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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

Das jüdische Leben in Döbling<br />

Eine bis 1. April geöffnete Ausstellung soll einen Querschnitt jüdischen Lebens in<br />

Döbling zeigen, das mit dem »Anschluß«, der nationalsozialistischen Machtübernahme<br />

im März 1938, schlagartig beendet wurde.<br />

61<br />

Foto: Robert Fritz<br />

Der 19. Wiener Gemeindebezirk wurde<br />

1892 aus den ehemaligen Vororten<br />

Unter – und Oberdöbling, Grinzing, Heiligenstadt,<br />

Nussdorf, Josefsdorf, Sievering<br />

und Kahlenbergerdorf gebildet. 1938 wurde<br />

der Bezirk um Neustift am Walde und um<br />

Salmannsdorf, die beide bis dahin zu Währing<br />

gehört hatten, erweitert. Seither zählt<br />

auch ein kleiner Teil von Pötzleinsdorf zu<br />

Döbling, der „Glanzing“ genannt wird.<br />

Mehrere Villensiedlungen trugen sehr<br />

rasch zum bürgerlich-großbürgerlichen Cha -<br />

rakter des Bezirks bei.<br />

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

ließen sich auch wohlhabende jüdische<br />

Familien in Döbling nieder. Sie errichteten<br />

Wohnhäuser, die sie auch privat nutzten,<br />

1) Susanne Helene Betz „Wiener Judentum und Wiener<br />

Sport in der Zwischenkriegszeit“<br />

2) IKG Wien Archiv Tätigkeitsbericht 1929-1932<br />

Die Ausstellung ist in mehrere Bereiche aufgegliedert und bezieht sich auf<br />

einige Straßen des Bezirks. Leider war sie nur bis 1. April zu besichtigen.<br />

unterstützten und finanzierten wohltätige<br />

Projekte wie die Krankenschwestern Schule<br />

„Rudolfinerhaus“, das „Ner ven schlössel“ in<br />

der Hofzeile oder das Blindeninstitut auf der<br />

Hohen Warte. Sie legten Gärten an (Wertheimstein<br />

Park, Hohe Warte Park), in denen<br />

man heute noch wunderbare Spaziergänge<br />

machen kann – und, nicht zu vergessen, das<br />

Vienna Stadion in der Klabundgasse, um nur<br />

einiges zu nennen. Nä her beleuchtet werden<br />

die Hohe Warte, Armbrustergasse, Grinzing,<br />

Billrothstraße, Döblinger Hauptstraße, Parkergasse,<br />

Dollinergasse, Kaasgraben, Cottage,<br />

Karl Marx Hof.<br />

Das jüdische Leben in Zahlen<br />

Die Volkszählungen 1923 und 1934 wiesen<br />

ungefähr 5.700 jüdische Personen in<br />

Dö b ling nach. Das entsprach etwa 10,2 % der<br />

Gesamtbevölkerung des Bezirks. 1)<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

Bei den Wahlen zum Vorstand der Israelitischen<br />

Kultusgemeinde gab es in Währing<br />

und Döbling 1928: 2.510 wahlberechtigte<br />

Personen, 1932: 3.397. 2)<br />

Es gab in Döbling 40 Arztordinationen<br />

von jüdischen Ärzten, zumeist waren es Allgemeinmediziner<br />

und Zahnärzte. 110 jüdische<br />

Ärzte lebten mit ihren Familien in Döbling.<br />

Rechtsanwälte hatten ihre Kanzleien<br />

meist in der Innenstadt, aber auch unter ihnen<br />

gab es einige, die Döbling als Wohnort wählten.<br />

Die in Döbling errichteten Gemeindebauten,<br />

wie der 1930 eröffnete „Karl Marx-<br />

Hof“, wo ca. 60 jüdische Familien wohnten,<br />

sorgten für eine stärkere soziale Durchmischung<br />

des Bezirks. Zu nennen sind hier<br />

auch der „Professor Jodl-Hof“, der „Rebec-<br />

Hof“, der „Dittes-Hof“, der „Pestalozzi-Hof“<br />

und der „Klose-Hof“, wo gleichfalls jüdische<br />

Familien wohnten.

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