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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Religion und Kirche<br />

Schönborn: Ökumene braucht<br />

interreligiöse Offenheit<br />

Wiener Erzbischof kündigt bei traditionellem Ökumenischen Empfang seine<br />

Teilnahme an einem Dialog in Riad auf Einladung der Arabischen Liga an<br />

Ökumene braucht nicht nur das Streben<br />

nach Einheit unter den christlichen Kirchen,<br />

sondern auch interreligiöse Offenheit:<br />

Dafür hat Kardinal Christoph Schönborn bei<br />

seinem traditionellen Ökumene-Empfang in<br />

der Weltgebetswoche für die Einheit der<br />

Christen am 26. Jänner in Wien ge worben.<br />

Zahlreiche Spitzen der christli chen Kirchen<br />

waren der Einladung des Wiener Erzbischofs<br />

zu dieser Begegnung ge folgt, die erstmals<br />

seit 2020 nach coronabedingter Unterbrechung<br />

wieder stattfinden konn te.<br />

Ins Zentrum seiner Ausführungen stellte<br />

der Kardinal ein Wort von Papst Benedikt<br />

XVI. Dieser habe beim letzten Treffen des<br />

„Ratzinger-Schülerkreises“ im August 2012<br />

resümierend im Blick auf die Ökumene<br />

gesagt: „Geht es nicht letztlich darum, aufeinander<br />

zu hören und voneinander zu lernen,<br />

was es heißt, heute Christ zu sein?“<br />

Diese Worte des kürzlich verstorbenen Pontifex<br />

seien „wie ein Testament von ihm“, so<br />

Schönborn.<br />

Man könne und müsse diese Worte Benedikts<br />

aber weiter denken im Blick auf die<br />

große, abrahamitische Ökumene und daher<br />

fragen: „Geht es nicht letztlich darum, aufeinander<br />

zu hören und voneinander zu lernen,<br />

was es heißt, heute Mensch zu sein?“<br />

Sich des Menschseins als fundamentale<br />

Grundlage für jeden fruchtbaren Dialog, der<br />

auch die Wahrheitsfrage einschließe, zu be -<br />

sinnen, sei die große Herausforderung, der<br />

sich gerade Papst Franziskus stelle, betonte<br />

der Kardinal. Ausdruck dieses Bemühens sei<br />

die sogenannte „Abu Dhabi-Erklärung“ vom<br />

4. Februar 2019. Sie trägt den Titel „Dokument<br />

über die Brüderlichkeit aller Menschen<br />

für ein friedliches Zusammenleben in der<br />

Welt“, und wurde vom Papst und vom sunnitischen<br />

Großimam Ahmad Al-Tayyeb unterzeichnet.<br />

Zu den grundlegenden Voraussetzungen<br />

des Menschseins gehöre, daß „alle von einer<br />

Frau geboren wurden und einen Vater ha -<br />

ben“, hielt der Kardinal fest. Zudem teilten<br />

die abrahamitischen Religionen die fundamentale<br />

Überzeugung: „Wir haben alle ausnahmslos<br />

Ansehen in den Augen Gottes.“<br />

Foto: Kathpress/Paul Wuthe<br />

v.r.: der neue ÖRKÖ-Vorsitzende Bischof Tiron Petrosyan, der griechisch-orthodoxe Metropolit<br />

Arsenios (Kardamakis), Kardinal Christoph Schönborn und der für Österreich zuständige<br />

syrisch-orthodoxe Bischof Mor Dionysios Isa Gürbüz<br />

Mit dieser Aussage nahm der Wiener Erzbischof<br />

auch Bezug auf die „bewegende Predigt<br />

und den berührenden ökumenischen<br />

Gottesdienst“, der zuvor in der evangelischlutherischen<br />

Stadtkirche stattgefunden hatte.<br />

Vorsteherinnen der Feier waren die evangelische<br />

Oberkirchenrätin Ingrid Bachler und<br />

die evangelischen Pfarrerinnen Eva Harasta<br />

sowie Julia Schnizlein, die die Predigt hielt.<br />

Zum Ökumenischen Empfang, der vom<br />

früheren Vorsitzenden des Ökumenischen Ra -<br />

tes der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ),<br />

Domdekan Prof. Rudolf Prokschi, moderiert<br />

wurde, war auch der griechisch-orthodoxe<br />

Metropolit und Vorsitzende der Orthodoxen<br />

Bischofskonferenz, Erzbischof Arsenios (Kar -<br />

damakis) gekommen. Seitens der Katholischen<br />

Kirchen waren u.a. die Wiener Weihbischöfe<br />

Franz Scharl und Stephan Turnov -<br />

szky sowie der Generalsekretär der Bi -<br />

schofskonferenz, Peter Schipka, anwesend.<br />

Unter den Teilnehmer war auch der neue<br />

ÖRKÖ-Vorsitzende, der armenisch-apostolische<br />

Bischof Tiran Petrosyan.<br />

Von evangelischer Seite waren der Präsident<br />

der Generalsynode, Peter Krömer, Ober -<br />

kirchenrätin Bachler in Vertretung des er -<br />

krankten evangelischen Bischofs Michael<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

139<br />

Chalupka, der Wiener evangelische Superintendent<br />

Matthias Geist, der reformierte Landessuperintendent<br />

Thomas Hennefeld und<br />

der evangelisch-methodistische Superintendent<br />

Stefan Schröckenfuchs da. Weiters<br />

waren der russisch-orthodoxe Bischof Aleksij<br />

Zanochkin, der koptisch-orthodoxe Bi -<br />

schof Anba Gabriel, der syrisch-orthodoxe<br />

Bischofsvikar Emanuel Aydin und der anglikanische<br />

Pfarrer Patrick Curran gekommen.<br />

»Ökumene viribus unitis«<br />

Bischof Petrosyan betonte in seiner<br />

Funktion als neuer ÖRKÖ-Vorsitzender die<br />

gute ökumenische Zusammenarbeit, die in<br />

Österreich „viribus unitis“ erfolge. Vor allem<br />

in der Erzdiözese Wien werde „Toleranz und<br />

Dialog tiefsinnig und ernsthaft verstanden<br />

und gepflegt“. Eine Besonderheit im internationalen<br />

Vergleich sei auch, daß „die christlichen<br />

Kirchen eine wichtige Stimme in der<br />

Gesellschaft sind“. Der ÖRKÖ-Vorsitzende<br />

nützte die Gelegenheit, um dem Gastgeber<br />

zu seinem kürzlich stattgefundenem Ge -<br />

burtstag und zum bevorstehende „Silbernen<br />

Kardinalsjubiläum“ zu gratulieren.<br />

Im Zuge der Veranstaltung wurde auch der<br />

„Weg der Versöhnung“ vorgestellt, der sich

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