Isenburger Illustrierte für Neu-Isenburger Bürger Ausgabe 105 März 2023
Friedrich Stoltze, Mundartdichter und Revolutionär · Neu-Isenburg, wie es sein könnte Wünsche und Anregungen für unsere Stadt · foodsharing · Rezepte und Ideen für Ostern 1848. Für Demokratie und Menschenrechte · Elternseminare: Kinder lernen sprechen mit kompetenten Eltern · Wird Bildungsdeutsch zur Fremdsprache? · Dali im ArtRoom Reisebericht: am Ayuan Tepui in Venezuela
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»Da vorne, dort wo der Dampf aufsteigt,
das muss er sein«, war Astrid
plötzlich wieder aus der Schockstarre erwacht.
Das Bild, das sich auftat, war aber
wirklich geeignet zum Erwecken aller
Sinne. Allen voran freilich der Augen,
die das Gesehene kaum zu erfassen vermochten,
dann der Ohren, welche die
tosenden Wassermassen trotz des Lärms
des Flugzeugpropellers wahrnehmen
konnten – und man meinte auch, den
Dampf des aufsteigenden Sprühnebels
riechen zu können. Nur die Münder blieben
still, wenngleich sie etwas offenstanden.
Ich hatte wieder Mut gefasst und
gab Rodriguez den Hinweis, doch mal
eine Runde im Talkessel zu ziehen. Und
er tat es – zum Leidwesen meiner Frau.
Ich war durch das Fotografieren dieses
unglaublichen Naturschauspiels so fasziniert,
dass ich das hohe Risiko dieses
Flugmanövers nicht wahrgenommen
hatte. »Bist Du wahnsinnig, das hätte
unser Tod sein können – nur wegen deiner
blöden Fotografiererei«, bekam ich –
nachdem wir wieder eine etwas ruhigere
Fluglage erreicht hatten – den entsprechenden
Anschiss. Recht hatte sie schon
– ein wenig zumindest – dachte ich, als
ich mir die Fotos später in der Dschungel-Lodge
ansah.
Dort gab es reichlich Ablenkung und Wiedergutmachung
für Astrid. Die Voliere mit
den drei Aras war geöffnet und ›Pedro‹
und seine Artgenossen erkundeten die
Umgebung. »Guck mal, der Schlingel«,
rief mich meine Frau – und ich sah gerade
noch, wie ›Pedro‹ mitten auf dem
Tisch saß, sich ein kleines Päckchen Butter
stibitzte, dieses gekonnt öffnete und
verzehrte. »Das hat der nicht zum ersten
Mal gemacht«, war sich meine Frau sicher.
Noch weitere drei Tage verbrachten
wir in dieser wunderbaren Landschaft,
mit donnernden Wasserfällen und reißenden
Flüssen. Wir waren vor einiger Zeit
schon mal dort, hatten freilich nicht alles
geschafft – und auch erfahren, was man
noch machen könnte. Zum Beispiel den
›Sonderflug‹ zum Salto Ángel. Kurzfristig
hatten wir uns, trotz vieler ungünstiger
Umstände, entschlossen, es noch einmal
zu wagen und den Nationalpark Canaima
im Südosten von Venezuela zu besuchen.
»Es war wirklich wunderschön, aber
das machen wir nicht noch einmal«,
kann Astrid den ›Todesflug‹ bis heute
nicht vergessen. Ich auch nicht, aber
mich erinnern eher die beeindruckenden
Naturfotos an dieses nachhaltige Erlebnis.
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