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Zentrum für Traumapädagogik - Kinderzentrum St. Vincent

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<strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong> www.welle-ev.de/trauma‏<br />

„Philipp Philipp sucht sein Ich.“ Ich.<br />

über ber <strong>Traumapädagogik</strong><br />

Traumap dagogik<br />

2. <strong>St</strong>. <strong>Vincent</strong>-Fachtagung<br />

<strong>Vincent</strong> Fachtagung<br />

Damit Leben gelingen kann, Aufbruch an einem sicheren Ort<br />

27. November 2009<br />

in Regensburg<br />

© 2009 <strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong> Hanau


<strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong> www.welle-ev.de/trauma<br />

„<strong>Traumapädagogik</strong> ist ein Sammelbegriff <strong>für</strong> die im<br />

Besonderen entwickelten pädagogischen Konzepte<br />

zur Arbeit mit traumatisierten Kindern und<br />

Jugendlichen in den unterschiedlichen<br />

© 2009 <strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong> Hanau<br />

Arbeitsfeldern.“<br />

Martin Kühn 2008


<strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong><br />

.<br />

<strong>Traumapädagogik</strong><br />

© 2009 <strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong> Hanau<br />

www.welle-ev.de/trauma<br />

v Bezieht sich auf die besten Traditionen der<br />

Pädagogik,<br />

v Berücksichtigt die Erkenntnisse der<br />

Psychotraumatologie, der Psychoanalyse, der<br />

Bindungs- und Resilienzforschung<br />

v Unterstützt die Mädchen und Jungen bei ihrer<br />

Selbstbemächtigung<br />

v Und entlastet die Pädagoginnen und Pädagogen.


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Traumata<br />

Definitionen von Traumata<br />

l Treten auf durch Ereignisse, die normale Anpassungsstrategien des<br />

Menschen überfordern.<br />

l Sind Bedrohungen <strong>für</strong> Leben und körperliche Unversehrtheit<br />

l Sind unmittelbare Begegnungen der Betroffenen mit Gewalt und Tod, in<br />

extremer Weise Hilflosigkeit und Angst.<br />

l Psychische Traumata sind immer von Gefühlen von Kontrollverlust und<br />

drohender Vernichtung begleitet.<br />

l Traumatische Reaktionen treten auf, wenn Handeln keinen Sinn hat. Jedes<br />

Element des komplexen Reaktionsgefüges besteht fort, meist in veränderter<br />

und übersteigerter Weise.<br />

l Frühe Beziehungstraumata sind besonders schädigend.<br />

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<strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong><br />

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Phasen der Traumatisierung<br />

1. Das traumatische Ereignis<br />

2. Die Reaktion auf ein Trauma<br />

3. Die Folgen der Traumatisierung<br />

5


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Mittlerfaktoren von Traumatisierung<br />

l Je mehr die Ursache des Trauma-Ereignisses in den<br />

Identifikationsprozess des Opfers eingreift, desto<br />

gravierender sind die Folgen.<br />

l Je mehr sich Trauma-Ereignisse häufen, umso<br />

gravierender sind die seelischen Folgen.<br />

l Je früher die Traumatisierung einsetzte, umso<br />

tiefgreifender sind die Schäden im Aufbau der<br />

Persönlichkeitsstruktur.<br />

l Je mehr schützende Faktoren, desto eher eine<br />

Bearbeitung möglich.<br />

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Klassifikationen<br />

Posttraumatische Belastungsstörung, PTBS<br />

Akute Belastungsstörung<br />

Komplexe Traumafolgestörung<br />

Die Diagnose PTBS ist nicht entwicklungssensibel und beschreibt unzureichend<br />

die Auswirkung der Kindheitstraumata auf das sich noch entwickelnde Kind. Die<br />

meisten traumatisierten Kinder erfüllen nicht die diagnostischen Kriterien einer<br />

PTBS, das bedeutet, dass die Diagnose einer PTBS die Vielzahl von Belastungen<br />

über kritische Entwicklungszeiträume hinweg nicht erfasst.<br />

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Entwicklungspsychologische Auswirkungen<br />

