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AFGHANISTAN CHRONIK Ein Dossier von Hellmut Hentschel Ab ...

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<strong>AFGHANISTAN</strong><br />

<strong>CHRONIK</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Dossier</strong> <strong>von</strong> <strong>Hellmut</strong> <strong>Hentschel</strong><br />

<strong>Ab</strong> 50.000 BC<br />

Indischer Subkontinent (Hindukusch)<br />

Die Menschen in Aq Kupruk und Hazar Sum im heutigen Afghanistan gebrauchen steinzeitliche<br />

Technologie.<br />

<strong>Ab</strong> 3000 BC<br />

Indischer Subkontinent (Indus)<br />

Im Gebiet des heutigen Afghanistan gebrauchen die Bewohner die Bronze. Erste städtische Zentren<br />

entstehen in Mundiguk und Deh Morasi Ghundai. Mundiguk (in der Nähe des heutigen Kandahar)<br />

besitzt eine wirtschaftliche Basis aus Weizen, Gerste, Schafen und Ziegen und ist eine<br />

Provinzhauptstadt der Indus-Bevölkerung.<br />

<strong>Ab</strong> 2000 BC<br />

Indo-Arische Völker<br />

Aus Zentralasien stammende indo-arische Volksstämme lassen sich im Gebiet des heutigen<br />

Afghanistan (mit 652.225 Quadratkilometern beinahe doppelt so groß wie Deutschland) nieder. Kabul<br />

entsteht. Eisen ist in Aq Kapruk IV. in Gebrauch.<br />

1600 BC<br />

Indischer Subkontinent<br />

Besiedlung Indiens durch indo-iranische Bauernvölker, die <strong>von</strong> dem Gebiet des heutigen Afghanistan<br />

her eindringen und die alte Induskultur vernichten. Rückdrängung der drawidischen Bevölkerung nach<br />

Süden (Dekkan).<br />

1500 BC<br />

Indo-Arische Völker / Indischer Subkontinent<br />

Hellhäutige bewaffnete Nomadenvölker, die sich selbst „arya“ (Edle) nennt, dringen aus der Region des<br />

heutigen Afghanistan aus zunächst nach Südosten in das Stromgebiet des Indus und <strong>von</strong> dort in das<br />

Gangesbecken und nach Süden vor. Die nichtseßhaften Arier verbreiten die indogermanische Sanskrit-<br />

Sprache auf dem gesamten indischen Subkontinent. Ihr Glaube stellt die Grundlage für den heutigen<br />

Hinduismus dar und ihre gesellschaftliche Hierarchie die Basis für das noch heute existente<br />

Kastensystem.<br />

600 BC<br />

Reich der Meder / Königreich Baktrien<br />

Der altiranische Priester und Prophet Zoroaster (* 630 BC) führt eine neue Religion in Baktrien (Balkh)<br />

ein. Der Zoroastrismus ist eine monotheistische Religion.<br />

530 BC<br />

Achämenidenreich Persien<br />

Das Gebiet des heutigen Afghanistan ist eine Provinz des Perserreichs der Achämeniden.<br />

330 BC<br />

Achämenidenreich Persien / Makedonisches Reich<br />

Der persische General Bessus versucht, das Gebiet des heutigen Afghanistan, das eine persische<br />

Provinz ist gegen die Invasion Alexanders des Großen zu verteidigen.<br />

329 BC<br />

Makedonisches Reich (Achämenidenreich Persien)<br />

Alexander der Große erobert auf seinem Feldzug nach Osten das Gebiet des heutigen Afghanistan. Der<br />

bisherige Führer der Region, der persische General Bessus, verliert den Kampf gegen Alexander. Das<br />

Gebiet des heutigen Afghanistan wird griechisch. Der Versuch, das afghanische Volk zu unterdrücken,<br />

misslingt. Alexander muss sich mit nicht enden wollenden Revolten herumplagen.<br />

327 BC<br />

Makedonisches Reich (Achämenidenreich Persien)


Alexander der Große heiratet Roxane, auch Roxana genannt und Rhoxane geschrieben; auch Roksana,<br />

persisch Roshanak). Dir ist eine Prinzessin aus Sogdien, Tochter des Stammesfürsten Oxyartes<br />

und wird die erste Frau Alexanders. <strong>Ein</strong>ige Quellen behaupten, dass Roxane eine Tochter des vorigen<br />

Perserkönigs, Darius III. sei. Roxane kommt aus dem nordöstlichen Teil des damaligen Persien. Das<br />

Fürstentum Baktrien liegt nördlich des Hindukusch im heutigen Grenzgebiet <strong>von</strong> Afghanistan und<br />

Tadschikistan. Nach der Eheschließung Roxanes mit Alexander erhält ihr Vater die Herrschaft über das<br />

ganze Fürstentum Baktrien und ist nun Alexander treu ergeben. Roxane begleitet Alexander auf seinem<br />

Eroberungszug bis nach Indien.<br />

323 BC<br />

Seleukidisches Reich (Makedonisches Reich) / Ptolemäisches Reich (Makedonisches Reich)<br />

Nach dem plötzlichen Tod Alexanders des Großen (er stirbt im Alter <strong>von</strong> erst 33 Jahren am 13. Juni in<br />

Babylon am Fleckfieber) werden die <strong>von</strong> ihm eroberten Gebiete zum Streitobjekt zwischen seinen<br />

Feldherren, den „Diadochen“ (griechisch „Nachfolger“). Die bedeutendsten <strong>von</strong> ihnen sind Ptolemaios<br />

und Seleukos, die sich (zeitweise) verbünden und so die übrigen „Kandidaten“ nach und nach<br />

ausschalten. Während Ptolemaios die Verwaltung Ägyptens, Palästinas und des südlichen Syrien<br />

übernimmt, übernimmt Seleukos die Macht in Mesopotamien und Baktrien, <strong>von</strong> wo aus er zusammen<br />

mit seinem Sohn Antiochos zunächst die persischen Ostgebiete einschließlich des heutigen Afghanistan<br />

und schließlich fast ganz Vorderasien einschließlich Anatolien und der Kaukasusregion unter seine<br />

Kontrolle bringt.<br />

256 BC<br />

Graeco-Baktrisches Königreich<br />

Die Baktrier, die früher einmal vom Achämenidenreich Persien annektiert waren, spalten sich vom<br />

Seleukidischen Reich ab und werden unabhängig.<br />

135 BC<br />

Indo-Skyten (Baktrisches Reich)<br />

Die Indo-Skyten (Yüe-tschi) erobern das hellenisierte Baktrien (Usbekistan und die heute nördlich<br />

gelegenen Staaten Afghanistans) um 140/130.<br />

130 BC


Königreich der Skythen (Saken)<br />

Der östliche Zweig der Skythen, bei Herodot „Saken“ und bei den Indern „Shaka“ genannt, besetzt das<br />

Gebiet des heutigen Afghanistan und Nordindien. Die Saken sind ein iranischsprechendes<br />

Nomadenvolk, das aus Zentralasien kommend zum Hindukusch wandert.<br />

120 BC<br />

Reich Kuschana<br />

Die Kuschan (im chinesischen Sprachgebrauch auch Guishang), ein Zweig der Indo-Skythen (Yuezhi),<br />

unterwerfen ihre Nachbarstämme und gründen damit das Reich Kuschana. Dieses expandiert bald nach<br />

Süden.<br />

40 BC<br />

Parthisches Haus der Suren<br />

<strong>Ein</strong>ige parthische Adelsfamilien aus dem Haus der Suren bringen das Gebiet des heutigen Afghanistan<br />

unter ihre Kontrolle<br />

35 BC<br />

Reich der Kuschana (Indo-Skyten / Baktrien)<br />

In der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts vor Christus schweißen charismatische Anführer die Gruppe Indo-<br />

Skyten zu einer engeren Konföderation zusammen. Die Skyten (Yüe-tschi) expandieren nach Süden,<br />

entreißen den parthischen Stämmen, dem Griechisch-Baktrischen Königreich in Ai Khanoum und den<br />

Saken sukzessive die Kontrolle über Gandhara und errichten ihre Hauptstadt in der Nähe des heutigen<br />

Kabul. Sie übernehmen das griechische Alphabet, dem sie in Baktrien begegnet sind, und nehmen die<br />

heimische Sprache der Baktrier an. Das griechische Alphabet passen sie an die baktrische Sprache an<br />

und beginnen bald damit, Münzen zu prägen, die ersten in Indien. Auf den Münzen betiteln sie sich<br />

international, etwa als Maharaja oder als Basileus. Der <strong>von</strong> den Kuschanas benutzte Herrschertitel<br />

devaputra (Sohn des Gottes) war vorher in Indien unbekannt und wurde möglicherweise aus China<br />

übernommen. In einer Inschrift wird sogar der römische Titel kaisara verwendet. Sie verwendeten aber<br />

auch indigene Herrschertitel des Irans wie Padschah (Monarch) oder Schah-in-Schah (König der<br />

Könige), was für ihre Toleranz spricht. In Folge ihrer Herrschaft wird die persische Provinz Bâghlan im<br />

heutigen Afghanistan gegründet, die sie in griechischer Schrift Boghôlo nannten.<br />

30 BC<br />

Reich der Kuschana<br />

Das aus China kommende buddhistische Volk der Kuschana nimmt das Gebiet des heutigen<br />

Afghanistan ein.<br />

50<br />

Königreich Kuschana<br />

In Kuschan herrscht König Kanishkar. Die Graeco-Buddhistische Gandharan-Kultur erreicht seinen<br />

Höhepunkt.<br />

65<br />

Indo-Parthisches Königreich<br />

Der Indo-Parthische König <strong>Ab</strong>dagases I. stirbt. Er war in erster Linie Feldherr, nicht jedoch König.<br />

Unter ihm verlor das Reich bereits wieder an Macht und Größe; die Hauptstadt wurde in die Nähe <strong>von</strong><br />

Kabul verlegt. Nord-Indien wurde <strong>von</strong> den Kuschan erobert und das Reich beschränkte sich <strong>von</strong> nun an<br />

fast nur auf das heutige Afghanistan. Auf seinen Münzen wird er als Herrschender über Könige betitelt,<br />

woraus geschlossen wurde, dass die zentrale Gewalt langsam verloren ging und der Herrscher seine<br />

Macht mit anderen Königen teilen musste, obwohl er noch als Oberhaupt anerkannt wurde. Unter<br />

<strong>Ab</strong>dagases I. ging Gandhara an den Kushana-Herrscher Vima Takto verloren. Sein Nachfolger wurde<br />

wahrscheinlich Satavastres. Satavastres ist nur <strong>von</strong> einer kleinen Anzahl <strong>von</strong> Münzen bekannt. Es<br />

handelt sich um Silberdrachmen, die auf einer Seite den König mit einer Tiara und auf der anderen<br />

Seite eine Nike und eine Inschrift in Kharoshti, tragen. Seine Münzen sind in Sindh geprägt worden,<br />

was offensichtlich seinen Herrschaftsbereich entspricht. Gefunden wurden sie allerdings alle in Taxila.<br />

Seine Münzen sind <strong>von</strong> dem Westlichen Sakenherrscher (Kshatrapa) Nahapana überprägt worden und<br />

Satavastres hat dessen Münzen überprägt. Beide Herrscher regierten also ungefähr gleichzeitig, wobei<br />

die Datierung Nahapanas unsicher ist.<br />

100<br />

Königreich Kuschana<br />

Der König <strong>von</strong> Kuschana, Vima Kadphises, stirbt. Er fügte dem Kuschanreich durch Eroberungen Teile<br />

<strong>von</strong> Afghanistan und Nordwest Indiens hinzu. Er war der erste Kuschanherrscher, der Goldmünzen


prägen ließ. Diese Münzen orientierten sich an römischen Standards und zeigen das Bild des<br />

Herrschers auf der einen und teilweise buddhistische Symbole auf der anderen Seite. Die Prägung <strong>von</strong><br />

Goldmünzen sind Zeichen für den Wohlstand, den das Kuschanareich als Handelszentrum erlangte. Das<br />

Gold wurde vom römischen Reich bezogen, im Austausch gegen Seide, Stoffe und Gewürze, die aus<br />

China und Zentralasien stammten. Unter Vima Kadphises Herrschaft wuchs die neue Provinzhauptstadt<br />

Kabul, in deren Umkreis buddhistische Siedlungen gegründet wurden. Bemerkenswertester <strong>Ein</strong>zelbau<br />

nahe der Stadt war die buddhistische Säule Minar-i Chakri. Nachfolger des verstorbenen Königs wird<br />

dessen Sohn Kanishka I. (graeco-baktrisch: Κανηϸκο, geboren 53 (?). Kuschana (gelegentlich auch<br />

Tocharistan) erreicht zwischen 100 und 250 die größte Ausdehnung vom Gebiet des heutigen Staates<br />

Tadschikistan zum Kaspischen Meer und vom Gebiet des heutigen Afghanistan bis hinunter ins Industal<br />

und das Ganges-Yamuna-Zweistromland reichte. Das Reich wurde <strong>von</strong> den Indo-Skythen bzw. den<br />

Yüe-tschi aus dem heutigen Sinkiang gegründet. Es unterhielt diplomatische Kontakte mit dem<br />

Römischen Reich, dem sassanidischen Persien und dem Kaiserreich China. Die Herrscher errichteten<br />

ein Reich, das sich vom Aralsee bis nach Westchina, bis zum Persischen Golf über den Sind (heute<br />

Pakistan) und bis nach Zentralindien erstreckte. Sie übernahmen auch die indo-parthische Kolonie in<br />

Südindien, <strong>von</strong> wo sie Perlen <strong>von</strong> Muscheln (Morwârid) importieren ließen. Der Name Kuschana ist<br />

abgeleitet <strong>von</strong> einem chinesischen Begriff, der üblicherweise Guishang (evtl. auch Guci) bzw. Kuchi,<br />

pers.: Kutchi (Wanderer/Nomade) transkribiert wird, und einen Zweig der Yüe-tschi (Indo-Skythen)<br />

bezeichnet. (Yüe-tschi bedeutet im Chinesischen heute noch unter anderem das Siegel des Kaisers.<br />

Inwiefern ihr Name damit zutun hat, ist nicht genau definiert). Die Indo-Skythen waren eine lose<br />

Konföderation <strong>von</strong> indoeuropäischer Nomaden, die zum indo-iranischen Sprachzweig zählten. Sie<br />

waren die östlichsten Vertreter der Indoeuropäer, lebten auf dem trockenen Grasland des<br />

Tarimbeckens in Sinkiang (Kiddariten), Ganzu, in Südsibirien und in der Westmongolei (skythische<br />

Grabfunde am Altai beweisen und untermauern ihre Verbreitung), bis sie in den Jahren 176 bis 160 v.<br />

Chr. <strong>von</strong> einer anderen nomadischen Gruppe, den mongolischen Hsiung-nu (den zentralasiatischen<br />

Hunnen), vertrieben wurden.<br />

126<br />

Königreich Kuschana<br />

Der König <strong>von</strong> Kuschana, Kanishka I. aus der Kushana-Dynastie wird nach rund 26jähriger<br />

Regierungszeit ermordet. Er war der bedeutendste Herrscher <strong>von</strong> Kuschana, welche um Christi Geburt<br />

ein Riesenreich in Baktrien und Gandhara errichteten. Unter Kanishka erreichte dieser blühende Staat<br />

im beginnenden zweiten Jahrhundert seinen Höhepunkt, geprägt <strong>von</strong> iranischen, indischen und<br />

hellenistischen <strong>Ein</strong>flüssen und ebensovielen Göttern. Allerdings ist Kanishkas genaue zeitliche<br />

<strong>Ein</strong>ordnung unklar, da er und seine Nachfolger in ihren Inschriften eine unbekannte Zeitrechnung<br />

verwendeten. Seine Regierung wird daher auch später als oben angegeben eingeordnet, zum Beispiel<br />

<strong>von</strong> Ghirshman auf 144–168. Zumindest hat Kanishka anscheinend einige Münzen des römischen<br />

Kaisers Hadrian (Regierungszeit 117–138) nachgeahmt, was für eine Zeitgenossenschaft spricht. 1993<br />

wurde die Rabatak-Inschrift gefunden, deren Inhalt weitere Rückschlüsse auf ihn und seine Zeit<br />

zulässt. Kanishka vergrößerte das Imperium nach Turkestan, Kaschmir und expandierte in Nord-Indien<br />

bis Benares. In Turkestan soll er die Kushana-Oberhoheit wieder hergestellt haben. Und zwar hatte<br />

sein Vorgänger wegen einer nicht zustande gekommenen Heiratsverbindung mit den Han im Jahr 90<br />

eine Armee gegen deren Feldherren Pan Ch‟ao († 102) geschickt, die aber nichts ausrichtete,<br />

woraufhin er sich zu Tributzahlungen entschloss. Kanishka stellte diese Tributleistungen ein. Der König<br />

huldigte zwar auch griechischen, brahmanischen und zoroastrischen Gottheiten, Bedeutung erlangte er<br />

aber vor allem auch wegen des vierten großen Konzils, welches er in Kaschmir (nach anderen<br />

Meinungen in Kuvana bei Jalandhar) abhalten ließ. Dieses Konzil gilt als Beginn des Mahayana-<br />

Buddhismus. Die Vorsitzenden waren der Theologe Vasumitra und der Dichter Ashvaghosha. Außer<br />

dem Buddhismus stand Kanishka auch dem Mithras-Kult nahe. Von der Überlieferung wird Kanishka ein<br />

ähnliches Verhalten wie dem früheren König Ashoka zugeschrieben – Grausamkeit in der Jugend und<br />

Frömmigkeit im Alter. Allerdings war Kanishka nicht ganz so friedlich und schenkungsfreudig wie<br />

Ashoka vier Jahrhunderte vor ihm. Die Legende führt sein Ende auf einen Volksaufstand wegen eines<br />

geplanten Kriegszuges zurück, er wird im Krankenbett erstickt. Bei Peschawar, das Kanishka zu seiner<br />

westlichen Hauptstadt und Winterresidenz machte, wurde der sogenannte Kanishka-Stupa ein 13stöckiger<br />

Stupa gebaut. Es handelt sich um eines der höchsten Bauwerke der damaligen Welt. Die<br />

Sommerresidenz lag in Begram. Bei Surkh Kotal im heutigen Afghanistan steht ein großer<br />

Feuertempel, ein Heiligtum, das auch dem Herrscherkult gewidmet ist. Huvishka wird neuer König <strong>von</strong><br />

Kuschana.<br />

138<br />

Königreich Kuschana<br />

Großkönig Kanischka I. <strong>von</strong> Kuschana fördert den Buddhismus im Norden des Indischen<br />

Subkontinents.


170<br />

Königreich Kuschana / Königreich Chola<br />

Auf dem Indischen Subkontinent und im Königreich Kuschana ist das dezimale Zahlensystem bekannt.<br />

180<br />

Königreich Kuschana / Königreich Chola<br />

Auf dem Indischen Subkontinent und im Königreich Kuschana entsteht ein westlich beeinflusster<br />

Amida-Buddhismus, wonach die Seele durch Gnade Buddhas das Nirwana findet.<br />

220<br />

Königreich Kuschana<br />

Das Kuschan-Reich zerfällt in unbedeutende Dynastien.<br />

350<br />

Persisches Reich der Achämeniden<br />

Das Gebiet des heutigen Afghanistan kommt nach 673 Jahren wieder unter persische Herrschaft.<br />

410<br />

Reich der Hephthaliten<br />

Das Gebiet des heutigen Afghanistan kommt unter die Herrschaft der Hephthaliten („Weißen Hunnen“),<br />

einem Stammesverband aus Zentralasien mit unklarem, womöglich überwiegend indogermanischem<br />

Ursprung. In China ist dieses Reich als „Yan-da“ bekannt, in Korea als „Yaoptal“, was dem griechischen<br />

Begriff „Ephtalitai“ nahe kommt. Der Volksname „Hephthaliten“ stammt vom persischen „Hayatheliten“<br />

ab und bezeichnet ein „Staatsvolk“. Die „Weißen Hunnen“ zerstören die buddhistische Kultur im Gebiet<br />

des heutigen Afghanistan und hinterlassen viele Ruinen.<br />

425<br />

Reich der Yaftalee<br />

Auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan beginnt die Herrschaft der unabhängigen Yaftalee.<br />

550<br />

Reich der Yaftalee /<br />

Die vor 125 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan begonnene Herrschaft der unabhängigen<br />

Yaftalee endet, als die Perser wieder die Kontrolle über das gesamte Gebiet übernehmen. Mehrere<br />

afghanische Volksstämme rebellieren gegen die Perser.<br />

565<br />

Reich der Göktürken<br />

Der größte Teil des Gebietes des heutigen Afghanistan kommt unter die Herrschaft der Göktürken<br />

(West-Türken).<br />

652<br />

Kalifat der Umayyaden<br />

Es beginnt die Eroberung des Gebiets des heutigen Afghanistan durch die Araber. Sie bringen den<br />

Islam ins Land. Der größte Teil des Gebietes wird vom Kalifat besetzt.<br />

661<br />

Kalifat der Umayyaden<br />

In der anonymen Geschichte <strong>von</strong> Armenien, die mit dem Sieg <strong>von</strong> Muawiya I. im ersten Bürgerkrieg<br />

(656–661) endet und die man allgemein dem Bischof Sebeos zuschreibt, wird Mohammed mit<br />

folgenden Worten – gerichtet an seine Anhänger – zitiert: „Ihr seid die Söhne <strong>Ab</strong>rahams und Gott will<br />

durch euch sein Versprechen, das er <strong>Ab</strong>raham und seiner Nachwelt gegeben hatte, verwirklichen. Liebe<br />

den Gott <strong>Ab</strong>rahams, gehe hinaus und nimm das Land in Besitz, das Gott deinem Vater <strong>Ab</strong>raham<br />

gegeben hatte, denn niemand wird imstande sein, dir im Kampf zu widerstehen, denn Gott ist mit dir.“<br />

Unter dem „Heerführer der Gläubigen“ Ali beginnt sich das politische Zentrum des Kalifats zu<br />

verschieben. So befindet sich nicht nur seine Residenz Kufa außerhalb der Arabischen Halbinsel,<br />

sondern auch seine Konkurrenten Aischa und Muawiya stützen sich auf ihre Anhängerschaft im Irak<br />

bzw. in Syrien. Am 22. Januar (15. Ramadan 40) fällt Ali in Kufa einem charidschitischen Attentat <strong>von</strong><br />

Ibn Muldscham zum Opfer. Er stirbt am Sonntag, dem 24. Januar 661 (17. Ramadan 40), infolge der<br />

schweren Verletzungen. Er ist 63 Jahre alt geworden und stirbt im selben Alter, in dem auch der<br />

Prophet starb. Weitere zeitgleiche Anschläge, z. B. auf Muawija, scheiterten. Muawiya folgt ihm im<br />

Kalifenamt nach und wird als Muawiya I. der 5. Kalif. Er unterzeichnet einen Friedensvertrag mit


Hassan, damit er auf seine Herrschaftsansprüche verzichtet. Muawiya I. aber hält den Vertrag nicht ein<br />

und ernennt seinen Sohn Yazid I. zum Nachfolger. Yazid I., der Sohn des Muawiya, tötet in der<br />

Schlacht <strong>von</strong> Kerbala Hussein. Dadurch sind alle Hoffnungen der Schiiten, einen Kalifen aus der<br />

Blutslinie <strong>von</strong> Ali zu installieren, gescheitert. Aus der Anhängerschaft Alis entwickelt sich die Schia Ali<br />

(„Partei Alis“). Diese sieht Hasan ibn Ali und Hussein ibn Ali, die Söhne Alis, sowie deren Nachkommen<br />

als einzig rechtmäßige Imame der Muslime an. Später entwickelt sie sich zur zweitgrößten<br />

Glaubensrichtung im Islam. Die Grabmoschee Alis, die Imam-Ali-Moschee, befindet sich nach<br />

herrschender Ansicht im irakischen Nadschaf, das daher auch als schiitisches Theologiezentrum gilt.<br />

Nach einer anderen Version befindet sich die Grabmoschee, das Ali-Mausoleum, in Masar-e Scharif im<br />

heutigen Afghanistan. Zwar kann Muawiya I. (arabisch ة ي اعم ن ب ي بأ ناي , DMG Muāwiya b. <strong>Ab</strong>ī Sufyān)<br />

nach der Ermordung <strong>von</strong> Ali durch die Charidschiten seine Herrschaft unter den Muslimen durchsetzen<br />

und die Dynastie der Umayyaden begründen, doch wird er <strong>von</strong> den Anhängern Alis weiterhin nicht als<br />

rechtmäßiger Herrscher anerkannt. Es kommt somit zum Schisma zwischen Sunniten und Schiiten, den<br />

Anhängern Ali ibn <strong>Ab</strong>i Talibs. Letztere haben ihren Schwerpunkt zunächst im Süden des heutigen Irak.<br />

Zunächst verlegt Muawiya die Hauptstadt <strong>von</strong> Medina nach Damaskus, womit Arabien politisch schnell<br />

an Bedeutung verliert. Die Bedeutung für den Islam kann es nur noch durch die Heiligen Stätten Mekka<br />

und Medina behaupten. Unter den Umayyaden beginnt sich eine arabische Aristokratie herauszubilden.<br />

867<br />

Kalifat der <strong>Ab</strong>basiden / Persisches Reich der Sassaniden<br />

Die persischen Sassaniden werden wieder die Herren im Gebiet des heutigen Afghanistan.<br />

975<br />

Ghaznavidisches Sultanat Afghanistan<br />

Der muslimische Sultan Mahmud <strong>von</strong> Ghazni gründet ein afghanisches Reich, das sich bis zum Indus-<br />

Tal erstreckt. Afghanistan wird ein Zentrum der islamischen Macht und Kultur.<br />

1001<br />

Ghaznavidisches Sultanat Afghanistan


Die türkisch-islamischen Ghaznaviden beginnen vom Gebiet des heutigen Afghanistan aus mit<br />

Raubzüge nach Nordindien und zerstören und plündern zahlreiche Tempelanlagen.<br />

1020<br />

Ghaznavidisches Sultanat Afghanistan<br />

Im 11. Jahrhundert baut Sultan Mahmud Ghazni eine Talsperre nache dem Ort Ghazni. Sie dient der<br />

Wasserversorgung und ist die erste Talsperre in Afghanistan. Der Stauinhalt beträgt mehrere Millionen<br />

Kubikmeter.<br />

1027<br />

Ghaznavidisches Sultanat Afghanistan<br />

Die türkisch-islamischen Ghaznaviden beenden die vor 26 Jahren begonnenen Raubzüge vom Gebiet<br />

des heutigen Afghanistan aus nach Nordindien, wo sie zahlreiche Tempelanlagen zerstörten und<br />

plünderten.<br />

1030<br />

Ghaznavidisches Sultanat Afghanistan<br />

Sultan Mahmud Ghazni stirbt, was Konflikte zwischen den ghaznavidischen Herrschern zur Folge hat,<br />

die das Sultanat schwächen.<br />

1140<br />

Ghaznavidisches Sultanat Afghanistan / Afghanisches Sultanat <strong>von</strong> Ghor<br />

Ghorische Führer aus Zentral-Afghanistan nehmen Ghazni ein, brennen es nieder und ziehen weiter,<br />

um Indien zu erobern.<br />

1187<br />

Afghanisches Sultanat <strong>von</strong> Ghor<br />

Das Gebiet des heutigen Afghanistan steht unter der Herrschaft des islamischen Sultanats <strong>von</strong> Ghor.<br />

1217<br />

Kalifat der <strong>Ab</strong>basiden / Choresmisches Reich der Perser / Afghanisches Sultanat <strong>von</strong> Ghor /<br />

Chanat der Goldenen Horde<br />

Der abbasidische Kalif An-Nāṣir li-Dīni ʾllāh, Aḥmad bin al-Mustaḍīʾ verbündet sich mit den Ghuriden in<br />

Afghanistan gegen die persischen Choresmier, die im Gegenzug Bagdad angreifen, sich aber wegen<br />

des strengen Winters wieder zurückziehen müssen. Umstritten ist, ob an-Nasir angesichts der<br />

bedrohlichen Macht der Choresmier Kontakte zu den Mongolen unter Dschingis Khan aufnahm und so<br />

die mongolische Eroberung des muslimischen Ostens heraufbeschwört. Zumindest wird dies an-Nasir<br />

<strong>von</strong> einigen muslimischen Chronisten vorgeworfen.<br />

1219<br />

Choresmisches Reich der Perser / Chanat der Goldenen Horde (Afghanistan)<br />

Die mongolischen Reiterscharen Dschingis-Khans fallen in das Gebiet des heutigen Afghanistan ein und<br />

verwüsten es. Sie beginnen mit der Zerstörung des dortigen Bewässerungssystems.<br />

1221<br />

Chanat der Goldenen Horde (Afghanistan)<br />

Zwei Jahre nach dem Beginn der Zerstörung des Bewässerungssystems durch die Reiterscharen des<br />

mongolischen Führers Dschingis-Khan hat sich die fruchtbare Erde dort in eine dauerhafte Wüste<br />

verwandelt.


1273<br />

Chanat der Goldenen Horde (Afghanistan) / Republik Venedig<br />

Der italienische Händler und <strong>Ab</strong>enteurer Marco Polo durchquert das afghanische Turkistan.<br />

17. Dezember 1273<br />

Chanat der Goldenen Horde (Afghanistan / Persien) / Byzantinisches Reich<br />

Der persische Dichter und Mystiker Djalal ad-Din ar-Rumi (* 30. September 1207 in<br />

Balch/Afghanistan) stirbt in Konya (heute Türkei). Von seinen Derwischen und auch späteren<br />

Anhängern wird er Maulana (persisch ا م „unser Herr/Meister“; <strong>von</strong> arabisch م maulā ‚Herr„;<br />

türkische Aussprache: Mevlânâ) genannt. Nach ihm ist der Maulawīyah-Derwischorden benannt. Zu<br />

Zeiten Rumis wurde Anatolien im islamischen Raum, bezogen auf das Byzantinische Reich, als Rūm<br />

("[Ost-] Rom") bezeichnet, daher der Beiname Rūmī (cf. Rhomäer). In den Sufismus wurde er <strong>von</strong><br />

einem Murschid namens Sayyid Burhanuddin Muhaqqiq Tirmidhi eingeführt. Gemeinsam reisten sie<br />

nach Aleppo und Damaskus, wo sie Ibn Arabi <strong>von</strong> Spanien (Murcia), einem einflussreichen Sufi-<br />

Meister, begegnet sein sollen. Als Gelehrter erlangte Maulana Dschalal ad-Din (Rumi) große<br />

Berühmtheit und er lebte und handelte, wie es sich für einen gestandenen und hochangesehenen<br />

Gelehrten traditionellerweise gehörte. Erst als er im Jahr 1244 in Konya auf den Derwisch Schams-e<br />

Tabrizi (auch bekannt als Schamsuddin Tabrizi) traf, änderte sich sein Leben <strong>von</strong> Grund auf. Schams-i<br />

Tabriz war selber ein Schüler <strong>von</strong> Hadschi Baktasch Wali, der zur gleichen Zeit lebte. Dieser war eine<br />

starke Persönlichkeit, die mit großen spirituellen Fähigkeiten ausgestattet war. Die spirituelle Bindung<br />

zwischen den beiden Freunden wurde so stark, dass Maulana (Rumi) die Welt zeitweilig Welt sein ließ,<br />

um sich ganz den Geheimnissen des Freundes zu verschreiben. Nachdem die Eifersucht und der Neid<br />

vieler einflussreicher Konyaer zu groß wurde, floh Schams aus der Stadt. Rumis Trauer war groß, bis<br />

Schams eines Tages zurückkehrte. Vermutlich weil die Situation nach einiger Zeit wieder ebenso<br />

unerträglich wurde wie vorher, verschwand Schams für immer. Es wird heute angenommen, dass er<br />

ermordet wurde. Die Sehnsucht nach dem Freund inspirierte Maulana Dschalal ad-Din (Rumi) zu dem<br />

bis heute nachgeahmten Reigentanz und zum Dichten seiner ebenfalls bis heute vielzitierten Verse.<br />

1332<br />

Chanat der Goldenen Horde / Afghanisches Sultanat <strong>von</strong> Ghor<br />

Nachfahren der früheren Herrscher <strong>von</strong> Ghor übernehmen wieder die Kontrolle über Afghanistan.<br />

1370<br />

Chanat der Goldenen Horde (Timuriden)<br />

Unter Timur Leng (Tamerlan) fallen die Mongolen nach 38 Jahren erneut in Afghanistan ein und<br />

besetzen es. Die Afghanen leisten erfolglos Widerstand.<br />

1451<br />

Sultanat Delhi


Der Afghane Buhlul marschiert in Dehli ein und reißt den Thron an sich. Er gründet die Lodi-Dynastie.<br />

1502<br />

Persisches Reich der Safawiden<br />

Ismail Safawi, dem Führer eines turkmenischen religiös-militanten Ordens und Gründer der Safawiden-<br />

Dynastie, gelingt die Errichtung eines dritten Perserreiches, das auch den Westteil des heutigen<br />

Afghanistan umfaßt. Hauptstadt ist Tabriz. Als Schah Ismail I. erklärt er den schiitischen Islam zur<br />

Staatsreligion.<br />

1504<br />

Persisches Reich der Safawiden / Reich der Moguln / Chanat der Goldenen Horde<br />

(Timuriden) / Sultanat Delhi<br />

Nach 136 Jahre langer Herrschaft mongolischer Muslimen des Reiches <strong>von</strong> Timur im Gebiet <strong>von</strong><br />

Afghanistan kommt das Gebiet teilweise (Herat) wieder an das Persische Reich. Der andere Teil mit der<br />

Stadt Kabul wird dem muslimisch-indischen Reich der Moguln zugeschlagen. Babur <strong>von</strong> Kabul, der<br />

letzte Nachkomme <strong>von</strong> Timur-Leng, erobert Nordwestindien, stürzt dort den letzten Lodi-Sultan<br />

Ibrahim und wird somit zum Begründer des indisch-muslimischen Moguln-Reiches. Der Norden des<br />

heutigen Afghanistan wird <strong>von</strong> den usbekischen Schaibaniden beherrscht, und der Westen bleibt Teil<br />

des persischen Safawiden-Reiches.<br />

1506<br />

Persisches Reich der Safawiden (Maimana)<br />

Die <strong>von</strong> Afghanen bewohnte Region <strong>von</strong> Maimana wird <strong>von</strong> Persien erobert.<br />

1508<br />

Persisches Reich der Safawiden (Kunduz)<br />

Das Gebiet <strong>von</strong> Kunduz wird als Teil des Persischen Reiches gegründet.<br />

1510<br />

Persisches Reich der Safawiden (Sar-i-Pol)<br />

Das afghanische Gebiet <strong>von</strong> Sar-i-Pol wird Teil des Persischen Reiches.<br />

1514<br />

Persisches Reich der Safawiden (Mesopotamien) / Osmanisches Reich (Mesopotamien) /<br />

Chanat der Usbeken<br />

Bei seinem Versuch, das Reich der Safawiden weiter nach Westen auszudehnen, verliert Schah Ismail<br />

I. das Gebiet des heutigen Irak an den sunnitisch-islamischen Osmanen-Sultan Selim I. Im Nordosten<br />

des Reiches (heute Provinz Khorasan) muss sich Ismail ständig gegen Überfälle der Usbeken<br />

verteidigen.<br />

1515<br />

Persisches Reich der Safawiden / Königreich Portugal<br />

Auf dem Gebiet Persiens errichten die Portugiesen befestigte Handelsniederlassungen am Persischen<br />

Golf sowie am Arabischen Meer.<br />

1520<br />

Persisches Reich der Safawideen (Kunduz) / Khanat Badakhschan (Kunduz)<br />

Das Khanat Badakhschan annektiert das Gebiet <strong>von</strong> Kunduz <strong>von</strong> den Persern.<br />

1526<br />

Chanat der Goldenen Horde (Timuriden) / Reich der Moguln<br />

Babur <strong>von</strong> Kabul, der letzte der Spross der Timuriden-Dynastie, nimmt <strong>von</strong> Kabul aus das Sultanat<br />

Delhi ein, stürzt den letzten Lodi-Sultan Ibrahim und wird zum Begründer des mongolisch-islamischen<br />

Reiches der Moguln in Indien.<br />

1545<br />

Khanat Badakhschan / Kunduz<br />

Das Khanat Badakhschan hört auf als politisch selbstständige <strong>Ein</strong>heit zu existieren. Die Gründe hierfür<br />

sind noch unbekannt.<br />

1547<br />

Persisches Reich der Safawiden


Die Hauptstadt des dritten Perserreiches, das auch den Westteil des heutigen Afghanistan umfasst,<br />

wird <strong>von</strong> Tabriz nach Isfahan verlegt.<br />

1570<br />

Großmogulreich Indien (Afghanistan)<br />

Der indische Großmogul Jalaluddin Muhammad Akbar gründet in der heutigen afghanischen Provinz<br />

Nangarhar etwa 150 Kilometer östlich <strong>von</strong> Kabul am Fluss Kabul nahe dem Khyber-Pass die Stadt<br />

Dschalalabad.<br />

1579<br />

Großmogulreich Indien (Afghanistan)<br />

Der afghanische Intellektuelle Bayazid Roshan lehnt sich seit Jahren gegen die Macht der Moguln im<br />

Osten Afghanistans auf und wird in einer Schlacht umgebracht.<br />

1600<br />

Großmogulreich Indien (Afghanistan) / Königreich England / Königreich Frankreich /<br />

Republik der Sieben Vereinigten Niederlande<br />

Nachdem die Portugiesen bereits seit 1515 auf dem Gebiet Persiens und Afghanistans befestigte<br />

Handelsniederlassungen am Persischen Golf sowie am Arabischen Meer errichteten, beginnen nun die<br />

Engländer, die Niederländer und die Franzosen ebenfalls mit der Errichtung <strong>von</strong> Stützpunkten in dieser<br />

Region.<br />

1605<br />

Großmogulreich Indien (Afghanistan) / Stamm der Paschtunen / Persisches Reich der<br />

Safawiden<br />

Der indische Großmogul Jalaluddin Muhammad Akbar I. stirbt.<br />

1623<br />

Persisches Reich der Safawiden (Afghanistan) / Osmanisches Reich / Russisches Reich


Schah <strong>Ab</strong>bas I. (der Große) festigt das Safawidenreich im Inneren – er sorgt u.a. für die<br />

Zentralisierung der Verwaltung und für eine wesentliche Modernisierung der Infrastruktur – und<br />

erobert mit Hilfe Rußlands und des christlichen Westens Bagdad zurück.<br />

1629<br />

Persisches Reich der Safawiden (Mesopotamien) / Osmanisches Reich (Mesopotamien) /<br />

Russisches Reich<br />

Schah <strong>Ab</strong>bas I. (der Große) erobert kurz vor seinem Tod den Großteil Mesopotamiens <strong>von</strong> den<br />

Osmanen zurück. Obwohl wegen seiner Grausamkeit gefürchtet, toleriert er als islamischer Herrscher<br />

die christliche Minderheit im Reich.<br />

1657<br />

Khanat Badakhschan<br />

Das usbekische Khanat Badakhschan wird neu gegründet.<br />

1600<br />

Großmogulreich Indien (Afghanistan)<br />

Akbar (der Große), ein Enkel Baburs <strong>von</strong> Kabul, kann das muslimische Mogul-Reich ab 1556 über<br />

nahezu den gesamten Norden und Teile des Südens des indischen Subkontinents ausdehnen. Durch<br />

eine Politik der religiösen und kulturellen Toleranz gelingt es ihm, die Spannungen zwischen den<br />

islamischen und hinduistischen Bevölkerungsgruppen unter Kontrolle zu halten.<br />

1658<br />

Großmogulreich Indien (Afghanistan)<br />

Aurangzeb, ein Urenkel Akbars des Großen <strong>von</strong> Kabul, geht aus Erbstreitigkeiten als Sieger hervor und<br />

übernimmt als Mogul Alamgir I. die Macht im Reich, das er im Süden noch weiter ausdehnt. Allerdings<br />

schürt er, wie schon sein Vater Dschahan (Erbauer des Taj Mahal-Grabmals), durch Bevorzugung der<br />

Muslime unter anderem bei der Vergabe <strong>von</strong> öffentlichen Ämtern beziehungsweise anhand<br />

unterschiedlicher Besteuerung (<strong>Ein</strong>führung der Kopfsteuer für Nicht-Muslime) den Konflikt zwischen<br />

Hindus und Muslimen.<br />

1695<br />

Persisches Reich der Safawiden (Herat)<br />

Herat steht unter persischer Hoheit und wird <strong>von</strong> dem persischen Gouverneur Sultan <strong>Ab</strong>dullah Khan<br />

<strong>Ab</strong>dali beherrscht.<br />

1698<br />

Fürstentum Kunduz / Khanat Badakhschan<br />

Kunduz wird als Fürstentum unabhängig vom Khanat Badakhschan.<br />

Mai 1704<br />

Persisches Reich der Safawiden (Kandahar)<br />

Kandahar wird eine persische Provinz, als deren Gouverneur der Georgier Gorgin Khan (Giorgi XI. <strong>von</strong><br />

Karttli) eingesetzt wird.<br />

1708<br />

Persisches Reich der Safawiden (Herat) / Königreich Herat<br />

Sultan <strong>Ab</strong>dullah Khan <strong>Ab</strong>dali, bisher persischer Gouverneuer in Herat, gründet ein eigenes Königreich.<br />

21. April 1709<br />

Persisches Reich der Safawiden (Kandahar) / Afghanische Stämme<br />

Mehrere afghanische Stämme erheben sich gegen die Safawiden und drängen diese immer weiter nach<br />

Westen ab. In Kandahar erhebt sich Mir Wais Khan Hotaki gegen die Perser.<br />

November 1709<br />

Persisches Reich der Safawiden (Kandahar)<br />

Der Georgier Ki-Chosrow (eigentlich Kaikhosro <strong>von</strong> Karttli) wird zum neuen persischen Gouverneur in<br />

Kandahar bestimmt. Der afghanische Rebell Mir Wais Khan Hotaki kämpft seit 21. April gegen die<br />

Perser.<br />

26. Oktober 1711<br />

Persisches Reich der Safawiden (Kandahar)


Der persische Gouverneur in Kandahar, der Georgier Ki-Chosrow (eigentlich Kaikhosro <strong>von</strong> Karttli)<br />

stirbt. Die Macht in der Provinz Kandahar übernimmt Mir Wais Khan Hotaki, der seit dem 21. April 1709<br />

gegen die persische Vorherrschaft kämpft.<br />

August 1712<br />

Königreich Herat / Persisches Reich der Safawiden (Herat)<br />

Nach vier Jahren Selbstbestimmung unter König <strong>Ab</strong>dullah Kahn wird Herat wieder zu einer persischen<br />

Provinz, die <strong>von</strong> einem Gouverneur geführt werden soll.<br />

16. Oktober 1712<br />

Persisches Reich der Safawiden (Herat)<br />

Neuer persischer Gouverneur <strong>von</strong> Herat wird Shahzada Assadullah Kahn <strong>Ab</strong>dali.<br />

1715<br />

Persisches Reich der Safawiden (Kandahar)<br />

Mir Wais Khan Hotaki, der seit 1711 über Kandahar herrscht und hierbei in Rebellion zu den Persern<br />

steht, wird <strong>von</strong> diesen zum offiziellen Gouverneur eingesetzt. Nach sechs Monaten stirbt Khan Hotaki.<br />

Sein Nachfolger wird Mahmud Schah Hotaki. Mir Wais Khan Hotaki wird in einem Mausoleum außerhalb<br />

Kandahars begraben.<br />

4. Oktober 1720<br />

Persisches Reich der Safawiden (Herat)<br />

Der persische Gouverneur <strong>von</strong> Herat, Shahzada Assadullah Kahn <strong>Ab</strong>dali, stirbt. Sein Co-Gouverneur<br />

Sardar Zulfikhar Khan <strong>Ab</strong>dali übernimmt allein die Führung des Landes.<br />

15. Juli 1722<br />

Persisches Reich der Safawiden (Herat)<br />

Shahzada Mohammed Khan <strong>Ab</strong>dali wird neben Sardar Zulfikhar Khan <strong>Ab</strong>dali zweiter Gouverneur des<br />

Persischen Reiches <strong>von</strong> Herat.<br />

17. Oktober 1722<br />

Persisches Reich der Safawiden (Kandahar)<br />

Mehrere afghanische Stämme, die sich seit 1709 gegen die persische Besatzungsmacht der Safawiden<br />

erhoben und diese immer weiter nach Westen abgedrängt haben, erobern und besetzen unter Mir<br />

Mahmud Schah Hotaki schließlich die persische Hauptstadt Isfahan.<br />

August 1724<br />

Persisches Reich der Safawiden (Herat)<br />

Sardar Zulfikhar Khan <strong>Ab</strong>dali, zweiter Gouverneur des Persischen Reiches <strong>von</strong> Herat neben Shahzada<br />

Mohammed Khan <strong>Ab</strong>dali wird durch Allah Yar Khan <strong>Ab</strong>dali ersetzt.<br />

25. April 1725<br />

Persisches Reich der Safawiden (Kandahar)<br />

Mir Mahmud Schah Hotaki wird auf mysteriöse Weise umgebracht. Persien beginnt die Kontrolle über<br />

Afghanistan zu verlieren.<br />

1729<br />

Stamm der Afschar (Afghanische Stämme)<br />

Der aus dem in Khorasan (heutige Provinz Nordostirans) angesiedelten Stamm der Afschar stammende<br />

Nadir unterwirft die Afghanen.<br />

1730<br />

Persisches Reich der Safawiden (Herat)<br />

Allah Yar Khan <strong>Ab</strong>dali, zweiter Gouverneur des Persischen Reiches <strong>von</strong> Herat neben Shahzada<br />

Mohammed Khan <strong>Ab</strong>dali, scheidet aus dem Amt. Shahzada Mohammed ist alleiniger Gouverneur.<br />

Emirat Buchara (Khanat Andkhui)<br />

Das Khanat Andkhui kommt unter das Protektorat des Emirates Buchara im heutigen Usbekistan.<br />

1731<br />

Persisches Reich der Safawiden (Maimana – Sar-i-Pol)<br />

Das afghanische Gebiet <strong>von</strong> Sar-i-Pol, das seit 1510 zu Persien gehört, wird <strong>von</strong> Maimana verwaltet,<br />

einer afghanischen Stadt, die ebenfalls Persien untersteht.


22. August 1731<br />

Persisches Reich der Safawiden (Herat)<br />

Der Gouverneur des Persischen Reiches <strong>von</strong> Herat, Shahzada Mohammed Khan <strong>Ab</strong>dali, scheidet aus<br />

dem Amt, das nicht wieder besetzt wird.<br />

1736<br />

Königreich Afschar<br />

Der aus dem in Khorasan (heutige Provinz Nordostirans) angesiedelten Stamm der Afschar stammende<br />

Nadir, der 1729 die Afghanen unterwarf, erklärt sich zum Schah (König). In zahlreichen Feldzügen<br />

erweitert er das Perserreich ein weiteres Mal. Er besetzt Südwestafghanistan und erobert Kandahar.<br />

1739<br />

Königreich Afschar / Reich der Moguln<br />

Die durch ständige Invasionsversuche <strong>von</strong> außen und innere Unruhen geschwächte Armee des<br />

indischen Mogul-Reiches wird <strong>von</strong> den Truppen Nadir Schahs, der sich 1736 des Perserthrons<br />

bemächtigt und unter anderem Afghanistan unterworfen hat, besiegt. Delhi wird geplündert und<br />

schwer verwüstet. Unter anderem erbeutet Nadir Schah den monströsen "Pfauenthron" sowie den<br />

Riesendiamanten "Kohinoor" (bedeutet auf Hindustani "Berg des Lichts"; ein 108-Karäter).<br />

Erste Hälfte 1747<br />

Königreich Afschar / Königreich Afghanistan<br />

Schah Nadir, der sich durch die <strong>Ab</strong>setzung des schiitischen Islam als Staatsreligion und die geplante<br />

<strong>Ein</strong>führung der sunnitischen Glaubensrichtung viele Feinde geschaffen hat, wird <strong>von</strong> religiösen<br />

Fanatikern ermordet. Noch im selben Jahr macht sich Afghanistan unabhängig, und auch das übrige<br />

Perserreich zerfällt wieder in mehrere Teilstaaten.<br />

Juli 1747<br />

Königreich Afschar / Königreich Afghanistan<br />

(König) Nadir Schah <strong>von</strong> Afschar wird ermordet. Unter der Führung <strong>von</strong> Ahmad Schah <strong>Ab</strong>dali „Dorr-e<br />

Dorran“ (Durrani), der König <strong>von</strong> Kabul wird, wird Kandahar zurückerobert. Nach über zweitausend<br />

Jahren der Invasionen und Fremdherrschaften gründet Ahmed Schah ein unabhängiges afghanisches<br />

Emirat, dem zunächst auch Khorasan angehört. Hauptstadt ist Kandahar. Die Vorherrschaft Kabuls<br />

wird <strong>von</strong> Herat, Ghazni, Kandahar und Peshawar angefochten.


2. Hälfte 1747<br />

Freie Stadt Maimana / Königreich Afghanistan (Sar-i-Pol)<br />

Die Stadt Maimana, die 1506 <strong>von</strong> den Persern erobert wurde, wird eine Freie Stadt im Nordwesten<br />

Afghanistans. Die Stadt Sar-i-Pol, die bisher <strong>von</strong> Maimana verwaltet wurde, wird Teil des Königreiches<br />

Afghanistan.<br />

1757<br />

Khanat Sheberghan<br />

Sheberghan im heutigen nördlichen Afghanistan entsteht als Khanat.<br />

1759<br />

Königreich Afghanistan (Punjab)<br />

Der afghanische Herrscher Ahmad Schah Durrani besiegt die Marathen, die nach dem Zusammenbruch<br />

der Mogul-Herrschaft die Kontrolle über den Punjab bekamen. Der Punjab wird nunmehr ein Teil des<br />

Königreiches Afghanistan, der Norden des heutigen Indien wird schwer <strong>von</strong> Schah Durranis Truppen<br />

verwüstet.<br />

14. Januar 1761<br />

Königreich Afghanistan (Punjab)<br />

Die afghanischen Durrani besiegen die Marathen in der Dritten Schlacht <strong>von</strong> Panipat und übernehmen<br />

damit die Macht in der nördlich gelegenen Stadt Delhi. In weiterer Folge wird die Schwächung des<br />

Marathenreiches den Aufstieg der Briten als Macht in Indien begünstigen.


16. Oktober 1772<br />

Königreich Afghanistan<br />

Nach dem Tod <strong>von</strong> Ahmed Schah Durrani wird Timur Schah sein Nachfolger. Er macht Kabul aufgrund<br />

<strong>von</strong> Stammesgegensätzen zur Hauptstadt <strong>von</strong> Afghanistan, das kontinuierlich <strong>von</strong> inneren Revolten<br />

erschüttert wird.<br />

18. Mai 1793<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der König <strong>von</strong> Afghanistan, Timur Schah, stirbt im Alter <strong>von</strong> 45 Jahren.<br />

23. Mai 1793<br />

Königreich Afghanistan<br />

Nach dem Tod <strong>von</strong> Timur Schah am 18. Mai wird der junge Zaman Schah neuer Emir <strong>von</strong> Afghanistan.<br />

1795<br />

Kadscharisches Reich Persien (Khurasan)<br />

Die Perser marschieren in die afghanische Provinz Khurasan ein.<br />

1800<br />

Fürstentum Kunduz (Fürstentum Kholm)<br />

Das Fürstentum Kholm wird Protektorat des Fürstentums Kunduz.<br />

25. Juli 1801<br />

Königreich Afghanistan<br />

Nach dem Tod <strong>von</strong> Zaman Schah wird Mahmud Schah Herrscher über Afghanistan.<br />

1803<br />

Kadscharisches Reich Persien (Ghurian)<br />

Das <strong>von</strong> Afghanen bewohnte <strong>von</strong> Gebiet Ghurian Qaraei wird <strong>von</strong> Persien verwaltet.<br />

13. Juli 1803<br />

Königreich Afghanistan<br />

Zum ersten Mal in der erst 56 Jahre alten Geschichte des unabhängigen Afghanistan wird ein Schah<br />

gestürzt. Es handelt sich um Zaman Schah, der erst seit zwei Jahren im Amt ist. Er wird nun <strong>von</strong> Shoja<br />

al-Molk Schah gestürzt, kämpft aber um die Wiedererlangung der Herrschaft.<br />

1805<br />

Kadscharisches Reich Persien / Königreich Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> persischer Angriff auf die afghanische Stadt Herat wird <strong>von</strong> afghanischen Kämpfern vereitelt.<br />

3. Mai 1808<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der am 13. Juli gestürzte Emir Mahmud Schah stürzt seinen Nachfolger Shoja al-Molk Schah vom<br />

Thron und sieht sich wieder im Amt.<br />

3. Mai 1809<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland / Russisches<br />

Reich.<br />

Nach dem Tod <strong>von</strong> Mahmud Schah zerfällt Afghanistan wieder in einzelne Reiche (Khanate), und das<br />

Gebiet wird zum Streitobjekt zwischen Großbritannien und Russland: Die russischen Zaren wollen<br />

einen direkten Zugang zum Indischen Ozean, und die Briten möchten das Gebiet in ihr britisches<br />

Indien eingliedern.<br />

1816<br />

Kadscharisches Reich Persien (Ghurian) / Königreich Afghanistan (Ghurian)<br />

Das seit 1803 <strong>von</strong> Persien verwaltete afghanische Gebiet <strong>von</strong> Ghurian wird wieder vom Königreich<br />

Afghanistan verwaltet.<br />

1818<br />

Großfürstentum der Sikhs (Punjab) / Königreich Afghanistan (Punjab)<br />

Der Maharaja Ranjit Singh, ein Angehöriger der Sikhs, auch der „Löwe <strong>von</strong> Punjab“ genannt, erobert<br />

Punjab <strong>von</strong> den Afghanen und errichtet dort einen eigenen Staat.


1820<br />

Königreich Afghanistan (Khanat Andkhui)<br />

Das Khanat Andkhui kommt unter das Protektorat des Königreichs Afghanistan.<br />

1822<br />

Fürstentum Kunduz / Khanat Badakhschan<br />

Das Khanat Badakhschan wird gegenüber dem Fürstentum Kunduz tributpflichtig.<br />

Königreich Afghanistan / Freie Stadt Sar-i-Pol<br />

Die Stadt Sar-i-Pol wird zur Freistadt innerhalb Afghanistans erklärt.<br />

1823<br />

Großfürstentum der Sikhs (Punjab) / Königreich Afghanistan (Punjab)<br />

Der Maharaja Ranjit Singh, ein Angehöriger der Sikhs, auch der „Löwe <strong>von</strong> Punjab“ genannt, erobert<br />

das afghanische Peschawar und verleibt es seinem Großfürstentum ein.<br />

1830<br />

Großfürstentum der Sikhs (Punjab) / Königreich Afghanistan (Punjab)<br />

Schah Shuja, der abgesetzte Machthaber <strong>von</strong> Afghanistan, flieht mit dem Koh-i-noor-Diamanten und<br />

übergibt diesem dem Machthaber der Sikhs im Punjab, Ranjit Singh, um eine Allianz mit ihm zu<br />

erkaufen.<br />

1834<br />

Großfürstentum der Sikhs (Punjab) / Königreich Afghanistan (Punjab)<br />

Afghanische Truppen schlagen unter der Führung Akbar Khans die Sikhs nahe Jamrud nieder und töten<br />

den mächtigen Sikh-General Hari Singh. Trotzdem gelingt den Afghanen nicht die Rückeroberung<br />

Peshawars, die in der Hand der Sikhs bleibt.<br />

1836<br />

Königreich Afghanistan / Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien<br />

und irland (Britisch-Indien)<br />

Der afghanische König Dost Mohammed Khan nennt sich fortan „Befehlshaber der Gläubigen“ (Emir).<br />

Offiziell wird Afghanistan zum Emirat. Dost ist auf dem Weg der Vereinigung Afghanistans, als die<br />

Briten in Kollaboration des ehemaligen Königs Schah Schuja in Afghanistan einmarschieren.<br />

Dezember 1838<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Britisch-Indien)<br />

/ Kadscharisches Reich Persien<br />

Britische Truppen fallen in Afghanistan ein in der <strong>Ab</strong>sicht, Herat zu nehmen, das vorher <strong>von</strong> Persien<br />

eingenommen wurde. Die Briten werden in Afghanistan besiegt. Emir Dost Mohammed Khan vom Klan<br />

der Barakzay vereint Afghanistan erneut (ohne Khorasan).<br />

21. April 1839<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Britisch-Indien)<br />

Der erste Versuch der Briten, Afghanistan zu erobern und „Britisch-Indien“ anzugliedern, ist mit der<br />

<strong>Ein</strong>nahme <strong>von</strong> Kandahar erfolgreich. Die britischen Invasionskräfte wandern weiter in Richtung Kabul.<br />

25. April 1839<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Britisch-Indien)<br />

/ Russisches Reich<br />

Britische Truppen nehmen im ersten Anglo-Afghanischen Krieg kampflos die afghanische Stadt<br />

Kandahar ein und verschaffen sich damit einen Vorteil in „The Great Game“ gegen Russland um die<br />

Vorherrschaft in Zentralasien.<br />

8. Mai 1839<br />

Emirat Afghanistan<br />

Der frühere König <strong>von</strong> Afghanistan Shoja al-Molk Schah (1803-1809) übernimmt wieder den<br />

Königstitel, allerdings gegen den Willen <strong>von</strong> Emir Dost Mohammed Khan.<br />

30. Juli 1839<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland / Emirat Afghanistan<br />

Im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg gelingt britischen Truppen die <strong>Ein</strong>nahme der afghanischen<br />

Hauptstadt Kabul.


7. August 1839<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Britische Truppen besetzen Kabul und erklären den besetzten Teil Afghanistan zum britischen<br />

Protektorat.<br />

1840<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Der am 8. Mai 1839 vom früheren König <strong>von</strong> Afghanistan Shoja al-Molk Schah gestürzte Emir Dost<br />

Mohammed Khan wird <strong>von</strong> britischen Truppen gefangengenommen.<br />

Frühjahr 1841<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Der britische General William George Keith Elphinstone übernimmt das Kommando in Kabul <strong>von</strong><br />

Oberbefehlshaber Cotton, um den britischen Residenten Williem Macnaghten und den Shoja al-Molk<br />

Schah zu schützen.<br />

April 1841<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Der neue britische Oberbefehlshaber in Afghanistan, der 58 Jahre alte General William George Keith<br />

Elphinstone trifft mit dem Rest <strong>von</strong> ursprünglich drei Divisionen in Kabul ein. Da die Lage in Kabul<br />

ruhig erscheint, versäumt General Elphinstone, die Disziplin der Truppe aufrechtzuerhalten sowie die<br />

weit <strong>von</strong> jeglicher britischer Unterstützung entfernte Division geeignete Verteidigungepositionen<br />

beziehen zu lassen. Hinzu kommt, dass Elphinstones gesundheitlicher Zustand auf Grund seiner<br />

Gichterkrankung sehr schlecht ist und er die tägliche Arbeit seinen untergebenen überlässt.<br />

November 1841<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

In Kabul beginnt ein Aufstand gegen die britische Besatzung.<br />

12. November 1841<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Etwa 5000 aufständische Afghanen beginnen mit der Belagerung der <strong>von</strong> den Briten besetzten Stadt<br />

Dschalalabad, die <strong>von</strong> General Robert Henry Sale verteidigt wird.<br />

Weihnachten 1841<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Der britische Resident in Kabul William Mcnaghten wird im Rahmen des Aufstandes gegen die britische<br />

Besatzung <strong>von</strong> Afghanen ermordet. Die Verbindung zwischen Kabul und eventueller britischer<br />

Verstärkung in Indien wird unterbrochen. Die britische Afghanistan-Division ist nun eingekreist und<br />

steht praktisch unter Belagerung.<br />

1. Januar 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Der britische General William George Keith Elphinstone unterzeichnet einen Vertrag mit den<br />

afghanischen Rebellen, der ihm freien <strong>Ab</strong>zug gewährt. Als Gegenleistung übergibt er einen Teil seiner<br />

Waffen und seiner Vorräte.<br />

6. Januar 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Der britische General William George Keith Elphinstone, dem am 1. Januar freier <strong>Ab</strong>zug aus Kabul<br />

gewährt wurde, beginnt den Rückzug. Ziel ist das Erreichen der nächsten britischen Garnison in<br />

Dschalalabad, etwa 140 Kilometer <strong>von</strong> Kabul entfernt. Insgesamt 17.000 Menschen sind im Tross der<br />

etwa 1000 Soldaten. Kurz nach dem Verlassen Kabuls wird die britische Garnison <strong>von</strong> Angehörigen des


früheren Herrschers Dost Mohammed angegriffen, da die versprochene Eskorte nicht erschienen ist.<br />

General Elphinstone entscheidet, dass sich die Division trotzdem nach Dschalalabad durchschlagen soll.<br />

11. Januar 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Seit dem Beginn der Angriffe der Kämpfer des früheren Herrschers Dost Mohammed auf die britische<br />

Kabuler Garnison, die sich auf dem Weg nach Dschalalabad befindet, haben täglich neue<br />

Verhandlungen stattgefunden. Der britische General William Keith Elphinstone stellt sich freiwillig als<br />

Geisel zur Verfügung.<br />

12. Januar 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Auch nach der freiwilligen Geiselnahme des britischen Oberbefehlshabers der Division <strong>von</strong> Kabul<br />

William George Keith Elphinstone durch die Kämpfer des früheren Machthabers Dost Mohammed wird<br />

die britische Armee in der Schlacht <strong>von</strong> Gandamak am Khyber-Pass fast vollständig vernichtet. Nur der<br />

britische Militärarzt Dr. Brydon überlebt.<br />

13. Januar 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Der einzige Überlebende des Marsches der britischen Truppen <strong>von</strong> Kabul nach Dschalalabad, der<br />

brititsche Militärarzt Dr. Brydon, trifft am Nachmittag in Dschalalabad ein. Damit ist die Vorherrschaft<br />

Großbritanniens in Afghanistan vorerst gebrochen.<br />

5. April 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

König Shoja al-Molk Schah <strong>von</strong> Afghanistan (* 1792), König <strong>von</strong> 1803 bis 1809 und nach einer<br />

Rebellion ab 1839 wieder König, wird <strong>von</strong> seinen eigenen Leuten umgebracht. Sein Widersacher<br />

Mohammed Zaman Khan steht für die Übernahme der Herrschaft bereit. Afghanistan setzt seinen<br />

Kampf gegen Großbritannien fort.<br />

7. April 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Nachdem der britische Verteidiger <strong>von</strong> Dschalalabad, General Robert Henry Sale, erfahren hat, dass<br />

General George Pollock die Stadt entsetzen soll, unternimmt er einen Ausfall und vertreibt die<br />

afghanischen Belagerer unter Mohammed Akbar. Damit endet die Belagerung <strong>von</strong> Dschalalabad, die<br />

seit dem 12. November 1841 andauerte.<br />

13. April 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Als erster General in der Militärgeschichte rückt der britische Generalmajor George Pollock über den<br />

Khyber-Pass vor und entsetzt Dschalalabad, wo General Robert Henry Sale seit 12. November 1841<br />

mit 2000 Mann 6000 afghanischen Kämpfern standhielt. Unverzüglich nach dem Entsatz Dschalalabads<br />

marschiert Pollock auf Kabul.<br />

23. April 1842<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan)<br />

Der letzte britische Oberbefehlshaber in Kabul, General William George Keith Elphinstone (* 1782)<br />

stirbt in afghanischer Gefangenschaft an Dysenterie, einer Form der Ruhr. Sein Leichnam soll über den<br />

Fluss nach Dschalalabad gebracht und dort beerdigt werden. Elphinstone war der Sohn des Direktors<br />

der Britischen Ostindien-Kompanie William Fullerton Elphinstone und Neffe <strong>von</strong> George Elphinstone, 1.<br />

Viscount Keith. Er trat 1804 als Leutnant in die Britische Armee ein. Noch im selben Jahr erfolgte seine<br />

Beförderung zum Oberleutnant. 1806 hatte er bereits den Rang eines Hauptmanns erreicht, 1811 den<br />

eines Majors. Im Jahr 1813 erkaufte er sich den Posten eines Oberstleutnants und diente unter Thomas<br />

Graham in den Niederlanden, wo er in der Schlacht bei Waterloo kämpfte. Für seine Leistung in der<br />

Schlacht wurde er als Companion in den Order of the Bath aufgenommen, zum Ritter im Militär-<br />

Wilhelms-Orden ernannt und erhielt den russischen Orden der Heiligen Anna. 1815-18 kommandierte


er sein Regiment während der Besetzung Frankreichs. Am 27. Mai 1825 erfolgte die Beförderung zum<br />

Oberst und er wurde Adjutant des Königs Georg IV. Am 10. Mai 1837 erhielt er den Rang eines<br />

Generalmajors. 1839 übernahm er in Indien das Kommando der Benares-Division <strong>von</strong> Willoughby<br />

Cotton. Im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg war der Herrscher <strong>von</strong> Afghanistan Dost Mohammed<br />

1839/40 durch die Briten vertrieben und Schah Shuja an seiner Stelle eingesetzt worden. Der Großteil<br />

der britischen Truppen wurde daraufhin aus Afghanistan abgezogen. Im Frühling 1841 übernahm<br />

Elphinstone <strong>von</strong> Oberbefehlshaber Cotton das Kommando in Kabul um Shuja und den britischen<br />

Residenten William Macnaghten zu unterstützen. Elphinstone erreichte Kabul im April und blieb dort<br />

mit der verbliebenen <strong>von</strong> ursprünglich drei Divisionen. Die Lage in Kabul schien ruhig und Elphinstone<br />

versäumte es, die Disziplin aufrecht zu erhalten sowie die weit <strong>von</strong> jeglicher Unterstützung entfernte<br />

Division geeignete Verteidigungspositionen beziehen zu lassen. Hinzu kam, dass Elphinstones<br />

gesundheitlicher Zustand auf Grund einer Gichterkrankung sehr schlecht war und er die tägliche Arbeit<br />

seinen Untergebenen überließ. Anfang November 1841 begann ein Aufstand gegen die britische<br />

Besatzung. Weihnachten 1841 wurde Macnaghten <strong>von</strong> Afghanen ermordet, die auch die Verbindung<br />

zwischen Kabul und Indien unterbrachen. Die britische Division war nun eingekreist und stand<br />

praktisch unter Belagerung. Am 1. Januar 1842 unterzeichnete Elphinstone einen Vertrag, in dem ihm<br />

der <strong>Ab</strong>zug gewährt wurde. Im Gegenzug übergab er einen Teil seiner Waffen und seiner Vorräte. Am 6.<br />

Januar 1842 begann Elphinstone den Rückzug aus Kabul. Ziel war das Erreichen der nächsten Garnison<br />

in Dschalalabad, ca. 140 Kilometer entfernt. Insgesamt waren 17.000 Menschen im Tross. Bereits beim<br />

Verlassen der Garnison wurden sie angegriffen. Die Angriffe setzen sich fort und die versprochene<br />

Eskorte erschien nicht. Unterwegs kam es zu mehreren Verhandlungen und man ließ weitere Geiseln<br />

zurück, unter ihnen am 11. Januar sogar Elphinstone selbst.<br />

29. Juni 1842<br />

Emirat Afghanistan<br />

Mit der Übernahme der Herrschaft <strong>von</strong> Fath Jang Khan ist Afghanistan wieder ein Emirat.<br />

15. September 1842<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Der britische Generalmajor George Pollock erreicht Kabul. Zur Bestrafung der Aufständischen befiehlt<br />

er die Zerstörung der Zitadelle und des Basars. Die britischen Invasionstruppen beginnen mit der<br />

Plünderung Kabuls.<br />

17. September 1842<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Nach zwei Tagen beenden die britischen Invasionstruppen die Plünderung der <strong>von</strong> ihnen rückeroberten<br />

Stadt Kabul.<br />

12. Oktober 1842<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan) / Emirat Afghanistan<br />

Die britischen Truppen ziehen sich aus Afghanistan zurück. Emir Schahpur Khan übernimmt die<br />

Herrschaft im Emirat Afghanistan <strong>von</strong> Fath Jang Khan.<br />

Dezember 1842<br />

Emirat Afghanistan<br />

Der im Dezember aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassene ehemalige Emir Dost Mohammed<br />

Khan übernimmt zum zweiten Mal die Herrschaft im Emirat. Die Fragmentierung des Landes wird<br />

fortgesetzt.<br />

1845<br />

Emirat Afghanistan<br />

Der afghanische Stammesführer Wazir Mohammed Akbar Khan (paschtunisch يز دمحم ب کا نا ; *<br />

1813) stirbt. Mohammed Akbar befehligte die Afghanen während des Anglo-Afghanischen Krieges.<br />

Akbar war ein Sohn Dost Mohammeds, des Herrschers <strong>von</strong> Afghanistan und Begründers der Baraksai-<br />

Dynastie. In der ersten Phase des Anglo-Afghanischen Kriegs gelang es den Briten Kabul einzunehmen<br />

und Resident William Macnaghten schickte Dost Mohammed ins indische Exil. Im Laufe des Jahres<br />

1841 kam es zum allgemeinen Aufstand und der Belagerung der britischen Garnison in Kabul. Die<br />

Ankunft <strong>von</strong> Mohammed Akbar mit 6.000 Mann in Kabul verschärfte die Situation. Am 23. Dezember<br />

1841 kam es nach Verhandlungen zu einem Treffen <strong>von</strong> Macnaghten und Akbar am Fluss Kabul, bei<br />

dem Macnaghten getötet wurde. Am 6. Januar 1842 begann der Rückzug der britischen Garnison unter<br />

Generalmajor Elphinstone. Ziel war das Erreichen der nächsten Garnison in Dschalalabad, ca. 140 km<br />

entfernt. Der Zug bestand aus ca. 12.000 Zivilisten, 690 britischen und 2.840 indischen Soldaten.<br />

Bereits beim Verlassen der Garnison wurden sie <strong>von</strong> Mohammed Akbar angegriffen. Die Angriffe setzen


sich fort und die versprochene Eskorte erschien nicht. Unterwegs kam es zu mehreren Verhandlungen<br />

mit Akbar und man ließ Geiseln zurück, am 11. Januar sogar Elphinstone selbst. Die letzten britischen<br />

Überlebenden - zwanzig Offiziere und fünfundvierzig Soldaten hauptsächlich vom 44th East Essex<br />

Regiment - wurden am Morgen des 13. Januar in der Schlacht <strong>von</strong> Gandamak getötet oder<br />

gefangengenommen. Nur dem britischen Militärarzt Dr. Brydon gelang am Nachmittag des 13. Januar<br />

die Flucht nach Dschalalabad. <strong>Ab</strong> November 1841 führte Mohammed Akbar die Belagerung <strong>von</strong><br />

Dschalalabad. Am 28. Februar, 2. März und 3. März 1842 griff er das Fort erfolglos an. Am 1. März, 24.<br />

März und 1. April unternahmen die britischen Verteidiger Ausfälle. Am 5. April erreichte die falsche<br />

Nachricht das Fort, eine Entsatzarmee unter George Pollock sei am Chaiber-Pass geschlagen worden.<br />

Bereits am <strong>Ab</strong>end wurde aber bekannt, dass Pollock siegreich gewesen war. Trotzdem entschied Sale<br />

sich zu einem Angriff auf die Belagerungsarmee. Bei Sonnenaufgang des 7. April begannen die<br />

britischen Truppen in drei Kolonnen ihren Angriff. Bereit um sieben Uhr war Akbar Khan geschlagen<br />

und floh nach Kabul. Das Lager der Afghanen fiel in die Hände der Briten.<br />

1849<br />

Fürstentum Kunduz (Fürstentum Kholm) / Emirat Afghanistan (Fürstentum Kholm)<br />

Das Fürstentum Kholm wird <strong>von</strong> Afghanistan annektiert. Das Fürstentum Kunduz verliert hierdurch sein<br />

Protektorat Kholm.<br />

1850<br />

Emirat Afghanistan (Sar-i-Pol)<br />

Die Freie Stadt Sar-i-Pol wird wieder dem Staatsgebilde <strong>von</strong> Afghanistan einverleibt.<br />

1855<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Britisch-Indien)<br />

Emir Dost Mohammed Khan wird <strong>von</strong> Großbritannien anerkannt und unterzeichnet den Friedensvertrag<br />

<strong>von</strong> Peshawar mit Britisch-Indien.<br />

Emirat Afghanistan (Khanat Sheberghan)<br />

Das 1757 gegründete Khanat <strong>von</strong> Sheberghan im heutigen nördlichen Afghanistan wird <strong>von</strong> Truppen<br />

des Afghanischen Emirates besetzt.<br />

1857<br />

Kadscharisches Reich Persien / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Britisch-Indien) / Emirat Afghanistan<br />

Persien überträgt alle seine Rechte an Afghanistan auf das Vereinigte Königreich Großbritannien und<br />

Irland.<br />

1859<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Britisch-Indien)<br />

Britische Truppen erobern Belutschistan.<br />

Emirat Afghanistan / Khanat Badakhschan<br />

Das Khanat Badakhschan wird gegenüber dem Emirat Afghanistan tributpflichtig, das damit die<br />

Herrschaft des Fürstentums Kunduz über Badakhschan übernimmt.<br />

Emirat Afghanistan / Khanat Sheberghan<br />

Afghanistan zieht seine Truppen aus Sheberghan ab. Das Gebiet wird als Freistaat <strong>von</strong> Hakim Khan<br />

regiert.<br />

1863<br />

Emirat Afghanistan<br />

Sher Ali, der Sohn <strong>von</strong> Emir Dost Mohammed Khan, wird neuer Herrscher <strong>von</strong> Afghanistan.<br />

Emirat Afghanistan / Freie Stadt Sar-i-Pol<br />

13 Jahre, nachdem die ehemals Freie Stadt Sar-i-Pol wird wieder dem Staatsgebilde <strong>von</strong> Afghanistan<br />

einverleibt wurde, wird sie wieder zu einer „Freien Stadt“ erklärt.<br />

1866<br />

Emirat Afghanistan<br />

Mohammed Afzal besetzt Kabul und ernennt sich selbst zum Emir, nachdem er Emir Sher Ali abgesetzt<br />

hat.<br />

Oktober 1867<br />

Emirat Afghanistan<br />

Der Emir <strong>von</strong> Afghanistan Mohammed Afzal, der sich im letzten Jahr selbst zum Emir ernannte, stirbt.<br />

Neuer Emir wird Mohammed Azam.


1868<br />

Emirat Afghanistan / Kadscharisches Reich Persien / Russisches Reich / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Britisch-Indien)<br />

Emir Sher Ali, der vor zwei Jahren gestürzt wurde, übernimmt wieder die Herrschaft in Afghanistan.<br />

Sein Vorgänger Mohammed Azam flüchtet nach Persien. Sher Ali sucht die Annäherung an Russland als<br />

Gegengewicht gegen die britische Vorherrschaft.<br />

1873<br />

Emirat Afghanistan / Russisches Reich<br />

Russland bildet eine befestigte Grenze zwischen Afghanistan und den neuen russischen Gebieten und<br />

verspricht Afghanistans territoriale Integrität zu respektieren.<br />

Emirat Afghanistan<br />

Das Khanat Badskhschan, in dem hauptsächlich Usbeken wohnen, wird dem Emirat Afghanistan<br />

staatlich einverleibt.<br />

1875<br />

Emirat Afghanistan (Sar-i-Pol / Sheberghan)<br />

Die Freie Stadt Sar-i-Pol und das Khanat Sheberghan werden endgültig dem Staatsgebilde <strong>von</strong><br />

Afghanistan einverleibt. Sar-i-Pol war <strong>von</strong> 1831 bis 1850 und seit 1863 „Freie Stadt“, Sheberghan war<br />

<strong>von</strong> 1855 bis 1859 <strong>von</strong> Afghanistan besetzt gewesen.<br />

1876<br />

Emirat Afghanistan (Maimana)<br />

Maimana, seit 1747 freie Stadt im Nordwesten Afghanistan, wird dem afghanischen Emirat einverleibt.<br />

19. Juni 1877<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Großbritannien verwaltet seine besetzten Gebiete in Beluchistan und in Afghanistan gemeinsam. Durch<br />

das Anhängen Beluchistans bekommt Afghanistan einen Zugang zum Meer.<br />

September 1878<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Großbritannien verstärkt seine Truppen in Afghanistan, um russische Interessen an dem Land<br />

zurückzuweisen.<br />

22. November 1878<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Während des zweiten afghanisch-britischen Krieges erobern die Briten in der Schlacht <strong>von</strong> Ali Masjid<br />

unter anderem den strategisch besonders wichtigen Khyber-Pass.<br />

1879<br />

Emirat Afghanistan / Freie Stadt Maimana<br />

Die ehemals Freie Stadt Maimana im Nordwesten Afghanistans, die 1876 Teil des Emirates Afghanistan<br />

wurde, wird angesichts des Krieges gegen Großbritannien wieder zu einer Freien Stadt erklärt.<br />

21. Februar 1879<br />

Emirat Afghanistan<br />

Emir Schir Ali Khan (auch Scher Ali, ي ي ; * 1825) kommt im Exil ums Leben. Schir Ali war der Sohn<br />

und Nachfolger Dost Mohammeds, des Begründers der Barakzai-Dynastie. Das erste Mal erlangte Schir<br />

Ali die Macht direkt nach dem Tod seines Vaters, wurde aber nach nur drei Jahren <strong>von</strong> seinem älteren<br />

Bruder Mohammed Afzal Khan verdrängt. 1868 konnte er den Emirtitel, nach dessen Tod,<br />

zurückerobern. Im Juli 1878 erlaubte er Russland - zum Ärger der Briten - die <strong>Ein</strong>richtung einer<br />

Gesandtschaft in Kabul. Der Vizekönig <strong>von</strong> Indien Lord Lytton protestierte und beauftragte im<br />

September General Neville Chamberlain, ebenfalls das Recht einer Repräsentation in Kabul zu<br />

erwirken. Dessen Mission wurde jedoch <strong>von</strong> den Afghanen abgefangen und zur Umkehr gezwungen. Im<br />

daraufhin ausbrechenden Zweiten Anglo-Afghanischen Krieg marschierten die Briten mit starken<br />

Kräften der British Indian Army in Afghanistan ein. Schir Ali floh aus Kabul. Sein Sohn Mohammed<br />

Yakub Khan folgt ihm auf den Thron.<br />

26. Mai 1879<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)


Emir Mohammed Yaqub Khan für Afghanistan und Louis Cavagnari für Großbritannien schließen den<br />

Vertrag <strong>von</strong> Gandamak und beenden damit die erste Phase des Zweiten Anglo-Afghanischen Kriegs.<br />

Großbritannien erhält neben einer Mission in Kabul die Kontrolle über die afghanische Außenpolitik.<br />

Emir Mohammed Yaqub Khan gibt folgende afghanische Gebiete für immer auf: Kurram, Khyer, Michni,<br />

Pishin und Sibi.<br />

September 1879<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Das Emirat Afghanistan überlässt Beluchistan einschließlich Quetta und die östlichen paschtunischen<br />

Regionen dem britischen Königreich. Diese Gebiete sollen hinfort nicht mehr zu Afghanistan gehören.<br />

Sie werden<br />

3. September 1879<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

(Afghanistan/Britisch-Indien)<br />

Louis Cavagnari, britischer Gesandter in Kabul, wird <strong>von</strong> afghanischen Aufständischen ermordet, was<br />

Großbritannien einen Anlass zu einer baldigen neuerlichen Besetzung Kabuls bringt.<br />

8. Oktober 1879<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Unter dem Befehl <strong>von</strong> Sir Frederick Sleigh Roberts besetzen britische Truppen vorübergehend die<br />

afghanische Hauptstadt Kabul.<br />

12. Oktober 1879<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

/ Russisches Reich<br />

Emir <strong>Ab</strong>d ar-Rachman muss sich ab 1880 einer gewissen britischen Oberhoheit unterstellen.<br />

Gleichzeitig versuchen allerdings auch die Russen, den Norden des Landes einzunehmen, wodurch<br />

Afghanistan zum Pufferstaat zwischen Britisch-Indien und Russland wird.<br />

1880<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan - Khanat Andkhui)<br />

Das ehemalige Khanat Andkhui, das seit 1820 unter der Suzeränität Afghanistans steht, wird dem<br />

staatlichen Gebilde Afghanistans einverleibt.<br />

5. Mai 1880<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Der Militärkommandant des Vereinigten Königreiches für Afghanistan Sir Frederick Sleigh Roberts wird<br />

durch Donald Martin Stewart abgelöst.<br />

Juni 1880<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

George Ripon wird Vizekönig <strong>von</strong> Indien.<br />

22. Juli 1880<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

<strong>Ab</strong>d ur-Rahman Kahn wird Emir <strong>von</strong> Afghanistan.<br />

27. Juli 1880<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Britische Truppen werden im Zweiten Anglo-Afghanischen Krieg <strong>von</strong> den Afghanen unter Mohammed<br />

Ayub Khan in der Schlacht <strong>von</strong> Maiwand besiegt. In der Schlacht <strong>von</strong> Maiwand trägt die Afghanin<br />

Malalai die afghanische Flagge.<br />

1. September 1880<br />

Emirat Afghanistan / Kadscharisches Reich Persien<br />

<strong>Ab</strong>dur Rahman Khan wird neuer Emir <strong>von</strong> Afghanistan. Sein Vorgänger Mohammed Ayyub Khan geht<br />

nach Persien ins Exil. <strong>Ab</strong>dur Rahman Khan stellt das erste stehende Heer Afghanistans auf, das in der<br />

Lage ist, auch Aufstände <strong>von</strong> ethnischen Minderheiten niederzuschlagen.<br />

2. Oktober 1881<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan)


Innerhalb des britischen Empires wird der „Afghanische Gottesstaat“ ausgerufen. Emir <strong>Ab</strong>d ur-Rahman<br />

Khan wird der erste Emir eines vereinigten Afghanistan.<br />

30. März 1885<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan) / Russisches<br />

Reich (Afghanistan)<br />

Russische Militäreinheiten annektiert die Panjdeh Oase und afghanisches Territorium nördlich des<br />

Flusses Oxus.<br />

1886<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan) / Russisches<br />

Reich (Afghanistan)<br />

Beilegung des im März 1885 entstandenen Konflikts zwischen Afghanistan und Russland durch<br />

Festlegung der afghanischen Nord-West-Grenze bis zum Amu-Darja durch eine gemischte britischrussische<br />

Kommission.<br />

April 1887<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan - Herat)<br />

Die Provinz Herat erkennt die Idee eines vereinigten Afghanistan unter Emir <strong>Ab</strong>d ur-Rahman Khan<br />

nicht an und rebellieren unter der Führung <strong>von</strong> Emir Timur Schah Khan Ghilzai.<br />

Juni 1887<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan - Herat)<br />

Emir Timur Schah Khan Ghilzai ist nicht mehr Chef der Rebellion in Herat. Die Rebellen sind zurzeit<br />

ohne Führung.<br />

1. August 1887<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan – Balkh)<br />

Die Provinz Balkh erkennt die Idee eines vereinigten Afghanistan unter Emir <strong>Ab</strong>d ur-Rahman Khan<br />

nicht an und rebellieren unter der Führung <strong>von</strong> Sardar Mohammed Ishaq Khan.<br />

14. August 1887<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan - Herat)<br />

Neuer Führer der Rebellen in Herat wird Mohammed Ayyub Khan.<br />

29. September 1887<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan – Balkh/ Herat)<br />

Die Rebellionen in Herat und in Balkh werden niedergeschlagen. Afghanistan ist wieder unter Emir <strong>Ab</strong>d<br />

ur-Rahman Khan vereinigt, der unter britischem Protektorat steht.<br />

1888<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan – Fürstentum<br />

Kunduz)<br />

Kunduz wird dem staatlichen Gebilde des Emirates Afghanistan einverleibt.<br />

1892<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Der afghanische Emir <strong>Ab</strong>dor Rahman Khan ernennt Mir <strong>Ab</strong>dul Kasim zum ersten Chefminister des<br />

Emirats.<br />

12. November 1893<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Die britisch-indische Regierung teilt das besetzte Afghanistan entlang der Durand-Linie; die<br />

südöstlichen Gebiete werden der indischen Kronkolonie einverleibt. Damit entsteht die heutige<br />

afghanisch-pakistanische Grenze, die paschtunische und belutschische Stammesgebiete trennt. Der<br />

Vertreter der britischen Krone, Sir Henry M. Durand, unterzeichnet das nach ihm bezeichnete<br />

<strong>Ab</strong>kommen, welches Afghanistan aufgrund seiner schwachen Position akzeptieren muss. Der Vertrag<br />

ist bis 1993 gültig.<br />

1900<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

/ Freie Stadt Maimana


Die Freie Stadt Maimana im Nordwesten Afghanistans, die <strong>von</strong> 1876 bis 1879 Teil des Emirates<br />

Afghanistan war, wird nunmehr endgültig dem Emirat Afghanistan einverleibt.<br />

23. Januar 1900<br />

Russisches Reich / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat<br />

Afghanistan / Britisch-Indien) / Kadscharisches Reich Persien<br />

Russland verlegt mehrere Regimenter aus dem Kaukasus nach Kuschk an die Grenze zu Afghanistan.<br />

Der russische <strong>Ein</strong>fluss und die russische Präsenz im Raum Afghanistan-Persien sollen verstärkt werden.<br />

1. Oktober 1901<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Der Emir <strong>von</strong> Afghanistan, <strong>Ab</strong>d ur-Rahman Khan, stirbt in Kabul. Er wurde <strong>von</strong> den Briten 1880 als<br />

Emir eingesetzt und verhalf seinem Land in Anlehnung an Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien<br />

und Irland zu einer starken Stellung als „Pufferstaat”. So fiel in seine Amtszeit die Festlegung der sog.<br />

Durand-Linie als Grenze zwischen Afghanistan und Britisch-Indien (heutige Grenze zwischen<br />

Afghanistan und Pakistan).<br />

3. Oktober 1901<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Nachfolger des vorgestern verstorbenen Emir <strong>von</strong> Afghanistan, <strong>Ab</strong>d ur-Rahman Khan, wird sein Sohn<br />

Habib Ullah Khan, der ebenfalls eine britenfreundliche Politik verfolgt. Habib Ullah ist <strong>von</strong> den Ideen<br />

des türkischen Politikers Atatürks beeinflusst. Der bisherige Chefminister Mir <strong>Ab</strong>dul Kasim wird <strong>von</strong><br />

dem neuen Emir aus dem Amt entlassen.<br />

22. Januar 1902<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

/ Russisches Reich<br />

Der Gouverneur <strong>von</strong> Britisch-Indien ordnet die Zusammenziehung <strong>von</strong> Truppen an der afghanischrussischen<br />

Grenze an, da er einen <strong>Ein</strong>marsch russischer Truppen nach Afghanistan befürchtet.<br />

1905<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan) / Russisches<br />

Reich (Afghanistan)<br />

Die Briten erneuern ihre Verträge mit Afghanistan, um eine Annäherung an Russland zu verhindern.<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Sardar <strong>Ab</strong>dul Kuddus Khan wird <strong>von</strong> Emir Habib Ullah Khan zum neuen Chefminister ernannt.<br />

1906<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Ali Ahmad Ghan Barakzay und Sirdar Mohammed Sulayman Khan werden zu Stellvertretenden<br />

Chefministern unter Sardar <strong>Ab</strong>dul Kuddus Khan ernannt.<br />

31. August 1907<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

/ Russisches Reich / Kadscharisches Reich Persien / Kaiserreich China / Tibet<br />

Im Vertrag <strong>von</strong> St. Petersburg stimmen Großbritannien und Russland ihre Interessensphären in<br />

Zentralasien ab. Persien wird in drei Zonen aufgeteilt, Afghanistan wird zur britischen <strong>Ein</strong>flusszone,<br />

Tibet zur neutralen Zone erklärt. Die Ansprüche Chinas werden anerkannt. Damit wird Afghanistan<br />

unbestrittenes britisches Interessengebiet.<br />

28. September 1914<br />

Russisches Reich / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat<br />

Afghanistan / Britisch-Indien) / Kadscharisches Reich Persien / Osmanisches Reich<br />

Die osmanische Zeitung "Ikdam" meldet, dass der Emir <strong>von</strong> Afghanistan an der russischen Grenze<br />

200.000 Krieger versammelt habe.<br />

29. September 1914<br />

Russisches Reich / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat<br />

Afghanistan / Britisch-Indien) / Kadscharisches Reich Persien / Osmanisches Reich<br />

Die osmanische Zeitung "Ikdam" erfährt, hat „zwischen den Russen und dem persischen Stamme der<br />

Kardar ein Zusammenstoß stattgefunden. Der Angriff der Russen ist abgeschlagen worden, ein Offizier<br />

und 20 Soldaten wurden getötet. Derselbe Stamm nahm den Scheich <strong>von</strong> Barzam und seine Anhänger<br />

fest, alles russische Parteigänger, die vor längerer Zeit geflüchtet waren, und lieferte dieselben den


türkischen Behörden ab. - Aus persischen Blättern übernimmt der "Ikdam" folgende Meldungen: Die<br />

Russen ziehen sich aus Persien zurück. Die russischen Kosaken sind aus Mesched über Aschabad<br />

angerückt, haben aber einen Teil ihrer Waffen, Kanonen und Munition zurückgelassen. Die Russen<br />

haben aus Angst vor der Revolution über alle <strong>von</strong> Muselmanen bewohnten Gebiete Rußlands den<br />

Belagerungszustand verhängt. - Die Nachricht dass die Russen <strong>von</strong> den Österreichern und Deutschen<br />

geschlagen worden sind, hat eine heftige Strömung gegen Russland hervorgerufen. In Turkestan<br />

dauert der Transport <strong>von</strong> Truppen nach Russland fort, der Post- und Handelsverkehr ist eingestellt. Die<br />

Russen verstärken die Befestigungen an der afghanischen Grenze bei Kuschk. Die Afghanen haben den<br />

Hügel angegriffen, der den nach Afghanistan führenden russischen Tunnel beherrscht. Der Tunnel soll<br />

eingestürzt und mehrere Russen sollen verschüttet sein. Der Emir <strong>von</strong> Afghanistan entsandte 180000<br />

Mann an die Grenze <strong>von</strong> Turkestan; diese Truppen sollen noch verstärkt werden. Die Russen sollen<br />

auch befürchten, dass die Perserprovinzen Aserbeidschan und Chorassan gegen sie marschieren<br />

würden.“<br />

30. September 1914<br />

Russisches Reich / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat<br />

Afghanistan / Britisch-Indien) / Kadscharisches Reich Persien / Osmanisches Reich<br />

Der offiziöse osmanische Zeitung "Ikdam" beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit den brüderlichen<br />

Beziehungen zwischen der Türkei und Persien und gibt seiner Teilnahme an Persiens Leid in der<br />

Vergangenheit und seiner Befriedigung Ausdruck über die besonders seit dem Regierungsantritte des<br />

liberalen Kabinetts Mostowfi-el-Mema-lik bemerkbare Fortschritte und Wandlungen. Dasselbe Erwachen<br />

könne man in der ganzen islamischen Welt, besonders in Afghanistan, konstatieren. Nach den in<br />

hiesigen persischen Kreisen vorliegenden Nachrichten haben die schiitischen Geistlichen und die<br />

Oberhäupter <strong>von</strong> Kerbelah und Nedschef (Türkei), die als oberste religiöse Instanz für die Perser<br />

gelten, eine Kundgebung an die Nation und die persischen Stämme gerichtet, in der es heißt, dass der<br />

Augenblick für die Befreiung Persiens vom russischen Joche gekommen sei. Der Führer des Stammes<br />

Rardar, Ialik Khan, soll mit den Schachsevennen die russische Grenze überschritten haben und in<br />

Transkaukasien bis Kisil Agatsch bei Lenkoran vorgedrungen sein.<br />

1. Oktober 1914<br />

Russisches Reich / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat<br />

Afghanistan / Britisch-Indien) / Kadscharisches Reich Persien / Osmanisches Reich<br />

� Konstantinopel, 1. Oktober. (W. B.) <strong>Ein</strong> hiesiges Blatt gibt die Meldung des offiziellen<br />

afghanischen Organs "Aradjulah Barulafghan" wieder, nach welchem der Emir <strong>von</strong> Afghanistan<br />

eine Streitmacht <strong>von</strong> etwa 400.000 Mann regulärer Truppen unter dem Oberbefehl seines<br />

Bruders Naer-Ullah Khan mit dem Auftrage entsandt habe, die Stadt Peschawar, den Schlüssel<br />

Indiens, zu besetzen, und eine andere aus 300.000 Mann bestehende afghanische Streitmacht<br />

unter dem Befehl des Thronfolgers Narec Iere gegen Russland.<br />

� Die "Frankfurter Zeitung" schreibt: Die zur Stunde kaum zu übersehende Bedeutung dieser<br />

Nachricht liegt nicht in der unmittelbaren Bedrohung der russischen Besitzungen in Mittelasien<br />

und des britisch-indischen Reiches durch die Streitkräfte des Emirs, die mit einiger<br />

orientalischer Schätzung beziffert worden sein mögen. Das Emirat kann im Kriegsfall vermutlich<br />

kaum mehr als 200.000 Mann ins Feld stellen. <strong>Ab</strong>er der kluge Emir <strong>von</strong> Afghanistan, der<br />

Jahrzehnte lang als Puffer den diplomatischen Künsten <strong>von</strong> Russland und England ausgesetzt<br />

war und <strong>von</strong> beiden Mächten reichliche Tribute zu gewinnen verstand, hat sicherlich den<br />

scheinbar unerhört kühnen Schritt, gleichzeitig gegen die beiden größten Mächte Asiens<br />

vorzugehen, nicht ohne genaue Kenntnis der Lage gewagt. Wenn er wirklich Peschawar besetzt<br />

hat, kann er <strong>von</strong> dort aus den mohammedanischen Norden Indiens in Flammen setzen, so daß<br />

ihm das Mogulenreich fast <strong>von</strong> selber zufiele. Russland aber wäre für die Dauer des<br />

europäischen Krieges sicherlich nicht imstande, den <strong>Ein</strong>bruch gewaltiger Scharen ins Turkestan<br />

zu verhindern, dessen mühsam durchgeführte "Beruhigung" mit einem Schlage vernichtet<br />

werden kann.<br />

30. Oktober 1914<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

/ Kadscharisches Reich Persien / Osmanisches Reich<br />

Die "Frankfurter Zeitung" schreibt: „Aus Afghanistan kommt die Kunde <strong>von</strong> großen Zurüstungen und<br />

Plänen, die hier das russische Gebiet, dort Indien bedrohen sollen. Die ganze Welt des Islam scheint in<br />

Gärung geraten. Anzunehmen ist, dass die türkische Armee auch im arabischen Bereiche aktiv werden,<br />

vor allem dass sie einen Vorstoß gegen Ägypten unternehmen wird. Welche Gefahren damit für<br />

England entstehen, das lehrt eine einfache Überlegung.“<br />

26. September 1915


Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

/ Deutsches Reich<br />

Die beiden Deutschen Oskar <strong>von</strong> Niedermayer und Werner Otto <strong>von</strong> Hentig erreichen mit ihrer<br />

Expedition die afghanische Hauptstadt Kabul. Ziel der Niedermayer-Hentig-Expedition ist es,<br />

Afghanistan zum <strong>Ein</strong>tritt in den Ersten Weltkrieg auf der Seite der Mittelmächte zu bewegen.<br />

1916<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Der bisherige afghanische Chefminister Sardar <strong>Ab</strong>dul Kuddus Khan und seine beiden Stellvertreter<br />

werden nach elf- bzw. zehnjähriger Amtszeit abgelöst. Emir Habib Ullah Khan setzt Sardar Nasr Ullah<br />

Khan als neuen Ministerpräsidenten ein.<br />

24. Januar 1916<br />

Deutsches Reich / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat<br />

Afghanistan)<br />

Oskar <strong>von</strong> Niedermayer und Werner Otto <strong>von</strong> Hentig, die sich seit September 1915 in Kabul aufhalten,<br />

gelingt es, mit dem Emir Habibullah Khan einen Freundschaftsvertrag zwischen dem Deutschen<br />

Kaiserreich und Afghanistan zu unterzeichnen. Das eigentliche Ziel der Niedermayer-Hentig-Expedition,<br />

den <strong>Ein</strong>tritt Afghanistans in den Ersten Weltkrieg auf seiten der Mittelmächte, erreichen sie jedoch<br />

nicht. <strong>Ein</strong> deutsch-afghanischer Freundschafts- und Handelsvertrag sichert Afghanistan die<br />

Anerkennung seiner Souveränitat durch Deutschland zu.<br />

3. März 1918<br />

Sowjetrussland / Osmanisches Reich / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien) / Kadscharisches Reich Persien<br />

Im Separatfrieden <strong>von</strong> Brest-Litowsk beendet den Ersten Weltkrieg im Osten. Russland verliert Kars,<br />

Ardahan und Batumi, die Ukraine, Georgien Finnland, Estland, Livland, Kurland, Litauen und Polen und<br />

damit 25 Prozent seiner Bevölkerung und 37 Prozent seines wirtschaftlich nutzbaren Bodens. Im<br />

Frieden <strong>von</strong> Brest-Litowsk verzichtet Sowjetrussland unter anderem auf seine Hoheitsrechte in Kurland,<br />

dessen künftige Verhältnisse vom Deutschen Reich im <strong>Ein</strong>vernehmen mit den dortigen Völkern nach<br />

dem Selbstbestimmungsrecht gelöst werden sollen. Estland und Livland bleiben vorläufig <strong>von</strong><br />

deutscher Polizeimacht besetzt. Der Friedensvertrag lautet wie folgt (Auszug): Art. 7. - Von der<br />

Tatsache ausgehend, dass Persien und Afghanistan freie und unabhängige Staaten sind, verpflichten<br />

sich die vertragschließenden Teile, die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit und die territoriale<br />

Unversehrtheit dieser Staaten zu achten.<br />

1919<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Das erste afghanische Museum wird in Baghe Bala eingerichtet.<br />

20. Februar 1919<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Der Emir <strong>von</strong> Afghanistan, Habib Ullah Khan (* 3. Juni 1872 in Taschkent, Usbekistan), wird wegen<br />

seiner neutralen <strong>Ein</strong>stellung zu der britischen Besetzung des Landes <strong>von</strong> Islamisten, die <strong>von</strong> ihm den<br />

Jihad (Heiligen Krieg) forderten, bei einem Jagdausflug ermordet. Habibullah war ein relativ<br />

weltoffener, reformfreudiger Herrscher, der versuchte, sein Land zu modernisieren. Er war Freimaurer<br />

und Mitglied der Lodge Concordia No. 3102 in Kalkutta, Indien. Während seiner Herrschaft brachte er<br />

westliche Medizin und Technologie nach Afghanistan. 1904 gründete er die Madrasse-ye Harbi-ye<br />

Militärschule, um die Ausbildung seiner Offiziere zu verbessern. Er brachte eine Wochenzeitung mit<br />

dem Namen Siraj-ul-Akhbar in persischer Sprache heraus, die für die Reformen warb. Seine Reformen<br />

des Rechtssystems schafften viele der grausamsten Strafen ab. Auch die <strong>von</strong> seinem Vater zur<br />

Kontrolle des Volkes gegründete Geheimpolizei löste er wieder auf. Trotzdem ließ er seinen<br />

Hauptberater <strong>Ab</strong>dul Latif am 14. Juli 1903 wegen Apostasie zu Tode steinigen. Die Spannungen<br />

zwischen seinem Land und Indien konnte er entscheidend verringern, indem er 1905 einen<br />

Friedensvertrag unterzeichnete und 1907 offiziell einen Staatsbesuch in Indien machte. 1905 erlaubte<br />

er den Briten eine diplomatische Vertretung zu eröffnen. Die Russen, die Afghanistan zu ihren<br />

<strong>Ein</strong>flussgebieten zählten, wurden nach ihrer Niederlage gegen Japan gezwungen, keinerlei<br />

innenpolitischen <strong>Ein</strong>fluss mehr auszuüben. Auch Großbritannien unterschrieb einen entsprechenden<br />

Vertrag. Im Ersten Weltkrieg hielt er trotz starker Bemühungen des osmanischen Kalifen, der sich auch<br />

als spiritueller Führer des Islams sah, Afghanistan auf seine Seite zu ziehen, strikt an der Neutralität<br />

fest.<br />

27. Februar 1919


Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Amanullah Khan, der Sohn des vor einer Woche ermordeten Herrschers <strong>von</strong> Afghanistan, wird dessen<br />

Nachfolger auf dem Thron. Er beabsichtigt, Afghanistan völlig aus dem britischen Empire herauszulösen<br />

und in die Unabhängigkeit zu führen.<br />

13. April 1919<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Amanullah proklamiert die Unabhängigkeit <strong>von</strong> Großbritannien und ruft zum Krieg gegen die Briten auf.<br />

6. Mai 1919<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Der afghanische Herrscher Amanullah Khan beginnt mit seinem Oberbefehlshaber Mohammed Nadir<br />

Schah den dritten britisch-afghanische Krieg, der Afghanistan vom britischen Joch befreien soll. Auf<br />

britischer Seite haben Arthur Barrett und Reginald Dyer das Oberkommando.<br />

24. Mai 1919<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Emirat Afghanistan / Britisch-Indien)<br />

Der afghanische Herrscher Amanullah Khan kann zunächst Erfolge gegen die britische<br />

Besatzungsmacht verzeichnen. Im Gegenzug bombardiert die Royal Air Force mit einem schweren<br />

Bombenflugzeug des Typs Handley Page H.P.15 unter Captain Robert Halley als Pilot und Lieutenant E.<br />

Villiers als Beobachter den Königspalast in Kabul, was weniger einen militärischen als einen<br />

psychologischen Erfolg bedeutet. Der Flug vom britischen Stützpunkt Risalpur in Indien nach Kabul<br />

dauert allein drei Stunden. Über dem Königspalast werden acht 50-kg- und 26 9-kg-Bomben<br />

abgeworfen.<br />

8. August 1919<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan /<br />

Britisch Indien)<br />

Emir Amanullah Khan erklärt die Unabhängigkeit Afghanistans, nachdem sich Afghanistan im dritten<br />

afghanisch-britischen Krieg gegen die Briten behaupten konnte. Im Vertrag <strong>von</strong> Rawalpindi soll dies<br />

festgeschrieben werden. Sardar <strong>Ab</strong>dul Kuddus Khan, der bereits <strong>von</strong> 1905 bis 1916 Chefminister war,<br />

löst Sardar Nasr Ullah Khan in dieser Funktion ab.<br />

10. August 1919<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland (Afghanistan)<br />

Zwischen Afghanistan und Großbritannien wird der Friedensvertrag <strong>von</strong> Rawalpindi unterzeichnet, der<br />

den Dritten Afghanisch-Britischen Krieg beendet. Der Friedensschluss, der durch geschicktes<br />

Verhandeln der afghanischen Diplomaten unter Amanullah Khan, der den Briten drohte, sich weiter an<br />

Russland anzunähern, geschlossen wurde, gibt Afghanistan die nationale Souveränität zurück.<br />

2. September 1920<br />

Sowjetrussland / Emirat Buchara / Emirat Afghanistan<br />

Nach dem <strong>Ein</strong>marsch sowjetrussischer Truppen in das Emirat Buchara (ein muslimischer Staat auf dem<br />

Gebiet des heutigen Usbekistan) flieht Emir Alim Khan nach Afghanistan.<br />

28. Februar 1921<br />

Sowjetunion (Russische Sozialistische Föderation) / Emirat Afghanistan<br />

Zwischen der Russischen Sozialistischen Föderation und dem Emirat Afghanistan wird ein<br />

Freundschaftsvertrag geschlossen, der militärische und politische <strong>Ab</strong>kommen mit Dritten ausschließt.<br />

Kabul erhält <strong>von</strong> Moskau finanzielle und technische Hilfe.<br />

22. November 1921<br />

Emirat Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Irland<br />

Großbritannien erkennt die volle Unabhängigkeit Afghanistans an. Afghanistan übernimmt die gesamte<br />

Kontrolle über seine Auslandsangelegenheiten. Innenpolitisch versucht Amamullah durch<br />

Modernisierung Anschluss an die europäische Entwicklung herzustellen.<br />

1923<br />

Emirat Afghanistan<br />

Afghanistan gibt sich die erste Verfassung.<br />

9. Juni 1926<br />

Königreich Afghanistan


Emir Aman Ullah Khan, der sieben Jahre zuvor die einseitige Unabhängigkeit Afghanistans ausgerufen<br />

hat, wird König <strong>von</strong> Afghanistan. Er setzt sich für innere Reformen ein (unter anderem für die<br />

Emanzipation der Frauen, Aufhebung des Schleierzwanges, wirtschaftliche und kulturelle<br />

Verbesserungen), was den Unmut konservativer Kreise hervorruft.<br />

31. August 1926<br />

Sowjetunion / Königreich Afghanistan<br />

Zwischen der Sowjetunion und Afghanistan wird ein Neutralitäts- und Nichtangriffspakt geschlossen,<br />

der eine dreijährige Laufzeit hat.<br />

25. Oktober 1927<br />

Königreich Afghanistan<br />

In Afghanistan wird das Amt des Premierministers geschaffen. Der scheidende Chefminister Sardar<br />

<strong>Ab</strong>dul Kuddus Khan übergibt sein Amt und seine Funktion an den neuen Ministerpräsidenten Sardar<br />

Shir Ahmad Sura-i-Milli.<br />

22. Februar 1928<br />

Königreich Afghanistan / Deutsches Reich<br />

Der afghanische König Amanullah Khan besucht als erstes gekröntes Staatsoberhaupt auf seiner<br />

Weltreise für fünf Tage Deutschland und Berlin.<br />

November 1928<br />

Königreich Afghanistan<br />

Die konservative islamische Geistlichkeit zettelt einen Aufstand gegen die forcierten<br />

Reformbemühungen <strong>von</strong> Amamullah an.<br />

14. Januar 1929<br />

Königreich Afghanistan<br />

König Amanullah Khan wird <strong>von</strong> religiösen Fanatikern und aufständischen Stammesfürsten zur<br />

<strong>Ab</strong>dankung gezwungen. Sein Nachfolger wird Inayatullah.<br />

17. Januar 1929<br />

Königreich Afghanistan / Emirat Dschalalabad / Emirat Kandahar<br />

Drei Tage nach der Thronbesteigung wird auch der Nachfolger <strong>von</strong> Amanullah Schah, Inayatullah<br />

Schah, zur <strong>Ab</strong>dankung gezwungen. Amanullah installiert eine Gegenherrschaft in seiner Hochburg in<br />

Kandahar. Auch Sardar Ali Ahmad Khan Jan in Dschalalabad sagt sich <strong>von</strong> der Gesamtnation los und<br />

installiert hier eine eigene Regierung. Das übrige Afghanistan wird <strong>von</strong> Batscha-e Saqquao regiert, der<br />

ein terroristisches Regime führt. Neuer Ministerpräsident wird Shir Giyan, der Sardar Shir Ahmad Surai-Milli<br />

im Amt nachfolgt.<br />

23. Mai 1929<br />

Königreich Afghanistan / Emirat Khost<br />

Mohammed Nadir Khan installiert in Khost ein eigenes Emirat unter seiner Führung.<br />

17. Oktober 1929<br />

Königreich Afghanistan / Emirat Khost<br />

Der Emir <strong>von</strong> Khost, Mohammed Nadir Khan, wird zum König ausgerufen. Die afghanischen Stämme<br />

sind jedoch im Unfrieden miteinander und die eigentliche Herrschaft übt seit Januar Batscha-e Saqquao<br />

aus, der ein terroristisches Regime führt.<br />

1. November 1929<br />

Königreich Afghanistan<br />

Ministerpräsident Shir Giyan stirbt wahrscheinlich am heutigen Tag. <strong>Ein</strong> Nachfolger wird noch nicht<br />

benannt.<br />

14. November 1929<br />

Königreich Afghanistan<br />

Neuer Ministerpräsident Afghanistans wird Sardar Mohammed Hashim Khan als Nachfolger des am 1.<br />

November verstorbenen Shir Giyan.<br />

1931<br />

Sowjetunion / Königreich Afghanistan<br />

Die Sowjetunion und Afghanistan schließen einen Garantie- und Neutralitätsvertrag.


