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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Kultur<br />

»Kiki Kogelnik:<br />

Now Is the Time«<br />

169<br />

Die Ausstellung ist bis 25. Juni 2023 im Ausstellungshaus auf der Wiener Freyung<br />

zu sehen. Einmal mehr wird das Bank Austria Kunstforum Wien zur internationalen<br />

Bühne für eine künstlerische Pionierin.<br />

Kiki Kogelnik (1935–1997) ist eine der<br />

bedeutendsten in Österreich geborenen<br />

Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie gilt<br />

heute als die einzige österreichische Protagonistin<br />

der Pop-Art, ihre Kunst geht jedoch<br />

weit über diese Kategorisierung hinaus. Ihr<br />

spielerisches, farbenfrohes und hochpolitisches<br />

Werk reicht von Malerei, Zeichnung,<br />

Keramik und Installation bis hin zu performativen<br />

Praktiken und weist in seinen Themenstellungen<br />

eine erstaunliche Aktualität<br />

auf. „Kiki Kogelnik: Now Is the Time“ – der<br />

Titel bezieht sich auf das gleichnamige<br />

Gemälde aus dem Jahr 1972 – ist mit circa<br />

180 Werken die bis dato größte Retrospektive<br />

zum Werk von Kogelnik. In sieben thematischen<br />

Kapiteln beleuchtet die Ausstellung<br />

verschiedene Aspekte ihres künstlerischen<br />

Schaffens und will dabei herausstellen,<br />

warum dieses heute so relevant er -<br />

scheint wie nie zuvor.<br />

Nach ihrem Studium an der Akademie für<br />

angewandte Kunst und der Akademie der<br />

bildenden Künste in den 1950er-Jahren in<br />

Wien, gehört Kogelnik zur jungen St. Stephan<br />

Gruppe. Extensive Reisen durch Europa<br />

und eine Liebesbeziehung mit dem USamerikanischen<br />

Künstler Sam Francis be -<br />

wegen die Künstlerin 1962 nach New York,<br />

die neue Welthauptstadt der Kunst, zu ziehen,<br />

wo sie Bekanntschaft mit der Pop-Art-<br />

Szene um Andy Warhol macht und Kontakte<br />

und Freundschaften zu Künstlerinnen und<br />

Künstlern wie Roy Liechtenstein, Claes Ol -<br />

denburg, Niki de Saint Phalle und Carolee<br />

Schneemann pflegt. Fortan lebt und arbeitet<br />

Kogelnik auf beiden Seiten des Atlantiks: in<br />

New York, Wien und Bleiburg.<br />

Bunt, humorvoll und kritisch<br />

Die Ausstellung setzt mit den abstrakten,<br />

lebensbejahenden Bildern, die Kogelnik<br />

1961 in ihrer ersten Einzelausstellung in der<br />

Galerie St. Stephan präsentiert, ein. „Selten<br />

ging es jedenfalls so heiter an den Wänden<br />

der Galerie St. Stephan zu,“ heißt es dazu in<br />

der Tagezeitung „Die Presse“ im Oktober<br />

1961. Der Hauptraum widmet sich der Zeit<br />

© Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved<br />

Kiki Kogelnik working on one of her Bomb sculptures in her studio in New York, 1965<br />

glasierte Keramik; Photographer: John Pratt<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

ab 1962, als Kogelnik sich in New York<br />

niederläßt und dort unter dem Eindruck einer<br />

völlig neuen Formen- und Warenwelt ein<br />

malerisches und skulpturales Werk entwikkelt,<br />

das Ende der 1960er-Jahre in den be -<br />

rühmten „Hangings“ – Körperumrisse aus<br />

Vinyl, die sie auf Kleiderhaken hängt – mündet.<br />

Weltraumfahrt, Roboter und die Beziehung<br />

Mensch/Maschine sind weitere wichtige<br />

Themen dieses Jahrzehnts und werden in<br />

einem eigenen Raum thematisiert: Kogelnik<br />

ortet diese Schwingungen und macht sich<br />

daran, Vor- wie Nachteile von neuer Technologie<br />

und Diagnostik in ihrem Werk zu analysieren.<br />

Früh findet sie zu der Erkenntnis,<br />

daß die Technik nur einem mündigen Menschen<br />

wirklich gute Dienste leistet.<br />

In den 1970er-Jahren schlägt Kogelnik in<br />

ihren „Frauenbildern“ einen feministischkämpferischen<br />

Ton an, wenn sie beispielsweise<br />

die eindimensionalen Rollen, welche<br />

die Gesellschaft „der Frau“ zuweist, zum<br />

The ma macht. Ihre eigene Identität als<br />

Künstlerin, Mutter und Frau benutzt Kogelnik<br />

wie eine Schablone, um allgemeine Aussagen<br />

zum Zustand der patriarchalen Gesellschaft<br />

zu tätigen.<br />

Ihr stets neugieriger und experimenteller<br />

Umgang mit künstlerischem Arbeitsmaterial<br />

führt sie Mitte der 1970er-Jahre zur Beschäftigung<br />

mit Keramik und später dann, in den<br />

1990er-Jahren, mit Glas. „Kunst kommt von<br />

künstlich“ konstatiert Kogelnik 1967, dies<br />

trifft vor allem auch auf die in den 1980er-<br />

Jahren auftretende Tier-Motivik zu. Tiere<br />

wie auch menschliche Figuren begreift<br />

Kogelnik als „Einwohner einer künstlichen<br />

Welt – meiner Welt“, die sie mittels ihrer<br />

Kunst erschafft und stets zu erweitern versucht.<br />

Das Selbstporträt und die Maske, das

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