15.03.2023 Aufrufe

Pädagogik für DICH – 2/2023 WIR SIND (NICHT) ALLE GLEICH

Du begegnest in deinem Berufsalltag und auch im Leben so vielen Menschen. Und ja, es gibt Gemeinsamkeiten unter uns. Und doch eben auch allerlei Unterschiede. Wie kann man diese Erkenntnis in der Kita-Arbeit nutzen? Was bedeutet die Arbeit in einem multiprofessionellen Team? Welche Bedeutung haben Integration und das Bewusstsein für die Besonderheiten anderer? Wie wichtig ist eine fundierte Ausbildung und welche Bedeutung haben Familienzentren? All das und noch viel mehr liest du in Ausgabe 2-2023 "Wir sind nicht alle gleich".

Du begegnest in deinem Berufsalltag und auch im Leben so vielen Menschen. Und ja, es gibt Gemeinsamkeiten unter uns. Und doch eben auch allerlei Unterschiede. Wie kann man diese Erkenntnis in der Kita-Arbeit nutzen? Was bedeutet die Arbeit in einem multiprofessionellen Team? Welche Bedeutung haben Integration und das Bewusstsein für die Besonderheiten anderer? Wie wichtig ist eine fundierte Ausbildung und welche Bedeutung haben Familienzentren?
All das und noch viel mehr liest du in Ausgabe 2-2023 "Wir sind nicht alle gleich".

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Wir freuen uns auf Sie im Hotel Hohenaschau!<br />

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<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Ein Gruß aus der Redaktion<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

ich starte dieses Mal mit einer<br />

etwas provokanten Frage: Hast<br />

du heute schon in den Spiegel<br />

geschaut? Worauf hast du dabei<br />

geachtet? Die Falten? Die ungekämmten<br />

Haare? Oder hast<br />

du dich über dein Lächeln<br />

gefreut? Schon damit, wie<br />

wir unsere Tage gestalten,<br />

wird deutlich, wie verschieden<br />

wir sind. Zugleich<br />

gibt es aber auch<br />

wieder Gemeinsamkeiten.<br />

Wir sind alle Menschen.<br />

Egal, woher wir kommen, welche<br />

Vorerfahrungen wir mitbringen<br />

und was unsere Herausforderungen<br />

im Leben und im Job sind.<br />

Und so haben auch wir in unserer<br />

Teambesprechung länger darüber<br />

debattiert, welchen Titel dieses<br />

neue Magazin bekommen soll.<br />

Denn manchmal sehen wir, wie<br />

verschieden wir sind. Wir erkennen<br />

unsere unterschiedlichen<br />

Prägungen, Charaktereigenschaften,<br />

Meinungen. In anderen<br />

Dingen sind wir uns sehr ähnlich.<br />

Und so ist die neue <strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong><br />

Dich ein Potpourri aus Beiträgen,<br />

die sich mit all diesen Dingen beschäftigen.<br />

Mit der Arbeit<br />

in multiprofessionellen<br />

Teams oder im Familienzentrum,<br />

mit der Notwendigkeit<br />

fundierter pädagogischer<br />

Ausbildung oder auch dem Fokus<br />

auf Gemeinsamkeiten und Diversität.<br />

Hast du dich schon einmal gefragt,<br />

was du von dir selbst und<br />

auch von deinen Kolleginnen und<br />

Kollegen, den Kindern, Eltern und<br />

all den anderen Menschen erwartest?<br />

Inwieweit vergleichst du<br />

dich mit anderen? Wie fühlt sich<br />

das an?<br />

In unserem Webinar „Du, ich,<br />

wir <strong>–</strong> so kann die Kitagemeinschaft<br />

gelingen“ am Dienstag,<br />

14.03.<strong>2023</strong> um 18 Uhr betrachten<br />

wir Herausforderungen und<br />

Chancen im Umgang mit Träger,<br />

Eltern, Kindern und dem Team.<br />

Ich wünsche dir, dass unsere<br />

Beiträge dich ermutigen, die<br />

Gemeinschaft zu stärken und dir<br />

dabei selbst treu zu bleiben.<br />

Viele Grüße<br />

Marion Bischoff<br />

Chefredakteurin<br />

Webinar „Du, ich, wir <strong>–</strong> so kann die<br />

Kitagemeinschaft gelingen“<br />

Marion Bischoff ist Kommunikationstrainerin<br />

und unterstützt<br />

pädagogische Fachkräfte und<br />

Teams in Teamentwicklung,<br />

Alltagsmanagement u.v.m.<br />

Das abwechslungsreiche<br />

Fortbildungsprogramm findest<br />

du unter<br />

www.wir-bauen-bruecken.com<br />

am Dienstag, 14. März <strong>2023</strong><br />

von 18 Uhr-19.30 Uhr<br />

mit Petra Knickenberg & Marion Bischoff<br />

Schnupper-Preis: 9,00 EUR<br />

Melde dich gleich an unter<br />

www.paedagogik-<strong>für</strong>-dich.de<br />

3


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Unser Thema dieser Ausgabe:<br />

Wir sind (nicht) alle gleich<br />

Metaphysik begegnet <strong>Pädagogik</strong><br />

6 Wir sind alle Menschenkinder <strong>–</strong> Bewusstsein <strong>für</strong> das Miteinander schaffen<br />

Kitaleitung<br />

8 Wenn alle ihre Fähigkeiten einbringen <strong>–</strong> Multiprofessionelle Teams im Einsatz<br />

31 Unfall in der Kita <strong>–</strong> Vorbeugen <strong>–</strong> handeln <strong>–</strong> nachsorgen<br />

Träger<br />

11 Gemeinsam stark <strong>–</strong> Klarheit fördert die Zusammenarbeit<br />

17 Familienzentren auf dem Vormarsch <strong>–</strong> Besondere Möglichkeiten <strong>für</strong> Chancen- und Bildungsgleichheit<br />

Kinder<br />

22 Hannes und die Sensibilität <strong>–</strong> Meine Aufgabe als Begleiterin eines sensiblen Kindes<br />

26 Wir fordern die Kindergrundsicherung! <strong>–</strong> Ein Kitaträger setzt sich mit Kinderarmut auseinander<br />

Fachkräfte<br />

14 Ich habe jetzt ein neues Berufsleben <strong>–</strong> Interview mit einer türkischen Grundschullehrerin<br />

24 Ein Teamtag mit Eintopf <strong>–</strong> Praxisimpuls <strong>für</strong> einen genussvollen Austausch<br />

34 Alle sind Teil der Kitagemeinschaft <strong>–</strong> Warum man nicht von sich auf andere schließen sollte<br />

Fachkräfteverbände<br />

20 Quality matters <strong>–</strong> Darum finden wir eine fundierte Ausbildung <strong>für</strong> Kita-Personal wichtig<br />

Die Empfehlung aus der Redaktion<br />

36 Der kleine Prinz <strong>–</strong> Ein Schattentheater<br />

Kolumne: Wenn die Psychologin Mama ist<br />

37 Regenbogen im Kindergarten <strong>–</strong> Wie ich zur Oma und mein Sohn zur Halbwaise gemacht wurde<br />

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Webinar „Du, ich wir —<br />

So kann die Kitagemeinschaft gelingen“<br />

am Dienstag, 14. März <strong>2023</strong> von 18 Uhr<strong>–</strong>19.30 Uhr<br />

mit Petra Knickenberg & Marion Bischoff<br />

Schnupper-Preis: 9,00 EUR<br />

Melde dich gleich an unter<br />

www.paedagogik-<strong>für</strong>-dich.de<br />

Im Flow<br />

Manchmal hast du vielleicht das Gefühl, auf der Stelle zu<br />

treten und nichts voranzubringen. Da hilft ein Besuch an<br />

einem Wasserfall oder einem fließenden Gewässer. Egal<br />

wie groß dieses Gewässer ist. Schau hinein.<br />

Betrachte die Bewegung. Denke daran, was du gestern<br />

getan hast und auch heute bereits erledigen konntest.<br />

Du bist im Flow.<br />

Dein Wasser war vielleicht nur kurzzeitig ein Rinnsal.<br />

5


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Wir sind alle Menschenkinder<br />

Bewusstsein <strong>für</strong> das Miteinander schaffen<br />

von Petra Knickenberg<br />

Mit dieser „kindlichen“ Überschrift<br />

möchte ich meinen<br />

Artikel beginnen. Hoffentlich<br />

kann ich dadurch beitragen,<br />

dass auch wir Erwachsenen<br />

wieder mit einem kindlicheren,<br />

spielerischen Auge auf dieses<br />

wichtige Thema blicken.<br />

Wie schnell stecken wir jemanden<br />

in eine Schublade? Ich selbst<br />

nehme mich da gar nicht aus. Obwohl<br />

ich seit fast 30 Jahren viel,<br />

oft und „auf besondere Art“ in<br />

der Welt unterwegs bin. Der Blick<br />

über Tellerrand und Tischkante<br />

fällt mir leicht. Schon deshalb,<br />

weil ich immer wieder interessiert<br />

bin an den Menschen. Und trotzdem<br />

passiert es mir manchmal,<br />

dass ich werte. Und dir?<br />

Wer als Menschenfreund seine<br />

Mitmenschen, die großen und<br />

die kleinen, tolerant annimmt,<br />

ist offen <strong>für</strong> neue Begegnungen.<br />

Unvoreingenommenheit kann so<br />

bereichernd sein. Dann wachsen<br />

wir <strong>–</strong> wie aus Schuhen, die zu<br />

klein werden, über uns hinaus<br />

und hinein in größere, weitere,<br />

neue Schuhe. Die sind auch<br />

erst mal ungewohnt, noch nicht<br />

passend und eingelaufen. Doch<br />

wir können uns daran gewöhnen.<br />

Wie an die Prozesse, neue Wege<br />

und neue Schritte zu wagen.<br />

Wenn wir bereit sind, uns diesen<br />

Herausforderungen zu stellen.<br />

Halte mal einen Moment inne:<br />

Wie geht es dir mit „Vertrautem<br />

und Neuem“? Bist du eher ein<br />

Mensch, der am liebsten das Gleiche<br />

denkt, fühlt und macht, oder<br />

bist du zwischendurch bereit,<br />

Neues zu wagen und dich auf das<br />

„dünne Eis des Nichtwissens“ zu<br />

begeben?<br />

Sind wir alle gleich?<br />

Die großen Fragen des Lebens<br />

kann man oft nicht mit ja oder<br />

nein beantworten. Da ist so viel<br />

dazwischen. Also versuche ich es<br />

ganz simpel:<br />

Wir alle sind Menschen. Wir alle<br />

atmen Sauerstoff. Damit wird<br />

unser Wunderwerk Körper versorgt.<br />

Das verbindet uns alle.<br />

Der Sauerstoff. Egal, wie arm,<br />

reich, gescheit oder halbdoof<br />

wir manchmal sind. Wir könnten<br />

sagen, wir sind alle gleich. Und<br />

doch: Betrachtest du deinen<br />

Fingerabdruck, siehst du, kein<br />

zweiter Mensch hat den gleichen<br />

Fingerabdruck wie du. Du könntest<br />

daher auch sagen: Wir sind<br />

nicht alle gleich.<br />

Einmalig ist ebenso deine Art zu<br />

denken, zu fühlen und zu handeln.<br />

Das hat mit vielen Faktoren<br />

zu tun. Wann und wo lebst du?<br />

Wer prägt dich? Wie ist/war<br />

deine Erziehung, dein Umfeld?<br />

Da gibt es von Region zu Region<br />

Unterschiede. Sogar im gleichen<br />

Land. Jetzt stell dir erst den Kontinent<br />

oder die Welt vor.<br />

Interessant ist jetzt: Worauf geht<br />

dein Fokus? Siehst du mehr die<br />

Unterschiede? Setzen sich diese<br />

Gedanken fest oder betrachtest<br />

du, was uns verbindet. Findest<br />

du Gemeinsamkeiten? Das hat<br />

auch wieder mit Fokus, Wollen<br />

und Können zu tun. Kannst du <strong>–</strong><br />

trotz all der Unterschiedlichkeiten<br />

<strong>–</strong>, nicht nur in der Kita, sondern<br />

auch zwischen den Menschen,<br />

mit denen du direkt und indirekt<br />

zu tun hast, eine Verbindung erkennen?<br />

Willst du sie sehen? Ist<br />

dir bewusst, dass du die weitere<br />

Entwicklung mitgestaltest?<br />

Gemeinsam oder einsam<br />

Es ist gut, dich selbst und euch als<br />

Team immer mal wieder zu fragen:<br />

Was ist unser gemeinsamer<br />

Nenner? In der Kita, im Leben, im<br />

Alltag? Überall finden wir frustrierte,<br />

genervte oder deprimierte<br />

Menschen. Doch wir finden auch<br />

welche, die trotz allem nicht aufgeben.<br />

Im Gegenteil, gerade dann<br />

sind sie ein Fels in der Brandung<br />

<strong>–</strong> in allen Lebensbereichen.<br />

Hoffentlich auch in deiner Kita.<br />

Und hoffentlich bist auch du ein<br />

solcher Fels oder möchtest es<br />

werden.<br />

Als Fels kannst du Halt und<br />

Orientierung geben, dir selbst<br />

und anderen. Vielleicht fragst<br />

6


Metaphysik begegnet <strong>Pädagogik</strong><br />

Menschenbild eingebaut. Das ist<br />

heute bunt, tolerant, vielseitig<br />

und wie ich finde WUNDERbar.<br />

Überall auf der Welt können wir Groß und Klein mit einem Lächeln begegnen.<br />

du dich: „Was hat der Fels mit<br />

Mensch sein zu tun?“ Sehr viel.<br />

Stabilität und Beständigkeit sind<br />

Eigenschaften, die wir als Menschen<br />

schätzen. Besonders heute,<br />

in unserer oft unplanbaren Welt<br />

ist das wichtig. Bist du jemand,<br />

der Beständigkeit und Stabilität<br />

ausstrahlt? Hältst du Wort, wenn<br />

du etwas zusagst? Stehst du stabil,<br />

auch wenn der Wind von allen<br />

Seiten weht?<br />

Fast jeder wünscht sich ein Leben<br />

in Frieden, Freiheit. Damit wir<br />

erblühen, gedeihen, reifen und<br />

dann auch irgendwann Früchte<br />

tragen und ernten dürfen. Denke<br />

mal in Ruhe darüber nach. Trägst<br />

du dazu bei? Trägst du Früchte?<br />

Fängst du erst an zu säen? Oder<br />

hast du dir noch nie Gedanken<br />

gemacht, was oder ob du säen<br />

willst?<br />

Wahres Interesse zeigen<br />

Dem Menschen als Mensch zu<br />

begegnen bedeutet nicht gleich<br />

zu werten, ob etwas gut, besser<br />

oder schlechter ist. Sondern<br />

einfach anders. Mit der Haltung:<br />

„Aha! Interessant.“<br />

Was bedeutet ehrliches Interesse?<br />

Mein Opa fragte mich immer,<br />

wenn ich von Reisen irgendwo<br />

aus der Welt zurückkam: „Und,<br />

Petra, wie sind denn da die Menschen?“<br />

Er kam in seinem Leben nicht<br />

weit umher. Doch aus dem Fernsehen<br />

waren ihm andere Länder<br />

bekannt. Ich habe ihm erzählt von<br />

meinen Erlebnissen, Erfahrungen,<br />

Begegnungen. Durch das Erzählen<br />

habe ich es noch mal erlebt,<br />

verarbeitet, besser verstanden.<br />

Die Lernlektionen aus diesen<br />

interkulturellen Begegnungen<br />

habe ich in mein Lebens- und<br />

Du kannst der Welt in der Kita<br />

begegnen, am Arbeitsplatz, in der<br />

Nachbarschaft. Sobald einer beginnt<br />

und sagt: „Hallo, schön, dir<br />

zu begegnen. Wer bist du denn?<br />

Wie gehts dir? Schön, dass wir<br />

uns treffen.“ Vielleicht entsteht<br />

daraus eine kurze Unterhaltung,<br />

eventuell sogar mit Händen und<br />

Füßen, weil die Worte fehlen.<br />

Doch die globale Sprache kann<br />

sein wie die der Kinder: ein offenes<br />

Lächeln, freundliche Blicke,<br />

interessierte Gesten. Das ist<br />

Menschlichkeit. Die braucht die<br />

Welt. Und wir auch.<br />

Mein Opa war ein echter Bayer<br />

und sagte einen weisen wichtigen<br />

Satz: „Ma muas redn mit di<br />

Leid.“ Bedeutet modern übersetzt:<br />

Entwickle deine Kommunikationskompetenz.<br />

Einfach, schlicht und<br />

klar. Ohne Schnickschnack. Dann<br />

klappt es, dem Menschen als<br />

Mensch zu begegnen. Bei allen<br />

Unterschieden und allen Gemeinsamkeiten.<br />

Hier findest du einige praktische<br />

Impulse, um deine<br />

Haltung zu reflektieren.<br />

Petra Knickenberg<br />

ist Metaphysikerin und als<br />

„Fitnesstrainerin <strong>für</strong> die Seele“<br />

bekannt. Sie arbeitet als (Team-)<br />

Coach, Autorin und Referentin.<br />

www.towol-aschau.de<br />

7


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Wenn alle ihre Fähigkeiten einbringen<br />

Multiprofessionelle Teams im Einsatz<br />

von Silvia Engler<br />

Kitas stehen vor zahlreichen<br />

Herausforderungen: Ausweitung<br />

der Betreuungszeiten,<br />

Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf, Integration von Kindern<br />

mit Fluchterfahrung, hoher<br />

Krankenstand und allen voran<br />

der Fachkräftemangel. In vielen<br />

Einrichtungen ist es zur Normalität<br />

geworden, dass nicht<br />

alle Stellen besetzt sind. In den<br />

nächsten Jahren wird sich das<br />

Problem voraussichtlich noch<br />

verschärfen.<br />

Eine Möglichkeit, diese Herausforderungen<br />

zu meistern, kann in<br />

der Arbeit in multiprofessionellen<br />

Teams liegen. Dies wird nicht<br />

nur als Methode zur Behebung<br />

des Personalmangels betrachtet,<br />

sondern auch als ein besonderes<br />

Qualitätsmerkmal. Nicht einschlägig<br />

qualifizierte Fachkräfte sollen<br />

bewusst als Ergänzung und nicht<br />

nur als Ersatz <strong>für</strong> pädagogische<br />

Fachkräfte verstanden werden.<br />

Vor ein paar Jahren gaben in<br />

einer Onlinestudie immerhin<br />

bereits 54 % aller befragten Kitas<br />

an, die Einrichtungen mit mehr<br />

als zwei Berufsgruppen besetzt<br />

zu haben (vgl. Weltzien et al.,<br />

2016), Tendenz steigend.<br />

In den letzten Jahren sind viele<br />

Professionalisierungsprozesse,<br />

die sich teilweise je nach Bundesland<br />

unterscheiden, angelaufen.<br />

Wenn du bedenkst, dass auch<br />

die Anforderungen an Kitas sich<br />

stetig verändern, scheint es nur<br />

sinnvoll, Personen mit anderen<br />

fachlichen Qualifikationen, zum<br />

Beispiel aus dem künstlerischen,<br />

musischen oder handwerklichen<br />

Bereich, in Kitas einzusetzen.<br />

Über die Landesgesetze und Verordnungen<br />

in den Ländern wird<br />

näher bestimmt, wer als Fachkraft<br />

<strong>für</strong> die Arbeit in Kitas zugelassen<br />

ist und welche Weiterbildungen<br />

gegebenenfalls noch absolviert<br />

werden müssen, um eine Anerkennung<br />

und entsprechend<br />

höhere Einstufung in die Tarifverträge<br />

zu erhalten.<br />

Die Bedeutung<br />

Manchmal ist es aus förderfähigen<br />

und budgettechnischen<br />

Gründen nicht möglich,<br />

dein Team aus möglichst<br />

unterschiedlichen Berufsgruppen<br />

so zusammenzustellen, dass du<br />

per Definition von einem „multiprofessionellen<br />

Team“ sprechen<br />

kannst. Hier kannst du stattdessen<br />

die Möglichkeit des „multiprofessionellen<br />

Arbeitens“ in<br />

Betracht ziehen, das im Rahmen<br />

8


Kitaleitung<br />

zeitlich begrenzter Projekte oder<br />

in interdisziplinären Settings wie<br />

in Familienzentren oder anderen<br />

Netzwerken möglich ist. Multiprofessionelle<br />

Teams und multiprofessionelles<br />

Arbeiten eröffnen<br />

vielfältige Potenziale <strong>für</strong> die<br />

konzeptionelle Umsetzung einer<br />

ganzheitlichen Erziehung, Bildung<br />

und Betreuung von Kindern in<br />

Kitas.<br />

Gemeinsame Haltung<br />

Es gibt einen entscheidenden<br />

Punkt, den du unbedingt beachten<br />

solltest, damit die Arbeit<br />

in multiprofessionellen Teams<br />

gelingt: Das gesamte Team<br />

braucht ein professionelles<br />

pädagogisches Grundverständnis.<br />

Kitas brauchen Menschen<br />

mit Überzeugung, Freude und<br />

Leidenschaft <strong>für</strong> den pädagogischen<br />

Bereich. Das ist die Grundvoraussetzung<br />

bei Fachkräften<br />

und Nicht-Fachkräften. Es bringt<br />

nämlich nichts, den Schreiner<br />

von nebenan anzusprechen, ein<br />

Projekt in der Kita zu betreuen,<br />

wenn er pädagogisch nicht dazu<br />

geeignet ist. Auf dieser Basis sollte<br />

sich im Team eine gemeinsame<br />

professionelle Haltung entwickeln<br />

können (durch entsprechende<br />

Impulse des Trägers und der<br />

Leitung), die von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern verschiedener<br />

