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SEITE 1 - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

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<strong>SEITE</strong> 1<br />

GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT • STADTVERBAND KÖLN • KREISVERBAND RHEIN-BERG • AUSGABE 1/2012


Aurora<br />

ist nicht nur die griechische Göttin der Morgenröte, sondern auch eine<br />

bekannte Lebensmittel-Marke (Aurora mit dem Sonnenstern), <strong>und</strong> der<br />

Mühlenbetrieb in Deutz mit den riesigen Silos ist nicht übersehbar.<br />

Der hinter den Gebäuden liegende Hafen - das Objekt unserer Begierde - ist<br />

für das normale Publikum verständlicherweise nicht zugänglich, aber auf ihn<br />

haben wir es nun einmal abgesehen. Denn es sind die Kölner Häfen, die in<br />

diesem Jahr auf unseren Titelseiten erscheinen <strong>und</strong> den Backgro<strong>und</strong> liefern<br />

sollen für ungewöhnliche Blicke auf die Kölner Stadtlandschaft.<br />

Auf dem ersten Bild unserer Serie zeigt sich der Deutzer<br />

Hafen in schlichter Einfachheit als gradliniger Wasserarm, als<br />

ob er bis zum Dom reicht. Der aber ist ganz ungewollt mit<br />

aufs Bild gekommen, was aber wohl der alten Kölner Weisheit<br />

zu verdanken ist, dass man in Köln den Dom von jeder<br />

Stelle der Stadt erkennen kann.<br />

Was man auch noch erkennen kann, das ist Medya*, die<br />

für dieses Jahr die Rolle des Covergirls übernommen hat,<br />

die natürlich was Rotes anhat <strong>und</strong> ihre Schwester Berivan<br />

mitgeschleppt hat.<br />

Wie kommen wir nun an die Motive? Denn, wie gesagt, für das<br />

normale Publikum ist der Zutritt verboten. Also Recherche: Das<br />

Deutzer Hafengelände gehört der Häfen <strong>und</strong> Güterverkehr Köln<br />

AG, wie auch drei weitere Häfen in Köln. Schon das erste<br />

Telefongespräch macht uns bekannt mit Herrn Dr. Zeese, der<br />

uns ohne Umstände die Fotografiererlaubnis erteilt <strong>und</strong> sich auch gleich mit<br />

uns zum Fotoshooting verabredet. Denn nur mit seiner Begleitung dürfen wir<br />

auf das Firmengelände, aus Sicherheitsgründen.<br />

Und für die technisch Interessierten: Das seltsame, kranartige Gebilde ist<br />

ein Saugentlader, der Getreide aus dem Schiff in die Siloanlage befördert.<br />

Was aber Weizen mit Morgenröte zu tun hat, mögen die Götter wissen,<br />

die griechischen.<br />

Thomas Sommerkamp<br />

* Medya ist Schülerin der 13. Jahrgangsstufe der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Kalk;<br />

sie ist auch Mitspielerin in meinem Konfluenzpunkt-Projekt. www.fake-v.de (Olle Selnik)<br />

<strong>SEITE</strong> 2<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER GEW Stadtverband Köln<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

50672 Köln<br />

Erscheint fünfmal im Jahr<br />

Bezugspreis 1,25 Euro. Für GEW-Mitglieder<br />

ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Leserbriefe geben nicht in jedem Fall<br />

die Meinung der Redaktion wieder.<br />

REDAKTION Klaus Minartz<br />

GESCHÄFTSSTELLE Montag bis Donnerstag<br />

10.00 bis 16.00 Uhr<br />

Freitag<br />

12.00 bis 16.00 Uhr<br />

Telefon 02 21 51 62 67<br />

Telefax 02 21 52 54 46<br />

Homepage www.gew-koeln.de<br />

E-Mail kontakt@gew-koeln.de<br />

Konto 1320732101<br />

SEB AG, BLZ 370 101 11<br />

DRUCK Zimmermann, Köln<br />

DTP Thomas Sommerkamp, Siegen<br />

www.fake-v.de<br />

Redaktionsschluss 10. Februar 2012<br />

TELEFONISCHE RECHTSBERATUNG<br />

02 21 51 62 67<br />

Montag <strong>und</strong> Donnerstag<br />

17.00 bis 19.00 Uhr<br />

<strong>und</strong> nach Vereinbarung<br />

In den Ferien:<br />

Landesrechtsschutzstelle<br />

02 01 2 94 03 37<br />

Aurora 2<br />

Impressum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Inklusion<br />

3<br />

all together now 4<br />

Wege zur Inklusion in der Sek 1 5<br />

InKö 7<br />

Gegen Deformation des GU 8<br />

Inklusion braucht Ganztag 10<br />

Das lange Warten 10<br />

Unterversorgung<br />

Schulentwicklung in Köln<br />

11<br />

Wieviel Gesamtschulen braucht Köln? 12<br />

Offener Ganztag 14<br />

KiTa<br />

Tarifpolitik<br />

17<br />

Tarifr<strong>und</strong>en 2012 20<br />

Wo stehen wir? 22<br />

Integrationskurse 24<br />

Mitbestimmung <strong>und</strong> Lehrerräte 25<br />

Fachgruppen & Arbeitskreise 26<br />

HIB 28<br />

Rechtsberatung 30<br />

Aktive Ruheständler 32<br />

Dein Tag für Afrika 33<br />

Gedenktag 34<br />

Glosse 35<br />

<strong>SEITE</strong> 3<br />

INHALT<br />

Nr. 1 / 2012<br />

Über unsere Kölner Internet-Seite www.gew-koeln.de<br />

oder übere www.gew-nrw.de sind aktuelle Informationen,<br />

Newsletter, Kommentare <strong>und</strong> Archivmaterialien zu allen<br />

bildungspolitischen Aspekten abrufbar.<br />

Nach der Eingabe des Benutzernamens (mit großem<br />

Anfangsbuchstaben) <strong>und</strong> der Mitgliedsnummer (hat 10<br />

Ziffern <strong>und</strong> beginnt in NRW mit einer 4, sie steht auf dem<br />

Mitgliedsausweis oder auf dem Adressaufkleber der NDS)<br />

stehen alle Daten vollständig zur Verfügung.


INKLUSION<br />

all together now<br />

Fachtagung zum Inklusionsplan für Schulen der Stadt Köln<br />

von Ulli Müller-Harth<br />

AK Inklusion<br />

Trotz des nicht gerade günstigen<br />

Termins - in vielen Schulen gab es<br />

zum gleichen Zeitpunkt Tage der<br />

offenen Tür, es war der 1. Advent<br />

mit dem üblichen Vorweihnachtsstress<br />

- kamen am Samstag,<br />

den 26.11.2011 über 140 Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen aus den<br />

verschiedenen Fachbereichen in<br />

der Königin-Luise-Schule zusammen.<br />

Mit dieser Veranstaltung<br />

sollte Einfluss auf den Inklusionsplan<br />

der Stadt Köln, der für den<br />

Sommer 2012 angekündigt ist,<br />

genommen werden.<br />

Besonders zu erwähnen ist der<br />

große Anteil an Regelschullehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Regelschullehrern,<br />

der zeigt, dass das Thema der<br />

Inklusion im Gegensatz zu früher<br />

immer mehr auch zum Thema<br />

der allgemeinen Schulen wird,<br />

eine sicher positive Entwicklung.<br />

Zu Beginn stellte Frau Heuer als<br />

Leiterin des Amtes für Schulentwicklung<br />

der Stadt Köln den<br />

bisherigen Prozess zur Erstellung<br />

des Inklusionsplans <strong>und</strong> den<br />

gegenwärtigen Stand dar. Sie<br />

betonte, dass die Verwaltung den<br />

bisherigen partizipativen <strong>und</strong><br />

kommunikativen Prozess beibehalten<br />

wird, um die Bedürfnisse<br />

aller Beteiligten mit einzubeziehen<br />

<strong>und</strong> dem Auftrag der UN-<br />

Konvention gerecht zu werden.<br />

Der anschließende Vortrag von<br />

Raim<strong>und</strong> Patt vom Schulentwicklungsbüro<br />

„schulhorizonte“<br />

machte deutlich, was mit Inklusion<br />

gemeint ist <strong>und</strong> auf welchen<br />

Ebenen das Thema eine Bedeutung<br />

hat.<br />

Sein Beitrag machte Mut für<br />

jeden Einzelnen, sich auf den<br />

Weg zu machen <strong>und</strong> die kleinen<br />

Schritte zu sehen, mit denen man<br />

in jeder Institution anfangen<br />

kann.<br />

In den anschließenden sechs<br />

workshops wurde zu folgenden<br />

zwei Leitfragen gearbeitet:<br />

1. Was kann ich in meiner Institution<br />

tun, um mit der Inklusion<br />

anzufangen?<br />

2. Was brauche ich kurzfristig,<br />

mittelfristig <strong>und</strong> langfristig dazu?<br />

Die Ergebnisse wurden dann auf<br />

Plakaten festgehalten <strong>und</strong> später<br />

im Plenum von den Moderatorinnen<br />

<strong>und</strong> Moderatoren der<br />

einzelnen workshops präsentiert.<br />

<strong>SEITE</strong> 4<br />

Neben zentralen Forderungen<br />

an die Stadt Köln <strong>und</strong> über sie<br />

transportiert an das Land wurde<br />

in allen workshops das Bedürfnis<br />

nach Austausch <strong>und</strong> Information<br />

deutlich. Die Diskussion war<br />

überall sehr lebhaft, teilweise<br />

kontrovers, aber auch zielführend,<br />

die neuen Herausforderungen<br />

zu sehen <strong>und</strong> sich ihnen zu<br />

stellen.<br />

Die zentralen Forderungen konnten<br />

im Anschluss von allen in<br />

einem R<strong>und</strong>gang gesehen <strong>und</strong> im<br />

abschließenden Plenum beispielhaft<br />

gehört werden.<br />

Die Stadt Köln erhält vom Stadtverband<br />

eine Zusammenfassung<br />

der wichtigsten Forderungen.<br />

Für alle Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer wird in digitalisierter<br />

Form eine Dokumentation erstellt<br />

<strong>und</strong> zur Verfügung gestellt.<br />

Diese erscheint auch auf der<br />

Internetseite des Stadtverbandes.<br />

Wir sehen diese Veranstaltung<br />

als einen gelungenen Auftakt,<br />

sich auf den Weg zu machen, sich<br />

auszutauschen <strong>und</strong> Barrieren zu<br />

überwinden. Die TeilnehmerInnen<br />

haben mit großem Respekt<br />

zur Kenntnis genommen, dass<br />

Frau Heuer nicht nur die städtische<br />

Position im Eingangsreferat<br />

dargestellt hat, sondern sich den<br />

ganzen Samstag über Zeit nahm,<br />

um Gespräche zu führen, zu zuhören,<br />

in einem workshop mit zu<br />

arbeiten <strong>und</strong> die Zusammenfassung<br />

der Ergebnisse im Plenum<br />

anzuhören.<br />

Der Stadtverband wird den<br />

Prozess auf allen Ebenen weiter<br />

begleiten <strong>und</strong> Folgeveranstaltungen<br />

planen.<br />

Alle Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

sind darüber hinaus eingeladen,<br />

in den Arbeitskreisen<br />

Inklusion <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

(neue Termine in diesem<br />

forum auf der Seite ) mit<br />

zu arbeiten, um im Sinne des<br />

Mottos der Tagung „Lernen<br />

<strong>und</strong> Teilhabe in einer Schule der<br />

Vielfalt“ weiter zu kommen.<br />

INKLUSION<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

An der Dokumentation der<br />

Ergebnisse der Fachtagung wird<br />

zur Zeit noch gearbeitet. So<br />

schnell wie möglich soll eine<br />

digitale Version über www.<br />

gew-koeln.de abrufbar sein.<br />

In dieser Ausgabe werden wesentliche<br />

Aspekte aus der Arbeit<br />

im workshop 2 dargestellt. Sie<br />

enthalten schon viele Forderungen,<br />

die in allen workshops<br />

analog aufgestellt wurden.<br />

Die GEW <strong>und</strong> das RBB haben<br />

aus den erarbeiteten Forderungen<br />

der einzelnen workshops einen<br />

Katalog zusammengestellt,<br />

der die Forderungen an einen<br />

qualitätsvollen Schulentwicklungsprozess<br />

zur inklusiven<br />

Schule aus der Perspektive der<br />

Beschäftigten enthält. Dieser<br />

Katalog ist an die städtische<br />

„Kerngruppe Inklusion“ beim<br />

Amt für Schulentwicklung<br />

weitergeleitet worden, damit er<br />

in den Inklusionsplan für Kölner<br />

Schulen einfließen kann.<br />

Risiko der Überforderung<br />

oder Chance der Gestaltung?<br />

von Sven Trapp<br />

Inklusion muss bewusst als<br />

Schulentwicklungsprozess<br />

verstanden werden, dann bieten<br />

sich Chancen zur Gestaltung<br />

– wird sie nur „von oben“ angeordnet<br />

<strong>und</strong> „unten“ verwaltet ist<br />

das Risiko der Überforderung<br />

<strong>SEITE</strong> 5<br />

Wege zur Inklusion<br />

in der Sek 1<br />

<strong>und</strong> des Scheiterns vorprogrammiert.<br />

Dies kann in etwa<br />

als Quintessenz des Workshops<br />

angesehen werden.<br />

Im Sinne dieser Gegenüberstellung<br />

lassen sich auch die Forderungen<br />

zusammenfassen: Die<br />

Stadt ist gefordert, solche Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen,<br />

die es den schulischen Akteuren<br />

ermöglichen ihre Inklusions-<br />

prozesse bewusst im Sinne einer<br />

nachhaltigen Schulentwicklung<br />

zu gestalten. Hierfür müssen<br />

Unterstützungssysteme <strong>und</strong><br />

Ressourcen bereitgestellt werden.<br />

Aber auch für jeden Einzelnen<br />

gilt der Appell: Beginne mit<br />

den eigenen Einstellungen <strong>und</strong><br />

Haltungen produktiv zu arbeiten<br />

<strong>und</strong> sie in Richtung inklusiver<br />

Haltungen zu entwickeln! Das<br />

Schulsystem <strong>und</strong> jeder Einzelne<br />

sind hier wechselnd sowohl in<br />

der Rolle des Zugpferdes als


auch des Wagens. Bewegung<br />

des Einzelnen <strong>und</strong> auch vieler<br />

Einzelner kann die Systeme<br />

mitziehen, aber vor allem ist das<br />

System gefragt, den Wagen zu<br />

ziehen <strong>und</strong> die Wege zu ebnen.<br />

Meine ersten Schritte:<br />

Die KollegInnen halten Hospitationen<br />

in Schulen mit GU für<br />

einen wichtigen ersten Schritt.<br />

Insbesondere Regelschullehrerinnen<br />

betonen, dass ihnen<br />

einfach die konkrete Anschauung<br />

zu den Begriffen „Integration“,<br />

„GU“ <strong>und</strong> „Inklusion“ fehlt.<br />

Hier ist auch wichtig, dass<br />

die Schulen, die Hospitationen<br />

anbieten können, entlastet<br />

werden um den dadurch<br />

entstehenden Mehraufwand<br />

kompensieren zu können<br />

Die Barrieren im Kopf<br />

abzubauen wird als weiterer<br />

Schritt benannt.<br />

Dem „Index für Inklusion“<br />

messen die KollegInnen einen<br />

wichtigen Stellenwert zur Sensibilisierung<br />

der Kollegien zu.<br />

Hier scheint es wichtig, das<br />

Wissen um den Index <strong>und</strong> seine<br />

INKLUSION INKLUSION<br />

Einsetzbarkeit<br />

als Instrument<br />

der Schulentwicklung<br />

auf<br />

breiter Basis<br />

z.B. auch in<br />

Fortbildungen<br />

für schulische<br />

Steuergruppen<br />

zu vermitteln.<br />

Was brauchen wir, um uns<br />

auf den Weg zu machen?<br />

Bei weitem am Wichtigsten<br />

sind unsere Forderungen zum<br />

Themenbereich Wissenstransfer,<br />

Fortbildung <strong>und</strong> Unterstützungssysteme.<br />

So fordern wir, dass es<br />

in Köln an den einzelnen Schulen<br />

ein umfassendes System des<br />

„Von-Einander-Lernens“ geben<br />

muss. Es muss einerseits RegelschullehrerInnen<br />

ermöglicht<br />

werden, Unterricht an GU-<br />

Schulen zu hospitieren, andererseits<br />

müssen Förderschullehrer<br />

die Möglichkeit haben sich in<br />

Hospitationen von den Abläufen<br />

an Regelschulen ein Bild zu machen.<br />

Hierfür müssen St<strong>und</strong>en<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Wir fordern die Einrichtung<br />

einer zentralen Anlaufstelle in<br />

Köln, die im konkreten Fall,<br />

direkt Fragen beantworten kann<br />

<strong>und</strong> insgesamt als Unterstützungssystem<br />

funktioniert, die<br />

aber auch den oben beschriebenen<br />

Wissenstransfer institutionalisieren<br />

<strong>und</strong> organisieren kann.<br />

<strong>SEITE</strong> 6<br />

Die Kollegien aller Schulen müssen<br />

durch ein breites Angebot<br />

an Vorträgen, Fortbildung <strong>und</strong><br />

Pädagogischen Tagen sowohl<br />

über die Probleme <strong>und</strong> „Stolpersteine“,<br />

als auch die Stärken <strong>und</strong><br />

Chancen eines Weges zur inklusiven<br />

Schule informiert werden.<br />

Auch prozessbegleitend müssen<br />

Beratung <strong>und</strong> Fortbildung sichergestellt,<br />

d.h. finanziert werden.<br />

Teamstrukturen müssen in den<br />

Schulen ausgebaut werden. Die<br />

Qualifizierung hierzu ist eine<br />

wesentlichen Gr<strong>und</strong>lage jeder<br />

Entwicklung inklusiver Pädagogik,<br />

da nur sie es möglich machen<br />

multi-professionell gemeinsam<br />

für das einzelne Kind zu arbeiten.<br />

Von allen wird immer wieder<br />

betont, dass Zeit in den Kollegien<br />

zur Verfügung gestellt<br />

werden muss. Dies kann auch<br />

heißen, dass Kollegen, die mit<br />

den Aufgaben der Schulentwicklung<br />

federführend betraut<br />

sind entlastet werden können.<br />

Für ganze Kollegien heißt dies<br />

auch, dass es Pädagogische Tage<br />

eigens zum Zweck der Inklusionsentwicklung<br />

geben muss.<br />

In der Menge an zur Verfügung<br />

gestellter Zeit muss sich auch<br />

die Wichtigkeit des Themas<br />

spiegeln, da es sich um tiefgreifende<br />

Veränderungen handelt,<br />

die nicht an einem Nachmittag<br />

konzipiert, beschlossen <strong>und</strong><br />

umgesetzt werden können.<br />

SozialpädagogInnen müssen in<br />

schulische pädagogische Arbeit<br />

integriert werden. Hierfür müssen<br />

an den Schulen Stellen eingerichtet<br />

werden, die gemessen an<br />

der Schülerfrequenz einen sinnvollen<br />

Einsatz möglich machen.<br />

Die Klassenfrequenzen müssen<br />

gesetzlich geregelt werden, so<br />

dass bezogen auf jede/n einzelnen<br />

Schüler/in bestimmte Kontingente<br />

an Sonderpädagogen-,<br />

Sozialpädagogen-, Regelschullehrerinnenst<strong>und</strong>en<br />

zur Verfügung<br />

stehen („Rucksack für alle“).<br />

Es muss vermieden werden, dass<br />

„reisende SonderpädagogInnen“<br />

mit minimalen Wochenst<strong>und</strong>en<br />

pro Schule zwischen verschiedenen<br />

Schulen hin <strong>und</strong> her<br />

wechseln. Eine solche Situation<br />

ist für den Aufbau langfristiger<br />

Teamstrukturen kontraproduktiv<br />

, sie schadet den SchülerInnen<br />

<strong>und</strong> ist für die Arbeitsplatzgestaltung<br />

der betroffenen SonderpädagogInnen<br />

unhaltbar.<br />

Quintessenz aller Forderungen<br />

ist, dass eine Anfangsfinanzierung<br />

für die Einführung der<br />

Inklusion auf allen Ebenen<br />

unerlässlich ist. Für die Zeit, in<br />

der zwei Schulsysteme parallel<br />

bestehen, müssen mehr finanzielle<br />

Mittel aufgebracht werden.<br />

Für zusätzliche Stellen, baulichtechnische<br />

Umgestaltung, für<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Fortbildung<br />

benötigen Schulen Ressourcen,<br />

die über die Bedarfe des „laufenden<br />

Geschäfts“ hinausgehen.<br />

InKö<br />

Integration/Inklusion<br />

Köln<br />

Mit dem Projekt InKö - Integration / Inklusion - Köln ist ein<br />

Informationsportal zum Themenschwerpunkt integrative<br />

/ inklusive Bildung entstanden. InKö wird vom Department<br />

Heilpädagogik <strong>und</strong> Rehabilitation der Universität zu Köln<br />

betrieben. InKö zielt schwerpunktmäßig auf Fragen der<br />

integrativen / inklusiven Bildung <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong> im schulischen<br />

