Inhalt - Rotary International
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grausamen Explosionen sicher sind. Bestätigt dies nicht unsere Überzeugung, dass wir<br />
angesichts akuter Notlagen aktiv werden müssen? Und zeigt dies nicht, wie wichtig es ist,<br />
dass Rotarier führend voranschreiten, um Veränderungen durchzusetzen?<br />
Auf der Höhe der politischen Konflikte der Länder meiner Region suchte ich selbst im<br />
Jahre 1976 die Verlegungsorte dieser Minen auf. Unter der Eskorte von Soldaten der<br />
Roten Khmer, die genau wussten, wo sich die Minenfelder befanden, begab ich mich<br />
ohne sonstigen bewaffneten Geleitschutz auf eine Top-Secret Mission ins Landesinnere<br />
Kambodschas. Dort traf ich mit meinem Gegenüber, dem damaligen Premier und<br />
Außenminister der Roten Khmer, Ieng Sary, zusammen. Letzterer ist noch am Leben und<br />
steht heute als Kriegsverbrecher in Pnomh Penh vor Gericht.<br />
Doch ich konnte damals nicht viel ausrichten. Niemand konnte etwas tun, solange die<br />
politische Situation so unsicher war und Pol Pot, der Führer der Roten Khmer, noch an der<br />
Macht war. Ich hätte niemals im Traum daran gedacht, dass ich über genau das Thema,<br />
mit dem ich damals mit dem Anführer sprach, heute zu Ihnen sprechen würde, und dass<br />
daraus ein Projekt und eine Herausforderung für so viele <strong>Rotary</strong> Clubs und Rotarier aus<br />
aller Welt erwachsen würde.<br />
Ich denke an dieser Stelle auch an den armen thailändischen Bauern aus einem kleinen<br />
Dorf nahe der kambodschanischen Grenze. In den späten 80er Jahren wurde ihm bei<br />
der Nahrungssuche im Wald durch eine Tellermine ein Bein abgerissen. Er hatte für eine<br />
Frau und eine kleine Tochter zu sorgen. Seine Frau, überkommen von der Angst vor<br />
der trüben Zukunft, verließ ihn kurz danach spurlos. Da war er nun, allein, mit einem<br />
Baby, das er aufziehen musste. Er hatte einige Kenntnisse als Zimmermann, machte<br />
sich ein provisorisches Holzbein und verdingte sich für jede nur irgend mögliche Arbeit.<br />
Seine krude Prothese bereitete ihm dabei stets höllische Schmerzen. Doch er sagte sich,<br />
besser als überhaupt kein Bein. Als <strong>Rotary</strong> Clubs der Gegend von seinem Schicksal<br />
erfuhren, hörten sie auf ihre innere Stimme als Rotarier und sorgten mit Unterstützung<br />
der Foundation dafür, dass er und andere Minenversehrte hochqualitative Prothesen<br />
erhielten.<br />
Mit neuer Energie und neuem Selbstvertrauen bekam er eine gute Anstellung und er<br />
konnte seine Tochter zur Schule schicken. Ihr Abschlusstag, der zufällig auch zugleich<br />
sein Geburtstag war, war ein Triumph für beide. Sie hatten gemeinsam so hart gekämpft<br />
und waren so weit gekommen. Zum Anlass wollte die Tochter ihm ein Geschenk<br />
machen, was ihre Armut jedoch nicht zuließ. Alles, was sie hatte, war ein Foto von ihr als<br />
kleines Mädchen. Und auf die Rückseite des Fotos schrieb sie ihm Worte, die ihm mehr<br />
bedeuteten als jedes teure Geschenk. Sie schrieb: „Vater, jetzt gehen wir gemeinsam.“<br />
Das Mädchen machte eine Ausbildung zur Krankenschwester, ist nun verheiratet und<br />
hat ein eigenes Kind. Sie kann ihren Vater unterstützen, und sie gehen nun wirklich<br />
gemeinsam durchs Leben. Meine Freunde, durch unser Bestreben, zu helfen, gehen auch<br />
wir mit diesem Mann – und mit Tausenden von anderen wie ihm.<br />
Hilfsbereitschaft für andere ist in der Tat das noble Ideal von <strong>Rotary</strong>. Wir müssen dazu<br />
nicht reich sein, oder berühmt, um dieses Ideal zu erreichen. Wir müssen nur in uns<br />
hineinschauen.<br />
Vor vielen Jahren, als ich zum ersten Mal für ein öffentliches Amt in meinem Land<br />
kandidierte, musste ich während meiner Kampagne oft Reden von der Laderampe<br />
eines LKWs halten. Eines Abends, es war bereits sehr spät, befanden wir uns ein einem<br />
Elendsviertel. Es war eine große Menschenmenge zusammengekommen. Ich musste<br />
schreien, um gehört zu werden. Am Ende meiner Rede schüttelte ich Hände, als sich<br />
ein kleiner Junge vorarbeitete und mir zurief: „Onkel! Onkel!“ Er hielt mir eine kleine<br />
Papiertüte mit Zuckerrohrstückchen hin und sagte: „Nach so einer langen Rede musst du<br />
sehr durstig sein.“ Und das war ich wirklich!<br />
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