Soest - Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V.
Soest - Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V.
Soest - Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2008<br />
8<br />
Integration<br />
40 <strong>Kleingärtner</strong>vereinen sowie 45 <strong>Kleingärtner</strong> mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> ausführlich befragt.<br />
Orte für Bürgerengagement<br />
„Kleingärten sind Orte, in denen das Bürgerengagement<br />
kräftig grünt <strong>und</strong> blüht“, berichtete André Christian<br />
Wolf, Projektleiter <strong>der</strong> Studie bei <strong>der</strong> Vorstel-<br />
lung <strong>der</strong> Studie am 19. Oktober 2007 in <strong>der</strong> Klein-<br />
gartenanlage „Heidegr<strong>und</strong>“, Münster. Insgesamt sind<br />
in 54 Münsteraner <strong>Kleingärtner</strong>vereinen r<strong>und</strong> 1.000<br />
Menschen freiwillig engagiert. Sie übernehmen zahlreiche<br />
Aufgaben, wie das Vermitteln von Kleingar-<br />
tenparzellen, das Durchführen von Sanierungsmaßnahmen<br />
<strong>und</strong> Fortbildungen o<strong>der</strong> Finanzberatung bei<br />
Interessenten mit geringem Einkommen. Hochgerechnet<br />
auf alle <strong>Kleingärtner</strong>vereine in Münster werden<br />
von den ehrenamtlich tätigen Mitglie<strong>der</strong>n – über<br />
die sogenannten Pflichtst<strong>und</strong>en hinaus – weit über<br />
100.000 unentgeltliche Arbeitsst<strong>und</strong>en geleistet.<br />
„Dies entspricht einem Vollzeitäquivalent von r<strong>und</strong><br />
60 Stellen, <strong>und</strong> das ist wirklich beachtlich“, erklärte<br />
Wolf.<br />
Orte für gelebte Integration<br />
„Kleingärten sind aber auch Orte für gelebte Integration“,<br />
ergänzte seine Kollegin Nilgün Daglar. Die<br />
Ergebnisse zeigen, dass die Nachfrage von Migran-<br />
ten nach Kleingärten seit mehreren Jahren steigend<br />
ist.<br />
<strong>Kleingärtner</strong> aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n werden aber nicht<br />
nur mehr, son<strong>der</strong>n kommen auch aus immer unterschiedlicheren<br />
Län<strong>der</strong>n: So kommt die Mehrzahl aus<br />
Län<strong>der</strong>n wie <strong>der</strong> Ukraine, Kasachstan <strong>und</strong> Polen, aber<br />
mittlerweile gibt es in Münster auch <strong>Kleingärtner</strong> aus<br />
Korea, Japan, Vietnam, Iran, Ghana o<strong>der</strong> Marokko.<br />
„Integration beginnt am Gartenzaun“, bringt es Daglar<br />
auf den Punkt: Durch den Austausch über verschiedene<br />
Traditionen beim Anpflanzen <strong>und</strong> Verarbeiten von Obst<br />
<strong>und</strong> Gemüse, das Ausleihen von Gartengeräten o<strong>der</strong><br />
durch nachbarschaftliche Hilfe beim Ausfüllen von<br />
Anträgen <strong>und</strong> Formularen.<br />
Erhöhte Nachfrage junger Familien<br />
Auf großes Interesse stießen die Ergebnisse bei Ul-<br />
rike Sommer vom nordrhein-westfälischen Integrationsministerium<br />
in Düsseldorf, das die Studie mitfinanzierte.<br />
„Das Kleingartenwesen ist uns ein beson-<br />
<strong>der</strong>es Anliegen“, so Sommer, weil Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />
das einzige B<strong>und</strong>esland sei, in dem die För<strong>der</strong>ung<br />
des Kleingartenwesens sogar in <strong>der</strong> Landesverfas-<br />
sung verankert ist. Beson<strong>der</strong>s freut sich Werner<br />
Heidemann, Geschäftsführer des <strong>Landesverband</strong>es,<br />
dass die Kleingartennachfrage von jungen Menschen<br />
zunimmt. „Die Ergebnisse zeigen, dass drei von vier<br />
Nachfragern (76,9%) nach Kleingärten in Münster<br />
junge Familien mit Kin<strong>der</strong>n sind.“<br />
Die Nachfrage von Familien ist dabei offenbar keine<br />
„Mode“, denn die <strong>Kleingärtner</strong> bleiben ihrer Laube<br />
in <strong>der</strong> Regel sehr treu: Wer sich einmal für einen<br />
Kleingarten entscheidet, gibt ihn nicht so schnell<br />
wie<strong>der</strong> auf. Die sehr niedrige Aufgabequote von Kleingärten,<br />
die lange Verweildauer <strong>und</strong> die Zufrieden-<br />
heit mit dem sozialen Zusammenhalt in den <strong>Kleingärtner</strong>vereinen<br />
zeigen, dass Kleingartenanlagen<br />
ein überaus stabiles Sozialgefüge bieten. „Dies bie-<br />
tet die Chance, gerade hier mit Integrationsmaßnahmen<br />
für Migranten anzusetzen“, so Jochen Köhnke,<br />
zuständiger Dezernent für Integrationsarbeit <strong>der</strong><br />
Stadt Münster, die die Studie aus Mitteln des De-<br />
zernates für die Koordination von Flüchtlingsfragen<br />
unterstützte.<br />
Konkrete Empfehlungen<br />
Das Zentrum für Nonprofit-Management hat die <strong>Kleingärtner</strong><br />
aber nicht nur beforscht son<strong>der</strong>n ihnen auch<br />
konkrete Empfehlungen mit auf den Weg gegeben. So<br />
rät die Studie zu Maßnahmen zur Gestaltung <strong>der</strong> Kleingartenanlagen,<br />
zur Stärkung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements <strong>und</strong> zur För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Stärkung <strong>der</strong><br />
Integration. Wichtig sei vor allem, neue Lösungen für<br />
die Regelhaftigkeit in <strong>Kleingärtner</strong>vereinen <strong>und</strong> die<br />
Vermittlung <strong>der</strong> Vereinsidee zu finden, da diese bei<br />
Bewerbern oft Irritationen <strong>und</strong> Unsicherheiten erzeugten.<br />
Für ihre Forschung haben sich Wolf <strong>und</strong> Daglar in über<br />
einem Dutzend Anlagen umgesehen <strong>und</strong> empfehlen<br />
den Münsteranern, „selber mal in die tollen Anlagen<br />
reinzugehen“, die als Naherholungsfläche quasi vor<br />
<strong>der</strong> Haustür liegen.<br />
Dies unterstützt <strong>und</strong> freut auch Hans-Peter Leßmann,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Stadt- <strong>und</strong> Bezirksverbandes <strong>der</strong><br />
<strong>Kleingärtner</strong> in Münster: „Es zeigt sich, dass <strong>der</strong> deutsche<br />
Kleingarten längst zu einem attraktiven Ort internationaler<br />
Gemeinschaft geworden ist.“ Und Werner<br />
Heidemann, Präsidiumsmitglied im BDG, ergänzt:<br />
„Diese f<strong>und</strong>ierte Regionalstudie zur Integration ist<br />
wohl einmalig in Deutschland <strong>und</strong> gibt gute Anregungen.“<br />
Sicher wird sie schon bald gute Früchte tragen.