Königreich Afghanistan<br />

Afghanistan wird konstitutionelle Monarchie.<br />

1932<br />

Königreich Afghanistan<br />

Die Schreckensherrschaft Batscha-e-Saqqaos wird <strong>von</strong> Verwandten des ehemaligen Königs <strong>von</strong><br />

Afghanistan und jetzigen Emirs <strong>von</strong> Kandahar Amanullahs beendet. Der im Oktober 1929 an die Macht<br />

gekommene König Nadir (Schah) leitet die Befriedung der verschiedenen Stämme Afghanistans ein.<br />

1933<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland (Britisch Indien) / Königreich<br />

Afghanistan<br />

Der Ausdruck „Pakistan“ wird geprägt, um das Land <strong>von</strong> Punjabi-, Afghani-, Kaschmiri-, Sini- und<br />

Beluchistan zu bezeichnen.<br />

8. November 1933<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der König <strong>von</strong> Afghanistan, Mohammed Nadir Schah, wird <strong>von</strong> einem Studenten ermordet, und sein<br />

Sohn 19jähriger Sohn Mohammed Zahir Schah folgt ihm auf den Thron. Er regiert zusammen mit<br />

Familienmitgliedern, wobei die Reformbemühungen seiner Vorgänger mehr oder weniger fortgesetzt<br />

werden.<br />

8. Juli 1937<br />

Republik Türkei / Königreich Irak / Königreich Afghanistan / Persisches Kaiserreich<br />

Im Saadabad-Palast in Teheran wird das gleichnamige <strong>Ab</strong>kommen <strong>von</strong> Vertretern der Türkei, des Iran,<br />

des Irak und Afghanistans unterzeichnet. In diesem Vertrag, der durch den federführenden<br />

afghanischen König Mohammed Zahir Schah zustande kommt, geht es um eine Initiative zur<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit der Länder des Vorderen Orients, in dem auch ein koordiniertes<br />

Vorgehen bei der Bekämpfung der Kurden vereinbart wird.<br />

1940<br />

Königreich Afghanistan<br />

König Zahir Shah verkündet Afghanistans Neutralität während des Zweiten Weltkrieges.<br />

17. Februar 1941<br />

Deutsches Reich / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland (Britisch<br />

Indien) / Königreich Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>tragung im Kriegstagebuch der Deutschen Wehrmacht: „Der Führer wünsche die studienmäßige<br />

Bearbeitung eines Aufmarsches in Afghanistan gegen Indien im Anschluss an die Operation<br />

‚Barbarossa„.“<br />

2. August 1941<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland (Britisch Indien) / Königreich<br />

Afghanistan / Persisches Kaiserreich / Deutsches Reich<br />

Die britische Regierung fordert die Regierungen des Iran und Afghanistans zur sofortigen Ausweisung<br />

aller Deutschen auf.<br />

15. Oktober 1941<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland (Britisch Indien) / Sowjetunion /<br />

Königreich Afghanistan / Deutsches Reich / Königreich Italien<br />

Die britische und die sowjetische Regierung fordert die Regierung Afghanistans zur sofortigen<br />

Ausweisung aller Deutschen und aller Italiener auf, die nicht zum Personal diplomatischer Vertretungen<br />

gehöre.<br />

20. Oktober 1941<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland (Britisch Indien) / Sowjetunion /<br />

Königreich Afghanistan / Deutsches Reich / Königreich Italien<br />

Afghanistan kommt der Aufforderung Großbritanniens und der Sowjetunion vom 15. Oktober nach, alle<br />

Deutschen und alle Italiener, die nicht zum Personal diplomatischer Vertretungen gehören,<br />

auszuweisen.<br />

9. Mai 1945


Deutsches Reich / Königreich Afghanistan / Republik Irland / Republik Island /<br />

Portugiesische Republik / Königreich Schweden / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Bei Ende des Krieges in Europa ist Deutschland nur noch mit Afghanistan, Island, Irland, Portugal,<br />

Schweden und der Schweiz nicht im Kriegszustand.<br />

Mai 1946<br />

Königreich Afghanistan<br />

Sardar Schah Mahmud Khan wird Nachfolger <strong>von</strong> Ministerpräsident Sardar Mohammed Hashim Khan,<br />

der seit 14. November 1929 im Amt war.<br />

19. November 1946<br />

Königreich Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Afghanistan wird Mitglied der Vereinten Nationen.<br />

18. Juni 1947<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland (Britisch Indien) / Königreich<br />

Afghanistan<br />

Der Führer der „Khoda-ye Khidmatgar“ („Gottesdiener“), der wichtigsten Bewegung für die Gründung<br />

eines Landes „Paschtunistan“, <strong>Ab</strong>dul Ghafar Khan, trägt seine Forderungen bei den indischen Politikern<br />

Mahatma Gandhi und Jawaharlal „Pandit“ Nehru vor.<br />

14. August 1947<br />

Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland (Britisch Indien) / Indische<br />

Union / Republik Pakistan / Königreich Afghanistan<br />

Aus der Kolonie Britisch-Indien entstehen die neuen Staaten Indien und Pakistan. Die afghanische<br />

Regierung strebt die Selbstbestimmung der Bevölkerung zwischen der afghanisch-pakistanischen<br />

Grenze und dem Indus an («Paschtunistan»), was <strong>von</strong> Pakistan jedoch abgelehnt wird. Pakistan ist<br />

eigentlich eine <strong>Ab</strong>kürzung aus „Pandschab, Afghanistan, Kashmir, Indus, Sindh und Belutschistan“. Es<br />

besteht aus zwei etwa 1600 Kilometer <strong>von</strong>einander getrennten Territorien, West-Pakistan (Gebiet des<br />

Indus) und Ost-Pakistan (Gebiet des Ganges und Brahmaputra). Die Hauptstadt ist Karatschi.<br />

4. Mai 1948<br />

Königreich Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Afghanistan wird Mitglied der “United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization”<br />

(UNESCO), der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur.<br />

1949<br />

Königreich Afghanistan / Republik Pakistan<br />

Die afghanische Loya Jirga („große Ratsversammlung“) erklärt die Durand-Linie, die <strong>von</strong> den britischen<br />

Kolonialherren als Grenze zu Pakistan festgelegt wurde, für ungültig und stellt Gebietsforderungen an<br />

Pakistan. Afghanistan fordert vor allem, dass die paschtunischen Gebiete sowie Belutschistan in sein<br />

Staatsgebiet einverleibt werden. Paschtunische Stämme rufen in Tria Bagli den Staat „Freies<br />

Paschtunistan“ aus, eine paschtunische Nationalversammlung wird ebenfalls einberufen. Afghanistan<br />

erkennt den neuen Staat sofort an und annulliert alle zwischen Afghanistan und Pakistan<br />

geschlossenen Verträge, vor allem aber den Durand-Vertrag.<br />

Herbst 1949<br />

Königreich Afghanistan / Republik Pakistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der anti-pakistanischen Propaganda Afghanistans folgt eine militärische Intervention auf<br />

pakistanischem Staatsgebiet. Der US-amerikanische Versuch, beide Staaten zum <strong>Ein</strong>lenken in der<br />

Paschtunistanfrage und zum Beitritt zu einem regionalen Verteidigungsbündnis unter amerikanischer<br />

Führung zu bewegen, scheitert an der afghanischen Argumentation, nur ein selbstständiger<br />

Paschtunenstaat kann als Puffer gegen sowjetische Aggressionen dienen.<br />

17. Juli 1950<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion<br />

Afghanistan schließt das erste Transit-<strong>Ab</strong>kommen mit der Sowjetunion.<br />

September 1950<br />

Königreich Afghanistan / Republik Pakistan / Persisches Kaiserreich<br />

Die afghanische Regierung erneuert ihre Forderung nach Schaffung eines unabhängigen<br />

Paschtunenstaates. Es kommt zu Grenzzwischenfällen. Afghanische Truppen dringen schließlich auf


pakistanisches Staatsgebiet vor, werden jedoch nach kurzer Zeit zurückgeschlagen.<br />

Vermittlungsversuche des Schahs <strong>von</strong> Persien bleiben erfolglos.<br />

7. September 1953<br />

Königreich Afghanistan<br />

Sardar Mohammed Daud, ein Verwandter <strong>von</strong> Mohammed Sahir Schah, wird neuer Regierungschef<br />

Afghanistans. Sein Programm sind tiefgreifende soziale Reformen, Modernisierung des Landes und der<br />

Aufbau einer leistungsfähigen Armee. Im Volksmund wird er „Roter Prinz“ genannt.<br />

20. Januar 1955<br />

Königreich Afghanistan / Volksrepublik China<br />

Afghanistan und die Volksrepublik China nehmen diplomatische Beziehungen auf.<br />

21. Juni 1955<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion<br />

Afghanistan schließt das 2. Transit-<strong>Ab</strong>kommen mit der Sowjetunion. Inhalt des <strong>Ab</strong>kommens sind der<br />

Ausbau der Salang-Straße und des Flusshafens am Amu Darya.<br />

18. Dezember 1955<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion<br />

Der im Jahre 1931 zwischen der Sowjetunion und Afghanistan geschlossene Garantie- und<br />

Neutralitätsvertrag wird um 10 Jahre verlängert.<br />

18. Februar 1956<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Afghanistan unterzeichnet ein neues Wirtschaftshilfeabkommen mit den Vereinigten Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika.<br />

10. Juni 1956<br />

Königreich Afghanistan<br />

In Nordafghanistan ereignet sich ein Erdbeben. Es wird mit Hunderten <strong>von</strong> Toten gerechnet.<br />

11. Juni 1956<br />

Königreich Afghanistan<br />

In Nordafghanistan ereignen sich Nachbeben.<br />

12. Juni 1956<br />

Königreich Afghanistan<br />

Seit dem 10. Juni ereignen sich in Nordafghanistan immer wieder Nachbeben.<br />

13. Juni 1956<br />

Königreich Afghanistan<br />

Seit dem 10. Juni ereignen sich in Nordafghanistan immer wieder Nachbeben.<br />

14. Juni 1956<br />

Königreich Afghanistan<br />

Seit dem 10. Juni ereignen sich in Nordafghanistan immer wieder Nachbeben.<br />

15. Juni 1956<br />

Königreich Afghanistan<br />

Seit dem 10. Juni ereignen sich in Nordafghanistan immer wieder Nachbeben.<br />

16. Juni 1956<br />

Königreich Afghanistan<br />

Seit dem 10. Juni ereignen sich in Nordafghanistan immer wieder Nachbeben.<br />

17. Juni 1956<br />

Königreich Afghanistan<br />

Das Erdbeben vom 10. Juni und die darauffolgenden Nachbeben forderten etwa 2000 Menschenleben.<br />

4. September 1956<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion / Tschechoslowakische Sozialistische Republik


Afghanistan schließt ein Waffenlieferungsabkommen mit der Sowjetunion und mit der<br />

Tschechoslowakei.<br />

1957<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der Angestellte des afghanischen Ministeriums für Planung, Babrak Karmal, formt unter dem<br />

Decknamen „Marid“ eine kommunistische Plattform.<br />

17. Juli 1957<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion<br />

König Zahir Schah <strong>von</strong> Afghanistan trifft zu einem Staatsbesuch in Moskau ein. <strong>Ein</strong> Wirtschafts- und ein<br />

Kulturabkommen werden abgeschlossen. Außerdem gibt die Sowjetunion Zusagen für Hilfen bei der<br />

Erschließung afghanischer Erdölvorkommen und bei der Techniker-Ausbildung.<br />

1959<br />

Königreich Afghanistan<br />

Die in Pakistan, Afghanistan und Indien verbreitete Form der islamischen Verschleierung der Frau<br />

(Purdah) wird in Afghanistan freigestellt, Frauen beginnen sich in Universitäten einzuschreiben und<br />

Frauen gehen in die Politik.<br />

9. Dezember 1959<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-Präsident Dwight D. Eisenhower reist nach Kabul und sagt Afghanistan weitere amerikanische<br />

Unterstützung zu.<br />

2. März 1960<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion<br />

Der sowjetische Regierungschef und Parteichef der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Nikita<br />

Sergejewitsch Chruschtschow kommt erneut zu Gesprächen nach Kabul.<br />

26. August 1960<br />

Königreich Afghanistan / Volksrepublik China<br />

China und Afghanistan unterzeichnen ein Freundschaftsabkommen und einen gegenseitigen<br />

Nichtangriffspakt.<br />

29. September 1960<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard trifft zu einem fünftägigen Besuch in Afghanistan ein. Der<br />

Besuch dient Besprechungen über die Verstärkung der wirtschaftlichen und technischen<br />

Zusammenarbeit.<br />

18. April 1961<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Zwischen Afghanistan und der Bundesrepublik Deutschland wird ein Kulturabkommen geschlossen, das<br />

am 14. Juni 1963 Jahren in Kraft gesetzt werden soll<br />

Juli 1961<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Nach dem Besuch <strong>von</strong> Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard im September 1960 in Afghanistan,<br />

stattet der afghanische Ministerpräsident Sardar Mohammed Daud der Bundesrepublik einen<br />

Gegenbesuch ab.<br />

10. März 1963<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der Premierminister <strong>von</strong> Afghanistan Prinz Mohammed Daud, der sich in den fast zehn Jahren seiner<br />

Regierung immer mehr zum Diktator entwickelte, wird <strong>von</strong> König Mohammed Sahir Schah zum<br />

Rücktritt gezwungen und Dr. Mohammed Jusuf, erstmals kein Mitglied der königlichen Familie, wird<br />

afghanischer Regierungschef. Das Bestreben um Demokratisierung des Landes wird erkennbar. Dem<br />

zurückgetretenen Regierungschef gelang es, <strong>von</strong> den USA und der UdSSR gleichermaßen<br />

Entwicklungshilfe zu erhalten.<br />

14. Juni 1963<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland


Das am 18. April 1961 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Afghanistan geschlossene<br />

Kulturabkommen tritt mit dem heutigen Tag in Kraft.<br />

22. November 1963<br />

Königreich Afghanistan / Volksrepublik China<br />

Die Volksrepublik China und Afghanistan schließen ein Grenzabkommen. Die Grenze zwischen beiden<br />

Ländern soll markiert werden.<br />

1. Oktober 1964<br />

Königreich Afghanistan<br />

König Sahir Schah lässt per Votum einer Loya Jirga („Großer Rat“) seine neue, selbst entworfene<br />

Verfassung, verabschieden. Sie untersagt den Mitgliedern der Königsfamilie jegliches politische<br />

Mitspracherecht. Afghanistan wird zu einer echten konstitutionellen Monarchie. Es sollen Parteien<br />

gebildet und freie Wahlen durchgeführt werden. Das Parlament ist dazu angehalten, das weltliche<br />

Recht dem religiösen Recht bei strenger Gewaltenteilung überzuordnen.<br />

1. Januar 1965<br />

Königreich Afghanistan<br />

� Das erste frei gewählte Parlament bemüht sich um eine weitere Modernisierung Afghanistans.<br />

Die neue Verfassung ist in Kraft und schafft praktisch eine konstitutionelle Monarchie, was<br />

bedeutet, dass die bisher fast absoluten Befugnisse des Königs beschränkt werden. Das<br />

Parlament besteht aus zwei Kammern, die Verwaltung bleibt zentralistisch, in den Provinzen<br />

werden Provinzialräte, in den Städte Stadträte gewählt. Staatsreligion ist der Islam mit den<br />

Riten der Hanafi-Lehre, Nationalsprache ist Paschtu, Amtssprachen sind Paschtu und Dari<br />

(Farsi).<br />

� Aus der 1957 <strong>von</strong> Babrak Karmal gebildeten kommunistischen Plattform gründet er im<br />

Untergrund zusammen mit dem Schriftsteller Nur Muhammad Taraki und weiteren 29 Genossen<br />

die Demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA). Der I. Parteitag wird illegal in Kabul<br />

durchgeführt.<br />

September 1965<br />

Königreich Afghanistan<br />

In Afghanistan finden die ersten Parlamentswahlen in der Geschichte statt.<br />

26. Oktober 1965<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der afghanische König Mohammed Zahir Schah empfängt Ministerpräsident Jusuf und sein neues<br />

Kabinett. 198 <strong>von</strong> 216 <strong>Ab</strong>geordneten stimmten in der Vertrauensdebatte für die neue Regierung.<br />

2. November 1965<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Mohammed Jusuf tritt zurück. König Mohammed Zahir Schah<br />

ernennt Mohammed Hashim Maiwandal zu seinem Nachfolger. Erstmals wird ein Ministerium – das<br />

Gesundheitsministerium – einer Frau, der <strong>Ab</strong>geordneten K. Noorzai, übertragen.<br />

Ende November 1965<br />

Königreich Afghanistan<br />

Die mit sowjetischer Hilfe erbaute 680 Kilometer lange Autostraße <strong>von</strong> Kuschka über Herat nach<br />

Kandahar wird dem Verkehr übergeben.<br />

Anfang Dezember 1965<br />

Königreich Afghanistan<br />

Das afghanische Parlament spricht dem vor einem Monat <strong>von</strong> König Mohammed Zahir Schah als<br />

Ministerpräsident eingesetzten Mohammed Hashim Maiwandal das Vertrauen aus.<br />

7. Mai 1966<br />

Königreich Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Afghanistan und Pakistan schließen ein <strong>Ab</strong>kommen über den Bau einer durchgehenden Eisenbahn<br />

zwischen Spin Boldak in Afghanistan und Chaman in Pakistan zwecks Anschluss des afghanischen an<br />

das pakistanische Eisenbahnnetz.<br />

1967<br />

Königreich Afghanistan


Die Demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA) zerbricht in zwei Fraktionen, die Khalq−Fraktion<br />

und die Parcham−Fraktion, auseinander. Babrak Karmal wird Vorsitzender der gemäßigten<br />

Parcham−Fraktion.<br />

15. März 1967<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Bundespräsident Heinrich Lübke trifft zu einem fünftägigen Staatsbesuch in Afghanistan ein.<br />

19. März 1967<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Bundespräsident Heinrich Lübke trifft nach einem fünftägigen Staatsbesuch in Afghanistan wieder in<br />

der Bundesrepublik Deutschland ein. Der Besuch in Afghanistan diente der Auffrischung der Beziehung<br />

zu einem Land, das sowohl mit der westlichen als auch mit der kommunistischen Welt in Beziehung<br />

steht. Afghanistan erhielt bis jetzt 340 Millionen DM Kapital- und technische Hilfe. Angehörige des<br />

Deutschen Entwicklungsdienstes sind in Wirtschafts- und Sozialbereichen in Afghanistan tätig.<br />

Mai 1967<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion<br />

Afghanistan und die Sowjetunion schließen ein <strong>Ab</strong>kommen über afghanische Erdgaslieferungen.<br />

11. Oktober 1967<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Mohammed Hashim Maiwandwal tritt zurück. <strong>Ab</strong>dullah Yaqta wird<br />

Übergangsministerpräsident.<br />

1. November 1967<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

In Afghanistan wird eine neue Regierung gebildet. Neuer Premierminister wird der parteilose<br />

Mohammed Nur Ahmad Etemadi, der den seit drei Wochen im Amt befindlichen <strong>Ab</strong>dullah Yaqta ablöst.<br />

Die Regierung will die neutrale Politik fortsetzen. Parteien sind zurzeit in der Entstehung. Der dritte<br />

Fünfjahresplan mit wesentlicher deutscher Hilfe - umfassende Aufbauhilfe für die Provinz Paktya,<br />

Aufbau <strong>von</strong> Radio Afghanistan, des Fernmelde- und des Elektronetzeses und der<br />

Trinkwasserversorgung <strong>von</strong> Kabul - werden beschlossen.<br />

12. September 1968<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Als erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland trifft Kurt Georg Kiesinger (CDU) zu einem<br />

dreitägigen Besuch in Afghanistan ein.<br />

21. November 1968<br />

Königreich Afghanistan<br />

Nach den im August und September abgehaltenen, weitgehend unpolitischen Parlamentswahlen, an<br />

denen sich etwa drei Fünftel der Wahlberechtigten beteiligten, bildet im Auftrag des Königs der<br />

bisherige Regierungschef Nur Ahmad Etehmadi auch nach neue Kabinett.<br />

12. September 1969<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Als erster Bundeskanzler tritt Kurt Georg Kiesinger (CDU) einen viertägigen Afghanistan-Besuch an.<br />

Die afghanische Regierung in Kabul verfolgt einen politisch neutralistischen Kurs.<br />

1971<br />

Königreich Afghanistan<br />

Afghanistan wird <strong>von</strong> einer großen Hungersnot heimgesucht.<br />

17. Mai 1971<br />

Königreich Afghanistan<br />

Ministerpräsident Nur Ahmad Etamadi tritt nach dreieinhalb Jahren an der Spitze der Regierung wegen<br />

Spannungen in seinem Kabinett zurück. Der König beauftragt ihn mit der weiteren Wahrnehmung der<br />

Geschäfte, bis ein Nachfolger ernannt ist.<br />

9. Juni 1971<br />

Königreich Afghanistan


Der König ernennt den bisherigen Botschafter in Rom, Dr. <strong>Ab</strong>dul Zahir, zum neuen Regierungschef <strong>von</strong><br />

Afghanistan.<br />

Ende Juli 1971<br />

Königreich Afghanistan<br />

In der Nähe des Khenijan-Passes im Hindukusch ereignet sich durch einen Erdrutsch und die<br />

Entleerung eines dadurch gebildeten Stausees eine Naturkatastrophe, die vermutlich einige hundert<br />

Menschenleben fordert.<br />

1972<br />

Königreich Afghanistan<br />

� Die im Vorjahr begonnene große Hungersnot in Afghanistan hält an. Die Regierung erweist sich<br />

als unfähig, diese zu mildern.<br />

� Sibghatullah Mujaddidi gründet die islamische Bewegung „Jamiat-e Ulamae Mohammadi“ in<br />

Afghanistan.<br />

Januar 1972<br />

Königreich Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der pakistanische Staatspräsident Zulfikar Ali Bhutto besucht die afghanische Hauptstadt Kabul. Durch<br />

diesen Besuch werden die wieder aufkommenden Spannungen in der „Paschtunisten“-Frage in der<br />

Afghanistan eine Selbstbestimmung für die in Pakistan lebenden Pathanen wünscht, in den Hintergrund<br />

gedrängt.<br />

März 1972<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion<br />

Der afghanische Regierungschef <strong>Ab</strong>dul Zahir besucht die Sowjetunion.<br />

Königreich Afghanistan<br />

Überschwemmungen in der Provinz Herat fordern weit über 100 Menschenleben und verursachen<br />

umfangreiche Schäden.<br />

6. Juli 1972<br />

Königreich Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Der britische Außenminister Sir Alec Douglas-Home hält sichzu Gesprächen mit Ministerpräsident <strong>Ab</strong>dul<br />

Zahir und Außenminister Shafik in Kabul auf.<br />

9. September 1972<br />

Königreich Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der afghanische Ministerpräsident <strong>Ab</strong>dul Zahir trifft zu einem einwöchigen Besuch in der<br />

Bundesrepublik Deutschland ein, wo er die traditionelle Neutralität seines Landes betont.<br />

6. Dezember 1972<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der afghanische König Sahir Schah nimmt den Rücktritt <strong>von</strong> Ministerpräsident <strong>Ab</strong>dul Zahir an, den<br />

dieser bereits im September eingereicht hatte.<br />

12. Dezember 1972<br />

Königreich Afghanistan<br />

Neuer Ministerpräsident Afghanistans und Nachfolger <strong>von</strong> <strong>Ab</strong>dul Zahir, der seit Juni 1971 im Amt war,<br />

wird Mohammed Musa Shafiq.<br />

13. Dezember 1972<br />

Königreich Afghanistan<br />

Der neue afghanische Ministerpräsident Mohammed Musa Shafiq gibt die Zusammensetzung seines<br />

Kabinetts bekannt. Er wird gleichzeitig das Amt des Außenministers wahrnehmen.<br />

21. Mai 1973<br />

Königreich Afghanistan / Sowjetunion<br />

Der Vorsitzende des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Nikolai Podgorny, trifft zu einem<br />

offiziellen, dreitägigen Besuch und zu Gesprächen über bilaterale Zusammenarbeit in Afghanistan ein.<br />

17. Juli 1973<br />

Republik Afghanistan


Nach innenpolitischen Unruhen und häufigen Regierungswechseln wird in <strong>Ab</strong>wesenheit <strong>von</strong> König Sahir<br />

Schah, der sich zu einem Kuraufenthalt in Italien aufhält, die Verfassung <strong>von</strong> 1964 aufgehoben, das<br />

Parlament aufgelöst und die Präsidial-Republik ausgerufen. Das Militär putscht und bringt Mohammed<br />

Daud, einen Cousin und Schwager des Königs, ein zweites Mal an die Macht als Regierungschef und<br />

gleichzeitig Staatspräsident, Verteidigungs- und Außenminister <strong>von</strong> Afghanistan. Afghanistan wird eine<br />

<strong>Ein</strong>-Parteien-Republik. Das kommunistisch orientierte Kabinett versucht, eine staatlich gesteuerte neue<br />

Wirtschaftsordnung durchzuführen. Daud erklärt, seine republikanische Bewegung werde die<br />

Korruption und die Armut beseitigen, eine Politik der Blockfreiheit führen und die Prinzipien der<br />

Vereinten Nationen respektieren. Er verspricht, Afghanistan zu gegebener Zeit eine demokratische<br />

Verfassung zu geben. Keine fremde Macht habe seine im Interesse der Bevölkerung und des Landes,<br />

das zu den ärmsten Ländern Asiens gehört und bisher <strong>von</strong> West und Ost Entwicklungshilfe annahm,<br />

unternommene Aktion unterstützt.<br />

26. Juli 1973<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Mohammed Daud Khan löst das Parlament auf und setzt die<br />

Verfassung außer Kraft. Damit ist König Sahir Schah, der sich immer noch in Rom befindet, praktisch<br />

entmachtet.<br />

Anfang August 1973<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Mohammed Daud Khan, der vor etwa einer Woche das Parlament<br />

aufgelöst und die Verfassung außer Kraft gesetzt und damit König Sahir Schah abgesetzt hat, amtiert<br />

jetzt als Staatsoberhaupt, Regierungschef, Außen- und Verteidigungsminister. Sein Stellvertreter wird<br />

Mohammed Hasan Sharraq, der während der ersten Amtszeit Daud Khans als Ministerpräsident dessen<br />

Kabinettschef war. Der afghanische König Sahir Schah befindet sich immer noch auf einem<br />

Auslandsaufenthalt in Rom<br />

24. August 1973<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische König Sahir Schah dankt ab und beschließt, im Exil in Rom zu bleiben. Er wurde am<br />

17. Juli, als er sich zu einem Kuraufenthalt in Italien befand, <strong>von</strong> seinem Schwager Mohammed Daud<br />

abgesetzt. Prinz Daoud regiert unter Aufhebung der Verfassung mit Hilfe eines etwa zwölfköpfigen<br />

„Zentralkomitees der Republik“ jüngerer, in Moskau geschulter Offiziere diktatorisch. Beginn einer<br />

stärkeren Anlehnung an Moskau und erneuten Verhärtung in der Paschtunistanfrage.<br />

Ende September 1973<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Mohammed Daud Khan, der am 17. Juli durch einen Putsch an die<br />

Macht kam, lässt eine nicht genannte Zahl <strong>von</strong> Offizieren und Politikern unter der Anklage der<br />

Vorbereitung eines Gegenputsches verhaften.<br />

1. Oktober 1973<br />

Republik Afghanistan<br />

Der als Schlüsselfigur der Verschwörung geltende und zusammen mit einer nicht genannten Anzahl <strong>von</strong><br />

Offizieren und Politikern verhaftete ehemalige Ministerpräsident Mohammed Hashim Maiwandwal<br />

begeht angeblich in der Haft Selbstmord.<br />

25. Dezember 1973<br />

Republik Afghanistan<br />

Fünf der wegen Verschwörung gegen den afghanischen Ministerpräsidenten Mohammed Daud Khan<br />

Ende September zahlreichen Verhafteten werden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Zahlreiche<br />

weitere Angeklagte werden zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Der als Schlüsselfigur der<br />

Verschwörung geltende und ebenfalls verhaftete ehemalige Ministerpräsident Mohammed Hashim<br />

Maiwandwal soll am 1. Oktober in einer Zelle Selbstmord begangen haben.<br />

1974<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UNESCO ernennt die Stadt Herat zum Weltkulturerbe.<br />

4. Juni 1974<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion


Der afghanische Ministerpräsident Mohammed Daud Khan trifft zu einem dreitägigen Besuch in der<br />

Sowjetunion ein. Hier werden langfristige wirtschaftliche Bindungen zwischen beiden Ländern<br />

vereinbart.<br />

August 1974<br />

Republik Afghanistan<br />

In Kabul und in der Provinz Takhar finden Putschversuche, teils durch Offiziere, teils <strong>von</strong> seiten der<br />

orthodoxen Muslimbruderschaft statt, die gegen die Säkularisierungstendenzen des Ministerpräsidenten<br />

Mohammed Daud Khan opponieren.<br />

1. November 1974<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

(USA)<br />

Der US-amerikanische Außenminister Henry Kissinger führt in Afghanistan Gespräche über den<br />

zwischen Afghanistan und Pakisten andauernden Grenzkonflikt.<br />

Januar 1975<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Verfolgt durch den afghanischen Staats- und Regierungschef Mohammed Daud Khan, der inzwischen<br />

diktatorisch das Land regiert, fliehen die Führer der Moslembruderschaft Gulbuddin Hekmatyar und<br />

Ahmad Schah Massud nach Pakistan, wo sie sich in die Obhut der Mujaheddin des paramilitärischen<br />

Grenzkorps Jamiat-e Islami begeben, wo sie <strong>von</strong> Naseerullah Babar eine neue Kampfgruppe aufstellen<br />

und mit Waffen versorgt werden.<br />

17. Februar 1975<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan beschuldigt Afghanistan der <strong>Ein</strong>mischung in innere Angelegenheiten.<br />

17. März 1975<br />

Republik Afghanistan / Republik Irak<br />

Der afghanische Staats- und Regierungschef Mohammed Daud Khan hält sich zu einem dreitägigen<br />

offiziellen Besuch im Irak auf. Beide Regierungen treten für eine volle Befreiung aller arabischen<br />

Gebiete ein und fordern die Freihaltung des Indischen Ozeans <strong>von</strong> jeglichen Militärstützpunkten<br />

fremder Länder.<br />

26. April 1975<br />

Republik Afghanistan / Königreich Iran<br />

Der afghanische Staats- und Regierungschef Mohammed Daud Khan trifft zu einem viertägigen Besuch<br />

im Iran ein.<br />

9. Dezember 1975<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Der Vorsitzende des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR Nikolai V. Podgorny trifft zu einem<br />

offiziellen Freundschaftsbesuch in Afghanistan ein.<br />

10. Dezember 1975<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Der offizielle Freundschaftsbesuch des Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets Nikolai<br />

Podgorny und der afghanische Staats- und Regierungschef Mohammed Daud Khan verlängern den<br />

Nichtangriffspakt zwischen Afghanistan und der Sowjetunion um weitere zehn Jahre. Er soll<br />

automatisch jeweils um weitere fünf Jahre verlängert werden, falls nicht eine Seite ihn aufkündigt.<br />

Beide Seiten sind sich darüber einig, dass die politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen<br />

Afghanistan und Pakistan durch Verhandlungen gelöst werden sollen.<br />

Juli 1976<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der pakistanische Premierminister Zulfiqar Bhutto besucht Afghanistan, um ohne Propaganda eine<br />

<strong>Ein</strong>igung in der sogenannten „Paschtunen-Frage“ zu suchen.<br />

Ende November 1976<br />

Republik Afghanistan<br />

Nach offiziellen Angaben scheitert in Afghanistan ein Putschversuch <strong>von</strong> ehemaligen Offizieren.


1977<br />

Republik Afghanistan<br />

Gegen den Widerstand des Vorsitzenden der gemäßigen Parcham-Fraktion Babrak Karmal werden die<br />

beiden Fraktionen der ehemaligen Demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA) nach zehn Jahren<br />

der Trennung wieder zu einer einzigen Partei vereinigt.<br />

14. Februar 1977<br />

Republik Afghanistan<br />

Die „Loya Jirga“ („Große Ratsversammlung“ – wörtlich übersetzt: „Großer Kampf“) verabschiedet die<br />

erste republikanische Verfassung Afghanistans. Die Hauptpunkte sind: Die gesetzgebende „Meli-Jirga“<br />

(Unterhaus) wird durch allgemeine Wahlen bestimmt, die voraussichtlich 1979 stattfinden sollen. Die<br />

„Loya Jirga“ (<strong>Ab</strong>geordnete der Meli Jirga und zusätzlich Repräsentanten der Völker) wählt mit<br />

Zweidrittelmehrheit den Präsidenten. Die Exekutive besitzt weitreichende Vollmachten. Der sunnitische<br />

Islam und die Scharia sind bevorrechtet. Der Präsident ist auch Regierungschef und Führer der „Partei<br />

der Nationalen Revolution“. Die „Loya Jirga“ („Große Ratsversammlung“ – wörtlich übersetzt: „Großer<br />

Kampf“) wählt mit Wirkung vom 1. März für eine Übergangszeit <strong>von</strong> zwei Jahren Präsident Mohammed<br />

Daud, der durch den Staatsstreich vom 17. Juli 1973 an der Macht ist, zum Staatsoberhaupt.<br />

1. März 1977<br />

Republik Afghanistan<br />

Mohammed Daud, der durch den Staatsstreich vom 17. Juli 1973 an der Macht ist, tritt sein Amt als<br />

neues Staatsoberhaupt an und bildet nach <strong>Ab</strong>lösung der Militärregierung ein Kabinett aus Zivilisten.<br />

Der verspätet veröffentlichte Siebenjahresplan 1976-1983 sieht Ausgaben in Höhe <strong>von</strong> 3,85 Milliarden<br />

US-Dollar vor, wobei ausländische Kredite <strong>von</strong> 2,5 Milliarden zur Finanzierung herangezogen werden<br />

sollen. Im Vordergrund stehen landwirtschaftliche Intensivierung, Straßen- und Eisenbahnbau,<br />

Düngemittel- und Textilindustrie sowie die Energie. Geplant sind unter anderem 120.000 neue<br />

Arbeitsplätze in der Industrie.<br />

27. April 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Während eines blutigen Militärputsches <strong>von</strong> Offizieren, die der Volksdemokratischen<br />

(Kommunistischen) Partei nahe stehen, werden Regierungschef Prinz Mohammed Daud und fast alle<br />

anderen Mitglieder der königlichen Familie ermordet. Die Demokratische Republik Afghanistan wird<br />

vom Vorsitzenden des Revolutionären Militärrates <strong>Ab</strong>dul Qadir Dagarwal ausgerufen. Babrak Karmal,<br />

Gründer der kommunistischen Parcham-Partei, wird Stellvertretender Premierminister. Die neue<br />

Regierung wird versuchen, die traditionalistische Gesellschaftsstruktur radikal umzugestalten.<br />

1. Mai 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

In der Nacht zum 1. Mai wird die „Demokratische Republik Afghanistan“ ausgerufen und vom neuen<br />

„Revolutionsrat“ der Führer des prosowjetisch-kommunistischen „Chalk“ (Khalq)-Flügels der<br />

Demokratischen Volkspartei Mohammed Taraki (Taraqi) zum Staats- und Regierungschef ernannt. Die<br />

Sowjetunion anerkennt als einer der ersten Staaten die neue Regierung. In der Regierungserklärung<br />

werden eine Verfassung auf islamischer und sozialgerechter Grundlage, eine beschleunigte<br />

Bodenreform, Schulpflicht und Schulgeldfreiheit sowie energischer Kampf gegen Unterbeschäftigung,<br />

Korruption, Bürokratisierung und Drogenmissbrauch in den Vordergrund gerückt. Die Beziehung zu den<br />

Ländern des „Rates für gegenseitigen Wirtschaftshilfe“ (RGW) sollen verstärkt, jedoch auch zum<br />

Westen ausgebaut und die „Blockfreiheit“ gewahrt werden.<br />

Juni 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Die Guerilla-Bewegung der islamisch-traditionalistisch orientierten Mujaheddin wird gegründet. Sie<br />

leisten als <strong>Ein</strong>zige Widerstand gegen die kommunistische Regierung in Afghanistan.<br />

12. Juli 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische „Revolutionsrat“ beschließt die Streichung <strong>von</strong> Schulden und Hypotheken der Bauern<br />

und verringert die Privilegien der Offiziere in den Streitkräften.<br />

17. August 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Tschechoslowakische Sozialistische Republik<br />

<strong>Ein</strong> Putschversuch und Verhaftungen führender Militärs und Regierungsmitglieder deuten innere<br />

Machtkämpfe in Afghanistan an. Verteidigungsminister <strong>Ab</strong>dalkadir, Generalstabschef Schapur und


andere Personen werden verhaftet. Gemäß der Entscheidung <strong>von</strong> Afghanistans Revolutionsrat wurde<br />

die "Verteilung des Landes im Eigentum der Feudalherren an die Bauern", das etwa 80% des<br />

bebaubaren Bodens des Lande ausmacht, vorgenommen. Unter dem Vorwand der Beteiligung an dem<br />

Putschversuch werden der Führer des „Parcham“-Flügels der DVPA Verteidigungsminister General<br />

<strong>Ab</strong>dul Khadir durch Verhaftung und Vizeministerpräsident Barbrak Karmal per Ernennung zum<br />

Botschafter in der CSSR ausgeschaltet.<br />

Ende August 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Zwei weitere Politiker werden unter dem Vorwurf der Planung eines Putsches verhaftet.<br />

Ende Oktober 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Beginn <strong>von</strong> heftigen Kämpfen zwischen afghanischen Regierungstruppen und Rebellen vom Stamm der<br />

Pathanen, die das „gottlose Regime“ ablehnen.<br />

28. November 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Die sich mit dem Staatsstreich im April abzeichnende Zäsur für die sozio-ökonomische Entwicklung<br />

findet ihren Niederschlag unter anderem in der Landreform. In einem Dekret wird bestimmt, dass eine<br />

Familie nur noch sechs Hektar Land der besten Qualität besitzen darf. Es werden sieben<br />

Qualitätsklassen aufgestellt, wobei die Bewertung nach den Möglichkeiten der künstilichen<br />

bewässerung und der Häufigkeit des Anbaus vorgenommen wird. Land, das die höchstzulässige Fläche<br />

übersteigt (<strong>von</strong> der minderwertigsten Klasse darf jede Familie höchstens 60 Hektar besitzen), wird<br />

entschädigungslos enteignet.<br />

5. Dezember 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Während eines Besuches des Führer des prosowjetisch-kommunistischen „Chalk“ (Khalq)-Flügels der<br />

Demokratischen Volkspartei und Staats- und Regierungschefs Afghanistans Mohammed Taraki (Taraqi)<br />

in Moskau wird ein „Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gute Nachbarschaft“, unter<br />

anderem mit Konsultationen zur Gewährleistung der gegenseitigen Sicherheit, unterzeichnet. Das enge<br />

Verhältnis zwischen beiden Staaten kommt auch darin zum Ausdruck, dass Moskau Pakistan, den Iran<br />

und China vor einer <strong>Ein</strong>mischung in die inneren Angelegenheiten in Afghanistan und vor einer<br />

Unterstützung der Rebellen warnt.<br />

Ende 1978<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Wegen ihrer <strong>Ab</strong>lehnung des „gottlosen Regimes“ flüchteten seit April nach offiziellen pakistanischen<br />

Schätzungen mindestens 20.000 Afghanen nach Pakistan. Die Auseinandersetzung zwischen Gegnern<br />

des afghanischen Regimes und Regierungstruppen nehmen bürgerkriegsähnliche Formen an und<br />

wirken sich belastend auf das Verhältnis zwischen Afghanistan und Pakistan aus. Afghanistan wirft<br />

seinem östlichen Nachbarn vor, die Rebellen zu unterstützen. In seinem pakistanischen Exil gründet<br />

der afghanische Islamistenführer Sibghatullah Mujaddidi die „Afghanische Nationale Befreiungsfront in<br />

Pakistan“ („Jabhai Milli Nejate Afghanistan“). Die afghanische Regierung tötet daraufhin mehr als 70<br />

Mitglieder der Familie <strong>von</strong> Mujaddidi, die in Afghanistan lebt.<br />

März 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Sowjetunion<br />

Der afghanische islamistenführer Sibghatullah Mujaddidi ruft <strong>von</strong> seinem Exil in Pakistan aus zu einem<br />

Volksaufstand der Afghanen gegen die <strong>Ein</strong>flussnahme der Sowjetunion in Afghanistan auf.<br />

12. März 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Dem seit dem Staatsstreich vom April 1978 an der Macht befindlichen System ist es bisher nicht<br />

gelungen, die politische Situation zu konsolidieren. Es regt sich Widerstand vor allem in ländlichen<br />

Gebieten. Verschiedene Bergstämme und islamische Gruppen schlossen sich bereits im Juni 1978 der<br />

gegründeten Guerilla-Bewegung der Mujaheddin („Glaubenskämpfer“) Afghanistans an und rebellieren<br />

gegen das im April 1978 an die Macht gekommene kommunistische und anti-islamische Regime. <strong>Ein</strong>e<br />

Aktionsgruppe namens „Nationale Afghanische Befreiungsfront“ wendet sich offen gegen die<br />

„kommunistische und antireligiöse“ Regierung.<br />

27. März 1979


Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Der afghanische Staatschef Nur Mohammed Taraki gibt sein Amt als Regierungschef ab, bleibt jedoch<br />

Staatsoberhaupt, Vorsitzender des „Revolutionsrates“ und Oberbefehlshaber des Militärs. Als<br />

Vorsitzender des neugegründeten „obersten Ausschusses zur Verteidigung des Landes und<br />

Bekämpfung antirevolutionärer Aktionen gewinnt Taraki zusätzliche Machtbefugnisse. Neuer<br />

Regierungschef („Erster Minister“) wird der bisherige Stellvertreter und Außenminister Hafisullah Amin,<br />

der als überzeugter Führer des prosowjetischen Kurses gilt. Bis Mitte 1980 soll der gesamte<br />

Großgrundbesitz auf 1500 Genossenschaften mit je 400 Mitgliedern aufgeteilt sein. Das<br />

Grundschulwesen soll mit sowjetischer Hilfe reorganisiert und der Russischunterricht zunehmend<br />

eingeführt werden.<br />

April 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Unruhen in Afghanistan nehmen zu. In Herat, Dschalalabad und anderen Städten, besonders in<br />

Kabul, kommt es zu Rebellionen, die über 300 Opfer, darunter auch mehrere der einige Tausend<br />

zählenden sowjetischen Berater und Techniker, fordert. Die Zahl der politischen Gefangenen wird<br />

inzwischen auf 10.000 bis 50.000 geschätzt.<br />

August 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Viele orthodoxe Muslime in Afghanistan wenden sich gegen sozialrevolutionäre Maßnahmen und finden<br />

in mehreren Organisationen Rückhalt, die sich in der Vereinigung „Teiman-Atahad-Islamai“<br />

(„Verschworene Kämpfer des Islam“) zusammenschließen. Die schiitische Hesoreh (Hazora) ersucht die<br />

Vereinten Nationen um Intervention. Aus einer Provinz wird die Bildung einer laizistischen „Regierung<br />

der Nation“ unter dem ehemaligen Planungsminister Sarabi, aus einer anderen die Gründung einer<br />

„islamischen Regierung“ gemeldet.<br />

20. August 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion / Japan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Hafisullah Amin erklärt in einem Interview gegenüber einer<br />

japanischen Zeitung, dass sich 1500 sowjetische Berater im Land befänden, „um die Revolution zu<br />

schützen“.<br />

Ende August 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der afghanische Ministerpräsident Hafisullah Amin spricht sich für Verhandlungen mit der iranischen<br />

Regierung aus, um Grenzüberschreitungen <strong>von</strong> Rebellen zu verhindern.<br />

10. September 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Das afghanische Staatsoberhaupt Nur Mohammed Taraki wird in Moskau vom Generalsekretär der<br />

Kommunistischen Partei der Sowjetunion und Staatsoberhaupt Leonid Iljitsch Breschnew empfangen.<br />

Taraki wird erneut enge Freundschaft und Kooperation seitens der Sowjetunion zugesichert.<br />

16. September 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Hafisollah Amin <strong>von</strong> der Khalq-Partei putscht gegen den Präsidenten des Revolutionsrates Nur<br />

Mohammed Taraki und löst ihn im Amt des afghanischen Staatschefs ab.<br />

26. September 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Staatspräsident Hafisollah Amin behauptet vor Stammesältesten, „Reaktion und<br />

Imperialismus organisieren vom Ausland den Kampf gegen die Revolution.“ Gemeint ist Pakistan, in<br />

das Hunderttausende <strong>von</strong> Afghanen im Begriff sind zu fliehen. Anhänger des Ex-Präsidenten Nur<br />

Mohammed Taraki werden verhaftet und in Paktia, Badachschan und Kunar rebellieren konservativislamische<br />

Mujaheddin gegen das neue Regime.<br />

9. Oktober 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Der am 16. September gestürzte ehemalige afghanische Staatschef Nur Mohammed Taraki (* 15. Juli<br />

1917 in Mukur) stirbt angeblich “nach einem schweren und langen Leiden“. Es wird vermutet, dass er<br />

auf Befehl des Putschistenführers Hafisollah Amin ermordet wurde. Taraki wurde als Sohn eines Bauern<br />

aus dem Stamm der Tarakai Ghilzai in Kamkinawar am Ostrand der Hochebene Mukur geboren. Er


esuchte in Mukur die Schule und arbeitete nebenbei als Dienstbote. Im Alter <strong>von</strong> 18 Jahren ging<br />

Taraki nach Indien und arbeitete in Bombay als Sekretär des dortigen Vertreters der Pathan Trading<br />

Company, welche 1935 <strong>von</strong> Kaufleute in Kandahar gegründet wurde und auf den Handel mit<br />

Trockenfrüchten spezialisiert war. Dort besuchte Taraki eine <strong>Ab</strong>endschule, um Urdu und Englisch zu<br />

erlernen. 1937 kehrte Taraki nach Afghanistan zurück und arbeitete für <strong>Ab</strong>dul Majid Zabuli. 1938 nahm<br />

Taraki ein Studium an der gerade eröffneten Kabuler Fakultät für Rechts- und Politikwissenschaften<br />

auf. Er blieb aller Wahrscheinlichkeit zufolge bis 1941 immatrikuliert. Nachdem er sein Studium der<br />

Wirtschaftswissenschaften mit einem Diplom abgeschlossen hatte, arbeitete Taraki im Ministerium für<br />

Volkswirtschaft. Später nahm er eine Tätigkeit als Mitarbeiter <strong>von</strong> Radio Kabul und der<br />

Nachrichtenagentur Bakhtar auf und trat in das Präsidium für Presse- und Informationswesen ein.<br />

Gegen Ende der 40er Jahre leitete Taraki die Nachrichtenagentur eine Zeit lang. Zu diesem Zeitpunkt<br />

war Taraki ein Unterstützer und Befürworter der politisch-literarischen Bewegung Erwachte Jugend,<br />

welche jedoch schon 1950 zerfiel. Taraki schrieb für Angar ('Die Glut'), eine der Zeitungen der<br />

unterschiedlichen Strömungen, in welche die Bewegung zerfallen war. Nach nur zehn Monaten kam<br />

jedoch das Aus für sie. Im Frühjahr 1953 ging Taraki als Presseattaché für ein halbes Jahr an die<br />

Botschaft Afghanistans in Washington D.C. Mit der Ernennung <strong>von</strong> Mohammed Daud Khan<br />

demissionierte er jedoch im November desselben Jahres und erklärte auf einer Pressekonferenz in New<br />

York, dass er nicht nach Afghanistan zurückkehren werde, da er befürchtete, aufgrund seiner<br />

publizistischen Betätigung erschossen zu werden. Die folgenden zwei Jahre verbrachte er<br />

möglicherweise in Großbritannien, wohin er noch am Tag der Pressekonferenz aufbrechen wollte. 1956<br />

kehrt Taraki nach Kabul zurück, nachdem Daud einen politischen Annäherungskurs an die Sowjetunion<br />

eingeschlagen hatte und eine Reihe <strong>von</strong> politischen Gefangenen in die Freiheit entlassen wurden. In<br />

diesem Klima konnten auch Exilafghanen wie Taraki wieder in die Heimat zurück. Taraki war in der<br />

folgenden Zeit als Übersetzer für die U.S.-Botschaft, für U.S. AID und die Kabuler UN-Vertretung tätig.<br />

Er arbeitete weiterhin als literarischer Übersetzer und übertrug Werke der klassischen russischen und<br />

sowjetischen Literatur in seine Muttersprache. Er veröffentliche zahlreiche Kurzgeschichten. Mit seinen<br />

Geschichten begründete Taraki eine "Neue Richtung" der Pasthu-Literatur, welche sich u.a. mit der<br />

sozialen Ungleichheit und Ungerechtigkeit in Afghanistan befasste. 1963 erwogen Taraki und Babrak<br />

Karmal die Gründung einer Partei und bereiteten diesen Schritt in den folgenden zwei Jahren vor. Am<br />

1. Januar 1965 fand im Kabuler Ortsteil Karta-e Tschar der Gründungskongreß der Demokratischen<br />

Volkspartei (hizb-e demokratiq-e khalq, 'Volksdemokratische Partei Afghanistans') statt. Taraki wurde<br />

zum Generalsekretär der Partei berufen, wohlwissend, dass die amtliche Zulassung für die Partei<br />

versagt bleiben würde. Doch bei Wahlen im September/August des Jahres gelang es einigen<br />

Parteimitgliedern, in das Parlament gewählt zu werden, wenn auch nicht als Vertreter ihrer Partei. Das<br />

Parteiorgan Khalq (Volk), dessen Herausgeber Taraki war, erschien jedoch völlig legal und der<br />

damalige Chefredakteur Mohammed Hasan Bareq wurde sogar später Kultur- und Informationsminister<br />

Afghanistans. Das Blatt wurde jedoch am 23. Mai 1966 verboten, nachdem es sich kritisch gegenüber<br />

dem Konzept des Privateigentums geäußert hatte. Bis 1968 wurden im Untergrund jedoch die<br />

Parteiblätter Dschumbesch und Rahnama veröffentlicht und dann für kurze Zeit <strong>von</strong> einer weiteren<br />

legalen Publikation abgelöst. Im Zuge des Wahlkampfes 1969 entwickelten sich zwei konkurrierende<br />

Fraktionen: die Khalq unter Taraki und die Partscham unter Babrak. Die Partscham-Fraktion<br />

unterstütze Mohammed Daud zum Zeitpunkt der Ausrufung der Republik im Jahre 1973, wohingegen<br />

die Chalq-Fraktion im Hintergrund blieb. Daud entledigte sich 1977 des linken Flügels, woraufhin beide<br />

Fraktionen sich wieder einander annäherten und sich aller Wahrscheinlichkeit schon bald an die<br />

Planung des Sturzes des Daud-Regimes machten. Als am 27. April 1978 Mohammed Daud Khan in der<br />

„Revolution vom 7. Saur 1357“ durch einen Putsch abgesetzt wurde, übernahm Taraki am 30. April<br />

1978 das Amt des Vorsitzenden des Revolutionsrates und des Ministerpräsidenten. Sein Mitstreiter in<br />

der Revolution, Hafizullah Amin, zwang ihn jedoch im September 1979 zum Rücktritt <strong>von</strong> seinen<br />

Ämtern und übernahm diese selbst.<br />

10. Oktober 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan<br />

Das „Verfassungs-Komitee“ gibt die Grundsätze der geplanten neuen Verfassung Afghanistans<br />

bekannt: Schutz des kleinen Privatbesitzes und der islamischen Religion; die „Demokratische<br />

Volkspartei“ wird <strong>Ein</strong>heitspartei und „Rückgrat“ des Staates.<br />

1. Dezember 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

An einigen Stellen überschreiten sowjetische Militäreinheiten die Grenze zu Afghanistan. Ihr Ziel ist es,<br />

den Flugstützpunkt Bagram nördlich <strong>von</strong> Kabul einzunehmen.<br />

12. Dezember 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion


Sowjetische Militäreinheiten nehmen den afghanischen Flugstützpunkt Bagram nördlich <strong>von</strong><br />

Afghanistan ein. Dies ermöglicht es der Sowjetunion, Luftlandebataillone einzusetzen.<br />

14. Dezember 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der US-amerikanischer Botschafter Adolph Dubs wird ermordet, daraufhin werden die amerikanischen<br />

Hilfeleistungen für Afghanistan gekürzt. Die Botschaft hat künftig nur noch einen mit der<br />

Wahrnehmung der Geschäfte beauftragten Mitarbeiter. J. Bruce Amstutz übernimmt dieses Amt.<br />

18. Dezember 1979<br />

Demokratische Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Babrak Karmal, der Gründer der Kommunistischen Partei Afghanistans, der sich zurzeit im Exil in der<br />

Sowjetunion befindet, wird mit einer sowjetischen Militärmaschine nach Kabul gefolgen.<br />

25. Dezember 1979<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Um einem Umsturz zuvorzukommen, marschiert die 40. Rote Armee der Sowjetunion unter dem Befehl<br />

<strong>von</strong> Generalleutnant Juri Wladimirowitsch Tukharinow in Afghanistan ein. Sie liquidiert Hafisollah Amin<br />

und setzt Babrak Karmal, den Gründer der Kommunistischen Partei Afghanistans, als Staatsoberhaupt<br />

ein. Diese massive Invasion durch sowjetische Truppen wird als „begrenztes Kontingent“ bezeichnet.<br />

Sie löst einen massenhaften Exodus <strong>von</strong> Flüchtlingen aus.<br />

27. Dezember 1979<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS verbreitet unter Berufung auf „Radio Kabul“ eine Ansprache<br />

des ehemaligen stellvertretenden afghanischen Regierungschefs Babrak Karmal, der unter anderem im<br />

Namen des Zentralkomitees der „Demokratischen Volkspartei“ (DVPA), des „Revolutionsrates“ und der<br />

Regierung die Bevölkerung informiert, dass die „Folterungen der blutigen Maschinerie <strong>von</strong> Hafisullah<br />

Amin“ – des bisherigen Regierungschefs – „und seiner Steigbügelhalter „dieser Agenten des US-<br />

Imperialismus … bis zum letzten blutigen Zahnrad aufgelöst und die wahre Freiheit aller Völker<br />

Afghanistans verwirklicht“ sind.<br />

28. Dezember 1979<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS meldet, der bisherige afghanische Regierungschef Hafisullah<br />

Amin sei <strong>von</strong> einem Revolutionstribunal zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Babrak Karmal<br />

sei zum Generalsekretär des Zentralkomitees der aus den zerstrittenen Linksparteien „Khalq“ und<br />

„Partscham“ bestehenden „Demokratischen Volkspartei“ (DVPA) und zum Präsidenten des<br />

„Revolutionsrates“ gewählt worden und habe „alle Macht übernommen.“ Die aufgrund des Vertrages<br />

<strong>von</strong> 1978 ausgesprochene dringende Bitte um militärische und technische Hilfe wird <strong>von</strong> der<br />

Sowjetunion „sofort erfüllt.“ Die Liquidation <strong>von</strong> Präsident hafizullah Amin läuft unter dem russischen<br />

Codewort für „Sturm-333“.<br />

1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Besetzung Afghanistans seit dem 25. Dezember 1979 löst einen antikommunistischen Widerstand<br />

aus, der sich in 7 größere sunnitische und 8 schiitische Parteien organisiert. Die Stadt Peshawar in<br />

Pakistan wird zum organisatorischen Zentrum des Widerstands und der internationalen Afghanistan-<br />

Hilfe.


2. Januar 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Sowjetische Militäreinheiten beginnen unter der Billigung der kommunistischen Regierung Afghanistans<br />

eine Großoffensive gegen den Widerstand im Land.<br />

5. Januar 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

(USA) / Islamische Republik Pakistan<br />

US-Präsident Jimmy Carter verhängt wegen des <strong>Ein</strong>marsches in Afghanistan eine Reihe <strong>von</strong> Sanktionen<br />

gegen die Sowjetunion. So stellen die USA ihre Getreidelieferungen an die Sowjetunion ein. Außerdem<br />

bitten die USA inoffiziell Pakistan um Hilfe bei der Vertreibung der Sowjets aus Afghanistan, indem sie<br />

Waffenlieferungen für die Rebellen realisieren, die sich in Pakistan formieren.<br />

11. Januar 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Europäische Gemeinschaft (EG)<br />

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaften verurteilen im Rahmen der<br />

„Europäischen Politischen Zusammenarbeit“ (EPZ) den <strong>Ein</strong>marsch sowjetischer Truppen in Afghanistan.<br />

14. Januar 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)


Die UN-Vollversammlung verurteilt die sowjetische Invasion Afghanistans mit 104 gegen 18 Stimmen<br />

bei 12 Enthaltungen.<br />

20. Februar 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

(USA) / Internationales Olympisches Komitee (IOC)<br />

US-Präsident Jimmy Carter entscheidet sich definitiv für einen Olympiaboykott der nächsten<br />

Olympischen Sommerspiele in Moskau, nachdem die Sowjetunion ein Ultimatum zum Rückzug der<br />

Streitkräfte aus Afghanistan hat verstreichen lassen.<br />

22. Februar 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Nach schweren anti-sowjetischen Demonstrationen und Anschlägen, die blutig niedergeschlagen<br />

werden, wird über Kabul das Kriegsrecht verhängt.<br />

1. März 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Ungarische Volksrepublik<br />

Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei (Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei – MSZMP)<br />

spricht sich positiv zur sowjetischen Intervention in Afghanistan aus und verurteilt die Kritik der<br />

westlichen Länder als „Kriegshetze“.<br />

4. März 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gründet die im Januar gebildete „Islamische Allianz für die<br />

Befreiung Afghanistans“ einen „Revolutionsrat“. Es wird mit der Sowjetunion ein Vertrag über die<br />

„zeitweilige Stationierung“ sowjetischer Truppen in Afghanistan geschlossen.<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Bundeskanzler Helmut Schmidt reist zu einem Besuch in die USA (bis zum 8. März); die Gespräche mit<br />

Präsident Carter haben den sowjetischen <strong>Ein</strong>marsch in Afghanistan zum Thema.<br />

5. April 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS meldet mit einem Monat Verspätung die Ratifizierung eines<br />

<strong>Ab</strong>kommens über die zeitweilige Stationierung eines begrenzten sowjetischen Truppenkontingents auf<br />

dem Territorium Afghanistans.<br />

14. April 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Revolutionsrat der Demokratischen Republik Afghanistan beschließt für die Zeit vor der<br />

Verabschiedung einer Verfassung „Die Grundprinzipien der Demokratischen Republik Afghanistan“.<br />

Anfang Mai 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

In Kabul kommt es zu einem Studentenaufstand, der nur durch massiven <strong>Ein</strong>satz der sowjetischen<br />

Invasionstruppen, die sich sonst tagsüber in Kabul nicht zeigen, niedergeschlagen wird.<br />

12. Mai 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der afghanische „Revolutionsrat“ billigt den „Plan für die gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />

Entwicklung des Landes“. Dieser sieht die Errichtung <strong>von</strong> Staatsfirmen und die Erhöhung der Zahl der<br />

Genossenschaften auf 2500, den Bau <strong>von</strong> Traktorstationen, eine Steigerung des Bruttosozialproduktes<br />

um 6,5 Prozent, der Industrieproduktion um 11,6 Prozent und eine Erdgasförderung auf 10 Milliarden<br />

Kubikmeter vor. Die Aufwendungen sollen zu 60 Prozent durch Auslandshilfe, da<strong>von</strong> 65 Prozent der<br />

Sowjetunion) gedeckt werden. Der im März 1980 zwischen Afghanistan und der Sowjetunion<br />

geschlossene Vertrag über die „zeitweilige Stationierung“ sowjetischer Truppen gibt Moskau die<br />

Möglichkeit, zu bestimmen, wann es die Situation als gefestigt genug ansieht, um den Hauptteil der<br />

Verbände abzuziehen und dann nur noch „Berater“ und Techniker in ausreichender Zahl<br />

zurückzulassen.<br />

22. Juni 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die Sowjetunion gibt einen Teilabzug ihrer Truppen aus Afghanistan bekannt.


26. Juni 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / North Atlantic Treaty Organization<br />

(NATO) / Türkische Republik<br />

Auf ihrer Frühjahrstagung in Ankara heben die NATO-Außenminister die „sehr ernsthaften<br />

Auswirkungen der sowjetischen Besetzung Afghanistans auf die allgemeine strategische Situation“<br />

hervor. Die Sowjetunion habe ihren Willen gezeigt, jede Gelegenheit zu nutzen, um das<br />

Kräftegleichgewicht in der Welt zu verändern.<br />

Mitte 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Der Bürgerkrieg in Afghanistan nimmt immer mehr die Züge eines Guerillakrieges an. Die Zahl der<br />

Flüchtlinge in Pakistan wird mittlerweile auf eine Million Menschen geschätzt. Die durch<br />

Fraktionskämpfe innerhalb der DVPA zusätzlich geschwächte Zentralregierung scheint ihre<br />

Handlungsfähigkeit weitgehend verloren zu haben. <strong>Ein</strong> <strong>Ab</strong>zug der sowjetischen Truppen aus<br />

Afghanistan ist trotzder starken internationalen Proteste nicht abzusehen.<br />

Anfang Juli 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die sowjetische Luftwaffe bombardiert 50 bis 60 Dörfer in Afghanistan.<br />

19. Juli 1980<br />

Sowjetunion (Estland / Demokratische Republik Afghanistan) / Internationales<br />

Olympisches Komitee (IOC) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Bundesrepublik Deutschland<br />

/ Japan / Volksrepublik China<br />

Im Luschniki-Stadion in Moskau werden die XXII. Olympischen Spiele vom sowjetischen Staats- und<br />

Parteichef Leonid Iljitsch Breschnew eröffnet. Die Segelwettbewerbe werden in Tallinn in Estland<br />

ausgetragen. Aus Protest gegen den sowjetischen <strong>Ein</strong>marsch in Afghanistan boykottieren zahlreiche<br />

Staaten die Spiele, unter anderem die USA, die Bundesrepublik Deutschland und die Volksrepublik<br />

China. Von 145 Mitgliedsländern des IOC nehmen nur 81 teil.<br />

31. Juli 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Iran<br />

Im Iran gründen Exilafghanen ein „Islamisch-nationalistisches Revolutionskomitee“ (INRCA).<br />

August 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Auf sowjetische Empfehlung werden der afghanischen Armee alle panzerbrechenden und<br />

Flugabwehrwaffen entzogen, da es in letzter Zeit häufiger vorgekommen ist, dass ganze <strong>Ein</strong>heiten mit<br />

ihren Waffen zu den Partisanen überliefen.<br />

Anfang September 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Afghanische Regierungstruppen unternehmen – angeblich ohne sowjetische Unterstützung – eine<br />

großangelegte Offensive gegen Widerstandsgruppen im Land.<br />

23. September 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Oberkommandierende der 40. Roten Armee, die Afghanistan besetzt hält, Generalleutnant Juri<br />

Wladimirowitsch Tukharinow, wird durch Generalleutnant Boris Iwanowitsch Tkach abgelöst.<br />

17. Oktober 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der afghanische Staatschef Babrak Karmal trifft zu einem ersten „offiziellen Freundschaftsbesuch“ in<br />

Moskau ein. Im <strong>Ab</strong>schlusskommuniqué wird ein <strong>Ab</strong>zug der sowjetischen Truppen, die sich offiziell seit<br />

dem 26. Dezember 1979 in Afghanistan befinden, erst nach einem „vollständigen und garantierten<br />

Ende der Aggressionen“ (gemeint sind die Vereinigten Staaten <strong>von</strong> Amerika), in Erwägung gezogen.<br />

Nicht nur der Widerstand in den eigenen Reihen, sondern auch die außenpolitische Isolation<br />

Afghanistans hält an.<br />

November 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Republik Kuba


Aus afghanischen Widerstandskreisen wird bekannt, dass auch eine kubanische <strong>Ein</strong>heit an den<br />

Kämpfen auf Seiten der sowjetischen Truppen teilnimmt. Diese Meldung wird <strong>von</strong> Havanna jedoch<br />

dementiert.<br />

20. November 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)<br />

<strong>Ein</strong>e auf der UN-Vollversammlung verabschiedete Resolution fordert erneut den „sofortigen Rückzug<br />

der ausländischen Truppen“ aus Afghanistan.<br />

11. Dezember 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

In Afghanistan bricht die „Islamische Allianz für die Freiheit Afghanistans“ (IALA) auseinander.<br />

24. Dezember 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

In Moskau erfolgt die Unterzeichnung eines <strong>Ab</strong>kommens über wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Außenhandel mit Afghanistan für die Zeit <strong>von</strong> 1981 bis 1983. Die militärische Lage im Land bleibt<br />

unübersichtlich.<br />

27. Dezember 1980<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die <strong>Ein</strong>berufung der Nationalversammlung Afghanistans wird für das kommende Jahr angekündigt.<br />

3. Januar 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

In der afghanischen Hauptstadt Kabul kommt es nach einer angeblichen Revolte bei der Polizei zu einer<br />

umfangreichen Verhaftungswelle, <strong>von</strong> der sowohl Polizisten als auch Zivilisten betroffen sind. Die<br />

Sicherheitsvorkehrungen in der Nacht werden durch massives Aufgebot <strong>von</strong> Panzerfahrzeugen und<br />

Jeeps verstärkt. Diese Maßnahmen führen zu zahlreichen Aktionen muslimischer Guerillas gegen die<br />

sowjetische Besatzungsmacht.<br />

26. Januar 1981<br />

Königreich Saudi-Arabien / Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Staat<br />

Israel<br />

Die 3. Islamische Gipfelkonferenz tagt im saudi-arabischen Taif. Die Vertreter <strong>von</strong> 37 islamischen<br />

Staaten stellen am Ende die Forderung nach einem „Heiligen Krieg“ gegen Israel sowie nach einem<br />

sofortigen <strong>Ab</strong>zug der sowjetischen Invasionstruppen aus Afghanistan.<br />

März 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Zahl der afghanischen Flüchtlinge nach Pakistan erreicht nach UN-Statistiken die 1,7-Millionen-<br />

Grenze.<br />

April 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die Guerillagruppe „Islamisches Bündnis zur Befreiung Afghanistans“ bricht aus der Vereinigung der<br />

fünf Guerillagruppen aus, was die ohnehin schon uneinheitliche Widerstandsbewegung gegen die<br />

Sowjetunion noch zusätzlich schwächt.<br />

8. April 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der afghanische Staatschef Babrak Karmal appelliert an die Widerstandskämpfer, ihre Waffen<br />

niederzulegen und bietet ihnen Amnestie an.<br />

23. April 1981<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Sowjetunion<br />

US-Präsident Ronald Reagan hebt das am 4. Januar 1980 <strong>von</strong> seinem Vorgänger Jimmy Carter wegen<br />

der Intervention in Afghanistan verhängte Embargo für Getreide und andere Güter gegen die<br />

Sowjetunion auf.<br />

Mai 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)


Die Widerstände der verschiedenen antikommunistischen Freiheitskämpfer „Mujaheddin“ haben<br />

unterschiedliche Ausmaße, geschehen aber unkoordiniert und sind bislang nicht imstande, das Regime<br />

ernsthaft zu gefährden oder die 80.000 im Land befindlichen sowjetischen Soldaten in ihrem<br />

Handlungsspielraum wesentlich einzuschränken. Die afghanische Armee ist durch Desertionen auf<br />

30.000 bis 50.000 Mann zusammengeschrumpft und wird zum Teil durch verlängerte Dienstzeiten auf<br />

einem Mindeststand gehalten.<br />

20. Mai 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Sekretär des Zentralkomitees der kommunistischen Volksdemokratischen Partei Afghanistans<br />

DVPA, Salih Mohammed Zairi, eröffnet im Namen des Präsidenten Babrak Karmal die neugebildete,<br />

bereits am 27. Dezember 1980 angekündigte Nationalversammlung.<br />

Anfang Juni 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

<strong>Ein</strong>e neue „Islamische Allianz zur Befreiung Afghanistans“ wird gegründet. Da innerhalb dieser Allianz<br />

große ideologische Gegensätze herrschen (islamische Fundamentalisten, linke Gruppen, gemäßigte<br />

laizistische Organisationen), erscheint die Effizienz <strong>von</strong> vorn herein zweifelhaft.<br />

1. Juni 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Volksrepublik China / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Zwischen Afghanistan und der Sowjetunion wird ein „Grenzregelungsvertrag“ für das Wachan-Gebiet<br />

unterzeichnet, dessen <strong>Ein</strong>zelheiten nicht bekannt gegeben werden. Die Volksrepublik China und<br />

Pakistan erklären den Vertrag als „null und nichtig“. Beijing (Peking) vermutet, dass der hochgelegene<br />

„Wachan-Zipfel“, der 1895/1896 auf Betreiben Großbritanniens zu Afghanistan geschlagen wurde, um<br />

eine Pufferzone zwischen dem Zarenreich und Britisch-Indien zu schaffen, sei <strong>von</strong> den Sowjets bereits<br />

annektiert worden und würde bereits zu einem die nach Pakistan und China führenden Pässe<br />

beherrschenden Stützpunkt ausgebaut.<br />

11. Juni 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Führer des „Parcham“-Flügels der kommunistischen Volksdemokratischen Partei Afghanistans<br />

DVPA, Babrak Karmal, dessen Anhänger vornehmlich Parsi (Dari) sprechende Stadtbewohner sein<br />

sollen, gibt das Amt des Regierungschefs ab, bleibt jedoch Staatsoberhaupt. Nachfolger als<br />

Regierungschef wird der mit Karmal verbundene Parchami Sultan Ali Keschtmand, ein Angehöriger der<br />

mongoliden Hesoreh-Minderheit. Der Khalq-Flügel wird durch „Säuberungen“ noch weiter aus wichtigen<br />

Ämtern ausgeschaltet. General <strong>Ab</strong>dul Kadir wird zum Vizepräsidenten berufen; er hat den Putsch vom<br />

April 1978 angeführt.<br />

Mitte 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Nach Angaben des Hohen Kommissars für Flüchtlinge (UNHCR) sind inzwischen 1,5 bis 2 Millionen<br />

Afghanen in den nordwestlichen Grenzgebieten auf der Flucht in Richtung Pakistan.<br />

17. August 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Das Zentralkomitee der kommunistischen Volksdemokratischen Partei Afghanistans DVPA beschließt,<br />

einen „Verteidigungsrat der Demokratischen Republik Afghanistan“ in allen Provinzen und Kreisen zu<br />

schaffen, der dem Politbüro unterstehen und die staatliche und militärische Macht sowie Partei- und<br />

Jugendorganisationen kontrollieren soll.<br />

25. August 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Iran /<br />

Islamische Republik Pakistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

In einer Regierungserklärung werden in der afghanischen Hauptstadt Kabul die Nachbarstaaten Iran<br />

und Pakistan zu Verhandlungen über eine politische Lösung der Krise aufgefordert. Erstmals wird auch<br />

eine Teilnahme der Vereinten Nationen als erwünscht genannt.<br />

November 1981<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)


Die Sowjetunion wird zum dritten Mal <strong>von</strong> der UN-Vollversammlung mit 116 Stimmen bei 23 Nein-<br />

Stimmen und 12 Enthaltungen zum sofortigen <strong>Ab</strong>zug und zur Wiederherstellung der Selbstständigkeit<br />

und Unabhängigkeit Afghanistans aufgefordert.<br />

1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan /<br />

Sowjetunion<br />

Fast drei Millionen Afghanen sind nach Pakistan geflohen, weitere 1,5 Millionen in den Iran. Die<br />

Mujaheddin gewinnen allmählich die Kontrolle über das Land, während sich die Sowjets in den Städten<br />

behaupten können.<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan /<br />

Sowjetunion / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Königreich Saudi-Arabien<br />

In Pakistan formieren sich islamische Kämpfer aus mehr als 40 Ländern, die <strong>von</strong> den USA und <strong>von</strong><br />

Saudi-Arabien finanziert und mit Waffen versorgt werden, um gegen die sowjetischen Truppen in<br />

Afghanistan zu kämpfen. Islamisten sprechen vom ersten „globalen Jihad“.<br />

Januar 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Afghanische Truppen, die <strong>von</strong> der sowjetischen Armee unterstützt werden, nehmen die zweitgrößte<br />

afghanische Stadt, Kandahar, ein, in der rund 2000 muslimische Widerstandskämpfer, der zahlenmäßig<br />

weit überlegenen Armee fast ein Jahr lang Widerstand geleistet haben.<br />

15. März 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Kongress der kommunistischen „Demokratischen Volkspartei Afghanistans“ billigt ein Programm<br />

mit den Schwerpunkten „Fortsetzung der Intensivierung des Kampfes um die Beseitigung des<br />

Feudalismus, Verbot der Bildung kapitalistischer Konzerne, Erhöhung des Lebensstandards sowie<br />

bessere Sozialleistungen für die nahe der Grenze zu Pakistan lebenden Stämme.“<br />

21. März 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

(USA)<br />

Am heutigen afghanischen Neujahrstag demonstrieren in Kabul 200.000 Menschen gegen die<br />

Vereinigten Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA). Anlässlich des für heute ausgerufenen „Afghanistan-Tages“<br />

fordern führende Politiker der westlichen Welt den Rückzug der sowjetischen Truppen aus dem Land.<br />

Anfang Mai 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Sieben im pakistanischen Exil befindliche Widerstandsgruppen schließen sich zu einer „Islamischen<br />

Vereinigung Afghanischer Mujaheddin“ (IAAM) mit dem Ziel zusammen, ihren Kampf gegen die <strong>von</strong> der<br />

Sowjetunion unterstützten Regierungstruppen zu intensivieren.<br />

7. Mai 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Oberkommandierende der 40. Roten Armee, die Afghanistan besetzt hält, Generalleutnant Boris<br />

Iwanowitsch Tkach, wird durch Generalleutnant Wiktor Fjodorowitsch Ermakow abgelöst.<br />

23. Mai 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Deutsche Demokratische Republik<br />

(DDR)<br />

Der afghanische Präsident Babrak Karmal und der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker<br />

unterzeichnen in Berlin (Ost) einen „Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit“ über eine<br />

Laufzeit <strong>von</strong> 20 Jahren<br />

16. Juni 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan /<br />

Islamische Republik Iran / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

In Genf beginnen „indirekte Gespräche“ zwischen Vertretern Afghanistans, Pakistans und des Iran<br />

unter Vermittlung des UN-Beauftragten Diego Cordovez über eine Anerkennung der Regierung<br />

Afghanistans und Flüchtlingsfragen.<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Europäische Gemeinschaft (EG)<br />

Das Europäische Parlament fordert die Regierungen der EG-Staaten auf, den Widerstand in Afghanistan<br />

als „rechtmäßige nationale Befreiungsbewegung“ anzuerkennen.


3. August 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

In Afghanistan wird die Wehrpflicht <strong>von</strong> zwei auf drei Jahre erhöht.<br />

4. Oktober 1982<br />

Sowjetunion / Volksrepublik China<br />

Nach dem sowjetischen <strong>Ein</strong>marsch in Afghanistan im Dezember 1979 finden zum ersten Mal wieder<br />

Gespräche zwischen China und der Sowjetunion statt.<br />

3. November 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Zusammenstoß eines Tanklastwagens mit einem im Konvoi fahrenden sowjetischen<br />

Militärlastwagen führt im 2,7 km langen Salang-Tunnel nördlich <strong>von</strong> Kabul in Afghanistan zu einer<br />

Explosion und zum Tod <strong>von</strong> möglicherweise mehr als 2.000 Menschen.<br />

8. November 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die sowjetische Armeezeitung „Roter Stern“ berichtet, dass die Gegner der <strong>von</strong> Moskau unterstützten<br />

kommunistischen Regierung <strong>von</strong> Afghanistan der Wirtschaft des Landes „schwere Schäden“ zugefügt<br />

haben. Die sowjetischen Streitkräfte hätten seit ihrer Invasion im Dezember 1979 hohe Verluste<br />

hinnehmen müssen. Nach westlichen Schätzungen soll die Sowjetunion 105.000 Soldaten in<br />

Afghanistan stationiert haben und in der dreijährigen Besetzung mehr als 10.000 Soldaten verloren<br />

haben.<br />

11. November 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Im Salang-Tunnel nördlich <strong>von</strong> Kabul finden mindestens 700 Menschen, nach anderen Angaben über<br />

1000 Menschen den Tod. Es bleibt unklar, ob ein Autounfall oder ein Anschlag der Widerstandskämpfer<br />

das Unglück verursacht haben.<br />

29. November 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Sowjetunion wird zum vierten Mal <strong>von</strong> der UN-Vollversammlung mit 114 bei 21 Gegenstimmen und<br />

13 Enthaltungen zum sofortigen <strong>Ab</strong>zug und zur Wiederherstellung der Selbstständigkeit und<br />

Unabhängigkeit Afghanistans aufgefordert.<br />

27. Dezember 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

(USA) / Islamische Republik Iran / Bundesrepublik Deutschland<br />

Aus Anlass des 3. Jahrestages des sowjetischen <strong>Ein</strong>marsches finden Protestdemonstrationen <strong>von</strong> Exil-<br />

Afghanen in Washington, Teheran, Bonn und weiteren Städten statt. Den Widerstandsgruppen, die<br />

Rückschläge hinnehmen müssen, fehlt eine organisierte Zusammenarbeit, um genügend Schlagkraft zu<br />

haben.<br />

Ende Dezember 1982<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Spannungen zwischen Afghanistan und Pakistan wegen der hohen Anzahl afghanischer Flüchtlinge<br />

können beseitigt werden, obwohl sich Ende Dezember die Zahl der Flüchtlinge in Pakistan auf 2,9<br />

Millionen Menschen erhöht hat.<br />

1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Republik Indien / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Der afghanische Stammesführer Hamid Karzai wechselt <strong>von</strong> seinem Exil in Indien nach Pakistan, um<br />

dort an der Seite des afghanischen Islamistenführers Sibghatullah Mujaddidi in der Nationalen<br />

Befreiungsfront Afghanistans mitzuwirken.<br />

Januar 1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Es wird <strong>von</strong> einem Massaker berichtet, bei dem sowjetische Soldaten Benzin in einen<br />

Bewässerungstunnel schütten, in dem sich 105 Dorfbewohner vor den Soldaten versteckt halten, und<br />

ihn anschließend in Brand stecken. Die Opfer werden bei lebendigem Leib verbrannt.


Mai 1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die sowjetischen Truppen in Afghanistan werden noch einmal um rund 5000 Mann verstärkt.<br />

2. November 1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Welt<br />

Der Präsident der nichtstaatlichen Non-Profit-Organisation „Amnesty International“, die sich weltweit<br />

für Menschenrechte einsetzt, fordert den afghanischen Präsidenten Babrak Karmal auf, Folterungen<br />

und willkürliche Verhaftungen einzustellen.<br />

3. November 1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Zusammenstoß eines Tanklastwagens mit einem im Konvoi fahrenden sowjetischen<br />

Militärlastwagen führt im 2,7 km langen Salang-Tunnel nördlich <strong>von</strong> Kabul in Afghanistan zu einer<br />

Explosion und zum Tod <strong>von</strong> möglicherweise mehr als 2.000 Menschen<br />

4. November 1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Oberkommandierende der 40. Roten Armee, die Afghanistan besetzt hält, Generalleutnant Wiktor<br />

Fjodorowitsch Ermakow, wird durch Generalleutnant Leonid Jefstafejewitsch Generaljow abgelöst.<br />

27. November 1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Königreich Thailand / Bundesrepublik<br />

Deutschland / Republik Indien / Italienische Republik / Islamische Republik Iran /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

An den 4. Jahrestag der sowjetischen Invasion erinnern Kundgebungen in Bangkok, Bonn, Neu Delhi,<br />

Paris, Rom, Teheran und Washington, an dem auch afghanische Flüchtlinge teilnehmen.<br />

14. Dezember 1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Bei sowjetischen Luft- und Raketenangriffen auf die Stadt Rawza-i-Sultan in der Provinz Ghasni werden<br />

Dutzende <strong>von</strong> Zivilisten getötet.<br />

31. Dezember 1983<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Bei sowjetischen Luft- und Raketenangriffen auf die Stadt Godal-i-Ahangaran in der Provinz Ghasni<br />

werden Dutzende <strong>von</strong> Zivilisten getötet.<br />

27. Januar 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Bei einem Bombenangriff zweier aus Afghanistan kommender Militärflugzeuge in Angur Adda in der<br />

westlichen pakistanischen Grenzprovinz Wasiristan werden 40 Zivilisten getötet und 60 verwundet.<br />

Februar 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Afghanische Mujaheddin greifen erneut Kabul an und beschießen dabei insbesondere die sowjetische<br />

Botschaft.<br />

15. März 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)<br />

Zum <strong>Ab</strong>schluss einer sechswöchigen Sitzungsperiode in Genf beschließt die UN-<br />

Menschenrechtskommission erstmalig einen Sonderberichterstatter zu ernennen und ihn mit der<br />

Untersuchung <strong>von</strong> Klagen über Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan zu betrauen.<br />

22. März 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die sowjetischen Truppen in Afghanistan starten mit ihrer Frühjahrsoffensive im Panschir-Tal in<br />

Afghanistan, die auf beiden Seiten schwere Verluste fordert.<br />

April 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)


Es gelingt den Mujaheddin, nach einem strategischen Rückzug, den Vormarsch der sowjetischen<br />

Truppen in Afghanistan nach 30 Kilometern zu stoppen.<br />

Mai 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die sowjetischen Truppen in Afghanistan werden erneut um weitere 5000 Mann verstärkt.<br />

4. Juni 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Die sowjetischen Truppen in Afghanistan beginnen eine Offensive gegen die Mujaheddin in der Nähe<br />

der Grenze zum Iran.<br />

24. August 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

In Genf beginnen die 3. „indirekten“ Afghanistan-Gespräche zwischen den Außenministern der<br />

Regierungen <strong>von</strong> Afghanistan und Pakistan.<br />

1. September 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Afghanische Mujaheddin verüben einen Anschlag auf den Flughafen Kabul und töten 42 Menschen,<br />

meist Afghanen und Sowjetbürger, unter ihnen viele Frauen und Kinder.<br />

17. September 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Französische Republik<br />

Der französische Fernsehjournalist Jacques <strong>Ab</strong>oucher wird auf einer Reportagereise im afghanischpakistanischen<br />

Grenzgebiet gemeinsam mit einigen Mujaheddin <strong>von</strong> sowjetisch-afghanischen Truppen<br />

festgenommen, nachdem sie in einen Hinterhalt gerieten.<br />

20. Oktober 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Französische Republik<br />

Der am 17. September <strong>von</strong> sowjetisch-afghanischen Truppen im afghanisch-pakistanischen<br />

Grenzgebiet festgenommene französische Fernsehjournalist Jacques <strong>Ab</strong>oucher wird <strong>von</strong> einem Kabuler<br />

„Revolutionsgericht“ zu 18 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Diese Verurteilung löst eine Welle <strong>von</strong><br />

internationalen Protesten aus.<br />

25. Oktober 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Französische Republik<br />

Der am 20. Oktober <strong>von</strong> einem Kabuler „Revolutionsgericht“ zu 18 Jahren Haft verurteilte französische<br />

Fernsehjournalist Jacques <strong>Ab</strong>oucher wird „aus humanitären Gründen“ freigelassen.<br />

15. November 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Gegen die fortdauernde Anwesenheit sowjetischer Truppen in Afghanistan gibt es zahlreiche Proteste.<br />

Mit der Rekordmehrheit <strong>von</strong> 119 gegen 20 Stimmen bei 14 Enthaltungen billigt die UN-<br />

Vollversammlung ihre 6. Resolution seit der sowjetischen Invasion Afghanistans im Dezember 1979, in<br />

der der <strong>Ab</strong>zug aller ausländischen Truppen gefordert wird.<br />

3. Dezember 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der afghanische Verteidigungsminister <strong>Ab</strong>dul Qadr wird zum 1. Stellvertreter des<br />

Revolutionsratspräsidenten ernannt. Gleichzeitig wird er <strong>von</strong> dem bisherigen Generalstabschef, General<br />

Nazar Mohammed, als Verteidigungsminister abgelöst.<br />

28. Dezember 1984<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Arabische Liga<br />

Die 15. Islamische Ministerkonferenz billigt eine Resolution, in der sie ihre „große Sorge über die<br />

anhaltende militärische Intervention der Sowjets in Afghanistan und ihre Forderung nach dem<br />

sofortigen bedingungslosen <strong>Ab</strong>zug aller ausländischen Truppen aus Afghanistan“ zum Ausdruck bringt.<br />

10. Januar 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der afghanische Präsident Babrak Karmal erklärt, dass die afghanische kommunistische Partei<br />

nunmehr 120.000 „ständige Mitglieder und Mitgliedschaftsanwärter“ zählt.


Februar 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die afghanische Regierung erklärt, die Entsendung deutscher Lehrer an die seit Jahrzehnten<br />

bestehende deutsche Oberschule in Kabul sei unerwünscht. An der deutschen Amani-Schule sind<br />

zurzeit neun deutsche Lehrer beschäftigt.<br />

13. März 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN) / Republik<br />

Österreich<br />

Die UN-Menschenrechtskommission billigt den <strong>von</strong> ihrem Sonderbeauftragten Prof. Felix Ermacora<br />

(Österreich) ausgearbeiteten Bericht über Afghanistan: Die Entschließung der Kommission, die „ernste<br />

und massive Verletzungen“ der Menschenrechte in Afghanistan dokumentiert, wird mit 26 zu 8<br />

Stimmen bei 8 Enthaltungen angenommen.<br />

23. April 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Zum ersten Mal seit acht Jahren tritt die traditionelle afghanische Stammesversammlung „Loya Jirga“<br />

mit 1796 Delegierten zusammen.<br />

1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Auf einer Konferenz in Pakistan bilden die Mujaheddin eine Allianz gegen die Sowjets. Rund die Hälfte<br />

der afghanischen Bevölkerung ist mittlerweile vertrieben. Der neue sowjetische Staatschef Michail<br />

Gorbatschow kündigt den <strong>Ab</strong>zug der Truppen aus Afghanistan an.<br />

19. April 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Oberkommandierende der 40. Roten Armee, die Afghanistan besetzt hält, Generalleutnant Leonid<br />

Jefstafejewitsch Generaljow, wird durch Generalleutnant Igor Nikolajewitsch Rodionow abgelöst.<br />

September 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der afghanische Präsident Babrak Karmal fordert in der Eröffnungsrede einer 2tägigen Loya Jirga<br />

(Stammesversammlung) die Stammesfürsten auf, sich an der Landesverteidigung zu beteiligen und<br />

beim Kampf gegen die „Rebellen“ in den Grenzgebieten zu Pakistan und dem Iran zu helfen.<br />

9. November 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN) / Republik<br />

Österreich<br />

Die UN-Vollversammlung nimmt eine auf dem Bericht des Sonderbeauftragten Prof. Felix Ermacora<br />

(Österreich) beruhende Resolution gegen Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan mit 75 gegen 23<br />

Stimmen bei 33 Enthaltungen an.<br />

13. November 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Für die auf der UN-Vollversammlung <strong>von</strong> Pakistan und 46 anderen Staaten eingebrachte Resolution<br />

zum sofortigen <strong>Ab</strong>zug aller fremden Truppen aus Afghanistan stimmen eine Rekordmehrheit <strong>von</strong> 122<br />

Länder bei 19 Gegenstimmen und 12 Enthaltungen.<br />

16. Dezember 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

(USA) / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Nach einem Gipfelgespräch in Genf zwischen dem US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan und<br />

dem sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow äußert dieser vor dem Obersten Sowjet, dass<br />

Reagan die Afghanistanfrage berührt habe und er ihm gegenüber bekräftigt habe, dass die<br />

Sowjetunion für eine politische Regelung eintrete und dafür sei, dass das befreundete Nachbarland<br />

Afghanistan ein unabhängiger und nicht paktgebundener Staat werde. Der größte Hindernisfaktor der<br />

Lösung des Afghanistankonflikts seien die USA durch ihre Unterstützung der „Konterrevolutionäre“. Am<br />

gleichen Tag bieten sich die Vereinigten Staaten <strong>von</strong> Amerika als „Garantiemacht“ zur friedlichen<br />

Lösung des Konfliktes an.


28. Dezember 1985<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die Karmal-Regierung nimmt neue parteilose Mitglieder auf, um sich eine breitere Zustimmung unter<br />

der Bevölkerung zu verschaffen. Dabei handelt es sich um hohe islamische Würdenträger.<br />

1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Insgesamt 600mal greifen afghanische Regierungstruppen pakistanisches Territorium an.<br />

27. Februar 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN) / Republik<br />

Österreich<br />

In seiner Jahresbilanz äußert sich der UN-Sonderbeauftragte für die <strong>Ein</strong>haltung der Menschenrechte in<br />

Afghanistan, Prof. Felix Ermacora aus Österreich, dass der Afghanistankonflikt im Vorjahr durch<br />

„systematische Brutalität“ gekennzeichnet war. <strong>Ein</strong>e militärische Lösung laufe auf Völkermord hinaus.<br />

Unter der Zivilbevölkerung habe es 1985 rund 35.000 Tote gegeben.<br />

19. März 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

In Bonn endet ein zweitägiges Afghanistan-Hearing des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen<br />

Bundestages, bei dem die Bundesregierung die Sowjetunion zur Beendigung der afghanischen<br />

Besetzung auffordert.<br />

29. März 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die afghanische Regierung protestiert offiziell gegen das am 19. März in Bonn stattgefundene Hearing<br />

des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, bei dem die Bundesregierung die<br />

Sowjetunion zur Beendigung der afghanischen Besetzung aufforderte.<br />

30. April 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Oberkommandierende der 40. Roten Armee, die Afghanistan besetzt hält, Generalleutnant Igor<br />

Nikolajewitsch Rodionow, wird durch Generalleutnant Wiktor Petrowitsch Dubynin abgelöst.<br />

4. Mai 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

In mehr als sechsjähriger Regierungszeit ist es dem Generalsekretär der Volksdemokratischen<br />

(Kommunistischen) Partei Afghanistans und Staatsoberhaupt Babrak Karmal nicht gelungen, den<br />

Widerstand der Mujaheddin-Rebellen zu brechen. Verschiedene Angebote des Regimes – zum Beispiel<br />

die Zusage, den Islam und die afghanische Tradition zu respektieren - wurden bisher entschieden<br />

abgelehnt. Neuer Generalsekretär der Volksdemokratischen Partei wird vom Chef der Geheimpolizei<br />

Mohammed Najibullah, der sich um eine „nationale Aussöhnung mit der Opposition“ bemühen will;<br />

Karmal bleibt vorerst noch im Amt als Staatsoberhaupt.<br />

15. Mai 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der neue Staatspräsident Afghanistans Mohammed Najibullah gibt die Bildung eines Triumvirats zur<br />

Führung des Landes bekannt, dem außer ihm noch der ehemalige Generalsekretär der<br />

Volksdemokratischen (Kommunistischen) Partei Afghanistans Babrak Karmal (am 4. Mai durch<br />

Najibullah als Staatsoberhaupt abgelöst) und Ministerpräsident und neuer Führer der<br />

Volksdemokratischen Partei Sultan Ali Keschdmand angehören.<br />

28. Juli 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow kündigt in einer Grundsatzrede zur Innen- und<br />

Außenpolitik in Wladiwostok einen Teilabzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan an. Bis Ende<br />

1986 sollen sechs Regimenter das Land verlassen haben. Als Grund gibt Gorbatschow die<br />

Beschleunigung der politischen Regelungen an.<br />

2. September 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Die afghanischen Mujaheddin beschießen einen Raketenstützpunkt und die Umgebung der sowjetischen<br />

Botschaft in Kabul.


4. September 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die sowjetisch-amerikanischen Gespräche über die Afghanistan-Frage in Moskau werden vorzeitig<br />

beendet. Die Gespräche wurden zur gegenseitigen Klärung der Positionen geführt.<br />

15. Oktober 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der am 28. Juli vom sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow angekündigte <strong>Ab</strong>zug der sechs<br />

sowjetischen Regimenter (etwa 8000 Mann) aus Afghanistan beginnt.<br />

20. November 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der frühere Parteichef Babrak Karmal tritt auch als Vorsitzender des Revolutionsrates und somit als<br />

Staatsoberhaupt sowie als Mitglied des Politbüros zurück.<br />

21. November 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Welt<br />

Die nichtstaatliche Non-Profit-Organisation Amnesty International, die sich weltweit für<br />

Menschenrechte einsetzt, veröffentlicht einen Report über Folterungen in Afghanistan.<br />

24. November 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der am 20. November zurückgetretene Vorsitzende des Revolutionsrates (Staatsoberhaupt) Mitglied<br />

des Politbüros Babrak Karmal wird durch den parteilosen Haji Mohammed Samkamai ersetzt.<br />

Vorsitzender der Volksdemokratischen Partei bleibt der am 4. Mai gewählte Mohammed Najibullah.<br />

Dezember 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Bei sowjetischen Bombenangriffen auf die Städte Kandahar und Herat werden über 200 Menschen<br />

getötet, bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Mujaheddin finden über 300 Soldaten den Tod.<br />

4. Dezember 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)<br />

Im Rahmen einer Regierungsumbildung wird Außenminister Schah Mohammed Dost zum ständigen<br />

Vertreter Afghanistans bei den Vereinten Nationen ernannt. Neuer Außenminister wird <strong>Ab</strong>dul Wakil.<br />

Neuer Verteidigungsminister wird General Mohammed Rafie.<br />

17. Dezember 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Europäische Gemeinschaft (EG) /<br />

Islamische Republik Pakistan<br />

Die EG-Kommission in Brüssel teilt mit, dass sie weitere 1,4 Millionen DM für ihr<br />

„Gesundheitsprogramm“ zugunsten der afghanischen Frauen und Kinder in den Flüchtlingslagern<br />

Surkhab und Pir Alizai in Pakistan zur Verfügung stellen wird.<br />

27. Dezember 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)<br />

Zum 7. Jahrestag der sowjetischen Invasion Afghanistans wird die Sowjetunion weltweit zum Rückzug<br />

ihrer Truppen aufgefordert.<br />

30. Dezember 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der afghanische Staatspräsident Mohammed Najibullah kündigt einen Waffenstillstand vom 15. Januar<br />

1987 an. Die Mujaheddin lehnen noch am gleichen Tag das Angebot der Regierung ab; Verhandlungen<br />

mit Kabul kämen erst nach <strong>Ab</strong>zug aller sowjetischen Truppen in Betracht.<br />

31. Dezember 1986<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Widerstandskämpfer erobern acht Militärposten der strategisch wichtigen Garnison Bari Kot.<br />

5. Januar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)


Der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse trifft zu Gesprächen in Kabul ein; er spricht sich<br />

für ein „souveränes und unabhängiges Land Afghanistan“ aus, das eine „Politik der Neutralität und<br />

Blockfreiheit“ verfolge und kündigt den baldigen <strong>Ab</strong>zug sowjetischer Truppen aus dem Land an.<br />

13. Januar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Bei Beratungen der Vereinigung der Afghanischen Mujaheddin im pakistanischen Peshawar über den<br />

<strong>von</strong> der Regierung angebotenen Waffenstillstand, der übermorgen beginnen soll, wird einstimmig die<br />

Weiterführung des Kampfes gegen die Regierung beschlossen.<br />

15. Januar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der am 30. Dezember 1986 einseitig <strong>von</strong> der afghanischen Regierung verkündete Waffenstillstand tritt<br />

in Kraft. Vorgestern beschlossen die Mujaheddin die Weiterführung des Kampfes gegen die Regierung.<br />

19. Januar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Nur vier Tage nach dem Inkrafttreten des einseitigen Waffenstillstandes, der <strong>von</strong> der Regierung erklärt<br />

wurde, werden erneut Kämpfe zwischen Mujaheddin und Regierungstruppen in der Nähe <strong>von</strong> Kandahar<br />

gemeldet. Die Mujaheddin haben am 13. Januar das Angebot des Waffenstillstandes abgelehnt.<br />

1. Februar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der sowjetische Kommentator Jewgeni Ambartzumow gibt in der Wochenzeitung „Moskowskije<br />

Nowosti“ bekannt, dass die Afghanistan-Invasion der Sowjetunion der einzige außenpolitische Akt<br />

seines Landes sei, der <strong>von</strong> den Vereinten Nationen nicht unterstützt werde und der verheerende<br />

Konsequenzen habe.<br />

2. Februar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe<br />

(RGW / COMECON)<br />

Afghanistan schließt in Moskau ein Kooperationsabkommen mit dem Rat für gegenseitige<br />

Wirtschaftshilfe (RGW, engl. COMECON) der sozialistischen Staaten ab.<br />

6. Februar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Der pakistanische Außenminister Sahabsada Yaqub Khan trifft zu Gesprächen in Moskau über den<br />

Afghanistankonflikt ein. Die Sowjetunion äußert, sie sei zum schnellen <strong>Ab</strong>zug der Truppen bereit,<br />

sobald eine politische Lösung gefunden sei.<br />

7. Februar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN) / Republik<br />

Österreich<br />

Der Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission Prof. Felix Ermacora legt in Genf einen<br />

Bericht vor, nach dem sich die Flüchtlingszahl aus Afghanistan bereits auf 5 Millionen Menschen<br />

beläuft.<br />

25. Februar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN) /<br />

Schweizerische Eidgenossenschaft / Islamische Republik Pakistan<br />

In Genf beginnt eine neue Runde der Afghanistangespräche unter Vermittlung des Stellvertretenden<br />

UN-Generalsekretärs Diego Cordovez. Afghanistan und Pakistan wollen eine <strong>Ein</strong>igung über den<br />

sowjetischen Truppenabzug erreichen.<br />

27. Februar 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Afghanische Mujaheddin lehnen ein erneutes Friedensangebot der afghanischen Regierung ab.<br />

13. März 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Menschenrechtskommission bringt eine Resolution über die Menschenrechtsverletzungen in<br />

Afghanistan ein. 26 Länder stimmen dafür, 8 dagegen und 7 enthalten sich der Stimme.


1. Juni 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der Oberkommandierende der 40. Roten Armee, die Afghanistan besetzt hält, Generalleutnant Wiktor<br />

Petrowitsch Dubynin, wird durch Generalleutnant Boris Wsewolodowitsch Gromow abgelöst.<br />

14. Juli 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Der am 30. Dezember 1986 einseitig verkündete Waffenstillstand, der am 15. Januar begann, wird<br />

wiederum einseitig um sechs Monate verlängert. Die Mujaheddin lehnen weiterhin das Angebot der<br />

Regierung ab. Sie wollen erst in Verhandlungen treten, wenn der letzte sowjetische Soldat Afghanistan<br />

verlassen hat.<br />

Mitte September 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Französische Republik<br />

Der französische Fotograf Alain Guyot wird <strong>von</strong> sowjetischen Truppen in Afghanistan<br />

gefangengenommen.<br />

30. September 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Neuer starker Mann in Afghanistan wird Mohammed Najibullah, der <strong>von</strong> Haji Mohammed Samkamai<br />

das Amt des Präsidenten des Revolutionsrates übernimmt. Samkamai wird Erster Vizepräsident des<br />

Präsidiums. Najibullah ist seit Mai 1986 auch Vorsitzender der Volksdemokratischen<br />

(Kommunistischen) Partei.<br />

17. Oktober 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

Auf einer Plenartagung des Zentralkomitees der „Demokratischen (kommunistischen) Volkspartei“<br />

DVPA werden 15 Mitglieder aus dem ZK ausgeschlossen. Das Politbüro der Partei wird auf 17 Mitglieder<br />

erweitert.<br />

20. Oktober 1987<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan)<br />

In Kabul geht nach drei Tagen der Parteitag der „Demokratischen (kommunistischen) Volkspartei“<br />

DVPA zu Ende. Der Parteitag beschließt die Fortsetzung des vom Präsidenten des Revolutionsrates<br />

Mohammed Najibullah propagierten Prozesses der „nationalen Versöhnung“, die Bildung einer<br />

Koalitionsregierung, die Verabschiedung einer neuen Verfassung und die Wahl eines Präsidenten.<br />

30. November 1987<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Der Präsident des Revolutionsrates Vorsitzende der Volksdemokratischen (Kommunistischen) Partei<br />

Mohammed Najibullah wird <strong>von</strong> der Loya Jirga („Große Ratsversammlung“) einstimmig zum neuen<br />

Staatspräsidenten Afghanistans gewählt. Außerdem billigt die Loya Jirga die neue Verfassung<br />

Afghanistans. Die Demokratische Republik Afghanistan ändert ihre Bezeichnung wieder zurück in<br />

Republik Afghanistan. Sie zählt sich <strong>von</strong> sofort an zu den „bündnisfreien Staaten“ und will künftig keine<br />

Stützpunkte ausländischer Truppen mehr auf seinem Territorium dulden.<br />

22. Dezember 1987<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Nachdem Regierungstruppen den strategisch wichtigen Sata-Kandao-Pass auf der Hauptstraße <strong>von</strong><br />

Gades nach Khost überschreiten, senden die Mujaheddin einen Hilferuf an ihre Nachschubbasen in<br />

Pakistan. In der Folge kommt es zu einer erbitterten Schlacht um die Garnisonsstadt Khost.<br />

27. Dezember 1987<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Anlässlich des Jahrestages des sowjetischen <strong>Ein</strong>marsches in Afghanistan fordern zahlreiche Politiker der<br />

ganzen Welt den <strong>Ab</strong>zug der sowjetischen Truppen nach einem achtjährigen Blutvergießen.<br />

4. Januar 1988<br />

Sowjetunion (Demokratische Republik Afghanistan) / Französische Republik<br />

Der französische Fotograf Alain Guyot, der Mitte September 1987 <strong>von</strong> sowjetischen Truppen<br />

gefangengenommen wurde, wird zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.<br />

20. Januar 1988


Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Die Regierung Afghanistans feiert mit einer Truppenparade den Sieg über die Mujaheddin auf der<br />

Zufahrtsstraße nach Khost.<br />

31. Januar 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Die „Islamische Allianz afghanischer Mujaheddin“ legt einen eigenen Plan zur Regierungsbildung vor, in<br />

dem sie „Kommunisten und Atheisten“ ausschließt.<br />

25. Februar 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Widerstandsgruppen in Afghanistan veröffentlichen den Plan einer Regierung, bestehend aus 28<br />

Ministern: 14 Mujaheddin, 7 Vertreter der Flüchtlinge und 7 Muslime der jetzigen Regierung in Kabul.<br />

28. Februar 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah weist die vor drei Tagen gestellte Forderung der<br />

Mujaheddin und Pakistans zurück, vor dem <strong>Ab</strong>zug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan eine<br />

Übergangsregierung einzusetzen, der keine Mitglieder der gegenwärtigen Regierung angehören<br />

dürften.<br />

3. März 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN) / Schweizerische<br />

Eidgenossenschaft<br />

Bei den indirekten Afghanistan-Gesprächen in Genf einigen sich die Vertragsparteien auf einen<br />

Kompromiss in der Frage des <strong>Ab</strong>zugs der sowjetischen Truppen.<br />

12. März 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan) / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Menschenrechtskommission verabschiedet eine Resolution, in der Fälle <strong>von</strong> Folter und<br />

Misshandlung politischer Häftlinge in Afghanistan angeprangert werden.<br />

8. April 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Afghanistan und die Sowjetunion handeln <strong>Ab</strong>kommen aus, die vorsehen, dass nach<br />

Vertragsunterzeichnung in Genf die sowjetischen Soldaten vom 15. Mai an aus Afghanistan abgezogen<br />

werden.<br />

14. April 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

In Genf wird <strong>von</strong> der UdSSR, den USA, Afghanistan (ohne Vertreter der Rebellen) und Pakistan ein<br />

<strong>Ab</strong>kommen unterzeichnet, gemäß dem sich die sowjetischen Truppen nach und nach aus Afghanistan<br />

zurückziehen. Der Vertrag umfasst außerdem Erklärungen Pakistans und Afghanistans über<br />

gegenseitige Nichteinmischung und Garantien der Sowjetunion und der USA für die Souveränität<br />

Afghanistans. Die Unterzeichner sind: Der afghanische Außenminister <strong>Ab</strong>dul Wakil, der pakistanische<br />

Außenminister Noorani, der Außenminister der Garantiemacht USA, George Shultz und der sowjetische<br />

Außenminister Eduard Schewardnadse. Kernstück des Vertrages ist der Zeitplan des sowjetischen<br />

Truppenabzugs. In zwei bilateralen Verträgen vereinbaren Afghanistan und Pakistan die Normalisierung<br />

der Beziehungen, die Verpflichtung der Nichteinmischung und die freiwillige Rückkehr der afghanischen<br />

Flüchtlinge in ihre Heimat.<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Die am 5. April begonnen Parlamentswahlen in Afghanistan werden beendet.<br />

18. April 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Die Mujaheddin bekräftigen ihre Entschlossenheit zur Fortsetzung des Kampfes gegen die Kabuler<br />

Regierung.<br />

20. April 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Nach acht Jahren trifft zum ersten Mal wieder eine US-Delegation, unter Leitung des Vorsitzenden des<br />

internationalen Zentrums für Entwicklungspolitik Robert White ein.


Ende April 1988<br />

Sowjetunion (Republik Afghanistan)<br />

Die Mujaheddin erobern die strategisch wichtige Garnison Barikot im Norden Afghanistans, die einen<br />

neuen Weg für Waffenlieferungen aus Pakistan erschließt.<br />

1. Mai 1988<br />

Sowjetunion<br />

An der Parade zum 1. Mai auf dem Roten Platz in Moskau nehmen erstmals seit dem<br />

Truppeneinmarsch in Afghanistan wieder Botschafter der westlichen Länder teil.<br />

15. Mai 1988<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Beginn des <strong>Ab</strong>zuges der 115.000 sowjetischen Soldaten aus Afghanistan und gleichzeitige Verstärkung<br />

der Angriffe der Mujaheddin, die an dem am 14. April geschlossenen Vertrag in Genf nicht beteiligt<br />

sind, auf Regierungsstellungen. Am ersten Tag des <strong>Ab</strong>zuges verlassen 9500 Mann und 70<br />

Hubschrauber das Land. Gleichzeitig werden die Gesamtverluste der Roten Armee in Afghanistan mit<br />

13.310 Gefallenen („in Erfüllung ihrer internationalistischen Pflicht“), 35.478 Verwundete und 311<br />

Vermisste angegeben. Zum ersten Mal veröffentlicht Moskau Daten dieser Art.<br />

26. Mai 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah ernennt den bisherigen Stellvertretenden<br />

Regierungschef Mohammed Hassan Sharq als Nachfolger <strong>von</strong> Sultan Ali Keschtmand zum neuen<br />

Ministerpräsidenten. Die meisten Schlüsselpositionen bleiben in den Händen <strong>von</strong> DVPA-Mitgliedern.<br />

<strong>Ein</strong>e aus zwei Kammern bestehende Nationalversammlung wird konstituiert. Sie löst den<br />

Revolutionsrat ab. Nadschibullah, bisher Präsident des Revolutionsrates wird zum Präsidenten<br />

(Staatsoberhaupt) der Nationalversammlung berufen.<br />

27. Mai 1988<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion / Französische Republik<br />

Der französische Fotograf Alain Guyot, der Mitte September 1987 <strong>von</strong> sowjetischen Truppen<br />

gefangengenommen und am 4. Januar 1988 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, wird begnadigt<br />

und aus der Haft entlassen.<br />

3. Juni 1988<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der afghanische Staats- und Parteichef Nadschibullah reist zur UNO nach New York und wirft Pakistan<br />

sowie auch den USA vor, den Genfer Vertrag vom 14.4.1988 zu verletzen.<br />

19. Juni 1988<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die sieben Widerstandsorganisationen geben im pakistanischen Peschawar die Ernennung einer<br />

Exilregierung bekannt. Schah Ahmed wird zum neuen Führer der Mujaheddin bestimmt.<br />

26. Juni 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanischen Rebellengruppen der Mujaheddin, die in den Friedensprozess nicht einbezogen<br />

wurden, geben die Bildung einer Exilregierung „Peshawar-Allianz“ bekannt und setzen den Kampf fort.<br />

23. Juli 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Afghanische Mujaheddin führen einen Raketenangriff auf Kabul durch<br />

27. Juli 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Afghanische Mujaheddin führen den zweiten Raketenangriff auf Kabul nach dem 23. Juli durch.<br />

5. August 1988<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die zweitgrößte Stadt Afghanistans, Kandahar, ist vollständig <strong>von</strong> sowjetischen Truppen geräumt.


