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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

17<br />

die EU vor ungeahnte Herausforderungen,<br />

die sie geeint bewältigen müsse. Neben der<br />

Gewährleistung der Versorgungs- und Le -<br />

bensmittelsicherheit für BürgerInnen habe<br />

daher die Aufrechterhaltung der industriellen<br />

Wettbewerbsfähigkeit bei einer gleichzeitigen<br />

Stärkung der sozialen Marktwirtschaft<br />

oberste Priorität. Angesichts der wirtschaftlichen<br />

Unsicherheiten plant die EU-Kommission<br />

laut Bundeskanzleramt in diesem<br />

Jahr erstmals eine Neubewertung ihres Ar -<br />

beitsprogramms nach dem Winter, speziell<br />

hinsichtlich wettbewerbsrelevanter Aspekte.<br />

Eine Überprüfung der Funktionsweise des<br />

mehrjährigen Finanzrahmens faßt die Kommission<br />

ebenfalls ins Auge, möglicherweise<br />

einschließlich einer Überarbeitung der finanziellen<br />

Planung bis 2027.<br />

Viel Gewicht wird in den Arbeitsprogrammen<br />

der EU-Kommission und des Rats<br />

überdies der Ökologisierung von Gesellschaft<br />

und Wirtschaft zur Bekämpfung des<br />

Klimawandels und sowie der Digitalisierung<br />

gegeben. So soll heuer mit der Entwicklung<br />

eines „digitalen Euro“ im Sinne einer Stärkung<br />

der Gemeinschaftswährung begonnen<br />

werden. Den EU-Integrationsprozeß am<br />

West balkan will Schweden als Ratsvorsitzland<br />

im ersten Halbjahr 2023 vorantreiben.<br />

Weiterverfolgt werden soll auch die im Vorjahr<br />

erfolgte Entscheidung des Europäischen<br />

Rates, der Ukraine und Moldau den Kandidatenstatus<br />

zu verleihen und Georgien eine<br />

europäische Perspektive zu geben.<br />

Strategische Vorschau für<br />

mehr Resilienz in der EU<br />

Ein wichtiges Instrument zur Förderung<br />

der Krisenfestigkeit und Governance in der<br />

EU nennt Europaministerin Edtstadler die<br />

„Strategische Vorausschau“ der Europäischen<br />

Kommission. In dieser Steuerungsplanung<br />

auf gezeigte Zukunftsszenarien würden dazu<br />

beitragen, daß die EU resilienter und strategisch<br />

autonomer agiert, insbesondere in Hinblick<br />

auf „für sie ungünstige Abhängigkeitsverhältnisse“.<br />

Österreich sieht im aktuellen<br />

Kommissionsbericht zur Strategischen Vorausschau<br />

seine Prioritäten für Gesetzgebungsvorschläge<br />

berücksichtigt, beispielsweise<br />

die Reform des EU-Wettbewerbsrahmens,<br />

die Reform der Beihilfevorschriften<br />

sowie Streßtests für wesentliche Lieferketten,<br />

etwa bei kritischen Rohstoffen.<br />

Bis Ende Juni 2023 soll der Abschlußbericht<br />

zur strategischen Planung vorliegen, un -<br />

ter Berücksichtigung der vier Themenschwer -<br />

punkte Energie, Lebensmittel, Gesundheit<br />

und digitale Technologie. Diskutiert werden<br />

Foto: BKA / Andy Wenzel<br />

Bundeskanzler Karl Nehammer und die für Verfassung und Europa zu ständige Bundesministerin<br />

Karoline Edtstadler präsentierten einen gemeinsamen Bericht über die heurige<br />