Fachrichtungen getragen und<br />

im pädagogischen Handeln zur<br />

Geltung gebracht wird (vgl. Deutscher<br />

Verein <strong>für</strong> öffentliche und<br />

private Fürsorge e. V., 2016).<br />

Einer <strong>für</strong> alle, alle <strong>für</strong> einen<br />

Wer als pädagogische Fachkraft<br />

ehrlich reflektiert, in wie vielen<br />

Bildungsbereichen man sich<br />

sicher und wohlfühlt, wird schnell<br />

erkennen: Es gibt Personen, die<br />

mit Leidenschaft ein Instrument<br />

spielen und den Kindern so die<br />

Freude am musikalischen Bereich<br />

vermitteln können. Dann gibt es<br />

diejenigen, die spannende Experimente<br />

mit Kindern gestalten und<br />

ihnen so die Naturwissenschaften<br />

näherbringen. Andere sind<br />

sportbegeistert, handwerklich<br />

geschickt usw. Doch gibt es eine<br />

Fachkraft, die wirklich alles kann?<br />

Und kritisch gefragt: Muss es<br />

eine solche Person geben? Nein!<br />

Jede und jeder hat ein Leidenschaftsthema,<br />

das ihre Stärke<br />

ist und das sie mit Begeisterung<br />

weitergeben. Natürlich kann man<br />

auch die anderen Bildungsbereiche<br />

bedienen. Das ist schließlich<br />

der Bildungsauftrag in Kitas. Für<br />

ein Team ist es sehr bereichernd,<br />

Themen von Personen begleiten<br />

zu lassen, die sich darin wohlfühlen.<br />

Wird die Unterschiedlichkeit<br />

als Geschenk wertgeschätzt,<br />

kannst du diese Haltung auch auf<br />

das multiprofessionelle Arbeiten<br />

übertragen. Handwerker oder<br />

Theaterpädagogen können mit<br />

ihrer Begeisterung <strong>für</strong> ihr Thema<br />

die pädagogische Arbeit und<br />

somit die Bildungsarbeit in Kitas<br />

bereichern. Begleitet vom Vertrauen<br />

und Zutrauen der einzelnen<br />

Teammitglieder in das eigene<br />

Selbstverständnis und auch in<br />

die jeweiligen Kompetenzen der<br />

anderen.<br />

Wichtig: Die Quer- oder Direkteinsteigerinnen<br />

und -einsteiger<br />

brauchen in den Teams Kolleginnen<br />

und Kollegen, die sie anleiten<br />

und unterstützen. Die Entwicklung<br />

multiprofessioneller Teams<br />

gelingt nur in den seltensten<br />

Fällen von selbst. Als Kita-Leitung<br />

bist du <strong>für</strong> sie ansprechbar, unterstützend<br />

und begleitend aktiv. Es<br />

ist deine Aufgabe, eine positive<br />

Kommunikationskultur und Teamatmosphäre<br />

zu schaffen, in der<br />

dank eines gelingenden Konfliktmanagements<br />

offen und manchmal<br />

kontrovers über Unterschiedlichkeit<br />

gesprochen wird. So kann<br />

es deinem Team gelingen, die<br />

Chancen und die Bereicherung<br />

von Multiprofessionalität <strong>für</strong> sich<br />

und die Kinder zu entdecken.<br />

All dies braucht Zeit. Zeit, die<br />

viele Kitas aufgrund wachsender<br />

Ansprüche und Aufgaben nicht<br />

haben. Zeit, die doppelt und<br />

dreifach zurückkommt, wenn ihr<br />

es geschafft habt, sie euch zu<br />

nehmen.<br />

Wichtig <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />

Es ist dringend notwendig,<br />

sich differenziert aufzustellen,<br />

weil Kinder <strong>für</strong> ihre individuelle<br />

und ganzheitliche Entwicklung<br />

unterschiedliche Kompetenzen<br />

brauchen. Genau diese Situation<br />

finden sie nämlich auch zu Hause<br />

wieder: Der Großvater kann<br />

beispielsweise gut das Fahrrad<br />

reparieren, die Nachbarn haben<br />

einen großen Garten und die kleine<br />

Schwester erfindet die tollsten<br />

Tanzschritte. Natürlich können<br />

diese Erfahrungsräume nicht<br />

von multiprofessionellen Teams<br />

ersetzt werden, aber sie haben<br />

das Potenzial, vergleichbare Erfahrungen<br />

zu ermöglichen. Auch<br />

<strong>für</strong> die Zusammenarbeit und den<br />

Beziehungsaufbau mit den Familien<br />

kann das Zusammentreffen<br />

unterschiedlicher Bildungsbiografien<br />

förderlich sein. Dadurch<br />

finden sie sich selbst wieder.<br />

9


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Kreative Prozesse werden angeregt durch Menschen, die kreativ sind.<br />

Fazit<br />

Interesse, Leidenschaft, passende<br />

Vorerfahrung sowie richtige Begleitung<br />

und Integration: Das sind<br />

die wichtigen Bedingungen <strong>für</strong><br />

das Gelingen multiprofessioneller<br />

Teams. Und damit ein weiteres<br />

Lösungsteil im Personalpuzzle.<br />

Wenn nun hoffentlich auch<br />

noch der Punkt der Finanzierung<br />

von der Politik geklärt wird, der<br />

es zukünftig einfacher macht,<br />

fachfremde Personen aus- und<br />

fortzubilden und sie in den Kitas<br />

zu begleiten, stehen die Chancen<br />

gut, dass jedes Kind wirklich<br />

genau das bekommt, was es<br />

braucht <strong>–</strong> von der Person, die es<br />

am besten kann!<br />

Literatur:<br />

Deutscher Verein <strong>für</strong> öffentliche und private<br />

Fürsorge e. V. (2016): Empfehlungen<br />

zur Implementierung und Ausgestaltung<br />

multiprofessioneller Teams und multiprofessionellen<br />

Arbeitens in Kindertageseinrichtungen.<br />

Berlin.<br />

Weltzien, D./Fröhlich-Gildhoff, K./Strohmer,<br />

J./Reutter, A./Tinius, C. (2016):<br />

Multiprofessionelle Teams in Kindertageseinrichtungen.<br />

Evaluation der Arbeitsprozesse<br />

und Arbeitszufriedenheit von<br />

multiprofessionell besetzten Teams in<br />

Baden-Württemberg. Weinheim und<br />

Basel: Beltz/Juventa.<br />

Hier kannst du eine<br />

Praxisseite zur genauen<br />

Betrachtung eurer<br />

Teamressourcen<br />

downloaden.<br />

Silvia Engler ist Sozialpädagogin <strong>für</strong><br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung (M.A.)<br />

und Projektleiterin bei educcare <strong>für</strong><br />

„Digitale Medien in Kitas“.<br />

10


Träger<br />

Gemeinsam stark<br />

Klarheit fördert die Zusammenarbeit<br />

von Yasmina Plohl-Djemili<br />

Dem Träger einer Kindertageseinrichtung<br />

obliegt die<br />

Verantwortung sowohl <strong>für</strong> die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

als auch <strong>für</strong> die Kinder. Um<br />

dieser Verantwortung gerecht<br />

zu werden, stellt er Fachkräfte<br />

ein, die innerhalb ihres jeweiligen<br />

Wirkungskreises einen<br />

bestimmten Verantwortungsbereich<br />

abdecken.<br />

Aufgabenverteilung und<br />

Zuständigkeiten<br />

Wie du die Zusammenarbeit im<br />

Team, mit der Leitung oder dem<br />

Träger empfindest, hängt mit<br />

der Aufgabe zusammen, die du<br />

innehast. So hast du beispielsweise<br />

als Kita-Leitung sowohl<br />

die Bedürfnisse, Erwartungen<br />

und Ressourcen deines Teams<br />

als auch die des Trägers im Blick.<br />

Als Fachkraft wiederum richtet<br />

sich dein Augenmerk hauptsächlich<br />

auf die pädagogische Arbeit<br />

mit den Kindern und dann auf<br />

die aktive Zusammenarbeit im<br />

Team und mit der Leitung. Als<br />

Kita-Träger nimmst du vorrangig<br />

organisatorische Abläufe wahr<br />

und besprichst wichtige Dinge<br />

mit der Kita-Leitung. Je nach<br />

Größe des Trägers bzw. je nachdem<br />

wie viele Einrichtungen es<br />

unter der Trägerschaft gibt, sind<br />

gegebenenfalls auch Regionalleitungen<br />

eingesetzt. Die Regionalleitungen<br />

sind meistens <strong>für</strong><br />

mehrere Einrichtungen zuständig,<br />

was bei großen Trägern durchaus<br />

Sinn macht. Insgesamt betrachtet<br />

treffen bereits hier schon 3-4<br />

verschiedene Funktionen aufeinander<br />

und dadurch mehrere<br />

individuelle Sichtweisen und<br />

Wahrnehmungen. Vielleicht hat<br />

dein Träger darüber hinaus noch<br />

eine oder mehrere Geschäftsführungen<br />

bestellt und/oder hat<br />

noch andere Geschäftszweige als<br />

die der Kindertageseinrichtung.<br />

Deswegen ist es <strong>für</strong> dich umso<br />

wichtiger, dich erst einmal mit der<br />

Betriebsstruktur auseinanderzusetzen.<br />

Nur so kannst du nachvollziehen,<br />

welcher Ansprechpartner<br />

<strong>für</strong> welche Anliegen zuständig<br />

ist und in welchem Rahmen dein<br />

Träger seiner Verantwortung<br />

nachkommt.<br />

Strukturen verstehen und<br />

klarer sehen<br />

Informiere dich am besten, bevor<br />

du dich <strong>für</strong> die Zusammenarbeit<br />

entscheidest, über das Rahmenkonzept<br />

und das Leitbild deines<br />

Trägers. Folgende Fragen können<br />

dich dabei unterstützen, dir einen<br />

ersten Überblick zu verschaffen:<br />

→ Welche Schwerpunkte und<br />

Ziele hat der Träger?<br />

→ Wie versucht er, diese Ziele<br />

umzusetzen?<br />

→ Gibt es bestimmte Anforderungen<br />

oder Vorgaben diesbezüglich?<br />

→ Welche Aktionen und Projekte<br />

gibt es (zum Beispiel Informationsveranstaltungen,<br />

Feste<br />

etc.)?<br />

→ Welche Handlungen und<br />

Entscheidungen müssen vom<br />

Träger „abgesegnet“ werden<br />

und was kannst du alleine entscheiden?<br />

→ Welche Ansprechpersonen<br />

gibt es <strong>für</strong> einzelne Bereiche<br />

(zum Beispiel Fachberatung,<br />

Personalangelegenheiten,<br />

Finanzen, Materialbeschaffung<br />

etc.)?<br />

→ Existieren Richtlinien, die <strong>für</strong><br />

deine pädagogische Arbeit<br />

relevant sind?<br />

→ Welche Betriebsvereinbarungen<br />

zum Arbeitsschutz gibt<br />

es?<br />

→ Sind die Rahmenkonzeption<br />

oder das Leitbild dem Team<br />

bekannt?<br />

→ Gibt es Beteiligungsverfahren<br />

<strong>für</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

wie Mitarbeiterbefragungen<br />

oder ein Beschwerdemanagement?<br />

Zufriedenheit durch<br />

Klarheit<br />

Sind die organisatorischen und<br />

strukturellen Gegebenheiten klar<br />

formuliert, dann wird es dir und<br />

dem Team leichter fallen, sich<br />

innerhalb der bestehenden Strukturen<br />

zu beteiligen. Bei Unklarheiten<br />

besteht <strong>für</strong> einen Träger<br />

immer die Gefahr, dass sich die<br />

Kita-Leitung und das gesamte<br />

Team isolieren. Dabei kann es<br />

dann wirklich passieren, dass kein<br />

11


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Genau wie die Ameisen sind auch wir gemeinsam stark.<br />

einheitliches Vorgehen im pädagogischen<br />

und organisatorischen<br />

Ablauf erkennbar ist. In diesem<br />

Fall sind Missverständnisse und<br />

Konflikte vorprogrammiert. Dies<br />

spiegelt sich in einer Demotivation,<br />

einem hohen Krankheitsstand<br />

oder sogar einer hohen Mitarbeiterfluktuation<br />

wider. Auch<br />

Eltern werden früher oder später<br />

Missstände auffallen, was häufig<br />

durch Beschwerden, Ausnutzen<br />

der Uneinigkeit zum persönlichen<br />

Vorteil oder sogar durch Kündigung<br />

von Betreuungsverträgen<br />

zum Ausdruck gebracht wird.<br />

Deswegen ist eine klare Kommunikation<br />

genauso wichtig wie<br />

die Klarheit darüber, wer welche<br />

Aufgaben in welcher Funktion<br />

übernimmt. In der Regel sind die<br />

Aufgaben einer Fachkraft in der<br />

Stellenbeschreibung formuliert.<br />

Solltest du darüber jedoch nichts<br />

finden, dann kann die Stellenausschreibung<br />

eine gute Orientierung<br />

sein. Auch hier gilt wieder:<br />

Nachfragen statt aufregen!<br />

Wenn wir jetzt davon ausgehen,<br />

dass alle Rollen, Funktionen und<br />

Aufgaben klar sind, so kann es<br />

aufgrund der Individualität eines<br />

jeden einzelnen dennoch zu<br />

Meinungsverschiedenheiten und<br />

Konflikten kommen. Verschiedene<br />

Ansichten und Meinungen<br />

sind völlig normal und genau das<br />

macht das Leben und unsere<br />

Arbeit so bunt. Die Frage, die sich<br />

stellt: Wie gehst du damit um?<br />

Unterschiedlichkeit als<br />

Reichtum wahrnehmen<br />

Unterschiedliche Meinungen und<br />

Sichtweisen sind völlig normal<br />

und erst mal etwas völlig Subjektives.<br />

All diese Ansprüche, Meinungen<br />

und Sichtweisen hängen,<br />

neben deiner Aufgabe, auch mit<br />

deinen Erlebnissen und Erfahrungen,<br />

die du ganz persönlich<br />

als Individuum gemacht hast und<br />

die dich entsprechend geprägt<br />

haben, zusammen. Genau das<br />

macht deine Arbeit so wertvoll!<br />

Du bist ein wichtiger (Bestand-)<br />

Teil deiner Einrichtung und auch<br />

alle deine Kolleginnen und Kollegen<br />

sowie die Leitung(en) und<br />

der Träger steuern ihren Teil bei,<br />

gemeinsame Wege zu gehen und<br />

Ziele zu erreichen. Frage dich, ob<br />

du offen <strong>für</strong> neue bzw. andere<br />

Sichtweisen bist. Bist du auch bereit,<br />

deine eigenen Überzeugungen<br />

zu hinterfragen? Wenn du<br />

diese Fragen mit „ja“ beantworten<br />

kannst, dann bist du auf einem<br />

guten Weg. Und falls du jetzt bemerkst,<br />

dass du in diesem Bereich<br />

noch an dir arbeiten möchtest,<br />

dann bist du auch auf einem<br />

guten Weg, weil du jetzt ein Bewusstsein<br />

da<strong>für</strong> entwickelst.<br />

Ich sehe was, was du nicht<br />

siehst <strong>–</strong> der Perspektivwechsel<br />

Perspektivwechsel dienen dazu,<br />

sich in andere Personen hineinzuversetzen,<br />

um ein besseres<br />

Verständnis <strong>für</strong> die Motive und<br />

Handlungen der jeweiligen<br />

Person zu entwickeln. Gleichzeitig<br />

kann ein Perspektivwechsel<br />

aber auch als ein Stück Persönlichkeitsentwicklung<br />

verstanden<br />

werden, von der du, deine Kolleginnen<br />

und Kollegen sowie<br />

dein Träger profitieren werden.<br />

Durch das Kennenlernen neuer<br />

Sichtweisen wirst du weltoffener<br />

und baust gleichzeitig Vorurteile<br />

ab. Dadurch wird es dir in allen<br />

Lebensbereichen leichter fallen,<br />

dich unvoreingenommen neuen<br />

Situationen zu widmen. Jetzt geht<br />

es nämlich nicht mehr um richtig<br />

und falsch, sondern darum, die<br />

Beweggründe deines Gegenübers<br />

zu verstehen.<br />

Übung:<br />

Erinnere dich an eine Situation<br />

hinsichtlich einer Meinungsverschiedenheit<br />

in Bezug auf die Zusammenarbeit<br />

mit deinem Träger<br />

und beantworte folgende Fragen:<br />

→ Wie stehst du zu dieser Situation?<br />

Wie siehst du das? Wie<br />

fühlst du dich damit?<br />

12


→ Was glaubst du, wie eine<br />

dritte Person die Situation von<br />

außen betrachten würde?<br />

→ Versetze dich einmal in deinen<br />

Träger. Wie sieht er die Situation?<br />

Wie geht es ihm damit?<br />

Kannst du verstehen, warum<br />

dein Träger einen bestimmten<br />

Standpunkt vertritt? Wie würdest<br />

du dich in seiner Position<br />

fühlen?<br />

Selbst<strong>für</strong>sorge und<br />

Fürsorgepflicht<br />

Als Kita-Leitung hast du schon<br />

einiges ausprobiert, bist aber<br />

unsicher, wie du deiner Verantwortung<br />

gegenüber Träger,<br />

Eltern und Team gerecht werden<br />

kannst? Dein Träger ist weder<br />

gesprächsbereit noch ansprechbar,<br />

sodass eine Zusammenarbeit<br />

nur unzureichend stattfindet? Die<br />

Arbeitsbelastung wächst stetig<br />

und Entlastungsmomente sind<br />

nicht absehbar? Sobald du dich<br />

und dein Team in einer solchen<br />

Situation wiederfindest, solltest<br />

du handeln. Informiere deinen<br />

Träger mit einer Überlastungsanzeige.<br />

Eine dauerhafte Überforderung<br />

kann dich schwächen<br />

und sich negativ auf deine physische<br />

und psychische Gesundheit<br />

auswirken. Sorge <strong>für</strong> dich!<br />

Dein Träger unterliegt nämlich<br />

einer gesetzlichen Fürsorgepflicht.<br />

Sie dient unter anderem<br />

deinem Schutz sowie der Erhaltung<br />

deiner Gesundheit. Bestärke<br />

auch deine Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter darin, gefährdende<br />

und überlastende Situationen zu<br />

melden und nicht aus falscher<br />

Scham oder falschem Ehrgeiz zu<br />

schweigen.<br />

Interessen des Trägers vertreten<br />

Träger<br />

Der Träger hat die Gesamtverantwortung<br />

<strong>für</strong> den Betrieb der<br />

Kindertageseinrichtung, welche<br />

u. a. rechtliche Vorgaben (z. B.<br />

Kindeswohl), die Betriebsleitung<br />

und die (Raum-)Ausstattung umfasst.<br />

Er stellt das Personal ein<br />

und er ist der Arbeitgeber. Doch<br />

kann der Träger alles vorschreiben,<br />

was die Fachkräfte dann in<br />

der Praxis umsetzen sollen? Ja, er<br />

kann! Zumindest in einem zumutbaren<br />

Rahmen. Es kann nichts<br />

verlangt werden, was schier unmöglich<br />

zu bewältigen ist. Ob es<br />

sinnvoll ist, bestimmte Aufgaben<br />

und Handlungsweisen „aufzubrummen“,<br />

diese Frage muss sich<br />

jeder Träger selbst stellen. Denn<br />

Aufgaben, mit denen sich keiner<br />

im Team identifizieren kann,<br />

werden mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

nicht so engagiert und<br />

verantwortungsbewusst ausgeführt<br />

wie Aufgaben, die an den<br />

Interessen und Kompetenzen der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

anknüpfen. Deswegen lohnt es<br />

sich hier, das Gespräch zu suchen<br />

und die verschiedenen Aufgabenbereiche<br />

und Handlungskonzepte<br />

zu besprechen. Auch die Vorgaben<br />

des Trägers unterliegen<br />

einer Bedingung: Die rechtlichen<br />

Vorgaben hinsichtlich des Kita-<br />

Betriebes und der Fürsorgepflicht<br />

gegenüber den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern müssen<br />

zwingend eingehalten werden.<br />

Arbeitsschutzgesetze sowie Kita-<br />

Gesetze sind diesbezüglich sehr<br />

aufschlussreich.<br />

Fazit<br />

Für eine gute Zusammenarbeit<br />

mit dem Träger ist eine offene<br />

Kommunikation mit Trägervertretern<br />

von hoher Priorität. Jedoch<br />

muss der Träger seine Rolle als<br />

Verantwortlicher <strong>für</strong> alle Belange<br />

des Kita-Geschehens und des<br />

Personals auch wahrnehmen,<br />

entsprechend Präsenz zeigen und<br />

kommunikationsbereit sein. Ist<br />

dein Träger zu keiner Kommunikation<br />

bereit und es treten Mängel<br />

in der Arbeitsorganisation, im<br />

Führungsverhalten oder auch in<br />

der Personalplanung auf, dann<br />

nutze die Möglichkeit der Überlastungsanzeige.<br />

Yasmina Plohl-Djemili ist<br />

stellvertretende Vorstandsvorsitzende<br />

und pädagogische Leiterin<br />

<strong>für</strong> einen freien Kinder- und<br />

Jugendhilfeträger, Autorin und<br />

Coach.<br />

www.yasmina-plohl-djemili.de<br />

13


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Ich habe jetzt ein neues Berufsleben<br />

