von Feministinnen<br />

– angetrieben und<br />

weitergesponnen. 2016 wurden<br />

etwa in Regionalzügen der Mitteldeutsche<br />

Regiobahn Frauenabteile<br />

eingeführt, um das Sicherheitsgefühl<br />

der weiblichen Fahrgäste<br />

zu stärken. 2019 forderte die nicht<br />

amtsführende Wiener Stadträtin<br />

Ulrike Nittmann (FPÖ) Frauenwaggons<br />

bei U-Bahn und Straßenbahn.<br />

Und jetzt Frauentaxis: Dort seien<br />

Frauen, so das Argument, männlichen<br />

Taxifahrern ausgesetzt, das<br />

Sicherheitsgefühl sei u.a. auch<br />

deshalb geringer: Das seien triftige<br />

Gründe, auch beim Taxifahren<br />

eigene Angebote nur für Frauen zu<br />

schaffen.<br />

Die deutsche HipHop-Formation<br />

K.I.Z. hat heuer zum bereits<br />

9. Mal ein Konzert nur für Frauen<br />

veranstaltet: “Männer haben<br />

für dieses Konzert keinen Zutritt.<br />

Frauen, Trans-Frauen, Cis-Frauen,<br />

Inter-Menschen und nicht-binäre<br />

Menschen, die sich eher weiblich<br />

einordnen, sind willkommen!”<br />

Diejenigen, die den Ausbau derartiger<br />

Services fordern, vergessen,<br />

dazuzusagen, dass das Modell<br />

geschlechtlich strikt getrennter<br />

Lebensbereiche bereits sehr “erfolgreich”<br />

umgesetzt ist – und das seit<br />

Jahrhunderten: in der islamischen<br />

Welt. Es liegt auf der Hand, dass<br />

reine Frauen-Angebote auch bei<br />

uns besonders stark von islamisch<br />

geprägten Zuwanderinnen (oder<br />

deren Nachfolgegenerationen) genutzt<br />

werden (müssen). Der Integration<br />

wird so ein Bärendienst erwiesen.<br />

Ob ob man sich in Sachen<br />

Gleichberechtigung und Rolle<br />

der Frau in der Öffentlichkeit<br />

von der islamischen Kultur<br />

irgendetwas abschauen sollte,<br />

darf gelinde gesagt bezweifelt<br />

werden. Denn: Sich abzusondern,<br />

eigene Lebenswelten und<br />

“exklusive” Bewegungszonen für<br />

Frauen zu erschaffen, heißt auch,<br />

ein Stück weit aufzugeben.<br />

Unter dem Strich sind das alles<br />

völlig falsche Signale. Mit Gleichstellung,<br />

Gleichberechtigung und<br />

Feminismus hat das wenig zu tun,<br />

sondern vielmehr mit der teilweisen<br />

Kapitulation vor zutiefst abzulehnenden<br />

Lebensmodellen.

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