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RhPfalz_April_2023

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Sozialverband VdK<br />

Rheinland-Pfalz<br />

77. Jahrgang<br />

<strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

THEMEN<br />

Hintergrund<br />

So werden Städte und<br />

Gemeinden klimafit Seite 3<br />

Politik<br />

Kommt das Aus für Ölund<br />

Gasheizungen? Seite 4<br />

Pflege<br />

Gut vorbereitet in die<br />

Pflegebegutachtung Seite 6<br />

VdK-TV<br />

„Rat und Tat“ zum<br />

Hinzuverdienstrecht Seite 12<br />

Freizeit<br />

Mandalas farbenfroh<br />

gestalten Seite 19 21<br />

Eine der vielen Angehörigenforderungen aus der VdK-Kampagne zur Nächstenpflege.<br />

Foto: Sozialverband VdK<br />

Aus dem<br />

Landesverband<br />

Forschung über<br />

Glück im Alter Seite 13<br />

Nächstenpflege als Teil der Reform<br />

Bentele: Erhöhung des Pflegegelds reicht nicht – Pflegeversicherung wird Dauerbaustelle bleiben<br />

SEITE 5<br />

So hilft der VdK<br />

Foto: imago/blickwinkel<br />

Udo Heiny leidet unter schwerer<br />

Diabetes. Als er Spezialschuhe<br />

mit Einlagen für Diabetiker<br />

braucht, lässt ihn seine Krankenkasse<br />

im Stich. Jahrelang kämpft<br />

er mit dem VdK an seiner Seite<br />

bis zum Bundessozialgericht um<br />

sein Recht – am Ende geht es<br />

dann ganz schnell.<br />

Die vom Bundesgesundheitsministerium<br />

geplante Erhöhung des<br />

Pflegegelds um insgesamt fünf<br />

Prozent in 2024 und um weitere<br />

fünf Prozent in 2025 bewertet<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

als einen wichtigen Baustein zur<br />

Verbesserung der Nächstenpflege.<br />

Mit seiner großen Kampagne zur<br />

Nächstenpflege hat der VdK erreicht,<br />

dass in der kommenden<br />

Pflegereform die häusliche Pflege<br />

stärker berücksichtigt wird. Sie zu<br />

stärken, steht im Mittelpunkt des<br />

geplanten Pflegeunterstützungsund<br />

Pflegeentlastungsgesetzes.<br />

„Allerdings sollte dieser erste Erfolg<br />

den VdK nicht zum Ausruhen<br />

verleiten“, sagt Bentele. Zu viele<br />

Punkte, die für pflegende Angehörige<br />

wichtig sind, lägen im Argen.<br />

So gibt es weiterhin weder Lohnersatzleistung<br />

noch einen Lohn für<br />

pflegende Angehörige.<br />

Als positiv bewertet der Sozialverband<br />

VdK, dass das Bundesgesundheitsministerium<br />

VdK-Pläne<br />

zur Schaffung eines Entlastungsbudgets<br />

aufgreift. Die Leistungen<br />

Verhinderungs- und Kurzzeitpflege<br />

werden zusammengelegt<br />

und können so flexibel abgerufen<br />

werden. Weitere Erfolge des VdK<br />

sind die zweistufige Erhöhung des<br />

Pflegegeldes um jeweils fünf Prozent<br />

2024 und 2025 sowie die<br />

einmalige Anpassung weiterer<br />

Pflegeleistungen um fünf Prozent.<br />

Seit der letzten Erhöhung des<br />

Pflegegelds 2017 habe es einen<br />

enormen Preisverfall gegeben.<br />

„Von daher reicht eine Erhöhung<br />

von fünf Prozent oder zehn Prozent<br />

für das Pflegegeld vorne und<br />

hinten nicht“, kritisiert die VdK-<br />

Präsidentin.<br />

Bei einer angemessenen Berücksichtigung<br />

der Inflation in den<br />

letzten Jahren hätte es schon jetzt<br />

eine Erhöhung von mindestens<br />

16 Prozent geben müssen, zeigen<br />

VdK-Berechnungen.<br />

Weiterhin werden die Heimbewohnerinnen<br />

und -bewohner bei<br />

den Pflegekosten entlastet. Der<br />

bisher schon gezahlte Zuschuss,<br />

der sich nach der Heimaufenthaltsdauer<br />

richtet, wird nochmals um<br />

fünf Prozent erhöht.<br />

Der VdK kritisiert aber, dass die<br />

geplanten Erhöhungen einseitig<br />

über Beitragssatzsteigerungen bei<br />

den Beitragszahlern finanziert<br />

werden sollen. Vielmehr müssen<br />

Leistungen, die die Pflegeversicherung<br />

noch bezahlt, ausgenommen<br />

werden: Das sind beispielsweise<br />

fünf Milliarden Euro an Pandemie-<br />

Folgekosten sowie jährlich 3,7 Milliarden<br />

Euro für Rentenbeiträge für<br />

pflegende Angehörige. „Mit dieser<br />

einseitigen Finanzierung bleibt die<br />

Pflegeversicherung eine Dauerbaustelle“,<br />

warnt Bentele. Der<br />

VdK werde weiterhin kritisch verfolgen,<br />

dass keine Abstriche gemacht<br />

werden.<br />

Eine weitere Forderung des VdK<br />

bleibt, dass pflegende Angehörige<br />

eine detailliertere Übersicht von<br />

der Pflegeversicherung erhalten,<br />

welche Leistungen ihnen pro Jahr<br />

noch zustehen und was sie bisher<br />

schon genutzt haben.<br />

Weiterhin offen ist, wie ein<br />

Lohn- oder eine Lohnersatzleistung<br />

für pflegende Angehörige<br />

gestaltet sein wird. Der VdK fordert<br />

hier einen Pflegelohn anstatt<br />

einer Lohnersatzleistung. Die<br />

Ausarbeitung dieser wichtigen<br />

Leistung liegt in der Hand des<br />

Bundesfamilienministeriums. In<br />

den letzten Monaten stand der<br />

VdK im engen Austausch mit diesem<br />

und konnte detailliert schildern,<br />

wie ein Pflegelohn für Angehörige<br />

idealerweise aussehen<br />

könnte. <br />

Julia Frediani<br />

Der Arbeitsmarkt muss inklusiver werden<br />

VdK begrüßt höhere Abgabe für Firmen, die keine Menschen mit Behinderung beschäftigen<br />

Der Gesetzentwurf zur Förderung des inklusiven<br />

Arbeitsmarktes setzt gute Impulse.<br />

Doch Unternehmen können sich noch<br />

zu leicht aus der Verantwortung stehlen.<br />

Trotz des Fachkräftemangels weigern<br />

sich seit Jahren mehr als 45 000 Betriebe,<br />

schwerbehinderte Menschen einzustellen.<br />

Damit verstößt jede vierte Firma gegen die<br />

gesetzliche Beschäftigungspflicht von<br />

Menschen mit Schwerbehinderung.<br />

Mit der Einführung einer vierten Staffel<br />

bei der Ausgleichsabgabe für Unternehmen,<br />

die nicht einen einzigen schwerbehinderten<br />

Menschen beschäftigten, steht<br />

endlich eine langjährige Forderung des<br />

VdK im Gesetz zur Förderung des inklusiven<br />

Arbeitsmarktes. Für Arbeitgeber mit<br />

mindestens 20 Arbeitsplätzen gilt zukünftig,<br />

dass sie pro nicht besetztem Pflichtarbeitsplatz<br />

720 Euro monatlich zahlen<br />

müssen, wenn sie niemanden mit einer<br />

Schwerbehinderung beschäftigen. Bislang<br />

zahlten diese Betriebe 360 Euro.<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele begrüßt<br />

das Gesetz: „Wer sich daran hält, spart<br />

höhere Ausgleichsabgaben. Die Abgabe ist<br />

ein Gebot der Solidarität mit Firmen, die<br />

schwerbehinderte Menschen beschäftigen<br />

oder sogar die Pflichtquote übererfüllen.“<br />

Inakzeptabel ist für den VdK der Plan,<br />

die Bußgeldregelung für Unternehmen zu<br />

streichen, die vorsätzlich gegen die Beschäftigungspflicht<br />

verstoßen. Bentele:<br />

„Wenn Pflichtverstöße nicht geahndet<br />

werden, wird die Vorschrift zum zahnlosen<br />

Tiger werden.“<br />

Darüber hinaus fehlen dem VdK im Gesetz<br />

die versprochenen Qualitätsstandards<br />

zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement<br />

(BEM). Auch sollten nach Ansicht<br />

des VdK alle Beschäftigten nach längerer<br />

Krankheit einen Anspruch auf eine stufenweise<br />

Wiedereingliederung erhalten. cis<br />

Mehr zur Ausgleichsabgabe, Seite 11


2 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

Politik<br />

Umstrittene Pläne<br />

Krankenhausreform sorgt für zahlreiche Diskussionen<br />

Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums<br />

zur Krankenhausreform<br />

sorgen für reichlich Diskussionen<br />

unter den beteiligten Berufsgruppen,<br />

Verhandlungsparteien<br />

und Verbänden. Viele Patientinnen<br />

und Patienten sind verunsichert.<br />

Der Sozialverband VdK fordert,<br />

dass die sogenannten Fallpauschalen<br />

im Vergütungssystem ganz<br />

abgeschafft werden. Vielmehr<br />

muss eine Vergütungsform gefunden<br />

werden, die keinerlei Anreize<br />

für mehr Gewinn des Krankenhausträgers<br />

bietet, sondern sich<br />

allein nach den medizinischen<br />

Kriterien für eine gute Versorgung<br />

richtet. Daran gemessen sind die<br />

Reformpläne des Ministeriums, die<br />

bis zu 60 Prozent an den Fallpauschalen<br />

festhalten, nicht groß genug<br />

ausgefallen.<br />

Neustrukturierung<br />

Die Pläne zur Krankenhausreform verunsichern derzeit viele Patientinnen<br />

und Patienten.<br />

Foto: picture alliance/Klaus-Dieter Esser<br />

Eine weitere Säule der Reform<br />

soll die Neustrukturierung der<br />

Krankenhäuser in unterschiedliche<br />

Versorgungsstufen, die sogenannten<br />

Level, sein. So soll es<br />

Kliniken zur Grundversorgung<br />

geben – zum Beispiel für eine Notfallversorgung<br />

oder eine integrierte<br />

ambulant/stationäre Versorgung<br />

sowie mit einem Kontingent an<br />

Akutpflegebetten. In diesen Kliniken<br />

soll es – nach Plänen des Gesundheitsministeriums<br />

– gar keine<br />

Fallpauschalen mehr geben. Andere<br />

Kliniken sollen sich um die<br />

„Regel- und Schwerpunktversorgung“<br />

kümmern, Universitätskliniken<br />

sollen der dritten Gruppe<br />

der „Maximalversorgung“ zugeordnet<br />

werden.<br />

Die Umstrukturierungspläne<br />

bringen nach Einschätzung des<br />

VdK die meisten Unwägbarkeiten<br />

mit sich, denn die Krankenhausplanung<br />

ist Ländersache – und die<br />

Landesgesundheitsminister haben<br />

signalisiert, sich das nicht aus der<br />

Hand nehmen zu lassen.<br />

Grundversorgung<br />

Der VdK verspricht sich von der<br />

Einstufung von Kliniken in ein<br />

Level der Grundversorgung viel:<br />

Sie könnte eine Verbesserung bringen,<br />

wenn etwa ältere Menschen<br />

einfach zur Beobachtung nach einem<br />

Infekt aufgenommen werden.<br />

Diese Grundversorgungskliniken<br />

sollten flächendeckend in gut erreichbarer<br />

Nähe vorhanden sein.<br />

Kompliziertere Operationen sollen<br />

in Krankenhäusern der „Regelund<br />

Schwerpunktversorgung“ mit<br />

viel Erfahrung mit einer Festlegung<br />

von Mindestmengen erfolgen.<br />

Das wäre von Vorteil für die Patientinnen<br />

und Patienten, denn sie<br />

werden von erfahrenen Spezialistinnen<br />

und Spezialisten operiert.<br />

Eine Forderung des VdK ist, dass<br />

es bei allen Level der Krankenhäuser<br />

Mindeststrukturanforderungen<br />

für das Entlassmanagement gibt.<br />

Ein Sozialdienst muss zwingend<br />

alle Patientinnen und Patienten<br />

vor der Entlassung sehen und sich<br />

um die Versorgung nach der Behandlung<br />

kümmern. <br />

<br />

Julia Frediani<br />

Rente für alle ist besser<br />

„Selbst und ständig arbeiten“<br />

heißt es für viele Menschen, die<br />

nicht angestellt sind und ihren<br />

Lebensunterhalt selbstständig<br />

bestreiten. Denn sehr viele von<br />

ihnen verdienen nur wenig oder<br />

sehr unregelmäßig. Für die Altersvorsorge<br />

bleibt oft kein Geld<br />

übrig. Oder die Rücklagen dafür<br />

werden bei schlechter Auftragslage<br />

aufgebraucht.<br />

Viele Selbstständige fürchten<br />

sich vor dem Moment, wenn sie<br />

sich eingestehen müssen, dass<br />

sie nicht mehr arbeiten können.<br />

Denn im Alter oder bei Erwerbsminderung<br />

ist bei vielen nicht mit<br />

hohen Renten zu rechnen. Nur<br />

ein Viertel der Solo-Selbstständigen<br />

ist bisher in ein obligatorisches<br />

System der Altersvorsorge<br />

einbezogen.<br />

Die Folgen sind fatal: Die Wahrscheinlichkeit,<br />

im Alter Grundsicherung<br />

beziehen zu müssen, ist<br />

bei ehemals Selbstständigen im<br />

Vergleich zu ehemals Angestellten<br />

doppelt so hoch. Das ist nicht<br />

nur für die Betroffenen eine trübe<br />

Aussicht fürs Alter. Finanziell werden<br />

damit die Steuerzahlenden<br />

belastet.<br />

Auch deshalb fordert der VdK<br />

die Einführung einer Rente für<br />

alle. Das Prinzip eines solchen<br />

Rentenversicherungssystem ist<br />

einfach: Alle, die einer Arbeit<br />

nachgehen, zahlen ein. Nicht nur<br />

die klassischen Angestellten wie<br />

bisher, sondern eben auch<br />

Selbstständige – unabhängig<br />

von ihrer Einkommenshöhe. Um<br />

KOMMENTAR<br />

Verena Bentele<br />

VdK-Präsidentin<br />

das System auf eine breite Basis<br />

zu stellen, darf sich niemand<br />

dieser Vorsorgepflicht entziehen,<br />

auch nicht Beamtinnen und Beamte,<br />

Politikerinnen und Politiker,<br />

Manager oder Vorstände.<br />

Schützenhilfe bekommen wir von<br />

der Präsidentin der Deutschen<br />

Rentenversicherung Bund, Gundula<br />

Roßbach. Sie mahnt wie der<br />

Sozialverband VdK die Einbindung<br />

der Selbstständigen in die<br />

gesetzliche Rentenversicherung<br />

an. Ich erinnere hier an das Versprechen<br />

von Arbeitsminister<br />

Hubertus Heil, der die Einführung<br />

noch in dieser Legislatur versprochen<br />

hat.<br />

Altersarmut muss verhindert werden.<br />

Dafür ist unsere gesetzliche<br />

Rente grundsätzlich gut geeignet.<br />

Sie ist solide finanziert und<br />

kein Spekulationsobjekt. Viele<br />

Menschen wüssten dann genau,<br />

was sie im Rentenalter finanziell<br />

erwartet.<br />

Kritische Begleitung<br />

Austauschtreffen mit Familienministerin Paus<br />

Schritt gegen weibliche Altersarmut<br />

VdK-Präsidentin Bentele begrüßt BAG-Urteil zur Lohngerechtigkeit<br />

Bundesfamilienministerin Lisa Paus<br />

hat sich mit dem Bündnis Kindergrundsicherung,<br />

dessen Sprecherin<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

ist, zu einem Austauschtreffen<br />

mit den Spitzen der beteiligten<br />

Verbände getroffen.<br />

Bei dem Bündnis sind neben<br />

dem Sozialverband VdK der Kinderschutzbund,<br />

der Bundesverband<br />

der Arbeiterwohlfahrt, die<br />

Diakonie und weitere Verbände<br />

aus der Sozial- und Familienbereich<br />

beteiligt. In dem Treffen<br />

stellte die Ministerin Details der<br />

geplanten Kindergrundsicherung<br />

und den zeitlichen Rahmen zur<br />

Einführung vor. Sie räumte ein,<br />

dass es harte Auseinandersetzungen<br />

mit den einzelnen Regierungspartnern<br />

und der Opposition um<br />

das Vorhaben gibt. Für die Kindergrundsicherung<br />

hat sie einen Bedarf<br />

im Bundeshaushalt von zwölf<br />

Milliarden Euro angemeldet.<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

sagte nach dem Treffen: „Es freut<br />

mich, dass das Bundesfamilienministerium<br />

der Kindergrundsicherung<br />

einen so hohen Stellenwert<br />

einräumt. Als Bündnis werden wir<br />

den weiteren politischen Prozess<br />

kritisch begleiten und darauf achten,<br />

dass am Ende eine echte Kindergrundsicherung<br />

eingeführt<br />

wird.“ Die Kindergrundsicherung<br />

wird als eines der wichtigsten sozialpolitischen<br />

Vorhaben der Bundesregierung<br />

eingestuft. Sie soll<br />

einige staatliche Leistungen für<br />

Kinder bündeln.<br />

juf<br />

Treffen zur Kindergrundsicherung: Heinz Hilgers vom Kinderschutzbund,<br />

Familienministerin Lisa Paus mit VdK-Präsidentin Verena Bentele.Foto: VdK<br />

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) in<br />

Erfurt hat in einem Urteil die Position<br />

von Frauen im Kampf um die<br />

gleiche Bezahlung wie Männer<br />

verbessert.<br />

Das bessere Verhandlungsgeschick<br />

eines männlichen Stellenbewerbers<br />

sei kein Grund, eine<br />

vergleichbare weibliche Kollegin<br />

schlechter zu bezahlen, befanden<br />

die Bundesrichter in ihrem Urteil<br />

vom 16.02.<strong>2023</strong> (Az. 8 AZR<br />

450/21). Vielmehr gelte der<br />

„Grundsatz des gleichen Lohns für<br />

gleiche oder gleichwertige Arbeit“.<br />

Andernfalls liege bei einer unterschiedlichen<br />

Vergütung die Vermutung<br />

nahe, dass aufgrund des<br />

Geschlechts diskriminiert wird.<br />

Damit bekam eine frühere Vertriebsmitarbeiterin<br />

eines Metallunternehmens<br />

in Sachsen Recht. Als<br />

die Frau im März 2017 ihre Beschäftigung<br />

aufnahm, hatte sie die<br />

vom Arbeitgeber angebotenen<br />

Vergütungen akzeptiert. Danach<br />

erhielt sie in der Einarbeitungszeit<br />

ein monatliches Grundgehalt von<br />

3500 Euro.<br />

Ein zuvor eingestellter männlicher<br />

Kollege hatte sich mit den<br />

auch ihm angebotenen 3500 Euro<br />

nicht zufrieden gegeben. Der<br />

Mann verhandelte und erhielt<br />

während seiner Einarbeitungszeit<br />

1000 Euro mehr, also 4500 Euro.<br />

Die Frau fühlte sich wegen ihres<br />

Geschlechts diskriminiert und<br />

verlangte gerichtlich einen Lohnnachschlag<br />

von 14 500 Euro. Sie<br />

Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt hat entschieden, dass die Bezahlung<br />

nicht vom Verhandlungsgeschick abhängen darf. Foto: pa/Martin Schutt<br />

verwies auf das im Entgelttransparenzgesetz<br />

und im EU-Recht verankerten<br />

Diskriminierungsverbot.<br />

Danach steht Männern und Frauen<br />

bei gleicher oder gleichwertiger<br />

Arbeit eine gleiche Vergütung zu.<br />

Das Gericht sprach der Klägerin<br />

eine Lohnnachzahlung in der Höhe<br />

von 14 500 Euro zu, dazu noch<br />

eine Entschädigung von 2000 Euro.<br />

Der Arbeitgeber habe die Frau<br />

aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt.<br />

Sie habe trotz gleicher<br />

Arbeit ein niedrigeres Grundgehalt<br />

als der vergleichbare männliche<br />

Kollege erhalten.<br />

Dies begründe die Vermutung<br />

einer Diskriminierung wegen des<br />

Geschlechts. Der Arbeitgeber könne<br />

die Vermutung nicht damit begründen,<br />

dass der männliche Kollege<br />

bei der Einstellung besser<br />

verhandelt hat.<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

begrüßte die Entscheidung des<br />

Bundesarbeitsgerichts: „Das Urteil<br />

ist ein weiterer Schritt, um die<br />

schlechtere Bezahlung von Frauen<br />

zu bekämpfen. Und da die Höhe<br />

der Rente vom Lohn abhängt, ist<br />

das Urteil auch ein wichtiger<br />

Schritt zur Vermeidung von Altersarmut,<br />

von der immer noch sehr<br />

viele Seniorinnen betroffen sind.“<br />

Der VdK fordert die gleiche Bezahlung<br />

von Männern und Frauen.<br />

Das bisherige Entgelttransparenzgesetz,<br />

das nur für größere Betriebe<br />

gilt, muss in ein echtes Entgeltgleichheitsgesetz,<br />

das für alle Betriebe<br />

gilt, umgewandelt werden.<br />

<br />

Julia Frediani


Hintergrund Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 3<br />

So werden Städte und Gemeinden klimafit<br />

Bäume der Zukunft, Fassadengrün, Dachbepflanzung: Mit mehr Grün gegen Hitze und Überschwemmungen<br />

Steigende Temperaturen heizen<br />

urbane Räume mit viel Beton und<br />

Asphalt immer weiter auf. Starkregen<br />

sorgt für Überschwemmungen.<br />

Mit einer nachhaltigen Planung<br />

können Städte und Gemeinden<br />

gegensteuern. Dazu gehört mehr<br />

Grün in Form von Parks oder einer<br />

entsprechenden Dach- oder Fassadengestaltung.<br />

Der Sozialverband<br />

VdK weist darauf hin, dass es<br />

auch soziale Folgen des Klimawandels<br />

gibt. Betroffen sind vor<br />

allem ärmere Menschen.<br />

Grünflächen verschönern nicht<br />

nur die grauen Straßenzüge, sondern<br />

verbessern das städtische<br />

Mikroklima nachhaltig. Sie machen<br />

Städte attraktiver und schaffen<br />

die Voraussetzungen für eine<br />

lebenswerte Zukunft. Wolfgang<br />

Groß, Umweltreferent beim Bundesverband<br />

Garten-, Landschaftsund<br />

Sportplatzbau (BGL), stellt<br />

klar, dass die Klimakrise insbesondere<br />

den Stadtbäumen zu schaffen<br />

macht. „Da werden unsere heimischen<br />

Bäume auf lange Sicht nicht<br />

mehr wachsen“, sagt er. Diese<br />

weiter anzupflanzen, seien „rausgeschmissene<br />

Steuergelder“.<br />

„Klimabäume“<br />

Er rät zu standortgerechten Bäumen<br />

aus anderen Regionen – „Klimabäume“<br />

genannt. Wichtige Eigenschaften<br />

sind eine Toleranz<br />

gegenüber Hitze, Luft- und Bodentrockenheit,<br />

Stürmen, Feinstaub,<br />

Blick auf die Bundeshauptstadt vom Tiergarten, dem Grünen Herzen Berlins, auf das Brandenburger Tor. Solche<br />

innerstädtischen Inseln bieten Raum für Erholung und sorgen für ein gutes Klima.<br />