Interview mit einer türkischen Grundschullehrerin<br />

von Anja Braekow<br />

mich. Meine Eltern hatten Angst<br />

um mich und haben mich immer<br />

angerufen, ob ich gut nach Hause<br />

gekommen bin.<br />

Mir hat dieser Beruf sehr viel<br />

Spaß gemacht, ich habe noch<br />

immer Kontakt zu meinen ersten<br />

Schülerinnen. Es freut mich, von<br />

ihnen zu hören und zu erfahren,<br />

was aus ihnen geworden ist.<br />

Anja Braekow (li.) und Ayfer (re.)<br />

Als ich Ayfer das erste Mal<br />

getroffen habe, konnte sie<br />

kaum Deutsch. Sie kam zu mir<br />

in die Kita, um sich <strong>für</strong> eine<br />

Ausbildungsstelle <strong>für</strong> den Anpassungslehrgang<br />

der Robert<br />

Bosch Stiftung „Vielfalt willkommen“<br />

zu bewerben. Mit<br />

dabei ihre Tochter, die musste<br />

übersetzen.<br />

Anja Braekow: Ayfer, erzähl mir<br />

doch bitte einmal über deinen beruflichen<br />

Werdegang in der Türkei,<br />

wie hast du dort gearbeitet?<br />

Ayfer: Ich habe fast 17 Jahre<br />

in der Türkei in verschiedenen<br />

Städten und Schulen als Grundschullehrerin<br />

gearbeitet. Ich habe<br />

Kinder im Alter von sechs bis<br />

neun Jahren unterrichtet.<br />

Meine Ausbildung umfasste alle<br />

Fächer von Mathe bis Musik.<br />

Es gab einen Bildungsplan vom<br />

Kulturministerium, diesen mussten<br />

wir erfüllen. In der Türkei<br />

dauert die Grundschule bis zur<br />

fünften Klasse. Danach sind die<br />

Kinder bis zur achten Klasse in<br />

der Mittelschule. Ab Klasse neun<br />

beginnen das Gymnasium oder<br />

die Berufsschule. Um Erzieherin<br />

zu werden, musst du in der Türkei<br />

studieren.<br />

A. B.: Hast du gerne als Lehrerin<br />

gearbeitet?<br />

Ayfer: Seit meiner Kindheit habe<br />

ich davon geträumt, Lehrerin<br />

zu werden. Meine Geschichtslehrerin<br />

war mein Vorbild. Durch<br />

sie wusste ich, dass ich Lehrerin<br />

werden wollte.<br />

Ich habe in der Türkei in vielen<br />

Grundschulen gearbeitet, manchmal<br />

in einer Stadt und einer großen<br />

Schule, aber auch in einem<br />

Dorf und mit Kleingruppen. Das<br />

war sehr interessant.<br />

Als junge Lehrerin musste ich<br />

zuerst in einem Dorf arbeiten<br />

und durfte erst später in die<br />

Stadt. Das ist so vorgegeben<br />

vom Kultusministerium. Anfangs<br />

war ich in einem kleinen „gefährlichen<br />

Dorf“, das war schwer <strong>für</strong><br />

A. B.: Als ihr nach Deutschland<br />

gekommen seid, hattest du da den<br />

Plan, wieder als Lehrerin zu arbeiten?<br />

Ayfer: Als ich in Deutschland angekommen<br />

bin, habe ich schnell<br />

gemerkt, dass ich nicht als Lehrerin<br />

arbeiten kann, weil mein<br />

Sprachniveau nicht gut war. So<br />

ist es unmöglich, in der Schule<br />

zu arbeiten. Ich hätte die Kinder<br />

nicht verstehen können und sie<br />

mich auch nicht.<br />

Als ich einmal einen Briefträger<br />

gesehen habe, wollte ich als<br />

Briefträgerin arbeiten, als ich<br />

eine Altenpflegerin getroffen<br />

habe, wollte ich als Altenpflegerin<br />

arbeiten.<br />

Mir war klar, ich möchte auch in<br />

Deutschland wieder arbeiten. Ich<br />

habe mir über viele Berufe Gedanken<br />

gemacht, aber ich konnte<br />

noch nicht gut Deutsch sprechen<br />

und verstehen.<br />

A. B.: Wie bist du auf die Idee gekommen,<br />

Erzieherin zu werden?<br />

Ayfer: Meine Freundin hat mir<br />

von dem Projekt der Robert<br />

Bosch Stiftung „Vielfalt willkom-<br />

14


Fachkräfte<br />

men“ erzählt. Im Internet habe ich<br />

dazu Informationen gefunden. Ich<br />

brauchte einen Übersetzer, aber<br />

mir haben die Informationen gut<br />

gefallen.<br />

A. B.: Als du das Programm „Vielfalt<br />

willkommen“ gefunden hast, wie lief<br />

das ab und was waren die Voraussetzungen?<br />

Ayfer: Zuerst habe ich eine Mail<br />

an die Robert Bosch Stiftung<br />

geschrieben: „Ich bin Grundschullehrerin,<br />

wie kann ich als Erzieherin<br />

arbeiten?“ Ich habe meine<br />

Unterlagen eingeschickt und<br />

wurde zum Vorstellungsgespräch<br />

eingeladen. Ich war sehr nervös,<br />

meine Hände haben gezittert. Ich<br />

war zwar gut vorbereitet, aber ich<br />

konnte nicht gut Deutsch sprechen.<br />

Das Vorstellungsgespräch<br />

war auf Deutsch ohne Übersetzer.<br />

Das war hart, aber ich habe<br />

es geschafft.<br />

Ich habe eine türkische Freundin,<br />

die hatte den Anpassungslehrgang<br />

schon gemacht, darum<br />

wusste ich, was ich alles brauche<br />

und was die Voraussetzungen<br />

sind. Meine Zeugnisse wurden<br />

geprüft und dann wurde ich zugelassen.<br />

Mein Anpassungslehrgang<br />

dauerte 15 Monate.<br />

A. B.: Zu der Fortbildung gehört<br />

auch Deutsch lernen, was waren<br />

hier die Herausforderungen?<br />

Ayfer: Bisher hatte ich in der<br />

Schule und im Studium Englisch<br />

gelernt. Deutsch zu lernen war<br />

<strong>für</strong> mich wichtig, aber anstrengend.<br />

Für mich ist die Grammatik<br />

schwierig. Ich möchte noch<br />

pä dagogische Fachwörter lernen,<br />

um mit den Eltern besser sprechen<br />

zu können.<br />

Einmal war ich in der Krippengruppe,<br />

als das Telefon geklingelt<br />

hat, es war gerade niemand in der<br />

Nähe. Ich musste also rangehen.<br />

Es war die Mama eines Kindes<br />

und sie sprach langsam und<br />

deutlich mit mir, ich habe alles<br />

verstanden und konnte ihr helfen.<br />

Das hat mich glücklich gemacht.<br />

Das Sprechen mit den Eltern ist<br />

<strong>für</strong> mich wie ein Berg. Mit den<br />

Kindern spreche ich leichter und<br />

da fühle ich mich sicherer.<br />

A. B.: Wie ging es dir in deiner Kita?<br />

Wie haben die Eltern, Kolleginnen<br />

und Kollegen und die Kinder auf<br />

dich reagiert?<br />

Ayfer: Ich wurde unerwarteterweise<br />

von allen gut aufgenommen<br />

und integriert. Zuerst hatte<br />

ich Sorge, aber schnell habe ich<br />

mich wohlgefühlt. Ich trage Kopftuch<br />

und bin Ausländerin. Die<br />

vielen Gedanken, die ich mir gemacht<br />

habe, waren nicht nötig.<br />

Manche Eltern haben am Anfang<br />

nur kurz mit mir gesprochen. Sie<br />

dachten, ich verstehe sie nicht.<br />

Das ist jetzt aber anders, sie<br />

reden langsam mit mir und ich<br />

verstehe fast alles.<br />

A. B.: Gibt es Erlebnisse und Erfahrungen,<br />

die du besonders wichtig<br />

findest?<br />

Ayfer: Ich freue mich darüber,<br />

dass alle Menschen in der Kita<br />

mit mir so geduldig sind und mir<br />

helfen, besser zu sprechen.<br />

Wir haben einen Papa aus der<br />

Schweiz, er redet schnell und<br />

undeutlich, ich kann ihn nicht<br />

verstehen und habe eine Kollegin<br />

gefragt, was er gesagt hat. Sie<br />

antwortete, sie hat ihn auch nicht<br />

verstanden; da war ich beruhigt.<br />

Manche Eltern bei uns in der Kita<br />

sprechen Dialekt, das fällt mir<br />

noch schwer zu verstehen.<br />

A. B.: Was hat dir geholfen?<br />

Ayfer: Ich merke, dass ich mit<br />

Deutsch immer sicherer werde.<br />

Ich kann mich mit meinen Freunden<br />

und Kolleginnen besser ver-<br />

15


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

ständigen.<br />

Meine Kolleginnen haben mir<br />

viele Begriffe erklärt und ich lerne<br />

täglich neue Worte. Ich habe Zeit<br />

bekommen zum Sprechen und<br />

Verstehen.<br />

A. B.: Was hat dich blockiert? Gab<br />

es auch Hindernisse?<br />

Ayfer: In der Teamsitzung konnte<br />

ich manche Themen nicht gut<br />

erfassen, da war ich froh um eine<br />

Kollegin. Sie hat mir viel erklärt.<br />

Wenn mehrere Menschen gleichzeitig<br />

geredet haben, habe ich<br />

fast nichts mehr verstanden.<br />

Es war komisch <strong>für</strong> mich, wenn<br />

die Menschen mir Worte oder<br />

Aufgaben mehrmals erklären<br />

mussten, bis ich es verstanden<br />

habe.<br />

A. B.: Bei deinem Anpassungslehrgang<br />

musstest du eine Facharbeit<br />

schreiben. Diese wurde beim Regierungspräsidium<br />

bewertet.<br />

Ich darf verraten, dass du eine<br />

inhaltlich sehr gute Facharbeit geschrieben<br />

hast. Wie war das Thema<br />

und was hast du da<strong>für</strong> tun müssen?<br />

Ayfer: Mein Thema war „Interkulturelle<br />

Kompetenz bei Kindern<br />

entwickeln“. Unsere Kita ist eine<br />

interkulturelle Kita und ich musste<br />

auch ein Projekt durchführen.<br />

Ich habe mit den Kindern viele<br />

Angebote gemacht. Wir haben<br />

jede Woche ein Land kennengelernt.<br />

Die Länder haben wir<br />

passend zu den Familien, die<br />

wir aktuell in der Kita betreuten,<br />

ausgesucht. Ein Kind kam<br />

beispielsweise aus Spanien, ein<br />

anderes aus China. Eine Woche<br />

lang haben wir über das Land<br />

und die Kultur gesprochen und<br />

viel gelernt. Unsere Köchin hat<br />

da<strong>für</strong> auch das Essen angepasst.<br />

Ich hatte Unterstützung von den<br />

Eltern. Diese haben mir Material<br />

aus ihren Ländern mitgebracht.<br />

Leider war es durch Corona nicht<br />

möglich, die Eltern teilnehmen zu<br />

lassen, das war schade.<br />

A. B.: Inzwischen arbeitest du als<br />

Erzieherin in meinem Team. Was<br />

sind deine Erfahrungen in der täglichen<br />

Arbeit?<br />

Ayfer: Seit Januar 2022 arbeite<br />

ich als Erzieherin bei dir in der<br />

Kita. Ich bin im Spätdienst eingeteilt,<br />

weil ich vormittags einen<br />

Deutschkurs besuche. Ich komme<br />

immer erst zum Mittagessen in<br />

die Kita. Nach dem Essen begleite<br />

ich die Ruhephase und helfe<br />

den Kindern beim Zähneputzen.<br />

Am Nachmittag gehen wir gerne<br />

raus.<br />

Ich plane zusammen mit meinen<br />

Kolleginnen die Jahreszeiten, gute<br />

Absprache ist wichtig. Ich nehme<br />

an der Teamsitzung teil und bereite<br />

Projekte vor.<br />

A. B.: Welche Aufgaben erledigst du<br />

gerne in der Kita?<br />

Ayfer: Beim Zähneputzen singe<br />

ich den Kindern Lieder vor und<br />

solange ich singe, müssen sie<br />

putzen, das macht uns viel Spaß.<br />

Mit dir zusammen bereite ich<br />

das Schulanfängerprojekt vor. In<br />

Deutschland dürfen die Kinder<br />

vieles mit entscheiden und auch<br />

zu Hause viel lernen. Die Kinder<br />

fragen mich zum Beispiel: „Ayfer,<br />

wie kann ich den Stift halten?“<br />

Und ich kann es ihnen zeigen.<br />

A. B.: Was möchtest du noch<br />

erzählen? Gibt es Themen oder eine<br />

Erinnerung, die dir wichtig sind?<br />

Ayfer: Ich merke, dass ich vieles<br />

alleine schaffen kann. Ich gehe<br />

einen Schritt nach dem anderen.<br />

Du gibst mir die Zeit, das freut<br />

mich.<br />

Ich bin gerne Teil des Teams. Wir<br />

sind nicht nur Kolleginnen, wir<br />

passen aufeinander auf.<br />

A. B.: Liebe Ayfer, vielen Dank <strong>für</strong><br />

deine Zeit, ich freue mich, dich<br />

in meinem Team zu haben. Wir<br />

werden zusammen noch viele Ziele<br />

erreichen!<br />

Das Interview führte Anja Braekow.<br />

Sie ist Kindergarten-Fachwirtin und<br />

Trägerin ihrer eigenen Kita. Außerdem<br />

ist sie Vorsitzende des Kita-Fachkräfteverbandes<br />

Baden-Württemberg.<br />

16


Träger<br />

Familienzentren auf dem Vormarsch<br />

Besondere Möglichkeiten <strong>für</strong> Chancen- und Bildungsgleichheit<br />

von Alina Wagner<br />

Im Jahr 2006 begannen die<br />

ersten Bundesländer, Konzepte<br />

<strong>für</strong> Institutionen zu erarbeiten,<br />

die insbesondere Familien eine<br />

Unterstützung bieten. Vorreiter<br />

war das Land Nordrhein-Westfalen,<br />

das seit der Pilotphase im<br />

Kitajahr 2006/2007 kontinuierlich<br />

immer mehr Kindertageseinrichtungen<br />

zu Familienzentren<br />

weiterentwickelt.<br />

Familienzentren bündeln gemeinsam<br />

mit ihren Kooperationspartnern<br />

Angebote der Familienunterstützung,<br />

-beratung und -bildung,<br />

mit denen auf die wachsenden<br />

Herausforderungen im Familienalltag<br />

reagiert werden kann.<br />

Sie unterstützen die Familien<br />

hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen<br />

Teilhabe und stehen <strong>für</strong><br />

Chancen- und Bildungsgleichheit,<br />

unabhängig von der sozialen und<br />

kulturellen Herkunft. Die Familienzentren<br />

übernehmen eine<br />

entscheidende Aufgabe hinsichtlich<br />

Förderung und Prävention.<br />

Weitere Bundesländer folgten<br />

NRW und installierten sogenannte<br />

Familienzentren, Nachbarschaftszentren,<br />

Eltern-Kind-Zentren,<br />

Familienkitas und weitere<br />

Institutionen, Förderprogramme<br />

und Konzepte. Manche Länder<br />

verlagerten die Finanzierung auch<br />

auf kommunale Ebene, wo unter<br />

anderem dank der finanziellen<br />

Hilfe von Stiftungen eine Unterstützung<br />

von Familien gesichert<br />

wird.<br />

Gebündelte Angebote<br />

Das anerkannte Gütesiegel „Familienzentrum<br />

NRW“ weist auf<br />

das qualitativ belegbare sozialräumliche<br />

Gesamtkonzept von<br />

Kindertageseinrichtungen hin.<br />

Neben ihren originären Aufgaben<br />

als Kindertageseinrichtungen<br />

öffnen sich Familienzentren im<br />

Stadtteil und bieten durch die Zusammenarbeit<br />

mit Kooperationspartnern<br />

und basierend auf den<br />

Belangen der Einwohnerinnen<br />

und Einwohner eine passgenaue,<br />

niederschwellige, präventive und<br />

größtenteils kostenfreie Angebotsvielfalt<br />

„<strong>für</strong> jedermann“. Somit<br />

sind sie eine wichtige Anlaufstelle<br />

<strong>für</strong> die verschiedensten Belange<br />

der Menschen im Stadtteil und<br />

nicht auf eine begrenzte Zielgruppe<br />

ausgerichtet.<br />

Um herauszufinden, welche<br />

Angebote im Stadtteil benötigt<br />

werden, analysieren Familienzentren<br />

ihr soziales Umfeld. Diese<br />

Sozialraumanalysen machen die<br />

Bedürfnisse der Menschen im<br />

Stadtteil sichtbar.<br />

Grundsätzlich werden Angebote<br />

zu den Themen „Beratung und<br />

Unterstützung“, „Familienbildung<br />

und Erziehungspartnerschaft“<br />

sowie „Familie und Beruf“ vorgehalten.<br />

Ferner fokussieren sich Familienzentren<br />

auf mindestens einen<br />

zusätzlichen Schwerpunkt, zum<br />

Beispiel „Kindertagespflege“, „Familienbegleitung“,<br />

„Migration und<br />

Integration“, „Prävention“, „ländlich<br />

geprägter Raum“, „heterogene<br />

Strukturen“ oder „Berufstätigkeit<br />

und zeitsensible Angebotsgestaltung“.<br />

Die Ausgestaltung eines jeden<br />

Familienzentrums ist individuell<br />

und abhängig von den gewählten<br />

Schwerpunkten, dem entstandenen<br />

Netzwerk und den Bedürfnissen<br />

und Bedingungen im<br />

jeweiligen Stadtteil.<br />

Die Familien im Blick<br />

Kinder- und familienorientierte<br />

Leistungen zusammenzuführen<br />

und diese leicht zugänglich zu<br />

machen, sind in Familienzentren<br />

besonders wichtig. Den Familien<br />

wird ein ganzheitliches Angebot<br />

im wahrsten Sinne des Wortes<br />

„unter einem Dach“ sowie „aus<br />

einer Hand“ angeboten. Das<br />

erleichtert die Teilnahme, da<br />

Familien den Anfahrtsweg zu<br />

17


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

entfernten Institutionen erspart<br />

bleibt und die Ansprechpersonen<br />

zu bestimmten Themen (zum<br />

Beispiel über Erziehung, Bildung,<br />

Gesundheit, Bewegung, Kindertagespflege,<br />

Kinderschutz, Finanzen)<br />

bereits bekannt sind. Diese<br />

geben entweder selbst Auskunft<br />

oder vermitteln an andere Personen<br />

bzw. Institutionen.<br />

Zudem liegen in Familienzentren<br />

Broschüren und Flyer zu den Kooperationspartnern<br />

frei zugänglich<br />

aus und es gibt Kontaktdaten<br />

<strong>für</strong> weitere Beratungs- und Therapiemöglichkeiten,<br />

Eltern- und<br />

Familienbildung sowie zu speziellen<br />

Förderangeboten <strong>für</strong> Kinder.<br />

Dadurch wird sichergestellt, dass<br />

Familien auch Informationen zu<br />

Themen erlangen, die eventuell<br />

schambehaftet sein könnten,<br />

ohne jemanden explizit darauf<br />

ansprechen zu müssen.<br />

Angebote gestalten<br />

Um stets passgenaue Angebote<br />

vorhalten zu können, sind Familienzentren<br />

im ständigen Prozess<br />

der Reflexion. Hier<strong>für</strong><br />

nutzen sie neben<br />

den Analysen in den<br />

Teambesprechungen<br />

und den Daten des<br />

Sozialraums ebenfalls<br />

die Möglichkeit von<br />

regelmäßigen Befragungen, die<br />

die Bedarfe der Familien widerspiegeln<br />

sollen. Gemeinsam mit<br />

den Kooperationspartnern und<br />

weiteren Institutionen im Stadtteil<br />

wird die Angebotsstruktur bei<br />

Bedarf optimiert.<br />

Alle vier Jahre müssen sich<br />

Familienzentren einer Re-Zertifizierung<br />

in Form einer Selbstevaluation<br />

unterziehen. Diese<br />

wird durch geschulte Prüferinnen<br />

Alles unter einem Dach bedeutet kurze Wege <strong>für</strong> die ganze Familie.<br />