Bereich ab <strong>und</strong> versteht sich als überregionale Plattform,<br />

auf der Literatur, didaktische Projekte aus der Praxis,<br />

Elterninformationen etc. zur Verfügung gestellt werden. Das<br />

Angebot richtet sich dabei an Eltern <strong>und</strong> Familien, pädagogische<br />

Fachkräfte, InklusionsforscherInnen, Studierende, Auszubildende<br />

<strong>und</strong> alle Interessierten.<br />

Hier finden Sie...<br />

• eine Literatur- <strong>und</strong> Volltextdatenbank mit Fachliteratur,<br />

Autorensuche, Staatsarbeiten etc.<br />

• einen Didaktikpool mit Unterrichtsvorschlägen, -sequenzen,<br />

<strong>und</strong> -einheiten im Hinblick auf den Förderschwerpunkt geistige<br />

Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Gestaltung<br />

eines integrativen/inklusiven Unterrichts<br />

• einen Elterninformationsbereich mit rechtlichen Aspekten,<br />

FAQs, regionalen/überregionalen Nachrichten r<strong>und</strong> um eine<br />

Schule für alle<br />

• demnächst ein virtuelles Forum, wo sich Eltern, Professionelle,<br />

Studenten, über integrative/inklusive Themen austauschen,<br />

Praxisprojekte diskutieren oder sich bei speziellen Fragen<br />

weiterhelfen können<br />

• zusätzliche Informationen, insbesondere Adressenlisten,<br />

kommentierte Links, Newsletter <strong>und</strong> weiterführende Literatur/<br />

Ratgeber<br />

• die Möglichkeit, ihren wissenschaftlichen Text, einen<br />

Erfahrungsbericht oder eine didaktische Anregung aus dem<br />

integrativen Unterricht für andere zu veröffentlichen.<br />

<strong>SEITE</strong> 7<br />

www.inkoe.de


Mit Unterstützung<br />

gegen eine Deformation des GU<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Wir dokumentieren einen Artikel<br />

von Brigitte Schumann, die mit<br />

klaren Analysen <strong>und</strong> spitzer Feder<br />

die Entwicklung des Inklusionsprozesses<br />

begleitet.<br />

Wir haben die Überschrift des<br />

Artikels geändert. Sie lautete bei<br />

Brigitte Schumann:<br />

„Der Gemeinsame Unterricht<br />

in den weiterführenden Schulen<br />

verfehlt ohne Steuerung <strong>und</strong> Implementationsstrategie<br />

das Ziel der<br />

Inklusion“.<br />

von Dr. Brigitte Schumann<br />

Die Erkenntnis, dass sich mit der<br />

Gliedrigkeit in der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

in allen B<strong>und</strong>esländern Barrieren<br />

für ein diskriminierungsfreies gemeinsames<br />

Lernen von Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne<br />

Behinderungen auftun, ist eigentlich<br />

nicht neu. Aktuelle wissenschaftliche<br />

Untersuchungen mit<br />

Bezug auf NRW enthalten jedoch<br />

Problemanzeigen <strong>und</strong> Empfehlungen,<br />

die endlich Anlass für<br />

alle B<strong>und</strong>esländer sein sollten,<br />

die Praxis des gemeinsamen<br />

Lernens in den weiterführenden<br />

Schulen unter dem Inklusionsgebot<br />

der UN-BRK gründlich<br />

unter die Lupe zu nehmen <strong>und</strong><br />

bildungspolitische Weichen für<br />

eine inklusive Unterrichts- <strong>und</strong><br />

Schulentwicklung zu stellen.<br />

Im Schuljahr 2009/10 wurden<br />

laut Gutachten der Professoren<br />

Klemm <strong>und</strong> Preuss-Lausitz in<br />

INKLUSION INKLUSION<br />

NRW lediglich 12, 3 % der Kinder<br />

mit Behinderungen (ohne<br />

Förder schwerpunkt Geistige<br />

Entwicklung) in den weiterführenden<br />

Schulen unterrichtet.<br />

Die meisten von ihnen waren<br />

den Hauptschulen zugeordnet,<br />

danach folgten die Gesamtschulen.<br />

Dagegen hatten nur 4 %<br />

der Kinder mit Behinderungen<br />

eine Aufnahme an einer Realschule<br />

<strong>und</strong> 2 % einen Zugang zu<br />

einem Gymnasium gef<strong>und</strong>en.<br />

Die äußerst dürftige Beteiligung<br />

der Gymnasien <strong>und</strong> Realschulen<br />

<strong>und</strong> die höchste Beteiligung der<br />

Hauptschulen an der Unterrichtung<br />

von Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern mit Behinderungen<br />

entsprechen in der Tendenz den<br />

b<strong>und</strong>esdurch schnittlichen Ergebnissen.<br />

Wie eine Abfrage bei den<br />

Bezirkregierungen in NRW jetzt<br />

ergab, setzt sich diese problematische<br />

Entwicklung auch zum<br />

Schuljahr 2011/12 ungebrochen<br />

fort. Beispielhaft zeigt sich das<br />

im Regierungsbezirk Münster.<br />

25 Schulen haben in diesem<br />

Schuljahr erstmalig Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler mit Behinderungen<br />

aufgenommen. Unter den Schulen,<br />

die an den Start gegangen<br />

sind, befinden sich wieder 16<br />

Hauptschulen, jedoch nur 3 Realschulen<br />

<strong>und</strong> 1 Gymnasium. Zu<br />

den weiteren 5 Schulen gehören<br />

Gesamtschulen/ Gemeinschaftsschulen<br />

<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>schulen.<br />

<strong>SEITE</strong> 8<br />

Implementation des Gemeinamen<br />

Unterrichts steuern<br />

Klemm <strong>und</strong> Preuss-Lausitz haben<br />

in ihrem Gutachten „Auf dem<br />

Weg zur schulischen Inklusion<br />

in NRW“ dazu kritisch Stellung<br />

bezogen. Sie empfehlen:„ Die<br />

ungleiche Verteilung der Kinder<br />

mit Behinderungen auf die<br />

Schulformen der Sek<strong>und</strong>arstufe I<br />

sollte gemindert werden – insbesondere<br />

in den Regionen, wo die<br />

Übergangsquoten der Gr<strong>und</strong>schulabgänger<br />

in die Hauptschulen<br />

bereits zusammengebrochen<br />

sind <strong>und</strong> weiter abschmelzen<br />

werden.“ Die Implementierung<br />

von Gemeinsamem Unterricht<br />

braucht eine bildungspolitische<br />

Steuerung von oben <strong>und</strong> darf<br />

nicht länger dem freien Spiel der<br />

Kräfte vor Ort überlassen werden<br />

.Mit der UN-Konvention<br />

ist der politische Druck auf die<br />

kommunalen Schulträger, die<br />

Fortsetzung des gemeinsamen<br />

Lernens in den weiterführenden<br />

Schulen nach der Gr<strong>und</strong>schule<br />

zu ermöglichen, überall gewachsen.<br />

Auf der Suche nach Schulen<br />

bieten sich den Schulträgern die<br />

Hauptschulen zumeist freiwillig<br />

an. Sie sehen darin ihre Chance,<br />

bei rückläufigen Schülerzahlen<br />

ihren Bestand mindestens<br />

vorübergehend zu sichern. Da die<br />

Schulträger das Freiwilligkeitsprinzip<br />

hoch halten, weil damit<br />

auch Konflikte mit unwilligen<br />

Schulen anderer Schularten<br />

vermieden werden, erhalten<br />

Hauptschulen den Zuschlag.<br />

Mit Unterstützung gegen<br />

eine Deformation des Gemeinsamen<br />

Unterrichts<br />

So planlos wie die Suche nach<br />

Schulen ist auch der Start in<br />

vielen Schulen. Bettina Amrhein<br />

hat in ihrer 2011 veröffentlichten<br />

empirischen Analyse der<br />

„Inklusion in der Sek<strong>und</strong>arstufe“<br />

einen erschreckenden Mangel<br />

an Unterstützungsleistungen<br />

für die weiterführenden Schulen<br />

in NRW vorgef<strong>und</strong>en, die<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit<br />

sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

aufgenommen haben.<br />

Verbindliche vorbereitende <strong>und</strong><br />

begleitende Fortbildungen für<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer wie für<br />

Schulleitungen als „Startpaket“<br />

für die Schulen, die sich auf den<br />

Weg machen, sind bislang noch<br />

nicht landesweit entwickelt<br />

worden. Amrhein stellt auf der<br />

Basis ihrer Befragungen eine<br />

höchst problematische Praxisentwicklung<br />

<strong>und</strong> eine „Deformation<br />

integrativen Lernens“ fest. Diese<br />

vollzieht sich über eine Anpassung<br />

der neuen Anforderung an<br />

die institutionellen Vorgaben in<br />

den weiterführenden Schulen.<br />

Gefangen in der Paradoxie von<br />

Auslese <strong>und</strong> Integration <strong>und</strong><br />

ohne hinreichendes Wissen über<br />

angemessene didaktische <strong>und</strong><br />

methodische Konzepte reduzieren<br />

Lehrkräfte die gemeinsamen<br />

Lernsituationen im Unterricht<br />

häufig auf das Maß, das sie persönlich<br />

noch für machbar halten.<br />

Folglich dominieren Formen der<br />

äußeren Differenzierung. Berufszufriedenheit<br />

zeigen noch am<br />

ehesten die Lehrkräfte, die „relativ<br />

isoliert, <strong>und</strong> losgelöst vom<br />

Rest der eigenen Schule, aber unter<br />

hohem persönlichen Einsatz“<br />

die Integrationsarbeit leisten.<br />

Amrhein weist nach, „dass die<br />

Lehrkräfte momentan in ausweglose<br />

Schulentwicklungsprozesse<br />

geschickt werden, die viel Kraft<br />

kosten, Ressourcen binden, aber<br />

für keinen tiefgreifenden Wandel<br />

<strong>und</strong> somit nicht zu einer<br />

Optimierung der Lernsituation<br />

aller Schüler sorgen können“.<br />

Das System an den Gemeinsamen<br />

Unterricht anpassen-<br />

Widersprüche bearbeiten<br />

Auf diese paradoxe Situation<br />

beziehen sich auch die Gutachter<br />

Klemm <strong>und</strong> Preuss-Lausitz, wenn<br />

sie „auf dem Weg zu Inklusion“<br />

als Teil einer Implementationsstrategie<br />

eine systematische<br />

Überprüfung aller Verordnungen<br />

unter Inklusionsgesichtspunkten<br />

empfehlen. Die derzeit noch unterschiedlichenUnterrichtsvorgaben<br />

für zielgleich <strong>und</strong> zieldifferent<br />

lernende Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler sollten für den Gemeinsamen<br />

Unterricht so zusammengeführt<br />

werden, „dass einerseits<br />

die allgemeinen (Mindest-)<br />

Lernziele, andererseits die davon<br />

abweichenden individuellen<br />

Lernziele“ ermöglicht werden.<br />

Sie empfehlen, die <strong>und</strong>ifferenzierte,<br />

starre Leistungsbewertung<br />

mit sechs Ziffernzensuren durch<br />

<strong>SEITE</strong> 9<br />

eine kompetenzorientierte Bewertung<br />

in Verbindung mit der<br />

Information über die individuelle<br />

Lernentwicklung zu ersetzen.<br />

Portfolios sollten als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für Entwicklungsgespräche <strong>und</strong><br />

Förderpläne dienen <strong>und</strong> Selbstbewertungen<br />

ermöglichen. Als<br />

unvereinbar mit dem Ziel der<br />

Inklusion sind aus ihrer Sicht<br />

Rückstellungen, Klassenwiederholungen<br />

<strong>und</strong> Abschulungen.<br />

Tatsächlich wird mit dem<br />

bildungspolitischen Verzicht<br />

auf diese Selektionsmaßnahmen<br />

der entscheidende Schritt zur<br />

Auflösung der paradoxen <strong>und</strong><br />

paralysierenden Situation für<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer im<br />

Gemeinsamen Unterricht getan.<br />

Der allererste Schritt auf dem<br />

Weg zur Inklusion beginnt<br />

nicht mit der Aufnahme von<br />

Kindern mit Behinderungen.<br />

Er beginnt damit, dass Schulen<br />

die Verantwortung für das<br />

Lernen ihrer Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler übernehmen, die sie<br />

einmal aufgenommen haben,<br />

<strong>und</strong> diese individuell in ihrer<br />

Lernentwicklung unterstützen.


Inklusion<br />

braucht<br />

Ganztag<br />

von Klaus Minartz<br />

Auf der Fachtagung wurde die im<br />

workshop 1 formulierte Position<br />

von allen bekräftigt: die Schule<br />

für alle Kinder ist die Ganztagsschule.<br />

Man braucht sie, wenn<br />

man die Unterschiedlichkeit der<br />

Kinder nicht als Problem sondern<br />

als pädagogische Chance erkennt.<br />

Diese Chancen, die in der<br />

Heterogenität von Lerngruppen<br />

stecken, kommen allerdings nur<br />

zum Tragen, wenn man zulässt,<br />

dass sie auch genutzt werden können.<br />

Neben Lernzeiten mit offenen<br />

Unterrichtsformen bietet vor<br />

allem der Ganztag für inklusive<br />

Entwicklungen Raum <strong>und</strong> Zeit.<br />

Inklusion in der Schule bedeutet<br />

mehr, als der Begriff<br />

Gemeinsamer Unterricht hergibt.<br />

Gerade am Mittag <strong>und</strong><br />

am Nachmittag ergeben sich<br />

Situationen, in denen Kinder<br />

in all ihrer Unterschiedlichkeit<br />

gemeinsam umgehen <strong>und</strong> sich<br />

im Miteinander bewähren.<br />

Aber durch die Aufnahme<br />

von Kindern mit Handicap in<br />

Ganztagsschulen ergeben sich<br />

besondere Notwendigkeiten.<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

lnklusion sind erst einmal<br />

gute räumliche, personelle <strong>und</strong><br />

organisatorische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für die Ganztagsschulen , so<br />

müssen z.B. LehrerInnen <strong>und</strong><br />

ErzieherInnen lernen, auf „Augenhöhe“<br />

zusammen zu arbeiten.<br />

INKLUSION<br />

Das lange Warten<br />

auf die Eckpunkte für Inklusion – <strong>und</strong><br />

die Realität in den Gr<strong>und</strong>schulen<br />

von Rixa Borns<br />

Fachgruppe Gr<strong>und</strong>schule NRW<br />

Die Eckpunkte für Inklusion<br />

in den Schulen sowie die dafür<br />

erforderliche Schul gesetzänderung<br />

sind in Kürze zu erwarten. Noch<br />

fehlen allerdings politische<br />

Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen z.B.<br />

zur Wahlmöglichkeit der Eltern<br />

zwischen Förder schulen <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>schulen. Bis dahin gilt:<br />

schrittweise Ausweitung der<br />

Schwerpunktschulen <strong>und</strong> der<br />

GU-Klassen mit mehreren<br />

Kindern mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf<br />

möglichst Vermeidung von Einzelintegrationsmaßnahmen<br />

bestehende Gültigkeit der AO-SF<br />

incl. des Feststellungsverfahrens<br />

auch für SchulanfängerInnen<br />

Einschulung auf Wunsch der<br />

Eltern in einer allgemeinen<br />

Schule in zumutbarer Entfernung<br />

(Erlass vom 15.12.2010)<br />

kein Recht auf Einschulung in<br />

einer bestimmten Schule.<br />

Dies betonte der Leiter der<br />

„Projektgruppe Inklusion“ des<br />

MSW, Herr Fleischhauer, auf<br />

der Landesdelegiertenversammlung<br />

Gr<strong>und</strong>schule der GEW am<br />

16.11.2011. Die Fachgruppe<br />

Gr<strong>und</strong>schule der GEW beobachtet<br />

dagegen in diesem Schuljahr:<br />

viele Einzelintegrationen, d.h.<br />

sonderpädagogischen Förderung<br />

im Umfang von 2-3 St<strong>und</strong>en<br />

<strong>SEITE</strong> 10<br />

pro Woche <strong>und</strong> Klasse<br />

Gr<strong>und</strong>schulkollegInnen, die bis<br />

auf wenige St<strong>und</strong>en die Förderung<br />

der Kinder mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf<br />

ohne Hilfe bewältigen müssen.<br />

FörderschullehrerInnen, die<br />

nur wenige St<strong>und</strong>en in den<br />

Gr<strong>und</strong>schulen arbeiten<br />

fehlende FörderschullehrerInnen<br />

für GU-Stellen<br />

unzureichende Vorbereitung<br />

auf die neuen<br />

Herausforderungen<br />

fehlende Fortbildungsplätze<br />

u.a. für die Nachqualifizierung<br />

von GS-LehrerInnen.<br />

Diese Entwicklung wird weder<br />

dem Recht der Kinder auf<br />

angemessene Förderung noch<br />

den Anforderungen der Lehrkräfte<br />

an einen gut ausgestatteten<br />

Arbeitsplatz gerecht.<br />

Die GEW Fachgruppe Gr<strong>und</strong>schule<br />

fordert deswegen umso<br />

dringlicher:<br />

• Absenkung der Klassenfrequenzen<br />

in GU-Klassen<br />

auf 20 Kinder<br />

• Doppelbesetzung in GU-<br />

Klassen<br />

• keine Zuweisung von GU-<br />

Kindern in Gr<strong>und</strong>schulen ohne<br />

rechtzeitige Erfüllung der<br />

personellen <strong>und</strong> sächlichen<br />

Voraussetzungen<br />

• bedarfsgerechtes Angebot<br />

an Fort- <strong>und</strong> Weiterqualifizierungsmaßnahmen.<br />

Offener Brief<br />

von Walter Lohne<br />

Fachgruppe Hauptschule<br />

im Bezirk Köln<br />

Brief an die bildungspolitischen<br />

Sprecher der Regierungsparteien<br />

SPD <strong>und</strong> Die Grüne,<br />

Herrn Sören Link <strong>und</strong><br />

Frau Sigrid Beer<br />

Abordnung von Förderschullehrkräften<br />

in den gemeinsamen Unterricht<br />

(GU) an Hauptschulen<br />

Sehr geehrte Frau Beer,<br />

sehr geehrter Herr Link,<br />

die Fachgruppe Hauptschule<br />

der <strong>Gewerkschaft</strong> <strong>Erziehung</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong> (GEW) im<br />