Streusalz, Krankheiten und<br />

Schädlingen. Zudem müssten sie<br />

ausreichend winterhart sein. So<br />

werden Kastanien und Fichten<br />

über kurz oder lang aus dem Stadtbild<br />

verschwinden. Und stattdessen<br />

Amberbaum, Ginkgo und<br />

verschiedene Ahornsorten zu finden<br />

sein. Denn: Ohne Bäume geht<br />

es nicht. Sie erzeugen ein kühlendes<br />

Mikroklima, wirken als<br />

Feinstaubfilter, spenden Schatten<br />

und sind Lebensraum für viele<br />

Tierarten. Außerdem haben diese<br />

grünen Oasen einen Saugeffekt bei<br />

starken Regenfällen, indem sie<br />

große Mengen an Wasser speichern<br />

und das Risiko von Hochwasser<br />

mindern können. Die Initiative<br />

„Grün in die Stadt“ – getragen<br />

vom BGL – erklärt hierzu den Begriff<br />

„Schwammstadt“: Durch<br />

Grünflächen kann Regenwasser<br />

schneller und besser versickern,<br />

sodass Überschwemmungen vermieden<br />

werden. Weitere Informationen<br />

gibt es unter www.gruenin-die-stadt.de<br />

und beim Bund<br />

deutscher Baumschulen unter<br />

www.gruen-ist-leben.de<br />

„Die Sommer werden immer<br />

heißer, die Hitzeperioden häufiger<br />

und länger. Dabei wirken Straßen<br />

und Gebäude wie Speicher, die<br />

Wärme abgeben. In der Folge kühlen<br />

Städte nachts kaum noch ab“,<br />

erklärt Groß. Vor allem alte Menschen<br />

und Kinder leiden unter der<br />

Hitze. „Parks, kleine Seen und<br />

Kanäle, begrünte Dächer und Fassaden<br />

sorgen für ein kühleres<br />

Stadtklima und frische Luft im<br />

Sommer“, so Groß. Stadtgrün helfe<br />

also nicht nur, die Luft zu filtern,<br />

sondern auch, die Aufheizung von<br />

Stadtgebieten zu verringern. Schon<br />

seit Jahrzehnten profitieren große<br />

deutsche Städte wie Berlin, München,<br />

Frankfurt oder Köln von<br />

großen Parks, den grünen Lungen<br />

der Städte.<br />

Foto: picture alliance/Westend61/Artur Bogacki<br />

In den bundesdeutschen Großstädten<br />

haben rund ein Drittel der<br />

Menschen keinen Zugang zu einem<br />

privaten Garten oder begrünten<br />

Innenhof. „Der nächste Park<br />

sollte in zehn Minuten zu erreichen<br />

sein. Das soll kein Privileg<br />

Bessergestellter in teureren Vierteln<br />

sein“, betont Groß.<br />

VdK: Neue soziale Frage<br />

Der Sozialverband VdK sieht<br />

dies genauso und setzt sich mit<br />

dem Klimawandel vor allem aus<br />

Sicht der sozialen Gerechtigkeit<br />

auseinander. „Klimawandel ist die<br />

neue soziale Frage. Ärmere Menschen,<br />

Ältere und Kinder sind besonders<br />

von den negativen Folgen<br />

betroffen“, so der VdK. Er fordert<br />

Hitzeschutzpläne für Pflegeheime,<br />

Krankenhäuser, Kindergärten und<br />

Schulen.<br />

Klimapolitik sei auch Gesundheits-<br />

und Sozialpolitik. Die finanziellen<br />

Lasten würden Menschen<br />

mit kleinem Einkommen schwerer<br />

treffen. Zusatzausgaben müssten<br />

deshalb möglichst gerecht auf den<br />

Schultern der Gesellschaft verteilt<br />

werden. Genannt werden etwa<br />

Kosten für Dämmung, Kühlung<br />

oder Raumlüftung. Der VdK gibt<br />

zu bedenken, dass Ärmere wegen<br />

ihrer oft schlechten Wohnsituation<br />

gesundheitliche Risiken haben. Sie<br />

lebten häufiger in schlecht sanierten<br />

Altbauten, Dachgeschosswohnungen<br />

und in städtischen Hitzeinseln.<br />

Petra J. Huschke<br />

Manche mögen’s heiß<br />

Der Trend geht zu mediterranen Gewächsen und zum Präriegarten<br />

Photovoltaik und Grün<br />

Verfügbare Flächen am besten doppelt nutzen<br />

Trockene Sommer, Hitzewellen<br />

oder Starkregen, Stürme und milde<br />

Winter: Um Wetterextremen zu<br />

begegnen, können auch Hobbygärtner<br />

etwas tun. Der Trend geht<br />

laut Bundesverband Garten-,<br />

Landschafts- und Sportplatzbau<br />

(BGL) zu Pflanzen aus dem Mittelmeerraum<br />

und zum Präriegarten<br />

mit Gräsern und Blütenstauden.<br />

Solargründächer – eine Kombination<br />

aus Photovoltaik und Dachbegrünung<br />

– stehen für eine ganzheitliche<br />

Betrachtung von Energiewende,<br />

Klima- und Umweltschutz.<br />

Der Gedanke ist, verfügbare<br />

Dachflächen nicht in Konkurrenz<br />

zueinander zu stellen, sondern<br />

möglichst sinnvoll mehrfach zu<br />

nutzen.<br />

Für eine Bepflanzung von Dächern<br />

sind niedrige Stauden wie<br />

Mauerpfeffer und Hauswurz gut<br />

geeignet. Eine Dachbegrünung<br />

beschwert das Dach. Dies muss<br />

von Architekten oder Bauträgern<br />

berücksichtigt werden. pet<br />

„Die Sommer werden heißer, die<br />

Niederschläge sind nicht mehr so<br />

gleichmäßig verteilt. Wir brauchen<br />

deshalb Pflanzen, die auch mit Trockenperioden<br />

gut auskommen“, sagt<br />

Wolfgang Groß, Umweltreferent<br />

beim BGL, und spricht vom „hitzetoleranten<br />

Garten“. Dafür seien<br />

Lavendel, Rosen oder winterfeste<br />

Palmen gut geeignet. Auch gibt es<br />

viele Stauden wie Königskerze,<br />

Sonnenhut, Fetthenne, Mauerpfeffer,<br />

Mädchenauge oder Edeldisteln<br />

und Sukkulenten, die mit Sonne gut<br />

zurechtkommen.<br />

Wer seinen Balkon bepflanzen<br />

möchte, kann zu Geranie, Petunie,<br />

Husarenknopf oder Mittagsblume<br />

greifen. Zierrasenflächen und bestimmte<br />

Baumarten wie Eschen,<br />

Birken oder Zedern haben hingegen<br />

einen besonders hohen Wasserbedarf.<br />

Sinnvoll ist es, den Garten nach<br />

und nach umzugestalten oder beim<br />

völlig neuen Anlegen eines Gartens<br />

verstärkt auf Gehölze, Büsche und<br />

Blumen zu achten, die mit den jetzigen<br />

und künftigen Veränderungen<br />

gut zurechtkommen. Regenwasser<br />

Gut eingewachsene Sträucher und Stauden sind klimafreundlicher und<br />

pflegeleichter als ein englischer Rasen.<br />

Foto: BGL<br />

an niederschlagsreichen Tagen für<br />

trockene Zeiten in mehreren Regentonnen<br />

zu sammeln, ist natürlich<br />

immer eine gute Idee.<br />

„Das Nonplusultra ist die richtige<br />

Pflanze am richtigen Ort“, so Groß.<br />

Die Pflanzen müssten den lokalen<br />

Bedingungen gut angepasst sein.<br />

Denn auch im Garten ist Licht und<br />

Schatten, humoser, lehmiger oder<br />

sandiger Boden. Und auch innerhalb<br />

Deutschlands gibt es trotz des<br />

Klimawandels immer noch große<br />

Unterschiede. So sind fürs Rheinland<br />

sogar Olivenbäume oder bestimmte<br />

Palmenneuzüchtungen<br />

geeignet, für die Alpengegend hingegen<br />

nach wie vor Zwergsträucher<br />

wie die Latschenkiefer, Hauswurze<br />

oder typische Steingartenpflanzen<br />

angesagt.<br />

Trotzdem: Mit den wärmeren<br />

Wintern gedeihen zunehmend mediterrane<br />

Gewächse – sogar Feigen-,<br />

Kaki- oder Zitronenbäume. Ein<br />

weiterer Tipp ist der anspruchslose<br />

und pflegeleichte Präriegarten mit<br />

Gräsern und Blütenstauden, die<br />

kaum Wasser benötigen. Zur Erklärung:<br />

Die nordamerikanische Prärie<br />

besteht zu etwa 90 Prozent aus<br />

Gräsern und zu zehn Prozent aus<br />

Blütenstauden. Im eigenen Garten<br />

kann das Verhältnis von Gräsern<br />

und Blüten je nach Geschmack variieren.<br />

Petra J. Huschke<br />

Flache Dächer sind potenzielle<br />

Grünflächen. Laut Bundesverband<br />

Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau<br />

(BGL), Bundesverband<br />

Gebäudegrün, Naturschutzbund<br />

Deutschland (NABU) und der 100<br />

Prozent erneuerbar Stiftung sprechen<br />

zahlreiche Vorteile und Synergieeffekte<br />

für einen verstärkten<br />

Einsatz von Solargründächern auf<br />

geeigneten Flachdächern. „Solargründächer<br />

senken die Umgebungstemperatur,<br />

binden Staub<br />

und sorgen für einen verbesserten<br />

Schallschutz“, so der BGL. Auch<br />

sei die Reparatur- und Sanierungsanfälligkeit<br />

im Vergleich zu Dächern<br />

mit Photovoltaik-Anlagen<br />

ohne Begrünung deutlich geringer.<br />

Die Pflanzen auf dem Dach reinigen<br />

die Luft. Sie filtern Feinstaub<br />

und Luftschadstoffe und produzieren<br />

zudem Sauerstoff. Im Winter<br />

wirken Dachbegrünungen wie eine<br />

zweite isolierende Haut und helfen<br />

dadurch, Heizenergie zu sparen.<br />

Im Sommer halten sie Räume darunter<br />

kühler, da auf der bepflanzten<br />

Dachfläche Feuchtigkeit langsamer<br />

verdunstet.<br />

Solargründächer, wie hier in der<br />

bayerischen Stadt Freising, sind ein<br />

gelungenes Beispiel für eine Mehrfachnutzung<br />

von Flächen. Foto: BGL


4 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

Politik<br />

Kommt das Aus für Öl- und Gasheizungen?<br />

VdK-Mitglieder durch Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck verunsichert – Menschen brauchen Unterstützung<br />

Bundeswirtschaftsminister Robert<br />

Habeck plant, Öl- und Gasheizungen<br />

schrittweise auszutauschen.<br />

Die Koalition streitet heftig über<br />

die Vorschläge, und viele VdK-Mitglieder<br />

machen sich Sorgen.<br />

Die sogenannte Wärmewende ist<br />

ein wichtiges Projekt von Grünen,<br />

SPD und FDP, das sie bereits im<br />

Jahr 2021 im Koalitionsvertrag<br />

vereinbart haben. Dort heißt es,<br />

dass zum 1. Januar 2025 jede neu<br />

eingebaute Heizung auf der Basis<br />

von 65 Prozent erneuerbarer Energien<br />

betrieben werden soll. Systeme,<br />

die nur mit Öl oder Gas heizen,<br />

dürften dann nicht mehr neu installiert<br />

werden. Habeck will diese<br />

Regelung um ein Jahr vorziehen.<br />

Dieses Vorhaben zielt darauf ab,<br />

klimaschädliches Kohlendioxid<br />

einzusparen. Deshalb sollen Gebäude<br />

ab dem Jahr 2045 nicht mehr<br />

mit den fossilen Energieträgern Öl<br />

und Gas beheizt werden. Als umweltfreundliche<br />

Alternativen sind<br />

etwa Wärmepumpen, Fernwärme<br />

oder Biomassekessel in der Diskussion.<br />

Zukünftig werden diese<br />

Umbauten auch zu niedrigeren<br />

Energiekosten führen.<br />

Übergangslösung<br />

Wer das Zuhause mit Öl oder<br />

Gas heizt, muss das Heizsystem<br />

nach Habecks Plänen nicht sofort<br />

austauschen. Herkömmliche Heizungen<br />

dürften nach dem Einbau<br />

über 30 Jahre genutzt werden.<br />

Zwei Installateure tauschen einen Ölheizkessel aus.<br />

Gehen Heizungen kaputt, könnten<br />

sie erst einmal repariert oder gegen<br />

eine gebrauchte Heizung ausgetauscht<br />

werden. Für die Umrüstung<br />

auf ein modernes Heizsystem<br />

soll es eine Übergangslösung geben:<br />

Die Besitzerinnen und Besitzer<br />

hätten dafür drei Jahre Zeit.<br />

Viele sind durch diese Pläne dennoch<br />

stark verunsichert. Sie fürchten<br />

zum einen die große finanzielle<br />

Belastung, die auf sie zukommen<br />

könnte. Zum anderen wissen sie<br />

nicht, wie sie den Austausch bewerkstelligen<br />

sollen.<br />

Der Sozialverband VdK erhält<br />

deshalb derzeit viele Nachrichten<br />

von seinen Mitgliedern. Sie haben<br />

eines gemeinsam: Die Menschen<br />

machen sich große Sorgen. Sie<br />

haben Angst, ihr kleines Häuschen<br />

zu verlieren, weil sie kaum Rücklagen<br />

haben, um die Kosten eines<br />

Austausches zu zahlen. Zudem<br />

kennen sie sich nicht mit Heizungssystemen<br />

aus, fragen sich,<br />

welches für sie geeignet ist, wie sie<br />

Handwerker finden oder mit einer<br />

Baustelle zurechtkommen sollen.<br />

Auch zu Fördermitteln fehlen ihnen<br />

die Informationen.<br />

Der VdK ist überzeugt davon,<br />

dass die Energiewende notwendig<br />

ist. Doch die Maßnahmen müssen<br />

Foto: picture alliance/Keystone/Gaetan Bally<br />

sozialverträglich sein. Inzwischen<br />

hat Habeck ein milliardenschweres<br />

Förderprogramm angekündigt,<br />

um Haushalte mit niedrigen und<br />

mittleren Einkommen zu entlasten.<br />

Dieses Vorhaben wird der VdK<br />

im Sinne seiner Mitglieder kritisch<br />

begleiten.<br />

Derzeit reichen die aktuellen<br />

Fördermöglichkeiten gerade für<br />

ärmere Eigentümerinnen und Eigentümer<br />

von kleinen Häuschen<br />

bei weitem nicht aus, weiß VdK-<br />

Präsidentin Verena Bentele. Sie<br />

brauchen finanzielle Hilfen. Deshalb<br />

fordert sie, dass alle, die etwa<br />

Wohngeld beziehen, eine 100-prozentige<br />

Förderung für die Umrüstung<br />

der Heizungsanlagen erhalten<br />

sollen – nach einer Einkommensprüfung<br />

durch die zuständigen<br />

Wohngeldstellen. Die Gruppe derer,<br />

die Wohngeld erhalten können,<br />

wurde im vergangenen Jahr<br />

stark ausgeweitet. Da lohnt es sich,<br />

einen Anspruch zu prüfen.<br />

Ausnahmen<br />

Der VdK ist der Ansicht, dass es<br />

hochbetagten und pflegebedürftigen<br />

Menschen nicht zuzumuten<br />

ist, ihre Heizung auszutauschen.<br />

„Sie dürfen nicht dazu verpflichtet<br />

werden“, so Bentele. Wer ein Haus<br />

mit bis zu zwei Wohnungen besitzt<br />

und schon vor dem 1. Januar 2002<br />

bewohnt hat, sollte ausgenommen<br />

werden. Hier ließe sich die bestehende<br />

Regelung aus dem Gebäudeenergiegesetz<br />

unkompliziert anwenden:<br />

Erst wenn diese Ein- oder<br />

Zweifamilienhäuser an neue Bewohnerinnen<br />

oder Bewohner vermietet,<br />

vererbt oder verschenkt<br />

werden, sollte die Verpflichtung<br />

wieder greifen.<br />

Die Heizung verbraucht laut<br />

Umweltbundesamt in den Haushalten<br />

am meisten Energie und<br />

verursacht damit das meiste Kohlendioxid<br />

im Bereich Wohnen. Die<br />

Wärmewende ist ein wichtiger<br />

Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität.<br />

Zudem ließe sich – etwa<br />

bei Wärmepumpen und sofern<br />

das Haus geeignet ist – langfristig<br />

günstiger heizen. Kristin Enge<br />

Mehr Rentner in<br />

der Grundsicherung<br />

Eine wachsende Zahl älterer Menschen<br />

ist auf staatliche Unterstützung<br />

angewiesen, wie das Statistische<br />

Bundesamt meldet. Demnach<br />

erhielten im Dezember 2021<br />

589 000 Seniorinnen und Senioren<br />

im Alter ab 65 Jahren Grundsicherung<br />

im Alter.<br />

Im Jahr zuvor waren es noch<br />

564 000 gewesen. Die Statistiker<br />

führen diesen Zuwachs in erster<br />

Linie auf demografische Ursachen<br />

zurück. So wuchs die Zahl der<br />

Menschen, die 65 Jahre und älter<br />

sind, von 16,6 Millionen im Jahr<br />

2011 auf 18,4 Millionen in 2021 an.<br />

Der Anteil der Empfängerinnen<br />

und Empfänger in dieser Gruppe<br />

hat sich hingegen kaum verändert<br />

und liegt bei 3,4 Prozent.<br />

Doch spiegeln diese Zahlen<br />

nicht die Realität wider. Nach Recherchen<br />

des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung (DIW)<br />

bezieht nur etwa jede und jeder<br />

dritte Anspruchsberechtigte<br />

Grundsicherung im Alter und bei<br />

Erwerbsminderung. Der Paritätische<br />

Gesamtverband geht in seinem<br />

Armutsbericht in der Altersgruppe<br />

ab 65 Jahren von einer<br />

Armutsquote von 18,2 Prozent aus.<br />

4,9 Millionen Rentnerinnen und<br />

Rentner hätten ein monatliches<br />

Einkommen unter 1000 Euro. Dass<br />

nur eine kleine Gruppe der Betroffenen<br />

Grundsicherung im Alter<br />

beantragt, hat verschiedene Gründe:<br />

fehlende Information, Angst<br />

vor bürokratischen Hürden – und<br />

vor allem Scham. <br />

gol<br />

Mehr Umverteilung erwünscht<br />

IFO-Studie: Fast 79 Prozent sprechen sich für Vermögenssteuer aus<br />

Wie gerecht oder ungerecht erleben<br />

die Deutschen ihre soziale<br />

Wirklichkeit? Dieser Frage geht<br />

eine neue Studie der Bertelsmann-<br />

Stiftung und des IFO-Instituts<br />

nach, für die im Herbst 2021 knapp<br />

5000 Personen im Alter zwischen<br />

18 und 69 Jahren befragt wurden.<br />

Die Stimmungslage sei „beunruhigend“,<br />

so das Fazit des Autorenteams:<br />

Nur ein geringer Teil der<br />

Bevölkerung empfindet die Gesellschaft<br />

als gerecht.<br />

Bei der Untersuchung ging es<br />

nicht um objektive Fakten, sondern<br />

um das subjektive Gerechtigkeitsempfinden<br />

der Befragten.<br />

Dabei konzentrierte sich die Studie<br />

auf drei unterschiedliche Aspekte.<br />

Gefragt wurde, wie die Teilnehmenden<br />

allgemein die Verteilung<br />

des Vermögens in der Gesellschaft<br />

einschätzen, ob sie ihr persönliches<br />

Einkommen und Vermögen<br />

als gerecht empfinden, und ob sie<br />

der Meinung sind, in Deutschland<br />

würden die Interessen der verschiedenen<br />

Generationen gleichermaßen<br />

wahrgenommen und berücksichtigt.<br />

Ungerecht verteilt<br />

In Deutschland sind die Vermögen ungleich verteilt.<br />

Insgesamt zeigten sich neun Prozent<br />

der Befragten mit der Verteilung<br />

der wirtschaftlichen Gewinne<br />

einverstanden; 79 Prozent können<br />

hierzulande keine Verteilungsgerechtigkeit<br />

erkennen. Fast genauso<br />

viele sprachen sich für die Einführung<br />

einer Vermögenssteuer aus.<br />

Das eigene Einkommen bewerten<br />

nur 39 Prozent als gerecht. Der<br />

Aussage, dass bei politischen Entscheidungen<br />

stets auch deren Auswirkungen<br />

auf jüngere und künftige<br />

Generationen mitgedacht würden,<br />

stimmten 14 Prozent zu.<br />

Allerdings ließen sich bei den<br />

Antworten Unterschiede je nach<br />

dem eigenen sozialen Status der<br />

Befragten feststellen. Generell<br />

zeigte sich, dass Männer die Verhältnisse<br />

eher als gerecht erleben<br />

als Frauen. Dasselbe lässt sich bei<br />

Personen beobachten, die über<br />

höhere Bildungsabschlüsse und<br />

Einkommen verfügen. So sind Besserverdienende<br />

eher davon überzeugt,<br />

sich den eigenen Erfolg<br />

durch „harte Arbeit“ selbst verdient<br />

zu haben. Diese Gruppe<br />

Foto: imago/Steinach<br />

identifiziert sich am stärksten mit<br />

dem Leistungsprinzip, hat Vertrauen<br />

in staatliche Institutionen und<br />

spürt keinen Wunsch nach gesellschaftlicher<br />

Veränderung.<br />

62 Prozent sehen das anders: Sie<br />

glauben, dass Reichtum vom Glück<br />

und vom Elternhaus abhängt, also<br />

von Faktoren, die man nicht beeinflussen<br />

kann. Gerade bei Menschen<br />

mit geringem Einkommen und<br />

niedrigerem Bildungsgrad ist ein<br />

Wunsch nach Umverteilung stark<br />

ausgeprägt. Die meisten wollen es<br />

dabei nicht bewenden lassen: „Als<br />

gerecht und fair wird erlebt, wenn<br />

man in der Lage ist, sein Leben<br />

selbst in die Hand zu nehmen und<br />

es zu gestalten. Die Rolle des Staates<br />

wird darin gesehen, dies zu ermöglichen“,<br />

so die Schlussfolgerung<br />

der Autoren. Barbara Goldberg<br />

VdK-Podcast<br />

„In guter Gesellschaft“<br />

Veronika Wolter, die erste gehörlose<br />

Chefärztin in einem deutschen<br />

Krankenhaus, sowie Claudia Moll,<br />

Pflegebeauftragte der Bundesregierung,<br />

sind die Gesprächspartnerinnen<br />

in den nächsten zwei<br />

Folgen des Podcasts „In guter<br />

Gesellschaft“ mit VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele.<br />

Leserinnen und Leser der VdK-<br />

Zeitung werden sich bestimmt<br />

noch an das Porträt von Veronika<br />

Wolter in der Doppel-Ausgabe von<br />

Dezember 2022/Januar <strong>2023</strong> erinnern.<br />

Im Podcast-Interview erzählt<br />

Wolter über ihren beeindruckenden<br />

Werdegang, wie sie Medizin<br />

studierte und heute schließlich eine<br />

Hörklinik in München leitet. Außerdem<br />

spricht sie über Cochlea-<br />

Implantate und darüber, wie barrierefrei<br />

das Gesundheitssystem sein<br />

sollte.<br />

Die Pflegebevollmächtigte der<br />

Bundesregierung Claudia Moll als<br />

nächste Interviewpartnerin steht<br />

Rede und Antwort zu Themen<br />

rund um die häusliche Pflege. Die<br />

Podcast-Folge mit Veronika Wolter<br />

ist ab sofort online unter www.<br />

vdk.de/podcast abrufbar, die Folge<br />

mit Claudia Moll ist ab Anfang<br />

<strong>April</strong> verfügbar.<br />

juf


So hilft der VdK Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 5<br />

Durch alle Instanzen für ein Paar Schuhe<br />

VdK zieht für ein an Diabetes erkranktes Mitglied bis vor das Bundessozialgericht, weil die Kasse die Kosten nicht übernimmt<br />