und Prüfer bearbeitet und anschließend<br />

ausgewertet. Es folgt<br />

eine Überprüfung vor Ort im<br />

Familienzentrum, wo die Angaben<br />

aus dem Evaluationsbogen in<br />

Augenschein genommen werden.<br />

Nach erfolgreicher Prüfung<br />

bestätigen eine Urkunde sowie<br />

ein Qualitätsprofil mit Weiterentwicklungshinweisen<br />

der<br />

Kindertageseinrichtung das<br />

Erlangen des Gütesiegels<br />

„Familienzentrum NRW“.<br />

Bei der ersten Zertifizierung<br />

erhält die Einrichtung<br />

zudem eine Außenplakette mit<br />

dem entsprechenden Logo der<br />

Familienzentren in NRW.<br />

Ein großes Netzwerk<br />

Die intensive Vernetzung mit bestimmten<br />

Kooperationspartnern<br />

sorgt da<strong>für</strong>, Eltern wohnortnah,<br />

schnell, zielgerichtet und kompetent<br />

zu beraten oder diese weiterzuvermitteln.<br />

Für mehr Verbindlichkeit werden<br />

häufig Kooperationsvereinbarungen<br />

zwischen dem Familienzentrum<br />

und dem Kooperationspartner<br />

geschlossen, die die<br />

Ziele und die Ausgestaltung der<br />

Zusammenarbeit beinhalten.<br />

Familienzentren kooperieren beispielsweise<br />

mit Grundschulen,<br />

anderen Kitas bzw. Familienzentren,<br />

Beratungsstellen (zum<br />

Beispiel Erziehungsberatung,<br />

Ernährungsberatung, Schuldnerberatung,<br />

Migrationsberatung,<br />

Seniorenberatung), Jugendamt,<br />

Arbeitsamt, Gesundheitsamt,<br />

Kultureinrichtungen, Anbietern<br />

der Familien- und Elternbildung,<br />

Sportvereinen, Sprachmittlern,<br />

interkulturellen Vereinen, Integrationsagenturen,<br />

Ärzten,<br />

Therapeuten, den frühen Hilfen,<br />

kommunalen Präventionsketten,<br />

Kindertagespflege oder Senioreneinrichtungen.<br />

Das dadurch entstehende<br />

große Netzwerk bietet<br />

in den Kindertageseinrichtungen<br />

die Möglichkeit, Familienbildung,<br />

Beratung und Unterstützung zu<br />

18


Träger<br />

bündeln und somit eine Anlaufstelle<br />

<strong>für</strong> Alltagsfragen der<br />

Menschen im Stadtteil zu sein.<br />

Familienzentren bieten beispielsweise<br />

offene Sprechstunden zu<br />

Erziehungs- oder Gesundheitsfragen<br />

an, organisieren Eltern-Kind-<br />

Treffen, installieren ein Café <strong>für</strong><br />

Anwohnerinnen und Anwohner<br />

sowie Eltern, organisieren Veranstaltungen<br />

zu pädagogischen<br />

Themen und zur Förderung der<br />

elterlichen Erziehungs- und Bildungskompetenz,<br />

führen (Eltern-)<br />

Kind-Aktionen zur Gesundheits-,<br />

Lese- oder Bewegungsförderung<br />

durch. Darüber hinaus können<br />

Familienzentren beispielsweise<br />

zu allen sozialraumrelevanten<br />

Themen beraten und/oder vermitteln<br />

und engagieren sich <strong>für</strong><br />

einen guten Übergang zwischen<br />

der Kita und der Grundschule. Im<br />

Idealfall besitzen Familienzentren<br />

separate Räume <strong>für</strong> die Angebote,<br />

damit der betriebliche Ablauf<br />

der Kindertageseinrichtung nicht<br />

gestört wird und die Familienzentrumsangebote<br />

dort ohne gegenseitige<br />

Beeinflussung stattfinden<br />

können.<br />

Diese Räumlichkeiten können bei<br />

Bedarf und in Absprache mit dem<br />

Träger auch Externen zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit<br />

machen die Familienzentren<br />

auf ihre Angebote<br />

aufmerksam (zum Beispiel Flyer,<br />

Broschüren, Homepage oder<br />

Presseartikel).<br />

Chancen- und Bildungsgleichheit<br />

in Kindertageseinrichtungen<br />

Auch wenn eine Kindertageseinrichtung<br />

kein zertifiziertes Familienzentrum<br />

ist, erfüllt sie sicherlich<br />

Mindeststandards, die <strong>für</strong><br />

Chancen- und Bildungsgleichheit<br />

sorgen und gegebenenfalls weiter<br />

ausgebaut werden könnten.<br />

Beispiele hier<strong>für</strong> sind:<br />

→ Elternbefragungen durchführen,<br />

um die Bedürfnisse der<br />

Familien zu kennen und berücksichtigen<br />

zu können.<br />

→ Ansprechpersonen zu bestimmten<br />

Themen festlegen<br />

und den Eltern bekannt machen.<br />

→ Kooperationen intensivieren,<br />

besonders zu Grundschulen,<br />

Beratungsstellen, Förderstellen,<br />

Therapeuten und Ärzten.<br />

→ Verzeichnis mit Beratungsund<br />

Therapiemöglichkeiten<br />

sowie Angebote der Elternund<br />

Familienbildung erstellen<br />

und auslegen.<br />

→ Flyer/Broschüren zu wichtigen<br />

Themen auslegen.<br />

→ Regelmäßige Elterninformationsveranstaltungen<br />

mit<br />

pädagogisch anregenden Impulsen.<br />

→ Tauschbörsen oder Mitnahmeschränke<br />

installieren.<br />

Finanzierung und Ausbau<br />

von Familienzentren<br />

Für die Arbeit der Familienzentren<br />

hat das Land NRW eine Förderung<br />

im Kinderbildungsgesetz<br />

verankert. Es investiert 20.000€<br />

pro Einrichtung bzw. Familienzentrumsverbund<br />

(mehrere Kindertageseinrichtungen,<br />

die sich zu<br />

einem Familienzentrumsverbund<br />

zusammenschließen).<br />

Aktuell arbeiten in NRW rund<br />

4000 Kindertageseinrichtungen<br />

in ca. 3160 Familienzentren. Das<br />

entspricht mehr als einem Drittel<br />

aller Einrichtungen.<br />

Jährlich erfolgt eine Verteilung<br />

neuer Familienzentren auf die<br />

Jugendämter. Ausschlaggebend<br />

hier<strong>für</strong> ist ein festgelegter Index,<br />

der sowohl soziale als auch<br />

demografische Bedarfslagen und<br />

demnach Orte mit einem höheren<br />

Bildungs- und Armutsrisiko<br />

vorrangig berücksichtigt.<br />

Im Kitajahr 2022/<strong>2023</strong> werden<br />

rund 150 weitere Kindertageseinrichtungen<br />

zu Familienzentren<br />

weiterentwickelt.<br />

Weitere Informationen auf<br />

www.familienzentrum.nrw.de.<br />

Alina Wagner koordiniert mehr als<br />

60 Familienzentren in einer Großstadt<br />

im Ruhrgebiet, ist Frühpädagogin (B.A.)<br />

und systemische Beraterin.<br />

19


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Quality matters<br />

Darum finden wir eine fundierte Ausbildung <strong>für</strong> Kita-Personal wichtig<br />

von Veronika Lindner <strong>–</strong> Vorstandsmitglied im VKF Bayern e. V.<br />

In den letzten Monaten gab es<br />

in einigen Bundesländern vonseiten<br />

der Politik neue Ideen,<br />

um dem Fachkräftemangel in<br />

Kindertageseinrichtungen entgegenzuwirken.<br />

So wurde unter<br />

anderem in Bayern ein neues<br />

Weiterbildungskonzept vorgestellt,<br />

mit dem sich interessierte,<br />

je nach vorangegangener<br />

Berufsausbildung binnen 300<br />

bis 700 Theoriestunden über<br />

die Assistenzkraft und Ergänzungskraft<br />

bis hin zur pädagogischen<br />

Fachkraft qualifizieren<br />

können. Diese Kräfte übernehmen<br />

in Bayern dieselben Aufgaben<br />

wie Erzieherinnen und<br />

Erzieher, die normalerweise<br />

eine drei- bis vierjährige Ausbildung<br />

mit mindestens 2440<br />

Stunden durchlaufen.<br />

Nicht nur in Bayern ist die Tendenz<br />

zu erkennen, so schnell wie<br />

möglich Personen mit einer kurzzeitigen<br />

Qualifizierung in die Kitas<br />

zu holen. Je nach Bundesland<br />

gibt es verschiedene Varianten,<br />

um Berufsabschlüsse im pädagogischen<br />

Bereich zu erlangen.<br />

Bundesweit haben derzeit laut<br />

aktuellem Ländermonitoring der<br />

frühkindlichen Bildungssysteme<br />

der Bertelsmannstiftung 4 % des<br />

pädagogischen Personals einen<br />

Hochschulabschluss, 68 % einen<br />

Fachschulabschluss, 14 % einen<br />

Berufsschulabschluss, 7 % befinden<br />

sich in Ausbildung, 5 %<br />

haben sonstige Ausbildungen und<br />

2 % arbeiten ohne Ausbildung. Je<br />

nach Bundesland sind hier jedoch<br />

große Unterschiede erkennbar<br />

und die Ausbildungen in den<br />

einzelnen Bundesländern sind nur<br />

bedingt miteinander vergleichbar.<br />

In Bayern haben nur 48 %<br />

statt bundesweit 68 % einen<br />

fachlich einschlägigen Fachschulabschluss.<br />

Damit liegt Bayern<br />

auf dem letzten Rang, was das<br />

Qualifikationsniveau von pädagogischem<br />

Personal betrifft (ausgenommen<br />

der Daten anderer<br />

Bundesländer, die der Geheimhaltung<br />

unterliegen).<br />

Soll das die Lösung sein?<br />

Umso mehr wundert es uns, dass<br />

nun in Bayern noch mehr Personen<br />

mittels Schnellqualifizierungen<br />

in die Kitas geholt werden<br />

sollen. Gerechtfertigt wird dies<br />

meist mit dem Fachkräftemangel.<br />

Doch erleben wir nicht gerade<br />

die Zeiten mit vielen Herausforderungen<br />

<strong>–</strong> wie Migration,<br />

Inklusion und gesellschaftlicher<br />

Wandel <strong>–</strong>, die es notwendig machen,<br />

dass qualifiziertes Personal<br />

die so wichtige Bildungsarbeit<br />

gewährleistet?<br />

Diese Fragen beschäftigen uns<br />

in unserer Verbandsarbeit. Unser<br />

Baden-Württemberg<br />

Email: Info@verband-kitafachkraefte-bw.de<br />

https://verband-kitafachkraefte-bw.de<br />

Bayern<br />

E-Mail: info@verband-kitafachkraefte-bayern.de<br />

https://www.verband-kitafachkraefte-bayern.de<br />

Rheinland-Pfalz<br />

E-Mail: info@kitafachkraefteverband-rlp.de<br />

https://kitafachkraefteverband-rlp.de<br />

Saarland<br />

E-Mail: Verband@kita-fachkraefte-saar.de<br />

https://www.kita-fachkraefte-saar.de/<br />

Hessen<br />

E-Mail: kfvhessen@gmail.com<br />

https://kfvhessen.org<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

E-Mail: info@kitafachkraefte-niedersachsen-bremen.de<br />

https://www.kfkv-niedersachsen-bremen.de<br />

Sachsen/Sachsen-Anhalt<br />

E-Mail: kontakt@verband-kitafachkraefte-s-sa.de<br />

https://verband-kitafachkraefte-s-sa.de<br />

Thüringen<br />

E-Mail: info@kita-fkv-th.de<br />

https://www.kita-fachkraefteverband-thueringen.de<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

E-Mail: vorsitz@kitafachkraefteverband-nrw.de<br />

https://kitafachkraefteverband-nrw.de<br />

20


Kita-Fachkräfteverbände<br />

Verband positioniert sich klar <strong>für</strong><br />

eine hohe Ausbildungsqualität<br />

mit fundiertem und umfassendem<br />

Fachwissen, ausreichende<br />

Praxiserfahrungen in verschiedenen<br />

Arbeitsbereichen und<br />

Praxisbegleitung durch erfahrene<br />

Praxisanleitungen.<br />

Der Rahmen muss stimmen<br />

Wir brauchen entsprechende<br />

Rahmenbedingungen, um der hohen<br />

Anforderung gerecht zu werden.<br />

Dies ist aktuell leider nicht<br />

immer gewährleistet. Um bessere<br />

Bedingungen zu erreichen, muss<br />

sich Kita-Personal noch besser<br />

organisieren und sich zusammenschließen.<br />

Die Verbände <strong>für</strong> Kita-<br />

Fachkräfte haben sich genau das<br />

zum Ziel gesetzt.<br />

Doch leider herrscht in der Politik<br />

und der Gesellschaft derzeit teils<br />

noch der Eindruck, dass in Kitas<br />

die Kinder lediglich betreut und<br />

beaufsichtigt werden. So gilt oft<br />

die Annahme, dass keine fundierte<br />

Ausbildung notwendig<br />

sei und jeder, der zum<br />

Beispiel eigene Kinder<br />

hat, den Beruf ausüben<br />

könne. Es handle<br />

sich schließlich um<br />

eine praktische Tätigkeit,<br />

die während der Arbeit am<br />

Kind erlernt werde, hört man beispielsweise.<br />

Zu einem gewissen<br />

Anteil stimmt dies. Während der<br />

Praktika wird die Erzieherpersönlichkeit<br />

gebildet. Doch zusätzlich<br />

benötigt es unbedingt entsprechende<br />

fachliche Begleitung und<br />

Anleitung, Persönlichkeitsbildung,<br />

Reflexion und theoretisches<br />

Fachwissen, denn das erklärt beispielsweise<br />

kindliche Verhaltensweisen<br />

und Entwicklungsabläufe.<br />

Möglichkeiten schaffen<br />

Dennoch sollte es auch <strong>für</strong> jeden,<br />

der Interesse am Berufsfeld<br />

zeigt und als da<strong>für</strong> geeignet erscheint,<br />

eine Möglichkeit geben,<br />

sich umfassend und ganzheitlich<br />

ausbilden zu lassen, unabhängig<br />

davon, ob es sich um den<br />

linearen Bildungsweg oder den<br />

Quereinstieg handelt. Aus diesem<br />

Grund fordern wir nicht nur<br />

mehr finanzielle Unterstützung<br />

während der Ausbildung, sondern<br />

auch neue Wege, um den Quereinstieg<br />

mit einer guten Qualität<br />

zu ermöglichen. Ideen da<strong>für</strong> sind<br />

zum Beispiel der Ausbau von<br />

Teilzeitformen der Ausbildungen<br />

und von pädagogischen Studiengängen.<br />

Darüber hinaus ist <strong>für</strong><br />

unseren Verband ein Konzept <strong>für</strong><br />

Personen mit sozialen, pädagogischen<br />

und therapeutischen Ausbildungen<br />

denkbar, die den Beruf<br />

nach individueller Prüfung<br />

der vorangegangenen<br />

Ausbildungsinhalte<br />

auf schnellerem Weg<br />

absolvieren könnten.<br />

Jedoch mit einer Nachschulung<br />

in den Bereichen,<br />

die in der vorangegangenen Ausbildung<br />

nicht gelehrt wurden. Die<br />

persönliche Qualifizierung der<br />

Personen <strong>für</strong> den anspruchsvollen<br />

Beruf und eine gute Praxisbegleitung<br />

setzen wir voraus.<br />

Wenn Personen mit Schnellqualifizierungen<br />

in Kitas beschäftigt<br />

werden, besteht die Gefahr, dass<br />

diese aufgrund des fehlenden<br />

Wissens, der mangelnden Erfahrung,<br />

geringer Reflexionsfähigkeit,<br />

unzureichender Professionalität<br />

und dem hohen Stresslevel<br />

folgenschwere Schäden verursachen<br />

und dabei zum Beispiel die<br />

Bedürfnisse der Kinder verletzen.<br />

Qualität im Blick behalten<br />

Zudem kann durch die Anstellung<br />

dieser Personen die Bildungsqualität<br />

in Kitas noch weiter sinken.<br />

Des Weiteren muss sich die Frage<br />

gestellt werden, ob die zusätzlichen<br />

Kräfte lange im Berufsfeld<br />

bleiben. Sind sie mit fehlender<br />

Ausbildung nicht schnell überfordert,<br />

zum Beispiel wenn ihnen<br />

das Wissen über außergewöhnliche<br />

kindliche Verhaltensweisen<br />

fehlt oder zu wenige Methoden<br />

im eigenen Methodenkoffer zur<br />

Verfügung stehen?<br />

Darüber hinaus müssen auch die<br />

Auswirkungen auf das bereits<br />

vorhandene Personal überdacht<br />

werden. Kann es zum Beispiel<br />

passieren, dass gut ausgebildetes<br />

Fachpersonal den Beruf verlässt,<br />

wenn Kurzzeit-Qualifizierungen<br />

flächendeckend zum Einsatz<br />

kommen? Gibt es nicht bessere<br />

Möglichkeiten, um dem Fachkräftemangel<br />

zu begegnen? Zum<br />

Beispiel durch die Verbesserung<br />

der Rahmenbedingungen, erkennbare<br />

Wertschätzung und Anerkennung?<br />

Da<strong>für</strong> setzen wir uns<br />

ein. Unterstütze auch du deinen<br />

Verband.<br />

Veronika Lindner ist Kindheitspädagogin<br />

und Gruppenleitung in einer<br />

Kinderkrippe. Sie ist die erste<br />

Vorsitzende im VKF Bayern.<br />

21


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Hannes und die Sensibilität<br />

