Dr. Nopal - fairlife

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26.12.2012 Aufrufe

Einführung 6 DER FEIGENKAKTUS UND SEINE VERBREI- TUNG ÜBER DIE GANZE WELT. Auch wenn den Franziskanermönchen der als heilig verehrte Nopal ein Dorn im christlichen Auge war, so waren sie doch von den außerordentlich gesundheitsfördernden und heilenden Fähigkeiten fasziniert. So war es nur verständlich, dass der Feigenkaktus mit ins Heimatland Spanien verbracht wurde. Ganz entgegen der Nutzung als Lebens- und Heilmittel in seinem Heimatland, erweckte der Nopal bei den Spaniern ganz andere Interessen. Den Nopal selbst sahen sie nur als Träger zweier Dinge deren potentieller Wert sofort erkannt wurde. Das waren zunächst die Früchte, die zwar stachelig, aber auch sehr wohlschmeckend waren. Weit wertvoller noch waren die auf dem Kaktus kriechenden Cochenille-Läuse, die auf dem Feigenkaktus leben und sich von seinem Saft ernähren. Die weiblichen Läuse sind flügellos und bleiben immer auf dem Kaktus, von wo sie abgekratzt, getrocknet und gemahlen werden. Das Ergebnis ist das hochwertige Karmin- oder Cochenille-Rot, das bis heute zum Färben von edlen Textilien, Lebensmitteln, alkoholischen Getränken und teuren Lippenstiften eingesetzt wird. Die Spanier wachten eifersüchtig über dieses Monopol und stellten den Versuch, den Feigenkaktus aus Mexiko in ein anderes Land als Spanien zu verbringen, unter Todesstrafe. Essen wollten die Europäer die stacheligen Kaktus-Austriebe jedoch nicht. Da der Feigenkaktus in keiner Konkurrenz zu heimischen Agrar-Produkten stand und unproblematisch in wasser-

armen Gebieten angebaut werden konnte, war seiner Verbreitung im ganzen Mittelmeerraum keine Grenzen gesetzt. In Sizilien gelangte er als Früchtelieferant an dritte Stelle der landwirtschaftlichen Produktion. Auf den Kanarischen Inseln wuchs die größte Naturfarben-Produktion heran. In vielen Ländern Afrikas verbreitete sich der Feigenkaktus als Viehfutter- Lieferant. In sehr trockenen Gebieten mit schlechter Trinkwasserversorgung gewann er sehr schnell an großer Bedeutung für die Viehwirtschaft. Hauptsächlich für Schafe und Ziegen konnte der Feigenkaktus in futterarmen Trockenzeiten genutzt werden und auch Rinder verschmähten die entdornten Kaktusblätter nicht. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts gewann der Feigenkaktus immer größere Bedeutung als Nahrungsgrundlage für die Dritte Welt. In vielen Entwicklungsländern wurde Nopal zu einem wichtigen Nahrungsmittel, das die Nährstoffversorgung in armen und kargen Regionen sicherstellt. Seine unproblematische Aufzucht, die schnelle Verbreitung und vor allen Dingen das Fehlen natürlicher Feinde in anderen Ländern, hat mancherorts auch eine Menge Schaden angerichtet. Die ersten Opuntien (Opuntia inernis) kamen 1839 als Topfpflanzen nach Australien und Neuseeland. Ableger dieser Pflanzen wurden dort als Naturzäune für Pferdekoppeln gepflanzt. Sie vermehrten sich mit so großer Geschwindigkeit, dass der Brisbane Courier 1884 vor einer drohenden Gefahr warnte. Bis zum Jahr 1900 waren bereits 4 Mio. ha Weideland unbrauchbar geworden. 1925, 86 Jahre nach der Einfuhr, waren bereits 24 Mio. Hektar Weideland der Nutzung entzogen, davon 80% in Queensland und jährlich kamen ca. 400.000 Hektar dazu. Schon seit 1913 hatte man mit Vorversuchen zur biologischen Bekämpfung der Opuntien begonnen. Einführung 7

Einführung<br />

6<br />

DER FEIGENKAKTUS UND SEINE VERBREI-<br />

TUNG ÜBER DIE GANZE WELT.<br />

Auch wenn den Franziskanermönchen der als heilig verehrte<br />

<strong>Nopal</strong> ein Dorn im christlichen Auge war, so waren sie<br />

doch von den außerordentlich gesundheitsfördernden und heilenden<br />

Fähigkeiten fasziniert. So war es nur verständlich, dass<br />

der Feigenkaktus mit ins Heimatland Spanien verbracht wurde.<br />

Ganz entgegen der Nutzung als Lebens- und<br />

Heilmittel in seinem Heimatland, erweckte der<br />

<strong>Nopal</strong> bei den Spaniern ganz andere Interessen.<br />

Den <strong>Nopal</strong> selbst sahen sie nur als Träger zweier<br />

Dinge deren potentieller Wert sofort erkannt<br />

wurde.<br />

Das waren zunächst die Früchte, die zwar stachelig,<br />

aber auch sehr wohlschmeckend waren.<br />

Weit wertvoller noch waren die auf dem Kaktus<br />

kriechenden Cochenille-Läuse, die auf dem<br />

Feigenkaktus leben und sich von seinem Saft<br />

ernähren. Die weiblichen Läuse sind flügellos<br />

und bleiben immer auf dem Kaktus, von wo sie<br />

abgekratzt, getrocknet und gemahlen werden.<br />

Das Ergebnis ist das hochwertige Karmin- oder<br />

Cochenille-Rot, das bis heute zum Färben von<br />

edlen Textilien, Lebensmitteln, alkoholischen<br />

Getränken und teuren Lippenstiften eingesetzt<br />

wird.<br />

Die Spanier wachten eifersüchtig über dieses<br />

Monopol und stellten den Versuch, den Feigenkaktus<br />

aus Mexiko in ein anderes Land als Spanien<br />

zu verbringen, unter Todesstrafe.<br />

Essen wollten die Europäer die stacheligen Kaktus-Austriebe<br />

jedoch nicht. Da der Feigenkaktus in keiner Konkurrenz zu heimischen<br />

Agrar-Produkten stand und unproblematisch in wasser-

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