Regierungsbezirk Köln wendet<br />

sich in Ihrer Funktion als schulpolitische<br />

Sprecher von Grüne<br />

<strong>und</strong> SPD mit der Bitte an Sie,<br />

die Unterrichtsversorgung mit<br />

Förderschullehrkräften für den<br />

GU an Hauptschulen im Regierungsbezirk<br />

Köln zu verbessern.<br />

Von allen fünf Regierungsbezirken<br />

ist der GU an Hauptschulen<br />

in Köln am meisten ausgeprägt;<br />

leider hat sich die Unterrichtsversorgung<br />

in den letzten Jahren<br />

kontinuierlich verschlechtert. So<br />

hat nach unseren Informationen<br />

der zuständige Personalrat mit<br />

Schreiben von 2009 <strong>und</strong> 2010 an<br />

Bezirksregierung auf die mangelnde<br />

Unterrichtsversorgung<br />

mit GU-Förderschullehrkräften<br />

-besonders in der Städteregion<br />

PERSONALRATSARBEIT<br />

Aachen- hingewiesen, leider ist<br />

keine Verbesserung eingetreten.<br />

Von 17 Hauptschulen in der<br />

Städteregion Aachen nehmen<br />

z.Z. 16 Schulen am GU teil,<br />

13 davon haben bezüglich der<br />

Versorgung mit Förderschullehrkräften<br />

eine Unterdeckung; im<br />

Vergleich zum letzten Jahr hat<br />

sich an der Situation nichts geändert.<br />

Im Gegenteil: Dazugekommen<br />

ist, dass an allen 5 Bonner<br />

Hauptschulen, die GU anbieten,<br />

Bedarf besteht, insgesamt fehlen<br />

dort über 4 Stellen (1 Stelle entspricht<br />

27,5 Unterrichtsst<strong>und</strong>en),<br />

im Schulamt für den Kreis Düren<br />

ist an allen Schulen (10) ein Stellenminus,<br />

im Kreis Euskirchen<br />

fehlt 1 Stelle, im oberbergischen<br />

Kreis ist liegt der Deckungsgrad<br />

bei 95 %, in Köln sind<br />

mehrere Schulen unterbesetzt.<br />

Diese Beschreibung macht<br />

deutlich, dass die unzureichende<br />

Ausstattung mit Förderschullehrkräften<br />

voll zu Lasten der<br />

Hauptschulkolleginnen <strong>und</strong><br />

-kollegen geht. Eine Doppelbesetzung,<br />

wie sie z.B. an einzelnen<br />

Gesamtschulen vorhan-<br />

den ist, ist unter diesen<br />

Voraussetzungen gar<br />

nicht möglich <strong>und</strong> auch<br />

seit vielen Jahren nicht<br />

üblich. Die Hauptschullehrkräfteabsolvieren<br />

den größten Teil des<br />

Unterrichts in der Regel<br />

allein, obwohl behinderte<br />

<strong>und</strong> nichtbehinderte<br />

Kinder zugleich<br />

<strong>SEITE</strong> 11<br />

Unterversorgung<br />

in der Klasse sind. Auch im<br />

Hinblick auf die Ausweitung<br />

des GU hin zu mehr Inklusion<br />

besteht wenig Neigung, sich<br />

diesem Anliegen der Landesregierung<br />

positiv zuzuwenden.<br />

Die GEW Fachgruppe Hauptschule<br />

bittet dringend um eine<br />

politische Unterstützung, z.B.<br />

dahingehend, dass finanzielle<br />

Anreize geschaffen werden,<br />

die ausgeschriebenen Stellen<br />

auch alle besetzen zu können.<br />

Zugleich muss auch darüber<br />

nachgedacht werden, ob es<br />

nicht Einflussmöglichkeiten der<br />

Landesregierung gibt, die Zahl<br />

der Hochschulen, die ein Förderpädagogikstudium<br />

anbieten,<br />

ausgedehnt bzw. der zum Teil<br />

sehr hohe der Numerus clausus<br />

gesenkt wird, um die Studierendenzahl<br />

zu erhöhen. Auch wäre<br />

es sinnvoll, die GU-Stellen – wie<br />

im Gr<strong>und</strong>schulbereich – zu im<br />

HS-Kapitel etatisieren, damit die<br />

jährlichen, immer schwieriger<br />

werden Abordnungen von den<br />

Förderschulen an die Hauptschulen<br />

vermieden würden.<br />

Wenn GEW, dann<br />

www.gew-koeln.de


SCHULENTWICKLUNG SCHULENTWICKLUNG<br />

Wie viele Gesamtschulen braucht Köln?<br />

von Anne Ratzki<br />

Bald ist es wieder soweit: die Anmeldungen<br />

für die weiterführenden<br />

Schulen stehen bevor. In den<br />

vergangenen Jahren bedeutete<br />

das für viele Kölner Viertklässler<br />

eine Zitterpartie: Werden sie an<br />

einer der 9 Kölner Gesamtschulen<br />

einen Platz erhalten? Eltern<br />

nahmen Umzüge in Kauf, Kinder<br />

wurden bei Großeltern angemeldet,<br />

um eine bessere Chance<br />

durch eine Adresse im Einzugsbereich<br />

zu erhalten. Trotz einer<br />

weiteren Gesamtschule in Nippes<br />

blieben die Ablehnungsquoten<br />

dieselben wie seit vielen Jahren:<br />

2049 Kinder wurden an den Gesamtschulen<br />

angemeldet, 1466<br />

konnten aufgenommen werden,<br />

583 mussten gegen ihren Willen<br />

auf eine Schule des gegliederten<br />

Systems gehen. Jedes vierte<br />

angemeldete Kind fand keinen<br />

Platz an einer Gesamtschule.<br />

Wie sieht die Lage 2012 aus?<br />

Was hat sich geändert?<br />

Im Linksrheinischen gibt<br />

es neue Perspektiven:<br />

Vier bis fünf neue Gesamtschulen<br />

sind im Gespräch <strong>und</strong><br />

werden von der Verwaltung<br />

unterstützt (vgl. Kölner Stadtanzeiger<br />

vom 29.11.2011):<br />

Eine weitere Gesamtschule in<br />

Nippes, wo ein großer Bedarf<br />

an zusätzlichen Schülerplätzen<br />

im Sek<strong>und</strong>arbereich besteht.<br />

Auf dem Gelände der ehemaligen<br />

Dom-Brauerei in Bayenthal<br />

Auf dem Helios-Gelände in<br />

Ehrenfeld könnte die Inklusive<br />

Universitätsschule „school is<br />

open“ entstehen, ein spannendes<br />

Gesamtschulprojekt von 1 bis 13,<br />

das auch in die Lehrerausbildung<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden soll. Ein<br />

Moderationsverfahren über die<br />

Zukunft des Areals läuft noch.<br />

In Weiden will sich die Martin<br />

Luther King Schule zu einer<br />

„Individualschule“, einer Gesamtschule<br />

von 1 bis 13 weiter<br />

entwickeln. Verhandlungen<br />

mit dem Land über den Status<br />

einer Modellschule laufen.<br />

In Lindenthal werden zusätzliche<br />

Schülerplätze im<br />

Sek<strong>und</strong>arbereich gebraucht.<br />

Durch eine Elternbefragung<br />

soll geklärt werden, ob eine<br />

Gesamtschule oder ein weiteres<br />

Gymnasium eingerichtet wird.<br />

Der Pferdefuss bei all diesen<br />

Plänen besteht darin, dass sie nur<br />

langfristig realisierbar sind <strong>und</strong><br />

aktuell keine weiteren Gesamtschulplätze<br />

entstehen. Kinder,<br />

die 2012 keinen Platz an einer<br />

der bestehenden Gesamtschulen<br />

erhalten, müssen weiterhin auf<br />

Schulen des gegliederten Systems<br />

gehen. Es wäre zu überlegen, ob<br />

die Stadt nicht ortsnah zu dem<br />

einen oder anderen geplanten<br />

Standort eine Dependance an<br />

einer bestehenden Gesamtschule<br />

einrichtet, um diesen Kindern<br />

schon 2012 einen Gesamtschulplatz<br />

zu sichern. Die Jahrgänge,<br />

<strong>SEITE</strong> 12<br />

die dieses Jahr in einer Dependance<br />

starten, könnten dann später<br />

in die neue Schule umziehen.<br />

Keine neuen Gesamtschulen<br />

für die Schäl Sick?<br />

Für das rechtsrheinische Köln hat<br />

die Schulverwaltung noch keine<br />

Pläne für eine Erweiterung des<br />

Gesamtschulangebots. Es ist die<br />

Rede davon, die Gesamtschule<br />

Höhenberg um 2 Züge zu erweitern,<br />

aber sonst sind erst mal<br />

keine neuen Gesamtschulen vorgesehen.<br />

Im Rechtsrheinischen<br />

sei kein Bedarf an zusätzlichen<br />

Plätzen für SchülerInnen. Mit<br />

dieser Aussage nimmt die Verwaltung<br />

allerdings eine Verrechnung<br />

offener Plätze an Schulen<br />

des gegliederten Systems mit<br />

fehlenden Plätzen an Gesamtschulen<br />

vor. Ein solches Vorgehen<br />

aber ist nicht vertretbar!<br />

Etwa 200 Kinder fanden im<br />

letzten Jahr an den rechtsrheinischen<br />

Gesamtschulen keinen<br />

Platz. Besonders dramatisch ist<br />

die Lage in Kalk: Dieser Stadtteil<br />

gehört zu den fünf Kölner<br />

Stadtteilen mit besonders benachteiligten<br />

Kindern. Der<br />

Schulentwicklungsplan weist aus,<br />

dass nur 17% der Kalker Kinder<br />

ein Gymnasium besuchen, in<br />

Lindenthal sind es 79%. In Kalk<br />

aber leben viele arme Kinder,<br />

viele Migranten, die meisten<br />

Schüler gehen zur Hauptschule<br />

oder Förderschule. Für diese<br />

Kinder ist eine Gesamtschule mit<br />

Oberstufe eine Chance, aus dem<br />

Kreislauf von Armut, geringer<br />

Bildung <strong>und</strong> Hartz IV heraus<br />

zu kommen. Die Gesamtschule<br />

Kalk-Höhenberg musste in den<br />

letzten Jahren meist über 100<br />

Kinder abweisen. Eine zweite Gesamtschule<br />

im Zentrum von Kalk<br />

wäre eine wichtige Ergänzung.<br />

Die Initiative Mehr Gesamtschulen<br />

in Köln (I:mgik), die<br />

von der GEW Köln unterstützt<br />

wird, hat sich das Schulareal<br />

Albermannstraße/ Falckensteinstraße<br />

angesehen. Es wird von<br />

einer Gemeinschaftshauptschule<br />

<strong>und</strong> einer katholischen Hauptschule<br />

genutzt. Dieser Ort würde<br />

sich gut für eine Gesamtschule<br />

eignen. Die Gebäude wurden<br />

erst vor kurzem mit 2,8 Millionen<br />

Euro instand gesetzt. Die<br />

Max Albermann-Hauptschule<br />

wird zum 31.7.2012 geschlossen.<br />

Hier könnte kurzfristig, ggf.<br />

schon zum September 2012, eine<br />

Gesamtschule beginnen, alle<br />

Einrichtungen sind vorhanden.<br />

Die verbleibende katholische<br />

Hauptschule könnte im Lauf<br />

der Jahre einbezogen werden.<br />

Auch ein Schulzentrum mit<br />

einer Hauptschule <strong>und</strong> einer<br />

Realschule in Dellbrück wäre ein<br />

guter Standort für eine weitere<br />

rechtsrheinische Gesamtschule:<br />

Ein genügend großes Gelände<br />

ist vorhanden, das Gebäude ist<br />

neu renoviert <strong>und</strong> in sehr gutem<br />

Zustand. Viele der Kinder, die<br />

an der Gesamtschule Holweide<br />

keinen Platz mehr fanden, besuchen<br />

bereits dieses Schulzentrum<br />

als Haupt- oder Realschüler.<br />

Es gibt in Dellbrück keine Schule<br />

mit Oberstufe. Die nächsten<br />

Schulen mit Oberstufe sind die<br />

Gesamtschulen in Holweide<br />

<strong>und</strong> Bergisch-Gladbach-Paffrath<br />

<strong>und</strong> die Gymnasien in Mülheim.<br />

Beide Gesamtschulen in<br />

Holweide <strong>und</strong> Paffrath haben<br />

nicht genug Plätze. Paffrath<br />

nimmt seit einigen Jahren schon<br />

keine Kinder aus Köln mehr<br />

auf <strong>und</strong> musste trotzdem 80<br />

SchülerInnen abweisen, die<br />

Gesamtschule Holweide konnte<br />

im letzten Jahr trotz der beiden<br />

neuen Gemeinschaftsschulen in<br />

der Wuppertaler Straße <strong>und</strong> der<br />

Ferdinandstraße immer noch<br />

116 Kinder nicht aufnehmen.<br />

Dazu kommt die Situation<br />

der behinderten Kinder, die in<br />

Dellbrück nach der Gr<strong>und</strong>schule<br />

keine Schule mit Integrationsklassen<br />

finden. Das Schulzentrum<br />

ist barrierefrei zugänglich<br />

<strong>und</strong> eine Gesamtschule könnte<br />

deshalb ohne Umbauten behinderte<br />

Kinder aufnehmen.<br />

Die benachbarte Gesamtschule<br />

Holweide hat eine 25 jährige<br />

Erfahrung mit Inklusion <strong>und</strong><br />

könnte beratend unterstützen.<br />

Die Vorschläge für zwei Gesamtschulen<br />

im Rechtsrheinischen<br />

Köln sind der Verwaltung<br />

bekannt – wir freuen uns auf<br />

konstruktive Gespräche!<br />

<strong>SEITE</strong> 13<br />

Einladung<br />

i:mgik<br />

Initiative : Mehr Gesamtschulen in<br />

Köln<br />

Wider den Selektionswahn!<br />

Gemeinsames Lernen in<br />

heterogenen Klassen<br />

Informations- <strong>und</strong><br />

Diskussionsabend:<br />

Wie kann Selektion vermieden<br />

werden?<br />

Wie können unterschiedliche<br />

Kinder in einer Schule gemeinsam<br />

lernen?<br />

Referentin<br />

Ingrid Wenzler<br />

Gesamtschulleiterin in<br />

Oberhausen ehemalige<br />

Dezernentin für Gesamtschulen<br />

bei der Bezirksregierung<br />

Düsseldorf<br />

23. Februar 2012<br />

20 Uhr<br />

im kleinen Forum der Alten<br />

Feuerwache Köln<br />

Unterstützung durch:<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln


von Alexandra Klöckener<br />

In der Betriebsversammlung des<br />

Kölner Trägers Netzwerk e. V. am<br />

30. Juni 2011 war die Stimmung<br />

gereizt. Es wurde offensichtlich:<br />

Die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

des Offenen Ganztags<br />

haben die Nase voll von ihren<br />

Lohn- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnissen.<br />

Nach sieben Jahren Aufbauarbeit<br />

<strong>und</strong> stetiger Qualitätssteigerung<br />

wollen sie nun einen gerechten<br />

Lohn für ihre Arbeit sehen. Den<br />

immer höheren Anforderungen<br />

an Qualifizierung <strong>und</strong> Aufgabengebieten<br />

(Stichwort: Vernetzung,<br />

Inklusion) steht eine einmalige<br />

Lohnerhöhung von 3-6 % in den<br />

vergangenen Jahren gegenüber,<br />

bei einem Kaufkraftverlust von<br />

20 % in den letzten 10 Jahren!<br />

Anlass für unseren Betriebsrat,<br />

Hildegard Merten <strong>und</strong><br />

OFFENER GANZTAG OFFENER GANZTAG<br />

Erste Station: Düsseldorfer Landtag<br />

Der Offene Ganztag macht sich auf den Weg<br />

Max-Georg Beier von der GEW<br />

einzuladen. Beide sind im<br />

Arbeitskreis Offener Ganztag<br />

aktiv <strong>und</strong> setzen sich für diesen<br />

Bereich ein, obwohl viele Mitarbeiter<br />

noch nicht Mitglieder der<br />

<strong>Gewerkschaft</strong> sind. Vielen Dank<br />

an dieser Stelle <strong>und</strong> ein Aufruf an<br />

alle Kollegen: Mitgliedsanträge<br />

gibt es in der Geschäftsstelle der<br />

GEW am Hans-Böckler-Platz!<br />

Oft höre ich von Kollegen auch<br />

anderer Träger: Dürfen wir<br />

überhaupt in die <strong>Gewerkschaft</strong>?<br />

Ja, ihr dürft! Zum Beispiel in die<br />

<strong>Gewerkschaft</strong> für<br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong>.<br />

Auf eben jener<br />

Betriebsversammlung<br />

wurde<br />

der Gedanke<br />

geboren, dass wir<br />

Mitarbeiter der<br />

OGT viel mehr<br />

Aufklärungs- <strong>und</strong><br />

Lobbyarbeit<br />

leisten müssen,<br />

um den Boden<br />

für bessere Arbeitsbedingungen<br />

vorzubereiten: Eltern<br />

informieren,<br />

Lehrer darüber aufklären, dass<br />

das Arbeiten auf Augenhöhe<br />

beim Gehalt aufhört, <strong>und</strong> auch<br />

auf politischer Ebene auf unsere<br />

Rahmenbedingungen hinweisen.<br />

Es wurde beschlossen, in einer<br />

gemeinsamen Aktion Mails<br />

an die Landtagsabgeordneten<br />

aller Fraktionen zu senden, in<br />

<strong>SEITE</strong> 14<br />

denen jeder Mitarbeiter aus<br />

persönlicher Sicht seine Arbeitsbedingungen<br />

schildern sollte.<br />

Übrigens, da wir ja gerade am<br />

Anfang des Weges sind <strong>und</strong> noch<br />

recht unerfahren, für alle Kollegen,<br />

die sich uns anschließen<br />

wollen: nicht von allen Seiten<br />

die gleiche R<strong>und</strong>mail schicken!<br />

Soviel Einsatz muss sein, sich<br />

hinzusetzen <strong>und</strong> selber einmal<br />

für sich zu formulieren, was<br />

einem stinkt. Dafür kann auch<br />

einmal eine Teamsitzung zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Ein weiterer Plan, der auf dieser<br />

Betriebsversammlung geboren<br />

wurde, war der Besuch des<br />

GEW Mitglieds <strong>und</strong> Landtagsabgeordneten<br />

Jochen Ott,<br />

einem Kölner in Düsseldorf.<br />

Am 24.11. fuhren wir mit einer<br />

kleinen Delegation los. Im Zug<br />

saßen Hildegard Merten <strong>und</strong><br />

Max-Georg Beier von der GEW,<br />

acht Gruppenleiterinnen <strong>und</strong><br />

Leiterinnen der Einrichtungen,<br />

sowie einer Koordinatorin Offener<br />

Ganztag des Netzwerk e.<br />

V., eine Leitung einer von einer<br />

Elterninitiative geführten Einrichtung.<br />

In Düsseldorf kamen<br />

noch die beiden Kollegen vom<br />

Netzwerk-Betriebsrat dazu.<br />

Wir wollten mit Jochen Ott im<br />

Namen aller Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

Mitarbeiterinnen aller Träger<br />

der Stadt Köln <strong>und</strong> des Landes<br />

NRW sprechen. Die Stadt Köln<br />

zeigt sich mit ihrer freiwilligen<br />

Zuzahlung auf jedem Ganztagsplatz<br />

recht aufgeschlossen, aber<br />

wie sieht es in Kommunen aus, in<br />

denen solche Mittel nicht investiert<br />

werden? Wie lässt sich der<br />

Ganztag dort überhaupt finanzieren,<br />

wenn nicht auf Kosten der<br />

Mitarbeiter? Und warum werden<br />

in anderen, reicheren Kommunen<br />

Kinder eigentlich mit<br />

noch besseren Mittel betreut?<br />

Jochen Ott, selber junger Familienvater,<br />

empfing uns fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>und</strong> leitete mit den gut gemeinten<br />