Meine Aufgabe als Begleiterin eines sensiblen Kindes<br />

von Vanessa Pivit<br />

Mit diesem Artikel möchte<br />

ich dich auf eine Reise einladen.<br />

Eine Reise durch meinen<br />

Arbeitsalltag mit Hannes.<br />

Ich lasse dich an Situationen<br />

teilhaben, wie ich Hannes mit<br />

seiner Sensibilität in der Kita<br />

wahrnehme, wie ich ihn begleite<br />

und wie ich Kolleginnen und<br />

Kollegen in ihrem Umgang mit<br />

Hannes erlebe.<br />

Vielleicht regen dich meine Impulse<br />

an, mal in deiner Arbeit zu<br />

schauen, wie ausgeprägt<br />

die Sensibilität bei<br />

deinen Kitakindern<br />

ist, wie du diese<br />

erlebst, was du<br />

als Fachkraft tun<br />

kannst. In meiner<br />

Rolle als Begleiterin<br />

schaue ich, was das Kind benötigt,<br />

um sich bei uns sicher<br />

geborgen und angenommen zu<br />

fühlen, um wachsen und leben zu<br />

können. Da<strong>für</strong> braucht es ein Gespür<br />

von mir. Ein Annehmen des<br />

(kleinen) Menschen, so wie dieser<br />

vor mir steht.<br />

Die Lebenssituation<br />

In jeder Einrichtung gibt es sensible<br />

Kinder. Sowohl Mädchen<br />

als auch Jungen. Der folgende<br />

von mir beschriebene Junge heißt<br />

Hannes und ist bald fünf Jahre<br />

alt, besucht unsere Einrichtung<br />

seit fast drei Jahren. Das erste<br />

Jahr verbrachte er in der U3-<br />

Gruppe, nun besucht er schon<br />

im zweiten Jahr die Ü3-Gruppe.<br />

Hannes lebt mit seiner vier Jahre<br />

älteren Schwester und seinen<br />

Eltern in einem ländlichen Wohngebiet.<br />

Seine Eltern behüten ihn<br />

sehr, geben ihm viel Struktur<br />

und manchmal wenig Raum zur<br />

Selbsterfahrung. Es bedurfte<br />

eines längeren Weges und einiger<br />

Gespräche mit einem Kinderpsychologen,<br />

der den Eltern und<br />

auch uns Fachkräften so wertvolle<br />

Anregungen gab. Er brachte<br />

die Sensibilität von Hannes an die<br />

Stelle, die es brauchte <strong>–</strong> in unser<br />

aller Bewusstsein. Hannes ist ein<br />

Kind wie jedes andere auch. Er<br />

braucht seinen Rahmen wie<br />

viele Menschen. Eine kleine<br />

Veränderung in seinem<br />

Tagesablauf bringt Hannes<br />

jedoch oft durcheinander und<br />

lässt ihn weinen, verzweifeln<br />

und er benötigt Zeit <strong>für</strong> Selbstregulation.<br />

Hier<strong>für</strong> hat er unter<br />

anderem sein Schnuffeltuch, eine<br />

ganz wichtige Stütze. Ohne Tuch<br />

geht nix. Er muss sich fühlen und<br />

spüren können. Das Tuch muss<br />

am Mund sein, denn so kann er<br />

sich regulieren. In der U3-Gruppe<br />

ist seine Sensibilität noch nicht so<br />

(bewusst) aufgefallen, denn dort<br />

benötigen die meisten Kinder<br />

noch mehr Begleitung als in der<br />

Ü3.<br />

Erwartungen und Haltungen<br />

Mit dem Gruppenwechsel veränderten<br />

sich die Erwartungen.<br />

Hannes sollte auf einmal viel<br />

mehr können. Er sollte auch endlich<br />

mal sein Tuch zu Hause lassen,<br />

denn er sei doch jetzt groß.<br />

Diese Äußerungen bekam er von<br />

einigen Fachkräften mehrfach zu<br />

hören. In seinen traurigen Momenten,<br />

wo er eine Begleitung<br />

an seiner Seite benötigt hätte,<br />

gab es Fachkräfte, die ihn in der<br />

Situation ausgelacht haben, sein<br />

Verhalten ins lächerliche zogen<br />

und ihn dadurch noch trauriger<br />

werden ließen. Was passiert,<br />

wenn Hannes in diese Situation<br />

fällt? Hannes fehlen Strukturen<br />

und Handlungsmöglichkeiten, um<br />

in der Situation entsprechend<br />

handeln zu können. Er braucht<br />

in der Kita Fachkräfte, die beispielsweise<br />

in der Anziehsituation<br />

sehen, dass ihm die vielen Kinder<br />

zu viel sind. Er benötigt die<br />

Fachkraft, die ihn aus der Menge<br />

herausnimmt und ihm einen<br />

ruhigeren Platz gibt. Er braucht<br />

die Bestätigung, dass er so sein<br />

darf, wie er ist und wir ihm seinen<br />

Rahmen geben. Ein Stück weit<br />

muss Hannes lernen, sich selber<br />

seinen Weg mit der Situation<br />

zu schaffen. Wir können hier an<br />

seiner Seite sein, ihn begleiten<br />

und auch aushalten. Ja, es bedarf<br />

eines Aushaltens von uns.<br />

Welche Fragen stellen wir?<br />

Es triggert uns vielleicht und wir<br />

denken: Wieso kann er es nicht?<br />

Wieso stellt er sich so an? Die El-<br />

22


Kinder<br />

tern verwöhnen ihn nur! Oh, ich<br />

könnte diese Sätze weiterführen,<br />

doch was bringt es? Wir, Eltern<br />

wie auch Fachkräfte, sollten uns<br />

immer wieder selber hinterfragen<br />

und uns reflektieren:<br />

→ Welche Erfahrungen habe ich<br />

persönlich gemacht?<br />

→ Wer waren meine Begleiter in<br />

der Kinderzeit?<br />

→ Was hat mir gutgetan und was<br />

nicht?<br />

→ Welche Strukturen haben mir<br />

geholfen und welche waren<br />

wenig hilfreich?<br />

→ Was ist mein Arbeitsauftrag<br />

und wie kann ich diesen umsetzen?<br />

→ Wie verhalte ich mich gegenüber<br />

anderen Fachkräften bei<br />

deren Verhalten?<br />

Auch ich habe einen langen<br />

Weg der Selbstreflexion hinter<br />

mir und kann sagen: Es ist nicht<br />

einfach, sich gegen eine Kollegin<br />

oder einen Kollegen und vor das<br />

Kind zu stellen. Es brauchte viel<br />

Mut von mir. Doch es ist meine<br />

menschliche und arbeitsrechtliche<br />

Pflicht, mich zum Wohle des<br />

Kindes einzusetzen. Es bedarf<br />

des Gespräches mit der Fachkraft,<br />

um mich über die Situation<br />

des Kindes auszutauschen und<br />

auf die wertschätzende Haltung<br />

hinzuweisen.<br />

Was bedeutet eigentlich<br />

Sensibilität?<br />

Es gibt viele verschiedene Formen<br />

der Sensibilität. Ich persönlich<br />

kann nicht jedes Material auf<br />

meiner Haut spüren, manch einer<br />

verträgt manche Düfte nicht,<br />

reagiert auf gewisse Lebensmittel<br />

oder ist lichtempfindlich. Hannes<br />

braucht seine festen Abläufe. Bei<br />

Veränderungen braucht er einen<br />

Rahmen, eine Begleitung, die ihm<br />

sagt und zeigt, was als nächstes<br />

passiert. Er braucht Wertschätzung,<br />

Ruhe und Zeit zum Verstehen.<br />

Im Laufe der gemeinsamen Monate<br />

haben Hannes und ich so<br />

einen guten Weg gefunden. Er<br />

weiß, wo er seinen Leuchtturm<br />

findet. Er weiß, wo er SEIN darf.<br />

Er weiß, wo er wertschätzend<br />

begleitet wird und sucht eigenständig<br />

den Weg dorthin. Wir<br />

arbeiten viel an seiner Regulation<br />

und reflektieren beide miteinander<br />

die Situation. So erfährt und<br />

spürt Hannes seine Eigenwahrnehmung<br />

und baut sich individuelle<br />

Anker in seinem Leben auf.<br />

Ich wünsche jedem (sensiblen)<br />

Kind gute Begleitungen an der<br />

Seite. Die erkennen, wahrnehmen<br />

und entsprechend begleiten.<br />

Wertfrei und respektvoll. Die<br />

sich selber auch immer wieder<br />

reflektieren und nicht ihre eigene<br />

Geschichte mit in die Situation<br />

nehmen.<br />

Vanessa Pivit ist Erzieherin und<br />

Trauerbegleiterin. Sie bietet Einzelcoachings<br />

und Vorträge zu verschiedenen<br />

Bereichen der Trauer an.<br />

www.trauerbegleitung-pivit.de<br />

23


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Ein Teamtag mit Eintopf<br />

Praxisimpuls <strong>für</strong> einen genussvollen Austausch<br />

von Marion Bischoff und Petra Knickenberg<br />

Immer wieder erleben und erfahren<br />

wir bei Coachings oder<br />

Teamfortbildungen, dass viele<br />

ihre Teamtage als ermüdend<br />

und langweilig empfinden. Am<br />

liebsten würde man irgendwo<br />

was Essen gehen und ein bisschen<br />

Small Talk halten. Danach<br />

dürfen alle nach Hause und gut<br />

ist.<br />

Vielleicht denkst du jetzt: „Das<br />

gibt es nicht!“ Hurra, dann bist<br />

du in der glücklichen Lage, einem<br />

Team anzugehören, in dem Teamtage<br />

Freude machen, das Miteinander<br />

fördern und zu neuen<br />

Ideen und gemeinsamen Visionen<br />

anregen.<br />

Vielleicht denkst du jedoch: „Das<br />

ist wie bei uns.“ Und du spürst<br />

sofort eine bleierne Müdigkeit,<br />

die sich auf deine Schultern legt.<br />

Die Erinnerung an das letzte Zusammentreffen,<br />

den Betriebsausflug<br />

oder den selbst gestalteten<br />

Teamtag entlocken dir höchstens<br />

ein müdes Durchpusten.<br />

Doch damit ist jetzt Schluss! Lass<br />

dich nicht länger von ermüdenden<br />

Gedanken einnehmen. Es<br />

braucht immer jemanden, der <strong>für</strong><br />

Veränderung steht. Gut möglich,<br />

dass du dieser Jemand in deinem<br />

Team bist. Da<strong>für</strong> brauchst du<br />

nicht die Kita-Leitung zu sein.<br />

Deine Ideen kannst du eurer<br />

Führungskraft mitteilen und sie<br />

bitten, es mal auszuprobieren.<br />

Wer weiß, ob du sie mit deiner<br />

Freude nicht ansteckst. Dann seid<br />

ihr schon zu zweit.<br />

Egal welche Themen ihr auf der<br />

Agenda <strong>für</strong> die nächsten Teamtage<br />

habt: Plant 2-4 Stunden <strong>für</strong><br />

teambildende Maßnahmen mit<br />

ein.<br />

Arbeitet ihr schon lange in der<br />

gleichen Konstellation zusammen,<br />

klingt Teambuilding <strong>für</strong> dich jetzt<br />

erst mal komisch. Doch es hört<br />

nie auf, dass man sich aufeinander<br />

einlassen, in den Austausch<br />

gehen, gemeinsame Wege finden<br />

muss. Jedes Gespräch, jedes neu<br />

aufgenommene Kind, jeder neue<br />

Elternteil, jede Praktikantin, jede<br />

Fortbildung, jede Krankheitsphase<br />

verändern eure Teamstruktur.<br />

Genau deshalb ist die dauerhafte<br />

Arbeit an dir als Persönlichkeit,<br />

dir als Teil der Gemeinschaft und<br />

am Team insgesamt ein wichtiges<br />

Puzzleteil <strong>für</strong> gelingende Zusammenarbeit.<br />

Da<strong>für</strong> gibt es auch nicht die eine<br />

richtige Methode. Wir haben<br />

hier eine erprobte Idee <strong>für</strong> dich<br />

notiert und wünschen dir und<br />

deinen Kolleginnen und Kollegen<br />

viel Freude dabei.<br />

Die Eintopf-Übung<br />

Je nach Größe eures Teams und<br />

wie viele der Impulsfragen ihr<br />

dazu bearbeiten wollt, kann diese<br />

Übung bis zu zwei Stunden dauern.<br />

Sofern ihr gemeinsam kocht,<br />

entsprechend länger.<br />

Ein gutes Team ist wie ein<br />

schmackhafter Eintopf. Gesund,<br />

bunt und fein abgeschmeckt mit<br />

mancherlei Gewürzen und Zutaten.<br />

Stell dir nur mal vor, wenn<br />

der Eintopf immer nur aus Karotten<br />

bestünde …<br />

Für diese Übung braucht ihr:<br />

→ Stifte<br />

→ kleine Notizzettel<br />

→ Bilder verschiedener Gemüsesorten<br />

und Gewürze (und dazu<br />

einige leere „Bilder“ zum selbst<br />

bestücken)


Fachkräfte<br />

Dazu passend hier einige Impulsfragen:<br />

→ Welche Eigenschaften hat das<br />

Gemüse?<br />

→ Wie wächst/gedeiht es?<br />

→ Ist es regional oder eher exotisch?<br />

→ Wie „anfällig“ ist es?<br />

→ Wie lässt es sich lagern?<br />

→ Wie kann man es zubereiten?<br />

→ Wie schmeckt es? …<br />

Teambuilding ist immerwährend und alle tragen einen Teil zum großen Ganzen bei.<br />

Beispiel: Eine ältere Kollegin wählt<br />

die Süßkartoffel. Die Deutung<br />

der Teammitglieder: Sie mag es,<br />

Bekanntes (Kartoffel) neu zu verpacken<br />

(deswegen wählt sie die<br />

Süßkartoffel). (Die Kollegin kann<br />

Altbewährtes mit neuem pädagogischen<br />

Denken verbinden).<br />

Sie ist gut geerdet und kann auch<br />

mit wenig „Wasser“ gedeihen. (Die<br />

Kollegin braucht nicht viel von<br />

außen, um gute Arbeit zu leisten.)<br />

Sie wagt den Blick über den Tellerrand<br />

und ist offen <strong>für</strong> neue Impulse<br />

von außen.<br />

(Betrachte diese Deutung lediglich<br />

als kleinen Hinweis, wie es aussehen<br />

könnte. Die Deutung ist individuell<br />

und in jedem Team natürlich<br />

anders.)<br />

Bei den Deutungen zu den einzelnen<br />

Teammitgliedern sollten<br />

alle aus der Runde etwas sagen.<br />

Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“.<br />

Wenn es in eurem Team schwierig<br />

ist, sich gegenseitig offen einzuschätzen,<br />

beginnt diese Übung<br />

damit, dass man zu jedem Kollegen<br />

und jeder Kollegin auf einem<br />

Zettel notiert, wie man seine oder<br />

ihre Auswahl deuten würde.<br />

Ausgewogene Auswahl?<br />

Betrachtet euren Eintopf gemeinsam.<br />

Wovon habt ihr zu viel?<br />

Was fehlt? Woher könntet ihr<br />

die fehlende Zutat bekommen?<br />

Welches Gewürz würdet ihr gern<br />

hinzufügen und warum? Wer ist<br />

Chefkoch oder -köchin?<br />

Übertragt eure Antworten auf<br />

eure Teamsituation. Spielerisch.<br />

Mit Leichtigkeit und mit Humor.<br />

Und wenn ihr Lust dazu habt:<br />

Kocht doch hinterher gemeinsam<br />

einen Eintopf mit den Zutaten,<br />

die ihr ausgewählt habt. Dann<br />

könnt ihr gleich den Geschmackstest<br />

machen.<br />

Anschließend könnt ihr noch<br />

darüber diskutieren, inwiefern der<br />

Satz „Viele Köche verderben den<br />

Brei“ in eurem Team von Belang<br />

ist.<br />

Habt ihr die Aufgaben gut verteilt<br />

und alle wissen, was sie wann,<br />

wie und wo zu tun haben? Oder<br />

mischen immer viele auf unterschiedlichen<br />

Ebenen mit und<br />

niemand weiß genau, was jetzt<br />

eigentlich wessen Aufgabe ist?<br />

Egal, wo ihr gerade steht: Nichts<br />

muss so bleiben, wie es ist.<br />

Wir wünschen euch einen<br />

„schmackhaften Eintopf“ und<br />

dass alle den Wert des Miteinanders<br />

erkennen.<br />

Marion Bischoff (Pädagogin, Kommunikationstrainerin)<br />

und Petra Knickenberg<br />

(Metaphysikerin, Coach) bieten Workshops<br />

und Seminare <strong>für</strong> (Kita-)Teams, Leitungen<br />

und Fachkräfte an.<br />

www.wir-bauen-bruecken.com<br />

25


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Wir fordern die Kindergrundsicherung!<br />

