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2. Lösungshinweise zur Klausur - Dialog SoWi

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<strong>Dialog</strong> <strong>SoWi</strong> Band 1 Ergänzungsmaterial Kapitel 1 11/2009<br />

1. Methode: Textarbeit<br />

In der Schule und auch später in Studium und Beruf werden Sie täglich mit einer Flut von<br />

geschriebenen Materialien konfrontiert. Der Umgang mit Texten wird als eine selbstverständliche<br />

Grundqualifikation insbesondere im sozialwissenschaftlichen Unterricht vorausgesetzt.<br />

Texte können Sachverhalte wie z.B. die Sozialisation von Kindern zu Erwachsenen, die Rolle<br />

des Verbrauchers in der Marktwirtschaft etc. wissenschaftlich darstellen oder auch soziales<br />

und wirtschaftliches Handeln etc.. kritisch betrachten wie es z.B. in Zeitungsartikeln, Reden,<br />

Interviews, Flugblättern usw. geschieht. Sicherlich haben Sie schon erlebt, dass sich ein Text<br />

beim ersten Lesen nicht gleich verstehen lässt. Die folgenden Hinweise sollen Ihnen den<br />

Umgang gerade mit schwierigen Texten erleichtern.<br />

1. Schritt:<br />

Lesen Sie sich den ganzen Text zunächst sorgfältig durch. Stellen Sie fest, wer der Autor/<br />

die Autorin ist und wann der Text verfasst wurde. Daraus lassen sich wichtige Rückschlüsse<br />

für den Inhalt ziehen.<br />

Prüfen Sie, an wen sich der Text richtet, d.h. stellen Sie den Adressaten fest. Sind es die Eltern,<br />

die Schülerinnen und Schüler, die Wissenschaft, ...?<br />

<strong>2.</strong> Schritt:<br />

Arbeiten Sie heraus, welche Position der Autor/die Autorin des Textes zu einem Thema/Problem<br />

vertritt und stellen sie die diesbezüglichen Hauptaussagen mit Textbelegen<br />

strukturiert zusammen. Dazu ist es hilfreich<br />

- den Text zu gliedern (Aufbau des Textes)<br />

- Schlüsselbegriffe und Schlüsselsätze farbig zu markieren<br />

- Randnotizen vorzunehmen.<br />

Sie sollten einen Bleistift, farbige Textmarker und ein Lineal immer griffbereit auf dem Tisch<br />

liegen haben.<br />

3. Schritt:<br />

Untersuchen Sie, wie der Autor / die Autorin seine / ihre Argumentation aufgebaut hat und<br />

welche stilistischen Mittel er / sie einsetzt (z.B. Polemik, Satire, Rhetorik, ...). Achten Sie<br />

besonders auf die Textart wie Rede, Interview, wissenschaftlicher Text, Zeitungsartikel,<br />

Flugblatt usw.<br />

4. Schritt:<br />

Überlegen Sie, warum der Autor / die Autorin den Text geschrieben hat. Versuchen Sie,<br />

seine / ihre Absicht /Intention zu erkennen und zu begründen. Will er / sie z.B.<br />

a) neue wirtschaftliche, politologische, soziologische ... Prinzipien entwickeln?<br />

b) wichtige Ratschläge, Reformvorschläge, ...<br />

c) ...<br />

Haben Sie diese 4 Schritte erfolgreich bewältigt und damit das Textverständnis hergestellt,<br />

dann können Sie auch zu der Position der Autorin/des Autors begründet Stellung nehmen,<br />

wie es meist in einer weiteren Aufgabe von Ihnen gefordert wird.<br />

© C.Schrieverhoff<br />

1


<strong>2.</strong> <strong>Lösungshinweise</strong> <strong>zur</strong> <strong>Klausur</strong><br />