Worten ein: “Also meinen<br />

Kinder geht es recht gut in der<br />

ganztägigen Schulbetreuung!“<br />

Dies trifft ganz symptomatisch<br />

ein Dilemma in dem wir uns<br />

befinden: Bei der hohen Zufriedenheit<br />

vieler Eltern mit dem Erfolgsmodell<br />

Offener Ganztag ist<br />

es schwierig, auf noch bestehende<br />

Defizite hinzuweisen. Aber die<br />

wichtigsten Punkte, die wir<br />

versucht haben darzustellen sind:<br />

Durch die nicht tariflich geb<strong>und</strong>enen<br />

Gehälter <strong>und</strong> die fehlenden<br />

Vollzeitbeschäftigungen<br />

wird es in den nächsten Jahren zu<br />

einem Fachkräftemangel kommen.<br />

Viele Gruppenleitungen<br />

arbeiten in 24 St<strong>und</strong>enverträgen<br />

zu einem St<strong>und</strong>enlohn von ca.<br />

12 Euro brutto! Von ca. 900<br />

Euro netto kann selbst ein allein<br />

stehender Arbeitnehmer nur<br />

knapp leben. Das bedeutet, dass<br />

viele Mitarbeiter, bevor sie gut<br />

gelaunt ihren Dienst am Kind<br />

beginnen, schon woanders einem<br />

Zweitjob nachgegangen sind. Die<br />

Doppelbelastung führt zu hohen<br />

Krankheits ausfällen, Kollegen<br />

müssen die Arbeit auffangen,<br />

Kontinuität wird unterbrochen.<br />

Durch fehlende Vor- <strong>und</strong><br />

Nachbearbeitungszeiten wird<br />

die inhaltliche Qualität der<br />

Arbeit beeinträchtigt. Bei einer<br />

sinnvollen Verzahnung von<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachmittag muss eine<br />

gemeinsame Gesprächszeit von<br />

pädagogischen Kräften <strong>und</strong><br />

Lehrern einzuplanen sein.<br />

Viele Leitungen, gerade der etwas<br />

kleinen Schulen, sind in ihrer<br />

Doppelfunktion als Gruppenleitung<br />

<strong>und</strong> Leitung der Einrichtung<br />

überfordert. Mit minimalen<br />

St<strong>und</strong>enerhöhungen lässt sich<br />

keine vernünftige Personalführung<br />

<strong>und</strong> Personalbetreuung<br />

machen. Zumal viele zusätzliche<br />

Aufgaben in den letzten Jahren<br />

hinzugekommen sind, z. B. Überwachung<br />

der Küchenführung<br />

als ein Betrieb, der Lebensmittel<br />

vertreibt, Kommunikation mit<br />

Gebäudewirtschaft <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

usw. Die Mitarbeiter<br />

<strong>SEITE</strong> 15<br />

fühlen sich allein gelassen.<br />

Viele Küchen sind schon seit<br />

Jahren nicht für die erhöhten<br />

Kinderzahlen ausgerüstet. Bei<br />

der völlig überlasteten Gebäudewirtschaft<br />

stauen sich die<br />

Investitionen. Eine Köchin, die<br />

seit sieben Jahren das Spülwasser<br />

für mittlerweile 177 Kinder<br />

in einem 5 Liter Boiler erhitzen<br />

muss, ist am Rande ihrer<br />

Kräfte. (Anmerkung in eigener<br />

Sache: liebe Köchin, Rettung<br />

ist mittlerweile in Sicht!)<br />

Dem steht gegenüber, das sich<br />

das Angebot der OTG in den<br />

letzten Jahren von einer reinen<br />

Betreuung zu einer breiten<br />

Palette von AGs <strong>und</strong> hochwertigen<br />

Ferienaktivitäten<br />

weiterentwickelt hat. Übrigens:<br />

Volltags-Ferienprogramme ohne<br />

zusätzliche Vorbereitungszeit!<br />

Dem steht gegenüber,<br />

dass der Offene Ganztag vielen<br />

Müttern ein Arbeitsverhältnis<br />

ermöglicht, was auch zu einem


Seminar<br />

Was tun gegen<br />

rechte Sprüche?<br />

Gebrauchsanleitung zum<br />

antirassistischen Argumentieren<br />

Rassistische Argumentationsmuster,<br />

insbesondere gegen<br />

Muslime gerichtet, haben nicht<br />

erst seit Thilo Sarrazins Bestseller<br />

„Deutschland schafft sich<br />

ab“ Konjunktur in Deutschland.<br />

Es ist allerdings nicht immer leicht,<br />

den „einfachen Lösungen“ rassistischer<br />

Parolen etwas entgegenzusetzen<br />

<strong>und</strong> sie zu widerlegen.<br />

Eine Kooperation von VHS<br />

Köln, Kölnische Gesellschaft für<br />

christlich-jüdische Zusammenarbeit,<br />

GEW-Studis Köln, sowie der<br />

Info- <strong>und</strong> Bildungsstelle gegen<br />

Rechtsextremismus im NS-Dokumentationszentrum<br />

der Stadt Köln<br />

Referent<br />

David Christopher Stoop<br />

Sa. 11.Februar 2012<br />

14.00 bis 17.45 Uhr<br />

NS-Dokumentationszentrum<br />

Kostenbeitrag: 7 Euro<br />

5 Euro ermäßigt<br />

Anmeldung telefonisch unter<br />

0221-221-25990<br />

per E-Mail an<br />

weiterbildung-vhs@stadtkoeln.de<br />

www.vhs-koeln.de<br />

OFFENER GANZTAG KITA<br />

höheren Steueraufkommen führt.<br />

engagierte Mitarbeiter, die<br />

sich schon seit Jahren für Kinder<br />

einsetzen <strong>und</strong> ihre Arbeit<br />

als sinnvoll empfinden.<br />

engagierte Köche, die nicht<br />

nur warm machen wollen,<br />

sondern sich für eine ges<strong>und</strong>e<br />

Ernährung einsetzen wollen.<br />

<strong>und</strong> letztendlich vor allem<br />

Kinder, die gerne zur Schule<br />

gehen <strong>und</strong> sich im Ganztag<br />

gut aufgehoben fühlen.<br />

Die Forderung der GEW der<br />

Stadt Köln zur Auflage zu<br />

machen, nur mit Trägern zusammenzuarbeiten,<br />

die Tariflöhne<br />

zahlt, stieß bei Jochen Ott auf<br />

großes Interesse <strong>und</strong> es wurde<br />

vereinbart, dazu ein explizite<br />

Kostenrechnung vorzulegen.<br />

Ebenso die Anregung von geregelten<br />

Mitwirkungsrechten in<br />

Lehrer- <strong>und</strong> Schulkonferenz.<br />

Der Landtagsabgeordnete wies<br />

<strong>SEITE</strong> 16<br />

seinerseits auf Synergieeffekte bei<br />

Kooperations möglichkeiten mit<br />

anderen Hilfs- <strong>und</strong> Förderangeboten<br />

der Jugendhilfe hin. Auch<br />

hier könnte Verzahnung unter<br />

Einbeziehung der OGT sinnvoll<br />

<strong>und</strong> hilfreich sein, um Mittel<br />

besser zu nutzen.Wir verließen<br />

den Landtag mit dem Gefühl,<br />

ein gutes Gespräch geführt zu<br />

haben, es aber nur eine Station<br />

auf einem langen Weg ist.<br />

Abschließend möchte ich hier<br />

auch noch einmal an die Kollegen<br />

<strong>und</strong> Vorstände anderer<br />

Träger appellieren, sich auch<br />

auf den Weg zu machen! Der<br />

Finanzierungs rahmen für den<br />

Offenen Ganztag ist für alle<br />

Träger derselbe <strong>und</strong> auch die<br />

Löhne sind überall im Niedriglohnbereich.<br />

Gr<strong>und</strong> genug,<br />

sich zusammenzuschließen <strong>und</strong><br />

in gemeinsamen Aktionen an<br />

einer Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

zu arbeiten.<br />

Wir laden ein zum<br />

nächsten Treffen der<br />

AK OGS am Dienstag,<br />

14. Februar 2012<br />

um 17.30 Uhr im<br />

Kölner DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1.<br />

Thema:<br />

Wie können tarifliche Verhältnisse<br />

auch für den Offenen Ganztag<br />

erreicht werden?<br />

von Hildegard Merten<br />

Gute Kitas auch<br />

für die Beschäftigten<br />

„Gute Kitas für alle?“ war der<br />

Titel einer Veranstaltung, zu der<br />

Dr. Carolin Butterwegge, Kölner<br />

Abgeordnete der Linken im<br />

Landtag NRW, am 28. November<br />

2011 eingeladen hatte. Dr.<br />

Agnes Klein, die zuständige<br />

Kölner Dezernentin informierte<br />

über den U-3-Ausbau in Köln,<br />

die Kölner GEW war gebeten<br />

worden, über „die Situation in<br />

den Kölner Kitas aus Beschäftigtenperspektive“<br />

zu berichten.<br />

Die Situation der Beschäftigten<br />

ist, um das Ergebnis vorweg zu<br />

nehmen, schlecht. Dies wurde<br />

von den betroffenen TeilnehmerInnen<br />

in der anschließenden<br />

Diskussion wiederholt bestätigt.<br />

Dafür gibt es aus Sicht der GEW<br />

mehrere Gründe <strong>und</strong> es gibt<br />

dringenden Handlungsbedarf<br />

auf unterschiedlichen Ebenen:<br />

bei der Landes regierung,<br />

bei der Kommune als Träger<br />

der Einrichtungen <strong>und</strong> bei<br />

der Stadt als Arbeitgeber.<br />

Verantwortung der<br />

Landesregierung<br />

Hauptproblem ist <strong>und</strong> bleibt<br />

das Kinderbildungsgesetz, das<br />

von der damaligen CDU-/<br />

FDP-Landeregierung gegen<br />

den Widerstand der Beschäftigten<br />

beschlossen wurde.<br />

Dieses Gesetz hat den Kita-Alltag<br />

gravierend verändert. Es brachte<br />

den Beschäftigten erhebliche Verschlechterungen<br />

bei gleichzeitig<br />

steigenden Anforderungen. Hinter<br />

dem Anspruch der CDU-/<br />

FDP-Landesregierung „Mehr<br />

Chancen – mehr Gerechtigkeit<br />

– mehr Bildung“ verbargen sich<br />

eine Menge zusätzlicher Aufgaben,<br />

für die das Gesetz den<br />

Beschäftigten aber keine zusätzlichen<br />

Zeiten zur Verfügung<br />

stellte. Beispielsweise die jährliche<br />

Bildungsdokumentation,<br />

die Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />

individueller Förderpläne für<br />

jedes Kind, immer dokumentiert<br />

<strong>und</strong> beraten mit den Eltern. Man<br />

stelle sich die vom Gesetz geforderte<br />

individuelle Förderung in<br />

einer Gruppe mit 20-25 Kindern<br />

– davon 5 U-3-Kinder - mit einer<br />

einzige Fachkraft vor, die über<br />

Tage allein Dienst tut. Und dies<br />

ist kein Ausnahmefall - dies ist<br />

in vielen Kölner Kitas Realität.<br />

Verantwortung der Stadt<br />

Problem Nr. 2 ist der ungeregelte<br />

Ausbau der U-3-Plätze. Die Stadt<br />

schickt so viele U-3-Kinder wie<br />

möglich in die Einrichtungen,<br />

egal ob die Bedingungen passen<br />

oder nicht. Es ist sind dann<br />

wieder die KollegInnen in den<br />

Kitas, die sich alle Mühe geben,<br />

die Defizite zu kompensieren.<br />

U-3-Kinder brauchen aber nicht<br />

nur Pflege, sie brauchen Zuwendung<br />

<strong>und</strong> feste Bezugspersonen.<br />

Das kann derzeit kaum ein Kindergarten<br />

leisten. Der Krankenstand<br />

ist hoch, die Fluktuation ist<br />

groß - <strong>und</strong> das bei ohnehin schon<br />

knapper personeller Besetzung.<br />

<strong>SEITE</strong> 17<br />

Einladung<br />

Als Erzieherin<br />

älter werden<br />

Die Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen<br />

scheint kein Beruf für das<br />

ganze Leben zu sein, obwohl zunehmend<br />

qualifizierte, kompetente<br />

<strong>und</strong> erfahrene Fachkräfte gebraucht<br />

werden. Älter werden ist auch im<br />

Berufsleben eine natürliche Entwicklungsphase,<br />

die jedoch mit dem<br />

Privatleben eng zusammenhängt.<br />

Der Umgang mit dieser Phase ist<br />

individuell verschieden <strong>und</strong> hängt<br />

von den persönlichen Potentialen,<br />

Ressourcen <strong>und</strong> Interessen ab.<br />

Das Seminar will dabei helfen, im<br />

Austausch mit anderen Strategien<br />

zu entwickeln um die letzten Berufsjahre<br />

zufrieden stellend <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong> gestalten zu können.<br />

Da auch Entspannungsmethoden<br />

<strong>und</strong> Bewegungseinheiten in das<br />

Seminar eingebaut sind, sollten<br />

die TN bequeme Kleidung tragen<br />

<strong>und</strong> eine Decke mitbringen.<br />

Tagungsort:<br />

GEW Stadtverband Köln<br />

Termin: Samstag, 4. Februar 2012<br />

von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr<br />

Referentin: Rita Viertel<br />

Teilnahmebeitrag:<br />

GEW-Mitglieder: 50,00 Euro;<br />

GEW-Mitglieder ermäßigt: 30,00 Euro;<br />

Nichtmitglieder: 90,00Euro<br />

Veranstaltungsnummer: WBG 12-02-06<br />

Anmeldungen an: DGB-Bildungswerk<br />

NRW e.V., c/o GEW NRW, Nünningstr.<br />

11, 45141 Essen, Tel. 0201 - 2 94 03 26,<br />

Fax 0201 - 2 94 03 17 oder per E-Mail:<br />

katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln


Einladung<br />

Betriebliche<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in der Kita<br />

Tagungsort: DGB-Haus<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

Termin: Samstag, 3.<br />

März 2012 von 9.00<br />

Uhr bis 16.00 Uhr<br />

Referentin: Rita Viertel<br />

Seit 2009 gibt es erstmals<br />

eine tarifliche Regelung für<br />

die betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

im Bereich pädagogischer<br />

<strong>und</strong> sozialer Berufe.<br />

Ziel des Seminars ist es, über<br />

die Inhalte von betrieblicher<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung aufzuklären<br />

<strong>und</strong> Strategien zur Erhaltung<br />

<strong>und</strong> Verbesserung der<br />

Ges<strong>und</strong>heit zu entwickeln.<br />

Teilnahmebeitrag:<br />

GEW-Mitglieder: 50,00 Euro;<br />

GEW-Mitglieder ermäßigt:<br />

30,00 Euro;<br />

Nichtmitglieder: 90,00 Euro<br />

Veranstaltungsnummer:<br />

WBG 12-03-10<br />

Anmeldungen an: DGB-Bildungswerk<br />

NRW e.V., c/o GEW NRW,<br />

Nünningstr. 11, 45141 Essen, Tel.<br />

0201 - 2 94 03 26, Fax 0201 - 2<br />

94 03 17 oder per E-Mail: katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

KITA KITA<br />

Man fragt sich, ob die möglichen<br />

Folgen dieser Bedingungen für<br />

die Entwicklung der Kinder ausreichend<br />

bedacht wurden. Hinzu<br />

kommen die unzulänglichen<br />

räumlichen Bedingungen, die<br />

nur durch den enormen körperlichen<br />

Einsatz des Kita -Personals<br />

– es sind überwiegend Frauen<br />

- ausgeglichen werden kann.<br />

Verantwortung der Stadt<br />

als Arbeitgeber:<br />

Als dritte Ursache lässt sich die<br />

schleppende Umsetzung des<br />

Tarifvertrags für die betriebliche<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung ausmachen.<br />

Hier hat sich die Stadt Zeit<br />

gelassen.<br />

Seit 2009 gibt es den Tarifvertrag<br />

<strong>und</strong> erst jetzt – nach<br />

2 Jahren – kommt es endlich<br />

zu ersten Maßnahmen, die die<br />

hohen körperlichen <strong>und</strong> psychischen<br />

Arbeits belastungen der<br />

Beschäftigten ausgleichen sollen.<br />

Wir begrüßen <strong>und</strong> unterstützen<br />

die Bemühungen <strong>und</strong> können<br />

nur hoffen, dass auch die<br />

übrigen von den Kolleginnen<br />

vorgeschlagenen Maßnahmen<br />

schnell realisiert werden.<br />

Dabei haben die KollegInnen seit<br />

dem Frühjahr 2010 bei vielen<br />

Veranstaltungen auf die desolaten<br />

Zustände in den Einrichtungen<br />

hingewiesen. Die GEW Köln<br />

hat vor der Wahl die Kölner<br />

Landtagskandidaten eingeladen,<br />

damit diese sich aus erster<br />

Hand bei den Beschäftigten<br />

<strong>SEITE</strong> 18<br />

informieren konnten. Die Kölner<br />

KollegInnen haben sich an<br />

den Regionalkonferenzen der<br />

Landesregierung beteiligt <strong>und</strong><br />

ihre Vorschläge eingebracht. Es<br />

wurde ihnen versichert, dass alle<br />

Vorschläge geprüft <strong>und</strong> in eine<br />

umfassende Revision des Kinderbildungsgesetzes<br />

einfließen<br />

würden, die zügig in Angriff<br />

genommen würde. Dass man eine<br />

umfassende Revision nicht in<br />

einem Jahr vollenden kann war<br />

allen Beteiligten bald klar. Auch<br />

die KollegInnen, die den Prozess<br />

über Monate aktiv begleitet hatten,<br />

konnten nachvollziehen <strong>und</strong><br />

akzeptieren, dass mit der ersten<br />

Revisionsstufe nur die gröbsten<br />

Missstände <strong>und</strong> akuten Probleme<br />

beseitigt werden konnten.<br />

Als aber jetzt im Sommer der<br />

Entwurf des 1. Kibiz-Änderungsgesetzes<br />

auf dem Tisch lag, mussten<br />

sie feststellen, dass man sie als<br />

Beschäftigte vergessen hatte: Für<br />

die Eltern gab es u.a. Beitragsfreiheit<br />

<strong>und</strong> eine verbesserte Mitbestimmung,<br />

für die Träger gab es<br />

erhöhte Zuschüsse für bestimmte<br />

Leistungen <strong>und</strong> auch die Tagesmütter<br />

wurden bedacht. Verbesserungen<br />

für die Beschäftigten<br />

waren nicht erkennbar. Schon<br />

zu diesem Zeitpunkt war die<br />

Frustration bei den Beschäftigten<br />

sehr groß. Jetzt zeichnet sich ab,<br />

dass die versprochene umfassende<br />

zweite Stufe der Revision,<br />

die alle für den Sommer 2012<br />

erwartet haben, voraussichtlich<br />

erst im Sommer 2013 realisiert<br />

wird. Das ist den KollegInnen in<br />

den Kindergärten nicht mehr zu<br />

vermitteln. Schon wieder sollen<br />

sie hinten anstehen <strong>und</strong> schon<br />

wieder werden sie auf später vertröstet.<br />

Sie sind motiviert, wollen<br />

gute pädagogische Arbeit leisten<br />

<strong>und</strong> erfahren setzt, wie wenig<br />

diese Arbeit wert geschätzt wird.<br />

Die Enttäuschung verwandelt<br />

sich zunehmen in Resignation,<br />

die von einer inneren Kündigung<br />

nicht weit entfernt ist. Das<br />

ist genau das, was Kinder <strong>und</strong><br />

Eltern nicht gebrauchen können:<br />

demotiviertes, ausgebranntes Personal.<br />

Es wird durch diese völlig<br />

unzureichenden Rahmenbedingungen<br />

ein Berufsbild vermittelt,<br />

das keinem jungen Menschen<br />

Lust auf diesen Beruf macht.<br />

Schon jetzt können bei einigen<br />

Trägern nicht mehr alle freien<br />

Stellen besetzt werden. Und es<br />

besteht die Gefahr, dass die gut<br />

ausgebildeten, qualifizierten<br />

<strong>und</strong> motivierten Fachkräfte<br />

sich beruflich neu orientieren.<br />

Die Entwicklung in den Kindergärten<br />

geht eindeutig in die<br />

falsche Richtung. Es bedarf dringend<br />

einer Kurskorrektur. Wir<br />

brauchen eine schnelle Revision<br />

bzw. eine Teilrevision des Kibiz<br />

oder ein neues Gesetz – möglichst<br />

noch vor Sommer 2013.<br />

In jedem Fall brauchen wir rasch<br />

unterstützende Maßnahmen für<br />

die Beschäftigten. Das heißt,<br />

eine verbesserte Fachkraft-Kind-<br />

Relation, ausreichend Zeit für<br />

die Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung,<br />

Zeit für die Dokumentation<br />

<strong>und</strong> individuelle Förderung der<br />

Kinder <strong>und</strong> Zeit für Qualifizierung<br />

<strong>und</strong> Fortbildung. Wir<br />

brauchen einen funktionierenden<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz in allen<br />

Einrichtungen (d.h. Gefährdungsanalysen<br />

<strong>und</strong> Behebung<br />

der Mangel einerseits, sowie die<br />

Schaffung ges<strong>und</strong>heitsfördernder<br />

Maßnahmen andererseits). Wir<br />

brauchen eine zügige Planung<br />

<strong>und</strong> Durchführung der notwendigen<br />

Baumaßnahmen. Ein<br />

<strong>SEITE</strong> 19<br />

weiterer Ausbau von U-3-Plätzen<br />

kann nur so funktionieren.<br />

Am Dienstag, 24. Januar<br />

2012 hat die GEW Köln<br />

Andrea Asch, Landtagsab<br />

geordnete der Grünen,<br />

um 18.00 Uhr zur Fachgruppensitzung<br />

ins<br />

DGB-Haus eingeladen<br />

<strong>und</strong> gebeten, uns über<br />

den Stand der KiBiz-<br />

Revision zu informieren.


