Holz & Möbel 2023
Jahresfachmagazin für Industrie und Handwerk mit Special »Möbel – Technik und Zubehör«. In sechs Rubriken finden Sie Hersteller, Produkte und Dienstleister für die Holz- und Möbelbranche. Detaillierte Produktinformationen und ein Herstellerverzeichnis ermöglichen einen zielgerichteten, schnellen Geschäftskontakt.
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4 Vorwort <strong>Holz</strong> + <strong>Möbel</strong> <strong>2023</strong><br />
Die Welt verändert sich,<br />
resiliente Unternehmen sehen<br />
darin ihre Chancen<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
Prof. Dipl.-Ing. (FH) Rolf Staiger ist<br />
Professor an der Hochschule Rosenheim<br />
und Senior-Berater bei der<br />
Lignum Consulting GmbH<br />
ein Virus zwingt die ganze Welt in Lockdowns,<br />
gefährdet die Existenz vieler<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen. Globale<br />
Lieferketten geraten durcheinander,<br />
Unternehmen können nicht weiterproduzieren,<br />
bestimmte Bauteile fehlen.<br />
Materialmangel lässt Beschaffungspreise<br />
explodieren, heizt die Inflation an. Währungshüter<br />
reagieren mit Zinserhöhungen,<br />
verändern so das Investitionsklima.<br />
Mächtige »alte Männer« instrumentalisieren<br />
ihre Wirtschaft, wollen die Weltordnung<br />
nach ihren imperialistischen Ideologien<br />
verändern. Unsere über Jahrzehnte<br />
verfolgte Politik des Wandels durch Handel<br />
kann nicht verhindern, dass ein autokratischer<br />
Aggressor seine Nachbarn<br />
wegen seines geopolitischen Großmachtstrebens<br />
angreift. Und die Hausaufgaben<br />
in Sachen Ressourcenverbrauch und Klimaneutralität<br />
müssen wir auch noch machen.<br />
Nach der Zeitenwende<br />
Wir merken, wie anfällig auf maximale Effizienz<br />
getrimmte Systeme gegen unvorhergesehene<br />
Veränderungen sind. Wohlgeglaubte<br />
Versorgungssicherheit, globale<br />
Vernetzung und sichergeglaubte Märkte,<br />
in der Vergangenheit noch als Chancen<br />
eingestuft, werden über Nacht als Abhängigkeiten<br />
und existenzielle Risiken bewertet.<br />
Jahrzehntelang hat vieles funktioniert,<br />
es ist »nichts passiert«, deshalb haben wir<br />
geglaubt, Vorsorge sei nicht mehr nötig<br />
und haben die Verantwortung für Systemsicherheit<br />
abgegeben.<br />
Und plötzlich erleben wir, wie uns viele<br />
Ressourcen, seien es billiges Erdgas aus<br />
Russland, billige Medikamente aus Indien<br />
oder unzählige Bauteile aus China, nicht<br />
mehr selbstverständlich zur Verfügung<br />
stehen. Selbst die Verteidigungsfähigkeit<br />
unseres Landes scheint im Ernstfall nicht<br />
mehr hinreichend gewährleistet. Und wir<br />
wissen, dass wir nebenbei auf eine CO2-<br />
neutrale, nachhaltige Kreislaufwirtschaft<br />
umstellen müssen. Nicht ohne Grund<br />
sprach Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar<br />
2022 anlässlich des russischen Überfalls<br />
auf die Ukraine von »Zeitenwende«.<br />
Die Welt verändert sich. Aus Chancen<br />
wurden Risiken. Eine liberale internationale<br />
Wirtschaftsordnung kann künftig nicht<br />
mehr vorausgesetzt werden. Vernetzte<br />
Wertschöpfungsketten sind nicht mehr<br />
stabil und der notwendige Umbau zu einer<br />
nachhaltigen Kreislaufwirtschaft wird<br />
eine enorme Herausforderung mit vielen<br />
Unbekannten.<br />
Vorsorge treffen statt aussitzen<br />
Was tun? Einige Unternehmen setzen<br />
auf das Prinzip Hoffnung und versuchen,<br />
Probleme auszusitzen. Die Gefahr dabei:<br />
Nach einer gewissen Zeit sind die finanziellen<br />
Reserven verbraucht, die Probleme<br />
sind aber immer noch da. Dann werden<br />
die Chancen kleiner und die Risiken größer.<br />
Andere reagieren auf plötzlich hereinbrechende<br />
Krisen panikartig, entlassen<br />
Personal, stornieren Verträge und fahren<br />
ihre Aktivitäten herunter. Aber auch das<br />
erweist sich vielfach nicht als erfolgreiche<br />
Strategie zur Krisenbewältigung und<br />
dient bestenfalls als Notfallmaßnahme.<br />
Robuster und belastbarer werden und für<br />
vorhersehbare Risiken Vorsorge treffen, so<br />
lautet jetzt die Antwort vieler Unternehmen.<br />
Sie wollen beispielsweise Lagerbestände<br />
oder parallele Beschaffungsketten<br />
aufbauen, Ersatzteile für kritische Infrastruktur<br />
vorhalten und finanzielle Polster<br />
anlegen. Kostenminimierung ist nicht<br />
mehr alles, Stabilität und Versorgungssicherheit<br />
werden künftig mit einkalkuliert.<br />
Für vorhersehbare Risiken sind Robustheit<br />
und Belastbarkeit, sei es bei Materialbeständen,<br />
bei Kapazitäten, im Informationssystem,<br />
in Führungsstrukturen<br />
oder bei finanziellen Reserven sicherlich<br />
geeignete Strategien, den bestehenden<br />
Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, um<br />
sicher durch eine Krise zu kommen.<br />
Geschäftsmodell infrage stellen<br />
Es gibt aber auch unvorhersehbare, nicht<br />
einschätzbare Unsicherheiten, die das<br />
Unternehmen letztlich zwingen, das bisherige<br />
Geschäftsmodell zu verändern.<br />
Wenn sich die Bedingungen für ein Unternehmen<br />
existenziell verändern, Märkte<br />
sich verändern, Geschäftsbeziehungen<br />
sich verändern und politische Rahmenbedingungen<br />
andere werden, muss ein<br />
Unternehmen bereit sein, sein bisheriges<br />
Geschäftsmodell infrage zu stellen. Je früher<br />
ein Unternehmen die Zeichen der Zeit<br />
erkennt, desto größer werden seine Chancen,<br />
die Veränderungen mitzugestalten<br />
und seinen Weg zu finden.<br />
Ein resilientes Unternehmen …<br />
… besitzt die Fähigkeit, Veränderungen in<br />
seiner Unternehmensumwelt frühzeitig<br />
zu erkennen und deren Relevanz für<br />
sich einzuordnen. Es erkennt, ob es sich<br />
auf eine vorübergehende Krise oder<br />
auf veränderte Rahmenbedingungen<br />
einstellen muss.<br />
… besitzt eine gewisse Robustheit und<br />
Belastbarkeit und hat die finanziellen<br />
Reserven, um anfängliche Schwierigkeiten<br />
zu überstehen.<br />
… ist bereit, die eigenen Strukturen und<br />
Gegebenheiten infrage zu stellen und<br />
nötigenfalls zu verändern.<br />
… kommuniziert intern notwendige Veränderungen<br />
transparent und zielorientiert.<br />
… kommuniziert notwendige Veränderungen<br />
gegenüber seinen Kunden. Es<br />
kann seine Umsätze trotz oder besser<br />
wegen der Veränderungen stabilisieren.<br />
… bleibt nicht stehen, es verbessert sich<br />
ständig.