Um endlich die orthopädischen<br />

Maßschuhe zu erhalten, die ihm<br />

sein Arzt wegen einer Erkrankung<br />

an Diabetes Typ II verordnet hat,<br />

musste Udo Heiny aus dem Saarland<br />

einen langen Rechtsstreit<br />

führen. Dabei unterstützte ihn der<br />

VdK. Als er schließlich die Krankenkasse<br />

wechselte, ging die Bewilligung<br />

ganz schnell.<br />

Udo Heiny ist gerade 65 Jahre<br />

geworden. Andere gehen dann erst<br />

in Rente. Doch arbeiten kann der<br />

frühere Versicherungskaufmann<br />

wegen seiner schweren Diabetes<br />

schon seit Jahren nicht mehr. Er<br />

kann nur noch 150 Meter am Stück<br />

gehen. „Dann sind die Schmerzen<br />

in den Füßen zu groß, und ich<br />

werde wackelig oder knicke um.“<br />

Udo Heiny verbringt notgedrungen<br />

viel Zeit zu Hause. Er lebt mit<br />

seiner Frau zusammen. Sie ist für<br />

ihn eine große Stütze. Weil er aber<br />

nicht den ganzen Tag auf der<br />

Couch sitzen mag, fährt er regelmäßig<br />

für die Lebenshilfe Menschen<br />

mit Behinderung zur Arbeit.<br />

Starke Schmerzen<br />

VdK-Mitglied Udo Heiny fährt in der Freizeit für die Lebenshilfe Menschen<br />

mit Behinderung zur Arbeit.<br />

Foto: privat<br />

Im Lauf der Jahre verschlimmerten<br />

sich die Schmerzen in seinen<br />

Füßen. Er muss hochdosierte Medikamente<br />

nehmen. Sein Arzt diagnostizierte<br />

bei ihm einen Knick-<br />

Senk-Spreizfuß und verschrieb<br />

ihm orthopädische Maßschuhe mit<br />

einem Schaft und diabetischen<br />

Einlagen. Der Schaft soll ihm einen<br />

besseren Halt geben, und die<br />

mit Weichschaum ausgekleideten<br />

Schuhe seine empfindlichen Füße<br />

beim Gehen schützen.<br />

Das VdK-Mitglied beantragte am<br />

15. Mai 2015 die verordneten Leistungen<br />

bei seiner Krankenkasse<br />

und legte einen Kostenvorschlag<br />

von rund 1560 Euro bei. Nach<br />

25 Tagen lehnte die Krankenkasse<br />

den Antrag jedoch ab, weil angeblich<br />

die gesundheitlichen Voraussetzungen<br />

nicht erfüllt waren. Die<br />

Kasse hatte damit die Drei-Wochen-Frist<br />

verstreichen lassen, in<br />

der Anträge beschieden werden<br />

müssen.<br />

Für Udo Heiny hatte das zunächst<br />

keine Bedeutung. Für ihn<br />

begann eine jahrelange Odyssee<br />

vom Sozialgericht über Landessozialgericht<br />

(LSG) bis zum Bundessozialgericht<br />

(BSG), weil seine<br />

Krankenkasse sich beharrlich<br />

weigerte, die Kosten zu übernehmen.<br />

Vor dem BSG stellten die<br />

Juristen der VdK-Bundesrechtsabteilung<br />

darauf ab, dass das Gericht<br />

im Sinne einer Genehmigungsfiktion<br />

entscheidet. Demnach hätte<br />

die Fristverletzung bei der Ablehnung<br />

des Antrags als Einverständnis<br />

mit der Versorgung gelten<br />

müssen. Und dann hätte die Kasse<br />

die Kosten übernehmen müssen.<br />

Doch das BSG hatte kurz zuvor<br />

seine Rechtsprechung zur Genehmigungsfiktion<br />

geändert – und<br />

verwies den Fall zurück ans LSG.<br />

Mittlerweile dauerte das nervenaufreibende<br />

Verfahren bereits<br />

sechseinhalb Jahre. Eine Zeit, die<br />

Udo Heiny viele Nerven gekostet<br />

hat: „Ich war psychisch angeknackst,<br />

hatte Wutausbrüche, ich<br />

war verzweifelt.“ Schließlich<br />

wechselte er aus lauter Frust die<br />

Krankenkasse. Als er bei seiner<br />

neuen Krankenversicherung die<br />

Schuhe mit den diabetischen Einlagen<br />

beantragte, erhielt er bereits<br />

nach einigen Tagen die Bewilligung.<br />

Er konnte es kaum glauben.<br />

Auch wenn der VdK ihm einen<br />

langen Rechtsstreit nicht ersparen<br />

konnte, ist Heiny sehr dankbar für<br />

die jahrelange Unterstützung. „Der<br />

Landesverband Saarland und die<br />

VdK-Bundesrechtsabteilung haben<br />

mich nie im Stich gelassen und<br />

über drei Instanzen alles getan.“<br />

Dem VdK beweist die Blockadehaltung<br />

der einen Kasse und die<br />

schnelle Bewilligung der anderen,<br />

dass oft willkürlich entschieden<br />

wird. Er fordert, die Ablehnungsquoten<br />

der einzelnen Krankenkassen<br />

transparenter zu machen und<br />

sie nicht nur nach Kassenarten zu<br />

publizieren. Jörg Ciszewski<br />

Erfolg vor dem Bundessozialgericht<br />

Wegweisendes Urteil: VdK erreicht Merkzeichen für 14-jährigen Jungen<br />

Die Bundesrechtsabteilung des<br />

Sozialverbands VdK hat für einen<br />

14-jährigen Jungen das Merkzeichen<br />

„außergewöhnliche Gehbehinderung“<br />

(aG) erstritten. Das<br />

Landesversorgungsamt in Baden-<br />

Württemberg war bis vor das Bundessozialgericht<br />

(BSG) gezogen,<br />

um den Anspruch des schwerbehinderten<br />

Jungen abzuwehren (Az.<br />

B 9 SB 8/21 R).<br />

Die Erleichterung bei dem<br />

14-Jährigen und seiner Mutter war<br />

riesengroß, als am 9. März <strong>2023</strong><br />

der 9. Senat des BSG das Urteil in<br />

dem Revisionsverfahren sprach<br />

und den Anspruch auf das Merkzeichen<br />

„aG“ anerkannte. Dieses<br />

ermöglicht dem Jungen mit einer<br />

Schwerbehinderung und seiner<br />

Mutter unter anderem die Nutzung<br />

von Behindertenparkplätzen.<br />

Auf Hilfe angewiesen<br />

Wegen eines angeborenen Gendefekts<br />

mit einer Entwicklungsstörung<br />

kann der Jugendliche sich<br />

ausschließlich in vertrauter Umgebung<br />

wie zu Hause oder in der<br />

Schule frei bewegen. In unbekannter<br />

Umgebung braucht er wegen<br />

seiner psychomotorischen Störung<br />

Unterstützung in Form eines Rollstuhls<br />

oder Reha-Buggys, oder eine<br />

Vertrauensperson, auf deren Unterarm<br />

er sich stützen kann.<br />

Bereits in den Jahren 2014 und<br />

2017 hatte das Landesversorgungsamt<br />

einen Antrag auf das Merkzeichen<br />

abgelehnt, weil die Voraussetzungen<br />

für den Nachteilsausgleich<br />

angeblich nicht vorgelegen<br />

hätten. Der Widerspruch blieb erfolglos,<br />

sodass die Bundesrechtsabteilung<br />

des VdK schließlich für<br />

das minderjährige Mitglied vor das<br />

Sozialgericht Ulm zog. Das Ziel<br />

war, in einem Musterstreitverfahren<br />

grundsätzlich klären zu lassen,<br />

ob für die Anerkennung einer außergewöhnlichen<br />

Gehbehinderung<br />

eine Gehunfähigkeit in allen Lebenslagen<br />

gegeben sein muss.<br />

Bei ihm lag wegen seiner Erkrankung<br />

ein Grad der Behinderung<br />

(GdB) von 80 vor. Aufgrund der<br />

geistigen Behinderung ist er in<br />

fremder Umgebung so stark verunsichert,<br />

dass er eine Gehstrecke<br />

von einigen Metern nicht eigenständig<br />

zurücklegen kann. Das<br />

geht aus dem medizinischen Gutachten<br />

hervor, welches das Gericht<br />

während des Verfahrens beizog.<br />

Die außergewöhnliche Gehbehinderung<br />

beruhe demnach nicht auf<br />

orthopädischen Einschränkungen,<br />

sondern auf der mentalen Störung.<br />

Die Behörde schloss sich dem<br />

Gutachten nicht an, weil der Kläger<br />

sich im Schulgebäude ohne<br />

Unterstützung fortbewegen kann.<br />

Er sei somit nicht dauerhaft auf<br />

fremde Unterstützung oder den<br />

Rollstuhl angewiesen.<br />

Das Sozialgericht folgte jedoch<br />

im Wesentlichen der Argumentation<br />

des Klägers und verpflichtete<br />

das Landessozialamt, den Nachteilsausgleich<br />

„aG“ festzustellen.<br />

Das Amt legte daraufhin Revision<br />

ein, und das Landessozialgericht<br />

musste sich mit dem Fall befassen.<br />

Sein Urteil deckte sich im<br />

Ergebnis mit dem des Sozialgerichts<br />

Ulm.<br />

Gericht gibt VdK Recht<br />

Die erneute Revision des Klägers<br />

führte schließlich vor das Bundessozialgericht.<br />

Die Richter stellten<br />

fest, dass für eine gleichberechtigte<br />

Teilhabe am Leben in der Gesellschaft<br />

dazugehört, dass Menschen<br />

auch ihnen unbekannte<br />

Umgebungen und Einrichtungen<br />

aufsuchen können. Die Gehfähigkeit<br />

ausschließlich in einer vertrauten<br />

Umgebung steht der Zuerkennung<br />

des Merkzeichens aG<br />

nicht entgegen.<br />

VdK-Jurist Holger Lange von der<br />

Bundesrechtsabteilung, der den<br />

Fall betreute, kritisierte die Blockadehaltung<br />

der Beklagten. „Es ist<br />

nicht nachvollziehbar, das Verfahren,<br />

in dem es um den Anspruch<br />

eines Minderjährigen mit einer<br />

Schwerbehinderung geht, über<br />

Jahre und zwei Instanzen bis zum<br />

Bundessozialgericht zu ziehen.“<br />

Mit dem Erfolg vor dem Bundessozialgericht<br />

ist nun höchstrichterlich<br />

geklärt, dass für die Zuerkennung<br />

des Merkzeichens der außergewöhnlichen<br />

Gehbehinderung die<br />

betreffende Person nicht in allen<br />

Lebenslagen gehunfähig sein muss.<br />

Dieses wegweisende Urteil ist ein<br />

Erfolg des VdK. Jörg Ciszewski


6 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

Pflege<br />

Gut vorbereitet in die Pflegebegutachtung<br />

Schon im Vorfeld sollte man sich überlegen, welche Unterstützung benötigt wird<br />

Wer bei seiner Pflegekasse einen<br />

Antrag auf Pflegebedürftigkeit gestellt<br />

hat, wird normalerweise zu<br />

Hause vom Medizinischen Dienst<br />

(MD) besucht. Dieser überprüft, ob<br />

die Voraussetzungen dafür erfüllt<br />

sind, und welcher Pflege grad vorliegt.<br />

Der Sozialverband VdK empfiehlt,<br />

sich gut auf diesen Termin<br />

vorzubereiten.<br />

Der Besuch des MD wird immer<br />

angekündigt. Wer an diesem Tag<br />

keine Zeit hat, sollte rechtzeitig<br />

absagen und einen neuen Termin<br />

vereinbaren. Die Gutachterin oder<br />

der Gutachter – meist eine Ärztin,<br />

ein Arzt oder eine Pflegekraft –<br />

besucht die Antragstellenden in der<br />

Regel zu Hause. Nur in Ausnahmefällen,<br />

wie etwa während der<br />

Corona- Pandemie, kann die Einstufung<br />

nach Aktenlage erfolgen.<br />

Schon im Vorfeld des Gesprächs<br />

sollte man sich Notizen machen.<br />

Der Besuch dauert nur ein bis zwei<br />

Stunden, und in dieser Zeit müssen<br />

viele Informationen vermittelt<br />

werden. Ältere Menschen vergessen<br />

dann womöglich, was sie sagen<br />

wollten. Deshalb ist es ratsam, sich<br />

aufzuschreiben, wie ein normaler<br />

Tag abläuft, was man noch alleine<br />

erledigen kann, wo man Hilfe<br />

braucht, was einem Schwierigkeiten<br />

bereitet, und wie man die Versorgung<br />

verbessern könnte. Im<br />

Idealfall führt man ein Pflegetagebuch,<br />

in dem die täglichen Hilfestellungen<br />

aufgeschrieben werden.<br />

Vordrucke gibt es im Internet.<br />

Entscheidend für die Zuteilung eines Pflegegrads ist die Selbstständigkeit in verschiedenen Lebensbereichen.<br />

Beim Besuch sollte die Gutachterin<br />

oder der Gutachter eine ganz<br />

normale Alltagssituation vorfinden.<br />

Es ist also nicht notwendig,<br />

die Wohnung extra aufzuräumen<br />

oder sich besonders zurechtzumachen.<br />

Das Gespräch sollte die oder<br />

der Antragstellende nicht allein<br />

führen, sondern sich Beistand von<br />

einer nahestehenden Person, etwa<br />

einem Angehörigen, der Pflegeperson<br />

oder der Betreuerin, holen.<br />

Die Gutachterin oder der Gutachter<br />

überprüft, wie selbstständig<br />

jemand ist und welche Fähigkeiten<br />

noch vorhanden sind. Dazu führt<br />

sie oder er beispielsweise eine<br />

Wohnungsbegehung durch, lässt<br />

sich den Tagesablauf schildern und<br />

bestimmte Tätigkeiten vorführen,<br />

wie etwa Treppensteigen oder das<br />

Öffnen einer Flasche.<br />

Konkret geht es um sechs Lebensbereiche:<br />

um Mobilität und<br />

die Fähigkeit, sich selbst zu versorgen.<br />

Wichtig ist auch, wie gut man<br />

sich Dinge merken kann. Weiterhin<br />

ist von Interesse, ob es psychische<br />

Probleme oder Verhaltensweisen<br />

gibt, die durch eine Erkrankung<br />

entstanden sind. Geprüft<br />

wird außerdem, wie man mit seinen<br />

Einschränkungen umgeht und<br />

selbst Hilfen organisieren kann.<br />

Auch soziale Kontakte werden<br />

erfragt. Erfasst wird zudem, wie<br />

gut man sich verständigen kann.<br />

Hilfebedarf aufschreiben<br />

Es ist ratsam, auf alle Fragen<br />

wahrheitsgemäß zu antworten und<br />

nichts zu übertreiben oder zu beschönigen.<br />

Wer sich Notizen gemacht<br />

hat, darf gerne darauf zurückgreifen.<br />

Auch Unangenehmes,<br />

das den Alltag erschwert, sollte<br />

unbedingt angesprochen werden.<br />

Foto: imago images/photothek<br />

Folgende Unterlagen sollte man<br />

für den MD bereithalten:<br />

Ÿ aktuelle Krankenhaus- und<br />

Arztberichte<br />

Ÿ Medikamente und Medikationsplan<br />

Ÿ Bescheide und Gutachten, wie<br />

beispielsweise den Schwerbehindertenbescheid<br />

Ÿ Liste mit regelmäßigen Behandlungen<br />

Ÿ Liste mit allen benötigten Hilfsmitteln<br />

wie Rollator, Gehstock,<br />

Hörgerät<br />

Ÿ Liste mit allen benötigten<br />

Pflegehilfsmitteln wie Pflegebett,<br />

Hausnotruf, Bettschutzeinlagen<br />

Ÿ Pflegetagebuch, falls vorhanden<br />

Ÿ eine aktuelle Pflegedokumentation<br />

des Pflegediensts, falls vorhanden.<br />

Die Pflegekasse muss innerhalb<br />

von 25 Arbeitstagen über den ersten<br />

Antrag auf Pflegebedürftigkeit<br />

entscheiden. Stichtag ist der Tag,<br />

an dem das Schreiben bei der Kasse<br />

eingegangen ist. Bei einem Pflegegrad<br />

werden alle Leistungen ab<br />

diesem Zeitpunkt rückwirkend<br />

gewährt. Das Ergebnis der Begutachtung<br />

wird schriftlich mitgeteilt.<br />

Um die Einschätzung der MD-Mitarbeiterin<br />

oder des MD-Mitarbeiters<br />

nachvollziehen zu können,<br />

sollte man sich das Gutachten<br />

zusenden lassen. Das ist auch hilfreich,<br />

wenn die Pflegebedürftigkeit<br />

zu niedrig eingestuft oder der Antrag<br />

abgelehnt wurde und man<br />

Widerspruch einlegen will. <br />

<br />

Annette Liebmann<br />

Weniger Geld für nahe Verwandte<br />

Unterschiede bei der Verhinderungspflege<br />

Auch pflegende Angehörige brauchen<br />

mal eine Auszeit. Über die<br />

sogenannte Verhinderungspflege<br />

können sie sich stunden-, tageoder<br />

wochenweise vertreten lassen.<br />

Doch Vorsicht: Bei nahen<br />

Angehörigen wird anders abgerechnet<br />

als bei entfernten Verwandten,<br />

und bei tageweiser<br />

Verhinderungspflege wird das<br />

Pflegegeld um 50 Prozent gekürzt.<br />

Anspruch auf Verhinderungspflege<br />

haben alle Pflegebedürftigen<br />

ab Pflegegrad 2, die zu Hause<br />

versorgt werden. Zunächst muss<br />

die oder der Pflegebedürftige ein<br />

halbes Jahr zu Hause betreut worden<br />

sein. Auch Zeiten vor der Anerkennung<br />

einer Pflegebedürftigkeit<br />

zählen dazu.<br />

Fällt die Hauptpflegeperson aus,<br />

beispielsweise wegen eines Krankenhausaufenthalts,<br />

kann die<br />

Verhinderungspflege in Anspruch<br />

genommen werden. Die Pflegekasse<br />

erstattet pro Kalenderjahr maximal<br />

42 Tage oder bis zu 1612<br />

Euro. Wird der Betrag nicht genutzt,<br />

verfällt er zum Jahresende.<br />

Zusätzlich können noch bis zu 806<br />

Euro aus der nicht genutzten Kurzzeitpflege<br />

für die Ersatzpflege<br />

verwendet werden.<br />

Die Verhinderungspflege erfolgt<br />

in der Regel zu Hause durch Verwandte<br />

oder Bekannte. Allerdings<br />

gelten für nahe Angehörige andere<br />

Regeln als für entfernte Verwandte<br />

oder Freunde. Zu nahen Angehörigen<br />

zählen alle, die mit der<br />

pflegebedürftigen Person zusammenleben<br />

oder im ersten und zweiten<br />

Grad mit ihr verwandt sind.<br />

Also Eltern, Großeltern, Kinder,<br />

Enkelkinder und Geschwister.<br />

Hinzu kommen Schwiegereltern<br />

und -kinder sowie Stiefeltern und<br />

-kinder. Für sie zahlt die Pflegekasse<br />

das 1,5-Fache des Pflegegelds.<br />

Dessen Höhe ist vom jeweiligen<br />

Pflegegrad abhängig. Zusätzlich<br />

können sie sich ihre durch die<br />

Pflege entstandenen Fahrtkosten<br />

und Verdienstausfälle erstatten<br />

lassen. Dafür müssen die Nachweise<br />

bei der Pflegekasse eingereicht<br />

werden.<br />

Tanten und Onkel<br />

Nicht nahe Verwandte hingegen<br />

sind Tanten und Onkel, Cousins,<br />

Nichten und Neffen, Freunde, Bekannte,<br />

Nachbarn, Ehrenamtliche<br />

und Alltagsbegleiter. Sie vereinbaren<br />

mit der oder dem Pflegebedürftigen<br />

beziehungsweise deren Pflegeperson<br />

einen Stundenlohn. Die<br />

Pflegekasse zahlt für sie eine finanzielle<br />

Entschädigung von bis<br />

zu 1612 Euro im Jahr.<br />

Übrigens: Wer weniger als acht<br />

Stunden verhindert ist, kann die<br />

Verhinderungspflege stundenweise<br />

nutzen. Der Vorteil ist, dass<br />

diese Zeit nicht auf das jährliche<br />

Gesamtkontingent von 42 Tagen<br />

angerechnet und das Pflegegeld<br />

nicht gekürzt wird. Verhinderungspflege<br />

muss nicht vorab genehmigt<br />

werden. <br />

ali<br />

Pflegegeld<br />

ist tabu<br />

Pflegegeld darf nicht gepfändet<br />

werden – das hat der Bundesgerichtshof<br />

in Karlsruhe entschieden.<br />

Die Richter entschieden, dass<br />

Pflegegeld auch dann nicht gepfändet<br />

werden darf, wenn ein<br />

pflegender Angehöriger verschuldet<br />

ist. Eine Pfändung widerspräche<br />

dem gesetzlichen Ziel. Es sei<br />

kein Entgelt für bestimmte Leistungen,<br />

sondern eine materielle<br />

Anerkennung, erklärten die Richter<br />

(Aktenzeichen: IX ZB 12/22).<br />

Im konkreten Fall ging es um<br />

eine überschuldete Mutter aus dem<br />

Raum Oldenburg. Die Frau hatte<br />

ihren autistischen Sohn gepflegt<br />

und das Pflege geld von ihm erhalten.<br />

Der Insolvenzverwalter der<br />

Mutter wollte auf das Pflegegeld<br />

zugreifen und beantragte, dass<br />

dieses als pfändbares Arbeitseinkommen<br />

angerechtet werden muss.<br />

Dem widersprach jedoch der Bundesgerichtshof.<br />

Das vom Pflegebedürftigen an<br />

die Pflegeperson weitergeleitete<br />

Geld sei unpfändbar, stellten die<br />

Richter fest. Vielmehr stelle es einen<br />

Anreiz dar, die häusliche Pflege<br />

zu übernehmen. Wäre das Pflegegeld<br />

pfändbar, würde der gesetzliche<br />

Zweck dieser Leistung nicht<br />

erreicht. Das Pflegegeld stelle auch<br />

kein Arbeitseinkommen dar, sondern<br />

sei eine freiwillige Leistung<br />

des Pflegebedürftigen an die Pflegeperson.<br />

Auch das stehe einer<br />

Pfändbarkeit entgegen, entschieden<br />

die Richter des Bundesgerichtshofs.<br />

juf


Gesundheit Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 7<br />

Immer mehr Arztpraxen in Investorenhand<br />

Der Sozialverband VdK und die Verbraucherzentralen bemängeln die fehlende Transparenz für Patientinnen und Patienten<br />

Immer häufiger liegen Vertragsarztsitze<br />

von Medizinischen Versorgungszentren<br />

(MVZ) nicht mehr<br />

in den Händen der niedergelassenen<br />

Ärztinnen und Ärzte. Sie sind<br />

vielmehr von Finanzinvestoren<br />

gekauft worden. Die dort praktizierenden<br />

Medizinerinnen und<br />

Mediziner sind nur noch angestellt.<br />

Diese Entwicklung ist meistens<br />

für Patientinnen und Patienten<br />

nicht transparent. Besonders Praxen<br />

für Augenheilkunde und Orthopädie<br />

werden häufig von sogenannten<br />

Private-Equity-Gruppen<br />

aufgekauft. Der Sozialverband<br />

VdK beobachtet diese Entwicklung.<br />

Kritisch wird es besonders<br />

dann, wenn eine zunehmende<br />

Gewinnorientierung in der medizinischen<br />

Versorgung eine Fehlversorgung<br />

der Menschen zur<br />

Folge hat.<br />

Einigen VdK-Landesverbänden<br />

liegen Meldungen von Mitgliedern<br />

vor, dass in solchen MVZ Kassenpatienten<br />

häufig nur als Privatzahler<br />

oder bei Inanspruchnahme von<br />

individuellen Gesundheitsleistungen<br />

behandelt werden. Diese sind<br />

für die Medizinerinnen und Mediziner<br />

sehr lukrativ.<br />

Investorenziele unklar<br />

Immer mehr Ärzte sind bei investoreigenen Medizinischen Versorgungszentren angestellt. Foto: imago/Westend61<br />

Dabei sollte auch bei niedergelassenen<br />

Ärztinnen und Ärzten<br />

gelten, dass die Versorgung auf<br />

einer ausschließlich medizinischen<br />

Grundlage erfolgt. Seit 2004 erlaubt<br />

der Gesetzgeber die Gründung<br />

von Medizinischen Versorgungszentren:<br />

Hier haben Mediziner<br />

die Möglichkeit, mit Kolleginnen<br />

und Kollegen aus anderen<br />

Fachrichtungen oder in größeren<br />

Gruppen zu kooperieren.<br />

Diese MVZ sind auf den ersten<br />

Blick für Außenstehende von Gemeinschaftspraxen<br />

nicht zu unterscheiden.<br />

Die Gemeinschaftspraxen<br />

gehören den niedergelassenen<br />

Ärzten, investoreigene MVZ nicht.<br />

Die Verbraucherzentralen warnen<br />

davor, solche MVZ per se als<br />

schlecht zu bewerten.„Schubladendenken<br />

ist hier nicht hilfreich.<br />

Man muss prüfen, welche Ziele die<br />

jeweiligen Investoren verfolgen“,<br />

erklärt Thomas Moormann, Leiter<br />

Team Gesundheit und Pflege beim<br />

Bundesverband der Verbraucherzentralen.<br />

Externe Investoren<br />

könnten sinnvoll sein, wenn damit<br />

beispielsweise neue sinnvolle Versorgungsstrukturen<br />

geschaffen<br />

werden, so Moormann.<br />

Gerade bei Augenärzten ist der<br />

Einfluss von Investorengruppen<br />

auffällig: Hier versprechen ambulante<br />

Operationen wie Laserkorrekturen<br />

eine hohe Rendite.<br />

Das Bundesgesundheitsministerium<br />

hat für dieses Jahr einen Gesetzentwurf<br />

angekündigt, um den<br />

Einfluss von Finanzinvestoren in<br />

Arztpraxen in Deutschland einzudämmen.<br />

Dabei hat diese Entwicklung<br />

längst stattgefunden und<br />

kann nicht mehr so einfach rückgängig<br />

gemacht werden.<br />

In einigen Regionen in Deutschland<br />

und bei bestimmten Facharztrichtungen<br />

sind bereits Vormachtstellungen<br />

von einzelnen<br />

Investorengruppen zu beobachten.<br />

Mangelnde Transparenz<br />

Bislang haben sich Bundes- und<br />

Landesregierungen dagegen ausgesprochen,<br />

öffentliche Listen von<br />

investorgeführten Arztpraxen zu<br />

führen. Die nichtvorhandene<br />

Transparenz bemängeln die Verbraucherzentralen.<br />

„Für die Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher ist<br />

Transparenz wichtig. Sie müssen<br />

sehen können, wer Träger einer<br />

gesundheitlichen Einrichtung ist<br />

und ob möglicherweise andere als<br />

medizinische Beweggründe die<br />

ärztliche Empfehlung über diagnostische<br />

und therapeutische<br />

Maßnahmen beeinflussen könnten“,<br />

erklärt Moormann von den<br />

Verbraucherzentralen.<br />

Einige kasssenärztliche Vereinigungen,<br />

wie beispielsweise die in<br />

Bayern, bewerten den Einfluss von<br />

in- und ausländischen Investorengruppen<br />

auch kritisch: Junge, unabhängig<br />

arbeitende Ärztinnen<br />

und Ärzte seien im Wettbewerb um<br />

Vertragsarztsitze gegen Investoren<br />

mittlerweile chancenlos. <br />

Julia Frediani<br />

Neuer Hinweis auf<br />

Beipackzettel geplant<br />

„Zu Risiken und Nebenwirkungen<br />

lesen Sie die Packungsbeilage und<br />

fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“<br />

Diesen Satz kennen viele aus<br />

der Werbung und von ihren Medikamenten.<br />

Zukünftig soll der Hinweis<br />

in geschlechtsneutraler Sprache<br />

zu hören und zu lesen sein.<br />

Nach der neuen Formulierung<br />

sollen Patientinnen und Patienten<br />

dann ihre Ärztin oder ihren Arzt<br />

oder in der Apotheke fragen können.<br />

Den Vorschlag begründet das<br />

Bundesgesundheitsministerium<br />

damit, dass der Hinweis schon<br />

länger wegen seiner geschlechtsspezifischen<br />

Formulierung Gegenstand<br />

von Diskussionen ist. Deshalb<br />

soll er nun angepasst werden.<br />

Tritt der Gesetzentwurf in Kraft,<br />

soll es für die neuen Regelungen<br />

eine Übergangszeit von fünf Monaten<br />

geben. In der Werbung muss<br />

der Hinweis gut zu lesen sein und<br />

zu anderen Werbeaussagen klar<br />

abgegrenzt werden. Dies schreibt<br />

das Heilmittelwerbegesetz vor.<br />

Zudem muss er im Fernsehen vor<br />

neutralem Hintergrund gezeigt<br />

und gesprochen werden.<br />

Nach Zahlen der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung waren im<br />

