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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

TU Graz setzt internationale<br />

Kryptographie-Standards<br />

87<br />

Das US-amerikanische National Institute of Standards and Technology (NIST) hat<br />

den an der TU Graz entwickelten Algorithmus »Ascon« zum internationalen Standard<br />

für Lightweight Cryptography ernannt.<br />

Foto: Pixabay / Gerd Altmann<br />

Das US-amerikanische National Institute<br />

of Standards and Technology (NIST)<br />

gab am 7. Februar, bekannt, daß der an TU<br />

Graz entwickelte Algorithmus Ascon nach<br />

einem mehrstufigen und mehrjährigen Auswahlverfahren<br />

als Standard für Lightweight<br />

Cryptography ausgewählt wurde. Da die<br />

NIST-Standards international im Bereich In -<br />

formationssicherheit große Bedeutung ha -<br />

ben und praktisch überall zum Einsatz kommen,<br />

wird Ascon damit in Zukunft weltweit<br />

bei Anwendungen mit nur geringen elektronischen<br />

Ressourcen die Verschlüsselungen<br />

übernehmen.<br />

Lightweight Cryptography befaßt sich mit<br />

kryptographischen Verfahren, die aufgrund<br />

ihres geringen Ressourcenbedarfs besonders<br />

für den Einsatz in ressourcenbeschränkten<br />

Um gebungen, zum Beispiel RFID-Tags oder<br />

Sensoren, geeignet sind. Dies betrifft insbesondere<br />

das Internet of Things mit seinen<br />

zahlreichen kleinen Sensoren und Aktoren,<br />

da hier nur wenig Energie und Leistung zur<br />

Verfügung stehen. Außerdem eignet sich<br />

Ascon für Miniaturtechnologien wie medizinische<br />

Implantate oder schlüssellose Autoöffner.<br />

Den Ausschlag für den Algorithmus<br />

der TU Graz gab die Tatsache, daß er einerseits<br />

schnell, klein sowie einfach und sicher<br />

implementierbar ist und er andererseits zu -<br />

sätzliche Features zum Schutz gegen Implementierungsangriffe<br />

hat. Da Ascon bereits<br />

2019 bei der Caesar Competition for Authenticated<br />

Encryption in der Kategorie Lightweight<br />

Applications gewinnen konnte, war<br />

er außerdem der am gründlichsten analysierte<br />

Kandidat und genoss schon vorab hohes<br />

Vertrauen.<br />

Algorithmus setzte sich gegen<br />

56 andere Kandidaten durch<br />

Im Auswahlverfahren des NIST setzte<br />

sich Ascon gegen 56 andere Kandidaten<br />

durch, die 2019 eingereicht wurden. Nach<br />

einem öffentlichen Überprüfungsprozeß in<br />

mehreren Runden, in dem Kryptologinnen<br />

und Kryptologen nach Schwächen suchten<br />

sowie Leistung und Features geprüft worden<br />

sind, blieben schließlich zehn Finalisten über.<br />

Und daraus ging Ascon schließlich als Sieger<br />

hervor.<br />

„Angesichts der vielen starken Kandidaten<br />

ist die Auswahl von Ascon durch das<br />

NIST für uns als Team natürlich ein toller<br />

Erfolg“, sagt Maria Eichlseder vom Institut<br />

für Angewandte Informationsverarbeitung<br />

und Kommunikationstechnologie der TU<br />

Graz, die den Algorithmus federführend mitentwickelte.<br />

„Da das Internet of Things laufend<br />

an Bedeutung gewinnt und Miniaturtechnologien<br />

ebenfalls immer weiterverbreitet<br />

sind, wird unser Algorithmus in Zukunft<br />

in enorm vielen Bereichen und Geräten zur<br />

Anwendung kommen. Wir haben schon aus<br />

ganz unterschiedlichen Richtungen der Industrie<br />

und der offenen Softwareentwicklung<br />

Interesse vernommen.“<br />

Ascon bietet zwei kryptographische Funk -<br />

tionalitäten: Authenticated Encryption und<br />

Hashfunktionen. Bei Authenticated En cryp -<br />

tion werden Daten mithilfe eines geheimen<br />

Schlüssels in einen sogenannten Ci phertext<br />

(auf Deutsch: Geheimtext) verschlüsselt, da -<br />

mit die Vertraulichkeit des Klartexts ge -<br />

schützt wird. Zusätzlich wird noch eine<br />

Prüfsumme berechnet, womit Manipulationen<br />

der übertragenen Daten sofort bemerkt<br />

und verhindert werden. Die Hashfunktion<br />

erstellt ebenfalls eine Prüfsumme, um die<br />

Integrität von Daten zu prüfen. Diese funktioniert<br />

aber ohne Schlüssel und ist daher für<br />

andere Anwendungsbereiche einsetzbar, beispielsweise<br />

bei digitalen Signaturen.<br />

Entwickelt wurde Ascon 2014 an der TU<br />

Graz und seitdem ständig weiter verbessert.<br />

Das Team bestand aus Maria Eichlseder vom<br />

Institut für Angewandte Informationsverarbeitung<br />

und Kommunikationstechnologie<br />

sowie ihren damaligen Kollegen Christoph<br />

Do braunig, Florian Mendel und Martin<br />

Schläffer. Dobraunig ist nach Zwischenstationen<br />

bei der Radboud University und La -<br />

marr Security mittlerweile bei Intel beschäftigt,<br />

Mendel und Schläffer forschen jetzt bei<br />

Infineon ebenfalls im Bereich Sicherheit. n<br />

https://www.tugraz.at/<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

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