Tarifr<strong>und</strong>en 2012<br />

von Hildegard Merten<br />

Die Tarifverhandlungen für die<br />

Beschäftigten in kommunalen<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen des B<strong>und</strong>es<br />

werden vorbereitet. Im März<br />

beginnt die Tarifr<strong>und</strong>e 2012 für<br />

die Beschäftigten im öffentlichen<br />

Dienst des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />

Kommunen. Es geht um eine<br />

Erhöhung der Gehälter.<br />

Von einem guten Abschluss<br />

würden im Organisationsbereich<br />

der GEW vor allen Dingen<br />

die Beschäftigten in den städtischen<br />

Kindergärten <strong>und</strong> in den<br />

städtischen Einrichtungen der<br />

Jugendhilfe profitieren, sowie<br />

alle, in deren Arbeitsvertrag<br />

steht, dass sich ihre Vergütung<br />

nach dem Tarifvertrag für den<br />

TARIFPOLITIK TARIFPOLITIK<br />

öffentlichen Dienst richtet.<br />

Trotz nachgewiesener faktischer<br />

Reallohnsenkung von mehr als<br />

4,5 % in den Jahren 2000-2009<br />

ist nicht zu erwarten, dass die<br />

Arbeitgeber dieser Entwicklung<br />

freiwillig durch ein angemessenes<br />

Verhandlungsangebot<br />

Rechnung tragen werden.<br />

Die <strong>Gewerkschaft</strong>en des öffentlichen<br />

Dienstes rechnen deshalb<br />

auch im März 2012 mit Warnstreiks<br />

<strong>und</strong> - falls eine<br />

anschließende Schlichtung<br />

scheitern sollten - mit<br />

einer Urabstimmung bei<br />

den Mitgliedern <strong>und</strong><br />

Erzwingungsstreiks.<br />

Am 13. Januar sind - nach<br />

Redaktionsschluss des<br />

forums - die Kölner GEW-<br />

Mitglieder der städtischen<br />

Einrichtungen eingeladen,<br />

um über die Höhe der<br />

Forderung <strong>und</strong> die Forderungsstruktur<br />

für diese Tarifr<strong>und</strong>e<br />

(Einmalzahlung,<br />

Sockelbetrag, Prozentforderung,<br />

etc.) zu beraten.<br />

Diskussionsgr<strong>und</strong>lage für<br />

diese Beratungen ist die<br />

Empfehlung der Großen<br />

Tarifkommission der GEW, die<br />

eine Tabellenerhöhung von 6 bis<br />

7 Prozent empfiehlt (s. Tarif-Info<br />

Nr. 1).<br />

Am 6. Februar beschließt<br />

die Große Tarifkommission<br />

der GEW endgültig über die<br />

Forderungshöhe <strong>und</strong> -struktur.<br />

Dieser Beschluss fließt<br />

<strong>SEITE</strong> 20<br />

dann in die Entscheidung<br />

über die Gesamt kommission<br />

von ver.di festgelegt wird.<br />

Über die aktuellen Entwicklungen<br />

informieren laufend:<br />

www.gew.de/Material_Tarifr<strong>und</strong>e_2012.html,<br />

www.gew.de,<br />

www.gew-koeln.de.<br />

Die Tarifr<strong>und</strong>e beim<br />

Internationalen B<strong>und</strong> (IB<br />

GmbH), NRW beginnt mit<br />

schlechten Vorzeichen<br />

Nachdem im Jahre 2006 wegen<br />

hoher Defizite beim Internationalen<br />

B<strong>und</strong> (IB GmbH) in<br />

NRW für eine Übergangszeit<br />

ein sog. Sanierungstarifvertrag -<br />

zuletzt „Übergangstarifvertrag“<br />

- abgeschlossen werden musste,<br />

mit dem den Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen eine Absenkung ihrer<br />

Gehälter um bis zu 20 % zugemutet<br />

wurde, sollte mit Auslaufen<br />

des bis Ende Mai 2012 befristeten<br />

Übergangstarifvertrags für<br />

alle Beschäftigten wieder tarifliche<br />

Normalität eintreten.<br />

Am 17. Oktober gab es bei<br />

einem ersten Sondierungsgespräch<br />

zwischen <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />

<strong>und</strong> Arbeitgeber Übereinstimmung,<br />

dass dies das Ziel der<br />

Verhandlungen sei. Es wurde<br />

vereinbart, dass beide Seiten<br />

- Arbeitgeber <strong>und</strong> <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />

- bis Ende November<br />

einen eigenen Tarifvertragsentwurf<br />

vorlegen, um auf dieser<br />

Gr<strong>und</strong>lage die Verhandlungen<br />

am 11. Januar 2012 beginnen.<br />

Noch bevor es zum Austausch<br />

der Vertragsentwürfe kommen<br />

konnte, verkündete der Arbeitgeber<br />

drei Tage vor dem vereinbarten<br />

Abgabetermin, dass er aktuell<br />

einen akuten Sanierungsbedarf<br />

für den Betrieb sehe <strong>und</strong> gedenke,<br />

neben anderer Maßnahmen,<br />

auch die Gehälter der Beschäftigten<br />

zu kürzen, die bereits<br />

2006 durch Gehaltsverzicht den<br />

Löwenanteil der Sanierungslast<br />

tragen mussten.<br />

Damit hatte der Arbeitgeber<br />

aus Sicht der <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />

GEW <strong>und</strong> ver.di die Verhandlungsgr<strong>und</strong>lage<br />

vom 17. Oktober<br />

verlassen. Folgerichtig wurde<br />

der nächste Verhandlungstermin<br />

abgesagt. Im Absageschreiben an<br />

den Arbeitgeber heißt es u. a.:<br />

„Die Tarifkommission der GEW<br />

<strong>und</strong> ver.di sind mit diesem<br />

Verhandlungsstil nicht einverstanden<br />

<strong>und</strong> stehen nicht noch<br />

einmal als Absenkungspartner<br />

zur Verfügung.“ Und weiter: Wir<br />

erwarten u. a., dass der Arbeitgeber<br />

darlegt, „wie die GmbH<br />

in NRW die Krise der öffentlich<br />

geförderten beruflichen Bildung<br />

durchstehen will <strong>und</strong> sich in anderen<br />

Geschäftsfeldern entwickeln<br />

will, welche zukunftsweisenden<br />

Strukturveränderungen er vorzunehmen<br />

gedenkt, welche Einsparungen<br />

er bei den Führungskräften<br />

<strong>und</strong> im Overhead realisieren will.“<br />

Eine „Problemlösung“ wie<br />

2006 zu Lasten der Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen wird<br />

es mit den <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />

GEW <strong>und</strong> ver.di nicht geben.<br />

Erste Gehaltsverhandlungen für<br />

die Beschäftigten der Fröbel-<br />

Kindergärten vor einem Abschluss:<br />

Höhere Gehälter <strong>und</strong><br />

Bonus für GEW-Mitglieder<br />

Nachdem das Fröbel-Unternehmen<br />

im Jahre 2008 mit der GEW<br />

erstmals einen Haustarifvertrag<br />

für seine mehr als 1.500 Beschäftigten<br />

b<strong>und</strong>esweit - davon ca. 400<br />

im Raum Köln - abgeschlossen<br />

hat, geht es in dieser Tarifr<strong>und</strong>e<br />

erstmals um eine Erhöhung der<br />

Gehälter.<br />

Der Tarifvertrag hat insgesamt<br />

eine Laufzeit bis zum<br />

31.12.2012. Für die Gehaltstabelle<br />

wurde aber davon abweichend<br />

ein vorzeitiges Kündigungsrecht<br />

vereinbart, so dass<br />

jetzt vorgezogene Gehaltsverhandlungen<br />

möglich wurden.<br />

Kurz vor Redaktionsschluss<br />

zeichnete sich das folgende Verhandlungsergebnis<br />

ab:<br />

Erhöhung der Tabellengehälter<br />

um 3 % ab 1.2.2012 <strong>und</strong> um<br />

1,8 % ab 1.1.2013. Jeweils<br />

250 Euro Einmalzahlung für<br />

GEW-Mitglieder zum Mai<br />

2012 <strong>und</strong> zum Mai 2013.<br />

Mitte Januar entscheidet die<br />

Tarifkommission über die<br />

Annahme des Ergebnisses.<br />

<strong>SEITE</strong> 21<br />

Einladung<br />

Eltern- <strong>und</strong><br />

Beratungsgespräche<br />

einfühlsam führen –<br />

konstruktiv gestalten<br />

Sensible Gesprächssituationen stellen<br />

hohe Anforderungen an die kommunikativen<br />

Kompetenzen derjenigen,<br />

die in ihrem beruflichen Alltag häufig<br />

Eltern- <strong>und</strong> Beratungsgespräche<br />

führen müssen. Einfühlungsvermögen<br />

ist ebenso wichtig wie ein lösungsorientierter<br />

Gesprächsverlauf.<br />

Anhand von Fallbeispielen aus<br />

Ihrer Praxis können Sie Ihre professionelle<br />

Betrachtungsweise in<br />

Gesprächen schärfen, durch erprobte<br />

Methoden den Handlungsspielraum<br />

erweitern <strong>und</strong> dadurch Gespräche<br />

flexibel <strong>und</strong> konstruktiv gestalten.<br />

Referentin<br />

Gabriele Debye-Göckler<br />

GEW Stadtverband Köln,<br />

DGB-Haus,<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

Samstag, 11. Februar 2012<br />

von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr<br />

Teilnahmebeitrag:<br />

GEW-Mitglieder: 50,00 Euro;<br />

GEW-Mitglieder ermäßigt: 30,00 Euro;<br />

Nichtmitglieder: 90,00 Euro<br />

Veranstaltungsnummer: WBG 12-02-11<br />

Anmeldungen an: DGB-Bildungswerk<br />

NRW e.V., c/o GEW NRW, Nünningstr.<br />

11, 45141 Essen, Tel. 0201 - 2 94 03 26,<br />

Fax 0201 - 2 94 03 17 oder per E-Mail:<br />

katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln


TARIFPOLITIK<br />

Wo stehen wir nach den letzten Verhandlungen<br />

für angestellte Landesbeschäftigte?<br />

von Guido Schönian<br />

Alle beim Land NRW Beschäftigten,<br />

die nicht im Beamtenverhältnis<br />

stehen, unterliegen dem<br />

„Tarifvertrag für den öffentlichen<br />

Dienst der Länder“ (TV-L).<br />

Den größten Anteil an dieser<br />

Gruppe haben die r<strong>und</strong> 36.000<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer im<br />

Angestelltenverhältnis in NRW.<br />

Aber auch Angestellte an Hochschulen<br />

(z.B. die sog. Lehrkräfte<br />

mit besonderen Aufgaben),<br />

Beschäftigte an Unikliniken oder<br />

in den Verwaltungseinrichtungen<br />

des Landes gehören dazu.<br />

Die Überschrift dieses Artikels ist<br />

bewusst gewählt, weil der öffentliche<br />

Arbeitgeber es mittlerweile<br />

geschafft hat, drei eigentlich eng<br />

miteinander verwobene Aspekte<br />

auseinander zu dividieren <strong>und</strong><br />

getrennt zu verhandeln. Es geht<br />

somit nicht mehr um die eine<br />

Tarifr<strong>und</strong>e, in der Bezahlung,<br />

Arbeitszeit <strong>und</strong> -bedingungen<br />

geregelt werden, sondern um:<br />

Lohnverhandlungen zum TV-L,<br />

Verhandlungen zur Einführung<br />

einer „Länder-Entgeltordnung“<br />

(L-EGO) im TV-L, Verhandlungen<br />

über die Einführung<br />

einer Altersteilzeitregelung<br />

(ATZ) für Landesangestellte.<br />

Es folgt ein kurzer Überblick<br />

über die Möglichkeiten, die sich<br />

uns 2012 <strong>und</strong> 2013 im Bereich<br />

der angestellten Landesbeschäftigten<br />

bieten, um endlich<br />

dreierlei hinzubekommen:<br />

die Anhebung der Nettoein-<br />

kommen im TV-L auf das<br />

Niveau der BeamtInnen, eine<br />

gerechte Bezahlung aller Angestellten<br />

durch eine L-EGO (z.B.<br />

hinsichtlich der Aufstiege),<br />

das Recht auf eine ATZ zu<br />

angemessenen Bedingungen<br />

auch für Angestellte.<br />

TV-L<br />

Die letzte Lohnr<strong>und</strong>e zum TV-L<br />

fand im Februar <strong>und</strong> März 2011<br />

statt <strong>und</strong> die <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />

des öffentlichen Dienstes (ver.di,<br />

GdP, GEW <strong>und</strong> dbb-Tarifunion)<br />

wollten ursprünglich eine Tariferhöhung<br />

um 50 Euro sowie danach<br />

einen linearen Lohnanstieg<br />

von drei Prozent durchsetzen.<br />

Für diese Forderung wurden<br />

in NRW drei Warnstreiktage<br />

angesetzt, <strong>und</strong> in einer anschließendenGEW-Mitgliederbefragung<br />

votierten über<br />

80 Prozent der abgegebenen<br />

Stimmen für die Annahme<br />

des Ergebnisses <strong>und</strong> den Abbruch<br />

des Arbeitskampfes.<br />

Das Ergebnis lautete im<br />

einzelnen: Laufzeit: 24 Monate<br />

(rückwirkend vom 1.1.2011<br />

bis zum 31.12.2012)<br />

Lohnerhöhungen von 1,5<br />

Prozent ab 1. April 2011 <strong>und</strong><br />

weitere 1,9 Prozent sowie anschließend<br />

17 Euro (Auszubildende<br />

<strong>und</strong> PraktikantInnen<br />

sechs Euro) ab 1. Januar 2012<br />

eine Einmalzahlung von 360<br />

Euro (Auszubildende <strong>und</strong><br />

PraktikantInnen 120 Euro)<br />

spätestens zum 31. Mai 2011<br />

(Teilzeitbeschäftigte anteilig)<br />

<strong>SEITE</strong> 22<br />

Sonderkündigungsrecht ab dem<br />

31.12.2011 für die Regelungen<br />

in den Ost-B<strong>und</strong>esländern,<br />

womit dann in allen B<strong>und</strong>esländern<br />

gleichzeitig Arbeitskämpfe<br />

zur L-EGO möglich wären.<br />

die Möglichkeit, das Thema Altersteilzeit<br />

für Angestellte (ATZ)<br />

auf Landesebene zu regeln.<br />

Unterdessen vermeldet das<br />

Statistische B<strong>und</strong>esamt für<br />

November 2011 einen Anstieg<br />

der Verbraucherpreise von 2,4<br />

Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />

Die B<strong>und</strong>estarifkommission der<br />

GEW hat derweil beschlossen,<br />

das Sonderkündigungsrecht<br />

für den Osten nicht zu ziehen,<br />

womit die Möglichkeit neuer<br />

Arbeitskämpfe zeitlich nach<br />

hinten verschoben wurde.<br />

Weitergehen soll es mit dem<br />

TV-L somit voraussichtlich<br />

erst im Frühjahr 2013.<br />

L-EGO<br />

Zwar war der TV-L bereits im<br />

November 2006 in Kraft getreten,<br />

allerdings ohne Festlegung<br />

eines allgemein verbindlichen<br />

<strong>und</strong> in allen B<strong>und</strong>esländern<br />

gültigen Eingruppierungsrechts.<br />

Wer also mit welchen Qualifikationen<br />

<strong>und</strong> Tätigkeitsmerkmalen<br />

wo in die Lohntabelle<br />

einzusortieren sei, blieb von<br />

vornherein offen <strong>und</strong> somit der<br />

Willkür der jeweiligen Landesarbeitgeber<br />

vorbehalten.<br />

2011 wurden dann zum ersten<br />

Mal überhaupt <strong>und</strong><br />

auch nur als Ergebnis des<br />

Arbeitskampfes von 2009<br />

Eingruppierungsverhandlungen<br />

zum TV-L geführt. Das gewerkschaftliche<br />

Ziel war die Einführung<br />

einer „Entgeltordnung für<br />

die Landesbeschäftigten“ (kurz:<br />

L-EGO), <strong>und</strong> in NRW wurden<br />

diese Verhandlungen durch<br />

zwei Warnstreiktage begleitet.<br />

Gefordert wurde eine Höhergruppierung<br />

aller angestellten<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer egal welcher<br />

Schulform in die Entgeltstufe<br />

(EG) 14. Bisher werden Sek<br />

I-KollegInnen in NRW in die EG<br />

11 <strong>und</strong> Gymnasial- sowie FörderschullehrerInnen<br />

in die EG 13<br />

einsortiert. Das Ergebnis ist kurz<br />

zusammenzufassen: Es gibt keins.<br />

Zwar konnte die Streikbeteiligung<br />

auf über 3.000 in der<br />

GEW organisierte Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer, zu denen sich<br />

viele auch verbeamtete KollegInnnen<br />

dazugesellt hatten,<br />

abermals erhöht werden, der<br />

öffentliche Arbeitgeber zeigte<br />

sich von nur zwei Warnstreiks<br />

allerdings wenig beeindruckt<br />

<strong>und</strong> erwies sich am Ende als<br />

nicht verhandlungsbereit.<br />

Weiter gehen soll es zu diesem<br />

Teilbereich nach den Sommerferien<br />

2012, was auch als<br />

Vorbereitung auf die große<br />

TV-L-R<strong>und</strong>e 2013 zu sehen ist.<br />

ATZ<br />

Zuguter- oder treffender formuliert:<br />

„Zuschlechterletzt“ fehlt<br />

noch die Bestandsaufnahme<br />

zum Thema „Altersteilzeit für<br />

Angestellte“. Hierzu ist festzustellen,<br />

dass die Warnstreiks<br />

TARIFPOLITIK<br />

vom Frühjahr 2011 u.a. mit dem<br />

Hinweis auf die ATZ beendet<br />

wurden. Die Begründung lautete,<br />

dass der öffentliche Arbeitgeber<br />

zum ersten Mal überhaupt<br />

Verhandlungsbereitschaft über<br />

eine ATZ für angestellte Lehrkräfte<br />

– zumindest in einigen<br />

B<strong>und</strong>esländern – angekündigt<br />

habe <strong>und</strong> dass man dieses Entgegenkommen<br />

aufs Spiel setze,<br />

würde man weiter oder sogar<br />

richtig (nämlich unbefristet)<br />

für eine L-EGO streiken.<br />

Heute steht fest, dass sich die<br />

VertreterInnen der Arbeitnehmerseite<br />

zum ersten Mal Anfang<br />

2012 zum Thema ATZ sondieren<br />

wollen. Die Arbeitnehmer-<br />

Delegation setzt sich aus sechs<br />

Personen von Seiten der ver.di<br />

(drei VertreterInnen), der GdP<br />

(ein/e Vertreter/-in) <strong>und</strong> der<br />

GEW zusammen. Wir werden<br />

in dieser R<strong>und</strong>e von Dorothea<br />

Schäfer (GEW NRW-Landesvorsitzende)<br />

<strong>und</strong> Peter Jonas vom<br />

GEW-Hauptvorstand vertreten.<br />

Ein Treffen mit der Arbeitgeberseite<br />

ist immer noch nicht<br />

terminiert <strong>und</strong> es gibt Signale<br />

aus dem nordrhein-westfälischen<br />

Finanzministerium, wonach man<br />

– mit Blick auf die TdL-Richtlinien<br />

– gar nicht autorisiert sei,<br />

über eine Altersteilzeitregelung<br />

überhaupt zu verhandeln. Am<br />

Ende bleibt die Frage, wer da<br />

wen hinters Licht führt <strong>und</strong><br />

welche Konsequenz wir, die<br />

betroffenen Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen an der Basis in den<br />

einzelnen Schul-Betrieben aus<br />

<strong>SEITE</strong> 23<br />

alldem ziehen müssen. Schließlich<br />

wurde uns die Verhandlung<br />

über eine ATZ für Angestellte<br />

zugesagt, wir haben deswegen<br />

aufgehört zu streiken <strong>und</strong> ein<br />

Kalenderjahr später kommt der<br />

Arbeitgeber auf die Idee, sich<br />

nicht mehr erinnern zu können...<br />

Die Schlussfolgerung von Ute<br />

Lorenz, Referentin für Beamten-<br />

<strong>und</strong> Angestelltenrecht beim<br />

GEW NRW-Landesvorstand<br />

in Essen, mutet jedenfalls schon<br />

einmal erfreulich an: Sie lud<br />

Mitte November letzten Jahres<br />

Delegierte aus den einzelnen<br />

Stadt- <strong>und</strong> Kreisverbänden zu<br />

einer Schulung zum Thema „Organizing“.<br />

Hierbei handelt es sich<br />

um die Idee, Strategien zu entwickeln,<br />

um haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche<br />

GEWerkschafterInnen<br />

im Zusammenhang mit Tarifverhandlungen<br />

organisatorisch zu<br />

entlasten, indem die KollegInnen<br />

an der Basis mehr in die Organisations-<br />

<strong>und</strong> Mobilisierungsarbeit<br />

einbezogen werden. Visuell<br />

veranschaulicht wird dieser<br />

Gedanke in der entsprechenden<br />

PowerPoint-Präsentation dieses<br />

Lehrgangs <strong>und</strong> soll uns an dieser<br />

Stelle zumindest exemplarisch<br />

bereits einen Geschmack von<br />

dem geben, was uns spätestens<br />

ab Ostern 2012 bevorstehen<br />

wird: Aktionswochen zur Information<br />

<strong>und</strong> Mobilisierung<br />

dort, wo es finanziell wie auch<br />

die Arbeitsbelastung betreffend<br />

lange schon brennt: an der Basis<br />

<strong>und</strong> vor allen bei den angestellten<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen.