Jahr 2021 rund die Hälfte aller<br />

Ärztinnen und Ärzte Frauen. Im<br />

Studienfach Medizin sind bereits<br />

zwei Drittel aller Studierenden<br />

weiblich. In den Apotheken lag der<br />

Frauenanteil im Jahr 2021 sogar<br />

über 70 Prozent, wie die Bundesvereinigung<br />

Deutscher Apothekerverbände<br />

bekannt gibt. ken<br />

Gericht verbietet Ärzte-Siegel<br />

„Top Mediziner“-Auszeichnung der Zeitschrift „Focus“ ist irreführend<br />

Das Landgericht München hat<br />

dem „Focus“ untersagt, Ärztinnen<br />

und Ärzten Auszeichnungen wie<br />

„Top Mediziner“ zu verleihen, für<br />

die diese zuvor bezahlt haben.<br />

Dadurch werden Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher getäuscht.<br />

Einmal im Jahr veröffentlicht das<br />

Magazin „Focus Gesundheit“ eine<br />

Ärzteliste mit Empfehlungen. Es<br />

erweckt nach Auffassung des<br />

Landgerichts München dadurch<br />

den Anschein, als würden die ausgezeichneten<br />

Medizinerinnen und<br />

Mediziner aufgrund einer neutralen<br />

und sachgerechten Prüfung<br />

empfohlen. Das ist allerdings nicht<br />

der Fall. Das Siegel, mit der die<br />

Ausgezeichneten in der Öffentlichkeit<br />

für sich werben, kann für eine<br />

Lizenzgebühr in Höhe von 2000<br />

Euro vom Burda-Verlag gekauft<br />

werden.<br />

Subjektive Bewertung<br />

Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit<br />

einem Prüfsiegel der Stiftung Warentest<br />

wird suggeriert, dass die<br />

Ärztinnen und Ärzte wegen ihrer<br />

besonderen Qualität auf der Ärzteliste<br />

stehen. Tatsächlich sei es aber<br />

laut Gericht so, dass sich die Qualität<br />

ärztlicher Dienstleistungen<br />

nicht mit Messgeräten im Testlabor<br />

ermitteln und vergleichen lasse.<br />

Vielmehr seien unter den Kriterien,<br />

die bei diesen Empfehlungslisten<br />

berücksichtigt würden, auch<br />

ausschließlich subjektiv basierte,<br />

etwa die Kollegenempfehlung oder<br />

die Patientenzufriedenheit. Deshalb<br />

verwies das Landgericht in<br />

seinem Urteil darauf, dass das<br />

verliehene Siegel die Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher in die Irre<br />

führt.<br />

Geklagt hatte der Verbraucherschutzverband<br />

„Wettbewerbszentrale“.<br />

Nach seiner Ansicht hatte<br />

der „Focus“ gegen das lauterkeitsrechtliche<br />

Irreführungsverbot<br />

verstoßen, indem er einen falschen<br />

Eindruck erweckt hatte.<br />

Seit 1993 bereits gibt es das Ranking<br />

des „Focus“. Seit seiner Gründung<br />

bewertet das Nachrichtenmagazin<br />

die angeblich besten<br />

Ärztinnen und Ärzte Deutschlands.<br />

Waren es zu Beginn 500, so<br />

sind mittlerweile mehr als 4200<br />

Namen auf der Liste. Im Internet<br />

erklärt die Redaktion, wie man<br />

diese besten Ärztinnen und Ärzte<br />

ermittelt. Von der Stichprobe über<br />

eine Analyse gelange man zu einem<br />

Ergebnis, heißt es dort. Und<br />

wer wolle, könne mit dem Siegel<br />

dann auch werben.<br />

Berufung angekündigt<br />

Kritik an dieser Praxis gab es in<br />

den vergangenen 30 Jahren immer<br />

wieder. Nun hat die Wettbewerbszentrale<br />

erfolgreich auf Unterlassung<br />

geklagt. Der Burda-Verlag<br />

kündigte nach dem Urteil an, Berufung<br />

einzulegen. Man halte das<br />

Urteil für falsch, erklärte eine<br />

Sprecherin des Verlags.<br />

Jörg Ciszewski<br />

Die Qualität von Ärztinnen und Ärzten lässt sich nicht in einer Rangliste<br />

darstellen, so das Landgericht München. Foto: picture alliance/dpa-tmn/B. Nolte<br />

ANZEIGENSCHLUSS<br />

für gewerbliche Anzeigen<br />

für die Ausgabe Mai:<br />

4. APRIL <strong>2023</strong><br />

Ina Weißenberg<br />

ina.weissenberg@markomgroup.de<br />

(0 22 02) 81 78 89-3


8 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

Gesundheit<br />

Raus aus dem Winterschlaf<br />

Im Frühjahr fühlen sich viele Menschen müde, niedergeschlagen oder gereizt – Was ihnen wirklich hilft<br />

Der Frühling ist da. Nach den kalten<br />

und grauen Tagen treibt es<br />

viele wieder nach draußen: Spazieren<br />

gehen, Sport treiben, im<br />

Café sitzen oder Freunde treffen<br />

macht bei milden Temperaturen<br />

Freude. Doch während die einen<br />

vor Energie sprühen, sind andere<br />

müde und matt.<br />

Wer sich so kraft- und antriebslos<br />

fühlt, leidet wahrscheinlich<br />

unter der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit.<br />

Hier muss sich der<br />

Körper erst einmal auf die steigenden<br />

Temperaturen und das zunehmend<br />

helle Licht einstellen. Sie<br />

tritt typischerweise zwischen März<br />

und Mai auf.<br />

Wie lange sie anhält, ist von<br />

Mensch zu Mensch unterschiedlich.<br />

Bei dem einen zeigt sie sich<br />

nur als kurzes Phänomen über zwei<br />

bis drei Tage, bei der anderen kann<br />

sie bis zu vier Wochen andauern.<br />

Manchen Menschen macht nicht<br />

nur die Antriebslosigkeit zu schaffen:<br />

Sie fühlen sich zudem gereizt<br />

oder niedergeschlagen, leiden unter<br />

Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden<br />

oder Schwindel.<br />

Jeder Zweite ist müde<br />

Nach Expertenschätzungen ist<br />

etwa jede oder jeder zweite Deutsche<br />

betroffen. Darunter sind mehr<br />

Frauen als Männer. Auch viele ältere<br />

oder sehr wetterfühlige Menschen<br />

sind anfälliger für Frühjahrsmüdigkeit.<br />

Viel Licht tanken macht im Frühling fit.<br />

Noch ist nicht ganz klar, was sie<br />

auslöst. Früher wurde ein Mangel<br />

an Vitaminen und Nährstoffen<br />

dafür verantwortlich gemacht.<br />

Denn während der kalten Jahreszeit<br />

gab es weniger frische, gesunde<br />

Lebensmittel, sodass die Nährstoffspeicher<br />

des Körpers nach<br />

dem Winter geleert waren.<br />

Inzwischen ist das Licht in den<br />

Fokus der Wissenschaften gerückt.<br />

So wirkt sich das Verhältnis von<br />

Helligkeit und Dunkelheit auf den<br />

Hormonhaushalt im Körper aus,<br />

erklärt Dr. Anna Heidbreder von<br />

der Innsbrucker Universitätsklinik<br />

für Neurologie, in einem YouTube-<br />

Video zur Frühjahrsmüdigkeit.<br />

Nimmt das Auge über die Netzhaut<br />

Lichtreize auf, führt dies dazu,<br />

dass im Hypothalamus, einer<br />

Hormondrüse im Gehirn, die Produktion<br />

von Serotonin angekurbelt<br />

wird. Gleichzeitig wird die<br />

Bildung von Melatonin gedrosselt.<br />

Serotonin wird auch als „Glückshormon“<br />

bezeichnet. Es macht<br />

aktiv und zufrieden. Dagegen bewirkt<br />

das „Schlafhormon“ Melatonin,<br />

dass man müde wird.<br />

Foto: picture alliance/Presse-Bild-Poss/Uta Poss<br />

Im Winter bleiben die Lichtreize<br />

aus, sodass mehr Melatonin gebildet<br />

wird. Gleichzeitig leeren sich die<br />

Serotoninspeicher. Werden die Tage<br />

im Frühling länger, können diese<br />

wieder gefüllt werden. Doch bis<br />

dahin kann das ungleiche Verhältnis<br />

von Glücks- und Schlafhormon<br />

für Beschwerden sorgen. Dies spüren<br />

viele als Frühjahrsmüdigkeit.<br />

Darüber hinaus spielt auch der<br />

Kreislauf eine Rolle, so Heidbreder:<br />

Denn die für das Frühjahr typischen<br />

Temperaturschwankungen,<br />

etwa zwischen Tag und Nacht,<br />

Tipps<br />

Der Körper braucht in der Regel<br />

etwas Zeit, um sich auf die wärmere<br />

Jahreszeit einzustellen. Um<br />

ihn dabei zu untersützen, können<br />

einfache Maßnahmen helfen:<br />

Ÿ Viel Licht tanken: Sonnenlicht<br />

bewirkt, dass Serotonin gebildet<br />

wird. Das sorgt für gute<br />

Stimmung.<br />

Ÿ Gesund ernähren: Obst, Gemüse,<br />

Vollkornprodukte und<br />

Hülsenfrüchte versorgen den<br />

Körper mit vielen Nährstoffen<br />

und Vitaminen.<br />

Ÿ Gut trinken: Rund 1,5 Liter Wasser<br />

oder ungesüßter Tee erhöhen<br />

das Wohlbefinden.<br />

Ÿ Raus an die frische Luft: Regelmäßige<br />

Bewegung im Freien<br />

macht wieder fit.<br />

Ÿ Ausreichend schlafen: Ein erholsamer<br />

Schlaf sorgt für einen<br />

guten Start in den Tag.<br />

fordern den Organismus zusätzlich.<br />

Steigen die Temperaturen, weiten<br />

sich die Blutgefäße. Der Blutdruck<br />

sinkt. Dies kann bei Menschen, die<br />

ohnehin schon einen niedrigen<br />

Blutdruck haben, zu Müdigkeit und<br />

Erschöpfung führen.<br />

Es ist nicht nötig, Medikamente<br />

gegen Frühjahrsmüdigkeit einzunehmen.<br />

In der Regel geht sie von<br />

allein vorbei. Halten die Beschwerden<br />

allerdings länger an, sollte<br />

man dies mit der Hausärztin oder<br />

dem Hausarzt abklären, rät Heidbreder.<br />

<br />

Kristin Enge<br />

Krankenstand auf Rekordniveau<br />

Atemwegserkrankungen verursachen viele Fehlzeiten im Jahr 2022<br />

Eine schonende Narkose<br />

Zwischen Vollnarkose und örtlicher Betäubung<br />

Im vergangenen Jahr lag die Anzahl<br />

der Krankschreibungen deutlich<br />

über den Werten der Vorjahre.<br />

Das hat eine Analyse der Krankenversicherung<br />

Barmer unter ihren<br />

Versicherten ergeben.<br />

Nach Angaben des Barmer Instituts<br />

für Gesundheitssystemforschung<br />

(bifg), das die Daten ausgewertet<br />

hat, waren im Dezember<br />

2022 von 1000 beschäftigten Versicherten<br />

231 mit einem Krankengeldanspruch<br />

krankgeschrieben.<br />

Dagegen waren es im Dezember<br />

2021 nur 102 von 1000 Versicherten.<br />

Damit hat sich Zahl mehr als<br />

verdoppelt.<br />

Es ist davon auszugehen, dass<br />

zum einen die ausgesetzte Maskenpflicht<br />

und zum anderen auch<br />

die möglichen Kontakte dazu beigetragen<br />

haben, dass sich viele<br />

Menschen mit Erkältungskrankheiten<br />

angesteckt haben. Auf der<br />

Arbeit, im öffentlichen Nahverkehr<br />

oder bei Veranstaltungen in der<br />

Freizeit kam es wieder zu vielen<br />

Begegnungen.<br />

Regionale Unterschiede<br />

Zudem stellte die Barmer große<br />

regionale Unterschiede fest: Der<br />

Krankenstand in Sachsen-Anhalt<br />

war besonders hoch, in Bayern<br />

vergleichsweise niedrig. So waren<br />

im Jahr 2022 in Sachsen-Anhalt<br />

268 Krankschreibungen je 1000<br />

Versicherten zu verzeichnen. Dem<br />

standen 202 Krankschreibungen<br />

in Bayern gegenüber. Im Jahr zuvor<br />

waren es deutlich weniger: 130<br />

beziehungsweise 93 Krankschreibungen.<br />

Erkrankungen durch das Coronavirus<br />

haben im vergangenen Jahr<br />

eine größere Rolle gespielt, wie die<br />

Analyse der Barmer zeigt: Der Anteil<br />

der Krankschreibungen aufgrund<br />

einer solchen Diagnose lag in<br />

jedem Monat höher als im Jahr 2021.<br />

„Während im Juli 2021 nur 0,9 Prozent<br />

aller Krankschreibungen einen<br />

Corona-Bezug hatten, lag der Anteil<br />

im Juli 2022 bei 20,2 Prozent und<br />

damit um mehr als das Zweiundzwanzigfache<br />

höher“, so die Barmer.<br />

Auch die DAK-Gesundheit und<br />

die Techniker Krankenkasse (TK)<br />

berichteten von ähnlich hohen<br />

Krankenständen. So seien Beschäftigte<br />

im vergangenen Jahr im<br />

Schnitt fast 20 Tage krankgeschrieben<br />

gewesen, so die DAK. Dies sei<br />

ein Plus von 38 Prozent im Vergleich<br />

zum Jahr 2021. Atemwegserkrankungen,<br />

wie Erkältungen<br />

und Bronchitis, hätten dabei um<br />

172 Prozent zugelegt.<br />

Die TK wies darauf hin, dass es<br />

in den ersten beiden Coronajahren<br />

durch die Abstands- und Hygieneregeln<br />

deutlich weniger Fehlzeiten<br />

gegeben hatte. Zudem war aufgefallen,<br />

dass die „Erkältungswellen<br />

auch in saisonal untypischen Zeiträumen<br />

mit ungewöhnlichen<br />

Hochständen eine große Rolle<br />

gespielt haben – hauptsächlich im<br />

Juli und Oktober“, wie Dr. Jens<br />

Baas, Vorstandsvorsitzender der<br />

TK, erklärte. Kristin Enge<br />

Im Jahr 2022 haben Ärztinnen und Ärzte besonders viele Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen<br />

ausgestellt. Foto: picture alliance/Eibner-Pressefoto/Fleig<br />

Örtliche Betäubung oder Vollnarkose?<br />

Lange Zeit schienen das in<br />

der Medizin die einzigen Alternativen<br />

zu sein. Seit einigen Jahren<br />

wird aber immer häufiger bei Operationen<br />

ein anderes, drittes Verfahren<br />

angewandt: die sogenannte<br />

Regionalanästhesie.<br />

Bei dieser Form der Anästhesie<br />

wird nicht nur der Wundbereich,<br />

die Stelle also, wo der operative<br />

Eingriff vorgenommen werden<br />

soll, betäubt, sondern die ganze<br />

Körperregion. Erreicht wird dies,<br />

indem der empfindungsleitende<br />

Nervenstrang, der diesen Körperbereich<br />

versorgt, mit Hilfe eines<br />

Medikaments blockiert wird.<br />

Dadurch wirkt die Regionalanästhesie<br />

tiefer und weitflächiger<br />

als die örtliche Betäubung. Möglich<br />

wurde das neue Verfahren,<br />

weil die Ultraschalltechnik verfeinert<br />

wurde. Denn Anästhesistin<br />

oder Anästhesist müssen genau<br />

verfolgen, wo sich die Nadel mit<br />

dem betäubenden Medikament<br />

befindet, um gezielt die betreffenden<br />

Nerven auszuschalten und<br />

nicht aus Versehen das umgebende<br />

Gewebe zu verletzen. Besonders<br />

gut eignet sich das Verfahren bei<br />

Operationen an Schultern, Armen<br />

und Beinen. Es wird oft bei Geburten<br />

eingesetzt, damit Frauen Wehen<br />

besser ertragen können.<br />

Die Regionalanästhesie kann die<br />

Vollnarkose ganz ersetzen oder<br />

ergänzen, im zweiten Fall spricht<br />

man von einer Kombinations-<br />

Vor einer Operation wird geklärt,<br />

welche Form der Narkose sich am<br />

besten eignet.<br />

anästhesie. Die Vorteile liegen auf<br />

der Hand: Eine Narkose für nur<br />

einen Teil des Körpers ist für den<br />

Organismus weniger belastend.<br />

Die Patientin oder der Patient<br />

bleibt bei Bewusstsein und hat<br />

nach der OP weniger Schmerzen.<br />

Wird die Regionalanästhesie zusätzlich<br />

zur Vollnarkose angewandt,<br />

kann diese niedriger dosiert<br />

werden, was sich ebenfalls<br />

positiv auf das Befinden auswirkt.<br />

Nachwirkungen wie Übelkeit und<br />

Erbrechen oder Verwirrtheit, wie<br />

sie insbesondere bei älteren Operierten<br />

zu beobachten ist, treten<br />

deutlich seltener auf. Steht eine<br />

Operation an, klärt die Anästhesistin<br />

oder der Anästhesist im<br />

Vorgespräch, welche Form der<br />

Narkose am sinnvollsten ist. gol<br />

Foto: picture alliance/dpa/Florian Schuh


Gesundheit Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 9<br />

Keine Angst vor Widerspruch<br />

Was man tun kann, wenn die Krankenkasse einen Antrag ablehnt<br />

Wertvolle Fette und Öle<br />

Der Körper benötigt ungesättigte Fettsäuren<br />

Fette und Öle gehören zu einer<br />

gesunden Ernährung dazu. Doch<br />

nicht alle sind gleich gut. Vor allem<br />

Pflanzenöle mit ungesättigten<br />

Fettsäuren sind empfehlenswert.<br />

Fett ist für den Körper lebensnotwendig.<br />

Es liefert Energie,<br />

schützt die inneren Organe, hält<br />

warm und erfüllt wichtige Aufgaben.<br />

Beispielsweise können bestimmte<br />

Vitamine nur mithilfe von<br />

Fett verwertet werden. Außerdem<br />

dient es als Geschmacksträger.<br />

Unterschieden wird in gesättigte<br />

und ungesättigte Fettsäuren. Während<br />

Erstere Erkrankungen begünstigen<br />

können, gelten Letztere<br />

als gesund. Sie senken das schädliche<br />

LDL- und erhöhen das gute<br />

HDL-Cholesterin und beugen so<br />

gefährlichen Ablagerungen in den<br />

Gefäßen vor. Es kommt also darauf<br />

an, welche Art von Fetten<br />

man zu sich nimmt.<br />

Transfette hingegen sollte man<br />

meiden. Sie stehen in Zusammenhang<br />

mit Bluthochdruck und<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die<br />

gehärteten Pflanzenfette erhöhen<br />

den Gehalt des schädlichen<br />

LDL-Cholesterins im Blut. Die<br />

Folge: Blutfette lagern sich an den<br />

Arterienwänden an, verhärten und<br />

verdicken diese und können<br />

schließlich die Gefäße komplett<br />

verstopfen. Transfette sind nicht<br />

nur in stark verarbeiteten Nahrungsmitteln<br />

enthalten, sondern<br />

entstehen auch, wenn Öl stark<br />

oder mehrmals hintereinander<br />

erhitzt wird, zum Beispiel in der<br />

Eine ganze Reihe von Leistungen<br />

der gesetzlichen Krankenkassen<br />

gibt es nur auf Antrag. Nicht immer<br />

werden diese bewilligt. Doch Patientinnen<br />

und Patienten können<br />

sich wehren, wenn ihre Kasse die<br />

Kosten nicht übernehmen will. Die<br />

VdK-ZEITUNG erklärt, wie man dabei<br />

vorgeht.<br />

Hilfsmittel wie etwa Hörgeräte,<br />

Rollatoren und Rollstühle, eine<br />

Reha, aber auch Zahnersatz,<br />

Fahrtkosten oder eine Psychotherapie<br />

müssen im Vorfeld bei der<br />

Krankenkasse beantragt werden.<br />

Die Antragstellung sollte immer<br />

schrift lich erfolgen. Die Kasse<br />

überprüft die Anfrage und genehmigt<br />

die Kostenübernahme oder<br />

lehnt sie ab. Dieser Bescheid ergeht<br />

ebenfalls schriftlich und beinhaltet<br />

eine Rechtsmittelbelehrung.<br />

Fristen einhalten<br />

Bei einer Ablehnung können<br />

Versicherte Widerspruch einlegen.<br />

Dafür haben sie einen Monat Zeit.<br />

Stichtag ist der Tag, an dem das<br />

Schreiben der Kasse eingegangen<br />

ist. Der Widerspruch muss immer<br />

schriftlich eingelegt werden. Es<br />

empfiehlt sich, den Brief per Einschreiben<br />

zu schicken.<br />

Die Versicherten müssen darauf<br />

achten, dass der Brief innerhalb<br />

der Monatsfrist bei der Krankenkasse<br />

eingeht. Dabei sollten sie<br />

miteinberechnen, dass es ein paar<br />

Tage dauern kann, bis das Schreiben<br />

ankommt. Spätestens am letzten<br />

Tag der Frist muss es bei der<br />

Krankenkasse eingetroffen sein.<br />

Wer eine Geschäftsstelle seiner<br />

Kasse in der Nähe hat, kann den<br />

Widerspruch auch dort abgeben.<br />

Dabei sollte man sich eine Empfangsbestätigung<br />

geben lassen.<br />

Ratsam ist, die Argumentation<br />

der Krankenkasse aufmerksam zu<br />

lesen und in einer Stellungnahme<br />

gut zu begründen, warum man die<br />

medizinische Leistung dennoch<br />

benötigt. Ärztliche Befunde sowie<br />

Kontaktdaten sollten dem Schreiben<br />

beigelegt werden. Es besteht<br />

auch die Möglichkeit, die Begründung<br />

nachzureichen. Hier genügt<br />

ein einfaches Schreiben mit dem<br />

Widerspruch und dem Verweis auf<br />

die spätere ausführliche Argumentation.<br />

Die Kassen haben drei Monate<br />

Zeit, um über den Widerspruch zu<br />

entscheiden. Passiert das nicht, hat<br />

das allerdings keine negativen Folgen<br />

für sie. Versicherte haben nach<br />

dieser Frist die Möglichkeit, eine<br />

Untätigkeitsklage einzureichen.<br />

Immer wieder kommt es vor, dass<br />

jemand von der Kasse anruft und<br />

die Versicherte oder den Versicherten<br />

zu überreden versucht, den<br />

Widerspruch zurückzunehmen.<br />

Meist weist sie oder er darauf hin,<br />

dass man ohnehin keine Aussicht<br />

auf Erfolg habe. Der VdK rät, dem<br />

keinesfalls zuzustimmen, sondern<br />

den Fall erst prüfen zu lassen.<br />

Entscheidet die Kasse bei einem<br />

Widerspruch, die beantragte Leistung<br />

nicht zu übernehmen, besteht<br />

die Möglichkeit, zu klagen. Hier<br />

gilt wieder eine Frist von vier Wochen.<br />

Das Gerichtsverfahren ist<br />

kostenlos. Allerdings empfiehlt es<br />

sich, eine Sozialrechts expertin<br />

oder einen Sozialrechtsexperten<br />

hinzuzuziehen. Bis zur Klärung<br />

der Frage, ob die Krankenkasse<br />

den Antrag zu Recht abgelehnt hat,<br />

kann einige Zeit vergehen.<br />

Der Sozialverband VdK hilft<br />

seinen Mitgliedern gerne, wenn es<br />

um Leistungen der gesetzlichen<br />

Krankenkassen geht. Fragen Sie<br />

einfach in Ihrer Geschäftsstelle<br />

nach. Annette Liebmann<br />

Nüsse und Avocados<br />

Bei den gesunden Fetten unterscheidet<br />

man einfach und mehrfach<br />

ungesättige Fettsäuren. Die<br />

einfach ungesättigten Fettsäuren<br />

kommen vor allem in Samen, Nüssen,<br />

Avocados und pflanzlichen<br />

Ölen vor, etwa in Olivenöl. Sie sind<br />

wichtig für die Aufnahme von Vitaminen<br />

und können den Cholesterinspiegel<br />

senken. Einfach ungesättigte<br />

Fettsäuren kann der Körper<br />

auch selber herstellen.<br />

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren<br />

hingegen müssen mit der Nahrung<br />

aufgenommen werden. Sie<br />

halten die Zellwände und das Gehirn<br />

gesund und sorgen für einen<br />

normalen Blutdruck. Besonders<br />

wichtig sind Omega- 3- Fettsäuren.<br />

Diese kommen in Pflanzenölen wie<br />

beispielsweise Leinöl, Rapsöl, Olivenöl,<br />

Walnussöl oder Sojaöl vor,<br />

ebenso in fetthaltigem Seefisch wie<br />

Lachs, Makrele oder Hering.<br />

Omega- 6-Fettsäuren sind in Sonnenblumenöl,<br />

Milchprodukten und<br />

Fleisch enthalten.<br />

Leinöl enthält besonders viele<br />

Omega-3-Fettsäuren.<br />

Fritteuse. Auch gesättigte Fettsäuren<br />

lassen den Cholesterinspiegel<br />

ansteigen. Sie kommen vor allem<br />

in tierischen Lebensmitteln vor,<br />

wie etwa in Butter, Wurst, Süßigkeiten<br />

sowie in Palmfett.<br />

Generell gilt: Wer viele pflanzliche<br />

und wenig tierische Lebensmittel<br />

isst, nimmt automatisch weniger<br />

gesättigte und mehr ungesättigte<br />

Fettsäuren zu sich. Besonders empfehlenswert<br />

sind pflanzliche Öle,<br />

etwa Olivenöl, Rapsöl oder Leinöl.<br />

Für die optimale Versorgung sollte<br />

außerdem ein- bis zweimal pro Woche<br />

eine Portion fetthaltiger Seefisch<br />

auf den Tisch kommen. ali<br />

Foto: imago images/Shotshop<br />

Vorsicht bei Absagen am Telefon<br />

Entscheidungen der Krankenkasse sollte man sich schriftlich geben lassen<br />

Es kann durchaus vorkommen,<br />

dass Krankenkassen ihre Versicherten<br />

anrufen, um ihnen die<br />

Entscheidung zu einer beantragten<br />

Leistung mündlich statt schriftlich<br />

mitzuteilen.<br />

Durch unangekündigte Anrufe<br />

der Krankenkasse fühlen sich die<br />

meisten Menschen überrumpelt.<br />

Vor allem, wenn es sich um die<br />

Ablehnung einer Leistung handelt.<br />

Doch auch wenn Versicherte davon<br />

ausgehen, dass sie in der Regel einen<br />

schriftlichen Bescheid erhalten<br />

werden, ist dieses Vorgehen rechtens.<br />

Der Anruf sollte also auf jeden<br />

Fall ernst genommen werden.<br />

Ohne schriftlichen Bescheid ist<br />

es für die Betroffenen schwieriger,<br />

die Entscheidung der Krankenkasse<br />

nachzuvollziehen, da ihnen die<br />

Gründe für die Ablehnung ihres<br />

Antrags nicht bekannt sind. Das<br />

erschwert es folglich auch, gegen<br />

die Entscheidung der Kasse Widerspruch<br />

einzulegen. Versicherte<br />

sollten deshalb noch während des<br />

Telefonats die Mitarbeiterin oder<br />

den Mitarbeiter der Kasse bitten,<br />

ihnen eine schriftliche Bestätigung<br />

der mündlichen Entscheidung zuzusenden.<br />

Dazu sind die Krankenkassen<br />

verpflichtet, wenn das<br />

ausdrücklich gewünscht wird.<br />

Der schriftliche Bescheid muss<br />

immer mit einer Begründung versehen<br />

sein. Außerdem enthält er<br />

eine Rechtsbehelfsbelehrung, in<br />

der die Rechtsmittel und Fristen<br />

angegeben sind. <br />

Annette Liebmann


10 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> Generationen<br />

„Sie sind die Helden der Pandemie“<br />

Viele junge Menschen fühlen sich noch immer psychisch stark belastet<br />

Ein Stück Kindheit<br />

Das Poesiealbum weckt Erinnerungen<br />

Viele Kinder und Jugendliche leiden<br />

noch immer an den Folgen der<br />

Corona-Pandemie. Über ihre psychische<br />

Belastung spricht Dr. Gunter<br />

Joas mit der VdK-ZEITUNG. Er ist<br />

Chefarzt der Klinik für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, Psychosomatik<br />