Ø Das Selbstkonzept<br />

Ø Selbstwert, Selbstwirksamkeit, Selbstwahrnehmung,<br />

Selbstregulation<br />

Ø Das Körperschema<br />

Ø Die Wahrnehmung des Körperäußeren, der Körpergrenzen und<br />

des Körperinneren<br />

Ø Die beeinträchtigte Bindungsfähigkeit<br />

Ø Die Ausbildung traumabezogener Erwartungen<br />

Ø Beeinträchtigte Entwicklungskompetenzen<br />

Ø Schwierigkeiten im Vollenden von Entwicklungsübergängen,<br />

Fragmente früherer Entwicklungsabschnitte bleiben bestehen.<br />

Ø Die moralische Entwicklung<br />

• potenzierte Übernahme von Geschlechtsrollen<br />

Ø Die Entwicklung traumaspezifischer Erinnerungen<br />

Ø Rückblenden, Alpträume<br />

Ø Die traumatische Übertragung<br />

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Klassifikationen<br />

DTD: Developement Trauma-Disorder Entwicklungsbezogene Traumastörung<br />

A. Exposition<br />

B. Getriggertes Muster wiederholter Dysregulation als Reaktion auf<br />

Traumareize<br />

affektiv<br />

somatisch: physiologisch, motorisch, psychosomatisch<br />

Im Verhalten: z. B. Reinszenierung, Selbstverletzung<br />

Kognitiv (Verwirrtheit, Dissoziation, Depersonalisierung)<br />

In Beziehungen (abwertend, verstrickt)<br />

C. Anhaltende veränderte Attributionen und Erwartungen<br />

Negative Selbstattributionen,<br />

Misstrauen gegenüber Bezugspersonen<br />

Verlust der Erwartung, durch andere geschützt zu werden<br />

D. Funktionelle Beeinträchtigungen<br />

Erziehung, Bildung, Familie, Gleichaltrige, Rechtlich, Beruflich<br />

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Die Neurophysiologie des<br />

Traumas<br />

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Limbisches System, Amygdala<br />

Reptiliengehirn<br />

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Das dreifältige Gehirn nach Levine/Kline 2004<br />

Neokortex,<br />

11


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Was geschieht physiologisch bei Gefahr?<br />

• Im Reptiliengehirn wird bei Gefahr eine außergewöhnliche Menge an Energie<br />

bereitgestellt.<br />

• Die Hormone Adrenalin und Noradrenalin in die Blutbahn gepumpt und so zusätzliche<br />

Energiereserven mobilisiert. Der Puls steigt, das Herz klopft, die Muskeln sind besonders<br />

aktiviert und die Aufmerksamkeit ist erhöht.<br />

· Der Blutstrom fließt in die große motorische Flucht- und Kampfmuskulatur, die Atmung<br />

wird schneller und flacher.<br />

· Die Pupillen weiten sich. Die Blutgerinnung nimmt zu.<br />

· Das verbale Ausdrucksvermögen nimmt ab, das Denken ist ausgeschaltet.<br />

· Die Muskelfasern sind stark erregt, häufig bis zum Zittern.<br />

• Es wird Cortisol ausgeschüttet, dieses <strong>St</strong>resshormon wirkt entzündungshemmend und<br />

unterdrückt Fieber und Schmerzen. Bliebt der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht, wird das<br />

Immunsystem auf lange Zeit unterdrückt und dadurch ernsthaft geschwächt.<br />

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<strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong><br />

Über die Entstehung sekundärer Traumasymptome<br />

• Wenn überwältigende Ereignisse entweder außerordentlich intensiv sind,<br />

über längere Zeit anhalten oder wiederholt auftreten, verändert das Gehirn<br />

seine Funktionsweise.<br />

• Es befindet sich in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit. Diese erhöhte<br />

Wachsamkeit verursacht auch dort die Wahrnehmung von Gefahren, wo keine<br />

sind.<br />

• Normalerweise sendet die Amygdala zu höheren und<br />

niedrigen Gehirnbereichen Warnmeldungen. Bei traumatisierten Kindern<br />

sendet das Gehirn keine simultane duale Botschaften aus.<br />

• Nicht notwendige chemische <strong>St</strong>offe werden in Bewegung gesetzt.<br />

