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Ausgabe 206

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>206</strong> / 20. 03. 2023<br />

Wirtschaft<br />

119<br />

ten die Trendwende bei der mit den österreichischen<br />

Handelsanteilen gewichteten internationalen<br />

Industriestimmung.<br />

Dagegen verschärfte sich der Stimmungseinbruch<br />

in der erfolgsverwöhnten<br />

Bauwirtschaft. Die preislich bedingte verringerte<br />

Leistbarkeit von Wohnimmobilien in<br />

Kombination mit neuen Kreditvergaberegelungen<br />

und steigenden Zinsen haben vor<br />

allem im Hochbau zu deutlichen Auftragsrückgängen<br />

geführt und dämpfen die Aussichten<br />

im Februar.<br />

Besser als erwartet durch den Winter<br />

Nach dem minimalen Rückgang des BIP<br />

gegen Ende 2022 weist die Stimmungslage<br />

für das erste Quartal 2023 erneut auf eine<br />

geringfügig rückläufige Wirtschaftsentwikklung<br />

in Österreich hin. „Die Entwicklung<br />

der österreichischen Wirtschaft über die<br />

Wintermonate ist etwas günstiger ausgefallen,<br />

als wir ursprünglich erwartet haben. Wir<br />

haben daher unsere Wachstumsprognose für<br />

das Jahr 2023 geringfügig von 0,3 auf 0,7<br />

Prozent anheben können. Da sich mit dem<br />

langsamen Rückgang der Inflation und den<br />

damit nachlassenden Belastungen für die<br />

inländische Nachfrage die sich abzeichnende<br />

positive Entwicklung fortsetzen dürfte, wird<br />

im Frühjahr eine Erholung der österreichischen<br />

Wirtschaft einsetzen“, meint UniCredit<br />

Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.<br />

Hartnäckige Inflation<br />

bremst Erholungstempo<br />

Das Erholungstempo wird in den kommenden<br />

Monaten durch die hartnäckige In -<br />

flation belastet werden. Zudem werden die<br />

veränderten Finanzierungsbedingungen nach<br />

der Verschärfung der Geldpolitik durch die<br />

EZB das Aufschwungstempo dämpfen. Die<br />

Finanzierungsbedingungen werden auch im<br />

kommenden Jahr überwiegend herausfordernd<br />

bleiben und damit die Investitionstätigkeit<br />

der Unternehmen erschweren. Dagegen<br />

könnte der private Konsum dank spürbarer<br />

Reallohnzuwächse mehr Unterstützung<br />

bieten. „Die Erholung der österreichischen<br />

Wirtschaft sollte sich 2024 fortsetzen. Wir<br />

erwarten weiterhin ein Wirtschaftswachstum<br />

von 1,2 Prozent. Dabei nimmt die Wahrscheinlichkeit<br />

einer günstigeren Entwick -<br />

lung sogar zu, gestützt auf bessere Aussichten<br />

für mehr Rückenwind durch die Weltwirtschaft<br />

aufgrund der anhaltenden Entspannung<br />

bzw. sogar Auflösung der Lieferkettenprobleme.<br />

Allerdings sind die andauernden<br />

geopolitischen Belastungen diesbezüglich<br />

ein hohes Risiko“, meint Pudschedl.<br />

Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit<br />

Die schwache Konjunkturentwicklung<br />

der vergangenen Monate schlägt sich mittler -<br />

weile ungünstig auf den österreichischen<br />

Arbeitsmarkt nieder. Das Beschäftigungswachstum<br />

hat sich verringert, die Anzahl der<br />

Arbeitssuchenden steigt, während die offenen<br />

Stellen zurückgehen. „Die Folgen der<br />

schwächelnden Konjunktur über den Winter<br />

sind spürbar geworden, aber der österreichische<br />

Arbeitsmarkt zeigt sich sehr widerstandsfähig.<br />

Angesichts der Enge am Ar -<br />

beitsmarkt, die sich unter anderem an immer<br />

noch fast 120.000 offenen Stellen zeigt, wird<br />

die Arbeitslosenquote in den kommenden<br />

Monaten nur geringfügig steigen“, meint<br />

Pudschedl und ergänzt: „Nach 6,3 Prozent<br />

im Vorjahr erwarten wir im Jahresdurchschnitt<br />

2023 einen Anstieg der Arbeitslosenquote<br />

auf nur 6,4 Prozent. Für 2024 gehen<br />

wir bereits wieder von einem leichten Rück -<br />

gang aus. Die stärkere Konjunktur und der<br />

gegenüber den Vorjahren geringere Anstieg<br />

des Arbeitskräftepotentials bedingt durch das<br />

allmähliche Ausscheiden der Baby-Boomer<br />

aus dem Arbeitsprozeß sollten dies ermöglichen.“<br />

Zäher Inflationsrückgang führt noch zu<br />

weiterer Verschärfung der Geldpolitik<br />

Der Inflationshöhepunkt dürfte zu Jahresbeginn<br />

2023 erreicht worden sein. Die Teuerung<br />

ist in Österreich jedoch immer noch<br />

zweistellig und damit deutlich höher als im<br />

Euroraum. Die hohe Lohndynamik, hohe fis -<br />

kalische Maßnahmen und die teilweise<br />

weiterhin sehr starken Nachfrage werden<br />

auch in den nächsten Monaten den Rück -<br />

gang der Inflation bremsen, voraussichtlich<br />

sogar stärker als im Euroraum. Mit durchschnittlich<br />

6,5 Prozent im Jahr 2023 wird die<br />

Inflation in Österreich über jener im Euroraum<br />

von 5,2 Prozent liegen. Auch 2024 ist<br />

mit durchschnittlich 3,0 Prozent gegenüber<br />

2,4 Prozent nach Einschätzung der Ökonomen<br />

der UniCredit Bank Austria eine deutlich<br />

höhere Inflation in Österreich zu erwarten.<br />

„Diese Woche wird die EZB die Leitzinsen<br />

mit ziemlicher Sicherheit um 50 Basispunkte<br />

anheben und auch eine weitere Straffung<br />

der Geldpolitik ankündigen. Aufgrund<br />

der jüngsten Inflationsdaten erwarten wir<br />

nun auch im Mai eine Anhebung der Leitzinsen<br />

um 50 Basispunkte“, meint Bruckbauer<br />

abschließend und ergänzt: „Wir haben unsere<br />

Prognose für den Zinshöhepunkt per Mitte<br />

2023 für den Einlagensatz von 3,50 auf 4 Pro -<br />

zent angehoben und für den Refinanzierungssatz<br />

auf 4,50 Prozent, da sich die Kerninflation<br />

kurzfristig als hartnäckiger erweisen<br />

dürfte, als es wir und die EZB erwartet<br />

hatten.“<br />

n<br />

https://www.bankaustria.at/<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

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