und Psychotherapie in Esslingen.<br />

Wie erleben Sie Ihre jungen Patientinnen<br />

und Patienten?<br />

Schon vor der Pandemie gab es<br />

eine hohe Inanspruchnahme der<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und<br />

zu wenig Behandlungsplätze für<br />

Heranwachsende, die unsere Hilfe<br />

gebraucht haben. Diese Situation<br />

hat sich weiter verschärft. Wir erleben<br />

eine deutliche Zunahme an<br />

Angststörungen, Depressionen<br />

und Essstörungen. Darüber hinaus<br />

erschreckt mich die hohe Zahl an<br />

Kindern, die nicht mehr leben wollen.<br />

Diese Kinder und Jugendlichen<br />

mit Selbstmordgedanken<br />

werden immer jünger.<br />

Woran liegt das?<br />

Es gibt nicht nur den einen Grund.<br />

Nach Corona sind bei vielen Kindern<br />

und Jugendlichen die psychischen<br />

Abwehrkräfte einfach aufgebraucht.<br />

Ihr Tank ist leer. Während<br />

der Pandemie sind viele Unterstützungsangebote,<br />

soziale Kontakte,<br />

auch die Schule – als wichtiger Ort<br />

der Begegnung – weggefallen. Klassenfahrten,<br />

Jugendfreizeiten, gemeinsam<br />

feiern oder einfach nur mit<br />

Gleichaltrigen abhängen – alles,<br />

was für Jugendliche in ihrer Entwicklung<br />

sehr wichtig ist, war nicht<br />

mehr möglich. Vieles ist noch nicht<br />

aufgearbeitet. Nun wird von den<br />

Kindern und Jugendlichen aber erwartet,<br />

dass sie wieder so funktionieren<br />

wie zuvor, als wäre nichts<br />

gewesen. Wir wissen, dass psychische<br />

Probleme nach einer Ausnahmesituation<br />

wie Corona oft erst mit<br />

einer zeitlichen Verzögerung durchschlagen.<br />

So zeigen viele junge<br />

Menschen nun auch ein schulvermeidendes<br />

Verhalten. Hinzu kommen<br />

die Sorgen wegen des Ukraine-<br />

Kriegs und des Klimawandels.<br />

Zieht sich ein Kind zurück, kann das ein Alarmsignal sein.<br />

Welche Kinder und Jugendlichen<br />

sind besonders gefährdet?<br />

Auch hier gibt es keine einfache<br />

Antwort. Studien zeigen, dass Kinder<br />

und Jugendliche aus Familien<br />

mit einem niedrigen sozio-ökonomischen<br />

Status ein höheres Risiko<br />

für die Ausbildung einer psychischen<br />

Störung haben. In der Pandemiezeit<br />

sind insbesondere Alleinerziehende<br />

oftmals an ihre<br />

äußerste Belastungsgrenze gelangt.<br />

Dies ist sicher ein wichtiger Aspekt,<br />

den die Politik als erschwerenden<br />

Faktor im Blick haben muss. Wir<br />

sehen aber Kinder und Jugendliche<br />

aus allen Schichten und Lebenssituationen.<br />

So tun sich insbesondere<br />

auch Kinder schwer, die alles<br />

richtig machen wollen oder die eine<br />

stärkere Feinfühligkeit mitbringen.<br />

Was brauchen junge Menschen<br />

jetzt am nötigsten?<br />

Zunächst brauchen sie Verständnis.<br />

Man sollte mehr mit ihnen<br />

sprechen und nicht dauernd über<br />

sie. Viele Erwachsene scheinen<br />

schon vergessen zu haben, wie<br />

schwierig die Zeit für die Kinder<br />

und Jugendlichen etwa mit dem<br />

Homeschooling gewesen ist. Im<br />

Grunde sind sie die Helden der<br />

Pandemie. Was sie brauchen, ist<br />

Stabilität, soziale Kontakte, Verständnis,<br />

Liebe und Hilfe, wenn die<br />

persönliche Situation zu belastend<br />

wird. Dass die Schließung der<br />

Schulen keinen positiven Effekt<br />

hatte, wissen wir, und die Politik<br />

hat betont, dass diese Maßnahme<br />

nicht mehr ergriffen werden soll.<br />

Dies begrüße ich außerordentlich.<br />

Schule darf nicht nur allein auf<br />

Lernen reduziert werden. Schule ist<br />

ein wichtiger Ort für die Heranreifung<br />

der Schülerinnen und Schüler.<br />

Was sollten Eltern wissen?<br />

Eltern sollten auf Veränderungen<br />

im Verhalten ihrer Kinder achten.<br />

Nicht jeder Streit oder Konflikt ist<br />

ein Alarmzeichen. Wenn sich Kinder<br />

aber zurückziehen, sich nicht<br />

mehr mitteilen, soziale Kontakte<br />

abbrechen oder stark einschränken,<br />

könnte dies ein Signal für<br />

Eltern sein, genauer hinzuschauen.<br />

Wichtig ist, den Kindern zuzuhören<br />

und sich Zeit zu nehmen.<br />

Das Abweichen und die Veränderung<br />

des bisherigen Verhaltens<br />

kann ein Anlass dafür sein. Familien<br />

sollten sich lieber früher als zu<br />

spät an Hilfsangebote vor Ort<br />

wenden. In einem ersten Gespräch<br />

Dr. Gunter Joas mit einer seiner kleinen Patientinnen. Foto: Klinikum Esslingen<br />

kann rasch abgestimmt werden,<br />

was und ob eine weitergehende<br />

Hilfe notwendig ist. Je länger die<br />

Erkrankung besteht, desto länger<br />

ist der Heilungsprozess. Wir müssen<br />

alle zusammen drohende chronische<br />

Verläufe bei den Kindern<br />

und Jugendlichen verhindern.<br />

Die Bundesregierung hat eine interministerielle<br />

Arbeitsgruppe<br />

„Gesundheitliche Auswirkungen<br />

auf Kinder und Jugendliche durch<br />

Corona“ eingestzt. Wie bewerten<br />

Sie die Handlungsempfehlungen?<br />

Den Fokus auf Kinder und Jugendliche<br />

zu legen und deren besonderen<br />

Unterstützungsbedarf aufzugreifen,<br />

begrüße ich. Auch die<br />

finanzielle Unterstützung im Bereich<br />

der Prävention und der<br />

Hilfsangebote ist wichtig. Den<br />

bedarfsgerechten Ausbau von<br />

klinischen Behandlungsplätzen<br />

sehe ich weiter als drängende Aufgabe<br />

der Politik. Darüber hinaus<br />

ist der Ausbau von flexiblen Behandlungsmöglichkeiten,<br />

etwa<br />

Stationsäquivalente Behandlung<br />

– StäB, die Schaffung von niedrigschwelligen<br />

Zugängen und eine<br />

sektorenübergreifende Versorgung<br />

unter Einbezug von Kinderärztinnen<br />

und -ärzten, Schulen, Beratungsstellen<br />

und anderen dringend<br />

notwendig. Jede Schule sollte über<br />

eine ausreichende Anzahl von<br />

Schulpsychologen und Schulsozialarbeiterinnen<br />

verfügen.<br />

Interview: Kristin Enge<br />

Info<br />

Die interministerielle Arbeitsgruppe<br />

(IMA) „Gesundheitliche Auswirkungen<br />

auf Kinder und Jugendliche<br />

durch Corona“, die die<br />

Bundesregierung eingesetzt hat,<br />

kam zu dem Ergebnis, dass sich<br />

73 Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />

noch immer psychisch<br />

stark belastet fühlen. Am<br />

8. Februar hat die IMA ihren<br />

Abschlussbericht vorgelegt, den<br />

das Kabinett beschlossen hat.<br />

Sie hat konkrete Handlungsempfehlungen<br />

erarbeitet, die sich an<br />

Schulen, die Kindertagesbetreuung,<br />

Kinderärztinnen und -ärzte<br />

sowie die Jugend- und Familienhilfe<br />

richten. Die IMA wurde von<br />

zahlreichen Expertinnen und Experten<br />

aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft<br />

und den Ländern unterstützt.<br />

Foto: imago/ingimage<br />

Kleine Lebensweisheiten, geschrieben<br />

in schöner Handschrift,<br />

dazu eingeklebte Bildchen: Wer<br />

sein altes Poesiealbum noch hat,<br />

sollte es mal wieder aufklappen.<br />

Der Blick zurück in die Vergangenheit<br />

lohnt sich, zumal die Bücher<br />

aus der Mode gekommen sind.<br />

Ihren Platz haben inzwischen<br />

Freundschaftsbücher eingenommen.<br />

Viel Platz für Kreativität ist<br />

darin nicht mehr, denn hauptsächlich<br />

werden Hobbys der Kinder<br />

abgefragt.<br />

„Mein Poesiealbum würde ich<br />

nie wegwerfen“, sagt Christine E.*<br />

aus Potsdam. Trotzdem hatte sie<br />

seit 25 Jahren keinen Blick mehr<br />

hineingeworfen. Wenn sie das<br />

Büchlein heute aufschlägt, ist das<br />

wie eine kleine Zeitreise in die<br />

Kindheit. Die Einträge sind zwischen<br />

1980 und 1990 entstanden.<br />

Das Album ist fast voll. Der Besitzerin<br />

gefällt, dass sich die Kinder<br />

so viel Mühe gegeben haben: „Die<br />

meisten Verse sind säuberlich mit<br />

dem Füller verfasst. Oft wurde ein<br />

kleines Tierbildchen hineingeklebt.“<br />

Einen Klassiker unter den Einträgen,<br />

der bei den Schülerinnen und<br />

Schülern offensichtlich sehr beliebt<br />

war, findet Christine E. gleich dreimal<br />

in ihrem Buch: „Rosen, Tulpen,<br />

Nelken. Alle Blumen welken. Stahl<br />

und Eisen bricht. Aber unsere<br />

Freundschaft nicht.“<br />

Ein anderer Vers darin entstammt<br />

einer Welt, die von autoritärer<br />

Erziehung geprägt war:<br />

„Mach Gehorsam dir zu eigen.<br />

Höre gern der Eltern Wort. Lerne<br />

reden, lerne schweigen. Aber stets<br />

am rechten Ort.“<br />

Poesiealben sind nicht nur private<br />

Schätze, sondern auch Gegenstand<br />

wissenschaftlicher Studien.<br />

So forscht der Soziologe Stefan<br />

Walter von der niedersächsischen<br />

Universität Oldenburg bereits seit<br />

mehr als zehn Jahren zu diesem<br />

Thema. Für ihn sind Poesiealben<br />

Wertesammlungen, wie er in einem<br />

Interview mit der „Süddeutschen<br />

Zeitung“ 2019 erklärt. Denn in den<br />

Büchlein finden sich Moralvorstellungen.<br />

Für seine Studien ist er in<br />

die NS-Vergangenheit eingetaucht.<br />

Die nationalsozialistische Ideologie<br />

sei in die Poesiealben der Jahre<br />

zwischen 1938 und 1939 eingeflossen.<br />

Auch mit dem Wertewandel in<br />

Ost- und Westdeutschland hat sich<br />

der Wissenschaftler befasst.<br />

Christine E. blättert weiter in<br />

ihrem Album und freut sich an den<br />

Erinnerungen. Aufregend sei es<br />

gewesen, als sie es einem Jungen in<br />

der Grundschule gegeben hat, den<br />

sie verehrte. Am meisten rührt die<br />

gebürtige Hallenserin jedoch der<br />

Eintrag ihrer Mutter, die inzwischen<br />

verstorben ist. Sie hat ihrer<br />

Tochter eine zeitlose Botschaft mit<br />

auf den Weg gegeben: „In jeder<br />

Minute, die du im Ärger verbringst,<br />

versäumst du 60 glückliche Sekunden<br />

deines Lebens – Albert<br />

Schweitzer.“ Elisabeth Antritter<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

Gedicht in Schönschrift und Klebebildchen: So sah früher ein klassischer<br />

Eintrag in ein Poesiealbum aus. Foto: picture alliance/Mohssen Assanimoghaddam


Inklusion Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 11<br />

„Marcel leistet Pionierarbeit“<br />

Wie ein Mensch mit einer Behinderung in einem freiwilligen ökologischen Jahr wichtige Erfahrungen sammelt<br />

Viele junge Menschen wagen mit<br />

einem freiwilligen ökologischen<br />

Jahr (FÖJ) einen ersten Schritt in<br />

die Selbstständigkeit. So auch der<br />

21-jährige Marcel Bouchareb. Ihn<br />

zog es aus Süddeutschland über<br />

600 Kilometer entfernt nach Lüneburg<br />

auf einen Bauernhof.<br />

Als Erstes macht sich Marcel<br />

Bouchareb morgens auf den Weg<br />

zum Hühnerstall, wo er die Tiere<br />

mit Wasser und Körnern versorgt.<br />

Die Eier sammelt er ein. Danach<br />

füttert er die Schweine. Als Nächstes<br />

geht er in die Gärtnerei, um<br />

Sellerie auszusäen.<br />

Seit September 2022 absolviert<br />

der junge Heidenheimer ein FÖJ<br />

auf dem „Hof an den Teichen“ in<br />

Lüneburg. Er ist mit einer Autismus-Spektrum-Störung<br />

einer der<br />

ersten jungen Menschen mit einer<br />

Behinderung, der ein solches Jahr<br />

in Niedersachsen macht.<br />

Projekt „FÖJ für alle!“<br />

„Das FÖJ ist eine große Chance,<br />

sich zu orientieren, Neues kennenzulernen<br />

und sich auszuprobieren“,<br />

sagt Rebecca Kleinheitz vom<br />

Netzwerk alma (Arbeitsfeld Landwirtschaft<br />

mit allen). Die Möglichkeit<br />

gäbe es aber kaum für Menschen<br />

mit Behinderung, weil die<br />

Bedingungen nicht passten.<br />

Deshalb hat das Netzwerk alma<br />

in Kooperation mit der Alfred-<br />

Toepfer-Akademie für Naturschutz<br />

das Modellprojekt „FÖJ für alle!“<br />

Marcel Bouchareb füttert die Bunten Bentheimer Schweine mit Roter Beete und Möhren.<br />

Foto: Sandra Dragendorf<br />

auf den Weg gebracht. Seit September<br />

absolvieren neun Interessierte<br />

mit Behinderung hier ein FÖJ.<br />

„Wir haben da bisher wenig Erfahrungen.<br />

Zu oft wird für Menschen<br />

mit Behinderung nur an eine<br />

Werkstatt gedacht“, sagt Sebastian<br />

Bleck, Projektleiter bei der Toepfer-Akademie.<br />

Mit dem Modellprojekt<br />

soll für sie ein FÖJ selbstverständlicher<br />

werden.<br />

Für Marcel Bouchareb und seine<br />

Familie kam eine Werkstatt nie<br />

infrage. Er kann lesen und schreiben,<br />

nicht rechnen. Zudem kann<br />

er sich gut orientieren und hat ein<br />

fotografisches Gedächtnis.<br />

Mit der Entscheidung für ein FÖJ<br />

begann ein langer Weg: VdK-Mitglied<br />

Marcel Bouchareb brauchte<br />

eine Einsatzstelle, Kost und Logis,<br />

eine Assistenz, die seinem Unterstützungsbedarf<br />

entspricht. Seine<br />

Mutter, Meike Goldhammer, telefonierte<br />

immer wieder mit dem<br />

Netzwerk alma und der Toepfer-<br />

Akademie, pendelte zwischen der<br />

Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung<br />

(EUTB), dem Landratsamt<br />

und der Diakonie hin und<br />

her. So fanden sie den Hof in Lüneburg<br />

und eine Wohngemeinschaft.<br />

Auch das Persönliche Budget<br />

konnten sie durchsetzen und<br />

darüber eine Assistenz anstellen.<br />

Mit ihr wurde das FÖJ erst möglich.<br />

Es war ein „Weg voller Stolpersteine“,<br />

sagt seine Mutter heute.<br />

Auf dem Hof werden die Beete<br />

für die Aussaat vorbereitet. Marcel<br />

Bouchareb muss Unkraut jäten,<br />

was er nicht so gerne macht, und<br />

Mist ausbringen. Seine Assistentin<br />

Maxi begleitet ihn. Die Zeiten, in<br />

denen er sie braucht, werden immer<br />

kürzer. Er kennt sich inzwischen<br />

gut aus und ist am liebsten<br />

ohne sie unterwegs. „Er lebt total<br />

auf in seiner Selbstständigkeit“,<br />

findet auch seine Mutter.<br />

Eigene Ideen entwickeln<br />

„Marcel ist so viel offener geworden“,<br />

freut sich Sandra Dragendorf,<br />

die sich auf dem Hof um das<br />

Büro kümmert. Es fällt ihm dadurch<br />

leichter, Kinder zur Bauernhof-AG<br />

oder bei Hofführungen zu<br />

begleiten. Er beantwortet Fragen,<br />

und sie erfahren, dass hier vier<br />

Tierrassen gehalten werden, die<br />

vom Aussterben bedroht sind.<br />

Im FÖJ können junge Menschen<br />

ein eigenes Projekt umsetzen. Der<br />

21-Jährige hat für die Leute auf dem<br />

Hof einen Schuhputzer aus drei<br />

Besenköpfen gebaut. Alle, die in<br />

den Pausenraum gehen, nutzen ihn<br />

rege, und der Schmutz bleibt draußen.<br />

Auch an den Seminaren nimmt<br />

er teil. Das sei gut, weil dadurch<br />

alle Teilnehmenden mit und ohne<br />

Behinderung ganz selbstverständlich<br />

zusammenkämen, sagt Kleinheitz.<br />

Und Bleck ergänzt: „Marcel<br />

leistet hier echte Pionierarbeit.“<br />

Der 21-Jährige denkt indes über<br />

eine Ausbildung beim Träger „Neue<br />

Arbeit“ in Lüneburg nach. Er sei<br />

bereit, sagt er. „Ich würde gerne<br />

weiter durchs Lebens gehen – ganz<br />

selbstständig.“ Kristin Enge<br />

Ausgleichsabgabe hat wichtige Funktion<br />

Erlöse unterstützen Betriebe, die Menschen mit Behinderung beschäftigen<br />

Erste Schritte im Netz<br />

„Digital-Kompass“ bietet älteren Menschen Hilfe<br />

Unternehmen, die 20 und mehr<br />

Arbeitsplätze haben, müssen mindestens<br />

fünf Prozent schwerbehinderte<br />

Menschen beschäftigen. Tun<br />

sie das nicht, sind sie gesetzlich<br />

verpflichtet, eine Ausgleichsabgabe<br />

zu zahlen. Künftig wird es<br />

für jene Firmen teurer, die sich dieser<br />

Beschäftigungspflicht komplett<br />

entziehen.<br />

Wenn eine Wäscherei mit 100<br />

Beschäftigten nur vier Menschen<br />

mit einer Schwerbehinderung einstellt,<br />

muss sie monatlich eine<br />

Ausgleichsabgabe von 140 Euro<br />

zahlen. Denn sie verfehlt mit einer<br />

Beschäftigungsquote von nur vier<br />

Prozent die gesetzlich vorgegebene<br />

Fünf-Prozent-Pflichtquote.<br />

Das Gesetz sieht vor, dass Betriebe<br />

mit einer Beschäftigungsquote<br />

von drei bis weniger als fünf<br />

Prozent eine Ausgleichsabgabe in<br />

Höhe von 140 Euro pro nicht besetztem<br />

Pflichtarbeitsplatz zahlen<br />

müssen. 245 Euro werden für Arbeitgeber<br />

fällig, wenn in der Belegschaft<br />

nur zwischen zwei und drei<br />

Prozent Schwerbehinderte beschäftigt<br />

sind, und 360 Euro bei<br />

einer noch geringeren Quote.<br />

Zu diesen bisherigen drei Staffeln<br />

der Ausgleichsabgabe wird<br />

eine vierte hinzukommen. Unternehmen,<br />

die gar keine Person mit<br />

einer Behinderung einstellen, sollen<br />

bald stärker zur Kasse gebeten<br />

werden. Das neue Gesetz zur Förderung<br />

des inklusiven Arbeitsmarktes<br />

sieht vor, dass sie, je nach<br />

Der VdK fordert, dass Arbeitgeber ihrer Pflicht nachkommen, Menschen<br />

mit Behinderung einzustellen.<br />

Foto: picture alliance/dpa/Katja Sponholz<br />

Betriebsgröße, bis zu 720 Euro<br />

Ausgleichsabgabe pro nicht besetztem<br />

Pflichtplatz zahlen müssen.<br />

Inklusive Arbeitsplätze<br />

Die Erlöse aus dieser Abgabe<br />

gehen keineswegs an den Staat.<br />

Vielmehr werden mit dem Geld<br />

Arbeitgeber unterstützt, die die<br />

Beschäftigungsquote erfüllen und<br />

deshalb höhere Kosten zu tragen<br />

haben, zum Beispiel weil Arbeitsplätze<br />

barrierefrei umgestaltet<br />

werden müssen oder weil Schwerbehinderte<br />

nach dem Gesetz Anspruch<br />

auf Zusatzurlaub haben.<br />

Die Ausgleichsabgabe soll die unterschiedliche<br />

finanzielle Belastung<br />

der Firmen ausgleichen. Aus<br />

ihr werden auch Zuschüsse finanziert,<br />

wenn behinderungsbedingt<br />

eine Qualifizierung oder eine Arbeitsassistenz<br />

notwendig ist oder<br />

Lohnkostenzuschüsse erforderlich<br />

sind. Dadurch, dass die Abgabe<br />

künftig nicht mehr für Einrichtungen,<br />

sondern zur Förderung von<br />

Arbeitsplätzen auf dem allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt ausgegeben werden<br />

soll, trägt sie ihren Teil zu einem<br />

inklusiven Arbeitsmarkt bei.<br />

Die Ausgleichsabgabe hat auch<br />

eine wichtige Anreizfunktion: Unternehmen<br />

sollen dazu motiviert<br />

werden, mehr schwerbehinderte<br />

Menschen zu beschäftigen und<br />

dadurch ihre Kosten für die Ausgleichsabgabe<br />

zu senken oder<br />

komplett einzusparen. Denn die<br />

Zahlung der Abgabe entbindet die<br />

Arbeitgeber nicht von der Pflicht,<br />

Menschen mit Schwerbehinderung<br />

einzustellen. Jörg Ciszewski<br />

Seniorinnen und Senioren sowie<br />

Menschen mit Sinnes- und Mobilitätsbeeinträchtigungen<br />

sollen<br />

mit dem bundesweiten Programm<br />

„Digital-Kompass“ gezielt an digitale<br />

Angebote herangeführt<br />

werden.<br />

Im Rahmen des Projekts, das<br />

unter anderem von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen<br />

(BAGSO) ins Leben<br />

gerufen wurde und vom Bundesministerium<br />

für Umwelt und Verbraucherschutz<br />

unterstützt wird,<br />

wurden bundesweit insgesamt 100<br />

Standorte eingerichtet. Hier sollen<br />

Interessierte vor Ort mit bedürfnisorientierten<br />

Angeboten bei den<br />

ersten Schritten ins Netz unterstützt<br />

werden.<br />

Inhalte sind zum Beispiel: digital<br />

gestützte Sturz-Prophylaxe,<br />

digitale Sprachassistenten, digitale<br />

Haushaltsbücher, Demenz-Prävention,<br />

Online-Banking oder<br />

aber auch Einführung in die Video-Telefonie<br />

oder Messenger-<br />

Dienste.<br />

Der Sozialverband VdK begrüßt<br />

die Unterstützung durch den<br />

Digital-Kompass. VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele sagt: „Zu viele<br />