• Werden die Kernsymptome nicht aufgelöst, kommen neue Symptome,<br />

Levine/Kline(2004) bezeichnen diese als sekundäre Traumasymptome, hinzu.<br />

Sie können als dominante Muster in Erscheinung treten.<br />

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Sekundäre Traumasymptome (angelehnt an Levine/Kline 2004)<br />

z. B. chronischer Übererregung:<br />

z. B. Panikattacken, Ängste und Phobien, Rückblenden (»flashbacks«)<br />

Übertriebene Schreckreaktionen, extreme Licht- und Geräuschempfindlichkeit<br />

Überaktivität, verstärktes Risikoverhalten<br />

Alpträume und nächtliche Angstattacken<br />

Vermeidungsverhalten, »Klammern«<br />

Sich von gefährlichen Situationen angezogen fühlen<br />

Häufiges Weinen und Reizbarkeit , Temperamentsausbrüche<br />

Regressive Verhaltensweisen<br />

Dissoziation<br />

z. B. Ablenkbarkeit und Unaufmerksamkeit, Gedächtnisverlust und Vergesslichkeit<br />

Reduzierte Fähigkeit zu planen und zu organisieren<br />

Abgeschwächte oder verringerte emotionale Reaktionen, die es erschweren, sich an andere<br />

Menschen zu binden, Gefühle von Isolation und Getrenntsein<br />

Häufiges Tagträumen und Angst davor, verrückt zu werden<br />

Wenig Energie und leichte Ermüdbarkeit<br />

Exzessive Scheu, zeitweise in einer Fantasiewelt oder mit fantasierten Freunden leben<br />

Kontraktion, Erstarren (Einfrieren) und Bewegungsunfähigkeit<br />

z. B. Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Darmkrämpfe, Verdauungsprobleme<br />

Gefühle und Verhaltensweisen, die Hilflosigkeit zum Ausdruck bringen<br />

Gefühle von Schuld und Scham<br />

<strong>St</strong>etige Wiederholung des selben Spiels<br />

Wenig Energie/leichtes Ermüden, Vermeidungsverhalten, Verminderte Neugier<br />

Übertriebene Anhänglichkeit/Regression zu früheren Verhaltensweisen<br />

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<strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong><br />

Praxisübung<br />

Praxis bung<br />

Reden Sie mit Ihrem Nachbarn, Ihrer Nachbarin<br />

über ein Kind, das Ihnen bei der Auflistung der<br />

Symptome eingefallen ist. Jede, jeder fünf Minuten.<br />

10 Minuten<br />

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Kernstücke Kernst cke der <strong>Traumapädagogik</strong><br />

Traumap dagogik<br />

1. Lebensgeschichtlich belastete Mädchen M dchen und Jungen<br />

brauchen sichere Orte.<br />

2. Lebensgeschichtlich belastete Mädchen M dchen und Jungen<br />

brauchen viele gute Bindungen.<br />

3. Lebensgeschichtlich belastete Mädchen M dchen und Jungen<br />

haben ein Anrecht auf Erwachsene, die sie bei der<br />

Selbstbemächtigung Selbstbem chtigung unterstützen.<br />

unterst tzen.<br />

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Bindung und Trauma<br />

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„Ich Ich glaube, dass der Kern jeder<br />

Traumatisierung in extremer Einsamkeit<br />

besteht, im äußersten ersten Verlassensein. Eine<br />

liebevolle Beziehung, die in mancher Hinsicht<br />

einfach ist, wird unerlässlich unerl sslich sein, um<br />

überhaupt berhaupt von einem Trauma genesen zu<br />

können. nnen.“<br />

(Onno van der Hart)


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Bindung und Trauma<br />

Eine Bindungsperson als Quelle emotionaler Sicherheit und externe<br />

Regulation fehlt oder ist willkürlich.<br />

Furcht als durchgängige Beziehungserfahrung<br />

Konflikt zwischen Bedürfnis nach Sicherheit und Furcht<br />

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‏<br />

Besondere Herausforderungen an die PädagogInnen<br />

Bindungsabwertende Kommunikation<br />

Bindungsverstrickte Kommunikation<br />

Die Beziehungsfalle<br />

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Bindungsabwertende Kommunikation<br />

