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Inhalt - Rotary International

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In Nigeria sah ich viele Menschen, die an den Folgen der Kinderlähmung litten und die am<br />

Straßenrand bettelten. Sie erinnerten mich permanent daran, warum wir uns für unser<br />

Ziel einsetzen. Ich erinnere mich an eine Familie, die mir davon erzählte, dass durch die<br />

Kinderlähmung drei ihrer Kinder heute verkrüppelt sind und die so dankbar war, dass ihre<br />

jüngeren Kinder durch eine Impfung verschont geblieben waren. Ich arbeitete mit einer<br />

Freiwilligen zusammen, die selbst ein Kind hatte, welches an Polio litt und das sie auf dem<br />

Rücken trug, während sie von Tür zu Tür ging, um Kinder zu impfen. Wenn Mütter Bedenken<br />

gegen die Impfung äußerten, zeigte sie diesen das schlaffe Beinchen ihres Kindes. In<br />

meinem Staat Bauchi sah ich, wie sich traditionelle Führungspersönlichkeiten entschlossen<br />

für eine Impfung einsetzten. Sie wollten sicherstellen, dass die Impfteams kein Kind in<br />

ihrer Region auslassen würden. Diese Männer führten das Impfpersonal durch teilweise<br />

extrem widriges Gelände und besuchten persönlich Familien, die eine Impfung ablehnten,<br />

um diese zu überzeugen. Ihre Frauen hielten Versammlungen für andere Frauen ab, um<br />

Mütter zur Impfung zu bewegen. Als ich durch die Dörfer ging, war es mir stets eine große<br />

Ehre, zur Impfung eines Neugeborenen eingeladen zu werden. Oftmals wurde ich innerhalb<br />

weniger Minuten nach der Geburt gebeten, den Impfstoff vorbeizubringen, was mir stets<br />

enorme Freude bereitete. Wenn wir in die Häuser dieser Familien kamen, verabreichten wir<br />

nicht nur den Kindern eine Impfung, sondern erhielten auch Einblick in die vorherrschenden<br />

Hygieneverhältnisse und konnten die Familien gegebenenfalls hierzu beraten.<br />

Die Abgeschiedenheit einiger Dörfer in Äthiopien stellte oft ein ziemliches<br />

Kommunikationsproblem dar. Ich sah, wie Proben zu Polio-Verdachtsfällen genommen<br />

wurde und Freiwillige zu Fuß in die nächstgelegene Stadt marschierten, um dort Eis für den<br />

Transport und die Auslieferung dieser Probe nach Addis Abeba zu besorgen. Ich erinnere<br />

mich daran, wie ich in einer sehr entlegenen Region war und dort über Funk gebeten<br />

wurde, den Transport für eine Probe zu ermöglichen. Der Dorfvorsteher in dieser Region<br />

lief sechs Stunden, um den Impfstoff für zehn Kinder zu besorgen und danach noch einmal<br />

sechs Stunden zurück, um den übrig gebliebenen Impfstoff zurückzubringen! Die Sache war<br />

ihm so wichtig, dass er bereit war, all diese Anstrengungen in Kauf zu nehmen. Ich habe<br />

mich oft gefragt, wie viele von uns so opferbereit wären.<br />

In Botswana sah ich die Auswirkungen der Kinderlähmung nicht so deutlich wie in den<br />

anderen Ländern, denn hier finden regelmäßig routinemäßige Impfungen statt. Dennoch<br />

kam es hier zu einem Fall, der interessanterweise in die gleiche Region zurückverfolgt<br />

werden konnte, in der ich in Nigeria gearbeitet hatte. Wir glauben, dass dieses Kind<br />

sich durch die Benutzung einer Toilette in einer Touristenregion mit dem Polio-Virus<br />

infizierte. Die Toilette war zuvor vermutlich von einer Überträgerperson benutzt worden,<br />

die nicht wusste, dass sie das Virus in sich trug. Nur in den wenigsten Fällen führt eine<br />

Erkrankung am Poliovirus nämlich zu Lähmungserscheinungen und Tod. Während meiner<br />

Zeit in Botswana besuchte ich entlegene Regionen in der Kalahari-Wüste, um dort die<br />

medizinischen Hilfskräfte zu unterstützen, die verdächtige Krankheitsfälle untersuchten und<br />

Routineimpfungen gegen Polio ermöglichten.<br />

Ein Großteil unserer Arbeit in Karatschi und Pakistan konzentrierte sich auf die Slums, wo<br />

die Kinderlähmung mangels Hygiene und sauberem Wasser noch stärker grassiert. Es<br />

war keine Ausnahme, dass wir Kinder sahen, die im Abwasser spielten. Ich werde nie das<br />

kleine Mädchen vergessen, das vor ihrem Haus saß und mit einem Löffel spielte, mit dem<br />

sie Wasser aus einem Abwasserkanal löffelte und trank. Es ist kein Wunder, dass diese<br />

Kinder ständig krank und anfällig für Viren sind. Einmal verlor ich das Gleichgewicht und<br />

landete dabei mit einem Bein in dem Schlamm eines solchen Abwasserkanals. Meine<br />

Kollegen spritzten mich sofort mit sauberem Wasser ab und ich konnte mich über den<br />

Vorfall gar nicht ärgern, denn ich musste in dem Moment an all die Menschen denken, die<br />

tagtäglich mit diesem Abwasser vor ihrer Haustür lebten. An einem anderen Tag, nach einer<br />

20 <strong>International</strong>e Versammlung – Ausgewählte Reden 2011

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