Einladung<br />

Supervision<br />

für LehrerInnen<br />

LehrerInnen empfinden sich<br />

oft als Einzel kämpfer <strong>und</strong> sind<br />

bemüht, Schwierigkeiten allein<br />

<strong>und</strong> fehlerfrei zu bewältigen.<br />

Ob Unsicherheit, Unzufriedenheit<br />

mit sich selbst, Probleme<br />

im Umgang mit Schülern oder<br />

mit der Schulleitung – mit ihren<br />

beruflichen Sorgen bleiben<br />

LehrerInnen häufig allein.<br />

In der Supervision werden berufliche<br />

Probleme aufgegriffen, um<br />

dann gemeinsam in der Gruppe<br />

nach Lösungen zu suchen.<br />

Die kolle giale Diskussion fördert<br />

einen leichteren Umgang<br />

mit problematischem<br />

Schüler verhalten <strong>und</strong> hilft bei<br />

Problemen im Kollegium.<br />

Die GEW bietet zwei Supervisionsgruppen<br />

zum Jahresbeginn<br />

2012 an, die sich alle 3-4 Wochen<br />

jeweils dienstags bzw. donnerstags<br />

treffen. Die Termine werden<br />

mit den Teilnehmern <strong>und</strong> dem<br />

Supervisor jeweils für vier Termine<br />

beim 1. Treffen vereinbart.<br />

Kosten für 4 Termine:<br />

GEW-Mitglieder 40 Euro<br />

(Nichtmitglieder 80 Euro)<br />

Moderiert werden die<br />

Gruppen von<br />

Frank Schneider<br />

Systemischer Supervisor (SG)<br />

<strong>und</strong> IBSO-Köln.<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

TARIFPOLITIK<br />

Integrationskurse:<br />

Höhere Honorare?<br />

Das B<strong>und</strong>esamt für Migration<br />

<strong>und</strong> Flüchtlinge (BAMF) hat<br />

den Anbietern von Integrationskursen<br />

die Zuschüsse pro<br />

Teilnehmer erhöht mit der<br />

Aufforderung, diese Zuschüsse in<br />

Form von Honorarerhöhung an<br />

die unterrichtenden Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer weiterzugeben.<br />

Bis zum 31.12.2011 galt<br />

ein Mindesthonorar von 15<br />

Euro. Zukünftig sollen beim<br />

Honorar 18 Euro nicht unterschritten<br />

werden.<br />

Dabei ist zu bedenken, dass 18<br />

Euro ein Betrag ist, von dem ein<br />

freiberuflich tätiger Lehrer, der<br />

z. B. seine Sozialversicherungsbeiträge<br />

in voller Höhe allein<br />

tragen muss, kaum Leben kann.<br />

Jetzt erreichte uns die Information,<br />

dass es in Köln immer noch<br />

Unternehmen/Träger gibt, die<br />

ihren Honorarkräften für den<br />

Unterricht in den Integrationskursen<br />

nicht einmal 15 Euro pro<br />

St<strong>und</strong>e zahlen.<br />

Wir haben deshalb die Kölner<br />

Träger von Integrationskursen<br />

angeschrieben <strong>und</strong> aufgefordert,<br />

die aktuelle Erhöhung entsprechend<br />

der Vorgaben an die<br />

Honorarkräfte weiterzugeben, so<br />

dass auf jeden Fall das Mindesthonorar<br />

erreicht wird.<br />

Sollten wir von Honorarkräften<br />

erfahren, dass dem nicht entsprochen<br />

wird, werden wir das B<strong>und</strong>esamt<br />

in einem offenen Brief<br />

von der Nichteinhaltung der<br />

Vorgabe mit Nennung des Unternehmens<br />

in Kenntnis setzen.<br />

<strong>SEITE</strong> 24<br />

An die Kölner Träger<br />

der Integrationskurse<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

am 27.10.2011 erhielten Sie ein Schreiben<br />

des B<strong>und</strong>esamtes für Migration<br />

<strong>und</strong> Flüchtlinge mit dem Verweis auf<br />

eine erhöhte Kostenerstattung für die<br />

Durchführung von Integrationskursen.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium weist in diesem<br />

Schreiben darauf hin, dass erwartet wird,<br />

dass diese Erhöhung in Form einer Honoraraufstockung,<br />

die mindestens 18 Euro<br />

erreicht, an die Honorarkräfte weitergeben<br />

wird.<br />

Sollte dies nicht eingehalten werden,<br />

droht das Ministerium, die Zulassung<br />

für die Durchführung der Kurse nur<br />

noch befristet für ein Jahr zu gewähren.<br />

Da wir erfahren haben, dass einige Träger<br />

bereits jetzt schon Honorare unterhalb<br />

der bisherigen Mindestgrenze von<br />

15 Euro zahlen, weisen wir noch einmal<br />

nachdrücklich auf die Aufforderung des<br />

Ministeriums hin: Für alle am 1.1.2012<br />

beginnenden Kurse soll ein Honorar von<br />

mindestens 18 Euro gezahlt werden.<br />

Um die Einhaltung dieser Aufforderung<br />

abzusichern, haben wir unsere Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen aufgefordert, uns ggf. die<br />

Träger zu nennen, bei denen die erhöhte<br />

Kostenerstattung des Ministeriums nicht<br />

weitergegeben wurde bzw. wird. In diesen<br />

Fällen sehen wir uns leider gezwungen,<br />

das Unterlaufen des Mindesthonorars<br />

durch einen Träger dem Ministerium<br />

in einem offenen Brief mitzuteilen.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

<strong>Gewerkschaft</strong> <strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Stadtverband Köln<br />

Die folgenden Informationen<br />

sind der Broschüre von Ute<br />

Lorenz „Der Lehrerrat ... mit<br />

personalvertretungsrechtlichen<br />

Aufgaben“ entnommen. Sie sind<br />

eine Fortsetzung unser Serie<br />

„Lehrerräte & Mitbestimmung“.<br />

Da den Schulleitungen in den<br />

folgenden Bereichen Dienstvorgesetztenaufgaben<br />

durch<br />

allgemeine Dienstordnung oder<br />

Schulgesetz übertragen sind, hat<br />

auch der Lehrerrat das Recht,<br />

sich an diesen Fragen durch<br />

Gespräche, Bearbeitung von<br />

Beschwerden, förmliche Mitwirkung,<br />

Hinzuziehung <strong>und</strong><br />

Initiativanträge zu beteiligen.<br />

Diese Aufgaben sind als Steinbruch<br />

zu betrachten. Soweit<br />

in der Schule auf dem jeweiligen<br />

Gebiet Probleme bestehen,<br />

kann der Lehrerrat seine<br />

Rechte als Werkzeug verwenden,<br />

um diese zu bearbeiten.<br />

1. Ordnung in der Dienststelle<br />

(§ 72 Abs. 4 Satz 1 Nr. 9 LPVG)<br />

Beispiel: Kleiderordnung in der<br />

Schule: Verbot für Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen kurze Hosen oder<br />

bauchfreie Kleidung zu tragen.<br />

2. Technische Einrichtungen,<br />

die geeignet sind, Verhalten <strong>und</strong><br />

Leistungen zu überwachen<br />

(§ 72 Abs. 3 Nr. 1 LPVG)<br />

Beispiel: Einrichtung von<br />

Sprechanlagen zwischen<br />

Schulleitungstrakt <strong>und</strong> den<br />

Klassenräumen, die in beide<br />

MITBESTIMMUNG<br />

„Wenn Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer an den Schulen<br />

nicht mitbestimmen, bestimmen andere über sie“<br />

Lehrerräte HOT-MAIL für alle Fragen<br />

zur Lehrerrätearbeit <strong>und</strong> zum Schulgesetz:<br />

lehrerraete@gew-koeln.de<br />

Richtungen funktionieren<br />

<strong>und</strong> somit auch eine Übertragung<br />

von der Klasse in die<br />

Leitungs räume ermöglichen.<br />

3. Gestaltung der Arbeitsplätze<br />

(§ 72 Abs. 4 Satz 1 Nr. 10 LPVG)<br />

Beispiel: Einrichtung <strong>und</strong> Gestaltung<br />

von Lehrerarbeitsplätzen im<br />

Lehrerzimmer oder in anderen<br />

Arbeitsräumen, Ausstattung<br />

mit Computern, Nutzungsmöglichkeit<br />

von Farbdruckern etc.<br />

4. Planung von Baumaßnahmen<br />

(§ 72 Abs. 4 Satz1Nr.7,10LPVG)<br />

Beispiel: Erweiterungsbauten,<br />

z.B. durch Aufnahme von<br />

Ganztagsbetrieb werden sehr<br />

unterschiedlich ausgestattet.<br />

Zusätzliche Pavillons haben<br />

manchmal einen Vorflur für<br />

die Oberbekleidung der Kinder<br />

sowie eigene Toiletten. In<br />

anderen Fällen werden solche<br />

Notwendigkeiten „vergessen“.<br />

Weite Wege entstehen. Auch<br />

Fragen des Sonnenschutzes oder<br />

des Lärmschutzes (Teppichboden)<br />

können diskutiert werden.<br />

5. Schadstoff- oder Schimmelpilzbelastung<br />

(§ 72 Abs.<br />

4 Satz 1 Nr. 7, 10 LPVG)<br />

Beispiel: An einer Wand lassen<br />

schwarze Flecken Schimmelpilz<br />

vermuten, eine Biologielehrerin<br />

bestätigt den Verdacht, denn sie<br />

kann eine entsprechende Kultur<br />

züchten. Nach einem Umbau<br />

/ Neubau deutet der starke<br />

Geruch auf die Verwendung<br />

<strong>SEITE</strong> 25<br />

von Schadstoffen z. B. bei<br />

der Verlegung des Fußbodens<br />

hin. Raumnutzerinnen <strong>und</strong><br />

Raumnutzer klagen über Kopfschmerzen,<br />

erste Anzeichen<br />

von Übelkeit <strong>und</strong> Benommenheit.<br />

Einige reden von einem<br />

Sick-Building-Syndrom.<br />

6. Beteiligung bei der Bestellung<br />

der Sicherheitsbeauftragten<br />

In BASS 18 – 21 Nr. 1, Ziffer<br />

2, heißt es in den beiden ersten<br />

Sätzen: „Die Sicherheitsbeauftragten<br />

sind gemäß § 22 Abs.<br />

1 SGB VII unter Mitwirkung<br />

des Personalrates zu bestellen.<br />

Anstelle des bei der einzelnen<br />

Schule nicht bestehenden<br />

Personalrates sind die Lehrerkonferenz<br />

<strong>und</strong> im Übrigen die<br />

Schülervertretung zu beteiligen.“<br />

Da die Bestellung von Sicherheitsbeauftragten<br />

zu den<br />

Aufgaben des Schulleiters<br />

oder der Schulleiterin gehört,<br />

fällt entsprechend der hier<br />

beschriebenen Aufgaben des<br />

Lehrerrates diesem auch die<br />

Beteiligung bei der Bestellung<br />

der Sicherheits beauftragten zu.<br />

7. Schwangerschaft<br />

Der Lehrerrat ist zu beteiligen,<br />

sollte der Arbeitsplatz der<br />

Schwangeren von dem Schulleiter<br />

bzw. der Schulleiterin verändert<br />

werden. Dies ist auf jeden<br />

Fall vom Dienstvorgesetzten<br />

zu prüfen sobald die Schwangerschaft<br />

bekannt gegeben ist.


Bei allen Veranstaltungen der Fachgruppen <strong>und</strong> Arbeitskreise sind Interessierte<br />

aus anderen Schulformen <strong>und</strong> Bildungsbereichen herzlich willkommen!<br />

Alle Termine finden, wenn nicht anders angegeben, im Kölner DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1, statt.<br />

Fachgruppentermine die nach Redaktionsschluss eingehen, sind im Internet unter<br />

www.gew-koeln.de zu finden.<br />

FG Gr<strong>und</strong>schule<br />

Wolfgang Raabe, Tel.: 02203/51342<br />

Martina Schütte, Tel.: 02236/321318<br />

FG Hauptschule<br />

Mehmet Ali Ates, Tel.: 0221/461418<br />

Sigried Pleyl-von Laer, Tel.: 0221/725604<br />

FG Förderschule<br />

Donnerstag, 9.2.12 um 19.30 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Abordnung in den GU – Sek 1;<br />

Eckpfeiler für Inklusion – wo bleiben sie nur?<br />

Jahresplanung <strong>und</strong> Themenwünsche;<br />

Personalratswahl 2012<br />

Iris Tschauder, Tel.: 0221/8230540<br />

Christiane Balzer, Tel.: 0221/9524740<br />

FG Gymnasium<br />

Dienstag, 7.2.2012 um 19 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Die Fachgruppe Gymnasium lädt<br />

zum Lehrerrätetreffen ein.<br />

Fachgruppensitzung<br />

Mittwoch, 29.2. 2012, 19.30 -21.00 Uhr,<br />

DGB-Haus<br />

Arbeitszeitmodelle - Information <strong>und</strong><br />

gewerkschaftliche Strategien<br />

Referent: Heribert Schmidt<br />

Workshop Korrekturen<br />

Donnerstag, 29.3.2012, 16.00<br />

-19.30 Uhr, DGB-Haus<br />

Hans-Josef Vöckel, Tel.: 0221/626258<br />

FG Realschule<br />

Maria Backhaus, Tel.: 0221/16932167<br />

Elke Görgen-Schmickler, Tel.: 0221/419327<br />

FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

<strong>SEITE</strong> 26<br />

FG Gesamtschule<br />

Dienstag, 28.2.12 um 17.30 Uhr<br />

kleines Sitzungszimmer (1. OG)<br />

Stand der Inklusion, Vertretungskonzept <strong>und</strong><br />

Mehrarbeit, Verteilung von Anrechnungsst<strong>und</strong>en<br />

Gudrun Neumann, Tel.: 0221/7607786<br />

FG Berufskolleg<br />

Donnerstag, 26.1.12 um 16.30 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

PR-Wahl 2012 – Es kommt Norbert Müller,<br />

stellv. Vorsitzender der GEW NRW.<br />

Mechtild Degen-Sieg, Tel.: 02236/322241<br />

Dietrich Weinkauf, Tel.: 0221/352956<br />

FG Kita<br />

Dienstag, 24.1.12 um 18.00 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Das KiBiz <strong>und</strong> unerfüllte Erwartungen<br />

Andrea Asch, Mitglied des Landtags NRW, informiert<br />

über den Stand der KiBiz-Revision.<br />

Brunhilde Seeber, Tel.: 0163/9158338<br />

AK LEMK<br />

Dienstag, 28.2.12 <strong>und</strong> Dienstag,<br />

27.3.12 jeweils um 17.00 Uhr<br />

GEW-Besprechungsraum (1. OG)<br />

Zu allen Treffen sind interessierte Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, die sich mit dem Thema Migration<br />

beschäftigen, herzlich eingeladen!<br />

Süleyman Ates, Tel.: 0221/632346<br />

AK Schulentwicklung<br />

Donnerstag, 9.2.12 um 18.00 Uhr<br />

kleines Sitzungszimmer (1. OG)<br />

Inklusive Schulentwicklungspläne für Köln<br />

Klaus Minartz, Tel.: 0221/526722<br />

AK Angestellte Lehrkräfte<br />

jeden ersten Montag im Monat um 19.00<br />

GEW-Besprechungsraum (1. OG)<br />

Hans-Peter Persy, Tel.: 0221/733294<br />

AK Offener Ganztag<br />

Dienstag, 14.2.12 um 17.30 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Sind tarifliche Verhältnisse im OGS erreichbar?<br />

Max-Georg Beier, Hildegard<br />

Merten, Tel.: 0221/516267<br />

AK Inklusion<br />

Mittwoch, 25.1.12 um 18.00 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

1. Rückblick auf die Fachtagung 2. Planung weiterer<br />

Aktivitäten 3. Aktuelles zur Bildungspolitik<br />

Vorankündigung übernächstes Treffen: 21.3.2012,<br />

18 Uhr<br />

Ulli Müller-Harth, Tel: 0221/512687<br />

Uschi Kellermann, Tel.: 0221/16846200<br />

Junge GEW<br />

jeden zweiten Mittwoch im Monat um 19.45 Uhr<br />

GEW-Besprechungsraum (1. OG)<br />

Alle Interessierten sind stets herzlich willkommen!<br />

info@jungegew.de<br />

www.jungegew.de<br />

AK Homosexueller<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer<br />

Wir treffen uns alle 6 Wochen. Unsere nächsten<br />

Themen: NRW-Aktionsplan gegen Homophobie,<br />

Coming Out als Lehrer/-in in der Schule?<br />

Ort: LSVD, Pipinstr.7 (Heumarkt)<br />

Termine auf Anfrage per E-Mail: schwule-lehrer@<br />

freenet.de oder<br />

telefonisch:Frank G. Pohl, Tel:. 0173/4631977<br />

FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

<strong>SEITE</strong> 27<br />

AK Mitarbeitervertretungen/<br />

Betriebsräte<br />

Mittwoch, 1.2.2010 um 9.30 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

- Vorstellung einer Betriebsvereinbarung zum<br />

Thema „Mobbing“ als Gr<strong>und</strong>lage für eigene, an die<br />

jeweiligen betrieblichen Bedingungen angepasste<br />

Vereinbarungen.<br />

Referent: Heiner Frey, Betriebsratsvorsitzender<br />

- Erfahrungsaustausch zu aktuellen Themen<br />

Freistellung nach § 137 Abs 6 BetrVG.<br />

Unsere Hotline für Betriebsräte <strong>und</strong><br />

Mitarbeitervertretungen:<br />

betriebsraete@gew-koeln.de ist jederzeit erreichbar.<br />

Heiner Frey, Tel.: 02742/969493<br />

Nina Goerges, Tel.: 0221/516267<br />

AK Schulsozialarbeit<br />

Johannes Vogel, E-Mail: ijvogel@t-online.de<br />

FG GEW-Studis<br />

Montag, 30.01.2012 von 10 Uhr bis 11.30 Uhr<br />

Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität<br />

zu Köln, Gronewaldstr. 2, Raum 417<br />

Diskussion zum Thema „Nationalism and Racism<br />

in Turkey“ (in englischer Sprache). Referentin ist<br />

die Soziologin Burcu Sentürk, die auch zur Rolle<br />

der <strong>Gewerkschaft</strong>en in der Bekämpfung nationalistischer<br />

Ideologien in der Türkei sprechen wird.<br />

David Stoop, E-Mail: studi.gew.koeln@gmail.com<br />

Vertrauensleute-/<br />

Lehrerräte-Ratschlag<br />

Mittwoch, 8.2.12 um 18.00 Uhr<br />

Großer Saal<br />

Der Ganztag (OGT <strong>und</strong> geb<strong>und</strong>ener GT) <strong>und</strong><br />

die Arbeitsverhältnisse bei den Trägern – Was<br />

wissen die LehrerInnen? Was müssen sie wissen?<br />

Klaus Minartz, Tel.: 0221/526722


PKV im Referendariat<br />

von Naoual Kailouli<br />

Viele Lehramtsstudierende werden<br />

die Erfahrung gemacht haben, dass<br />

v. a. am Ende des Studiums Versicherungsvertreter<br />

sie intensiv anwerben<br />

wollen.<br />

Hier sollen Hinweise gegeben werden,<br />

welche Aspekte bei der Auswahl<br />

eines Angebots berücksichtigt<br />

werden sollten.<br />

Fast alle Lehramtsanwärter/-innen<br />

sind im Vorbereitungsdienst Beamte<br />

auf Widerruf. Da sie damit beihilfeberechtigt<br />

sind, ist der beihilfeergänzende<br />

Ausbildungstarif einer<br />

privaten Krankenversicherung<br />

oft günstiger als eine gesetzliche<br />

Krankenversicherung, da bei der<br />

GKV im Beamtenverhältnis der<br />

komplette Beitragssatz (Arbeitgeber-<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmeranteil)<br />

von 15,5 Prozent vom Einkommen<br />

gezahlt werden muss.<br />

Die PKV ist keineswegs für alle<br />

günstiger. Fast alle PKV Unternehmen<br />

verlangen vor der Antragsstellung<br />

eine Ges<strong>und</strong>heitsprüfung,<br />

bei denen sich herausstellen soll,<br />

ob der Versicherungsnehmer aus<br />

Sicht der Unternehmen bestimmte<br />

„Ges<strong>und</strong>heitsrisiken“ mitbringt. Je<br />

nach Ges<strong>und</strong>heitszustand neben<br />

dem Alter <strong>und</strong> Geschlecht können<br />

Beitragssatz <strong>und</strong> Leistungsumfang<br />

variieren. Stellt sich heraus, dass der<br />

Versicherungsnehmer ein höheres<br />

Ges<strong>und</strong>heitsrisiko (Vorerkrankungen,<br />

chronische Erkrankungen,<br />

etc.) hat, so ist mit einem Risikozuschlag<br />

des Beitrags zu rechnen.<br />

Auch wenn der Versicherungsbeitrag<br />

inkl. Zuschlag den GKV Beitrag<br />

im Referendariat unterliegt, ist der<br />

Abschluss der PKV nicht immer<br />

HIB HIB<br />

ratsam, da der Risikozuschlag (je<br />

nach Ges<strong>und</strong>heitszustand) für eine<br />

bestimmte Zeit nach der Ausbildung<br />

übernommen werden kann.<br />

Zu berücksichtigen ist hierbei, dass<br />

Referendare als Beamte auf Widerruf<br />

nicht als sogenannte Beamtenanfänger<br />

gelten, d. h., dass der Risikozuschlag<br />

auf Standardleistungen im<br />

Referendariat höher als 30 Prozent<br />

sein kann. Referendare können auch<br />

von PKV Unternehmen abgelehnt<br />

werden. Wenn man aus Sicht der<br />

Unternehmen ein Ges<strong>und</strong>heitsrisiko<br />

hat, sollte man vorab einen Probeantrag<br />

stellen, da andere Unternehmen<br />

einsehen können, ob man schon<br />

vorher abgelehnt wurde <strong>und</strong> folglich<br />

den Betroffenen wieder ablehnen.<br />

Der beihilfeergänzende Ausbildungstarif<br />

ist an eine Altersgrenze<br />

geb<strong>und</strong>en, die je nach<br />

Versicherer verschieden sein<br />

kann. Zu klären ist, wie hoch die<br />

Altersgrenze ist. Falls man die<br />

Altersgrenze während des Referendariats<br />

überschreiten sollte,<br />

gilt der Ausbildungstarif oftmals<br />

nicht mehr <strong>und</strong> man muss in den<br />

Normaltarif wechseln, wobei die<br />

Beiträge wesentlich höher sein<br />

werden. Da die Ausbildungstarife<br />

Lockangebote sind, gilt es zu<br />

klären, wie hoch der Normaltarif<br />

bei der jeweiligen Versicherung<br />

im Falle einer Verbeamtung nach<br />

dem Vorbereitungsdienst ist.<br />

In Folge der Verkürzung des Referendariats<br />

könnte es sein, dass<br />

Referendare zwischen zweitem<br />

Staatsexamen <strong>und</strong> Berufseinstellung<br />

mind. drei Monate arbeitslos sein<br />

werden. Für diese Zeit ist man nicht<br />

mehr beihilfeberechtigt. Hier gilt es<br />

zu klären, wie hoch der sogenannte<br />

<strong>SEITE</strong> 28<br />

„Ruhebeitrag“ sein wird. Mit dem<br />

Ruhebeitrag kann die Mitgliedschaft<br />

sozusagen pausieren, so dass später<br />

keine erneute Ges<strong>und</strong>heitsprüfung<br />

erfolgen muss. Anders als bei den<br />

gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

existiert bei den PKV keine<br />

kostenlose Familienversicherung.<br />

Die PKV hängt von vielen persönlichen<br />

Faktoren ab. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ist es ratsam sich mehrere<br />