8. August 1988<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Das erste sowjetische Truppenkontingent wird aus Kabul abgezogen.<br />

17. August 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Generalleutnant Schah Nawaz Tanay wird neuer afghanischer Verteidigungsminister.<br />

8. November 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Zwei deutsche Mitglieder des „Komitees Cap Anamur“ in Afghanistan, die Krankenschwester Lea<br />

Hackstedt und der Arzt Beno Splieth, werden unter dem Verdacht der Spionage im September<br />

festgenommen und in ein Gefängnis geworfen.<br />

22. September 1988<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN legt den ersten umfassenden Bericht über die Kriegsschäden in Afghanistan vor und ruft alle<br />

Staaten zur Hilfe beim Wiederaufbau auf.<br />

11. Oktober 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Afghanische Mujaheddin nehmen die wichtigste Bastion der Regierungstruppen, Khawaja Noor, in der<br />

Provinz Paktika ein.<br />

13. Oktober 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Afghanische Mujaheddin nehmen die Provinzhauptstadt Asadabad an der pakistanischen Grenze ein.<br />

23. Oktober 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Staatschef Mohammed Najibullah kündigt am 23. Oktober auf einer internationalen<br />

Islam-Konferenz die Schaffung eines Ministeriums für islamische Angelegenheiten an. Zudem schlägt<br />

er den Mujaheddin Versöhnungsgespräche in Mekka vor.<br />

24. Oktober 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanischen Mujaheddin lehnen das gestern <strong>von</strong> Staatschef Mohammed Najibullah vorgeschlagene<br />

Versöhnungsgespräch in Mekka als „Propaganda-Manöver“ ab.<br />

8. November 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Die beiden im September unter dem Vorwurf der Spionage festgenommenen deutschen Mitglieder des<br />

„Komitees Cap Anamur“, die Krankenschwester Lea Hackstedt und der Arzt Beno Splieth, werden<br />

begnadigt und aus dem Kabuler Gefängnis entlassen.<br />

3. Dezember 1988<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion / Königreich Saudi-Arabien<br />

Zum ersten Mal seit ihrer militärischen Intervention in Afghanistan vor fast neun Jahren führt die<br />

Sowjetunion in Taif (Saudi-Arabien) Gespräche mit den Mujaheddin.<br />

24. Dezember 1988<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion / Italienische Republik<br />

Sowjetische Vertreter treffen mit dem afghanischen Ex-König Mohammed Zahir Schah in Rom<br />

zusammen, um mit ihm über die Lösung des Afghanistan-Problems zu sprechen.<br />

27. Dezember 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Zum 9. Jahrestag der Intervention der sowjetischen Truppen in Afghanistan beschießen die Mujaheddin<br />

die Hauptstadt Kabul mit Raketen.<br />

28. Dezember 1988<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanischen Regierungstruppen starten Angriffe auf fast alle Stellungen der Mujaheddin im Land.


6. Januar 1989<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion / Islamische Republik Pakistan<br />

Der stellvertretende sowjetische Außenminister und Botschafter in Afghanistan Julij Woronzow, trifft in<br />

Pakistan mit afghanischen Widerstandskämpfern zusammen, um erneut über Friedensangebote zu<br />

sprechen und <strong>Ein</strong>igung über eine neue Regierung zu erzielen. Zuvor hat er mit dem pakistanischen<br />

Präsidenten Ghulam Ishaq Khan, mit Premierministerin Benazir Bhutto und Außenminister Sahabzada<br />

Yaqub Khan über Möglichkeiten einer künftigen afghanischen Regierung gesprochen.<br />

8. Januar 1989<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion / Islamische Republik Pakistan<br />

Die afghanischen Mujaheddin lehnen eine <strong>Ein</strong>ladung zu Friedensgesprächen nach Moskau ab.<br />

27. Januar 1989<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die afghanische Hauptstadt Kabul ist <strong>von</strong> Mujaheddin eingeschlossen und wird über eine sowjetische<br />

Luftbrücke versorgt.<br />

28. Januar 1989<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN beschließt die Errichtung einer Luftbrücke für Lebensmittel und Medikamente in die <strong>von</strong><br />

Mujaheddin eingeschlossene Hauptstadt Kabul.<br />

Ende Januar 1989<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion / Bundesrepublik Deutschland<br />

Mehrere Botschaften in Kabul, darunter auch die der Bundesrepublik Deutschland, schließen oder<br />

reduzieren ihr Personal, nachdem die sowjetischen Truppen mit dem <strong>Ab</strong>zug aus der Hauptstadt<br />

begonnen haben, da die Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt immer schlechter wird. Die<br />

deutsche Botschaft ist <strong>von</strong> nun an sozusagen nicht mehr operativ tätig.<br />

5. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung verhängt das Kriegsrecht über Kabul. Die Stadt ist seit Ende Januar <strong>von</strong> den<br />

Mujaheddin eingeschlossen und wird durch eine <strong>von</strong> den Vereinten Nationen initiierte Luftbrücke<br />

versorgt.<br />

8. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Zwei Tage nach ihrem Beginn wird die Ratsversammlung (Schura) der Mujaheddin im pakistanischen<br />

Rawalpindi wegen eines Streits über die Sitzverteilung vertagt.<br />

10. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Das afghanische Informationsministerium gibt die Mobilisierung <strong>von</strong> rund 40.000 Mitgliedern der<br />

„Demokratischen (kommunistischen) Volkspartei“ DVPA bekannt.<br />

11. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Staats- und Parteichef Mohammed Najibullah beschuldigt Pakistan, Truppen an der<br />

gemeinsamen Grenze zu massieren und einen Angriff zu planen.<br />

14. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

In Rawalpindi in Pakistan findet ein großes Treffen der Mujaheddin statt, die eine Gegenregierung zu<br />

der Regierung in Kabul bilden. Das Treffen war am 8. Februar aufgrund <strong>von</strong> Streitigkeiten über die<br />

Sitzverteilung vertagt worden und wurde nunmehr ohne Beteiligung der „Nationalen Befreiungsfront“<br />

ANLF und der im Iran ansässigen schiitischen Mujaheddin wieder aufgenommen. Die<br />

„Interimsregierung“ hat ihren Sitz in Peshawar in der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa am<br />

östlichen Ausgang des Khyber-Passes, der nach Afghanistan führt. Folgende Positionen werden<br />

namentlich vergeben: Präsident: Sibghatullah Mojadedi, Ministerpräsident: <strong>Ab</strong>u Sayyaf,<br />

Außenminister: Gulbuddin Hekmatyar. Die Schiiten sehen sich unterrepräsentiert und beteiligen sich<br />

nicht.


15. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Exakt nach Zeitplan verlässt als letzter sowjetischer Soldat der Oberbefehlshaber der 40. Roten Armee<br />

Generalleutnant Generalleutnant Boris Wsewolodowitsch Gromow Afghanistan. Die sowjetische<br />

Regierung gibt bekannt, dass sich die Sowjetarmee komplett aus Afghanistan zurückgezogen hat. Die<br />

sowjetische Intervention in Afghanistan ist damit nach über neun Jahren beendet. Die Kämpfe<br />

zwischen den Mujaheddin und Regierungstruppen gehen jedoch unvermindert weiter. Ziel der<br />

Mujaheddin ist die <strong>Ab</strong>setzung des Präsidenten Mohammed Najibullah.<br />

18. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

(USA)<br />

Die afghanische Regierung verhängt über das ganze Land den Ausnahmezustand und formiert einen<br />

Obersten Verteidigungsrat. Zudem ersetzt Staatschef Mohammed Najibullah bisher parteilose Minister<br />

durch Mitglieder seiner DVPA. Die Befugnisse des Parlaments gehen vorübergehend auf den Ministerrat<br />

über. Najibullah erklärt in einer Botschaft an die Nation, die <strong>von</strong> Pakistan und den USA unterstützten<br />

Rebellen verschärften den Konflikt im Lande und vereitelten alle Friedensbemühungen.<br />

20. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Weil er nicht in den vor zwei Tagen umgebildeten Militärrat aufgenommen wurde, tritt<br />

Ministerpräsident Mohammed Hassan Sharq zurück.<br />

21. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Neuer Vorsitzender des neu gebildeten Exekutivausschusses des Ministerrates und damit faktisch neuer<br />

Regierungschef wird Sultan Ali Kishdmand. Die Regierung wird weiter <strong>von</strong> Staats- und Parteichef<br />

Mohammed Nadjibullah geleitet.<br />

23. Februar 1989<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Mujaheddin ernennen auf ihrer Schura in Rawalpindi Sibghatullah Mujaddidi zum Präsidenten und<br />

<strong>Ab</strong>dul Rasul Sayyaf zum Ministerpräsidenten der Übergangsregierung. Mujaddidi studierte Jura an der<br />

Al-Azar-Universität in Kairo mit Magisterexamen (1953). Er war Lehrer an höheren afghanischen<br />

Schulen, dann an einer Lehrerbildungsanstalt in Kabul Lehrer für islamisches Recht und die Auslegung<br />

des Koran. Wegen eines angeblichen Attentatsversuches auf den früheren sowjetischen Staats- und<br />

Parteichef Nikita S. Chruschtschow saß Mujaddidi fünf Jahre im Gefängnis. Anschließend wurde er<br />

Leiter des islamischen Zentrums in Kopenhagen. Beim Ausbruch der kommunistischen „Revolution“<br />

bekam Mujaddidi Anschluss an den Widerstand, doch gilt seine Organisation als militärisch<br />

unbedeutend. Von der Beratenden Versammlung der Mujaheddin wurde der als gemäßigt geltende<br />

Mujaddidi zum Präsidenten einer Gegenregierung <strong>von</strong> Afghanistan gewählt. Der Premierminister der<br />

Gegenregierung, <strong>Ab</strong>dul Rasul Sayyaf, studierte ebenfalls an der Al-Azar-Universität in Kairo und war<br />

anschließend Scharia-Gelehrter. An der Universität <strong>von</strong> Kabul lehrte er bis 1974 Hadith-Wissenschaft.<br />

Unter dem kommunistischen Regime saß er fünf Jahre im Gefängnis und schloss sich nach seiner<br />

Freilassung schließlich in Pakistan dem Widerstand an. Die <strong>von</strong> ihm gegründete „Ittihad-e-Islami“ ist<br />

eine lose Koalition <strong>von</strong> vier kleineren Gruppen, in der saudischer <strong>Ein</strong>fluss sehr stark sein soll.<br />

Anfang März 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Es häufen sich Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Mujaheddin in mehreren Provinzen. <strong>Ein</strong><br />

Putschversuch in Kabul scheitert. Es kommt vor allem in der Stadt Dschalalabad zu blutigen Kämpfen,<br />

bei der die kämpfenden Mujaheddin direkt <strong>von</strong> Pakistan und indirekt <strong>von</strong> den USA unterstützt werden.<br />

Ziel der Mujaheddin ist es, die Stadt als vorläufigen Regierungssitz einnehmen zu wollen. Beide Seiten<br />

haben bereits nach wenigen Tagen mehrere tausend Tote zu beklagen.<br />

12. März 1989<br />

Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien<br />

Die Gegenregierung der afghanischen Mujaheddin tritt zum ersten Mal „symbolisch“ innerhalb<br />

Afghanistans zusammen. Saudi Arabien erkennt als erstes Land die Gegenregierung der Mujaheddin<br />

an.<br />

Mitte März 1989


Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Islamische Weltkonferenz (ICO)<br />

Die Gegenregierung der afghanischen Mujaheddin unter Sibghatullah Mujaddidi und <strong>Ab</strong>dul Rasul Sayyaf<br />

wird auf der Außenministertagung der islamischen Weltkonferenz ICO in Riad anerkannt.<br />

4. April 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung fordert eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates, um angebliche<br />

Hilfe Pakistans für die Mujaheddin sowie einen UN-Beistand für Friedensverhandlungen zu erörtern.<br />

12. April 1989<br />

Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Außenminister <strong>Ab</strong>dul Wakil wirft Pakistan vor dem UN-Sicherheitsrat<br />

Waffenlieferungen an die Mujaheddin vor; der pakistanische Vertreter Iqbal Akhund weist dies zurück,<br />

stimmt aber der Bitte <strong>von</strong> UN-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar um eine dauernde Präsenz <strong>von</strong><br />

UN-Vertretern im pakistanischen Gebiet zu.<br />

21. Mai 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Der am 18. Februar <strong>von</strong> der afghanischen Regierung über das ganze Land verhängte<br />

Ausnahmezustand wird um weitere sechs Monate verlängert.<br />

20. Juni 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Nach fortdauernden schweren Kämpfen gelingt es den Regierungstruppen nach eigenen Angaben, die<br />

vier Monate währende Belagerung Dschalalabads zu beenden.<br />

24. Juni 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Mahmud Baryalai, ein Bruder des 1986 gestürzten Ministerpräsidenten Babrak Karmal, wird zum 1.<br />

Stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt. Dies wird als Versuch Mohammed Najibullahs gewertet,<br />

seine Khalq-Fraktion mit der verfeindeten Parcham-Fraktion zu versöhnen.<br />

29. Juni 1989<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der neue US-Sonderbeauftragte bei der afghanischen Exil-Regierung, Peter Tomsen, erklärt, die USA<br />

hätten einen Vorschlag der Sowjetunion abgelehnt, die Waffenlieferungen der beiden Großmächte an<br />

die Bürgerkriegsparteien in Afghanistan einzustellen, da die Sowjetunion seit ihrem Rückzug „massiv“<br />

Waffen ins Land geschafft und die Regierung <strong>von</strong> Mohammed Najibullah unterstütz habe.<br />

Juli 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

In Afghanistan brechen offene Kämpfe zwischen den beiden größten Mujaheddin-Parteien aus. Die<br />

Hizb-e Islami des Usbeken Gulbuddin Hekmatyar kämpft gegen die Jamiat-e Islami des Tadschiken<br />

Burhanuddin Rabbani.<br />

Juli 1989<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Sowjetunion / Königreich<br />

Schweden<br />

Ende Juli kommt es in Stockholm zu einem zweitägigen sowjetisch-amerikanischen Fachleutetreffen<br />

über den Afghanistan-Konflikt.<br />

2. September 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Bei einem schweren Raketenangriff auf Kabul werden mindestens 60 Menschen getötet und über 50<br />

verletzt. Von den Kämpfen zwischen Mujaheddin und Regierungstruppen sind neben Kabul Kandahar,<br />

Khost, die Provinz Nangarhar und der Salang-Pass am stärksten betroffen.<br />

31. Oktober 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen gewinnen die Kontrolle über die Salangstraße zurück. Bei heftigen<br />

Kämpfen wurden 200 Rebellen getötet.<br />

26. November 1989


Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin unternehmen einen schweren Raketenangriff auf die afghanische Hauptstadt Kabul.<br />

30. November 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Im pakistanischen Peshawar versöhnen sich die afghanischen Rebellenführer Gulbuddin Hekmatyar <strong>von</strong><br />

den „Hisb-e Islami“ und Burhanuddin Rabbani <strong>von</strong> den „Jamiat-e Islami“.<br />

Dezember 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung meldet die Aufdeckung einer Verschwörung. Die Verschwörer sollen Kontakt<br />

mit dem Rebellenführer Gulbuddin Hekmatyar haben.<br />

24. Dezember 1989<br />

Sowjetunion / Republik Afghanistan<br />

Der Volksdeputiertenkongress der UdSSR erklärt durch ein Mehrheitsvotum den Deutsch-Sowjetischen<br />

Nichtangriffspakt und seine Zusatzprotokolle vom 24. August 1939 „ex tunc“ für nichtig. Die Existenz<br />

der Zusatzprotokolle wurden <strong>von</strong> der Sowjetunion 50 Jahre lang geleugnet. Erst als Generalsekretär<br />

Michail Gorbatschow in diesem Jahr einen Untersuchungsausschuss unter der Leitung seines Vertrauten<br />

Alexander Jakowlew einsetzte, wurde das entsprechende Dokument veröffentlicht. Mit 1138 gegen 839<br />

Stimmen lehnt der Volksdeputiertenkongress den Antrag ab, die Streichung des Artikels 6 der<br />

Verfassung über die Führungsrolle der Partei in Staat und Gesellschaft auf die Tagesordnung zu setzen.<br />

Anschließend verurteilt der Kongress „politisch und moralisch“ den <strong>Ein</strong>marsch der Sowjetarmee in<br />

Afghanistan im Dezember 1979.<br />

Ende Dezember 1989<br />

Republik Afghanistan<br />

Aus Anlass des 10. Jahrestages der sowjetischen Invasion Afghanistans intensivieren die Mujaheddin<br />

die Raketenbombardements auf Kabul und auf Flughäfen im ganzen Land.<br />

Februar 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Interimsregierung der Mujaheddin übernimmt die Verwaltung <strong>von</strong> Kandahar.<br />

6. März 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Putsch des Kriegsministers Schah Nawaz Tanai, der als orthodoxer Kommunist gilt, gegen Präsident<br />

Mohammed Najibullah schlägt nach mehrtägigen schweren Kämpfen fehl. Tanai gelingt es jedoch, sich<br />

in die <strong>von</strong> den Mujaheddin kontrollierten Gebiete abzusetzen. Hintergrund des Umsturzversuches<br />

Tanais ist nach Ansicht westlicher Beobachter dessen Widerstand gegen die <strong>von</strong> Präsident Najibullah<br />

eingeleitete politische Umgestaltung. Neuer Verteidigungsminister wird der bisherige Innenminister<br />

Watanjar. Acht Spitzenfunktionäre der zu Tanai zählenden Khalq-Fraktion werden aus der Regierung<br />

entlassen.<br />

9. März 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der orthodoxe Kommunist und frühere Kriegsminister Schah Nawaz Tanai, der Anfang März einen<br />

vergeblichen Putsch gegen Präsident Mohammed Najibullah anführte, ruft über einen Radiosender zum<br />

Sturz der Regierung auf. Bei der nachfolgenden Verhaftungswelle werden etwa 3000 mutmaßliche<br />

Putschisten verhaftet.<br />

Mitte März 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der orthodoxe Kommunist und frühere Kriegsminister Schah Nawaz Tanai, der Anfang März einen<br />

Putsch gegen Präsident Mohammed Najibullah anführte, der jedoch fehlschlug, verbündet sich mit<br />

Gulbuddin Hekmatyar, dessen Islamische Partei innerhalb der Widerstandsbewegung als Vertreterin<br />

des radikal-fundamentalistischen Flügels gilt. Die übrigen Rebellenführer sehen in dem Putschversuch<br />

einen Machtkampf zwischen unterschiedlichen kommunistischen Fraktionen und lehnen eine<br />

Unterstützung Tanais ab.<br />

26. März 1990<br />

Republik Afghanistan


Das Mitglied der Demokratischen (kommunistischen) Volkspartei (DVPA), Farid Ahmad Mazdak, erklärt,<br />

dass der im Exil lebende afghanische König Zahir Schah zur Gründung einer „Friedensfront“ nach Kabul<br />

eingeladen wurde.<br />

Ende März 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah bekräftigt seinen Entschluss, Reformen im Land nach<br />

dem Vorbild der osteuropäischen Staaten durchzuführen und auf das Machtmonopol der<br />

kommunistischen Demokratischen Volkspartei zu bauen. Auf die Umbenennung der Partei, die für Mitte<br />

1990 vorgesehen ist, soll verzichtet werden.<br />

Mitte April 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Zwischen rivalisierenden Mujaheddin-Gruppen in der Provinz Helmand kommt es zu blutigen<br />

Auseinandersetzungen.<br />

3. Mai 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah hebt den seit Februar 1989 bestehenden<br />

Ausnahmezustand auf; eine nächtliche Ausgangssperre bleibt in Kabul weiterhin in Kraft. Der Oberste<br />

Verteidigungsrat wird aufgelöst.<br />

6. Mai 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah ernennt den bisherigen Ministerpräsidenten Sultan Ali<br />

Kishtmand zum Vizepräsidenten.<br />

8. Mai 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah ernennt Fazal Haq Khaliqyar zum neuen<br />

Ministerpräsidenten. Khaliqyar gehört der regierenden kommunistischen DVPA an. Er löst Sultan Ali<br />

Kishtmand ab, der vor zwei Tagen dieses Amt abgeben musste und zum Vizepräsidenten ernannt<br />

wurde.<br />

Ende Mai 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Mit der Verabschiedung entsprechender Verfassungsänderungen werden Voraussetzungen für den<br />

Übergang zum Mehrparteiensystem in Afghanistan geschaffen.<br />

28. Juni 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

In Kabul endet der zweitägige Kongress der regierenden „Demokratischen Volkspartei“ (DVPA), der<br />

zum ersten Mal nach 25 Jahren stattfindet. Der Kongress soll nach Wegen suchen, die Partei in eine<br />

„demokratische Organisation“ zu überführen. Als erster Schritt wird die Partei <strong>von</strong> „Parcham“ (Partei<br />

des Volkes) in „Watan“ (Partei der Heimat) umbenannt. Staats- und Parteichef Mohammed Najibullah<br />

erklärt in seinem Rechenschaftsbericht an den Kongress, die innerparteilichen Flügelkämpfe hätten<br />

dem Ansehen der Partei schwer geschadet. Die DVPA habe die Realitäten nicht verstanden, eine<br />

unausgewogene Außenpolitik betrieben und „überhastete Reformen“ durchgeführt. Der <strong>Ein</strong>marsch<br />

sowjetischer Truppen im Jahre 1979 sei Afghanistan schädlich gewesen, da Pakistan, die USA und<br />

zahlreiche andere westliche Staaten danach gegen die afghanische Regierung Partei ergriffen hätten.<br />

29. Juni 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Große Ratsversammlung beschließt auf Antrag der Regierung Verfassungsänderungen (Verfassung<br />

vom 30.11.1987) zur <strong>Ein</strong>führung eines politischen und wirtschaftlichen Pluralismus. Der islamische<br />

Charakter Afghanistan wird betont (kein Gesetz darf den „Prinzipien der heiligen Religion des Islam“<br />

widersprechen), die letzten Anklänge an sozialistische Vorstellungen werden aus der Verfassung<br />

getilgt.<br />

Mitte 1990<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Vier Millionen afghanische Flüchtlinge leben in Pakistan und zwei Millionen im Iran. Neben dem<br />

anhaltenden Bürgerkrieg ist die katastrophale wirtschaftliche Lage Hauptgrund für den mangelnden


Rückkehrwillen dieser Menschen. Da die Ernteerträge auf etwa 50 bis 60 Prozent der Vorkriegserträge<br />

zurückgegangen sind, sind vor allem im Norden Hunderttausende vom Hunger bedroht. <strong>Ein</strong>e<br />

Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion wird unter anderem dadurch erschwert, dass etwa 50<br />

Prozent der Bewässerungskanäle zerstört sind. Zudem ist die Bestellung der Äcker wegen der<br />

Verminung weiter Landesteile für die Bauern mit großen Gefahren verbunden.<br />

2. August 1990<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Im sowjetischen Irkutsk kommen US-Außenminister James Baker und sein sowjetischer Amtskollege<br />

Eduard Schewardnadse überein, für Afghanistan freie Wahlen anzustreben.<br />

10. August 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>e Antonow An-12 der afghanischen Luftwaffe verunglückt kurz nach dem Start bei Shindand, im<br />

Westen Afghanistans. Alle 83 Insassen sterben.<br />

29. August 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah erklärt vor der Nationalversammlung seine<br />

Bereitschaft zum Rücktritt, falls dies seinem Land den Frieden bringen könne.<br />

11. September 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah erlässt ein Dekret, das Richtlinien zur Bildung neuer<br />

politischer Parteien enthält und das Machtmonopol der regierenden Demokratischen<br />

(kommunistischen) Volkspartei DVPA aufhebt.<br />

5. Oktober 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin bringen die gesamte Provinz Uruzgan mit ihrer Garnisonstadt Tarin Kut unter ihre<br />

Kontrolle. Zum ersten Mal gelingt es den Rebellen eine Stadt einzunehmen. Tarin Kut hat eine<br />

Bevölkerung <strong>von</strong> etwa 100.000 <strong>Ein</strong>wohnern.<br />

Mitte Oktober 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin beginnen eine erneute Offensive auf die afghanische Hauptstadt Kabul.<br />

22. November 1990<br />

Republik Afghanistan / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah verhandelt in Genf mit gemäßigten Vertretern der<br />

Mujaheddin um eine politische Lösung. Es wird vermutet, dass Najibullah die Rückkehr des ehemaligen<br />

Königs Zahir Schah aus dem Exil anstrebt.<br />

6. Dezember 1990<br />

Republik Afghanistan / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah unterbreitet in Genf den Mujaheddin-Führern seinen<br />

Friedensplan, der eine Übergangsregierung mit Beteiligung der Mujaheddin vorsieht.<br />

10. Dezember 1990<br />

Republik Afghanistan / Republik Indien / Sowjetunion<br />

Nach Angaben <strong>von</strong> Widerstandskreisen im indischen Exil setzen sich zahlreiche der in Afghanistan<br />

regierenden Watan-Partei nahestehende Familien in die Sowjetunion ab.<br />

Vereinte Nationen (UN) / Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Prinz Sadruddin Aga Khan, UN-Koordinator für Afghanistan-Hilfsprogramme, teilt mit, dass er sein Amt<br />

zum Ende des Monats niederlegen will.<br />

11. Dezember 1990<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah eröffnet eine Nationale Kommission unter der Leitung<br />

<strong>von</strong> Ministerpräsident Fazal Haq Khaliqyar.<br />

17. Dezember 1990<br />

Republik Afghanistan


� Präsident Mohammed Najibullah ruft zur Minenräumung im ganzen Land auf.<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf Kandahar fordert 16 Tote und Dutzende Verletzte.<br />

1. Januar 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Seit Beginn der Minenräumaktionen der Vereinten Nationen wurden etwa 12.000 der mutmaßlich<br />

vorhandenen 30 Millionen Minen entschärft.<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Republik Indien<br />

In Ostafghanistan, Nordpakistan und Nordindien erschüttert <strong>Ein</strong> Erbeben der Stärke 6,8 die Erde. Etwa<br />

1700 Menschen sterben.<br />

3. Januar 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah erneuert sein Angebot zu Friedensgesprächen an die<br />

Mujaheddin nach zwölf Jahren Bürgerkrieg.<br />

10. Januar 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Sowjetunion nimmt die nach dem <strong>Ab</strong>zug der Roten Armee aus Afghanistan eingestellte<br />

Erdgasförderung in Nordafghanistan wieder auf.<br />

2. Februar 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Bei einem schweren Erdbeben mit dem Epizentrum im Hindukusch nordöstlich <strong>von</strong> Kabul kommen in<br />

Afghanistan vier Menschen ums Leben.<br />

11. Februar 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul fordert 7 Tote und 5 Verletzte.<br />

13. Februar 1991<br />

Republik Afghanistan / Königreich Saudi Arabien<br />

Bei den in Saudi-Arabien stationierten alliierten Truppen treffen 300 afghanische Mujaheddin als<br />

Freiwillige im Golfkrieg ein.<br />

15. Februar 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die regierende Watan-Partei Afghanistan schließt die orthodoxen Kommunisten Missak und Kaihani aus<br />

ihrer Partei aus.<br />

14. März 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin beginnen Angriffe auf die Stadt Khost.<br />

18. März 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Bei den Kämpfen um Khost und Herat erleiden die Regierungstruppen schwere Verluste. Bei einem<br />

Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul kommen zwei Menschen ums Leben und sieben werden<br />

verletzt.<br />

21. März 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin erobern den Flughafen <strong>von</strong> Khost. Mit der <strong>Ein</strong>nahme des zweitgrößten Militärflughafens<br />

in Khost erringen die Mujaheddin den größten militärischen Erfolg seit <strong>Ab</strong>zug der sowjetischen<br />

Truppen. Die Garnisonstadt galt als Vorposten Kabuls gegen die Widerstandsgruppen. Die Mujaheddin<br />

beherrschen nunmehr vier Fünftel des Landes.<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die afghanische Regierung bezichtigt Pakistan der militärischen <strong>Ein</strong>mischung.<br />

Sowjetunion / Islamische Republik Iran<br />

Der Sonderbotschafter der Sowjetunion Alexej Kosyrew führt in Teheran Gespräche mit der Führung<br />

der schiitischen Hisb-i Wahdat.<br />

27. März 1991


Republik Afghanistan<br />

Die Regierungstruppen unternehmen einen Entlastungsangriff im Süden <strong>von</strong> Khost.<br />

Republik Afghanistan / Welt<br />

Die Organisation Amnesty International fordert die afghanische Regierung zur Beachtung der<br />

Menschenrechte gegenüber politischen Gefangenen auf.<br />

28. März 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Sowjetunion will ihre bisherige Hilfe <strong>von</strong> jährlich 3,6 Milliarden US-Dollar für das Najibullah-Regime<br />

in Kabul fortsetzen.<br />

31. März 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Den afghanischen Regierungstruppen gelingt es, den Mujaheddin-Angriff auf Khost zurückzuschlagen.<br />

Gleichzeitig beginnen Kämpfe um Jaji Maidan.<br />

1. April 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Den Mujaheddin gelingt die endgültige <strong>Ein</strong>nahme <strong>von</strong> Khost. 2000 Regierungssoldaten werden<br />

gefangen genommen, die Hälfte <strong>von</strong> ihnen läuft zu den Mujaheddin über. Die Mujaheddin setzen in<br />

Khost unverzüglich einen „Kommandorat“ zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung ein.<br />

2. April 1991<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die afghanische Regierung erneuert ihren Vorwurf der militärischen <strong>Ein</strong>mischung an Pakistan. Pakistan<br />

wiederum bittet den UN-Generalsekretär um Vermittlung <strong>von</strong> Friedensverhandlungen. Das<br />

Internationale Rote Kreuz (IKRK) beginnt <strong>von</strong> Peshawar aus eine Hilfsaktion für Khost. Auch der<br />

afghanische Außenminister <strong>Ab</strong>dul Wakil informiert den UN-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar über<br />

die Situation in Afghanistan.<br />

3. April 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Regierungstruppen auf Khost fordert mindestens 10 Tote und 30 Verletzte.<br />

5. April 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Kampfflugzeuge der Regierungstruppen unternehmen einen Luftangriff auf Khost.<br />

10. April 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin beabsichtigen nach der <strong>Ein</strong>nahme der Stadt Khost am 2. April nunmehr die Eroberung<br />

<strong>von</strong> Gardez.<br />

11. April 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Republik Zypern / Sowjetunion<br />

(Armenien)<br />

Der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan Benon Vahe Sevan nimmt in Kabul Verhandlungen mit<br />

Präsident Najibullah auf. Sevan ist Zypriote armenischer <strong>Ab</strong>stammung.<br />

12. April 1991<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Mujaheddin teilen mit, dass sie die pakistanische Friedensinitiative für Afghanistan ablehnen.<br />

16. April 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen töten zwei Mujaheddin-Kommandanten.<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Sowjetunion / Vereinigte Staaten<br />

<strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die Regierung <strong>von</strong> Kabul beschwert sich formell bei den USA und der Sowjetunion über pakistanische<br />

<strong>Ein</strong>mischungen in ihre Angelegenheiten.<br />

22. April 1991<br />

Republik Afghanistan


Bei einem Raketenangriff <strong>von</strong> Regierungstruppen auf Asadabad kommen 300 Menschen ums Leben und<br />

500 werden verletzt. Die Mujaheddin nehmen 60 Regierungsposten bei Sar-e Pul ein, wobei 70<br />

Menschen ums Leben kommen. Außerdem erobern die Mujaheddin 30 Dörfer nahe der Grenze zur<br />

Sowjetunion.<br />

30. April 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin lehnen weiterhin eine politische Lösung des Krieges ab. In der Provinz Khost finden<br />

Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den Mujaheddin statt. Truppen der Hisb-i Islami<br />

bombardieren Regierungsstellungen bei Gardez. <strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul fordert<br />

neun Tote.<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Regierung <strong>von</strong> Kabul erneuert ihren <strong>Ein</strong>mischungsvorwurf an Pakistan.<br />

4. Mai 1991<br />

Vereinte Nationen (UN) / Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Außenminister <strong>Ab</strong>dul Wakil wirft auf der UN-Sitzung in New York Pakistan vor, die<br />

Mujaheddin bei der <strong>Ein</strong>nahme <strong>von</strong> Khost aktiv unterstützt zu haben und protestiert dagegen bei UN-<br />

Generalsekretär Pérez de Cuéllar. Die UN fordert alle ausländischen Mächte zum Verzicht in<br />

Afghanistan auf.<br />

13. Mai 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die USA kündigen das Ende der Unterstützung für die Mujaheddin an.<br />

16. Mai 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin unter Führung <strong>von</strong> Ahmed Schah Massud erobern Khwaja Ghar. Außerdem<br />

unternehmen die Mujaheddin weitere Raketenangriffe auf Kabul.<br />

23. Mai 1991<br />

Vereinte Nationen (UN) / Republik Afghanistan<br />

UN-Generalsekretär Perez de Cuellar regt neue Afghanistan-Gespräche an und schlägt einen<br />

Friedensplan vor.<br />

24. Mai 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen unternehmen einen Raketenangriff auf Mujaheddin-Stellungen bei<br />

Khwaja Ghar. Dies fordert mindestens 20 Tote<br />

27. Mai 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die afghanische Regierung unterstützt den Friedensplan der UN.<br />

28. Mai 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Mujaheddin teilen mit, dass sie nur mit Regierungsmitgliedern verhandeln wollen, die nicht der<br />

Watan-Partei angehören.<br />

29. Mai 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung bietet den Mujaheddin einen Waffenstillstand auf verschiedenen Ebenen an.<br />

5. Juni 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>heiten der Mujaheddin unter Ahmed Schah Massud blockieren den Salang-Tunnel. Die afghanischen<br />

Regierungstruppen müssen schwere Verluste hinnehmen. Regierungstruppen erobern die Stadt<br />

Chadschagar zurück. Die Stadt war vor drei Wochen in die Hände der Rebellen gefallen.<br />

6. Juni 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong>e Überschwemmungskatastrophe in der afghanischen Provinz Jozjan fordert schätzungsweise<br />

bis zu 5000 Tote.


� Die afghanische Regierung kauft den Mujaheddin Khwaja Ghar ab.<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Luftwaffe der afghanischen Regierungstruppen bombardiert versehentlich den sowjetischen<br />

Grenzort Namadguti-Pojen. Vier Menschen kommen dort ums Leben.<br />

7. Juni 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Regierung <strong>von</strong> Afghanistan entschuldigt sich in Moskau für die gestrige Bombardierung des<br />

Grenzortes Namadguti-Pojen, bei dem vier Menschen ums Leben kamen.<br />

18. Juni 1991<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Unter <strong>Ein</strong>schluss der schiitischen Widerstandsgruppen berät in Peshawar eine 28köpfige Mujaheddin-<br />

Kommission über einen Friedensplan in Afghanistan.<br />

19. Juni 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Sowjetunion verstärkt ihre Waffenlieferungen an das Regime <strong>von</strong> Mohammed Najibullah.<br />

20. Juni 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Der ehemalige Präsident <strong>von</strong> Afghanistan Babrak Karmal kehrt nach fünf Jahren aus seinem Exil in<br />

Moskau wieder nach Afghanistan zurück.<br />

25. Juni 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Vize-Regierungschef Baryalai wird aus seinem Amt entlassen.<br />

30. Juli 1991<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Zum <strong>Ab</strong>schluss einer Tagung in Islamabad akzeptieren der Iran, Pakistan und neun afghanische<br />

Rebellengruppen den UN-Plan für Afghanistan als mögliche Grundlage für die Beendigung des<br />

Bürgerkrieges, fordern jedoch erneut den Rücktritt <strong>von</strong> Präsident Mohammed Najibullah.<br />

3. Juli 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> <strong>von</strong> den Mujaheddin vorgeschlagener Friedensplan für Afghanistan scheitert am Streit über den<br />

<strong>Ein</strong>fluss der schiitischen Gruppen.<br />

Republik Afghanistan / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Der Schweizer Staatssekretär Jacobi reist zu Sondierungsgesprächen nach Kabul.<br />

5. Juli 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministers werden bei einer erfolgreichen<br />

Regierungsoffensive in der Provinz Wardak 405 Mujaheddin, unter ihnen auch ausländische<br />

Militärberater, getötet.<br />

7. Juli 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Zwei Amerikaner werden <strong>von</strong> schiitischen Mujaheddin entführt.<br />

15. Juli 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

� Afghanische Regierungstruppen beginnen eine Offensive gegen die Mujaheddin in den<br />

Nordprovinzen.<br />

� Drei sunnitische Widerstandsgruppen verabschieden eine gemeinsame Erklärung gegen eine<br />

Koalitionsregierung mit der zurzeit regierenden Watan-Partei.<br />

� Der ehemalige Staats- und Parteichef Babrak Karmal erklärt in einem Interview, er habe die<br />

sowjetische Afghanistan-Intervention vom Dezember 1979 nicht gebilligt. Er sei vor seiner<br />

Machtübernahme vor vollendete Tatsachen gestellt worden.<br />

5. August 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan


Vier UN-Mitarbeiter werden in die pakistanischen „Tribal Areas“ an der Grenze zu Afghanistan<br />

verschleppt.<br />

6. August 1991<br />

Republik Afghanistan / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Der Schweizer Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) Ghelew wird 60 Kilometer nördlich<br />

<strong>von</strong> Kabul <strong>von</strong> Mujaheddin entführt.<br />

16. August 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul fordert mindestens 30 Tote und 50 Verletzte.<br />

19. August 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanischen Regierungstruppen führen einen Luftangriff auf Mujaheddin-Stellungen in der Provinz<br />

Takhar aus, die über 100 Tote und 300 Verletzte fordern.<br />

Republik Afghanistan / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Die Mujaheddin lassen den am 6. August entführten Schweizer Mitarbeiter des Internationalen Roten<br />

Kreuzes (IKRK) Ghelew wieder frei.<br />

29. August 1991<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Königreich Saudi-Arabien<br />

Unter dem Vorsitz des iranischen Außenministers Dr. Ali Akbar Velayati findet in Teheran eine<br />

Afghanistan-Konferenz statt, die <strong>von</strong> der Hisb-i Islami und den beiden pro-saudi-arabischen<br />

Mujaheddinparteien Sayyaf und Khalis boykottiert wird.<br />

30. August 1991<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der pro-saudische Mujaheddinführer Maulavi Jamilur Rehman wird in Pakistan ermordet.<br />

3. September 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Lebensmittel- und Brennstofflieferungen aus der Sowjetunion an die <strong>von</strong> der Regierung noch<br />

gehaltenen Gebiete Afghanistans gehen drastisch zurück.<br />

10. September 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Kämpfe zwischen Mujaheddin und der Hisb-i Islami und pro-saudischen Anhängern Maulavi Jamilur<br />

Rehmans in der Provinz Kunar fordern 38 Tote.<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

<strong>Ein</strong>e sowjetische Delegation versichert in Kabul gegenüber der afghanischen Regierung die <strong>Ein</strong>haltung<br />

der Lieferverträge. Vor einer Woche waren die Lebensmittel- und Brennstofflieferungen aus der<br />

Sowjetunion drastisch zurückgegangen.<br />

13. September 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf den Kabuler Flughafen fordert mehrere Tote.<br />

15. September 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Sowjetunion<br />

Die USA und die Sowjetunion vereinbaren die endgültige <strong>Ein</strong>stellung ihrer Hilfe an die afghanischen<br />

Bürgerkriegsparteien bis Jahresende.<br />

16. September 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Sowjetunion<br />

Die Mujaheddin begrüßen das gestern geschlossene amerikanisch-sowjetische <strong>Ab</strong>kommen, das die<br />

endgültige <strong>Ein</strong>stellung der Hilfe für Afghanistan vorsieht, lehnen jedoch eine Feuerpause ab.<br />

18. September 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

2700 Tonnen Lebensmittel und Treibstoff aus der Sowjetunion erreichen die <strong>von</strong> der afghanischen<br />

Regierung gehaltene Hauptstadt Kabul.


19. September 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

� Der Führer der afghanischen Mujaheddingruppe „Partei des Islam“ „Hizb-i Islami“ Gulbuddin<br />

Hekmatyar und der Führer der Mujaheddingruppe der islamischen Partei Hisb-i Eslami (Chalis)<br />

bekräftigen ihre <strong>Ab</strong>lehnung <strong>von</strong> Friedensverhandlungen mit der Regierung.<br />

� Afghanische Intellektuelle künden die Gründung einer Demokratiebewegung in Afghanistan an.<br />

� Die afghanische Regierung bürgert den ehemaligen, im Exil lebenden König Mohammed Zahir<br />

Schah wieder ein.<br />

20. September 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die afghanischen Rebellen müssen bei der Schlacht um die Stadt Gardes eine Niederlage hinnehmen.<br />

Bei einer der schwersten Auseinandersetzungen des Bürgerkrieges kommen auf beiden Seiten mehrere<br />

hundert Menschen ums Leben.<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Sowjetunion lädt mit Sibghatullah Mujaddidi erstmals einen Mujaheddin-Vertreter zu Gesprächen<br />

nach Moskau ein.<br />

24. September 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Muhaheddin beginnen eine Offensive auf Gardez.<br />

27. September 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah schlägt erneut die Bildung einer Koalitionsregierung<br />

aus Watan-Partei, Monarchisten und Mujaheddin vor.<br />

1. Oktober 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

� Afghanische Regierungstruppen fliegen Angriffe gegen Mujaheddin-Stellungen bei Gardez.<br />

� Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah bietet die <strong>Ab</strong>haltung <strong>von</strong> Kommunalwahlen<br />

unter Aufsicht der UN an. Allerdings beabsichtigt er nicht, zurückzutreten.<br />

5. Oktober 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

In Kabul finden Protestkundgebungen gegen die Fortsetzung des Bürgerkrieges statt.<br />

6. Oktober 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul fordert ein Todesopfer und 18 Verletzte. Der Flughafen<br />

wird vorübergehend geschlossen.<br />

8. Oktober 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

� Im Kampf um die Stadt Gardez verzeichnen die Mujaheddin hohe Verluste.<br />

� Der afghanische Ministerpräsident Fazal Haq Khaliqyar kündigt offizielle Friedensgespräche<br />

zwischen Regierung und Mujaheddin im Laufe des Monats an; fundamentalistische Mujaheddin<br />

lehnen erneut ab und wollen die Kämpfe ausweiten.<br />

11. Oktober 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Mehr als 100 Mujaheddin kommen bei Bombardements ihrer Stellungen nahe der umkämpften Stadt<br />

Gardez ums Leben.<br />

22. Oktober 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der entführte amerikanische Tierarzt Lewis wird <strong>von</strong> schiitischen Mujaheddin wieder freigelassen.<br />

25. Oktober 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die afghanische Regierung bittet die Sowjetunion um zusätzliche Hilfsgüter; diese hat jedoch am 15.<br />

September auf einem Gipfeltreffen mit Vertretern der USA beschlossen, bis Jahresende ihre<br />

Hilfsgütersendungen an das Nachbarland einzustellen.


31. Oktober 1991<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die USA stellen ihre Militärhilfe an die Mujaheddin endgültig ein, obwohl sie am 15. September auf<br />

einem Gipfeltreffen mit der Sowjetunion beschlossen hatte, erst am Ende des Jahres die<br />

Hilfssendungen einzustellen.<br />

5. November 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Mohammed Najibullah spricht sich für freie Wahlen aus und erklärt sich zu<br />

einem eventuellen Rücktritt bereit.<br />

Republik Afghanistan / Italienische Republik<br />

Auf den im römischen Exil lebenden ehemaligen afghanischen König Mohammed Zahir Schah wird ein<br />

Attentat verübt, das jedoch fehlschlägt.<br />

9. November 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

<strong>Ein</strong>e Delegation der Mujaheddin unter der Führung <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbani reist zu<br />

Friedensgesprächen nach Moskau. Die Gespräche sollen sechs Tage dauern.<br />

14. November 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Sowjetunion gibt grünes Licht für demokratische Wahlen in Afghanistan und nimmt dabei auch die<br />

Niederlage des Kommunisten und amtierenden Präsidenten Mohammed Najibullah in Kauf.<br />

27. November 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Sowjetunion übergibt der Kabuler Regierung Karten mit der Lage der <strong>von</strong> der Roten Armee in<br />

Afghanistan angelegten Minenfelder.<br />

17. Dezember 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Die Sowjetunion stellt ihre Waffenlieferung an die afghanischen Regierungstruppen endgültig ein.<br />

20. Dezember 1991<br />

Republik Afghanistan / Sowjetunion<br />

Im Austausch gegen 30 in Kabul inhaftierte Rebellen lassen die Mujaheddin gefangene sowjetische<br />

Soldaten frei.<br />

30. Dezember 1991<br />

Republik Afghanistan<br />

Raketenangriffe der Mujaheddin auf Kabul, Herat und Dschalalabad fordern 19 Tote und 50 Verletzte.<br />

1. Januar 1992<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Russische Föderation<br />

Die USA und Russland stellen die Waffenlieferungen nach Afghanistan ein. Der auf ethnischen und<br />

religiösen Gegensätzen beruhende Bürgerkrieg wird zwischen den Mudschaheddin-Gruppen fortgeführt.<br />

7. Januar 1992<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die afghanische Mujaheddin-Organisation „Hisb-i Wahdat“ lässt ihre amerikanische Geisel Joel de Hart<br />

frei.<br />

29. Januar 1992<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN kündigt eine neue Friedensinitiative für Afghanistan an und schlägt ein Treffen <strong>von</strong> 150<br />

Vertretern der Bürgerkriegsparteien auf neutralem Territorium vor.<br />

28. Februar 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul fordert 3 Todesopfer.<br />

18. März 1992


Republik Afghanistan<br />

Präsident Mohammed Najibullah erklärt sich bereit, auf die Teilnahme an einer künftigen neutralen<br />

Übergangsregierung zu verzichten. Er nimmt mit dieser Ankündigung einen UNO-Friedensplan vorweg,<br />

der die <strong>Ein</strong>setzung einer überparteilichen Übergangsregierung vorsieht.<br />

25. März 1992<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sonderbotschafter Benon Sevan trifft sich in Kabul zu Gesprächen mit dem afghanischen<br />

Präsidenten Mohammed Najibullah.<br />

Republik Afghanistan<br />

In Kabul explodiert ein Munitionslager der Regierungstruppen.<br />

10. April 1992<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Nach mehrwöchigen Sondierungsgesprächen des UN-Sonderbotschafters Benon Sevan mit der<br />

Regierung und den Mujaheddin-Gruppen sowie den Anrainerstaaten Iran und Pakistan gibt UN-<br />

Generalsekretär Butros Butros-Ghali in Genf die ausgehandelten Bedingungen für eine Befriedung<br />

Afghanistans bekannt, die mit Ausnahme der radikalen Mujaheddin-Gruppierungen <strong>von</strong> allen akzeptiert<br />

werden. Vorgesehen ist die <strong>Ab</strong>lösung der Regierung <strong>von</strong> Präsident Mohammed Najibullah am 28. April<br />

durch einen neutralen Interimsrat, dessen Aufgabe die Vorbereitung einer Friedenskonferenz unter UN-<br />

Schirmherrschaft sein soll. Mit dem nun absehbaren Ende des Bürgerkrieges brechen verstärkt<br />

Stammesgegensätze auf, die sich gegen die traditionelle Vorherrschaft der Paschtunen richten.<br />

14. April 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

Mujaheddin und desertierte Regierungssoldaten nehmen die Städte Charikar und Jabal-us-Seraj ein.<br />

Mitte April 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

In Nordafghanistan rebellieren Armeeoffiziere. Mezar-i-Sharif fällt an die Mujaheddin.<br />

15. April 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul fordert zwei Tote.<br />

� Die Mujaheddin erobern den wichtigen Luftwaffenstützpunkt Bagram.<br />

� Die „Watan“-Partei fordert die sofortige <strong>Ein</strong>richtung eines Übergangsrates durch die Vereinten<br />

Nationen. Außerdem fordert sie den Präsidenten Mohammed Najibullah zum Verlassen des<br />

Landes auf.<br />

16. April 1992<br />

Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

� Mujaheddin-Verbände unter Ahmed Schah Massud marschieren in Kabul ein. Mohammed<br />

Najibullah wird gestürzt. Die verbleibenden Minister versuchen noch, eine neue Regierung zu<br />

bilden, während die Mujaheddin bereits die Macht übernehmen. <strong>Ein</strong>e Übergangsregierung unter<br />

Sibghatullah Mujaddidi aus fünf der insgesamt neun Mujaheddin-Gruppen (Fundamentalisten,<br />

Gemäßigte und Traditionalisten) wird zur Vorbereitung der Demokratie eingesetzt und der<br />

Bürgerkrieg für beendet erklärt. Die <strong>Ein</strong>führung islamischer Rechtssprechung (Scharia) wird<br />

beschlossen (z.B. werden Gebetsverweigerung und <strong>Ab</strong>kehr vom Islam mit dem Tod bestraft,<br />

außerehelicher Geschlechtsverkehr mit Steinigung). Das Kämpfen und Morden auf beiden Seiten<br />

bedeutete für rund 1,5 Millionen Menschen den Tod, weitere 1,7 Millionen wurden durch Minen<br />

zu Krüppeln gemacht). Hunger und Angst ließen in den letzten dreizehn Jahren fast fünf<br />

Millionen Menschen (rund ein Viertel der Zivilbevölkerung) die beschwerliche und gefährliche<br />

Flucht über die Berge in die umliegenden Staaten - vor allem nach Pakistan und den Iran -<br />

wagen.<br />

� Generäle der Regierungsarmee unternehmen den Versuch, doch noch einmal die Macht zu<br />

übernehmen. Dem „Provisorischen Rat“ der regierungstreuen Offiziere gehören 4<br />

stellvertretende Regierungschefs, die Vorsitzenden der beiden Kammern des Parlaments, der<br />

Vorsitzende des Obersten Gerichtshofes und der Generalstaatsanwalt an.<br />

� Der Bürgerkrieg geht weiter, da die Warlords Rashid Dostum und Hekmatyar Präsident<br />

Mujaddidi bekämpfen. Zuvor beschränkten sich die Kampfhandlungen weitgehend auf ländliche<br />

Gebiete, doch nun werden auch die Städte immer mehr in Mitleidenschaft gezogen.<br />

17. April 1992


Republik Afghanistan<br />

� Nachdem am Vortag Mujaheddin-Verbände unter Ahmed Schah Massud mit der <strong>Ein</strong>nahme<br />

Kabuls begonnen haben, marschieren auch 2000 usbekische Milizionäre unter ihrem General<br />

<strong>Ab</strong>dul Rashid Dostum in Kabul ein.<br />

� Der faktisch gestürzte afghanische Präsident Mohammed Najibullah dankt offiziell ab.<br />

� Die Mujaheddin-Organisation Hisb-i Islami kündigt die Fortsetzung ihres Kampfes für einen<br />

„islamischen Staat“ an.<br />

� <strong>Ein</strong> Militärrat aus 45 Generälen und 17 Mujaheddin-Kommandanten übernimmt die<br />

Regierungsgeschäfte in Afghanistan. Der sunnitische Paschtune Gulbuddin Hekmatyar, der die<br />

Gruppe „Hisb-i Islami“ anführt, ist nicht beteiligt; seine Truppen stehen noch im Süden und<br />

Osten <strong>von</strong> Kabul.<br />

18. April 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

Die Truppen <strong>von</strong> Ahmed Schah Massud und <strong>Ab</strong>dul Rashid Dostum erobern die afghanische Hauptstadt<br />

Kabul vollständig und legen unverzüglich einen Verteidigungsring um die Stadt, um sie vor<br />

Rückeroberungen zu schützen. Ministerpräsident Fazal Haq Khaliqyar geht ins Exil.<br />

19. April 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

� Die Mujaheddin erobern Gardez, Herat, Maidan Shahr, Dschalalabad, Kandahar und die Provinz<br />

Paktia<br />

� Der parteilose bisherige Vizepräsident <strong>Ab</strong>dul Rahim Hatif tritt die offizielle Interims-<br />

Amtsnachfolge <strong>von</strong> Präsident Najibullah an.<br />

� Die Mujaheddin setzen in Kandahar einen 21köpfigen Verwaltungsrat zusammen mit dem<br />

bisherigen Provinzgouverneur ein.<br />

20. April 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

� Der noch im Amt befindliche afghanische Außenminister Wakil bezeichnet eine <strong>von</strong> Mujaheddin<br />

geführte Regierung als möglich.<br />

� Der sunnitische Paschtune und Führer der Gruppierung „Hisb-i Islami“ Gulbuddin Hekmatyar<br />

stellt der Übergangsregierung ein Ultimatum bis zum 26. April.<br />

� Der Hauptführer der Mujaheddin, Ahmed Schah Massud, lehnt eine Koalition mit der bisher<br />

regierenden Watan-Partei ab.<br />

� Die Übergangsregierung beschließt eine Generalamnestie.<br />

21. April 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

� Mujaheddin-<strong>Ein</strong>heiten der „Hisb-i Islami“ unter Gulbuddin Hekmatyar erobern Pul-e Alam.<br />

� Der afghanische Interims-Präsident <strong>Ab</strong>dulrahim Hatif erklärt sich zur endgültigen<br />

Machtübernahme durch die Mujaheddin bereit.<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sondergesandte Benon Sevan ruft zur Beendigung des Bürgerkrieges in Afghanistan auf.<br />

23. April 1992<br />

Republik Afghanistan<br />

� Der sunnitische Paschtune und Führer der Gruppierung „Hisb-i Islami“ Gulbuddin Hekmatyar<br />

erneuert sein am 20. April an die Übergangsregierung gestelltes Ultimatum.<br />

� Das afghanische Parlament setzt Präsident <strong>Ab</strong>dulrahim Hatif ab und ernennt ihn zum<br />

Vizepräsidenten.<br />

24. April 1992<br />

Islamischer Staat Afghanistan<br />

Die Republik Afghanistan gibt die Umbenennung des Landes in „Islamischer Staat Afghanistan“<br />

bekannt.<br />

Islamischer Staat Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Mujaheddin einigen sich in Peshawar auf einen 51köpfigen Übergangsrat ohne Beteiligung der<br />

bisherigen Regierungspartei „Watan“ und der Rebellenführer Gulbuddin Hekmatyar und Ahmed Schah<br />

Massud unter der Leitung <strong>von</strong> Sibghatullah Mujaddidi, der der Führer der Afghanischen Nationalen<br />

Befreiungsfront „Jabha Najat-e Melli“ ist. <strong>Ein</strong> 10köpfiger „Höchster Führungsrat“ aus Vorsitzenden der<br />

wichtigsten Rebellengruppen fungiert als höchstes Exekutivorgan.


25. April 1992<br />

Islamischer Staat Afghanistan<br />

Weitere Anhänger verschiedener Mujaheddin-Gruppierungen marschieren in Kabul ein. Es kommt an<br />

mehreren Orten zu heftigen Kämpfen der Mujaheddin-Gruppen untereinander. Die Regierungsarmee<br />

übergibt das Kommando über die Stadt an die Mujaheddin.<br />

26. April 1992<br />

Islamischer Staat Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Mujahedin übernehmen alle Städte und Garnisonen <strong>von</strong> der Regierungsarmee. Nach einer<br />

Übereinkunft in Peshawar ("Peshawar Accord") übernimmt ein 51 köpfiger provisorischer Kriegsrat, der<br />

<strong>von</strong> den Peshawar-Parteien beherrscht wird, die Macht in Kabul, Ustad A. S. Farid (Hizb-e Hekmatyar)<br />

Premierminister, Ahmad Shah Massud (Jamiat) Kriegsminister. Gulbuddin Hekmatyar begibt sich trotz<br />

nomineller Regierungsbeteiligung seiner Partei in die Opposition, ebenso die meisten schiitischen<br />

Parteien. Der Bürgerkrieg um Kabul beginnt. In vielen Provinzen etablieren sich wieder zivile<br />

Verwaltungen. Dort schreitet der Wiederaufbau mit Hilfe internationaler Organisationen rasch voran.<br />

<strong>Ab</strong>dul Sabur Farid wird zum neuen Ministerpräsidenten <strong>von</strong> Afghanistan ernannt. Die Wahl eines<br />

Präsidenten steht noch aus.<br />

27. April 1992<br />

Islamischer Staat Afghanistan<br />

Trotz des geschlossenen Waffenstillstandsabkommens kommt es zu weiteren Kämpfen zwischen<br />

Jamiat-e Islami und Hisb-i Islami im Süden Kabuls. Hisb-i-Islami-Kämpfer stürmen dabei eine<br />

Polizeistation.<br />

Islamischer Staat Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Islamische Republik Pakistan<br />

Unter pakistanischer und saudi-arabischer Vermittlung wird eine Waffenruhe zwischen den<br />

verfeindeten Mujaheddin-Parteien <strong>von</strong> Ahmed Schah Massud und Gulbuddin Hekmatyar ausgehandelt.<br />

28. April 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

� Übergangspräsident Sibghatullah Mujaddidi trifft aus Pakistan kommend in Kabul ein und<br />

übernimmt offiziell die Macht. Er verkündet eine Generalamnestie für Najibullah-Anhänger und<br />

fordert eine Entschuldigung bei Gulbuddin Hekmatyar für Angriffe auf Truppen <strong>von</strong> Ahmed<br />

Schah Massud. Mujaddidi ernennt Sayed Solaiman Gailani zum Außenminister und Ahmed<br />

Schah Massud zum Verteidigungsminister. Pir Sayyed Gailani erklärt für den Fall der<br />

<strong>Ein</strong>beziehung Gulbuddin Hekmatyars oder <strong>Ab</strong>dul Sabur Farid Kuhestanis seine Aufkündigung des<br />

Regierungsbündnisses. Außerdem wird die „Islamische Republik Afghanistan“ ausgerufen.<br />

� Gulbuddin Hekmatyar benennt seinen Kommandanten Ustad Farid als Ministerpräsidenten.<br />

� Im Süden Kabuls finden weiterhin Kämpfe zwischen Jamiad-e Islami und Hisb-i Islami statt. Seit<br />

Beginn der Kämpfe am 25. April gibt es mindestens 20 Tote und 220 Verletzte.<br />

1. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Übergangspräsident Sibghatullah Mujaddidi erklärt den afghanischen<br />

Bürgerkrieg für beendet. Allein in Kabul forderte der Bürgerkrieg mindestens 25.000 Menschenleben.<br />

Die Stadt ist weitestgehend zerstört. Hunderttausende <strong>von</strong> Menschen sind auf der Flucht.<br />

Menschenrechtsverletzungen wie Mord, Folter, Vergewaltigung, Geiselnahme, Verschwindenlassen<br />

politischer Gegner, Verstümmerlung und erniedrigende Strafen finden täglich statt. Opiumanbau und<br />

Drogenhandel sind der wichtigste Wirtschaftszweig Afghanistans.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die USA sagen Afghanistan 50 Millionen Dollar Wiederaufbauhilfe zu.<br />

3. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Usbekistan<br />

Usbekische Milizionäre verüben Plünderungen und Brandstiftungen in Kabul.<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

100 Lastkraftwagen mit Lebensmitteln erreichen Kabul.<br />

4. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Hisb-i Islami auf Kabul fordert 30 Tote und 100 Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Europäische Union<br />

Die Europäische Union kündigt eine Million DM medizinische Soforthilfe für Afghanistan an.


5. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der Führer der Mujaheddingruppe Dschamiat-e Islami (Islamische Union), Ahmed Schah<br />

Massud, greift südlich <strong>von</strong> Kabul Bergstellungen der Mujaheddin <strong>von</strong> Hisb-e Islami (Partei des<br />

Islam) <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar mit Panzern und Artillerie an.<br />

� Ayatollah Mohseni, das geistliche Oberhaupt der Schiiten, tritt für die Beteiligung <strong>von</strong> Gulbuddin<br />

Hekmatyar an der Regierung ein.<br />

6. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der afghanische Übergangsrat beruft 36 führende Mujaheddin zu Ministern.<br />

� Die afghanische Regierung und der Führer der Hisb-e Islami, Gulbuddin Hekmatyar, schließen<br />

einen Waffenstillstand.<br />

8. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Übergangsregierung beschließt die <strong>Ein</strong>führung islamischer Gesetze. Die <strong>Ein</strong>nahme <strong>von</strong><br />

Rauschmitteln und der Handel mit Alkohol werden unter Strafe gestellt. Frauen müssen sich in der<br />

Öffentlichkeit verschleiern. Die Bestrafungen nach der Scharia sehen wie folgt aus:<br />

� <strong>Ab</strong>fall vom islamischen Glauben – Todesstrafe<br />

� Verweigerung der Gebetspflicht – Todesstrafe<br />

� Sex mit einer anderen Person als dem Ehepartner – Steinigung<br />

� Sexuelle Handlungen mit Gleichgeschlechtlichen – Steinigung<br />

� Sex mit einer Person, ohne verheiratet zu sein – 100 Peitschenhiebe<br />

� Verleumdung wegen Unzucht – 80 Peitschenhiebe<br />

� Erstmals begangener Diebstahl – <strong>Ab</strong>schlagen der rechten Hand<br />

� Diebstahl im Wiederholungsfall – <strong>Ab</strong>schlagen des linken Fußes<br />

� Straßenraub – <strong>Ab</strong>schlagen <strong>von</strong> Hand und Fuß<br />

� Straßenraub und Todschlag – Hinrichtung<br />

� Genuss alkoholischer Getränke – 40-80 Peitschenhiebe<br />

Islamische Republik Afghanistan / Volksrepublik China<br />

Afghanen in Beijing treten in einen Hungerstreik, um ihre Anerkennung als Flüchtlinge durchzusetzen.<br />

10. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der neue Verteidigungsminister Afghanistans, der Mujaheddinführer Ahmed Schah Massud<br />

(Dschamiat-e Islami – Islamische Union) bestätigt den früheren Generalstabschef Assef Delawar<br />

in seinem Amt.<br />

� Der frühere Oberste Richter Afghanistans, Karim Shadan, wird <strong>von</strong> unbekannten Tätern<br />

ermordet.<br />

12. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die frühere afghanische kommunistische Regierungspartei „Watan“ wird <strong>von</strong> der neuen islamischen<br />

Regierung verboten.<br />

14. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Der russische Außenminister Andrej Wladimirowitsch Kosyrew besucht Kabul und sagt dort Hilfe beim<br />

Wiederaufbau zu.<br />

21. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Übergangsrat kündigt einen 5-Punkte-Plan zum <strong>Ab</strong>zug aller Oppositionsgruppen aus<br />

Kabul an.<br />

22. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Erneut finden Kämpfe zwischen Mujaheddin der Hisb-e Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar und der<br />

Dostum-Miliz in Kabul statt. Über Opfer wird nichts bekannt.<br />

25. Mai 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan


Am südlichen Stadtrand <strong>von</strong> Kabul finden wieder Kämpfe zwischen Mujaheddin der Hisb-e Islami <strong>von</strong><br />

Gulbuddin Hekmatyar und der Dostum-Miliz statt, die zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung<br />

fordern.<br />

4. Juni 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Streitigkeiten um die Besetzung <strong>von</strong> Ministerposten führen zu Kämpfen zwischen schiitischer Hisb-i<br />

Wahdat und sunnitischer Ittehad-e Islami in Kabul. Mehrere hundert Zivilisten werden vermisst.<br />

19. Juni 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Plündernde Dostum-Milizionäre eröffnen das Feuer auf Truppen des Verteidigungsministers Ahmed<br />

Schah Massud.<br />

20. Juni 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Mujaheddin der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar führen Artillerieangriffe auf Kabul durch. Die<br />

Dostum-Miliz vertreibt die Hisb-i Islami aus der Provinz Kunduz.<br />

28. Juni 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Übergangspräsident Sibghatullah Mujaddidi gibt – wie im <strong>Ab</strong>kommen vom 24. April vorgesehen – seine<br />

Macht an einen 10köpfigen Führungsrat, dem die Vorsitzenden der wichtigsten Rebellengruppen<br />

angehören, ab. Dieser ernennt den Chef der Jamiat-e Islami (Islamische Gesellschaft), den Tadschiken<br />

Burhanuddin Rabbani, zum neuen Übergangspräsidenten. Ministerpräsident wird Ustad <strong>Ab</strong>del Sabur<br />

Farid Kuhestani, der Stellvertreter Gulbuddin Hekmatyars bei der „Hisb-i Islami“. Bei den Feiern zum<br />

Regierungswechsel in Kabul werden über 20 Personen durch Querschläger bei Freudenschüssen<br />

verletzt. Der nicht zur Regierung gehörende Paschtunenführer Gulbuddin Hekmatyar bombardiert mit<br />

seinen Truppen weiterhin Kabul.<br />

Mitte 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Königreich Saudi-Arabien<br />

Zwischen der <strong>von</strong> Saudi-Arabien unterstützten Miliz Ittihad-i Islami und der vom Iran unterstützten<br />

Hezb-i Wahdat eskalieren die Spannungen, die schließlich in einen blutigen Krieg in Afghanistan führen.<br />

6. Juli 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Neuer afghanischer Ministerpräsident wird <strong>Ab</strong>dul Sabur Farid Kuhestani <strong>von</strong> der islamistischen Partei<br />

Hisb-i Islami. Er diente zuvor als Senator im Oberhaus des afghanischen Parlaments. Zuvor war er<br />

Kommandant der Mujaheddin seiner Provinz und Gefolgsmann Gulbuddin Hekmatyars. Farid erhält eine<br />

Leibgarte <strong>von</strong> 300 Kämpfern seiner Partei, die zu einem Drittel unter dem Kommando des<br />

Verteidigungsministers stehen. Die Stromversorgung Kabuls wird als Protest gegen die Entwaffnung<br />

<strong>von</strong> Mujaheddin verschiedener Parteien unterbrochen. Dem Ultimatum an die Dostum-Miliz zum<br />

Verlassen Kabuls schließen sich jetzt auch Burhanuddin Rabbani und Sajed Ahmed Gailani an. Gailani<br />

ist Chef der gemäßigten, monarchistisch ausgerichteten Mujaheddin-Gruppe Mahas-e Milli Islami<br />

(Nationale Islamische Front).<br />

10. Juli 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland sagt Pakistan 123 Millionen DM als Entwicklungshilfe<br />

zu. Das Geld soll unter anderem für afghanische Flüchtlinge verwendet werden.<br />

13. Juli 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der neue afghanischer Ministerpräsident <strong>Ab</strong>dul Sabur Farid Kuhestani <strong>von</strong> der islamistischen Partei<br />

Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar ruft die Afghanen zur <strong>Ein</strong>heit auf.<br />

14. Juli 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Afghanistan wird auf einen General der früheren kommunistischen Regierungsarmee ein<br />

Attentatsversuch unternommen, bei dem zwei der Angreifer getötet werden.<br />

19. Juli 1992


Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddingruppen Hisb-i Wahdat und die Ittehad-e Islami schließen ein<br />

Waffenstillstandsabkommen.<br />

23. Juli 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die iranische Regierung und die UN vereinbaren die Rückführung <strong>von</strong> 500.000 afghanischen<br />

Flüchtlingen bis März 1993.<br />

28. Juli 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung gibt ihre Unfähigkeit zur Soldzahlung an seine Soldaten bekannt.<br />

Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud bittet die Weltöffentlichkeit um Hilfe.<br />

29. Juli 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Iran sagt Afghanistan umfassende Wiederaufbauhilfe zu; beide Länder vereinbaren weitreichende<br />

wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit.<br />

4. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwischen verfeindeten Mujaheddin-Gruppen, Usbekenmilizen und Regierungstruppen werden in Kabul<br />

heftige Kämpfe ausgetragen. Auch die Anhängers Gulbuddin Hekmatyars sind an den<br />

Auseinandersetzungen beteiligt.<br />

8. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei Kämpfen zwischen Mujaheddin der Hisb-i Wahdat, der Dostum-Miliz, Hisb-i Islami und Sayyaf-<br />

Anhängern fordern 24 Tote und 53 Verletzte. Die Villa des Hisb-e-Islami-Führers Gulbuddin Hekmatyar<br />

im südlichen Kabuler Vorort wird durch Raketen zerstört.<br />

10. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Kämpfe zwischen den Mujaheddin-Gruppen in Kabul erreichen mit 500 Toten und 1100 Verletzten<br />

einen blutigen Höhepunkt. Zehntausende flüchten aus der Hauptstadt.<br />

11. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali fordert die afghanischen Bürgerkriegsparteien zu<br />

Verhandlungen auf.<br />

12. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Hisb-e-Islami-Führer Gulbuddin Hekmatyar schlägt der Regierung unter der Voraussetzung,<br />

Wahlen in drei Monaten durchzuführen, einen Waffenstillstand vor. Die Dostum-Miliz zieht aus Kabul ab<br />

und die ehemals kommunistischen Verbände werden aufgelöst.<br />

13. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Das afghanische Verteidigungsministerium weist das gestern gestellte Waffenstillstandsangebot<br />

Gulbuddin Hekmatyars zurück.<br />

� Auf den zentralen Kabuler Bazarbezirk Jade-ye Maiwand wird ein Raketenangriff verübt, der<br />

Dutzende Tote und zahlreiche Verletzte fordert. Zwischen Regierungstruppen und Hisb-i Islami<br />

im Süden und Osten Kabuls finden weitere Kämpfe statt.<br />

� Der UN-Sicherheitsrat ruft erneut die afghanischen Bürgerkriegsparteien zu<br />

Verhandlungsbereitschaft auf.<br />

15. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Neuer afghanische Ministerpräsident <strong>Ab</strong>dul Sabur Farid Kuhestani <strong>von</strong> der islamistischen Partei Hisb-i<br />

Islami wird durch den Kommandanten der Mujaheddin, dem sunnitischen paschtunischen General<br />

Gulbuddin Hekmatyar ersetzt.


16. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Da die Angriffe der Truppen Gulbuddin Hekmatyars auf Kabul weiterhin anhalten, entlässt der<br />

afghanische Präsident Rabbani den Ministerpräsidenten Ustad <strong>Ab</strong>del Sabur Farid und schließt weitere<br />

Vertreter der „Hisb-i Islami“ aus der Übergangsregierung aus. Auf Kabul wird ein weiterer<br />

Raketenangriff verübt.<br />

17. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Mujaheddin-Gruppe Hisb-i Islami nimmt einen strategisch wichtigen Hügel in der Nähe des<br />

afghanischen Verteidigungsministeriums ein. Diese Kämpfe fordern wieder zahlreiche Tote.<br />

� Die afghanische Regierung schließt die Hisb-i Islami offiziell aus der Koalition aus und erklärt ihr<br />

den totalen Krieg.<br />

� General Dostum bittet die Vereinten Nationen um Intervention in Afghanistan.<br />

19. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Versuche pakistanischer Regierungsvertreter, auf den sunnitischen Paschtunen Gulbuddin Hekmatyar,<br />

der die Mujaheddin-Gruppe Hisb-i Islami (Partei des Islam) anführt, mäßigend einzuwirken, bleiben<br />

erfolglos.<br />

20. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierungsluftwaffe bombardiert den <strong>von</strong> der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar<br />

gehaltenen Luftwaffenstützpunkt Shindand.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan schließt auf Bitten der afghanischen Regierung die Grenze zu Afghanistan.<br />

21. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar nimmt zwei Regierungsstellungen am Salang-Pass ein.<br />

22. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Zum dritten Mal binnen weniger Wochen ruft der UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali die<br />

afghanischen Bürgerkriegsparteien zur Mäßigung auf.<br />

23. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Mujaheddin-Gruppe der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar führt einen weiteren<br />

Raketenangriff auf Kabul durch. Der strategisch wichtige Hügel, den die Mujaheddin am 17.<br />

August genommen hatten, wird <strong>von</strong> Regierungstruppen zurückerobert.<br />

� Die Mujaheddin-Gruppe der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar erneuert ein<br />

Waffenstillstandsangebot an die Regierung.<br />

24. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Italienische Republik / Französische Republik / Republik<br />

Bulgarien<br />

Italien, Frankreich und Bulgarien ziehen ihr Botschaftspersonal aus Afghanistan ab.<br />

28. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Hisb-i Islami (Partei des Islam) unter Gulbuddin Hekmatyar bricht die befristete<br />

Feuerpause zur Evakuierung der Ausländer, als sie den Kabuler Flughafen bombardiert.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan verweigert 2500 afghanischen Flüchtlingen den Grenzübertritt am Khyberpass.<br />

29. August 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwischen der afghanischen Regierung und Gulbuddin Hekmatyar herrscht eine vereinbarte Waffenruhe.<br />

In dreiwöchigen Kämpfen um Kabul werden mindestens 1800 Menschen getötet und weite Teile <strong>von</strong><br />

Kabul zerstört. Rund ein Drittel der 1,5 Millionen <strong>Ein</strong>wohner sind aus Kabul geflüchtet.


4. September 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Regierungstruppen beginnen mit der Entwaffnung der Mujaheddin-Gruppen in Kabul.<br />

� Bei Erdrutschen und Sturzfluten in Tälern des Hindukusch nordöstlich <strong>von</strong> Kabul kommen<br />

mindestens 450 Menschen ums Leben.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani fordert Reparationen <strong>von</strong> Russland.<br />

9. September 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Die afghanische Regierung bestreitet die militärische Unterstützung der Rebellen in Tadschikistan.<br />

27. September 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Streit zwischen der afghanischen Regierung und Hisb-i Wahdat wird beigelegt. Drei Schiiten<br />

erhalten Ministerposten.<br />

30. September 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Auf den Generalstabschef Delawar wird ein Anschlag verübt. <strong>Ein</strong> Chauffeur und ein Passant werden<br />

getötet, Delawar überlebt verletzt.<br />

7. Oktober 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Hisb-i Islami durchbrechen die Verteidigungslinien um Herat.<br />

14. Oktober 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Usbekistan<br />

Usbekistan nimmt diplomatische Beziehungen mit Afghanistan auf.<br />

18. Oktober 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Übergangsregierung <strong>von</strong> Afghanistan stimmt dem vom Führer der fundamentalistischen „Hisb-i<br />

Islami“ Gulbuddin Hekmatyar geforderten <strong>Ab</strong>zug der die Regierung unterstützenden Truppen des<br />

Usbeken-Generals Rashid Dostum aus Kabul zu. Dostum hat durch seinen Wechsel auf die Seite der<br />

Mujaheddin maßgeblich zum Sturz des kommunistischen Regimes im April beigetragen.<br />

23. Oktober 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin einigen sich auf eine „Loya Jirga“ („Große Versammlung“), die nach dem<br />

voraussichtlichen Rücktritt Präsident Burhanuddin Rabbani am 28. Oktober die Regierungsgeschäfte<br />

übernehmen soll; Die Mujaheddin Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar sind nicht beteiligt.<br />

3. November 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Amtszeit des afghanischen Präsidenten Buhanuddin Rabbani wird vom 9köpfigen „Höchsten<br />

Rat“ um 45 Tage verlängert. Gleichzeitig wird eine „Große Schura“ (Rat der Weisen) mit dem<br />

Ziel einberufen, die Rabbanis Nachfolger wählen soll. Der Paschtune Gulbuddin Hekmatyar<br />

protestiert gegen das Auswahlverfahren der Delegierten der „Großen Schura“ und die vom<br />

Höchsten Rat beschlossene Verlängerung <strong>von</strong> Rabbanis am 28. Oktober abgelaufenen Amtszeit<br />

um sechs Wochen und blockiert deshalb die Zufahrtsstraßen nach Kabul.<br />

� Heftige Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den Mujaheddin <strong>von</strong> Hisb-i Islami <strong>von</strong><br />

Gulbuddin Hekmatyar in der Region Kohestan fordern mindestens 12 Tote.<br />

30. November 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN fordert die Bereitstellung <strong>von</strong> 17.6 Millionen US-Dollar für eine Winterhilfe für Afghanistan.<br />

3. Dezember 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der US-amerikanische Geheimdienst CIA beginnt aus Furcht vor Angriffen auf Zivilflugzeuge mit dem<br />

Rückkauf <strong>von</strong> Stinger-Raketen <strong>von</strong> den Mujaheddin.


4. Dezember 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwischen der <strong>von</strong> Iran unterstützten schiitischen Gruppe Hisb-i Wadat und Regierungstruppen in Kabul<br />

brechen neue Kämpfe aus.<br />

6. Dezember 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Regierungstruppen vertreiben die Kämpfer der Hisb-i Wahdat aus den westlichen Stadtteilen Kabuls.<br />

9. Dezember 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Milizenführer General Rashid Dostum verbündet sich mit den Hisb-i Wahdat gegen die Regierung.<br />

Zusammen planen sie den Beschuss Kabuls.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

An der Grenze zu Tadschikistan finden Gefechte zwischen afghanischen Mujaheddin und Truppen der<br />

kommunistischen tadschikischen Regierung statt.<br />

10. Dezember 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Milizen <strong>von</strong> General Rashid Dostum führen Luftangriffe auf den Präsidentenpalast und das<br />

Verteidigungsministerium <strong>von</strong> Kabul aus.<br />

30. Dezember 1992<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>e Versammlung aus über 1000 Wahlmännern (sogenannte „Shora-ye Ahl-e Hal wa Aqd, kurz<br />

Schura) bestätigt Interimspräsidenten Burhanuddin Rabbani für weitere zwei Jahre im Amt. Er<br />

bekommt 916 Stimmen bei 360 Enthaltungen und 59 Gegenstimmen. Präsident Rabbani erklärt den<br />

„Höchsten Rat“ für aufgelöst. Die „Große Schura“ bestimmt 267 ihrer Delegierten für ein zu bildendes<br />

Parlament. Die „Hisb-i Islami“ Hekmatyars und vier weitere Mujaheddin-Gruppen boykottieren die<br />

Wahlversammlung, deren Entscheidungen sie auch nicht anerkennen. Die Folge ist, dass Hekmatyar<br />

den Raketenbeschuss Kabuls verschärft weiter führt; zugleich liefern sich rivalisierende Mujaheddin-<br />

Gruppen erneut Gefechte. Alle westlichen Diplomaten verlassen Kabul.<br />

Anfang 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Republik Kasachstan /<br />

Kirgisische Republik / Republik Tadschikistan / Republik Usbekistan<br />

Die muslimischen Fundamentalisten kämpfen inzwischen hauptsächlich <strong>von</strong> Afghanistan aus und mit<br />

dessen Unterstützung. Deshalb beschließen die Präsidenten Rußlands, Usbekistans, Kasachstans,<br />

Kirgisiens und Tadschikistans die Verstärkung ihrer Truppen an der rund 1.000 Kilometer langen,<br />

nahezu unkontrollierbaren afghanisch-tadschikischen Grenze. Mit Unterstützung einer etwa 25.000<br />

Mann starken GUS-Streitmacht (überwiegend Russen) gelingt es den Regierungstruppen nach einigen<br />

Wochen, die islamische Front weitgehend zu zerschlagen.<br />

3. Januar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Afghanistan wird ein Parlament eingesetzt, dem 205 Schura-Mitglieder (aus 1000 Wahlmännern<br />

gewählte <strong>Ab</strong>geordnete) angehören. Das Parlament soll Wahlen vorbereiten. Die Versammlung wird <strong>von</strong><br />

fünf der neun Mujaheddin-Gruppen boykottiert. Der Rabbani feindlich gesinnte fundamentalistische<br />

paschtunischen Mujaheddin-Führer Gulbuddin Hekmatyar erkennt die Wahl des Präsidenten nicht an<br />

und liefert sich Kämpfe mit Regierungstruppen in Kabul. Insgesamt sterben in Kabul 25.000 Menschen.<br />

Auf Grund des schnellen Beginns des Krieges kurz nach der Gründung des Islamischen Staates gibt es<br />

noch keine funktionierende Polizei und kein funktionierendes Rechtssystem, so dass Kabul in Chaos<br />

und Rechtlosigkeit versinkt. Der neue Präsident Burhanuddin Rabbani wurde 1940 im Nordosten<br />

Afghanistans geboren, erhielt nach einem theologischen Studium einen Lehrstuhl für Philosophie in<br />

Kabul. Seit Anfang der 70er Jahre setzt er sich für eine Islamisierung Afghanistans ein. 1975 wurde er<br />

verhaftet, konnte jedoch nach Pakistan fliehen, wo er die Mujaheddin-Gruppe „Jamiat-e Islami“ ins<br />

Leben rief. Nach dem Ende des Bürgerkrieges löste er am 28. Juni 1992 Sibghatullah Mujaddidi als<br />

Vorsitzenden des Interims-Führungsrates ab und wurde als Präsident vereidigt.<br />

11. Januar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan


In Kabul, das <strong>von</strong> den Milizen des paschtunischen Mujaheddin-Führers Gulbuddin Hekmatyar belagert<br />

wird, tritt das neu eingesetzte Parlament zusammen. Die Mujaheddin der Hisb-i Islami verüben einen<br />

weiteren Raketenangriff auf die Hauptstadt.<br />

19. Januar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der paschtunische Führer der Mujaheddin der Hisb-i Islami Gulbuddin Hekmatyar beginnt gemeinsam<br />

mit seinen wechselnden Verbündeten eine neue Offensive gegen die Regierungstruppen. <strong>Ein</strong><br />

Raketenangriff auf Kabul fordert drei Tote und 25 Verletzte. Regierungstruppen beschlagnahmen in<br />

Outril 15 Panzer und mehrere Artilleriegeschütze.<br />

21. Januar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Luftwaffe bombardiert auf Befehl des Präsidenten Burhanuddin Rabbani das<br />

Hauptquartier des Hisb-i-Islami-Führers Gulbuddin Hekmatyar südlich <strong>von</strong> Kabul. In Kabul selbst finden<br />

ebenfalls schwere Kämpfe statt<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN mahnt für dieses Jahr 138 Millionen US-Dollar Hilfe für Afghanistan an.<br />

24. Januar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar nehmen die Militärakademie im Osten<br />

Kabuls ein.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien<br />

König Fahd <strong>von</strong> Saudi-Arabien lädt die afghanischen Bürgerkriegsparteien zu Friedensgesprächen ein.<br />

3. Februar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Nach der Ermordung <strong>von</strong> vier Mitarbeitern ziehen die UN ihr ausländisches Personal aus Afghanistan<br />

ab.<br />

8. Februar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin <strong>von</strong> Hisb-i Islami auf Kabul fordert Dutzende <strong>von</strong> Toten.<br />

11. Februar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen beginnen eine Offensive gegen die <strong>von</strong> Iran unterstützten schiitischen<br />

Mujaheddin der Hisb-i Wahdat und vertreiben diese aus West-Kabul.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistanische Unterhändler treffen mit Führern der Mujaheddin der Hisb-i Islami zu<br />

Vermittlungsgesprächen zusammen.<br />

13. Februar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul finden zwischen den Mujaheddin der Hisb-i Islami und Regierungstruppen Raketen- und<br />

Artilleriegefechte statt.<br />

14. Februar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Pakistanische Vermittler handeln in ihrem Treffen mit Führern der Mujaheddin der Hisb-i Islami eine<br />

Waffenruhe für Kabul aus. Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani wendet sich zu<br />

weitergehenden Verhandlungen an Teheran.<br />

28. Februar 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Hisb-i Islami beschießt Kabul mit Granaten, was 80 Menschenleben fordert. Die am 19. Januar vom<br />

paschtunischen Führer der Mujaheddin der Hisb-i Islami Gulbuddin Hekmatyar begonnene Offensive<br />

forderte mittlerweile 3000-5000 Menschenleben; 80.000 Menschen flohen in den letzten vier Wochen<br />

aus dem zeitweise völlig <strong>von</strong> der Außenwelt abgeschnittenen Kabul.<br />

2. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan


Am Vorabend des Beginns <strong>von</strong> mehrtägigen Friedensverhandlungen der verfeindeten Mujaheddin-<br />

Gruppen aus Afghanistan warnt der pakistanische Außenminister Moeenuddin Ahmad Qureshi vor einen<br />

„zweiten Libanon“ in Afghanistan.<br />

3. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

/ Königreich Saudi-Arabien<br />

In Islamabad in Pakistan beginnen mehrtägige Friedensverhandlungen der verfeindeten Mujaheddin-<br />

Gruppen, an dem auch Vertreter Pakistans, Irans und Saudi-Arabiens teilnehmen.<br />

5. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Trotz der gegenwärtig in Islamabad stattfindenden Friedensverhandlungen der verfeindeten<br />

Mujaheddin-Gruppen und der verabredeten Waffenruhe finden erneut Kämpfe zwischen Hisb-i Islami<br />

und Regierungstruppen in Kabul statt.<br />

7. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

/ Königreich Saudi-Arabien<br />

Die Führer <strong>von</strong> acht anwesenden Mujaheddin-Gruppen, darunter den beiden Hauptkontrahenten<br />

Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin Hekmatyar, unterzeichnen in Islamabad in Pakistan in<br />

Anwesenheit <strong>von</strong> Vertretern aus Pakistan, Iran und Saudi-Arabien ein Friedensabkommen. In diesem<br />

<strong>Ab</strong>kommen wird die Amtszeit des afghanischen Präsidenten Rabbani auf 18 Monate verkürzt und der<br />

sunnitische Paschtune Gulbuddin Hekmatyar zum Ministerpräsidenten ernannt, allgemeine Wahlen für<br />

den Herbst in Aussicht gestellt sowie ein Waffenstillstand und der <strong>Ab</strong>zug <strong>von</strong> schweren Waffen aus<br />

Kabul vereinbart. Zur Besiegelung ihrer Vereinbarung wollen die Mujaheddin in fünf Tagen nach Medina<br />

und Mekka pilgern. Hekmatyar erklärt, dass er erst dann bereit ist, sein Amt anzutreten, wenn sich<br />

Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud nicht mehr in Kabul aufhalte. Dieser weigert sich, als<br />

Verteidigungsminister zurückzutreten und Kabul zu verlassen.<br />

9. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin der sunnitischen Hisb-i Islami und der schiitischen Hisb-i Wahdat<br />

auf Kabul fordert 22 Tote.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong> pakistanischer Unterhändler trifft mit Hisb-i Islami-Führern zu Vermittlungsgesprächen zusammen.<br />

12. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

/ Königreich Saudi-Arabien<br />

Zur Besiegelung ihres vor fünf Tagen in Islamabad geschlossenen Friedensabkommens pilgern die<br />

Führer der zehn größten Mujaheddin-Parteien nach Medina und nach Mekka. König Fahd <strong>von</strong> Saudi-<br />

Arabien und Pakistans Ministerpräsident Nawaz Sharif unterzeichnen in Mekka das <strong>Ab</strong>kommen vom 7.<br />

März als Garantieren für den Friedensschluss.<br />

14. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

In Teheran findet ein Treffen zwischen dem afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani und dem<br />

afghanischen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar mit dem iranischen Präsidenten<br />

Hodschatoleslam Ali Akbar Haschemi Rafsandschani statt. Der Iran bietet Afghanistan die Entsendung<br />

einer Friedenstruppe an.<br />

15. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der neue afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar ruft die Führer <strong>von</strong> acht Mujaheddin-<br />

Parteien zu einer Konferenz über die Umsetzung des Islamabader Friedensabkommens nach<br />

Dschalalabad und nicht nach Kabul, da der dort residierende Verteidigungsminister Ahmed Schah<br />

Massud nicht die Bedingung Hekmatyars erfüllt hat, zurückzutreten und Kabul zu verlassen.<br />

22. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die seit einer Woche in Dschalalabad tagende Konferenz über die Umsetzung des Islamabader<br />

Friedensabkommens wird unterbrochen, da die Forderung des Ministerpräsidenten Gulbuddin


Hekmatyars nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers Ahmed Schah Massud und dessen <strong>Ab</strong>zug<br />

aus Kabul immer noch nicht erfüllt ist. Unterdessen ereignet sich ein weiterer Raketenangriff auf Kabul,<br />

der 20 Tote und mehrere Dutzend Verletzte fordert.<br />

25. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei einem Attentatsversuch auf den afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani bleibt dieser<br />

unverletzt.<br />

30. März 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar kündigt die Vorstellung seines neuen<br />

Kabinetts an.<br />

2. April 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar erklärt die bisherige afghanische Regierung<br />

für entlassen.<br />

4. April 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani verweigert den <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar nach dessen Regierungsneubildung geforderten Rücktritt<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Gefechte zwischen Mujaheddin und tadschikischen Grenztruppen fordern 40 Tote.<br />

10. April 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei einem Raketenangriff auf Kabul wird der Präsidentenpalast schwer beschädigt.<br />

26. April 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar lässt die Straßenverbindungen zwischen Kabul<br />

und den südöstlichen Provinzen Logar, Paktia und Nangarhar sperren.<br />

27. April 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Flugzeugabsturz einer Antonow An-32 der afghanischen Luftwaffen bei Tashqurgan südöstlich <strong>von</strong><br />

Mezar-i-Sharif fordert 76 Menschenleben.<br />

2. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

<strong>Ein</strong> Tadschikischer Jagdbomber wird <strong>von</strong> afghanischen Mujaheddin abgeschossen.<br />

3. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar, der immer noch nicht Kabul betreten hat,<br />

besteht immer noch auf den vorherigen Rücktritt <strong>von</strong> Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud. <strong>Ein</strong><br />

Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul fordert mehrere Tote.<br />

9. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul finden wieder Kämpfe zwischen Hisb-i Wahdat und Hisb-i Islami auf der einen und<br />

Regierungstruppen auf der anderen Seite statt. Raketenangriffe auf ein Wohngebiet fordern 90 Tote<br />

und 120 Verletzte. Tausende Kabuler fordern in spontanen Demonstrationen ein Ende der Kämpfe.<br />

12. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Neue Kämpfe zwischen Hisb-i Wahdat und Hisb-i Islami auf der einen und Regierungstruppen auf der<br />

anderen Seite fordern in Kabul mindestens 15 Tote und fast 200 Verletzte.<br />

13. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan


Es gelingt den afghanischen Regierungstruppen, die Kämpfer der miteinander verbündeten schiitischen<br />

Hisb-i Wahdat und sunnitischen Hisb-i Islami in den westlichen Kabuler Stadtteilen zurückzudrängen.<br />

Über 1000 Menschen werden bei dieser Operation getötet oder verwundet.<br />

14. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Milizenführer General <strong>Ab</strong>dul Rashid Dostum schlägt sich überraschend auf die Seite <strong>von</strong><br />

Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar und der schiitischen Hisb-i Wahdat.<br />

15. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen und Luftwaffe beginnen eine großangelegte Offensive im Süden<br />

Kabuls, bei der auch regierungsloyale ehemalige usbekische Milizen beteiligt sind. Raketenangriffe der<br />

Mujaheddin <strong>von</strong> Hisb-i Islami und Hisb-i Wahdat auf Kabul fordern mindestens zehn Tote und 185<br />

Verletzte.<br />

17. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die neue afghanische Regierung unter Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar wird vereidigt.<br />

Hekmatyar tritt sein Amt jedoch nicht an, sondern residiert in Char-Asyab südlich <strong>von</strong> Kabul und<br />

bombardiert die Hauptstadt, um seinen Rivalen, Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud zu<br />

treffen. Auch in anderen Landesteilen wie zum Beispiel in Kandahar zwischen Jamiyat und Hisb-i Islami<br />

wird gekämpft.<br />

19. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In einer Konferenz der Mujaheddin in Dschalalabad wird ein weiterer Waffenstillstand vereinbart. Der<br />

Verteidigungsminister und persönliche Feind des Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar, Ahmed<br />

Schah Massud, kündigt seinen baldigen Rücktritt an. Das neue <strong>Ab</strong>kommen sieht die Beteiligung aller<br />

Mujaheddin-Gruppen an einer Koalitionsregierung vor. Außenminister soll Hidayat Amin Arsallah <strong>von</strong><br />

der „Nationalen Islamischen Front“ werden, zwei Ministerposten erhält die im April 1992 <strong>von</strong> General<br />

Rashid Dostum gegründete „Janbash Milli“ („Bewegung des Nordens“). Dostum, dessen Anhänger rund<br />

ein Drittel des Territoriums Afghanistans kontrollieren, hat an den Friedensverhandlungen in Islamabad<br />

nicht teilgenommen.<br />

20. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Auf dem Treffen der wichtigsten Mujaheddin-Führer <strong>von</strong> Dschalalabad wird entschieden, dass<br />

Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud <strong>von</strong> einer Kommission unter Führung <strong>von</strong> <strong>von</strong> Präsident<br />

Burhanuddin Rabbani abgelöst werden. Massud hält aber weiterhin seinen Posten, so dass der<br />

Bürgerkrieg noch nicht zu einem Ende kommt.<br />

26. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud tritt <strong>von</strong> seinem Amt zurück. Das<br />

Verteidigungsministerium wird vorläufig <strong>von</strong> einem Ausschuss unter dem Vorsitz <strong>von</strong> Präsident<br />

Burhanuddin Rabbani geleitet. Massud bleibt jedoch weiter Mitglied in diesem Ausschuss.<br />

31. Mai 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul finden wieder Kämpfe zwischen der <strong>von</strong> Iran unterstützten Mujaheddin-Gruppe Hisb-e Wahdat<br />

und Regierungstruppen statt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan / Russische Föderation<br />

Drei russische Grenzsoldaten werden bei Gefechten mit den Mujaheddin und tadschikischen Rebellen<br />

an der afghanisch-tadschikischen Grenze getötet.<br />

17. Juni 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Anwesenheit <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani werden Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar<br />

und zwölf seiner Minister in einem Dorf bei Kabul (teilweise ein weiteres Mal) vereidigt. Sieben weitere<br />

Minister können wegen anhaltender Kämpfe in Kabul nicht erscheinen.<br />

26. Juni 1993


Islamische Republik Afghanistan<br />

Kabul wird erneut <strong>von</strong> einem Raketenangriff heimgesucht.<br />

27. Juni 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Seit gestern wird Kabul <strong>von</strong> Raketenangriffen heimgesucht.<br />

28. Juni 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bereits den dritten Tag in Folge wird Kabul <strong>von</strong> Raketenangriffen heimgesucht.<br />

6. Juli 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar beschießen die<br />

Hauptstadt Kabul mit Raketen. Fünf Menschen kommen ums Leben, acht Menschen werden verletzt.<br />

13. Juli 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan / Russische Föderation<br />

<strong>Ein</strong> Mujaheddin-Angriff auf einen russischen Militärposten an der afghanisch-tadschikischen Grenze<br />

fordert 25 Menschenleben.<br />

16. Juli 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan / Russische Föderation<br />

Der russische Verteidigungsminister Pawel Sergejewitsch Gratschow kündigt Vergeltung für den seit<br />

Tagen dauernden afghanischen Angriff auf russische Grenzposten an der afghanisch-tadschikischen<br />

Grenze an.<br />

17. Juli 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan / Russische Föderation<br />

Seit dem 13. Juli kommt es zu Gefechten zwischen tadschikischen Regierungstruppen, die vor allem<br />

<strong>von</strong> russischen Truppen unterstützt werden, und <strong>Ein</strong>heiten muslimischer Gruppierungen sowie<br />

afghanischen Mujaheddin, die gemeinsam <strong>von</strong> Afghanistan aus operieren. Bei diesen Gefechten starben<br />

bisher etwa 25 Russen und rund 300 Afghanen.<br />

29. Juli 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan / Russische Föderation<br />

Das afghanische Außenministerium verlangt den <strong>Ab</strong>zug der russischen Truppen aus dem afghanischtadschikischen<br />

Grenzgebiet. Dort haben Mitte des Monats schwere Kämpfe mit über 300 Toten<br />

stattgefunden.<br />

31. Juli 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Kabul wird erneut <strong>von</strong> einem Raketenangriff heimgesucht.<br />

2. August 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar auf Kabul fordert<br />

mindestens 14 Verletzte.<br />

4. August 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

<strong>Ein</strong>e russische Luftoffensive auf Orte in der nordafghanischen Provinz Takhar fordert 20 Tote.<br />

7. August 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Turkmenistan / Republik<br />

Kasachstan / Kirgisische Republik / Republik Tadschikistan / Republik Usbekistan<br />

Die Präsidenten Russlands und der vier zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgisistan,<br />

Tadschikistan und Usbekistan sowie ein Vertreter des turkmenischen Präsidenten beschließen in<br />

Moskau die Verstärkung ihrer Truppen an der afghanisch-tadschikischen Grenze.<br />

19. August 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Arabische<br />

Republik Ägypten


Der wegen terroristischer Aktivitäten in den USA inhaftierte ägyptische Islamistenführer Omar<br />

<strong>Ab</strong>delrahman verlangt Asyl in Afghanistan. Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar sagt zu, Präsident<br />

Burhanuddin Rabbani und Außenminister Hedayat Amin Arsala erheben <strong>Ein</strong>spruch.<br />

20. August 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar weigert sich, der USA die bisher nicht<br />

eingesetzten Stinger-Raketen zurückzugeben. Diese Raketen stammen noch aus dem Kampf gegen die<br />

sowjetischen Besatzer, bei dem die Mujaheddin <strong>von</strong> den USA unterstützt wurden.<br />

Oktober 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die für Oktober 1993 angekündigten Parlamentswahlen werden <strong>von</strong> der Regierung auf unbestimmte<br />

Zeit verschoben, da die regierenden Mujaheddin befürchten, Macht an ihre Gegner zu verlieren.<br />

5. Oktober 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar lässt die Straße vom Khyberpass nach Kabul<br />

sperren.<br />

8. Oktober 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan / Russische Föderation<br />

Sechs <strong>von</strong> tadschikischen Aufständischen gefangengenommene und nach Afghanistan verschleppte<br />

russische Grenzsoldaten werden freigelassen.<br />

10. Oktober 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei Kämpfen zwischen der <strong>von</strong> Iran unterstützten schiitischen Mujaheddin-Gruppe Hisb-i Wahdat und<br />

der radikal-islamischen Gruppe Ittehad-i Islami mit ihrem Führer <strong>Ab</strong>dulrasul Sayyaf im Westen Kabuls<br />

und dem Paghmantal kommen mindestens sechs Menschen ums Leben.<br />

13. Oktober 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei Kämpfen zwischen der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar geführten Mujaheddin-Gruppe<br />

Hisb-i Islami gegen die Mujaheddin <strong>von</strong> Jamiat-i Islami in Sarobi kommen über 200 Menschen ums<br />

Leben.<br />

31. Oktober 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Tagab in der Provinz Kapisa finden Kämpfe zwischen der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar geführten Mujaheddin-Gruppe Hisb-i Islami und den Mujaheddin <strong>von</strong> Jamiat-i Islami statt.<br />

1. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar geführten Hisb-i Islami östlich <strong>von</strong><br />

Kabul gegen die Regierungstruppen <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbani.<br />

4. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Südosten und Osten Kabuls kämpfen Mujaheddin der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar<br />

geführten Hisb-i Islami gegen die Milizen der Generäle Rashid Dostum und Baba Jan.<br />

7. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan / Russische Föderation<br />

Der afghanische General Begui setzt sich mit 36 Soldaten nach Tadschikistan ab, um sich unter den<br />

Schutz der russischen Grenztruppen zu begeben.<br />

8. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Mujaheddin der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar geführten Hisb-i Islami entführen die USamerikanischen<br />

Reporter Terence White und John Jenning.<br />

11. November 1993


Islamische Republik Afghanistan<br />

Auf den afghanischen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar wird ein Sprengstoffanschlag verübt,<br />

der jedoch fehlschlägt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN fordert 100 Millionen DM Winterhilfe für Afghanistan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Nach Vermittlung durch das US-Außenministerium werden die vor drei Tagen entführten<br />

amerikanischen Reporter Terence White und John Jenning wieder freigelassen<br />

12. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der Afghanistan zur Kolonialzeit vor genau 100 Jahren oktroyierte Durand-Vertrag über die ungenau<br />

verlaufene Demarkationslinie zwischen ihm und Britisch-Indien (heute pakistanisches Gebiet) läuft ab.<br />

Die Grenze zwischen beiden Ländern ist keine offizielle.<br />

23. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN äußert Besorgnis über die Situation der afghanischen Bürgerkriegsflüchtlinge.<br />

25. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die beiden afghanischen Mujaheddin-Grupen Hisb-i Islami und Jamiat-i Islami verkünden einen<br />

Waffenstillstand.<br />

26. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Kampfflugzeuge des ehemaligen afghanischen Verteidigungsministers Ahmed Schah Massud<br />

bombardieren die <strong>von</strong> der Hisb-i Islami gehaltenen Städte Sarobi und Mehtar Lam. Weiterhin finden bei<br />

Tagab Kämpfe statt.


30. November 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Von Januar bis November 1993 kamen in Kabul etwa 40.000 Menschen bei Kämpfen ums Leben.<br />

Dezember 1993<br />

Russische Föderation / Turkmenistan / Republik Tadschikistan / Islamische Republik<br />

Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Turkmenistan und Russland unterzeichnen ein <strong>Ab</strong>kommen über eine militärisch-technische<br />

Zusammenarbeit. Da Tadschikistan keine eigene Armee hat, sollen unter anderem entlang der<br />

tadschikisch-iranischen und tadschikisch-afghanischen Grenze russische <strong>Ein</strong>heiten stationiert werden.<br />

Darüber hinaus einigen sich Präsident Separmurad Nijasow und sein russischer Amtskollege Boris Jelzin<br />

über die Gewährung der doppelten Staatsbürgerschaft. Nijasow will damit die <strong>Ab</strong>wanderung der vor<br />

allem in der Industrie beschäftigen russischen Facharbeiter und Techniker verhindern.<br />

10. Dezember 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani werden durch mehrere hundert<br />

Fallschirmjäger verstärkt.<br />

25. Dezember 1993<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabul fordert mindestens zwei Tote und zwei Verletzte.<br />

1994<br />

Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Versorgungslage in Afghanistan ist katastrophal. Täglich sterben Hunderte, vor allem Kinder, an<br />

Unterernährung oder wegen mangelnder medizinischer Versorgung (Frauen dürfen aus religiösen<br />

Gründen <strong>von</strong> männlichen Ärzten nicht untersucht werden). Die Hauptstadt Kabul und fast die Hälfte<br />

aller Dörfer sind zerstört, das Land ist zum größten Minenfeld der Welt geworden. Der UNO-<br />

Sicherheitsrat fordert alle Staaten auf, die Waffenlieferungen nach Afghanistan einzustellen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

In verschiedenen islamischen theologischen Hochschulen (Medressen) Pakistans, die zu Brutstätten des<br />

Terrorismus und Radikalismus geworden sind, werden afghanische Talibankämpfer <strong>von</strong> der<br />

Mujaheddingruppe Jamiat-Ulema-e Islami für eine Invasion Kandahars vom Gebiet Pakistans aus<br />

ausgebildet.<br />

1. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Bürgerkrieg in Afghanistan tritt in eine neue Phase. General Rashid Dostum kündigt sein Bündnis<br />

mit dem afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani auf und schlägt sich auf die Seite des<br />

Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar. Infolge einer nun gemeinsam <strong>von</strong> ihnen begonnenen<br />

Offensive auf Kabul kommt es in der Hauptstadt zu den schwersten Kämpfen seit Mai 1993. Etwa 70<br />

Menschen kommen ums Leben.<br />

3. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nahe Mezar-i-Sharif brechen neue Kämpfe aus. Die Truppen <strong>von</strong> General Rashid Dostum erleiden<br />

schwere Verluste. Die <strong>von</strong> Iran unterstützten schiitischen Mujaheddin <strong>von</strong> Hisb-i Islami bleiben bei<br />

diesen Kämpfen neutral.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Durch die Vermittlung Irans kommt ein vorläufiger Waffenstillstand zwischen den neuen Kriegsgegnern<br />

Gulbuddin Hekmatyar/Rashid Dostum auf der einen und Burhanuddin Rabbani auf der anderen Seite<br />

zustande.<br />

4. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul finden Kämpfe der Truppen <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani gegen die Allianz aus<br />

Gulbuddin Hekmatyar und Rashid Dostum statt, die mindestens 54 Tote und über 1000 Verletzte<br />

fordern.<br />

5. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan


Bei einem Hubschrauberabsturz in der Nähe <strong>von</strong> Mezar-i-Sharif kommen vier Generäle der Milizen <strong>von</strong><br />

General Rashid Dostum ums Leben.<br />

6. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Milizen <strong>von</strong> General Rashid Dostum unternehmen Boden- und Luftangriffe auf Stellungen<br />

der Truppen <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani in Kabul. Den Truppen des Präsidenten gelingt<br />

es, den Flughafen <strong>von</strong> Kabul zurückzuerobern.<br />

� Der Führer der Mujaheddin der Hisb-i Islami und der Führer der Milizen, General Rashid<br />

Dostum, verlangen den Rücktritt <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani und die <strong>Ein</strong>richtung einer<br />

Übergangsregierung.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN beginnt die Evakuierung ihres Personals auf Afghanistan.<br />

7. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan<br />

Auf eine pakistanische Initiative hin vereinbaren die Bürgerkriegsparteien eine 24-stündige<br />

Feuerpause, um die Evakuierung des UN-Personals abzusichern.<br />

8. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan<br />

Während der auf Initiative <strong>von</strong> Pakistan vereinbarten 24-stündigen Feuerpause in Kabul bringen sich<br />

etwa 10.000 <strong>Ein</strong>wohner und 65 ausländische Diplomaten aus Kabul in Sicherheit.<br />

9. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Neue Kämpfe im Südosten Kabuls fordern mindestens zwei Menschenleben.<br />

10. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nach <strong>Ab</strong>lauf der Feuerpause verübt die Allianz der Mujaheddin der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Gulbuddin<br />

Hekmatyar und der Milizen <strong>von</strong> General Rashid Dostum wieder schwere Bomben- und Raketenangriffe<br />

auf Kabul. Hunderte <strong>von</strong> Menschen sterben, etwa 4000 werden verletzt. Beim Gegenangriff der Allianz<br />

aus Truppen des Präsidenten Burhanuddin Rabbani und des ehemaligen Verteidigungsministers Ahmed<br />

Schah Massud wird die Pul-i-Chishti-Moschee zerstört.<br />

11. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die gegnerischen Parteien sowohl der Mujaheddin der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar und der Milizen <strong>von</strong> General Rashid Dostum als auch der Mujaheddin <strong>von</strong> Präsident<br />

Burhanuddin Rabbani einigen sich auf eine Feuerpause, die jedoch nicht eingehalten wird.<br />

13. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Wieder werden Luftangriffe sowohl der Mujaheddin der Hisb-i Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar und der Milizen <strong>von</strong> General Rashid Dostum als auch der Mujaheddin <strong>von</strong> Präsident<br />

Burhanuddin Rabbani auf Stellungen in Kabul und in Mezar-i-Sharif durchgeführt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan sperrt den Grenzübergang zu Afghanistan am Khyber-Pass für Flüchtlinge aus Afghanistan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali kündigt die Entsendung einer Sondermission nach<br />

Afghanistan an.<br />

14. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Führer der Mujaheddin-Gruppe Harakat-e Inqilab-e Islami, Nabi Mohammadi, ruft zum Heiligen<br />

Krieg gegen General Rashid Dostum und Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar auf. Der Name seiner<br />

Gruppe bedeutet übersetzt „Bewegung für islamische Revolution“.<br />

17. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Präsident Afghanistans Burhanuddin Rabbani erklärt sich zum Rücktritt bereit, falls die Vertreter<br />

aller Provinzen dies befürworten sollten.


18. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Südosten Kabuls finden erneut Kämpfe statt.<br />

19. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

45 neutrale Mujaheddin-Kommandanten fordern die Bürgerkriegsparteien <strong>von</strong> General Rashid Dostum<br />

und <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar zur Aufgabe ihrer Stellungen in Kabul auf und<br />

schlagen einen Waffenstillstand zum 30. Januar mit anschließender Bildung einer Übergangsregierung<br />

vor. Hekmatyar stimmt zu, Rabbani und Massud stimmen lediglich zu Verhandlungen mit Hekmatyar<br />

zu, sind aber nicht bereit, mit General Dostum zu verhandeln.<br />

20. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Europäische Union<br />

Die Europäische Union stellt 870.000 DM für medizinische Hilfe in Afghanistan bereit.<br />

21. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Auf Kabul werden schwere Raketenangriffe verübt. In der Kabuler Innenstadt finden<br />

Plünderungen statt.<br />

� Der Mujaheddin-Führer und Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar macht den Beginn neuer<br />

Friedensverhandlungen vom Rücktritt des Präsidenten und Führers der Dschamiat-i Islami <strong>von</strong><br />

Burhanuddin Rabbani abhängig.<br />

23. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen <strong>von</strong> General Rashid Dostum führen einen Artillerie- und Luftangriff auf Kabul aus.<br />

27. Januar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen <strong>von</strong> General Rashid Dostum bombardieren Stellungen der Dschamiat-e Islami <strong>von</strong><br />

Burhanuddin Rabbani und Ahmed Schah Massud im Westen Kabuls.<br />

1. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die vereinigten Milizen der Mujaheddin-Gruppen Hisb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar und General Rashid Dostum greifen Kabul <strong>von</strong> Süden an. Mindestens 20 Tote und 12<br />

Verletzte sind zu beklagen. Außerdem finden Kämpfe in Baghlan sowie in den Provinzen Herat und<br />

Badghis statt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der Vertreter der UN, Mousouris, ruft in Islamabad zu einem bedingungslosen Waffenstillstand auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Iran kündigt die Ausweisung <strong>von</strong> 500.000 afghanischen Flüchtlingen an.<br />

2. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die vereinigten Milizen der Mujaheddin-Gruppen Hisb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar und General Rashid Dostum erklären sich zu einem viertägigen bedingungslosen<br />

Waffenstillstand bereit und wollen mit der UN über friedenschaffende Maßnahmen beraten.<br />

3. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Während einer inoffiziellen Waffenruhe beginnt eine Delegation neutraler Mujaheddin unter der<br />

Führung <strong>von</strong> Alaluddin Haqqani in Kabul mit den Vorbereitungen für eine Friedenskonferenz; Die<br />

Mujaheddin-Führer Burhanuddin Rabbani, Rashid Dostum und Gulbuddin Hekmatyar einigen sich auf<br />

Dschalalabad als Schutzzone für Flüchtlinge.<br />

11. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Kämpfer der Allianz <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar und General Rashid Dostum<br />

führen einen Luft- und Bodenangriff auf den Präsidentenpalast in Kabul aus.


15. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul tritt erneut eine viertägige Waffenrufe in Kraft.<br />

20. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

In Pakistan entführen drei bewaffnete afghanische Flüchtlinge einen Schulbus mit 74 Kindern, lassen<br />

sie jedoch größtenteils am selben Tag wieder frei; die Entführer verlangen <strong>von</strong> der pakistanischen<br />

Regierung unter anderem die Öffnung des Khyber-Passes für Flüchtlinge aus Afghanistan.<br />

22. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Russland droht tadschikischen Rebellen mit der Bombardierung ihrer Stellungen in Afghanistan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die pakistanische Regierung erwägt die <strong>Ein</strong>schränkung der Bewegungsfreiheit für afghanische<br />

Flüchtlinge.<br />

23. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanischen Bürgerkriegsparteien vereinbaren einen neuen Waffenstillstand für Kabul.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Afghanische Mujaheddin erstürmen in Kabul die pakistanische Botschaft, was als bisher größte<br />

Protestaktion der Afghanen gegen Pakistan angesehen wird. Viele <strong>Ein</strong>wohner Kabuls unterstellen der<br />

pakistanischen Regierung, Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar und seine Partei des Islam (Hisb-e<br />

Islami) zu unterstützen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Menschenrechtsbeauftragte Ermacora warnt vor der Ausweitung des afghanischen<br />

Bürgerkrieges auf die Nachbarländer.<br />

24. Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die gestern <strong>von</strong> afghanischen Mujaheddin gestürmte pakistanische Botschaft in Kabul wird offiziell<br />

geschlossen. Zugleich versichert Pakistans Außenminister Assef Ahmed Ali, der gerade in Kabul<br />

zwischen rivalisierenden Mujaheddin-Gruppen zu vermitteln sucht, die bilateralen Beziehungen<br />

zwischen beiden Staaten seinen nicht beeinträchtigt.<br />

27 Februar 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Hisb-e Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar führen einen neuen Raketenangriff auf Kabul aus.<br />

März 1994<br />

Republik Tadschikistan (Grono-Badachschan) / Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Vize-Regierungschef <strong>von</strong> Tadschikistan, Mojonscho Nasarschojew, ein Angehöriger der ethnischen<br />

Minderheit der schiitisch-ismailitischen Pamiri, der im Parlament das nach Unabhängigkeit strebende,<br />

seit 1925 autonome Gebiet Grono-Badachschan im Osten Tadschikistans - es macht mit 67.000<br />

Quadratkilometern fast die Hälfte Tadschikistans aus - vertrat, wird in Duschanbe auf offener Straße<br />

erschossen. Die Region ist Umschlagplatz für den Drogentransport aus Afghanistan in die GUS-Staaten<br />

und nach Europa.<br />

2. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Neue Raketenangriffe der Hisb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar auf Kabul lösen<br />

dort ein Großfeuer aus.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar erlaubt die Wiederaufnahme <strong>von</strong><br />

Lebensmittellieferungen durch die UN; die Hilfsgüter müssen allerdings unter der Kontrolle seiner<br />

Mujaheddingruppe Hisb-e-Islami verteilt werden.<br />

5. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN fordert die afghanischen Bürgerkriegsparteien zur Gewährung freien Zugangs nach Kabul für<br />

Hilfsorganisationen auf.


7. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Hunderte <strong>von</strong> Kabulern stürmen die <strong>von</strong> der UN errichteten Lebensmittellager. An eine<br />

ordnungsgemäße Verteilung der Hilfsgüter ist unter diesen Umständen nicht mehr zu denken.<br />

9. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Jamiat-e Islami <strong>von</strong> Staatspräsident Burhanuddin Rabbani entreißen den<br />

Mujaheddin der Hisb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar die Kontrolle über den<br />

Salang-Pass und erobern das bislang <strong>von</strong> Dostum gehaltene Kunduz.<br />

10. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz (IKRK)<br />

<strong>Ein</strong> IKRK-Konvoi mit 100 Tonnen Weizenmehr erreicht die umlagerte Stadt Kabul.<br />

13. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Hisb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar, die Milizen <strong>von</strong> General<br />

Rashid Dostum und die Jamiat-e Islami <strong>von</strong> Staatspräsident Burhanuddin Rabbani stimmen einer<br />

15tägigen Waffenruhe für Kabul zu.<br />

15. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwei Tage nach Beginn einer 15tägigen Waffenruhe zwischen den Mujaheddin <strong>von</strong> Ministerpräsident<br />

Gulbuddin Hekmatyar, General Rashid Dostum und Staatspräsident Burhanuddin Rabbani machen<br />

neutrale Mujaheddin, die sich die „Haqqani-Delegation“ nennen, den Vorschlag einer Verlängerung der<br />

Waffenruhe um zwei Wochen. Dies wird <strong>von</strong> den drei Mujaheddin-Führern abgelehnt.<br />

16. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN kündigt die Entsendung einer Erkundungsdelegation nach Kabul für den 24. März an. Diese<br />

Delegation soll feststellen, wie die Lage der belagerten Bevölkerung dort ist.<br />

17. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei der Plünderung eines Getreidelagers in Kabul kommt es zu Gefechten zwischen Mujaheddin der<br />

Jamiat-e Islami des Staatsoberhauptes Burhanuddin Rabbani und der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar geführten Hisb-e Islami.<br />

20. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Wieder finden Raketen- und Panzergefechte zwischen den Muhaheddin der Jamiat-e Islami des<br />

Staatsoberhauptes Burhanuddin Rabbani und der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar geführt<br />

enHisb-e Islami statt.<br />

21. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Luftangriffe der Jamiat-e-Islami-Muhaheddin <strong>von</strong> Staatsoberhaupt Burhanuddin Rabbani auf Stellungen<br />

der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar geführten Hisb-e Islami auf Kabul werden <strong>von</strong> der<br />

Luftwaffe General Dostums ewidert. <strong>Ein</strong> Mensch kommt dabei ums Leben. Außerdem gibt es 90<br />

Verletzte.<br />

22. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Zentralafrikanische Republik /<br />

Republik Haiti<br />

Die UN-Welternährungsorganisation FAO führt Afghanistan neben der Zentralafrikanischen Republik<br />

und Haiti unter den drei am stärksten <strong>von</strong> Hungersnot bedrohten Länder der Erde auf.<br />

24. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der UN-Sicherheitsrat fordert die sofortige Aufhebung der Versorgungsblockade Kabuls. Außerdem<br />

befürwortet der Sicherheitsrat die Entsendung einer Vermittlungsdelegation unter dem tunesischen<br />

Politiker Mahmud Mestiri nach Kabul.


26. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> schwerer Raketenangriff auf Kabul fordert mindestens 40 Menschenleben.<br />

28. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Kabul entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri warnt<br />

vor einer Spaltung Afghanistans bei Fortdauer des Bürgerkrieges.<br />

29. März 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Führer der Mujaheddin der Jamiat-e Islami und Staatspräsident Burhanuddin Rabbani<br />

und der Führer der Mujaheddin der Hesb-e Islami und Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar erklären<br />

sich auf Anregung der UN zu einer neuen Feuerpause bereit.<br />

3. April 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Führer der Mujaheddin der Hesb-e Islami und Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar<br />

macht den Rücktritt des Führers der Mujaheddin der Jamiat-e Islami und Staatspräsident Burhanuddin<br />

Rabbani zur Vorbedingungen für die Fordauer des am 29. März begonnenen Waffenstillstands. Aus<br />

Nordafghanistan werden wieder Kämpfe gemeldet. Damit sind erneut die Bemühungen der UN um<br />

einen dauerhaften Waffenstillstand in Afghanistan gescheitert.<br />

7. April 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Kabul entsandte tunesische UN-Sondergesandte Mahmud Mestiri<br />

bricht seine vor fünf Tagen aufgenommenen Gespräche ergebnislos ab.<br />

20. April 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Führer der Mujaheddin der Jamiat-e Islami und Staatspräsident Burhanuddin Rabbani,<br />

der eigentlich nach einer Vereinbarung vom 7. März 1993 am 28. Juni 1994 sein Amt als<br />

Staatspräsident abgeben soll, erklärt, dass er auch nach dem regulären Ende seiner Amtszeit im Amt<br />

zu bleiben gedenkt. Er begründet diesen Schritt mit der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar<br />

und dem Milizengeneral Rashid Dostum am 1. Januar begonnenen neuen Offensive.<br />

21. April 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Erneut werden aus Kabul schwere Kämpfe mit zahlreichen Toten und Verletzten gemeldet.<br />

5. Mai 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Aus Kabul werden schwere Artilleriegefechte gemeldet.<br />

12. Mai 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nach zweitägiger Kampfpause werden wieder schwere Kämpfe in Kabul gemeldet.<br />

18. Mai 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei Kunduz und an der tadschikischen Grenze finden Kämpfe zwischen den Mujaheddin des Führers der<br />

Jamiat-e Islami und Staatspräsidenten Burhanuddin Rabbani gegen die Allianz des Milizen-Generals<br />

Rashid Dostum und des Führers der Mujaheddin der Hesb-e Islami und Ministerpräsidenten Gulbuddin<br />

Hekmatyar statt, bei denen 60 Menschen ums Leben kommen.<br />

20. Mai 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani verkündet anlässlich des Eid-e-Qurban-Festes eine<br />

einwöchige Feuerpause an.<br />

23. Mai 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation


Zwei seit zwölf beziehungsweise seit 6 Jahren in Gefangenschaft der Mujaheddin befindliche russische<br />

Kriegsgefangene dürfen in ihre Heimat zurückkehren.<br />

29. Mai 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Aus Kabul werden wieder schwere Artilleriegefechte gemeldet.<br />

10. Juni 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Luftwaffe des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani führt Angriffe auf Stellungen der<br />

miteinander verbündeten Milizen des Generals Rashid Dostum und des Mujaheddin-Führers Gulbuddin<br />

Hekmatyar aus.<br />

26. Juni 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Truppen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani und Führers der Muhaheddin-<br />

Gruppe Jamiat-e Islami nehmen vier strategisch wichtige Stellungen des Ministerpräsidenten<br />

und Führers der Mujaheddin-Gruppe Hesb-e Islami Gulbuddin Hekmatyar in Kabul ein, darunter<br />

die Festung Bala Hissar und den Darulaman-Palast.<br />

� Der <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar abgefallene zweite Führer der Hesb-e Islami, Junus Khalis, ruft<br />

sich selbst zum Übergangspräsidenten Afghanistans aus.<br />

28. Juni 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Mujaheddin der Hisb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar starten eine<br />

luftgestützte Gegenoffensive gegen die Mujaheddin Jamiat-e Islami <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin<br />

Rabbani.<br />

� Die Amtszeit <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani geht heute offiziell zu Ende. Rabbani will<br />

jedoch bis zur <strong>Ein</strong>igung aller Parteien auf einen Nachfolger im Amt bleiben.<br />

10. Juli 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani verkündete Waffenstillstand tritt in Kraft.<br />

11. Juli 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Islamischer Hoher Rat (Schura) findet in Kabul mit 800 Teilnehmern statt. Er soll Entwicklungen<br />

und Lösungen für den Bürgerkrieg erarbeiten. <strong>Ein</strong>e Delegation der Islamischen Weltkonferenz reist zu<br />

Vermittlungsgesprächen ebenfalls nach Kabul.<br />

17. Juli 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die seit drei Wochen schwersten Raketenangriffe <strong>von</strong> Truppen <strong>von</strong> Ministerpräsidenten Gulbuddin<br />

Hekmatyar auf Kabul fordern erneut viele Menschenleben. Auch aus Nordafghanistan werden neue<br />

Kämpfe gemeldet: Der Führer der Dostum-Milizen beginnt mit Angriffen auf Doshi.<br />

30. Juli 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Reporter der BBC, Mir Waiz Jalil, wird vermutlich <strong>von</strong> Anhängern des Ministerpräsidenten<br />

Gulbuddin Hekmatyar in Kabul entführt.<br />

31. Juli 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der gestern mutmaßlich <strong>von</strong> Anhängern des Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar entführte<br />

Reporter der BBC, Mir Waiz Jalil, wird in Kabul ermordet aufgefunden.<br />

12. August 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat fordert alle Staaten der Welt auf, keine Waffen mehr nach Afghanistan zu<br />

liefern.<br />

15. August 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan


Bei einem Raketenangriff der Mujaheddingruppe <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar auf Kabul<br />

brennen die drei größten Basare der Stadt vollständig nieder.<br />

17. August 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani bittet die UN um medizinische Hilfe.<br />

20. August 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Schwere Raketenangriffe auf Kabuler Wohnviertel fordern mindestens 24 Tote und 100 Verletzte.<br />

23. August 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul brechen Kämpfe zwischen verfeindeten schiitischen Gruppen aus.<br />

24. August 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Indien<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani erlaubt der Familie eines engen Mitarbeiters des<br />

ehemaligen Präsidenten Mohammed Najibullah die Ausreise nach Indien. Najibullah selbst darf Kabul<br />

weiterhin nicht verlassen.<br />

4. September 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Kämpfe zwischen verfeindeten Mujaheddin-Gruppen in Kabul weiten sich auf südliche und östliche<br />

Stadtteile aus.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN stellt ihre Vermittlungsbemühungen zwischen den verfeindeten Mujaheddin-Gruppen vorerst<br />

ein.<br />

11. September 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Hisb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar erobern den ort Khenjan<br />

nördlich des Salang-Passes.<br />

16. September 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul kämpfen die verfeindeten Mujaheddin-Gruppen der Schiiten-Milizen der Harkat-e Islami <strong>von</strong><br />

Assef Mohseini und die Hisb-e Wahdat gegeneinander.<br />

27. September 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin geführten Jamiat-e Islami greifen Stellungen der <strong>von</strong><br />

Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar geführten Mujaheddin der Hisb-e Islami im Kabuler<br />

Universitätsviertel an. Die Kämpfe fordern 12 Tote und über 100 Verletzte.<br />

Oktober 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In der südlichen Stadt Kandahar treten zum ersten Mal afghanische „Taliban“ in Erscheinung, die die<br />

Stadt belagern und bombardieren. Als auslösendes Moment wird in verschiedenen Quellen die<br />

Entführung und Vergewaltigung zweier Mädchen durch einen Milizenführer genannt, zu deren Befreiung<br />

sich 30 Männer unter der Führung <strong>von</strong> Mullah Mohammed Omar zusammenschließen. Nach der<br />

Rettung der Mädchen wird der Mann an einem Panzerrohr gehängt. Die Taliban („Schüler“) sind in<br />

konservativen Koranschulen (Medressen) in Pakistan ausgebildet worden und gehören der<br />

afghanischen Mehrheitsethnie de Paschtunen an.<br />

13. Oktober 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF weist auf die katastrophale humanitäre Situation in Afghanistan hin.<br />

24. Oktober 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan


Schwere Kämpfe zwischen den Mujaheddin der Jamiat-e Islami des Präsidenten Burhanuddin Rabbani,<br />

den Mujaheddin der Hesb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar und der Hesb-e Wahdat<br />

fordern in Kabul Dutzende <strong>von</strong> Menschenleben.<br />

25. Oktober 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die die Vermittlung Irans kommt eine 24stündige Waffenruhe in Kabul zustande.<br />

4. November 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Schwere Kämpfe zwischen den Mujaheddin der Jamiat-e Islami des Präsidenten Burhanuddin Rabbani<br />

und den Mujaheddin der Hesb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar fordern in Kabul<br />

mindestens 19 Tote und 36 Verletzte.<br />

5. November 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die erstmals im Herbst militärisch in Erscheinung getretenen Taliban bringen die Stadt Kandahar und<br />

nahe Provinzen unter ihre Kontrolle.<br />

7. November 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Staatspräsident Burhanuddin Rabbani stimmt einem UN-Friedensplan zu, nach dem er<br />

sein Amt an einen Übergangspräsidenten übergeben soll. Allerdings ist er nicht mit der<br />

vorgeschlagenen Zusammensetzung der Waffenstillstandskommission einverstanden.<br />

14. November 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Staatspräsident Burhanuddin Rabbani ruft einseitig einen Waffenstillstand zur<br />

Sicherung einer UN-Impfkampagne gegen Kinderlähmung aus.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Iran kündigt eine umfangreiche Winterhilfsaktion für Afghanistan an.<br />

21. November 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Mujaheddin der <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar geführten Hesb-e Islami brechen den<br />

Waffenstillstand durch einen Raketenangriff auf Kabul. Die Mujaheddin der Jamiat-e Islami <strong>von</strong><br />

Präsident Burhanuddin Rabbani leisten keine Gegenwehr.<br />

25. November 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die erstmals im Herbst militärisch in Erscheinung getretenen Taliban, die am 5. November die Stadt<br />

Kandahar unter ihre Kontrolle brachten, kontrollieren nun auch die Stadt Lashkar Gah und die Provinz<br />

Helmand.<br />

1. Dezember 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat fordert die sofortige Beendigung der Kämpfe in Afghanistan und ruft die<br />

Staatengemeinschaft zu einem Waffenembargo auf.<br />

6. Dezember 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Nach sechs Monaten erreicht erstmals wieder ein UN-Hilfskonvoi mit Lebensmitteln und Medikamenten<br />

die afghanische Hauptstadt Kabul. Die UN beabsichtigen eine Ausweitung der Hilfe.<br />

13. Dezember 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Erstmals seit zwei Jahren erreicht ein UN-Hilfskonvoi die tadschikischen Flüchtlinge im Gebiet um<br />

Kunduz.<br />

14. Dezember 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Welt


Amnesty International macht auf die katastrophale Menschenrechtssituation in Afghanistan<br />

aufmerksam und wirft sowohl der internationalen Staatengemeinschaft wie auch den islamischen<br />

Ländern Ignoranz vor.<br />

21. Dezember 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan / Welt<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani weist die vor einer Woche <strong>von</strong> Amnesty International<br />

geäußerten Vorwürfe massiver Menschenrechtsverletzungen in seinem Land zurück.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar reist zu Sondergesprächen mit der<br />

pakistanischen Ministerpräsidentin Benazir Bhutto nach Islamabad.<br />

28. Dezember 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Staatspräsident Burhanuddin Rabbani, der noch Anfang November einem UN-<br />

Friedensplan zustimmte, der vorsah, dass er sein Amt an einen Übergangspräsidenten abgeben soll,<br />

verlängert seine Amtszeit mit dem Hinweis auf einen fehlenden Übergangsrat auf unbestimmte Dauer.<br />

Er kündigt dabei seine Bereitschaft an, die Macht an eine legale Autorität abzugeben und bietet die<br />

Teilnahme an Verhandlungen am 31. Dezember in Dschalalabad an.<br />

Ende 1994<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der ehemalige afghanische Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud besiegt die Milizen, die um die<br />

Kontrolle der Hauptstadt Kabul kämpften und bringt dadurch die Bombardierung der Hauptstadt zu<br />

einem Halt. Massud initiiert einen landesweiten politischen Prozess mit dem Ziel nationaler<br />

Konsolidierung und demokratischer Wahlen. Er lädt zu Konferenzen mit Vertretern aus den meisten<br />

Provinzen Afghanistans ein, um deren Vertreter einzuladen, sich diesem Prozess anzuschließen und<br />

sich an der Schaffung <strong>von</strong> Stabilität zu beteiligen. Die Taliban lehnen eine demokratische Staatsform<br />

ab.<br />

Anfang 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Welt<br />

Die Kämpfe zwischen den verfeindeten Rebellengruppen in Afghanistan gehen unvermindert weiter.<br />

Zur stärksten Gruppe hat sich inzwischen die Taliban („Koranschüler“), bestehend aus gut<br />

ausgerüsteten und militärisch in Pakistan ausgebildeten Paschtunen, entwickelt, die eine großangelegte<br />

Bombenkampagne gegen Kabul starten. Amnesty International schreibt, dass dies das erste Mal seit<br />

einigen Monaten sei, dass die Zivilisten Kabuls das Ziel <strong>von</strong> Bombenangriffen werden, die sich gegen<br />

Wohnbezirke der Stadt richten. Die Taliban erleiden eine schwere Niederlage gegen die Truppen des<br />

afghanischen Verteidigungsministers Ahmed Schah Massud.<br />

1. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat erneut nach Kabul entsandte tunesische UN-Sondergesandte Mahmud<br />

Mestiri schlägt den Rücktritt Präsident Burhanuddin Rabbanis innerhalb <strong>von</strong> längstens zehn Tagen vor.<br />

Die Macht soll dann an einen Führungsrat übergeben werden.<br />

2. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Der US-amerikanische Botschafter in Pakistan John Monjo führt bei Usbekengeneral Rashid Dostum in<br />

Masar-i-Sharif ein Gespräch über die Beteiligung der afghanischen Bürgerkriegsparteien am UN-<br />

Friedensplan.<br />

3. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat erneut nach Kabul entsandte tunesische UN-Sondergesandte Mahmud<br />

Mestiri trifft erneut mit Präsident Burhanuddin Rabbani in Kabul zusammen, um ihn zum Rücktritt<br />

zugunsten eines eingesetzten Führungsrat zu überzeugen.<br />

4. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)


Der vom UN-Sicherheitsrat erneut nach Kabul entsandte tunesische UN-Sondergesandte Mahmud<br />

Mestiri und der US-Botschafter in Pakistan John Monjo treffen in Dschalalabad mit dem afghanischen<br />

Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar zusammen. Hekmatyar erklärt sich zu einem<br />

Waffenstillstand sowie zu einer Aufhebung der Blockade Kabuls bereit.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Haschemitisches Königreich<br />

Jordanien / Königreich Saudi-Arabien / Islamisches Königreich Pakistan / Republik Türkei /<br />

Russische Föderation (Tschetschenien)<br />

Das russische Außenministerium ruft die Geschäftsträger der Botschaften aus Afghanistan, dem Iran,<br />

Jordaniens, Saudi-Arabiens, Pakistans und der Türkei zusammen, um sie zu ersuchen, ihren<br />

Regierungen mitzuteilen, dass sie alle notwendigen Schritte zu unternehmen haben, dass weitere<br />

Rekrutierungen <strong>von</strong> Söldnern für den <strong>Ein</strong>satz in Tschetschenien künftig unterbleiben. Aus Teheran<br />

verlautet, dass Präsident Ali Akbar Rafsanjani die neue militärische Intervention <strong>von</strong> russischen<br />

Truppen in Tschetschenien verurteilt, da diese Russlands Verbindungen mit der islamischen Welt<br />

untergraben könnte. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums Mahmud Mohammadi schreibt in<br />

der iranischen Presse, dass Iran angeboten habe, humanitäre Hilfe nach Tschetschenien zu schicken,<br />

„… um die Leiden des tschetschenischen Volkes zu lindern“. In Ankara verurteilt der Sprecher des<br />

türkischen Außenministeriums Ferhat Ataman die Verluste an russischen Zivilisten, die bei dem<br />

jüngsten <strong>Ein</strong>satz der russischen Truppen ums Leben gekommen sind. Auch er ist der Meinung, dass<br />

das Forcieren der russischen Bemühungen, Tschetschenien wieder ganz unter ihre Kontrolle zu<br />

bringen, die gesamte Kaukasus-Region destabilisieren könnte.<br />

6. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Republik Tadschikistan<br />

Das Präsidialamt <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbani protestiert bei Tadschikistan und Russland gegen<br />

Luftangriffe auf afghanische Grenzgebiete.<br />

11. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der ehemalige afghanische Verteidigungsminister und Führer der Jamiat-e Islami Ahmed Schah<br />

Massud wirft dem afghanischen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar Verhandlungen allein zum<br />

eigenen taktischen Vorteil vor.<br />

12. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Russische Grenztruppen führen in der afghanischen Provinz Badakhshan einen Luftangriff aus, der 15<br />

Tote und mindestens 30 Verletzte fordert.<br />

13. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar erklärt die Blockade Kabuls für eine Woche<br />

aufgehoben.<br />

14. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Führer der Mujaheddin der Hesb-e Wahdat, <strong>Ab</strong>dul Ali Mazari, unterstützt den Vorwurf des Jamiate-Islami-Führers<br />

Ahmed Schah Massuds an Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar, dass dieser zur<br />

zum eigenen taktischen Vorteil bei den Friedensverhandlungen verhandelt.<br />

18. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

<strong>Ein</strong> UN-Hilfskonvoi mit Lebensmitteln und Medikamenten wird in Kabul überfallen und geplündert.<br />

22. Januar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Mujaheddin der Hesb-e Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar führen erneut einen<br />

Raketenangriff auf Kabul aus, der zahlreiche Menschenleben fordert.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland<br />

Die Mujaheddin der Hesb-e Wahdat <strong>von</strong> <strong>Ab</strong>dul Ali Mazari lassen einen vor acht Monaten entführten<br />

britischen Söldner frei.<br />

2. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)


Die Hilfsorganisaton „Médecins Sans Frontière“ („Ärzte ohne Grenzen“) weisen auf eine medizinische<br />

Notstandssituation in Kunduz hin.<br />

10. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban, eine Miliz islamischer Fundamentalisten, die <strong>von</strong> Koranschülern gegründet wurde, erobern<br />

die strategisch wichtige Stadt Maidan Shahr.<br />

11. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban, eine Miliz islamischer Fundamentalisten, die <strong>von</strong> Koranschülern gegründet wurde, geben<br />

die unter anderem die für die Versorgung <strong>von</strong> Kabul mit Lebensmitteln wichtige südliche<br />

Zufahrtsstraße nach Kabul frei, die seit drei Jahren <strong>von</strong> <strong>Ein</strong>heiten der Paschtunen-Mujaheddin Hesb-e<br />

Islami <strong>von</strong> Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar blockiert wird.<br />

13. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN fordert alle afghanischen Bürgerkriegsparteien zum Waffenstillstand auf.<br />

14. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban, eine Miliz islamischer Fundamentalisten, die <strong>von</strong> Koranschülern gegründet wurde, besetzen<br />

Charasjab, das südlich gelegene Hauptquartier des Ministerpräsidenten und Führer der Mujaheddin der<br />

Hesb-i Islami Gulbuddin Hekmatyar bei Kabul und erbeuten dort schwere Waffen. Anschließend<br />

besetzen sie wichtige Stellungen in der Hauptstadt, die zuvor <strong>von</strong> <strong>Ein</strong>heiten des Präsidenten<br />

Afghanistans und Führer der Mujaheddin der Jamiat-e Islami gehalten wurden. Die Taliban verhandeln<br />

mit Vertretern des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani über einen freien Zugang nach<br />

Kabul.<br />

15. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Jamiat-e Islami des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani rücken auf das<br />

<strong>von</strong> den Mujaheddin der Hesb-e Islami des Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar geräumte<br />

Gelände im Süden Kabuls vor. Die Taliban fordern Rabbani zum sofortigen Rückzug auf seine bisherige<br />

Position auf. Im Westen Kabuls finden kleinere Gefechte zwischen den Jamiat-e Islami und den mit<br />

Hekmatyar verbündeten Hesb-e Wahdat statt.<br />

16. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani besteht auf der Besetzung der ehemaligen Stellungen<br />

der Mujaheddin der Hesb-e islami des Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar bei Charasiab,<br />

übergibt aber den östlichen Kabuler Bezirk Pul-e Charkhi kampflos an die Taliban. Die Mujaheddin <strong>von</strong><br />

Hekmatyar führen eine Offensive bei But-e Khak, östlich <strong>von</strong> Kabul, durch.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan lobt den Vormarsch der Taliban, bestreitet aber jegliche Unterstützung der „Koranschüler“.<br />

17. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>e unabhängige Shura (Versammlung) der Ostprovinzen stellt eine 1000 Mann starke Sondertruppe<br />

zur <strong>Ab</strong>wehr der Taliban auf.<br />

18. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Westen Kabuls kommt es zu vereinzelten Zusammenstößen zwischen Mujaheddin der Jamiat-e<br />

Islami <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani und Mujaheddin der Hesb-e Wahdat, die mit<br />

Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar verbündet sind.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

<strong>Ein</strong> Treffen des vom UN-Sicherheitsrat nach Afghanistan entsandten tunesischen UN-Sondergesandten<br />

Mahmud Mestiri mit afghanischen Parteiführern findet statt. Die Taliban, die an dem Treffen<br />

teilnehmen, fordern die <strong>Ein</strong>richtung einer eigenen Sicherheitstruppe in Kabul und eines Übergangsrates<br />

aus „guten Muslimen“.<br />

19. Februar 1995


Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban, eine Miliz islamischer Fundamentalisten, lehnt die Bildung einer Übergangsregierung unter<br />

Beteiligung der Mujaheddin ab. Inzwischen haben die Mujaheddin neun Provinzen im Süden erobert<br />

und kontrollieren damit ein Drittel des afghanischen Territoriums.<br />

20. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban nehmen die Provinzen Paktia und Gardez kampflos ein. Die Truppen <strong>von</strong> Präsident<br />

Burhanuddin Rabbani verstärken ihre Positionen nördlich <strong>von</strong> Charasiab. Im Kabuler Stadtteil<br />

Kart-e Se finden Artilleriegefechte zwischen den Mujaheddin der Jamiat-e Islami <strong>von</strong> Rabbani<br />

und den mit Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar verbündeten Hesb-e Wahdat statt.<br />

� Der usbekische General Rashid Dostum droht mit der Ausrufung eines unabhängigen Staates<br />

„Süd-Turkestan“ für den Fall eines Taliban-Angriffs auf die Nordprovinzen.<br />

� Die beiden Mujaheddin-Führer <strong>Ab</strong>durasul Sayyaf und Junus Khalis <strong>von</strong> den Ittehad-e Islami und<br />

den Hesb-e Islami ziehen ihre Beteiligung an einer etwaigen Übergangsregierung zurück.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der Versuch des vom UN-Sicherheitsrat nach Afghanistan entsandten tunesischen UN-<br />

Sondergesandten Mahmud Mestiri, die Taliban für die Teilnahme an einer Übergangsregierung zu<br />

gewinnen, scheitert. Stattdessen wiederholen die Taliban ihre Forderungen vom 18. Februar nach der<br />

<strong>Ein</strong>richtung einer eigenen Sicherheitstruppe in Kabul und eines Übergangsrates aus „guten Muslimen“.<br />

22. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani kündigt seinen bedingungslosen Rücktritt gemäß des<br />

UN-Friedensplanes zum 21. März an. Die Taliban signalisieren ihre Zustimmung.<br />

24. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

� Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani, der vorgestern seinen bedingungslosen<br />

Rücktritt gemäß des UN-Friedensplanes zum 21. März ankündigte, widerruft seine Erklärung.<br />

Auch die Taliban widerrufen ihre Zustimmung zum UN-Friedensplan<br />

� Die UN gibt bekannt, dass sie nicht auf einer formalen Mitgliedschaft der Taliban in einer<br />

afghanischen Übergangsregierung besteht.<br />

26. Februar 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban präzisieren ihre Forderungen zu einem Friedensplan für Afghanistan: Es dürfen nur „gute<br />

Muslime“ in dem Übergangsrat sitzen, alle Provinzen müssen vertreten sein und in Kabul soll eine<br />

neutrale Sicherheitstruppe eingerichtet werden.<br />

März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Die Parlamentswahlen in Tadschikistan gewinnt wegen des Boykotts der Opposition die<br />

Kommunistische Partei. Islamische Partisanengruppen nehmen <strong>von</strong> Afghanistan aus den Kampf gegen<br />

die Regierung in Duschanbe wieder auf.<br />

6. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Zwischen der Mujaheddingruppe Jamiat-e Islami des afghanischen Präsidenten Burhanuddin<br />

Rabbani und den schiitischen Hisb-e Wahdat-<strong>Ein</strong>heiten kommt es im westlichen Kabuler<br />

Stadtteil Kart-e Se zu heftigen Kämpfen.<br />

� Der Mujaheddin-Kommandant <strong>Ab</strong>dulsalam, genannt „Rocketi“, übergibt den Taliban Stinger-<br />

Raketen aus seinem Arsenal.<br />

� Im <strong>von</strong> den Taliban kontrollierten Lashkargah werden drei Straßenräuber zu Amputationen <strong>von</strong><br />

Hand und Fuß verurteilt.<br />

7. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Luftangriffe der Regierungstruppen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani auf<br />

Stellungen der Hezb-e-Wahdat-Mujaheddin in Kart-e Se werden fortgesetzt.<br />

� Die Taliban schießen bei Dilaram Kampfflugzeuge der Luftwaffe <strong>von</strong> Ismail Khan ab.<br />

� In der Provinz Farah tritt eine <strong>von</strong> den Taliban abgespaltene rivalisierende Gruppe in<br />

Erscheinung.


8. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die schweren Kämpfe zwischen den Regierungstruppen des afghanischen Präsidenten<br />

Burhanuddin Rabbani gegen die Mujaheddin der Hezb-e Wahdat im westlichen Kabul gehen in<br />

den dritten Tag. Es sind insgesamt über 500 Tote und Verwundete zu beklagen<br />

� Die Mujaheddin des Paschtunenführers und Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar ziehen<br />

sich nach Sarobi, 60 Kilometer östlich <strong>von</strong> Kabul, zurück.<br />

� Usbekengeneral Rashid Dostum, seit 1. Januar 1994 Verbündeter <strong>von</strong> Hekmatyar, kontrolliert<br />

weiterhin weite Teile Nordafghanistans.<br />

9. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Mujaheddin der Hesb-e Wahdat überlassen den Taliban ihre Stellungen in Kart-e Se<br />

kampflos.<br />

� Die Taliban rücken in Kabul ein und beginnen mit der Entwaffnung der Schiitenmiliz.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali fordert die afghanischen Bürgerkriegsparteien eindringlich<br />

zu sofortiger Waffenruhe auf.<br />

10. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Umsetzung eines UN-Friedensplans, der unter anderem den Rücktritt <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin<br />

Rabbani für den 20. März 1995 und die gleichzeitige <strong>Ein</strong>richtung eines Allparteiengremiums ohne<br />

Beteiligung <strong>von</strong> Usbekengeneral Rashid Dostum vorsieht, scheitert, da Rabbani bereits am 28.<br />

Dezember 1994 die Verlängerung seienr Amtszeit auf unbestimmte Zeit proklamierte. Daraufhin<br />

kommt es zu den seit sechs Monaten schwersten Kämpfen.<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der Führer der Mujaheddin der Hesb-e Wahdat, <strong>Ab</strong>dul Ali Mazari, wird <strong>von</strong> den Taliban<br />

gefangengenommen<br />

� Regierungstruppen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani nehmen Stellungen der<br />

Hesb-e Wahdat bei Qal-ye Qazi und Dasht-e Barchi westlich <strong>von</strong> Kabul ein.<br />

11. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Regierungstruppen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani führen Luft- und<br />

Raketenangriffe auf <strong>von</strong> den Taliban übernommene Stellungen der Hezb-e-Wahdat-Mujaheddin<br />

in Kart-e Se aus.<br />

� Die Taliban rufen den des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani zur Übergabe der<br />

Macht an sie auf. Sie lehnen den Plan der UN eines Übergangsrates ab.<br />

12. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>heiten des afghanischen Präsidenten und Führers der Mujaheddin der Jamiat-e Islami Burhanuddin<br />

Rabbani und dessen Verbündetem, dem früheren Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud,<br />

verdrängen <strong>von</strong> Norden kommend die Taliban nach vier Tagen wieder aus Kabul. Es gibt mehrere Tote.<br />

13. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der vor drei Tagen <strong>von</strong> den Taliban gefangengenommene Führer der Mujaheddin der Hesb-e<br />

Wahdat, <strong>Ab</strong>dul Ali Mazari, wird bei einem bewaffneten Fluchtversuch erschossen.<br />

� Regierungstruppen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani bombardieren Taliban-<br />

Stellungen in Charasiab.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan evakuiert sein Botschaftspersonal aus Kabul nach Dschalalabad.<br />

14. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Regierungskommandant <strong>von</strong> Kabul, Panaa, wird in einem Hinterhalt am Kabuler Stadtrand<br />

erschossen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Vereinte Nationen (UN)<br />

� Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani nimmt an einem Gipfeltreffen der Organisation<br />

für Wirtschaftliche Zusammenarbeit zehn islamischer Länder teil.


� Präsident Burhanuddin Rabbani weist den Vorwurf der Beteiligten des Gipfeltreffens zurück,<br />

dass seine Kämpfer sich an Plünderungen und Vergewaltigungen bei der Eroberung <strong>von</strong> Kart-e<br />

Se beteiligt hätten.<br />

� Der Iran kündigt an, dass bis März 1996 500.000 afghanische Bürgerkriegsflüchtlinge repatriiert<br />

werden sollen. Über eine Million Flüchtlinge haben den Iran bereits nach dem Sturz des<br />

kommunistischen Regimes in Kabul verlassen, 1,5 Millionen halten sich noch im Iran auf. Für<br />

die Repatriierung stellt der Flüchtlingshochkommissar der UN (UNHCR) ein Budget <strong>von</strong> 12<br />

Millionen US-Dollar zur Verfügung.<br />

15. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Wieder finden Raketen- und Artilleriegefechte zwischen den Jamiat-e-Islami-Mujaheddin des<br />

Präsidenten Burhanuddin Rabbani und den Taliban statt.<br />

� Aus der Gegend um Maidan Shahr werden neue Kämpfe gemeldet.<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff der Taliban auf Kabul fordert acht Tote.<br />

16. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani gibt ein weiteres Mal seine Weigerung bekannt, dem<br />

UN-Plan entsprechend am 21. März zurückzutreten, verspricht jedoch weitere Unterstützung der<br />

Friedensbemühungen.<br />

18. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Wieder finden Raketen- und Artilleriegefechte zwischen den Jamiat-e-Islami-Mujaheddin des<br />

Präsidenten Burhanuddin Rabbani und den Taliban statt.<br />

19. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>heiten des afghanischen Präsidenten und Führers der Mujaheddin der Jamiat-e Islami Burhanuddin<br />

Rabbani und dessen Verbündetem, dem früheren Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud, gelingt<br />

die Eroberung des Hauptquartiers der Taliban-Miliz in Charasjab sowie die wichtigen Hügel am<br />

Stadtrand. Die Taliban werden bis nach Maidan Shahr zurückgetrieben.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

<strong>Ein</strong>e Versammlung pro-talibanischer paschtunischer Stammesführer der südöstlichen Grenzprovinzen<br />

erklärt gegenüber UN-Gesandten die Bereitschaft zu weiterer Kooperation.<br />

20. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Aus Kabul werden immer noch vereinzelte Gefechte zwischen versprengten Gruppen der Taliban und<br />

der Regierungstruppen gemeldet.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Aus organisatorischen Gründen seitens der UN muss die für den 21. März geplante Machtübergabe des<br />

Präsidenten Burhanuddin Rabbani um 15 Tage verschoben werden. Rabbani hat freilich am 16. März<br />

bereits zum wiederholten Male erklärt, dass er nicht daran denkt, sein Amt niederzulegen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Mehrere Mujaheddin-Kommandanten, unter anderem Gulbuddin Hekmatyar <strong>von</strong> der Hesb-e Islami,<br />

beraten in Pakistan über einen gemeinsamen Kampf gegen die Taliban, suchen dabei aber auch die<br />

Unterstützung der pakistanischen Regionalpartei Pakhtunkhwa Milli Awami.<br />

27. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Das Dorf Qarluk in der Provinz Badakhshan wird bei einem Erdrutsch verschüttet. Mindestens 350<br />

Menschen kommen dabei ums Leben.<br />

28. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nach teilweise dreijähriger Unterbrechung nimmt ein großer Teil der Schulen in Kabul wieder den<br />

Betrieb auf.<br />

29. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani kündigt eine umfangreiche Kabinettsumbildung an.


30. März 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Am südlichen Stadtrand <strong>von</strong> Kabul wird ein Massengrab mit 22 ermordeten Hazaras entdeckt. Hasaras<br />

(alte deutsche Bezeichnung Hesoren) sind eine iranischsprachige Ethnie in Afghanistan, die ein<br />

mongolisches Aussehen besitzen und in deren Sprache viele mongolische Begriffe assimiliert wurden.<br />

3. April 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> „Hoher Koordinationsrat“ nominiert Sibghatullah Mojadiddi, der Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar ablöst. Mojadiddi ist Führer der Mujaheddin der Jabah-e-Nidschat-e-Milli-<br />

Befreiungsfront.<br />

� <strong>Ein</strong>e Untersuchungskommission aus Vertretern der Mujaheddin <strong>von</strong> Hesb-e Wahdat, Harakat-e<br />

Islami und der Regierung <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani soll das Verbleiben mehrerer<br />

hundert Hesb-e-Wahdat-Kämpfer nach der <strong>Ein</strong>nahme ihrer Stellungen durch die Taliban klären.<br />

� Präsident Burhanuddin Rabbani ermuntert verschiedene bislang in Kabul diplomatisch<br />

vertretene Staaten, ihre evakuierten Botschaften wieder zu öffnen.<br />

4. April 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Taliban in der Provinz Farah werden 800<br />

Regierungssoldaten getötet und 300 gefangengenommen. Aus der dort gelegenen Ortschaft<br />

Shindand wird eine Massenflucht der Zivilbevölkerung gemeldet.<br />

� Der Führer der Hesb-e-Islami-Mujaheddin und ehemalige Ministerpräsident <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Gulbuddin Hekmatyar fordert eine starke Zentralregierung zur Beendigung des Bürgerkrieges.<br />

10. April 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Botschafter Irans in Pakistan warnt vor einer Ausbreitung des afghanischen Konfliktes auf die<br />

Nachbarländer.<br />

11. April 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Bei einem Bombenangriff <strong>von</strong> Kampfflugzeugen der russischen Grenztruppen auf grenznahe<br />

afghanische Dörfer in der Provinz Badahkshan kommen acht Menschen ums Leben.<br />

16. April 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Usbekengeneral Rashid Dostum lässt dem afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani ein<br />

Gesprächsangebot überbringen.<br />

17. April 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die iranische Regierung erklärt sich dazu bereit, weitere medizinische Hilfe für Afghanistan zu leisten.<br />

29. April 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Das iranische Gesundheitsministerium beginnt eine zweite Impfkampagne gegen Kinderlähmung in<br />

Afghanistan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN ruft zu verstärkten Spenden für die Nothilfe in Afghanistan auf.<br />

30. April 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Regierungstruppen vertreiben die Taliban aus der Region Farahrud nach Chakab.<br />

Mai 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban verlieren die Kontrolle über Maidan Shahr und werden in den Süden Afghanistans <strong>von</strong><br />

Truppen der Mujaheddin der Jamiat-e Islami <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbani und Ahmed Schah Massud<br />

zurückgedrängt.<br />

2. Mai 1995


Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die iranische Regierung beabsichtigt, 400.000 afghanische Flüchtlinge auszuweisen.<br />

3. Mai 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der iranische Außenminister Ali Akbar Velayati sichert Afghanistan die Fortsetzung der Nothilfe durch<br />

seine Regierung zu.<br />

15. Mai 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen erobern Zaranj in der Provinz Ninruz und setzen die Angriffe gegen die<br />

Taliban in der Provinz Farah fort.<br />

16. Mai 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Der tadschikische Präsident Emomali Rachmanow und der Führer der bewaffneten Opposition Said<br />

<strong>Ab</strong>dullah Nuri treffen sich dreimal zu Friedensgesprächen in Kabul, deren Schirmherrschaft der<br />

afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani, der ebenfalls Tadschike ist, übernimmt. Der<br />

Waffenstillstand wird bedingungslos um drei Monate verlängert. Das Angebot zur Amnestie seitens der<br />

Regierung nimmt die Opposition eher skeptisch auf. "Ihr wollt ja bloß unsere Kapitulation", erklärt der<br />

religiöse Führer, der Kriegsherr Akbar Turadsonsoda, der eine Teilung der Macht anstrebt. Andere<br />

Anhänger der Opposition, darunter auch der Generalsekretär der Demokraten, Jussuf Schadman, sind<br />

zu einem Kompromiss mit der Regierung bereit. Der Filmregisseur Dawlat Chudonasarow nimmz das<br />

Angebot <strong>von</strong> Präsident Rachmanow an, dessen Flugzeug auszuleihen, um in Duschanbe das geistliche<br />

Oberhaupt der Ismailiten Aga Khan zu empfangen.<br />

4. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der Hilfsorganisation „Care International“ in Afghanistan werden Brandanschläge und Entführungen<br />

<strong>von</strong> Personal angedroht, sollten ausstehende Löhne afghanischer Mitarbeiter nicht gezahlt werden.<br />

5. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Führer zahlreicher Bürgerkriegsparteien, unter anderem Gulbuddin Hekmatyar, Rashid Dostum<br />

und ein Vertreter der Taliban, treffen in Dschalalabad zu Friedensberatungen zusammen.<br />

� Regierungstruppen schlagen den Angriff des Usbekengenerals Rashid Dostums bei Khenjan<br />

zurück. Aus Maidan und Mohammed Agha werden Zusammenstöße mit den Taliban gemeldet.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Auf einer Konferenz in Stockholm machen führende Geberländer die Fortsetzung ihrer humanitären<br />

Hilfe <strong>von</strong> einer Etablierung einer allgemein anerkannten afghanischen Regierung abhängig.<br />

7. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In einer konzertierten Aktion <strong>von</strong> afghanischer Regierung und Taliban bemüht man sich um eine<br />

Annäherung an den Usbekengeneral Rashid Dostum, der immer noch ein großes Gebiet im Norden<br />

Afghanistan beherrscht.<br />

8. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der iranische Botschafter in Kabul, Haddadi, kündigt die dritte Phase der Impfkampagne gegen<br />

Kinderlähmung in Afghanistan an.<br />

9. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Nach pakistanischer Vermittlung wird für die Dauer der Friedensgespräche in Dschalalabad eine<br />

10tägige Waffenruhe in Afghanistan verkündet.<br />

11. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani lässt sechs gefangengenommene Taliban frei.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Organisation der Islamischen Konferenz (OIC)<br />

Die OIC kündigt die Entsendung eines Gesandten zur Vorbereitung all-afghanischer Friedensgespräche<br />

an.


13. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani lässt weitere 50 gefangengenommene Talibankämpfer<br />

frei.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Beginn der dritten Phase der vom iranischen Gesundheitsministerium organisierten Impfkampagne<br />

gegen Kinderlähmung in Afghanistan.<br />

14. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Luftangriffe der Regierungstruppen auf Taliban-Stellungen in Dilaram fordern ein<br />

Menschenleben und fünf Verletzte.<br />

� Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani tritt für die Beteiligung der Taliban an allen<br />

Verhandlungen ein.<br />

16. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Kampfflugzeuge des „Hohen Koordinationsrates“ führen Luftangriffe auf Kabul aus.<br />

18. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Regierungstruppen beginnen eine Offensive gegen die Hesb-e Wahdat-Mujaheddin bei Bamiyan.<br />

19. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

� Der afghanische Außenminiser Najibullah Lafraie fordert auf einem Staatsbesuch in Teheran<br />

einen „demokratischen Prozess zur Beendigung des Bürgerkrieges in Afghanistan“ und bittet um<br />

Fortsetzung der iranischen Hilfeleistungen.<br />

� Afghanische und iranische Nachrichtenagenturen beschließen ihre Zusammenarbeit.<br />

22. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Taliban-Rat in Kandahar lehnt Gespräche mit der afghanischen Regierung über einen<br />

Waffenstillstand ab. Außerdem beschließt der Rat ein Überflugverbot der <strong>von</strong> den Taliban kontrollierten<br />

Gebiete für ausländische Flugzeuge.<br />

23. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Aus Bamiyan werden weiter heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Mujaheddin der Hesb-e<br />

Wahdat gemeldet.<br />

26. Juni 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Taliban weisen die Anschuldigungen eines pakistanischen Paschtunenführers zurück, <strong>von</strong> Pakistan<br />

finanziert zu sein.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der afghanische Generalkonsul im iranischen Maschhad Mohammed Aziz Azizi ermutigt afghanische<br />

Flüchtlinge im Iran zur Rückkehr nach Afghanistan.<br />

Sommer 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

In Kabul herrscht relative Ruhe. Viele Flüchtlinge und Hilfsorganisationen kehren nach Kabul zurück.<br />

Die Universität beginnt wieder ihren Lehrbetrieb. Die UN bemüht sich erfolglos, Präsident Burhanuddin<br />

Rabbani zum Rücktritt zu bewegen, um eine allseits akzeptierte Übergangsregierung zu ermöglichen.<br />

1. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

General <strong>Ab</strong>dul Wali, ein Schwiegersohn des ehemaligen Königs Zahir Schah <strong>von</strong> Afghanistan, trifft zu<br />

Beratungen mit Pakistans Premierministerin Benazir Bhutto zusammen und führt außerdem Gespräche<br />

mit den Repräsentanten des usbekischen Generals Rashid Dostum sowie Führern kleinerer<br />

afghanischer Parteien wie Nabi und Gailani.


2. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani protestiert bei der pakistansichen Regierung gegen die<br />

<strong>Ein</strong>ladung des Schwiegersohns des ehemaligen afghanischen Königs Zahir Schah, General <strong>Ab</strong>dul Wali.<br />

Die Versammlung paschtunischer Stammesführer in der Provinz Paktia begrüßen allerdings Walis<br />

Mission.<br />

3. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani bezichtigt Pakistan, Spannungen zwischen Kabul und<br />

Islamabad zu schüren. Der Schwiegersohn des ehemaligen Königs Zahir Schah <strong>von</strong> Afghanistan,<br />

General <strong>Ab</strong>dul Wali, schlägt die <strong>Ein</strong>berufung einer traditionellen Versammlung <strong>von</strong> Stammes- und<br />

Provinzvertretern (Loya Jirga) zur Ernennung einer Übergangsregierung mit verfassungsgebender<br />

Kompetenz vor.<br />

5. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der iranische Revolutionsführer Ali Khamenei fordert die afghanischen Parteien zur Beendigung des<br />

Krieges auf. <strong>Ein</strong> Gesandter Khameneis trifft in Kabul zu Gesprächen mit dem Führer der schiitischen<br />

Harakat-e Islami, Assef Mohseini, zusammen.<br />

6. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der Schwiegersohn des ehemaligen Königs Zahir Schah <strong>von</strong> Afghanistan, General <strong>Ab</strong>dul Wali, ein,<br />

signalisiert die Bereitschaft des Königs zu aktiver Mitarbeit am Friedensprozess. <strong>Ein</strong>e Wiedereinführung<br />

der Monarchie lehnt er jedoch ab.<br />

22. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwischen Regierungstruppen und den Milizen des usbekischen Milizenführers Rashid Dostum finden<br />

schwere Kämpfe am Salang-Pass statt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Afghanistan entsandten tunesischen UN-Sondergesandten Mahmud<br />

Mestiri trifft zu weiteren, mehrtägigen Gesprächen in Kabul ein und macht ausländische <strong>Ein</strong>mischungen<br />

wie innerafghanische Rivalitäten für die Fortdauer des Bürgerkrieges verantwortlich.<br />

28. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Organisation der Islamischen Konferenz (OIC)<br />

<strong>Ein</strong>e Delegation der Islamischen Weltkonferenz trifft sich zu mehrtägigen Gesprächen mit dem<br />

Usbekengeneral Rashid Dostum in Mezar-i-Sharif und schlagen ihm die Gründung eines 60köpfigen<br />

Übergangsrates aus Vertretern aller Bürgerkriegsparteien vor.<br />

29. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den Milizen des usbekischen Milizenführers Rashid<br />

Dostum am Salang-Pass werden fortgesetzt. Beide Seiten setzen dabei auch Flugzeuge ein.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Afghanistan entsandten tunesischen UN-Sondergesandten Mahmud<br />

Mestiri trifft sich zu Gesprächen mit dem Führer der Hesb-e Islami, Gulbuddin Hekmatyar.<br />

31. Juli 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto weist die Vorwürfe des afghanischen Präsidenten<br />

Burhanuddin Rabbani der <strong>Ein</strong>mischung in innerafghanische Angelegenheiten zurück.<br />

August 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>heiten des afghanischen Präsidenten und Führers der Mujaheddin der Jamiat-e Islami Burhanuddin<br />

Rabbani und dessen Verbündetem, dem früheren Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud, starten<br />

eine Offensive gegen die Taliban. Es gelingt ihnen, bis zur Stadt Girishk vorzudringen. Anschließend<br />

werden sie wieder <strong>von</strong> den Taliban zurückgeworfen. Die Taliban kontrollieren immer noch 8 Provinzen<br />

im Süden Afghanistans. Der Gouverneur der Provinz Herat, General Ismail Khan, flüchtet, nachdem die<br />

Taliban die Stadt Herat und den Luftstützpunkt Shindad erobern. Die Taliban erhalten Unterstützung


vom pakistanischen Geheimdienst ISI, dessen ehemaliger Chef, General Hamid Gul, sich seit Monaten<br />

in Afghanistan aufhält, um die Militäraktionen der Taliban zu koordinieren.<br />

3. August 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Die Taliban zwingen ein russisches Transportflugzeug mit Waffen für die Regierungstruppen zur<br />

Landung in Kandahar und nehmen die Besatzung als Geiseln.<br />

9. August 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Auf die afghanische Hauptstadt Kabul wird ein heftiger Raketenangriff verübt, der mindestens elf Tote<br />

und 31 Verletzte fordert. Der Urheber dieses Angriffes ist unbekannt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Das russische Außenministerium bestreitet offizielle Waffenlieferungen an die afghanischen<br />

Regierungstruppen.<br />

19. August 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zehn Tage nach dem letzten wird ein erneuter Raketenangriff auf Kabul verübt, der mindestens zwei<br />

Tote und neun Verletzte fordert. Die Taliban werden als Urheber vermutet.<br />

21. August 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der iranische Vizeaußenminister Boroujerdi trifft zu Gesprächen mit dem afghanischen Präsidenten<br />

Burhanuddin Rabbani und Kommandant Ahmed Schah Massud über die wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Bekämpfung des Drogenhandels in Kabul ein. Boroujerdi verspricht unter<br />

anderem Hilfe beim Wiederaufbau der Kabuler Universität.<br />

September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

<strong>Ein</strong> durch UN-Vermittlung zustandegekommener, bis Februar 1996 geltender Waffenstillstand zwischen<br />

der tadschikischen Regierung und der bewaffneten islamischen Opposition tritt in Kraft. Trotzdem<br />

gehen die Kampfhandlungen in der Grenzregion zu Afghanistan weiter.<br />

4. September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die Taliban, eine <strong>von</strong> Paschtunen dominierte Miliz aus Studenten an Koranschulen in Pakistan, die seit<br />

ihrem Auftauchen im Oktober 1994 die Kontrolle über neun Provinzen im Süden und Südosten<br />

Afghanistans übernommen hat und deren Ziel die Errichtung eines kompromisslosen islamischen<br />

Staates ist, erobern zum Teil mit militärischer Unterstützung durch die Truppen des Usbekengenerals<br />

Rashid Dostum, der über die acht reichen Nordprovinzen herrscht, weitere Gebiete wie Herat, wo ihnen<br />

nur geringer Widerstand der örtlichen regierungstreuen Truppen unter Gouverneur Ismail Khan<br />

entgegengebracht wird, und sie nehmen die gleichnamige Provinz und die zentrale Hazarajat-Region<br />

ein. Khan flieht in den Iran. Die Taliban erlassen in Herat unverzüglich ein Arbeits- und Schulverbot für<br />

Frauen und Mädchen, die sich ab sofort in der Öffentlichkeit nur noch tief verschleiert zeigen dürfen.<br />

Dies wird <strong>von</strong> der Bevölkerung Herats abgelehnt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Buhanuddin Rabbani protestiert gegen die Entsendung einer pakistanischen<br />

Delegation nach Mezar-i-Sharif.<br />

6. September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

In Kabul finden Protestkundgebungen gegen die pakistanische Unterstützung der Taliban statt.<br />

Anhänger <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani stürmen die pakistanische Botschaft und setzen sie in<br />

Brand. Dabei kommt ein Botschaftsangehöriger ums Leben.<br />

8. September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Das iranische Außenministerium appelliert an die verfeindeten Gruppen in Afghanistan, die Kämpfe<br />

einzustellen und mit Friedensverhandlungen zu beginnen.<br />

11. September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan


� Die Taliban nehmen die strategisch wichtige Stadt Charasjab ein und kündigen einen<br />

Großangriff auf Kabul an und verlegen Kampfeinheiten aus Kandahar und Ghazni in die Provinz<br />

Logar und nach Maidan Shahr. Der Kampf um Charasjab fordert wieder Tote und Verletzte.<br />

� Die Führung der Hisb-e Islami unter ihrem Führer Gulbuddin Hekmatyar diskutiert ein mögliches<br />

Büdnis mit den Taliban<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani bekundet sein Bedauern über den Anschlag auf die<br />

pakistanische Botschaft vor einer Woche.<br />

18. September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan weist die Anschuldigungen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani als haltlos<br />

zurück, Spione als Terroristen nach Afghanistan einzuschleusen.<br />

19. September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban stellen dem afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani ein fünftägiges Ultimatum zum<br />

Rücktritt. Sollte Rabbani auf diese Forderung nicht eingehen, würde die Invasion Kabuls folgen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Kabul entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri nimmt<br />

seine dritte Friedensmission in Kabul auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Italienische Republik<br />

Der pakistanische Außenminister Sardar Assef Ahmed Ali weilt zu Gesprächen mit dem ehemaligen<br />

afghanischen König Mohammed Zahir Schah und General <strong>Ab</strong>dul Wali in Rom.<br />

20. September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Indien / Islamische Republik Pakistan<br />

Afghanistans Luftfahrtminister <strong>Ab</strong>dul Rehman berichtet der indischen Regierung über die<br />

pakistanischen <strong>Ein</strong>mischungen in Afghanistan. Indien weist daraufhin die pakistanischen Vorwürfe<br />

zurück, den afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani militärisch zu unterstützen.<br />

21. September 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan stellt seine Hilfslieferungen <strong>von</strong> Lebensmitteln und Kraftstoff nach Kabul ein und fordert 13<br />

afghanische Diplomaten zum umgehenden Verlassen des Landes auf.<br />

1. Oktober 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Kabul entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri trifft in<br />

Afghanistan zu Gesprächen mit Präsident Burhanuddin Rabbani und Usbekengeneral Rashid Dostum<br />

zusammen. Rabbani lehnt die Bedingungen der Taliban für einen Waffenstillstand weiterhin strikt ab.<br />

11. Oktober 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban rücken <strong>von</strong> der im Vormonat eingenommenen strategisch wichtigen Stadt Charasjab aus<br />

weiter auf Kabul vor, wo der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani bereits die Initiative ergriffen<br />

hat und eine Offensive gegen Taliban-Stellungen bei Rishkor und Khairabad südlich <strong>von</strong> Kabul vorträgt.<br />

Diese Kämpfe südlich <strong>von</strong> Kabul fordern erneut Tote und Verletzte.<br />

15. Oktober 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff auf den Kabuler Vorort Karte Se fordert fünf Tote und 15 Verletzte.<br />

17. Oktober 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Regierung Afghanistans verliert die Stadt Bamiyan und große Teile der gleichnamigen Provinz an<br />

die schiitische Hisb-e Wahdat, die mit dem Tadschikenführer Gulbuddin Hekmatyar ein lockeres<br />

Bündnis unterhalten.<br />

20. Oktober 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Auf einem belebten Marktplatz in Kabul schlagen Raketen ein, die elf Tote und 30 Verletzte fordern. Die<br />

Taliban werden als Urheber vermutet.


21. Oktober 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Bombenangriff auf Kabul fordert sechs Verletzte.<br />

22. Oktober 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Kabul entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri schlägt<br />

einen neuen Friedensplan vor: Übergabe der Regierung durch Präsident Burhanuddin Rabbani an einen<br />

10köpfigen Übergangsrat, darunter auch der ehemalige König Mohammed Zahir Schah und der<br />

ehemalige Präsident Sibghatullah Mujaddidi.<br />

24. Oktober 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz (IKRK)<br />

Die Taliban beschießen den Kabuler Flughafen mit Raketen. <strong>Ein</strong> startendes Flugzeug des<br />

Internationalen Komitees vom Roten Kreuz wird dabei nur knapp verfehlt.<br />

2. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) /Islamische<br />

Republik Iran<br />

Die US-Staatssekretärin Robin Raphel drängt die Bürgerkriegsparteien in Afghanistan zur <strong>Ein</strong>igung über<br />

einen Waffenstillstand und warnt vor wachsendem <strong>Ein</strong>fluss Irans in Afghanistan.<br />

4. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani kündigt eine Erklärung über seine Bereitschaft zum<br />

Rücktritt vom Präsidentenamt an.<br />

5. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

<strong>Ein</strong> neuer UN-Friedensplan schlägt die <strong>Ein</strong>richtung eines allgemein anerkannten Übergangsrats als<br />

Voraussetzung für den Rücktritt des Präsidenten Burhanuddin Rabbani vor. Die Opposition, allen voran<br />

die Taliban, verlangen ein umgekehrtes Vorgehen.<br />

6. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Artillerieangriff auf ein Wohngebiet in einem nordöstlichen Vorort <strong>von</strong> Kabul fordert zwei Tote und<br />

einen Verletzten.<br />

7. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> weiterer Artillerieangriff auf ein Wohngebiet im Nordosten <strong>von</strong> Kabul fordert fünf Verletzte. Bereits<br />

gestern war ein Toter im selben Gebiet zu beklagen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani erneuert sein Rücktrittsangebot unter der<br />

Voraussetzung eines Waffenstillstands und <strong>von</strong> der Islamischen Konferenz überwachter<br />

Nichteinmischung des Auslandes. Zwischen ihm und dem UN-Sondergesandten Mahmud Mestiri finden<br />

in Kabul weitere Gespräche statt.<br />

11. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> vermutlich durch die Taliban durchgeführter Artillerieangriff auf die Kabuler Innenstadt fordert 14<br />

Tote und über 100 Verletzte.<br />

12. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Regierungstruppen vertreiben nach eigenen Angaben Taliban-Kämpfer aus Arghandeh und rücken auf<br />

Maidan Shahr vor.<br />

14. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani beklagt in einer Protestnote an die UN die<br />

Unterstützung der Taliban durch Pakistan.


16. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani akzeptiert den <strong>von</strong> dem Vermittler des UN-<br />

Sicherheitsrat nach Kabul entsandten tunesischen Diplomaten Mahmud Mestiri vorgeschlagenen<br />

28köpfigen Übergangsrat aus Vertretern aller Regionen Afghanistans; Der Usbekengeneral Rashid<br />

Dostum signalisiert sein Wohlwollen, die Taliban sind skeptisch.<br />

24. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong> Hilfskonvoi aus 100 Lastkraftwagen mit Lebensmitteln und Treibstoff aus Pakistan erreicht Kabul.<br />

25. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Talibankämpfer werfen Fallschirmbomben über den Kabuler Stadtteilen Wazirabad und Qala-e Fatullah<br />

ab, die 41 Tote und über 140 Verletzte fordern.<br />

26. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff auf die Kabuler Innenstadt fordert mehrere Tote und Verletzte.<br />

28. November 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland<br />

Großbritannien stellt 5 Millionen Pfund Hilfsgelder für Afghanistan bereit.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / North Atlantic Treaty<br />

Organization (NATO) / Königreich Saudi-Arabien / Islamische Republik Iran / Islamische<br />

Republik Pakistan.<br />

Die nichtstaatliche Non-Profit-Organisation „Amnesty International“ beklagt die Ignoranz der<br />

Weltgemeinschaft gegenüber der „Menschenrechtskatastrophe“ in Afghanistan. „Amnesty“ beschuldigt<br />

in ihrem Bericht Russland, die USA und deren westeuropäischen Alliierte, Pakistan, Saudi-Arabien und<br />

den Iran, durch ihre Waffenlieferungen für die katastrophale Menschenrechtslage mitverantwortlich zu<br />

sein und den Konflikt für ihre eigenen Ziele missbraucht zu haben.<br />

17. Dezember 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Artillerieangriff auf die Kabuler Innenstadt fordert mindestens fünf Tote und vier Verletzte.<br />

19. Dezember 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Vollversammlung ruft die afghanischen Bürgerkriegsparteien zur friedlichen Beilegung ihrer<br />

Streitigkeiten auf.<br />

23. Dezember 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> möglicherweise durch die Taliban durchgeführter Raketenangriff auf den Bezirk Wazir Akbar Khan<br />

im Nordosten Kabuls fordert sechs Verletzte.<br />

30. Dezember 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der erste abendfüllende afghanische Spielfilm seit der Machtübernahme durch die Mujaheddin, „Uruj“<br />

(„Der Aufstieg“), wird in Kabul uraufgeführt.<br />

Ende 1995<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Iran weist 500.000 der insgesamt 1,5 Millionen afghanischen Flüchtlinge aus.<br />

16. Januar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani ordnet in der Provinz Nangarhar eine Kampagne<br />

gegen illegale Straßensperren örtlicher Kommandanten an. 15 Personen werden gefasst und wegen<br />

Straßenraubs angeklagt.


17. Januar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Kabul entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri hält sich<br />

zu Gesprächen mit Räten der Ostprovinzen in Dschalalabad auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Welt<br />

Die nichtstaatliche Non-Profit-Organisation „Amnesty International“ ruft zu weltweitem Handeln gegen<br />

die „Menschenrechtskatastrophe“ in Afghanistan auf.<br />

18. Januar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Hisb-e Islami-Führer Gulbuddin Hekmatyar beschuldigt den afghanischen Präsidenten Burhanuddin<br />

Rabbani, die Opposition mittels widersprüchlicher Friedensangebote zu täuschen.<br />

19. Januar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Italienische Republik / Hellenische Republik<br />

(Griechenland)<br />

Italien und Griechenland versprechen technische Unterstützung beim Wiederaufbau zerstörter Museen<br />

in Afghanistan.<br />

22. Januar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani verkündet anlässlich des Beginns des Ramadan einen<br />

einseitigen Waffenstillstand.<br />

24. Januar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission regt Exil-Afghanen zu regelmäßiger<br />

Beobachtung und Berichterstattung über die Menschenrechtssituation in Afghanistan an.<br />

25. Januar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Welt / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die nichtstaatliche Non-Profit-Organisation „Amnesty International“ kritisiert die US-Regierung scharf<br />

und wirft ihr Desinteresse an der Situation in Afghanistan vor.<br />

Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz (IKRK)<br />

Für die eine Million im eingeschlossenen Kabul verbliebenen <strong>Ein</strong>wohner richtet das IKRK eine<br />

Luftbrücke zur Versorgung der Bewohner ein.<br />

4. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabuler Wohngebiete fordert mehrere Verletzte.<br />

� Auf das Mitglied des Dschalalabader Ostprovinzen-Rates Enayat Manji wird ein Attentat verübt,<br />

welches Manji verletzt überlebt. Sechs seiner Begleiter sterben.<br />

5. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Kabul entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri trifft sich<br />

zu Gesprächen mit einer Delegation des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani in<br />

Dschalalabad.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Der stellvertretende Leiter der US-Mission in Islamabad trifft sich zu Gesprächen mit dem ehemaligen<br />

afghanischen Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud auf der Militärbasis in Bagram.<br />

6. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zusammenstöße zwischen <strong>Ein</strong>heiten <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani und der <strong>von</strong> Usbekengeneral<br />

Rashid Dostum geführten Nordallianz führen in der Provinz Kunduz zu Dutzenden <strong>von</strong> Toten.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Der stellvertretende Leiter der US-Mission in Islamabad reist zu Gesprächen mit dem afghanischen<br />

Außenminister Najibullah Lafraie nach Kabul und anschließend zur Talibanführung nach Kandahar.


Präsident Burhanuddin Rabbani entschuldigt sich in zwei diplomatischen Note bei Pakistan für die<br />

Ausschreitungen vor dessen Kabuler Botschaft im September 1995.<br />

7. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabuler Wohngebiete fordert 15 Menschenleben.<br />

� Der Führer der Hisb-e Islami Gulbuddin Hekmatyar hebt die dreiwöchige Blockade Kabuls auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Milizenführer und Usbekengeneral Rashid Dostum hält sich zu Gesprächen mit der<br />

pakistanischen Führung in Islamabad auf.<br />

8. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Sprecher der Taliban Wakil Ahmad weist den Vorwurf des ehemaligen afghanischen<br />

Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud zurück, einen Großangriff auf Kabul vorzubereiten.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Islamische Republik Pakistan<br />

Irans Vizeaußenminister Boroujerdi reist zu Gesprächen mit afghanischen Parteiführern nach Kabul,<br />

Dschalalabad und Peshawar.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (Kalifornien)<br />

Der erste exil-afghanische Spielfilm, „Tomorrow“, wird in Kalifornien uraufgeführt.<br />

15. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Vollversammlung ruft die afghanischen Bürgerkriegsparteien zur <strong>Ein</strong>stellung der Kämpfe um<br />

Kabul auf.<br />

17. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Außenminister Najibullah Lafraie trifft den pakistanischen Staatssekretär des<br />

Außenministeriums Najmuddin Sheikh zu einem dreitägigen Meinungsaustausch in Teheran.<br />

19. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani verfügt die Freilassung einer Anzahl pakistanischer<br />

Gefangener aus Kabuler Gefängnissen.<br />

20. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der ehemalige König <strong>von</strong> Afghanistan Mohammed Zahir Schah verurteilt in einer Botschaft zum Id ul-<br />

Fitr ausländische <strong>Ein</strong>mischungen in Afghanistan.<br />

24. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Bei Islam Qala stoßen iranische und Taliban-Grenztruppen zusammen. Dabei nehmen die Taliban einen<br />

Iraner gefangen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Iran<br />

Der Taliban-Führer Maulawi Ehsanullah Ehsam bezeichnet die UN-Friedensbemühungen als gescheitert<br />

und bezichtigt den Iran der <strong>Ein</strong>mischung in innerafghanische Angelegenheiten.<br />

26. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Islamische Republik Pakistan<br />

70 afghanische, iranische und pakistanische Experten diskutieren in Islamabat auf einer <strong>von</strong> der<br />

pakistanischen FRIENDS-Stiftung für internationale Politik organisierten Konferenz über<br />

Lösungsmöglichkeiten für den afghanischen Konflikt.<br />

28. Februar 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Reparaturarbeiten in den Wasserkraftwerken Sarobi und Naghlu beginnen.<br />

2. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz (IKRK)<br />

Um die versorgungsengpässe in dem umkämpften und <strong>von</strong> der Außenwelt weitgehend abgeschnittenen<br />

Kabul zu lindern, errichtet das IKRK eine Luftbrücke.


8. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der ehemalige Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Kabuler Universität Zia Fazli bezeichnet<br />

den Mangel an nationaler <strong>Ein</strong>igkeit und ausländische <strong>Ein</strong>mischung als Hauptprobleme für den<br />

afghanischen Bürgerkrieg.<br />

10. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland<br />

Die britische Hilfsorganisation „Save the Children“ stellt ihre humanitären Operationen in<br />

Westafghanistan wegen der repressiven Frauenpolitik der Taliban ein.<br />

11. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Außenminister Najibullah Lafraie protestiert gegen die pakistanische Entscheidung, die<br />

Fernstraße <strong>von</strong> Chaman in Belutschistan zum afghanischen Grenzübergang Torghundi instandzusetzen.<br />

Pakistan weist diesen Protest zurück.<br />

12. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die iranische Regierung kündigt die Aufhebung der Aufenthaltserlaubnisse für afghanische Flüchtlinge<br />

an.<br />

13. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der schiitischen Hisb-e Wahdat gedenken in Mezar-i-Sharif des ersten Jahrestages der<br />

Ermordung ihres früheren Parteiführers <strong>Ab</strong>dul Ali Mazari in der Gefangenschaft der Taliban.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Der US-amerikanische Botschafter in Pakistan Thomson Simon trifft sich nahe Peshawar mit<br />

afghanischen Parteiführern und ruft zur Zusammenarbeit zwischen den Bürgerkriegsparteien bei den<br />

Friedensbemühungen auf.<br />

14. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

� Der pakistanische Flüchtlingskommissar Rustam Schah Mohmand warnt vor einer<br />

Verschlechterung der Lebensbedingungen der afghanischen Flüchtlinge bei einem Rückgang der<br />

internationalen humanitären Hilfe.<br />

� Der paschtunische Dichter Ghani Khan wird in der pakistanischen Nordwestgrenzprovinz<br />

beigesetzt.<br />

16. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei Dschalalabad wird ein Massengrab mit mindestens 500 Opfern des kommunistischen Regimes<br />

entdeckt.<br />

17. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani kritisiert die USA wegen ihres angeblichen<br />

Desinteresses an einer friedlichen Lösung in Afghanistan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der afghanische Außenminister Najibullah Lafraie fordert die Freiwilligkeit bei der Rückführung<br />

afghanischer Flüchtlinge aus dem Iran.<br />

18. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban laden über 300 islamische Geistliche aus ganz Afghanistan zu einer Strategietagung über<br />

Friedensangebote nach Kandahar ein.<br />

21. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan


� Nach einem Raketenangriff der Taliban auf Kabul, der mindestens ein Menschenleben und vier<br />

Verletzte fordert, greift die Luftwaffe <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani Talibanstellungen<br />

südlich <strong>von</strong> Kabul an.<br />

� Der ehemalige König Mohammed Zahir Schah drückt in seiner Botschaft zum afghanischen<br />

Neujahrsfest aus dem Exil in Rom Hoffnung auf Frieden für sein Land aus.<br />

25. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Luftwaffe der afghanischen Regierung bombardiert Talibanstellungen vor Kabul. Bei dieser Aktion<br />

sterben 50 Menschen. Die Truppen <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani greifen außerdem ein Treffen<br />

<strong>von</strong> Taliban-Kommandanten in Charasiab an. 20 Menschen werden hier verletzt.<br />

26. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Mujaheddin der Hisb-e Islami <strong>von</strong> Gulbuddin Hakmatyar beendet ihre Konferenz über<br />

Friedensgespräche mit anderen Parteien. Außerdem beschließt der Rat eine Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>von</strong> Usbekengeneral Rashid Dostum geführten „Hohen Koordinationsrat“ in dieser<br />

Frage.<br />

� Die Universität <strong>von</strong> Kabul und einige Schulen nehmen ihren Betrieb wieder auf.<br />

27. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei einer Explosion eines Munitionslagers in Kandahar werden 35 afghanische Minenräumer verletzt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani weist die US-Kritik an mangelndem afghanischen<br />

Engagement gegen den Drogenhandel zurück.<br />

29. März 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Drei mutmaßliche Mörder werden in Kabul öffentlich gehenkt.<br />

1. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>e Gruppe, die sich <strong>von</strong> der mit den Mujaheddin <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar verbündeten Hisb-e<br />

Wahdat spaltet sich ab und vereinigt sich mit den Taliban.<br />

4. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>e Versammlung <strong>von</strong> über 1000 muslimischen Geistlichen spricht sich in Kandahar für die<br />

Unterstützung der Taliban und für die Fortsetzung des Krieges aus.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-Senator Hank Brown spricht in Dschalalabad mit dem Gouverneur der Provinz Nangarhar, Haji<br />

Qadir, sowie mit dem ehemaligen afghanischen Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud und den<br />

beiden ehemaligen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar und <strong>Ab</strong>u Sayyaf.<br />

7. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die in Peshawar ansässige afghanische Dawatu-Jahad-Universität wird aufgrund einer Anordnung der<br />

pakistanischen Behörden nach Dschalalabad verlegt.<br />

9. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinte<br />

Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan<br />

Die USA erklären ihre Bereitschaft zu einem Waffenembargo über Afghanistan sowie der <strong>Ein</strong>berufung<br />

einer internationalen Friedenskonferenz. Der afghanische Vizeaußenminister Ghafurzai kritisiert die UN<br />

wegen mangelnder eindeutiger Stellungnahme gegen Pakistan.<br />

13. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Mujaheddin-Führer Nabi Mohammadi erklärt sich bereit zu allen Schritten in Richtung einer<br />

friedlichen Lösung für Afghanistan.<br />

14. April 1996


Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Kandahar entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri<br />

schlägt Gespräche zwischen Taliban und dem afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani vor.<br />

15. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani verzeichnen Geländegewinne und<br />

stoßen bis zur Grenze der Provinz Herat vor.<br />

16. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Minenräumagentur kündigt eine große Minen-Aufklärungskampagne an.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der usbekische Milizen-General Rashid Dostum besucht an der Spitze einer Delegation die USA und<br />

trifft dort unter anderem Staatssekretärin Robin Raphael.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der iranische Vizeaußenminister Boroujerdi tritt zu Gesprächen mit dem afghanischen Präsidenten<br />

Burhanuddin Rabbani in Kabul ein.<br />

17. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Südlich <strong>von</strong> Kabul finden Kämpfe zwischen den Taliban und Regierungstruppen statt. <strong>Ein</strong><br />

Raketenangriff der Taliban auf Kabul fordert vier Verletzte.<br />

� Das „Sicherheitsbüro“ der Taliban fordert afghanische Bauern auf, den Opiumanbau<br />

einzustellen.<br />

� Die Taliban erklären sich zu Gesprächen in Teheran bereit.<br />

18. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

� Der iranische Vizeaußenminister Boroujerdi trifft zu Gesprächen mit Hisb-e-Wahdat-Führer<br />

Khalili in Bamiyan ein.<br />

� Die Taliban drücken ihren Wunsch nach guten Beziehungen mit dem Iran und der<br />

internationalen Gemeinschaft aus.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Die US-Staatssekretärin Robin Raphel führt in Islamabad Gespräche mit der pakistanischen Führung<br />

über Afghanistan.<br />

21. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die US-Staatssekretärin Robin Raphel schlägt ein Waffenembargo zur Beilegung des afghanischen<br />

Konfliktes vor. Sie drückt ihre Besorgnis über Trainingslager für militante Islamisten in Afghanistan<br />

aus.<br />

23. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der ehemalige afghanische Diplomat <strong>Ab</strong>dul Hakim Tabibi schlägt die <strong>Ein</strong>richtung eines internationalen<br />

Tribunals zur Ahndung <strong>von</strong> Menschenrechtsverstößen in Afghanistan vor.<br />

24. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Vertreter <strong>von</strong> Taliban und Hisb-e Wahdat kommen zu Gesprächen in Maidan Shahr zusammen, unter<br />

anderem wegen Ermittlungen im Mordfall des früheren Mujaheddinführers <strong>Ab</strong>dul Ali Mazari.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Olympisches Komitee (IOC)<br />

Die in Dschalalabad ansässige afghanische humanitäre Organisation ABRAR kündigt die Entsendung<br />

zweier afghanischer Invaliden zu den Olympischen Spielen 1996 nach Atlanta als Teilnehmer an<br />

Radsportwettbewerben an.<br />

27. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei einer Explosion eines Munitionslagers in Kandahar werden 35 afghanische Minenräumer verletzt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan


Die Revolutionäre Vereinigung Afghanischer Frauen (RAWA) veranstaltet eine antifundamentalistische<br />

Demonstration in Peshawar.<br />

30. April 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Islamische Republik Pakistan<br />

Saudi-Arabien lässt das Fleisch 20.000 <strong>von</strong> Pilgern rituell geschlachteter Schafe an afghanische<br />

Flüchtlinge in Pakistan verteilen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (Kalifornien)<br />

Die in den USA ansässige Vereinigung zur Entwicklung Afghanistans hält in Kalifornien eine Konferenz<br />

über den Wiederaufbau Afghanistans ab.<br />

1. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabul fordert ein Menschenleben und zwei Verletzte. Die Taliban werden als<br />

Urheber des Angriffes vermutet.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der Sprecher des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani, <strong>Ab</strong>dulaziz Morad, ruft zu<br />

Gesprächen mit Pakistan zur Entlastung der angespannten Beziehungen auf.<br />

2. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani erklärt sich zur Verteidigung der Grenztruppen der<br />

Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) gegen Angriffe afghanisch-tadschikischer<br />

Oppositionsgruppen bereit.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN fordert eindringlich 50 Millionen US-Dollar Nothilfemittel für Afghanistan, insbesondere zur<br />

Minenräumung.<br />

4. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani entschuldigt sich bei Pakistan für die Zerstörung des<br />

Botschaftsgebäudes in Kabul bei antipakistanischen Ausschreitungen im September 1995.<br />

6. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>e Delegation des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani trifft zu Versöhnungsgesprächen<br />

mit pakistanischen Regierungsvertretern in Islamabad ein.<br />

8. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

An die Taliban gerichtet erklärt das Büro des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani jegliche<br />

Ausbeutung afghanischer Bodenschätze ohne die Zustimmung der Regierung für illegal.<br />

9. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Das Büro des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani bietet Pakistan den Wiederaufbau des im<br />

September 1995 zerstörten Botschaftsgebäudes in Kabul an.<br />

12. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Afghanistan entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri<br />

erhält Morddrohungen durch in Afghanistan kämpfende islamistische Söldner.<br />

13. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani und der ehemalige Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar verständigen sich auf die Zusammensetzung einer künftigen Regierung.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Turkmenistan / Russische Föderation<br />

Afghanische Drogenschmuggler werden <strong>von</strong> russischen Grenztruppen an der turkmenischen Grenze<br />

aufgespürt. Dabei werden drei <strong>von</strong> ihnen getötet und acht gefangengenommen.<br />

15. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan


Die Mujaheddin der Hisb-e Islami des ehemaligen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar bestreiten<br />

öffentlich jegliche Übereinkunft mit dem Präsidenten Burhanuddin Rabbani über die Zusammensetzung<br />

einer zukunftigen Regierung Afghanistan. Die Gespräche hierzu haben vorgestern stattgefunden.<br />

20. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabul fordert neun Menschenleben.<br />

� Die vor einer Woche in Mahipar begonnenen Gespräche zwischen dem afghanischen Präsidenten<br />

Burhanuddin Rabbani und dem ehemaligen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar enden<br />

positiv. Beide Seiten beabsichtigen eine Fortsetzung.<br />

� Die Taliban richten mehrere Personen wegen Kontakten zu den Mujaheddin Jamiat-e Islami des<br />

Präsidenten Burhanuddin Rabbani hin, unter ihnen auch der Kommandant Mulla <strong>Ab</strong>drurrahman.<br />

21. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Luftwaffe des Präsidenten Burhanuddin Rabbani bombardiert Taliban-Positionen im Süden und<br />

Südwesten Kabuls.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Vorsitzende des Zentralrates der Hesb-e-Wahdat-Mujaheddin Mohammad Akbari trifft sich mit dem<br />

iranischen Botschafter in Kabul.<br />

23. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Artillerieangriff der Taliban auf Kabul fordert vier Tote und 32 Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN wiederholt einen Appell an die Geberländer, 50 Millionen US-Dollar für Nothilfe in Afghanistan<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

24. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani, der die seit Mitte Oktober 1995 <strong>von</strong> den<br />

Taliban belagerte Hauptstadt Kabul und vier Provinzen im Nordosten kontrolliert, unterzeichnet<br />

zusammen mit seinem langjährigen Hauptrivalen Gulbuddin Hekmatyar, der nur noch einige<br />

Provinzen im Osten beherrscht, in Mahipar bei Kabul in Anwesenheit <strong>von</strong> Rabbanis Militärchef<br />

Ahmed Schah Massud, einem Tadschiken, und <strong>von</strong> <strong>Ab</strong>dul Rasul Sayyaf, dem Führer der mit<br />

Rabbani verbündeten Ittehad-i-Islami-Mujaheddin, ein Friedensabkommen, das unter anderem<br />

die Bildung einer für alle Stämme, Parteien und gruppen akzeptablen Übergangsregierung,<br />

Wahlen und die Schaffung einer neuen, nationalen Armee vorsieht. Rabbani und Hekmatyar<br />

sind bemüht, alle Bürgerkriegsparteien an der Regierung zu beteiligen.<br />

� Regierungstruppen des Präsidenten Burhanuddin Rabbani erobern die Dörfer Khurd, Milang und<br />

Chakari südöstlich <strong>von</strong> Kabul <strong>von</strong> den Taliban zurück. Um Band-e Ghazi finden weiterhin<br />

Kämpfe statt.<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff der Taliban auf ein Kabuler Wohngebiet fordert drei Todesopfer und neun<br />

Verletzte.<br />

25. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Sudan<br />

Der saudi-arabische, mutmaßliche Finanzier islamischer Extremisten Osama bin Laden verlässt Sudan,<br />

wahrscheinlich in Richtung Afghanistan.<br />

26. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik<br />

Der vom UN-Sicherheitsrat nach Afghanistan entsandte tunesische Sondergesandte Mahmud Mestiri<br />

tritt aus gesundheitlichen Gründen <strong>von</strong> seinem Amt zurück. Am 12. Mai hatte Mestiri eine Morddrohung<br />

durch in Afghanistan kämpfende islamistische Söldner erhalten.<br />

27. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Mitglieder der Hesb-i Islami-Mujaheddin des ehemaligen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar<br />

kündigen die Übernahme des Premierministeramtes, des Verteidigungs- und des Finanzministeriums<br />

an.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Tunesische Republik


Anlässlich seines gestrigen Rücktritts als UN-Sondergesandter für Afghanistan mahnt der Tunesier<br />

Mahmud Mestiri an, mehr Druck auf afghanische Bürgerkriegsparteien durch die UN auszuüben und<br />

schlägt die Entsendung einer Friedenstruppe vor.<br />

30. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban nehmen die wichtige Hauptstadt der zentralafghanischen Provinz Ghor,<br />

Chaghcharan, ein.<br />

� Unter dem <strong>Ein</strong>druck der militärischen Erfolge der Taliban geht der Paschtunenführer Gulbuddin<br />

Hekmatyar, früher Gegenspieler der Regierung, mit anderen Mujaheddin-Gruppen ein Bündnis<br />

gegen die fundamentalistische Studentenmiliz der Taliban ein.<br />

31. Mai 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Es werden Kämpfe im Gebiet <strong>von</strong> Ainak in der Provinz Logar gemeldet.<br />

� Führer der Hisb-e Islami-II-Mujaheddin treffen sich zu Gesprächen mit Führern der Taliban in<br />

Kandahar.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die Delegation der Taliban sucht in Deutschland Unterstützung bei der Wiederinbetriebnahme <strong>von</strong> ihm<br />

Rahmen deutscher Entwicklungshilfe errichteten Industrieanlagen in Kandahar.<br />

1. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban beginnen eine Großoffensive bei Mes-e Aiknak in der Provinz Logar.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die afghanische Regierung beschuldigt Pakistan zum wiederholten Mal der <strong>Ein</strong>mischung in<br />

innerafghanische Angelegenheiten.<br />

2. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Regierungstruppen des Präsidenten Burhanuddin Rabbani schlagen die gestern begonnene<br />

Taliban-Offensive bei Mes-e Ainak zurück.<br />

� Der Präsident des Hohen Koordinationsrates und Djabah-e Nidschat-e-Milli-Führer Sibghatullah<br />

Mujaddidi und Hisb-e Wahdat-Führer Karim Khalili eröffnen eine neue Universität in Bamiyan.<br />

3. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Parteiführer der Mahaz-e Melli-e Islami, der Hisb-e Islami II und der Harakat-e Inqilab-e Islami, Pir<br />

Sayyed Gailani, Yunus Khalis und Nabi Mohammadi treffen zu Gesprächen mit den Taliban in Kandahar<br />

ein.<br />

4. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani lässt 840 Tonnen subventioniertes Brot an bedürfte<br />

Kabuler verteilen, um steigenden Preisen entgegenzuwirken.<br />

5. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani richtet eine Kommission zur Erkundung der<br />

Durchführbarkeit des transafghanischen Erdgaspipeline-Projektes ein.<br />

6. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die seit dem 3. Juni andauernden Gespräche zwischen Taliban und verschiedenen Mujaheddinführern<br />

in Kandahar enden ergebnislos. Allerdings ergeht <strong>von</strong> diesem Treffen ein Aufruf an Präsident<br />

Burhanuddin Rabbani, zurückzutreten.<br />

7. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Das US-Außenministerium warnt vor der Entwicklung Afghanistans zu einer Basis für islamische<br />

Extremisten.<br />

9. Juni 1996


Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der ehemalige Ministerpräsident und jetzige Mujaheddinführer der Hesb-i Islami Gulbuddin<br />

Hekmatyar wird aus dem Hohen Koordinationsrat ausgeschlossen.<br />

� <strong>Ein</strong> Konvoi aus neun Lastkraftwagen mit Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern erreicht<br />

Kabul.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

<strong>Ein</strong>e Delegation des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani reist zu Gesprächen über iranische<br />

Hilfsgelder nach Teheran. Gleichzeitig eröffnet Iran ein Konsulat in Jalalabad.<br />

12. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Ghikh Ali in der Provinz Parwan finden Gespräche zwischen dem ehemaligen Verteidigungsminister<br />

Ahmed Schah Massud und Karim Khalili statt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der US-Senator Hank Brown lädt Vertreter aller afghanischer Bürgerkriegsparteien sowie unabhängige<br />

afghanische Persönlichkeiten zu einer Anhörung vor dem US-amerikanischen Senat ein.<br />

14. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabul fordert mindestens 10 Menschenleben und 14 Verletzte.<br />

� 3000 Kämpfer der Hisb-e Islami des paschtunischen Sunniten und ehemaligen<br />

Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar schließen sich den Regierungstruppen unter Präsident<br />

Burhanuddin Rabbani an.<br />

16. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>e Bombenexplosion in Jalalabad fordert mehrere Tote und Verletzte.<br />

22. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Paschtunenführer und Führer der Mujaheddin der Hesb-e Islami Gulbuddin Hekmatyar wird <strong>von</strong><br />

seinem einstigen Rivalen Präsident Burhanuddin Rabbani wieder zum Ministerpräsidenten ernannt.<br />

Hekmatyar verspricht kurz nach seinem Amtsantritt die Beendigung des Bürgerkrieges. Die meisten<br />

Opfer fordern die über 10 Millionen in der Erde vergrabenen Minen im Land.<br />

24. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Taliban auf Kabul fordert 22 Tote und etwa 26 Verletzte.<br />

25. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der neue Premierminister Afghanistans Gulbuddin Hekmatyar kündigt die Bildung einer<br />

Übergangsregierung und die <strong>Ab</strong>haltung <strong>von</strong> Wahlen an.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Vor dem US-Senat findet auf <strong>Ein</strong>ladung des Senators Hank Brown eine Anhörung <strong>von</strong> Vertretern der<br />

afghanischen Regierung und diverser Oppositionsgruppen statt, unter ihnen Vizeaußenminister<br />

Ghafurzai und der ehemalige Außenminister Hedayat Amin Arsala, jedoch kein Taliban-Vertreter. Alle<br />

Teilnehmer bitten die USA um wirtschaftliche Aufbauhilfe.<br />

26. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban verüben einen schweren Raketenangriff auf Kabul, der mindestens 62 Menschenleben und<br />

fast 150 Verletzte fordert. Der neue Premierminister Gulbuddin Hekmatyar, der heute vereidigt wird,<br />

appelliert an die Taliban, den Kampf gegen die Regierung einzustellen. Die Taliban lehnen eine<br />

Beteiligung an der Regierung abermals ab und kündigen die Fortsetzung des Kampfes zum Sturz<br />

Präsident Burhanuddin Rabbani an.<br />

27. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Raketen- und Artillerieangriff auf Kabul fordert fünf Tote und zwölf Verletzte. Die vereinigten<br />

Truppen <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani und Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar<br />

nehmen Taliban-Positionen südwestlich <strong>von</strong> Kabul ein; mehr als 500 Taliban-Kämpfer werden<br />

getötet oder gefangengenommen.


� In Kabul nehmen 3000 Protestierende bei Demonstrationen für die weltweite Ächtung <strong>von</strong><br />

Landminen teil.<br />

� Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani gibt den Start einer offiziellen<br />

Massenimpfaktion gegen Kinderlähmung bekannt.<br />

29. Juni 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani führt Gespräche mit Mujaheddin-Führern über die<br />

Bildung einer breiteren Koalition für eine Übergangsregierung; Der Hisb-e Islami-Geheimdienstchef<br />

Wahidullah Sabawun wird als neuer Verteidigungsminister designiert. <strong>Ab</strong>dul Salam Hashmi wird als<br />

Finanzminister designiert.<br />

1. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Führer der Hisb-e Islami-Mujaheddin und afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar<br />

warnt die Taliban vor der Fortsetzung der Bombardierung Kabuls. Anschließend empfängt Hekmatyar<br />

Kommandanten und Honoratioren der Provinz Nangarhar.<br />

2. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabul fordert 12 Menschenleben.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar bittet die pakistanische Regierung, die Straße<br />

Peshawar-Kabul wieder zu öffnen.<br />

4. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani stimmt dem Kabinettsvorschlag <strong>von</strong> Ministerpräsident<br />

Gulbuddin Hekmatyar zu; Hekmatyar ernennt Wahidullah Sabawun zum neuen Verteidigungs und<br />

Yunus Qanuni zum Innenminister. Die Vereidigung des neuen Kabinetts soll übermorgen stattfinden.<br />

6. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die vor zwei Tagen zusammengestellte neue Regierung Afghanistans wird vereidigt.<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabul fordert mindestens 15 Menschenleben und 45 Verletzte.<br />

� Ismail Khans Kommandant Alauddin <strong>von</strong> den Mujaheddin der Jamiat-e Islami <strong>von</strong> Ahmed Schah<br />

Massud und Burhanuddin Rabbani wird <strong>von</strong> Taliban bei Herat ermordet.<br />

10. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Erst vier Tage nach seiner Ermordung gelingt es den Mujaheddin der Jamiat-e Islami ihren General<br />

Alauddin in Serin Koh nahe Herat beizusetzen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der deutsche Diplomat Norbert Holl wird offiziell zum neuen UN-Sondergesandten für Afghanistan<br />

ernannt.<br />

13. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Welt<br />

<strong>Ein</strong>e Delegation <strong>von</strong> Amnesty International trifft in Kabul ein, um die Menschenrechtslage dort zu<br />

untersuchen.<br />

14. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der afghanische Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar ordnet die Schließung <strong>von</strong> Kinos und<br />

ein Verbot <strong>von</strong> Musik im staatlichen Radio an.<br />

� <strong>Ein</strong>e Delegation der Hisb-e Wahdat erreicht eine Übereinkunft mit den Taliban.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

� Ministerpräsident Hekmatyar erklärt, ein Präsidialregime nach iranischem Vorbild anzustreben.<br />

15. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabul fordert drei Menschenleben und vier Verletzte.


� Der Oberbefehlshaber der Regierungsstreitkräfte Ahmed Schah Massud kritisiert die restriktive<br />

Kulturpolitik des Ministerpräsidenten. Gulbuddin Hekmatyar hatte am Vortag die Schließung <strong>von</strong><br />

Kinos und ein Verbot Übertragung <strong>von</strong> Musik im staatlichen Radio verfügt.<br />

16. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Pilot der Taliban-Luftwaffe läuft zu den Regierungstruppen über.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Tadschikistan<br />

Die tadschikische Regierung schließt alle Grenzposten nach Afghanistan, um der bewaffneten<br />

Opposition <strong>von</strong> militärischem Nachschub abzuschneiden.<br />

17. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Fünf Oppositionsgruppen Afghanistans, unter ihnen auch die Pir Sayyed Gailanis und die Nationale<br />

Islamische Front Afghanistans, bilden eine Allianz.<br />

18. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff auf Kabul fordert mindestens zwölf Todesopfer und 30 Verletzte. Es wird vermutet,<br />

dass die Taliban die Urheber dieses Anschlages sind.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz (IKRK)<br />

<strong>Ein</strong> Hilfskonvoi des Roten Kreuzes erreicht erstmals Bamiyan.<br />

20. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Internationales Olympisches<br />

Komitee (IOC)<br />

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF verhandelt wegen einer geplanten Massenimpfung<br />

mit den kriegsführenden Parteien über einen Waffenstillstand während der Olympischen Spiele.<br />

21. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Regierung <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin Hekmatyar setzt eine Kommission<br />

zur Aufklärung <strong>von</strong> Falschgeld ein und setzt vorerst den Druck neuer Banknoten aus.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Welt<br />

Amnesty International kritisiert die UN wegen gescheiterter Friedensverhandlungen in Afghanistan.<br />

23. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Welt<br />

Amnesty International ruft zu einem internationalen Waffenembargo gegen Afghanistan auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Republik Sudan<br />

Der flüchtige saudische Islamist und mutmaßlicher Sponsor der Taliban und islamistischer Terroristen<br />

Osama bin Laden kehrt aus Afghanistan in den Sudan zurück.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die Mujaheddin der Hisb-e Islami des Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar erklären sich zur<br />

Unterstützung des neuen UN-Sondergesandten Norbert Holl aus Deutschland bereit.<br />

24. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> weiterer Raketenangriff auf Kabul, vermutlich durch Taliban, wird ausgeführt.<br />

25. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Sondergesandte für Afghanistan Norbert Holl appelliert an die afghanischen<br />

Bürgerkriegsparteien, die Kämpfe zu beenden.<br />

27. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Taliban auf Kabul fordert mindestens zwei Tote und sechs Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Sondergesandte für Afghanistan Norbert Holl eröffnet eine UN-Sondermission in Jalalabad.<br />

31. Juli 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland


Der UN-Sondergesandte für Afghanistan Norbert Holl kritisiert die Taliban wegen ihrer Ignoranz<br />

gegenüber seiner Friedensmission.<br />

5. August 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Taliban-Kämpfer stürmen Stellungen der Mujaheddin der Hisb-e Islami des Ministerpräsidenten<br />

Gulbuddin Hekmatyar um Tabut in der Provinz Praktika, <strong>von</strong> denen 30 im Kampf fallen. 10<br />

Kämpfer der Mujaheddin werden <strong>von</strong> den Taliban gefangengenommen.<br />

� Die verfeindeten Stämme der Schinwar und der Rudad in der Provinz Nangarhar stimmen einem<br />

Waffenstillstand zu.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Kanada<br />

Der afghanische Boxer Jawid Aman Mukhamad bittet nach den Olympischen Spielen in Atlanta<br />

(Georgia) um Asyl in Kanada.<br />

6. August 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung erklärt, keinen ausländischen Terroristen Zuflucht zu gewähren.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Sondergesandte für Afghanistan Norbert Holl kehrt <strong>von</strong> seinen Gesprächen mit afghanischen<br />

Parteiführern aus Afghanistan zurück und berichtet <strong>von</strong> einer „Hoffnung auf eine friedliche Lösung“,<br />

fodert jedoch auch <strong>von</strong> allen Parteien eine „Kompromissbereitschaft“.<br />

7. August 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Der US-Senator Hank Brown hält sich zu Gesprächen über die Lage in Afghanistan mit der<br />

pakistanischen Premierministerin Benazir Bhutto und dem Präsidenten Faruq Leghari in Pakistan auf.<br />

10. August 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan stimmt Lebensmittel- und Treibstofflieferungen nach Kabul zu; außerdem ist Pakistan bereit<br />

zur Gewährung <strong>von</strong> Transitmöglichkeiten für Importe nach Afghanistan.<br />

11. August 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>e ranghohe afghanische Delegation trifft die pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto zu<br />

Gesprächen über die Verbesserung der wechselseitigen Beziehung.<br />

12. August 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung kündigt einen Waffenstillstand mit der Miliz des Usbekengenerals Rashid<br />

Dostum an. Dostum hat sich in den letzten Monaten immer mehr <strong>von</strong> der Allianz entfernt und hatte<br />

sich den Taliban angenähert.<br />

13. August 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Milizenführer und Usbekengeneral Rashid Dostum bestreitet, am Vortag ein<br />

Waffenstillstandsabkommen mit der Regierung abgeschlossen zu haben.<br />

14. August 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Die Taliban erklären ihre Bereitschaft, eine russische Flugzeugbesatzung im Austausch gegen<br />

afghanische Gefangene in Russland freizulassen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-Senator Hank Brown, der zum wiederholten Male im Raum Afghanistan unterwegs ist, führt<br />

Gespräche mit allen wichtigen Parteiführern in Afghanistan und äußert seine Zuversicht über das<br />

Interesse aller beteiligten Parteien am Friedensprozess. Er erklärt, dass die USA an einem direkten<br />

<strong>Ein</strong>greifen in Afghanistan nicht interessiert seien.<br />

September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Königreich Saudi-Arabien<br />

/ Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika


Im September formieren sich die Taliban mit militärischer Unterstützung Pakistans und finanziellen<br />

Hilfen aus Saudi Arabien neu und planen eine erneute Großoffensive gegen Kabul. Maßgeblich beteiligt<br />

an der finanziellen und materiellen Förderung der Taliban durch Pakistan sind General Pervez<br />

Musharraf und Innenminister Nasirullah Babar, der die Taliban als "unsere Jungs" bezeichnete. Babar<br />

führt aus, dass die Existenz der Taliban einem Zusammenspiel seines Ministeriums und der<br />

pakistischen islamistischen Partei Jam'at-e 'ula-ma (JUI) entstammten. Mauwiawi Fazi ur-Rahman <strong>von</strong><br />

der JUI und gleichzeitig Vorsitzender des Ausschusses für Außenbeziehungen im pakistanischen<br />

Parlament, übernahm die Schirmherrschaft über die ideologische Ausbildung der Taliban, während<br />

Innenminister Babar den militärischen Part organisierte. Später führte der Chef des pakistanischen<br />

Geheimdienstes ISI, Hamid Gul, die <strong>von</strong> ihm besoldeten Mudschaheddin nach und nach den Taliban zu.<br />

Unterstützt werden die Taliban außer <strong>von</strong> der pakistanischen Regierung, wie die Anerkennung des <strong>von</strong><br />

den Taliban errichteten islamischen Emirats Afghanistan zeigt, auch <strong>von</strong> Saudi-Arabien und den<br />

Vereinigten Arabischen Emiraten. Auch die USA stehen den Taliban positiv gegenüber.<br />

6. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern den Bezirk Azra im Osten der Provinz Logar.<br />

7. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen nehmen in einem Überraschungsangriff 15 Taliban-Stellungen südlich<br />

<strong>von</strong> Kabul ein.<br />

9. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Salang-Tunnel auf der Fernstraße <strong>von</strong> Kabul nach Mezar-i-Sharif wird wiedereröffnet.<br />

10. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der Gouverneur der neutralen Ostprovinz Nangarhar, Haji Qadir, flieht vor den vorrückenden Taliban<br />

nach Pakistan. Die afghanische Regierung setzt an seiner Stelle „Ingenieur Mahmud“ <strong>von</strong> den Hisb-e<br />

Islami II als Gouverneur ein.<br />

11. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern Jalalabad. Kurz vorher wird der am Vortag <strong>von</strong>d er afghanischen Regierung<br />

eingesetzte neue Gouverneur <strong>von</strong> Nangarhar zusammen mit einer 69köpfigen Delegation bei einem<br />

Überfall rivalisierender Mujaheddin getötet. Die afghanische Regierung führt daraufhin Luftangriffe auf<br />

Taliban-Stellungen aus. Die Taliban erobern den Bergstützpunkt Shamshad in Nangarhar. Anschließend<br />

setzen sie Mulla Mohammed Rabbani als neuen Gouverneur <strong>von</strong> Nangarhar ein.<br />

12. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen erobern die <strong>von</strong> den Taliban gehaltenen Bezirke Azra und Hesarak<br />

zurück. Die Taliban hingegen erobern Sarkhakan und Chahârbâgh in der Provinz Laghman und<br />

vertreiben die Regierungstruppen aus Darunta.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der pakistanische Innenminister weist erneute Vorwürfe der <strong>Ein</strong>mischung seitens der afghanischen<br />

Regierung zurück.<br />

13. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern die Provinz Laghman vollständig und stoßen nordwärts durch die Täler <strong>von</strong><br />

Alishang und Alingar vor. Die Provinzregierung <strong>von</strong> Kunar ergibt sich kampflos. Bei Khewa in der<br />

Provinz Nangarhar (?) finden Gefechte zwischen Regierungstruppen und Taliban statt.<br />

15. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Luftwaffe der Regierungstruppen unternimmt einen Angriff auf das seit vier Tagen <strong>von</strong> den Taliban<br />

besetzte Jalalabad. Es gibt zwölf Tote und 50 Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Usbekistan


Zwischen der afghanischen Regierung und <strong>Ab</strong>gesandten des Usbekengenerals Rashid Dostum finden in<br />

Taschkent Verhandlungen statt. Dostums Milizen sympathisieren sowohl mit der Regierung als auch<br />

mit den Taliban.<br />

16. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangrif der Taliban auf Kabul fordert vier Tote und drei Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Usbekistan<br />

<strong>Ein</strong>en Tag nach dem Treffen der Delegationen <strong>von</strong> Milizenchef Rashid Dostum und der afghanischen<br />

Regierung in Usbekistan sagt Dostum militärische Unterstützung der Regierungstruppen durch<br />

Entsendung <strong>von</strong> 2000 Mann ins <strong>von</strong> Taliban bedrohte Sarobi zu. Es ist der Durchbruch der<br />

Verhandlungen zwischen Regierung und Dostum. Für die Zusage des Bündnisses mit der Regierung<br />

wird Dostum die Vizepräsidentschaft Afghanistans zugesichert.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die afghanische Regierung wiederholt die Vorwürfe der pakistanischen <strong>Ein</strong>mischung in ihre<br />

Angelegenheiten.<br />

17. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwischen Taliban und Regierungstruppen finden Kämpfe im Alishang-Tal statt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der iranische Bauminister Iravani und Vizeaußenminister Boroujerdi reisen zu Gesprächen üder die<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Wiederaufbau Afghanistans nach Kabul.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

� <strong>Ein</strong>e pakistanische Delegation trifft zu Gesprächen mit Taliban-Oberbefehlshaber Mulla Bor Jan<br />

in Jalalabad ein.<br />

� Pakistans Ministerpräsidentin Benazir Bhutto drängt die Bürgerkriegsparteien in Afghanistan zur<br />

Beendigung der Kämpfe und Aufnahme vn Friedensverhandlungen.<br />

� Pakistan richtet ein neues Flüchtlingslager in Peshawar ein.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz (IKRK)<br />

Das IKRK ruft die Bürgerkriegsparteien in Afghanistan zur Schonung <strong>von</strong> Zivilisten auf.<br />

18. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban greifen Kabul <strong>von</strong> Südwesten mit Artillerie an. Mindestens fünf Tote und 15 Verletzte sind<br />

zu beklagen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan weist 50 afghanische Flüchtlingsfamilien nach illegalem Grenzübertritt am Khyberpass wieder<br />

aus.<br />

19. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern den Bezirk Daulat Schah im Alishang-Tal.<br />

20. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung unternimmt Luftangriffe auf Jalalabad. Die Taliban nehmen unterdessen<br />

Asadabad in Kunar ein.<br />

21. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die afghanische Regierungsluftwaffe führt erneut Angriffe auf Jalalabad und auf Taliban-<br />

Stellungen im Bezirk Shewa aus.<br />

� Die <strong>von</strong> Usbekengeneral Rashid Dostum entstandten Verstärkungstruppen treffen in Kabul ein.<br />

22. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Afghanische Regierungstruppen erobern Teile der <strong>von</strong> den Taliban besetzten Provinz Laghman zurück.<br />

Um die Kabul-Brücke <strong>von</strong> Surkhanan bei Jalalabad finden Kämpfe zwischen Taliban und<br />

Regierungstruppen statt.<br />

23. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan


� Die Streitmacht der Taliban steht 15 Kilometer vor Sarobi.<br />

� <strong>Ein</strong> Taliban-Raketenangriff auf Kabul fordert sechs Tote und 22 Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan<br />

Die afghanische Regierung ruft die UN zur Verurteilung pakistanischer <strong>Ein</strong>mischung in Angelegenheiten<br />

Afghanistans auf.<br />

24. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Taliban-Raketenangriff auf Kabul fordert drei Tote und neun Verletzte.<br />

� Das Taliban-Oberkommando ordnet Bartzwang für alle Kämpfer an.<br />

� Die Taliban führen den Schleierzwang für Frauen in Jalalabad ein.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) <strong>Ein</strong> entführtes Taliban-<br />

Transportflugzeug landet auf dem Militärflughafen Bagram. Die Besatzung läuft zu den<br />

Regierungstruppen über, unter ihnen auch sieben pakistanische Offiziere.<br />

25. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban nehmen die Städte Sarobi und mahipar, späte auch Pul-e Charkhi ein und stoßen<br />

durch das Tagab-Tal in Richtung Bagram vor. Dabei verursachen sie bei den Regierungstruppen<br />

schwere Verluste. Die Regierungstruppen verschanzen sich in der Tang-e-Gharu-Schlucht<br />

zwischen Kabul und Sarobi.<br />

� Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar ruft die afghanische Regierung zur Kapitulation auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Sicherheitsrat ruft zu Beendigung der Kampfhandlungen in Afghanistan und zu<br />

Friedensgesprächen auf; der UN-Sondergesandte Norbert Holl drängt die kriegsführenden Parteien zur<br />

<strong>Ein</strong>stellung der Kämpfe und zur Schonung der Zivilbevölkerung.<br />

26. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban dringen in die östlichen Stadtbezirke <strong>von</strong> Kabul ein, wo sich heftige Kämpfe entwickeln. Bei<br />

Pul-e Charkhi wird Taliban-Oberbefehlshaber Mulla Bor Jan getötet. Die Taliban greifen <strong>von</strong> Butkhak<br />

und Koh-e Koruk aus Kabul an; es gibt mindestens drei Tote und 21 Verletzte. Der afghanische<br />

Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud befiehlt einen strategischen Rückzug seiner Truppen in<br />

den Norden Afghanistans. Tausende <strong>von</strong> Zivilisten fliehen aus Kabul.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN evakuiert humanitäres Personal aus Kabul.


27. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die radikal-muslimische Taliban-Miliz, die bereits große Teile Afghanistans kontrolliert, nimmt Kabul<br />

und den Militärflughafen Bagram ein, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Die<br />

Regierungstruppen ziehen sich kampflos zurück, halten aber weiterhin Paghman, Shakardarra und<br />

Dehdarra. Die Regierung <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani und Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar wird gestürzt; beiden gelingt die Flucht zu ihrem tadschikischen Verbündeten Ahmed Schah<br />

Massud. Unter der Führung <strong>von</strong> Mullah Mohammed Rabbani Akhund bilden die Taliban unverzüglich<br />

einen sechsköpfigen Rat zur Verwaltung Kabuls. Kurz nach der Eroberung der Stadt werden der Ex-<br />

Staatschef Mohammed Najibullah und verschiedene regierungstreue Kommandeure, darunter Shahpur<br />

Ahmedsi, der Bruder und ehemalige Sicherheitsminister Najibullahs, entführt, unverzüglich hingerichtet<br />

und ihre Leichen aufgehängt an Laternenmasten vor dem Präsidentenpalast zur Schau gestellt. Zudem<br />

wird die Errichtung eines islamischen Gottesstaates angekündigt. Die Regierung des Islamischen<br />

Staates Afghanistans bleibt die international anerkannte Regierung Afghanistans unter Gulbuddin<br />

Hekmatyar (mit einem Sitz bei den Vereinten Nationen). Sie kontrolliert bald den größten Teil des<br />

Landes, nur der Nordosten kann sich ihrem Zugriff entziehen. Anerkannt wird ihre Regierung lediglich<br />

<strong>von</strong> Saudi-Arabien, Pakistan und den Vereinigten Arabischen Emiraten.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der abgesetzte Außenminister der Rabbani-/Hekmatyar-Regierung <strong>Ab</strong>dul Ghafurzai ruft die<br />

internationale Gemeinschaft auf, dem neuen Taliban-Regime die Anerkennung zu versagan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>e Delegation der pakistanischen Regierung wird auf den Weg nach Kabul geschickt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Irans Präsident Hodschatoleslam Ali Akbar Haschemi Rafsandschani ruft die Bürgerkriegsparteien in<br />

Afghanistan zur Beendigung der Kämpfe und zur Bildung einer gemeinsamen Regierung auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz (IKRK)<br />

Der neu eingerichtete Taliban-Verwaltungsrat erteilt dem IKRK grünes Licht zur Fortsetzung der<br />

humanitären Arbeit.<br />

28. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan


� <strong>Ein</strong> Konvoi <strong>von</strong> 30 Lastkraftwagen mit Lebensmitteln erreicht Kabul.<br />

� Die Taliban führen eine strenge Kleiderordnung in Kabul ein. <strong>Ein</strong>e dem saudi-arabischen<br />

Wahabismus verwandte, extrem konservative Version des Islams wird durchgesetzt: Frauen<br />

müssen die den ganzen Körper bedeckende Burka tragen und dürfen nicht mehr arbeiten (was<br />

vor allem Witwen zu Bettlerinnen macht), brutale Strafen wie Steinigungen und Amputationen<br />

<strong>von</strong> Gliedmassen werden öffentlich vollzogen. Radio Kabul kündigt die Todesstrafe für<br />

Ehebrecher und Trinker an.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN ruft die verfeindeten Parteien zu Gewaltverzicht und zu sofortigen Verhandlungen auf und<br />

äußert auch die Bestürzung über die Hinrichtung des ehemaligen Präsidenten Mohammed Najibullahs.<br />

29. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban erobern Charikar und Jabal us-Seraj.<br />

� Die Leibwächter des ehemaligen Präsidenten Mohammed Najibullah und sein Assistent Musa<br />

Tokhi werden <strong>von</strong> Taliban umgebracht.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Sondergesandte Norbert Holl trifft zu ersten Gesprächen mit den Taliban in Kabul ein.<br />

30. September 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern Gulbahar am <strong>Ein</strong>gang des Panjshir-Tals.<br />

2. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Sondergesandte Norbert Holl trifft sich zu Gesprächen bei Usbekengeneral und Milizführer<br />

Rashid Dostum.<br />

4. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Kasachstan / Republik Usbekistan / Russische<br />

Föderation<br />

Im kasachischen Almaty treffen sich zentralasiatische Regierungschefs mit dem russischen<br />

Premierminister Wiktor Stepanowitsch Tschernomyrdin und äußern ihre Sorge über die<br />

Machtübernahme der Taliban in Afghanistan und eine mögliche Destabilisierung der zentralasiatischen<br />

Staaten. Der usbekische Präsident Islam Karimow erklärt, dass er die Unterstützung des afghanischen<br />

Usbekengenerals Rashid Dostum, der ein Gegner der Taliban ist, in Betracht zieht.<br />

5. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban greifen mit Raketen und Kampfhubschraubern Stellungen des ehemaligen<br />

Verteidigungsministers und Führer der Mujaheddin der Jamiat-e Islami Ahmed Schah Massud im<br />

Panjsher-Tal an.<br />

11. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Truppen der entmachteten Regierung <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin Hekmatyar<br />

erobern Jabal-us Seraj zurück und stoßen bis zum nördlichen Stadtrand Kabuls vor. Dort finden<br />

heftige Kämpfe statt, bei denen viele Zivilisten zum Opfer werden.<br />

� In Kandahar findet eine Solidaritätskundgebung für die Taliban-Regierung statt, an der 35.000<br />

Menschen teilnehmen.<br />

14. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die drei Mujaheddinführer Ahmed Schah Massud, Burhanuddin Rabbani und Rashid Dostum<br />

treffen sich am Salang-Pass, um über ihr weiteres taktisches Vorgehen gegen die Taliban zu<br />

beraten. Die vereinigten Truppen der Mujaheddin <strong>von</strong> des ehemaligen Präsidenten Burhanuddin<br />

Rabbani und des ehemaligen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar stehen vier Kilometer<br />

vor Kabul. Der Usbekengeneral und Milizenführer Dostum erkennt die <strong>von</strong> den Taliban<br />

abgesetzte afghanische Regierung <strong>von</strong> Rabbani und Hekmatyar formell an.<br />

� Taliban-Milizionäre stürmen das Zeinab-Kino in Kabul und zerstören dort lagernde Filmrollen.<br />

15. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan


Usbekengeneral und Milizenführer Rashid Dostum erklärt sich definitiv zur militärischen Unterstützung<br />

der am Vortag <strong>von</strong> ihm formell anerkannten Regierung <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani und<br />

Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar bereit. Der Führer der Mujaheddin der Jamiat-e Islami, der<br />

auch Rabbani angehört, Ahmed Schah Massud, ruft die Taliban zum Rückzug aus Kabul auf. Die<br />

Taliban führen Luftangriffe auf Jabal-us Seraj durch.<br />

16. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwischen den Taliban und den Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin<br />

Rabbani und Gulbuddin Hekmatyar) finden vereinzelte Gefechte statt. Weiterhin führen die Taliban<br />

Luftangriffe auf Jabal-us Seraj durch.<br />

17. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwischen den Taliban und den Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin<br />

Rabbani und Gulbuddin Hekmatyar) finden Kämpfe nahe dem Militärflughafen Bagram statt. <strong>Ein</strong><br />

Taliban-Kampfflugzeug wirft drei Bomben auf Charikar ab.<br />

18. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban-Luftwaffe und –Artillerie beschießen Dörfer nördlich <strong>von</strong> Kabul.<br />

19. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) erobern Bagram und Qarabagh <strong>von</strong> den Taliban zurück.<br />

20. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) erobern Hussein Kot. Die Truppen <strong>von</strong> Ahmed Schah Massud greifen den Kabuler<br />

Flughafen mit Raketen an. Aus Mir Bacha Kot werden heftige Kämpfe gemeldet.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der pakistanische Innenminister Nasirullah Babar überbringt der Taliban-Führung ein<br />

Waffenstilltandsangebot des Usbekengenerals und Milizenführers Rashid Dostum.<br />

21. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Gesandte Norbert Holl versucht in Kabul, einen Waffenstillstand auszuhandeln.<br />

22. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) versuchen, den Khair-Khana-Pass unmittelbar nördlich <strong>von</strong> Kabul einzunehmen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat fordert die Bürgerkriegsparteien in Afghanistan zur Beilegung ihres Konfliks<br />

durch den politischen Dialog auf.<br />

24. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Nasirullah Babaar, Innenminister Pakistans, und der UN-Gesandte Norbert Holl bemühen sich in<br />

Gesprächen mit dem usbekischen General Rashid Dostum, der den Norden Afghanistans beherrscht<br />

und auf der Seite der gestürzten Regierung im Kampf gegen die radikalislamische Taliban-Miliz steht,<br />

um einen Waffenstillstand.<br />

26. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Luftwaffe der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) führt Angriffe auf den <strong>von</strong> den Taliban gehaltenen Flughafen <strong>von</strong> Kabul aus.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Taliban nehmen einen afghanischen Mitarbeiter der UNHCR in Kabul ohne Angaben <strong>von</strong> Gründen<br />

fest.


27. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Luftwaffe der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) führt Angriffe auf Wohngebiete nahe dem Kabuler Flughafen durch. Die Taliban schlagen<br />

die Nordallianz-Truppen am De-Sabz-Pass zurück.<br />

30. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen der Taliban liefern sich schwere Kämpfe mit den Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong><br />

Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin Hekmatyar) in der Provinz Badghis. Die<br />

Nordallianz rückt auf Qal‟a-ye Nau vor.<br />

31. Oktober 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Luftwaffe der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) führt einen Angriff auf den Kabuler Stadtbezirk Deh Kepak durch. Hierbei kommen drei<br />

Menschen ums Leben und acht werden verletzt.<br />

1. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) erobern den Bezirk Manogi im Pech-Tal in der Provinz Kunar.<br />

2. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nördlich <strong>von</strong> Kabul finden Kämpfe zwischen den Taliban und den Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong><br />

Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin Hekmatyar) statt. Die Taliban erobern Bala<br />

Murghab in der Provinz Badghis und rücken auf Ghormach vor.<br />

3. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban schicken Verstärkungstruppen zum Sabzak-Pass an der Grenze zwischen den Provinzen<br />

herat und Badghis.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der Anti-Drogen-Beauftragte der UN, Giovanni Quaglia, trifft in Kandahar zu Gesprächen mit der<br />

Taliban-Führung über die Bekämpfung des Opiumhandels ein.<br />

4. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Luftwaffe der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) greift den Flughafen <strong>von</strong> Herat an.<br />

� Die Taliban schicken Verstärkungstruppen in die Provinzen Nangarhar und Kunar und vertreiben<br />

die Truppen der Nordallianz aus dem Pech-Tal in Richtung Norden in die Provinz Nuristan.<br />

� Taliban-Propagandaminister Amir Khan Mutaqi weist ein Angebot <strong>von</strong> Friedensverhandlungen<br />

durch den Usbekengeneral Rashid Dostum zurück und macht einen Waffenstillstand und einen<br />

Gefangenenaustausch zu Vorbedingungen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Republik Indien / Russische<br />

Föderation<br />

Taliban-Propagandaminister Amir Khan Mutaqi beschuldigt den Iran, Indien und Russland, die<br />

Nordallianz zu unterstützen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Die USA lehnen ein Angebot Irans zur Kooperation bei einer Friedenslösung für Afghanistan ab.<br />

5. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Luftwaffe der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) greift eine Militärbasis der Taliban in Kabul an.<br />

� Die Taliban kündigen mittelfristig ein Verbot des Opiumanbaus im <strong>von</strong> ihnen beherrschten Teil<br />

Afghanistans an.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die Taliban warnen die iranische Regierung vor einer <strong>Ein</strong>mischung in Afghanistan.


6. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Luftwaffe der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) führt einen Luftangriff auf Kabul durch, bei dem ein Mensch verletzt wird.<br />

� Taliban-Führer Mulla Omar ernennt vier neue Minister, zwei stellvertretende Minister, zwei<br />

Provinzgouverneure und einen hochrangigen Kommandanten.<br />

7. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Gesandte Norbert Holl führt mit allen am seit nunmehr 17 Jahren wütenden Bürgerkrieg<br />

beteiligten Gruppen Gespräche. Nicht nur die notleidende Zivilbevölkerung Afghanistans, die aus 21<br />

verschiedenen Volksgruppen besteht, sondern auch die USA, die GUS und die umliegenden Staaten<br />

wünschen sich einen baldigen und dauerhaften Frieden. Die einen in erster Linie zur Beendigung <strong>von</strong><br />

Hunger und Elend, die anderen nicht zuletzt wegen der riesigen Erdöl- und Erdgasvorkommen in<br />

Afghanistan.<br />

11. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der im September <strong>von</strong> den Taliban gestürzte afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani trifft zu<br />

einem „Staatsbesuch“ im Iran ein.<br />

12. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Taliban inhaftieren ohne Angabe <strong>von</strong> Gründen in Kabul drei afghanische UNHCR-Mitarbeiter.<br />

16. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Taliban ernennen den ehemaligen Vizeaußenminister Hamid Karzai zum afghanischen<br />

Repräsentanten bei den UN. Dort wird dieser jedoch nicht anerkannt.<br />

20. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UNHCR stellt ihre Hilfsprogramme in Kabul aus Protest gegen die Festnahme ihrer Mitarbeiter vor<br />

rund einer Woche durch Taliban vorerst ein.<br />

21. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwischen den Taliban und den Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin<br />

Rabbani und Gulbuddin Hekmatyar) findet nahe der Straße <strong>von</strong> Kabul nach Charikar Kämpfe statt.<br />

22. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die gestern nahe der Straße <strong>von</strong> Kabul nach Charikar begonnen Kämpfe zwischen den Taliban und den<br />

Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) werden fortgesetzt.<br />

23. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die vorgestern nahe der Straße <strong>von</strong> Kabul nach Charikar begonnen Kämpfe zwischen den Taliban und<br />

den Truppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) werden beendet.<br />

27. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Luftwaffe der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) führt einen Luftangriff auf Herat durch.<br />

� Die Taliban verbieten Frauen die Benutzung öffentlicher Bäder.<br />

29. November 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban schlagen einen Angriff der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani<br />

und Gulbuddin Hekmatyar) auf Istalif und Kalakan zurück.


Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Präsident Emomali Rachmanov und der Führer der bewaffneten islamischen Gruppierungen der<br />

"Vereinigten Tadschikischen Opposition" (OTO), Said <strong>Ab</strong>dullah Nuri, unterzeichnen nach monatelangen<br />

schweren Kampfhandlungen in Nordafghanistan einen erneuten Waffenstillstandsvertrag.<br />

3. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bodentruppen der Nordallianz (Bündnis <strong>von</strong> Rashid Dostum, Burhanuddin Rabbani und Gulbuddin<br />

Hekmatyar) führen einen Angriff auf Taliban-Stellungen bei Kalakan durch.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Die Taliban-Führung erklärt die in Russland gedruckten 10.000-Afghani-Geldscheine für ungültig.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Republik Tadschikistan<br />

Der kommunistische ehemalige Präsident Afghanistans Babrak Karmal (* 6. Januar 1929 in Kamari,<br />

einem Dorf östlich <strong>von</strong> Kabul) erliegt in Duschanbe in Tadschikistan einem Leberleiden. Er war der<br />

während der sowjetischen Intervention in Afghanistan eingesetzte, dritte Präsident der Demokratischen<br />

Volksrepublik Afghanistan. Nach dem <strong>Ab</strong>schluss des deutschen Nejat−Gymnasiums in Kabul begann<br />

Karmal 1947 an der Universität Kabul Rechtswissenschaft zu studieren. Dort kam er erstmals mit<br />

politischen Aktivitäten <strong>von</strong> Kommunisten in Berührung. Karmal stieg schnell zum Führer der<br />

demokratischen Studentenbewegung „Erwachte Jugend“ auf.<br />

Wegen regimefeindlicher Umtriebe wurde Karmal Mitte der 1950er verhaftet, kam aber 1956 frei und<br />

erhielt eine Anstellung im afghanischen Ministerium für Planung. 1957 formte Karmal unter dem<br />

Decknamen „Marid“ eine kommunistische Plattform. Aus ihr gründete er zusammen mit dem<br />

Schriftsteller Nur Muhammad Taraki und weiteren 29 Genossen am 1. Januar 1965 die Demokratische<br />

Volkspartei Afghanistans (DVPA). 1965 und 1969 wurde Karmal für jeweils vier Jahre ins Parlament<br />

gewählt. 1967 brach die DVPA in zwei Fraktionen, die Khalq−Fraktion und die Parcham−Fraktion,<br />

auseinander. Karmal wurde Vorsitzender der gemäßigten Parcham−Fraktion. Gegen den Widerstand<br />

Karmals wurde die Partei 1977 wieder vereinigt. Nach einem Staatsstreich am 27. April 1978 stieg die<br />

DVPA unter der Führung <strong>von</strong> Taraki zur Regierungspartei auf. Karmal wurde zum stellvertretenden<br />

Premierminister ernannt. Als die Khalq−Fraktion innerparteiliche Machtkämpfe für sich entscheiden<br />

konnte, wurden alle Parcham−Mitglieder im Juli 1978 aus der Regierung des Landes entlassen, Karmal<br />

wurde als Botschafter nach Prag entsandt. Im August 1978 wurde er zusammen mit fünf weiteren<br />

Parcham−Mitgliedern wegen Hochverrats aus der DVPA ausgeschlossen und nach Afghanistan<br />

zurückbeordert. Dieser Anweisung widersetzte er sich. Die DVPA versuchte Afghanistan nach<br />

sozialistischen Ideen zu modernisieren, vermochte es aber nicht, das Land zu stabilisieren. Während<br />

der Intervention der Sowjetunion in Afghanistan holten die Sowjets Karmal zurück und setzten ihn am<br />

27. Dezember 1979 nach der Ermordung <strong>von</strong> Hafizullah Amin als neuen Präsidenten ein. Karmals<br />

Regierungszeit war gekennzeichnet durch Kämpfe mit den aufständischen Mujaheddin. Nach dem<br />

Amtsantritt <strong>von</strong> Michail Gorbatschow als Generalsekretär des ZK der KPdSU änderte die Sowjetunion<br />

ihre Afghanistan−Politik. Wegen der hohen Verluste, die die Besetzung forderte, begannen die Sowjets<br />

mit der Vorbereitung des <strong>Ab</strong>zuges ihrer Truppen. Für die angestrebte Verständigung mit den Führern<br />

der Mujaheddin galt der politisch belastete Karmal als Hindernis. Am 4. Mai 1986 wurde Karmal als<br />

Generalsekretär der DVPA durch Mohammed Nadschibullah ersetzt. Sechs Monate später, am 21.<br />

November 1986, wurde er <strong>von</strong> Nadschibullah auch als Präsident des Landes abgelöst. Karmal ging<br />

nach Moskau. Mitte 1991 kehrte er wieder nach Afghanistan zurück. Seine Beteiligung am Sturz<br />

Nadschibullahs am 15. April 1992 ist nicht geklärt. Unter dem Schutz <strong>von</strong> General Dostum hielt sich<br />

Karmal noch eine Weile in der nordafghanischen Stadt Masar−e Scharif auf, ging aber dann nach<br />

Duschanbe.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Der tadschikische Präsident Emomali Rachmanov und der Führer der bewaffneten islamischen<br />

Gruppierungen der "Vereinigten Tadschikischen Opposition" (OTO), Said <strong>Ab</strong>dullah Nuri, unterzeichnen<br />

nach monatelangen schweren Kampfhandlungen in Nordafghanistan einen erneuten<br />

Waffenstillstandsvertrag.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

� UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali empfiehlt die Verstärkung der UN-Beobachter in<br />

Afghanistan.<br />

� Internationale Hilfsorganisationen rufen zu Nothilfe für Afghanistan auf.<br />

� Die UN warnt die Taliban vor der Missachtung der Menschenrechte <strong>von</strong> Frauen und droht mit<br />

Kürzung der Hilfsgelder<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Dänemark / Königreich Schweden /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)


Dänemark, Schweden und die USA sagen insgesamt fast 4 Milliionen US-Dollar für die Minenräumung<br />

in Afghanistan zu.<br />

4. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der Führer der Hisb-e Islami und ehemalige afghanische Ministerpräsident Gulbuddin<br />

Hekmatyar tritt aus der Anti-Taliban-Allianz aus und bildet eine neue Allianz mit dem<br />

Usbekengeneral Rashid Dostum namens Jumbesh-e Melli.<br />

� Die Taliban verbietet Frauenverhüllung im iranischen Stil sowie den besitz <strong>von</strong> und Handel mit<br />

Musikkassetten.<br />

� In dem Herrschaftsbereich der Taliban dürfen Frauen ab sofort nur noch <strong>von</strong> Ärztinnen<br />

medizinisch behandelt werden. Krankenhausangestellte müssen ihren Dienst zu den<br />

vorgeschriebenen Gebetszeiten unterbrechen.<br />

� Die Taliban künden energisches Vorgehen gegen Drogenanbau und –handel an.<br />

5. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul werden 225 Frauen wegen Verletzung der Kleidervorschriften bestraft.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Präsident der afghanischen Nordallianz Burhanuddin Rabbani trifft zu Gesprächen mit Irans<br />

Präsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani in Teheran ein.<br />

7. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban-Regierung verbietet Afghaninnen jeglichen Kontakt zu ausländischen Hilfsorganisationen.<br />

Insbesondere die Mitarbeit dort wird ihnen untersagt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>e Drogenrazzia durch pakistanische Truppen in dem autonomen afghanischen Stammesgebiet am<br />

Khyberpass führt zur Beschlagnahmung <strong>von</strong> 98 Kilogramm Heroin und 1,8 Tonnen Rohopium.<br />

8. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Ariana Airlines nimmt ihren Flugbetrieb in <strong>von</strong> Taliban kontrollierten Gebieten wieder auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Turkmenistan<br />

Die Taliban-Regierung und Pakistan vereinbaren den Bau einer Erdölpipeline und einer Eisenbahnlinie<br />

<strong>von</strong> Quetta nach Ashgabat in Turkmenistan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die Taliban ernennen <strong>Ab</strong>dulhakim Mujahed zum neuen Botschafter in den USA.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Der tadschikische Oppositionsführer Sayid <strong>Ab</strong>dullo Nuri trifft zu Gesprächen mit Talibanführer Mulla<br />

Omar in Kandahar ein.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Verteidigungsminister der zu den Taliban oppositionellen Nord-Allianz Ahmed Schah Massud und<br />

der UN-Sondergesandte Norbert Holl führen in Kunduz ein Gespräch über eine Waffenruhe, die<br />

Demilitarisierung Kabuls und die <strong>Ein</strong>richtung einer neutralen Kommission zur Überwachung des<br />

Friedensprozesses.<br />

9. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban bieten dem Verteidigungsminister der zu den Taliban oppositionellen Nord-Allianz Ahmed<br />

Schah Massud Verhandlungen über eine Waffenruhe an. Massud erklärt sich zur Entsendung einer<br />

dreiköpfigen Delegation bereit.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Der tadschikische Oppositionsführer Sayid <strong>Ab</strong>dullo Nuri trifft zu Friedensgesprächen mit dem<br />

tadschikischen Präsidenten Imamali Rachmonow in Kunduz zusammen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Das humanitäre Koordinationsbüro der UN (UNOCHA) eröffnet in Jalalabad eine viertägige Konferenz<br />

zur Minenräumung.<br />

10. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Luftangriff der Nordallianz auf Istalif fordert zahlreiche Tote und Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Weltkonferenz / Republik Indonesien


Der Präsident der Nordallianz Burhanuddin Rabbani protestiert scharf gegen den Ausschluss<br />

Afghanistans <strong>von</strong> der Islamischen Weltkonferenz in Jakarta in Indonesien.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die in Großbritannien registrierte Wohltätigkeitsorganisation HALO-Trust, die auch in den USA als Non-<br />

Profit-Organisation gilt, beginnt in Kabul mit der Minenräumung mit neuartigem halbautomatischen<br />

Minenräumgerät. Gegründet wurde die Organisation 1988.<br />

11. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Taliban lassen die letzten <strong>von</strong> vier im Oktober 1996 festgenommenen UN-Mitarbeitern frei. Im<br />

Gegenzug erklärt die UN-Flüchtlingskommission UNHCR, ihre humanitäre Arbeit in Afghanistan<br />

fortzusetzen.<br />

15. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Taliban-Führung stimmt den <strong>von</strong> den UN vorgeschlagenen Verhandlungen über eine Waffenruhe<br />

grundsätzlich zu. Taliban-Informationsminister Mutaqi macht allerdings die Akzeptanz der Taliban-<br />

Regierung durch die Opposition zur Vorbedingung und lehnt eine Entmilitarisierung Kabuls ab.<br />

16. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Taliban-Außenminister Stanikzai schließt sowohl eine Amnestie für die Opposition als auch eine<br />

Milderung der Politik gegenüber Frauen und ausländischen Hilfsorganisationen aus. <strong>Ein</strong>e Waffenruhe sei<br />

nur unter der Bedingung möglich, dass die <strong>Ein</strong>heit Afghanistans gewahrt bliebe.<br />

17. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Osten der Provinz Laghman stoßen Taliban- und Hisb-e Islami-Truppen <strong>von</strong> Gulbuddin Hekmatyar<br />

aufeinander.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>e Gruppe <strong>von</strong> US-Diplomaten um den stellvertretenden Leiter der US-Mission in Islamabad John<br />

Holzman trifft zu Gesprächen mit Führern der Bürgerkriegsparteien in Afghanistan zusammen.<br />

18. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan stellt der Taliban-Regierung Ausrüstung zur Reparatur <strong>von</strong> Fernstraßen im Wert <strong>von</strong> 1,25<br />

Millionen US-Dollar zur Verfügung.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Vollversammlung ruft die Bürgerkriegsparteien in Afghanistan zur Zusammenarbeit mit der UN-<br />

Sondermission auf; sie fordert die Fortsetzung des humanitären Engagements in Afghanistan durch die<br />

internationale Gemeinschaft.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Europäische Union (EU)<br />

Die EU stellt 32,5 Millionen ECU (European Currency Unit) an Nothilfegeldern für Afghanistan bereit.<br />

20. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Luftangriff der Nordallianz auf Mir Bacha Kot fordert acht Tote und zwölf Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Taliban-Regierung und Pakistan unterzeichnen ein <strong>Ab</strong>kommen zur Wiederaufnahme des<br />

Postverkehrs zwischen beiden Ländern.<br />

21. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Herat wird ein eintägiger Generalstreik als Protest gegen die Herrschaft der Taliban ausgerufen.<br />

23. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die pakistanische Regierung ernennt Aziz Khan zum neuen Botschafter in Afghanistan.<br />

24. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan


� Der Verteidigungsminister der Nordallianz Ahmed Schah Massud fordert die Entmilitarisierung<br />

und die <strong>Ein</strong>richtung einer neutralen Polizei in Kabul.<br />

� Die Taliban veranstalten in Kabul ein Sportfest.<br />

25. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Die russische Regierung kündigt die Fortsetzung ihrer Unterstützung der Nordallianz an.<br />

27. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nördlich <strong>von</strong> Kabul gehen die Taliban in die Offensive; Truppen der Nordallianz werden zehn Kilometer<br />

weit zurückgedrängt. Die Taliban nehmen den Bezirk Qarabagh nahe Bagram ein, töten mindestens 50<br />

Nordallianz-Kämpfer und nehmen 230 gefangen, darunter auch Ex-Premierminister <strong>Ab</strong>dussabur Farid.<br />

28. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban nehmen vorübergehend den Luftwaffenstützpunkt Bagram ein, werden aber nach einigen<br />

Stunden wieder <strong>von</strong> den Truppen der Nordallianz vertrieben.<br />

29. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> Luftangriff der Nordallianz auf Wohngebiete in Kabul fordert mindestens einen Toten und<br />

fünf Verletzte.<br />

� In Kabul findet ein Treffen zwischen dem Direktor der Afghanischen Nationalbank und talibanfreundlichen<br />

Honoratioren der Provinz Jozjan statt.<br />

30. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban nehmen zum zweiten Mal seit vorgestern den <strong>von</strong> der Nordallianz gehaltenen<br />

Luftwaffenstützpunkt Bagram ein.<br />

� Die Nordallianz führt einen Luftangriff auf Qarabagh aus.<br />

� Die Taliban verhängen eine nächtliche Ausgangssperre in Jalalabad<br />

� In Kabul wird eine Frau wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs zu Auspeitschung verurteilt.<br />

31. Dezember 1996<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Nordallianz führt wieder einen Luftangriff auf Kabul aus, der allerdings keine nennenswerten<br />

Schäden anrichtet.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Taliban-Regierung appelliert an UN-Generalsekretär Kofi Annan, Afghanistans Sitz in der<br />

Vollversammlung übernehmen zu dürfen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Die Taliban sagen Gespräche mit russischen Regierungsvertretern über die in Kandahar <strong>von</strong> ihnen<br />

festgehaltenen russischen Piloten überraschend ab.<br />

3. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zum Beginn des Fastenmonats Ramadan verbieten die Taliban traditionelle Vergnügungen wie das<br />

Steigenlassen <strong>von</strong> Drachen oder Hahnenkämpfe.<br />

4. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban schlagen Angriffe der Nordallianz nördlich <strong>von</strong> Kabul zurück und nehmen mehrere<br />

gegnerische Posten im Gebiet <strong>von</strong> Dosaraka nahe dem Flughafen Bagram ein<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Im Iran läuft das Regierungsultimatum zur Ausweisung illegal beschäftigter afghanischer Flüchtlinge<br />

aus.<br />

5. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Nordallianz führt einen Luftangriff auf Wohngebiete in Kabul aus, der vier Tote und 15<br />

Verletzte fordert<br />

� <strong>Ein</strong> Bombenanschlag auf den Kabuler Gemüsemarkt fordert vier Tote und 37 Verletzte.


� Die Taliban-Führung veranstaltet in Kabul Massengebete für Regen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Türkei / Islamische Republik Iran / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Die Außenminister der Türkei, Irans und Pakistans rufen die afghanischen Bürgerkriegsparteien zur<br />

Waffenruhe während des Ramadan auf.<br />

7. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban händigen der Nordallianz 46 ihrer nördlich <strong>von</strong> Kabul gefallenen Kämpfer aus.<br />

� <strong>Ein</strong> ranghoher Taliban-Funktionär droht im Falle fortgesetzter Angriffe der Nordallianz mit<br />

Hinrichtungen politischer Gefangener.<br />

� Die Taliban veranstalten Radrennen und eine Kampfsport-Schau in Kabul.<br />

8. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der US-Vizebotschafter in Pakistan John Holzman trifft zu Gesprächen mit der Taliban-Führung in Kabul<br />

und später in Kandahar ein; USA bekräftigen ihre Unterstützung des UN-Friedensprozesses und<br />

kündigen die Fortsetzung ihrer humanitären Hilfe an; der US-Diplomat mahnt die Taliban zu<br />

energischerem Vorgehen gegen Drogenanbau und –handel.<br />

9. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Nordallianz beginnt eine Großoffensive gegen die Taliban in der Provinz Badghis.<br />

12. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Luftangriff der Nordallianz auf Kabul wird ausgeführt; es gibt keine Berichte über Personen- oder<br />

Sachschäden.<br />

13. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad beginnen unter UN-Aufsicht Friedensgespräche zwischen<br />

Vertretern der afghanischen Bürgerkriegsparteien.<br />

14. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Bei den Friedensgesprächen in Islamabad machen die Taliban eine Waffenruhe und den Austausch <strong>von</strong><br />

Kriegsgefangenen zur Vorbedingung für alle weiteren Verhandlungen.<br />

15. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Der pakistanische Außenminister Yaqub Khan kommt zu Gesprächen über Afghanistan mit der<br />

iranischen Regierung nach Teheran; der iranische Außenminister Ali Akbar Velayati bekräftigt Irans<br />

Unterstützung für die laufenden Friedensgespräche in Islamabad<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die pakistanische Regierung verbietet <strong>Ein</strong>fuhr <strong>von</strong> Tierknochen zur Seifenherstellung aus Afghanistan,<br />

da sich Berichte über Handel mit Menschenknochen häufen;<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Friedensgespräche in Islamabad enden ohne Ergebnis, da die Taliban eine Entmilitarisierung<br />

Kabuls, einen Rückzug aus Kabul wie auch die <strong>Ein</strong>richtung einer UN-Polizeitruppe strikt ablehnen.<br />

16. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern Luftwaffenstützpunkt Bagram und Charikar, die Hauptstadt der Provinz Parwan.<br />

17. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern Teile der Provinz Kapisa; ein Kampfflugzeug der Nordallianz wird bei Charikar <strong>von</strong><br />

Taliban abgeschossen; die Taliban beginnen mit der Vertreibung der Zivilbevölkerung aus Charikar,<br />

möglicherweise weil in der ehemaligen Mujaheddin-Hochburg viele ihrer Gegner vermuten.<br />

18. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan


� Die Taliban erobern die Bezirke Tagab und Nijrab in der Provinz Kapisa.<br />

� Taliban kündigen die systematische Entwaffnung der Bevölkerung in den neu eroberten<br />

Gebieten an.<br />

20. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erklären sich zu Friedensgesprächen mit den Nordallianz bereit, lehnen aber eine<br />

Entmilitarisierung Kabuls weiterhin ab.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Iran<br />

Der Leiter der UN-Flüchtlingshilfemission in Teheran äußert seine Besorgnis über <strong>von</strong> Ausweisung<br />

bedrohten afghanischen Flüchtlingen im Iran<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Turkmenistan<br />

Die Geberkonferenz in der turkmenischen Hauptstadt Ashgabat erörtert Möglichkeiten der Hilfe für<br />

Afghanistan angesichts sinkender Motivation der internationalen Gemeinschaft.<br />

20. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Nordallianz führt weitere Luftangriffe auf Kabul durch; es gibt keine Berichte über Sach-<br />

oder Personenschäden.<br />

� Der Taliban-Sprecher Amir Khan Muttaqi fordert die Errichtung eines "islamischen Staates" in<br />

ganz Afghanistan, erklärt aber weiterhin Verhandlungsbereitschaft seitens der Taliban.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die Taliban entsenden eine Delegation nach Teheran.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die UN rufen zu verstärktem humanitärem Engagement für Afghanistan auf; der UN-Sondergesandte<br />

Norbert Holl macht allerdings weitere Hilfe für Afghanistan vom Friedenswillen der<br />

Bürgerkriegsparteien abhängig.<br />

22. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Nordallianz führt weitere Luftangriffe auf Charikar und Kabul durch; wieder gibt es keine Berichte<br />

über Verluste.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der <strong>von</strong> den Taliban im September 1996 abgesetzte afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani<br />

beschuldigt in Briefen an UN-Generalsekretär Kofi Annan die Taliban der völkerrechtswidrigen<br />

Vertreibung <strong>von</strong> 60.000 Zivilisten aus der Region nördlich <strong>von</strong> Kabul und fordert die UN zu sofortiger<br />

Intervention auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

In Islamabad findet ein Treffen zwischen dem Mulla-Omar-Vertrauten Mulla Wakil Ahmad und US-<br />

Staatssekretärin Robin Raphel statt; die USA sind weiterhin nicht zur Anerkennung der Taliban-<br />

Regierung bereit.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Turkmenistan<br />

Auf der Geberkonferenz in Ashgabat einigen sich die Teilnehmer auf eine Fortsetzung der humanitären<br />

Hilfe für Afghanistan ungeachtet des fortdauernden Bürgerkrieges und der restriktiven Innenpolitik des<br />

Taliban-Regimes.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die Taliban entsenden eine Delegation nach Washington.<br />

23. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern Jabal-us Seraj und Gulbahar, nehmen dabei 80 Kämpfer der Nordallianz gefangen<br />

und erbeuten große Mengen an Waffen, Munition und sonstiger Ausrüstung, mindestens sechs Taliban<br />

und elf Nordallianz-Kämpfer werden bei den Kämpfen getötet; im westlich angrenzenden Ghorband<br />

findet ein Taliban-freundlicher Aufstand statt, durch den die Truppen der Nordallianz vertrieben<br />

werden.<br />

24. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die Taliban rufen ihre Verhandlungsdelegation aus dem Iran zurück.<br />

25. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan


� Die Taliban nehmen die Bezirke Shinwar und Siahgard im Ghorband-Tal ein und stoßen 15<br />

Kilometer weit ins Salang-Tal vor.<br />

� Mulla Mohammad Rabbani, Vorsitzender des Taliban-Interimsrates in Kabul, macht die<br />

Anerkennung der Taliban-Regierung durch die Opposition zur Vorbedingung für<br />

Friedensgespräche und Waffenruhe<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Mitglieder der Regierung des ehemaligen afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani halten sich zu<br />

Gesprächen in Teheran auf. Rabbani wurde Ende September 1996 <strong>von</strong> den Taliban aus dem Amt<br />

vertrieben.<br />

26. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban beginnen jetzt auch im Ghorband-Tal mit der Vertreibung der Zivilbevölkerung.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Teilnehmer einer Friedenskonferenz in Teheran rufen zu sofortiger Waffenruhe, Austausch der<br />

Kriegsgefangenen und der Errichtung einer alle Bürgerkriegsparteien repräsentierenden Regierung auf;<br />

die Taliban bestehen auf ihren Vorbedingungen.<br />

27. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Truppen der Nordallianz sprengen Teile der Straßen zum Salang-Tunnel, um den Vormarsch der<br />

Taliban aufzuhalten.<br />

� Die Taliban nehmen drei weitere Bezirke in der Provinz Kapisa ein.<br />

� Taliban-Informationsminister Amir Khan Mutaqi erklärt erneut die Bereitschaft seiner Regierung<br />

zu einer Waffenruhe, allerdings unter der Voraussetzung einer Nichtangriffsgarantie seitens der<br />

Nordallianz und unter Ausschluss jeglicher Teilung der Regierungsgewalt mit der Opposition.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Flüchtlingshilfeagentur (UNOCHA) schickt einen Nothilfe-Konvoi in die weiterhin umkämpfte<br />

Provinz Badghis.<br />

28. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Luftangriff der Nordallianz auf Jabal us-Seraj fordert drei Tote und sieben Verletzte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Die US-Staatssekretärin Robin Raphel erklärt die Unterstützung der USA für eine UN-Friedensmission<br />

für Afghanistan.<br />

29. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Schweden<br />

Die schwedische Regierung kündigt das Ende der Unterstützung <strong>von</strong> Schulen im <strong>von</strong> Taliban<br />

kontrollierten Teil Afghanistans an.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

� Der UN-Sicherheitsrat äußert seine tiefe Besorgnis über die Eskalation der Kämpfe in<br />

Afghanistan und betont die Notwendigkeit einer "mit friedlichen Mitteln" herbeigeführten<br />

"politischen Lösung".<br />

� Die Weltgesundheitsorganisation WHO ruft zu einer Waffenruhe in Afghanistan auf, um eine<br />

Impfkampagne gegen Kinderlähmung durchführen zu können.<br />

30. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der Usbeken-General Rashid Dostam ordnet die Generalmobilmachung seiner Truppen im<br />

Norden Afghanistans an.<br />

� Der ehemalige Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud verlegt sein Hauptquartier vom<br />

Panjshir-Tal nach Andarab.<br />

� Der Afghanische Rote Halbmond ruft zu internationaler Nothilfe für die Vertriebenen aus den<br />

kürzlich <strong>von</strong> den Taliban eroberten Gebieten auf.<br />

31. Januar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erobern den Bezirk Chardeh im Ghorband-Tal: auf beiden Seiten sterben zehn Menschen<br />

und es gibt 19 Verwundete.


2. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der Hisb-e Wahdat bauen bei Qatar Khak eine neue Verteidigungslinie auf; die Taliban<br />

erobern den Bezirk Sheikh Ali im Ghorband-Tal und den Bezirk Surkh-e Parsa im unteren Turkoman-<br />

Tal.<br />

4. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

<strong>Ein</strong>e Delegation aus ranghohen Taliban-Vertretern trifft in New York ein und wirbt für eine<br />

diplomatische Anerkennung des Taliban-Regimes durch die USA.<br />

5. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erklären ihre Bereitschaft zu Verhandlungen mit Hisb-e-Wahdat-Führer Karim Khalili,<br />

stellen allerdings die Anerkennung ihrer Regierung durch die Schiiten als Bedingung.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Republik Uganda<br />

Der stellvertretende Leiter der UN-Sondermission in Afghanistan Francis Okelo trifft sich zu Gesprächen<br />

mit Usbeken-General Rashid Dostum in Mazar-i-Sharif.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Taliban bekräftigen die Fortsetzung ihrer guten Beziehungen zu Pakistan ungeachtet des dortigen<br />

Regierungswechsels.<br />

6. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

<strong>Ein</strong>e Taliban-Delegation führt in der UN-Zentrale in New York Gespräche über einen afghanischen Sitz<br />

in der UN-Vollversammlung.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Volksrepublik Bangladesh<br />

Sicherheitsbehörden in Bangla Desch nehmen Taliban-Repräsentanten wegen Unterstützung illegaler<br />

Islamisten-Organisationen fest.<br />

8. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban-Führung kündigt die baldige Aufhebung des Fernsehverbots an, es sollen allerdings nur<br />

"islamische Sendungen" erlaubt sein; Taliban warnen Kabuler Bevölkerung angesichts des<br />

bevorstehenden Eid ul-Fitr-Festes nachdrücklich vor Verstößen gegen Kleiderordnung für Frauen und<br />

das Verbot <strong>von</strong> Glücksspielen.<br />

10. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Der Verteidigungsminister der Nordallianz Ahmed Schah Massud hält sich als Vermittler in einer<br />

tadschikischen Geiselaffäre in Duschanbe auf.<br />

11. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In der Provinz Kunar erheben sich die Stämme der Salarzi, Maschwani und Gudschar gegen die<br />

Taliban. Auf der Seite der Aufständischen kommen vier Menschen ums Leben.<br />

12. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Volksrepublik China (Sinkiang)<br />

Der Taliban-Sprecher Maulavi Gul Mohammad weist den chinesischen Vorwurf der Unterstützung<br />

uigurischer Rebellen in der zu China gehörenden Region Sinkiang (Ost-Turkestan) zurück.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Das iranische Außenministerium kündigt die Lieferung mehrerer Dutzend Tonnen Hilfsgüter nach<br />

Afghanistan an.<br />

13. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Usbekengeneral Rashid Dostum beginnt eine Großoffensive in der Provinz Badghis. Die Taliban<br />

werden vom Murghab-Fluß nach Qal'a-ye Nau zurückgedrängt. Weiterhin werden Kämpfe um<br />

Qal'a-ye Nau gemeldet.<br />

� Die Taliban verbieten Ausländern in Kabul die Benutzung <strong>von</strong> Taxis und Privatautos und<br />

beginnen mit der Entfernung "unerwünschter Personen" - Langhaarige, Bartlose und Raucher -


aus Behörden und Armee. Passanten auf den Straßen Kabuls werden <strong>von</strong> Taliban-Kämpfern<br />

zwangsgeschoren<br />

15. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Taliban-Propagandaminister Mutaqi appelliert an Pakistan, Aktionen der afghanischen Opposition <strong>von</strong><br />

seinem Staatsgebiet aus zu unterbinden.<br />

17. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die finanzielle Unterstützung des Usbekengeneral Dostums durch den Iran führt zu einer sprunghaften<br />

Aufwertung des Nordallianz-Afghani gegenüber dem US-Dollar.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Das UN-Flüchtlingskommissariat warnt vor schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen, falls die im<br />

Januar <strong>von</strong> den Taliban vertriebenen Bewohner der Shomali-Ebene nicht in ihre Heimatorte<br />

zurückkehren können.<br />

18. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Luftangriffe der Nordallianz auf Qal'a-ye Nau und Taliban-Stellungen im Ghorband-Tal; Kämpfe<br />

zwischen Bodengruppen des Usbekengenerals Dostum und den Taliban am Shibar-Paß.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Iran beschuldigt die Taliban, systematisch illegale afghanische <strong>Ein</strong>wanderer einzuschleusen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Russische Föderation<br />

Auf Veranlassung Russlands bekunden die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates ihre<br />

Unterstützung für den UN-Friedensplan.<br />

19. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Mujaheddin der mit Gulbuddin Hekmatyar verbündeten schiitischen Hisb-e Wahdat führen Angriffe auf<br />

Taliban-Stellungen im Turkoman-Tal durch. Weiterhin werden Kämpfe am Shibar-Paß ausgetragen.<br />

Mulla Mohammad Rabbani, Vorsitzender des Taliban-Übergangsrates, bekräftigt die grundsätzliche<br />

Verhandlungsbereitschaft, zweifelt aber am Friedenswillen der Opposition; er erneuert die Forderung<br />

nach internationaler Anerkennung der Taliban-Regierung.<br />

20. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation<br />

Der russische Verteidigungsminister Igor Rodionow äußert seine Besorgnis über das weitere Vorrücken<br />

der Taliban.<br />

21. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban schlagen Angriff der Hisb-e Wahdat-Mujaheddin im Bezirk Sheikh Ali zurück.<br />

22. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban schicken über 400 Kämpfer als Verstärkung zu den Kämpfen ins Ghorband-Tal.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Französische Republik<br />

Die Taliban inhaftieren sechs Mitarbeiter der französischen Hilfsorganisation Action contre la faim (ACF)<br />

in Kabul wegen angeblicher Verstöße gegen islamische Moralvorschriften, unter anderem des Besitzes<br />

<strong>von</strong> Bildern und Fotos lebender Menschen.<br />

23. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban erobern Asmar in der Provinz Kunar <strong>von</strong> den Aufständischen zurück.<br />

� Die Taliban bestrafen 60 Frauen in Kabul wegen Verstößen gegen Kleiderordnung.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz (IKRK) / Französische<br />

Republik<br />

Das IKRK äußert seine Besorgnis über die gestrige Festnahme <strong>von</strong> Mitarbeitern der französischen<br />

Hilfsorganisation Action contre la faim (ACF) in Kabul durch die Taliban.<br />

24. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan


Zwischen den Taliban und der Nordallianz finden im Bezirk Lolenj im Ghorband-Tal Kämpfe statt;<br />

außerdem kommen bei Gefechten zwischen der Nordallianz und Mujaheddin der Hisb-e Islami bei<br />

Baghlan mindestens fünf Menschen ums Leben und neun werden verletzt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

In Islamabad treffen sich Vertreter der Bürgerkriegsparteien unter UN-Aufsicht zu Gesprächen über<br />

Waffenruhe und Gefangenenaustausch.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Französische Republik<br />

Die UN warnen die Taliban vor <strong>Ein</strong>schränkung der humanitären Hilfe, falls die vor zwei Tagen<br />

festgenommenen französischen ACF-Aktivisten nicht freigelassen werden.<br />

25. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Kirgisische Republik / Republik<br />

Kasachstan / Republik Usbekistan<br />

Der russische Verteidigungsminister berät sich in Taschkent mit seinen Kollegen aus Usbekistan,<br />

Kyrgystan und Tadschikistan über Sicherheitsmaßnahmen im Falle einer Eroberung Nordafghanistans<br />

durch die Taliban.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Französische Republik<br />

UN-Sicherheitsrat fordert Taliban zur sofortigen Freilassung der französischen Nothelfer auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Indien<br />

indische Regierung ruft zur Beendigung ausländischer <strong>Ein</strong>mischung in Afghanistan auf und fordert die<br />

Errichtung einer alle Volksgruppen repräsentierenden Regierung.<br />

26. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Gespräche zwischen den afghanischen Bürgerkriegsparteien in Islamabad scheitern an Uneinigkeit über<br />

den Zeitplan für Gefangenenaustausch.<br />

27. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Kirgisische Republik / Republik<br />

Kasachstan / Republik Usbekistan<br />

Die Taliban weisen die vorgestern geäußerten Befürchtungen seitens Rußlands und der<br />

zentralasiatischen Staaten über drohende Destabilisierung der Region zurück.<br />

28. Februar 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Kirgisische Republik / Republik<br />

Kasachstan / Republik Usbekistan<br />

Die Taliban-Regierung lässt 13 Tonnen zum Schmuggel bestimmtes Haschisch beschlagnahmen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Usbekistan<br />

Die usbekische Präsident Islam Karimov warnt erneut vor einer Destabilisierung Zentralasiens im Falle<br />

eines weiteren Vorrückens der Taliban in die afghanischen Nordregionen, die noch <strong>von</strong> Usbekengeneral<br />

Rashid Dostum und anderen Mujaheddingruppen gehalten werden.<br />

2. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der Führer der Hisb-e Harakat-e Islami, Ayatollah Mohammad Asef Mohseni, ruft aus seinem Exil im<br />

Iran das afghanische Volk zum Aufstand gegen die Taliban auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Mehrere humanitäre Organisationen schränken ihre Hilfsprogramme in Afghanistan bis zur Klärung der<br />

rechtlichen Situation ihrer weiblichen Mitarbeiter ein.<br />

3. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban erneuern ihr Verbot <strong>von</strong> Fotografien lebender Wesen und <strong>von</strong> unabhängigen<br />

Nachrichtenveröffentlichungen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Europäische Union (EU)<br />

Die EU fordert die Freilassung der seit dem 24. Februar <strong>von</strong> den Taliban inhaftierten französischen<br />

„Action contre la faim“-Mitarbeitern (ACF).<br />

4. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban schlagen einen Angriff <strong>von</strong> Bodentruppen der Nordallianz in der Provinz Badghis<br />

zurück.


� Afghanistans Oberster Gerichtshof diskutiert den Fall der seit dem 24. Februar <strong>von</strong> den Taliban<br />

inhaftierten französischen „Action contre la faim“-Mitarbeitern (ACF).<br />

� Die Taliban-Regierung verbietet Staatsbediensteten das Tragen langer Haare, verkündet Im-<br />

und Exportverbot für Drogen, Alkoholika, Musik- und Videocassetten<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die Taliban erlauben den UN die Durchführung <strong>von</strong> Hilfsprogrammen gegen Drogenanbau. Der UN-<br />

Sondergesandte für Afghanistan Norbert Holl trifft zu Gesprächen mit der Taliban-Führung in Kandahar<br />

ein.<br />

5. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban kündigen eine neue Kampagne in Kabul gegen das Stutzen <strong>von</strong> Bärten an.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien<br />

Die Taliban-Regierung bestätigt, dem saudischen Islamisten-Finanzier Osama bin Laden in Afghanistan<br />

Asyl zu gewähren.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Der ehemalige Premierminister und Führer der Hisb-e Islami-Mujaheddin Gulbudin Hekmatyar fordert<br />

Pakistan auf, die Unterstützung "einer bestimmten Partei" zu überdenken, und ruft Iran und Pakistan<br />

zu gemeinsamen Anstrengungen für eine politische Lösung in Afghanistan auf.<br />

6. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban versprechen Afghanen für die Zeit nach dem Krieg eine demokratische Entscheidung über<br />

zukünftige Regierung, haben aber "noch nicht über das Verfahren entschieden".<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Sondergesandte für Afghanistan Norbert Holl trifft zu Gesprächen mit dem Milizenführer und<br />

Usbekengeneral Dostum in Sheberghan ein; er schlägt direkte Verhandlungen zwischen hochrangigen<br />

Vertretern der Bürgerkriegsparteien vor.<br />

7. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban ernennen neue Minister und deren Stellvertreter für Inneres und öffentliche Arbeiten,<br />

ferner einen neuen Gouverneur für die Provinz Kabul.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Französische Republik<br />

Amir Shah Hassanyar, der designierte Rektor der Kabuler Universität, die übermorgen wiedereröffnet<br />

werden soll, hofft auf französische Unterstützung beim Wiederaufbau des Bildungswesens in<br />

Afghanistan.<br />

8. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban-Regierung verbietet ausländischen Nachrichtenagenturen und Fernsehteams das<br />

Fotografieren und Filmen lebender Wesen. In Kabul werden 75 Männer für das Stutzen ihrer Bärte<br />

bestraft.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der im pakistanischen Peshawar ansässige Afghanische Frauenrat beklagt die Situation der Frauen<br />

unter der Taliban-Herrschaft.<br />

9. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Republik Tadschikistan<br />

Russische Grenztruppen töten vier Drogenschmuggler beim illegalen Übertritt der Grenze <strong>von</strong><br />

Afghanistan nach Tadschikistan und stellen 74 kg Opium sicher<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Universität Kabul nach drei Jahren kriegsbedingter Unterbrechung wiedereröffnet; Frauen bleiben vom<br />

Studium zunächst ausgeschlossen, das Ministerium für Höhere Bildung kündigt aber für die Zukunft<br />

Zulassung <strong>von</strong> Studentinnen in bestimmten Fächern (z. B. Medizin) an.<br />

10. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban verkleinern ihr Regierungskabinett; mehrere vormals selbständige Ministerien werden in<br />

Direktorate und <strong>Ab</strong>teilungen anderer Ministerien umgewandelt<br />

11. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland


Der UN-Sondergesandte für Afghanistan Norbert Holl trifft zu Gesprächen mit der Taliban-Führung in<br />

Kabul ein und warnt vor der Gefahr eines internationalen Krieges im Falle einer militärischen Lösung<br />

des Afghanistan-Konfliktes; der Taliban-Sprecher Amir Khan Mutaqi weist die Verantwortung der<br />

Taliban für das Scheitern der Friedensgespräche zurück.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland<br />

<strong>Ein</strong>e britische Delegation versichert in Kabul die Fortführung der wirtschaftlichen und humanitären Hilfe<br />

für Afghanistan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Republik Tadschikistan<br />

Die Tadschikische Regierung bestreitet die Nutzung <strong>von</strong> Luftwaffenstützpunkten auf ihrem Staatsgebiet<br />

durch Nordallianz.<br />

12. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban schießen ein Kampfflugzeug der Nordallianz über der Provinz Badghis ab.<br />

13. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban bestrafen 15 Männer und 5 Frauen für Verstöße gegen Haar- und Kleiderordnung.<br />

15. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Mujaheddingruppe der Hisb-e Wahdat ruft die internationale Gemeinschaft auf, ihre<br />

Friedensbemühungen für Afghanistan zu verstärken und so eine drohende humanitäre Katastrophe<br />

abzuwenden.<br />

17. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban schließen die südliche Auffahrt zum Salang-Paß; die Taliban-Regierung verpflichtet<br />

Kraftfahrer, "Plastikpuppen und Bilder" als Dekoration <strong>von</strong> ihren Fahrzeugen zu entfernen.<br />

� Die Taliban fordern Kämpfer der Nordallianz auf, <strong>von</strong> der <strong>von</strong> ihrem Führer Mulla Omar<br />

verkündeten Amnestie zum Neujahrsfest am 22. März Gebrauch zu machen und sich zu<br />

ergeben.<br />

� Die Taliban weisen die US-Aufforderung zur Ausweisung Osama bin Ladens zurück Taliban<br />

rufen zur Wiederbelebung muslimischer und afghanischer Kultur sowie zum Kampf gegen<br />

ausländische kulturelle <strong>Ein</strong>flüsse auf.<br />

18. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Kabuler Generalstaatsanwaltschaft bezeichnet unverhüllte Frauengesichter als "Quelle moralischen<br />

Verderbens" für fremde Männer.<br />

19. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der Taliban-Gerichtshof in Kabul befindet die beiden am 22. Februar inhaftierten französischen<br />

Mitarbeiter der französischen „Action contre la faim“ (ACF) zwar für schuldig, lässt sie aber frei,<br />

da sie ihre Strafe bereits verbüßt haben und weist sie aus Afghanistan aus; fünf afghanische<br />

Kollegen werden zu Gefängnisstrafen zwischen einem und sechs Monaten sowie Auspeitschung<br />

verurteilt.<br />

� <strong>Ein</strong> neuer Erlass der Taliban-Regierung besagt, dass alle straßenseitigen Fenster <strong>von</strong> Häusern,<br />

in denen sich Frauen aufhalten, bis zu einer Höhe <strong>von</strong> 1,80 Metern schwarz zu streichen seien.<br />

� Die Explosion eines Waffen- und Munitionsdepots in Jalalabad fordert bis zu 50 Tote und 200<br />

Verletzte.<br />

� Im Gebiet des Salang-Passes kommen 190 Menschen durch Lawinen und extreme Kälte ums<br />

Leben.<br />

20. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban-Regierung streicht den traditionellen Neujahrsfeiertag (Nau Ruz) als "unislamisch" und<br />

verbietet alle öffentlichen Feiern<br />

Islamische Weltkonferenz (OIC) / Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik<br />

Pakistan


Die Islamische Weltkonferenz (OIC) lädt Vertreter der Taliban als Beobachter zum Sondergipfel nach<br />

Islamabad ein.<br />

22. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Tausende Kabuler feiern trotz Verbots der Taliban-Regierung das afghanische Neujahrsfest in der<br />

Öffentlichkeit.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Taliban-Milizionäre nehmen an der Grenze in den Chagai-Bergen 31 Mitglieder einer pakistanischen<br />

Antidrogen-Spezialeinheit bei der Verfolgung <strong>von</strong> Heroinschmugglern fest. Masum Afghani, Taliban-<br />

Botschafter in Pakistan, bestreitet den Vorfall.<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban-Regierung entlässt den langjährigen Rektor der Kabuler Universität und ernennt den<br />

islamischen Theologen Maulawi Pir Mohammad Rohani zu seinem Nachfolger.<br />

Islamische Weltkonferenz (OIC) / Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Die Vertreter der Taliban beanspruchen den vakanten Sitz Afghanistans bei der Islamischen<br />

Weltkonferenz.<br />

23. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nach den Winterferien öffnen die Schulen in Kabul nur für Jungen. Mädchen bleiben vom Unterricht<br />

ausgeschlossen.<br />

24. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban-Verwaltung in Kabul entlässt 65 Angestellte wegen unerlaubten Stutzens ihrer Bärte.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Taliban lassen die vor zwei Tagen im Grenzgebiet gefangengenommene pakistanische Antidrogen-<br />

<strong>Ein</strong>heit frei.<br />

Islamische Weltkonferenz (OIC) / Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Die in Pakistan ansässige afghanische Frauenrechtsorganisation RAWA (Revolutionary Association of<br />

the Women of Afghanistan) kritisiert OIC für <strong>Ein</strong>ladung einer Taliban-Delegation scharf.<br />

25. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Kämpfe in der Provinz Badghis verschärfen sich; Nordallianz-Truppen nehmen Taliban-<br />

Stellungen nördlich <strong>von</strong> Qal'a-ye Nau (Mangan, Buzboy, Pol-e Khana und Darra-ye Bum) ein;<br />

die Taliban schicken 800 Mann Verstärkung <strong>von</strong> Herat aus ins Kampfgebiet. Fast 20.000<br />

Zivilisten sind auf der Flucht.<br />

� Die Religionspolizei in Kabul bestraft 24 Männer und 31 Frauen wegen Verstöße gegen die<br />

Kleiderordnung und das Verbot, als Taxifahrer unverhüllte Frauen zu befördern.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

� Der saudi-arabische Sponsor der Taliban Osama bin Laden fordert anläßlich einer <strong>Ein</strong>ladung des<br />

Taliban-Führers Mulla Omar in Kandahar die USA auf, ihre Truppen aus Saudi-Arabien<br />

abzuziehen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Argentinische Republik<br />

Unterhändler des argentinischen Erdölkonzerns Bridas führen mit der Taliban-Führung in Kandahar<br />

Gespräche über ein Pipeline-Projekt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>e Taliban-Delegation unter der Leitung <strong>von</strong> Mulla Mohammad Rabbani führt im pakistanischen<br />

Islamabad Gespräche mit Pakistans Auáenminister Gauhar Ayub Khan. Pakistan bekräftigt seine<br />

Neutralität.<br />

26. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Japan<br />

In Tokio beginnen Friedensgespräche zwischen Vertretern der afghanischen Bürgerkriegsparteien unter<br />

Vermittlung der japanischen Regierung.<br />

27. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan


Die Taliban kündigen die Öffnung der Salang-Straße für Fußgänger an.<br />

28. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei einem Steinlawinenunglück in Nordafghanistan kommen 380 Menschen ums Leben.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

<strong>Ein</strong> Hilfskonvoi des UN World Food Programme (Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen –<br />

WFP) mit 605 Tonnen Weizen erreicht Kabul.<br />

29. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In der Provinz Laghman wird eine Frau wegen Ehebruchs gemäß islamischem Schari'a-Gesetz zu Tode<br />

gesteinigt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die Taliban lehnen die Pläne des UN-Sondergesandten für Afghanistan Norbert Holl für<br />

innerafghanische Gespräche ab.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan schließt seine Grenze zu Afghanistan, um Weizenschmuggel nach Afghanistan zu unterbinden.<br />

30. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die laufende Runde der Friedensgespräche unter UN-Aufsicht scheitert an Forderung der Taliban nach<br />

vorhergehendem Gefangenenaustausch; Taliban-Führer Mulla Omar favorisiert in einem<br />

Zeitungsinterview die militärische Lösung des Afghanistan-Konfliktes.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Französische Republik<br />

Die französische Hilfsorganisation „Action contre la faim“ (ACF) nimmt nach kurzer Unterbrechung<br />

wegen der Verhaftung einiger Mitarbeiter ihre humanitäre Arbeit in Kabul wieder auf.<br />

31. März 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Bergbau- und Industrieminister der Taliban-Regierung Maulawi Ahmedjan gibt die Bedingungen für<br />

den Zuschlag an Pipeline-Investoren bekannt: Frühester Baubeginn und Konzessionen an Afghanistan<br />

entscheiden.<br />

1. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Kabul steigt der Preis für Weizenmehl auf 9.500 Afghani/kg.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Organisationen äußern zunehmende Besorgnis über die Missachtung <strong>von</strong> Frauenrechten durch<br />

die Taliban und den anschwellenden Strom <strong>von</strong> Binnenflüchtlingen in Afghanistan.<br />

2. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Preis für Weizenmehl steigt in Kabul auf 10.400 Afghani/kg. <strong>Ein</strong>e neue Flüchtlingswelle aus der<br />

Schomali-Ebene erreicht Kabul.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

<strong>Ein</strong> Hilfskonvoi der United nations World Food Programme WFP mit 300 Tonnen Weizen trifft in Kabul<br />

ein.<br />

4. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Kirgisische Republik / Republik<br />

Kasachstan / Republik Usbekistan<br />

Die Außenminister Russlands und der zentralasiatischen Staaten außer Turkmenistan diskutieren in<br />

Duschanbe über mögliche Kriegsgefahr durch Vorrücken der Taliban in Afghanistan.<br />

5. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien<br />

Der saudische Islamisten-Finanzier Osama bin Laden verlässt Jalalabad mit unbekanntem Ziel.<br />

6. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Taliban künden eine fünftägige Waffenruhe anläßlich einer UNICEF-Impfkampagne gegen<br />

Kinderlähmung an.


Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien<br />

Die Taliban stellen Osama bin Laden unter Hausarrest und verlangen eine hohe Belohnung für dessen<br />

Auslieferung an Saudi-Arabien.<br />

7. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban beginnen eine Offensive in der Provinz Badghis. Es werden auch, Kämpfe aus Bala Murghab<br />

gemeldet.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Indien<br />

Der Taliban-Informationsminister Amir Khan Mutaqi kritisiert die <strong>Ein</strong>ladung eines Vertreters der<br />

gestürzten Regierung <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbani zur Konferenz der Blockfreien Staaten nach Neu-Delhi.<br />

8. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Zwischen den Taliban und Truppen des ehemaligen Verteidigungsministers Ahmed Schah<br />

Massuds finden im Bezirk Qill in der Provinz Laghman Kämpfe statt.<br />

� Die Taliban kündigen die baldige Aufhebung des Arbeitsverbotes für Frauen an.<br />

9. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistans Außenminister Gohar Ayub Khan schliesst die diplomatische Anerkennung des Taliban-<br />

Regimes zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Menschenrechtsreport bezeichnet Frauen unter der Taliban-Herrschaft als "praktisch<br />

Gefangene" des Regimes.<br />

10. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Taliban-Polizei nimmt in Kabul drei Männer wegen verbotenen Rasierens und sechs Frauen<br />

wegen unzureichender Verschleierung fest.<br />

� Die Taliban senken Steuern auf Lebensmittelimporte, um den Versorgungsnotstand in Kabul zu<br />

lindern<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

� UN verurteilt die Verletzung der Waffenruhe durch erneutes Aufflammen der Kämpfe in Badghis.<br />

� Die Taliban bitten UN um die Verlegung ihrer Afghanistan-Koordinationszentrale <strong>von</strong> Islamabad<br />

nach Kabul.<br />

12. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Zwischen den Taliban und Mujaheddin des Ostprovinzen-Rates finden in den Bezirken Dangam<br />

und Asadabad der Provinz Kunar Kämpfe statt; vereinzelte Gefechte zwischen Taliban und<br />

Dostum-Truppen werden aus der Provinz Badghis gemeldet. Die Taliban beschießen eine<br />

Gruppe <strong>von</strong> Flüchtlingen in der Provinz Parwan, was drei Tote und 41 Verletzte fordert.<br />

� Der Usbekengeneral Rashid Dostum, der ehemalige Präsident Burhanuddin Rabbani und<br />

Dostam, Rabbani und der frühere Finanzminister der Mujaheddin-Regierung Karim Khalili<br />

diskutieren in Pul-e Khumri eine Strategie für gemeinsame Offensive gegen die Taliban.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Polen / Ukraine<br />

Die polnische Polizei zwingt einen Hubschrauber mit 23 illegalen afghanischen <strong>Ein</strong>wanderern an der<br />

polnisch-ukrainischen Grenze zur Landung.<br />

13. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Bezirk Khugiani der Provinz Nangarhar finden Kämpfe zwischen den Mujaheddin des ehemaligen<br />

Verteidigungsministers Mohammad Schah Massud und den Taliban statt. Die Massud-Truppen erobern<br />

mehrere Dörfer in der Provinz Kapisa zurück.<br />

14. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Nordallianz kündigt für die kommenden Monate eine großangelegte Offensive gegen die Taliban an.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat ruft die afghanischen Bürgerkriegsparteien zur Zusammenarbeit im Hinblick auf<br />

Friedensverhandlungen auf.


15. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistans UN-Botschafter Ahmad Kamal fordert den UN-Sicherheitsrat zum Dialog mit den Taliban auf.<br />

Außerdem fordert er den UN-Sicherheitsrat dazu auf, den UN-Sitz Afghanistans für vakant zu erklären.<br />

16. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Taliban-Kommandant <strong>Ab</strong>dul Wahid fordert schiitische Hazaras in Bamiyan zur freiwilligen<br />

Unterwerfung unter die Gesetze der Taliban auf.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Menschenrechtskommision kritisiert das <strong>von</strong> den Taliban verhängte Bildungs- und Arbeitsverbot<br />

für Frauen und äußert ihre Besorgnis über Kämpfe und Vertreibung <strong>von</strong> Volksgruppen.<br />

17. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban stellen nach der Niederschlagung einer Revolte <strong>von</strong> Anhängern des Ostprovinzen-Rates<br />

deren Anführer Mohammad Zahir vor ein "islamisches Gericht"; weiterhin Kämpfe im Bezirk Asmar in<br />

der Provinz Kunar Taliban beginnen anlässlich des bevorstehenden Opferfestes ('Id ul-Adha) mit<br />

großangelegter Kampagne gegen "unmoralische Umtriebe". Der Taliban-Kommandant <strong>Ab</strong>dul Wahid<br />

kündigt für den Fall der <strong>Ein</strong>nahme des Bamiyan-Tals durch die Taliban die Sprengung der dortigen<br />

Buddhastatuen an.<br />

20. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka<br />

Sri Lankas Kulturminister Lakshman Jayakodi verurteilt Taliban-Drohung, die Buddhas <strong>von</strong> Bamiyan zu<br />

sprengen.<br />

20. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Nahe Mehtar Lam in der Provinz Laghman finden Kämpfe zwischen Taliban und Truppen des<br />

ehemaligen Gouverneurs statt, bei dem 17 Talibankämpfer fallen.<br />

� Bezüglich der Ankündigung des Taliban-Kommandanten <strong>Ab</strong>dul Wahid, nach der <strong>Ein</strong>nahme des<br />

Bamiyan-Tals die dortigen Buddhastatuen zu sprengen, relativiert Taliban-Informationsminister<br />

Amir Khan Mutaqi diese Erklägung, da bis jetzt seitens der Regierung noch nicht über die<br />

Buddhastatuen entschieden sei.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien<br />

König Fahd <strong>von</strong> Saudi-Arabien sichert den Taliban die Unterstützung Saudi-Arabiens bei<br />

Friedensverhandlungen zu.<br />

22. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nach Beschuldigung seines Bruders der Veruntreuung durch die Taliban zieht deren Verbündeter<br />

Jalaluddin Haqqani mehrere hundert Kämpfer <strong>von</strong> der Front nördlich <strong>von</strong> Kabul zurück.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Nordallianz ruft angesichts drohender Taliban-Großoffensive die UN zur Intervention auf.<br />

23. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die Nordallianz begeht den fünften Jahrestag des Sturzes der kommunistischen Regierung mit<br />

großer Militärparade in Mazar-e Sharif.<br />

� Die Taliban beginnen in Kabul mit der Konfiszierung <strong>von</strong> Zeitschriften und Büchern mit<br />

"unmoralischen" Bildern.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Rotes Kreuz<br />

Rotes Kreuz beginnt mit Lebensmittelverteilung an Binnenflüchtlinge<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der ehemalige afghanische Verteidigungsminister und Mujaheddin-Führer Ahmed Schah Massud wirft<br />

Pakistan vor, den Hisb-e Islami-Führer Gulbuddin Hekmatyar und den ehemaligen kommunistischen<br />

General Schahnawaz Tanai als "dritte Kraft" in Afghanistan aufzubauen.<br />

24. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Der iranische Vizeaußenminister Boroujerdi trifft zu Gesprächen mit Usbekengeneral Rashid Dostum in<br />

Sheberghan ein.


Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Republik Uganda<br />

UN-Generalsekretär Kofi Annan ruft die afghanischen Bürgerkriegsparteien zur Schonung der<br />

Buddhastatuen in Bamiyan auf. Auch Francis Okelo <strong>von</strong> der UN-Sondermission für Afghanistan bittet<br />

die Taliban, die Buddhastatuen <strong>von</strong> Bamiyan vor der Vernichtung zu verschonen.<br />

25. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die pakistanische Regierung weist Anschuldigungen des ehemaligen afghanischen<br />

Verteidigungsministers Mohammad Schah Massuds zurück und betont ihr Engagement für den<br />

innerafghanischen Friedensdialog.<br />

26. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation / Republik Tadschikistan<br />

Der Kommandostab der russischen Schutztruppen an der tadschikisch-afghanischen Grenze berät seine<br />

Strategie gegen Infiltration Zentralasiens durch Taliban.<br />

27. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban weisen chinesische Anschuldigung der Unterstützung uigurischer Separatisten zurück.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) stellt 33,3 Mio. $ Aufbauhilfe für Afghanistan bereit.<br />

28. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Zwischen den Taliban und Oppositionstruppen der Mujaheddin werden schwere Kämpfe um<br />

Asadabad in der Provinz Kunar gemeldet.<br />

� Die Taliban-Regierung versichert, die Buddhastatuen in Bamiyan nicht zerstören zu lassen.<br />

29. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Iran /<br />

Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>e Delegation der UN-Flüchtlingsagentur diskutiert in Kabul mit Taliban-Offiziellen über die<br />

Rückführung afghanischer Flüchtlinge aus Iran und Pakistan.<br />

30. April 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran / Islamische Weltkonferenz<br />

(OIC)<br />

Taliban-Vizeaußenminister Mohammad <strong>Ab</strong>bas Stanakzai beschuldigt Iran, auf der Islamischen<br />

Weltkonferenz (OIC) die Anerkennung des Taliban-Regimes zu blockieren<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Im pakistanischen autonomen Stammesgebiet Dir werden gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

zwischen den paschtunischen Stämmen der Salarzi und Mashwani wegen deren Unterstützung der<br />

afghanischen Opposition in der benachbarten Provinz Kunar gemeldet. Fünf Menschen werden getötet<br />

und zehn werden verletzt. <strong>Ein</strong>e neue Flüchtlingswelle aus der umkämpften Provinz Badghis erreicht die<br />

Stadt Herat.<br />

Mai 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Obwohl die Taliban jetzt etwa 90 Prozent des Landes erobert haben und Afghanistan klar dominieren,<br />

wird die aus dem Amt gejagte Regierung <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbadi weiterhin <strong>von</strong> den UN, USA und<br />

Europa offiziell anerkannt.<br />

3. Mai 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Türkei<br />

Die Taliban beginnen eine neue Großoffensive, ermutigt durch eine Revolte des usbekischen Generals<br />

<strong>Ab</strong>dul Malik Pahlewah gegen seinen Oberbefehlshaber Rashid Dostum, der ins türkische Exil flieht.<br />

Malik schlägt sich für wenige Tage auf die Seie der Taliban, wendet sich dann wieder gegen sie.<br />

24. Mai 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der neue Oberbefehlshaber der Usbeken General <strong>Ab</strong>dul Malik, der ein paar Tage sich mit den Taliban<br />

verbündete, wendet sich wieder gegen sie. Die Taliban unternehmen einen vergeblichen und


verlustreichen Versuch, die Stadt Mazar-i-Sharif zu erobern. Nach wenigen Stunden werden sie wieder<br />

<strong>von</strong> Malik vertrieben und geraten jetzt an allen Fronten in Bedrängnis, obwohl sie noch<br />

weite Gebiete des übrigen Nordens halten. Zugleich werden andauernde Kämpfe um Badghis und<br />

Faryab in Nordwest-Afghanistan gemeldet. Das <strong>Ab</strong>enteuer der Eroberung <strong>von</strong> Mazar-i-Sharif erweist<br />

sich für die Taliban als verlustreich: 400 ihrer Kämpfer werden getötet und rund 3000<br />

gefangengenommen. Die Taliban, die jetzt auf Zentralafghanistan marschieren, sind mehr und mehr<br />

auf logistische Hilfe aus Pakistan angewiesen. Von dort kommt nicht nur der Nachschub an Waffen,<br />

sondern es werden dort auch neue Freiwillige rekrutiert.<br />

25. Mai 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Saudi Arabien / Vereinigte Arabische Emirate<br />

/ Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan, Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate nehmen angesichts der Flucht <strong>von</strong><br />

Usbekengeneral Rashid Dostum in die Türkei am 3. Mai volle diplomatische Beziehungen mit den<br />

Taliban auf. Erstes Land ist Pakistan.<br />

27. Mai 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Kasachstan / Republik Usbekistan / Russische<br />

Föderation / Republik Tadschikistan<br />

In Moskau findet eine weitere Krisensitzung der GUS-Staaten statt, als die Eroberung <strong>von</strong> Mazar-i-<br />

Sharif die Grenzen Usbekistans und Tadschikistans zu bedrohen scheint.<br />

Juni 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Stadt Kunduz allerdings fällt an die Taliban.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Iran schließt seine Grenzen mit Afghanistan.<br />

Anfang Juni 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Anti-Taliban-Allianz „Front zur Rettung Afghanistans“ versucht, eine neue Regierung zu bilden. Die<br />

vereinigte Armee der Front zur Rettung Afghanistans besteht im wesentlichen aus den Truppen des<br />

neuen Usbekengenerals <strong>Ab</strong>dul Maliks, den Kräften des tadschikischen ehemaligen<br />

Verteidigungsministers Ahmed Schah Massud und der schiitischen Militz Hisb-i Wahdat und Hisb-i<br />

Islami des früheren Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar.<br />

9. Juni 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Zur Bewegung der "Islamischen Wiedergeburt Tadschikistans" gehörende Rebellen - sie operieren <strong>von</strong><br />

Afghanistan aus - versuchen erneut, die Grenze nach Tadschikistan zu durchbrechen. Der Angriff wird<br />

<strong>von</strong> der dort stationierten russischen Truppe abgewehrt. Offiziellen Angaben zufolge kommten dabei<br />

rund 30 der Partisanen ums Leben.<br />

16. Juni 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif und der iranische Präsident Alī Akbar Hāschemī<br />

Rafsandschānī kommen zusammen, um über eine politische Lösung des Afghanistankonflikts zu<br />

beraten.<br />

Juli 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der ehemalige afghanische Verteidigungsminister und Mujaheddin-Führer Ahmed Schah Massud rückt<br />

wieder bis 25 Kilometer auf Kabul vor.<br />

9. Juli 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Alle Bemühungen der Vereinten Nationen, den aus Machtgier und ethnischen Differenzen geführten<br />

Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen Volksgruppen Afghanistans zu beenden, sind bisher<br />

gescheitert. Auch den Taliban-Milizen, die seit September 1996 in Kabul an der Macht sind, inzwischen<br />

etwa zwei Drittel Afghanistans kontrollieren und mit der Errichtung eines islamischen Gottesstaates<br />

begonnen haben, ist es nicht gelungen, für einen dauerhaften Frieden und Ordnung im Lande zu<br />

sorgen. Die UN fordert erneut die Bildung einer repräsentativen Regierung in Afghanistan und das<br />

Verbot der <strong>Ein</strong>mischung <strong>von</strong> außen.


27. Juli 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Taliban veröffentlichen eine neue Richtlinie, wonach Frauen nur im Gesundheitswesen berufstätig<br />

sein dürfen.<br />

11. August 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der ehemalige afghanische UN-Botschafter <strong>Ab</strong>dul Rahim Ghafurzai wird Premierminister der<br />

Oppositionsregierung der Mujaheddin.<br />

21. August 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der neue paschtunische Premierminister der Oppositionsregierung <strong>Ab</strong>dul Rahim Ghafurzai stirbt bei<br />

einem Hubschrauberabsturz in der Provinz Bamiyan (nach anderen Quellen Flugzeugabsturz).<br />

Ghafurzai war nur zehn Tage im Amt. Sein Nachfolger wird Ravan A.G. Garhâdi, der wie der<br />

verstorbene Oppositions-Premierminister aus dem diplomatischen Dienst kommt und Botschafter<br />

Afghanistans bei den Vereinten Nationen war. Farhâdi ist Linguist, Forscher und Übersetzer. Er gehört<br />

zum Volk der Tadschiken und spricht fließend Französisch, Englisch und Persisch.<br />

September 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Türkei<br />

<strong>Ein</strong>e neue Offensive der Taliban-Milizen, die etwa zwei Drittel des afghanischen Territoriums, darunter<br />

Kunduz und das Gebiet bis kurz vor Mazar-i-Sharif, dem Hauptquartier der gegnerischen Nord-Allianz,<br />

kontrollieren. <strong>Ein</strong>en Machtkampf zwischen dem Usbekengeneral <strong>Ab</strong>dul Malik und den übrigen Milizen<br />

nutzt der <strong>von</strong> Malik entmachtete usbekische Oberbefehlshaber Rashid Dostum zur Rückkehr aus dem<br />

türkischen Exil, wo er sich seit Mai aufhielt.. Nach der Flucht Maliks gelingt es der Nordallianz, die<br />

Taliban zurückzuschlagen. In der Nähe der nordafghanischen Stadt Shibergan werden Massengräber<br />

<strong>von</strong> bis zu 2000 Taliban-Kriegsgefangenen entdeckt. <strong>Ein</strong> örtlicher Kommandant erklärt, dass Malik<br />

dafür verantwortlich sei.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Unter Vorsitz des nach fünfjährigem Exil in Afghanistan nach Tadschikistan zurückgekehrten Said<br />

<strong>Ab</strong>dullah Nuri tritt in Duschanbe erstmals ein aus Vertretern der Regierung und der Opposition<br />

bestehender "nationaler Versöhnungsrat" zusammen.<br />

Anfang September 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nachdem die Taliban-Milizen bereits seit langem ein vollkommenes Arbeitsverbot für Frauen erlassen<br />

und Mädchen jegliche Schulbildung untersagt haben, verhängen sie nun ein Aufnahmeverbot für<br />

Frauen in den Krankenhäusern <strong>von</strong> Kabul; laut Angaben der internationalen Hilfsorganisation „Ärzte<br />

ohne Grenzen“ verweigern inzwischen zwei der vier großen Kliniken sogar jegliche ambulante<br />

Behandlung weiblicher Patienten sowie die Aufnahme <strong>von</strong> Notfällen.<br />

Oktober 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der UN-Sondergesandten für Afghanistan Norbert Holl gibt auf und erklärt den Rücktritt <strong>von</strong> seinem<br />

Amt zum Jahresende.<br />

19. Oktober 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan / Russische Föderation (Tschetschenien) / Bundesrepublik<br />

Deutschland / Königreich der Niederlande<br />

Die Zollfahndung in Hamburg entdeckt auf einem Frachter in einem Lastwagen aus Tschechien 2,2<br />

Tonnen Haschisch (Schwarzmarktwerkt rund 16 Millionen Mark). Das als „Baumwolle aus Afghanistan“<br />

deklarierte Haschisch war offensichtlich für die Niederlande bestimmt.<br />

21. Oktober 1997<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

General Dostam wird zum militärischen Führer und Vizepräsidenten der „United Islamic Front for the<br />

Salvation of Afghanistan“ (UIFSA) gewählt. Präsident ist der frühere Staatschef Burhanuddin Rabbani.<br />

25. Oktober 1997


Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Königreich<br />

Saudi-Arabien / Japan / Republik Indonesien / Islamische Republik Pakistan / Republik<br />

Korea / Turkmenistan<br />

<strong>Ein</strong> Konsortium, das neben der mit 46,5 Prozent federführenden US-Gesellschaft Unocal auch die<br />

saudi-arabische Delta Oil, japanische, indonesische, pakistanische und südkoreanische Gesellschaften<br />

sowie die russische Gazprom und der Staat Turkmenistan angehören, schließen mit der Taliban-<br />

Führung eine Vereinbarung über den Bau einer Erdgasleitung <strong>von</strong> Turkmenistan über Afghanistan und<br />

Pakistan zum Indischen Ozean. Die Kosten werden auf zwei Milliarden US-Dollar veranschlagt.<br />

26. Oktober 1997<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban, seit 1996 Machthaber in Kabul und über einen Großteil Afghanistans, rufen die<br />

„Islamischen Emirate <strong>von</strong> Afghanistan“ aus. Die Übergangsregierung wird <strong>von</strong> Mullah Mohammed<br />

Rabbani geleitet, Staatsoberhaupt wird der Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Regierungschef Mullah Rabbani fordert den Sitz Afghanistans bei den Vereinten<br />

Nationen.<br />

23. November 1997<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Nach Verhandlungen mit dem Leiter des UN-Drogenkontrollprogramms UNDCP, Pino Arlacchi, sagt die<br />

Talibanregierung zu, den Opiumanbau in ihrem Herrschaftsgebiet zu unterbinden. Im Gegenzug wollen<br />

die UN 250 Millionen US-Dollar für die Landwirtschaft und den Aufbau <strong>von</strong> Fabriken zur Verfügung<br />

stellen. Afghanistan ist mit einer Rekordernte <strong>von</strong> 2000 Tonnen Opium pro Jahr zum weltgrößten<br />

Drogenproduzenten aufgestiegen.<br />

Dezember 1997<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Organisation der<br />

Islamischen Konferenz (OIC)<br />

Auf dem Gipfeltreffen der OIC in Teheran präsentiert UN-Generalsekretär Kofi Annan einen Drei-<br />

Punkte-Plan, der nach einem Waffenstillstand und einem Waffenembargo zu einer internationalen<br />

Afghanistan-Konferenz führen soll.<br />

16. Dezember 1997<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat missbilligt die ausländische Militärhilfe Afghanistans und fordert die Prüfung<br />

eines möglichen Waffenembargos.<br />

Februar 1998<br />

Republik Tadschikistan / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Das frühere geistliche Oberhaupt der tadschikischen Muslime, Ali Akbar Turadschonsoda, kehrt nach<br />

jahrelangem Exil in Afghanistan nach Duschanbe zurück und wird <strong>von</strong> Präsident Emomali Rachmonow<br />

zum stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt.<br />

4. Februar 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

� <strong>Ein</strong> schweres Erdbeben der Stärke 6,1 in der Provinz Takhar im Nordosten Afghanistans fordert<br />

mindestens 4.500 Tote. Wegen des wütenden Bürgerkriegs – die Taliban lehnen eine<br />

Waffenruhe zugunsten der notleidenden Bevölkerung entschieden ab – ist es internationalen<br />

Hilfsorganisationen nicht möglich, in die ohnehin schwer zugängliche Bergregion vorzudringen.<br />

Erst nach Tagen gelingt es, Lebensmittel, Zelte und Medikamente über eine Luftbrücke in das<br />

Katastrophengebiet zu bringen.<br />

� Den Taliban gelingt die Eroberung der Provinz Takhar.<br />

17. Februar 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinte<br />

Nationen (UN)<br />

Der amerikanische UN-Botschafter Bill Richardson erreicht bei seiner Vermittlungstätigkeit eine<br />

vorläufige Waffenruhe unter den Bürgerkriegsparteien in Afghanistan.<br />

März 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Turkmenistan


In Ashgabad in Turkmenistan finden Friedensverhandlungen zwischen hohen Repräsentanten des<br />

ehemaligen afghanischen Verteidigungsministers Ahmed Schah Massud und den Taliban statt. Es wird<br />

eine Beteiligung der Opposition an Exekutive und Justiz vereinbart. Die Kämpfe gehen verstärkt weiter.<br />

Nach Sicherheitszusagen der Taliban kehren ausländische UN-Vertreter und „Nicht-Regierungs-<br />

Organisationen“ (NGOs) nach Kabul zurück.<br />

6. April 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat bringt seine Besorgnis über zunehmend ethnisch motivierte<br />

Auseinandersetzungen, ausländische Waffenlieferungen und die humanitäre Lage in Afghanistan zum<br />

Ausdruck.<br />

14. April 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Sowjetunion /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die Regierungen Afghanistans, Pakistans, der Sowjetunion und der USA unterzeichnen in Genf mehrere<br />

<strong>Ab</strong>kommen, unter anderem über den <strong>Ab</strong>zug sowjetischer Truppen aus Afghanistan.<br />

20. April 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Der ehemalige afghanische Verteidigungsminister und Chef der Jamiat-e-Islami-Gruppe Ahmed Schah<br />

Massud verliert Fayzabad, die Hauptstadt Badakhshans, an Anhänger der Hisb-e Islami <strong>von</strong> Gulbuddin<br />

Hekmatyar; damit ist ein wichtiger Nachschubweg blockiert.<br />

21. April 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Hisb-e Wahdad erobert Bamiyan <strong>von</strong> den Taliban zurück, die sich aus dem Hazarajat zurückziehen.<br />

26. April 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die Bürgerkriegsparteien Afghanistans nehmen in Islamabad erstmals direkte Friedensgespräche auf.<br />

29. April 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die in Islamabad seit dem 26. April tagenden Vertreter der Bürgerkriegsparteien Afghanistans<br />

beschließen die Errichtung eines islamischen Rates, der über eine Friedensregelung verhandeln soll.<br />

3. Mai 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die am 26. April 1998 in Islamabad begonnenen Friedensgespräche der Bürgerkriegsparteien<br />

Afghanistans werden abgebrochen, da die Taliban sich weigern, ihre seit August 1997 anhaltende<br />

Wirtschaftsblockade Zentralafghanistans aufzugeben. In der Provinz Bamiyan und im Nordwesten, aus<br />

dem nach Angaben der UNHCR bereits im November 1997 fast 50.000 Menschen geflohen sind, ist die<br />

Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gesichert. Nach dem <strong>Ab</strong>bruch der Friedensverhandlungen<br />

unternehmen die Taliban eine neue Offensive gegen die nordöstliche Provinz Tachar.<br />

9. Mai 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Bamiyan in Zentralafghanistan wird ein zweites Mal <strong>von</strong> den Taliban zurück erobert, worauf sich heftige<br />

Kämpfe in der Provinz anschließen.<br />

28. Mai 1998<br />

Islamische Republik Pakistan / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

15 Tage nach den völlig überraschenden indischen Atomtests, bei denen fünf Atombomben, darunter<br />

eine Wasserstoffbombe unterirdisch gezündet wurden, „antwortet“ Pakistan mit der gleichen Anzahl<br />

<strong>von</strong> Versuchen in Chagai im südwestlichen Belutschistan, etwa 50 Kilometer <strong>von</strong> der Grenze zu Iran<br />

und Afghanistan entfernt. Damit erhöht sich die Zahl der offiziellen Nuklearmächte auf sieben.<br />

30. Mai 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

<strong>Ein</strong> erneutes schweres Erdbeben nach dem 4. Februar der Stärke 6,6 in Tadschikisten in den Bergen<br />

Nord-Afghanistans (Provinz Badakhschar) mit der Stärke 6,1 fordert weitere 5.000 Tote und macht<br />

50.000 Menschen obdachlos. Durch das Beben entsteht ein riesiger Krater in den Bergen im Norden. In


den betroffenen Provinzen geht der Bürgerkrieg weiter, ein Ersuchen der Nordallianz um eine<br />

Waffenruhe wird <strong>von</strong> den Taliban ebenso abgelehnt wie humanitäre Hilfe. Bereits bei dem<br />

Februarbeben haben die Taliban jegliche Kooperation mit den internationalen Hilfsorganisationen<br />

verweigert.<br />

Islamische Republik Pakistan / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Zwei Tage nach dem ersten erfolgreichen Atombombentest Pakistans 50 Kilometer <strong>von</strong> der Grenze<br />

nach Afghanistan und Iran entfernt unternimmt Pakistan einen weiteren Atomtest. Entschlossen hatte<br />

sich Pakistan zum Bau <strong>von</strong> Atomwaffen nach seiner Niederlage gegen Indien im Krieg <strong>von</strong> 1971 um das<br />

heutige Bangladesh. Schon der damalige Staatschef Zulfikar Ali Bhutto hatte gesagt: "Und wenn wir<br />

Gras essen müssen, wir werden die Bombe bauen". Der eigentliche Startschuß fiel 1975, als der in<br />

Deutschland ausgebildete Wissenschaftler Dr. <strong>Ab</strong>dul Quadeer Khan nach Pakistan zurückkehrte und<br />

zum "Vater" des pakistanischen Atomprogramms wurde. Das nötige hochangereicherte Uran sowie<br />

Baupläne für eine Atombombe soll die Volksrepublik China geliefert haben.<br />

31. Mai 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die zur Nordallianz gehörenden tadschikischen Milizen des ehemaligen afghanischen<br />

Verteidigungsministers Ahmed Schah Massud unternehmen Luftangriffe auf die <strong>von</strong> den Taliban<br />

besetzte Hauptstadt Kabul.<br />

16. Juni 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban lassen mehr als 1000 private Schulen - auch die ausländischer Hilfsorganisationen -<br />

schließen.<br />

Juli 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban-Regierung in Kabul verweist alle Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisationen des<br />

Landes.<br />

12. Juli 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban erreichen Meymaneh und kontrollieren damit die gesamte Provinz Faryab im Nordosten<br />

Afghanistans.<br />

15. Juli 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

<strong>Ab</strong>dul Ahad Karzai, der Vater <strong>von</strong> Hamid Karzai, der ein Kopf des Widerstandes gegen die Taliban in<br />

Afghanistan ist, wird in Quetta ermordet.<br />

19. Juli 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Nach <strong>Ab</strong>lauf eines Ultimatums der Taliban, in dem die NGOs (nichtstaatliche Hilfsorganisationen)<br />

aufgefordert werden, ihre Quartiere zu räumen oder sich aus dem Land zurückzuziehen, verlassen die<br />

meisten <strong>von</strong> ihnen Afghanistan.<br />

Ende Juli 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban beginnen eine Großoffensive gegen die Nordallianz und nehmen die Stadt Shibergan ein.<br />

August 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Ende Juli <strong>von</strong> den Taliban begonnene Großoffensive gegen die Nordallianz wird fortgesetzt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Kasachstan / Republik Usbekistan / Russische<br />

Föderation / Republik Tadschikistan<br />

Die russische Regierung erklärt, dass sie sich das Recht vorbehalte, mit anderen Staaten der GUS<br />

Grenzsicherungsmaßnahmen gegenüber Afghanistan zu ergreifen. Aus russischer Sicht könnte sich<br />

Afghanistan nach einem endgültigen Sieg der Taliban zu einem Herd des internationalen Terrorismus<br />

entwickeln. Außerdem befürchte die russische Administration bei einem Sieg der Taliban<br />

Benachteiligungen beim geplanten Bau <strong>von</strong> Öl- und Gaspipelines zur Ausbeutung der Vorkommen im<br />

Kaspischen Meer.<br />

6. August 1998


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat bringt seine Besorgnis über die Eskalation der Feindseligkeiten, die Aufforderung<br />

zu Verhandlungen und der Schaffung <strong>von</strong> Zugängen für humanitäre Organisationen und der<br />

Zusammenarbeit mit der Sondermission der UN zum Ausdruck.<br />

7. August 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Republik<br />

Sudan / Vereinigte Republik Tansania / Königreich Saudi-Arabien / Republik Kenia<br />

Bei einem Bombenanschlag islamischer Fundamentalisten auf die US-Botschaft in Nairobi/Kenia werden<br />

253 Menschen getötet (da<strong>von</strong> zwölf Amerikaner) und über 5.000 z.T. schwer verletzt. Fast zeitgleich<br />

kommen bei einem Bombenattentat auf die US-Botschaft in Daressalam/Tansania zehn Menschen ums<br />

Leben. Für die Anschläge verantwortlich gemacht wird Osama Ibn Laden, ein arabischer Multi-Millionär,<br />

der Gründer und Führer der „Internationalen Islamischen Front“, die bereits 1995 den Juden und<br />

„Kreuzfahrern“ (damit sind Christen gemeint, die sich in innere Angelegenheiten der islamischen<br />

Staaten einmischen, vor allem die USA) den Krieg erklärt und weltweit bereits zahlreiche<br />

Bombenanschläge verübt haben. Ladin, der aus Saudi-Arabien stammt (dort entzog man ihm<br />

inzwischen die Staatsbürgerschaft), operierte lange Zeit vom Sudan aus und seit er auch <strong>von</strong> dort auf<br />

Druck der USA ausgewiesen wurde, <strong>von</strong> Afghanistan aus. Die USA starten einen Vergeltungsschlag,<br />

wobei <strong>von</strong> im Arabischen Meer stationierten Kriegsschiffen abgeschossene Raketen mehrere islamische<br />

Ausbildungslager in Afghanistan und eine pharmazeutische Fabrik (sie soll unter anderem auch<br />

chemische Waffen produzieren) im Sudan zerstören. Daraufhin ruft bin Laden die gesamte islamische<br />

Welt erneut zum „Dschihad“ (Heiliger Krieg) gegen die USA auf.<br />

8. August 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

In Afghanistan werden bei der <strong>Ein</strong>nahme der Stadt Masar-i-Sharif und der Erstürmung des dortigen<br />

iranischen Konsulats durch sunnitisch-islamische Taliban-Milizen neun iranische Diplomaten und ein<br />

Journalist ermordet. Im afghanischen Bürgerkrieg unterstützt Pakistan die sunnitischen Taliban-Milizen,<br />

während der Iran deren Gegner, die zumeist schiitischen Anhänger der nordafghanischen<br />

Bürgerkriegsallianz unterstützt. Bei der <strong>Ein</strong>nahme <strong>von</strong> Mazar-i-Sharif kommt es zu schweren<br />

Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung und zu Massenhinrichtungen. Die Menschenrechtsorganisation<br />

Human Rights Watch berichtet <strong>von</strong> mindestens 2000 Toten, im Bericht des Sonderbeauftragten der<br />

UN-Menschenrechtskommission UNHRC, Choong Hyun Paik, ist <strong>von</strong> bis zu 5000 Toten die Rede. Opfer<br />

der <strong>von</strong> den Taliban verübten Massaker, die <strong>von</strong> ihrem Kommandanten Mullah <strong>Ab</strong>dullah Dadullah<br />

geleitet werden, sind vor allem Angehörige der ethnisch-religiösen Minderheit der Hazara, aus der sich<br />

die vom Iran unterstützte Hisb-e Wahdat rekrutiert.<br />

12. August 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban nehmen die Stadt Hayratan an der Grenze zu Usbekistan ein. Die Milizen der Nordallianz<br />

ziehen sich in verschiedene Fluchtburgen zurück.<br />

20. August 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Republik<br />

Sudan<br />

US-amerikanischer Raketenangriff auf terroristische Ausbildungslager in Khost und Jalalabad (SO-<br />

Afghanistan), um Osama bin Laden zu treffen, den ex-saudischen Bauunternehmer und ehemaligen<br />

Teilnehmer am Afghanistankrieg, der verdächtigt wird, die Bombenanschläge auf US-Botschaften in<br />

Nairobi und Daressalam angezettelt zu heben. Bin Laden, <strong>von</strong> den USA und Saudi-Arabien gesucht,<br />

genießt Asyl in Afghanistan. Der italienische UN-Beobachter Col. C. Calo wird in Kabul erschossen; die<br />

Tat bleibt unaufgeklärt, ausländische UN-Angehörige verlassen Afghanistan. Durch die USamerikanischen<br />

Raketen verlieren 50 Menschen ihr Leben. Auch die Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik im<br />

sudanesischen al-Chartum Bahri wird durch die <strong>von</strong> US-Kriegsschiffen abgefeuerten Marschflugkörper<br />

zerstört.<br />

28. August 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Iran.<br />

Der UN-Sicherheitsrat verurteilt die Ermordung iranischer Diplomaten in Afghanistan.<br />

September 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Ende Juli <strong>von</strong> den Taliban begonnene Großoffensive gegen die Nordallianz wird fortgesetzt.


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Saudi-Arabien verweist den afghanischen Geschäftsträger des Landes und zieht die eigenen<br />

Diplomaten aus Kabul ab. Dieser Schritt steht eindeutig im Zusammenhang mit der <strong>Ab</strong>kehr der US-<br />

Regierung, die wegen ihrer Unterstützung für ein Regime, dem schwere Verletzungen der<br />

Menschenrechte, vor allem der Rechte der Frauen, vorgeworfen werden, innenpolitisch in die Kritik<br />

geraten ist.<br />

Anfang September 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der oberste geistliche Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, versetzt seine Streitkräfte in<br />

Alarmbereitschaft und zieht im Grenzgebiet zu Afghanistan 200.000 Soldaten und 70.000<br />

Revolutionswächter zusammen. Auslöser des Konflikts ist die Ermordung <strong>von</strong> neun iranischen<br />

Diplomaten durch Taliban-Kämpfer in Masar-i-Sharif. Iran sieht sich als Schutzmacht der rund 4<br />

Millionen schiitischen Glaubensbrüder im Westen Afghanistans, die sich <strong>von</strong> den sunnitischen Taliban<br />

bedroht fühlen. Zugleich fürchtet die iranische Regierung, dass die Taliban die sunnitische Minderheit in<br />

ihrem Land gegen das schiitische Regime aufwiegeln könnte. Der Ausbruch militärischer<br />

Auseinandersetzungen zwischen Afghanistan und Iran kann durch die Vermittlung der UN verhindert<br />

werden.<br />

10. September 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die Führung der Taliban bestätigt die Ermordung <strong>von</strong> acht iranischen Diplomaten und eines<br />

Journalisten beim Sturm des iranischen Konsulats am 8. August und stellt die Überstellung der Leichen<br />

in Aussicht. Außerdem werden als Zeichen des guten Willens einige iranische Gefangene freigelassen<br />

und die Rückkehr der übrigen etwa 25 Iraner zugesagt.<br />

13. September 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban vertreiben die schiitische Hisb-e-Wahdad-Miliz aus der vorwiegend schiitischen Provinz<br />

Bamiyan in Zentralafghanistan. Damit fällt eine der letzten Hochburgen der Mujaheddin an die Taliban.<br />

Der pro-iranische Führer der Wahdat-Miliz, Karim Khalili, flieht. Sein Stellvertreter, Mohammed Akbari,<br />

schließt sich den Taliban an.<br />

Mitte September 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die Taliban überstellen die Leichen der am 8. August bei der <strong>Ein</strong>nahme der Stadt Masar-i-Sharif und<br />

der Erstürmung des dortigen iranischen Konsulats durch sunnitisch-islamische Taliban-Milizen ums<br />

Leben gekommenen neun Diplomaten und sagen die Freilassung <strong>von</strong> etwa 25 iranischen Gefangenen<br />

zu einem späteren Zeitpunkt zu.<br />

20. September 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Raketenangriff der Mujaheddin auf Kabul fordert 180 Menschenleben.<br />

Oktober 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Ende Juli <strong>von</strong> den Taliban begonnene Großoffensive gegen die Nordallianz wird abgeschlossen. Die<br />

Shamali-Ebene wurde verwüstet und entvölkert.<br />

14. Oktober 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran / Vereinte Nationen (UN)<br />

Nach einem Treffen mit dem UN-Sonderbeauftragten Lakhdar Brahimi sagt der Taliban-Führer<br />

Muhammad Omar die Freilassung <strong>von</strong> etwa 25 iranischen Gefangenen definitiv zu. Der UN-<br />

Sicherheitsrat verkündet ein Wirtschafts- und Flugembargo gegen Taliban-Afghanistan für den Fall,<br />

dass Osama bin Laden nicht ausgeliefert wird.<br />

Mitte Oktober 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Nordallianz unter dem tadschikischen Führer der Jamiat-e Islami Ahmed Schah Massud, der bisher<br />

sein Rückzugsgebiet im zentralen Hindukusch im Pandschir-Tal verteidigen konnte, erobert nach<br />

schweren Kämpfen die Provinz Tachar, die wegen der Nachschubwege in die benachbarten Staaten der<br />

GUS als strategisch wichtige gilt, <strong>von</strong> den Taliban zurück.


