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Inhalt - Rotary International

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<strong>Rotary</strong> jedoch, ob sie ein paar Worte sagen könnte. Etwas an ihrer Aufrichtigkeit bewegte<br />

die Rotarier dazu, ihr das Mikrofon zu geben, jedoch mit der Bemerkung, dass sie nur eine<br />

Minute hätte. Die Frau fing an zu sprechen:<br />

„Meine rotarischen Brüder, ich kenne Sie nicht und Sie kennen mich nicht.<br />

Ich kam hierher nach Raipur vor einem Jahr mit meinem Mann und unseren<br />

drei kleinen Kindern. Wir lebten in einem kleinen Raum, als mein Mann<br />

eines Tages heimkam und sagte: „Anisa, ich verlasse Dich. Es gibt jemand<br />

anderen.“ Daraufhin sprach er dreimal „Talaaq, talaaq, talaaq“ (Ich scheide<br />

mich von Dir, ich scheide mich von Dir, ich scheide mich von Dir), nahm<br />

seine Tasche und ging einfach weg.<br />

Mir wurde der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich konnte nirgendwo<br />

hin. Der Besitzer des Raumes in dem wir wohnten warf mich und meine<br />

Kinder hinaus, da mein Mann nie Rente bezahlt hatte. Wir zogen daraufhin<br />

durch die Gegend, schliefen im Bahnhof, manchmal dem Busbahnhof, wo<br />

wir stets von den Sicherheitsleuten verjagt wurden. Manchmal schliefen wir<br />

ganz einfach auf der Straße neben den Straßenhunden. Die Kinder weinten<br />

und waren ständig hungrig und krank. Ich hatte kein Geld für Essen oder<br />

Medizin und keine Arbeit, außer manchmal wenn ich Toiletten putzte. Ich<br />

war absolut verzweifelt.<br />

Dann erzählte mir jemand von Ihrem Wohnbauprojekt und war so<br />

freundlich, eine Bewerbung für mich auszufüllen, da ich selbst nicht<br />

schreiben kann. Und hier bin ich nun also.“<br />

Nachdem sie das gesagt hatte, setzte sie sich auf einmal hin, dort auf der Bühne, vor den<br />

tausenden von Menschen und sagte:<br />

„Rotarische Brüder, Sie wissen nicht, was Sie für mich getan haben.<br />

Sie haben meinen Kindern und mir ein neues Leben geschenkt.”<br />

Danach fing sie an zu weinen und auch wir, wie ich zugeben muss, konnten die Tränen nicht<br />

mehr zurückhalten. Durch unsere Tränen hindurch jedoch erkannte ein jeder von uns so klar<br />

wie nie zuvor die wahre Bedeutung unserer Mitgliedschaft bei <strong>Rotary</strong>.<br />

Das war vor 12 Jahren uns seither bin ich überzeugt davon, dass wenn wir den Menschen<br />

Hoffnung, Würde und Selbstvertrauen geben wollen, es nichts Besseres gibt, als ihnen ein<br />

Zuhause zu geben. Zuhause beginnt die Familie. Mutter und Kind sind der Kern der Familie.<br />

Die Gemeinwesen, in denen wir leben, bauen nicht auf einzelnen Personen auf, sondern<br />

auf Familien – Familien, die ein Zuhause, ihr Leben, ihre Ressourcen und ihr gemeinsames<br />

Schicksal miteinander teilen. Gute Gemeinwesen sind die Grundlage großer Nationen.<br />

Einer der Hauptschwerpunkte des nächsten Jahres liegt daher auch auf der Familie, denn<br />

hier sind auch all unsere anderen Ziele angesiedelt. Von der Familie ausgehend wenden<br />

wir uns dann sicherem Wohnen, Wasser, Hygiene, Gesundheit und all den anderen Themen<br />

zu, die Mütter und Kinder betreffen. Voraussetzung für eine starke Familie ist ein starkes<br />

und sicheres Zuhause. Nur auf dieser Grundlage sichern wir schließlich auch Gesundheit,<br />

Hoffnung und Harmonie.<br />

Vor einigen Jahren hatte ich die Ehre, mit Mutter Teresa in Kalkutta zusammenzuarbeiten<br />

und sie sagte mir damals: Die Welt ist völlig aus den Fugen geraten und leidet, weil es in<br />

den Heimen und Leben der Familien so wenig Liebe gibt. Wir haben keine Zeit für unsere<br />

Kinder und wir haben keine Zeit füreinander. Die Liebe hat ihren Ursprung im Zuhause –<br />

Liebe lebt in unserem Zuhause, deshalb leidet die Welt so sehr und ist so unglücklich. Jeder<br />

ist unter Zeitdruck, Kinder haben keine Zeit für ihre Eltern und Eltern keine Zeit für ihre<br />

Kinder oder füreinander mehr. Im Zuhause beginnt der Verfall des Friedens in der Welt.<br />

2 <strong>International</strong>e Versammlung – Ausgewählte Reden 2011

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