Extreme Abwertung und Kränkung einer nahen Bindungsperson<br />

§ Diese Kränkung kann die Reflexionsfähigkeit der PädagogIn erschweren.<br />

§ In Folge solcher Erfahrungen besteht die Gefahr, dass der/die PädagogIn<br />

bindungsrelevante Situationen zukünftig meidet (bindungs-vermeidendes<br />

Gegenagieren).<br />

§ Das Kind kann sich in seiner Projektion bestätigt fühlen.<br />

§ Bindungsvermeidung manifestiert sich bei Kind und PädagogIn.<br />

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Bindungsverstrickte Kommunikation<br />

§ Das unsicher ambivalente Verhalten überträgt sich auf die/den PädagogIn.<br />

§ Bei den PädagogInnen können sich Gefühle von Nähe und Mitleid mit Gefühlen<br />

von Wut und Zurückweisung abwechseln.<br />

§ Verstrickung entsteht, wenn der/ die PädagogIn versucht, Distanz zu gewinnen<br />

und das Kind in genau diesem Moment verstärkt Nähe sucht und Hilfsbedürftigkeit<br />

zeigt.<br />

§ Dieses Hin und Her von Nähe und Zurückweisung zwischen Kind und PädagogIn<br />

kann sich bis zur Eskalation aufschaukeln.<br />

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Die B<br />

Die Beziehungsfalle<br />

Belastung durch besondere Beziehungsgestaltung traumatisierter Kinder<br />

• Bei den PädagogInnen können Gefühle wie Schuld, Scham, Wut,<br />

Ohnmacht und Angst entstehen.<br />

• Verlockend ist es dann in die Rolle des Retters oder der Vertrauten.<br />

• Die Beziehung zum Kind wird immer intensiver und letztlich nicht lebbar. Es<br />

entsteht eine Überforderungssituation.<br />

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Die B<br />

Was hilft?<br />

Bindungsabwertende Kommunikation<br />

• Wahrnehmung der Situation<br />

• Wissen darum, dass dies passieren kann, dass es sich wiederholen kann<br />

• Verhalten spiegeln und benennen, Grenze setzen, <strong>St</strong>opp deutlich machen<br />

• „Ich akzeptiere dich und ich akzeptiere nicht, was du tust“<br />

• Im Team reflektieren<br />

Bindungsverstrickte Kommunikation<br />

• Angemessenen Kontakt herstellen und klares Beziehungsangebot machen<br />

• Echte Reaktion, keine Vernichtung<br />

• Situation in Sprache bringen<br />

• Kollegen in Anspruch nehmen (abgeben), Im Team reflektieren, gemeinsamen Umgang/<br />

Fahrplan erarbeiten, dem Kind transparent machen<br />

Beziehungsfallen -<br />

• Beziehungsgestaltung bleibt bei dem/ der PädagogIn<br />

• Thematisierung im Team : Persönliche Anteile benennen, Befindlichkeit austauschen<br />

• Team als Regulierung<br />

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Fünf pädagogische Aufgaben zur Bindung [1] [1<br />

1. Die PädagogIn muss als sichere Basis verfügbar sein<br />

2. Er/sie ermutigt die Mädchen und Jungen zu mentaler<br />

Exploration, zum Reden über – unbewusste<br />

Voreingenommenheiten (Übertragungen) im gegenwärtigen<br />

Leben.<br />

3. Sie sollen aktuelle Wahrnehmungen und Gefühle mit<br />

Erfahrungen mit den Eltern und anderen früheren wichtigen<br />

Bezugspersonen prüfen<br />

4. und damit die Erkenntnis erleichtern, dass die alten Modelle <strong>für</strong><br />

die Gestaltung des zukünftigen Lebens vielleicht unangemessen<br />

sind bzw. sein werden. werden<br />

[1] [1 Analog Bowlby’s fünf therapeutischen Aufgaben<br />

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Was brauchen die (Trauma)PädagogInnen?<br />

Tragende <strong>St</strong>rukturen in der Einrichtung<br />

Kenntnis der Bindungsfallen<br />

Reflexion des eigenen Bindungsmodell<br />

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Die Unterstützung zur Selbstbemächtigung<br />

