Swissmechanic-Journal_2023-02
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Finanzierungsformen für KMU<br />
16<br />
KMU-Finanzierung –<br />
eine Übersicht der Möglichkeiten<br />
Die Finanzierung spielt für die Gründung und den Ausbau<br />
eines Unternehmens eine Schlüsselrolle. Ein Überblick<br />
über unterschiedliche Finanzierungsquellen.<br />
N<br />
Quelle: KMU-Portal des SECO<br />
ach der Herkunft der beschafften<br />
Mittel werden Aussenfinanzierung<br />
und Innenfinanzierung unterschieden,<br />
je nachdem ob das Kapital der Unternehmung<br />
von aussen über den Kreditoder<br />
Kapitalmarkt zur Verfügung gestellt<br />
wird oder im Zusammenhang mit der<br />
betrieblichen Leistungserstellung erarbeitet<br />
wird (vgl. Abb. 1).<br />
Eigenkapital<br />
Das Eigenkapital ist der Teil des Kapitals,<br />
der dem Unternehmen von seinen Eigentümern<br />
zur Verfügung gestellt wird.<br />
Diesen steht damit ein Einsichtsrecht zu.<br />
Das Eigenkapital umfasst diejenigen Mittel,<br />
die der Gründer, die Gründerin oder<br />
Dritte (zum Beispiel Freunde, Bekannte<br />
oder sonstige Investoren) als Aktien oder<br />
Stammanteile zum Grundkapital der Firma<br />
beisteuern. Dazu gehören auch die<br />
kumulierten Ergebnisse.<br />
Fremdkapital<br />
Als Fremdkapital bezeichnet man die<br />
Gelder, die dem Unternehmen von Gläubigern,<br />
beispielsweise als Bankdarlehen,<br />
zur Verfügung gestellt werden. Solche<br />
Geldgeber stellen für die Kreditvergabe<br />
Bedingungen und verlangen einen<br />
risikoabhängigen Zins.<br />
Goldene Finanzierungsregeln . . .<br />
Das Eigenkapital sollte das Konkursrisiko<br />
abdecken. Doch was ist ein vernünftiges<br />
Verhältnis zwischen Eigenund<br />
Fremdkapital? Dazu gibt es keine<br />
allgemeinverbindliche Formel. Es wird<br />
jedoch häufig davon ausgegangen, dass<br />
der Eigenkapitalanteil bei Industriebetrieben<br />
mindestens 50 Prozent und bei<br />
Handelsunternehmen mindestens 40<br />
Prozent betragen sollte.<br />
. . . und goldene Bankregeln<br />
Eine andere klassische Finanzierungsregel<br />
(die «goldene Bankregel») bezieht<br />
sich auf das Verhältnis der Fälligkeiten<br />
von Aktiva (Vermögen) und Passiva<br />
(Fremd- und Eigenkapital). Man spricht<br />
hierbei von Fristenkongruenz.<br />
Langfristiges Vermögen (Anlagevermögen)<br />
ist also mit langfristigem Kapital (Eigenkapital<br />
und langfristiges Fremdkapital)<br />
zu finanzieren. Man sollte darauf<br />
achten, dass das langfristige Kapital (als<br />
Richtwert dient häufig eine Fälligkeit<br />
von mehr als einem Jahr) höher ist als<br />
das langfristige Vermögen. Daraus ergibt<br />
sich, dass das Umlaufvermögen (Fälligkeit<br />
von weniger als einem Jahr) höher<br />
sein sollte als das kurzfristige Fremdkapital.<br />
In der Praxis muss die Finanzierungsstruktur<br />
auch die branchen- oder betriebsspezifischen<br />
Verhältnisse berücksichtigen.<br />
Sie ist unter dem Gesichtspunkt<br />
der Liquidität, der Sicherheit und<br />
der Rentabilität zu betrachten. Sie soll es<br />
dem Unternehmen ermöglichen, eine<br />
Krise zu überstehen und dauerhaft zu<br />
bestehen.<br />
Finanzbedarf in verschiedenen<br />
Unternehmensstadien<br />
Ein Unternehmen hat in den verschiedenen<br />
Unternehmensstadien unterschiedliche<br />
Finanzbedürfnisse. Einerseits unterliegt<br />
der Finanzbedarf erheblichen<br />
Schwankungen, andererseits verändert<br />
sich in der Regel auch die Herkunft der<br />
Gelder (vgl. Abb. 2).<br />
Jungunternehmen<br />
Für Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer<br />
ist die Sicherung der Finanzierung<br />
ihres Unternehmens eine<br />
Herausforderung. Einerseits ist die Innenfinanzierung<br />
über Selbstfinanzierung<br />
(Gewinnrückbehalt) oder Finanzierung<br />
aus Abschreibungen oder Rückstellungen<br />
in der Anfangsphase eines Unternehmens<br />
noch kaum möglich, andererseits<br />
müssen zuerst Beziehungen und<br />
das Vertrauen zu Banken und Investoren<br />
aufgebaut werden. Die Aussenfinanzierung<br />
gewinnt hier an Bedeutung.<br />
Bei der Aussenfinanzierung wird zwischen<br />
Kreditfinanzierung und Beteiligungsfinanzierung<br />
unterschieden. Mögliche<br />
Kanäle zur Beschaffung von Risikokapital<br />
sind dabei Business Angels, Venture-Capital-Gesellschaften<br />
oder Crowdinvesting.<br />
Sodann existiert die Mezzanine-Finanzierung,<br />
wobei das Mezza nine-<br />
Kapital eine Mischform aus Fremd- und<br />
Eigenkapital/Risikokapital ist.<br />
Im Weiteren sind verschiedene Sonderformen<br />
der Unternehmensfinanzierung<br />
– wie zum Beispiel Factoring oder<br />
Leasing – zu nennen.<br />
Kreditfinanzierung<br />
Bei der Kreditfinanzierung wird dem Unternehmen<br />
Kapital leihweise zur Verfü-