Menschen werden durch die zunehmende<br />

Digitalisierung abgehängt.<br />

Beim Digital-Kompass finden<br />

sie Unterstützung und ein<br />

Umfeld, in dem sie sich trauen,<br />

Fragen zu stellen.“ Weitere Informationen<br />

finden sich auf der barrierefreien<br />

Webseite. juf<br />

www.digital-kompass.de


12 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> VdK-TV<br />

Aktuelle Filme auf VdK-TV<br />

VdK-TV<br />

Die Redaktion des Videoportals<br />

VdK-TV informiert Sie regelmäßig<br />

zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />

Themen. Folgende nebenstehende<br />

neue Filme sind unter<br />

www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />

VdK-TV AUF SPORT1<br />

Filme von VdK-TV sind in der Sendung<br />

MIT EINANDER bei Sport1<br />

im Fernsehen zu sehen. Im <strong>April</strong><br />

wird erst einmal gefeiert. Denn<br />

vor 25 Jahren wurde das Sozialmagazin<br />

zum ersten Mal ausgestrahlt.<br />

Wir haben deshalb etwas<br />

im Archiv gestöbert. Und wir begleiten<br />

Verena Bentele ins Deutsche<br />

Museum. Dort hat die von<br />

Geburt an blinde VdK-Präsidentin<br />

neue inklusive Angebote getestet.<br />

15. <strong>April</strong> Sendetermin ist der<br />

dritte <strong>April</strong>- Samstag<br />

um 9.30 Uhr.<br />

18. <strong>April</strong> Am Dienstag darauf<br />

wird die Sendung um<br />

15.30 Uhr wiederholt.<br />

Für den Fall, dass man für den Ehepartner oder die Ehepartnerin in gesundheitlichen<br />

Angelegenheiten Entscheidungen treffen muss, wurde das<br />

sogenannte Notvertretungsrecht eingeführt. Diese beschränkte Regelung<br />

ist im Januar in Kraft getreten.<br />

Foto: Sozialverband VdK<br />

Notvertretungsrecht<br />

Am 1. Januar ist das neue Betreuungsrecht<br />

in Kraft getreten. Dazu<br />

gehört auch das Notvertretungsrecht,<br />

das Eheleuten die Möglichkeit<br />

auf gegenseitige Vertretung in<br />

gesundheitlichen Angelegenheiten<br />

zuspricht. So kann die Partnerin<br />

oder der Partner über medizinische<br />

Maßnahmen entscheiden, wenn<br />

die Ehegattin oder der Ehegatte<br />

aufgrund von Bewusstlosigkeit oder<br />

Krankheit Entscheidungen nicht<br />

selbst treffen kann und es keine<br />

entsprechende schriftliche Verfügung<br />

gibt. Das Notvertretungsrecht<br />

ist zeitlich auf maximal sechs Monate<br />

beschränkt und bezieht sich vor<br />

allem auf die Einwilligung in ärztliche<br />

Eingriffe und den Abschluss von<br />

Behandlungsverträgen.<br />

Im Gespräch mit Susanne Sickert,<br />

Referentin für Leben im Alter des<br />

VdK Bayern, beleuchtet VdK-TV die<br />

Vor- und Nachteile dieser Regelung.<br />

Nicht in jeder Ehe wird offen über<br />

solche ernsten Themen gesprochen:<br />

Möchte ich nach einem Herzstillstand<br />

reanimiert werden? Wäre<br />

ich im Ernstfall für oder gegen lebensverlängernde<br />

Maßnahmen? Es<br />

kann also sein, dass die oder der<br />

Angehörige gar nicht weiß, was der<br />

Wille ihres Partners oder seiner<br />

Partnerin in einer solchen Situation<br />

ist. „Das Notvertretungsrecht ersetzt<br />

keine Patientenverfügung<br />

oder Vorsorgevollmacht“, so das<br />

Fazit der Expertin. Sie rät, frühzeitig<br />

schriftlich zu regeln, was im Ernstfall<br />

geschehen soll.<br />

„Rat und Tat“<br />

Im aktuellen Video aus der Ratgeberreihe<br />

„Rat und Tat“ informiert<br />

VdK-Rechtsexperte Daniel Overdiek<br />

über das neue Hinzuverdienstrecht<br />

bei der vorgezogenen Altersrente<br />

und Erwerbsminderungs rente.<br />

Menschen, die vor dem regulären<br />

Eintrittsalter bereits in Rente gegangen<br />

sind, können jetzt uneingeschränkt<br />

arbeiten und Einkommen<br />

erzielen, ohne dass die Rente gekürzt<br />

wird.<br />

Bei der vollen Erwerbsminderungsrente<br />

wurde die Hinzuverdienstgrenze<br />

von 6300 Euro abgeschafft.<br />

Stattdessen liegt die neue Hinzuverdienstgrenze<br />

bei 17 823,75 Euro<br />

im Jahr. Bei teilweiser Erwerbsminderung<br />

sind es 35 647,50 Euro pro<br />

Jahr. Wer in einem der letzten 15<br />

Kalenderjahre vor Rentenbezug<br />

sehr gut verdient hat, darf unter<br />

Umständen sogar noch mehr dazu<br />

verdienen. Wichtig ist aber immer,<br />

dass die tägliche Arbeitszeit nicht<br />

mehr als drei bei voller beziehungsweise<br />

sechs Stunden bei teilweiser<br />

Erwerbsminderung beträgt. Ansonsten<br />

kann die Erwerbsminderungsrente<br />

entfallen. VdK-Moderator<br />

Kai Steinecke fasst das Ganze<br />

wie immer noch einmal kurz und<br />

auf den Punkt gebracht in einem<br />

eigenen Video zusammen.<br />

Pflege-TÜV<br />

Pflegebedürftige brauchen einen<br />

besonderen Schutz, denn sie können<br />

sich meist nicht selbst zur Wehr<br />

setzen. Deshalb unterliegt die Qualität<br />

von Pflegeeinrichtungen einer<br />

ständigen Kontrolle. Seit 2019 gibt<br />

es in Deutschland den „Pflege-TÜV“<br />

der Pflege-Selbstverwaltung. Wie<br />

dieser TÜV funktioniert, das erklärt<br />

VdK-TV in diesem Beitrag.<br />

Auch wenn das neue Prüfverfahren<br />

für mehr Transparenz in der stationären<br />

Pflege sorgt, sieht der Sozialverband<br />

VdK einige Aspekte kritisch.<br />

So bleibt es zum Beispiel bei der<br />

zweimal pro Jahr stattfindenden<br />

Datenabfrage den Pflegeeinrichtungen<br />

selbst überlassen, ob sie<br />

bestimmte Fragen – auch so wichtige<br />

wie die nach ihrem Personalschlüssel<br />

– beantworten oder nicht.<br />

Vor allem aber erweisen sich viele<br />

Maßnahmen, um gegen Missstände<br />

vorzugehen, als wenig wirksam.<br />

Deshalb bleibt den Betroffenen oft<br />

kein anderer Ausweg, als sich nach<br />

einer neuen Pflegeeinrichtung umzusehen.<br />

– Anzeige –<br />

ERDBEBEN<br />

TÜRKEI UND SYRIEN<br />

© arche noVa/Bonyan<br />

Jetztspenden!<br />

Starke Erdbeben haben inder Türkei undSyrien einunvorstellbares Ausmaß der Zerstörung hinterlassen.<br />

Tausende Menschen sindtot undZehntausendeverletzt. Aktion Deutschland Hilft leistetNothilfe.<br />

Mit Nahrungsmitteln, Trinkwasserund medizinischerHilfe. Helfen Sie jetzt–mit IhrerSpende!<br />

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Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 13<br />

LANDESVERBAND<br />

Ehrenamt<br />

Aktionen der Orts- und<br />

Kreisverbände Seite 14<br />

Aus der VdK-Familie<br />

Geburtstage, Ehrungen<br />

und Jubiläen Seite 15<br />

Gemeindeschwester+<br />

Die „GemeindeschwesterPlus“<br />

hilft älteren Menschen, möglichst<br />

lange in den eigenen vier Wänden<br />

zu leben, also selbstständig zu<br />

bleiben. Auf Wunsch besucht sie<br />

Interessierte kostenlos und berät<br />

beispielsweise zu gesundheitlicher<br />

oder hauswirtschaftlicher Versorgung,<br />

Wohnsituation, Mobilität,<br />

sozialen Kontakten und Teilhabeangeboten.<br />

Leider ist dieses landesweite<br />

Service-Angebot noch viel zu wenig<br />

bekannt. Wer mehr über die<br />

GemeindeschwesterPlus erfahren<br />

möchte, besucht am besten die<br />

Internetseite des rheinland-pfälzischen<br />

Sozialministeriums.<br />

https://bit.ly/429vW9r<br />

Fit, gesund und voller Tatendrang:<br />

In jungen Jahren ist das Leben ein<br />

Abenteuer. Trotzdem: Viele ältere<br />

Menschen sind zufriedener. Und<br />

wie glücklich man ist, hängt auch<br />

von einem selbst ab. Denn man<br />

kann viel dafür tun.<br />

Dass Glück nicht nur für jeden<br />

einzelnen, sondern auch für die<br />

gesamte Gesellschaft wichtig ist,<br />

daran erinnert jedes Jahr der Internationale<br />

Tag des Glücks, den die<br />

Vereinten Nationen vor zehn Jahren<br />

ins Leben gerufen haben.<br />

„Glückliche Menschen sind gesünder<br />

und leben auch länger“, sagt<br />

der Glücksforscher und Volkswirt<br />

Karlheinz Ruckriegel von der<br />

Technischen Hochschule in Nürnberg.<br />

Den Wohlstand einer Gesellschaft<br />

allein an materiellem<br />

Wachstum, sprich dem Bruttoinlandsprodukt,<br />

zu messen, halten<br />

er und andere Fachleute deshalb<br />

für zu kurz gegriffen. Wenn jemand<br />

im Glücksspiel gewinnt,<br />

spricht man allgemein von Glück.<br />

Doch die Glücksforschung interessiert<br />

sich weniger für dieses<br />

Zufalls-Glück, sondern für das<br />

Wohlfühl-Glück. „Glück ist die<br />

positive Bewertung des eigenen<br />

Lebens, der eigenen Lebenssituation“,<br />

erläutert die Soziologie-Professorin<br />

Hilke Brockmann von der<br />

Constructor University in Bremen,<br />

die sich seit mehr als 15 Jahren mit<br />

dem Thema beschäftigt. Das<br />

Glücksrezept eines jeden Menschen<br />

sei sehr individuell, sagt sie.<br />

Doch fest stehe: Geld allein mache<br />

nicht glücklich. „Im Schnitt ist der<br />

Reiche glücklicher als der Ärmere.<br />

Aber der Sättigungsgrad ist schnell<br />

Glück – auch eine Frage des Alters<br />

Forschung: Geld und Alter haben unterschiedlichen Einfluss auf das Glück<br />

Freude über jedes Jahr: Alter macht glücklich.<br />

erreicht.“ Eine große Rolle spielt<br />

das Alter – wobei Jugend nicht alles<br />

ist. Von einem „Zufriedenheitsparadox“<br />

spricht der Medizin-Professor<br />

Tobias Esch von der<br />

Universität Witten/Herdecke, der<br />

seit 20 Jahren zum Belohnungssystem<br />

des Gehirns und dem Glückserleben<br />

forscht. Trotz körperlicher<br />

Beschwerden und Krankheiten<br />

seien ältere Menschen in der Regel<br />

glücklicher und zufriedener als<br />

mittelalte Erwachsene, sagt der<br />

Experte. „Der wichtigste Treiber<br />

dafür ist erstaunlicherweise das<br />

Älterwerden selbst.“ Im Laufe des<br />

Lebens ändere sich die Art des<br />

Glückempfindens, erläutert Esch.<br />

Junge Leute suchten Vergnügen<br />

und Nervenkitzel. Sie eilten von<br />

Glücksmoment zu Glücksmoment,<br />

was zwar intensiv, aber flüchtig sei.<br />

In späteren Jahren folge das „Tal<br />

der Tränen“: ein Lebensabschnitt,<br />

Foto: Wayhomestudio / Freepik<br />

in dem viele vor allem glücklich<br />

seien, wenn Stress und Unglück<br />

eine Pause einlegten.<br />

Berufliche Karriere, Kinder, Beziehungsprobleme,<br />

Hausbau oder<br />

-kauf, zum Teil schon pflegebedürftige<br />

Eltern – in der Zeit stehen<br />

viele Menschen vor einer Menge<br />

Herausforderungen. „Man hat viele<br />

Verpflichtungen, die wie ein<br />

Klotz am Bein kleben“, sagt auch<br />

die Soziologie-Professorin Brockmann.<br />

„Da rutscht man in ein<br />

mittleres Loch.“ Später steige die<br />

Lebenszufriedenheit wieder. „Man<br />

ist noch fit genug, um die Rente zu<br />

genießen. Man hat Zeit, sich noch<br />

mal neu zu erfinden und etwas<br />

Neues zu erleben.“ Im Alter ab 60<br />

Jahren brauchen Menschen meist<br />

wenig, um zufrieden zu sein, wie<br />

Esch herausgefunden hat. Sie verspürten<br />

ein tiefgreifendes, beständiges<br />

Gefühl von Glück und Zufriedenheit<br />

– trotz Altersbeschwerden.<br />

„Mit dem Älterwerden<br />

emanzipiert man sich von dem<br />

Gedanken, rundum gesund zu<br />

sein, sofern die Existenz nicht bedroht<br />

ist.“ Am Ende des Lebens,<br />

die letzten eineinhalb bis zwei<br />

Jahre vor dem Tod, gehe die Zufriedenheit<br />

statistisch dann wieder<br />

zurück.<br />

Die Glücksformel<br />

„Jeder ist seines Glückes<br />

Schmied“ – diese Redewendung<br />

trifft in großen Teilen tatsächlich<br />

zu. „Man kann Glück lernen“, sagt<br />

Esch. Wie glücklich jemand sei, sei<br />

auch Typsache. Manche Menschen<br />

stießen zum Beispiel schneller den<br />

Botenstoff Dopamin aus als andere,<br />

beziehungsweise bauten ihn<br />

langsamer ab und seien deshalb<br />

risikofreudiger. Der Effekt der Gene<br />

liege bei etwa 30 bis 40 Prozent.<br />

„Das heißt, mehr als die Hälfte der<br />

Lebenszufriedenheit ist erlernbar.“<br />

Doch wie geht das? Aus Sicht<br />

des Glücksforschers Ruckriegel<br />

hilft erst mal eine realistische Sicht<br />

auf die Welt: „Wir nehmen negative<br />

Dinge viel stärker wahr als die<br />

positiven.“<br />

Auch Sport, soziale Kontakte,<br />

eine sinnvolle Aufgabe zu haben<br />

und sich für andere oder die Gemeinschaft<br />

zu engagieren mache<br />

glücklich – und natürlich ein gewisses<br />

Maß an Einkommen. „Aber<br />

dieses Maß wird brutal überschätzt.<br />

Eins ist auf jeden Fall klar:<br />

Wenn man sich auf den Gelderwerb<br />

konzentriert, ist man auf dem<br />

Weg zum Glück nicht so gut unterwegs.“<br />

Irena Güttel/dpa<br />

SOZIALRECHTSTIPP<br />

Grundsicherung und Rente<br />

Hilfeleistungen bei Regelalters- und Erwerbsminderungsrente – Schonvermögen beachten<br />

Wenn die Rente für den Lebensunterhalt<br />

nicht ausreicht, hat man<br />

Anspruch auf Hilfeleistungen; diese<br />

unterscheiden sich je nach Rentenart.<br />

Bezieht man eine Regelaltersrente<br />

oder dauerhaft eine<br />

volle Erwerbsminderungsrente,<br />

stehen die Voraussetzungen für<br />

staatliche Unterstützung im Sozialgesetzbuch<br />

12. Alle Hintergründe<br />

zeigt der VdK-Sozialrechtstipp.<br />

Nicht alle Rentenbeziehenden,<br />

denen Lebenshaltungskosten zu<br />

schaffen machen, erhalten Hilfeleistungen.<br />

Ob ein Regelbedarf<br />

besteht, hängt maßgeblich von den<br />

individuellen Wohn- und Heizkosten<br />

sowie den Kosten für Krankenund<br />

Pflegeversicherung ab. Wichtig<br />

ist auch die Höhe des Schonvermögens<br />

– also die Grenze, bis zu der<br />

das eigene Vermögen nicht angetastet<br />

wird. Diese Schonvermögensgrenzen<br />

liegen ab Beginn dieses<br />

Jahres bei 10 000 Euro pro Person,<br />

die in einem Haushalt leben.<br />

Eine Immobilie wie ein Haus<br />

oder eine Eigentumswohnung gehören<br />

ebenfalls zum Schonvermögen,<br />

sofern man selbst darin wohnt<br />

und die Größe (Grundstücks- und<br />

Wohnfläche) angemessen ist. Als<br />

„angemessen“ gilt ein Hausgrundstück<br />

mit einer Wohnfläche von bis<br />

zu 140 Quadratmetern oder eine<br />

Eigentumswohnung bis zu 130<br />

Quadratmetern.<br />

Bewohnen mehr als vier Personen<br />

das Hausgrundstück beziehungsweise<br />

die Eigentumswohnung,<br />

erhöht sich die maßgebende<br />

Wohnfläche um jeweils 20 Quadratmeter<br />

für jede weitere Person.<br />

Der zuständige Grundsicherungsträger<br />

– also zum Beispiel die<br />

Gemeinde oder das Jobcenter –<br />

prüft die Angemessenheit der Immobilie.<br />

Wird der Antrag zum ersten Mal<br />

gestellt, gelten fürs erste Jahr die<br />

Grundstücks- und Wohnflächenvorgaben<br />

nicht; diese Karenzzeit<br />

soll verhindern, dass man sofort<br />

aus seinem Eigenheim ausziehen<br />

muss, wenn man staatliche Unterstützung<br />

bekommt.<br />

Einige Kosten, die im Zusammenhang<br />

mit dem Eigentum entstehen<br />

wie zum Beispiel Zinsen und<br />

Nebenkosten, werden ebenfalls oft<br />

übernommen. Zudem können bei<br />

Bedarf auch manche Instandhaltungskosten<br />

bezahlt werden, beispielsweise<br />

für eine Heizungsreparatur.<br />

Alle Maßnahmen werden<br />

Schwer zu stemmen: Lebensmittel- und Energiepreise. Foto: Freepik/Drazen Zigic/<br />

aber daraufhin überprüft, ob sie<br />

notwendig, angemessen und wirtschaftlich<br />

sind.<br />

Das Schonvermögen umfasst<br />

übrigens auch ein angemessenes<br />

Auto; „angemessen“ bedeutet, dass<br />

es nicht mehr wert sein darf als<br />

15 000 Euro. Im Fall eines behindertengerecht<br />

umgebauten Fahrzeugs<br />

kann diese Summe auch<br />

höher liegen. Sobald die Voraussetzungen<br />

für den Leistungsbezug<br />

vorliegen, wird dieser grundsätzlich<br />

für ein Jahr bewilligt, wenn<br />

davon auszugehen ist, dass die<br />

tatsächlichen Verhältnisse sich<br />

nicht ändern. Dementsprechend<br />

wirken sich Rentenerhöhungen auf<br />

die zukünftige Leistung aus.<br />

Wenn die Grundrentenzeiten von<br />

33 Jahren erfüllt sind, wird außerdem<br />

ein Freibetrag vom Einkommen<br />

abgezogen, so dass Rentnerinnen<br />

und Rentner mit langjähriger<br />

Rentenversicherungspflicht einen<br />

höheren Anspruch haben. Wenn<br />

eine Rente aus zusätzlicher privater<br />

Altersvorsorge bezogen wird, gibt<br />

es dafür zusätzlich Freibeträge;<br />

diese sind bis zu 100 Euro frei.<br />

Auch eingezahlte Beiträge in eine<br />

notwendige Versicherung können<br />

vom Einkommen abgesetzt werden.<br />

Werden beispielsweise noch vor<br />

dem ersten Leistungsbezug Beiträge<br />

in eine Sterbegeldversicherung<br />

gezahlt, so werden auch diese von<br />

der Höhe der eigenen Rente abgezogen;<br />

das erhöht die Leistung vom<br />

Amt. Zudem können angemessene<br />

Beiträge für eine Hausratversicherung<br />

oder Haftpflichtversicherung<br />

von der Rente abgesetzt werden.<br />

Die Absetzung der Beiträge für eine<br />

Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung<br />

ist nicht vorgesehen, außer in<br />

speziellen beruflichen Fällen.<br />

Wichtig ist abschließend zu wissen,<br />

dass von der Rente auch der<br />

VdK-Beitrag einkommensmindernd<br />

abgezogen werden kann.<br />

Ergeht ein Bewilligungsbescheid,<br />

so kann auch die Befreiung vom<br />

Rundfunkbeitrag beantragt werden.<br />

Ida Schneider/Moritz Ehl<br />

www.vdk.de/permalink/4233


14 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Emmelshausen<br />

Palzem<br />

Im Ortsverband Emmelshausen, Kreisverband Sankt Goar, wurde das<br />

Vorstandsteams neu gewählt. Das Foto zeigt von links: Schriftführer<br />

Helmut Golawsky, Frauenvertreterin Kerstin Johann, Ortsverbandsvorsitzender<br />

Michael Suckfüll-Lenz, Stellvertretende Ortsverbandsvorsitzende<br />

Astrid Scheffler, Kreisverbandsvorsitzender Karl Josef Mahlberg<br />

und Kassenprüfer Berni Kochhan.<br />

Der Ortsverband Palzem, Kreisverband Trier-Saarburg, verbrachte einen gemeinsamen Nachmittag beim<br />

Treipenessen, einer speziellen Art gebratener Blutwurst. Bei dieser Gelegenheit ehrten der Kreisverbandsvorsitzende<br />

Werner Faber (Dritter von rechts) und sein Stellvertreter Karl-Rainer Heiderich (Fünfter von<br />

rechts) zahlreiche treue VdKlerinnen und VdKler für zehn, 20 und 30 Mitgliedsjahre.<br />

Kaifenheim-Brachtendorf<br />

Simmern<br />

Im Ortsverband Kaifenheim-Brachtendorf, Kreisverband Cochem-Zell,<br />

wurde Christian Müller zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden<br />

gewählt. Zudem ehrte Kreisverbandssvorsitzender Andreas Peifer (links)<br />

treue Mitglieder. Das Bild zeigt von rechts (Mitgliedsjahre in Klammern):<br />

Irmgard Esser (40), Joachim Wilhelmy (20) und Erwin Roeser (20).<br />

Zu einem informativen Erste-Hilfe-Vortrag hatte die Frauenbeauftragte Marita Hees vom Ortsverband<br />

Simmern ihre weiblichen Mitglieder eingeladen. Die Frauen folgten gespannt den Ausführungen des Referenten<br />

Michael Stallwood von den Johannitern. Dieser berichtete kurzweilig über Erste Hilfe am Unfallort,<br />

bei Verbrennungen, kleinen oder großen Wunden, bei Schock sowie Knochenbrüchen. Zudem klärte er über<br />

die Symptome von Schlaganfall und Herzinfarkt auf und ließ zur Übung Verbände anlegen. Auch die stabile<br />

Seitenlage wurde gezeigt. Weiterhin erklärte er anschaulich den Gebrauch eines Defibrillators.<br />

Glan-Lauter<br />

Konken<br />

Im Ortsverband Glan-Lauter, Kreisverband Kusel, wurde ein neues<br />

Vorstandsteam gewählt. Er setzt sich folgendermaßen zusammen (von<br />

links): Revisor Rudolf Geiß, Frauenvertreterin Ulrike Fritz-Emrich,<br />

Revisor Reinhold Denzer, Kassenverwalterin Jutta Inge Schäfer, die<br />

Beisitzenden Christine Kohlmayer-Tratz und Sibylle Gebhardt, die<br />

stellvertretende Vorsitzende Nicole Finzel, der Vorsitzende Hans-Peter<br />

Blum sowie die Beisitzenden Horst Rheinheimer und Carmen Emrich.<br />

Bei der Jahresabschlussfeier im Kreisverband Konken, Kreisverband Kusel, wurden zahlreiche Mitglieder<br />

für ihre langjährige Treue geehrt. Die Ehrung nahm die Kreisverbandsvorsitzende Monika Klein (Zweite<br />

von rechts) gemeinsam mit dem Ortsverbandsvorsitzenden Leroy Posch (rechts) vor.<br />