Ein Kitaträger setzt sich mit Kinderarmut auseinander<br />

Die Volkshilfe hat in Kooperation<br />

mit den österreichischen<br />

Kinderfreunden im August<br />

und September 2022 zum<br />

Thema „Kinderarmut in elementarpädagogischen<br />

Einrichtungen“<br />

österreichweit<br />

unter Elementarpädagoginnen<br />

und Elementarpädagogen eine<br />

Umfrage durchgeführt. Welche<br />

Erkenntnisse daraus gewonnen<br />

und weiter zu einem Leitfaden<br />

verarbeitet wurden, verrät<br />

Geschäftsführerin Alexandra<br />

Fischer.<br />

Alexandra Fischer ist Geschäftsführerin<br />

bei „Die Kinderfreunde“ in Wien.<br />

<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich: Im Leitbild<br />

Ihrer Organisation sind die Rechte<br />

der Kinder verankert, die auf der<br />

UN-Kinderrechtskonvention basieren.<br />

Welche Rechte sehen Sie bei<br />

Kinderarmut verletzt?<br />

Alexandra Fischer: Das Recht auf<br />

Gleichheit. Jedes Kind hat das<br />

Recht auf alle Rechte, egal wo es<br />

lebt, wo es her kommt, welche<br />

Hautfarbe oder Religion es hat,<br />

welche Sprache es spricht, ob es<br />

ein Bub oder Mädchen ist, ob es<br />

eine Behinderung hat und ob es<br />

arm oder reich ist.<br />

Das Recht auf Bildung. Bildung<br />

muss von Anfang an kostenlos<br />

und <strong>für</strong> alle Kinder und Jugendlichen<br />

entsprechend ihrer Fähigkeiten<br />

zugänglich sein.<br />

Die Rechte auf Schutz, Teilhabe-<br />

Beteiligung, Gesundheit, Spiel<br />

und Freizeit.<br />

Und ganz wichtig: Das Recht auf<br />

elterliche Fürsorge. Wenn Eltern<br />

mit wenig Geld auskommen müssen,<br />

sollten sie staatliche Unterstützung<br />

(finanzielle Absicherung,<br />

Betreuungsplatz etc.) bekommen.<br />

PfD: Was waren die wesentlichen<br />

Erkenntnisse aus Ihrer Umfrage zum<br />

Thema „Kinderarmut in elementarpädagogischen<br />

Einrichtungen“?<br />

A. Fischer: Wir haben unterschiedliche<br />

Erkenntnisse gewonnen.<br />

Die Ausstattung der Kinder<br />

und die Kindergartengebühren<br />

(Essen und Beiträge) sind Bereiche,<br />

in denen die Kolleginnen<br />

und Kollegen Kinderarmut am<br />

stärksten wahrnehmen, gefolgt<br />

von kostenpflichtigen Zusatzangeboten,<br />

die dann nicht genutzt<br />

werden können.<br />

Die Pädagoginnen und Pädagogen<br />

fühlen sich durch die Ausbildung<br />

nicht ausreichend auf das<br />

Thema Kinderarmut vorbereitet<br />

<strong>–</strong> 34% fühlen sich gar nicht vorbereitet,<br />

20% genügend und 25%<br />

befriedigend.<br />

Bei der Umfrage wurde auch<br />

deutlich, dass 16 % der Befragten<br />

die Belastung von Familien durch<br />

die Teuerung aktuell stark und<br />

44,81 % sie ein wenig bemerken.<br />

Das ist insofern interessant und<br />

traurig zugleich, da Eltern immer<br />

alles versuchen, damit ihre Kinder<br />

durch finanzielle Engpässe nicht<br />

sichtbar beeinträchtigt werden.<br />

Die Eltern sparen stets zuerst bei<br />

sich selbst.<br />

PfD: Laut Umfrage hat ein Viertel<br />

der Befragten im Kindergartenjahr<br />

21/22 erlebt, dass Familien den<br />

Kindergartenplatz aufgrund finanzieller<br />

Schwierigkeiten kündigen<br />

mussten. Was tun Sie als Träger, um<br />

entgegenzuwirken?<br />

A. Fischer: Wir versuchen individuelle<br />

Lösungen mit den Familien<br />

zu finden. Leider erfahren wir jedoch<br />

meist erst nach einer Kündigung<br />

von den finanziellen Nöten.<br />

Die Scham über die eigene Not<br />

führt oft dazu, dass Eltern dies<br />

im Stillen und Geheimen lösen<br />

wollen. Manchmal erleben wir,<br />

dass Konflikte im Kindergarten<br />

ganz groß gemacht werden. Das<br />

erleichtert manchen Eltern den<br />

Abschied, es gibt dann einen viel<br />

wichtigeren Grund, zu kündigen.<br />

Wir haben die Familien flächendeckend<br />

über die Möglichkeit<br />

einer Soforthilfe informiert und<br />

arbeiten gesellschaftskritisch<br />

daran, diese Problematik aufzuzeigen,<br />

um staatliche Lösungen<br />

zu finden. Schließlich sind die<br />

26


Kinder<br />

Kinderfreunde seit 1908 auch<br />

eine bedeutende Lobby <strong>für</strong> Kinder<br />

und Familien.<br />

PfD: Auch Sie als Träger sind von<br />

den aktuellen Teuerungen betroffen<br />

und müssen effizient wirtschaften,<br />

um Ihre Organisation am Laufen<br />

zu halten. Sind Sie in nächster Zeit<br />

gezwungen, den Essensbeitrag oder<br />

den Kindergartenbeitrag zu erhöhen?<br />

A. Fischer: Unser erklärtes Ziel<br />

ist es, die Teuerung so wenig wie<br />

möglich an die Eltern weiterzugeben.<br />

Wir haben an den kleinstmöglichen<br />

Schrauben im Hinblick<br />

auf die Geldbörsen der Familien<br />

gedreht.<br />

Bei den eigenen Einsparungen<br />

haben wir aber große Schritte<br />

unternommen <strong>–</strong> vor allem beim<br />

Energieverbrauch. Bereits in den<br />

letzten beiden Jahren haben wir<br />

unsere Standorte auf LED umgestellt.<br />

Wir errichten aktuell bereits<br />

die zweite Photovoltaikanlage<br />

auf einem Kindergartendach und<br />

können damit acht Kindergärten<br />

selbst mit Strom versorgen. Bei<br />

den Mittagmenüs stellen wir<br />

Aufwärmprozesse um <strong>–</strong> auch hier<br />

sind Einsparungen bei Energiekosten<br />

möglich.<br />

Hier wollten wir in erster Linie<br />

dem Nachhaltigkeitsgedanken<br />

entsprechen, nun ist es auch<br />

noch dazu eine enorme finanzielle<br />

Abfederung. Für uns ist jedoch<br />

ganz klar, dass es hier seitens des<br />

Bundes und der Länder finanzielle<br />

Unterstützungen braucht.<br />

PfD: Sie haben einen Leitfaden <strong>für</strong><br />

Elementarpädagogen und Elementarpädagoginnen<br />

über Armut und<br />

Kinderarmut geschrieben. Was war<br />

die Intention?<br />

A. Fischer: Die Auseinandersetzung<br />

mit Armut ist <strong>für</strong> Pädagoginnen<br />

und Pädagogen im Alltag<br />

gesellschaftsrelevant. Alles was<br />

Wenn das Essen billig sein muss, greifen Eltern oft zu Toastbrot und Schokoaufstrich.<br />

in der Gesellschaft diskutiert<br />

wird, findet kindbezogen Eingang<br />

in den Kindergartenalltag. Die<br />

Kinder fragen nach, sie hören Erwachsene<br />

darüber reden. Kinder<br />

brauchen Orientierung und Halt.<br />

Das haben sie, wenn sie Antworten<br />

auf ihre Fragen bekommen,<br />

die ehrlich sind, Wertungen,<br />

Zuschreibungen und Vorurteile<br />

vermeiden. In einer Zeit, in der<br />

die Zukunft als etwas Schweres<br />

gezeichnet wird, ist Mut machen<br />

von so großer Bedeutung. Die<br />

Kinder sollen sich als selbstwirksam<br />

erleben. Dies beginnt, sobald<br />

sie entwicklungsangemessen<br />

Wissen erwerben, verstehen und<br />

demnach handeln können.<br />

Armut im Kindesalter hat einen<br />

erheblichen Einfluss auf die<br />

Nahrungsversorgung; ungenügende<br />

und ungesunde Ernährung<br />

stellt ein Entwicklungsrisiko <strong>für</strong><br />

alle Entwicklungsbereiche dar.<br />

Kinderarmut hat Auswirkungen<br />

auf die körperliche und seeli-<br />

27


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

sche Gesundheit der Kinder, auf<br />

ihren Bildungsweg bzw. auf ihren<br />

Bildungserfolg und auf Freundschaften.<br />

Dieses Wissen ermöglicht,<br />

den Blick als Pädagogin und<br />

Pädagoge auf diese Themen zu<br />

richten und dadurch zu erkennen,<br />

zu verstehen und zu reagieren.<br />

PfD: Was verstehen Sie unter<br />

armutssensibler Sprache?<br />

A. Fischer: Die Armutskonferenz<br />

rät von der Verwendung<br />

bestimmter Begriffe ab. Dazu<br />

gehören: „die Armen“, „sozial<br />

schwach“, „unschuldig in Not<br />

geraten“. Armutsbetroffene sind<br />

mehr als arm. Das ist nur ein<br />

Aspekt ihres Lebens. Der Begriff<br />

„sozial schwach“ vermittelt, dass<br />

Armutsbetroffene keine sozialen<br />

Kompetenzen hätten, was nicht<br />

der Realität entspricht. (Vgl. Broschüre<br />

Seite 24)<br />

Die Armutskonferenz empfiehlt<br />

Formulierungen wie „armutsbetroffene<br />

Personen“, weil dies<br />

unterstreicht, dass Armut weder<br />

eine Wesenseigenschaft noch<br />

freie Entscheidung ist. Weitere<br />

Empfehlungen sind: „Menschen<br />

mit geringem/unsicherem Einkommen“,<br />

„mit einem Einkommen<br />

unter der Armutsgrenze“ oder<br />

„Menschen mit Armutserfahrung“.<br />

Gleichzeitig zeigt die Erfahrung,<br />

dass die Betroffenen sich selbst<br />

nicht immer als „arm“ bezeichnen.<br />

Es braucht Worte, mit denen die<br />

Betroffenen ihre Situation selbst<br />

beschreiben. Fragen wie "Müssen<br />

Sie mit wenig Geld über die Runden<br />

kommen?“, „Ist es am Monatsende<br />

schwierig. Rechnungen<br />

zu bezahlen?“ holen die Betroffenen<br />

stärker in ihrer Situation ab<br />

und greifen auf Worte zurück, mit<br />

denen Armutsbetroffene ihre Situation<br />

auch selbst beschreiben.<br />

Das liegt an der starken Tabuisierung<br />

und Individualisierung, die<br />

mit Armut in unserer Gesellschaft<br />

verbunden sind. Die Frage „Müssen<br />

Sie mit wenig Geld auskommen?“<br />

vermittelt, dass die Betroffenen<br />

Kompetenzen haben, die<br />

finanziellen Mittel einzuteilen.<br />

PfD: Woran können Pädagoginnen<br />

und Pädagogen eine Armutsgefährdung<br />

erkennen?<br />

A. Fischer: Die Kinder fehlen<br />

bei Ausflügen und Geburtstagsfeiern<br />

von Kindern, aber auch<br />

bei ihren eigenen Geburtstagen.<br />

Zahlungen erfolgen zu spät oder<br />

nicht. Den Eltern fällt es schwer,<br />

Dinge mitzubringen. Die Windeln<br />

gehen am Ende des Monats aus<br />

und können nicht nachgebracht<br />

werden. Die Kleidung wird seltener<br />

gewaschen oder zu klein<br />

gewordene Schuhe werden von<br />

den Kindern weiter getragen. Der<br />

Skianzug passt nicht mehr, das<br />

Essverhalten der Kinder kann auffällig<br />

werden. In Spielsituationen<br />

spielen Kinder Gespräche über<br />

Geld in der Familie nach. Weitere<br />

Indizien können sein, dass sich<br />

Kinder häufiger verletzen, häufiger<br />

krank werden. Hinweise auf<br />

Armut können sich an sprachlichen<br />

Defiziten zeigen und am<br />

Rückzug der Familie aus sozialen<br />

Veranstaltungen.<br />

PfD: Sie vermitteln in Ihrem Leitfaden,<br />

dass Armut in erster Linie<br />

gesellschaftliche Ursachen hat<br />

und KEIN individuelles Problem ist.<br />

Warum ist es Ihnen wichtig, Ihre<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

da<strong>für</strong> zu sensibilisieren?<br />

A. Fischer: Beschämung oder<br />

Stigmatisierung sind unangenehme<br />

und belastende Erinnerungen,<br />

da sie in unserer Umgangssprache<br />

alltäglich passieren.<br />

Mit dem Leitfaden und dem Wissen<br />

über Armut ist es uns wichtig,<br />

Leitfragen und Reflexionsmöglichkeiten<br />

zu bieten, um sich mit<br />

der Thematik auseinanderzusetzen.<br />

Unser Umgang mit armutsbetroffenen<br />

Menschen ist eng<br />

an gesellschaftliche Erzählungen<br />

gebunden, an eigene Erfahrungen<br />

und Vorstellungen <strong>–</strong> mit den Fragen<br />

„Was ärgert mich, wenn ich<br />

bei einem Kind merke, dass sich<br />

die Eltern nicht in dem Ausmaß<br />

kümmern, wie ich mir das vorstelle?<br />

Wie erkläre ich mir das? Was<br />

könnte dahinterstecken? Kann ich<br />

meine Haltung, meine Sprache,<br />

meine Auswahl von Worten in<br />

Gesprächen mit diesen Eltern in<br />

mein Bewusstsein rufen und angemessen<br />

agieren?<br />

PfD: Die derzeitigen Sozialleistungen<br />

genügen laut Ihrer Umfrage<br />

nicht, um Kinderarmut zu verhindern.<br />

Was sollte auf politischer<br />

Ebene getan werden, um diesen<br />

Missstand abzuschaffen oder wenigstens<br />

abzumildern?<br />

A. Fischer: Kinderfreunde und<br />

Volkshilfe fordern eine Kindergrundsicherung.<br />

Wir wollen, dass<br />

28


Kinder<br />

KINDERARMUT · Tipps & Ideen<br />

3.2.2 Methoden zur Thematisierung von<br />

Gründen <strong>für</strong> Armut<br />

Bei diesen Methoden geht es darum, die Gründe von Armut zu thematisieren,<br />

v.a. die Ungleichverteilung von Gütern in der Gesellschaft.<br />

METHODE<br />

C<br />

Ungerechtes Essen<br />

ALTER:<br />

DAUER:<br />

ORT:<br />

MATERIAL:<br />

ab 4 Jahren<br />

30 Minuten<br />

Indoor<br />

Lebensmittel (Reis, Brot, Süßigkeiten,<br />

Obst …), Wassergläser<br />

BESCHREIBUNG:<br />

Bis auf zwei bis vier Kinder verlassen alle Kinder den Raum. Die Gruppenleitung<br />

und die im Raum gebliebenen Kinder decken den Tisch <strong>für</strong><br />

die restlichen Kinder. Dabei bekommen etwa 2/3 der Kinder nur Reis<br />

oder trockenes Brot und ein Glas Wasser.<br />

Der Rest bekommt leckere, bunt dekorierte Speisen (auch Süßigkeiten<br />

und Obst).<br />

Die Aufgabe der im Raum verbliebenen Kinder ist es nun, das folgende<br />

Geschehen genau zu beobachten:<br />

Die Kinder kommen wieder in den Raum, ihnen wird ein Platz zugewiesen<br />

und ein „guter Appetit“ gewünscht. Die im Raum gebliebenen Kinder<br />

und Erwachsenen beobachten nun, was passiert: Wie geht es den<br />

Kindern, die vor Brot und Wasser sitzen? Wie verhalten sich jene, die das<br />

gute Essen bekommen haben? Wird geteilt oder gestritten? Hier kann<br />

von den Erwachsenen jederzeit eingegriffen oder z.B. bei „Verhandlungen“<br />

geholfen werden.<br />

Wichtig ist vor allem, dass nach der Methode kein Kind traurig ist, sondern<br />

alle etwas „mitgenommen“ und auch gut gegessen haben. Da<strong>für</strong><br />

können auch noch zusätzliche Süßigkeiten oder zusätzliches Obst, Saft<br />

etc. bereit gehalten werden.<br />

Nach dem Essen bzw. währenddessen tauscht sich die ganze Gruppe darüber<br />

aus, was passiert ist, wie die Kinder reagiert haben, was die Beobachter:innen<br />

gesehen haben und welche Parallelen es zur Situation im<br />

Alltag gibt.<br />

Bei der abschließenden Reflexion sollten besonders folgende Fragen<br />

beantwortet werden:<br />

• Was waren die ersten Gedanken, nachdem<br />

die Kinder in den Raum und an ihren Platz kamen?<br />

• Wie wurde die Situation gelöst?<br />

• Waren alle damit zufrieden?<br />

TIPP:<br />

Das gezeigte Verhältnis zwei Drittel arm zu ein<br />

Drittel reich entspricht in etwa den globalen Verhältnissen.<br />

Alternativ kann auch jedes 5. Kind nur Brot und<br />

Wasser bekommen, ein Kind eine ganze Menge Süßigkeiten<br />

und alle anderen Kinder Brot, ein bisschen<br />

Saft und 1 Süßigkeit. So könnten die Verhältnisse<br />

in Österreich dargestellt werden.<br />

31<br />

Eine Idee aus dem Handbuch „Kinderarmut <strong>–</strong> erkennen und handeln“ dürfen wir hier <strong>für</strong> dich bereitstellen.<br />

29


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

jedes Kind in Österreich bis zum<br />

18. Geburtstag Anspruch auf<br />

finanzielle Absicherung hat. Die<br />

Höhe soll dabei nach Einkommen<br />

der Eltern gestaffelt sein.<br />

Wir sind uns sicher: Eine Gesellschaft<br />

ohne Kinderarmut ist möglich.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

brauchen wir jede Unterstützung.<br />

Wir haben mit der Kindergrundsicherung<br />

ein Modell entwickelt,<br />

mit dem wir allen Kindern und<br />

Jugendlichen in Österreich ein<br />

Aufwachsen ohne existenziellen<br />

Mangel ermöglichen könnten.<br />

PfD: Armut kann ein erhebliches<br />

Entwicklungsrisiko <strong>für</strong> Kinder darstellen,<br />

weshalb den Kindergärten<br />

eine zentrale Rolle zukommt. Was<br />

erwarten Sie von Ihren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern im Umgang<br />

mit Kindern, die von Armut<br />

betroffen oder von Armut gefährdet<br />

sind?<br />

A. Fischer: Mit dem Wissen aus<br />

der Forschung um das Thema<br />

Armut, Sprache, Lernen, Neurobiologie<br />

können wir unser Arbeiten<br />

mit neuen Fragen reflektieren<br />

und ausrichten. Beim Thema<br />

Armut sind es Fragen wie: Wie<br />

erkenne ich eine Familie in finanzieller<br />

Not? Wie viele Ausflüge<br />

brauchen wir wirklich? Wo können<br />

wir auf Kosten verzichten?<br />

Können wir um Stipendien <strong>für</strong> die<br />

Kinder ansuchen? Welche<br />

Partner bieten<br />

Unterstützung<br />

(Freikarten im Theater)? Wie feiern<br />

wir Geburtstage der Kinder?<br />

Was macht den Kindern Freude<br />

und kostet nichts? Gibt es beim<br />

Thema Armut Geschlechterunterschiede?<br />

Was erwarte ich von<br />

den Familien <strong>–</strong> welchen Druck<br />

kann ich durch veränderte Erwartungen<br />

an die Eltern rausnehmen<br />

und zum Gelingen der Bildungspartnerschaft<br />

beitragen?<br />

PfD: Sie empfehlen, armutsgefährdete<br />

Familien auf Unterstützungsangebote<br />

Dritter hinzuweisen.<br />

Könnten die Pädagoginnen und<br />

Pädagogen mit dieser zusätzlichen<br />

<strong>–</strong> eigentlich sozialarbeiterischen <strong>–</strong><br />

Rolle nicht überfordert sein?<br />

A. Fischer: Wir fordern schon seit<br />

Jahren multidisziplinäre Teams<br />

und an der Stelle muss klar formuliert<br />

werden, dass die Lösung<br />

des Problems nicht Aufgabe von<br />

elementarpädagogischen Einrichtungen<br />

und deren Mitarbeitenden<br />

ist. Die Verantwortung<br />

insbesondere Kinderarmut zu<br />

bekämpfen liegt bei den politisch<br />

Verantwortlichen. Auf keinen Fall<br />

sollen sich Elementarpädagoginnen<br />

und -pädagogen mit dieser<br />

Aufgabe überfordern. Hier wollen<br />

wir unterstützen und Wege sichtbar<br />

machen. Das Erkennen und<br />

Abschwächen von Folgen der<br />

Kinderarmut sind den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern<br />

