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Irene Dingel: Die Reformation in Gestaltungen und Wirkungen (Leseprobe)

Die von der Reformation ausgehenden Impulse veränderten nicht nur Kirche und Frömmigkeit, sondern auch die Strukturen der Gesellschaft sowie die rechtlichen und politischen Dimensionen der damaligen Lebenswelt. Die hier versammelten Beiträge, die zum überwiegenden Teil aus den Themenjahren der Reformationsdekade hervorgegangen sind, veranschaulichen das gestaltende und nachhaltig wirkende Potenzial der Reformation. Sie spannen einen weiten Bogen vom 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts und eröffnen Perspektiven auf die frühe Verbreitung reformatorischer Inhalte, auf Formen von Frömmigkeit und katechetischer Unterweisung sowie auf rechtliche Neuordnung in politisch motivierten Religionsfriedensregelungen einerseits und kirchlich ausgerichteter Union andererseits.

Die von der Reformation ausgehenden Impulse veränderten nicht nur Kirche und Frömmigkeit, sondern auch die Strukturen der Gesellschaft sowie die rechtlichen und politischen Dimensionen der damaligen Lebenswelt. Die hier versammelten Beiträge, die zum überwiegenden Teil aus den Themenjahren der Reformationsdekade hervorgegangen sind, veranschaulichen das gestaltende und nachhaltig wirkende Potenzial der Reformation. Sie spannen einen weiten Bogen vom 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts und eröffnen Perspektiven auf die frühe Verbreitung reformatorischer Inhalte, auf Formen von Frömmigkeit und katechetischer Unterweisung sowie auf rechtliche Neuordnung in politisch motivierten Religionsfriedensregelungen einerseits und kirchlich ausgerichteter Union andererseits.

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Freiheit <strong>und</strong> Verantwortung<br />

Luthers reformatorische Gedanken <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schriften von<br />

1520 <strong>und</strong> ihre Bedeutung f8r die Gegenwart*<br />

Vorca. 500 Jahren, im Jahr 1520, brachte Mart<strong>in</strong> Luther se<strong>in</strong>e großen reformatorischen<br />

Programmschriften heraus. E<strong>in</strong>e davon war dieSchrift Vonder Freiheit<br />

e<strong>in</strong>es Christenmenschen. Freiheit ist eigentlich zu allen Zeiten e<strong>in</strong> relevantes<br />

Thema, <strong>und</strong> so legt es sich nahe, sie rückblickendaus heutiger Perspektive erneut<br />

anzuschauen. »Alle Menschen streben nach Freiheit«, so war <strong>in</strong> der ZEIT onl<strong>in</strong>e<br />

vom März 2018zulesen. »Wenn es etwas gibt, wor<strong>in</strong> sich heute <strong>in</strong> den westlichen<br />

Gesellschaften die meisten Menschen e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, so ist das wohl die Überzeugung,<br />

dass Individualität, Freiheit <strong>und</strong> Selbstbestimmung zu den wichtigsten<br />

Werten gehören.« 1 Zugleich ist uns Freiheit heute fast schon zu e<strong>in</strong>em selbstverständlichen<br />

Gut geworden, so dass man kaum noch darüber nachdenkt, was<br />

Freiheit eigentlich bedeutet. Aber spätestens seit im Internet jeder frei <strong>und</strong> anonym<br />

äußern kann, was er denkt, bis h<strong>in</strong> zu Hasskommentaren <strong>und</strong> verbaler<br />

Hetze, <strong>und</strong> seit die Maßnahmen zur E<strong>in</strong>dämmung der Corona-Pandemie 2020/<br />

2021 <strong>in</strong> die Freiheitsrechte aller e<strong>in</strong>greifen mussten, wird die Frage nach Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Grenzen der <strong>in</strong>dividuellen Freiheit virulent <strong>und</strong> immer dr<strong>in</strong>gender.<br />

Was heißt eigentlich »<strong>in</strong>dividuelle Freiheit« <strong>und</strong> wie weit geht sie? <strong>Die</strong> Ansichten<br />

darüber sche<strong>in</strong>en ause<strong>in</strong>ander zu gehen. Unser moderner, säkularer<br />

Freiheitsbegriff geht zwar auf die Aufklärung zurück <strong>und</strong> speist sich aus dem<br />

Denken des englischen Philosophen Thomas Hobbes (1588–1679), der Freiheit<br />

* Der Beitrag wurde zuerst <strong>in</strong> englischer Sprache veröffentlicht unter dem Titel Freedom<br />

and Responsibility. Luther’s <strong>Reformation</strong>al Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g <strong>in</strong> His Treatises of 1520 and Their<br />

Significance for Today, <strong>in</strong>: Luka Ili /Mart<strong>in</strong> J. Lohrmann (Hrsg.), Teach<strong>in</strong>g <strong>Reformation</strong>.<br />

Essays <strong>in</strong> Honor of Timothy J. Wengert, Lutheran Quarterly Books, M<strong>in</strong>neapolis 2021, 18–31.<br />

Zugr<strong>und</strong>e lag e<strong>in</strong> Vortrag, gehalten <strong>in</strong> der Bibliothek <strong>und</strong> Medienzentrale der Evangelischen<br />

Kirche der Pfalz <strong>in</strong> Speyer am 3. 3.2020 unter dem Titel Freiheit <strong>und</strong> Verantwortung. Luthers<br />

reformatorische Gedanken <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Hauptschriften von 1520 <strong>und</strong> heute. <strong>Die</strong> hier abgedruckte<br />

deutsche Fassung ist e<strong>in</strong>e leicht überarbeitete Version der englischen.<br />

1<br />

Tim Reiß, Was heißt Freiheit?, <strong>in</strong>: DIE ZEIT Nr. 14/2018, URL: 27. März 2018, https://<br />

www.zeit.de/2018/14/freiheit-werte-westen-geschichte (07.06.2022).

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