Ende Oktober 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran / Vereinte Nationen (UN)<br />

Umfangreiche Ermittlungen der Vereinten Nationen ergeben, dass die sunnitischen Taliban-Milizen<br />

Anfang August bis zu 8.000 bei der <strong>Ein</strong>nahme der nordafghanischen Städte Masar-i-Sharif und<br />

Bamiyan schiitische Muslime auf bestialische Weise ermordet und in Massengräbern verscharrt haben.<br />

November 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Königreich<br />

Saudi-Arabien<br />

Das US-amerikanische Federal Bureau of Investigation (FBI) setzt eine Prämie <strong>von</strong> 5 Millionen US-<br />

Dollar für die Ergreifung des expatriierten saudischen Geschäftsmannes Osama bin Laden, einem<br />

sunnitischen Fundamentalisten, der westlichen Geheimdiensten zufolge als Förderer islamistischer<br />

Terrorakte gilt, aus. Die Taliban-Führung in Afghanistan kündigt daraufhin eine Untersuchung der USamerikanischen<br />

Vorwürfe an und fordert Beweise, gewährt andererseits aber bin Laden weiterhin<br />

Gastrecht.<br />

Anfang November 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Internationales Rotes Kreuz<br />

(IKRK)<br />

Angesichts des beginnenden Winters und der sich zunehmend verschlechternden Versorgungslage der<br />

Bevölkerung genehmigt die Taliban-Regierung 35 internationalen Hilfsorganisationen – unter anderem<br />

dem Internationalen Roten Kreuz und den Ärzten ohne Grenzen – ihre Arbeit in Afghanistan wieder<br />

aufzunehmen. Die Organisationen waren im Juli des Landes verwiesen worden. Hintergrund ist die sich<br />

angesichts des beginnenden winters dramatisch verschlechternde Versorgungslage der Bevölkerung,<br />

vor allem in Kabul. Das IKRK und „Médecins sans Frontières“ ("Ärzte ohne Grenzen") erklären sich<br />

bereit, auch in Mazar-i-Sharif tätig zu werden.<br />

Dezember 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Königreich<br />

Saudi-Arabien / Japan / Republik Indonesien / Islamische Republik Pakistan / Republik<br />

Korea / Turkmenistan<br />

Das Konsortium, das neben der mit 46,5 Prozent federführenden US-Gesellschaft Unocal auch die<br />

saudi-arabische Delta Oil, japanische, indonesische, pakistanische und südkoreanische Gesellschaften<br />

sowie die russische Gazprom und der Staat Turkmenistan angehören, noch im Oktober 1997 mit der<br />

Taliban-Führung eine Vereinbarung über den Bau einer Erdgasleitung <strong>von</strong> Turkmenistan über<br />

Afghanistan und Pakistan zum Indischen Ozean geschlossen hat, teilt mit, dass das Bauprojekt<br />

aufgrund der politischen Lage suspendiert wurde.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Ahmed Schah Massud, offiziell der Militärführer der in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe<br />

residierenden afghanischen Exilregierung unter Burhanuddin Rabbani wird Vorsitzender des Obersten<br />

Militärrates einer neuen Oppositionsallianz aus zahlreichen kleineren Stammesverbänden Afghanistans.<br />

8. Dezember 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik Iran.<br />

Der UN-Sicherheitsrat unterstützt die Untersuchung <strong>von</strong> Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht.<br />

10. Dezember 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Volksrepublik China<br />

Die Taliban schließen mit der chinesischen Regierung ein Militärabkommen.<br />

Ende 1998<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran / Islamische Republik<br />

Pakistan.<br />

Nahezu 90 Prozent ganz Afghanistans stehen inzwischen unter der Kontrolle der in Kabul residierenden<br />

Taliban. Das <strong>von</strong> ihnen ausgerufene „Islamische Emirat Afghanistan“ wurde bisher nur vom<br />

Nachbarstaat Pakistan sowie den arabischen Staaten Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate<br />

als souveräner Staat anerkannt. Seit 1979 wurden in Afghanistan rund 2 Millionen Menschen durch<br />

Kampfhandlungen getötet. 3-4 Millionen Kinder starben an Unterernährung, 80 Prozent der<br />

Bevölkerung verloren ihre Häuser, 5 Millionen sind auf der Flucht. Rund 1,5 Millionen Flüchtlinge leben<br />

noch in Pakistan oder im Iran. Der Wiederaufbau der Wirtschaft wid durch die etwa 10 Millionen<br />

Landminen erschwert, die insbesonders die Bestellung der Felder verhindern.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Turkmenistan


Im abgelaufenen Jahr 1998 wurden in Turkmenistan rund 25 Tonnen Rauschgift beschlagnahmt. Wie<br />

das Komitee für nationale Sicherheit Turkmenistans (KNB) in Aschchabad erklärt, bestand die<br />

überwiegende Menge des Rauschgiftes aus Haschisch und Marihuana - 22,2 Tonnen, Heroin - 390 kg<br />

sowie Opium - 893 kg. Alle diese Narkotika wurden beschlagnahmt beim Versuch, sie aus Afghanistan<br />

nach Turkmenistan einzuführen. Afghanische Rauschgifthändler versuchen, durch das Gebiet<br />

Turkmenistans und auf dessen Transportwegen die Narkotika in andere Länder gelangen zu lassen.<br />

Das Gewicht einiger Rauschgiftlieferungen erreicht zuweilen einige Tonnen. Vorwiegend wird es auf<br />

dem Eisenbahnweg befördert, in letzter Zeit allerdings seien auch Versuche festgestellt worden, es im<br />

Autotransport durchzubringen, hieß es im KNB. Ende Dezember 1998 beispielsweise sind im Bezirk<br />

Serachsa drei afghanische Schmuggler aufgeflogen, die 176,2 kg Opium und 290 g Heroin<br />

durchzubringen versuchten. Insgesamt haben KNB-Mitarbeiter im Jahr 1998 2170 Personen wegen<br />

Rauschgifthandels festgenommen, da<strong>von</strong> waren 188 Ausländer und SNG-Bürger. Bei den Operationen,<br />

die die Schmuggler unschädlich machten, sind einige Dutzend Handfeuerwaffen und eine große Menge<br />

Munition sichergestellt worden."<br />

2. Januar 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Republik Tansania /<br />

Republik Kenia<br />

Der aus Saudi-Arabien stammende und derzeit in Afghanistan lebende Multi-Millionär Osama bin Laden<br />

gibt in einem Interview seine Beteiligung an den Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi<br />

(Kenia) und Daressalam (Tansania) am 7. August 1998 offen zu. Seine Worte: „Die Geschichte soll<br />

wissen, dass ich ein Verbrecher bin, sofern der „Heilige Krieg“ gegen Juden und Amerikaner als<br />

Verbrechen angesehen werden kann.“<br />

10. Januar 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Drei tadschikische Grenzschutzangehörige werden im <strong>Ab</strong>schnitt Qala-i Chum der Grenze mit<br />

Afghanistan <strong>von</strong> <strong>Ein</strong>wohnern eines afghanischen Grenzortes als Geiseln genommen. Verhandlungen<br />

zwischen Repräsentanten der Kommandozentrale des russischen Grenzschutzes und des Hauptstabes<br />

des tadschikischen Grenzschutzes mit der afghanischen Seite führen bisher noch zu keinem Ergebnis.<br />

Nach Angaben des stellvertretenden Leiters des Direktorats des tadschikischen Grenzschutzes,<br />

Mahmadbek Ahmadow, verlangen die Afghanen im Austausch für die Geiseln Sprengstoff, um eine<br />

Blockade zu beseitigen, die ihren einzigen Bergweg blockiert. Die Versperrung ist durch Sprengungen<br />

verursacht worden, die <strong>von</strong> der tadschikischen Seite im Dezember 1998 durchgeführt wurden. Die<br />

Verhandlungen werden heute fortgesetzt. Die drei Geiseln leben und sind wohlauf.<br />

Mitte Januar 1999<br />

Islamische Republik Pakistan / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Per Dekret setzt Pakistans Regierungschef Mian Nawaz Sharif in den an Afghanistan angrenzenden<br />

Provinzen die Scharia als alleiniges Rechtsprinzip ein. Als Begründung gibt er an, daß man die<br />

sprunghaft angestiegene Kriminalität in diesen Regionen mit den bisherigen Gesetzen nicht eindämmen<br />

könne.<br />

11. Februar 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Erdbeben der Stärke 5,9 auf der nach oben offenen Richter-Skala zerstört in den Provinzen Wardak<br />

und Logar südwestlich <strong>von</strong> Kabul zahlreiche Dörfer. Nach Angaben der Taliban-Regierung kommen<br />

jedoch „nur“ 67 Menschen ums Leben. 30.000 Menschen werden obdachlos.<br />

März 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die Taliban weisen ihren bisherigen Mäzen, den saudi-arabischen Geschäftsmann Osama bin Laden,<br />

aus Afghanistan aus. Er wird unter anderem <strong>von</strong> den USA verdächtigt, die Botschaftsanschläge in Kenia<br />

und Tansania vom August 1998 organisiert zu haben, bei denen mehrere hundert Menschen ums<br />

Leben kamen. Die Ausweisung bin Ladens wird als Indiz gewertet, dass die Taliban mutmaßlichen<br />

Terroristen keinen Unterschlupf mehr gewähren wollen. Nach Sicherheitszusagen kehren ausländische<br />

UN-Mitarbeiter und Vertreter <strong>von</strong> Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) nach Kabul zurück.<br />

15. März 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Turkmenistan<br />

Die UN vermittelt ein Friedensabkommen zwischen den Taliban und ihrem letzten verbliebenen Gegner,<br />

der so genannten Nordallianz, die <strong>von</strong> dem Tadschiken Achmed Schah Massud befehligt wird. Die<br />

Vereinbarung, die in Ashghabad in Turkmenistan geschlossen wird, sieht die Schaffung einer


gemeinsamen Regierung, Volksvertretung und Gerichtsbarkeit vor. In den Staatsorganen sollen alle<br />

afghanischen Volksgruppen vertreten sein. Diplomaten der UN vermuten, dass die Taliban nur<br />

scheinbar zur <strong>Ein</strong>igung bereit sind, um Zeit zu gewinnen, neue Kräfte für eine militärische Offensive<br />

gegen die Opposition zu sammeln.<br />

April 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban erklären, die Friedensgespräche mit der Nordallianz abzubrechen, da diese eine<br />

gemeinsame Befehlsgewalt für Afghanistan ablehnt.<br />

April 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Der ehemalige afghanische Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud verliert Fayzabad, die<br />

Hauptstadt Badakhshans, an eine andere Mujaheddingruppe; damit ist ein wichtiger Nachschubweg für<br />

die Nordallianz blockiert.<br />

Ende April 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien / Arabische Republik<br />

Ägypten<br />

Nachdem die „Gamaa Islamija“ erklärt, künftig auf jegliche bewaffnete Aktionen im In- und Ausland<br />

verzichten zu wollen, entlässt die Regierung als Geste der Aussöhnung rund 1.000 Mitglieder der<br />

Organisation aus den Gefängnissen. Gleichzeitig kündigt jedoch die Untergrundorganisation „Dschihad“<br />

(„Heiliger Krieg“) – sie wird <strong>von</strong> dem aus Saudi-Arabien stammenden und derzeit in Afghanistan<br />

lebenden Multi-Millionär Osama bin Laden unterstützt – weitere Anschläge an.<br />

21. April 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Mujaheddin der schiitischen Hisb-e Wahdat erobern Bamiyan in Zentralafghanistan <strong>von</strong> den Taliban<br />

zurück. Die Taliban beginnen sich aus dem Hazarajat zurückzuziehen.<br />

Mai 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Nördlich der afghanischen Hauptstadt Kabul brechen wieder heftige Kämpfe zwischen den<br />

Bürgerkriegsparteien aus, bei denen mehrere hundert Menschen ums Leben kommen.<br />

9. Mai 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Nur drei Wochen nach der Rückeroberung der schiitischen Stadt Bamiyan durch die schiitischen<br />

Mujaheddin der Hisb-e Wahdat erobern die Taliban die Stadt abermals. Es entwickeln sich dort heftige<br />

Kämpfe.<br />

10. Mai 1999<br />

Russische Föderation / Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) / Republik Somalia /<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Sudan / Republik Irak / Islamische Republik<br />

Iran / Sozialistische Republik Vietnam / Volksrepublik China / Mongolei<br />

Die operative Lage in Russland im Zusammenhang mit ausländischen Bürgern bleibt weiterhin<br />

kompliziert. Nach Angaben der Hauptverwaltung der Kriminalpolizei des Innenministeriums der<br />

Russischen Föderation haben sich in den letzten fünf Jahren die Zahl der Verbrechen, die <strong>von</strong><br />

ausländischen Bürgern verübt wurden, verdoppelt und somit die Zahl 45.000 überschritten. Etwa 80<br />

Prozent der kriminellen Taten würden auf Bürger der GUS entfallen. Über 30 Prozent der Verbrechen<br />

würden <strong>von</strong> Gruppen verübt. Nach Meinung des Gesprächspartners <strong>von</strong> INTERFAX ist diese<br />

Entwicklung auf die soziale und politische Lage in den Republiken der ehemaligen UdSSR, auf die<br />

Reduzierung der Arbeitsplätze, auf die rapide soziale und ethnische Spaltung der Bevölkerung und auf<br />

die nationalen Konflikte zurückzuführen. Der wichtigste Anreiz für die <strong>Ein</strong>wanderung <strong>von</strong> Ausländern in<br />

die Russische Föderation ist die relativ freie <strong>Ein</strong>reise aus den GUS-Staaten, aus denen Tausende<br />

ausländischer Bürger nicht nur aus dem nahen Ausland, sondern auch aus Somalia, Afghanistan,<br />

Sudan, Irak, Iran, Vietnam, China, der Mongolei und anderen Staaten des fernen Auslands einreisen.<br />

Nach Angaben des Föderalen Migrationsdienstes halten sich derzeit in Russland 3,5 Millionen Ausländer<br />

illegal auf. Von der Hauptverwaltung der Kriminalpolizei des Innenministeriums der Russischen<br />

Föderation wurde betont, dass es immer häufiger zu Verbrechen kommt, die internationalen Charakter<br />

tragen: Geiselnahmen mit dem Ziel, Lösegeld zu erpressen, Waffenhandel, die Ausfuhr <strong>von</strong><br />

Buntmetallen ins Ausland, Diebstahl und Schmuggel, Prostitution. Der wesentliche Teil der Verbrechen


werde in Moskau und dem Gebiet Moskau sowie den Gebieten Tjumen, Rostow und den Regionen<br />

Krasnodar und Chabarowsk begangen.<br />

Mitte 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban kontrollieren etwa 80 Prozent des afghanischen Territoriums. Von 1979 bis jetzt wurden bei<br />

Explosionen <strong>von</strong> Landminen über eine Million Menschen getötet oder verstümmelt. Vier Jahre nach der<br />

Eroberung Kabuls im September 1999 hat die Taliban-Führung immer noch keine zivile Verwaltung<br />

aufbauen können; Regionen und Städte werden <strong>von</strong> Versammlungen der Mullahs (sogenannte<br />

„Shuras“) regiert. Außerdem gibt es erste Anzeichen für Machtkämpfe innerhalb der Taliban-Führung.<br />

6. Juli 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die USA verhängen Sanktionen gegen Afghanistan, um eine Auslieferung Osama bin Ladens zu<br />

erreichen. Die Taliban-Regierung, die finanziell immer mehr in Bedrängnis gerät (der bisherige<br />

Hauptgeldgeber Saudi-Arabien hat inzwischen zumindest offiziell den Geldhahn abgedreht und seine<br />

Diplomaten aus Kabul abgezogen) und offiziell nur noch <strong>von</strong> Pakistan unterstützt wird, kündigt zwar<br />

eine Untersuchung der US-amerikanischen Vorwürfe gegen den Multi-Millionär an, gewährt ihm jedoch<br />

weiterhin Gastrecht. Bin Laden steht auf der Liste der zehn meistgesuchten Terroristen der USA; auf<br />

seine Ergreifung ist eine Prämie <strong>von</strong> fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt.<br />

15. Juli 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ab</strong>dul Ahad Karzai (* 1922), der Vater <strong>von</strong> Hamid Karzai, wird <strong>von</strong> zwei bewaffneten Taliban, die <strong>von</strong><br />

einem Motorrad auf ihn schießen, vor der Moschee in Quetta in Pakistan ermordet. Karzai dienste als<br />

stellvertretender Sprecher der Nationalversammlung <strong>von</strong> Afghanistan unter König Zahir Schah in den<br />

1960er Jahren. Als Oberhaupt des paschtunischen Stammes der Popalzai zog er nach seiner Wahl zum<br />

Parlamentsabgeordneten mit seiner Familie <strong>von</strong> Kandahar nach Kabul. Nach dem Tod <strong>Ab</strong>dul Ahad<br />

Karzais wird Hamid Karzai neuer Führer des Popalzai-Stammes, der gegenwärtig im Exil in Pakistan<br />

lebt.<br />

20. Juli 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran / Turkmenistan / Republik<br />

Usbekistan / Republik Tadschikistan / Islamische Republik Pakistan / Volksrepublik China /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Russische Föderation / Vereinte Nationen (UN)<br />

In Taschkent findet eine <strong>von</strong> den UN einberufene zweitägige „6+2-Konferenz“ statt, die Afghanistans<br />

unmittelbare Nachbarn sowie die USA und Russland einbezieht. Diese Konferenz kann die Situation in<br />

Afghanistan nicht verbessern.<br />

28. Juli 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Nach den vor einer Woche in Taschkent gescheinterten Verhandlungen beginnen die Taliban eine<br />

erwartete Großoffensive gegen Stellungen der Nordallianz in der Shamali-Ebene, besonders in den<br />

Provinzen Takhar und Badakschan. Ziel der Taliban ist es dabei, die Versorgungswege der Nordallianz<br />

unter dem ehemaligen afghanischen Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud, die noch zehn<br />

Prozent des afghanischen Territoriums kontrolliert, abzuschneiden. Der offizielle militärische Leiter der<br />

Exilregierung <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbani behauptet sich im Gegensatz zu anderen früheren Mujaheddin-<br />

Führern und ist bereit, eine neue politische Initiative zur Stärkung der Anti-Taliban-Allianz zu starten.<br />

29. Juli 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation<br />

Der Leiter des Föderalen Migrationsdienstes (FMS) Russlands, Wladimir Kalamanow, teilt mit, dass die<br />

illegale Migration weiterhin das größte Problem ist, das seine Behörde zu lösen habe. Nach seinen<br />

Angaben leben in Rußland etwa 700.000 illegale <strong>Ein</strong>wanderer. Die meisten <strong>von</strong> ihnen kommen aus<br />

Afghanistan, Asien, Afrika und China. Am besten für die Grenzüberschreitung eigneten sich die<br />

Grenzen mit China und Kasachstan. In letzter Zeit werde dieses Problem auf höchster staatlicher Ebene<br />

diskutiert, sagte Kalamanow ... <strong>Ein</strong> weiteres ernsthaftes Problem sei nach wie vor die illegale<br />

Arbeitsmigration, die der russischen Wirtschaft sehr schade ..."<br />

1. August 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban erobern den Flughafen Bagram rund 50 Kilometer nördlich <strong>von</strong> Kabul.


2. August 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Nordallianz unter Ahmed Schah Massud verliert die Kontrolle über die Provinzen Kapisa und Perwan<br />

an die Taliban.<br />

24. August 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Der zurückgezogen lebende Talibanführer Mullah Mohammed Omar entgeht in der Taliban-Metropole<br />

Kandahar nur knapp einem Sprengstoffanschlag.<br />

27. August 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Der UN-Sicherheitsrat verurteilt Pakistan wegen der Unterstützung der afghanischen Taliban.<br />

September 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Das Drogenkontrollprogramm der Vereinten Nationen (UNDCP) teilt mit, dass in diesem Jahr in<br />

Afghanistan in den <strong>von</strong> der Taliban kontrollierten Gebieten bereits über 4.500 Tonnen Rohopium aus<br />

Schlafmohn produziert und zu Heroin weiterverarbeitet wurde. Das ist doppelt so viel wie im Vorjahr<br />

und drei Viertel der Weltproduktion.<br />

27. September 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation (Tschetschenien) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Der stellvertretende Innenminister Russlands, Igor Isubow, teilt mit, dass der Anführer der<br />

tschetschenischen Rebellen, Schamil Bassajew, vor kurzem die afghanischen Taliban-Koranschüler<br />

darum gebeten hat, ihm ihre Stinger-Raketen für 80.000 Dollar pro Stück zu verkaufen. Viele<br />

tschetschenische Terroristen wurden in Afghanistan militärisch ausgebildet. Es gibt Anzeichen dafür,<br />

dass die Koranschüler ihre Zustimmung zur Eröffnung einer Vertretung der selbsternannten<br />

tschetschenischen Republik Itschkerija in Kabul gaben. Die Aufgabe der Vertretung wird in der<br />

Ausbildung tschetschenischer Freischärler, der Hilfe beim Transport afghanischer Drogen und, wie es<br />

sich jetzt herausstellt, den Waffenlieferungen dienen. Igor Isubow gibt außerdem bekannt, dass vor<br />

einigen Tagen im pakistanischen Karachi ein Treffen der Leiter der internationalen islamischen<br />

terroristischen Organisationen stattfand, wo die Situation im Kaukasus erörtert wurde. Es wurde<br />

beschlossen, die terroristischen Aktionen in Dagestan fortzusetzen, für die den Leitern der<br />

tschetschenischen Extremisten zusätzlich 30 Millionen Dollar versprochen wurden. Dieses Forum zeuge<br />

<strong>von</strong> einer wichtigen Tatsache: „Der internationale Terrorismus in der Person der islamischen Weltfront<br />

beginnt im Kaukasus aktiv zu handeln. Die Eröffnung der kaukasischen Front droht diese Region in<br />

einen Herd der Verbreitung des militärischen Islams zu verwandeln, was selbstverständlich eine Gefahr<br />

nicht nur für Russland, sondern auch für Aserbaidschan, die Türkei und sogar den Iran darstellen wird<br />

..."<br />

5. Oktober 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Die Führung der afghanischen Taliban wirft Tadschikistan vor, eine neue Route für Waffenlieferungen<br />

an die Kräfte <strong>von</strong> Ahmad Schah Massud zu eröffnen. In ihrer Erklärung warnen die Taliban die<br />

Regierung in Duschanbe vor ernsthaften Konsequenzen und erklären, dass sie jedes Recht hätten,<br />

Gegenmaßnahmen zu ergreifen.<br />

15. Oktober 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Königreich Saudi Arabien<br />

Der UN-Sicherheitsrat verkündet ein Wirtschafts- und Flugembargo gegen Taliban-Afghanistan für den<br />

Fall, dass deren Geldgeber Osama bin Ladin nicht ausgeliefert wird. Humanitäre Hilfsflüge sollen <strong>von</strong><br />

den Restriktionen ausgenommen bleiben. Das UN-Ultmatum wird auf vier Wochen festgesetzt.<br />

20. Oktober 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Demokratische<br />

Volksrepublik Algerien<br />

Der Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs Lakhdar Brahimi erklärt seine Afghanistan-Mission für<br />

aussichtslos und damit für beendet.<br />

27. Oktober 1999


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Der Führer der Taliban Mullah Mohammed Omar gibt bekannt, dass <strong>Ab</strong>dul Wakil Muttawakil neuer<br />

Außenminister Afghanistans ist.<br />

November 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der pakistanische Staatschef Pervez Musharraf fordert die Taliban zur Bildung einer breit gestützten<br />

Regierung auf.<br />

12. November 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Der ehemalige afghanische Informationsminister Mullah Amir Khan Motaqi entgeht in Kabul nur knapp<br />

einem Sprengstoffanschlag.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Unbekannte verüben im Zentrum der pakistanischen Hauptstadt Islamabad innerhalb weniger Minuten<br />

insgesamt sieben Raketenanschläge auf die Botschaft der USA und <strong>Ein</strong>richtungen der Vereinten<br />

Nationen. Dabei werden mindestens ein halbes Dutzend Menschen verletzt. Es wird vermutet, dass die<br />

Anschläge mit der Drohung der Vereinten Nationen zusammenhängen, Sanktionen gegen Afghanistan<br />

zu verhängen, wenn dieses dem mutmaßlichen saudi-arabischen Terroristen Osama bin Laden<br />

weiterhin Gastrecht gewährt.<br />

14. November 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Da sich das Taliban-Regime in Kabul weiterhin weigert, Osama bin Ladenan die USA auszuliefern,<br />

machen die Vereinten Nationen ihre Drohung wahr und verhängen weitreichende Sanktionen gegen<br />

Afghanistan, unter anderem <strong>Ein</strong>frieren der Taliban-Auslandskonten.<br />

21. November 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran<br />

Die Taliban öffnen die afghanisch-iranische Grenze wieder für den Handel.<br />

Dezember 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

16.000 Menschen, die aus der verwüsteten Shamali-Ebene vertrieben wurden, müssen in den Ruinen<br />

der ehemaligen Sowjetischen Botschaft in Kabul überwintern.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation (Tschetschenien)<br />

Die Taliban gewähren der tschetschenischen Regierung unter Präsident Aslan Maschadow Asyl.<br />

14. Dezember 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

General Pervez Musharaf, der in Pakistan seit dem Militärputsch im Oktober an der Macht ist, stellt die<br />

finanzielle und militärische Unterstützung der Taliban-Regierung ein und erklärt darüber hinaus, die<br />

Taliban-Guthaben in Pakistan gesperrt zu haben.<br />

24. Dezember 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Republik Indien<br />

<strong>Ein</strong>e indische Passagiermaschine wird auf dem Flug <strong>von</strong> Kathmandu nach New Delhi mit 161 Personen<br />

an Bord <strong>von</strong> Mujaheddin entführt.<br />

31. Dezember 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Republik Indien<br />

Die am 24. Dezember begonnene Flugzeugentführung eines indischen Verkehrsflugzeuges mit 161<br />

Passagieren geht in Kandahar zu Ende. Passagiere, Besatzung und Flugzeug kommen im Austausch<br />

gegen drei Kaschmir-Separatisten frei. <strong>Ein</strong> Passagier wurde bei der Entführung ermordet. Sowohl die<br />

afghanische Taliban-Regierung in Kabul als auch das pakistanische Militärregime in Islamabad<br />

bestreiten eine Beteiligung an der Flugzeugentführung.<br />

Ende 1999<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Jeweils rund 1,5 Millionen afghanische Flüchtlinge leben in Iran und in Pakistan.


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

� Trotz eines auf UN-Vermittlung bereits im Frühjahr zustande gekommenen <strong>Ab</strong>kommens<br />

zwischen der mittlerweile nur noch <strong>von</strong> Pakistan offiziell unterstützten Taliban-Regierung in<br />

Kabul und der in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe residierenden afghanischen<br />

Exilregierung unter Burhanuddin Rabbani, eine Koalitionsregierung zu bilden, liefern sich im<br />

Nordosten Afghanistans die Taliban-Milizen und die die Exilregierung unterstützende, aus<br />

zahlreichen kleineren Stammesverbänden bestehende Nordallianz weiterhin erbitterte Gefechte.<br />

� Afghanistan erzielt mit 4600 Tonnen etwa drei Viertel der Weltproduktion für Opium.<br />

Russische Föderation / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Sozialistische Republik<br />

Vietnam / Republik Indien / Volksrepublik China / Islamische Republik Iran<br />

Der Leiter der Hauptverwaltung Kriminalpolizei des russischen Innenministeriums, Wjatscheslaw<br />

Trubnikow, äußert sich in einer Pressekonferenz besorgt über die Zunahme der Verbrechen, die <strong>von</strong><br />

ausländischen Bürgern auf dem Territorium Russlands begangen werden. Im auslaufenden Jahr 1999<br />

seien <strong>von</strong> Ausländern in Russland über 30.000 unterschiedliche Verbrechen begangen worden. Gegen<br />

Ausländer wiederum seien über 8000 Verbrechen verübt worden, darunter hauptsächlich Diebstähle.<br />

Auf eine Frage nach der sogenannten 'russischen Mafia im Ausland„ eingehend erklärt Trubnikow, dass<br />

deren 'Bedeutung und Gefahr deutlich überbewertet werden', wobei er allerdings keine konkreten<br />

Zahlen anführt. Er betonte jedoch, dass der Anteil der Verbrechen, die <strong>von</strong> Bürgern Russlands im<br />

Ausland begangen werden, nicht die Zahl der Verbrechen übersteige, die Personen anderer<br />

Nationalitäten verüben. Gleichzeitig würde das Innenministerium eng mit den Rechtsschutzorganen<br />

anderer Staaten bei der Bekämpfung der Kriminalität, vor allem der organisierten Kriminalität,<br />

zusammenarbeiten. In Russland leben derzeit etwa 50.000 Vietnamesen, über 10.000 Afghanen sowie<br />

Bürger Indiens, des Irans, Chinas und anderer Länder.<br />

Mitte Januar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Taliban und der Nordallianz unter dem offiziellen<br />

militärischen Leiter der Exilregierung <strong>von</strong> Burhanuddin Rabbani verstärken sich erneut und führen zu<br />

zahlreichen Opfern unter der Zivilbevölkerung Afghanistans. Hunderttausende <strong>von</strong> Menschen suchen in<br />

Kabul oder in <strong>von</strong> der Nordallianz kontrollierten Gebieten Schutz.<br />

3. Januar 2000<br />

Hellenische Republik (Griechenland) / Republik Irak / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

220 meist kurdische Flüchtlinge aus dem Irak und aus Afghanistan werden nach mehrtägiger Irrfahrt in<br />

der Ägäis am <strong>Ab</strong>end auf der griechischen Insel Naxos abgesetzt, als es dem Kapitän des Schiffes<br />

gelingt, die Menschen bei stürmischer See auf einem Beiboot vor der Insel abzusetzen und unerkannt<br />

zu entkommen. Mit Hilfe <strong>von</strong> Fischern gelingt es der griechischen Küstenwache, alle Flüchtlinge in<br />

Sicherheit zu bringen.<br />

8. Januar 2000<br />

Slowakische Republik / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die slowakische Nachrichtenagentur SITA meldet, dass sich im Vorjahr die Zahl der Asylsuchenden in<br />

der Slowakei um das Dreifache erhöht hat: "Im Jahr 1999 haben 1320 Menschen in der Slowakei Asyl<br />

beantragt. Die meisten Flüchtlinge, 654, kamen aus Afghanistan, 155 Flüchtlinge kamen aus Indien,<br />

140 aus dem Irak und mehr als 80 aus Sri Lanka und Pakistan. Der Direktor des Büros für<br />

<strong>Ein</strong>wanderung im Innenministerium, Bernard Priecel, erklärt gegenüber SITA, zwei Ausländern sei die<br />

slowakische Staatsbürgerschaft zuerkannt worden, und 27 Asylbewerber hätten einen Flüchtlingsstatus<br />

erhalten. Das slowakische Gesetz sieht vor, dass jeder, der eine Verfolgung aus rassischen, religiösen<br />

oder anderen objektiven Gründen fürchtet, in der Slowakischen Republik Asyl beantragen kann. Seit<br />

der Gründung der souveränen slowakischen Republik haben hier 3568 Menschen Asyl beantragt. Fast<br />

500 Antragsteller hatten Erfolg. 41 Menschen erhielten die slowakische Staatsbürgerschaft."<br />

16. Januar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation (Tschetschenien)<br />

Die Taliban-Regierung in Kabul erkennt die russische Teilrepublik Tschetschenien als unabhängige<br />

Republik an und nimmt diplomatische Beziehungen mit der Regierung Aslan Maschadows auf. <strong>Ein</strong>e aus<br />

sechs Personen bestehende (tschetschenische) Delegation mit Selimchan Jandarbijew an der Spitze<br />

stattet dem Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar einen Besuch ab und bittet die Talibanischen<br />

Islamischen Emirate (wie sich die Taliban gegenwärtig selbst bezeichnen) um die offizielle<br />

Anerkennung der tschetschenischen Regierung. Außenminister Wakkil Ahmad Motawakkil erklärt<br />

gegenüber der Nachrichtenagentur „Afghan Islamic Press“: „<strong>Ab</strong> heute erkennen wir die Regierung<br />

Tschetscheniens offiziell an“.


17. Januar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Königreich Spanien<br />

Der spanische Diplomat Francesc Vendrell wird neuer Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs in<br />

Afghanistan.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation (Tschetschenien)<br />

Moskau reagiert auf die Nachricht über die diplomatische Anerkennung der Unabhängigkeit<br />

Tschetscheniens und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Regierung Aslan Maschadow<br />

durch die afghanische Taliban-Bewegung sehr negativ. Diese Entscheidung werde als <strong>Ein</strong>mischung in<br />

Russlands innere Angelegenheiten und als Hinweis darauf betrachtet, dass die Bewegung nach wie vor<br />

die Forderungen der internationalen Gemeinschaft, der Unterstützung des internationalen Terrorismus<br />

in jeglicher Form ein Ende zu bereiten, ignoriert. Afghanistan habe eine legitime Regierung unter<br />

Präsident Burhanuddin Rabbani, die <strong>von</strong> der internationalen Gemeinschaft anerkannt werde, hieß es.<br />

Russland halte seine inoffiziellen Kontakte mit Taliban-Vertretern nur aufrecht, um die Beilegung des<br />

Konflikts in Afghanistan zu beschleunigen. Die Taliban hätten sowohl bei ihren inoffiziellen als auch<br />

offiziellen Kontakten mit Russland erklärt, dass sie sich in innere Angelegenheiten fremder Länder, so<br />

auch Russlands, nicht einmischen würden. Moskau werde auf die Entscheidung der Taliban,<br />

Beziehungen zur Regierung Maschadow aufzunehmen, 'entsprechend reagieren' ...".<br />

23. Januar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation (Tschetschenien)<br />

Nach Anerkennung Tschetscheniens als unabhängige Republik durch die Taliban eröffnen die<br />

tschetschenischen Widerstandskämpfer eine Botschaft in Kabul. Die Taliban-Miliz hatte Tschetschenien<br />

als weltweit erste Regierung vor einer Woche als unabhängige Republik anerkannt. Das Regime der<br />

Taliban ist allerdings selbst international isoliert. Die Bewegung kündigt an, zu gegebener Zeit eine<br />

Botschaft in Grosny zu eröffnen. Das russische Außenministerium erklärt zur Anerkennung der<br />

'Unabhängigkeit' Tschetscheniens durch die Taliban: „… die Erklärung der illegitimen Regierung, die<br />

<strong>von</strong> der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt werde, sei 'ein weiterer Beweis für die Kontakte<br />

tschetschenischer Terroristen zu Kräften des militanten religiösen Extremismus'."<br />

31. Januar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation (Tschetschenien)<br />

<strong>Ein</strong> erfahrener Taliban-Kommandant erklärt in Kabul, dass vor drei Wochen ein Kontingent <strong>von</strong><br />

Talibankämpfern Afghanistan verlassen habe, um den Kampf der Tschetschenen gegen Russland zu<br />

unterstützen. Es sei allerdings unklar, ob die Gruppe bereits im nördlichen Kaukasus angekommen sei.<br />

<strong>Ein</strong>e Woche nach der offiziellen Anerkennung Tschetscheniens durch das Taliban-Regime erklärt der<br />

Taliban-Kommandant, dass es sehr wohl klar sei, dass dies nur eine kleine Hilfe darstelle, da<br />

Afghanistan selbst in einer schwierigen Kampfsituation stehe. Russland hat in der Vergangenheit<br />

wiederholt behauptet, dass Afghanen als Söldner in Tschetschenien kämpften.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Das Außenministerium Tadschikistans stellt klar, dass die tadschikische Regierung nicht beabsichtige,<br />

Afghanistans Energiebereich zu modernisieren, nachdem die russische Zeitung „Nezawisimaja Gaseta“<br />

eine entsprechende Meldung der Nachrichtenagentur Asia Plus-Blitz aufgenommen und verbreitet<br />

hatte. Tadschikistan macht deutlich, dass das <strong>Ab</strong>kommen, auf das sich diese Meldung bezieht, lediglich<br />

ein <strong>Ab</strong>kommen zwischen der tadschikischen Staatsfirma Barqu Tojik und dem afghanischen<br />

Geschäftsträger <strong>von</strong> Präsident Burhanuddin Rabbani in Duschanbe geschlossen wurde.<br />

Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Europäische Union (EU)<br />

<strong>Ein</strong>e hochrangige Taliban-Delegation begibt sich erstmals auf eine Goodwill-Tour nach Europa.<br />

1. Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Kirgisische Republik /<br />

Russische Föderation / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Volksrepublik China /<br />

Islamische Republik Iran / Islamische Republik Pakistan / Republik Tadschikistan /<br />

Turkmenistan / Republik Usbekistan<br />

Der kirgisische Präsident Askar Akajew erörtert mit UN-Generalsekretär Kofi Annan die Möglichkeit,<br />

dass Kirgisien die nächste sogenannte „6+2-Gesprächsrunde“ zur Vermittlung der Standpunkte im<br />

afghanischen Bürgerkrieg, an der Russland, China, der Iran, Pakistan, Tadschikistan, Turkmenistan und<br />

Usbekistan teilnehmen, auszurichten. Akajew wiederholt damit sein Angebot <strong>von</strong> 1997, wo er erstmals<br />

zu einer afghanischen Friedenskonferenz nach Bischkek einlud.<br />

6. Februar 2000


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong><br />

Großbritannien und Nordirland / Republik Usbekistan / Republik Kasachstan<br />

Etwa ein Dutzend Luftpiraten zwingen eine Maschine der afghanischen Gesellschaft Ariana während<br />

eines Inlandflugs <strong>von</strong> Kabul ins rund 350 Kilomter nördlich gelegene Masar-i-S harif zum Weiterflug in<br />

das Gebiet der früheren UdSSR. Nach Zwischenstopps in Usbekistan, Kasachstan und Moskau, wo die<br />

Hijacker gegen Lebensmittel und Treibstoff insgesamt 23 Passagiere freilassen, landet die Boeing 727<br />

schließlich am nächsten Morgen auf dem Londoner Flughafen Stansted. Kurz nach Aufnahme <strong>von</strong><br />

Verhandlungen mit britischen Beamten lassen die Luftpiraten weitere vier Geiseln frei, womit sich<br />

deren Zahl auf 157 verringert. Inoffiziellen Berichten zufolge wollen die Hijacker den seit 1997 <strong>von</strong> den<br />

in Kandahar regierenden Taliban festgehaltenen Ex-Gouverneur der Provinz Herat, Ismail Khan,<br />

freipressen. Doch die Taliban-Regierung verweigert jegliche Verhandlungen und erklärt, sie werde „auf<br />

keinen Fall irgendwelche Forderungen der Terroristen“ erfüllen.<br />

7. Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong><br />

Großbritannien und Nordirland / Republik Usbekistan / Republik Kasachstan<br />

In London nimmt die britische Polizei Verhandlungen mit den Entführern der afghanischen<br />

Passagiermaschine über eine Freilassung der Geiseln auf, die sich seit gestern in der Hand eines<br />

Dutzends Luftpiraten auf einem Inlandsflug <strong>von</strong> Kabul nach Masar-i-Sharif befinden. Die Boeing 727<br />

landet am Morgen nach Zwischenstopps in Usebekistan, Kasachstan und Moskau in London-Stansted,<br />

wo das Flugzeug <strong>von</strong> der Polizei umstellt. Bei den Zwischenlandungen konnten insgesamt 22 Menschen<br />

die Maschine verlassen. Jetzt befinden sich noch etwa 140 Personen an Bord. Die Entführer wollen<br />

nach Angaben eines afghanischen Diplomaten einen in Afghanistan inhaftierten Oppositionspolitiker<br />

freipressen. <strong>Ein</strong> Vertreter der in Kabul regierenden Taliban verlangt <strong>von</strong> den britischen Behörden die<br />

Erstürmung des Flugzeugs. Zugleich dementiert er die Angaben über die Entführer. Es seien keinerlei<br />

Forderungen bekannt und man werde auch keine akzeptieren. Die Entführer des afghanischen<br />

Flugzeugs lassen fünf weitere Passagiere, zwei Männer, eine Frau und zwei Kinder, frei. Damit kamen<br />

seit gestern insgesamt 28 Menschen aus der Gewalt der Kidnapper frei. Die afghanische<br />

Nachrichtenagentur aip meldet am <strong>Ab</strong>end, dass die Entführer die Freilassung <strong>von</strong> Ismail Khan<br />

verlangen. Der 58jährige war zu Zeiten des Afghanistan-Kriegs einer der bekanntesten Kommandeure.<br />

Die Taliban-Milizen hatten ihn 1996 inhaftiert. Das Regime in Kabul lehnt Verhandlungen mit den<br />

Geiselnehmern weiterhin ab.<br />

9. Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong><br />

Großbritannien und Nordirland<br />

Dem Piloten, dem Co-Piloten, dem ersten Offizier und dem Bordingenieur des nach London-Stansted<br />

<strong>von</strong> Luftpiraten entführten afghanischen Verkehrsflugzeuges gelingt in der Nacht die Flucht durch das<br />

Cockpit-Fenster. Die Luftpiraten haben noch etwa 150 Menschen in ihrer Gewalt. Die Maschine war am<br />

Sonntagmorgen auf dem Weg <strong>von</strong> Kabul in den Norden Afghanistans entführt worden und landete nach<br />

mehreren Zwischenstopps vor drei Tagen in Stansted.<br />

10. Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong><br />

Großbritannien und Nordirland<br />

Die Luftpiraten, die vor vier Tagen ein afghanisches Flugzeug nach London-Stansted entführt und nach<br />

Angaben der britischen Behörden keine konkreten Forderungen gestellt haben, lassen alle Geiseln frei<br />

und ergeben sich der Polizei. Zuvor war es noch vier Besatzungsmitgliedern (Pilot, Co-Pilot, erster<br />

Offizier, Bordingenieur) gelungen, sich aus dem Cockpit der Maschine abzuseilen. 74 der 151<br />

Flugzeuginsassen, darunter auch die Hijacker, beantragen sofort politisches Asyl. Zahlreiche Passagiere<br />

werden festgenommen, weil sie mit den Entführern verwandt sind und im Verdacht stehen, mit diesen<br />

unter einer Decke zu stecken. Die britischen Medien, unter anderem die „Times“, fordern <strong>von</strong> der<br />

Regierung in London, darauf zu drängen, dass die UN-Flüchtlingskonvention dahingehend geändert<br />

wird, dass Luftpiraten grundsätzlich kein Asyl beantragen können.<br />

13. Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong><br />

Großbritannien und Nordirland<br />

Nur siebzehn <strong>von</strong> 164 Insassen der nach London entführten afghanischen Passagiermaschine wollen in<br />

ihre Heimat zurückkehren. Wie das britische Innenministerium mitteilt, waren gestern noch 37<br />

Afghaner zur Rückreise bereit gewesen. Neunzehn Passagiere säßen wegen mutmaßlicher Beteiligung<br />

an der Entführung weiterhin in Haft. Die in Afghanistan herrschenden Taliban warnen die britische<br />

Regierung vor einem unkontrollierten Ansturm afghanischer Asylbewerber, sollte den ehemaligen


Geiseln ein Bleiberecht gewährt werden. Unterdessen hat das britische Innenministerium bereits in<br />

Russland und in Pakistan angefragt, ob diese Länder bereit wären, die Flüchtlinge aufzunehmen, was<br />

Menschenrechtsorganisationen zu dem Vorwurf veranlasst, dass sie die Afghanen zu einer Rückkehr in<br />

deren Heimat drängen.<br />

14. Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong><br />

Großbritannien und Nordirland<br />

Großbritannien fliegt etwa 70 der insgesamt 164 Insassen einer entführten afghanischen<br />

Verkehrsmaschine in die Heimat zurück. Das britische Innenministerium teilt mit, dass diese Menschen<br />

ihrer Rückkehr nach Afghanistan zustimmten. Unmittelbar nach dem Ende der Entführung beantragten<br />

74 Personen Asyl in Großbritannien. 22 Flugzeuginsassen wurden unter dem Verdacht festgenommen,<br />

in die Kaperung der Maschine verwickelt gewesen zu sein. Vermutlich handelt es sich um<br />

Familienangehörige der Luftpiraten.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Tadschikistan / Organisation der<br />

Islamischen Konferenz (OIC) / Islamische Republik Iran<br />

Talbak Nasarow, der Außenminister Tadschikistans, kommt in Duschanbe zu einem Gespräch mit einer<br />

Delegation der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) zusammen, die <strong>von</strong> dem iranischen<br />

Außenminister Mohammad Javad Zarif angeführt wird. Thema der Konferenz ist der Krieg in<br />

Afghanistan. Nasarow schlägt einen Waffenstillstand als ersten Schritt zu einer Lösung vor. Alle<br />

Parteien stimmen darin überein, dass weitere Friedensgespräche innerhalb der Sechs-Plus-Zwei-<br />

Gruppe (Russland, USA, China, Iran, Pakistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan) für einen<br />

baldigen Friedensschluss genauso erforderlich sind wie die Unterstützung <strong>von</strong> Initiativen <strong>von</strong><br />

humanitären internationalen oder privaten Organisationen.<br />

23. Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Dem Jahresbericht des Drogenkontrollprogramms UNDCP der UN zufolge hat die Opiumproduktion in<br />

Afghanistan im Vergleich zum Vorjahr um 120 Prozent zugenommen und inzwischen 75 Prozent der<br />

Weltproduktion erreicht, wobei die zu 97 Prozent unter Taliban-Kontrolle stehenden Anbauflächen noch<br />

ausgeweitet wurden.<br />

28. Februar 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Georgien<br />

Der georgische Ministerpräsident Eduard Schewardnadse streitet auf einer Pressekonferenz in Tblissi<br />

jegliche Kontakte zu den Afghanistan beherrschenden Tliban ab. Schewardnadse antwortet auf eine<br />

entsprechend gestellte Frage, dass der Grund, dass der georgische nationale Sicherheitsrat am 25.<br />

Februar über die Taliban diskutierte darin liege, dass die instabile Lage in Afghanistan <strong>Ein</strong>fluss auf die<br />

gesamtpolitische Situation in Zentralasien nehme.<br />

März 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Obwohl die Taliban in Gesprächen mit UN-Offiziellen zwar die Zusage machen, Laboratorien und<br />

Anbaufelder für die Opiumproduktion zu zerstören, wird mit einer baldigen Umsetzung der Zusagen<br />

nicht gerechnet, da die Opium-Produktion für Afghanistan <strong>von</strong> entscheidender militärischer und<br />

wirtschaftlicher Bedeutung ist. Die Taliban erheben eine zwanzigprozentige Exportsteuer auf<br />

Rohopium.<br />

1. März 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban starten eine neue Offensive gegen die Nordallianz in der Shamali-Ebene und erobern die<br />

strategisch wichtige Binnenhafenstadt Sher Khan Bandar.<br />

4. März 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Tadschikistan / Republik Kasachstan<br />

Die Präsidenten <strong>von</strong> Tadschikistan und Kasachstan, Imomali Rachmonow und Nursultan Nasarbajew,<br />

drücken in einem Telefongespräch ihr Sorge über das Anwachsen der Kampfhandlungen in Afghanistan<br />

aus und stimmen einen Plan zur Verstärkung der Grenze zwischen der Gemeinschaft Unabhängiger<br />

Staaten (GUS) und Afghanistan ab. Nur acht Kilometer <strong>von</strong> der tadschikischen Grenze entfernt finden<br />

zurzeit Gefechte zwischen den Bürgerkriegsparteien in Afghanistan statt.<br />

22. März 2000


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation / Republik Tadschikistan<br />

Der russische Verteidigungsminister Sergej Iwanow erklärt im russischen Fernsehen, dass Moskau<br />

erwägt, möglicherweise erneut militärisch gegen Afghanistan vorzugehen, falls politische Maßnahmen<br />

weiterhin erfolglos sind, dieses Mal aber, um die Taliban-Bewegung zu stoppen. Seiner Rede lässt er<br />

einen Appell an den UN-Sicherheitsrat folgen, dass dieser erweiterte Sanktionen gegen die Taliban-<br />

Regierung aussprechen solle. Der Fortschritt der Gebietsgewinne der Taliban im Norden Afghanistan<br />

bedrohe die Stabilität <strong>von</strong> ganz Zentralasien.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Usbekistan / Russische Föderation<br />

In Termez, einer Grenzstadt zwischen Afghanistan und Usbekistan, findet nach jahrelanger Pause<br />

wieder ein Treffen zwischen dem Kommandanten der Nordallianz Ahmed Schah Massud und dem<br />

Usbeken-General Raschid Dostum statt. Das Treffen dient dem Ziel, Militäreinsätze gegen die Taliban<br />

zu koordinieren. Auch Vertreter Russlands und Usbekistans nehmen an dem Treffen teil.<br />

25. März 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Kirgisische Republik / Republik Tadschikistan /<br />

Russische Föderation (Tschetschenien)<br />

Der kirgisische Präsident Askar Akajew beendet eine zweitägige Sitzung des Nationalen<br />

Sicherheitsrates Kirgisiens, die er anlässlich seines Besuches der kirgisisch-tadschikischen Grenze<br />

einberufen hatte. Thema der Sitzung des Sicherheitsrates ist die Verteidigung der Grenzen Kirgisiens<br />

vor einem Angriff <strong>von</strong> tschetschenischen Söldnern und raditalen Islamisten aus Afghanistan und<br />

Tadschikistan. Der Generalsekretär des kirgisischen Sicherheitsrates Bolot Djanuzakow schätzt, dass<br />

5000 Terroristen, die der in Kirgisien verbotenen islamischen Partei Hizbut Tahir nahestehen,<br />

versuchen könnten, in diesem Sommer <strong>von</strong> Usbekistan und Tadschikistan her versuchen könnten,<br />

Kirgistan mit Drogen zu infiltrieren, die in Afghanistan produziert werden.<br />

26. März 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Dem westafghanischen Mujaheddin-Kommandanten und ehemaligen Gouverneur <strong>von</strong> Herat, Ismail<br />

Khan, gelingt die Flucht aus einem Gefängnis der Taliban in Kandahar.<br />

29. März 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die UN-Menschenrechtskommission veröffentlicht einen Bericht zur Lage der Zivilbevölkerung in<br />

Afghanistan. Demnach hatte das Land im Vorjahr mit etwa 71 Prozent die höchste Analphabetenquote<br />

der Welt, die weltweit die höchste Kindersterblichkeit (27%) und die meisten Witwen und Waisen.<br />

Zudem ist Afghanistan weiterhin das am stärksten verminte Land der Erde. Nach UN-Angaben<br />

verschlimmert sich die Lage der Zivilbevölkerung <strong>von</strong> Woche zu Woche. Die UN beschuldigen die<br />

Taliban außerdem der Massenvergewaltigungen <strong>von</strong> Frauen in besonderen Frauengefängnissen.<br />

7. April 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat verurteilt das <strong>Ein</strong>dringen der Taliban in Räumlichkeiten der Vereinten Nationen<br />

in Afghanistan.<br />

8. April 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Kirgisische Republik / Republik Tadschikistan /<br />

Islamische Republik Pakistan<br />

Der Sekretär des kirgisischen Sicherheitsrates Bolot Dschanuzakow, sieht die „Gefahr einer neuen<br />

Verschlechterung der Situation des Landes und des neuen Angriffs durch internationale Terroristen“,<br />

die in Afghanistan, Pakistan und anderen Ländern ausgebildet wurden. Diese terroristischen Gruppen,<br />

die die Existenz Kirgistans bedrohen, kaufen Waffen und Kampfausrüstungen einschließlich der<br />

Möglichkeit des Transports. Bolot Dschanuzakow sieht nicht nur seine Republik, sondern auch<br />

Tadschikistan gefährdet.<br />

9. April 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Kirgisische Republik / Republik Tadschikistan /<br />

Islamische Republik Pakistan / Republik Belarus / Republik Kasachstan / Republik<br />

Armenien<br />

Nach zwei Tagen endet ein Treffen der Leiter der Sicherheitsräte <strong>von</strong> Russland, Belarus, Kasachstan,<br />

Kirgistan, Armenien und Tadschikistan in Duschanbe. Der Chef des russischen Sicherheitsrates Sergej<br />

Iwanow appelliert an die Vertreter der anderen Staaten zur Zusammenarbeit, um die Verbreitung <strong>von</strong><br />

Betäubungsmitteln, <strong>von</strong> illegalen Grenzübertritten und Terrorismus zu bekämpfen. Iwanow erklärt,<br />

dass Russland nicht immer die Vorreiterrolle beim Bekämpfen des Terrorismus in Afghanistan spielen


solle, sondern andere Länder ebenso eine Verpflichtung zum <strong>Ein</strong>greifen hätten. Der gastgebende<br />

Präsident Tadschikistans, Imomali Rachmonow, pflichtet dem russischen Vertreter in seiner<br />

Begrüßungsrede bei.<br />

11. April 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Kirgisische Republik / Russische Föderation<br />

Auf seiner Besuchsreise nach Kirgistan trifft der Sprecher des Kremls für Angelegenheiten<br />

Tschetscheniens, Sergej Jastrschembski Präsident Askar Askajew um gemeinsame Maßnahmen zur<br />

Bekämpfung des Terrorismus, des religiösen Extremismus und des Drogenhandels in Zentralasien zu<br />

besprechen. Jastrschembski erklärt, dass es eine Verbindung zwischen den Kämpfen in<br />

Tschetschenien, den Mordversuchen an den Präsidenten <strong>von</strong> Georgien und Usbekistan in den Jahren<br />

1998 und 1999 sowie dem <strong>Ein</strong>dringen islamischer Kämpfer in Kirgistan im letzten Sommer gibt.<br />

Jastrschembski bestätigt, dass Russland als strategischer Partner des Sicherheitspaktes der<br />

Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) Kirgistan sofort zu Hilfe eilen wird, falls ein neues<br />

<strong>Ein</strong>dringen <strong>von</strong> Terroristen bekannt würde. Außerdem drückt er seine Zustimmung zu der Behandlung<br />

russischer Minderheiten in Kirgistan aus.<br />

22. April 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

In Afghanistan bittet die islamisische Taliban-Regierung die internationale Gemeinschaft, bei der<br />

Bekämpfung der Hungersnot im Süden des Landes zu helfen. Das Leben <strong>von</strong> Zehntausenden <strong>von</strong><br />

Menschen sei bedroht, berichtet die Afghanische Islamische Presseagentur unter Berufung auf einen<br />

Taliban-Sprecher. Die Behörden haben bereits 200.000 Familien aus den Wüstengebieten in die Städte<br />

evakuiert.<br />

9. Mai 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) /<br />

Vereinte Nationen (UN) / Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)<br />

Nach erneuten, unter dem Vorsitz der OIC stattfindenden Verhandlungen wird ein Waffenstillstand<br />

zwischen den Taliban und der Nordallianz in Afghanistan geschlossen, der auch einen Austausch <strong>von</strong><br />

Gefangenen unter der Kontrolle <strong>von</strong> OIC, UN und IKRK vorsieht. Der Waffenstillstand wird nicht <strong>von</strong><br />

allen Kämpfern eingehalten.<br />

25. Mai 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation (Tschetschenien)<br />

Der russische Verteidigungsminister Igor Sergejew und der Außenminister Igor Iwanow bezichtigen die<br />

Taliban-Regierung in Kabul der direkten militärischen Unterstützung der tschetschenischen Rebellen<br />

und drohen mit einem Präventivschlag gegen Lager der Tschetschenen auf afghanischem Gebiet.<br />

Juni 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Trotz des am 9. Mai geschlossenen Waffenstillstandes gehen die Kämpfe in Afghanistan weiter.<br />

Juli 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

� Aufgrund der schlimmsten Dürrekatastrophe seit 1961 sind in Afghanistan etwa 1,5 Millionen<br />

Menschen vom Hungertod bedroht und auf Nahrungsmittellieferungen internationaler<br />

Hilfsorganisationen angewiesen.<br />

� Trotz des am 9. Mai geschlossenen Waffenstillstandes gehen die Kämpfe in Afghanistan weiter.<br />

� Allen in Afghanistan tätigen internationalen humanitären und nichtstaatlichen Organisationen<br />

wird die Beschäftigung <strong>von</strong> Frauen verboten, was vehemente Proteste hervorruft. 6000<br />

afghanische Frauen sind <strong>von</strong> diesem Verbot betroffen.<br />

2. Juli 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Russische Föderation / Kirgisische Republik /<br />

Republik Tadschikistan / Republik Kasachstan / Volksrepublik China<br />

Russland, China, Kirgistan, Tadschikistan und Kasachstan schließen sich zur Gruppe „Shanghai Five“<br />

zusammen, um weiteren diplomatischen Druck auf die Taliban-Regierung auszuüben.<br />

10. Juli 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban befehlen den in Afghanistan tätigen Hilfsorganisationen die Entlassung aller weiblichen<br />

afghanischen Mitarbeiter.


28. Juli 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

� Die Taliban beginnen eine neue Sommeroffensive und verstärken damit die militärischen<br />

Auseinandersetzungen im Bürgerkrieg zwischen ihnen und den in der Nordallianz<br />

zusammengeschlossenen Mujaheddin-Gruppen.<br />

� Der Führer der Taliban Mullah Mohammed Omar verbietet zwei Monate vor der nächsten<br />

Aussaat offiziell den vollständigen Anbau <strong>von</strong> Mohn zur Opiumproduktion in Afghanistan.<br />

Ende Juli 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Den Taliban gelingt unter dem <strong>Ein</strong>satz <strong>von</strong> schweren Waffen die <strong>Ein</strong>nahme der <strong>von</strong> der Nordallianz<br />

kontrollierten Stadt Nahrin. Damit ist der am 9. Mai geschlossene Waffenstillstand hinfällig.<br />

3. August 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Mit der <strong>Ein</strong>nahme der <strong>von</strong> der Nordallianz kontrollierten Stadt Ishkamish gelingt den Taliban unter<br />

<strong>Ein</strong>satz <strong>von</strong> schweren Waffen ein strategischer Sieg, da nun die 25 Kilometer vor Kabul stehenden<br />

Kämpfer der Nordallianz <strong>von</strong> ihren Versorgungswegen nach Norden abgeschnitten sind.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Australischer Bund / Bundesrepublik Deutschland /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Vier Deutsche, zwei Amerikaner und zwei Australier der Hilfsorganisation „Shelter Now“ werden<br />

zusammen mit 16 afghanischen Mitarbeitern <strong>von</strong> Taliban verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, christliche<br />

Missionsarbeit zu betreiben, wodurch sie mit der Todesstrafe bedroht werden.<br />

4. August 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Den Taliban gelingt es, mehrere Distrikte in den nordöstlichen Provinzen Baghlan und Tochar<br />

einzunehmen und dadurch die Nachschubwege und die Versorgungslage für die Mujaheddin-Kämpfer<br />

der Nordallianz sowie für die etwa 60.000 Flüchtlinge im Pandjir-Tal zu gefährden.<br />

18. August 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Australischer Bund / Bundesrepublik Deutschland /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Diplomatische Bemühungen, Zugang zu den seit 3. August inhaftierten Mitarbeitern der christlichen<br />

Hilfsorganisation „Shelter Now“ zu bekommen, scheitern, da die Taliban die Visa der drei Diplomaten<br />

aus Deutschland, aus Australien und aus den USA nicht verlängern. Es wird jedoch in Aussicht gestellt,<br />

dass die vier Deutschen, zwei Amerikaner und zwei Australier mit kurzer Haft und Ausweisung<br />

da<strong>von</strong>kommen werden. Den 16 angeklagten afghanischen Mitarbeitern <strong>von</strong> „Shelter Now“ droht jedoch<br />

die Todesstrafe, da ihnen illegale christliche Missionierung vorgeworfen wird.<br />

Ende August 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Kirgisische Republik / Republik Usbekistan / Republik<br />

Tadschikistan<br />

Seit islamische Rebellen immer wieder versuchen, in den Süden Kirgisistans vorzudringen und deren<br />

Stützpunkte in Afghanistan vermutet werden, sind mindestens 30 kirgisische Soldaten ums Leben<br />

gekommen. Nach Angaben der Regierung in Bischkek konnten die Rebellen mittlerweile auf das<br />

Territorium Tadschikistans abgedrängt werden. Auch im Grenzgebiet zu Usbekistan kämpfen die<br />

Regierungstruppen zusammen mit usbekischen <strong>Ein</strong>heiten gegen Islamisten.<br />

September 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Aufgrund der landesweiten, schlimmsten Dürrekatastrophe seit 1961 werden etwa 80 Prozent des<br />

afghanischen Viehbestandes vernichtet. Nach Angaben des Welternährungsprogramms der UN (WFP)<br />

werden nun 2,3 Millionen Afghanen betreut. Da<strong>von</strong> sind eine halbe Million Menschen vom Hungertod<br />

bedroht.<br />

6. September 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Die in Afghanistan herrschenden Taliban bringen eine weitere Hochburg ihres Gegners Ahmed Schah<br />

Massud, die Stadt Talugqan im Norden des Landes, in der die provisorische Regierung ihren Sitz hat,<br />

unter ihre Kontrolle und fordern nun, <strong>von</strong> den Vereinten Nationen, als Regierung Afghanistans


anerkannt zu werden. (Mit Ausnahme <strong>von</strong> Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten ist bislang kein Staat bereit, die Taliban offiziell als Regierung Afghanistans anzuerkennen).<br />

Neue Hauptstadt der Nordallianz wird nun Faizabad.<br />

Mitte September 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Im Norden Afghanistans sterben nach Ausbruch einer Choleraepidemie mindestens 100 Menschen.<br />

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind in der Region rund 20.000 Menschen in<br />

Gefahr, sich mit der Krankheit zu infizieren.<br />

Oktober 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

In Afghanistan verhaften Taliban-Milizen Bauern, die sich dem Verbot des Anbaus <strong>von</strong> Opium<br />

widersetzen. <strong>Ein</strong> Opiumbasar wird geschlossen und 25 Heroinlabors in der Helmand-Provinz zerstört.<br />

Nach dem <strong>von</strong> Mullah Mohammed Omar am 28. Juli ausgesprochenen Verbot wird sich der regionale<br />

Preis für Rohopium vervierfachen.<br />

12. Oktober 2000<br />

Republik Jemen / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische Emirate <strong>von</strong><br />

Afghanistan / Königreich Saudi-Arabien<br />

Bei einem Selbstmordanschlag auf den amerikanischen Zerstörer "USS Cole" im Hafen <strong>von</strong> Aden<br />

(Jemen) werden 17 US-Matrosen und zwei Attentäter getötet. Die USA verdächtigen Bin Ladin und<br />

verstärken erheblich den Druck auf die Taliban, um die Auslieferung Bin Ladins zu erzwingen.<br />

Ende Oktober 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Königreich Spanien<br />

Nach schweren Kämpfen im Bürgerkrieg zwischen den Taliban und den Mujaheddin der Nordallianz<br />

unter ihrem Führer Ahmed Schah Massud gelingt es der Nordallianz, die Provinz Badakhshan sowie<br />

Enklaven im Landesinneren zu behaupten. Beide Kriegsparteien verpflichten sich schriftlich gegenüber<br />

dem UN-Sonderbeauftragen für Afghanistan, dem Spanier Francesc Vendrell, zur Wiederaufnahme des<br />

Dialogs.<br />

6. November 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Nach 18 Monaten Dürre regnet es erstmals wieder in Afghanistan. Das Dürreproblem wird jedoch durch<br />

diesen ersten Regen nicht beseitigt.<br />

9. November 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Tadschikistan<br />

Die seit zwei Jahren unterbrochenen Verhandlungen zwischen den Taliban und den Mujaheddin der<br />

Nordallianz beginnen in Kabul und in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe.<br />

11. November 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Wie bereits zuvor Tadschikistan schließt nun auch Pakistan wieder die Grenze zu Afghanistan am<br />

Khyber-Pass, um den erwarteten Ansturm mehrerer Hunderttausend weiterer Flüchtlinge abzuwehren.<br />

Allein in der nordwestlichen Provinz Pakistans leben inzwischen 1,6 Milliionen afghanische Flüchtlinge.<br />

14. Dezember 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Tadschikistan / Turkmenistan / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Russische Föderation / Republik Indien<br />

Die am 9. November in Kabul und in Duschanbe begonnenen Verhandlungen zwischen den Taliban und<br />

den Mujaheddin der Nordallianz werden in Aschgabat in Turkmenistan fortgesetzt. Die Bereitschaft der<br />

Taliban zu Verhandlungen wird durch neue Sanktionsdrohungen verstärkt, auf die sich die USA,<br />

Russland und Indien inzwischen verständigt haben.<br />

Mitte Dezember 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Angesichts der weit verbreiteten Armut beginnt das Welternährungs-Programm WFP mit<br />

umfangreichen Nahrungsmittel-Lieferungen nach Afghanistan.<br />

19. Dezember 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)


Der UN-Sicherheitsrat fordert die afghanische Taliban-Regierung in Kabul ultimativ zur Auslieferung<br />

<strong>von</strong> Osama bin Laden und zur Schließung terroristischer Ausbildungslager innerhalb <strong>von</strong> 30 Tagen auf.<br />

Bei Nichterfüllung der Forderungen sollen Sanktionen wie ein verschärftes, einseitiges Waffenembargo<br />

gegen die Taliban, ein Reiseverbot für Taliban-Führer und ein umfassenderes als das im letzten Jahre<br />

verhängte Flugverbot in Kraft treten.<br />

20. Dezember 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

� Als Reaktion auf die gestern durch den UN-Sicherheitsrat geäußerten Forderungen beenden die<br />

Taliban erneut den Dialog und schließen die UN-Vertretung in Kabul.<br />

� Berichten <strong>von</strong> UN und Human Rights Watch zufolge wird an der schiitischen Minderheit der im<br />

Zentrum Afghanistans lebenden Hazara-Volksgruppe ein Massaker verübt. Etwa 100 Menschen<br />

im Distrikt Yakawlang werden willkürlich getötet.<br />

31. Dezember 2000<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

� Wegen fehlender Finanzmittel beendet das UN-Drogen-Kontrollprogramm seine Aktivitäten in<br />

Afghanistan.<br />

� <strong>Ein</strong>em Bericht der UN zufolge ist Afghanistan das am meisten verminte Land der Welt.<br />

� Etwa 1000 Kinder starben in diesem Jahr bei einer Masern-Epidemie.<br />

� 15.000 Frauen starben in diesem Jahr an Komplikationen bei Schwangerschaft oder Geburt. Seit<br />

September 1997 ist es den Krankenhäusern in Afghanistan verboten, Frauen aufzunehmen.<br />

Januar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Auch Pakistan beteiligt sich an den UN-Sanktionen, schließt alle <strong>Ein</strong>richtungen und Büros der Taliban<br />

und friert die Bankkonten <strong>von</strong> al-Qaida ein.<br />

3. Januar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Mindestens 500 Menschen erfrieren in Lagern bei Herat. Wegen der dreijährigen Dürre sind<br />

Hunderttausende aus dem westlichen zentralen Hochland in die Großstädte geflohen.<br />

8. Januar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Berichten <strong>von</strong> UN und Human Rights Watch zufolge wird an der schiitischen Minderheit der im Zentrum<br />

Afghanistans lebenden Hazara-Volksgruppe das zweite Massaker nach dem am 20. Dezember des<br />

Vorjahres verübt.<br />

11. Januar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

„Amnesty International“ klagt die Taliban an, 100 bis 300 Menschen nach der Eroberung <strong>von</strong><br />

Yakawlang ermordet zu haben.<br />

12. Januar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Berichten <strong>von</strong> UN und Human Rights Watch zufolge wird an der schiitischen Minderheit der im Zentrum<br />

Afghanistans lebenden Hazara-Volksgruppe ein drittes Massaker in den Provinzen Balkh und Bamiyan<br />

nach den bereits am 20. Dezember und am 8. Januar geschehenen verübt. Mehr als 300 Zivilisten<br />

wurden an den drei Tagen insgesamt hingerichtet. Die Massaker lösen weitere Fluchtwellen aus.<br />

14. Januar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)<br />

Das IKRK in Afghanistan kündigt an, die seit 1994 andauernde Verteilung <strong>von</strong> Lebensmitteln in Kabul<br />

ab März einzustellen, da die Armut in Kabul nicht länger ein Resultat des Bürgerkrieges, sondern<br />

struktureller Natur sei und daher nicht unter das Mandat des IKRK fällt.<br />

31. Januar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban verbieten endgültig jeden Opiumanbau.<br />

6. Februar 2001


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Republik<br />

Kenia / Vereinigte Republik Tansania<br />

In New York beginnt unter größten Sicherheitsvorkehrungen mehr als zwei Jahre nach den<br />

Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania – am 7. August 1998 kamen 263<br />

Menschen ums Leben, darunter zwölf US-Amerikaner, und über 5.000 wurden verletzt – der Prozess<br />

gegen den mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden und 21 seiner Gefolgsleute. Dabei muss<br />

gegen Laden, der sich unter dem Schutz der islamischen Taliban-Milizen weiterhin in Afghanistan<br />

versteckt hält, und auch gegen die meisten anderen Angeklagten in <strong>Ab</strong>wesenheit verhandelt werden.<br />

15. Februar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Das Internationale Drogenkontrollprogramm der Vereinten Nationen (UNDCP) lobt die Taliban für ihr<br />

konsequentes <strong>Ein</strong>treten gegen den Opiumanbau seit Sommer des letzten Jahres. Allerdings muss<br />

da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass noch riesige Mengen Rohopium in Afghanistan lagern.<br />

26. Februar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Das Staatsoberhaupt <strong>von</strong> Afghanistan, der Führer der Taliban Mullah Mohammed Omar befiehlt in<br />

einem Dekret, alle figürlichen Kunstwerke aus buddhistischer Zeit zu zerstören, einschließlich der<br />

Kolossalstatuen <strong>von</strong> Bamiyan. Es setzt ein internationaler Sturm der Entrüstung ein, an dem sich auch<br />

islamische Staaten und Persönlichkeiten beteiligen. Dennoch sollen in den folgenden Tagen die Statuen<br />

<strong>von</strong> Bamiyan gesprengt und unschätzbare antike Kunstwerke im Kabul-Museum und an anderen Orten<br />

in Afghanistan unter der Begründung, dass diese Werke den Islam verhöhnen, zertrümmert werden.<br />

27. Februar 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Demokratische<br />

Sozialistische Republik Sri Lanka / Königreich Thailand / Sozialistische Republik Vietnam /<br />

Französische Republik<br />

Die Ankündigung der Zerstörung der Buddha-Statuen <strong>von</strong> Bamiyan durch die Taliban führt zu<br />

weltweiten Protesten. Sowohl die UNESCO wie auch UN-Generalsekretär Kofi Annan fordern die Taliban<br />

auf, ihre Entscheidung zurückzunehmen. Die Interventionen <strong>von</strong> Regierungen und Organisationen aus<br />

Staaten mit mehrheitlich buddhistischer Bevölkerung wie Sri Lanka, Thailand und Vietnam bleiben<br />

ebenso erfolglos wie die prominenter islamischer Geistlicher und im Exil lebender afghanischer<br />

Intellektueller. Der Sonderbotschafter der UNESCO Pierre Lafrance wird nach Afghanistan geschickt,<br />

um über einen „Aufkauf“ und einen „<strong>Ab</strong>transport der Statuen“ zu verhandeln. Währenddessen gehen<br />

die Vorbereitungen zur Sprengung der Statuen weiter.<br />

12. März 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Taliban sprengen auf Anordnung <strong>von</strong> Mullah Mohammed Omar trotz heftiger internationaler<br />

Proteste die beiden riesigen Buddha-Statuen <strong>von</strong> Bamiyan in die Luft; sie erachten die vor der<br />

Islamisierung Afghanistans errichteten Kunstwerke als unislamisch. Die Statuen befanden sich im 2500<br />

Meter hoch gelegenen Tal <strong>von</strong> Bamiyan im Zentrum Afghanistan und waren <strong>von</strong> der UNESCO als<br />

Weltkulturerbe aufgelistet. Die beiden größten und bekanntesten dieser Statuen waren 53<br />

beziehungsweise 35 m hoch. Daneben wurde eine ganze Reihe <strong>von</strong> weiteren, kleineren Buddha-<br />

Statuen in die dortige Felsklippe eingearbeitet. Sie sind historische Zeugnisse einer dort etwa vom 3.<br />

bis zum 10. Jahrhundert praktizierten, in ihrer Art einzigartigen buddhistischen Kunst. Zusätzlich zu<br />

den beiden großen Statuen werden auch eine der kleineren, sitzenden Buddha-Statuen und die etwa<br />

10 Meter hohe Statue im benachbarten Kakrak-Tal mit Dynamit gesprengt. Für die Zerstörung der<br />

Statuen brauchen die Taliban vier Tage.<br />

8. April 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

In Genf findet ein Zusammentreffen <strong>von</strong> Delegierten der drei wichtigsten Oppositionsgruppen im Exil,<br />

der Rom-, der Zypern- und der Bonn-Gruppe, statt, die ihre Friedensbemühungen koordinieren und<br />

eine Loya Jirga (Große Ratsversammlung) organisieren wollen.<br />

16. April 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Der zweite Mann der Taliban, Mullah Mohammed Rabbani Akhund (* 17. Januar 1956) erliegt einem<br />

Krebsleiden. Neuer Chef des Obersten Rates <strong>von</strong> Afghanistan wird Mawlawi <strong>Ab</strong>dul Kabir, der dieses<br />

Amt interimsmäßig übernimmt. Der als gemäßigt geltende Rabbani galt als einer der Gründungsväter<br />

der Taliban-Milizen. In den 1980er Jahren hatte er gegen die sowjetische Besatzungsmacht gekämpft


und sich bald den Taliban-Milizen angeschlossen. 1996 befehligte er die Truppen der Taliban bei der<br />

Eroberung der Hauptstadt Kabul.<br />

23. April 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

In einem Bericht warnt UN-Generalsekretär Kofi Annan vor der weiteren Aufrüstung der beiden<br />

Bürgerkriegsparteien in Afghanistan und einer bevorstehenden humanitären Katastrophe.<br />

29. Mai 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

In Afghanistan müssen alle nicht-islamischen Menschen ein gelbes Zeichen tragen.<br />

12. Juli 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

In Afghanistan wird die Benutzung des Internets verboten.<br />

Anfang August 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Australischer Bund / Bundesrepublik Deutschland /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Acht internationale und 16 afghanische Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation "Shelter Now"<br />

werden <strong>von</strong> den Taliban gefangen genommen und unter Anklage der christlichen Missionierung gestellt.<br />

31. August 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Australischer Bund / Bundesrepublik Deutschland /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Explizit christlichen Hilfsorganisationen wird die Arbeit in Afghanistan <strong>von</strong> den Taliban verboten. Acht<br />

internationale und 16 afghanische Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation "Shelter Now" wurden<br />

bereits Anfang August <strong>von</strong> den Taliban gefangen genommen und unter Anklage der christlichen<br />

Missionierung gestellt.<br />

9. September 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Tunesische Republik<br />

Zwei tunesische Selbstmordattentäter der Terrororganisation al-Qaida, die sich für Journalisten<br />

ausgeben, bringen während eines Interviews mit dem Führer der Vereinten Front gegen die Taliban<br />

Ahmed Schah Massud in Takhar eine Bombe, die sie in ihrer Videokamera versteckt haben, zur<br />

Detonation. Massud wird schwer verletzt.<br />

11. September 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (New York)<br />

Zwei Tage nach dem Attentat auf den Militärkommandanten der Nordallianz, Ahmed Schah Massud,<br />

werden terroristische Anschläge in den USA verübt, die zu dem Tod <strong>von</strong> mindestens 2993 Menschen<br />

führen und als terroristischer Massenmord angesehen werden. Vier Verkehrsflugzeuge werden am<br />

frühen Morgen des 11. September entführt. Zwei werden in die Türme des World Trade Centers (WTC)<br />

in New York City und eines in das Pentagon bei Washington, D.C. gelenkt. Das vierte Flugzeug,<br />

wahrscheinlich mit einem weiteren Anschlagsziel in Washington D.C., bringen die Entführer während<br />

Kämpfen mit Passagieren um 1003 Uhr über dem Ort Shanksville in Pennsylvania zum <strong>Ab</strong>sturz. 17.410<br />

Personen (etwa 87 Prozent) können rechtzeitig vor dem Kollaps der WTC-Türme evakuiert werden. Die<br />

USA identifizierten Mitglieder der Al-Qaida, welche ihre Basis in dem Emirat der Taliban haben und mit<br />

den Taliban verbündet ist, als ausführende Täter der Anschläge. Die verheerenden Terroranschläge auf<br />

New York und Washington werden Osama bin Ladin und seinen Beschützern, den afghanischen Taliban<br />

zur Last gelegt. Die Weltöffentlichkeit wendet sich sofort Afghanistan zu, die USA suchen Verbündete<br />

für ein militärisches <strong>Ein</strong>greifen in Afghanistan.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

General Mohammed Fahin, bis jetzt Stellvertreter Ahmed Schah Massuds, wird <strong>von</strong> der Nordallianz<br />

(Eigenbezeichnung: „United Front“) zum Oberkommandierenden und damit Nachfolger Massuds<br />

ausgerufen. Massud, auf den vor zwei Tagen ein Attentat verübt wurde, liegt im Sterben.<br />

12. September 2001<br />

Vereinte Nationen (UN) / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 bekräftigte der UN-Sicherheitsrat den Vereinigten<br />

Staaten in der Resolution 1368 das Recht zur Selbstverteidigung des Art. 51 der Charta der Vereinten<br />

Nationen und damit das individuelle und oder kollektive Recht zur Selbstverteidigung. Nach Auffassung


der USA und anderer Regierungen wird dadurch ein militärischer <strong>Ein</strong>satz in Afghanistan völkerrechtlich<br />

legitimiert. Die USA und Großbritannien machen nach den Anschlägen deutlich, dass sie entschlossen<br />

sind, neben den unmittelbar Verantwortlichen auch diejenigen zu bestrafen, die den Terroristen<br />

Unterschlupf gewähren.<br />

North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Bundesrepublik Deutschland / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die NATO erklärt, es gelte der Bündnisfall, wenn nachgewiesen sei, dass die Anschläge <strong>von</strong> außen<br />

geführt wurden. Bundeskanzler Gerhard Schröder spricht vom "Krieg gegen die gesamte zivilisierte<br />

Welt" und sichert den USA "uneingeschränkte Solidarität" zu. In Berlin gilt die höchste Sicherheitsstufe.<br />

Deutschlandweit werden Trauerkundgebungen abgehalten.<br />

13. September 2001<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der US-amerikanische Präsident George W. Bush ruft den „Krieg gegen den Terrorismus“ aus. Osama<br />

Bin Laden und seine Terrororganisation al-Qaida sind laut Bush die Drahtzieher der Anschläge. <strong>Ein</strong>e<br />

Spur führt nach Deutschland: Mohammed Atta, Student in Hamburg, soll das erste Flugzeug in den<br />

Nordturm des World Trade Centers (WTC) gesteuert haben. Ziad Jarrah saß in dem Flugzeug, das in<br />

Pennsylvania abstürzte. Marwan al-Shehhi war in der Maschine, die in den Südturm des WTC<br />

einschlug.<br />

13. September 2001<br />

Europäische Union (EU) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Die EU verspricht Unterstützung im "Kampf gegen den Terror". In Hamburg ermitteln LKA, BKA und<br />

FBI. Innenminister Otto Schily will Extremisten den "Deckmantel der Religionsfreiheit" entziehen. In<br />

Berlin demonstrieren 200.000 Menschen gegen den Terror. Bundespräsident Johannes Rau mahnt zur<br />

Wachsamkeit, warnt aber vor Panik.<br />

15. September 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Der Führer der Vereinten Front gegen die Taliban Ahmed Schah Massud, der bei einem Anschlag <strong>von</strong><br />

Selbstmordattentätern am 9. September schwer verletzt wurde, erliegt seinen schweren Verletzungen.<br />

Obwohl die Beerdigung in dem sehr ländlichen Panjshir-Tal stattfindet, nehmen hunderttausende<br />

trauernder Afghanen an ihr teil. Viele befürchten nach der Ermordung Massuds den endgültigen Sieg<br />

der Taliban, die jegliche Beteiligung an dem Attentat leugnen und eine weitere Offensive gegen die<br />

Stellung der Nordallianz beginnen. Wegen der zeitlichen Nähe zu den Anschlägen in den USA muss<br />

Osama bin Laden für das Attentat verantwortlich gemacht werden.<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische Republik Pakistan / North Atlantic<br />

Treaty Organization (NATO)<br />

Die NATO-Mitgliedsstaaten stellen fest, dass durch den Terroranschlag auf das World Trade Center in<br />

New York am 11. September der Bündnisfall eingetreten ist. Neben den NATO-Staaten erklärt sich<br />

auch Pakistan zum Verbündeten im Kampf gegen al-Qaida und die Taliban.<br />

17. September 2001<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-Präsident George W. Bush will Osama bin Laden "tot oder lebendig".<br />

18. September 2001<br />

Vereinte Nationen (UN) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der UN-Sicherheitsrat fordert die Taliban erneut zur Auslieferung Osama bin Ladens auf. Erste Briefe<br />

mit dem Anthraxerreger tauchen in New York auf.<br />

19. September 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Die Taliban in Afghanistan verurteilen die Anschläge auf die USA vom 11. September und eine<br />

Versammlung islamischer Gelehrter fordert Osama bin Laden auf, Afghanistan freiwillig zu verlassen.<br />

Die <strong>von</strong> den USA erwartete Auslieferung, zu der insbesondere Pakistan die Taliban zu überreden<br />

versuchen, bleibt jedoch aus.<br />

20. September 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan


<strong>Ein</strong>e Versammlung Tausender <strong>von</strong> Mullahs in Afghanistan fordert Osama bin Ladin zum "freiwilligen"<br />

Verlassen des Landes auf. Bin Laden wird vorgeworfen, der Drahtzieher des Terroranschlages vom 11.<br />

September in New York zu sein.<br />

21. September 2001<br />

Bundesrepublik Deutschland / Republik Jemen / Königreich Marokko<br />

Der deutsche Generalbundesanwalt Kay Nehm fahndet mit Haftbefehl nach dem Deutschmarokkaner<br />

Said Bahaji sowie dem Jemeniten Ramsi Binalshibh als mutmaßlichen Verbündeten in Attas Hamburger<br />

Terrorzelle. Sie sollen die Anschläge mit vorbereitet haben.<br />

22. September 2001<br />

Europäische Union (EU) / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Die EU-Finanzminister wollen gemeinsam gegen Geldwäsche und Finanzierung des Terrorismus<br />

vorgehen. Joschka Fischer trifft in New York US-Präsident Bush und UN-Generalsekretär Annan. Die<br />

Grünen kritisieren verstärkt die Pläne zur inneren Sicherheit und der eventuellen<br />

Bundeswehrbeteiligung in Afghanistan.<br />

24. September 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Pakistan bricht die diplomatischen Beziehungen zu Afghanistan ab, hält aber diplomatische Kanäle<br />

zunächst offen.<br />

25. September 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld stellt die geplante Militäroffensive "Enduring Freedom" vor.<br />

26. September 2001<br />

Vereinte Nationen (UN) / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik<br />

Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 7,5 Millionen Afghanen, das heißt ein Drittel der<br />

Bevölkerung, auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. 2,2 Millionen Menschen seien Binnenflüchtlinge.<br />

Daneben befinden sich etwa 3 Millionen Menschen als Flüchtlinge in Pakistan und 2 Millionen Menschen<br />

im Iran.<br />

28. September 2001<br />

Vereinte Nationen (UN)<br />

Der Weltsicherheitsrat verpflichtet alle UN-Mitglieder, die Unterstützung <strong>von</strong> Terroristen zu<br />

unterbinden.<br />

30. September 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinigte<br />

Arabische Emirate / Königreich Saudi-Arabien<br />

Die Taliban in Afghanistan lassen verlauten, dass sie den Aufenthalt <strong>von</strong> Osama bin Laden kennen. Die<br />

wenigen internationalen Verbündeten der Herrscher in Afghanistan wie die Vereinigten Arabischen<br />

Emirate und Saudi-Arabien brechen daraufhin ihre Beziehungen ab.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Während Bürger die Städte in Afghanistan aus Angst vor Angriffen der Alliierten verlassen und erste<br />

Plünderungen stattfinden, rüsten die Taliban zu einem letzten Gefecht „gegen die Ungläubigen“. Es<br />

werden Waffen an Zivilisten verteilt und versucht, 300.000 Männer zu mobilisieren. Tausende<br />

Freiwilliger versuchen ihnen aus Pakistan zu Hilfe zu kommen.<br />

Anfang Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Prominente Taliban, einschließlich Mullah Mohammed Omar, und ihre Familien setzen sich aufs Land<br />

oder nach Pakistan ab. Unterdessen bringen die USA und ihre Verbündeten ein großes Militär-Aufgebot<br />

um Afghanistan in Stellung: 5 Flugzeugträger, ca. 500 Flugzeuge und 70.000 Soldaten.<br />

2. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / North<br />

Atlantic Treaty Organization (NATO)


Der NATO-Rat erklärt nach der Feststellung, dass Washington genügend Beweise für die Beteiligung<br />

Bin Ladens an den Attentaten <strong>von</strong> New York erbracht erbracht hat, erstmals den "Bündnisfall".<br />

5. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Staat Katar<br />

Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira sendet ein Video, das Osama bin Laden zeigt. Bin Laden gilt<br />

als Drahtzieher und Auftraggeber des Angriffs auf das World Trade Center in New York am 11.<br />

September.<br />

5. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der US-amerikanische Präsident George W. Bush fordert die Taliban auf, den Terroristenführer Osama<br />

bin Laden auszuliefern.<br />

7. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Die Vereinigten Staaten und Großbritannien intervenieren mit der Operation „Enduring Freedom“<br />

militärisch in Afghanistan. Sie unterstützen zunächst mit massiven Luftangriffen Bodentruppen der<br />

Vereinten Front (Nordallianz) in einer Großoffensive gegen die Taliban. Insgesamt werden 31 Ziele<br />

angegriffen, darunter Flughäfen, Militäranlagen, Elektrizitätswerke, Öltanks und Trainingscamps<br />

terroristischer Gruppen. Die Angriffe sollen in täglichem Rhythmus fortgesetzt werden.<br />

Menschenrechtsorganisationen und unabhängige Beobachter sprechen <strong>von</strong> bis zu 4000 Todesopfern<br />

unter der Zivilbevölkerung. Die Alliierten werfen auch Lebensmittelrationen ab. Die Ursache für die<br />

Bildung der Anti-Terror-Allianz gegen Afghanistan ist der Anschlag auf das World Trade Center in New<br />

York vom 11. September, den Terroristen der Terrorgruppe Al Qaida im Auftrag <strong>von</strong> Osama bin Laden<br />

verüben. Bin Laden äußert sich in einem weiteren Video, das <strong>von</strong> dem arabischen Fernsehsender Al-<br />

Dschasira ausgetrahlt wird zu den Angriffen, dass diese den „Krieg gegen den Islam“ bedeuten.<br />

10. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

� Im Militäreinsatz „Enduring Freedom“ gegen die Taliban in Afghanistan stirbt der erste US-<br />

Soldat.<br />

� US-Präsident George W. Bush präsentiert eine Liste mit den 22 meistgesuchten Terroristen.<br />

12. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Die täglichen Luftangriffe der USA und Großbritanniens erfassen jetzt auch bewegliche Ziele wie<br />

Truppenkonvois. Dies führt zu einer Welle <strong>von</strong> Desertionen oder Überläufen <strong>von</strong> Taliban zum Gegner.<br />

Das US- und das britische Militäraufgebot ist jeweils das größte seit dem zweiten Golfkrieg 1991 und<br />

umfasst ungefähr 28.000 amerikanische und 20.000 britische Soldaten.<br />

14. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Aufgrund <strong>von</strong> ausländischem Druck verschiebt die Nordallianz Afghanistans ihre geplante Offensive auf<br />

Kabul um einen Monat.<br />

15. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Neben den täglichen Militäroperationen der USA und Großbritanniens gegen Afghanistan verteilen<br />

amerikanische Flugzeugbesatzungen auch Nahrungsmittel und Medikamente an die Bevölkerung im<br />

<strong>von</strong> den Taliban beherrschten Süden des Landes. Die afghanische Flugabwehr war bisher weitgehend<br />

ineffektiv und gilt seit heute als zerstört, sodass die Luftangriffe nun auch tagsüber erfolgen können.<br />

<strong>Ein</strong> pakistanisches Embargo unterbindet zudem den afghanischen Nachschub. Die Taliban-Truppen<br />

werden auf 40.000 Mann geschätzt, darunter zahlreiche Freiwille aus arabischen Ländern. Die Al-Qaida<br />

kann wahrscheinlich auf etwa 10.000 Kämpfer zählen. <strong>Ein</strong> großer Teil dieser Truppen scheint jedoch<br />

nach Beginn der Luftangriffe desertiert oder zum Feind übergelaufen zu sein.<br />

17. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika


US-amerikanische Bodentruppen werden zum <strong>Ein</strong>satz nach Afghanistan entsandt.<br />

19. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

Das US-amerikanische Verteidigungsministerium bestätigt die Anwesenheit <strong>von</strong> Bodentruppen in<br />

Afghanistan, die allerdings noch nicht im operativen <strong>Ein</strong>satz sind.<br />

22. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Die Luftangriffe der Amerikaner und Briten auf Afghanistan wird auf die Frontstellungen der Taliban im<br />

Norden ausgeweitet. Außerdem entsenden die Westmächte Militärberater zu den Stellungen der<br />

Nordallianz.<br />

26. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

<strong>Ab</strong>dul Haq, im antisowjetischen Krieg als (Mujaheddin-)"Kommandant <strong>von</strong> Kabul" bekannt, Bruder <strong>von</strong><br />

Hajji Qadir, wird während seines Versuchs, einen Aufstand der ostafghanischen Stämme zu<br />

organisieren, <strong>von</strong> den Taliban aufgebracht und getötet. Unterdessen versucht der Popalzai-Paschtune<br />

Hamid Karzai paschtunische Stämme im Süden gegen die Taliban zu mobilisieren.<br />

30. Oktober 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Erstmals bringen die USA Bodentruppen in Afghanistan zum <strong>Ein</strong>satz. Die Taliban kontrollieren zwar<br />

immer noch den größten Teil des Landes, dafür ist die oppositionelle Nordallianz zahlenmäßig weit<br />

überlegen. Unterdessen wird die Nordallianz in internationale Gespräche über die Vorbereitung einer<br />

Großen Ratsversammlung („Loya Jirga“) einbezogen, wobei der <strong>Ein</strong>bezug der Taliban und der<br />

Paschtunen in eine neue politische Ordnung umstritten bleibt.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland / Vereinte Nationen (UN)<br />

UN-Generalsekretär Kofi Annan fordert eine Unterbrechung des Bombardements Afghanistans für<br />

humanitäre Hilfe.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der Chef des US-Nachrichtensenders CNN ordnet an, in Afghanistan-Berichten zivile Opfer nicht in den<br />

Mittelpunkt zu stellen.<br />

1. November 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Offenbar mit US-amerikanischer Hilfe entkommt Hamid Karzai in Uruzgan den Taliban.<br />

4. November 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Im Flankenschutz der anglo-amerikanischen Luftangriffe auf die <strong>von</strong> den Taliban kontrollierten<br />

Grenzgebiete macht die Nordallianz immer größere Landgewinne.<br />

7. November 2001<br />

Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Das Bundeskabinett stimmt der Bereitstellung <strong>von</strong> 3.900 <strong>von</strong> den USA angeforderten Soldaten zu.<br />

Beratungen der Grünen-Fraktion zum Bundeswehreinsatz werden nach scharfen Kontroversen zwischen<br />

Außenminister Fischer und innerparteilichen Kritikern abgebrochen.<br />

8. November 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-Präsident Bush erklärt, die Militäraktion in Afghanistan sei nur ein erster Schritt im Kampf gegen<br />

den Terrorismus.<br />

9. November 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Nordallianz befreit Mezar-i-Sharif <strong>von</strong> den Taliban.


11. November 2001<br />

Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Tod <strong>von</strong> drei ausländischen Journalisten in Afghanistan, darunter der Stern-Mitarbeiter Volker Handloik.<br />

12. November 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Nordallianz unter ihrem Kommandanten Ismail Khan befreit Herat <strong>von</strong> den Taliban.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Iran / Islamische Republik<br />

Pakistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Sowjetunion / Republik Tadschikistan<br />

In New York beraten die Außenminister der Anrainerstaaten sowie der USA und Russland (6+2-<br />

Gruppe) über eine künftige provisorische Regierung in Kabul.<br />

13. November 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Nordallianz zwingt die Taliban zum Rückzug aus Kabul nach Kandahar und nimmt Kabul kampflos<br />

ein. Der Oberste Rat <strong>von</strong> Afghanistan wird mitsamt seinem Interims-Chef Mawlawi <strong>Ab</strong>dul Kabir<br />

abgeschafft. Neuer Präsident Afghanistans wird Burhanuddin Rabbani, der bereits <strong>von</strong> 1992 bis 1992<br />

das Land geführt hat. Rabbani befindet sich zurzeit noch nicht in Kabul. Zahlreiche paschtunische<br />

Stammesführer im Süden protestieren gegen den <strong>Ein</strong>marsch in Kabul und bezeichnen nunmehr sowohl<br />

die Nordallianz als auch die Taliban gleichermaßen als ihre Gegner.<br />

Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Bundeskanzler Schröder kündigt an, die <strong>Ab</strong>stimmung über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan mit<br />

der Vertrauensfrage zu verbinden. Winfried Hermann (Grüne) bezichtigt den Kanzler der "Erpressung".<br />

14. November 2001<br />

Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong><br />

Afghanistan<br />

Der UN-Sicherheitsrat beschließt mit Resolution 1378 die <strong>Ein</strong>richtung einer multilateralen<br />

Friedenstruppe für Afghanistan und fordert die <strong>Ein</strong>berufung einer internationalen Konferenz zur<br />

politischen Neuordnung des Landes. Zunächst muss der UN-Beauftragte Lakhdar Brahimi die<br />

Zustimmung Irans als Alliierter der schiitischen Hazara und der Tadschiken und Pakistans als Pate der<br />

Taliban zu internationalisierten Verhandlungen außerhalb Afghanistans sowie zur Aufwertung des<br />

früheren Königs Zahir Schah erkämpfen. Auch die Nordallianz erklärt sich nach der <strong>Ein</strong>nahme der<br />

Hauptstadt Kabul nur noch widerwillig zu einer Machtteilung bereit und schließt Verhandlungen mit den<br />

Taliban kategorisch aus.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Australischer Bund / Bundesrepublik Deutschland /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die <strong>von</strong> den Taliban gekidnappten Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now kommen nach drei<br />

Monaten frei.<br />

15. November 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die Nordallianz befreit Dschalalabad <strong>von</strong> den Taliban. In Kabul öffnen die Schulen für Jungen und<br />

Mädchen.<br />

16. November 2001<br />

Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Mit 336 <strong>von</strong> 662 Stimmen spricht der Deutsche Bundestag Kanzler Gerhard Schröder das Vertrauen<br />

aus und macht den Weg frei für den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr außerhalb Europas. Die<br />

deutsche Beteiligung am Krieg in Afghanistan ist zunächst auf 12 Monate begrenzt. Deutschland stellt<br />

nach Anforderung der USA zur Verfügung: ABC-<strong>Ab</strong>wehr mit 800 Soldaten und dem Spürpanzer Fuchs,<br />

250 Sanitäter, 100 Spezialkräfte, 500 Soldaten für Lufttransporte, Seestreitkräfte einschließlich<br />

Seeluftstreitkräften mit 1.800 Soldaten und Unterstützungskräfte mit 450 Soldaten. 2001 soll der<br />

<strong>Ein</strong>satz 50 Millionen, 2002 rund 500 Millionen Mark kosten.<br />

24. November 2001<br />

Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Seine Rede auf dem Grünen-Parteitag in Rostock schließt der bundesdeutsche Außenminister Joschka<br />

Fischer mit den Worten: "Bei allem Frust: Ich bitte um euer Vertrauen." Die Grünen sollten ihn "nicht<br />

allein lassen". Anschließend stimmt seine Partei mehrheitlich für den Militäreinsatz der Bundeswehr in<br />

Afghanistan und damit für den Verbleib in der Koalition.<br />

25. November 2001


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

� Bei einer Revolte inhaftierter Taliban-Kämpfer in der Stadt Masar-i-Scharif werden 600<br />

Menschen getötet.<br />

� Kunduz fällt an die Nordallianz nach einer sehr blutigen Schlacht.<br />

� Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Bei einer Revolte im Gefangenenlager Qala Jangi werden mehrere Tausend Taliban-Gefangene getötet.<br />

<strong>Ein</strong>e <strong>von</strong> Pakistan organisierte Luftbrücke, die die pakistanischen und arabischen Taliban-Angehörigen<br />

nach Pakistan ausfliegen soll, kann <strong>von</strong> den 700 ausländischen Kombattanten nur etwa 300 retten. Das<br />

Massaker geschieht aufgrund des Befehls des usbekischen Generals Raschid Dostum.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

US-Bodentruppen in einer Stärke <strong>von</strong> 1500 Mann landen im Süden Afghanistans, um an der<br />

Erstürmung Kandahars und an der Ergreifung Osama bin Ladens teilzunehmen.<br />

26. November 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Als letzte Taliban-Enklave im Norden Afghanistan fällt Kunduz an die Nordallianz; dabei können sich<br />

offensichtlich pakistanische Freiwillige, die an der Seite der Taliban kämpften, ihrer Gefangennahme<br />

entziehen.<br />

Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong><br />

Afghanistan / Demokratische Volksrepublik Algerien<br />

Auf dem Bonner Petersberg beginnt unter Vorsitz des Sonderbevollmächtigten des UN-<br />

Generalsekretärs Lakhdar Brahimi die <strong>von</strong> der UN organisierte Konferenz, auf der im Wesentlichen vier<br />

Gruppen vertreten sind: 28 Delegierte der Nordallianz, der Rom-Gruppe, der Zyperngruppe und der<br />

Peshawar-Gruppe beraten auf dem Petersberg bei Bonn über eine Interimsregierung in Kabul und den<br />

schrittweisen Aufbau eines demokratischen Afghanistan. Taliban sind nicht vertreten. Gleichzeitig tagen<br />

im benachbarten Bad Honnef 80 Vertreterinnen und Vertreter der afghanischen Zivilgesellschaft über<br />

den friedlichen Wiederaufbau <strong>von</strong> Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Recht.<br />

Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Die erste Transall-Maschine der Bundeswehr im Rahmen des Antiterroreinsatzes startet vom<br />

Luftwaffenstützpunkt Ramstein.<br />

Anfang Dezember 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die Bundesrepublik Deutschland eröffnet in Kabul ein „Deutsches Verbindungsbüro“. Dieses soll in eine<br />

reguläre Botschaft umgewandelt werden, wenn ein deutscher Botschafter bei der afghanischen<br />

Regierung akkreditiert ist. Seit 1989 war die deutsche Botschaft in Kabul nicht mehr operativ tätig<br />

gewesen.<br />

5. Dezember 2001<br />

Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland / Islamische Emirate <strong>von</strong><br />

Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

Nach neun Verhandlungstagen <strong>von</strong> vier afghanischen Gruppen auf dem Bonner Petersberg (die Taliban<br />

sind nicht vertreten) wird der paschtunische Stammesführer Hamid Karzai zum Vorsitzenden einer<br />

provisorischen 30köpfigen Regierung gewählt, in der zwar alle wesentlichen ethnischen Gruppen<br />

Afghanistans vertreten sind, die Tadschiken als Kerngruppe der Nordallianz aber leicht<br />

überrepräsentiert sind und zudem die drei zentralen Ressorts Verteidigung, Äußeres und Inneres<br />

kontrollieren. Karzais Ernennung ist im Wesentlichen auf die amerikanische <strong>Ein</strong>flussnahme<br />

zurückzuführen. Die provisorische Regierung erhält ein Mandat <strong>von</strong> maximal einem halben Jahr; ihre<br />

wichtigste Aufgabe besteht darin, eine Übergangsregierung einzusetzen, die mit der Unterstützung der<br />

UN das Land wieder aufbauen, eine Verfassung erarbeiten und nach zwei Jahren international<br />

überwachte Wahlen durchführen soll.<br />

7. Dezember 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

Die verbliebenen Taliban ziehen sich nach Verhandlungen aus Kandahar in die unterirdische Festung<br />

<strong>von</strong> Tora Bora zurück, nachdem sie die Stadt an die Mujaheddinkommandanten Gul Agha Sherzai und<br />

Mullah Naqibullah übergeben haben. Tausende Taliban-Kämpfer ergeben sich in ihrer letzten Hochburg<br />

Kandahar und liefern ihre Waffen ab. Taliban-Führer Mullah Omar ist auf der Flucht. Trotz weiterer<br />

isolierter Gefechte sind der Krieg und die Taliban-Herrschaft in Afghanistan weitgehend beendet. Auf<br />

Seiten der Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer sind mindestens 10.000 Menschen bei Kämpfen getötet<br />

worden. Die Taliban sind aus allen afghanischen Städten vertrieben.<br />

16. Dezember 2001


Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan<br />

Der frühere afghanische Außenminister <strong>Ab</strong>dul Wakil Muttawakil erklärt die Herrschaft der Taliban in<br />

Afghanistan für beendet.<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die Bergfestung Tora Bora, letzter bekannter Stützpunkt der al-Qaida, fällt. Die USA setzen ihre<br />

Bombardements in der Region dennoch fort. Bin Laden bleibt verschwunden.<br />

20. Dezember 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat beschließt die Entsendung einer 5500 Mann starken Friedenstruppe (ISAF) nach<br />

Afghanistan, für einen Zeitraum <strong>von</strong> sechs Monaten, um die afghanische Interimsbehörde bei der<br />

Aufrechterhaltung der Sicherheit in Kabul und seiner Umgebung zu unterstützen, damit die afghanische<br />

Interimsbehörde wie auch das Personal der Vereinten Nationen in einem sicheren Umfeld tätig sein<br />

können“. Laut Resolution 1386 wird der Truppe ein umfassendes friedensschaffendes Mandat<br />

zugesprochen.<br />

22. Dezember 2001<br />

Islamische Emirate <strong>von</strong> Afghanistan / Republik Afghanistan<br />

Die „Islamischen Emirate <strong>von</strong> Afghanistan“ werden für nicht mehr existent erklärt. Es bricht nun eine<br />

Zeit des Übergangs an. Die Nordallianz tritt ihre Regierungsgewalt an die Interimsregierumg ab, der<br />

offiziell noch amtierende Präsident Burhanuddin Rabbani stellt sein Amt zur Verfügung. Vorsitzender<br />

der Interims-Administration wird der parteilose paschtunische Stammesführer Hamid Karzai. Neuer<br />

Außenminister Afghanistans wird <strong>Ab</strong>dullah <strong>Ab</strong>dullah. Die Interimsregierung soll rund sechs Monate im<br />

Amt bleiben und auch den Sitz Afghanistans bei den Vereinten Nationen einnehmen. Mit der offiziellen<br />

Machtübertragung sollen alle Mujaheddin, afghanischen Streitkräfte und bewaffneten Gruppen im Land<br />

unter das Kommando und die Kontrolle der Interimsregierung fallen. Der Fahrplan für die Zukunft<br />

Afghanistans, vereinbart im Petersberg-<strong>Ab</strong>kommen vom 5.12.2001, sieht wie folgt aus:<br />

� 2002, spätestens 22. Januar: <strong>Ein</strong>richtung einer Unabhängigen Sonderkommission zur<br />

<strong>Ein</strong>berufung einer Sonder-Loja-Dschirga (Große Ratsversammlung) und zur Auswahl ihrer<br />

Mitglieder. Diese Sitzung wird <strong>von</strong> Ex-Monarch Sahir Schah eröffnet.<br />

� 2002, spätestens 22. Juni: <strong>Ein</strong>richtung einer Menschenrechtskommission, eines Obersten<br />

Gerichts, einer Rechtskommission, einer Zentralbank. <strong>Ein</strong>berufung der Sonder-Loja-Dschirga<br />

zur Bildung einer zweiten Übergangsregierung für 18 Monate.<br />

� 2002, Juni: <strong>Ab</strong>schluss der ersten Übergangsphase, Beginn der zweiten Übergangsphase <strong>von</strong> 18<br />

Monaten.<br />

� 2002, spätestens 22. August: <strong>Ein</strong>richtung einer Kommission zur Erarbeitung einer Verfassung.<br />

Vorgesehen ist, die Konstitution <strong>von</strong> 1964 als Basis zu betrachten.<br />

� 2003, spätestens 22. Dezember: <strong>Ein</strong>berufung einer Verfassungs-Loja-Dschirga (Große<br />

Ratsversammlung zur Verabschiedung einer Verfassung).<br />

� 2003 ,22. Dezember: <strong>Ab</strong>schluss zweite Übergangsphase.<br />

� 2004, spätestens 22. Juni: freie und faire Parlamentswahl zur Bildung einer dauerhaften<br />

Regierung (Wahltermin spätestens zwei Jahre nach Sonder-Loja-Dschirga).<br />

Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Deutsche Bundestag erteilt das Mandat für die deutsche Beteiligung am ISAF-<strong>Ein</strong>satz auf Basis der<br />

UN-Resolution 1386.<br />

23. Dezember 2001<br />

Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

An der Zeremonie zur Vereidigung der Übergangsregierung der Republik Afghanistan nehmen Vertreter<br />

aller 31 Provinzen wie auch jene Kriegsfürsten teil, die sich bis zuletzt gegen die auf dem Bonner<br />

Petersberg gefassten Beschlüsse ausgesprochen haben. Die Modalitäten der Stationierung der UN-<br />

Friedenstruppen und ihres genauen Mandates bleiben umstritten, obwohl der UN-Sicherheitsrat am 20.<br />

Dezember mit Resolution 1386 der 5500 Mann starken Friedenstruppe ein umfassendes<br />

friedensschaffendes Mandat zugesprochen hat. Die Nordallianz und auch einige Provinzgouverneure<br />

stemmen sich vehement gegen die Stationierung <strong>von</strong> ausländischen Soldaten auf „ihrem“ Territorium.<br />

Auch die Nachbarstaaten Iran und Pakistan sehen ihre traditionelle <strong>Ein</strong>flussnahme auf die<br />

innerafghanischen Angelegenheiten gefährdet.<br />

Ende Dezember 2001<br />

Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die USA bombardieren das Höhlensystem <strong>von</strong> Tora Bora in Nangarhar an der Grenze zu Pakistan, wo<br />

sich Bin Ladin und Teile der al-Qaida aufhalten sollen.


Anfang 2002<br />

Republik Afghanistan<br />

In Afghanistan stirbt statistisch eines <strong>von</strong> vier Kindern, bevor es fünf Jahre alt wird.<br />

Januar 2002<br />

Republik Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische Republik Pakistan<br />

Der britische Generalmajor John McColl, der die sogenannte Internationale Sicherheits-<br />

Unterstützungstruppe (ISAF/International Security Assistance Force) in Afghanistan bis April anführen<br />

soll, erklärt sich nach tagelangen Verhandlungen mit der seit Dezember amtierenden afghanischen<br />

Übergangsregierung zu gemeinsamen Patrouillen mit bewaffneten afghanischen Militär-Polizisten in<br />

und um Kabul bereit. Der afghanische Verteidigungsminister Fahim hatte sich zuvor geweigert, seine<br />

Truppen aus Kabul abzuziehen, obwohl dies sowohl im Petersberger <strong>Ab</strong>kommen als auch in der UN-<br />

Resolution verankert wurde, und einen Teil seiner Soldaten kurzerhand in moosgrüne Polizeiuniformen<br />

gesteckt. Währenddessen suchen US-amerikanische Spezialtruppen im Süden und Osten Afghanistans<br />

weiter gezielt nach dem Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar und Terror-Chef Osama bin Laden<br />

sowie Kämpfern seiner Organisation „El-Kaida“. Berichte der afghanischen Nachrichtenagentur AIP<br />

über amerikanische Luftangriffe auf zwei Dörfer mit über 100 Toten werden vom US-Militär dementiert.<br />

Man habe lediglich Gebäude der Taliban nahe der Stadt Gardes bombardiert. <strong>Ein</strong> Ende des Anti-Terror-<br />

Krieges der USA in Afghanistan sei jedoch noch lange nicht in Sicht. Man werde die Bombardierung<br />

ausgewählter Ziele fortsetzen, bis die Zerstörung der El-Kaida-Organisation erreicht sei. Derzeit<br />

befinden sich rund 300 El-Kaida- und Taliban-Kämpfer im Gewahrsam der USA. Sie werden in<br />

Internierungslagern in Afghanistan und auf US-Kriegsschiffen im Arabischen Meer verhört. Auch der<br />

frühere Taliban-Botschafter in Pakistan, Mullah <strong>Ab</strong>dul Salam Saif, befindet sich mittlerweile in US-<br />

Gewahrsam.<br />

2. Januar 2002<br />

Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Das Vorauskommando der ISAF trifft in Kabul ein, anschließend erfolgt die Verlegung der Vorauskräfte.<br />

Die Gesamtoperation ISAF steht unter britischer Führung (Lead Nation).<br />

9. Janaur 2002<br />

Republik Afghanistan<br />

Der Regierungschef Afghanistans, Hamid Karzai, verspricht in einer Fernsehansprache die <strong>Ein</strong>führung<br />

der Marktwirtschaft und Pressefreiheit.<br />

Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

In Kabul wird nach über zwölf Jahren wieder ein deutscher Botschafter akkreditiert. Er überreicht als<br />

erster ausländischer Missionschef der Übergangsadministration sein Beglaubigungsschreiben. Der neue<br />

Botschafter soll enge Kontakte zur Regierung halten und Projekte der deutschen humanitären Hilfe und<br />

des Wiederaufbaus betreuen.<br />

10. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland<br />

Unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen wird eine Übergangsregierung in Afghanistan<br />

gebildet, die durch UN-mandatierte ausländische Truppen (ISAF) unterstützt wird. Erster Kommandant<br />

der ISAF wird John Chalmers McColl aus Großbritannien.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die USA beginnen damit, Gefangene der Terrororganisation El-Kaida und der Taliban aus Afghanistan<br />

auf den US-amerikanischen Marinestützpunkt Guantánamo Bay im Südosten Kubas zu verlegen,<br />

dessen Gelände die Amerikaner 1903 <strong>von</strong> der damaligen kubanischen Regierung pachteten. Derzeit<br />

befinden sich nach Angaben aus Washington 445 Taliban- und El-Kaida-Kämpfer in US-Gewahrsam,<br />

darunter auch ein US-Amerikaner, drei Söldner mit britischer Staatszugehörigkeit und ein Schwede.<br />

Von ihnen erhofft sich Washington Hinweise über das Versteck <strong>von</strong> Taliban-Führer Mullah Mohammed<br />

Omar und Terror-Chef Osama bin Laden. Allerdings halten sich beide nach <strong>Ein</strong>schätzung des<br />

amerikanischen Geheimdienstes CIA nicht mehr in Afghanistan auf, sondern sind möglicherweise<br />

bereits im Dezember auf dem Seeweg auf die Arabische Halbinsel oder nach Ostafrika entkommen.<br />

11. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die ersten Häftlinge aus dem Krieg in Afghanistan, gefangene Taliban und mutmaßliche Al-Qaida-<br />

Mitglieder, treffen im US-amerikanischen Internierungslager Camp X-Ray in der Guantanamo Bay ein.