- ein Kernstück der Traumaarbeit<br />

Die Förderung des (kognitiven) Selbstverstehens<br />

Die Unterstützung der Selbstakzeptanz<br />

Die Förderung der Selbstregulation<br />

Die Wiederaneignung des Körpers<br />

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Das Selbstverstehen fördern<br />

Wie der Körper und der Kopf reagieren<br />

Die Dissoziation verstehen<br />

Die früheren Erfahrungen sind immer noch gültig<br />

Enttabuisierung von Gewalt gegen Kinder<br />

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Wie der Kopf und der Körper reagieren<br />

Chef-Etage: Großhirn(rinde), Kortex<br />

Denken, Planen, Entscheiden, zielgerichtetes<br />

Handeln, Rationale Entscheidungen<br />

1.<strong>St</strong>ock: Limbisches System, Amygdala,<br />

Warnzentrale, <strong>St</strong>euerzentrale der Gefühle, und Speicherzentrale <strong>für</strong> zersplitterte<br />

Sinneseindrücke , die Sprache des 1. <strong>St</strong>ocks sind die Emotionen<br />

Erdgeschoss: Reptiliengehirn,<br />

Art- und Selbsterhaltung, Atmung, Blutdruck,<br />

Körperfunktionen- und reaktionen, seine Sprache sind die<br />

Empfindungen


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Die physiologische Natur des Traumas<br />

Denker<br />

Warnzentrale<br />

Repitiliengehirn<br />

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Die Sprachen des dreigliedrigen Gehirns<br />

Chef-Etage:<br />

Großhirn(rinde)<br />

Kortex<br />

1.<strong>St</strong>ock:<br />

Limbisches System<br />

Amygdala,<br />

Warnzentrale<br />

Erdgeschoss:<br />

Reptiliengehirn<br />

Hirnstamm<br />

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Ich sollte versuchen …<br />

Ich werde jetzt …<br />

Vermutlich ist es …<br />

Erfahrungsgemäß …<br />

Ich fühle mich hilflos<br />

Ich habe Angst<br />

Ich bin so unsicher<br />

Es ekelt mich so an<br />

Mir ist eiskalt<br />

Mein Herz schlägt bis zum Hals<br />

In meinem Bauch krampft sich … ich<br />

bin müde


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Die physiologische Natur des Traumas<br />

Denker<br />

Warnzentrale<br />

Repitiliengehirn<br />

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Das Selbstverstehen fördern<br />

Die früheren Erfahrungen sind immer noch gültig<br />

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Entlastung durch Selbst-verstehen<br />

Schuld- und Schamgefühlen<br />

Isolation (ich bin anders)<br />

Hilflosigkeit<br />

Verwirrtheit (z. B. dissoziierende Kinder)<br />

Versagensängste<br />

und dient der Klärung der eigenen Identität und<br />

der kognitiven Bewältigung der Ereignisse<br />

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Das hilfreiche Wort „Weil“ zur<br />

Unterstützung von Selbstakzeptanz<br />

l Das Wort weil lädt zum Antworten ein.<br />

l Es lädt ein, über sich nachzudenken.<br />

l Weil? Transportiert eine wertschätzende<br />

Haltung.<br />

l Die Weilfrage ermöglicht die Suche nach<br />

alternativem Verhalten.<br />

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„Ich Ich glaube, das Wichtigste, dass alle Professionellen<br />

mentaler Gesundheit wissen müssen, m ssen, ist nicht, wie<br />

man das komplizierte Verhalten interpretiert,<br />

sondern, wie man jemandem helfen kann, auf einem<br />

ausgeglichenen Kiel zu stehen, bzw. in einem<br />

physiologischen Zustand zu kommen, in dem er/sie<br />

seine Sinne zusammenhalten kann.“ kann<br />

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(Bessel van der Kolk)


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Selbstregulation neurophysiologisch<br />

l Das Frontalhirn (Denken) in o. a. Situationen reanimieren<br />

oder zeitweise ersetzen.<br />

l Sie unterstützt die Zusammenarbeit von Denken<br />

(Frontalhirn) und Wahrnehmen der Körperempfindungen<br />

und Fühlen (Amygdala)<br />

l Wir unterstützen die Sensibilisierung <strong>für</strong><br />

Körperempfindungen.<br />

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<strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong><br />