Angebote einzuholen.<br />

Weitere Informationen:<br />

Zehn Irrtümer über die Privaten<br />

(Artikel von Fokus Online, 2009):<br />

http://www.focus.de/finanzen/<br />

versicherungen/krankenversicherung/tid-5429/krankenversicherung-zehn-irrtuemer-ueberdie-privaten_aid_52165.html<br />

Beihilfe:<br />

http://www.bezreg-duesseldorf.nrw.<br />

de/ges<strong>und</strong>heit_soziales/beihilfe/<br />

pdf/Informationen_f__r_LAA.pdf<br />

Öffnungsklausel:<br />

https://bestellungen.pkv.de/w/<br />

files/shop_krankenversicherung-inder-pkv/dauernde_oeffnung_der_<br />

pkv_fuer_beamtenanfaenger.pdf<br />

von Anika Schlichting<br />

Für eine kurze Zeit konnten aktuelle<br />

<strong>und</strong> ehemalige Studenten darauf<br />

hoffen, einen Teil ihrer Studienkosten<br />

steuerlich absetzen zu<br />

können. Aber, zu früh gefreut! Der<br />

B<strong>und</strong>estag hat eine Neuregelung<br />

auf den Weg gebracht, die vorsieht,<br />

dass es keinerlei Werbungskostenabsetzbarkeit<br />

aufgr<strong>und</strong> des Studiums<br />

gibt, sondern nur noch die<br />

Möglichkeit der Geltendmachung<br />

von höheren Sonderausgaben.<br />

Um aktuelle Verwirrungen aufzulösen,<br />

nun auf Anfang des hier<br />

angesprochenen Szenarios.<br />

Im Sommer 2011 sorgten zwei Urteilssprüche<br />

des B<strong>und</strong>esfinanzhofs<br />

in München (Aktenzeichen: VI R<br />

38/10 <strong>und</strong> VI R 7/10) für großes<br />

Aufsehen. Aus diesen ging die Möglichkeit<br />

hervor, dass Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> Studienkosten in Zukunft<br />

komplett von der Steuer absetzbar<br />

wären. Studiengebühren für ein<br />

Erststudium oder einer kostenpflichtigen<br />

Ausbildung hätten nun als vorweggenommene<br />

Werbungskosten<br />

steuerlich gelten gemacht werden<br />

können. Als Schlussfolgerung daraus<br />

hätte in der ersten Steuererklärung<br />

Zu früh gefreut<br />

B<strong>und</strong>estag regelt steuerliche Absetzbarkeit<br />

von Studiengebühren neu<br />

des Betroffenen unter anderem<br />

die Kosten für Studienreisen, für<br />

Fachbücher <strong>und</strong> für weitere Arbeitsmittel<br />

sowie die Studiengebühren<br />

Berücksichtigung gef<strong>und</strong>en, mit<br />

dem Ergebnis, dass in den ersten<br />

Berufsjahren weitaus weniger<br />

Steuern bezahlt werden müssten als<br />

üblich. Dies wäre sogar rückwirkend<br />

bis 2007 machbar gewesen. 360.000<br />

Steuerpflichtige hätten von dieser<br />

Absetzbarkeit profitiert, wodurch<br />

der Fiskus einer Mehrbelastung von<br />

über einer Milliarde ausgesetzt worden<br />

wäre. Um diese Mehrbelastung<br />

des Finanzhaushaltes zu vermindern,<br />

beschlossen die Koalitionsfraktionen<br />

von CDU/CSU <strong>und</strong> FDP in<br />

einer Sitzung des Finanzausschusses<br />

am 26.10.2011 eine „Klarstellung<br />

der von Gesetzgeber gewollten<br />

Rechtslage“. Die Klarstellung<br />

wurde in den Gesetzesentwurf zur<br />

Umsetzung der Betreibungsrichtlinie<br />

sowie zur Änderung steuerlicher<br />

Vorschriften eingefügt.<br />

Zudem ist ab 2012 eine Neuregelung<br />

vorgesehen, die eine<br />

Erhöhung des möglichen Sonderausgabenabzuges<br />

für die eigene<br />

erstmalige Berufsausbildung oder<br />

das Erststudium (§ 10 Abs. 1 Nr.<br />

7 EStG) pro Kalenderjahr von<br />

ursprünglich 4.000 Euro auf 6.000<br />

Euro beinhaltet. Demgegenüber<br />

steht der komplette Wegfall der<br />

Anerkennung von Studienkosten<br />

als Werbungskosten. Durch die<br />

Neuregelung entsteht eine Belastung<br />

des Staatshaushaltes von<br />

etwa acht bis neun Millionen<br />

Euro, die Zahl der davon profitierenden<br />

Steuerzahler beläuft<br />

sich gerade einmal auf 10.000.<br />

Die Koalitionsfraktionen stimmten<br />

<strong>SEITE</strong> 29<br />

dem Entwurf zu; SPD, Die Linke<br />

<strong>und</strong> Bündnis 90/Die Grünen<br />

enthielten sich der Stimme. Aus der<br />

Begründung des Änderungsantrages<br />

geht hervor, „dass die erste Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> das Erststudium<br />

als Erstausbildung der privaten<br />

Lebensführung zuzuordnen sind“.<br />

Glücklichere Aussichten haben<br />

all diejenigen, die vor ihrem<br />

Studium eine Berufsausbildung<br />

abgeschlossen haben. Sie können<br />

hervorgehend aus einer gültigen<br />

Steuerverordnung Aufwendungen<br />

für ihr Studium als Werbungskosten<br />

steuerlich geltend machen.<br />

Das gilt auch für die Aufwendungen<br />

für ein weiteres Studium (Zweitstudium),<br />

wenn dieses in einem<br />

klar erkennbaren Zusammenhang<br />

mit späteren steuerpflichtigen<br />

Einnahmen aus der (neuen) angestrebten<br />

beruflichen Tätigkeit<br />

steht. Das Masterstudium zählt ggf.<br />

auch als Zweitstudium. Wichtig<br />

ist hier immer eine Steuererklärung<br />

abzugeben, auch wenn keine<br />

Einnahmen erwirtschaftet wurden.<br />

Die Werbungskosten aus dem<br />

Studium führen in diesem Fall zu<br />

einem Verlust, der in den nächsten<br />

Jahren vorgetragen werden kann.<br />

So werden die Einkünfte, die man<br />

nach dem Berufsstart hat, wiederum<br />

gemindert, sodass der Betroffene<br />

weniger Steuern zahlen muss.<br />

Weitere Infos unter:<br />

http://www.tagesspiegel.de/wissen/studienkosten-doch-nichtvoll-absetzbar/5733012.html<br />

http://www.spiegel.de/unispiegel/<br />

studium/0,1518,794644,00.html<br />

http://www.rheinahrcampus.de/<br />

fileadmin/studiengaenge/mba/<br />

Intern/Ausbildungskosten.pdf<br />

http://www.spiegel.de/wirtschaft/<br />

service/0,1518,654892,00.html


Einladung<br />

Rechtssicherheit<br />

im Berufsalltag<br />

Angebot für neu<br />

eingestellte LehrerInnen<br />

In diesem Seminar erhalten Sie<br />

viele nützliche Tipps, wie Sie<br />

erfolgreich durch die Probezeit<br />

kommen (Gr<strong>und</strong>lagen für die Beurteilung,<br />

Unterrichtsbesuche,<br />

etc.) Außerdem gibt es wichtige<br />

Informationen zum Thema Klassenleitung<br />

<strong>und</strong> Klassenfahrt<br />

Referenten:<br />

Barbara Inhoff<br />

Georg Bickmann-Krebber<br />

Samstag, 17. März 2012,<br />

10.00 – 16.00 Uhr<br />

Köln, Hans-Böckler-Platz<br />

Beitrag: 15Euro für GEW-Mitglieder,<br />

sonst 40 Euro (incl. Verpflegung)<br />

Anmeldung:<br />

GEW-Landesverband NRW, z.Hd.<br />

Bettina Beeftink,<br />

Fax: 0201/2940334,<br />

E-Mail: bettina.beeftink@gew-nrw.de<br />

(bei Anmeldungen per E-Mail bitte<br />

die vollständige Adresse angeben)<br />

Eine Anmeldebestätigung<br />

wird ca. vier Wochen vor<br />

dem Seminar verschickt.<br />

Begrenztes Platzangebot<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

RECHTSBERATUNG RECHTSBERATUNG<br />

Bildungsurlaub in NRW<br />

Fünf Tage mehr Urlaub <strong>und</strong> Fortzahlung des Arbeitsentgelts – Das geht!<br />

von Nina Goerges<br />

Was ist Bildungsurlaub?<br />

Jeder Arbeitnehmer in NRW<br />

hat gr<strong>und</strong>sätzlich Anspruch, sich<br />

an fünf Tagen im Jahr beruflich<br />

oder politisch weiterzubilden.<br />

Für diese Fortbildung wird er<br />

freigestellt <strong>und</strong> erhält weiterhin<br />

sein Gehalt. Die Kosten der<br />

Weiterbildung wie z. B. die Teilnahmegebühr<br />

muss der Arbeitnehmer<br />

selber zahlen. Das Thema<br />

der Weiterbildung kann vom<br />

Beschäftigen selbst bestimmt<br />

werden. Es muss nicht unmittelbar<br />

mit der Arbeit zu tun haben,<br />

sondern kann auch der allgemeinen<br />

beruflichen oder politischen<br />

Weiterbildung dienen. Für eine<br />

berufliche Weiterbildung reicht<br />

es aus, wenn der Arbeitgeber einen<br />

mittelbaren Vorteil hat. Der<br />

Beschäftigte kann sich also auch<br />

über Entspannungstechniken,<br />

Meditation oder Fremdsprachen<br />

weiterbilden. Die politische<br />

Weiterbildung reicht von Seminaren<br />

über Atomkraft bis<br />

zum Kohl- <strong>und</strong> Obstanbau auf<br />

Rügen. Hier ist Vieles möglich!<br />

(vgl. dazu www.bildungsurlaub.<br />

de mit mehr als 1.500 Bildungsurlaubsangeboten<br />

zwischen<br />

März <strong>und</strong> September 2012).<br />

Wer darf ?<br />

Jeder in NRW beschäftigte<br />

Arbeitnehmer, der in einem<br />

Betrieb ab 10 Mitarbeitern<br />

<strong>SEITE</strong> 30<br />

arbeitet, hat einen Anspruch<br />

auf 5 Tage Bildungsurlaub pro<br />

Jahr. Bei teilzeitbeschäftigten<br />

Arbeitnehmern, die weniger als<br />

5 Tage in der Woche arbeiten,<br />

verringert sich der Anspruch<br />

entsprechend. Einschränkungen<br />

gibt es bei Beschäftigten, die in<br />

Betrieben unter 50 Mitarbeitern<br />

arbeiten. Auszubildende, Beamte<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter in Betrieben<br />

mit weniger als 10 Beschäftigten<br />

haben keinen Anspruch.<br />

Was muss ich tun?<br />

Der Bildungsurlaub muss mindestens<br />

6 Wochen vor Beginn<br />

beim Arbeitgeber schriftlich<br />

angemeldet werden. Der Mitteilung<br />

sind die Unterlagen<br />

über die Bildungsveranstaltung<br />

beizufügen. Es muss sich um<br />

ein als Bildungsurlaub anerkanntes<br />

Seminar handeln.<br />

Um einen Streit mit dem Arbeitgeber<br />

zu vermeiden, sollte<br />

die Freistellung so früh wie<br />

möglich beantragt werden.<br />

Was tue ich, wenn mein<br />

Antrag abgelehnt wird?<br />

Der Arbeitgeber hat die Möglichkeit<br />

den Bildungsurlaub aus<br />

betrieblichen Gründen abzulehnen.<br />

Diese zwingenden Gründe<br />

muss der Arbeitgeber dem<br />

Beschäftigten innerhalb von drei<br />

Wochen nach dessen Mitteilung<br />

schriftlich mitteilen. Liegt diese<br />

Ablehnung nicht vor, gilt die<br />

Freistellung als erteilt. Lehnt der<br />

Arbeitgeber den Antrag ab <strong>und</strong><br />

der Beschäftigte zweifelt an, dass<br />

zwingende Gründe vorliegen,<br />

kann er sich an den Betriebsrat<br />

wenden, denn der Bildungsurlaub<br />

ist mitbestimmungspflichtig!<br />

(Für die Betriebsräte: das<br />

Einschalten einer Einigungsstelle<br />

ist möglich). Auch eine einstweilige<br />

Verfügung ist möglich.<br />

Wer traut sich?<br />

In Deutschland nehmen nur ein<br />

bis zwei Prozent aller Arbeitnehmer<br />

die Möglichkeit des Bildungsurlaubs<br />

wahr. Obwohl die<br />

Vorteile auf der Hand liegen.<br />

Für die Beschäftigten sind es<br />

fünf Urlaubstage zusätzlich! Für<br />

den Arbeitgeber kann sich der<br />

Bildungsurlaub ebenfalls günstig<br />

auswirken. Schließlich trägt er<br />

nur die Kosten des Arbeitsausfalls,<br />

die Kosten der Weiterbildung<br />

zahlt der Arbeitnehmer.<br />

Zudem ist ein Arbeitnehmer<br />

nach der Weiterbildung ausgeruht,<br />

motiviert <strong>und</strong> bringt<br />

bessere Leistung.<br />

Also: trauen Sie sich! Je mehr<br />

Beschäftigte diese Möglichkeit<br />

wahrnehmen, umso selbstverständlicher<br />

wird es für alle.<br />

Und was ist mit der „normalen“<br />

beruflichen Weiterbildung?<br />

Diese dient der Fortbildung für<br />

die Tätigkeiten am Arbeitsplatz.<br />

Der Arbeitnehmer hat hier<br />

keinen gesetzlichen Anspruch auf<br />

Weiterbildung. Eine Verpflichtung<br />

des Arbeitgebers kann sich<br />

nur aus einem gültigen Tarifvertrag,<br />

einer Betriebsvereinbarung<br />

oder einem einzelvertraglichen<br />

Fortbildungsvertrag ergeben.<br />

Ordnet der Arbeitgeber eine<br />

Fortbildung an, muss der Arbeitgeber<br />

die Kosten tragen. Auch ist<br />

die Fortbildung dann Arbeitszeit.<br />

Wenn der Beschäftige eine<br />

längere, (teure) Weiterbildung<br />

machen möchte, kann er mit<br />

dem Arbeitgeber über die Kosten<br />

verhandeln. Hat auch der<br />

Arbeitgeber Vorteile von der<br />

Weiterbildung, kann zwischen<br />

Beschäftigten <strong>und</strong> Arbeitgeber<br />

ein Fortbildungsvertrag abgeschlossen<br />

werden. Hier wird<br />

festgelegt, wer die Kosten der<br />

Weiterbildung <strong>und</strong> ggf. die<br />

Fahrtkosten bezahlt, <strong>und</strong> ob der<br />

Arbeitnehmer freigestellt wird.<br />

Der Beschäftigte verpflichtet sich<br />

im Gegenzug nach Abschluss für<br />

eine bestimmte, festgelegte Zeit<br />

im Unternehmen zu bleiben.<br />

Link zum Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz<br />

NRW: https://recht.nrw.<br />

de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_nr=6&vd_<br />

id=11806&vd_back=N<br />

<strong>SEITE</strong> 31<br />

Einladung<br />

Mitbestimmung des<br />

Betriebsrates in wirtschaftlichen<br />

Angelegenheiten<br />

Tagesfortbildung für Betriebsräte<br />

in Einrichtungen des<br />

Sozial- <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong>sdienstes<br />

Die Mitbestimmung in wirtschaftlichen<br />

Fragen zählt zu den zentralen<br />

Mitbestimmungsrechten des<br />

Betriebsrates. Dieses Recht wird<br />

aber vielfach nicht ausgeschöpft,<br />

weil es an Kenntnissen fehlt.<br />

Was bedeutet „umfassendes<br />

Informationsrecht“?<br />

Welche Informationen muss die<br />

Geschäftsleitung zur<br />

Verfügung stellen?<br />

Wie sind die Daten zu bewerten?<br />

Welche Rechte hat ein<br />

Wirtschaftsausschuss?<br />

Antworten auf diese Frage werden<br />

handlungsorientiert vermittelt.<br />

Referent:<br />

Achim Fritzsche<br />

Jurist<br />

Donnerstag, 15. März 2012<br />

von 9.30 Uhr - 15.30 Uhr<br />

im Kölner DGB-Haus<br />

Die Freistellung ist nach § 37<br />

Abs. 6 BetrVG gegeben.<br />

Kostenbeteiligung<br />

für Seminar <strong>und</strong> Verpflegung:<br />

30 Euro pro Teilnehmer<br />

(trägt der Arbeitgeber)<br />

Wir bitten um verbindliche Anmeldung<br />

via E-Mail: betriebsraete@gew-koeln.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln


Einladung<br />

in die Ausstellung<br />

Glanz <strong>und</strong> Größe<br />

des Mittelalters<br />

Kölner Meisterwerke aus den<br />

großen Sammlungen der Welt<br />

Museum Schnütgen<br />

Cäcilienstraße 29-33<br />

50667 Köln<br />

Mittwoch, 15. Februar 2012<br />

13.15 Uhr<br />

Eintritt: 4 Euro<br />

Bitte in der GEW-Geschäftsstelle<br />

anmelden <strong>und</strong> auch wieder abmelden<br />

(Telefon: 0221-516267), wenn<br />

man nicht teilnehmen kann, da nur<br />

20 Plätze zur Verfügung stehen.<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />

De Zoch kütt<br />

von Helga Löbbert<br />

Mal ehrlich: Wer hat noch nie<br />

davon geträumt, einmal im<br />

Leben an Rosenmontag hoch<br />

oben auf einem Prunkwagen<br />

zu fahren <strong>und</strong> Kamelle satt zu<br />

werfen? Aber dafür muss man<br />

hüterer Blauer oder Roter Funke<br />

oder Heidi Klum sein. Oberbürgermeister<br />

geht auch noch,<br />

aber am besten ist Festkomitee,<br />

denn Festkomitee ist Karneval.<br />

Symbolische Karnevalswagen<br />

kann man in der Ausstellung:<br />

„Kölle Alaaf unterm<br />

Hakenkreuz“ besteigen, nicht<br />

um Kamelle unters Volk zu<br />

streuen, sondern um sich<br />

über Themenbereiche wie<br />

Karnevalsgesellschaften, Rosenmontagszüge,Sitzungskarneval<br />

<strong>und</strong> einzelne Künstlerschicksale<br />

zu informieren.<br />

Gezeigt wird, wie die Nationalsozialisten<br />

versuchten, sich den<br />

Karneval zu Eigen zu machen.<br />

Nicht gezeigt werden kann, dass<br />

der Kölner Karneval Hort des<br />

Widerstandes gegen das Naziregime<br />

war. Denn das war er nicht.<br />

Man wehrte sich zwar gegen<br />

immer stärkere Regulierungen<br />

durch die Nazis <strong>und</strong> gegen<br />

unbeliebte Persönlichkeiten, die<br />

sich in den Vordergr<strong>und</strong> schieben<br />

wollten. So hinderte der Chef der<br />

Roten Funken Thomas Liessem<br />

das altgediente Parteimitglied<br />

Willi Ebel daran, Vorsitzender<br />

des Festkomitees zu werden,<br />

aber wohl nicht wegen dessen<br />

Parteizugehörigkeit, Liessem war<br />

<strong>SEITE</strong> 32<br />

selber Parteimitglied, sondern<br />

weil Ebel ganz <strong>und</strong> gar ekelig<br />

<strong>und</strong> ungelitten war. Das nationalsozialistische<br />

Gedankengut<br />

aber floss doch mehr <strong>und</strong> mehr<br />

in den Karneval. 1936 gab es in<br />

den Veedelszöch erste antisemitische<br />

Fußgruppen, aber noch<br />

keine im Rosenmontagszug.<br />

Schon 1933 waren alle Karnevalsaktivitäten<br />

der <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />

<strong>und</strong> der SPD verboten<br />

worden, der jüdische Karnevalsverein<br />

KKK, - Kleiner Kölner<br />

Klub - den Max Salomon gegründet<br />

hatte, sowieso. Übrigens<br />

emigrierte Salomon 1939 nach<br />

Los Angeles <strong>und</strong> gründete dort<br />

sofort wieder einen Karnevalsverein,<br />

Jeck bleibt Jeck, aber in<br />

dieser Zeit bitte nicht als Jude in<br />

Köln. Einen ehrenwerten Platz<br />

in dieser Ausstellung haben die<br />

wenigen Beispiele widerständiger<br />

Karnevalisten wie die des Büttenredners<br />

Karl Küpper. Dieser griff<br />

in seinen Beiträgen die Nazis so<br />

hart an, dass er von der Gestapo<br />

verhaftet wurde <strong>und</strong> hier einsaß,<br />

wo jetzt seiner gedacht wurde:<br />

„ Es stand ein Baum<br />

am Waldesrand<br />

<strong>und</strong> war organisiert.<br />

Er war im NS-Baumverband,<br />

damit ihm nichts passiert.“<br />

Obwohl Küpper daraufhin<br />

verwarnt wurde, griff er die<br />

Rede noch einmal auf <strong>und</strong><br />

trug sie in verändertet Form<br />

vor, um zu verdeutlichen, dass<br />

er durch seine Unangepasstheit<br />

Schwierigkeiten bekam.<br />

„ Es stand kein Baum<br />

am Waldesrand,<br />

er war nicht organisiert.<br />

Er war nicht im NS-<br />

Baumverband,<br />

damit mir nichts passiert.“<br />

Da war nun damit zu rechnen,<br />

dass ganz sicherlich etwas passierte.<br />

1939 bekam er endgültig<br />

Redeverbot. Er hat die Zeit<br />

überlebt, weil er zu populär war,<br />

um ihn ganz verschwinden zu<br />

lassen. Wir konnten in unserer<br />

guten Führung von Barbara<br />

Kirschbaum nur einen Überblick<br />

gewinnen. Man kann sich aber<br />

einen tiefen Einblick verschaffen,<br />

wenn man sich länger Zeit<br />

nimmt, die Dokumente zu lesen<br />

<strong>und</strong> zu hören, die sorgfältig<br />

zusammengetragen wurden.<br />

Die Ausstellung wurde unter<br />

anderem vom Karnevalsmuseum<br />

<strong>und</strong> dem Festkomitee Kölner<br />

Karneval unterstützt. Es ist die<br />

erste gründliche <strong>und</strong> freiwillige<br />

Auseinandersetzung des<br />

Festkomitees mit seiner Vergangenheit<br />

im Dritten Reich.<br />

Im Rosenmontagszug 1950, der<br />

sich mit 2000 Jahren Kölner<br />

Geschichte befasste, gab es einen<br />

Wagen, der auf die Nazi-Zeit<br />

verwies. Tünnes, der ja immer<br />

für alles herhalten muss, wird<br />

mit Anti-Nazi-Creme eingerieben<br />

<strong>und</strong> bekommt Spritzen<br />

mit Antinazin, Demokratien<br />

<strong>und</strong> Humanin. So locker kann<br />

man im Fastelaer Jahre, die nicht<br />

besonders ruhmvoll <strong>und</strong> tolerant<br />

waren, aus der Erinnerung<br />

wegspritzen <strong>und</strong> zu Hochformen<br />

des Alaafs wieder auflaufen.<br />

TAGUNG<br />

Ziffernnoten:<br />

Anreiz oder Leistungsbremse?<br />

Lernen braucht ermutigende<br />

Rückmeldung <strong>und</strong> eine angstfreie Schulkultur<br />

„Eine neue Lernkultur braucht einen anderen Umgang<br />

mit Schülerleistungen“ (Felix Winter 2008)<br />

Die pädagogische Diskussion um die Sinnhaftigkeit von<br />

Noten ist nicht neu – aber die eindeutigen wissenschaftlichen<br />

Bef<strong>und</strong>e, die sowohl die Objektivität als auch die Bedeutung<br />

von Noten für die Lernenden außerordentlich kritisch beleuchten,<br />

haben in der Praxis wenig Niederschlag gef<strong>und</strong>en.<br />

Nach wie vor spielt die Leistungsbewertung in Form von<br />

Ziffernnoten eine wesentliche Rolle im Schulalltag. Sie raubt<br />

den Lehrkräften enorm viel Arbeitszeit <strong>und</strong> trägt als<br />

Selektionsinstrument zu oberflächlichem Lernen für den Test<br />

<strong>und</strong> zur Demotivierung der Lernenden bei. Im Kontext der<br />

Förderung einer individualisierenden Lernkultur, in der der<br />

Lernende im Mittelpunkt steht, muss die Diskussion um Sinn<br />

<strong>und</strong> Zweck von Leistungsbewertung neu geführt werden.<br />

Die Tagung soll dazu einen Anstoß geben <strong>und</strong> einen<br />

Beitrag zu einer Veränderung überkommener Sichtweisen in<br />

diesem zentralen schulischen Betätigungsfeld leisten.<br />

Veranstalter der Tagung sind: Forum Eltern <strong>und</strong> Schule,<br />

Dortm<strong>und</strong> (Weiterbildungs einrichtung der Gemeinnützigen<br />

Gesellschaft Gesamtschule e.V. GGG NRW) <strong>und</strong> <strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong> (GEW NRW).<br />

Weitere Kooperationspartner sind: GEW-B<strong>und</strong>, GEW Köln, Gr<strong>und</strong>schulverband<br />

NRW, Landesschülervertretung NRW, Schulleitungsvereinigung<br />

Gesamtschulen NRW, Gesamtschulstiftung, Institut zur<br />

Förderung der Teamarbeit e.V. Köln, Mittendrin e.V., NRW-Bündnis<br />

„Eine Schule für alle“, school is open BildungsraumProjekt, Köln.<br />

<strong>SEITE</strong> 33<br />

29. Febraur 2012<br />

9.30 bis 16.30 Uhr<br />

Uni Köln<br />

Gronewaldstr. 2<br />

Tagungsbeitrag: 15.00 Euro<br />

(incl. Imbiss <strong>und</strong> Pausengetränke),<br />

Studierende: 5,00 Euro, Schüler kostenlos<br />

Weitere Informationen zum Ablauf <strong>und</strong> zu den Workshops:<br />

www.w-f-sch.de


Rückkehr in die Fremde<br />

Gedenkveranstaltung in der Antoniterkirche<br />

von Malle Bensch-Humbach<br />

„Du musst nicht denken, so ein<br />

Lager ist von einem Tag auf den<br />

anderen zu Ende. Schön wär<br />

das. Wirst befreit, gehst raus,<br />

<strong>und</strong> alles ist vorbei. So ist das<br />

leider nicht, ihr stellt euch das<br />

viel zu einfach vor, das Lager<br />

läuft dir hinterher. Von draußen<br />

sieht es aus wie normales Leben,<br />

in Wirklichkeit sitzt du noch<br />

im Lager, das in deinem Kopf<br />

weiter existiert. Du fürchtest,<br />

so fängt der Wahnsinn an.“<br />

So spricht die Hauptfigur aus<br />

Jurek Beckers Roman „der Boxer“,<br />

in dem Becker Gespräche zu<br />

verarbeiten versucht, die er zwei<br />

Jahre lang mit einem ehemaligen<br />

KZ-Häftling geführt hat.<br />

Zum Jahrestag der Befreiung<br />

des Konzentrationslagers Auschwitz<br />

gedenken wir aller unter<br />

der NS-Herrschaft Verfolgten<br />

<strong>und</strong> Ermordeten, ihrer Leiden,<br />

Qualen <strong>und</strong> Erniedrigungen.<br />

2012 stehen die Kölnerinnen<br />

<strong>und</strong> Kölner im Mittelpunkt,<br />

die in der NS-Zeit wegen ihrer<br />

jüdischen Herkunft <strong>und</strong><br />

aus rassistisch-antisemitischen<br />

Gründen verfolgt wurden.<br />

Manche konnten der Verfolgung<br />

durch Emigration entkommen,<br />

nur wenige überlebten die Vernichtungslager,<br />

einzelne wurden<br />

durch mutige Menschen gerettet,<br />

die ihnen in Köln oder Umgebung<br />

ein Versteck oder die Flucht<br />

ins Ausland ermöglichten. Die<br />

Überlebenden sind gezeichnet<br />

GEDENKTAG GLOSSE<br />

von der erfahrenen sozialen<br />

Ausgrenzung <strong>und</strong> Entrechtung,<br />

von tiefster Demütigung <strong>und</strong><br />

brutaler Misshandlung. Zwangsarbeit<br />

zermürbte ihren Körper,<br />

die Anwesenheit des Todes ihre<br />

Seele. Mit der Rückkehr aus Versteck,<br />

Lager <strong>und</strong> Emigration war<br />

für sie die Hoffnung verb<strong>und</strong>en,<br />

an das Leben vor der Verfolgung<br />

anknüpfen zu können. Doch dies<br />

gelang nur wenigen. Viele hatten<br />

ihre nächsten Angehörigen verloren,<br />

Das Zuhause war ihnen genommen<br />

<strong>und</strong> eine neue Heimat<br />

nur schwer zu finden. Sie waren<br />

entwurzelt, die Lebenswege<br />

abgeschnitten, oft völlig zerstört.<br />

1945 stellte sich ihnen die Frage,<br />

wie <strong>und</strong> wo sie die Kraft für weiteres<br />

Leben aufbringen konnten.<br />

War für sie eine Rückkehr<br />

nach Köln denkbar?<br />

Trotz aller Bedenken entschlossen<br />

sich einzelne Kölnerinnen<br />

<strong>und</strong> Kölner zur Rückkehr in<br />

ihre Heimatstadt, manche schon<br />

früh, manche später. Ihre Hoffnung,<br />

dass sie dort auf Menschen<br />

treffen, die bereit <strong>und</strong> fähig<br />

dazu wären, sich ehrlich <strong>und</strong><br />

selbstkritisch mit ihrem Leben<br />

im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen,<br />

wurde in den<br />

meisten Fällen enttäuscht, aber<br />

gleichzeitig entstanden auch<br />

Begegnungen <strong>und</strong> Beziehungen,<br />

die als kostbar <strong>und</strong> unverzichtbar<br />

empf<strong>und</strong>en wurden. Leiden an<br />

Deutschland, <strong>und</strong> Vertrauen,<br />

das langsam <strong>und</strong> stockend<br />

wiedergewonnen wird, schafften<br />

<strong>SEITE</strong> 34<br />

eine spannungsvolle Existenz.<br />

Indem wir dies an den Lebensläufen<br />

von Bruno Kisch, Margret<br />

Busher, Malka Schmuckler, Herbert<br />

Lewin, Moritz <strong>und</strong> Helmut<br />

Goldschmidt nachzeichnen, erinnern<br />

wir an alle, die die Mühen<br />

des Neuanfangs in unserer Stadt<br />

trotzdem auf sich genommen<br />

<strong>und</strong> damit viel zum demokratischen<br />

Wiederaufbau der Kölner<br />

Gesellschaft beigetragen haben.<br />

Die Häftlinge von Buchenwald<br />

– zu denen auch Helmut<br />

Goldschmidt gehörte – schworen<br />

nach ihrer Befreiung: „Die<br />

Vernichtung des Nazismus<br />

mit seinen Wurzeln ist unsere<br />

Losung. Der Aufbau einer<br />

neuen Welt des Friedens <strong>und</strong><br />

der Freiheit ist unser Ziel“.<br />

Dies ist nach wie vor aktuell.<br />

Deshalb sind wir alle aufgefordert,<br />

einen Beitrag<br />

zu leisten, dass Antisemitismus,<br />

Rassismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />

in unserer Stadt<br />

keinen Boden gewinnen <strong>und</strong><br />

die Erinnerungsarbeit demokratische<br />

Früchte trägt.<br />

Die Gedenkveranstaltung<br />

wird von einem breiten Bündnis<br />

getragen <strong>und</strong> findet<br />

dieses Mal am Vorabend<br />

des Gedenktages, dem<br />

26. Januar, 18 Uhr<br />

statt, um den jüdischen Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmern die<br />

Shabbat-Ruhe zu ermöglichen.<br />

von Wolfgang Hardenacke<br />

Mittwochnachmittag. Ende der<br />

Lehrerkonferenz. „Gut, dass ihr<br />

vom Lehrerrat noch den Antrag<br />

gestellt habt“, meint Petra<br />

Rath. „Ja, das war notwendig“,<br />

entgegnet der angesprochene<br />

Kollege Rainer Brück, „sonst<br />

wäre alles im Unverbindlichen<br />

geblieben. Nun kann die Arbeitsgruppe<br />

in Ruhe recherchieren,<br />

unter welchen Bedingungen die<br />

Umstellung auf das LehrerInnenraumprinzip<br />

möglich ist.“<br />

„Fakt ist, dass wir in den zu<br />

kurzen Pausen lange Wege zurücklegen<br />

müssen - egal, ob zum<br />

nächsten Klassenraum, zum Lehrerzimmer<br />

oder zur Pausenaufsicht“,<br />

bemerkt Kollegin Pesch.<br />

„Und dabei kann es zu einer<br />

Begegnung der besonderen Art<br />

kommen“, mischt sich Kollege<br />

Weiß ein. „Wie meinst du<br />

das?“ „Gestern traf mich unsere<br />

Schulleiterin in der 1. Pause auf<br />

dem Gang <strong>und</strong> meinte, ob ich<br />

wisse, wie spät es sei? Ja, habe<br />

ich geantwortet, es ist neun<br />

Uhr vier<strong>und</strong>dreißig. Ob auch<br />

ich wisse, welcher Tag heute sei,<br />

fragte sie dann. Dienstag, habe<br />

ich gesagt. Sie schaute mich ernst<br />

an <strong>und</strong> meinte, dann wisse ich ja<br />

sicherlich auch, wer dienstags in<br />

der großen Pause zur Hofaufsicht<br />

eingeteilt sei. Natürlich weiß ich<br />

das, habe ich geantwortet, ich<br />

habe in meinem GEW-Kalender<br />

dick <strong>und</strong> fett vermerkt, dass ich<br />

zur Hofaufsicht eingeteilt bin.<br />

Wenn ich das alles so genau wisse,<br />

dann könne sie nicht verstehen,<br />

dass ich immer noch auf dem<br />

Gang stehe, statt meinen Pflichten<br />

nachzukommen?“ „Und,<br />

wie hast du das gewechselt?“.<br />

Schulvormittag – Stress pur<br />

„Ich habe sie gebeten, mir doch<br />

einmal zu erklären, wie ich es<br />

schaffen soll, als Erster auf dem<br />

Hof zur Pausenaufsicht zu sein,<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig als Letzter das<br />

Klassenzimmer zu verlassen,<br />

um hinter den SchülerInnen<br />

abzuschließen.“ „Und, was<br />

sagte sie dann?“ „Nichts. Sie<br />

ging schweigend in ihr Büro.“<br />

„Während wir in der Schule<br />

unter dem Räumchen, wechsel<br />

dich leiden <strong>und</strong> nach Lösungen<br />

suchen“, meint schließlich<br />

Petra Rath, „sieht man unsere<br />

Situation draußen häufig völlig<br />

anders.“ So habe ihre Nachbarin<br />

ihr kürzlich feixend folgenden<br />

Postkartentext vorgelesen:<br />

„Lehrer haben vormittags<br />

Recht <strong>und</strong> nachmittags frei.“<br />

„Sag doch deiner Nachbarin,<br />

du hättest da auch einen schönen<br />

Postkartenspruch“, schlägt<br />

Benno Weiß vor, „<strong>und</strong> zwar:<br />

,Uns trennen Welten, tut mir<br />

leid. Ich wäre gern dumm, <strong>und</strong><br />

du wärst gerne gescheit‘“.<br />

„Leider war ich nicht so schlagfertig.<br />

Stattdessen habe ich mich<br />

hinreißen lassen, ihr meinen<br />

Schulalltag zu schildern. Dass ich<br />

vor Schulbeginn noch schnell ins<br />

Lehrerzimmer gehe, um einen<br />

Blick auf den Vertretungsplan<br />

zu werfen. Dort sehe, dass ich in<br />

der vierten St<strong>und</strong>e Vertretung<br />

Englisch in einer mir völlig unbekannten<br />

Klasse habe. Das heißt:<br />

keine Springst<strong>und</strong>e, also sieben<br />

St<strong>und</strong>en am Stück! Dann ein<br />

kurzer Sprint zum Kopierer <strong>und</strong><br />

schnell noch einen Klassensatz<br />

Arbeitsblätter für diese Klasse<br />

kopiert. Anschließend zurück<br />

ins Lehrerzimmer, um meine viel<br />

zu schwere Tasche zu holen, <strong>und</strong><br />

anschließend ins Schulbüro, um<br />

<strong>SEITE</strong> 35<br />

den Medienkoffer mitzunehmen.<br />

Auf geht’s zur ersten St<strong>und</strong>e in<br />

Gebäudeteil A, Etage 3, Raum<br />

304. Politik in der HU 31. Im<br />

Treppenhaus überholt mich<br />

leichtfüßig Kollege Roggendorf,<br />

das Französisch-Buch in der<br />

Hand. ,Die SchülerInnen heute<br />

mal wieder mit Gruppenarbeit<br />

beglücken, was!?‘, ruft er mir<br />

zu. Nicht drauf eingehen, sage<br />

ich mir, gehe weiter, treffe kurz<br />

vor meinem Ziel noch auf eine<br />

Schülerin meiner Klasse, die mir<br />

nach sage <strong>und</strong> schreibe drei Wochen<br />

das Geld für die Praktika<br />

entgegenstreckt. Dummerweise<br />

habe ich keine Hand frei <strong>und</strong><br />

kann mich gerade noch beherrschen,<br />

sie aufzufordern, das Geld<br />

in der Pause in mein Fach legen<br />

zu lassen. Atemlos erreiche ich<br />

den Klassenraum, begrüße die<br />

SchülerInnen, ziehe meine Jacke<br />

aus, frage nach dem Klassenbuch<br />

<strong>und</strong> fange endlich mit dem<br />

Unterricht an. Wie erholsam!<br />

Deshalb wünsche ich mir einen<br />

LehrerInnenraum mit Rückzugsmöglichkeiten<br />

zum Arbeiten <strong>und</strong><br />

zum Ausruhen. In dem ich meine<br />

Unterrichtsmaterialien jederzeit<br />

zur Hand habe <strong>und</strong> mich keine<br />

schwere Tasche mehr zum Erdboden<br />

ziehen kann. Es wäre dann<br />

mein Raum, den ich individuell<br />

für meinen Unterricht gestalte,<br />

durch den ich schließlich auch<br />

die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

besser wahrnehme <strong>und</strong> in dem<br />

auch sie sich wohl fühlen.“<br />

„Und? Was sagte die Nachbarin<br />

nun?“. „Das ist ja Stress<br />

pur! So ein Job wäre nichts für<br />

mich.“ Wie abgesprochen sagen<br />

alle: „Zum Glück aber auch!.“


G 10629 F Postvertriebsstück DPA Entgelt bezahlt<br />

Nr. 1 GEW forum Hans-Böckler-Platz 1 50672 Köln<br />

all together now<br />

Fachtagung zum Kölner Schulinklusionsplan<br />

am 26. November 2011<br />

<strong>SEITE</strong> 36

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