Pronsfeld<br />

Tawern<br />

Im Ortsverband Pronsfeld, Kreisverband Bitburg-Prüm, wurde im<br />

Beisein des Kreisverbandsvorsitzenden Wilhelm Ahlert (rechts) ein<br />

neues Vorstandsteam gewählt. Auf dem Bild präsentieren sich (von<br />

links): Vorsitzender Willi Thielen, Frauenbeauftragte Hedwig Peters,<br />

Beisitzer Michael Biel, Beisitzerin Elisabeth Schäfer, Kassenverwalter<br />

Peter Kockelmann, stellvertretende Vorsitzende Martha Krost sowie<br />

die Beisitzenden Jörg Biel, Alwine Weber und Walter Willmes. Nicht im<br />

Bild: Die Revisoren Gerhard Schwalen und Roland Thielen.<br />

Beim Ortsverbandstag des Ortsverbands Tawern, Kreisverband Trier-Saarburg, ehrten der stellvertretende<br />

Kreisverbandsvorsitzende Karl-Rainer Heiderich (Sechster von links) und der Ortsverbandsvorsitzende<br />

Helmut Müller (Siebter von links) treue VdKler. Ehrennadel, Urkunde und Präsent erhielten für zehn Jahre<br />

Marlene Becker, Agnes Prümm und Alfred Fettes. Ausgezeichnet für 20 Jahre wurden Harald Hötl, Norbert<br />

Hötl, Klaus Kollmann, Rosemarie Kuss, Karl Müller, Petra Schultz-Freis, Ulrich Schultz und Mathilde Strack.<br />

30 Jahre mit dabei sind Walter Bamberg, Hans-Karl Jacobs, Walter Junk, Willi Komes und Alfons Marx.


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 15


16 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> Freizeit<br />

Schönes Brauchtum in der Osterzeit<br />

Bunte Eier schmücken Sträucher in vielen Gärten, das Osterlamm wird gebacken, und die Sonne lockt zum Osterspaziergang<br />

Ostern ist für Christen eines der<br />

wichtigsten Feste im Kirchenjahr.<br />

Neben der Spiritualität gehören für<br />

viele Menschen auch gebackene<br />

Lämmchen, gefärbte Eier oder der<br />

Hase selbstverständlich dazu. Doch<br />

woher kommen diese Bräuche?<br />

Oft kommt die ganze Familie an<br />

den Osterfeiertagen zusammen.<br />

Eltern, Kinder, Großeltern, Onkel<br />

und Tanten, Cousins und Cousinen<br />

bemalen Eier und lassen sich<br />

viele Leckereien schmecken.<br />

Das Ei steht im Christentum für<br />

die Auferstehung Jesu. In früherer<br />

Zeit wurde es meist rot gefärbt –<br />

als Symbol für das Blut, das Jesus<br />

vergossen hat. Heutzutage schmücken<br />

bunte, kreativ verzierte Eier<br />

viele Ostersträuße und -nester.<br />

Der Brauch der Ostereiersuche<br />

soll heidnischen Ursprungs sein.<br />

So wurde die Frühlingsgöttin Ostara<br />

mit Eiern bedacht. Doch damit<br />

war die Kirche nicht einverstanden,<br />

sodass die Eier heimlich<br />

verschenkt und versteckt wurden.<br />

Der Frühlingsgöttin ist auch der<br />

Osterhase zu verdanken, der die<br />

bunten Eier bringen soll. Er galt als<br />

ihr Bote. Da Hasen zu den ersten<br />

Tieren gehören, die im Frühling<br />

Junge bekommen, stehen sie für<br />

Fruchtbarkeit.<br />

Eine lange Tradition im christlichen<br />

Glauben hat das Osterlamm,<br />

das die Unschuld verkörpert. Heute<br />

wird es in der Regel aus Teig<br />

gebacken und schmückt die Ostertafel,<br />

bevor Groß und Klein es sich<br />

schmecken lassen.<br />

In ländlichen Gegenden wird in<br />

der Osternacht oder am Ostermorgen<br />

vor Sonnenaufgang das Osterwasser<br />

aus einer Quelle oder einem<br />

Bach geschöpft. Dem Wasser werden<br />

besondere Heilkräfte zugesprochen.<br />

In der katholischen<br />

Kirche wird das Wasser in der<br />

Osternacht geweiht und während<br />

des Kirchenjahres für Taufen und<br />

Segnungen verwendet. Anderenorts<br />

versammeln sich Menschen an<br />

Osterfeuern oder rollen ein brennendes<br />

Rad durch ihren Ort. Dies<br />

soll den Winter vertreiben.<br />

Sind die Feiertage warm und<br />

sonnig, bietet sich natürlich ein<br />

Osterspaziergang mit der ganzen<br />

Familie in der Natur an. Dieser soll<br />

ebenfalls zu den ganz alten Osterbräuchen<br />

zählen. Kristin Enge<br />

Spaß für Groß und Klein: die Suche nach Ostereiern.<br />

Natürlich gefärbt<br />

mit Lebensmitteln<br />

Ostern ist für viele Menschen nur<br />

mit bunten Eiern perfekt. Mit natürlichen<br />

Materialien lassen sich<br />

weiße Eier leicht in kleine Schönheiten<br />

verwandeln.<br />

Rote Beete, Heidelbeeren, Kurkuma,<br />

Spinat oder Zwiebelschalen<br />

– mehr braucht es nicht für bunte<br />

Exemplare in rot, blau, gelb, grün<br />

oder braun. Auch Kamilleblüten,<br />

Brennesseln, schwarzer Tee, Kaffee<br />

oder Rotkohl verleihen weißen<br />

Eiern eine intensive Farbe.<br />

Bei Gemüse sind etwa 250<br />

Gramm nötig. Bei Zwiebelschalen,<br />

Spinat oder Beeren reichen 100<br />

Gramm, und vom Kurkuma-Pulver<br />

etwa zwei Esslöffel. Die Zutat wird<br />

in einem halben Liter Wasser etwa<br />

30 bis 45 Minuten ausgekocht.<br />

Bevor die Eier vorsichtig ins Farbbad<br />

gleiten können, sollte der Sud<br />

gefiltert und mit einem Schuss<br />

Essig versetzt werden. Die Eier<br />

müssen gut bedeckt sein und je<br />

nach gewünschter Intensität mindestens<br />

zehn Minuten im Farbbad<br />

bleiben. Dann kommen sie zum<br />

Abschrecken in kaltes Wasser.<br />

Wer mag, verziert die Eier zusätzlich:<br />

Mit Essig oder Zitronensaft<br />

und mit einem Wattestäbchen<br />

lassen sich etwa Punkte auf die<br />

gefärbte Oberfläche tupfen. Oder<br />

man legt vor dem Farbbad kleine<br />

Blätter oder Blüten glatt auf ein Ei,<br />

umwickelt alles mit einem Nylonstrumpf,<br />

den man gut zubindet. So<br />

entstehen kleine Kunstwerke mit<br />

filigranen Mustern. ken<br />

Foto: picture alliance/Westend61/Achim Sass Foto: imago/Shotshop<br />

Mit Zwiebelschale und Blättern lassen<br />

sich hübsche Ostereier kreieren.


Freizeit Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 19<br />

Beim Zeichnen die eigene Form finden<br />

Kristina Maschek entwirft farbenfrohe Mandalas und will anderen Mut machen, mit dem Pinsel kreativ zu werden<br />

Kristina Maschek erschafft bunte<br />

Mandalas. Ausschnitte der ornamentalen<br />

Muster bearbeitet sie<br />

digital und lässt diese auf Stoff<br />

drucken, um daraus Accessoires zu<br />

nähen. Einsteigerinnen und Einsteiger<br />

möchte sie motivieren, eine<br />

Mustervorlage selbst zu zeichnen.<br />

Die Münchnerin erklärt im Gespräch<br />

mit der VdK-ZEITUNG, wie<br />

sie vorgeht, und warum es so wichtig<br />

ist, das eigene Bild nicht zu<br />

bewerten.<br />

Ein weißes Blatt Papier und einen<br />

Bleistift – viel mehr braucht<br />

die Künstlerin für den Mandala-<br />

Entwurf nicht. Zu Beginn zeichnet<br />

sie ein Rechteck mit einem Lineal.<br />

Alle weiteren Linien geschehen<br />

nach Augenmaß. Innerhalb des<br />

Quadrats wird ein Kreis gezogen.<br />

Dann werden die Ecken des Quadrats<br />

diagonal verbunden, um den<br />

Mittelpunkt zu finden. Durch weitere<br />

Linien, die den Kreis symmetrisch<br />

durchkreuzen, entsteht ein<br />

Tortendiagramm mit vielen schmalen<br />

Stückchen. Jetzt, vom Zentrum<br />

aus, beginnt die eigentliche Reise<br />

in die Welt der Mandalas.<br />

Kreieren ohne Druck<br />

Der gelernten Kirchenmalerin ist<br />

es wichtig, Anfängerinnen und<br />

Anfängern den Druck zu nehmen:<br />

„Es geht nicht darum, perfekt zu<br />

sein.“ Einsteiger sollten also keine<br />

hohen Erwartungen an sich selbst<br />

Entspannung pur vom Entwurf bis zum bunt ausgemalten Mandala.<br />

stellen, sondern sich an den Tisch<br />

setzen – und einfach loslegen.<br />

Die Bayerin hat schon einen<br />

Workshop für Einsteiger gegeben.<br />

„Manche in der Gruppe, die meine<br />

künstlerischen Mandalas gesehen<br />

haben, glaubten nicht, dass sie das<br />

auch malen können. Aber jeder ist<br />

dazu in der Lage“, ist sie überzeugt.<br />

„Ich lege außerdem jedem<br />

ans Herz, die eigene zeichnerische<br />

Leistung nicht zu bewerten.“<br />

Der tiefere Sinn der Mandalas ist<br />

für die Kunsthandwerkerin, die<br />

eigene Form zu finden. „Das Schema<br />

ist immer gleich. Trotzdem ist<br />

jeder neue Entwurf der geometrischen<br />

Muster eine Überraschung<br />

für mich. Ich weiß am Anfang nie,<br />

wie das Muster am Ende aussehen<br />

wird“, erzählt sie begeistert.<br />

Außerdem gefällt ihr die harmonische<br />

Struktur. Nicht zuletzt hat<br />

die Stoffdesignerin Freude daran,<br />

die Bleistift-Entwürfe mit dem<br />

Pinsel in bunte Bilder zu verwandeln.<br />

In welchen Aquarellfarben<br />

das Mandala leuchten soll, entscheidet<br />

sie je nach Stimmung<br />

spontan.<br />

Foto: Kristina Maschek<br />

Das Wort Mandala kommt aus<br />

dem Sanskrit und bezeichnet eine<br />

spirituelle Praxis. So ist es in Tibet<br />

unter buddhistischen Mönchen<br />

Tradition, Mandalas mit hohem<br />

Aufwand aus buntem Sand zu erschaffen<br />

und am Ende wieder zu<br />

zerstören. Wer sich Videos auf<br />

YouTube ansieht, ist fasziniert von<br />

der Vollkommenheit eines solchen<br />

Bildes – und hält den Atem an,<br />

wenn das Werk weggewischt wird.<br />

„Das Ritual symbolisiert die Vergänglichkeit<br />

des Lebens“, erklärt<br />

Kristina Maschek.<br />

Dass Mandalas im Trend liegen,<br />

erstaunt sie nicht. Inzwischen haben<br />

viele Verlage Mandala-Malbücher<br />

für Jung und Alt in ihrem<br />

Sortiment. Das Schlüsselwort lautet<br />

Achtsamkeit, die durch das<br />

Mandala- Malen gestärkt werden<br />

soll. Auch Kristina Maschek macht<br />

die Erfahrung, dass sie beim Entwerfen<br />

der Bilder sehr gut entspannen<br />

kann.<br />

In einer Video-Anleitung zeigt<br />

die Künstlerin Schritt für Schritt,<br />

wie ein Mandala entsteht, zu finden<br />

auf ihrer Webseite https://<br />

kristinamaschek.de<br />

Elisabeth Antritter<br />

Jetzt auf VdK-Webseite<br />

Mandala ausdrucken<br />

Für Leserinnen und Leser der<br />

VdK-ZEITUNG steht ein schönes<br />

Mandala- Motiv gratis zum Herunterladen<br />

zur Verfügung:<br />

www.vdk.de/permalink/86402<br />

Mehr Motive<br />

gibt es in<br />

dem Buch<br />

„Achtsam &<br />

K r e a t i v .<br />

Mandalas.<br />

Über 70 Motive<br />

zum<br />

Ausmalen und Entspannen“.<br />

Dorling Kindersley (DK) Verlag,<br />

ISBN 978-3-8310-4310-1, Preis:<br />

9,95 Euro.<br />

Gepflegte Füße für die warme Jahreszeit<br />

Mit Bädern, Peelings, Cremes und Hornhautfeile lassen sich schnell Erfolge erzielen<br />

Je besser sie gepflegt sind, desto<br />

weniger Probleme machen Füße.<br />

Und gerade in der wärmeren Jahreszeit,<br />

wenn Sandalen, Flip-Flops<br />

und Riemchenschuhe angesagt<br />

sind, sollen sie vorzeigbar sein.<br />

Ideal ist es, ihnen das ganze Jahr<br />

über Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

Doch auch jetzt lohnt es sich noch,<br />

sie sommerfit zu machen: mit Bädern,<br />

Peelings, Cremes und Pediküre.<br />

Schöne Füße: Badezusätze in warmem Wasser sind der Einstieg in eine<br />

gute Pflegeroutine.<br />

Foto: picture alliance /PhotoAlto/Rafal Strzechowski<br />

Es muss nicht immer das Nagelstudio<br />

oder die medizinische<br />

Fußpflege sein: Füße lassen sich<br />

auch zu Hause pflegen. Der beste<br />

Zeitpunkt dafür ist nach dem Duschen<br />

oder nach einem Fußbad.<br />

Bei Letzterem ist eine Wassertemperatur<br />

von 30 bis 35 Grad optimal,<br />

um die Füße weich zu machen<br />

und auf darauffolgende Pflegeschritte<br />

vorzubereiten.<br />

Gute Badezusätze sind rückfettende<br />

Waschlotionen. Man kann<br />

aber auch gezielt Fußbäder mit<br />

Kräutern wie Melisse, Kamille<br />

oder Pfefferminze ausprobieren,<br />

um eine belebende oder entspannende<br />

Wirkung zu haben. Manche<br />

Kräuterzusätze helfen gezielt gegen<br />

Fußschweiß. Diese enthalten<br />

zum Beispiel Salbei oder Eichenrinde.<br />

Hinterher die Füße sanft<br />

trocken tupfen, vor allem auch<br />

zwischen den Zehen, und mit der<br />

Pflege weitermachen.<br />

Als Erstes wird nach dem Fußbad<br />

die Hornhaut entfernt. Ist<br />

diese nur wenig vorhanden, reicht<br />

ein Fußpeeling – etwa mit Meersalz<br />

–, ansonsten muss zu Bimsstein<br />

oder einer Hornhautfeile gegriffen<br />

werden. Hornhaut kann an<br />

Zehen, Fersen und am Ballen<br />

entstehen. Sie kann mitunter sogar<br />

schmerzhafte Schrunden bilden.<br />

Hier ist die Vorsorge also besser als<br />

die Nachsorge.<br />

Experten für Fußpflege empfehlen,<br />

die Hornhaut unbedingt zu<br />

behandeln: also abreiben und anschließend<br />

gut eincremen. Eventuell<br />

auch mit einer speziellen Creme,<br />

die Hornhaut reduzieren kann.<br />

Hier gibt es verschiedene Produkte<br />

auf dem Markt. Die Stellen mit<br />

Hornhaut sollten auf jeden Fall im<br />

Auge behalten werden, damit sie<br />

nicht überhand nehmen.<br />

Cremen, cremen, cremen – das<br />

gilt nicht nur für Gesicht und Hände,<br />

sondern auch für die empfindliche<br />

Fußhaut. Es darf ruhig täglich<br />

sein. Hierfür eignen sich eine<br />

normale Körpercreme, die Creme<br />

mit dem Lieblingsduft oder auch<br />

spezielle Fußcremes mit Urea-Gehalt.<br />

Am besten: ausprobieren. Urea<br />

etwa sorgt dafür, dass Feuchtigkeit<br />

in der Haut gespeichert wird. Wer<br />

möchte, kann die Füße über Nacht<br />

schön dick eincremen und Baumwollstrümpfe<br />

drüber anziehen.<br />

Das macht die Haut rundum geschmeidig.<br />

Generell ist das richtige<br />

Schuhwerk wichtig, damit unschöne<br />

Verhornungen, Blasen und auch<br />

Hühneraugen keine Chance haben.<br />

Denn wenn Schuhe gut sitzen<br />

und somit die Haut an den Füßen<br />

keiner Reibung ausgesetzt ist, ist<br />

schon viel gewonnen. Füße müssen<br />

zudem trocken gehalten werden,<br />

damit keine Pilzerkrankungen<br />

entstehen. Weitere Tipps sind atmungsaktive<br />

Schuhe und so oft es<br />

möglich ist, barfuß zu laufen.<br />

Eingewachsene Zehennägel können<br />

mit der richtigen Pflege ebenfalls<br />

vermieden werden. Der Fußnagel<br />

sollte gerade abgeschnitten<br />

werden, sodass der Nagelrand am<br />

besten mit der Zehenkuppe abschließt.<br />

So entstehen keine<br />

Druckstellen in geschlossenen<br />

Schuhen. Die Zehennägel können<br />

geschnitten, gefeilt oder geknipst<br />

werden.<br />

Zu guter Letzt kann noch schöner<br />

Nagellack aufgetragen werden.<br />

Manche bevorzugen nur einen<br />

Klarlack, eine dezente French Manicure<br />

mit weißen Nagelspitzen<br />

oder Nude-Töne, wie sie auch für<br />

Fingernägel angeboten werden.<br />

Andere wollen hingegen Farbe<br />

sehen – vielleicht sogar passend<br />

zum Schuh. Vor Verfärbungen der<br />

Nägel schützt eine Schicht farbloser<br />

Unterlack, die unter dem Farblack<br />

aufgetragen wird.<br />

Petra J. Huschke<br />

Kaffeesatz für<br />

Haushalt und Garten<br />

Durchschnittlich trinkt der Bundesbürger<br />

drei Tassen Kaffee täglich.<br />

Der Kaffeesatz, der beim Brühen<br />

entsteht, landet dann meistens im<br />

Restmüll. Dabei kann er gut in<br />

Haushalt und Garten weiterverwendet<br />

werden: als Geruchsverbesserer<br />

und Dünger.<br />

Wenn der Kühlschrank nach<br />

Käse oder Zwiebeln riecht, einfach<br />

etwas Kaffeesatz darin platzieren.<br />

Kleine Kratzer in dunklen Holzmöbeln<br />

lassen sich mit Kaffeesatz<br />

kaschieren. Dazu muss dieser nur<br />

etwas feucht aufgetragen werden.<br />

Gutes Düngemittel<br />

Kaffeesatz ist ein guter Dünger.<br />

Er enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe<br />

wie Kalium, Phosphor und<br />

Stickstoff – Nährstoffe, die Pflanzen<br />

gut tun. Er wird dabei am<br />

besten mit einer kleinen Schaufel<br />

in den Boden eingearbeitet. Kaffeesatz<br />

ist vor allem für Pflanzen<br />

geeignet, die einen sauren Boden<br />

bevorzugen wie Tomate, Rhododendron,<br />

Hortensie, Azalee, Heidelbeere,<br />

Kamelie oder Petunie.<br />

Wer Katzen im Garten auf Abstand<br />

halten möchte, kann ebenfalls zu<br />

Kaffeesatz greifen. Denn den Geruch<br />

von Kaffee mit seinen Bitterstoffen<br />

mögen Katzen gar nicht.<br />

Kaffee macht nicht nur munter,<br />

sondern belebt auch die Haut.<br />

Masken und Peelings aus Kaffeesatz<br />

sollen die Durchblutung anregen<br />

und für Frische sorgen. Selbst<br />

als kostengünstige Haarkur ist er<br />

geeignet.<br />

pet


20 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

Verbraucher<br />

Pommes, Pizza und Fischstäbchen<br />

Vor 100 Jahren wurden Tiefkühlprodukte erfunden – In fast jedem Haushalt wird das Essen aus der Kühltruhe gegessen<br />

Sieben Dollar, ein Ventilator, Eis<br />

und Salz – mehr brauchte der<br />

amerikanische Erfinder Clarence<br />

Birdseye nicht, um 1923 die erste<br />

Anlage zum Tiefgefrieren von Lebensmitteln<br />

zu entwickeln.<br />

Fischstäbchen, Sahnetorte oder<br />

Frühlingsgemüse – 100 Jahre später<br />

bietet Tiefkühlkost mittlerweile<br />

für jeden Geschmack etwas. Sie<br />

ist nach dem Einzug von Kühl- und<br />

Tiefkühlschränken in die privaten<br />

Haushalte der westlichen Welt<br />

immer beliebter geworden. Im<br />

März 1930 wurde in den USA das<br />

erste tiefgekühlte Gemüse verkauft.<br />

In Deutschland wurden die<br />

ersten Tiefkühlprodukte (TK-Produkte)<br />

1956 auf der Kölner Lebensmittelmesse<br />

vorgestellt.<br />

In fast jedem Haushalt in<br />

Deutschland wird heute das Essen<br />

aus der Tiefkühltruhe gegessen.<br />

Die Vielfalt und häufig auch die<br />

Preise sind unschlagbar.<br />

In Deutschland isst jeder im<br />

Schnitt über 46 Kilogramm<br />

TK-Produkte im Jahr. Das mit Abstand<br />

beliebteste Lebensmittel aus<br />

der Kühltruhe ist die Pizza Salami:<br />

Im Durchschnitt verspeist jeder<br />

Bundesbürger jährlich 14 TK-Pizzen.<br />

Kraft der Kälte<br />

Tiefkühlprodukte werden bei<br />

minus 18 Grad gelagert, da bei<br />

dieser Temperatur die Zellaktivitäten<br />

zum Stillstand kommen. Das<br />

Große Hersteller produzieren Tiefkühlprodukte wie Fischstäbchen am Fließband.<br />

heißt, dass die Lebensmittel bei<br />

diesen arktischen Temperaturen<br />

nicht verderben können. Das Besondere:<br />

Nur durch die Kälte werden<br />

die Lebensmittel wie Obst und<br />

Gemüse haltbar gemacht – und<br />

nicht mit Konservierungsstoffen.<br />

Die Lagerung bei Kälte hat auch<br />

noch einen anderen Vorteil: Durch<br />

die schnelle Verarbeitung und das<br />

Schockgefrieren bleiben Vitamine<br />

und Nährstoffe erhalten. Tiefgefrorenes<br />

Gemüse und Obst können<br />

durchaus nährstoffreich und Vitaminbomben<br />

sein – unabhängig von<br />

der saisonalen Verfügbarkeit. Im<br />

Gegensatz zu frischen Lebensmitteln<br />

sind sie sehr lange haltbar und<br />

meistens gut portionierbar.<br />

Auftauen will gelernt sein<br />

All diese Vorteile führen dazu,<br />

das TK-Lebensmittel seltener weggeworfen<br />

werden. So können sie<br />

ganz gezielt und bei Bedarf gekocht<br />

und gegessen werden. Das<br />

Auftauen vieler TK-Produkte will<br />

Foto: pa/dpa/Sina Schuldt<br />

allerdings gelernt sein. Während<br />

Gemüse am besten ohne vorheriges<br />

An- oder Auftauen zubereitet<br />

werden kann, sollten Fleisch und<br />

Fisch langsam im Kühlschrank<br />

aufgetaut werden.<br />

Muss es schnell gehen, dann<br />

können tiefgefrorener Fisch und<br />

Meeresfrüchte beispielsweise zum<br />

Auftauen für eine Stunde ins kalte<br />

Wasserbad gelegt werden. Dabei<br />

sollten die Produkte in der Plastikfolie<br />

bleiben oder in einem verschlossenen<br />

Behälter aufbewahrt<br />

werden. Ist der Fisch dann komplett<br />

aufgetaut, muss er nur noch<br />

unter kaltem Wasser abgespült, mit<br />

Küchenpapier abgetupft und dann<br />

zubereitet werden.<br />

Gefrierbrand<br />

Der berüchtigte Gefrierbrand<br />

und ein damit verbundener Geschmacksverlust<br />

sind keine Erfindung<br />

der Werbung, sondern kann<br />

entstehen, wenn gefrorene Lebensmittel<br />

beim Transport vom Supermarkt<br />

nach Hause leicht antauen:<br />

So entsteht Wasser, das dann zuhause<br />

in der Gefriertruhe wieder<br />

gefriert. Das Essen verliert an<br />

Geschmack. Das kann man verhindern,<br />

wenn man beim Einkaufen<br />

eine Kühltasche verwendet,<br />

damit die Kühlkette nicht unterbrochen<br />

wird.<br />

Tiefkühlprodukte sind Trends<br />

und Modeerscheinungen unterworfen:<br />

In den 1950er-Jahren war<br />

Gemüse das beliebteste TK-Essen,<br />

bis dann mit Pizzen, Pommes und<br />

Fischstäbchen der Siegeszug der<br />

Fertiggerichte eingeläutet wurde.<br />

In den letzten Jahren sind immer<br />

mehr vegane Fertigprodukte auf<br />

den Markt gekommen. 2020 wurde<br />

die freiwillige Lebensmittelkennzeichnung<br />

„Nutri-Score“ in<br />

Deutschland eingeführt: Diese<br />

Kennzeichen zur schnellen Beurteilung<br />

des Nährwertes eines Lebensmittels<br />

gelten selbstverständlich<br />

auch bei Produkten aus der<br />

Tiefkühltruhe. Julia Frediani<br />

Rabatte oft nur gegen Daten<br />

Supermarkt-Apps sammeln Informationen<br />

Verloren im Supermarkt<br />

Verbraucher fühlen sich über Zutaten in Lebensmitteln schlecht informiert<br />

Rabattmarken waren gestern. Heute<br />

gibt es Apps, mithilfe derer Kundinnen<br />

und Kunden beim Einkaufen<br />

Geld sparen können – vorausgesetzt,<br />

sie haben ein Smartphone.<br />

Inzwischen bietet fast jede Lebensmittelkette<br />

in Deutschland<br />

Coupons und Rabatte an, die über<br />

eine App abruf- und einlösbar sind.<br />

Das ist theoretisch für beide Seiten<br />

ein Gewinn: Zum einen für die<br />

Kundinnen und Kunden, die vom<br />

günstigen Preis der Ware profitieren.<br />

Zum anderen für die Unternehmen,<br />

zu denen Rewe, Kaufland,<br />

Aldi, Penny, Lidl, Edeka und Netto<br />

gehören. Denn durch die angebotenen<br />

Vergünstigungen werden mehr<br />

Menschen in ihre Geschäfte gelockt,<br />

die dann häufig deutlich<br />

mehr einkaufen, also nicht nur das<br />

preislich herabgesetzte Produkt.<br />

Nur mit einem Smartphone lassen<br />

sich App-Rabatte nutzen.<br />

Foto: picture alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand<br />

Doch die Sache hat einen Nachteil:<br />

Für die Nutzung mancher<br />

Apps sind persönliche Angaben<br />

notwendig. Das heißt: Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher „bezahlen“<br />

