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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

43<br />

are Rhetorik auf der koreanischen Halbinsel<br />

verschärft sich und die Spannungen im süd -<br />

chi nesischen Meer und in Südasien nehmen<br />

zu. In allen nuklear bewaffneten Staaten<br />

wer den Nuklearwaffen modernisiert und die<br />

Zei chen stehen auf ein neues nukleares Wettrüsten,<br />

allerdings mit mehr Akteuren als im<br />

Kal ten Krieg und somit noch weitaus gefährlicher.<br />

„Die Gefahr einer nuklearen Eskalation –<br />

sei es absichtlich oder durch einen Unfall –<br />

ist so hoch wie lange nicht mehr. Es ist höchste<br />

Zeit ein für alle Mal mit dem gefährlichen<br />

Mythos aufzuräumen, daß Atomwaffen<br />

Sicherheit schaffen, auch nicht zur Ab -<br />

schreckung. Sie sind ein Risiko für uns alle<br />

und kennen keine Grenzen,“ so der Außenminister.<br />

„Der Atomwaffenverbotsvertrag<br />

schafft die rechtliche Grundlage und zeigt<br />

den politischen Weg, wie diese Abkehr möglich<br />

ist.“<br />

Österreich ist seit Jahren ein internationaler<br />

Vorreiter für nukleare Abrüstung. Fokus<br />

sind dabei insbesondere die katastrophalen<br />

humanitären Auswirkungen von Nuklearwaffen<br />

und die hohen Risiken der nuklearen<br />

Abschreckung. Auf österreichische Initiative<br />

konnte bei der Wiener Konferenz 2014 zu<br />

den humanitären Auswirkungen von Atomwaffen<br />

ein Grundstein für den Atomwaffenverbotsvertrag<br />

gelegt werden. Damals rief<br />

Österreich zum Verbot von Nuklearwaffen<br />

auf, um die rechtliche Lücke für ein Verbot<br />

zu schließen. Dieser „Austrian Pledge“, später<br />

umbenannt in „Humanitarian Pledge“,<br />

wurde von mehr als 130 Staaten formell<br />

unterstützt und bildete die spätere Basis für<br />

den TPNW, den mittlerweile 68 Staaten ratifiziert<br />

und 92 unterzeichnet haben. Das erste<br />

Treffen der TPNW Vertragsstaaten fand im<br />

Juni 2022 in Wien statt.<br />

n<br />

Österreichisch-mazedonischer<br />

Austausch<br />

Anläßlich der Übernahme des Vorsitzes<br />

der Organisation für Sicherheit und Zu -<br />

sammenarbeit in Europa (OSZE) durch<br />

Nordmazedonien empfing Außenminister<br />

Alexander Schallenberg am 11. Jänner seinen<br />

mazedonischen Amtskollegen Bujar<br />

Osmani zu einem Arbeitsgespräch in Wien.<br />

Im Fokus des Austauschs stand die Zusam -<br />

menarbeit innerhalb der OSZE im Lichte des<br />

russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine<br />

und dessen Auswirkungen auf Europa, sowie<br />

der EU-Erweiterungsprozeß am Westbalkan.<br />

Unter der Ägide von Außenminister<br />

Osmani übernahm Nordmazedonien mit<br />

dem 1. Jänner 2023 den Vorsitz der OSZE,<br />

Foto: BMEIA/Gruber<br />

Am 11. Jänner empfing Außenminister Alexander Schallenberg seinen mazedonischen Amtskollegen<br />

