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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

Außenhandel 2023 stagniert<br />

Nach einer dynamischen Entwicklung 2022 erwartet das FIW für dieses<br />

Jahr ein geringes Wachstum der österreichischen Exporte und Importe.<br />

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin<br />

Kocher stellte am 21. Februar gemeinsam<br />

mit dem Kompetenzzentrum „Forschungsschwerpunkt<br />

Internationale Wirtschaft“<br />

(FIW) das vierte Jahresgutachten zur<br />

„Lage der österreichischen Außenwirtschaft“<br />

vor. Es widmet sich den aktuellen internationalen<br />

Rahmenbedingungen für die österreichische<br />

Außenwirtschaft und der Handelsentwicklung<br />

im Jahr 2022. Darüber hinaus<br />

präsentierten die Studienautoren Prof. Ha -<br />

rald Oberhofer und Robert Stehrer sowie die<br />

Studienautorin Bettina Meinhart kurz- und<br />

mittelfristige Prognosen für die zu erwartende<br />

zukünftige Entwicklung der österreichischen<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen.<br />

Das Jahr 2022 stand unter dem Eindruck<br />

des russischen Angriffs auf die Ukraine und<br />

der darauffolgenden Energiepreiskrise. Haus -<br />

halte und Unternehmen waren von den ge -<br />

stiegenen Energiekosten massiv betroffen. Ab<br />

dem zweiten Halbjahr hinterließen der daraus<br />

resultierende Angebotsschock und die<br />

hohen Inflationsraten ihre Spuren in der Welt -<br />

wirtschaft. Die österreichische Abhängigkeit<br />

von russischem Erdgas stellt die heimischen<br />

Haushalte, Unternehmen und die Politik vor<br />

besondere Herausforderungen. Der österreichische<br />

Außenhandel konnte sich unter diesen<br />

schwierigen Rahmenbedingungen relativ<br />

gut behaupten, litt 2022 aber unter der<br />

deutlichen Verschlechterung der Terms-of-<br />

Trade, also einer Verschlechterung des Verhältnisses<br />

zwischen Export- und Importpreisen.<br />

Die Preise für österreichische Warenexporte<br />

sind um 5,5 Prozentpunkte weniger<br />

stark als die Importpreise angestiegen. In rei -<br />

nen Mengen ausgedrückt haben sich die ös -<br />

terreichischen Exporte dynamischer als die<br />

Importe entwickelt: Der Gesamtexport von<br />

Waren und Dienstleistungen stieg gemäß<br />

Prognose real im Jahr 2022 um 8,8 Prozent,<br />

die Importe nahmen um 5,1 Prozent zu.<br />

„Trotz schwieriger Rahmenbedingungen<br />

hat sich der österreichische Außenhandel im<br />

Jahr 2022 gut entwickelt. Im Vergleich zum<br />

Vorkrisenniveau im Jahr 2019 liegt der Aus -<br />

senhandel nun zehn Prozent über dem Vorkrisenniveau.<br />

Insbesondere kam es zum Wie -<br />

dererstarken der Dienstleistungsexporte mit<br />

einem Wachstum von 17 Prozent“, so Ar beitsund<br />

Wirtschaftsminister Martin Kocher.<br />

Foto: BMAW/Holey<br />

v.l.: Studienautor Prof. Harald Oberhofer, Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher,<br />

Studienautorin Bettina Meinhart und Studienautor Robert Stehrer<br />

2022 überwog der negative Terms-of-<br />

Trade Effekt den Mengeneffekt, sodaß sich<br />

2022 die österreichische Handelsbilanz um<br />

7,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Jahr<br />

2021 verschlechterte und ein Defizit von –<br />

20,5 Milliarden Euro aufweist. Die positivere<br />

Entwicklung der Dienstleistungsbilanz,<br />

welche durch eine massive Steigerung der<br />

Reiseverkehrsexporte (mehr Reisen von ausländischen<br />

TouristInnen nach Österreich) ge -<br />

trieben wurde, konnte letztes Jahr das Handelsbilanzdefizit<br />

ausgleichen. 2022 ist die<br />

Leistungsbilanz mit 200 Millionen Euro im<br />

Plus.<br />

Für 2023 prognostiziert das Kompetenzzentrum<br />

„Forschungsschwerpunkt Internationale<br />

Wirtschaft“ (FIW) ein Wachstum der<br />

Gesamtexporte in Höhe von 0,3 Prozent. Die<br />

Importe dürften heuer um 0,9 Prozent steigen.<br />

Vor allem durch die steigenden Importpreise<br />

– verursacht durch die Energiekrise –<br />

könnte Österreich 2023 das erste Mal seit<br />

2001 eine negative Leistungsbilanz aufweisen.<br />

Das Defizit beträgt laut Prognose -1,8<br />

Milliarden Euro – oder 0,4 Prozent des BIP.<br />

Im heurigen Jahr setzt sich die Verschlechterung<br />

der Terms-of-Trade auf Basis<br />

der Studienprognose mit einem Minus von<br />

einem Prozent weiter fort. Die Warenexporte<br />

dürften um 0,1 Prozent zulegen, die Dienstleistungsexporte<br />

verzeichnen ein Wachstum<br />

von 1,2 Prozent. Die Gesamtimporte wachsen<br />

um 0,9 Prozent. Der Unterschied zwi-<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

73<br />

schen den Exporten und Importen ergibt sich<br />

aus einem höheren Dienstleistungsimportwachstum<br />

von 3,3 Prozent. Die Handelsbilanz<br />

könnte sich durch den weiteren negativen<br />

Terms-of-Trade Effekt auf -23,3 Milliarden<br />

Euro verschlechtern. Dieses Defizit wird<br />

von den Dienstleistungsbilanzüberschüssen<br />

nicht mehr vollständig kompensiert werden<br />

können. Die österreichische Leistungsbilanz<br />

wird 2023 mit einem Abgang von -1,8 Milliarden<br />

Euro (0,4 Prozent des BIP) einen ne -<br />

gativen Saldo aufweisen. 2024 sollte die Lei -<br />

stungsbilanz prognosemäßig zu einem geringen<br />

Überschuß zurückkehren.<br />

„Gerade jetzt ist es wichtig, die österreichischen<br />

Exportbetriebe bei ihren Internationalisierungsaktivitäten<br />

weiter bestmöglich<br />

zu fördern. Durch die Internationalisierungsoffensive<br />

‚go-international‘, Wirtschaftsmissionen<br />

in Zukunftsmärkte sowie gemeinsame<br />

internationale Wirtschaftskommissionen<br />

unterstützen wir Betriebe bei der Erschliessung<br />

neuer Märkte und dem Ausbau bereits<br />

bestehender Geschäftsverbindungen. Für ein<br />

kleineres, exportorientiertes Land wie Österreich<br />

ist es darüber hinaus wichtig, daß die<br />

Europäische Union eine aktive Handelspolitik<br />

verfolgt. Dabei geht es insbesondere um<br />

den Abbau bestehender Handelsbeschränkun -<br />

gen sowie um das Vermeiden von Handelskonflikten“,<br />

so Kocher.<br />

n<br />

https://www.bmaw.gv.at/<br />

https://www.fiw.ac.at/

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