Thema:<br />

Wie wir wurden, wer wir sind. Sozialisation- (K)eine Entpersönlichung?<br />

Aufgabenart: Darstellung- Analyse- Erörterung<br />

Aufgaben:<br />

1. Stellen Sie unter Einbeziehung der Abbildung den Sozialisationsprozess dar. Benutzen Sie das<br />

entsprechende Fachvokabular. (24 Punkte)<br />

<strong>2.</strong> Analysieren Sie den Textauszug im Hinblick auf die Position von R. Dahrendorf zum Verhältnis<br />

von Individuum und Gesellschaft im Sozialisationsprozess (46 Punkte)<br />

3. Nehmen Sie Sie vor dem Hintergrund eines anderen Identitätsbildungsmodell (z. B. Hurrelmann,<br />

Keup, Krappmann, Stellung zu der These von R. Dahrendorf:<br />

„Der Prozess der Sozialisierung (ist) stets ein Prozess der Entpersönlichung“ (Zeile 30f). Berücksichtigen<br />

Sie dabei auch mögliche Konsequenzen, die sich für Ihre zukünftige Lebensgestaltung<br />

und –planung aus den Modellen ergeben. (30 Punkte)<br />

Zur Aufgabe 1:<br />

Darstellung<br />

Anforderungsbereich I (Reproduktion)<br />

Hier sollen Sie, wie es der Operator „darstellen“ (vgl. <strong>Dialog</strong> Sowi, S. 317) erfordert, das Grundlagenwissen<br />

zum Sozialisationsprozess fachbegrifflich präzise und strukturiert unter Einbeziehung der Abbildung einbringen.<br />

Dabei sollten Ihre Ausführungen folgende Aspekte beinhalten:<br />

• Beschreibung des Begriffes „ Sozialisation“ als Gesamtheit aller geplanten und ungeplanten<br />

Einflüsse der sozialen Umwelt, durch die das Individuum zum Mitglied einer Gesellschaft<br />

(„soziokulturelle Geburt“) wird ( vgl. Abgrenzung vom Begriff der Erziehung)<br />

• Darstellung der drei Aspekte der Sozialisation (Soziabilisierung, Enkulturation, Personalisation)<br />

• Darstellung des Sozialisationsprozesses als einen lebenslangen Prozess, in dem eine Person<br />

ihre Identität entwickelt<br />

• Beschreibung der Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit als stufenweisen Aufbau des<br />

Selbst und als Prozess der Verinnerlichung sozialer Normen im Sinne verallgemeinerter Verhaltenserwartungen<br />

(vgl. Abbildung: Lernen von Normen durch Erwachsene)<br />

• Beschreibung der Sozialisationsinstanzen (primäre, sekundäre und tertiäre Sozialisation) und ihrer<br />

Rolle während des Sozialisationsprozesses unter Einbeziehung der Abbildung.<br />

Zur Aufgabe 2:<br />

Analyse<br />

Anforderungsbereich II (Reorganisation und Transfer)<br />

Hier sollen Sie, wie es der Operator „analysieren“ (vgl. <strong>Dialog</strong> Sowi S. 317,) erfordert, aus dem vorgegebenen<br />

Textauszug die Position von R. Dahrendorf zum Verhältnis von Individuum und Gesellschaft im Sozialisationsprozess<br />

herausarbeiten.<br />

Dabei sollten Ihre Ausführungen folgende Aspekte beinhalten:<br />

Erster Schritt der Textanalyse:<br />

2


Einordnung des Textauszuges: Es handelt sich um einen wissenschaftlichen Text des Soziologen R. Dahrendorf<br />

zum Sozialisierungsprozess des Menschen aus seinem bekannten Buch „Homo sociologicus“, das erstmals 1958<br />

(vgl. <strong>Dialog</strong> Sowi S.51) veröffentlicht wurde. Adressat ist das wissenschaftliche Fachpublikum sowie die soziologisch<br />

interessierte Leserschaft.<br />

Weitere Schritte der Textanalyse:<br />

Herausarbeiten der Hauptaussage des Autors, dass der Sozialisationsprozess ein Prozess<br />

der „Entpersönlichung“ ist, in dem der Mensch seine Freiheit und Individualität den Erwartungen<br />

der Gesellschaft unterordnet, sich also den Anforderungen anpasst, die die Gesellschaft<br />

stellt.<br />

Herausarbeiten der Belege für die Aussagen des Autors zu seiner Position bezüglich<br />

der Sozialisation als ein Prozess der „Entpersönlichung“ :<br />

- Sozialisation als Prozess der Übernahme von Erwartungen der Gesellschaft<br />

- die Gesellschaft formt den Menschen („tabula rasa“ � Glied der Gesellschaft)<br />