Die völkerrechtlich umstrittenen Internierungen werden <strong>von</strong> Protesten internationaler<br />

Menschenrechtsorganisationen begleitet.<br />

14. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

In Kabul können erstmals seit fünf Jahren mehr als 10.000 Mädchen wieder zur Schule gehen. Bislang<br />

wurden mit Hilfe <strong>von</strong> UN-Soldaten insgesamt fünfzehn Schulgebäude zunächst provisorisch<br />

instandgesetzt.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Deutsche Soldaten beteiligen sich erstmals an Patrouillen in Kabul.<br />

15. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Die Sanktionen gegen die Ariana Afghan Airline werden aufgehoben.<br />

17. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Die provisorische Regierung Afghanistans stellt den Anbau <strong>von</strong> Opium unter Strafe, was allerdings <strong>von</strong><br />

den Bauern zunächst nicht beachtet wird.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der US-amerikanische Außenminister Colin Powell verspricht in Kabul Langzeithilfe für Afghanistan.<br />

17. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Europäische Union (EU)<br />

Die Europäische Union und andere westliche Staaten sowie das Internationale Komitee vom Roten<br />

Kreuz (IKRK) und Menschenrechtsorganisationen üben massive Kritik an der Unterbringung der bislang<br />

knapp 160 Gefangenen aus dem Afghanistan-Krieg in Käfigen auf dem US-amerikanischen<br />

Marinestützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba und fordern die USA auf, die Häftlinge nach den Vorgaben<br />

der Genfer Konvention über Kriegsgefangene zu behandeln. Laut Amnesty International sollen die<br />

Gefangenen durch Fußfesseln, Augenbinden und dem <strong>Ab</strong>rasieren ihrer Bärte vor den Verhören<br />

„gebrochen“ werden. Das US-Verteidigungsministerium weist die Kritik entschieden zurück. „Die<br />

Gefangenen werden human, korrekt und in voller Übereinstimmung mit internationalem Recht<br />

behandelt“ heißt es aus Washington. Präsident George W. Bush bezeichnet die El-Kaida- und Taliban-<br />

Häftlinge jedoch erneut als „Mörder und Terroristen“ und erklärt, dass er ihnen weiterhin die<br />

Anerkennung als Kriegsgefangene verweigern wird.<br />

22. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Japan<br />

Bei einer Geberkonferenz in Japan unter Beteiligung <strong>von</strong> 61 Staaten und 21 internationaler<br />

Organisationen am gestrigen und am heutigen Tage werden die Mittel für den Wiederaufbau<br />

Afghanistans in den nächsten fünf Jahren bewilligt, 4,5 Mrd. US-Dollar, da<strong>von</strong> für 2002 US-Dollar 1,8<br />

Mrd. versprochen. Es werden auch sektorale Schwerpunkte für die Hilfe der einzelnen Geberländer<br />

festgelegt. Allein die Europäische Union kündigt für das laufende Jahr Hilfe in Höhe <strong>von</strong> insgesamt 550<br />

Millionen Euro an. Saudi-Arabien und Japan versprechen bis 2005 einen Beitrag <strong>von</strong> einer<br />

Viertelmilliarde Dollar. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau Afghanistans werden <strong>von</strong> der Weltbank<br />

auf fünfzehn Milliarden Dollar veranschlagt. Der afghanische Regierungschef Hamid Karzai versichert<br />

der internationalen Gemeinschaft, dass die Übergangsregierung das Geld „gut anlegen“ werde.<br />

25. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Der UN-Generalsekretär Kofi Annan trifft in Kabul ein. Annan verlangt <strong>von</strong> den Nachbarländern, sich<br />

politisch und militärisch nicht in Afghanistan einzumischen. Außerdem wird eine Kommission zur<br />

Vorbereitung der Loya Jirga im kommenden Sommer eingesetzt. Der afghanische Regierungschef<br />

Hamid Karzai spricht sich während eines Aufenthalts <strong>von</strong> UN-Generalsekretär Kofi Annan in Kabul für<br />

eine Vergrößerung der internationalen Friedenstruppe in Afghanistan aus. Zudem möchte er, dass die<br />

ISAF auch außerhalb der Hauptstadt Kabul tätig wird. Derzeit befinden sich in Kabul rund 2.200 UN-<br />

Soldaten. Gleichzeitig sind in den restlichen Landesteilen Afghanistans, vor allem im Süden und Osten,<br />

noch immer etwa 4.000 US-amerikanische Soldaten gegen die Taliban- und die El-Kaida-Kämpfer im<br />

<strong>Ein</strong>satz. Weitere US-Kontingente sind in Pakistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan stationiert.<br />

27. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)


Die alte schwarz-rot-grüne Flagge mit Ährenkranz und Moschee wird wieder offizielles Staatssymbol<br />

Afghanistans.<br />

30. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Der Regierungschef Afghanistans Hamid Karzai spricht vor der UN-Vollversammlung in New York und<br />

bittet um die Ausweitung des ISAF-Mandates.<br />

30. Januar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

In der rund 100 Kilometer südlich <strong>von</strong> Kabul gelegenen ostafghanischen Provinzhauptstadt Gardes<br />

kommen bei heftigen Gefechten zwischen Kämpfern der Gemeindeversammlung der Stadt und<br />

<strong>Ein</strong>heiten des paschtunischen Kriegsherrn Batscha Khan, der auf Seiten der Übergangsregierung in<br />

Kabul steht und den Gouverneursposten der Provinz Paktia beansprucht, mindestens 60 Menschen ums<br />

Leben.<br />

1. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland / Vereinigte Staaten<br />

<strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder sagt dem US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush in<br />

Washington ein längerfristiges deutsches Engagement in Afghanistan zu.<br />

3. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

200 Menschen kommen bei einem Erdbeben der Stärke 7,2 in Afghanistan ums Leben.<br />

5. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der US-amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld räumt erstmals ein, dass US-Soldaten<br />

bei einem nächtlichen Angriff auf ein Dorf nahe der afghanischen Stadt Kandahar Verbündete statt<br />

Feinde getötet haben. Zwei Wochen zuvor waren dort fünfzehn Menschen getötet worden, die für<br />

Taliban-Kämpfer gehalten worden waren.<br />

7. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die in Guantánamo auf Kuba festgehaltenen Taliban erhalten <strong>von</strong> Washington den Status <strong>von</strong><br />

Kriegsgefangenen, nicht aber die Al-Qaida-Terroristen.<br />

8. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Mullah <strong>Ab</strong>dul Wakil Muttawakil, der ehemalige Außenminister des gestürzten Taliban-Regimes, ergibt<br />

sich nach längeren Verhandlungen dem Bürgermeister <strong>von</strong> Kandahar und wird auf Weisung der<br />

Übergangsregierung in Kabul an die Amerikaner übergeben. Er soll sich nun wegen der verschiedenen<br />

Verbrechen der Islamisten vor Gericht verantworten – entweder vor einem Gericht in den USA oder in<br />

Afghanistan. Dabei geht es um Massaker, die Taliban verübten und um Menschenrechtsverletzungen<br />

sowie kulturelle Verbrechen wie die Zerstörung <strong>von</strong> Kunstwerken. Ersten Verhören wird der knapp 30<br />

Jahre alte Muttawakil, der stets als gemäßigter Vertreter des Taliban-Regimes galt und sich unter<br />

anderem gegen die Sprengung der Buddha-Statuen in Bamiyan ausgesprochen hatte, auf einem US-<br />

Militärstützpunkt am Stadtrand <strong>von</strong> Kandahar unterzogen. Die US-Kommandeure versprechen sich<br />

da<strong>von</strong> Aufschluss über den Verbleib des El-Kaida-Führers Osama bin Laden und des Ex-Taliban-Chefs<br />

Mullah Mohammed Omar sowie weiterer führender El-Kaida- und Taliban-Mitglieder. Der USamerikanische<br />

Präsident George W. Bush erklärt, die Genfer Konventionen auf die gefangenen Taliban-<br />

Kämpfer, nicht aber auf die Mitglieder der El-Kaida-Terrororganisation anzuwenden.<br />

9. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Die provisorische Regierung Afghanistans garantiert die Pressefreiheit.<br />

10. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Der afghanische Regierungschef Hamid Karzai kündigt die Freilassung eines Großteils der inhaftierten<br />

Taliban-Kämpfer an und setzt die ersten 320 „unschuldigen Rekruten“ auf freien Fuß. In einer


Ansprache vor dem Präsidentenpalast in Kabul fordert er die Männer auf, beim Wiederaufbau des<br />

Landes mitzuhelfen.<br />

13. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Deutschland übernimmt eine führende Rolle beim Aufbau der Polizei in Afghanistan.<br />

Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping besucht die deutschen Truppen in Kabul.<br />

14. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Republik Indien<br />

Auf dem Flughafen <strong>von</strong> Kabul wird der afghanische Minister für Luftfahrt und Tourismus, <strong>Ab</strong>dul<br />

Rahman, <strong>von</strong> Pilgern erschlagen, weil er mit der einzigen afghanischen Maschine nach Indien fliegen<br />

will. Die Pilger warten seit Tagen auf einen Flug nach Mekka. Zuvor wurde der 50-Jährige, der<br />

eigentlich Arzt ist, aber bereits Anfang der 90er Jahre schon einmal Minister für Luftfahrt war, aus<br />

einem Flugzeug gezerrt, das ihn nach Indien bringen sollte. Der afghanische Regierungschef Hamid<br />

Karzai sieht in dem gewaltsamen Tod des Ministers eine Verschwörung mehrerer Generäle oder<br />

Angehöriger <strong>von</strong> Geheimdienst und Justizministerium, die während des Kampfs gegen die Taliban einer<br />

Gruppe der Nordallianz angehörten, mit der Rahman gebrochen hatte.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die Konsolidierung einer provisorischen Regierung bleibt fraglich, obwohl sie die UN und auch die<br />

Vereinigten Staaten mit einer militärischen Übermacht an ihrer Seite weiß. Der Präsident der<br />

provisorischen Regierung verfügt über keine eigenen Kampfeinheiten und einige Gouverneure<br />

beanspruchen die Posten aus eigenem Recht (oder mit Gewalt). Die Interimsadministration muss mit<br />

der Ermordung ihres Luftfahrtministers <strong>Ab</strong>dul Rahman ihren ersten großen Rückschlag hinnehmen.<br />

Rahman fällt wahrscheinlich einer persönlichen Racheaktion früherer Parteifreunde zum Opfer. Taliban<br />

und Al-Qaida sind immer noch in der Lage, militärisch zu agieren und ausländische Journalisten in ihre<br />

Gewalt zu bringen.<br />

15. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland / Republik Usbekistan<br />

Die Luftwaffe nimmt in Termez in Usbekistan einen selbst eingerichteten Luftumschlagplatz für die<br />

Versorgung des deutschen ISAF-Kontingentes in Betrieb. Wegen der in Afghanistan bestehenden<br />

Gefährdung erfolgen die Personentransporte der Bundeswehr nach Kabul mit C-160 Transall-<br />

Transportflugzeugen über Termez.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Rund 15.000 Afghanen versuchen, in das mit 30.000 Menschen bereits überfüllte Fußballstadion <strong>von</strong><br />

Kabul einzudringen, wo ein Spiel zwischen einer afghanischen Auswahl und einer Mannschaft der<br />

internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) stattfindet. Dabei werden aus der Menge Steine<br />

auf deutsche Soldaten geworfen, die für den Schutz der Veranstaltung abkommandiert worden waren.<br />

Vier Soldaten werden dabei verletzt.<br />

21. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld räumt erstmals Pannen ein. Bis zu 19 Menschen starben bei<br />

einem Angriff auf vermeintliche Taliban-Lager, bis sich herausstellte, dass es weder Taliban- noch Al-<br />

Qaida-Terroristen waren.<br />

25. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

� Das erste private, <strong>von</strong> Gebern finanzierte Radioprogramm mit einem täglichen einstündigen<br />

Programm geht auf Sendung.<br />

� Der Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB), der im Namen der Vereinten Nationen die<br />

<strong>Ein</strong>haltung der internationalen Suchtstoff-Kontrollabkommen überwacht, ruft die<br />

Staatengemeinschaft zur Hilfe für Afghanistan auf. „Wenn Afghanistan Frieden und Sicherheit<br />

erreichen soll, muss das Land das Drogenkontrollproblem in den Griff bekommen“, heißt es in<br />

dem in Wien veröffentlichten Jahresbericht. Ernste Sorgen bereitet dem INCB, dass der<br />

Schlafmohnabbau seit dem Sturz der Taliban-Regierung, die den Mohnanbau in den <strong>von</strong> ihr<br />

kontrollierten Gebieten verboten hatte, in ganz Afghanistan wieder zunimmt. Der INCB rät<br />

„dringend zu internationaler Zusammenarbeit, um zu verhindern, dass Afghanistan wieder zum<br />

weltgrößten Opiumproduzenten wird.<br />

26. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Europäische Union


Mit finanzieller Hilfe der Europäischen Union startet in Kabul ein Radiosender unter dem Namen „Guten<br />

Morgen, Afghanistan“. Das <strong>von</strong> zwei Dutzend afghanischen Journalisten gestaltete Programm – vor<br />

allem Nachrichten, aber auch Unterhaltungs- und Bildungssendungen – wird täglich zwei Stunden lang<br />

in den Landessprachen Paschtu und Dari ausgestrahlt und kann <strong>von</strong> 80 Prozent der Bevölkerung<br />

empfangen werden.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Das "Büro für strategische <strong>Ein</strong>flussnahme" im Pentagon wird geschlossen. Nach "zum Teil fehlerhaften<br />

Spekulationen und Behauptungen" habe die <strong>Ein</strong>richtung "nicht mehr wirksam arbeiten können",<br />

begründet US-Verteidigungsminister Rumsfeld den Beschluss. Das nach den Anschlägen vom 11.<br />

September eingerichtete Amt soll ausländische Medien im Rahmen groß angelegter<br />

Antiterrorkampagnen gezielt mit Falschinformationen gefüttert haben.<br />

27. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Republik der Philippinen / Georgien<br />

Nach Afghanistan und den Philippinen haben die USA in Georgien mit zunächst fünf Militärberatern eine<br />

dritte Front im internationalen Antiterrorkampf aufgemacht. <strong>Ein</strong> größeres US-Kontingent wird für<br />

August erwartet.<br />

28. Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Als erster UNO-Generalsekretär hält Kofi Annan eine Rede im Deutschen Bundestag. Er betont,<br />

Deutschland würde künftig "zweifellos aufgerufen werden, noch mehr für nachhaltigen Frieden und<br />

nachhaltige Entwicklung" in der Welt zu tun.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Die UN fordern die Geberstaaten auf, <strong>von</strong> der im Januar auf einer Konferenz in Tokio versprochenen<br />

Afghanistan-Hilfe in Höhe <strong>von</strong> rund 4,5 Milliarden US-Dollar mindestens eine Milliarde US-Dollar für<br />

Soforthilfe und Wiederaufbauprojekte freizugeben.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

In Kabul werden zum wiederholten Male britische Soldaten der internationalen Schutztruppe (ISAF) aus<br />

dem Hinterhalt beschossen, und im Osten Afghanistans, wo sich offenbar noch Taliban- und El-Kaida-<br />

Kämpfer aufhalten, wird den USA auf anonymen Flugblättern ein „Heiliger Krieg“ angedroht sowie die<br />

ISAF aufgefordert, das Land umgehend zu verlassen.<br />

Ende Februar 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Islamische Republik Iran<br />

Gulbuddin Hekmatyar verlässt den Iran, um den bewaffneten Widerstand gegen Kabul zu organisieren.<br />

1. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik<br />

Iran<br />

Die provisorische Regierung Afghanistans schließt mit Pakistan und Iran ein <strong>Ab</strong>kommen über die<br />

Rückführung der dort lebenden afghanischen Flüchtlinge. Das offizielle UN-Rückführungsprogramm<br />

beginnt. Zunächst kommt es wegen ethnischer Verfolgung, Wegelagerei und Hungersnot zu weiteren<br />

Fluchtbewegungen aus Afghanistan nach Pakistan.<br />

2. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) /<br />

Australischer Bund / Kanada / Französische Republik / Königreich Dänemark / Königreich<br />

Norwegen / Bundesrepublik Deutschland<br />

Rund 900 US-Soldaten und 200 ihrer Verbündeten starten die bislang größte Bodenoffensive seit<br />

Beginn des Afghanistan-Kriegs vor fünf Monaten und greifen – mit massiver Unterstützung der<br />

Luftwaffe – Taliban- und El-Kaida-Höhlen-Verstecke im Osten des Landes nahe der Stadt Gardes an.<br />

Dabei kommt unter anderem eine neuentwickelte „Vakuumbombe“ („thermobaric bomb“) zum <strong>Ein</strong>satz,<br />

eine Waffe, deren Sprengkopf tief in unterirdische Verstecke vordringen kann, nach der Detonation die<br />

Luft aus den Tunnels saugt und die dorthin Geflüchteten erstickt. Bei der Operation „Anaconda“ in der<br />

gebirgigen südöstlichen Paktia-Provinz in der Grenzregion zu Pakistan, an denen außer afghanischen<br />

offenbar auch australische, kanadische, französische, dänische, norwegische und deutsche Soldaten<br />

beteiligt sind, gibt es Tote und Verletzte auf beiden Seiten. Neun US-Soldaten kommen nach Angaben<br />

aus Washington beim <strong>Ab</strong>schuss ihres Hubschraubers ums Leben.<br />

3. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)


<strong>Ein</strong> Erdbeben der Stärke 7,2 auf der nach oben offenen Richter-Skala, dessen Epizentrum nach<br />

Auskunft <strong>von</strong> Seismologen etwa 250 Kilometer nördlich <strong>von</strong> Peshawar im Hindukusch und etwa 200<br />

Kilometer unterhalb der Erdoberfläche liegt, erschüttert weite Teile Zentralasiens und fordert allein im<br />

Nordosten Afghanistans über 200 Menschenleben. Auch in der Hauptstadt Kabul stürzen etwa drei<br />

Dutzend Häuser ein und begraben mindestens sechs Menschen unter sich.<br />

4. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland / Vereinigte Staaten<br />

<strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die US-Regierung gibt bekannt, dass auch deutsche Soldaten an Bodenkämpfen in Afghanistan<br />

beteiligt sind. Das Bundesverteidigungsministerium kritisiert die US-Informationspolitik.<br />

6. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland / Königreich Dänemark<br />

Bei der Explosion einer alten russischen Flugabwehrrakete kommen in der Nähe <strong>von</strong> Kabul zwei<br />

deutsche und drei dänische Soldaten ums Leben. Weitere acht Soldaten werden z.T. schwer verletzt.<br />

Offenbar wollten die Soldaten Teile der Rakete als Souvenir mit nach Hause nehmen und hatten<br />

versucht, den Blindgänger zu entschärfen anstatt ihn wie angeordnet zu sprengen.<br />

8. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Nach einer Umfrage des polis-Instituts halten 50 Prozent der Deutschen den <strong>Ein</strong>satz <strong>von</strong> Elitetruppen<br />

der Bundeswehr gegen Taliban und Al-Qaida-Terroristen für richtig.<br />

10. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) wird <strong>von</strong> der Unterrichtung der Fraktionschefs über<br />

den Fortgang des Krieges in Afghanistan vorübergehend ausgeschlossen, nachdem der PDS-<br />

<strong>Ab</strong>geordnete Wolfgang Gehrcke ein vertrauliches Gespräch mit Bundesverteidigungsminister Rudolf<br />

Scharping ausgeplaudert hat.<br />

14. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der afghanische Interimspräsident Hamid Karsai besucht Berlin. Kanzler Schröder spricht sich gegen<br />

eine Ausweitung des ISAF-Mandats über Kabul hinaus aus.<br />

18. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-General Tommy R. Franks erklärt die seit 1. März laufende Operation Anaconda in der südöstlichen<br />

Paktia-Provinz mit dem Ziel, 500 bis 1000 dort vermutete al-Qaida- und Taliban-Kämpfer zu töten, für<br />

beendet und bezeichnet sie als vollen Erfolg, was <strong>von</strong> einigen militärischen Beobachtern allerdings<br />

angezweifelt wird.<br />

19. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland / Bundesrepublik Deutschland<br />

Großbritannien verlegt eine weitere, 1700 Mann starke Spezialtruppe nach Afghanistan. Aufgrund der<br />

immer noch unsicheren militärischen Lage zeigen sich die an der internationalen Friedenstruppe<br />

beteiligten Staaten vorerst nicht bereit, Soldaten auch außerhalb Kabuls zu stationieren. Deutschland<br />

übernimmt die taktische Führung der multinationalen Brigade in Kabul (KMNB).<br />

20. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Nur zwei Tage nachdem die USA die Operation „Anaconda“ für erfolgreich beendet erklärt haben –<br />

Washington spricht <strong>von</strong> „hunderten getöteten Terroristen“ –, werden US-amerikanische Soldaten und<br />

verbündete afghanische Truppen in Ostafghanistan erneut in stundenlange Gefechte mit El-Kaida- und<br />

Taliban-Kämpfern verwickelt.<br />

21. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Tausende Afghanen feiern mit Moscheebesuchen und Picknicks das erste Neujahrsfest (Naurus-Fest)<br />

nach der Taliban-Herrschaft.


22. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Washington stellt nach monatelangen Vorbereitungen die Regeln für die umstrittenen Militärtribunale<br />

gegen Taliban- und El-Kaida-Mitglieder vor. Nach massiver Kritik aus dem Ausland und <strong>von</strong><br />

Bürgerrechtlern sind die Verfahren jetzt offener als zunächst geplant. Verteidigungsminister Donald<br />

Rumsfeld teilt mit, dass die Verhandlungen entgegen ersten Plänen nun zum Teil öffentlich stattfinden<br />

werden. Todesurteile können zudem nur einstimmig gefällt werden. Die Öffentlichkeit kann aber <strong>von</strong><br />

Verfahren ausgeschlossen werden, wenn es die Sicherheit verlange.<br />

23. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Zum Beginn des neuen Schuljahres in Afghanistan gehen nach sechs Jahren erstmals wieder Mädchen<br />

in die Schule.<br />

24. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Washington teilt die Entdeckung eines im Aufbau befindlichen Bio- und Chemiewaffenlabors in der<br />

Nähe <strong>von</strong> Kandahar mit. Man habe „verdächtige Substanzen“ gefunden, jedoch keine fertigen<br />

Kampfstoffe.<br />

25. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

<strong>Ein</strong> Erdbeben der Stärke 6,1 auf der Richter-Skala sorgt in der Provinz Baghlan in der Hindukusch-<br />

Region etwa 2000 Todesopfer, ebenso viele Verletzte und Tausende <strong>von</strong> Obdachlosen, nach anderen<br />

Angaben etwa 2000 Tote und ebensoviele Verletzte. Die Stadt Nahrin etwa 250 Kilometer nordwestlich<br />

<strong>von</strong> Kabul wird fast völlig zerstört. Mindestens 150.000 Menschen werden obdachlos.<br />

27. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

125 deutsche Soldaten nehmen an einem Hilfskonvoi über das Hindukuschgebirge in das<br />

nordafghanische Erdbebengebiet teil.<br />

28. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan<br />

Die USA nehmen den mutmaßlichen Al-Qaida-Führer <strong>Ab</strong>u Subaydah in Pakistan fest.<br />

31. März 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Anwar Ahady wird zum Gouverneur der Zentralbank Afghanistans ernannt. Zu seinen wichtigsten<br />

Aufgaben gehört die Vereinheitlichung der Währungen, die im Land kursieren, und das <strong>Ein</strong>holen<br />

zuverlässiger Angeban über die afghanischen Schulden im Ausland und die Inflation.<br />

3. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Afghanistans Interims-Regierungschef Karsai und der pakistanische Staatschef Musharraf vereinbaren<br />

eine Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Die neue afghanische Nationalarmee wird ins Leben gerufen. Ihre ersten 600 Angehörigen werden der<br />

Übergangsregierung als Präsidentengarde zur Verfügung gestellt und sind paritätisch aus allen<br />

Gruppen zusammengesetzt. Dringlicher als die Bildung einer neuen Armee ist allerdings die<br />

Demobilisierung der islamischen Kämpfer, <strong>von</strong> denen noch etwa 70.000 Mann unter Waffen stehen und<br />

die eine Bedrohung für den jungen demokratischen Staat darstellen.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Schweizerische Eidgenossenschaft / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Auf einer weiteren Geberkonferenz in Genf bieten die USA 235 Milionen US-Dollar für die Aufstellung<br />

einer "multiethnischen" afghanischen Armee <strong>von</strong> 80.000 Mann. Deutschland übernimmt die Ausbildung<br />

der Polizei.<br />

4. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Afghanische Behörden in Kabul decken ein Komplott gegen die Regierung auf und stellen Sprengsätze<br />

sicher. Mehrere Dutzend Anhänger des Kriegsherrn und früheren Regierungschefs Gulbuddin


Hekmatjar werden verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, in Kabul "eine Reihe <strong>von</strong> Sprengstoffanschlägen"<br />

geplant zu haben.<br />

7. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Bei Bamiyan werden Massengräber <strong>von</strong> Hazaras entdeckt, die <strong>von</strong> Taliban ermordet wurden.<br />

8. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Der afghanische Verteidigungsminister Mohammed Kassim Fahim entgeht in Dschalalabad im Osten<br />

des Landes nur knapp einem Anschlag. <strong>Ein</strong>e Bombe explodiert unmittelbar vor seinem Wagenkonvoi,<br />

dabei werden mindestens vier Menschen getötet und 50 weitere verletzt. Mehrere Verdächtige werden<br />

verhaftet. Das mutmaßliche Terrornetzwerk El Kaida bekennt sich in der arabischen Zeitung "El Hajat "<br />

zu dem Attentat.<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland<br />

Kurz vor der Opium-Ernte beginnt die afghanische Übergangsregierung mit einem umfangreichen<br />

Programm zur Opiumbekämpfung. Der Anbau <strong>von</strong> Opium steht offiziell bereits seit dem 17. Januar<br />

unter Strafe. Trotz des Angebots zur Zahlung <strong>von</strong> Ausfallprämien kommt es in der Provinz Hellmand zu<br />

gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen 16 Bauern sterben. Die Bauern, die bisher der<br />

Beseitigung ihrer Produktionskapazitäten zustimmten, erhalten für je 2500 qm zerstörter Mohnfelder<br />

350 US-Dollar als Entschädigung. Großbritannien unterstützt die afghanische Regierung bei der<br />

Vernichtungsaktion. Dennoch liefern afghanische Bauern immer noch fast drei Viertel des weltweit<br />

konsumierten Heroins und Opiums.<br />

12. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Im Hindukusch sterben 50 Menschen bei einem Erdbeben der Stärke 5,9.<br />

13. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

In Afghanistan beginnen die Wahlen zu den „Loya Jirgas“ auf Distriktsebene.<br />

18. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Der frühere König Afghanistans Zahir Schah kehrt nach fast 30 Jahren Exil nach Kabul zurück, erklärt<br />

aber öffentlich, er kehre als Bürger heim, der die Monarchie nicht weiterführen wolle. Er soll den<br />

Vorsitz bei der Loya Jirga führen, der traditionellen Versammlung der Stammesführer, die ein neues<br />

Staatsoberhaupt wählen und die zukünftige Staatsstruktur in groben Zügen festlegen soll. Zwei Drittel<br />

der 1656 Delegierten werden in einem Verfahren indirekter und geheimer Wahl aus den 360 Distrikten<br />

des Landes bestimmt. Zusätzlich werden die 31 Gouverneure und etwa 450 Vertreter <strong>von</strong><br />

Berufsorganisationen und zivilgesellschaftlichen Gruppen ernannt, darunter auch 160 Frauen. Aus dem<br />

Kreis der Delegierten sollen 150 ausgewählt werden, die ein Übergangsparlament für 18 Monate bilden<br />

sollen. Die Loya Jirga soll am 11. Juni mit ihren Zusammenkünften beginnen.<br />

22. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan<br />

Mohammad Nabi Mohammadi, Chef der einst großen Mujaheddin-Partei Harakat-e Inqelab-e Islami-ye<br />

Afghanistan stirbt in Pakistan an Tuberkulose.<br />

27. April 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Der abgesetzte Gouverneur <strong>von</strong> Paktia Padshah Khan bombardiert Gardez, was 115 Tote und Verletzte<br />

fordert.<br />

9. Mai 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Der Bundeskanzler Gerhard Schröder trifft in Kabul ein. Deutschland stellt zu der Zeit 1050 ISAF-<br />

Soldaten. Schröder spricht sich für eine Verlängerung des Mandats der ISAF aus.<br />

23. Mai 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Bundesrepublik Deutschland


Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschließt mit der Resolution 1413 eine Verlängerung des<br />

Mandats für die internationale ISAF-Schutztruppe um sechs Monate bis zum 20. Dezember 2002.<br />

30. Mai 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan) / Islamische Republik Pakistan / Turkmenistan<br />

Afghanistan, Pakistan und Turkmenistan erklären, den Bau einer Gasleitung durch Afghanistan nach<br />

Pakistan vorantreiben zu wollen.<br />

10. Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Afghanistan)<br />

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen tritt die 1575 Delegierte starke „Große Notstands-Loya-Jirga“,<br />

die traditionelle Versammlung der Stammesführer, die ein neues Staatsoberhaupt wählen und die<br />

zukünftige Staatsstruktur in groben Zügen festlegen soll, unter dem Vorsitz des ehemaligen Königs<br />

Zahir Schah in Kabul zusammen. Der ehemalige König Zahir Shah hält eine kurze Rede zur Eröffnung<br />

und nimmt an der weiteren Jirga nicht mehr teil. Er erhält den machtpolitisch bedeutungslosen Titel<br />

"Baba-e Melli" (Vater der Nation). Zur Wahl zum Staatsoberhaupt stehen nun nur noch der Favorit der<br />

Amerikaner, Hamid Kazai, und eine unbekannte Ärztin aus Kabul als Gegenkandidatin.<br />

13. Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Hamid Karsai wird <strong>von</strong> einer turbulent verlaufenden Großen Ratsversammlung „Loja Jirga“ zum<br />

Präsidenten Afghanistans gewählt. Seiner Regierung gehören weiter zahlreiche Warlords an, die für den<br />

Bürgerkrieg hauptverantwortlich sind. <strong>Ein</strong> großer Teil der Delegierten der Loja Dschirga ist<br />

demokratisch bestimmt worden, was Beobachter als einen Fortschritt werten. Zahlreiche Delegierte<br />

sind aber auch mit Hilfe <strong>von</strong> Gewalt und auch Mord zu ihrem Mandat gekommen. Hamid Karzai lässt<br />

sich <strong>von</strong> 81 % der Delegierten zum Staatspräsidenten und Chef der Übergangsregierung für die<br />

folgenden 18 Monate wählen. Die Gegenkandidatin Massouda Jalal erhält 171 Stimmen. Die<br />

provisorische Regierung Afghanistans unter Hamid Kazai erklärt den Willen, den Staat wieder zu einer<br />

Islamischen Republik zu formen und erklärt den Status eines „Übergangsstaates“. Karsai stellt 14<br />

Mitglieder seines neuen Kabinetts vor. Verteidigungsminister wird Mohammed Fahim, Außenminister<br />

<strong>Ab</strong>dullah <strong>Ab</strong>dullah. Zum Finanzminister wird der engste Berater Karsais, Aschraf Ghani, ernannt.<br />

<strong>Ab</strong>sprachen im Vorfeld der Versammlung bewegen auch die Nordfront zur Zustimmung, reduzieren<br />

jedoch die Gestaltungsmöglichkeiten der Delegierten.<br />

Übersicht über die heute wichtigsten Warlords:<br />

Name Hauptstützpunkt/Gebiet Partei unterstützt <strong>von</strong><br />

<strong>Ab</strong>dul Karim Khalili Bamyan, Hazarajat Hizb-e Wahdad Iran, ATA*<br />

<strong>Ab</strong>dul Rashid Dostum Shiberghan, usbekisches Jumbesh-e Milli-ye Usbekistan, Türkei<br />

Siedlungsgebiet Afghanistan USA<br />

<strong>Ab</strong>dul Rab Sayyaf Paghman, westl. Kabul Ittihad-e Islami Saudi Arabien<br />

Amanullah Khan Shindand, südlich <strong>von</strong> Herat Kandahar, Pakistan<br />

Burhanuddin Rabbani Badakhshan Jamiat-e Islami Russland, Tajikistan,<br />

Gul Agha Sherzai Kandahar USA, Pakistan , ATA<br />

Gulbuddin Hekmatyar Kunar, Kunduz Hizb-e Islami arabischen Islamisten,<br />

Iran<br />

südl.v.Kandahar al-Qaida (?)<br />

Hazrat Ali Jalalabad, Darra-ye Nur Shora-ye Nizar Gen. Fahim, ATA<br />

Ismail Khan Herat, Westafghanistan ehem. Jamiat-e Islami Iran, USA<br />

Mohammad Atta Mazar-i Sharif, Nordost- Jamiat-e Islami Gen. Fahim, Tajikistan<br />

Afghanistan<br />

Mohammad Fahim Panjshir, Kabul Jamiat-e Islami Russland, ATA<br />

Mohammad Mohaqeq Kabul, Bamyan Hizb-e Wahdad Iran, ATA<br />

Qari Baba Ghazni<br />

Pacha Khan Zadran Khost, Paktia, Paktika bis 2002 USA, z.Zt. ?<br />

Sibghatullah Mojadeddi Kabul Jabha-ye Nejat-e Milli Pakistan<br />

Yunis Khalis Jalalabad, Nangarhar Hizb-e Islami-ye Pakistan (ISI), al-Qaida<br />

Khalis<br />

* ATA = Afghanistan Transitional Administration (Kabuler Übergangsregierung).


14. Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Der Deutsche Bundestag verlängert das Mandat für die Beteiligung der Bundeswehr an ISAF bis zum<br />

20. Dezember 2002.<br />

Mitte Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Bis Mitte Juni sind bereits 1 Million Flüchtlinge hauptsächlich aus Pakistan wegen der dort drohenden<br />

Kriegsgefahr nach Afghanistan zurückgekehrt. Das UNHCR der Vereinten Nationen bezeichnet dies als<br />

die größte Rückführaktion aller Zeiten und rechnet mit einer weiteren Million Rückkehrer bis zum<br />

Jahresende, was die finanziellen und logistischen Möglichkeiten des Landes weit übersteigen würde.<br />

17. Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der afghanische Präsident Karsai beugt sich Forderungen <strong>von</strong> konservativen Kräften, in Afghanistan die<br />

islamische Rechtsprechung (Scharia) einzuführen.<br />

19. Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Hamid Kazai wird zum regulären Präsidenten Afghanistans gewählt. Im neuen vorgestellten Kabinett<br />

sind die Paschtunen stärker als bisher vertreten. Ihr wichtigster Repräsentant ist der neue<br />

Vizepräsident <strong>Ab</strong>dul Kadir.<br />

20. Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigtes Königreich<br />

<strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland / Republik Türkei<br />

Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

Briten John Chalmers McColl zu dem Türken Akin Zorlu. Die Türkei übernimmt <strong>von</strong> Großbritannien die<br />

Führung (Lead Nation) der Gesamtoperation ISAF, die aus Soldaten aus 28 Nationen besteht.<br />

24. Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die neue Übergangsregierung Afghanistans („Afghanistan Transitional Administration“) wird vereidigt.<br />

25. Juni 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Europäische Union<br />

(EU) / Königreich Spanien<br />

Der spanische Diplomat Francesc Vendrell wird zum Sonderbeauftragten der EU in Afghanistan<br />

ernannt. Vendrell war zuvor Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs in Afghanistan.<br />

Juli 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die afghanische Übergangsregierung unter Hamid Karsai hat eine unabhängige<br />

Menschenrechtskommission ins Leben gerufen. Sie folgt damit einer Ende vergangenen Jahres auf dem<br />

Bonner Petersberg getroffenen Vereinbarung. Zu den Aufgaben der Kommission werden die<br />

Überprüfung <strong>von</strong> individuellen Beschwerden und Petitionen gehören, der Aufbau eines nationalen<br />

Programms zur Menschenrechtserziehung und die Klärung der Frage, wie mit den Verbrechen der<br />

zurückliegenden 23 Jahre umzugehen ist. Die Mitglieder der Kommission gehören verschiedenen<br />

ethnischen Gruppen an und vier der insgesamt elf Mitglieder sind Frauen.<br />

1. Juli 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Bei einem Angriff auf vier Weiler und eine Hochzeitsgesellschaft in der Provinz Uruzgan sollen sich die<br />

Amerikaner auf falsche Informationen aus der Umgebung des Warlords und Gouverneurs <strong>von</strong><br />

Kandahar, Gul Agha, verlassen haben. 48 Menschen werden getötet und 117 werden verletzt. <strong>Ein</strong><br />

UNO-Untersuchungsbericht mit schweren Vorwürfen gegen die USA wird wieder zurückgezogen.<br />

6. Juli 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)


Der ehemalige Gouverneuer <strong>von</strong> Jalalabad und ehemlige Minister für öffentliche Bauten und jetzige<br />

Vizepräsident Afghanistans, der Paschtune <strong>Ab</strong>dul Hajji Qadir, wird erschossen. Damit verlieren die<br />

afghanischen Paschtunen ihren wichtigsten Repräsentanten. Die Täter entkommen unerkannt. Die<br />

afghanische Regierung vermutet einen terroristischen Hintergrund.<br />

21. Juli 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Bei Shindand brechen Kämpfe zwischen dem lokalen Kommandanten Amanullah Khan Eshaqzai und<br />

Ismail Khan, dem Gouverneur <strong>von</strong> Herat, aus.<br />

29. Juli 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Zufällig wird ein auf den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai oder einen seiner Minister geplantes<br />

Attentat aufgedeckt. Nach einem Verkehrsunfall hält die Polizei in Kabul einen Wagen an und entdeckt<br />

dabei eine halbe Tonne Sprengstoff. Zwei Verdächtige werden verhaftet, ihnen werden Verbindungen<br />

zu al-Qaida oder zu dem usbekischen Milizenführer Gulbuddin Hekmatjar unterstellt.<br />

7. August 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Im Süden Kabuls kommt es zu einem Angriff <strong>von</strong> Rebellen der al-Qaida auf einen afghanischen<br />

Armeeposten. Bei den dreistündigen Gefechten sterben 16 Menschen. Bereits in den Vortagen wurden<br />

US-Soldaten im Süden und Osten des Landes bei Patrouillen beschossen.<br />

15. August 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

In Afghanistan ruft die Übergangsregierung eine Polizeieinheit ins Leben, die ähnliche Aufgaben<br />

erfüllen soll wie die Religionspolizei der früheren Taliban-Regierung. Sie soll sicherstellen, dass<br />

afghanische Moslems keinen Alkohol trinken oder Unzucht treiben.<br />

18. August 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

<strong>Ein</strong>e weitere Militäroperation namens Mountain Sweep, an der hauptsächlich US-amerikanische<br />

Soldaten beteiligt sind und die der Aufspürung versprengter Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer dient,<br />

beginnt. Nach Angaben eines US-Sprechers sind in Afghanistan nunmehr 17.000 Angehörige der US-<br />

Streitkräfte stationiert.<br />

19. August 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Newsweek veröffentlicht ein vertrauliches Memorandum der UN, wonach etwa 1000 besiegte al-Qaida-<br />

und Taliban-Kämpfer beim Transport nach ihrer Gefangennahme in verschlossenen Containern erstickt<br />

sind.<br />

22. August 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der provisorische afghanische Präsident Hamid Karsai und Innenminister Taj Mohammad Wardak<br />

weihen die Polizeiakademie in Kabul ein.<br />

26. August 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Die Militäroperation namens Mountain Sweep, an der hauptsächlich US-amerikanische Soldaten<br />

beteiligt sind und die der Aufspürung versprengter Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer dient, endet mit<br />

einigen Verhaftungen. Nach Angaben eines US-Sprechers sind in Afghanistan nunmehr 17.000<br />

Angehörige der US-Streitkräfte stationiert.<br />

Ende August 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Die seit dem 22. Dezember 2001 im Amt befindliche afghanische Übergangsregierung wird wieder<br />

durch einen Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland vertreten.


September 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Der militante islamische Widerstand gegen die Übergangsregierung Afghanistans und die<br />

internationalen Truppen wird stärker. Die Taliban-Kämpfer operieren sowohl unter ihrem ehemaligen<br />

Führer Mohammed Omar in den Südprovinzen als auch <strong>von</strong> Peshawar und Quetta in Pakistan aus. <strong>Ein</strong>e<br />

weitere Taliban-Fraktion unter dem ehemaligen Minister Dschalaluddin haqqani unterhält enge<br />

Verbindungen zur Al-Qaida.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

<strong>Ab</strong>dullah Schah wird als erster Afghane wegen Kriegsverbrechen zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.<br />

Der Oberste Richter, Fazl Hadi Schinwari, erklärt, Schah hätte eigentlich zum Tode verurteilt werden<br />

müssen, und setzt eine Wiederholung des Prozesses an.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Das Goethe-Institut nimmt in Kabul seine Arbeit wieder auf. Die wichtigste Aufgabe ist zunächst,<br />

afghanische Polizisten zu unterrichten. Die deutsche Sprache ist derzeit in dem vom Krieg zerstörten<br />

Land sehr beliebt.<br />

Anfang September 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die Vereinten Nationen veröffentlichen eine Bilanz der bisherigen Hilfsleistungen für Afghanistan. Für<br />

das Jahr 2002 seien 1,8 Milliarden US-Dollar zugesagt. <strong>Ein</strong> Großteil der Hilfsleistungen fließt in<br />

humanitäre Zwecke, sodass Investitionen für die Infrastruktur, das Gesundheitswesen, Bildung sowie<br />

arbeitsschaffende Maßnahmen viel zu kurz kommen.<br />

5. September 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

� Die Taliban führen Anschläge auf Mädchenschulen in vier Provinzen Afghanistans durch.<br />

� In Kabul tötet eine starke Autobombe 30 Menschen und verletzt 167.<br />

� Auf den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai oder den Gouverneur <strong>von</strong> Kandahar, Gul Agha<br />

Schersa wird ein Attentatsversuch unternommeni. <strong>Ein</strong> Mann in einer afghanischen Armee-<br />

Uniform feuert in das Auto der Beiden. Die US-Leibwächter Karsais schießen zurück. Zwei<br />

Leibwächter und einer der Angreifer werden getötet.<br />

6. September 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Russische Föderation<br />

Bei der Explosion einer Autobombe werden nach offiziellen Angaben 26 Menschen getötet und<br />

zahlreiche weitere verletzt. Außerdem wird in Kandahar ein Anschlag auf das Auto des Präsidenten<br />

verübt, bei dem Hamid Karzai unverletzt bleibt. Nach Angaben eines Polizeisprechers ist in beiden<br />

Fällen unklar, wer für die Anschläge verantwortlich ist. Es wird jedoch vermutet, dass der ehemalige<br />

Mujaheddin-Führer, <strong>von</strong> 1993 bis 1995 auch Ministerpräsident, Fulbuddin Hekmatyar, der im Februar<br />

2002 aus seinem iranischen Exil ausgewiesen wurde, damit in Verbindung steht. Seit April kursieren<br />

Flugblätter, in denen er zum „Dschihad – Tod den USA und ihren Helfershelfern“ ausruft. Nach dem<br />

Attentatsversuch auf Hamid Karsai und dem Bombenanschlag <strong>von</strong> Kabul werden zwei Verdächtige<br />

festgenommen. Bei beiden handelt es sich nach Angaben der Polizei um frühere Besitzer des Taxis, in<br />

dem der Sprengsatz versteckt war. Nach dem gescheiterten Attentat auf den afghanischen Präsidenten<br />

Hamid Karsai und dem blutigsten Bombenanschlag seit Monaten werden die Sicherheitsmaßnahmen in<br />

Kabul deutlich verschärft worden. Im Zentrum der Hauptstadt patrouillieren Soldaten der<br />

internationalen Friedenstruppe, und die afghanische Polizei errichtet Straßensperren. Die Geschäfte<br />

bleiben geschlossen. Am Nachmittag will Karsai mit dem russischen Verteidigungsminister Sergej<br />

Iwanow zusammentreffen. Zu diesem Anlass werden 800 zusätzliche Soldaten in der Hauptstadt<br />

stationiert. Karsai und Iwanow wollen über russische Hilfen beim Aufbau der afghanischen Streitkräfte<br />

beraten. Der russische Außenminister erklärt, die Armee müsse mit Waffen,<br />

Kommunikationsausrüstung und Ausbildungshilfen unterstützt werden. Iwanow äußert sich zugleich<br />

besorgt über das Attentat auf Karsai und den Bombenanschlag. Sein eintägiger Besuch ist der erste<br />

eines russischen Verteidigungsministers in Afghanistan seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.<br />

Diese hatte ihre Truppen 1989 nach fast einem Jahrzehnt aus Afghanistan abgezogen. Auch UN-<br />

Generalsekretär Kofi Annan reagiert entsetzt auf den Anschlag. Annan sei angesichts des Mordversuchs<br />

zutiefst schockiert gewesen, erklärt UN-Sprecher Fred Eckhard in New York. Der Generalsekretär<br />

nehme das Klima der anhaltenden Unsicherheit in Afghanistan klar zur Kenntnis. Zugleich sei er jedoch<br />

zuversichtlich, dass "diese sinnlosen Angriffe die Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft<br />

und der rechtmäßigen afghanischen Regierung verstärken, Sicherheit und Stabilität nach Afghanistan<br />

zu bringen."


18. September 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Padshah Khan Zadran und seine Miliz werden <strong>von</strong> Regierungstruppen aus Khost vertrieben.<br />

23. September 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Die bis jetzt verfeindeten Warlords <strong>von</strong> Kandahar, Gul Agha Sherzai, und <strong>von</strong> Herat, Ismail Khan,<br />

treffen sich zu ausgiebigen Gesprächen auf <strong>Ein</strong>ladung des US-Generals Dan McNeill.<br />

28. September 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai verbietet den Opiumanbau und droht strenge Strafen bei<br />

Zuwiderhandlung an.<br />

8. Oktober 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

In Afghanistan wird eine neue, in Deutschland gedruckte Währung eingeführt. 1 neuer Afghani<br />

entspricht 1000 alte Afghani. Innerhalb <strong>von</strong> zwei Monaten sollen die alten Scheine gegen die neuen<br />

ausgetauscht werden. Die Geldumstellung ist notwendig, weil in Afghanistan gegenwärtig drei<br />

Versionen des Afghani gehandelt werden. Außerdem soll durch diese Maßnahme das Vertrauen<br />

ausländischer Investoren gewonnen werden.<br />

10. Oktober 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

<strong>Ein</strong> Feuergefecht zwischen Soldaten der regulären Armee und des Geheimdienstes fordert drei Tote.<br />

15. Oktober 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Asma Jahangir, die weltweit anerkannte pakistanische Menschenrechtlerin, untersucht im Auftrag der<br />

UN die Fakten hinter Berichten <strong>von</strong> Massakern.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

<strong>Ab</strong>dullah Schah war im September als erster Afghane wegen Kriegsverbrechen zu 20 Jahren Haft<br />

verurteilt worden. Der Oberste Richter, Fazl Hadi Schinwari, erklärte, Schah hätte eigentlich zum Tode<br />

verurteilt werden müssen, und setzte eine Wiederholung des Prozesses an. Heute spricht das Gericht<br />

nach nur wenigen Stunden Verhandlungsdauer auftragsgemäß das neue Urteil.<br />

16. Oktober 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

In Wardak erzwingen bewaffnete Fanatiker die Schließung einer Mädchenschule mit 1300<br />

Schülerinnen. Ähnliche Vorkommnisse werden auch aus anderen Teilen Afghanistans berichtet. Es<br />

werden jedoch erheblich mehr Mädchenschulen neu eröffnet als aufgrund fanatischer Umtriebe<br />

geschlossen.<br />

31. Oktober 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Kanada<br />

In Montreal in Kanada findet eine internationale Konferenz über die Rolle der Frauen beim<br />

Wiederaufbau Afghanistans statt.<br />

November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

� <strong>Ein</strong>e neue Gruppe <strong>von</strong> Regierungsgegnern tritt unter der Bezeichnung „Rote Mujaheddin-Armee“<br />

an die Öffentlichkeit. Sie übernimmt die Verantwortung für zahlreiche kleine Anschläge auf<br />

kulturelle Festivitäten sowie Truppen der Vereinigten Staaten <strong>von</strong> Amerika und der International<br />

Security Assistance Force (ISAF) in verschiedenen Landesteilen. Die USA, die mit etwa 8500<br />

Soldaten in Afghanistan präsent sind, geben bekannt, ihre Prioritäten <strong>von</strong> der Suche nach<br />

Überresten der Al-Qaida und den Taliban hin zur Gewährleistung allgemeiner Sicherheit und<br />

zum Aufbau der Infrastruktur wenigstens in drei Vierteln des Landes zu verlagern.


� Amnesty international fordert die US-Regierung auf, alle in Guantánamo und anderswo<br />

inhaftierten Al-Qaida und Taliban-Kämpfer müssten entweder frei gelassen oder wegen eines<br />

Verbrechens angeklagt werden. Den Häftlingen wird entgegen internationalem Recht sowohl der<br />

Status <strong>von</strong> Kriegsgefangenen als auch die Rechte <strong>von</strong> Gefangenen nach amerikanischem Recht<br />

verweigert. Die Sonderkommissionen des Militärs, die Präsident Bush im vergangenen Jahr zur<br />

<strong>Ab</strong>urteilung der Kämpfer eingerichtet hat, räumen der Regierung weitgehende Mitspracherechte<br />

ein.<br />

Anfang November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die Regierung Afghanistans hebt die bis jetzt geltende nächtliche Ausgangssperre in Kabul auf.<br />

Außerdem beginnt im Norden Afghanistan eine Entwaffnungskampagne.<br />

5. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai entlässt 20 hochrangige Beamte wg. Korruption und<br />

Unfähigkeit. <strong>Ein</strong>ige, z.B. der Geheimdienstchef <strong>von</strong> Kandahar, weigern sich, ihren Posten zu räumen.<br />

11. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Zwei internationale Organisationen stellen fest, dass Afghanistan weltweit die höchste Sterblichkeit <strong>von</strong><br />

Müttern während und nach dem Kindbett hat.<br />

12. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die Arbeiten an der Wiederherstellung der Kabul-Herat-Straße beginnen.<br />

15. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

<strong>Ein</strong>e Studentenrevolte findet in Kabul wegen unzumutbarer Zustände in den Wohnheimen statt. Die<br />

Polizei erschießt mindestens 2 Studenten und löst damit weitere Unruhen aus. Die UN protestiert<br />

gegen das Vorgehen der Polizei.<br />

16. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Der US-Senat genehmigt 2,3 Mrd. US-Dollar für Wiederaufbau Afghanistans und 1 Mrd. US-Dollar für<br />

die Fortsetzung der Truppenpräsenz am Hindukusch.<br />

21. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

<strong>Ein</strong>e Kommission zur Reform des Rechtswesens nimmt ihre Arbeit auf.<br />

22. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Drei Mädchenschulen werden wiedereröffnet, die in Wardak auf Betreiben <strong>von</strong> religiösen Fanatikern<br />

geschlossen worden waren.<br />

27. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschließt mit der Resolution 1444 eine Verlängerung des<br />

Mandates für die Internationale International Security Assistance Force (ISAF)-Schutztruppe über den<br />

20. Dezember 2002 hinaus um ein weiteres Jahr.<br />

28. November 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Europäische Union<br />

(EU)<br />

Die EU kündigt ein Repatriierungsprogramm für die etwa 400.000 in Europa lebenden Afghanen an.<br />

1. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland


Der afghanische Präsident Karzai verkündet wahrend seines Aufenthaltes in Bonn zur Jahrestagung des<br />

Peterberg-<strong>Ab</strong>kommens den Erlass zur Bildung einer nationalen Armee. Der Verwirklichung dieser<br />

notwendigen <strong>Ab</strong>sicht stehen jedoch zwei Hemmnisse entgegen:<br />

a) Die Zentralregierung verfügt nicht über ausreichende Finanzen, regelmäßigen Sold für die<br />

Soldaten zu bezahlen. Die Geberländer zögern, die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen,<br />

unter anderem mit der Begründung, dass die staatliche Verwaltung noch nicht fähig sei, die<br />

Gelder adäquat zu verwalten und ihrer Bestimmung zuzuführen.<br />

b) Es existiert noch kein praktikables Rezept, wie eine Armee in allen Rängen rekrutiert werden<br />

kann, die innenpolitisch neutral und frei <strong>von</strong> ethnischer Diskriminierung ist. <strong>Ein</strong> Hauptproblem<br />

ist Verteidigungsminister Fahim, das führende Mitglied der Shora-ye Nizar der Nordallianz, <strong>von</strong><br />

dem selbst seine Anhänger nicht behaupten, dass er partei- und regionalpolitisch neutral sei.<br />

<strong>Ein</strong>e ethnisch ausgewogene Armee ist ein gutes Ziel, auch General Fahim hat dies erklärt, aber ein<br />

ethnischer Proporz wird nicht zu verwirklichen sein, weil er ethnische Grenzen und Gliederungen<br />

voraussetzt, die es so nicht gibt. Wenn die Rekrutierung zur Armee und zu ihren Offiziersrängen ohne<br />

ethnische Privilegien erfolgen könnte, sei das Ziel erreicht.<br />

2. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Auf der Nachfolgekonferenz in Petersberg muss das afghanische Staatsoberhaupt Hamid Karzai<br />

einräumen, dass die nicht unter Regierungskontrolle stehenden Milizen immer noch Macht in<br />

Afghanistan ausüben. Anwesend bei der Konferenz sind auch der deutsche Bundeskanzler Gerhard<br />

Schröder und der Bundesaußenminister Joschka Fischer. Karzai erläßt ein Dekret zur Schaffung einer<br />

nationalen Armee. „<strong>Ein</strong> Jahr nach dem Bonner Afghanistan-<strong>Ab</strong>kommen – offiziell „Übereinkommen über<br />

vorläufige Regelungen in Afghanistan bis zur Wiederherstellung dauerhafter staatlicher Institutionen“ –<br />

versammelt sich heute auf dem Petersberg erneut diplomatische und politische Prominenz, um Bilanz<br />

zu ziehen. Die Bilanz fällt zwiespältig aus. In der Präambel des Bonner <strong>Ab</strong>kommens steht, dass das<br />

Land „seine politische Zukunft im <strong>Ein</strong>klang mit den Grundsätzen des Islam, der Demokratie, des<br />

Pluralismus und der sozialen Gerechtigkeit in Freiheit“ bestimmen könne. Das kann ein Jahr später so<br />

aussehen: <strong>Ein</strong> Gouverneur verbietet gemeinsame Hochzeitsfeiern <strong>von</strong> Männern und Frauen, ein<br />

anderer macht Videotheken dicht. Selbst in der Hauptstadt sitzen Fundamentalisten in<br />

Schlüsselstellungen. Der Oberste Richter befürwortet Amputationsstrafen, der Fernsehchef verbannt<br />

singende Frauen vom Bildschirm. <strong>Ab</strong>dullah Wardak <strong>von</strong> einer prosaudischen Fraktion ist bis heute<br />

Minister, obwohl er sich geweigert hatte, das Bonn-<strong>Ab</strong>kommen zu unterzeichnen. Und jetzt, bei der<br />

zweiten Petersberger Konferenz, vertreten Karsai und Außenminister <strong>Ab</strong>dullah ganz offiziell die<br />

„Islamische Regierung Afghanistan“, eine Bezeichnung, die reaktionäre Mullahs auf der Loja Dschirga<br />

im Juni im Handstreich durchsetzen. In Kabul hat ein unerträglicher Personenkult um den ermordeten<br />

Mudschaheddin-Führer Ahmed Schah Massud, dem sich niemand zu widersetzen wagt, die Tyrannei<br />

der Taliban abgelöst. Die Polizei schießt auf demonstrierende Studenten, der Geheimdienst sitzt vor<br />

den Büros neuer politischer Gruppen, ...“. Auf der Bonner-Konferenz gibt Präsident Karsai den Erlass<br />

bekannt, mit dem Aufbau einer nationalen Streitmacht aus 70.000 Mann zu beginnen.<br />

16. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Das afghanische Staatsoberhaupt Hamid Karzai erlässt ein Dekret, das die Aufrechterhaltung privater<br />

Milizen offiziell untersagt. <strong>Ein</strong>e Reaktion der Betroffenen bleibt vorerst aus, denn die USA führen<br />

weiterhin mit den Warlords gemeinsame Militäroperationen gegen Taliban-Schlupfwinkel durch.<br />

Immerhin geben die Amerikaner jetzt die bisherige Praxis auf, konfiszierte Waffen an mit ihnen<br />

kooperierende Warlords weiterzugeben.<br />

17. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Königreich Norwegen<br />

In Oslo beginnt eine internationale Geberkonferenz für Afghanistan.<br />

19. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Königreich Norwegen<br />

Auf der gestern in Oslo begonnenen internationalen Geberkonferenz für Afghanistan wird beschlossen,<br />

dass eine nochmalige Hilfszusage in Höhe <strong>von</strong> 1,2 Milliarden US-Dollar erfolgen soll. Als problematisch<br />

werden die konkurrierende Zuständigkeit verschiedener afghanischer Ministerien angesehen, die <strong>von</strong><br />

verschiedenen regionalen Führern kontrolliert werden sowie das oft kaum koordinierte <strong>Ein</strong>greifen<br />

zahlreicher Nicht-Regierungsorganisationen.


20. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hebt die Sanktionen auf, mit denen seit 1999 finanzielle<br />

Transaktionen nach Afghanistan erschwert werden sollten.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Der Deutsche Bundestag beschließt eine Verlängerung des Mandates für die internationale<br />

Schutztruppe in Kabul. Gleichzeitig wird beschlossen ab Februar 2003 gemeinsam mit den<br />

Niederlanden die Führung der International Security Assistance Force (ISAF) zu übernehmen und das<br />

deutsche Kontingent auf bis zu 2.500 Soldaten zu verstärken.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Italienische Republik<br />

In Rom endet eine zweitägige internationale Konferenz zum Wiederaufbau des Rechtswesens in<br />

Afghanistan.<br />

21. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Während eines Erkundungsfluges über Kabul kommen beim <strong>Ab</strong>sturz eines CH-53-Hubschraubers<br />

sieben deutsche Soldaten ums Leben. <strong>Ein</strong>e Fremdeinwirkung wird nicht festgestellt. Es ist das<br />

schwerste Unglück bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr.<br />

22. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Volksrepublik China /<br />

Islamische Republik Iran / Islamische Republik Pakistan / Republik Tadschikistan /<br />

Turkmenistan / Republik Usbekistan<br />

China, Iran, Pakistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan unterzeichnen Pakt, in die inneren<br />

Angelegenheiten Afghanistans nicht mehr einzugreifen.<br />

29. Dezember 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Laut einer Studie der UN sind in diesem Jahr 2 Millionen afghanische Flüchtlinge in ihre Heimat<br />

zurückgekehrt.<br />

Ende 2002<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Republik der Union<br />

<strong>von</strong> Myanmar (Burma) / Demokratische Volksrepublik Laos<br />

Im abgelaufenen Jahr stieg die Opiumproduktion in Afghanistan dramatisch an und „sicherte“<br />

Afghanistan den Spitzenplatz in der weltweiten Opiumproduktion vor Myanmar und Laos. Das UN Office<br />

On Drugs and Crime schätzt die Gesamtproduktion auf 3400 Tonnen. Den Bauern wird damit ein<br />

Betrag <strong>von</strong> 1,2 Milliarden US-Dollar als Entschädigung ausgezahlt, mehr als das Doppelte des<br />

nationalen Haushalts. Der internationale Marktwert des Opiums liegt bei 25 Milliarden US-Dollar.<br />

30. Januar 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Ali Ahmad Jalali löst Taj Mohammed Wardak als Innenminister ab.<br />

1. Februar 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten<br />

<strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

US-Truppen eröffnen erstes 'Provincial Reconstruction Team ' (PRT) in Gardez, eine Kombination aus<br />

militärischen und zivilen Hilfs-Maßnahmen.<br />

Februar 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

� "Neo-Taliban" verstärken Terror und rufen offen zum "Jihad" auf.<br />

� Ausgiebige Niederschläge lassen für 2003 gute Ernten erwarten - auch für Mohn.<br />

3. Februar 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die Vereinten Nationen (UN) erklären Afghanistan zum weltgrößten Opiumproduzenten.<br />

10. Februar 2003


Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Republik Türkei /<br />

Königreich der Niederlande / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

Türken Akin Zorlu zu dem Deutschen Norbert van Heyst. Die Niederlande und Deutschland<br />

übernehmen gemeinsam das Kommando der aus 29 Staaten zusammengesetzten 4600 Mann starken<br />

Truppe, an der Deutschland mit 2000 Soldaten den Hauptanteil trägt.<br />

22. Februar 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Japan<br />

In Tokio findet eine Konferenz über Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration in Afghanistan<br />

unter Teilnahme <strong>von</strong> Präsident Hamid Karzai und den wichtigsten Geberländern statt.<br />

24. Februar 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Bei Flugzeugabsturz vor der pakistanischen Küste kommen der afghanische Industrieminister und<br />

sieben weitere Personen, darunter hohe Beamte ums Leben.<br />

28. Februar 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Deutschland zieht seine „Kommando Spezialkräfte“ (KSK) der Bundeswehr aus Afghanistan ab.<br />

März 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

� Amnesty International (ai) wirft der Polizei <strong>von</strong> Afghanistan schwere Menschenrechtsverstöße<br />

vor. In einem veröffentlichten Bericht ist da<strong>von</strong> die Rede, dass Häftlinge mit Elektroschocks und<br />

massiven Schlägen gefoltert werden. Die Korruption sei wegen ausbleibender oder schlechter<br />

Bezahlung der Polizisten stark angestiegen, so dass sich im gesamten Land Häftlinge aus dem<br />

Gefängnis freikaufen können. Außerdem sind die Polizeikräfte derart schlecht ausgestattet, dass<br />

sie dem afghanischen Volk keinen ausreichenden Schutz bieten können. Den schlechten<br />

Zustand der Polizei führt ai auf den langjährigen Bürgerkrieg zurück.<br />

� In Kabul nimmt der erste Radiosender für afghanische Frauen seine Arbeit auf. Der Sender „Die<br />

Stimme der afghanischen Frauen“ bietet neben Musik und Unterhaltungsprogramm<br />

Lösungsmöglichkeiten für Probleme aus dem Alltag der weiblichen Bevölkerung in Afghanistan.<br />

� Der Taliban-Kommandant Mullah <strong>Ab</strong>dullah Dadullah, der 1998 für das Massaker an afghanischen<br />

Schiiten verantwortlich war, wird vom Obersten Rat der Taliban als Militärchef im Süden des<br />

Landes eingesetzt. In dieser Region Afghanistans ist der Widerstand gegen die internationale<br />

Afghanistan-Truppe (ISAF) besonders stark.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Die afghanische Regierung beschließt die Freilassung mehrerer Hundert pakistanischer<br />

Kriegsgefangener, die an der Seite des gestürzten radikal-islamischen Taliban-Regimes gekämpft<br />

haben. Afghanistan beabsichtigt hiermit die Beziehung zum Nachbarland zu verbessern.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten<br />

<strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Zahlreiche Staaten kündigen an, die finanziellen Hilfen für Afghanistan zu erhöhen. Die USA erklären,<br />

dem Land in diesem Jahr rund 820 Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen. Japan plant, bis Ende<br />

2005 rund 460 Millionen Euro zu geben. Die EU sagt dem Land bis 2004 insgesamt 400 Millionen Euro<br />

zu. Der afghanische Finanzminister Ashraf Ghani schätzt die Kosten für den Wiederaufbau des Landes<br />

auf etwa 15-20 Milliarden US-Dollar innerhalb der nächsten 20 Jahre. Die bis jetzt zur Verfügung<br />

gestellten Mittel sollen hauptsächlich in die Infrastruktur, in Schulen und den Aufbau eines<br />

Gesundheitssystems investiert werden. Außerdem soll die Bildung <strong>von</strong> Verwaltung und Polizei<br />

unterstützt werden.<br />

15. März 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der Aufbau der neuen Nationalarmee Afghanistans geht nur langsam voran. Die beiden ersten<br />

Brigaden <strong>von</strong> jeweils 1900 Mann treten ihren Dienst an. 70.000 Mann sollen später einmal unter<br />

Waffen stehen.<br />

20. März 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)


Als Reaktion auf eine Frühjahrsoffensive der Taliban im Süden Afghanistans beginnen die USA eine<br />

neue lokal begrenzte Operation namens „Valiant Strike“ unter <strong>Ein</strong>satz <strong>von</strong> etwa 1000 Soldaten und<br />

Kampfhubschraubern.<br />

28. März 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Schweizerische<br />

Eidgenossenschaft<br />

<strong>Ein</strong> schweizerischer ICRC-Mitarbeiter in Uruzgan ermordet.<br />

Ende März 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

� Beinahe gelingt es etwa 150 Taliban-Kämpfern, die nordwestliche Provinzhauptstadt Baghdis zu<br />

erobern.<br />

� Der afghanische Erziehungsminister Yunis Qanuni gibt bekannt, dass man die Zahl der Mädchen,<br />

die eine Schule besuchen, <strong>von</strong> 3 auf 5,8 Millionen steigern wolle.<br />

April 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Bei Gefechten zwischen Anhängern des usbekischstämmigen Generals Raschid Dostum und dem<br />

tadschikischen Milizenführer Atta Mohammed sterben im Norden <strong>von</strong> Afghanistan etwa 20 Menschen.<br />

Den Gefechten geht die Ermordung eines Kommandeurs der Miliz <strong>von</strong> Atta Mohammed voraus, der als<br />

Verbündeter <strong>von</strong> Verteidigungsminister Mohammed Fahim gilt. Nach den Auseinandersetzungen<br />

evakuieren internationale Hilfsorganisationen ihre Mitarbeiter aus der Provinz Maimana.<br />

3. April 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erklärt Afghanistan zum 'Partner für<br />

Zusammenarbeit'.<br />

8. April 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Die Streitkräfte der USA in Afghanistan beginnen eine weitere Operation namens Resolute Strike in der<br />

Provinz Helmand. <strong>Ein</strong> Jahr nach der Operation Anaconda kommt es damit erstmals wieder zu größeren<br />

Kampfhandlungen. Dennoch können die Anschläge der Taliban auf ausländische Truppen bislang nicht<br />

unterbunden werden.<br />

16. April 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / North Atlantic Treaty<br />

Organization (NATO)<br />

Die NATO beschließt, sich zukünftig an der Operation der International Security Assistance Force<br />

(ISAF) in Afghanistan zu beteiligen.<br />

27. April 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der afghanische Staatspräsident Hamid Karzai setzt eine 35-köpfige Verfassungskommission ein. Die<br />

neue Verfassung soll die <strong>von</strong> 1964 ablösen, die seit 2001 provisorisch wieder in Kraft ist. Die Gruppe,<br />

die nichtöffentlich tagt, wird geleitet <strong>von</strong> Vizepräsident Nematullah Shahrani, einem bekannten<br />

Islamisten, was bei Demokratieaktivisten für große Besorgnis sorgt.<br />

Mai 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / North Atlantic Treaty<br />

Organization (NATO) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

<strong>Ein</strong>einhalb Jahre nach dem Sturz der Taliban verkündet der US-amerikanische Verteidigungsminister<br />

Donald Rumsfeld offiziell das Ende des Krieges in Afghanistan, da alle größeren Kampfhandlungen<br />

vorüber seien.<br />

15. Mai 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Das afghanische Staatsoberhaupt Hamid Karzai droht mit Rücktritt für den Fall, dass die<br />

Provinzgouverneure nicht überfällige <strong>Ein</strong>nahmen aus Steuern und Zöllen an die Zentralregierung<br />

überweisen. Andernfalls seien Löhne und Gehälter in Kabul nicht länger bezahlbar.


29. Mai 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Während einer Erkundungsfahrt fährt ein deutsches Fahrzeug auf eine Mine. Dabei kommt ein Soldat<br />

ums Leben, ein weiterer wird verletzt.<br />

Anfang Juni 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Bei einem Anschlag der Taliban in Kabul kommen vier deutsche Soldaten der International Security<br />

Assistance Force (ISAF) ums Leben.<br />

7. Juni 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

<strong>Ein</strong> deutscher Konvoi, der sich auf der Fahrt zum Kabul International Airport befindet, wird durch ein<br />

Selbstmordkommando in der Nähe des ISAF-Hauptstützpunktes Camp Warehouse, wo etwa 2300<br />

deutsche und niederländische Soldaten stationiert sind, angegriffen. Mittels einer in einem Taxi<br />

gezündeten Bombe wird ein deutscher Bus zerstört. Vier Soldaten verlieren ihr Leben, 29 werden zum<br />

Teil schwer verletzt. Der Selbstmordattentäter zündet die Autobombe direkt neben dem Bus und<br />

zerstört diesen vollständig. Die Bundesregierung geht da<strong>von</strong> aus, dass der Täter der Terrororganisation<br />

al-Qaida angehörte. Außerdem soll er finanziell und logistisch <strong>von</strong> dem Fundamentalisten Gulbuddin<br />

Hekmatyar und ehemaligen Taliban unterstützt worden sein. Die Bundesregierung erklärt die <strong>Ab</strong>sicht,<br />

trotz des Attentats bei der Befriedung Afghanistans weiter zu helfen und einen Wiederausbruch des<br />

Bürgerkriegs zu verhindern.<br />

Mitte 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Die Zahl der Polizisten in Afghanistan wird auf rund 50.000 geschätzt. Sie unterstehen als <strong>Ein</strong>heit nicht<br />

der Zentralregierung in Kabul, sondern dienen häufig regionalen Herrschern. Viele Polizisten sind<br />

ehemalige Rebellen mit ausgeprägter militärischer Erfahrung und unzureichender Weiterbildung für den<br />

Polizeidienst. Deutschland bemüht sich seit Ende 2002 um den Aufbau einer Polizeiakademie in Kabul<br />

und schult afghanische Polizisten. Außerdem überließ Deutschland Afghanistan Dutzende <strong>von</strong><br />

Polizeifahrzeugen.<br />

Anfang Juli 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

An der afghanisch-pakistanischen Grenze finden Schusswechsel statt.<br />

8. Juli 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

An der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan kommt es zu Kämpfen, außerdem wird die<br />

pakistanische Botschaft in Kabul <strong>von</strong> aufgebrachten Demonstranten gestürmt und beschädigt. Wegen<br />

der als sicher geltenden pakistanischen Unterstützung für Taliban-Kämpfer werden die Beziehungen<br />

zwischen beiden Ländern zunehmend belastet.<br />

17. Juli 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland / Kanada<br />

Der Kommandeur der International Security Assistance Forces (ISAF), Generalleutnant Norbert van<br />

Heyst, übergibt das Kommando über die Multinationale Brigade Kabul vom deutschen Brigadegeneral<br />

Werner Freers an den kanadischen Brigadegeneral Peter J. Devlin.<br />

23. Juli 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / North Atlantic Treaty<br />

Organization (NATO) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika<br />

Die Anti-Terror-Koalition unter Führung der USA startet die Operation Warrior Sweep, die die Kontrolle<br />

<strong>von</strong> Dörfern und einzelnen Distrikten, die wieder <strong>von</strong> den Taliban besetzt sind, zurückzugewinnen. An<br />

der mehrtägigen Operation sind afghanische <strong>Ein</strong>heiten beteiligt.


Anfang August 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Internationales<br />

Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)<br />

� Der afghanische Staatschef Hamid Karzai setzt den Militärkommandanten <strong>von</strong> Herat, Ismail<br />

Khan, ab, der <strong>von</strong> Menschenrechtsorganisationen wegen seiner repressiven Machtausübung und<br />

seiner Angriffe auf Intellektuelle, Dissidenten und Frauen kritisiert wurde.<br />

� Aufgrund der unsicheren Lage schließt die UN-Organisation UNHCR ihr Büro in der Provinz<br />

Kunar. In anderen Provinzen finden bei einem Bombenanschlag zwei Mitarbeiter des IKRK den<br />

Tod, weitere geraten in Schießereien.<br />

11. August 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland / Königreich der Niederlande / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Im Beisein <strong>von</strong> Bundesverteidigungsminister Peter Struck und Generalleutnant Friedrich Riechmann<br />

übernimmt Generalleutnant Götz Gliemeroth das Kommando über die International Security Assistance<br />

Force in Kabul <strong>von</strong> Generalleutnant Norbert van Heyst. Die NATO führt damit die zuvor <strong>von</strong> den<br />

Niederlanden und Deutschland ausgeübte Führung bei ISAF weiter. Gliemeroth befehligt im Auftrag der<br />

NATO die 4600 Mann starke Truppe befehligt, an der Deutschland mit 2000 Soldaten den Hauptanteil<br />

trägt. Außerhalb des ISAF-Mandates operieren landesweit 11.500 bis 13.500 Soldaten.<br />

13. August 2003<br />

Vereinte Nationen (UN) (Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Im westlichen Herat wird der mächtige Ismail Khan seiner Funktion als militärischer Kommandeur der<br />

Westregion enthoben. Präsident Hamid Karzai setzt damit eine Richtlinie um, der zufolge auch die<br />

mächtigsten Warlords entweder administrative oder militärische Funktion wahrnehmen können. Khan<br />

bleibt Zivilgouverneur.<br />

15. August 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Der Strom nach Afghanistan heimkehrender Flüchtlinge übersteigt alle Prognosen. Der Hohe<br />

Kommissar für Flüchtlinge (UNHCR) teilt mit, allein im Verlauf des Vorjahres seien mehr als 2,3<br />

Millionen Flüchtlinge heimgekehrt, darunter 1,8 Millionen aus dem Ausland. Damit stellt Afghanistan die<br />

umfangreichste Repatriierungsaktion der letzten 30 Jahre dar. Für 2003 werden weitere 1,5 Millionen<br />

Rückkehrer erwartet. Allein in Pakistan halten sich noch 1,25 Millionen Menschen auf. Der rasche<br />

Zustrom der Flüchtlinge verschärft, zusammen mit der seit vier Jahren andauernden Dürre und der<br />

geringen landwirtschaftlichen Nutzung des Landes die Versorgungsengpässe bei der Nahrungsmittel-<br />

und Wasserversorgung.<br />

18. August 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

In der Provinz Kandahar wird Jusuf Paschtun zum Gouverneur ernannt. Sein Vorgänger Gul Agha<br />

Sherzai wird Minister für städtische Angelegenheiten. Diese und weitere <strong>von</strong> Staatsoberhaupt Hamid<br />

Karzai vorgenommene Personaländerungen sollen dazu dienen, die angeschlagene Autorität der<br />

Regierung zu stärken und die Macht der Kriegsherren in den Provinzen zu beschränken.<br />

24. August 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai unterstreicht den Willen seiner Regierung zur Durchsetzung<br />

strikter Grenzkontrollen, zur Beendigung des Opiumanbaus und zur Zerstörung der Laboratorien zur<br />

Opiumveredelung im Land, ihm fehlen jedoch loyale Ordnungskräfte, um diese Verbote auch<br />

tatsächlich durchzusetzen, da zahlreiche zivile und militärische Provinzkommandeure selbst in den<br />

Handel verstrickt sind.<br />

27. August 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Die Bundeswehr stockt ihr Kontingent an Soldaten der Internationalen Friedenstruppe ISAF um 250<br />

auf.<br />

30. August 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / North Atlantic Treaty<br />

Organization (NATO) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika


Die Anti-Terror-Koalition unter Führung der USA startet die Operation Mountain Viper, die die Kontrolle<br />

<strong>von</strong> Dörfern und einzelnen Distrikten, die wieder <strong>von</strong> den Taliban besetzt sind, zurückzugewinnen. An<br />

der mehrtägigen Operation sind afghanische <strong>Ein</strong>heiten beteiligt.<br />

8. September 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die afghanische Regierung beschließt ein Parteiengesetz über die Wiederzulassung <strong>von</strong> politischen<br />

Parteien.<br />

16. September 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Nach Angaben des Hohen Kommissars für Flüchtlinge (UNHCR) sind seit Ende 2001 1,8 Millionen<br />

Flüchtlinge aus Pakistan nach Afghanistan zurückgekehrt.<br />

23. September 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai wirft in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung in New<br />

York seinem Nachbarland Pakistan vor, nicht entschlossen genug gegen die vom pakistanischen<br />

Territorium aus operierenden Taliban vorzugehen. Pakistan unterbinde weder die<br />

Rekrutierungsbemühungen der Islamisten, noch den Transport der Milizen nach Afghanistan, noch die<br />

Waffenimporte und Logistik der Taliban.<br />

25. September 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Europäische Union<br />

(EU)<br />

Die EU gewährt eine Finanzhilfe <strong>von</strong> 17 Millionen US-Dollar für den weiteren Aufbau einer Polizeitruppe<br />

in Afghanistan.<br />

27. September 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Auf den Gouverneur der Helmand-Provinz wird ein Anschlag verübt, bei dem sieben seiner Leibwächter<br />

sterben sowie alliiertes Militärpersonal sterben.<br />

Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Im nordafghanischen Kunduz beginnt ein Pilotprogramm zur Entwaffnung und Demobilisierung illegaler<br />

Milizen. Jeder Freischärler, der sein Gewehr abgibt, soll ein Handgeld, 130 kg Weizen, Zivilkleidung und<br />

Trainingshilfen für den Start ins Zivilleben erhalten. Die internationale Staatengemeinschaft stellt für<br />

dieses Programm rund 150 Millionen US-Dollar zur Verfügung. In den nächsten drei Jahren sollen rund<br />

100.000 Kämpfer entwaffnet werden.<br />

Anfang Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Kämpfe zwischen den konkurrierenden Milizen <strong>von</strong> General Rashid Dostum und General Atta<br />

Mohammed fordern unter <strong>Ein</strong>satz <strong>von</strong> Panzern 80 Opfer, weshalb die Regierung mehrere<br />

Hundertschaften Polizei nach Mezar-i-Sharif entsendet und einen neuen aus dem Süden stammenden<br />

Polizeichef für die Region ernennt.<br />

5. Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der afghanische Staatschef Hamid Karzai beruft eine neunköpfige, unabhängige Kommission unter der<br />

Leitung <strong>von</strong> Vizepräsident Nematullah Shahrani ein, die noch in diesem Monat eine neue Verfassung<br />

sowie ein neues Wahlgesetz ausarbeiten soll. Die neue Verfassung soll <strong>von</strong> einer Loya Jirga bestätigt<br />

werden und die monarchische Verfassung <strong>von</strong> 1964 ablösen, die 2001 provisorisch wieder in Kraft<br />

gesetzt wurde.<br />

10. Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Beim Treffen einer trilateralen Kommission aus USA, Afghanistan und Pakistan bekräftigen alle drei<br />

Länder, ihre Bemühungen im Kampf gegen den Terrorismus besser abzustimmen. In den


pakistanischen Westprovinzen wird weiterhin der Aufenthaltsort des Terroristenführers Osama bin<br />

Laden vermutet.<br />

12. Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die afghanische Regierung präzisiert die am 8. September verkündete Wiederzulassung <strong>von</strong> politischen<br />

Parteien. Demnach dürfen Parteien weder direkte Beziehungen zu militärischen Bewegungen haben<br />

noch abhängig sein <strong>von</strong> ausländischer Finanzierung. Außerdem dürfen sich Parteien nicht gegen den<br />

Islam aussprechen.<br />

13. Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Der Weltsicherheitsrat beschließt die Ausweitung des ISAF-Mandats für Gebiete auch außerhalb Kabuls.<br />

Gleichzeitig wird eine Verlängerung des Mandats für weitere zwölf Monate beschlossen.<br />

24. Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Der Deutsche Bundestag beschließt die Ausweitung des Mandats für den <strong>Ein</strong>satz der Bundeswehr in<br />

Afghanistan. Damit sind die Voraussetzungen für das „Provincial Reconstruction Team“ (PRT)-Projekt<br />

ISAF-Insel Kunduz geschaffen. Bis zu 450 deutsche Soldaten sollen in der nordafghanischen Provinz<br />

den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Wiederaufbauprozess unterstützen. Mit Unterstützung der<br />

Vereinten Nationen beginnt auch ein nationales <strong>Ab</strong>rüstungsprogramm „DDR“ („Demobilisation,<br />

Disarmement and Reintegration“) zur Entwaffnung und Reintegration ehemaliger Kämpfer in<br />

Afghanistan. Die Deutsche Botschaft in Kabul richtet zwei Außenstellen, in Kunduz und in Herat, ein.<br />

25. Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Die ersten 27 Bundeswehrsoldaten treffen in Kunduz ein.<br />

29. Oktober 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Das UN-Büro für Drogenbekämpfung veröffentlicht einen Bericht, der in einem dramatischen Szenario<br />

Afghanistan auf dem Weg zu einem Drogenstaat identifiziert. Die Opiumproduktion hat in diesem Jahr<br />

weiter zugenommen und beträft 3600 Tonnen, was drei Viertel der gesamten Weltproduktion<br />

entspricht. In 28 <strong>von</strong> 32 afghanischen Provinzen wird Opium angebaut, darunter in vielen, wo dies in<br />

der Vergangenheit nicht der Fall gewesen ist. Rund 1,7 der 24 Millionen Menschen in Afghanistan leben<br />

zurzeit <strong>von</strong> der Opiumproduktion. <strong>Ein</strong>e Familie, die in der Opiumproduktion arbeitet, erzielt ein<br />

durchschnittliches <strong>Ein</strong>kommen <strong>von</strong> 3900 US-Dollar im Jahr. Das UN-Programm „Weizen statt Drogen“<br />

muss daher schon deswegen als gescheitert angesehen werden, weil ein Bauer für 1 kg Opium 3500 kg<br />

Weizen anbauen müsste, um die gleichen <strong>Ein</strong>künfte zu erzielen, was wiederum damit zusammenhängt,<br />

dass der Marktpreis für Weizen durch die Weizenlieferungen des Welternährungsprogramms der UN<br />

verfällt.<br />

November 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Die deutschen Soldaten in Kunduz unterstützen das Programm „DDR“ („Demobilisation, Disarmement<br />

and Reintegration“) zur Entwaffnung und Reintegration ehemaliger Kämpfer in Afghanistan.<br />

Anfang November 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Im Norden Afghanistan kommt es zu neuen Auseinandersetzungen zwischen den konkurrierenden<br />

Milizen <strong>von</strong> General Rashid Dostum und General Atta Mohammed, die 40 Todesopfer fordern.<br />

3. November 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Der <strong>von</strong> einer 35-köpfigen Kommission erstellte Verfassungsentwurf für Afghanistan wird veröffentlicht.<br />

16. November 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Französische Republik


Die Ermordung einer französischen UNHCR-Mitarbeiterin durch Taliban-Milizen in Ghazni führt zur<br />

Aussetzung alles Aktivitäten der Vereinten Nationen dort.<br />

20. November 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die Weltbank warnt davor, dass die sich in Afghanistan verschlechterte Sicherheitslage den<br />

Wiederaufbau bedroht oder sogar stoppen könnte und fordert dringend die Ausweitung des ISAF-<br />

Mandats über Kabul hinaus.<br />

Anfang Dezember 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Die bisher größte Militäroperation in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban findet statt. An der<br />

Operation Avalanche in den Unruheprovinzen im Süden und Osten nehmen mehr als 2000 US-Soldaten<br />

teil. Durch <strong>Ab</strong>riegelung der pakistanischen Grenze soll ein besserer Schutz für die in Kabul<br />

stattfindende Loya Jirga garantiert werden. Aufgrund der Verschlechterung der Sicherheitslage im<br />

Süden und Osten und insbesondere nach der Ermordung einer UNHCR-Mitarbeiterin Mitte November<br />

wird die weitere Rückführung der Flüchtlinge suspendiert. Die Rückführungsquote ist bereits <strong>von</strong> etwa<br />

10.000 auf etwa 1000 pro Woche zurückgegangen.<br />

4. Dezember 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Es wird damit begonnen, schweres Militärgerät aus Kabul abzuziehen. Nach Schätzungen der UNICEF<br />

müssen noch etwa 8000 Kindersoldaten in die Gesellschaft reintegriert werden.<br />

14. Dezember 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Demokratische<br />

Volksrepublik Algerien / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische Republik Iran /<br />

Islamische Republik Pakistan<br />

<strong>Ein</strong>e verfassungsgebende Versammlung (Loya Jirga) wird vom ehemaligen König Mohammed Zahir<br />

Schah eröffnet. Die Loya Jirga hat die Aufgabe, den am 3. November vorgestellten Verfassungsentwurf<br />

abschließend zu beraten. Die Versammlung ist <strong>von</strong> erbitterten Diskussionen geprägt, weshalb sie als<br />

„Loya Jarga“ bezeichnet wird, was übersetzt bedeutet: „Großer Kampf“. Die Versammlung wird bis ins<br />

nächste Jahr hinein tagen. Die 502 Teilnehmer sind in der Mehrzahl (344) in den 32 Provinzen des<br />

Landes gewählt worden, hinzu kommen 64 Frauen (zwei pro Provinz), 24 Repräsentanten der<br />

Flüchtlinge in Iran und Pakistan, neun Repräsentanten der Kuchi-Nomaden, sechs Repräsentanten der<br />

Binnenflüchtlinge und je drei Vertreter <strong>von</strong> Sikhs und Hindus. Präsident Karzai durfte 50 Delegierte<br />

persönlich ernennen, unter denen sich viele Frauen befinden, die so rund ein Fünftel der Delegierten<br />

stellen. Unter den Delegierten befindet sich neben Mujaheddin-Führer Gulbuddin Hekmatyar auch der<br />

frühere Präsident Burhanuddin Rabbani. Als Vermittler nehmen der aus Afghanistan stammende US-<br />

Botschafter Zalmay Khalilzad und der UN-Sondergesandte Lakdar Brahimi teil.<br />

16. Dezember 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA) / Japan<br />

Die etwa 500 Kilometer lange Autobahn zwischen Kabul und Kandahar wird wieder eröffnet. Damit<br />

verkürzt sich die Reisezeit <strong>von</strong> zwei Tagen auf fünf Stunden. Dieses erste große Infrastrukturprojekt<br />

der Gebergemeinschaft wurde hauptsächlich <strong>von</strong> den USA und Japan finanziert und – da es durch die<br />

unsichersten Provinzen des Landes führt – unter massivem Polizeischutz ausgeführt. Durch weitere<br />

Kredite, unter anderem <strong>von</strong> der Asiatischen Entwicklungsbank, wird an weiteren Verbesserungen des<br />

Straßennetzes überall im Land gearbeitet.<br />

26. Dezember 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Iran<br />

Unter den Opfern des verheerenden Erdbebens im iranischen Bam sind auch 600 afghanische<br />

Flüchtlinge, die dort Zuflucht gefunden hatten.<br />

30. Dezember 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Bundesrepublik<br />

Deutschland / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / North Atlantic Treaty Organization<br />

(NATO)


Die Führung des „Provincial Reconstruction Team“ (PRT)-Projekts ISAF-Insel Kunduz wird <strong>von</strong> den<br />

amerikanischen Streitkräften an die NATO übergeben.<br />

Ende Dezember 2003<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA) / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Im Süden und Osten Afghanistans erstarken die Taliban, die zusammen mit al-Qaida-Kämpfern durch<br />

Guerilla-Attacken den Stabilisierungsprozess zu behindern versuchen. Dazu nutzen sie Rückzugsbasen<br />

im pakistanischen Grenzgebiet, das <strong>von</strong> Paschtunen bevölkert und der Kontrolle der afghanischen<br />

Zentralregierung entzogen war. Angriffsziele der Taliban sind die etwa 10.000 US-Soldaten,<br />

afghanische Amtsträger und Mitarbeiter <strong>von</strong> Hilfsorganisationen.<br />

Anfang Januar 2004<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die afghanische Armee zerstört 2 Tonnen Opium und ein Labor nördlich <strong>von</strong> Kunduz. Die jährliche<br />

Gesamtproduktion <strong>von</strong> Opium in Afghanistan wird auf 3600 Tonnen geschätzt.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA) / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland / Kanada<br />

Seit Beginn der US-amerikanischen Militäroperation im Jahre 2001 sind bereits mehr als 100 US-<br />

Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen. Bei Angriffen auf ISAF-Soldaten wurden ein britischer<br />

und ein kanadischer Soldat getötet.<br />

1. Januar 2004<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Bei der verfassungsgebenden Versammlung der Loya Jirga in Kabul boykottieren 200 der 502<br />

Teilnehmer die <strong>Ab</strong>stimmung.<br />

4. Januar 2004<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Obwohl es in der verfassungsgebenden Versammlung der „Großen Ratsversammlung“ Loya Jirga in<br />

Kabul zu keiner formellen <strong>Ab</strong>stimmung mehr kommt, einigt man sich auf ein Ergebnis. Umstritten ist<br />

besonders die Machtfülle des Präsidenten und die Anerkennung <strong>von</strong> Sprachen der Minderheiten. Die<br />

endgültige Verfassung unterscheidet sich in nur einem wesentlichen Punkt vom Entwurf, in dem das<br />

Amt eines Ministerpräsidenten vorgesehen war. Präsident Hamid Karzai kündigte seinen Rücktritt an,<br />

sollte eine entsprechende Formel <strong>Ein</strong>gang in die Verfassung finden. Die Verabschiedung der Verfassung<br />

stellt daher einen großen politischen Triumph für ihn dar. Unklar bleibt jedoch, um den Preis welcher<br />

<strong>Ab</strong>sprachen er schließlich den Konsens erreichte. Die beiden wichtigsten afghanischen Sprachen –<br />

Paschtu und Dari – werden zu Amtssprachen erklärt, während Minderheitensprachen wie Usbekisch<br />

und Turkmenisch in den Gebieten als Amtssprache gelten, in denen sie <strong>von</strong> einer Mehrheit der<br />

Bevölkerung gesprochen werden. Die Paschtunen verlieren somit den Kampf, ihre Sprache als einzige<br />

Nationalsprache durchzusetzen, wie in allen früheren Versammlungen. Die Nationalhymne wird freilich<br />

weiterhin auf Paschtu gesungen. Frauen und Männer haben ab sofort gleiche Rechte, Bildung ist für<br />

Jungen und Mädchen bis zur höheren Schule frei, nicht aber auf universitärer Ebene, und der<br />

Regierung unterliegt laut Verfassung die Verpflichtung zur gesundheitlichen Grundversorgung der<br />

Bevölkerung.<br />

12. Januar 2004<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan)<br />

Die Demilitarisierung Kabuls abgeschlossen und alle schweren Waffen wurden aus der Stadt entfernt.<br />

Jeder dritte reguläre Soldat ist bisher desertiert.<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen trifft der pakistanische Premierminister Zafarullah<br />

Jamali zu einem offiziellen Besuch in Kabul ein.<br />

Mitte Januar 2004<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Die pakistanische Armee rückt in afghanische Grenzgebiete ein, angeblich um zu verhindern, dass <strong>von</strong><br />

dort Angriffe auf Afghanistan erfolgen.<br />

26. Januar 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan


Afghanistan verabschiedet feierlich seine neue demokratische Verfassung, die <strong>von</strong> Präsident Hamid<br />

Karsai unterzeichnet wird. Karsai verkündet offiziell die neue „Islamische Republik Afghanistan“.<br />

27. Januar 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die neue Verfassung Afghanistans, die gestern verabschiedet wurde, tritt in Kraft.<br />

30. Januar 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Das Deutsche <strong>Ein</strong>satzkontingent Kunduz eröffnet eine „Provincial Reconstruction Team“ (PRT)-<br />

Außenstelle in Taloqan.<br />

Februar 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Es wird bekannt, dass etwa 1500 Mann der 7000 Mann starken afghanischen Nationalarmee nach<br />

<strong>Ab</strong>schluss ihrer militärischen Ausbildung vermutlich aufgrund ausbleibender Soldzahlungen desertiert<br />

sind. Bis zum Erreichen der Sollstärke <strong>von</strong> 70.000 Soldaten werden noch fünf bis zehn Jahre vergehen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Demokratische Volksrepublik Algerien / Französische<br />

Republik<br />

Der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, wird nach zweijähriger Amtszeit durch Jean<br />

Arnault ersetzt.<br />

7. Februar 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Norden Afghanistan kommt es zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen den konkurrierenden<br />

Milizen <strong>von</strong> General Rashid Dostum und General Atta Mohammed, die 20 Todesopfer fordern. Ursache<br />

dieses ständigen Unruheherdes gilt die Kontrolle über den Drogenanbau und Grenzhandel.<br />

9. Februar 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland /<br />

Kanada<br />

Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

Deutschen Götz Gliemeroth zu dem Kanadier Rick J. Hillier.<br />

10. Februar 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Am Ende der dreitägigen „Internationalen Drogenkonferenz“ in Kabul prangert die UN öffentlich die<br />

Verwicklung afghanischer Politiker und Regierungsmitglieder in den Drogenhandel an.<br />

März 2004<br />

Vereinte Nationen (UN - Vorläufiger Islamischer Staat Afghanistan) / Islamische Republik<br />

Pakistan<br />

Pakistanische Truppen führen eine zwölftägige Offensive in Süd-Waziristan an der Grenze zu<br />

Afghanistan durch. Ziel der Aktion ist es, al-Qaida- und Taliban-Kämpfer aus dem Gebiet zu<br />

verdrängen. Bei der Offensive wird ein zwei Kilometer langes Tunnelsystem entdeckt, das <strong>von</strong> einer<br />

Bergkette an der afghanischen Grenze zu Wohnhäusern im Dorf Kaloosha führte. In den Bergregionen<br />

Waziristans werden weiterhin islamisch-fundamentalistische Rebellen und führende Köpfe der Al-Qaida<br />

vermutet.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen einigt man sich auf die Schaffung eines weiteren<br />

„Provincial Reconstruction Team“ (PRT) in Feyzabad im Nordosten Afghanistans. Das „Provincial<br />

Reconstruction Team“ (PRT) Kunduz soll den Aufbau logistisch unterstützen. Auch in Feyzabad sollen<br />

deutsche Soldaten eingesetzt werden.<br />

Mitte März 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Nach der Entsendung <strong>von</strong> 2000 weiteren US-Marines nach Afghanistan wird die Operation Mountain<br />

Storm gestartet.<br />

21. März 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Luftfahrtminister Mir Wais Sadiq, ein Sohn des mächtigen Zivilgouverneurs <strong>von</strong> Herat, Khan, wird in<br />

Herat bei einem Anschlag getötet. Sadiq ist der dritte Minister der Regierung <strong>von</strong> Präsident Hamid


Karzai, der einem Attentat zum Opfer fällt. Nachdem Khan eine verfeindete Miliz für das Attentat<br />

verantwortlich macht, brechen in und um Herat Kämpfe mit schweren Waffen aus, die bis zu 100 Tote<br />

fordern.<br />

31. März 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Beginn der auf Anregung <strong>von</strong> UN-Generalsekretär Kofi Annan einberufenen zweiten Geberkonferenz in<br />

Berlin, an der 56 Staaten teilnehmen.<br />

April 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Erst zehn Parteien haben sich für die für Juni angesetzten Parlamentswahlen registrieren lassen.<br />

Anfang April 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Meymaneh, der Hauptstadt der nördlichen Provinz Farjab, kommt es Anfang April zu neuen<br />

Kämpfen, nachdem bis zu 3000 Milizionäre General Dostums in die Stadt einmarschieren, um den <strong>von</strong><br />

Kabul eingesetzten Gouverneur unter Druck zu setzen, der dort <strong>Ein</strong>heiten der Nationalarmee stationiert<br />

hat. 750 <strong>von</strong> der Zentralregierung entsandte Truppen können die Stadt jedoch schnell wieder in ihre<br />

Gewalt bringen und den Gouverneur und Polizeichef wieder einsetzen.<br />

1. April 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland /<br />

Volksrepublik China / Islamische Republik Iran / Islamische Republik Pakistan / Republik<br />

Tadschikistan / Turkmenistan / Republik Usbekistan<br />

Auf der seit dem 31. März in Berlin tagenden internationalen Geberkonferenz für Afghanistan stellen<br />

die Teilnehmer Hilfsleistungen in Höhe <strong>von</strong> 4,4 Milliarden US-Dollar für 2004 und weitere 8,2 Milliarden<br />

US-Dollar für 2004 bis 2006 in Aussicht, wobei die Aufwendungen für die ISAF in den Summen nicht<br />

enthalten sind. Die afghanische Regierung hatte um einen Betrag <strong>von</strong> 27,5 Milliarden US-Dollar für<br />

sieben Jahre gefordert. Deutschland verspricht 389,5 Millionen US-Dollar in den kommenden vier<br />

Jahren an Afghanistan zu zahlen. Außerdem wird die „Berliner Deklaration über den Kampf gegen die<br />

afghanische Drogenwirtschaft“ verabschiedet. Am Rand der Konferenz verpflichten sich die Vertreter<br />

Afghanistans, Chinas, des Irans, Pakistans, Tadschikistans, Turkmenistans und Usbekistans zu einer<br />

engen polizeilichen und geheimdienstlichen Zusammenarbeit, verschärften Grenzkontrollen sowie zur<br />

<strong>Ab</strong>stimmung nationaler Strategien gegen den Drogenanbau und den Drogenkonsum.<br />

3. April 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Bamiyan wird die Universität wiedereröffnet.<br />

19. April 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der deutsche Außenminister Joschka Fischer trifft zu Gesprächen mit Präsident Hamid Karzai in Kabul<br />

ein. Er würdigt dabei auch den deutschen Beitrag im Rahmen der „Provincial Reconstruction Teams“<br />

(PRT) in Kunduz.<br />

Mai 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika (USA)<br />

Die internationale Organisation „Human Rights Watch“ fordert <strong>von</strong> den USA die Offenlegung eigener<br />

Untersuchungen zu Folterungen in Afghanistan. Nach Angaben der Menschenrechtler starben<br />

mindestens zwei Personen infolge <strong>von</strong> Misshandlungen. Die Organisation behauptet, dass US-Soldaten<br />

und –Geheimdienstler seit 2003 systematisch afghanische Gefangene mittels Schlafentzug, Kältehaft<br />

oder Schläge misshandelt haben.<br />

3. Mai 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der afghanische Planungsminister Bashardost erhebt schwere Vorwürfe gegen internationale und<br />

ausländische Organisationen wegen deren Ineffizienz und Mittelverschwendung.<br />

5. Mai 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Turkmenistan<br />

Zwischen Turkmenistan und Herat wird eine Hochspannungsleitung eröffnet.


6. Mai 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Bei einem Unfall, bei dem sich ein mit 18 US-Soldaten besetzter LKW überschlägt, übernehmen<br />

deutsche Kräfte die notfallmedizinische Versorgung. Insgesamt werden fünf schwer und mehrere leicht<br />

verletzte Soldaten nach Erstversorgung in das nächstgelegene Hospital abtransportiert.<br />

9. Mai 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai lädt "moderate" Taliban ein, sich an der<br />

Regierungsverantwortung und an der Staatsverwaltung zu beteiligen.<br />

Juni 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Bei einer weiteren Offensive der Mitte März nach Afghanistan entsandten 2000 US-Marines werden 80<br />

Taliban-Kämpfer getötet.<br />

2. Juni 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Belgien / Königreich der Niederlande /<br />

Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Fünf Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Médecins sans Frontières“ ("Ärzte ohne Grenzen") werden bei<br />

einem Anschlag in Chair Chana rund 550 Kilometer westlich <strong>von</strong> Kabul in der Provinz Badghis getötet.<br />

Der Polizeichef der dortigen Provinz im Nordwesten des Landes, Amir Schah Najebsada, vermutet<br />

Anhänger der Taliban hinter dem Attentat. Badghis Gouverneur Asisullah Afsali sagte, die fünf<br />

Mitarbeiter der Hilfsorganisation haben ihr Büro in der Stadt Kalaje Nau in einem Fahrzeug verlassen,<br />

als Unbekannte das Feuer auf sie eröffneten. Unter den Toten seien eine Belgierin, ein Niederländer,<br />

ein Schweizer und zwei Afghanen. "Es war offenbar ein politisch motivierter Akt, höchst wahrscheinlich<br />

<strong>von</strong> Taliban-Kämpfern verübt“, sagt Polizeichef Najebsada der Nachrichtenagentur Reuters. Es gebe<br />

keinen Grund, warum jemand anderes dies getan haben sollte. "Die Taliban will das Land vor den<br />

Wahlen destabilisieren." Taliban-Kämpfer haben sich bislang allerdings vor allem im Süden und Osten<br />

des Landes aufgehalten. Der Norden und der Westen gelten bei Aufbauhelfern als relativ sicher. Zuletzt<br />

beschäftigte „Médecins sans Frontières“ 80 Ausländer und 1400 <strong>Ein</strong>heimische.<br />

9. Juni 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Das Internationale Rote Kreuz stellt fest, dass die USA allein in Afghanistan sieben geheime politische<br />

Gefangenenlager unterhalten.<br />

10. Juni 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Volksrepublik China<br />

Elf chinesische Straßenarbeiter werden in Baghlan ermordet.<br />

16. Juni 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei einem Bombenanschlag auf einen Bundeswehr-Jeep kommen in Kunduz vier Afghanen ums Leben.<br />

9. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die ursprünglich für Juni 2004 angesetzten Parlamentswahlen werden aus Sicherheitserwägungen auf<br />

den 9. Oktober verschoben. Die Registrierung <strong>von</strong> Wählern, die am 1. Dezember 2003 begonnen hat,<br />

verlief bisher schleppend, ebenfalls bedingt durch die komplizierte Sicherheitslage.<br />

16. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich der Niedelande<br />

Der ehemalige Ministerpräsident Afghanistans, Fazal Haq Khaliqyar (* 1934 in Afghanistan) stirbt im<br />

Exil in Holland). Er war vom 8. Mai 1990 an Ministerpräsident unter der Regierung Mohammad<br />

Najibullah der Republik Afghanistan, als er Sultan Ali Kishtmand, der zwei Tage zuvor zum<br />

Vizepräsidenten ernannt worden war, ablöste. Er war auch Minister für Finanzen. Am 8. Oktober 1991<br />

kündigte er Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Mujaheddin an, die jedoch seitens der<br />

Rebellen abgelehnt wurden. Am 11. Dezember 1990 eröffnete Präsident Najibullah eine Nationale<br />

Kommission unter der Leitung <strong>von</strong> Ministerpräsident Fazal Haq Khaliqyar.Da die das Regime


unterstützende UdSSR 1991 zusammenbrach, konnte sich Najibullah nicht mehr halten und am 18.<br />

April 1992 eroberten die Truppen <strong>von</strong> Achmed Schah Massud und <strong>Ab</strong>dul Rashid Dostum die Hauptstadt<br />

Kabul. Khaliqyar ging ins Exil.<br />

18. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung verabschiedet ein Dekret, wonach Militärkommandeure, die sich der<br />

Entwaffnung entziehen, mit rechtlichen Sanktionen rechnen müssen. Dieses Dekret ist nötig, da die<br />

Entwaffnung der Milizen und Privatarmeen, eine zentrale Aufgabe der Friedenstruppen, nur schleppend<br />

vorankommt. Der Gouverneur <strong>von</strong> Chaghcharan wird <strong>von</strong> Milizen vertrieben.<br />

26. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Zwei afghanische Wahlhelferinnen werden bei Dschalalabad ermordet.<br />

28. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Hilfsorganisation „Médecins sans Frontières“ ("Ärzte ohne Grenzen") verkündet das Ende ihrer 24jährigen<br />

Tätigkeit in Afghanistan, nachdem am 2. Juni fünf Mitarbeiter der Organisation bei einem<br />

gezielten Anschlag ums Leben kamen.<br />

29. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Republik<br />

Türkei<br />

Auf dem NATO-Gipfel in Istanbul fordert der afghanische Präsident Hamid Karzai militärische<br />

Verstärkung.<br />

28. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich Belgien / Königreich der Niederlande /<br />

Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Unter dem <strong>Ein</strong>druck der Attentate am 2. Juni auf Mitarbeiter ihrer Hilfsorganisation stellt „Ärzte ohne<br />

Grenzen“ nach 24 Jahren ununterbrochener Tätigkeit in Afghanistan sämtliche Aktivitäten in dem Land<br />

ein.<br />

6. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Im Rahmen ihrer neu gestarteten Offensive gegen die Taliban nehmen amerikanische Marines den<br />

Taliban-Kommandeur <strong>von</strong> Südwest-Afghanistan Mullah Skhi Mujahid fest.<br />

9. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die ursprünglich für vergangenen Monat geplanten Parlamentswahlen werden aus<br />

Sicherheitserwägungen auf Frühjahr 2005 verschoben. Die nächste Präsidentschaftswahl soll am 9.<br />

Oktober 2004 stattfinden.<br />

12. Juli 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Die ersten deutschen Soldaten treffen in Feyzabad ein.<br />

9. August 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Kanada /<br />

Französische Republik<br />

Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

Kanadier Rick J. Hillier zu dem Franzosen Jean-Louis Py, der die ISAF im Auftrag des Euro-Corps leitet,<br />

das <strong>von</strong> den europäischen NATO-Ländern gestellt wird.<br />

19. August 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Trotz der Gewaltakte der Taliban haben sich rund 10,6 Millionen und damit mehr als 100 Prozent der<br />

ursprünglich geschätzten 10,5 Millionen wahlberechtigten Bevölkerung für die ersten direkten<br />

Präsidentschaftswahlen im Oktober registrieren lassen, darunter auch 42% Frauen. Auch die 2,6<br />

afghanischen Flüchtlinge in Iran und Pakistan sind wahlberechtigt.


