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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

Besuch aus der Schweiz<br />

Bundespräsident Alexander Van der Bellen empfing seinen Schweizer Amtskollegen<br />

Alain Berset – Themen: nachbarschaftliche Zusammenarbeit, EU und Ukraine-Krieg<br />

4<br />

Foto: Carina Karlovits / HBD<br />

Besuch des Bundespräsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Alain Berset (l.), bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen<br />

Bundespräsident Alexander Van der Bellen<br />

hat Kritik an der EU-Politik gegenbessern“,<br />

versprach er. Alain Berset zeigte tonte Berset insbesondere die Verpflichtung<br />

zwischen der EU und der Schweiz zu ver-<br />

gültigkeit, sicher nicht. Im Gegenteil“, be -<br />

über der Schweiz geübt. „Ich finde es persönlich<br />

unerträglich, daß die Schweiz mit<br />

den besten Universitäten der Welt von Horizon<br />

Europe, dem Forschungsprogramm der<br />

Europäischen Union derzeit ausgeschlossen<br />

ist“, sagte er am 13. Jänner nach einem Treffen<br />

mit seinem Schweizer Amtskollegen<br />

Alain Berset in Wien, der von „Fortschritten“<br />

in den EU-Schweiz-Verhandlungen sprach.<br />

Die Teilnahme am milliardenschweren<br />

Forschungsprogramm Horizon Europe gilt<br />

als eines der Druckmittel Brüssels in den<br />

Verhandlungen mit Bern über den Abschluß<br />

eines Rahmenabkommens. Die Schweiz ist<br />

mit der EU über eine Reihe bilateraler Verträge<br />

verbunden und nimmt etwa am Bin -<br />

nenmarkt, der Personenfreizügigkeit und dem<br />

Schengenraum teil. Vor knapp zwei Jahren<br />

beendete Bern jedoch die Gespräche über<br />

ein umfassendes Abkommen aufgrund von<br />

innenpolitischen Widerständen, insbesondere<br />

im Bereich Wirtschafts- und Sozialpolitik.<br />

Van der Bellen nannte den Forschungsbereich<br />

als Beispiel dafür, daß auch die EU die<br />

Schweiz brauche. Er wies darauf hin, daß 20<br />

Schweizer Universitäten Gelder aus dem For -<br />

schungsprogramm zugesprochen bekommen<br />

hätten, die EU-Kommission die Auszahlung<br />

dann aber verweigert habe. „Österreich wird<br />

sich „erfreut“, daß Österreich die Schweizer<br />

Position bezüglich Horizon Europe teile.<br />

Der Westschweizer Sozialdemokrat zeigte<br />

sich optimistisch, was die derzeitigen Son -<br />

dierungsgespräche über eine Wiederaufnahme<br />

der EU-Schweiz-Verhandlungen betrifft.<br />

„Es geht gut, es geht vorwärts“, sagte er.<br />

Doch sei es wichtig, in den Verhandlungen<br />

„für beide Seiten ein gutes Resultat zu erzielen“,<br />

schließlich werde es darüber in der<br />

Schweiz „sehr wahrscheinlich auch eine<br />

Volksabstimmung“ geben.<br />

Alain Berset hatte mit Jahreswechsel be -<br />

reits zum zweiten Mal das Amt des Schwei -<br />

zer Bundespräsidenten übernommen, das<br />

jährlich zwischen den sieben Regierungsmitgliedern<br />

wechselt. Alexander Van der Bellen<br />

bezeichnete es als „schöne Tradition und<br />

bezeichnend für die engen und vertrauensvollen<br />

Beziehungen zwischen unseren beiden<br />

Ländern“, daß auch Alain Berset zum<br />

Auftakt seiner Amtszeit nach Wien reiste.<br />

Einigkeit demonstrierten die beiden<br />

Staatsoberhäupter, was die russische Aggression<br />

gegen die Ukraine betrifft. Van der Bellen<br />

hob hervor, daß die Schweiz die EU-<br />

Sanktionen gegen Rußland mittrage, humanitäre<br />

Hilfe in der Ukraine leiste und wie Ös -<br />

terreich zehntausende Vertriebene aufgenom -<br />

der Schweiz gegenüber dem Völkerrecht,<br />

des sen Mißachtung „das Hauptproblem mit<br />

diesem Krieg“ sei.<br />

Alain Berset räumte ein, daß auch in der<br />

Schweiz eine Diskussion über die künftige<br />

Sicherheitspolitik im Gange sei. Die russische<br />

Aggression sei „schon ein brutaler Schock“<br />

gewesen. Doch „der schlimmste Moment<br />

Spielregeln zu ändern, ist in Krisensituationen“,<br />

sagte er auf die Frage nach Umständen,<br />

die beide Länder zu einem Abgehen von<br />

ihrer Neutralität führen könnten. Wie Alexander<br />

Van der Bellen verwies auch Alain<br />

Berset darauf, daß die Situation der beiden<br />

mitteleuropäischen Länder nicht mit jener<br />

Schwedens und Finnlands vergleichbar sei.<br />

In Österreich gebe es derzeit „keine ernst<br />

zu nehmende breite Bewegung, die Neutralität<br />

aufzugeben“, sagte Bundespräsident<br />

Van der Bellen. „Nichtsdestoweniger werden<br />

wir in Europa in den kommenden Jahren,<br />

Jahrzehnten zu diskutieren haben, wie<br />

wir uns angesichts der grundlosen Aggression<br />

als Europäer darauf vorbereiten, ob wir<br />

auf eigenen Beinen stehen können.“ Diesbezüglich<br />

ließ er Skepsis gegenüber der NATO<br />

durchblicken. Diese sei zwar für die europäischen<br />

NATO-Mitglieder „zentral“, „aber<br />

wenn wir ehrlich sind, ist die NATO ohne<br />

alles tun, um auf dieser Ebene das Verhältnis men habe. „Neutralität bedeutet nicht Gleich - die USA schwer vorzustellen“. n<br />

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