Bujar Osman zu einem Gespräch in Wien.<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

die sich vor allem seit Ausbruch des russischen<br />

Angriffskriegs gegen die Ukraine in<br />

einer institutionellen Krise befindet. So sieht<br />

sich der mazedonische Vorsitz konkret mit<br />

budgetären Herausforderungen sowie Fragen<br />

zur Bestellung von Leitungsfunktionen und<br />

zur Verlängerung von Mandaten von Feldmissionen<br />

konfrontiert. Angesichts des Krieges<br />

in Europa brachte Schallenberg deshalb<br />

Österreichs Unterstützung für die OSZE,<br />

den mazedonischen Vorsitz und die Generalsekretärin<br />

Helga Schmid zum Ausdruck:<br />

„Als Sitzstaat trägt Österreich eine besondere<br />

Verantwortung für die OSZE. Das gilt be -<br />

sonders in Krisenzeiten, wenn es darum geht,<br />

die OSZE als wichtiges Dialogforum für Eu -<br />

ropas Sicherheit zu erhalten. Rußland wird<br />

nicht von der Landkarte verschwinden, sondern<br />

der größte Nachbar Europas bleiben.<br />

Wie wir eine langfristig stabile europäische<br />

Sicherheitsarchitektur unter völliger Ausblendung<br />

Rußlands organisieren wollen,<br />

erschließt sich mir nicht.“<br />

So engagieren sich eine Reihe österreichischer<br />

Diplomaten in der OSZE, etwa im<br />

Wirtschafts- und Umweltkomitee oder als<br />

Sonderbeauftragte. Zudem unterstützt Österreich<br />

mit einem finanziellen Beitrag die Ar -<br />

beit der OSZE in der Ukraine, etwa im<br />

Bereich der posttraumatischen Betreuung<br />

von Kriegsüberlebenden, sowie bei Minenräumungs-<br />

und Umweltsanierungsarbeiten<br />

im Kriegsgebiet.<br />

Das Gespräch mit Außenminister Osmani<br />

machte deutlich, daß, abgesehen von der<br />

OSZE, die globalen Schockwellen des russischen<br />

Angriffskriegs gegen die Ukraine auch<br />

Nordmazedonien erreichen, das in Energiefragen<br />

bislang stark von Rußland abhängig<br />

ist. Außenminister Schallenberg betonte, daß<br />

Österreich die Energiediversifizierung in<br />

Nordmazedonien unterstützt und hofft, ös -<br />

terreichische Unternehmen werden weiterhin<br />

zur dortigen Energiewende beitragen.<br />

Neben dem Energiesektor wirkt sich der<br />

russische Angriffskrieg auch in Nordmazedonien<br />

nachteilig auf die Nahrungsmittelversorgung,<br />

die Inflation und das Wirtschaftswachstum<br />

aus. Dennoch habe sich Nordmazedonien<br />

seit der russischen Invasion der<br />

Ukraine unmißverständlich auf die Seite der<br />

EU gestellt und alle Sanktionen gegen Rußland<br />

übernommen, zur Freude von Außenminister<br />

Schallenberg.<br />

Mit Verweis auf die EU-Sanktionen,<br />

denen sich Nordmazedonien anschloß, un -<br />

termauerte Schallenberg seine Position zur<br />

EU-Erweiterung im Austausch mit Außenminister<br />

Osmani: „Der Westbalkan gehört zu<br />

Europa. Er ist nicht der Hinterhof, sondern<br />

der Innenhof der Europäischen Union. Alle<br />

Probleme, die dort auftreten, in der Sicherheitspolitik,<br />

in der Stabilität, wirken sich un -<br />

mittelbar auch bei uns in Zentraleuropa aus.<br />

Deshalb brauchen wir die Erweiterung. Sie<br />

ist kein buchhalterischer Prozeß, sondern der<br />

wichtigste geostrategische Hebel der EU.“<br />

Aus diesem Grund werde sich Österreich<br />

weiterhin für eine schrittweise Integration<br />

von Nordmazedonien und der fünf weiteren<br />

Westbalkanstaaten in bestimmte EU-Politikbereiche<br />

auf dem Weg zur Vollmitgliedschaft<br />

einsetzen, bekräftigt Schallenberg. Mög liche<br />

Bereiche umfassen den Binnenmarkt, die Ge -<br />

meinsame Außen- und Sicherheitspolitik<br />

sowie Bildung und Forschung. n

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