die Rabatte mit ihren Daten.<br />

Zudem willigen sie oft in die Auswertung<br />

ihres Einkaufverhaltens<br />

ein. Die Datenschutzbestimmungen<br />

erlauben in der Regel auch,<br />

dass man unaufgefordert weitere<br />

Informationen, Sonderangebote,<br />

Rabatte und vieles mehr erhält.<br />

Wer dies nicht möchte, sollte die<br />

Datenschutzeinwilligungen und<br />

-einstellungen sorgfältig prüfen<br />

und diese gerade auch bei Updates<br />

der Supermarkt-App im Blick behalten,<br />

rät die Verbraucherzentrale.<br />

Vielleicht lässt sich in den Einstellungen<br />

ja das eine oder andere<br />

Häkchen herausnehmen, ohne<br />

dass gewünschte Funktionen darunter<br />

leiden. Braucht die Anwendung<br />

zum Beispiel zwingend immer<br />

meine Standortdaten? Wenn<br />

nicht, sollte man der App die jeweilige<br />

Berechtigung entziehen.<br />

Mit den Daten wollen die Handelsunternehmen<br />

die Nutzerinnen<br />

und Nutzer an sich binden sowie<br />

Rückschlüsse auf deren persönliche<br />

Situation ziehen, um ihnen auf<br />

sie zugeschnittene Angebote machen<br />

zu können. In manchen Fällen<br />

werden die Daten für weitere<br />

Werbezwecke auch an Dritte weitergegeben.<br />

Insofern sollte man<br />

sich gut überlegen, ob die Nutzung<br />

derartiger Apps für einen praktikabel<br />

und sinnvoll ist. mib<br />

Kundinnen und Kunden wissen oft<br />

nicht, was in ihren Lebensmitteln<br />

aus dem Supermarkt drin ist. Die<br />

Zutatenliste ist kaum zu verstehen<br />

und klein gedruckt. Viele Zusatzstoffe<br />

müssen gar nicht aufgeführt<br />

werden. Es entsteht der Eindruck,<br />

dass Produzenten bewusst verschleiern,<br />

wie und womit die Waren<br />

hergestellt werden.<br />

86 Prozent der Befragten sagten<br />

in einer repräsentativen Umfrage<br />

der Marketingberatung Zühlsdorf<br />

und Partner sowie der Universität<br />

Göttingen, dass sie bei vielen Angaben<br />

auf Lebensmittelpackungen<br />

nicht mehr oder nur noch teilweise<br />

durchblicken. Gut 70 Prozent bejahten,<br />

dass auf Verpackungen<br />

„viel getrickst“ wird. Nicht einmal<br />

fünf Prozent der Menschen, die im<br />

Supermarkt einkaufen, haben den<br />

Eindruck, dass sie ehrlich informiert<br />

werden. Bei der Erhebung<br />

aus dem Jahr 2018 wurden 1035<br />

Menschen befragt. „Wir wissen so<br />

wenig und sind gezwungen, einfach<br />

zu vertrauen“, bringt Foodwatch-Gründer<br />

Thilo Bode angesichts<br />

dieser Studienergebnisse das<br />

Dilemma der Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher in seinem aktuellen<br />

Buch „Der Supermarkt-Kompass“<br />

auf den Punkt.<br />

Der Kunde erfährt nicht, mit<br />

welchen Pestiziden die blank geputzten<br />

roten Äpfel im Regal behandelt<br />

wurden und bekommt<br />

beim Bäcker erst auf Nachfrage<br />

Angaben darüber, welche Enzyme,<br />

Volle Regale, bunte Etiketten, große Auswahl: Wie finde ich da das für<br />

mich beste Produkt?<br />

Foto: picture alliance/imageBROKER/Jochen Tack<br />

Emulgatoren und Antioxidationsmittel<br />

in den Brötchen zum Einsatz<br />

gekommen sind. EU-weit, so<br />

Buchautor Bode, können beim<br />

Brötchenbacken 160 Zusatzstoffe<br />

verwendet werden. Und trotzdem<br />

werben Supermarktbäcker mit<br />

„traditioneller Rezeptur“.<br />

Preis sticht Qualität<br />

Wie hoch etwa der Erdbeeranteil<br />

in Erdbeereis sein muss, oder dass<br />

in Kalbsleberwurst mehr Schweine-<br />

als Kalbsfleisch enthalten sein<br />

darf, wird in Kommissionen entschieden,<br />

auf die Hersteller und<br />

Händlerinnen großen Einfluss<br />

haben. Es geht dort meistens nicht<br />

um die Qualität, sondern um eine<br />

möglichst günstige Herstellung.<br />

Das Ziel vieler Produzenten ist es,<br />

in einem der Verkaufsregale der<br />

großen Vier – Lidl, Aldi, Rewe und<br />

Edeka – zu landen, zusammen<br />

haben sie einen Marktanteil von<br />

mehr als 85 Prozent.<br />

Bode fordert in seinem Buch einen<br />

radikalen Kurswechsel, damit<br />

Verbraucherinteressen wieder<br />

stärker berücksichtigt werden.<br />

Kennzeichnungsvorschriften, Produktverordnungen<br />

sowie die Regeln<br />

über Zusatzstoffe müssten<br />

neu gefasst werden, um dem Täuschungsverbot<br />

und dem Gesundheitsschutz<br />

zu genügen.<br />

Was die Verbraucher angesichts<br />

ihrer geringen Einkaufsmacht tun<br />

können? Buchautor Bode rät neben<br />

einem bewussten Einkaufsverhalten,<br />

in Verbänden und politischen<br />

Parteien Einfluss darauf zu<br />

nehmen, wie Lebensmittel erzeugt<br />

und vermarktet werden.<br />

<br />

Jörg Ciszewski


Freizeit Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong> 21<br />

Tastend und hörend auf Entdeckungstour<br />

Das Deutsche Museum bietet spezielle Modelle für Blinde und Sehbehinderte – Rundgang mit Verena Bentele<br />

Das Deutsche Museum in München<br />

hat mit seinem neu eröffneten<br />

Ausstellungsbereich einen großen<br />

Schritt zur Barrierefreiheit gemacht.<br />

VdK-Präsidentin Verena<br />

Bentele konnte sich bei einem<br />

Rundgang davon überzeugen.<br />

Bentele mit dem Holzmodell eines<br />

Gelenks.<br />

Foto: Sebastian Heise<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele spürt mit den Händen die Strukturen auf dem Sonnenblumenrelief nach, das<br />

nach Vincent van Goghs berühmtem Gemälde geformt wurde.<br />

Foto Sebastian Heise<br />

Vincent van Goghs Sonnenblumen-Gemälde<br />

gehören zu den berühmtesten<br />

Kunstwerken der Welt.<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele,<br />

die von Geburt an blind ist, kannte<br />

diese bisher nur aus Erzählungen<br />

und Beschreibungen anderer. Nun<br />

konnte sie die Sonnenblumen mit<br />

den Fingern buchstäblich begreifen.<br />

Das Deutsche Museum in München<br />

ließ für seinen neuen Ausstellungsbereich<br />

„Bild – Schrift – Code“ ein<br />

Bronzerelief anfertigen, bei dem die<br />

Formen und Konturen als dreidimensionale<br />

Struktur nachgebildet<br />

sind. Verena Bentele strahlte, als sie<br />

mit ihren Fingern über die Blüten<br />

und Stengel der Sonnenblumen<br />

glitt.<br />

Ein paar Schritte weiter hängen<br />

an einer Wand viele verschiedene<br />

Varianten des Buchstabens „a“,<br />

ebenfalls dreidimensional und in<br />

unterschiedlichen Schreibweisen<br />

sowie Sprachen dargestellt. Mit<br />

Interesse ertastete die VdK-Präsidentin<br />

diese und meinte dazu: „In<br />

Braille-Schrift ist a nur ein Punkt.“<br />

Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor<br />

des Deutschen Museums,<br />

hatte Verena Bentele gemeinsam<br />

mit zahlreichen Reporterinnen und<br />

Reportern sowie Kameraleuten und<br />

Fotografen zu diesem Rundgang<br />

eingeladen. Er betonte, dass das<br />

traditionsreiche Haus ein „Museum<br />

für alle“ sein soll. Daher spiele Barrierefreiheit<br />

bei der Modernisierung<br />

eine große Rolle, sagte er. So seien<br />

nun sämtliche Ausstellungen auf<br />

der Museumsinsel per Rampe, Aufzug<br />

oder Hublift zugänglich.<br />

„Einfach erklärt“<br />

Sandra Kittmann, die beim Deutschen<br />

Museum für Barrierefreiheit<br />

zuständig ist, freute sich, dass Verena<br />

Bentele von den Tastmodellen<br />

begeistert ist. Insgesamt 60 gibt es<br />

davon in den bisher fertigen Ausstellungsräumen,<br />

und zu allen kann<br />

in der kostenlosen App des Deutschen<br />

Museums eine Beschreibung<br />

angehört werden. Insgesamt enthält<br />

die App rund zehn Stunden Audioinhalte.<br />

Daneben bietet das Museum<br />

Führungen in Gebärdensprache<br />

an, und in den Ausstellungen sind<br />

„Einfach erklärt“-Texte angebracht.<br />

Natürlich gibt es auf den neu gestalteten<br />

25 000 Quadratmetern<br />

Ausstellungsfläche auch große Exponate,<br />

für die das Museum bekannt<br />

ist. So steht im Bereich „Historische<br />

Luftfahrt“ die berühmte<br />

„Tante Ju“ des deutschen Herstellers<br />

Junkers. Um blinden und sehbehinderten<br />

Menschen diese technischen<br />

Meilensteine näherzubringen, befinden<br />

sich daneben kleine Tastmodelle<br />

aus Edelstahl, die Verena<br />

Bentele ebenfalls mit großem Interesse<br />

erkundet hat.<br />

„Diese Modelle sind einfach toll.“<br />

Sie würde sich noch viel mehr davon<br />

wünschen. Alle Flugzeugmodelle,<br />

wie beispielsweise die „Libelle“<br />

von Dornier, sind im Maßstab<br />

1:48 nachgebaut, um die unterschiedlichen<br />

Größen nachvollziehbar<br />

zu machen.<br />

Insgesamt zeigte sich Verena Bentele<br />

beeindruckt: „Hier wird großer<br />

Wert darauf gelegt, die Vielschichtigkeit<br />

von Wissenschaft, Technik<br />

und Kunst auch Menschen, die<br />

nicht sehen können, zugänglich zu<br />

machen. Wenn ich an das Tastmodell<br />

der Sonnenblumen von van<br />

Gogh denke – so habe ich das noch<br />

nie erlebt und gefühlt wie hier. Das<br />

ist schon etwas Besonderes“, sagte<br />

sie. „Ich freue mich, dass eines der<br />

größten und wichtigsten Museen,<br />

das wir hier haben, im Bereich Barrierefreiheit<br />

so viel tut.“ An die Politik<br />

adressiert ergänzte sie: „Barrierefreiheit<br />

in Museen sollte verpflichtend<br />

sein und keine freiwillige<br />

Leistung.“<br />

In der Gesundheits-Abteilung des<br />

Deutschen Museums lernte Verena<br />

Bentele den menschlichen Körper<br />

genauer kennen. An Holzmodellen<br />

konnte sie ertasten, wie beispielsweise<br />

die Hüfte sowie ein Dreh- und<br />

Scharniergelenk funktionieren.<br />

In der Landwirtschafts-Abteilung<br />

bekam Verena Bentele, deren Familie<br />

am Bodensee einen Bio-Bauernhof<br />

betreibt, heimatliche Gefühle.<br />

Von zwei Traktoren gibt es ebenfalls<br />

Tastmodelle, die bei Berührung<br />

sogar das Original-Motorengeräusch<br />

abspielen.<br />

Am Ende bekam die VdK-Präsidentin<br />

noch ein dickes Buch vorgelegt.<br />

„Oh Schreck, Elise ist weg“ ist<br />

ein Tastbuch in Braille-Schrift und<br />

mit bewegbaren Elementen, das von<br />

einem Team des Deutschen Museums<br />

entwickelt und in den eigenen<br />

Werkstätten gefertigt wurde. Im<br />

Kinderreich des Museums können<br />

sich blinde und sehbehinderte Kinder<br />

dieses ausleihen.<br />

Verena Bentele blätterte von vorne<br />

bis hinten und machte sich im<br />

Deutschen Museum auf die Suche<br />

nach Elise. „Echt toll“, sagte sie.<br />

„Als ich Kind war, gab es so etwas<br />

ganz selten.“ Sie hatte nur ein einziges<br />

Tastbuch. Daher sei dies eine<br />

schöne und inklusive Idee, den<br />

Jüngsten das Museum spielerisch<br />

näherzubringen. Sebastian Heise<br />

Flugzeug zum Ertasten: Verena Bentele erkundet ein Modell des Flugboots<br />

„Libelle“ von Dornier.<br />

Foto: Hubert Czech/Deutsches Museum<br />

Ausstellungen für alle Sinne<br />

Immer mehr Museen nehmen Barrierefreiheit ernst – Angebote für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen<br />

Auch Menschen mit Behinderung<br />

interessieren sich für Museen. Ein<br />

Besuch lohnt sich für sie aber nur,<br />

wenn es dort Informationen für<br />

alle Sinne gibt. Um eine Ausstellung<br />

beispielsweise für blinde und sehbehinderte<br />

Menschen erfahrbar zu<br />

machen, bieten sich Tastmodelle,<br />

Audioguides und Leitsysteme an.<br />

Das Neanderthal Museum in<br />

Mettmann bei Düsseldorf ist für<br />

sehende, blinde und sehbehinderte<br />

Menschen gleichermaßen ein Erlebnis.<br />

Das liegt am Projekt<br />

„NMsee“, das die inklusive Dauerausstellung<br />

mit einer Spiele-App<br />

verbindet. Diese nimmt die Besucherinnen<br />

und Besucher mit auf<br />

eine Reise in die Eiszeit. An 14<br />

Stationen wird die Geschichte der<br />

Eiszeitjägerin Nami erzählt. Je<br />

nach Grad der Sehbehinderung<br />

kann das Spiel den eigenen Bedürfnissen<br />

angepasst werden. Wer<br />

blind ist, erlebt die Zeitreise via<br />

Audio-App. Das Museum ist barrierefrei,<br />

es gibt Tastobjekte,<br />

ertast bare Schilder sowie ein Bodenleitsystem.<br />

www.neanderthal.de<br />

Wer von der Raumfahrt fasziniert<br />

ist, kann im Weltraum -<br />

Atelier Nohfelden im Saarland<br />

eine Fahrt zum Mond erleben.<br />

Zum multimedialen Angebot des<br />

Museums gehören eine Apollo-<br />

Raumkapsel, Teleskope, ein Kleinplanetarium,<br />

Tastmodelle von<br />

Planetenoberflächen sowie Geräusche<br />

aus dem Weltall. Leider sind<br />

die Angebote für Menschen mit<br />

Sehbehinderung nur von <strong>April</strong> bis<br />

Mit einer App kann man das Neanderthal Museum in Mettmann spielerisch<br />

erkunden.<br />

Foto: Neanderthal Museum/Holger Neumann<br />

September verfügbar, weil im Winter<br />

ein anderes Gebäude genutzt<br />

wird.<br />

https://apollo-13.eu<br />

Das Deutsche Historische Museum<br />

in Berlin macht die gesamtdeutsche<br />

Geschichte auch für<br />

Menschen mit Behinderung erfahrbar.<br />

Für sehbehinderte Menschen<br />

etwa werden die Haupttexte<br />

in Braille und in Großschrift angeboten.<br />

Die Stationen und Exponate<br />

sind gut ausgeleuchtet. Es gibt<br />

Tastmodelle, Audiodeskriptionen,<br />

Sonderführungen sowie einen<br />

Audio- Guide.<br />

www.dhm.de<br />

An das barrierefreie Nationalpark-Haus<br />

Norddeich in der ostfriesischen<br />

Stadt Norden ist eine Station<br />

für Seehunde und Kegelrobben<br />

angegliedert. Dort kann man die<br />

Meeressäuger aus nächster Nähe<br />

beobachten. Diese werden regelmäßig<br />

live gefüttert, und die Ausstellungen<br />

informieren über die Tiere<br />

und das Wattenmeer. Für blinde und<br />

sehbehinderte Menschen werden<br />

Führungen angeboten.<br />

https://seehundstation- nord<br />

deich.de<br />

Einen guten Überblick über kulturelle<br />

Angebote für Menschen mit<br />

Behinderung bietet die Webseite<br />

www.reisen- fuer-alle.de. Sie beinhaltet<br />

knapp 2500 Urlaubs- und<br />

Ausflugsideen in Deutschland.<br />

Unter dem Menüpunkt „Kunst,<br />

Kultur und Sehenswürdigkeiten“<br />

lassen sich gezielt Ausstellungen<br />

für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen,<br />

Hörbehinderung,<br />

Sehbehinderung sowie Lernschwierigkeiten<br />

suchen. Sämtliche<br />

Einrichtungen sind nach der<br />

deutschlandweiten Kennzeichnung<br />

„Reisen für Alle“ zertifiziert. Zu<br />

den bewerteten Kategorien zählen<br />

beispielsweise die Zugänglichkeit,<br />

Parkplätze, optische und akustische<br />

Angebote, Leichte Sprache<br />

sowie die barrierefreie Ausstattung<br />

der Toiletten. Annette Liebmann


22 Zeitung <strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

Unterhaltung<br />

Sozial engagierter Schnüffler<br />

Schauspieler Claus Theo Gärtner wird 80<br />

Die Wohnzimmer des deutschen<br />

Fernsehpublikums eroberte er als<br />

Privatdetektiv Josef Matula in der<br />

ZDF-Krimireihe „Ein Fall für zwei“.<br />

Am 19. <strong>April</strong> feiert Claus Theo Gärtner<br />

seinen 80. Geburtstag.<br />

Claus Theo Gärtner<br />

Nach dem Musik- und Schauspielstudium<br />

in Hannover und<br />

Braunschweig ist er viele Jahre auf<br />

namhaften Bühnen präsent. Ab<br />

Ende der 1960er-Jahre zieht es den<br />

gebürtigen Berliner zum Film. Der<br />

Durchbruch im TV gelingt ihm<br />

1981 mit der ZDF-Krimireihe „Ein<br />

Fall für zwei“: Claus Theo Gärtner<br />

verleiht dem Privatdetektiv Matula<br />

seinen unnachahmlichen Charakter.<br />

Seine Markenzeichen: lässige<br />

Lederjacke, Reibeisenstimme<br />

und ungehobeltes Auftreten – besonders<br />

gegenüber der Unterwelt<br />

und Obrigkeiten.<br />

Dem Darsteller ist es zu verdanken,<br />

dass die Krimiserie Kultstatus<br />

genießt. Während der Privatdetektiv<br />

in 31 Staffeln zahlreiche Schurken<br />

jagt, wechseln dessen Chefs:<br />

Vier Kollegen mimen den Anwalt<br />

an der Seite des Schnüfflers. Unter<br />

anderem spielte Günter Strack von<br />

1981 bis 1988 die Rolle des Dr. Dieter<br />

Renz. Ihm folgte bis 1997 Rainer<br />

Hunold, der als Dr. Rainer Franck<br />

heute noch vielen Zuschauerinnen<br />

und Zuschauern vertraut ist.<br />

Eine von Gärtners Leidenschaften<br />

ist der Motorsport, die er auch<br />

bei Dreharbeiten auslebte: Für die<br />

meisten Auto stunts saß der frühere<br />

Rennfahrer selbst am Steuer.<br />

Heute genießt er noch Oldtimerausfahrten.<br />

Nachdem er Matula mehr als 30<br />

Jahre lang in 300 Folgen verkörpert<br />

hatte, hing er 2013 die Lederjacke<br />

an den Nagel. Zwischen 2017 und<br />

2019 kehrte der beliebte Privatdetektiv<br />

nochmal zurück – für drei<br />

Episoden in Spielfilmlänge. Gärtners<br />

Autobiografie „Matula, hau<br />

mich raus!“ erschien 2017. Darin<br />

erzählt der Abenteurer mit viel Witz<br />

aus seinem Leben.<br />

Daneben ist der Schauspieler<br />

auch sozial engagiert. So unterstützt<br />

er die Opferhilfsorganisation<br />

„Weißer Ring“. Für seinen<br />

Einsatz bekam er 2006 das Bundesverdienstkreuz<br />

am Bande verliehen.<br />

ant<br />

Foto: picture alliance/Lino Mirgeler<br />

Software<br />

Aktualisierung<br />

Geschwätz,<br />

Klatsch<br />

Nachtschattengewächs<br />

kräftig<br />

orient.<br />

Herrschertitel<br />

Blechbüchse<br />

Reformator<br />

aus<br />

Böhmen<br />

†1415<br />

altgriech.<br />

Grabsäule<br />

Wareneinfuhr<br />

beweglicher<br />

Zimmerschmuck<br />

Abk.: Allgemeine<br />

Betriebserlaubnis<br />

Ackergerät<br />

Erzeugnis<br />

ohne<br />

Wissen<br />

Schulfach<br />

(Kw.)<br />

best.<br />

Artikel<br />

(3. Fall)<br />

nicht regierender<br />

Fürst<br />

biblischer<br />

Prophet<br />

Versuch,<br />

Prüfung<br />

aus d. Augenblick<br />

heraus<br />

(lat., 2W.)<br />

Defekt,<br />

Verlust<br />

Anpassungsvorrichtung<br />

Anhängsel<br />

besitzanzeigendes<br />

Fürwort<br />

Deckschicht<br />

Vorsilbe:<br />

vier<br />

mutig<br />

Ort in<br />

Gelderland<br />

(NL)<br />

Käseherstellungsbetrieb<br />

Herrenschoßrock<br />

(Kw.)<br />

Pause<br />

machen,<br />

ausruhen<br />

Dodekanes<br />

Insel<br />

(Griech.)<br />

banal,<br />

profan<br />

veralt.:<br />

Rechnung<br />

Platzmangel<br />

zusammen,<br />

geschlossen<br />

ehem.<br />

Berliner<br />

Sender<br />

(Abk.)<br />

Wegtransport<br />

Schulleiter<br />

Epoche,<br />

Zeitalter<br />

Kölner<br />

Karnevalsruf<br />

Schwertwal<br />

Grundlage,<br />

Grundsatz<br />

Neustart<br />

des Computers<br />

leidenschaftliches<br />

Gefühl<br />

Telekopierer<br />

(Kw.)<br />

bereitwillig<br />

wertvolles<br />

Tischlermaterial<br />

Kurzform<br />

von<br />

Susanne<br />

fruchtbare<br />

Wüstenstelle<br />

Handelsware<br />

trockenes<br />

Küstenland<br />

kurz für:<br />

von dem<br />

wütend<br />

Tonart<br />

bibl. Ort<br />

(Hexe)<br />

Abk.:<br />

Naturschutzgebiet<br />

Alpenpflanze<br />

südostasiat.<br />

Staatengem.<br />

Schrecken,<br />

Entsetzen<br />

Heiligenbild<br />

der<br />

Ostkirche<br />

Bedrohlichkeit<br />

einer<br />

Lage<br />

einstellige<br />

Zahl<br />

Abk.:<br />

Arbeitsschutzordnung<br />

verstehen<br />

Objektiv<br />

für die<br />

Ferne<br />

(Kw.)<br />

veralt.:<br />

Weste<br />

© RateFUX <strong>2023</strong>-315-003<br />

Kern-,<br />

Höhepunkt<br />

Gesamtheit<br />

der<br />

Gesetze<br />

Fragewort<br />

Lösung:<br />

U<br />

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K<br />

geselliges<br />

Trinken<br />

Heilpflanze<br />

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Jacke mit<br />

Bund<br />

eh. dt.<br />

Fußballnationaltrainer<br />

Weihnachtsgebäck<br />

Zwietracht<br />

foppen,<br />

hänseln<br />

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