Arbeitsagenda der Europäischen Union.<br />

die darin skizzierten Vorschläge dann in den<br />

zuständigen Ratsarbeitsgruppen.<br />

Aktive Subsidiarität in der EU-Gesetzgebung<br />

Im Rat der Europäischen Union wollen<br />

die EU-Mitgliedsländer außerdem gestützt<br />

auf Erkenntnisse der BürgerInnenkonferenz<br />

zur Zukunft Europas die Prinzipien Subsidiarität<br />

und Verhältnismäßigkeit in der Gesetzgebung<br />

effektiver zur Anwendung bringen.<br />

Unter anderem wurde von der Zukunftskonferenz,<br />

die ein Jahr lang bis Mai 2022 stattfand,<br />

die stärkere Einbeziehung von nationalen<br />

Parlamenten, Zivilgesellschaft und Sozialpartnern<br />

in den Gesetzgebungsprozeß auf<br />

EU-Ebene gefordert. Österreich unterstütze<br />

das Grundprinzip der Subsidiarität im Sinne<br />

einer effizienten Aufgabenverteilung zwischen<br />

EU-Mitgliedsstaaten und der EU, geht<br />

aus dem Bericht des Bundeskanzleramts hervor.<br />

Allerdings wird darin auch angemerkt,<br />

ein Teil der genannten Maßnahmen würde<br />

EU-Vertragsänderungen erfordern. Vor diesem<br />

Hintergrund seien die meisten Mitgliedsstaaten<br />

der Meinung, der Fokus solle<br />

derzeit auf der Umsetzung der ohne Vertragsänderung<br />

möglichen Vorschläge der<br />

Zukunftskonferenz liegen.<br />

Die „Fit for Future Plattform“ der Europäischen<br />

Kommission ist aus Sicht des<br />

Bundeskanzleramts ein wichtiges Instrument<br />

im Bemühen um mehr Effizienz, Leistungsfähigkeit<br />

und Zukunftsfähigkeit der EU-<br />

Rechtsetzung. Österreich lege dabei viel Wert<br />

auf die lebensnahe Gestaltung von Rechts -<br />

normen, deren Auswirkungen auf kleine und<br />

mittlere Unternehmen sowie die Wahrung<br />

der Subsidiarität.<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

Zur Ermöglichung vermehrter BürgerInnenbeteiligung<br />

an der EU-Gesetzgebung<br />

wird auf Kommissionsebene ein neues interaktives<br />

online-Werkzeug geschaffen, in dem<br />

als „one-stop-shop“ das bestehende „Have<br />

your say“-Portal und die Webseite der „Eu -<br />

ropäischen Bürgerinitiative“ zusammengefaßt<br />

werden sollen. Zudem hält die Europäische<br />

Kommission erstmals Bürgerforen ab,<br />

bei denen im Vorfeld Empfehlungen für<br />

wichtige Legislativvorhaben abgegeben<br />

werden. Das erste Forum wurde Mitte De -<br />

zember 2022 zum Thema „Lebensmittelverschwendung“<br />

gestartet. Im Jahr 2023 sind<br />

Bürgerforen zu den Themen „Lernmobilität“<br />

und „Virtuelle Welten“ geplant.<br />

Österreich skeptisch zu<br />

neuen EU-Eigenmitteln<br />

Die aktuelle Trio-Präsidentschaft des Rats<br />

aus Schweden und dessen Vorgängern Tsche -<br />

chien und Frankreich hat vor, die Implementierung<br />

des Mehrjährigen Finanzrahmens<br />

(MFR) 2021 – 2027 der EU besonders hinsichtlich<br />

der Umsetzung des Covid-19-<br />

bedingten Aufbauinstruments „NextGeneration<br />

EU“ (NGEU) und der Finanzhilfen für<br />

die Ukraine zu beleuchten. Erörtert werden<br />

soll, ob der EU-Haushalt in der derzeitigen<br />

Ausgestaltung über ausreichend Mittel für<br />

gemeinsame Herausforderungen verfügt. Die<br />

EU-Kommission will in diesem Zusammenhang<br />

2023 einen neuen Vorschlag für weitere<br />

Eigenmittel unterbreiten, nachdem ihr diesbezüglicher<br />

Entwurf Ende 2022 keine ausreichende<br />

Mehrheit unter den Mitgliedsstaaten<br />

gefunden hat. Angedacht gewesen war,<br />

daß Brüssel direkt Gelder aus Quellen wie

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