- Zwangscharakter des Sozialisationsprozesses und die Unbedingtheit der Rollenerwartungen<br />

� wird im Sozialisationsprozess an die Gesellschaft gekettet.<br />

Herausarbeiten der Belege für die Aussagen des Autors zu seiner Position bezüglich der<br />

individuellen Freiheit des Individuums im Sozialisationsprozess:<br />

- geringfügige Freiheit des Individuums innerhalb von Rollenerwartungen � Vater, Lehrer<br />

- der Mensch ist nicht in der Lage als rollenfrei gedachter Mensch seinem Verhalten Sinn<br />

zu geben, ist also nicht in der Lage mit einer vollständigen Freiheit umzugehen.<br />

- die Freiheit des Menschen wird im Sozialisationsprozess der Kontrolle der Gesellschaft<br />

untergeordnet � wird an die „Gesellschaft gekettet“ (Verlust an Autonomie)<br />

- selbst das von den Rollenerwartungen abweichende Verhalten muss sich an den Rollenerwartungen<br />

orientieren und ist somit nur bedingt eine individuelle Freiheit.<br />

Erschließen der Absicht (Intention) von R. Dahrendorf: Der Autor will auf die Einschränkung<br />

der persönlichen Freiheit im Sozialisierungsprozess aufmerksam machen, dazu nutzt<br />

er auch entsprechende sprachliche Mittel: „den Plan des Lebens einritzen“ (Z. 29), „den<br />

Gesetzen der Gesellschaft…schutzlos ausgeliefert“ (Z.34)<br />

Tipp: Zur Textanalyse vgl. auch das Methodenblatt in der Methodenkiste unter www.dialogsowi.de<br />

Zur Aufgabe 3:<br />

Erörterung<br />

Anforderungsbereich III (Reflexion und Problemlösung)<br />

Hier sollen Sie, wie es der Operator „Stellung nehmen “ (vgl. <strong>Dialog</strong> Sowi, S. 318) erfordert,<br />

unter Reflexion Ihrer individuellen sowie politischer Wertmaßstäbe zu einem begründeten<br />

eigenen kriterienorientierten Urteil zum Prozess der Sozialisierung unter dem thematischen<br />

Aspekt: Sozialisation - (K)eine Entpersönlichung? kommen.<br />

Dabei sollten Ihre Ausführungen folgende Aspekte beinhalten:<br />

Die eigenständige gedankliche Auseinandersetzung <strong>zur</strong> Stellung des Individuums zwischen<br />

individueller Freiheit und gesellschaftlichen Erwartungen, die auf einer Abwägung der<br />

3


unterschiedlichen theoretischen Modelle von R. Dahrendorf ( Sozialisation als Entpersönlichung)<br />

und z.B. L. Krappmann (Identität als „ kreativer Balanceakt“) unter Bezugnahme<br />

auf die entsprechende Theorie und mit angemessenem Fachvokabular: (personale Identität,<br />

soziale Identität, Ich-Identität) sowie auf eigenen Erfahrungen beruht und in einen in sich<br />

konsistenten Argumentationsgang gefasst ist.<br />

Auf dieser Grundlage ist eine begründete eigene Position im Sinne einer kriterienorientierten<br />

Urteilsbildung zu formulieren.<br />

Folgende Aspekte sollten dabei berücksichtigt werden:<br />

Rollenerwartungen, Normen, Autonomie, Anpassung, Freiheit.<br />

Die Formulierung begründeter mögliche Konsequenzen, die sich für Ihre zukünftige Lebensgestaltung<br />

und –planung aus der Aussage z. B. Dahrendorf und von Krappmann ergeben,<br />

wie z.B. Entpersönlichung, Verlust der Freiheit bei Dahrendorf und flexibles Gestalten<br />

der Rollen, freie Berufswahl bei Krappmann.<br />

Wenn Sie sich im Gruppenpuzzle vorzugsweise mit den Modellen von Keupp oder Hurrelmann<br />

beschäftigt haben, können Sie diese entsprechend in Ihrer Stellungnahme einbeziehen.<br />

4

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