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Der Schrei, der im Halse<br />

stecken bleibt, die Faust, die<br />

geballt wird und die kalten<br />

Hände. Die Übererregung.<br />

Die Schwere, der Nebel, die<br />

Müdigkeit, Erstarren oder<br />

Dissoziieren.<br />

38


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Empfindungen beschreiben, wie der Körper<br />

sich physisch anfühlt<br />

„Obwohl wir uns bei<br />

beiden auf Gefühle<br />

beziehen, werden<br />

Empfindungen als<br />

Wahrnehmen<br />

physiologischer<br />

Ereignisse in unserem<br />

Innern am treffendsten<br />

beschrieben. “<br />

(Peter Levine, Maggie Kline)<br />

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Kalt, warm, heiß<br />

Frostig<br />

Wackelig, zittrig,<br />

bebend<br />

Entspannt, ruhig,<br />

friedlich<br />

39


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Die Förderung der Selbstregulation<br />

Trigger, <strong>St</strong>imulie identifizieren<br />

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Abreaktion der belastenden Gefühle und der eingefrorenen<br />

Energie<br />

Möglichkeiten der Selbstberuhigung entwickeln<br />

Körpergewahrsein und Körper<strong>für</strong>sorge entwickeln<br />

40


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l Beim Einatmen füllt sich der<br />

gesamte Körper - vom Bauch aus<br />

- wie ein riiiiiiesengroßer Ballon.<br />

Dieses Völlegefühl kurz spüren,<br />

erst wenn der Reflex kommt,<br />

wieder beginnen die Luft langsam<br />

entweichen zu lassen. Beim<br />

Einatmen wird somit der Körper mit<br />

frischer neuer Energie gefüllt.<br />

l Beim Ausatmen genauso langsam<br />

die Luft entweichen lassen - die<br />

Leere dabei spüren. Die<br />

verbrauchte Energie wird dabei an<br />

die Umwelt abgegeben und es ist<br />

wieder Platz <strong>für</strong> frischen neuen<br />

Sauerstoff.<br />

Übung Reinigung<br />

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Sich des Körpers bemächtigen<br />

Körpersignale wahrnehmen<br />

Positive Körpererfahrungen<br />

Wahrnehmen abgespaltener Körperteile<br />

Integration abgespaltener Körperteile<br />

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Durch Körperübungen die Psyche stärken<br />

Das Training/ der Einsatz von bestimmten Muskelgruppen<br />

bringt Emotionen hervor.<br />

Der Umweg über das Bewusstsein ist hier<strong>für</strong> nicht nötig.<br />

Durch gezielten Einsatz der Skelettmuskulatur können wir<br />

unsere Emotionen beeinflussen.<br />

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Ziele der Körperarbeit<br />

• Körperliche und geistige Erholung<br />

• Lockerung von Muskelverspannungen<br />

• Form der Selbstkontrolle<br />

• Gefühl von persönlichem Raum/ innerem Halt<br />

• Zentrierung<br />

• Neuetablierung von Grenzen<br />

• Erhöhung des Muskeltonus<br />

• Körperliche Wahrnehmung erweitern (Körpergewahrsein)<br />

• Wahrnehmen v. Körperteilen u. –reaktionen<br />

• Wahrnehmen und integrieren von abgesp. Körperteilen<br />

• Präsenz<br />

• Selbstvertrauen<br />

© 2009 <strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong> Hanau


<strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Traumapädagogik</strong> www.welle-ev.de/trauma<br />

• Sorgen wir <strong>für</strong> f r äußere ere sichere Orte.<br />

• Unterstützen Unterst tzen wir die Entwicklung von guten Bindungen.<br />

• Fördern rdern und fordern wir die Selbstbemächtigung<br />

Selbstbem chtigung<br />

traumatisierter Mädchen M dchen und Jungen durch die<br />

Unterstützung Unterst tzung von Selbstverstehen, Selbstakzeptanz,<br />

Selbstregulation und die Entwicklung der Körperlichkeit.<br />

K rperlichkeit.<br />

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„Ich will, dass sie das Leben<br />

haben und es in Fülle haben.“<br />

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Johannes 10.10

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