wichtig. Handlungsfähig<br />

zu sein und<br />

dazu Material zu erhalten, kann<br />

die Arbeitsbelastung mindern.<br />

PfD: Bieten Sie Fortbildungen an,<br />

um Ihre Pädagoginnen und Pädagogen<br />

<strong>für</strong> dieses wichtige Thema zu<br />

schulen?<br />

A. Fischer: Ja, wir haben das<br />

Thema in unserer Fortbildung<br />

aufgenommen <strong>–</strong> wie die Broschüre,<br />

ist der Aufbau der Schulung<br />

dreigeteilt: Grundwissen, Umgang<br />

und Reflexion.<br />

Herzlichen Dank, liebe Frau<br />

Fischer, <strong>für</strong> diese spannenden<br />

Einblicke in die Arbeit der Wiener<br />

Kinderfreunde und Ihre Auseinandersetzung<br />

mit diesem wichtigen<br />

Thema.<br />

KINDERARMUT<br />

erkennen & handeln<br />

Wie elementare Bildungseinrichtungen<br />

armutsbetroffenen Kindern und ihren Familien<br />

in der Praxis begegnen können<br />

Mehr zum Thema und der Download<br />

des Handbuches sind hier zu<br />

finden:<br />

https://kinderfreunde.at/news/<br />

oesterreich/kinderarmut-in-derelementarbildung<br />

Das Interview führte<br />

Ulrike Karner.<br />

30


Kitaleitung<br />

Unfall in der Kita<br />

Vorbeugen <strong>–</strong> handeln <strong>–</strong> nachsorgen<br />

von Sina Grote<br />

Zum Glück bleiben viele Personen<br />

im Kita-Alltag von Unfällen<br />

verschont. Passiert es<br />

doch, geht es bei Verletzungen<br />

erst einmal schwerpunktmäßig<br />

darum, die körperliche Unversehrtheit<br />

des betroffenen Kindes<br />

wiederherzustellen. Aber<br />

auch Seelen von Personen,<br />

die bei einem Unfall mittelbar<br />

oder unmittelbar dabei waren,<br />

können nach dramatischen<br />

Ereignissen Schaden nehmen.<br />

Dieses kann sich in vielfältigen<br />

emotionalen Belastungen widerspiegeln:<br />

Betroffene haben<br />

beispielsweise vermehrt Angst,<br />

träumen schlecht, sind überfordert,<br />

fühlen sich gestresst, sind<br />

reizbar oder aggressiv, ziehen<br />

sich zurück oder vieles andere<br />

mehr.<br />

Meine Erfahrung aus 10 Jahren<br />

Kita-Leitung:<br />

„Ich habe durchschnittlich etwa ein<br />

bis zweimal im Jahr einen Rettungswagen<br />

nach einem Unfall rufen<br />

müssen. Zum Glück sind alle Kinder<br />

wieder genesen! Bei einem Jungen<br />

sah es jedoch zwei Wochen lang<br />

leider nicht so aus <strong>–</strong> er war auf<br />

dem Außengelände vom Kletterturm<br />

gefallen und unglücklich auf<br />

dem Bauch gelandet. Nach knapp<br />

zwei Wochen Intensivstation war<br />

dann endlich klar, dass er keine<br />

bleibenden Schäden behalten wird.<br />

Ein Ereignis, welches das Team und<br />

mich lange beschäftigt hat, rechtlich,<br />

aber vor allem emotional.“<br />

Diese drei Phasen solltest du<br />

als Kita-Leitung kennen, um im<br />

schlimmsten Fall angemessen zu<br />

handeln.<br />

Phase 1: Vorsorge<br />

Rechtssicheres Handeln <strong>–</strong><br />

Kinder und Teammitglieder<br />

vor Gefahren schützen<br />

Eine Kita muss ein kindgerechter<br />

Ort sein, der diverse Sicherheitsstandards<br />

erfüllt. Es gehört<br />

in vielen Einrichtungen zu den<br />

Aufgaben der Kita-Leitung, die<br />

sicherheitsrelevanten Aspekte<br />

der Kita im Blick zu haben, diese<br />

stetig zu überprüfen und notwendige<br />

Schritte zur Verbesserung<br />

der Sicherheit einzuleiten.<br />

Diese Vorkehrungen schützen<br />

Kinder und Erwachsene vor Gefahren<br />

im Alltag und minimieren<br />

das Risiko schwerer Verletzungen.<br />

Doch eine Kita ist und bleibt ein<br />

lebendiger Ort des Ausprobierens<br />

und Wachsens, wo trotz aller Vorsichtsmaßnahmen<br />

(leider) auch<br />

Verletzungen nicht ausgeschlossen<br />

werden können.<br />

Das Thema „Unfälle“ in den<br />

Alltag integrieren<br />

Es gibt diverse kindgerechte<br />

Materialien zu den Themen Verletzungen,<br />

Krankenhausbesuch<br />

oder auch Tod und Trauer. Es<br />

lohnt sich, eine Auswahl Bücher,<br />

CDs, Kinder-Arztkoffer, Rettungsfahrzeuge<br />

zum Spielen im Haus<br />

zu haben und so den Kindern die<br />

spielerische Auseinandersetzung<br />

zu ermöglichen. Ausflüge zur<br />

Feuerwehr, Polizei oder Rettungsstation<br />

helfen Berührungsängste<br />

abzubauen und den Kindern das<br />

Thema begreifbarer zu machen.<br />

Regelmäßige Erste-Hilfe-<br />

Schulungen<br />

Die Teilnahme an solchen Kursen<br />

ist in Deutschland mittlerweile<br />

<strong>für</strong> alle pädagogischen Fachkräfte<br />

in Kitas Pflicht. Das ist gut so,<br />

denn das Versorgen von kleineren<br />

Wunden, Beulen oder Ähnlichem<br />

gehört zum Alltag. Schlimme<br />

und teilweise lebensbedrohliche<br />

Verletzungen werden im Erste-<br />

Hilfe-Kurs ebenfalls durchgesprochen<br />

und praktisch geübt, sodass<br />

pä dagogische Fachkräfte im<br />

Ernstfall sicher agieren können.<br />

Zugleich hilft ein „Einsatzplan“ <strong>für</strong><br />

Notfälle, den ihr gemeinsam entwickelt.<br />

Das gibt Sicherheit und<br />

hilft, im Ernstfall ruhig zu bleiben.<br />

Einen angemessenen Umgang<br />

mit Gefühlen leben<br />

In den meisten Bundesländern<br />

findet sich bereits im Bildungsplan<br />

das Ziel, Kinder in einem<br />

gesunden Umgang mit ihren Gefühlen<br />

zu begleiten. Hier sollen<br />

zunächst einmal alle Emotionen<br />

zugelassen und dann gemeinsam<br />

ein sozialverträglicher Umgang<br />

damit entwickelt werden.<br />

Pädagogische Fachkräfte haben<br />

Vorbildfunktion und sollten dementsprechend<br />

sensibel mit ihren<br />

31


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Passende Spielmaterialien helfen Kindern bei der Verarbeitung eines Unfalls.<br />

eigenen Gefühlen umgehen oder<br />

hierzu beispielsweise durch Fortbildungen<br />

befähigt werden. Dies<br />

gilt auch und besonders nach<br />

Extremsituationen wie schweren<br />

Unfällen.<br />

Phase 2: Der Unfall<br />

Die Rettungskette in Gang<br />

setzen<br />

Es ist alternativlos, nach einer<br />

schweren Verletzung umgehend<br />

alle nötigen Erste-Hilfe-Schritte<br />

einzuleiten und den Fokus auf die<br />

Versorgung des verletzten Kindes<br />

zu legen. Mindestens eine pädagogische<br />

Fachkraft sollte sich<br />

nun so lange dem Kind widmen,<br />

bis dieses an die Rettungskräfte<br />

oder die Eltern übergeben wurde.<br />

Manchmal muss der Transport<br />

des Kindes in ein Krankenhaus<br />

beginnen,<br />

bevor die Eltern in der<br />

Kita eintreffen können.<br />

Dann ist es von hohem<br />

Wert, wenn die<br />

vertraute Fachkraft als<br />

emotionaler Anker weiterhin<br />

beim verletzten Kind bleibt.<br />

Die anderen Kinder sollten parallel<br />

zum Rettungseinsatz schnellstmöglich<br />

in einen abgetrennten<br />

Bereich geführt werden. Zum<br />

einen, um die Erstversorgung<br />

nicht zu behindern, zum anderen,<br />

um von weiteren Details verschont<br />

zu bleiben.<br />

Die Leitung informieren<br />

Spätestens jetzt solltest auch du<br />

als Kita-Leitung zu dem Vorfall<br />

hinzugezogen werden, wenn<br />

du nicht bereits den gesamten<br />

Verlauf bis hierhin gelenkt und<br />

moderiert hast.<br />

Die verbliebenen Kolleginnen und<br />

Kollegen entscheiden situationsorientiert,<br />

was im Umgang mit<br />

den Kindern aktuell am sinnvollsten<br />

erscheint. Oft geht es in dieser<br />

frühen Phase darum,<br />

einen Raum zu schaffen,<br />

in dem alle aufkommenden<br />

Gefühle und<br />

Fragen erlaubt sind und<br />

begleitet werden.<br />

Ist es zeitlich möglich,<br />

kannst du jetzt eine E-Mail oder<br />

einen Aushang <strong>für</strong> die Elternschaft<br />

fertigen, um diese unter<br />

Einhaltung des Datenschutzes<br />

über den Vorfall zu informieren.<br />

Dieses sollte ansonsten spätestens<br />

beim Abholen passieren,<br />

damit das Thema auch zu Hause<br />

aufgegriffen werden kann.<br />

Mitarbeiter<strong>für</strong>sorge<br />

Setzt euch nach Dienstschluss<br />

zusammen oder telefoniert miteinander.<br />

„Wie geht es dir?“ ist eine<br />

einfache und wichtige Frage, die<br />

du als Leitung den betroffenen<br />

Personen aus dem Team stellen<br />

kannst. Des Weiteren auch: „Wie<br />

kannst du jetzt gut <strong>für</strong> dich sorgen?“<br />

oder „Hast du jemanden,<br />

der sich gerade um dich kümmert?“<br />

Eventuell macht es Sinn,<br />

<strong>für</strong> besonders belastete Personen<br />

den Dienstplan <strong>für</strong> die nächsten<br />

Tage umzustellen.<br />

Informiere auf jeden Fall auch<br />

den Träger zeitnah. Und nicht zu<br />

vergessen: Sorge als Leitung gut<br />

und ausreichend <strong>für</strong> dich selbst.<br />

Phase 3: Nachsorge<br />

In den Tagen, Wochen oder auch<br />

Monaten nach einem schlimmen<br />

Unfall solltest du als Leitungskraft<br />

das Thema und die dazugehörigen<br />

Aufgaben und Personenkreise<br />

weiterhin im Blick behalten.<br />

Die Kinder und die Eltern<br />

Sei sensibel <strong>für</strong> das, was Kinder<br />

und Eltern wirklich benötigen.<br />

Halte die Waage zwischen „Überaktivität“<br />

und „Tabuisierung“.<br />

Beides hilft nicht. Das müssen<br />

auch Kolleginnen und Kollegen<br />

verinnerlichen. Pädagogische<br />

Fachkräfte müssen kein Thema<br />

hervorkitzeln, das <strong>für</strong> die Kinder<br />

möglicherweise schon erledigt ist.<br />

32


Kitaleitung<br />

Sprechen Kinder den Vorfall von<br />

sich aus an oder spielen, malen<br />

oder basteln dazu, dann sollte<br />

diesem altersentsprechend Raum<br />

gegeben werden.<br />

Oft hilft es, die Elternvertretung<br />

oder die Elternschaft weiterhin<br />

mit Informationen zu versorgen,<br />

ggf. sogar einen Themenabend<br />

anzubieten.<br />

Aufarbeitung im Team<br />

Einzelne Kolleginnen und Kollegen<br />

brauchen unter Umständen<br />

dein „offenes Ohr“ <strong>für</strong> ihre Belange.<br />

Auch im Gesamtkollegium<br />

gehört es dazu, solche Situationen<br />

gemeinsam zu reflektieren.<br />

Berücksichtigt dabei sowohl die<br />

emotionale „Wie geht es Euch?“<br />

als auch die fachliche Komponente.<br />

„Wie lief unsere Rettungskette?<br />

Können oder müssen wir etwas<br />

anders oder besser machen?“<br />

Je nach Art und Schwere des<br />

Geschehens und dessen Ausgang<br />

kann es hilfreich sein, externe<br />

Beratung oder Begleitung zu<br />

finden. In manchen Fällen benötigen<br />

einzelne Personen vielleicht<br />

sogar fachliche Unterstützung,<br />

beispielsweise im Rahmen einer<br />

Therapie.<br />

Kontakt zum verunfallten<br />

Kind halten<br />

Oft muss das kranke Kind <strong>für</strong><br />

einige Zeit im Krankenhaus oder<br />

zu Hause bleiben. Hier kann die<br />

Einrichtung verschiedene Brücken<br />

zu dem Kind und seiner<br />

Familie bauen. Vorrangig, um dem<br />

Kind zu signalisieren „Du fehlst<br />

uns und bist uns wichtig“, aber<br />

auch um generell den Kontakt zu<br />

halten und so einen Wiedereinstieg<br />

in die Kita zu erleichtern.<br />

Erste-Hilfe-Maßnahmen müssen bei Erzieherinnen und Erziehern „sitzen“.<br />

Konkrete Praxisideen:<br />

→ mit den Kitakindern gemeinsam<br />

Post <strong>für</strong> das kranke Kind<br />

gestalten<br />

→ regelmäßige Anrufe bei der<br />

Familie<br />

→ Besuche im Krankenhaus oder<br />

zu Hause<br />

→ während der Genesungszeit<br />

auch Kurzbesuche in der Kita<br />

ermöglichen<br />

→ ggf. eine erneute Eingewöhnung<br />

mit der Familie gestalten<br />

Rechtlicher Nachklang<br />

Es ist Aufgabe der Leitung und<br />

der beteiligten Fachkräfte, einen<br />

Unfallbericht <strong>für</strong> den jeweiligen<br />

Versicherungsträger zu schreiben.<br />

Je nach Art und Umständen der<br />

Verletzung gehören auch genaue<br />

Angaben zu Personaleinsatz oder<br />

Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen<br />

dazu. Dieses passiert<br />

im Idealfall gemeinsam mit<br />

dem Träger. Hier zahlt sich eine<br />

saubere Dokumentation und Prävention<br />

aus <strong>–</strong> <strong>für</strong> die rechtliche<br />

Prüfung, aber auch <strong>für</strong> das eigene<br />

Seelenheil. Zu wissen, „ich habe<br />

alles getan, was ich konnte“, kann<br />

gerade bei schweren Unfällen <strong>für</strong><br />

Entlastung sorgen.<br />

Je besser ein einschneidendes<br />

Erlebnis in einer Einrichtung bearbeitet<br />

wird, desto eher können<br />

alle Beteiligten wieder befreiter in<br />

den Alltag zurückkehren.<br />

Sina Grote<br />

Kitaleitung & Coach<br />

www.sinagrote.de<br />

33


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Alle sind Teil der Kitagemeinschaft<br />

Warum man nicht von sich auf andere schließen sollte<br />

von Stephanie Wendle<br />

„Vor dem Gesetz sind wir alle<br />

gleich!“ Ein Leitspruch, der gern<br />

betont und auf den sich immer<br />

wieder berufen wird. Wenn<br />

wir uns verschiedene Gegebenheiten<br />

und Zeitepochen in<br />

der Vergangenheit anschauen,<br />

ist das auch richtig und sehr<br />

wichtig.<br />

Festgeschrieben ist er im Gleichheitsrecht<br />

Grundgesetz Artikel 3<br />

und beinhaltet, dass kein Mensch<br />

aufgrund seiner Hautfarbe,<br />

Religion, Geschlecht, Herkunft,<br />

Sprache, Behinderung und seiner<br />

politischen Weltanschauung bevorzugt<br />

oder benachteiligt wird.<br />

Ist das so?<br />

Gerade in unserem Arbeitsalltag<br />

merken wir aber tagtäglich, dass<br />

wir eben nicht alle gleich sind,<br />

auch wenn es das Gesetz so<br />

vorgibt. Immer wieder spüren wir<br />

vielfältige Unterschiede.<br />

Wir sind geprägt durch die Art,<br />

wie wir aufwachsen. Die Entscheidungen<br />

unserer Eltern und<br />

engen Bindungspersonen beeinflussen<br />

uns in den ersten Lebensjahren<br />

und geben uns den<br />

Weg vor. Im Laufe der<br />

Zeit stellen wir diesen<br />

Weg infrage, machen<br />

eigene Erfahrungen,<br />

die uns erneut prägen.<br />

Hinzu kommen die<br />

Erlebnisse in unserem Umfeld,<br />

die guten wie die schlechten.<br />

Unser ganzes Leben lang sind wir<br />

unterbewusst von Prozessen wie<br />

beispielsweise Ängsten, Sorgen,<br />

Wut, Hass, aber auch Freude und<br />

Liebe gesteuert. Alles zusammen<br />

formt uns und macht uns<br />

zu Individuen mit einer eigenen<br />

Wirklichkeit. Dabei stehen wir oft<br />

vor der Herausforderung, verschiedene<br />

Situationen <strong>für</strong> uns<br />

selbst gut zu meistern. Hier spielt<br />

die eigene Biografie eine große<br />

Rolle, denn sie beeinflusst, wo<br />

wir unsere Prioritäten setzen.<br />

Die Frage, ob eine Hürde von<br />

anderen ebenso gut gemeistert<br />

werden kann, stellt sich in der<br />

direkten Situation nicht. Oft sind<br />

wir hinterher damit konfrontiert,<br />

dass unser Gegenüber manches,<br />

was wir tun und sagen oder eben<br />

auch nicht tun und nicht sagen,<br />

infrage stellt.<br />

Einfluss auf verschiedenen<br />

Ebenen<br />

Die eigene Wirklichkeit ergibt<br />

sich nicht nur aus dem Erlebten<br />

und den Erfahrungen, die jeder<br />

von uns sein Leben lang gemacht<br />

hat, sondern auch aus den Rollen,<br />

die wir einnehmen wollen<br />

und müssen. Und<br />

gerade die Rolle im<br />

Arbeitsalltag hat noch<br />

einmal großen Einfluss<br />

auf unsere Entscheidungen<br />

und den Umgang mit<br />

Herausforderungen. Hier kommt<br />

es auch darauf an, auf welcher<br />

Ebene wir uns befinden, was berücksichtigt<br />

und auf was geachtet<br />

werden muss.<br />

Die Aufgaben auf verschiedenen<br />

Ebenen<br />

Politik, die freie Wirtschaft und<br />

Gesellschaft beeinflussen maßgeblich<br />

die Zukunft der Kitas und<br />

der dort handelnden Personen.<br />

Während die Politik mit allen<br />

Mitteln versucht, den Rechtsanspruch<br />

auf einen Kitaplatz zu<br />

ermöglichen, muss das pädagogische<br />

Personal den Bildungs- und<br />

Schutzauftrag <strong>für</strong> jedes Kind und<br />

die Gemeinschaft der Kinder erfüllen.<br />

Eine Ebene innerhalb des Kitasystems<br />

hat der Träger inne, egal<br />

ob kommunal oder konfessionell.<br />

Er setzt Prioritäten und seine<br />

Entscheidungen resultieren aus<br />

dem, was er an Gelerntem und an<br />

Erfahrungen mitbringt. Hier gilt<br />

es auch zu unterscheiden, ob der<br />

Träger aus einem pädagogischen<br />

Bereich kommt oder aus der<br />

freien Wirtschaft. Träger aus der<br />

Wirtschaft entscheiden anders<br />

als Träger mit pädagogischem<br />

Hintergrund.<br />

Auch in der Kita selbst gibt<br />

es verschiedene Ebenen. Als<br />

Kita-Leitung musst du die Fäden<br />

zusammenhalten und triffst<br />

Entscheidungen unter anderen<br />

Prioritäten und Einflüssen wie als<br />

pädagogische Fachkraft. Erziehe-<br />

34


Fachkräfte<br />

Ihr müsst nicht gleich sein, um an einem Strang zu ziehen.<br />

rinnen und Erzieher sind in ihrem<br />

pädagogischen Handeln von den<br />

Anforderungen beeinflusst, die<br />

die Arbeit direkt am Kind mit sich<br />

bringt.<br />

Eine Reinigungskraft hat ihre Vorgaben<br />

im wichtigen Hygieneplan<br />

und der Hausmeister ist da<strong>für</strong><br />

zuständig, die Kita instand zu<br />

halten, um den Kindern räumliche<br />

Sicherheit zu geben.<br />

Der Faktor Mensch<br />

Wenn diese verschiedenen<br />

Ebenen aufeinandertreffen, sind<br />

Offenheit und Kommunikation<br />

gefragt.<br />

Da<strong>für</strong> brauchst du ein gut funktionierendes<br />

Team auf allen Ebenen.<br />

Geht es doch darum, tagtäglich<br />

die bestmögliche Förderung<br />

<strong>für</strong> jedes Kind zu bieten unter Berücksichtigung<br />

seiner Fähigkeiten<br />

und Biografie. Zugleich trefft<br />

ihr Absprachen, erstellt Regeln,<br />

überdenkt und reflektiert sie,<br />

um ein gutes Miteinander in<br />

der Kita zu ermöglichen. All das<br />

kann nur dann verbindlich <strong>für</strong><br />

alle geschehen, wenn ihr den<br />

Faktor Mensch nicht vergesst.<br />

Der Mensch, der sich mit seiner<br />

Haltung, seinen Werten und<br />

seinen pädagogischen Ansprüchen<br />

mit Regeln und Absprachen<br />

identifizieren oder auch nicht<br />

identifizieren kann. Deshalb sollte<br />

in einem Team immer erst danach<br />

geschaut werden, welche<br />

Menschen hinter den Fachkräften<br />

stecken und welche verschiedenen<br />

Wirklichkeiten aufeinandertreffen.<br />

Stelle dir und deinen Kolleginnen<br />

und Kollegen immer mal wieder<br />

Impulsfragen:<br />

→ Wie kann es uns gelingen,<br />

gemeinsam getroffene Regeln,<br />

Absprachen, Pläne und Konzepte<br />

so umzusetzen, dass<br />

daraus ein gut funktionierendes<br />

Team entsteht?<br />

→ Wer kann (und will) sich wie<br />

einbringen?<br />

→ Wobei brauchen wir Unterstützung?<br />

Dazu ist es unumgänglich, offen<br />

miteinander zu kommunizieren,<br />

um die Gegenüber verstehen und<br />

damit die nötigen Kompromisse<br />

eingehen zu können. Ebenso<br />

wichtig ist es, Regeln und Absprachen<br />

so konkret wie möglich zu<br />

definieren, um Missverständnisse<br />

zu vermeiden.<br />

Wir erleben das im Alltag immer<br />

wieder: Für Tom zum Beispiel bedeutet<br />

Aufräumen, dass die Autos<br />

an ihren ursprünglichen Platz<br />

kommen und in Reih und Glied<br />

der Farbe nach sortiert ins Regal<br />

gestellt werden. Für Paul aber<br />

bedeutet Aufräumen, dass die<br />

Autos zwar in ein Regal gehören,<br />

in welches ist aber egal und wie<br />

sie da drinstehen, ist unwichtig.<br />

Der Konflikt zwischen den beiden<br />

ist hier also vorprogrammiert.<br />

Wenn die Regel „Aufräumen“ vorher<br />

klar definiert worden ist und<br />

jeder weiß, wie es hinterher aussehen<br />

soll, gibt es einen Aufreger<br />

am Tag weniger.<br />

Jeden Tag und in jeder Situation<br />

aufs Neue müssen wir uns also<br />

bewusst machen, dass wir nie<br />

von uns selbst auf andere schließen<br />

dürfen, weil es viele verschiedene<br />

Entscheidungen und Handlungsweisen<br />

<strong>für</strong> ein und dieselbe<br />

Situation gibt, immer basierend<br />

auf der eigenen bisher erlebten<br />

Wirklichkeit.<br />

Stephanie Wendle ist Erzieherin<br />

und zertifizierte Praxisanleiterin.<br />

Außerdem ist sie im Verband <strong>für</strong> Kita-<br />

Fachkräfte Baden-Württemberg aktiv.<br />

35


Die Empfehlung aus der Redaktion<br />

Der kleine Prinz<br />

Annegret Gerleit und Lilian Oser<br />

Ein echter Literaturklassiker ist die Geschichte des<br />

kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry, die <strong>für</strong><br />