29. August 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

<strong>Ein</strong> Bombenanschlag auf eine US-Sicherheitsfirma in Kabul fordert zehn Todesopfer, darunter drei US-<br />

Bürger.<br />

Ende August 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Von den 100.000 afghanischen Kämpfern sind erst 15.000 entwaffnet worden oder zum Teil als<br />

komplette Milizeinheiten zur neuen Regierungsarmee übergewechselt.<br />

11. September 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Als der afghanische Präsident Hamid Karsai den Gouverneur der Provinz Herat, Ismail Khan, entlässt,<br />

kommt es dort zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Khans Anhängern, afghanischen<br />

Regierungskräften und US-Truppen. Khan weist das Angebot, als Minister ins Kabinett zu wechseln,<br />

zunächst zurück.<br />

16. September 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karsai entgeht knapp einem Anschlag, als eine auf seinen<br />

Hubschrauber im südöstlichen Gardez abgefeuerte Rakete knapp ihr Ziel verfehlt. US-Militärsprecher<br />

Major Mark McCann erklärt, die Rakete sei abgefeuert worden, als der Hubschrauber im Begriff war zu<br />

landen. Karsai kehrt unversehrt nach Kabul zurück. Verletzt wird niemand. Der Präsident habe sich<br />

nicht in unmittelbarer Gefahr befunden, sagte McCann. Karsai wollte der Eröffnung einer Schule in<br />

Gardes beiwohnen.<br />

20. September 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nur wenige Tage nach einem Attentatsversuch auf Präsident Hamid Karsai wird auf dessen<br />

Stellvertreter Scharhrani und mehrere Minister am Montag ein Bombenattentat verübt. Nach<br />

Behördenangaben wird ein Fahrer <strong>von</strong> Vizepräsident Nematullah Schahrani leicht verletzt, als ein<br />

ferngezündeter Sprengsatz im Norden Afghanistans neben einem Auto seines Fahrzeugkonvois<br />

detoniert. Die Regierung in Kabul macht El-Kaida- und Talibankämpfer für den Attentatsversuch<br />

verantwortlich. Die Sicherheitskräfte nehmen einen Verdächtigen fest. Der Anschlag ereignet sich nach<br />

Angaben des Gouverneurs <strong>von</strong> Kundus, Mohammed Omer, rund 230 Kilometer nördlich <strong>von</strong> Kabul.<br />

Demnach war Schahrani mit mehreren Ministern unterwegs, um eine Straße einzuweihen, darunter<br />

dem stellvertretenden Innenminister Mohammed Daud und Wiederaufbauminister Amin Farhang. Den<br />

Angaben zufolge wird ein Auto mit Leibwächtern Schahranis getroffen. <strong>Ein</strong> Sprecher der<br />

Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) bestätigt den Bombenanschlag auf den Konvoi, kann<br />

jedoch zunächst keine Angaben zu den Fahrzeuginsassen machen. Vize-Innenminister Daud sagt, ein<br />

mutmaßlicher Terrorist sei unter Tatverdacht festgenommen worden. <strong>Ein</strong> Sprecher der Taliban sagt der<br />

Nachrichtenagentur AFP, er sei über den Anschlag "nicht informiert", könne einen Taliban-Anschlag<br />

aber auch nicht ausschließen.<br />

30. September 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Deutsche Bundestag stimmt einer Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der NATO-geführten<br />

Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) für weitere zwölf Monate zu. Die<br />

Personalobergrenze der Bundeswehr beträgt 2.250 Soldaten.<br />

9. Oktober 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Iran<br />

Mit den ersten direkten Präsidentschaftswahlen erhält Afghanistan eine demokratisch legitimierte und<br />

souveräne Regierung. Nach Angaben der Vereinten Nationenhaben sich bis zum Ende der<br />

Registrierungsperiode am 19. August trotz der Gewaltakte der Taliban rund 10,6 Millionen und damit<br />

mehr als 100 Prozent der ursprünglich geschätzten 10,5 Millionen wahlberechtigten Bevölkerung<br />

registrieren lassen, darunter auch 42% Frauen. Auch die 2,6 afghanischen Flüchtlinge in Iran und<br />

Pakistan sind wahlberechtigt. Aus den Wahlen geht Interimspräsident Hamid Karzai als deutlicher<br />

Sieger hervor. Bei einer hohen Beteiligung <strong>von</strong> 83,7% und unbeeinträchtigt <strong>von</strong> gewalttätigen<br />

Störungen erhält Karzai 55,4% der gültigen Stimmen, was einen zweiten Wahlgang obsolet macht.


Rund 120.000 in- und ausländische Wahlhelfer sowie 100.000 in- und ausländische Sicherheitskräfte<br />

sind am Wahltag im <strong>Ein</strong>satz. Die früheren Minister, der Tadschike Yunus Qanuni, der Hazara Haji<br />

Mohammed Mohaqiq sowie der usbekische General Rashid Dostum erhalten 16,3, 11,6 und 10,0<br />

Prozent der Stimmen, vierzehn weitere Kandidaten, unter ihnen eine Frau, erhalten weniger als 2%.<br />

Karzai erhält praktisch alle seine Stimmen in den paschtunischen Provinzen, während er bei den<br />

ethnischen Gruppen im Norden und Westen kaum Zustimmung erhält. Direkt nach der Wahl fordern<br />

Qanuni und 13 weitere Kandidaten zunächst eine Annullierung der Wahl wegen zum Teil abwaschbarer<br />

Tintenmarkierungen und Bestechungen. Dies wird <strong>von</strong> einer Wahlkommission der Vereinten Nationen<br />

geprüft.<br />

28. Oktober 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika<br />

Drei ausländische Wahlhelferinnen der Vereinten Nationen werden <strong>von</strong> der Taliban-Splittergruppe<br />

Jaish-al-Muslimeen entführt. Die Gruppe stellt mehrere Ultimaten zur Freilassung <strong>von</strong> Taliban aus US-<br />

Haft.<br />

3. November 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Wahlkommission der Vereinten Nationen gibt nach einer dreiwöchigen Untersuchung aller<br />

Betrugsvorwürfe den Sieg Hamid Karzais bei den Präsidentschaftswahlen am 9. Oktober bekannt. Die<br />

ursprünglich zeitgleich abzuhaltenden Parlaments- und Kommunalwahlen wurden auf das nächste Jahr<br />

verlegt.<br />

18. November 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika<br />

In einem Bericht des UN-Büros für Drogen und Kriminalität (UNODC) ist das Opiumanbaugebiet in<br />

Afghanistan um 64% auf 131.000 ha im Jahr 2003 angestiegen und hat sich auf alle Provinzen des<br />

Landes ausgeweitet. Die <strong>Ein</strong>nahmen aus dem Drogenhandel werden auf 2,8 Milliarden US-Dollar und<br />

damit 60% des Bruttosozialproduktes geschätzt. Zugleich geht der Durchschnittspreis für 1 kg<br />

Frischopium innerhalb eines Jahres <strong>von</strong> 283 auf 92 US-Dollar zurück. Die US-Regierung kündigt<br />

daraufhin an, weitere 780 Millionen US-Dollar für die Bekämpfung des Drogenanbaus zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

23. November 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong><br />

Amerika<br />

Die drei ausländischen Wahlhelferinnen der Vereinten Nationen, die am 28. Oktober <strong>von</strong> der Taliban-<br />

Splittergruppe Jaish-al-Muslimeen entführt wurden, die mehrere Ultimaten zur Freilassung <strong>von</strong> Taliban<br />

aus US-Haft stellte, werden wieder freigelassen, ohne dass die Forderungen der Entführer erfüllt<br />

wurden, nachdem US-Truppen massiv militärisch gegen die mutmaßlichen Entführer vorgegangen sind.<br />

7. Dezember 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Hamid Karzai wird als erster demokratisch gewählter Präsident Afghanistans in Anwesenheit des<br />

„Vaters der Nation“ Zahir Shah und vielen afghanischen und internationalen Würdenträgern feierlich<br />

vereidigt. Anschließend nennt Karzai die Herstellung <strong>von</strong> Sicherheit und die Bekämpfung des<br />

Drogenhandels als wichtigste Prioritäten seiner fünfjährigen Amtszeit.<br />

23. Dezember 2004<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai stellt sein neues Kabinett vor: <strong>Ab</strong>dullah <strong>Ab</strong>dullah und Ali<br />

Ahmad Jalali werden als Außen- und Innenminister bestätigt; der bisherige Verteidigungsminister<br />

Fahim wird hingegen abgelöst, da der frühere Warlord bisher die Entwaffnung seiner tadschikischen<br />

Milizen verweigerte. Unter den drei Frauen im 27köpfigen Kabinett befindet sich auch die unterlegene<br />

Präsidentschaftskandidatin Masood Jalal als neue Frauenministerin. Insgesamt bedeutet die<br />

Regierungsbildung eine Schwächung der Nordallianz, die 2001 wesentlich zum Sturz der Taliban<br />

beitrug. Mit Ausnahme des Außenministeriums sind nun alle Schlüsselressorts mit Paschtunen besetzt.<br />

2005<br />

Islamische Republik Afghanistan


Im Laufe des Jahres 2005 findet eine deutliche Zunahme an Kampfhandlungen und Gewalttaten in<br />

Afghanistan statt. Es sterben 1400 Menschen durch Überfälle, Attentate und Morde. Das Land wird<br />

noch unsicherer.<br />

Januar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

In Zusammenhang mit dem am 29. August des Vorjahres unternommenen Bombenanschlag auf eine<br />

US-Sicherheitsfirma in Kabul, die zehn Todesopfer, darunter drei US-Bürger, forderte, wird ein Richter<br />

des Oberstern Gerichts wegen Unterstützung der Attentäter festgenommen.<br />

4. Januar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Das <strong>von</strong> den UN unterstützte „Afghanistan New Beginnings Programme (ANBP)“ wird <strong>von</strong> der<br />

afghanischen Regierung bestätigt. Danach sollen nun sehr viel mehr Munition und schwere Waffen als<br />

bisher im ganzen Lande eingesammelt werden.<br />

16. Januar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

In einer ersten Etappe einer <strong>von</strong> der afghanischen Regierung initiierten Amnestie für aufgabewillige<br />

Taliban-Kämpfer werden 85 <strong>von</strong> geschätzten 500 afghanischen Talibankämpfern <strong>von</strong> der US-<br />

Militärverwaltung freigelassen.<br />

20. Januar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Selbstmordattentat auf General Dostum in seiner Hochburg Shebergan scheitert. Da seine Milizen<br />

kurz zuvor entwaffnet wurden, verschärft der Vorfall die Ängste zahlreicher Kriegsherren um ihre<br />

Sicherheit nach der Demobilisierung.<br />

Februar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Bei neuen Angriffen der Taliban sterben in der Helmand-Provinz 19 Personen. Zeitgleich gehen US-<br />

Soldaten im westafghanischen Khost und südöstlichen Patkika gegen Taliban-Milizen vor. Hierbei wird<br />

der Taliban-Führer Raz Mohammed getötet.<br />

3. Februar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong>e aus Herat (Afghanistan) kommende Boeing 737 der privaten afghanischen Kam Air kann wegen<br />

eines Schneesturmes nicht wie geplant in Kabul landen. Sie stürzt rund 30 km östlich in den Bergen<br />

ab. Alle 104 Insassen kommen ums Leben.<br />

10. Februar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / North Atlantic Treaty<br />

Organization (NATO) / Französische Republik / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die NATO-Verteidigungsminister erklären bei einem informellen Treffen in Nizza, ISAF prinzipiell auch<br />

auf den Westen des Landes auszudehnen und dort auch die beiden bisher <strong>von</strong> den USA eingerichteten<br />

regionalen Wiederaufbauteams (PRT) in Herat und Farah zu übernehmen. Dieser Beschluss schließt<br />

eine Erweiterung der Truppenpräsenz der NATO in Afghanistan ein. <strong>Ein</strong>e einheitliche<br />

Kommandostruktur <strong>von</strong> ISAF und US-Truppen soll mittelfristig aufgebaut werden und frühestens Mitte<br />

2006 einsatzbereit sein.<br />

13. Februar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Französische Republik / Republik Türkei<br />

Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

Franzosen Jean-Louis Py vom Eurocorps der europäischen NATO-Mitglieder zu dem Türken Ethem<br />

Erdagi.<br />

21. Februar 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der erste afghanische National Human Development Report (NHDR) wird herausgegeben. Titel:<br />

"Security with a Human Face".<br />

22. Februar 2005


Islamische Republik Pakistan / Islamische Republik Afghanistan / Republik Indien<br />

Nach anhaltenden Schneefällen werden bei mehreren Lawinen im pakistanischen und indischen Teils<br />

Kaschmirs sowie Afghanistan mehr als 1000 Menschen getötet.<br />

7. März 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und<br />

Nordirland<br />

<strong>Ein</strong> britischer Entwicklungshelfer, der im Auftrag der Weltbank Opiumbauern beraten hat, wird <strong>von</strong><br />

Taliban in Kabul erschossen. Daraufhin werden die Sicherheitsvorschriften für die rund 2000<br />

ausländischen Entwicklungshelfer im Land verschärft.<br />

15. März 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die afghanische Regierung stellt ihr erstes Budget vor. Die Ausgaben sollen um 17% gegenüber dem<br />

Vorjahr steigen. Etwa die Hälfte der <strong>Ein</strong>nahmen sollen durch Steuern und <strong>Ab</strong>gaben erhoben werden,<br />

die andere Hälfte durch internationale Hilfsorganisationen. Mehr als ein Drittel des Budgets entfällt auf<br />

den Sicherheitssektor.<br />

23. März 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Dr. Habiba Sarabi wird Gouverneurin der afghanischen Provinz Bamiyan und damit die erste Frau auf<br />

einem solchen Posten. Sie gehört zu dem Minderheitenvolk der Hazara und ist Hämatologin. Die Zeit<br />

der Islamisierung Afghanistans verbrachte sie mit ihren Kindern im Exil in Peshawar in Pakistan. Von<br />

Juli 2002 bis Dezember 2004 leitete sie das Frauenministerium <strong>von</strong> Afghanistan.<br />

24. März 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat verlängert mit Resolution 1589 das Mandat der internationalen Sicherheitstruppe<br />

um weitere 12 Monate.<br />

29. März 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Schwere Regenfälle führen zu Überschwemmungen im Westen und Südwesten Afghanistans. Die rund<br />

1000 Jahre alte Band-e-Sultan-Talsperre erleidet einen Dammbruch, bei dem mindestens sechs,<br />

vielleicht auch acht Menschen ums Leben kommen. Die Flutwelle reicht bis in die 30 km südlicher<br />

gelegene Stadt Ghazni. Mehrere Tausend Hektar stehen unter Wasser. 70 Häuser werden zerstört,<br />

ebenso die Poli-Borje-Barq-Brücke in Ghazni und zwei weitere kleinere Brücken oberhalb der Stadt.<br />

31. März 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Die Arbeit der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wird auf Herat<br />

ausgeweitet.<br />

April 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

In einer zweiten Etappe einer <strong>von</strong> der afghanischen Regierung initiierten Amnestie für aufgabewillige<br />

Taliban-Kämpfer werden 17 in Guantánamo inhaftierte afghanische Talibankämpfer <strong>von</strong> der US-<br />

Militärverwaltung freigelassen. Es wird nun auch mit der Entwaffnung der illegalen Milizionäre<br />

begonnen, <strong>von</strong> denen bis zu 120.000 Personen in 1800 Gruppen organisiert sein sollen.<br />

18. April 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Trotz zahlreicher Proteste <strong>von</strong> Menschenrechtsorganisationen wird der usbekische Warlord <strong>Ab</strong>dul<br />

Rashid Dostum zum Stabschef der Armee ernannt.<br />

19. April 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

<strong>Ein</strong>e neue US-afghanische Offensive gegen Taliban-Kämpfer in den südlichen Provinzen Sabul und<br />

Kandahar beginnt, bei der mehr als 64 Rebellen und 10 afghanische Sicherheitskräfte getötet werden.<br />

20. April 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan


<strong>Ein</strong>e 29jährige Frau wird im äußersten Nordosten Afghanistan wegen des Vorwurfs des Ehebruchs<br />

öffentlich zu Tode gesteinigt. An der Tat sind auch Vertreter der lokalen Behörden beteiligt.<br />

29. April 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Herat kommt es zu Demonstrationen für die Rückkehr des <strong>von</strong> Präsident Hamid Karzai abgesetzten<br />

Provinzgouverneurs Ismail Khan.<br />

30. April 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die gestern in Herat begonnenen Demonstrationen für die Rückkehr des <strong>von</strong> Präsident Hamid Karzai<br />

abgesetzten Provinzgouverneurs Ismail Khan ins Amt führen zu blutigen Zusammenstößen zwischen<br />

der dortigen Polizei und der Armee.<br />

Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Regierungsbehörden Afghanistans zerstören nach eigenen Angaben über 100 Heroinlabors und<br />

beschlagnahmen 150 Tonnen Opium im Land.<br />

1. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

In einer dritten Etappe einer <strong>von</strong> der afghanischen Regierung initiierten Amnestie für aufgabewillige<br />

Taliban-Kämpfer werden weitere 80 in Afghanistan inhaftierte afghanische Talibankämpfer <strong>von</strong> der US-<br />

Militärverwaltung freigelassen.<br />

2. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

In Baghlan werden drei Frauen unter dem Vorwand ermordet, sie hätten für ausländische<br />

Organisationen gearbeitet.<br />

7. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Selbstmordattentat auf ein Internetcafé in Kabul fordert drei Tote und 6 Verletzte.<br />

10. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Europäische Union (EU)<br />

Vor dem Europäischen Parlament in Straßburg bittet der afghanische Präsident Hamid Karzai um mehr<br />

Engagement der Europäer in seinem Land.<br />

11. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Beginn <strong>von</strong> anti-amerikanischen Protesten im Gefolge einer umstrittenen Newsweek-Berichterstattung<br />

über Entweihungen des Korans im US-Gefangenenlager in Guantánamo<br />

12. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die gestern in Afghanistan begonnenen anti-amerikanischen Proteste gegen eine umstrittene<br />

Newsweek-Berichterstattung über Entweihungen des Korans im US-Gefangenenlager in Guantánamo<br />

werden fortgesetzt.<br />

13. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die am 11. Mai in Afghanistan begonnenen anti-amerikanischen Proteste gegen eine umstrittene<br />

Newsweek-Berichterstattung über Entweihungen des Korans im US-Gefangenenlager in Guantánamo<br />

werden fortgesetzt und nehmen an Schärfe zu.<br />

14. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die am 11. Mai in Afghanistan begonnenen anti-amerikanischen mittlerweile blutigen Proteste gegen<br />

eine umstrittene Newsweek-Berichterstattung über Entweihungen des Korans im US-Gefangenenlager<br />

in Guantánamo werden fortgesetzt.<br />

15. Mai 2005


Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die am 11. Mai in Afghanistan begonnenen anti-amerikanischen mittlerweile blutigen Proteste gegen<br />

eine umstrittene Newsweek-Berichterstattung über Entweihungen des Korans im US-Gefangenenlager<br />

in Guantánamo werden fortgesetzt.<br />

16. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die am 11. Mai in Afghanistan begonnenen anti-amerikanischen mittlerweile blutigen Proteste gegen<br />

eine umstrittene Newsweek-Berichterstattung über Entweihungen des Korans im US-Gefangenenlager<br />

in Guantánamo werden fortgesetzt.<br />

17. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Italienische<br />

Republik<br />

Die am 11. Mai in Afghanistan begonnenen anti-amerikanischen mittlerweile blutigen Proteste gegen<br />

eine umstrittene Newsweek-Berichterstattung über Entweihungen des Korans im US-Gefangenenlager<br />

in Guantánamo werden fortgesetzt. <strong>Ein</strong>e italienische Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Care wird in<br />

Kabul entführt.<br />

18. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die am 11. Mai in Afghanistan begonnenen anti-amerikanischen mittlerweile blutigen Proteste gegen<br />

eine umstrittene Newsweek-Berichterstattung über Entweihungen des Korans im US-Gefangenenlager<br />

in Guantánamo werden beendet. Es sind 20 Tote und über 100 Verletzte zu beklagen. Viele staatliche<br />

und ausländische <strong>Ein</strong>richtungen wurden zerstört.<br />

20. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

90 NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) verpflichten sich in Kabul auf einen Verhaltenskodex.<br />

23. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die USA und Afghanistan unterzeichnen eine Erklärung über die strategische Partnerschaft zwischen<br />

beiden Ländern. Darin bekennen sich die USA zu fortgesetzter Hilfe bei politischen und wirtschaftlichen<br />

Reformen sowie dem Aufbau des Sicherheitssektors. Afghanistan erlaubt den USA im Gegenzug<br />

weiterhin die Benutzung der Luftwaffenbasis Bagram und weiterer Stützpunkte.<br />

29. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Sprecher des den Taliban kritisch gegenüberstehenden Rates islamischer Gelehrter Mawlawi Fayaz<br />

wird in Kandahar getötet. Er hatte vorige Woche bei einem Treffen <strong>von</strong> 500 Geistlichen die Taliban<br />

scharf kritisiert.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

<strong>Ein</strong> US-Militärkonvoi verursacht in Kabul einen schweren Verkehrsunfall, bei dem mehrere Personen<br />

sterben. Daraufhin werden die amerikanischen Soldaten mit Steinen attackiert. Der Vorfall löst<br />

Unruhen und Plünderungen in mehreren Stadtvierteln der Hauptstadt aus; ein Demonstrationsmarsch<br />

zum Parlament, der sich sowohl gegen die USA als auch gegen den afghanischen Präsidenten Hamid<br />

Karsai richtet, wird <strong>von</strong> Sicherheitskräften verhindert.<br />

30. Mai 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Welt<br />

<strong>Ein</strong> <strong>von</strong> Amnesty International veröffentlichter Bericht beklagt die andauernden Verletzungen <strong>von</strong><br />

Frauenrechten in Afghanistan. Unter Berufung auf Tradition und Religion würden Frauenrechte<br />

systematisch ignoriert.<br />

1. Juni 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

<strong>Ein</strong> Selbstmordattentat auf die Teilnehmer der Trauerveranstaltung für den vor drei Tagen getöteten<br />

islamischen Geistlichen Mawlawi Fayaz in Kandahar fordert 21 Todesopfer, darunter auch den<br />

Polizeichef Kabuls, Mohammed Akram, und 52 Verletzte.<br />

9. Juni 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Italienische Republik


Die am 17. Mai in Kabul entführte italienische Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Care wird wieder<br />

freigelassen.<br />

11. Juni 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Bei den schwersten Kämpfen des Jahres sterben in den südlichen Provinzen Zabul, Helmand, Kandahar<br />

und Uruzgan nach Regierungsangaben mehrere hundert Rebellen wie auch zahlreiche Zivilisten sowohl<br />

durch Angriffe der Rebellen als auch durch Luftschläge der USA.<br />

25. Juni 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Bei einer Munitionsexplosion zweier mit Munition beladener Lastwagen in Rustaq, etwa 120 Kilometer<br />

nordöstlich <strong>von</strong> Kunduz, werden zwei Bundeswehrsoldaten getötet und drei weitere sowie mehrere<br />

Afghanen verletzt. Nach Angaben der Bundeswehr handelt es sich um einen Unfall.<br />

28. Juni 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Bei Kämpfen in Afghanistan nahe der pakistanischen Grenze wird ein US-Helikopter abgeschossen; alle<br />

16 Soldaten an Bord kommen ums Leben. Drei <strong>von</strong> vier Soldaten eines Erkundungstrupps, nach denen<br />

der Hubschrauber gesucht hat, bleiben vermisst. Seit Beginn der Operation „Enduring Freedom“ Ende<br />

2001 haben damit in Afghanistan insgesamt über 160 amerikanische Soldaten den Tod gefunden.<br />

Ende Juni 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Japan<br />

Bis Ende Juni haben im Rahmen des <strong>von</strong> Japan finanzierten Programms zur Entwaffnung <strong>von</strong><br />

afghanischen Milizen und Privatarmeen 61.500 <strong>von</strong> 100.000 regulären, das heißt offiziell registrierten<br />

Milizionären ihre Waffen abgegeben.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Den Angaben des veröffentlichten UNODOC-Jahresberichtes zufolge liefert Afghanistan rund 87% des<br />

weitweiten Heroin-Bedarfs.<br />

Juli 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Angesichts des Scheiterns der bisherigen Antidrogenpolitik , die auf Erntevernichtung und Appelle an<br />

die afghanischen Bauern setzt, plädiert das renomierte Senlis Council (ein internationaler „Think Tank“,<br />

der sich auf Konfliktzonen wie Afghanistan, Irak und Somalia konzentriert), dafür, den Opiumanbau in<br />

Afghanistan wieder zu legalisieren und damit den weltweiten Bedarf an medizinischen Opiaten zu<br />

decken und den illegalen Handel auszutrocknen.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan.<br />

Bei einem Luftangriff der USA auf die Provinz Knuar kommen 17 Bewohner eines Dorfes ums Leben.<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai fordert die USA öffentlich zum Wechsel ihrer Stategie auf. Es<br />

besteht kein Anlass mehr für groß angelegte militärische Operationen, insbesondere für Luftangriffe.<br />

Der Kampf gegen den Terrorismus solle sich <strong>von</strong> nun an in erster Lilnie gegen die Ausbildungslager,<br />

Nachschubwege und Finanzquellen der Taliban in Pakistan richten. Drei weitere Vorfälle verstärken die<br />

anti-amerikanische Stimmung in der Bevölkerung, darunter die angeblich in provokativer <strong>Ab</strong>sicht<br />

erfolgte Verbrennung zweier toter Taliban-Kämpfer, die als Leichenschändung wahrgenommen wird.<br />

<strong>Ein</strong>e vom US-amerikanischen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld angeordnete Untersuchung des<br />

Vorgangs endet mit einem Tadel für die vier beteiligten Soldaten wegen „mangelnder kultureller und<br />

religiöser Sensibilität“. Ihnen wird allerdings zugute gehalten, dass sie sich aus hygienischen Gründen<br />

zur Verbrennung der Toten entschlossen hätten.<br />

7. Juli 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Der Entwaffnungs- und Demobilisierungs-Teil des DDR-Programms (Disarmament, Demobilisation and<br />

Reintegration) wird feierlich und abgeblich erfolgreich abschlossen.<br />

30. Juli 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Brigadegeneral Bernd Kiesheyer wird erster Regional Area Coordinator (RAC) für den Norden<br />

Afghanistans. Hauptaufgabe des RAC, der zunächst in Kunduz seinen Sitz hat, ist die Koordination der


zivil-militärischen Aktivitäten (CIMIC) der zugeordneten Regionalen Wiederaufbauteams („Provincial<br />

Reconstruction Team“ (PRT)). Damit trägt Deutschland die Verantwortung für die Koordination des<br />

Wiederaufbaus im gesamten Norden Afghanistans.<br />

5. August 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Republik<br />

Türkei / Italienische Republik<br />

Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

Türken Ethem Erdagi zu dem Italiener Mauro Del Vecchio.<br />

16. August 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Königreich<br />

Spanien<br />

Beim <strong>Ab</strong>sturz eines Militärhubschraubers der ISAF-Schutztruppe in Afghanistan sterben 17 spanische<br />

Soldaten. Der Hubschrauber zerschellt am Morgen in der Nähe <strong>von</strong> Herat während einer Übung. <strong>Ein</strong><br />

weiterer Hubschrauber muss in der Nähe notlanden, es gibt fünf Verletzte. Die genaue<br />

Unglücksursache bleibt unbekannt.<br />

29. August 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Indien<br />

Am Ende des zweitägigen indisch-afghanischen Gipfeltreffens – dem ersten seit 1976 – sichert der<br />

indische Premierminister Manmohan Singh Afghanistan weitere finanzielle Unterstützung zu.<br />

September 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

<strong>Ein</strong> US-amerikanischer Offizier und zwei Soldaten der US Military Police in Afghanistan werden in den<br />

USA angeklagt, weil sie für Misshandlungen im Militärgefängnis <strong>von</strong> Bagram verantwortlich waren, bei<br />

denen zwei afghanische Häftlinge starben.<br />

13. September 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Das Mandat der Internationalen Sicherheitsbeistandstruppe in Afghanistan (ISAF) wird erneut um<br />

sechs Monate verlängert.<br />

18. September 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Europäische Union (EU)<br />

Die im Vorjahr vertagten Wahlen zur Volkskammer Afghanistans (Wolesi Jirga) und zu den 34<br />

Provinzparlamenten finden statt. Sieben Kandidaten werden ermordet, 19 Wahllokale werden<br />

angegriffen und einige wegen Bombendrohungen gar nicht erst geöffnet. Nur 54 Prozent der 12,4<br />

Millionen registrierten Wähler beteiligen sich an der Wahl (bei der Präsidentschaftswahl im Oktober<br />

2004 waren es noch 83,7 Prozent). In Kabul, wo ein Raketenangriff stattfindet, beteiligen sich nur etwa<br />

36 Prozent. Um eine ordnungsgemäße Wahl zu sichern, wird diese <strong>von</strong> mehr als 800 internationalen<br />

und 8000 afghanischen Beobachtern überwacht. In Kabul sind lediglich 29 Prozent der<br />

Wahlberechtigten Frauen, in den Provinzen Helmand und Uruzgan sogar weniger als 15 Prozent. In<br />

Faryab dagegen sind 52,2 Prozent Der Wahlberechtigten weiblichen Geschlechts.<br />

27. September 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Innenminister Ali Ahmad Jalali tritt nach seiner Kritik, dass hohe Regierungsbeamte in<br />

den Drogenanbau verstrickt seien, zurück.<br />

28. September 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Bundestag beschließt mit 535 zu 14 Stimmen, das ISAF-Mandat um ein weiteres Jahr zu<br />

verlängern. Die Personalobergrenze der Bundeswehr wird <strong>von</strong> 2.250 auf 3.000 Soldaten erhöht. Ferner<br />

können deutsche ISAF-Soldaten ab jetzt nicht nur in der Nordregion und Kabul, sondern bei Bedarf<br />

auch in anderen Landesteilen Afghanistans eingesetzt werden, allerdings nur zeitlich und im<br />

Personalumfang begrenzt.<br />

Oktober 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)


Ali Mohakik Nasab, Herausgeber einer Frauenzeitschrift, wird in Kabul wegen Veröffentlichung<br />

antiislamischer Artikel zu zwei Jahren Haft verurteilt. Sein Magazin „Hakuk-i-san“ („Frauenrechte“)<br />

verbreitete die meinung, dass die <strong>Ab</strong>kehr vom Islam kein Verbrechen sei, das mit dem Tod bestraft<br />

werden solle. Außerdem kritisierte die Zeitschrift die Praxis, Ehebruch mit 100 Peitschenhieben zu<br />

bestrafen. Sie forderte, Männer und Frauen vor dem islamischen Recht als gleichberechtigt zu<br />

betrachten. Bei dem Prozess spricht sich der Ulama-Rat, die geistliche Instanz in Afghanistan, für die<br />

Verurteiung Mohakiks aus. Das Komitee zum Schutz <strong>von</strong> Journalisten verlangt in New York die<br />

sofortige Freilassung Mohakiks.<br />

8. Oktober 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Republik Indien<br />

In Südasien ereignet sich ein Erdbeben der Stärke 7,7 mit dem Zentrum in Kaschmir. Die<br />

Naturkatastrophe richtet Zerstörungen <strong>von</strong> Nordindien über Islamabad (Pakistan) bis ins nordöstliche<br />

Afghanistan an. Etwa 86.000 Todesopfer werden ermittelt. Zahlreiche Nachbeben lösen immer wieder<br />

Panik in der Bevölkerung aus.<br />

15. Oktober 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Königreich der Niederlande<br />

Zwei ehemalige Angehörige des afghanischen Geheimdienstes KHAD während der kommunistischen<br />

Zeit wurden im Haag wegen Kriegsverbrechen zu 12 und 9 Jahren Haft verurteilt.<br />

3. November 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Symbolisch wird der Schlüssel für das neue Feldlager in Mazar-e Sharif an das Deutsche ISAF-<br />

<strong>Ein</strong>satzkontingent übergeben. Auf dem Gebiet entsteht das neue Hauptquartier des RAC North.<br />

8. November 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Das alte Kabul-Hotel unter dem Namen "Serena Hotel" vom Aga Khan wiedereröffnet.<br />

12. November 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Auf einer Nationalen Versöhnungskonferenz, an der auch der frühere Außenminister der Taliban, Wakil<br />

Ahmad Mutawakkil, teilnimmt, ruft der afghanische Präsident Hamid Karzai Kämpfer und<br />

Kommandanten der militanten islamischen Verbände dazu auf, auf die Amnestiegebote einzugehen und<br />

am Wiederaufbau des Landes teilzunehmen.<br />

13. November 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Indien / Islamische Republik Bangladesh /<br />

Nepal / Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka / Königreich Bhutan / Republik<br />

Malediven<br />

Afghanistan wird 8. Mitgliedsland der South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC), der<br />

Indien, Pakistan, Bangladesh, Nepal, Sri Lanka, Bhutan und die Malediven angehören.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / Europäische Union (EU)<br />

Nach den am 18. September durchgeführten Wahlen zur Volkskammer Afghanistans (Wolesi Jirga) und<br />

zu den 34 Provinzparlamenten wurden Manipulationsvorwürfe erhoben, die vom Joint Electoral<br />

Management Body (JEMB) zurückgewiesen wurden. Es räumt jedoch Unregelmäßigkeiten in etwa 4<br />

Prozent der 26.000 Wahllokale ein. Beobachter der EU sprechen jedoch <strong>von</strong> Wahlbetrug und der<br />

<strong>Ein</strong>schüchterung <strong>von</strong> Wählern in einigen Provinzen. In den 34 Wahlkreisen, die den Grenzen der<br />

Provinzen entsprechen, bewarben sich insgesamt 2700 Kandidaten, darunter 328 Frauen, um eines der<br />

249 Mandate in der Volkskammer Afghanistans (Wolesi Jirga). Zur Wahl traten auch 207 Milizenführer<br />

an, obwohl dies im Wahlgesetz untersagt ist. Ausgeschlossen werden lediglich 32 Kandidaten. In 13<br />

Provinzen schaffen es 15 Kandidatinnen einen Sitz zu gewinnen. Selbst in besonders konservativen<br />

Provinzen gelingt es Frauen, die durch das <strong>von</strong> Präsident Hamid Karzai gegen den Rat der Vereiniten<br />

Nationen (UN) durchgesetzte Persönlichkeitswahlrecht profitieren, in das Parlament gewählt zu werden.<br />

So erringt die Frauenrechtlerin Malalai Joya in der Provinz Farah den zweiten Platz. Joya war zuvor<br />

durch ihr mutiges Auftreten in der Verfassungsgebenden Versammlung „Loya Jirga“ bekannt geworden,<br />

als sie die dort anwesenden Kriegsherren als Kriegsverbrecher bezeichnete und deren Bestrafung<br />

gefordert hatte. Die Fitness-Trainigerin und Frauenrechtlerin Fauzia Gailani, die aus einer prominenten<br />

und angesehenen Familie stammt, belegt in Herat sogar den ersten Platz. In Kabul gelingt es dem<br />

früheren Minister und Präsidentschaftskandidaten Yunus Qanuni, dem ehemaligen Präsidenten<br />

Afghanistans Burhanuddin Rabbani, dem Mujaheddin <strong>Ab</strong>dul Rasul Sayyaf und einem Bruder des


Präsidenten Karzai, ein Mandat zu erringen. In der Provinz Nangarhar siegt der Warlord und frühere<br />

Polizeichef Hazrat Ali. Aus dem heute veröffentlichten Wahlergebnis lässt sich aufgrund der<br />

Nichtzulassung <strong>von</strong> Parteien keine klare Situation ablesen. Vertreten sind eine große Anzahl <strong>von</strong><br />

Mujaheddin, die aber keinen einheitlichen Block bilden. 68 Frauen entsprechen der Quotenregelung<br />

und zahlreiche kaum bekannte <strong>Ab</strong>geordnete vervollständigen das Bild.<br />

14. November 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

In Kabul wird ein Sprengstoffanschlag auf ein deutsches Fahrzeug der internationalen Schutztruppe<br />

ISAF verübt. <strong>Ein</strong> Soldat wird getötet, zwei weitere werden zum Teil schwer verletzt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Die NATO beschließt, ihren Operationsbereich auf Südafghanistan auszuweiten.<br />

16. November 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Europäische Union (EU)<br />

Zwischen der EU und Afghanistan wird ein neuer Partnerschaftsvertrag bezüglich guter<br />

Regierungsführung, Menschenrechte und Anti-Drogenkampf geschlossen.<br />

28. November 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Provinzparlamente Afghanistans bestimmen 34 Oberhausmitglieder. Bis Distrikträte geschaffen<br />

sind, denen die Ernennen eines weiteren Drittels nach den bereits <strong>von</strong> Präsident ernannten 34<br />

Mitglieder, <strong>von</strong> denen 17 Frauen sind, zusteht, werden nur die Hälfte der <strong>von</strong> Präsident Karzai<br />

ernannten Mitglieder an den Sitzungen teilnehmen, sodass das zahlenmäßge Übergewicht der regional<br />

gewählten <strong>Ab</strong>geordneten gewahrt bleibt.<br />

8. Dezember 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland / Königreich der Niederlande / Kanada /<br />

Französiche Republik / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die NATO-Außenminister beschließen die Entsendung weiterer 6000 Soldaten in den Süden<br />

Afghanistans, vor allem Briten, Niederländer und Kanadier, und eine Ausweitung des ISAF-Mandats auf<br />

weitere sechs Provinzen im Süden Afghanistans: Farah, helmand, kandahar, Nimroz, Uruzgan und<br />

Zabul). Diese Maßnahme soll bis zum kommenden Sommer verwirklicht sein. Damit wäre die ISAF mit<br />

Ausnahme des Ostens in ganz Afghanistan präsent. Schwerpunkt der ISAF-Mission bleibt die<br />

Herstellung sicherer Bedingungen für den weiteren demokratischen Aufbau Afghanistans. Die<br />

<strong>Ein</strong>satzregeln der ISAF-Soldaten wird der Sicherheitslage nunmehr angepasst: Die internationalen<br />

<strong>Ein</strong>heiten dürfen sich angemessen verteidigen und als anti-terroristische Maßnahme Aufstände gegen<br />

demokratische Institutionen wirkungsvoll bekämpfen. Offensive Operationen („Counter Terrorism“)<br />

bleiben aber den US-geführten Combined Forces im Rahmen der Operation Enduring Freedom<br />

vorbehalten. Da sich insbesondere Frankreich und Deutschland der <strong>von</strong> den USA gewünsdhten<br />

stärkeren Integratin beider Missionen widersetzen, einigt man sich schließlich darauf, dass der ISAF-<br />

Oberkommandeur einen US-amerikanischen Stellvertreter erhalten soll, der zugleich für die<br />

Kampfeinsätze der Combined Forces verantwortlich ist. Die Ausweitung des ISAF-Mandates macht eine<br />

Änderung der Kommandostruktur nötig: Als neue Leitungsebene werden vier Regionalkommandos<br />

eingerichtet:<br />

� Mazar-i-Sharif im Norden<br />

� Herat im Westen<br />

� Kandahar im Süden<br />

� Kabul<br />

9. Dezember 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Vorsitzende der afghanischen Friedens- und Versöhnungskommission Afghanistans bietet den<br />

Führern <strong>von</strong> Taliban und der Mujaheddingruppe Hisb-e Islami, Mullah Mohammed Omar und Gulbuddin<br />

Hekmatyar, die Rückkehr nach Afghanistan an und stellt ihre Amnestierung in Aussicht. Beide weisen<br />

dieses Angebot zurück und erklären stattdessen ihre Solidarität mit dem Terrornetzwerk al-Qaida.<br />

10. Dezember 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai ernennt 34 Mitglieder der Zweiten Parlamentskammer<br />

„Meschrano Jirga“, darunter 17 Frauen. Zu den Ernannten gehören der frühere Interimspräsident


Sibghatullah Mujaddidi und Maulwi Arsala Rahmani, der unter den Taliban stellvertretende Minister für<br />

religiöse Angelegnheiten gewesen ist.<br />

12. Dezember 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nach der Rückweisung der Amnestierung der Führer <strong>von</strong> Taliban und der Mujaheddingruppe Hisb-e<br />

Islami, Mullah Mohammed Omar und Gulbuddin Hekmatyar, veranschiedet Afghanistan einen<br />

Aktionsplan für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit. Bis Ende 2007 soll eine Kommission<br />

Vorschläge zur Ahndung der zwischen 1979 und 2001 begangenen Kriegsverbrechen vorlegen.<br />

19. Dezember 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

� Die erste Parlamentssitzung in Afghanistan seit 1973 wird feierlich durch den ehemaligen König<br />

und jetzigen „Baba-e Melli“ („Vater der Nation“) Zahir Shah in Anwesenheit des US-<br />

Vizepräsidenten Dick Cheney eröffnet. Damit ist der "Bonn-Prozess" abschlossen, nämlich der<br />

Fahrplan zur Errichtung eines demokratischen Staates, der auf dem Petersberg bei Bonn im<br />

Dezember 2001 beschossen wurde. Präsident Hamid Karzai ruft in seiner Eröffnungsrede zur<br />

„nationalen Versöhnung“ auf.<br />

� Obwohl für Frauen ein Viertel der Parlamentssitze reserviert ist, wird diese Quote mit 68 Sitzen<br />

durch die Wahlen übertroffen.<br />

� Infolge der Ausweitung der ISAF in Afghanistan erlauben sich die USA die Reduzierung ihrer<br />

Truppen afu 16.000 Mann.<br />

20. Dezember 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der frühere Interimspräsident Afghanistans, Sibghatullah Mujaddidi, wird zum Präsidenten des<br />

Oberhauses „Meschrano Jirga“, der so genannten „zweiten Kammer“, gewählt.<br />

21. Dezember 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Yunus Qanuni wird zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt, nachdem der <strong>von</strong> Präsident<br />

Hamid Karzai unterstützte Paschtune <strong>Ab</strong>dul Rasul Sayyaf diesem mit 117 zu 122 Stimmen knapp<br />

unterlag.<br />

23. Dezember 2005<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) genehmigt den ersten Teil eines 105-Millionen-US-Dollar-<br />

Programms zur Reform des afghanischen Steuer- und Verwaltungswesens.<br />

Januar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Die afghanische Regierung beschließt einen Fünfjahresplan zur Entwicklung der Wirtschaft. Er<br />

sieht vor, die Zahl der Menschen, die mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen<br />

müssen, um drei Prozent jährlich zu verringern. Bis 2010 sollen etwa 25 Prozent aller Haushalte<br />

auf dem Land und 65 Prozent in den Städten an die Stromversorgung angeschlossen sein.<br />

Außerdem sollen Kinder- und Müttersterblichkeit gesenkt werden.<br />

� In Kalat enthaupten Taliban einen Lehrer. Als Grund für dessen Ermordung wird seine Tätigkeit<br />

an einer Schule angegeben, in der Jungen und Mädchen unterrichtet werden. Der<br />

Erziehungsminister der Provinz Sabzl, Nabi Chuschal, wirft den Taliban vor, Bildung für Mädchen<br />

und Frauen verhindern zu wollen. Von den etwa 170 Schulen in Sabul mussten im Vorjahr etwa<br />

100 wegen der angespannten Sicherheitslage geschlossen werden. Von den etwa 35.000<br />

Schülern sind nur 2700 Mädchen.<br />

5. Januar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Republik Irak<br />

Der US-amerikanische Botschafter Ronald Neumann entgeht in Tirin Kot nur knapp einem<br />

Selbstmordattentat. Westliche Nachrichtendienste sprechen <strong>von</strong> einer Übernahme der Strategien des<br />

terroristischen Untergrunds im Irak und <strong>von</strong> engen Verbindungen der Taliban dorthin.<br />

26. Januar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Islamische<br />

Republik Pakistan.


Der US-amerikanische Leiter des militärischen Geheimdienstes erklärt vor dem US-Senat, dass sich die<br />

Zahl der Bombenattentate in Afghanistan im Jahre 2005 gegenüber dem Jahr 2004 verdoppelt und die<br />

Zahl der Selbstmordattentate im gleichen Zeitraum vervierfacht haben. Er räumt ein, dass die Taliban<br />

weiterhin eine schlagkräftige und bislang nicht zu schwächende Bedrohung seien. Im Jahre 2005<br />

starben bei Anschlägen rund 1500 Menschen, darunter 60 US-amerikanische Soldaten. Die Taliban-<br />

Milizen seien in der Lage, sich fast ungehindert über die Grenze nach Pakistan zurückzuziehen, was zu<br />

heftiger Kritik des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai an der Regierung in Islamabad führt, die er<br />

der Komplizenschaft mit den Taliban verdächtigt.<br />

27. Januar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Das Kommando über das „Provincial Reconstruction Team“ (PRT) Kunduz wird <strong>von</strong> Oberst Bernd-Otto<br />

Iben an Oberst Hans Werner Patzki übergeben.<br />

1. Februar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland / Bundesrepublik Deutschland / Königreich<br />

Saudi-Arabien / Russische Föderation / Vereinte Nationen (USA)<br />

Auf der seit gestern tagenden internationalen Afghanistan-Konferenz in London werden 10,5 Milliarden<br />

Dollar Wiederaufbauhilfe für die nächsten fünf Jahre bewilligt. Die größten nationalen Geber sind die<br />

USA (4 Mrd. US-Dollar), Großbritannien (855 Millionen US-Dollar) und Deutschland (480 Millionen US-<br />

Dollar); Saudi-Arabien trägt 153 Millionen US-Dollar bei. Russland, der größte Gläubiger des Landes,<br />

beschließt, seine Kreditforderungen <strong>von</strong> 10 Mrd. US-Dollar über das Programm <strong>von</strong> Weltbank und IMF<br />

für hoch verschuldete Staaten abzuwickeln, was zu einem völligen Schuldenerlass führen könnte.<br />

Daraufhin beschließt die Bundesregierung, Afghanistan rund 36 Millionen Euro Schulden zu erlassen<br />

und honoriert damit die Fortschritte der afghanischen Regierung bei der Stabilisierung des Landes. Die<br />

USA wollen 108 Millionen US-Dollar Schulden erlassen. Afghanistan verspricht, die frei werdenden<br />

Mittel für die Armutsbekämpfung zu verwenden.<br />

3. Februar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Königreich der Niederlande<br />

In den Niederlanden, deren Soldaten in der südlichen Unruheprovinz Uruzgan stationiert werden sollen,<br />

wird gegen starken Widerstand in Regierung und Parlament beschlossen, ihr Kontingent auf 1400 Mann<br />

aufzustocken.<br />

6. Februar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Libanesische Republik<br />

Bei den weltweiten Protesten aufgebrachter Muslime gegen die Veröffentlichung der Mohammed-<br />

Karikaturen in europäischen Zeitungen kommen vier Menschen in Afghanistan und im Libanon ums<br />

Leben.<br />

23. Februar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Während bis heute viele berüchtigte Mujaheddin unbehelligt blieben, demonstriert die afghanische<br />

Justiz nun Härte im Umgang mit früheren Kommunisten: Asadullah Sarwari, 1978 Chef des<br />

Geheimdienstes, wird zum Tode verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, Ende der 1970er Jahre die<br />

Ermordung zahlreicher Mujaheddin angeordnet zu haben. Amnesty International und Human Rights<br />

Watch sprechen <strong>von</strong> gravierenden Mängeln des Verfahrens gegen Sarwari, dessen Prozess erst 13<br />

Jahre nach seiner Verhaftung eröffnet wurde.<br />

24. Februar 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Das Kommando über das „Provincial Reconstruction Team“ (PRT) Feyzabad wird <strong>von</strong> Oberst Peter<br />

Baierl an Oberst Bernd Schütt übergeben.<br />

Erste Hälfte März 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vatikan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der zum Christentum konvertierte Afghane <strong>Ab</strong>dul Rahmen wird in Kabul verhaftet und wegen Apostasie<br />

angeklagt, was nach afghanischem Recht mit der Todesstrafe bedroht wird. Papst Benedikt XVI., US-


Präsident George W. Bush und Bundeskanzlerin Angela Merkel setzen sich für Rahmans Freilassung<br />

ein.<br />

22. März 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai stellt dem Parlament sein neues Kabinett vor. Zarar Ahmad<br />

Moqbel löst Innenminister Ali Ahmad Jalali ab, der die Verstrickung hoher Regierugnsbeamter in den<br />

Drogenanbau kritisierte und am 27. September des Vorjahres zurücktrat. Insgesamt nimmt das<br />

Gewicht der Paschtunen im Kabinett weiter zu. Außenminister <strong>Ab</strong>dullah <strong>Ab</strong>dullah, ein prominenter<br />

Tadschike, wird durch Karzais außenpolitischen Berater Rangin Dadfar Spanta abgelöst, der mehr als<br />

20 Jahre lang in Deutschland lebte und dort bei den Grünen politisch aktiv war. Etwa die Hälfte der<br />

Minister lebte längere Zeit im Exil und studierte an westlichen Universitäten. Mit Ismail Khan gehört<br />

dem neuen Kabinett nur noch ein prominenter Islamist an. Die Volkskammer, die jedes<br />

Kabinettsmitglied einzeln bestätigen muss, lehnt fünf der vorgeschlagenen 25 Minister ab, darunter die<br />

Kandidatin für das Amt der Frauenministerin, Suraja Rahim Sabarnag.<br />

28. März 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vatikan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Angesichts des starken politischen Druckes seitens des Papstes Benedikt XVI., des US-Präsidenten<br />

George W. Bush und der Bundeskanzlerin Angela Merkels, die sich für die Freilassung des seit kurzem<br />

inhaftierten afghanischen Konvertiten <strong>Ab</strong>dul Rahmans einsetzen, der wegen Apostasie angeklagt ist<br />

und dem die Todesstrafe droht, lässt die afghanische Staatsanwaltschaft die Anklage gegen Rahman<br />

wegen angeblicher Unzurechnungsfähigkeit fallen.<br />

29. März 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Italienische Republik<br />

<strong>Ein</strong>en Tag nach der Freilassung des afghanischen Konvertiten <strong>Ab</strong>dul Rahman wird dieser heimlich nach<br />

Italien ausgeflogen, wo ihm politisches Asyl gewährt wird.<br />

Frühjahr 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Frühjahr nimmt der Bürgerkrieg in den südlichen Provinzen Helmand, Uruzgan und Kandahar<br />

wieder zu.<br />

April 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Das Parlament Afghanistans versagt fünf Kandidaten für Ministerämter die notwendige Zustimmung.<br />

10. April 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Brigadegeneral Markus Kneip übernimmt das Kommando als RAC North <strong>von</strong> Brigadegeneral Bernd<br />

Kiesheyer.<br />

Mai 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

� Der Wiederaufbau der am 29. März 2005 durch einen Dammbruch zerstörten fast tausend Jahre<br />

alten Talsperre <strong>von</strong> Band-e-Sultan ist fast abgeschlossen.<br />

� Die vom Militärführer Mullah <strong>Ab</strong>dullah Dadulah geführten Taliban starten eine Offensive, der<br />

mehr als 400 afghanische Polizeioffiziere zum Opfer fallen.<br />

4. Mai 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Italienische<br />

Republik / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland<br />

Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

Italiener Mauro Del Vecchio zu dem Briten David J. Richards.<br />

9. Mai 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland


Im Camp Warehouse in Kabul herrscht Aufbruchsstimmung. Die Schwerpunktverlagerung der<br />

deutschen Afghanistanmission nach Mazar-e Sharif im Rahmen der Ausweitung des ISAF-<strong>Ein</strong>satzes der<br />

NATO auf ganz Afghanistan beginnt.<br />

29. Mai 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

<strong>Ein</strong>e Kollision eines US-amerikanischen Militärtransporters mit mehrerin Zivilfahrzeugen in der<br />

afghanischen Hauptstadt Kabul löst die schwersten Unruhen seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor<br />

fünf Jahren aus. Mindestens 20 Menschen verlieren ihr Leben. Bei dem Unfall selbst kommt nach US-<br />

Angaben ein Zivilist ums Leben. Der Militärkonvoi wird daraufhin <strong>von</strong> einer aufgebrachten<br />

Menschenmenge heraus mit Steinen beworfen, die <strong>von</strong> den US-Soldaten mit Schüssen beantwortet<br />

werden. Bei anschließenden Ausschreitungen gehen Polizeiautos und Polizeiposten in Flammen auf. Es<br />

kommt zu anti-amerikanischen Demonstrationen zum Parlametn, bei dem Slogans gegen die USA und<br />

gegen die Regierung Karzais skandiert werden.<br />

Zweite Hälfte Mai 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

In der zweiten Maihälfte sterben im Süden Afghanistans nach Angaben der US Army bei Anschlägen<br />

und Gefechten mehr als 370 Menschen.<br />

1. Juni 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Deutschland stellt mit Brigadegeneral Markus Kneip den ersten Regional Commander North (RC North)<br />

der ISAF-Truppen. Etwa vier Jahre nach Beginn des Afghanistan-<strong>Ein</strong>satzes hat die Bundeswehr damit<br />

das Kommando über die ISAF-Kräfte im Norden des Landes übernommen. Kneip war zuvor Regional<br />

Area Coordinator North (RAC North).<br />

Mitte 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Die Sollstärke der ISAF-Soldaten in Afghanistan wird infolge der Ausweitung des zu sichernden<br />

Gebietes <strong>von</strong> 9000 auf 17.000 erhöht. Großbritannien verstärkt sein Kontingent vorübergehend auf<br />

5700 Soldaten, Deutschland erhöht seine Truppenstärke auf bis zu 3000 Mann und verlegt Soldaten<br />

aus Kabul nach Mazar-i-Sharif, wo die Bundeswehr seit dem 1. Juni das Reginalkommando Nord<br />

übernommen hat.<br />

Juli 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karzai befürwortet die Wiedereinführung einer Tugendpolizei, die <strong>von</strong><br />

einem Rat islamischer Geistlicher gefordert wurde.<br />

3. Juli 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Flottillenadmiral Jens-Volker Kronisch, Chef des Stabes im <strong>Ein</strong>satzführungskommando der Bundeswehr,<br />

übergibt das Kommando über das Deutsche <strong>Ein</strong>satzkontingent ISAF mit seinen rund 2.700 Soldaten an<br />

Brigadegeneral Markus Kneip.<br />

24. Juli 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Das Kommando über das „Provincial Reconstruction Team“ (PRT) Feyzabad wird durch Brigadegeneral<br />

Markus Kneip, Kommandeur RC North, <strong>von</strong> Oberst Bernd Schütt an Oberst Martin G. Robrecht<br />

übertragen.<br />

31. Juli 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Die NATO erweitert ihr <strong>Ein</strong>satzgebiet in Afghanistan auf die Südprovinzen.<br />

August 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Nachdem das Parlament im April fünf Kandidaten für Ministerämter die notwendige Zustimmung<br />

versagte, besetzt Präsident Hamid Karzai die vakanten Ressorts. Die Leitung des Frauenministeriums


fällt an Hosonbano Ghazanfar, eine Vertreterin der usbekischen Minderheit. Sie ist die einzige Frau im<br />

Kabinett. Verkehrsminister wird Nayamatullah Ehsan Jawid. Der den Royalisten nahe stehende<br />

Mohammed Amin Farhang wird neuer Handelsminister, sin Nachfolger im Amt des Wirtschaftsministers<br />

wird Mohammed Jalil Shams, ein enger Gefolgsmann des mächtigen islamistischen Energieministers<br />

Ismail Khan. Auch der neue Kulturminister Karim Khoram ist wie Khan dem streng konservativen<br />

Flügel der Regierung zuzuordnen. Khoram ist früheres Mitglied des Führers der Mujaheddin der Hisb-e<br />

Islami, Gulbuddin Hekmatyar. Sein Vorgänger im Kultusministerium, Sayed Makdum Rahin, den Karzai<br />

eigentlich in seinem Amt belassen wollte, wurde vom Parlament wegen seiner liberalen Medienpolitik<br />

abgelehnt.<br />

2. August 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Das Camp Marmal in Mazar-e Sharif wird in der Steppe Nordafghanistans errichtet. Es ist mit rund<br />

1.000 Soldaten das größte Feldlager der Bundeswehr im Ausland.<br />

8. August 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Brigadegeneral Markus Kneip, Regional Commander North und deutscher ISAF-Kontingentführer,<br />

übergibt das Kommando über das deutsche Wiederaufbauteam („Provincial Reconstruction Team“<br />

(PRT)) Kunduz <strong>von</strong> Oberst Hans Werner Patzki an Oberst Gerhard Brandstetter.<br />

14. August 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Im deutschen Provincial Reconstruction Team („Provincial Reconstruction Team“ (PRT)) in Kunduz wird<br />

das erste NATO Operational Mentoring and Liasion Team (OMLT) durch den Kommandeur der ISAF-<br />

Truppen in Afghanistan, den britischen Generalleutnant David J. Richards, in Dienst gestellt.<br />

26. August 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan (Belutschistan)<br />

<strong>Ein</strong>e pakistanische <strong>Ein</strong>greiftruppe tötet in Tratani im Kohlu-Distrikt 33 Mitglieder einer<br />

Unabhängigkeitsbewegung für Belutschistan (sogenannte „Baloch-Rebellen“) einschließlich ihres<br />

Führers Nawab Akbar Khan Bugti (* 12. Juli 1927 in Barkhan). Seinem Enkel Brahumdagh Bugti gelingt<br />

die Flucht nach Afghanistan.<br />

17. August 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Kommandeur des Regional Command North, Brigadegeneral Markus Kneip, übergibt in Termez das<br />

Kommando über das <strong>Ein</strong>satzgeschwader Termez <strong>von</strong> Oberst Norbert Daniel an Oberst i.G. Klaus Rühl.<br />

Für Oberst i.G. Rühl ist es der zweite <strong>Ein</strong>satz als Verbandsführer in Termez.<br />

September 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Regierungsvertreter Pakistans und Vertreter der Taliban kommen zu Friedensgesprächen zusammen.<br />

Pakistan erlaubt den Taliban, sich freier in ihrem Exil bewegen zu dürfen. Auch werden ihnen<br />

Operationen gegen ihre Landsleute auf dem Boden Pakistans gestattet.<br />

6. September 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Kommandeur des „Provincial Reconstruction Team“ (PRT) Feyzabad, Oberst Martin G. Robrecht,<br />

übergibt das Provincial Coordination Centre (PCC) an die örtlichen Behörden in Feyzabad.<br />

21. September 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Kommandeur des „Provincial Reconstruction Team“ (PRT) Feyzabad, Oberst Martin G. Robrecht,<br />

eröffnet den Flugplatz der Provinzhauptstadt Feyzabad. Das PRT hat beim Aufbau geholfen.<br />

27. September 2006


Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Das „Provincial Reconstruction Team“ (PRT) Kunduz (Provincial Reconstruction Team) hat die Brücke in<br />

der nordafghanischen Ortschaft Madrasa im District Ali <strong>Ab</strong>ad neu aufgebaut.<br />

28. September 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Deutsche Bundestag beschließt, das ISAF-Mandat um ein weiteres Jahr zu verlängern.<br />

Anfang Oktober 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Nach Angaben der Weltflüchtlingsorganisation UNHCR sind zurzeit in den Provinzen Kandahar, Helmand<br />

und Uruzgan etwa 90.000 Menschen auf der Flucht vor den Kämpfern.<br />

5. Oktober 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Die NATO erweitert ihr <strong>Ein</strong>satzgebiet in Afghanistan auf die Ostprovinzen, die bis jetzt ausschließlich<br />

<strong>von</strong> den USA besetzt wurden. Rund 12.500 US-Soldaten, die vorher im Rahmen der USamerikanischen<br />

Antiterroroperation „Enduring Freedom“ eingesetzt waren, kommen ab nächste Woche<br />

unter die Befehlsgewalt der ISAF.<br />

12. Oktober 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Sämtliche Truppen, die für die Friedenssicherung zuständig sind, werden unter NATO-Kommando<br />

gestellt; unabhängig da<strong>von</strong> sind etwa 8000 US-Soldaten im Rahmen der Operation «Enduring<br />

Freedom» (dauerhafte Freiheit) weiterhin für die Bekämpfung der Taliban und <strong>von</strong> Al Kaida im<br />

Grenzgebiet zu Pakistan zuständig.<br />

12. Oktober 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der amtierende Befehlshaber des <strong>Ein</strong>satzführungskommandos der Bundeswehr, Generalmajor Rainer<br />

Glatz, überträgt das Kommando über das deutsche <strong>Ein</strong>satzkontingent ISAF im Norden Afghanistans an<br />

Brigadegeneral Volker Barth.<br />

29. Oktober 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

In der Hauptstadt der nordafghanischen Provinz Balkh, Mazar-E Sharif, wird das letzte <strong>von</strong> insgesamt<br />

fünf Hauptquartieren der Afghan National Police (ANP) mit einem feierlichen Akt seiner Bestimmung<br />

übergeben.<br />

November 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

� US-Militärs kritisieren die deutsche Regierung, die auf die fachliche Schulung höherer<br />

Polizeioffiziere in Afghanistan setzt. Amerikanische Sicherheitsexperten fordern demgegenüber<br />

eine schnellere Ausbildung der lokalen Polizeikräfte. Die USA gehen mehr und mehr dazu über,<br />

selbst afghanische Polizisten auszubilden oder diese Arbeit privaten Sicherheitsfirmen zu<br />

überlassen. Wegen der bisherigen Schwäche der afghanischen Polizei beginnt die Regierung des<br />

afghanischen Präsidenten Hamid Karzai damit, eine Nationale Hilfspolizei (ANAP) aus örtlichen<br />

Kräften aufzubauen, um die Personalstärke der staatlichen Sicherheitsorgane deutlich zu<br />

erhöhen.<br />

� Das afghanische Kabinett lehnt einen US-amerikanischen Vorschlag, die chemische Bekämpfung<br />

des Mohnanbaus aus Flugzeugen heraus zu realisieren, ab.<br />

6. November 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland / Königreich Belgien


Der belgische Außenminister Karel de Gucht besucht das „Provincial Reconstruction Team“ (PRT)<br />

(Provincial Reconstruction Team) in Kunduz.<br />

16. November 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland / Vereinigtes Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland /<br />

Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Kanada<br />

Die deutsche Afghanistanpolitik wird auf einem Treffen der NATO-Parlamentarier in Quebec heftig<br />

angegriffen. Angesichts der Schwere der Kämpfe im Süden Afghanistans hatten örtliche ISAF-<br />

Kommandeure seit Sommer eine Verstärkung der Truppen und mehr Luftunterstützung gefordert. Die<br />

Regierungen Großbritanniens, Kanadas und der USA drängten die Verbündeten, ihre Kontingente<br />

aufzustocken und die nationalen rechtlichen Vorbehalte aufzugeben, die einen <strong>Ein</strong>satz in den<br />

Unruheprovinzen behinderten. Nachdem Berichte erschienen waren, das deutsche Regionalkommando<br />

in Mazar-i-Sharif habe auf Weisung des Bundesverteidigungsministers ein Hilfeersuchen kanadischer<br />

Truppen abgelehnt, kam in der Gruppe Unmut gegenüber den Deusche auf.<br />

Dezember 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Truppen des ISAF-Kommandos täten den Talibanführer Achtar Mohammed Osmani bei einem gezielten<br />

Luftangriff auf sein Fahrzeug in der südlichen Provinz Helmand. Osmani war ein Vertrauter des auf der<br />

Flucht befindlichen Talibanführers Mullah Omar und des Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden. Kurz vor<br />

dem Sturz der Taliban für fünf Jahren war Osmani zum Militärchef ernannt worden. Er wird<br />

beschuldigt, an der Koordinierung <strong>von</strong> Selbstmordattentaten im Süden <strong>von</strong> Afghanistan beteiligt<br />

gewesen zu sein. US-amerikanischen Berichten zufolge wurde Osmani bereits im Juli 2002 gefangen<br />

genommen, kam aber aus ungeklärten Umständen wieder frei.


12. Dezember 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Das Kommando über das Provincial Reconstruction Team („Provincial Reconstruction Team“ (PRT))<br />

Feyzabad wird <strong>von</strong> Oberst Martin G. Robrecht an Oberst Artur Schwitalla übergeben.<br />

14. Dezember 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Oberst Gerhard Brandstetter übergibt das Kommando über das Wiederaufbauteam („Provincial<br />

Reconstruction Team“ (PRT)) Kunduz an seinen Nachfolger, Oberst Peer Luthmer.<br />

31. Dezember 2006<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der Mohnanbau erreichte im ablaufenden Jahr nach einem gemeinsamen Bericht des UN-Drogenbüros<br />

UNODC und der Weltbank einen neuen Rekord. Die Opiumproduktion nahm um 49 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr zu. Der Anteil Afghanistans an der Weltopiumproduktion steigt damit auf etwa 90 Prozent.<br />

Die anhaltende Dürre in diesem Sommer begünstigte den Mohnanbau, der nicht wasserintensiv ist.<br />

Aufgrund der hohen Profitabilität des Drogengeschäftes und der materiellen Not vieler Bauern haben<br />

Erntevernichtungsaktionen bisher nur wenig Erfolg; die Hauptanbaugebiete liegen ohnehin in den<br />

Provinzen Uruzgan und Helmand, die bislang noch nicht vollständig unter der Kontrolle der Regierung<br />

sind; hier nahm die Drogenproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 132 Prozent zu.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / North Atlantic Treaty<br />

Organization (NATO) / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Im Jahre 2006 wurden in Afghanistan 4400 Afghanen bei Anschläge und Kampfhandlungen getötet, bei<br />

letzterem jeweils 2000 Soldaten und Zivilisten durch Kampfhandlungent. Es wurden mindestens 136<br />

Selbstmordanschläge verübt. Im gesamten Jahr verloren 191 Soldaten ihr Leben, die im Rahmen deer<br />

ISAF-Mission der NATO oder der Operation „Enduring Freedom“ der USA eingesetzt waren. Trotz der<br />

hohen Verluste der Taliban konnte ihr Nachschub an Waffen, Munition und Kämpfern, der in erste Linie<br />

aus Pakistan kam, nicht unterbrochen werden. Laut einem Report der Weltbank und des UN-<br />

Drogenbüros UNODC ist die Finanzierung der Taliban durch die Drogenproduktion, die einst als<br />

unislamisch verboten wurde, eindeutig erwiesen. Nach Angaben des afghanischen<br />

Bildungsministeriums kamen im ablaufenden Jahr etwa 20 Lehrer bei Anschlägen ums Leben.<br />

Außerdem wurden 198 Schulen niedergebrannt, ein Viertel mehr als im Jahr zuvor.<br />

Januar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der Intendant des staatlichen Senders „Radio Television Afghanistan“ (RTA) tritt nach<br />

Auseinandersetzungen mit dem neuen afghanischen Kulturministers Karim Khoram zurück. Zahlreiche<br />

Journalisten verlieren nun ihren Arbeitsplatz bei dem Sender.<br />

21. Januar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Königreich<br />

Spanien<br />

<strong>Ein</strong>e spanische Soldatin wird in Afghanistan getötet als ihr Militärfahrzeug auf eine Mine fährt. Zwei<br />

weitere spanische Soldaten werden verletzt.<br />

Februar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Kulturminister Karim Khoram legt ein neues Mediengesetz vor, das Beschränkungen<br />

der Pressefreiheit in Fragen der nationalen Sicherheit vorsieht, vor allem aber jugendgefährdende und<br />

„unislamische“ Sendungen im Fernsehen und im Rundfunk unterbinden will. Der staatliche Sender<br />

„Radio Television Afghanistan“ (RTA) soll enger an das Kulturministerium angegliedert werden.<br />

5. Februar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung besucht die in Afghanistan stationierten<br />

Bundeswehrsoldaten, die dort den Wiederaufbau betreiben und Sicherheit gewährleisten.<br />

6. Februar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)


Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

Briten David J. Richards zu dem US-Amerikaner Dan K. McNeill.<br />

8. Februar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / North<br />

Atlantic Treaty Organization (NATO) / Königreich Spanien<br />

In Sevilla treffen die Verteidigungsminister der NATO zusammen. Sie beraten über das weitere<br />

Vorgehen in Afghanistan.<br />

14. Februar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Generalleutnant Johann-Georg Dora, stellvertretender Generalinspekteur der Bundeswehr, besucht das<br />

Regionalkommando Nord und das deutsche <strong>Ein</strong>satzkontingent in Mazar-E Sharif, um sich ein Bild <strong>von</strong><br />

der Lage im Norden Afghanistans zu machen.<br />

23. Februar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Tausende früherer Mujaheddin demonstrieren in Kabul für die Verabschliedung eines Amnestiegesetzes<br />

für Kriegsverbrecher. Unter den Demonstranten sind auch einige Regierungsmitglieder und der<br />

Sicherheitsberater des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai.<br />

27. Februar 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Befehlshaber des <strong>Ein</strong>satzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Karlheinz Viereck,<br />

übergibt die Dienstgeschäfte des Regionalkommandos Nord <strong>von</strong> Brigadegeneral Volker Barth,<br />

nationaler Befehlshaber und Kommandeur Deutsches <strong>Ein</strong>satzkontingent, feierlich an Brigadegeneral<br />

Josef D. Blotz.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der US-amerikanische Vizepräsident Dick Cheney entgeht bei einem Besuch der US-Militärbasis<br />

Bagram nahe Kabul kurz vor seinem <strong>Ab</strong>flug unverletzt einem Bombenanschlag, als sich ein Attentäter<br />

an der Basis selbst in die Luft sprengt. Bei dem Attentat sterben außer dem Attentäter 14 Menschen<br />

und mehr als 20 werden verletzt. Nach den <strong>von</strong> der US Air Force gemachten Angaben hatte der<br />

Attentäter keine Chance, auf das Gelände zu gelangen, um Cheney direkt umzubringen.<br />

5. März 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Die ISAF beginnt die Operation “Achilles” im Süden Afghanistans, was zu einer Erhöhung der<br />

Verlustziffern auf beiden Seiten führt.<br />

9. März 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Deutsche Bundestag stimmt der Entsendung <strong>von</strong> sechs Tornado-Aufklärungsflugzeugen nach<br />

Afghanistan zu, die im gesamten afghanischen Luftraum operieren sollen. Die mit ihrer Hilfe<br />

gewonnenen Erkenntnisse über die Bewegungen der Taliban-Milizen dürfen sowohl der ISAF-Truppe<br />

der NATO als such – allerdings restriktiv – den US-Truppen übermittelt werden, die im Rahmen der<br />

„Operation Enduring Freedom“ operieren. Die Spannungen zwischen den NATO-Staaten in Afghanistan<br />

bleiben bestehen.<br />

14. März 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Das afghanische Oberhaus (Meschrano Jirga) verabschiedet ein umstrittenes Amnestiegesetz, dem<br />

zuvor bereits das Unterhaus zustimmte. Das Gesetz sieht vor, dass die Ermittlungsbehörden nicht<br />

mehr für Verbrechen ermitteln dürfen, die zwischen 1978 und 2001 begangen wurden. Ausnahmen<br />

bestehen lediglich für Verbrechen gegen die Staatssicherheit. Angesichts der internationalen Proteste<br />

an der Begünstigung <strong>von</strong> Kriegsverbrechern gelingt es Präsident Hamid Karzai, dass den Opfern<br />

erlaubt wird, weiterhin der persönliche Klageweg offensteht, was in der Praxis wohl kaum umgesetzt<br />

werden wird. Die Initiative zum Amnestiegesetz ging <strong>von</strong> einer Parlamentariergruppe aus, der einige<br />

der prominentesten Mujaheddin angehören, darunter <strong>Ab</strong>dul Rasul Sayyaf.<br />

6. April 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan


Der afghanische Präsident Hamid Karzai räumt ein, dass seine Regierung seit längerem Gespräche mit<br />

Vertretern der Taliban führe, um die Möglichkeiten eines Friedens zu sondieren. Karzai gibt bekannt,<br />

dass er den afghanischen Taliban eine Amnestie und die Mitarbeit im demokratischen Staat<br />

Afghanistan in Aussicht gestellt habe. Mit den ausländischen Extremisten unter den Taliban habe es<br />

hingegen noch keine Gespräche gegeben.<br />

25. April 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Prominente US-Soldaten werfen der Armeeführung vor, sie mit erfundenen und übertriebenen<br />

Geschichten zu Helden der <strong>Ein</strong>sätze im Irak und in Afghanistan stilisiert zu haben. "Ich bin noch immer<br />

bestürzt darüber, dass sie entschieden haben zu lügen und mich zu einer Legende zu machen", sagte<br />

die US-Soldatin Jessica Lynch bei einer Anhörung vor dem Kongress in Washington. Lynch (LGL -<br />

Nachrichten) war der US-Öffentlichkeit nach ihrer Befreiung aus irakischer Kriegsgefangenschaft 2003<br />

als heldenhaftes "Rambo-Mädchen" präsentiert worden. Die Armee berichtete damals, Lynch habe in<br />

zäher Gegenwehr ihr ganzes Magazin leergeschossen, ehe sie verschleppt wurde. "Das war nicht<br />

wahr", sagte Lynch nun. Sie habe keine Schüsse abgegeben, sondern sei nur in einem Lastwagen<br />

mitgefahren. Während sie nach ihrer Befreiung durch ihre Verletzungen außer Gefecht gesetzt gewesen<br />

sei, seien Geschichten über ihr Heldentum verbreitet worden. Sie sei gegen ihren Willen als Heldin<br />

präsentiert worden. "Die Geschichte des Krieges ist nie einfach. <strong>Ab</strong>er die Wahrheit ist immer<br />

heldenhafter als der Schwindel", kritisierte Lynch. In einem weiteren Fall geht es um den Tod des<br />

früheren Football-Stars Pat Tillman in Afghanistan. Dessen Bruder Kevin erklärt vor dem Ausschuss,<br />

seiner Familie sei die Unwahrheit über den Tod des Bruders erzählt worden. Die US-Armee hätte<br />

angegeben, Pat habe bis zum Schluss heldenhaft gekämpft, bevor er vom Feind durch einen<br />

Kopfschuss getötet worden sei. "Das war eine komplette Erfindung", sagte Tillman. In Wirklichkeit sei<br />

der Bruder durch versehentlichen Beschuss <strong>von</strong> US-Soldaten umgekommen. Zuzugeben, dass Pat <strong>von</strong><br />

seinen Kameraden getötet wurde, wäre ein politisches Desaster gewesen, sagt Tillman. Der<br />

demokratische <strong>Ab</strong>geordnete Henry Waxman beschuldigt die Regierung, Kampfereignisse mit<br />

sensationellen Details und Geschichten aufzubauschen. Die Anhörungen sollen der Beginn für<br />

Richtigstellungen sein. "Das Mindeste, das wir unseren tapferen Männern und Frauen, die für unsere<br />

Freiheit kämpfen, schulden, ist die Wahrheit, sagt der Demokrat.<br />

Ende April 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Zwischen Januar und April starben 47 NATO-Soldaten in Afghanistan.<br />

3. Mai 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der afghanische Politiker aus der Provinz Kapisa, <strong>Ab</strong>dul Sabur Farid Kuhestani (* 1952), wird bei einer<br />

Schießerei vor seinem Haus in Kabul getötet. Vom 6. Juli 1992 bis zum 15. August 1992 war er<br />

afghanischer Ministerpräsident. Kuhestani war Mitglied der islamistischen Partei „Hisb-i Islami“<br />

Afghanistan, deren politischer Führer Gulbuddin Hekmatyar ihm im Amt des Ministerpräsidenten folgte.<br />

Er diente als Senator im Oberhaus des afghanischen Parlaments. Zuvor war er Kommandant der<br />

Mudschaheddin seiner Provinz und Gefolgsmann Gulbuddin Hekmatyars.<br />

8. Mai 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Das afghanische Oberhaus (Meschrano Jirga) fordert Präsident Hamid Karzai dazu auf, in förmliche<br />

Friedensverhandlungen mit den Taliban zu treten und die militärische Auseinandersetzung mit ihnen zu<br />

beenden.<br />

12. Mai 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Bei einem Gefecht in der Nähe der afghanischen Stadt Kandahar kommt der Taliban-Militärchef Mullah<br />

<strong>Ab</strong>dullah Dadullah bei einer Operation der <strong>von</strong> Soldaten der USA geführten Koalitionstruppen in<br />

Afghanistan (ISAF) ums Leben. <strong>Ein</strong> NATO-Sprecher sagt: „Der Rebellenführer wird ganz sicher mit der<br />

Zeit ersetzt werden, aber der Aufstand (der Taliban) hat einen schweren Schlag erlitten". Der<br />

blutrünstige Taliban-Kommandeur war etwa 40 Jahre alt, groß gewachsen und hatte einen<br />

tiefschwarzen Bart. Während eines Kampfes in den neunziger Jahren hatte Mullah Dadullah ein Bein<br />

verloren. <strong>Ein</strong>er Falle des Usbekengenerals Raschid Dostum, der Tausende Taliban in die Nähe <strong>von</strong><br />

Kunduz lockte und dort umbrachte, entkam Dadullah vor einigen Jahren. Der Kämpfer wurde im März<br />

2003 vom Obersten Rat der Taliban als Militärchef im Süden des Landes eingesetzt. In dieser Region<br />

Afghanistans ist der Widerstand gegen die internationale Afghanistan-Truppe (Isaf) besonders stark.<br />

Mullah Dadullah war berüchtigt für seine Brutalität: Immer wieder tauchte der Taliban-Führer in Videos


auf, ließ Geiseln vor laufender Kamera enthaupten. Im Februar verkündete Dadullah die<br />

Frühjahrsoffensive der Taliban gegen die ausländischen Truppen in Afghanistan. Er würde 6000<br />

Freiwillige für Selbstmordanschläge befehligen, der Angriff stehe unmittelbar bevor. Die Mission seiner<br />

Kämpfer beschrieb Dadullah gegenüber Journalisten des Fernsehsenders Al-Dschasira als "Blutbad der<br />

Besatzer". Zuletzt war der italienische Journalist Daniele Mastrogiacomo <strong>von</strong> Dadullahs Leuten entführt<br />

worden. Mastrogiacomos Fahrer und sein Übersetzer wurden <strong>von</strong> den Taliban ermordet. Mastrogiacomo<br />

selbst kam nach einem Gefangenen-Handel mit den Taliban frei - unter den <strong>von</strong> den Behörden<br />

freigelassenen Taliban soll auch Dadullahs Bruder gewesen sein. Die italienische Hilfsorganisation<br />

Emergency hatte erklärt, direkt mit Dadullah über den Deal verhandelt zu haben. Dadullah brüstete<br />

sich anschließend mit dem Geisel-Austausch. Auch das Massaker an afghanischen Schiiten im Jahre<br />

1998 ging auf das Kosten des jetzt getöteten Talibanchefs.<br />

19. Mai 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Bei einem Selbstmordanschlag werden um 10.08 Uhr Ortszeit (07.38 Uhr MEZ) im Stadtzentrum <strong>von</strong><br />

Kunduz drei Bundeswehrsoldaten getötet und fünf weitere sowie ein afghanischer Sprachmittler zum<br />

Teil schwer verletzt.<br />

31. Mai 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Es gelingt den Taliban der <strong>Ab</strong>schuss eines US-Helikopters, was sie als besonderen Erfolg herausstellen.<br />

Juni 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Vereinigtes<br />

Königreich <strong>von</strong> Großbritannien und Nordirland / Kanada<br />

� Bei einem Luftangriff der US Air Force auf Chora in Afghanistan werden mehr als 80 Zivilisten<br />

getötet. Im Juni werden in Afghanistan mehr als 1000 Menschen, darunter 200 Zivilisten, bei<br />

Kampfhandlungen getötet.<br />

� Die Zahl der US-Soldaten, die im Rahmen der NATO in Afghanistan kämpfen, beträgt etwa<br />

35.000. Die Stationierung der NATO-Truppen wird weiterhin <strong>von</strong> schweren Angriffen der<br />

Taliban-Milizen und anderer bewaffneter Gruppen begleitet. Insbesondere in der Provinz<br />

Helmand stoßen die britischen Verbände auf heftige Gegenwehr und erleiden schwere Verluste.<br />

Auch die kanadischen Truppen treffen in der Provinz Kandahar, der Hochburg der Taliban, auf<br />

starken Widerstand<br />

9. Juni 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Süden Afghanistans wird ein britischer Soldat der Internationalen Schutztruppe ISAF getötet. Vier<br />

britische Soldaten werden verwundet, als vor ihrem gepanzerten Fahrzeug eine Bombe explodiert und<br />

die Patrouille beschossen wird.<br />

10. Juni 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Die radikal-islamischen Taliban verüben einen Raketenangriff auf den afghanischen Präsidenten Hamid<br />

Karsai verübt. Bei dem Angriff in der südöstlichen Provinz Ghasni wird offenbar niemand verletzt.<br />

"Mudschaheddin haben zwölf Raketen auf den Platz abgefeuert, wo Karsai und einige seiner Minister an<br />

einer Versammlung teilnahmen", sagt Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi gegenüber westlichen<br />

Nachrichtenagenturen. Der Präsident und seine Berater seien nicht zu Schaden gekommen, erklärte ein<br />

Regierungssprecher. Die Raketen seien einige hundert Meter vom Ort der Rede eingeschlagen.<br />

Augenzeugen zufolge appelliert Karsai an die fliehenden Zuhörer zu bleiben und beendete seine<br />

Ansprache. Karsai hat seit Beginn seiner Präsidentschaft im Jahre 2001 bereits zwei Attentate überlebt.<br />

Die nordwestafghanische Provinz Badghis, die bislang als verhältnismässig ruhig gilt, wird <strong>von</strong><br />

schweren Kämpfen erschüttert. Dabei werden nach offiziellen Angaben 57 Taliban-Kämpfer und zwei<br />

Polizisten getötet. <strong>Ein</strong> Sprecher der Provinzregierung sagt, die Rebellen hätten den Distrikt Bala<br />

Murgab am Vortag vorübergehend in ihre Gewalt gebracht. In sechsstündigen Gefechten hätten<br />

Sicherheitskräfte den Distrikt zurückerobert. Taliban-Sprecher Ahmadi sagt dagegen, die Rebellen<br />

hielten Bala Murgab weiterhin.<br />

15. Juni 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)


Die Verteidigungsminister der NATO beschließen, bessere Vorkehrungen zum Schutz der<br />

Zivilbevölkerung in Afghanistan zu treffen und eine engere Koordination zwischen ISAF un OEF<br />

(Operation Enduring Freedom) anzustreben.<br />

17. Juni 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Zwei Tage nach dem Beschluss der NATO-Verteidigungsminister, bessere Vorkehrungen zum Schutz<br />

der Zivibevölkerung in Afghanistan treffen zu wollen, werden bei einem Angriff der US Air Force auf<br />

eine Koranschule sieben Kinder getötet. Der afghanische Präsident Hamid Karsai verlangt daraufhin<br />

erneut, auf Luftangriffe ohne <strong>Ab</strong>stimmung mit afghanischen Sicherheitskräften zu verzichten.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Europäische Union (EU) / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die EU-Polizeimission (EUPOL) nimmt in Afghanistan ihre Arbeit auf, die mit rund 190 Fachkräften bei<br />

der Ausstattung und Ausbildung afghanischer Polizeikräfte helfen soll. Seit 2002 sind bereits rund 50<br />

deutsche Polizisten im Rahmen eines bilateralen <strong>Ab</strong>kommens in Afghanistan, die dort etwa 4250<br />

Führungskräfte an einer Polizeiakademie in Kabul ausbilden. Dieses deutsche Polizeikontingent geht<br />

nunmehr in die EU-Polizeimission EUPOL auf, die zunächst unter dem Kommando <strong>von</strong> Friedrich Eichele<br />

aus Deutschland stehen wird. Das Mandat gilt für drei Jahre. Der Beginn der EUPOL-Mission wird <strong>von</strong><br />

einem Sprengstoffanschlag auf einen Polizeibus in Kabul überschattet, bei dem 35 Menschen getötet<br />

werden, unter ihneh 22 Polizeirekruten.<br />

Juli 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die pakistanische Regierung löst den mit den Taliban geschlossenen Vertrag, der besagt, dass die<br />

Taliban sich in Pakistan frei bewegen und eine eigene Gerichtsbarkeit unter den afghanischen<br />

Flüchtlingen aufstellen dürfen.<br />

9. Juli 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Das Provincial Reconstruction Team („Provincial Reconstruction Team“ (PRT)) Feyzabad erhält eine<br />

neue militärische Spitze. Der Kommandeur des Regional Command North, Brigadegeneral Josef D.<br />

Blotz überträgt nach sieben Monaten das Kommando <strong>von</strong> Oberst Artur Schwitalla an Oberst Hans<br />

Sahm.<br />

12. Juli 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Der frühere König Mohammed Zahir Schah (* 15. Oktober 1914 in Kabul) stirbt in seiner Heimatstadt.<br />

Damit verliert Afghanistan eine Integrationsfigur, die über die ethnischen Grenzen hinweg anerkannt<br />

wurde. Mohammed Zahir Schah war <strong>von</strong> 1933 bis 1973 König (Schah) <strong>von</strong> Afghanistan und stammte<br />

aus der Paschtunen-Dynastie der Mohammedzai, deren Stammesgebiet in der Umgebung <strong>von</strong><br />

Kandahar liegt und die seit dem 18. Jahrhundert die Vorherrschaft über Afghanistan ausübten. In<br />

Frankreich ausgebildet, wurde der Prinz nach seiner Rückkehr mit achtzehn Jahren zum<br />

stellvertretenden Kriegs- und wenige Monate später zum Erziehungsminister ernannt. Nach der<br />

Ermordung seines Vaters Mohammed Nadir am 8. November 1933 bestieg er mit 19 Jahren den Thron.<br />

Die eigentliche Macht übten jedoch, beginnend mit der autoritären Herrschaft <strong>von</strong> Prinz Mohammed<br />

Haschem Khan, seine Onkel als Ministerpräsidenten aus. Erst 1964 kam es mit der Verabschiedung<br />

einer neuen Verfassung durch die Loya Jirga (Große Ratsversammlung) zur <strong>Ein</strong>führung der<br />

konstitutionellen Monarchie. In dieser Zeit setzte sich der König auch für weitere Reformen ein: Frauen<br />

bekamen das Wahlrecht und durften Schulen besuchen, die mittelalterliche Infrastruktur des Landes<br />

wurde verbessert und das Land öffnete sich nach außen. Für viele Afghanen stellt diese Zeit die letzte<br />

positive Erinnerung in den letzten Dekaden dar. Am 17. Juli 1973 wurde Sahir Schah während eines<br />

Kuraufenthaltes in Italien durch einen Militärputsch seines Cousins und langjährigen<br />

Ministerpräsidenten Mohammed Daud Khan (1953–1963) gestürzt und dankte am 24. August 1973 ab.<br />

Mohammed Sahir heiratete am 7. November 1931 die 13-jährige Homairah Begum (1918–2002). Ihrer<br />

Ehe entstammen acht Kinder:<br />

* Bilqis Begum (* 1932)<br />

* Mohammed Akbar Khan (10. August 1933 – 26. November 1942)<br />

* Ahmad Schah Khan (* 1934), Kronprinz<br />

* Maryam Begum (* 1936)<br />

* Mohammed Nadir Khan (* 1941)<br />

* Schah Mahmud Khan (15. November 1946 – Dezember 2002)<br />

* Mohammed Daud Pashtunyar Khan (* 1949)<br />

* Mir Wais Khan (* 1957)


Seit 1973 verfolgte Mohammed Sahir die politischen Ereignisse in Afghanistan aus dem Exil in Rom,<br />

unternahm jedoch während des Sowjetisch-Afghanischen Krieges und des anschließenden<br />

Bürgerkrieges keine Versuche, die Entwicklung in seinem Land zu beeinflussen. Nach dem Beginn des<br />

<strong>von</strong> den USA geführten Krieges gegen das Taliban-Regime in Afghanistan bot sich der Exmonarch im<br />

Oktober 2001 als Vermittler an und gehörte zu den treibenden Kräften, die unter anderem durch die<br />

<strong>Ein</strong>berufung einer Loya Jirga einen geordneten Neubeginn ermöglichten. Am 18. April 2002 kehrte<br />

Sahir Schah als „Bürger“ nach Afghanistan zurück, erklärte seinen Verzicht auf das Amt des<br />

Staatsoberhauptes und eröffnete am 11. Juni 2002 die Loya Dschirga, die nach der Zerschlagung des<br />

Taliban-Regimes grundlegende Beschlüsse zum Neuaufbau Afghanistans fasste. Seit 2004 wurde<br />

Mohammed Sahir Baba-e Melat (Vater der Nation) genannt.<br />

19. Juli 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Volksrepublik China<br />

Bei Selbstmordanschlägen mutmaßlicher afghanischer Taliban auf einen Wagenkolonne chinesischer<br />

Arbeiter und eine Polizeiakademie werden im Norden <strong>von</strong> Pakistan an der afghanischen Grenze<br />

mindestens 36 Menschen getötet und 54 verletzt. Der Angriff auf die Wagenkolonne ereignet sich in<br />

der Stadt Hub in der Nähe <strong>von</strong> Karachi. Dabei zündete der Selbstmordattentäter den in seinem Wagen<br />

versteckten Sprengsatz, als er gerade neben einem Polizeiwagen fuhr, der die Wagenkolonne<br />

begleitete. 29 Menschen wurden getötet, darunter sieben Polizisten.<br />

August 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Wie die UN im August mitteilt, hat die Opium-Produktion inzwischen wieder ein Rekordniveau erreicht;<br />

die Taliban finanzieren sich aus dem Erlös des Drogenhandels. Zu Zeiten ihrer Herrschaft war der<br />

Anbau <strong>von</strong> Opium noch verboten.<br />

1. August 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Stellvertretende Befehlshaber des <strong>Ein</strong>satzführungskommandos der Bundeswehr, Generalmajor<br />

Rainer Glatz, übergibt das Kommando über das Deutsche <strong>Ein</strong>satzkontingent ISAF <strong>von</strong> Brigadegeneral<br />

Josef D. Blotz an Brigadegeneral Dieter Warnecke.<br />

9. August 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

In Kabul beginnt die "Loja Dschirga" (Ratsversammlung) Hunderter afghanischer Stammesführer aus<br />

Afghanistan und Pakistan.<br />

12. August 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Die am 9. August in Kabul begonnene "Loja Dschirga" (Ratsversammlung) Hunderter afghanischer<br />

Stammesführer aus Afghanistan und Pakistan geht mit einem Aufruf zu Frieden und Zusammenarbeit<br />

zu Ende.<br />

15. August 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Bei einem Bombenanschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul werden drei deutsche Polizisten<br />

getötet, darunter ein langjähriger Personenschützer <strong>von</strong> Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />

19. September 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN) / North Atlantic Treaty<br />

Organization (NATO)<br />

Der UN-Sicherheitsrat verlängert die Genehmigung der Internationalen Sicherheitsbeistandstruppe in<br />

Afghanistan.<br />

12. Oktober 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Deutsche Bundestag stimmt dem Antrag der Bundesregierung über die Verlängerung des <strong>Ein</strong>satzes<br />

deutscher Soldaten in Afghanistan um weitere zwölf Monate zu.<br />

6. Dezember 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan


<strong>Ein</strong> Selbstmordattentäter der Taliban tötet bei einem Anschlag im Norden Afghanistan 70 Menschen,<br />

darunter sechs Parlamentsabgeordnete.<br />

13. Dezember 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Oberst Michael Hochwart wird neuer Kommandeur des Provincial Reconstruction Team Feyzabad. Er<br />

übernimmt die Dienstgeschäfte <strong>von</strong> Oberst Hans Sahm, der mehr als fünf Monate an der militärischen<br />

Spitze des „Provincial Reconstruction Team“ (PRT) Feyzabad stand.<br />

31. Dezember 2007<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im abgelaufenen Jahr 2007 kamen in Afghanistan 480 Menschen bei 129 Selbstmordattentaten ums<br />

Leben.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan / Republik Irak<br />

Im abgelaufenen Jahr 2007 wurden zum ersten Mal mehr Zivilisten in Pakistan als in Afghanistan oder<br />

im Irak durch afghanische militante Islamisten getötet. 61 Selbstmordattentäter töteten in einem Jahr<br />

in Pakistan 889 Menschen, im Jahr zuvor waren es noch 56 Selbstmordattentate gewesen.<br />

7. Januar 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Oberst Jürgen Setzer übergibt das Kommando über das Wiederaufbauteam (Pocincial Reconstruction<br />

Team - „Provincial Reconstruction Team“ (PRT)) Kunduz an seinen Nachfolger, Oberst Rainer Buske.<br />

9. Januar 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie übergab Generalmajor Bruno Kasdorf, Chef des Stabes HQ<br />

ISAF, am 9. Januar das Kommando über das ISAF Regional Command North sowie das Kommando<br />

über das 15. Deutsche <strong>Ein</strong>satzkontingent ISAF <strong>von</strong> Brigadegeneral Dieter Warnecke an Brigadegeneral<br />

Dieter Dammjacob.<br />

Februar 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Der Führer der pakistanischen Taliban Baitullah Mahsud gründet faktisch eine unabhängige islamische<br />

Republik an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan. Mahsud ist Angehöriger eines der vier<br />

Unterstämme der Waziris, die zu den Paschtunen gehören. Mit etwa 20 Jahren ging er Anfang oder<br />

Mitte der 1990er Jahre nach Afghanistan, um dort die Taliban zu unterstützen. Mahsud wird <strong>von</strong><br />

Pakistan für das am 27. Dezember 2007 erfolgte Attentat auf die frühere pakistanische<br />

Premierministerin Benazir Bhutto verantwortlich gemacht.<br />

27. April 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / Islamische Republik Pakistan<br />

Bei der Feier zum 16. Jahrestag des Rückzugs der sowjetischen Streitkräfte in Kabul wird ein Attentat<br />

auf den afghanischen Präsidenten Hamid Karzai verübt, den er unverletzt übersteht. Zwei Menschen<br />

werden dabei nach Angaben des Gesundheitsministers Mohammed Amin Fatimie getötet. In den USA<br />

wird der Verdacht geäußert, dass der Geheimdienst Pakistans hinter dem Attentat steht.<br />

3. Juni 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

Der Oberbefehl der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan wechselt <strong>von</strong> dem<br />

US-Amerikaner Dan K. McNeill zu David McKiernan, der ebenfalls US-Amerikaner ist.<br />

1. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland / Königreich Norwegen<br />

Die Bundeswehr übernimmt <strong>von</strong> Norwegen den Auftrag der „Quick Reaction Force (QRF)“ des<br />

Regionalkommandos Nord in Afghanistan. Im Bundeswehrstützpunkt in Masar-i-Sharif findet dazu ein<br />

militärischer Appell statt. Damit stellt Deutschland, das innerhalb der Internationalen Schutztruppe<br />

ISAF für Nordafghanistan zuständig ist, erstmals einen Kampfverband in der Region. Die <strong>Ein</strong>heit<br />

umfasst 200 Soldaten. In Afghanistan sind derzeit rund 3.500 deutsche Soldaten im <strong>Ein</strong>satz. Die


<strong>Ein</strong>greiftruppe mit ihren rund 200 Soldaten soll in kritischen Situationen im gesamten Norden des<br />

Landes eingesetzt werden. Auch der Schutz <strong>von</strong> Konvois und Evakuierungen zählen zu den Aufgaben<br />

des Kampfverbandes. In der Nähe <strong>von</strong> Kundus wurden drei deutsche Soldaten verletzt, als sie in eine<br />

Sprengfalle gerieten.<br />

5. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karsai ordnet eine Untersuchung des Luftangriffs mit 16 Todesopfern<br />

im Nordosten des Landes an. Zugleich ruft Karsai die ausländischen Soldaten im Land zur Vorsicht und<br />

zum Respekt gegenüber der Bevölkerung auf. Bei den Opfern des Angriffs handelt es sich nach<br />

Angaben örtlicher Behörden um Zivilisten. Das Kommando der Koalitionstruppen erklärt hingegen, es<br />

seien ausschließlich Aufständische getötet wurden, die zuvor einen Stützpunkt der NATO angegriffen<br />

hätten.<br />

6. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Bei einem Anschlag in Nordafghanistan werden zwei deutsche Polizeiausbilder leicht verletzt. Das<br />

gepanzerte Fahrzeug der Polizisten und ein entgegenkommendes Auto werden beschädigt. Ob es sich<br />

um einen Selbstmordanschlag handelt, oder ob der Sprengsatz an der Straße deponiert war, ist noch<br />

unklar. Nach Angaben afghanischer Behörden werden bei dem Attentat auch drei Schulkinder verletzt.<br />

7. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / Republik Indien<br />

<strong>Ein</strong> Selbstmordattentöter der Taliban um Sirajuddin Haqqani tötet 54 Menschen bei einem Angriff auf<br />

die indische Botschaft in Afghanistan. Nach Angaben des Innenministeriums werden rund 140 Personen<br />

verletzt, als der Attentäter sich in seinem Wagen in die Luft gesprengt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der Kontingentführer Deutsches <strong>Ein</strong>satzkontingent ISAF und Kommandeur Regionalkommando Nord<br />

(RC N), Brigadegeneral Dieter Dammjacob, übergibt das Kommando über das Provincial Reconstruction<br />

Team („Provincial Reconstruction Team“ (PRT)) Kunduz <strong>von</strong> Oberst Rainer Buske an Oberst Christian<br />

Meyer.<br />

8. Juli 2008<br />

Italienische Republik / Islamische Republik Afghanistan / Republik Irak<br />

Auf der italienischen Insel Lampedusa kommen innerhalb weniger Stunden mehr als 600 illegale<br />

<strong>Ein</strong>wanderer an. Darunter befinden sich nach Angaben der Behörden zahlreiche Frauen und Kinder.<br />

Fünf Menschen werden wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes in ein Krankenhaus gebracht, die<br />

übrigen in das Auffanglager der Insel. Die Flüchtlinge stammen hauptsächlich aus dem Irak und aus<br />

Afghanistan.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinte Nationen (UN)<br />

Der UN-Sicherheitsrat verurteilt den gestrigen Selbstmordanschlag in Kabul mit mehr als 40 Toten. Das<br />

Gremium ruft alle Staaten dazu auf, die afghanischen Behörden im Kampf gegen den Terrorismus zu<br />

unterstützen. Kein Gewaltakt dürfe den Weg des Landes zu Frieden, Demokratie und Wiederaufbau<br />

umkehren. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betont, der Anschlag sei durch nichts zu rechtfertigen. Bei<br />

dem schwersten Attentat in Kabul seit dem Sturz der Taliban vor sieben Jahren waren 41 Menschen<br />

getötet und fast 150 Personen verletzt worden. Der Anschlag ereignete sich vor der indischen<br />

Botschaft.<br />

9. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Der US-General David D. McKiernan, als Befehlshaber der ISAF-Truppen in Afghanistan und der<br />

Stellvertretende Befehlshaber des <strong>Ein</strong>satzführungskommandos der Bundeswehr, Generalmajor Rainer<br />

Glatz, entbinden Brigadegeneral Dieter Dammjacob <strong>von</strong> der Führung des Regionalkommandos Nord<br />

(RC N) sowie des 16. Deutschen <strong>Ein</strong>satzkontingentes und übertragen die Verantwortung auf<br />

Brigadegeneral Jürgen Weigt.<br />

11. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Die NATO prüft eine Bitte der Schutztruppe ISAF, AWACS-Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan<br />

einzusetzen. Das teilt ein NATO-Vertreter in Brüssel mit, ohne <strong>Ein</strong>zelheiten zu nennen. Die Allianz


verfügt über 18 derartige Maschinen, die in Geilenkirchen bei Aachen stationiert sind. <strong>Ein</strong> Großteil der<br />

Besatzungen wird <strong>von</strong> der Bundeswehr gestellt. In Berlin liegt nach Angaben des<br />

Verteidigungsministeriums noch keine Anfrage vor. - Vertreter <strong>von</strong> SPD und Grünen sprechen sich<br />

dagegen aus, AWACS-Flugzeuge künftig auch in Afghanistan einzusetzen. AWACS steht für Airborne<br />

Warning and Control System („fliegendes Radarsystem“).<br />

13. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Republik Irak<br />

Die USA wollen den Truppenabzug aus dem Irak offenbar beschleunigen, um zusätzliche Soldaten nach<br />

Afghanistan schicken zu können. Wie die "New York Times" unter Berufung auf Regierungsbeamte und<br />

Militärs berichtet, könnten <strong>von</strong> September an drei <strong>von</strong> derzeit 15 Kampfbrigaden aus dem Golfstaat<br />

abberufen werden. Die Regierung Bush hat aktuell rund 32.000 Soldaten in Afghanistan stationiert.<br />

Angesichts der Eskalation der Gewalt dort will sie die Zahl um bis zu 10.000 aufstocken. - In der<br />

afghanischen Provinz Urusgan reißt ein Selbstmord-Attentäter mehr als 20 Menschen mit in den Tod.<br />

Rund 30 weitere werden verletzt.<br />

14. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) / Vereinigte<br />

Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA)<br />

In Afghanistan kommen bei Kämpfen zwischen der Internationalen Schutztruppe und den Taliban neun<br />

US-Soldaten und viele Aufständische ums Leben. Wie die ISAF in Kabul mitteilt, wurden gestern bei<br />

dem Feuergefecht an der Grenze zu Pakistan außerdem 15 NATO- und neun einheimische Soldaten<br />

verletzt. Den mehrstündigen Kämpfen vorausgegangen sei ein Angriff der Taliban-Rebellen auf einen<br />

Außenposten der Truppen. Am Wochenende waren bei zwei Selbstmordanschlägen in Afghanistan<br />

mindestens 28 Menschen getötet worden, darunter viele Zivilisten.<br />

31. Juli 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Im Juli wurden nach Angaben <strong>von</strong> Nicht-Regierungsorganisationen mehr als 260 Zivilisten getötet.<br />

Dafür seien alle Konfliktparteien gleichermaßen verantwortlich.<br />

1. August 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei einem amerikanischen Luftangriff auf Afghanistan wird ein Al-Kaida-Führer getötet. <strong>Ein</strong>er Internet-<br />

Erklärung des Terrornetzwerks zufolge handelt es sich um <strong>Ab</strong>dullah al Schami, einen der vier<br />

ranghohen Al-Kaida-Mitglieder, die vor drei Jahren aus einem Gefängnis der US-Truppen in Bagram<br />

geflohen sind.<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO)<br />

Bei einem Sprengstoffanschlag im Osten Afghanistans kommen vier Soldaten der internationalen<br />

Schutztruppe ISAF sowie ein Zivilist ums Leben. Der Zwischenfall ereignet sich in der Provinz Kunar.<br />

Die Zahl der zivilen Opfer <strong>von</strong> Angriffen und Anschlägen in Afghanistan erreicht einen neuen<br />

Höchststand erreicht.<br />

2. August 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan<br />

Bei einem Bombenanschlag in der afghanischen Provinz Kandahar werden mindestens 13 Menschen<br />

getötet, darunter ein Brautpaar. Nach Angaben der Polizei explodiert der am Straßenrand versteckte<br />

Sprengsatz, als der Wagen mit der Hochzeitsgesellschaft vorbeifährt.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Französische Republik<br />

Am Morgen werden zwei seit Mitte Juli verschleppte Mitarbeiter einer französischen Hilfsorganisation<br />

wieder auf freien Fuß gesetzt. In Paris heißt es, die beiden Männer seien offenbar bei guter Gesundheit.<br />

Islamische Republik Afghanistan / Bundesrepublik Deutschland<br />

Die Bundeswehr hebt ein umfangreiches Waffenlager ausgehoben. An der Aktion westlich <strong>von</strong> Masar-i-<br />

Scharif sind auch das Elite-Kommando „Spezialkräfte KSK“ beteiligt.<br />

22. August 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / Vereinigte Staaten <strong>von</strong> Amerika (USA) / Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

In einem der schlimmsten Massaker der amerikanischen Truppen in Afghanistan in der westlichen<br />

Provinz Herat etwa neunzig Zivilisten durch einen amerikanischen Luftschlag. Nach Angaben der<br />

afghanischen Regierung und des Militärs sind mindestens sechzig der Toten Kinder unter 15 Jahren.<br />

Der Angriff wird <strong>von</strong> einem der Kampfflugzeuge AC-130 durchgeführt, die in der US-Luftwaffe "Spooky"<br />

[Schreckgespenst] genannt werden. Bewaffnet mit einer fünfläufigen 25mm-Gatling-Kanone (4200


Schuss in der Minute), einer 40mm-Kanone (120 Schuss in der Minute, gegen gepanzerte Ziele) und<br />

einem 105mm-Geschütz (10 Schuss in der Minute, leichte Haubitze) ist dieses Flugzeug darauf<br />

ausgelegt, mit einem Hagel aus Projektilen und Granaten maximalen Schaden an deckungslosen Zielen<br />

zu bewirken. Die Opfer versammeln sich in dem Dorf Azizabad, einer Gemeinde nahe dem<br />

Regierungsflugfeld bei Shindand, knapp 120 Kilometer südlich der Stadt Herat. Sie wollen eines lokalen<br />

Anführers gedenken, der vor vierzig Tagen gestorben ist. Viele der Männer aus dem Dorf arbeiten als<br />

Sicherheitsdienst auf dem Flugfeld. Dem US-Militär zufolge ist gerade eine Operation gegen eine<br />

Gruppe <strong>von</strong> Aufständischen im Gange, die <strong>von</strong> einem Mann namens Mullah Siddiq angeführt werden.<br />

Allem Anschein nach werden Truppen der afghanischen Regierung aus dem Hinterhalt angegriffen, als<br />

sie Siddiq abfangen wollen. Berichten zufolge schlagen die Regierungstruppen den Angriff zurück und<br />

verfolgten dann ihre Angreifer nach Azizabad. Dort forderten sie eine AC-130 an, die das Dorf darauf<br />

verwüstet. Die ersten Berichte des US-Militärs erklären, dass es gelungen sei, ein Treffen <strong>von</strong><br />

Talibankämpfern anzugreifen, und dreißig Taliban seien getötet worden. Die Wahrheit wird bekannt, als<br />

Regierungsvertreter des Distrikts Herat, Vertreter der afghanischen Armee, Beschäftigte <strong>von</strong><br />

Hilfswerken, Journalisten und schließlich ein hoher Minister der Regierung <strong>von</strong> Präsident Hamid Karzai<br />

den Ort des Geschehens aufsuchen. Am <strong>Ab</strong>end erklärt das afghanische Innenministerium: "Es starben<br />

76 Menschen, alles Zivilisten, in der Hauptsache Frauen und Kinder... 19 Frauen, 7 Männer und der<br />

Rest alles Kinder unter 15 Jahren." Der afghanische Präsident Hamid Karzai, der schon mehrfach gegen<br />

willkürliche Angriffe der US-Luftwaffe protestiert hat, veröffentlicht eine eigene Erklärung und klagt<br />

darin die Besatzungstruppen an, sie hätten "mindestens siebzig Menschen geopfert, die meisten <strong>von</strong><br />

ihnen Frauen und Kinder". <strong>Ein</strong>e eigene Untersuchung der US-Streitkräfte in Afghanistan zur<br />

Bombardierung <strong>von</strong> Azizabad kommt zu einem anderen Ergebnis, als das, was in Erklaerungen, die <strong>von</strong><br />

afghanischen Offiziellen und der UN abgegeben wurden, behauptet wird. Demnach betrüge die Zahl der<br />

bei dem Angriff getoeteten Zivilisten lediglich bis zu sieben, und die Zahl der getoeteten Taliban-<br />

Kaempfer 30 bis 35. Tatsache ist, dass es keine unabhängigen Bestätigungen aus dem Kriegsgebiet<br />

gibt, die die genaue Zahl <strong>von</strong> getöteten Zivilisten feststellen könnte. Auch die UN-Untersuchung stützt<br />

sich lediglich auf Aussagen <strong>von</strong> Dorfbewohnern. Hinzu kommt, dass die afghanische Regierung und das<br />

internationale Militär für jeden getöteten Zivilisten in Afghanistan etwa 2000 US-Dollar an Angehoerige<br />

auszahlen, was ein nachvollziehbares Motiv sein kann, die Zahl <strong>von</strong> getöteten Zivilisten zu übertreiben,<br />

vor allem, wenn es schwer überprüfbar ist.<br />

27. August 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Bei einem Anschlag gegen 09.25 Uhr Ortszeit (07.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit) auf eine<br />

deutsche ISAF-Patrouille unweit des „Provincial Reconstruction Team“ (PRT) Kunduz kommt ein<br />

deutscher Soldat ums Leben. Drei weitere werden verletzt.<br />

28. August 2008<br />

Islamische Republik Afghanistan / North Atlantic Treaty Organization (NATO) /<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

An einem Checkpoint in Nordafghanistan erschießt ein Bundeswehrsoldat eine Frau und zwei Kinder.<br />

Um die Angehörigen des Bundeswehrsoldaten vor Blutrache zu schützen, zahlt die Bundesregierung<br />

den Angehörigen der Frau eine <strong>Ab</strong>findung.<br />

… wird fortgesetzt

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