das Don Bosco Schattentheater kindgerecht aufgearbeitet<br />

wurde.<br />

Du „reist“ mit den Kindern durch die wichtigsten<br />

Szenen und dank der Schattenfiguren der bekannten<br />

Illustrationen bietet sich den Kindern viel Raum <strong>für</strong><br />

individuelle Interpretationen.<br />

Dank der leicht umsetzbaren Regieanweisungen bewegst du dich wie ein Schattentheater-Profi durch<br />

die Geschichte des kleinen Prinzen. Auch die pädagogischen Hinweise helfen dir dabei, das Schattentheater<br />

<strong>für</strong> die Kinder zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Im Anschluss an das Theaterspiel<br />

solltest du dir Zeit nehmen, um mit den Kindern über die hier vermittelten Themen von Freundschaft<br />

und Gemeinschaft zu philosophieren. Du wirst dich wundern, welche Ideen bei den Kindern entstehen.<br />

Und mit deinem Download-Code brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen, wenn mal eine Figur<br />

kaputtgeht, denn du kannst dir die Ersatzfiguren zum Selbstausschneiden einfach herunterladen.<br />

Aus unserer Redaktion gibt es eine klare Empfehlung.<br />

Annegret Gerleit/Lilian Oser<br />

Der kleine Prinz<br />

EAN: 426069492 066 4<br />

Preis: 14 EUR<br />

Don Bosco Verlag<br />

Hast du Lust auf das Schattentheater mit „Der kleine Prinz“?<br />

Gewinne dieses Paket mit Schattenfiguren, Anleitungs- und Textvorlage,<br />

indem du uns eine E-Mail schickst, in der du uns verrätst:<br />

„Was war dein Lieblingsbuch als Kind?“<br />

E-Mail: info@wir-bauen-bruecken.com<br />

Einsendeschluss: 30.03.<strong>2023</strong><br />

Danke an den Don Bosco Verlag <strong>für</strong><br />

die Bereitstellung dieses Gewinns.<br />

Die Auslosung erfolgt am 05.04.<strong>2023</strong>. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt<br />

und auf unserer Homepage veröffentlicht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.


Kolumne: Wenn die Psychologin Mama ist<br />

Regenbogen im Kindergarten<br />

Wie ich zur Oma und mein Sohn zur Halbwaise<br />

gemacht wurde<br />

von Ulrike Karner<br />

An einem verschlafenen Kindergartenmorgen<br />

tritt in der<br />

Garderobe die vierjährige Matilda<br />

an mich heran. Eine Weile<br />

mustert sie mich aus ihren rehbraunen<br />

Augen. Dann fragt sie:<br />

„Bist du die Oma?“<br />

Auch unschuldige Kinderfragen<br />

können schmerzhafte Stiche<br />

versetzen. Besonders, da ich die<br />

Mutter des Jungen bin, dem ich<br />

gerade aus der Jacke helfe. „Nein,<br />

ich bin seine Mama“, antworte<br />

ich.<br />

Matilda runzelt die Stirn. „Wer ist<br />

dann die andere Frau?“<br />

„Das ist seine Mami.“ Meine<br />

Kinder wachsen nämlich mit zwei<br />

Müttern auf.<br />

„Oje! Ist der Papa gestorben?“<br />

Bevor ich das Mädchen beruhigen<br />

und ihr erklären kann, wie<br />

bunt Familien sein können, wird<br />

sie von der Pädagogin in den<br />

Gruppenraum zurückgeholt.<br />

Für mich war die Begegnung<br />

mit Matilda der<br />

Anlass, die Gruppenpädagogin<br />

meines<br />

Sohnes zu bitten, das<br />

Thema „Familienvielfalt“<br />

bei passender<br />

Gelegenheit zu bearbeiten.<br />

(Bevor mein Sohn von den<br />

anderen Kindern als Halbwaise<br />

bedauert wird.) Mein Angebot,<br />

unsere Bilderbücher über Regenbogen-Familien<br />

zur Verfügung<br />

zu stellen, wurde von ihr gerne<br />

angenommen.<br />

Und dann wartete ich … und wartete<br />

ganze sechs Monate lang.<br />

Schließlich überreichte mir die Pädagogin<br />

den Bücherstapel eines<br />

Morgens und kommentierte:<br />

„Die Kinder haben ohne großes<br />

Nachfragen auf die Geschichten<br />

reagiert.“ Sie wirkte überrascht<br />

und auch ein bisschen erleichtert.<br />

Als Dank schenkte ich ihr mein<br />

wärmstes Lächeln. Mir wurde erst<br />

in diesem Moment bewusst, wie<br />

mutig es von der jungen Pädagogin<br />

war, sich auf ein Thema einzulassen,<br />

mit dem sie sich selbst<br />

vorher in der Dichte noch nicht<br />

auseinandergesetzt hatte. Als<br />

Vorbild der Kinder ist die ständige<br />

Selbstreflexion, das Hinterfragen<br />

eigener Einstellungen und Vorurteile<br />

Teil ihres anspruchsvollen<br />

Jobs. (Ich unterschreibe euch<br />

jede Petition zur Einführung von<br />

Supervision in Kindergärten!)<br />

Und die Kinder? Die nehmen alles<br />

Neue zunächst wertfrei auf. Erst<br />

wir Erwachsene geben allem eine<br />

Wertung, an der sich die Kinder<br />

orientieren. Im Guten<br />

wie im Schlechten.<br />

Daher hatte ich die<br />

Haltung der Kindergartenleitung<br />

zu<br />

Regenbogen-Familien<br />

bei der Besichtigung<br />

jedes Kindergartens sorgfältig<br />

überprüft. Schließlich wollte ich<br />

unbedingt vermeiden, dass meine<br />

Kinder aufgrund ihrer Familienkonstellation<br />

ausgegrenzt werden.<br />

Ich war glücklich, wie viel Toleranz<br />

ich dabei begegnet bin. In all den<br />

Kindergartenjahren wurde meinen<br />

beiden Kindern nie vermittelt,<br />

an ihnen oder ihrer Familie wäre<br />

etwas nicht richtig.<br />

Oder wiege ich mich da in falscher<br />

Sicherheit? Zur Überprüfung<br />

bitte ich meinen mittlerweile<br />

sechsjährigen Sohn zum Interview.<br />

(Worauf er unglaublich stolz<br />

ist!)<br />

„Mein Schatz, du hast zwei Mütter.<br />

Wie findest du das?“<br />

Er grinst. „Gut.“<br />

„Gibt es manchmal auch Kinder,<br />

die darauf komisch reagieren?“<br />

„Nein, sie fragen nur nach.“<br />

„Gibt es noch etwas, das du den<br />

anderen Familien mitteilen möchtest?“<br />

Lange Denkpause, dann erhellt<br />

sich sein Gesicht. „Auch, wenn<br />

Kinder arm sind und sich nichts<br />

leisten können, sind ihre Eltern<br />

und die Familie das Allerwichtigste.“<br />

Na gut. Dann ist wohl alles in<br />

Ordnung.<br />

Ulrike Karner ist ausgebildete<br />

Elementarpädagogin und arbeitet als<br />

Psychologin und Autorin in Wien.<br />

www.ulrike-karner.at<br />

37


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 02/<strong>2023</strong><br />

Webinar „Du, ich, wir —<br />

So kann die Kitagemeinschaft gelingen“<br />

am Dienstag, 14. März <strong>2023</strong> von 18 Uhr<strong>–</strong>19.30 Uhr<br />

mit Petra Knickenberg & Marion Bischoff<br />

Schnupper-Preis: 9,00 EUR<br />

Melde dich gleich an unter<br />

www.paedagogik-<strong>für</strong>-dich.de<br />

Was Pädi dir noch sagen möchte:<br />

Hast du Fragen, Wünsche oder Anregungen?<br />

Dann schreib uns gerne eine Nachricht an:<br />

info@paedagogik-fuer-dich.de<br />

Gogi freut sich schon riesig auf die dritte Ausgabe <strong>2023</strong>. Du auch?<br />

Dann besorge dir gleich dein Abo unter www.paedagogik-fuer-dich.de<br />

Unser Thema: „Bunte Vielfalt“<br />

Wie „bunt“ ist die Kita-Welt? Wie beeinflusst das Rollendenken die pädagogische Arbeit?<br />

Welche Chancen und Grenzen gibt es <strong>für</strong> multikulturelle Teams? Du bist Teil einer<br />

Gemeinschaft, die von ihren Eigenarten und Besonderheiten lebt und deren Einmaligkeit<br />

durch jedes Teammitglied, jedes Elternteil, jedes Kind geprägt ist.<br />

Lies in Ausgabe 03-<strong>2023</strong>:<br />

Wie du Projekte gendergerecht durchführen kannst<br />

Ein Interview zu einem spannenden Projekt mit Hühnern in der Kita<br />

Wie du auf besondere Weise ein Kunstprojekt umsetzen kannst<br />

und vieles mehr<br />

Die Ausgabe „Bunte Vielfalt“ erscheint im Mai <strong>2023</strong>.<br />

Impressum:<br />

<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich <strong>–</strong> Dein lebendiges Fachmagazin<br />

wird herausgegeben von Wir bauen Brücken<br />

Kreuzbergstr. 17a, 66978 Clausen<br />

www.wir-bauen-bruecken.com<br />

Verantwortlich: Philipp Bischoff<br />

Redaktion<br />

Marion Bischoff<br />

Kreuzbergstr. 17a, 66978 Clausen<br />

Layout, Design, Satz und Gestaltung<br />

Eva Martin<br />

Am Scherzacker 2, 36358 Herbstein<br />

Korrektorat<br />

Sandra Jungen <strong>–</strong> www.sandra-jungen.de<br />

Illustrationen Pädi und Gogi<br />

Tobias Thies <strong>–</strong> www.tobiasthies.de<br />

Titelbild<br />

Pixabay/Broesis<br />

Marketing<br />

Headlight Marketing, Christof Classen <strong>–</strong> www.headlight-marketing.de<br />

Online-Magazin generiert durch YUMPU.com<br />

i-magazine AG, Verwaltungsrat Kuster Martin<br />

Gewerbestrasse 3, 9444 Diepoldsau<br />

Bezugsbedingungen<br />

<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich <strong>–</strong> Dein lebendiges Fachmagazin erscheint sechs Mal jährlich <strong>für</strong><br />

54 EUR zzgl. 15 EUR Versandkosten. Auslandspreise auf Anfrage. Die Mindestbezugsdauer<br />

beträgt ein Jahr. Eine Kündigung ist schriftlich bis 31.10. des Bezugsjahres<br />

einzureichen, ansonsten verlängert sich der Bezug um weitere zwölf Monate. Es<br />

gelten unsere aktuellen Allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />

Adressänderungen<br />

Bitte teile uns deine neue Adresse so früh wie möglich mit. Gib dazu deine Kundennummer,<br />

die alte und die neue Adresse an.<br />

Für die Zustellung der Online-Ausgabe wird eine gültige E-Mail-Adresse benötigt.<br />

Copyright<br />

Alle in dieser Zeitschrift veröffentlichen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

ISSN 2751-8434<br />

38


Seit 29 Jahren in<br />

Aschau und der<br />

weiten Welt …<br />

Seit 29 Jahren in<br />

Aschau und der<br />

weiten Welt …<br />

Stabil, Stabil, frei und klar durchs durchs Leben Leben<br />

Seminare <strong>–</strong> Beratungen <strong>–</strong> Vorträge <strong>–</strong> Reisen „der besonderen Art“<br />

Seminare Beratungen Vorträge Reisen „der besonderen Art“<br />

Wie geht es Ihnen? Und wie gehen Sie um mit<br />

den Wie Herausforderungen, geht es Ihnen? Und wie die gehen das moderne Sie um Leben mit<br />

uns<br />

den<br />

täglich<br />

Herausforderungen,<br />

schenkt? Wird<br />

die<br />

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moderne<br />

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Leben<br />

schon<br />

uns täglich<br />

wissen<br />

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über die<br />

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was Sie vielleicht<br />

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wissen<br />

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Ihrem<br />

die<br />

Alltag<br />

großen<br />

sichtbar<br />

Gesetzmäßigkeiten<br />

und lebendig?<br />

des Lebens, in Ihrem Alltag sichtbar und lebendig?<br />

Wenn auch Sie Ihr Leben immer mehr in die<br />

Wenn auch Sie Ihr Leben immer mehr in die<br />

eigenen Hände nehmen möchten, unterstütze<br />

eigenen Hände nehmen möchten, unterstütze<br />

ich Sie gerne.<br />

ich Sie gerne.<br />

Damit<br />

Damit<br />

der<br />

der<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

von<br />

von innen<br />

innen<br />

erblüht<br />

erblüht …<br />

Seit<br />

Seit<br />

1995<br />

1994<br />

bin<br />

bin<br />

ich<br />

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international<br />

international nah<br />

nah<br />

dran<br />

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an<br />

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den<br />

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Menschen<br />

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und<br />

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was<br />

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sie<br />

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wirklich<br />

wirklich bewegt.<br />

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Mein<br />

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ständig<br />

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weiter.<br />

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Je<br />

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nach<br />

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Bedarf<br />

begleite<br />

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ich ich Sie Sie als als Heilerin, Heilerin, Medium, Medium, Trainerin Trainerin und und Coach Coach bei bei Ihren nächsten Schritten, Schritten,<br />

hin hin zu zu mehr mehr Gesundheit, Gesundheit, Glück, Glück, Erfüllung, Zufriedenheit, Leichtigkeit, Lebensfreude<br />

oder oder was was auch auch immer immer gerade gerade Ihr Ihr Thema ist. ist.<br />

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Internationale Reisen „der besonderen Art“<br />

„Geh „Geh hinaus, entdecke die die Welt und entdecke Dich selbst.“<br />

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Meditation<br />

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Mentale Stärke<br />

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HeilHypnose<br />

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PersönlichkeitsEntfaltung<br />

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Intuition<br />

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Medialität<br />

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Entspannung<br />

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<strong>für</strong><br />

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Kinder<br />

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Petra Petra Maria Maria Knickenberg<br />

Lebendige Lebendige Metaphysik Metaphysik<br />

Bodenständige Spiritualität<br />

Tel. Tel. (0049) 08052 080529244<br />

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Petra.Knickenberg@t-online.de<br />

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- erhältst du 20% Rabatt bei den pädagogischen Fachtagen <strong>–</strong><br />

<strong>für</strong> dich und dein Team<br />

- zahlst du weniger pro Ausgabe<br />

- halten wir dich über Neuigkeiten und Aktionen auf dem<br />

Laufenden<br />

- liest du regelmäßig ein Fachmagazin, das dich weiterbringt<br />

- bist du Teil einer aktiven Community, die sich gegenseitig<br />

schätzt und unterstützt<br />

Online-Abo:<br />

nur 27 EURO<br />

Druck-Abo:<br />

nur 54 EURO<br />

Leserstimmen:<br />

„Ich kann es immer kaum erwarten, bis die neue Ausgabe<br />

erscheint.“<br />

„Cool finde ich, dass ich auch Online lesen kann mit all den<br />

interaktiven Elementen.“<br />

„Für mich ist es,wie ihr es auch beschreibt: praxisnah,<br />

klar und ermutigend!!“<br />

Jetzt abonnieren unter: www.pädagogik-<strong>für</strong>-dich.de


Seminare, Webinare und mehr mit<br />

Petra Knickenberg und Marion Bischoff<br />

Das sagen Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

Ein toller Kurs mit spannenden<br />

Menschen und einer faszinierenden<br />

Dozentin. Nur zu empfehlen!<br />

Ich bin einfach nur begeistert. Ich könnte<br />

locker noch weitermachen. Da ist so dolle<br />

Struktur drin bei Euch beiden. Es gibt<br />

nichts zu kritisieren. Auch wenn Kritik<br />

Euch helfen würde. Es gibt nichts.<br />

A. zum Zertifikatskurs<br />

Multiplikator:in <strong>für</strong> Kommunikationsstrategien<br />

S. zum Teamseminar Gemeinsam stark durch die Krise<br />

Petra und Marion sind tolle<br />

Menschen und großartige<br />

Referentinnen.<br />

DANKE<br />

K. nach dem Tagesseminar<br />

Kindeswohlgefährdung <strong>–</strong> was<br />

macht das mit mir?<br />

... mit großer Freude habe<br />

ich Ihren Vortrag beim<br />

Deutschen Kitaleitungskongress<br />

verfolgt. Ich muss sagen:<br />

Sie haben mich nachhaltig<br />

beeindruckt ...<br />

Ihre Ideen <strong>für</strong> unseren<br />

anstrengenden Alltag und die<br />

Gesprächsführung helfen mir.<br />

Danke da<strong>für</strong>!<br />

J. nach dem DKLK in Düsseldorf<br />

Vortrag Im Dialog bleiben<br />

Was ich sehr spannend<br />

fand, dass Ihr Euch<br />

immer wieder auf unsere<br />

Beispiele bezogen habt.<br />

Es ging wirklich viel um<br />

uns, weil ich an den<br />

anderen ja eh nichts<br />

ändern kann.<br />

Es hat mir sehr viel<br />

Spaß gemacht."<br />

A. zum Tagesseminar<br />

Gespräche mit schwierigen Eltern<br />

Möchtest du <strong>für</strong> dich und dein Team auch begeisternde Teamseminare anbieten?<br />

Wünschst du dir ein Coaching, das dich wirklich weiterbringt?<br />

Geht es um einen Workshop oder einen Vortrag zu einem bestimmten Thema?<br />

Melde dich gern bei uns und wir gestalten auch <strong>für</strong> dich ein unverbindliches, individuelles<br />

und einmaliges Angebot<br />

www.wir-bauen-bruecken.com<br />

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